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Pen & Paper - Rollenspiel => Pen & Paper - Allgemein => Pen & Paper - Umfragen => Thema gestartet von: Zed am 22.08.2024 | 22:08

Titel: Folgefrage zu "langen Kampagnen": Wie geht Ihr mit Charaktertod um?
Beitrag von: Zed am 22.08.2024 | 22:08
Im März hatte tartex eine spannende Frage zu langen Kampagnen (https://www.tanelorn.net/index.php/topic,127829.msg135211019.html#msg135211019) gestellt, und es wurde von wirklich langen Kampagnen (zT weit mehr als 100 Spielsitzungen) berichtet.

Das Klassikerthema "Wie tödlich soll ein Spiel sein/soll ein Spiel nicht sein?" (was natürlich von System zu System unterschiedlich ist) wird noch komplizierter, wenn man gerne eine lange Kampagne spielen möchte. Gut, man kann die Kampagne auch nach Charaktertod(en) mit anderen Figuren fortgeführen. Aber einfacher und eleganter ist es doch, wenn die Figuren tendenziell die gesamte Kampagne erleben können.

Andererseits möchte man den Figuren auch keinen "Plotarmor AC 100" geben.

Wenn Ihr zu denen gehört, die lange Kampagnen spielen oder spielen möchten, wie gelingt Euch die Gradwanderung zwischen "nicht sehr tödlich" und "doch noch gefährlich genug, dass das Spiel spannend bleibt"?
Titel: Re: Folgefrage zu "langen Kampagnen": Wie geht Ihr mit Charaktertod um?
Beitrag von: ghoul am 22.08.2024 | 22:25
Die Kampagnenwelt lebt weiter. Für eine neue Personnage ist immer Platz.
Titel: Re: Folgefrage zu "langen Kampagnen": Wie geht Ihr mit Charaktertod um?
Beitrag von: Alter Weißer Pottwal am 22.08.2024 | 22:46
Die Gratwanderung geht ja nicht vom SL aus, sondern vom Regelwerk. Daher muss man eben auf das passende System zurückgreifen.
Titel: Re: Folgefrage zu "langen Kampagnen": Wie geht Ihr mit Charaktertod um?
Beitrag von: nobody@home am 22.08.2024 | 22:52
Charaktertod ist doch bloß die einfache Variante für Angsthasen, die den Gedanken nicht ertragen können, ihr Charakter müßte mit einem Fehlschlag oder Versagen weiterleben. >;D

Insofern habe ich also kein Problem damit, gleich Regeln mit niedriger Tödlichkeit zu verwenden. Überleben alleine bedeutet schlicht und ergreifend noch lange nicht automatisch auch Gewinnen -- und damit bleibt die Herausforderung dann letztendlich erhalten.
Titel: Re: Folgefrage zu "langen Kampagnen": Wie geht Ihr mit Charaktertod um?
Beitrag von: Feuersänger am 22.08.2024 | 23:13
Die Antwort auf die Themenfrage ist: schlecht.  ;D

Dank D&D-Systemfamilie ist es jetzt auch viele Jahre nicht mehr vorgekommen, dass ein Tod den betreffenden Charakter wirklich länger aus dem Spiel genommen hätte. Im Zweifel nen Raise / Res bezahlen und weiter. Am gründlichsten mussten wir uns mit der Frage in AD&D2 auseinandersetzen, weil dort Elfen nicht mit Raise Dead wiederbelebt werden können, wir haben dann für viel Geld einen Tempel bauen lassen, um einen genügend hochstufigen NSC-Priester anzulocken, der im Bedarfsfall Resurrection hätte wirken können.
Das letzte Ereignis dieser Art war wohl in Pathfinder, ein SC wurde von einer Medusa versteinert - aber der Medizinmann der örtlichen Lizardfolk hatte noch ein Töpfchen Stone Salve, also alles halb so wild.

Einmal ist uns in Dungeon World völlig unvermittelt ein Char abgenippelt, was aber eher an uninformierter Regelanwendung lag. (Der Knackpunkt war: uns war nicht bewusst, dass im Falle eines "Treffers" eben _nicht_ zwingend HP abgezogen werden müssen, sondern das eigentlich nur der letzte Fallback ist wenn einem sonst keine andere Konsequenz einfällt. Und so kam es halt dass der fragliche Zwerg unter 0HP fiel, Exitus.)
Der Spieler hätte damit kein Problem gehabt, aber die SL hatte mit dem SC noch so viel vor, dass sie ihn quasi per göttlicher Intervention wieder hat aufwachen lassen. Die Kampagne verlief sich aber dann leider, ehe dieser Arc aufgelöst wurde.

In einem anderen Fall -- das ist sehr sehr lange her, mit SaWo -- wären unsere Chars durch eine Verkettung von Bathsit Random Freak Rolls bestimmt abgenippelt, aber der SL hat die verbliebenen Gegner aus sehr fadenscheinigem Anlass den Rückzug antreten lassen. Aber weil uns als Spielern klar war, dass es das jetzt eigentlich gewesen wäre, hatten wir keine Lust mehr auf die Kampagne und haben sie beendet.

Das alles ist jetzt wie gesagt nur auf lange Kampagnen bezogen; in Oneshots oder Minikampagnen war die Sterblichkeit schon deutlich höher, aber da isses einem halt eher egal.
Titel: Re: Folgefrage zu "langen Kampagnen": Wie geht Ihr mit Charaktertod um?
Beitrag von: blackris am 22.08.2024 | 23:27
Es muss halt passen. Bei einem Standardmob drei, vier Mal blöd gewürfelt und der Charakter geht drauf? Das würde ich schon sehr unbefriedigend finden. Bekommt der Charakter ein tolles, episches Ende spendiert, kann ich es feiern.

Gerade habe ich in unserer schon recht lange laufenden HeXXen Runde einen neuen Char begonnen, da der alte korrumpiert wurde und nun als Monster keine agency mehr hat. Er konnte noch fliehen und wird uns villeicht noch einmal als Nemesis heimsuchen. Darauf freue ich mich sehr!

Die Gratwanderung geht ja nicht vom SL aus, sondern vom Regelwerk. Daher muss man eben auf das passende System zurückgreifen.

Naja, der Standard ist heutzutage ja oft "taken out" und eine narrative Wende, was in der Regel die spanndere Wahl ist. Dann liegt es schon in Ermessen von Spieler:in oder Spielleitung, das zu entscheiden. Auch wenn das System so etwas nicht vorsieht, kann man das ja trotzdem machen, wenn man nicht unbedingt 100 % by the book spielen muss.
Titel: Re: Folgefrage zu "langen Kampagnen": Wie geht Ihr mit Charaktertod um?
Beitrag von: CokeBacon am 22.08.2024 | 23:30
Ich leite für meine Truppe jetzt schon seit mehr als einem Jahrzehnt in ein und der selben Kampagnenwelt. Die Kampagnen bauen dabei durchaus aufeinander auf und referieren auf Inhalte vorangegangener Kampagnen. Kampagnen werden dabei entweder mit einem neuen Satz Charaktere oder eben mit einem alten Charakter bespielt.

Eine Kampagne läuft bei mir ca 10 Spielabende. Dann ist die Story meistens durch. Für die Spieler stellt dies kein Problem dar, da sie ihre Chars ja in Folgekampagnen weiterspielen können. Die Kampagnenwelt geht ja immerhin weiter.

Meine Spieler haben jeder für sich ein gutes Rooster an Charakteren aufgebaut, sodass sie auch auf andere Charaktere wechseln können, sollte es zu einem Charaktertod kommen. Wiederbelebung gibt es natürlich auch als Option. Im Frühjahr wurde zB ein Charakter wiederbelebt, der outgame seit mehreren Jahren tot war. Das hat den Spieler des wiederbelebten Charakters natürlich sehr gefreut und er will ihn auch in der nächsten Kampagne wieder spielen (wenn wir wieder dazu kommen - wir haben im Moment eine kleine Durststreche  :'().

Ich weiß jetzt nicht, ob mein Post so richtig zur Fragestellung passt, da es immerhin nicht "eine Kampagne" ist, sondern viele zusammenhängende Kampagnen. Aber ich denke, da ist viel deckungsgleich.

Kurz gesagt: Ein Rooster ein Charakteren und regelmäßiger Charakterwechsel um "Frischfleisch" hochzuziehen, macht das Spielmodell möglich, wenn man den Charaktertod nicht aus dem Spiel entfernen will.

Edit: Einer meiner Spieler führt Statistik, wie lange Einzelkampagnen bei uns immer ungefähr laufen. Seiner Statistik nach haben wir schon knapp mehr als 200 aufeinander aufbauende Spiele in der gleichen Kampagnenwelt gespielt.
Titel: Re: Folgefrage zu "langen Kampagnen": Wie geht Ihr mit Charaktertod um?
Beitrag von: Smoothie am 22.08.2024 | 23:47
sehr spannende Frage!
Mit Ghouls Antwort kann ich persönlich nichts anfangen. Kampagnen bedeuten für mich Geschichten von Charakteren. Wenn sich diese unentwegt austauschen weil sie D4 Lebenspunkte haben, entwickelt sich da bei mir nix und ich finde es nicht spannend. Deswegen mag ich OSR Sachen auch höchstens für One-Shots.
Ich weiß, da gibts die andere Schule, die sagt, die Welt ist wichtiger als die SC, aber das kriegt mich irgendwie nicht.

Deswegen geht ich mit dem Pottwal mit und denke, dass sich supertödliche Regelsysteme nicht für Kampagnen eignen. Und die Antwort von    nobody@home fand ich auch super. Man kann auch Spannung aufbauen ohne immer mit dem Charaktertod zu winken...

Also welche Möglichkeiten gibts also:
- Erzeuge Spannung anders als durch Charaktertod. Wenn was schief geht schuldet man den falschen Leuten was, mutiert langsam zu einem Monster, verliert eine wichtige Bezugsperson, gerät in Gefangenschaft, kann sich retten, indem man jemand wichtiges zurücklässt und und und. Alles spannender als ein Charaktertod.
- In Systemen in denen Wiederbelebung existiert. Make it pay! Wiederbelebung kostet eine Seele eines anderes denkenden Lebewesens? Man kann zurückkommen, ist dann aber ein Lich?
- Im ungünstigen Fall eines TPK,  bei dem das ganze Gruppenwissen der Kampagne verloren geht: Findet eine andere Gruppe deren Tagebuch und rekonstruiert die Ereignisse. Dafür gibts unzählige literarische Vorbilder.
- Wenn ein einzelner Charakter stirbt, kann er einen NPC übernehmen, der in die Geschichte verstrickt ist? Damit man nicht ganz von vorne anfangen muss.


Titel: Re: Folgefrage zu "langen Kampagnen": Wie geht Ihr mit Charaktertod um?
Beitrag von: Quaint am 23.08.2024 | 00:51
Bei nem TPK ist halt normalerweise Ende mit der Kampagne. Das ist bei mir aber die absolute Ausnahme. Normalerweise spiele ich mit fanmailgetriebenen Schicksalspunkten. Wenn man das dann damit kombiniert etwas vorsichtig zu spielen vermeidet es schon sehr viele Charaktertode. Und wenn jemand dann keine Punkte ausgeben mag oder keine mehr hat - ab und an mal einen neuen Charakter können die meisten Kampagnen verschmerzen.
Wiederbelebung finde ich tatsächlich schwierig. Da sehe ich die Gefahr zuviel Risiko rauszunehmen. Und wenn nicht wirklich was auf dem Spiel steht ist es auch schwierig Spannung aufzubauen. Klar kostet sowas auch Geld meistens, aber das ist ja nicht das Gleiche wie ein möglicher dauerhafter Exitus. Aber natürlich können andere Dinge auf dem Spiel stehen als das eigene Leben.
Titel: Re: Folgefrage zu "langen Kampagnen": Wie geht Ihr mit Charaktertod um?
Beitrag von: Edgar Allan Poe am 23.08.2024 | 00:52
Ich mag lange Kampagnen und tödliche Systeme. Gerne auch zusammen. Wenn die Charaktere es bis zum Ende schaffen, ist das Erfolgserlebnis umso größer. Wenn dann doch mal ein Charakter stirbt, gibt es eigentlich immer Möglichkeiten neue Charaktere in die Geschichte einzuweben. Zugegeben: Manchmal ist das etwas holprig ("You seem trustworthy!") - aber das stört eigentlich nicht lang. Die Spieler wollen ja miteinander spielen ... dann wird eben in Kauf genommen, dass die Zusammenführung etwas quarkig war ... interessiert nach 20 Minuten niemanden mehr.
Titel: Re: Folgefrage zu "langen Kampagnen": Wie geht Ihr mit Charaktertod um?
Beitrag von: PzVIE am 23.08.2024 | 06:26
Als SL versuche ich das möglichst zu vermeiden. Die Spieler hängen üblicherweise an ihren Charakteren.

Der Tod muss zwar sehr wohl als mögliche Konsequenz im Raum stehen, aber nicht notwendigerweise passieren. Fate Points (WFRP) oder Hero Points (Pathfinder) sind die Werkzeuge, die ich als GM hier anwende. Bis jetzt ist noch niemand bei meinen Campaigns gestorben, auch wenn's manchmal schon knapp war.
Titel: Re: Folgefrage zu "langen Kampagnen": Wie geht Ihr mit Charaktertod um?
Beitrag von: Ma tetz am 23.08.2024 | 08:16
Bei mir gibt es auch in Kampagnen Charaktertode. Ich lege es nicht darauf an daher sind Sie selten.

Es hängt von der Art der Kampagne, der Regelkomplexität und den Genrekonventionen ab, wie sehr ich da ins Risiko gehe.

Bei eher episodenhaftem Spiel gehe ich mehr ins Risiko, als bei einem langen komplexen Plot.

Ist die Charaktererstellung sehr komplex und der Kompetenzzuwachs eher langsam. Ist das Invest der Spieler meist sehr hoch. Da gehe ich weniger ins Risiko.

Bei Gonzo Dungeon Crawl Classics/Sword and Sorcery Kampagnen setze ich das Risiko höher an, als bei Vanilla DnD/DSA/Heldenreisekampagnen.

Generell gilt bei mir:
In Systemen mit Widerbelebungsoption muss der Spieler entscheiden, ob das überhaupt möchte.


Titel: Re: Folgefrage zu "langen Kampagnen": Wie geht Ihr mit Charaktertod um?
Beitrag von: Zanji123 am 23.08.2024 | 08:52
hatte ich bisher noch nicht obwohl ich mit dem so tödlichen "Schatten des Dämonenfürsten" Regelwerk spiele.

Ja die Charaktere sind öfter mal KO und da ich mit den Regeln für Wunden spiele, kann es auch sein das schlimmere Wunden zurück bleiben (bisher war's nur leichte Wunden und Narben) aber gestorben ist nur ein Spieler in der ersten Kampagne.

Allerdings war das
a) in der Nähe eines Tempels zu dem sie innerhalb 24 Stunden locker hingekommen sind und
b) der Wiederbelebungszauber hat geklappt (ist nicht einfach da jemanden zu finden da er sehr hoch stufig ist und fehlschlagen kann je nachdem wie verdorben der Charakter ist)

Es ist aber mit meinen Spielern ausgemacht, dass die Charaktere sterben können und wir dann neue Charaktere in die Kampagne einflechten werden. Da Charaktererschaffung in dem System ziemlich fix geht ist das auch kein Problem.

Bei einer DSA Runde würde ich einen Charaktertod vermeiden wollen außer es ist wirklich was episches da die Charaktergenerierung ja schon ewig braucht.
Titel: Re: Folgefrage zu "langen Kampagnen": Wie geht Ihr mit Charaktertod um?
Beitrag von: unicum am 23.08.2024 | 09:48
Wenn Ihr zu denen gehört, die lange Kampagnen spielen oder spielen möchten, wie gelingt Euch die Gradwanderung zwischen "nicht sehr tödlich" und "doch noch gefährlich genug, dass das Spiel spannend bleibt"?

Indem eigentlich klar ist nach einem TPK ist die geschichte zu ende, so oder so. Wenn man einer eine neue Figur braucht, oder meint zu brauchen wird diskutiert wie es weitergeht aber normalerweise wird ein Consens gefunden.

Aber ja es gibt Spieler mit denen funktioniert das besser und solche mit denen es schlechter funktioniert.
Titel: Re: Folgefrage zu "langen Kampagnen": Wie geht Ihr mit Charaktertod um?
Beitrag von: JollyOrc am 23.08.2024 | 10:00
Mit Ghouls Antwort kann ich persönlich nichts anfangen. Kampagnen bedeuten für mich Geschichten von Charakteren.

Das ist glaube ich ein guter Ansatzpunkt: Worum geht es bei der Kampagne?


Je nachdem, welche Sorte man spielt, haben Charaktertode unterschiedliche Auswirkungen. Bei meiner West-Marshes Kampagne gehen regelmäßig Leute drauf, und es macht überhaupt nix. Bei Drama Spielen sollten solche Momente gut abgestimmt sein.
Titel: Re: Folgefrage zu "langen Kampagnen": Wie geht Ihr mit Charaktertod um?
Beitrag von: ghoul am 23.08.2024 | 10:07

  • Bestimmte Bedrohung aus der Welt zu schaffen? (klares Ziel, offene Herangehensweise)
  • Die Heldenreise der Gruppe zu beschreiben? (Zero to Hero Spiele, was passiert ist zwar nicht direkt egal, steht aber hinter der Charakter-Weiterentwicklung zurück)
  • Die persönlichen Ziele und Charakterentwicklungen der Gruppe zu erforschen? (Ich schaue hier auf die Drama-Spiele, Blechpirats Dresden Files Runden oder Monsterhearts etc.)
  • Eine bestimmte Geschichte zu bespielen? (Borbarad, Enemy Within & Co)
  • Die Welt zu erforschen und dabei zu schauen, welche Geschichte sich emergent ergibt? (Sandbox/West-Marshes Stil)

Meine Antwort gilt für alle 5 Varianten.
Erst wollte ich ja antworten, Variante 3 sei nicht meins, aber dann viel mir mein Haus der verlorenen Seelen (https://www.tanelorn.net/index.php/topic,106457.0.html) ein, wo es genau um darum ging! Ich bin also doch ein Drama-Ghoul!
Eine Personnage war damals gestorben, die Spielerin hat eine neue erstellt und weitergespielt.
Titel: Re: Folgefrage zu "langen Kampagnen": Wie geht Ihr mit Charaktertod um?
Beitrag von: Kaskantor am 23.08.2024 | 10:28
Für mich gehört der Tot mit dazu, streng nach dem Zitat:" Wenn er tot ist, ist er tot!".

Ohne ein möglichen Sterben fehlt uns einfach der Nervenkitzel den ein Kampf ausmachen sollte...

Ich halte mich aber an die Regeln aus den verschiedenen Systemen.

Auch bei langen Kampagnen sollte es kein Thema sein, wenn Wiederbelebung und Co. nicht existieren neue SC einzuführen...
Titel: Re: Folgefrage zu "langen Kampagnen": Wie geht Ihr mit Charaktertod um?
Beitrag von: tartex am 23.08.2024 | 11:12
Kampagne ohne Tode unter den SCs fände ich ziemlich öd.

Persönlich rekrutiere ich meine Ersatzcharaktere meist aus dem NSC-Umfeld der Heldengruppe. Da ist eigentlich immer was dabei, was mich inspiriert und was ich ausbauenswert finde. 

In den letzten Jahren kommt es aber auch immer öfters vor, dass Spieler an irgendeiner Stelle selbständig Charaktere wechseln wollen. Und auch, dass diese Charakter von ihnen nach einiger Zeit wieder reaktiviert werden. Hängt wohl damit zusammen, dass heutzutage öfters in den Regeln steht, dass alle Charaktere dieselbe Anzahl XP haben.

In meiner Torg-Kampage war (auch wegen Spielerwechsel) nur noch ein Charakter aus Session 1 dabei, aber jetzt ist ein anderer Mitspieler auch wieder zu seinem Start-Charakter zurückgekehrt.
Titel: Re: Folgefrage zu "langen Kampagnen": Wie geht Ihr mit Charaktertod um?
Beitrag von: tartex am 23.08.2024 | 11:15
Eine Kampagne läuft bei mir ca 10 Spielabende. Dann ist die Story meistens durch.

Ist das wirklich eine Kampagne? Ich brauche für die meisten DSA-Abenteuer schon 8 Sessions oder so. Naja, vielleicht sind eure Session auch viel länger als durchschnittlich 3 Stunden.
Titel: Re: Folgefrage zu "langen Kampagnen": Wie geht Ihr mit Charaktertod um?
Beitrag von: tartex am 23.08.2024 | 11:27
Indem eigentlich klar ist nach einem TPK ist die geschichte zu ende, so oder so.

Wir hatten öfters, dass einige SCs tot waren, die anderen hatten sich ergeben und waren gefangen.

Also haben alle neue Charaktere erstellt und sind losgezogen, die gefangenen SCs zu befreien.
Titel: Re: Folgefrage zu "langen Kampagnen": Wie geht Ihr mit Charaktertod um?
Beitrag von: Zanji123 am 23.08.2024 | 11:28
Das ist glaube ich ein guter Ansatzpunkt: Worum geht es bei der Kampagne?

  • Bestimmte Bedrohung aus der Welt zu schaffen? (klares Ziel, offene Herangehensweise)
  • Die Heldenreise der Gruppe zu beschreiben? (Zero to Hero Spiele, was passiert ist zwar nicht direkt egal, steht aber hinter der Charakter-Weiterentwicklung zurück)
  • Die persönlichen Ziele und Charakterentwicklungen der Gruppe zu erforschen? (Ich schaue hier auf die Drama-Spiele, Blechpirats Dresden Files Runden oder Monsterhearts etc.)
  • Eine bestimmte Geschichte zu bespielen? (Borbarad, Enemy Within & Co)
  • Die Welt zu erforschen und dabei zu schauen, welche Geschichte sich emergent ergibt? (Sandbox/West-Marshes Stil)


hier würde ich sagen nur bei Punkt "Persönliche Ziele und Charakterentwicklung" ein Problem. Wenn der Plot also um was persönliches der Charaktere geht passt es schwer wenn ein "neuer Charakter" dazukommt. Ansonsten sollte das kein Problem sein.
Titel: Re: Folgefrage zu "langen Kampagnen": Wie geht Ihr mit Charaktertod um?
Beitrag von: treslibras am 23.08.2024 | 11:36
Ich finde, das ist sowohl eine Frage des 1) Systems wie auch der 2) Spielerbedürfnisse. Und beides sind Themen, die man im Vorfeld besprechen sollte.

1. Das "Lethality Level" und wie man am Leben bleibt, sollte man auch schon bei One-shots im Vorfeld im Spielsystem geklärt haben. Aber natürlich, je länger eine Kampagne läuft, desto involvierter die SuS, desto wichtiger dass geregelt und akzeptiert ist, wie man mit einem neuen SC konstruktiv neu einsteigt, anstatt enttäuscht auszusteigen.
Aber WENN Charaktertod dazu gehört, dann gehört er dazu.
Bei z.B. CoC ist klar, dass der Charakter es eigentlich gar nicht durch mehr als eine, maximal zwei Kampagnen (ohne schwere Schäden) schaffen DARF. Bei WFRP ist es zumindest sehr in Frage zu stellen.
Beide Spiele haben aber auch eine eher flache Charakterprogression, d.h. das Aufnehmen von neuen Charaktern geht schneller und einfacher als wenn man eine DSA- oder DnD-Kampagne Level 10+ hat, und das subjektive Verlustgefühl ist vielleicht geringer, weil man halt nicht ewig lang an der Charakterprogression und neuen Skills&Spells gebastelt hat.

2. Unterschiedliche Menschen haben unterschiedliche Haltungen und Bedürfnisse. Einige investieren sehr viel Zeit und Emotionen in den Charakter, anderen ist die Geschichte wichtiger als die Charaktere selbst.
Einige trauern auf jeden Fall, andere satteln einfach um und "feddich is". Manche freuen sich sogar, nach so vielen Sessions nochmal ein anderes Charakterkonzept ausprobieren zu können, zumal mit einigen XP.
Wenn man so viel Zeit miteinander verbringt, sollte man das auf jeden Fall einmal durchsprechen, im Sinne einer vernünftigen Erwartungssteuerung.

Und wenn dann der Fall eintritt?

Bei sehr sehr involvierten SuS kann man die mögliche Trauer dann ganz bewusst und ritualisiert verarbeiten, z.B. indem man eine eigene Mini-Session dafür abhält, indem man noch einmal die Highlights nacherzählt, und evtl. den Spielercharakter auch ingame dauerhaft manifestiert (einen Schrein bauen, eine Taverne nach dem Charakter umbenennen, eine Verpflichtung schaffen (SC als Mäzen eines Waisenheims) o.ä.)

In meiner DSA-Kampagne, vor Urzeiten in den tiefsten 80ern, haben wir Plaketten gemalt mit dem SC-Namen und einem witzigen Spruch, der den Charakter gut beschreibt.
Wir sind damals aber auch - jugendlicher Experimentierwut sei Dank - auch reihenweise durch Spielercharaktere "durchgewatet".
Das war nachher eine recht stolze Sammlung von beinahe allen möglichen DSA (2)-Charakter-Optionen.
Ich finde das auch im Nachhinein und mit dem Blick eines (mehr oder weniger) Erwachsenen immer noch eine tolle Art der "Erinnerungsarbeit".

- Aber wenn das gar nicht notwendig oder gewünscht ist, dann macht man halt einfach eine mini-Session zur neuen SC-Entwicklung und Erklärung wie der nun in die alte Gruppe "fällt" und gut ist.

TL,DR: Vorher durchsprechen, Spieler-Bedürfnisse klären, und wenn es passiert, dann so behandeln, wie es sich die SuS wünschen.
Titel: Re: Folgefrage zu "langen Kampagnen": Wie geht Ihr mit Charaktertod um?
Beitrag von: tartex am 23.08.2024 | 11:46
Einige investieren sehr viel Zeit und Emotionen in den Charakter, anderen ist die Geschichte wichtiger als die Charaktere selbst.
Einige trauern auf jeden Fall,

Ich möchte ja gerade trauern. Es macht eine gute Kampagne für mich aus, dass es eine emotionale Achterbahnfahrt ist.

Und wenn ich vorher nicht investiere und daher nichts zu verlieren habe, ist die Spannung wegen geringem Einsatz auch deutlich kleiner.
Titel: Re: Folgefrage zu "langen Kampagnen": Wie geht Ihr mit Charaktertod um?
Beitrag von: Mouncy am 23.08.2024 | 12:41
Wert stirbt geht Bier holen!  ~;D
Titel: Re: Folgefrage zu "langen Kampagnen": Wie geht Ihr mit Charaktertod um?
Beitrag von: nobody@home am 23.08.2024 | 12:59
Wert stirbt geht Bier holen!  ~;D

Und der Gefahrenpegel steigt dann mit dem Durst der SL? ~;D
Titel: Re: Folgefrage zu "langen Kampagnen": Wie geht Ihr mit Charaktertod um?
Beitrag von: Zed am 23.08.2024 | 13:40
Ich denke, ich bin eher im Bereich von blackris:

Es muss halt passen. Bei einem Standardmob drei, vier Mal blöd gewürfelt und der Charakter geht drauf? Das würde ich schon sehr unbefriedigend finden. Bekommt der Charakter ein tolles, episches Ende spendiert, kann ich es feiern.

Im ersten Fall (Standardmob + blöd gewürfelt) hilft uns natürlich auch das System, dass der SC wieder mitmachen darf:

D&D-Systemfamilie ist es jetzt auch viele Jahre nicht mehr vorgekommen, dass ein Tod den betreffenden Charakter wirklich länger aus dem Spiel genommen hätte. Im Zweifel nen Raise / Res bezahlen und weiter.

Und darum fasst für mich Smoothie meinen/unseren Ansatz auch gut zusammen:

Kampagnen bedeuten für mich Geschichten von Charakteren. Wenn sich diese unentwegt austauschen weil sie D4 Lebenspunkte haben, entwickelt sich da bei mir nix und ich finde es nicht spannend. Deswegen mag ich OSR Sachen auch höchstens für One-Shots.
Ich weiß, da gibts die andere Schule, die sagt, die Welt ist wichtiger als die SC, aber das kriegt mich irgendwie nicht.

Deswegen geht ich mit dem Pottwal mit und denke, dass sich supertödliche Regelsysteme nicht für Kampagnen eignen. Und die Antwort von    nobody@home fand ich auch super. Man kann auch Spannung aufbauen ohne immer mit dem Charaktertod zu winken...
Titel: Re: Folgefrage zu "langen Kampagnen": Wie geht Ihr mit Charaktertod um?
Beitrag von: unicum am 23.08.2024 | 14:23
Kampagnen bedeuten für mich Geschichten von Charakteren. Wenn sich diese unentwegt austauschen weil sie D4 Lebenspunkte haben, entwickelt sich da bei mir nix und ich finde es nicht spannend. Deswegen mag ich OSR Sachen auch höchstens für One-Shots.

Prinzipiell würde ich dir ja recht geben aber man kann das auch von der anderen Seite aufziehen und ich habe das auch schon so erlebt. Tatsächlich ist in vielen moderen Regelwerken der Charactertod unwahrscheinlicher geworden, zum Teil ohne zustimmung des Spielers unmöglich. Ich erinnere mich aber an ein Regelwerk (das nie veröffentlicht wurde meines wissens) in dem man mehrere Figuren gleichzeitig spielt (auch noch Spielleiterlos)- oder auch mal keine - oder Figuren mit anderen Spielern tauscht und es auch für Orte und Gegenstände "characterbögen" gibt. Da stand tatsählich nur die Story im Vordergrund und nicht charaktere. Das war mal echt erfrischend anderes Rollenspiel.
Titel: Re: Folgefrage zu "langen Kampagnen": Wie geht Ihr mit Charaktertod um?
Beitrag von: tartex am 23.08.2024 | 15:04
Kampagnen bedeuten für mich Geschichten von Charakteren. Wenn sich diese unentwegt austauschen weil sie D4 Lebenspunkte haben, entwickelt sich da bei mir nix und ich finde es nicht spannend. Deswegen mag ich OSR Sachen auch höchstens für One-Shots.
Ich weiß, da gibts die andere Schule, die sagt, die Welt ist wichtiger als die SC, aber das kriegt mich irgendwie nicht.

Deswegen geht ich mit dem Pottwal mit und denke, dass sich supertödliche Regelsysteme nicht für Kampagnen eignen. Und die Antwort von    nobody@home fand ich auch super. Man kann auch Spannung aufbauen ohne immer mit dem Charaktertod zu winken...

Also welche Möglichkeiten gibts also:

Irgendwie passt das alles nicht zusammen. Sag doch einfach, dass du gar keine Charaktertode haben willst. Dann kannst du bei jedem Regelsystem den Tod durch "einfach außer Gefecht gesetzt" ersetzen.

Bei uns gibt es selbst bei OSR eigentlich sehr, sehr selten Charaktertode und bei moderneren Systemen kriege ich trotz ernsthafter Bemühung als SL überhaupt nie irgendwelche Charaktere tot. (Auch weil ich das Pacing in jeder Session nicht mühsamen Kämpfen opfern will.)
Titel: Re: Folgefrage zu "langen Kampagnen": Wie geht Ihr mit Charaktertod um?
Beitrag von: Smoothie am 23.08.2024 | 15:11
nö, das stimmt nicht. Ein bedeutungsvoller Charaktertod in einer wichtigen Szene ist, kann eine tolle Szene sein. Wenn es selten vorkommt.
Nur wenn es superselten vorkommt, bedeutet es auch was. Charaktertode mit Dutzend Wegwerfcharakteren in OSR Systemen sind halt nicht bedeutsam.

Trotzdem muss man  in guten Kampagnen, in denen die Charaktere tief mit der Geschichte verwoben sind, einige Anstrengungen unternehmen damit die Kampagne danach mit derselben Immersion weitergehen kann.
Titel: Re: Folgefrage zu "langen Kampagnen": Wie geht Ihr mit Charaktertod um?
Beitrag von: JollyOrc am 23.08.2024 | 15:31
nö, das stimmt nicht. Ein bedeutungsvoller Charaktertod in einer wichtigen Szene ist, kann eine tolle Szene sein. Wenn es selten vorkommt.
Nur wenn es superselten vorkommt, bedeutet es auch was. Charaktertode mit Dutzend Wegwerfcharakteren in OSR Systemen sind halt nicht bedeutsam.

Ich würde hier sagen: Die sind Dir nicht bedeutsam. Die Frage ist ja auch, wie man mit Charaktertoden umgeht, und was sie bedeutsam macht: Sie können eine ganze Session Drama/Trauer/Nachbeben auslösen, sie können den Kampagnenoberbösewicht Oberwasser geben, sie können "Die Guten" demoralisieren und in die Defensive treiben, oder eine Expedition zum Abbruch zwingen und so allen anderen die Chance auf den Drachenschatz rauben.

All das ist auf die eigene Art bedeutsam, aber verschiedene Menschen empfinden da garantiert Abstufungen.

Daher finde ich an dieser Stelle pauschalisierende Aussagen nicht hilfreich.
Titel: Re: Folgefrage zu "langen Kampagnen": Wie geht Ihr mit Charaktertod um?
Beitrag von: tartex am 23.08.2024 | 15:32
Charaktertode mit Dutzend Wegwerfcharakteren in OSR Systemen sind halt nicht bedeutsam.

Hast du das so erlebt? Gab es bei mir eigentlich nur bei Spielleitern, die OSR - ich behaupte mal fälschlicherweise - so verstanden haben, dass man extra das A*loch als Spielleiter rauskehren muss.

Trotzdem muss man  in guten Kampagnen, in denen die Charaktere tief mit der Geschichte verwoben sind, einige Anstrengungen unternehmen damit die Kampagne danach mit derselben Immersion weitergehen kann

Wenn die Charaktere tief in die Geschichte verwoben sind, gibt es auch genügend NSCs, die Teil derselben sind, und dann stärker in den Vordergrund rücken können, wenn ein Spieler sie an der Stelle übernimmt. Die Geschichte selbst leidet daran wahrscheinlich eher nicht, sondern eher die Spielererwartungen, dass den SCs eh nichts passieren kann. Ist ja auch ein legitimer Spielstil so, aber bei weitem nicht der einzige.
Titel: Re: Folgefrage zu "langen Kampagnen": Wie geht Ihr mit Charaktertod um?
Beitrag von: Smoothie am 23.08.2024 | 15:35
niemals nicht würde ich behaupten, dass das der einzige Spielstil ist. Und dass man NSC übernehmen kann hab ich ja oben selbst vorgeschlagen...
Titel: Re: Folgefrage zu "langen Kampagnen": Wie geht Ihr mit Charaktertod um?
Beitrag von: unicum am 23.08.2024 | 16:12
Charaktertode mit Dutzend Wegwerfcharakteren in OSR Systemen sind halt nicht bedeutsam.

Das mag sicher das andere Extrem sein zu "Charactere sterben nie (wegen Plotarmor)". Aber ich glaube die Warheit liegt imho, wie so oft irgendwo dazwischen.

Tatsächlich sind die Kamapngen auf die ich auch heute noch angesprochen werde all jene die auch Charactertode überstanden haben. Oder mit einem TPK endeten. Wirklich beeindruckend war die Beerdigung einer Spielfigur wo die anderen Spieler (nicht alle aber 2) dann trauerreden hielten.  Zugestanden das andere Extrem dazu ist "Geb mal deine Ausrüstungsblatt, wir verteilen das zeugs mal eben,..."
ersteres hatte ich nur einmal, lezteres ist mehrmals passiert. Liegt aber wohl auch an den beteiligten Spielertypen. Für den reinen Munchkin ist die Leiche einer Gruppenmitspielfigur eben auch nur "etwas zum Looten".
Titel: Re: Folgefrage zu "langen Kampagnen": Wie geht Ihr mit Charaktertod um?
Beitrag von: Boba Fett am 23.08.2024 | 16:18
Grundsätzlich sollte das Genre definieren, ob Charaktere sterben können oder nicht.
Toons zum Beispiel sterben auch nicht, wenn Ihnen ein Amboß auf den Kopf fällt.

Von Genre-Ausnahmen einmal abgesehen würde ich grundsätzlich Charaktertode nicht ausschließen. Wer sich in Gefahr begibt kann darin umkommen...
Wenn eine lange Kampagne gespielt wird, muss der Kampagnen-Schaffende diese Möglichkeit mit einbeziehen.
D.h. er muß die Option für neue Charaktere einbetten und vor allem auch, dass diese eine notwendige Motivation besitzen, sich entsprechend zu engagieren.
Und die Spieler müssen das natürlich auch. "Hey Stranger, you seem trustworthy. Would you join our noble quest?" ist mir persönlich da zu wenig.

Charaktertode mit Dutzend Wegwerfcharakteren in OSR Systemen sind halt nicht bedeutsam.

Das ist korrekt. Aber gerade so eine Erfahrung zu machen, dass Charaktere möglicherweise die "das richtige machende Helden" sind, aber eben trotzdem nichts besonderes (keine Plotarmor, just normal people) kann auch sehr heilsam sein. So etwas erdet. Die Leute spielen umsichtiger und bewusster. Und wenn sich das Agieren der SCs irgendwo in der Spielwelt wiederspiegelt, macht es plötzlich Sinn, nicht wie Murder-Hobos Landstriche zu entvölkern, sondern Gefangene zu machen oder Gnade walten zu lassen... Und dann mögen sich NSCs vielleicht auch mal ergeben.
Titel: Re: Folgefrage zu "langen Kampagnen": Wie geht Ihr mit Charaktertod um?
Beitrag von: Zed am 23.08.2024 | 16:18
nö, das stimmt nicht. Ein bedeutungsvoller Charaktertod in einer wichtigen Szene ist, kann eine tolle Szene sein. Wenn es selten vorkommt.
Nur wenn es superselten vorkommt, bedeutet es auch was. Charaktertode mit Dutzend Wegwerfcharakteren in OSR Systemen sind halt nicht bedeutsam.
So wie ich das Besondere von einigen OSR-Systemen verstanden habe, gehört schnelles Dahinsterben in unteren Leveln "zum Spielspaß dazu" (Stichwort "Funnel").

Natürlich kann man auch den Tod eines 0-Level-Schafhirten dramatisch und bedeutsam ausspielen, aber das halte ich schon für ein ganz anderes Level von "bedeutsam" verglichen mit dem Tod einer Figur, die man seit Jahren in derselben Kampagne gespielt hat. Ja, genauer wäre gewesen, wenn smoothie geschrieben hätte: Charaktertode mit Dutzend Wegwerfcharakteren in OSR Systemen sind halt nicht so bedeutsam., aber ein pauschales Abwerten dieser Art des Spielspaßes hat er in meinen Augen nicht beschrieben.
Titel: Re: Folgefrage zu "langen Kampagnen": Wie geht Ihr mit Charaktertod um?
Beitrag von: flaschengeist am 23.08.2024 | 16:34
In meiner langjährigen Runde spielen wir stets (Kurz)Kampagnen. Charaktertod ist möglich aber selten (ca. ein Charakter alle zwei Jahre bei vierzehntägigen Sessions und fünf Spielern). Das liegt in meinen Augen v.a. an einer Kombination aus taktisch klugem agieren und der Verwendung von Systemen, die nicht super-tödlich sind. Offen gestanden kenne ich auch wenige sehr tödliche Systeme, selbst OSR-Systeme sind jenseits der niedrigen Stufen nach meiner Erfahrung handhabbar (wobei "save or die" Effekte schon hart sind und bleiben).
Neue Charaktere werden übrigens stets auf dem Erfahrungsniveau der alten Charaktere erstellt. Dass dies gar keine Selbstverständlichkeit ist, daran hat mich erst dieser Beitrag wieder erinnert:

In den letzten Jahren kommt es aber auch immer öfters vor, dass Spieler an irgendeiner Stelle selbständig Charaktere wechseln wollen. Und auch, dass diese Charakter von ihnen nach einiger Zeit wieder reaktiviert werden. Hängt wohl damit zusammen, dass heutzutage öfters in den Regeln steht, dass alle Charaktere dieselbe Anzahl XP haben.

Gibt es außer bei Ghoul (?) hier noch Runden, in denen neue Charaktere nicht auf dem Niveau der alten (oder gar völlig bei null) starten?
Titel: Re: Folgefrage zu "langen Kampagnen": Wie geht Ihr mit Charaktertod um?
Beitrag von: tartex am 23.08.2024 | 16:41
Gibt es außer bei Ghoul (?) hier noch Runden, in denen neue Charaktere nicht auf dem Niveau der alten (oder gar völlig bei null) starten?

Ich liebte die ursprünglichen Savage-Worlds-Regeln, wo neu einsteigende Charaktere mit halben XPs einsteigen. Hätte ich wieder eine Kampagne, würde ich das gerne so weiterführen. Gerade weil die Nachfolge-Charaktere öfters besser für die Gruppe und ihre Bedürfnisse optimiert sind. Ich hatte früher den Eindruck, dass die Halbe-XP-Charaktere sogar stärker waren als die Charaktere, die schon länger dabei sind.

Außerdem bin ich Fan davon, dass nur jene Charaktere XPs für eine Session kriegen, deren Spieler auch anwesend ist.
Titel: Re: Folgefrage zu "langen Kampagnen": Wie geht Ihr mit Charaktertod um?
Beitrag von: ghoul am 23.08.2024 | 16:52
Charaktertode mit Dutzend Wegwerfcharakteren in OSR Systemen sind halt nicht bedeutsam.

Außer DCC macht das aber auch kein System so, oder?
Titel: Re: Folgefrage zu "langen Kampagnen": Wie geht Ihr mit Charaktertod um?
Beitrag von: nobody@home am 23.08.2024 | 16:57
Und die Spieler müssen das natürlich auch. "Hey Stranger, you seem trustworthy. Would you join our noble quest?" ist mir persönlich da zu wenig.

Ich meine, wer das so möchte...nur würde mich dann schon ein wenig interessieren, wie dieselbe Gruppe einen neuen SC innerhalb der Spielwelt eigentlich von seinen NSC-Kollegen unterscheidet, denn mit derart lockeren Ansprüchen müßten sie ja eigentlich fast immer ein größeres Gefolge auf ihre Abenteuer mitnehmen. ;)

Natürlich: wenn der SC-Heiligenschein buchstäblich auch in der Spielwelt schön praktisch leuchtet, dann habe ich nix gesagt. Weitermachen! ~;D
Titel: Re: Folgefrage zu "langen Kampagnen": Wie geht Ihr mit Charaktertod um?
Beitrag von: Zed am 23.08.2024 | 17:17
Außer DCC macht das aber auch kein System so, oder?
Ich bin wahrlich kein OSR-Kenner. Ob hohe Tödlichkeit auf unteren Stufen notwendiger Bestandteil von OSR-Systemen ist, scheint in den Artikeln/Foren, die ich gefunden habe, nicht unumstritten zu sein. Hier (https://www.therpgsite.com/pen-paper-roleplaying-games-rpgs-discussion/is-the-deadliness-of-osr-games-fun/?PHPSESSID=7f34429d70aed178e60bc215bff83b98) wird neben DCC noch Maze Rat und Whitehack als tödliches OSR-System genannt, und in "77 Holes basic set" wird laut eines Diskutanten dort als Möglichkeit genannt, dass die Spielenden zu Beginn gleich zwei SCs ausarbeiten. Ein Forist fasst das Thema so zusammen: OSRs are lethal, but not every OSR game is equally lethal.
Titel: Re: Folgefrage zu "langen Kampagnen": Wie geht Ihr mit Charaktertod um?
Beitrag von: 6 am 23.08.2024 | 17:35
Außer DCC macht das aber auch kein System so, oder?
CoC.
Okay. Kampagne mit CoC ist dafür auch ... etwas anstrengend (Ich habe Horror on the Orient Express geleitet. Ich meine in der Kampagne wurde direkt empfohlen 3 Charaktere zu bauen. Da wurden ein paar mal die Charaktere "durchgewechselt" ;)
Titel: Re: Folgefrage zu "langen Kampagnen": Wie geht Ihr mit Charaktertod um?
Beitrag von: 6 am 23.08.2024 | 17:40
Aber mal meine Meinung dazu:
Als SL: Spieler entscheidet, ob der Charakter stirbt bzw sterben kann. Die Regel wird auch vorher mit den Spielern abgesprochen.
Als Spieler: Feuer frei! Wenn die Würfel sagen, dass der Charakter stirbt, dann stirbt er auch. Ich bin da schon ein paar Mal mit SLs aneinander geraten, weil sie meinten meinen Charakter zu schon. Nix da! Wenn das System den Tod hergibt und die Würfel oder die Situation das ergibt, dann wie gesagt. Feuer frei!
Titel: Re: Folgefrage zu "langen Kampagnen": Wie geht Ihr mit Charaktertod um?
Beitrag von: nobody@home am 23.08.2024 | 18:04
CoC.
Okay. Kampagne mit CoC ist dafür auch ... etwas anstrengend (Ich habe Horror on the Orient Express geleitet. Ich meine in der Kampagne wurde direkt empfohlen 3 Charaktere zu bauen. Da wurden ein paar mal die Charaktere "durchgewechselt" ;)

Na ja, bei Horror darf man sich ohnehin ein wenig die Frage stellen, inwieweit lange Kampagnen überhaupt sinnvoll sind. Eine Mystery- & Monsterjägerkampagne mit Horrorelementen ist dabei ja noch das eine, aber "richtiger" Horror ist, wenn ich das aus den einschlägigen Medien recht mitbekommen habe, dem längerfristigen Überleben typischer Genre-Protagonisten doch eher abträglich -- deswegen erleben viele von ihnen ja auch nur sinngemäße One-Shots.
Titel: Re: Folgefrage zu "langen Kampagnen": Wie geht Ihr mit Charaktertod um?
Beitrag von: ghoul am 23.08.2024 | 18:20
8]Hier[/url] wird neben DCC noch Maze Rat und Whitehack als tödliches OSR-System genannt, und in "77 Holes basic set" wird laut eines Diskutanten dort als Möglichkeit genannt, dass die Spielenden zu Beginn gleich zwei SCs ausarbeiten.

Wenn du diese Exoten zur OSR zählen willst... Zumindest White Hack hat schon recht wenig mit OD&D zu tun.
Titel: Re: Folgefrage zu "langen Kampagnen": Wie geht Ihr mit Charaktertod um?
Beitrag von: Zed am 23.08.2024 | 18:47
@ghoul
Du kennst Dich zu 100% besser mit OSR aus als ich!

Wenn du diese Exoten zur OSR zählen willst... Zumindest White Hack hat schon recht wenig mit OD&D zu tun.
Nicht ich, sondern die Foristen dort (https://www.therpgsite.com/pen-paper-roleplaying-games-rpgs-discussion/is-the-deadliness-of-osr-games-fun/?PHPSESSID=7f34429d70aed178e60bc215bff83b98).

Also drivethrurpg.com klassifiziert Whitehack sowohl als OSR- (https://www.drivethrurpg.com/en/publisher/19028/whitehackrpg) als auch als "other" Rule System.

Kurz: Es könnte weitere OSR-nahe Systeme zusätzlich zu DCC geben, bei denen hohe Tödlichkeit in unteren Stufen Teil des Konzeptes ist.
Titel: Re: Folgefrage zu "langen Kampagnen": Wie geht Ihr mit Charaktertod um?
Beitrag von: ghoul am 23.08.2024 | 19:27
@Zed: OSR ist inzwischen ein Werbe-Label ohne große Bedeutung. Viel wo OSR drauf steht, hat nur noch wenig mit old school D&D zu tun. Was aus kreativen neuartigen Regelspielereien besteht, fällt für mich unter NuSR.
Mein Maßstab ist der DMG.
Titel: Re: Folgefrage zu "langen Kampagnen": Wie geht Ihr mit Charaktertod um?
Beitrag von: Jenseher am 23.08.2024 | 19:28
...

Im Zweifel nen Raise / Res bezahlen und weiter. Am gründlichsten mussten wir uns mit der Frage in AD&D2 auseinandersetzen, weil dort Elfen nicht mit Raise Dead wiederbelebt werden können, ...


Wo steht denn das?  :o
Titel: Re: Folgefrage zu "langen Kampagnen": Wie geht Ihr mit Charaktertod um?
Beitrag von: ghoul am 23.08.2024 | 19:31
Deshalb: Wer neuartige Regeln baut, um bspw. absichtlich eine hohe Personnagen-Sterblichkeit auf den unteren Stufen zu provozieren, erschafft aus meiner Sicht etwas sehr Artifizielles. Das kann für mich kein Maßstab sein, was in irgendeiner Nische herbeigetrickst wird.

(DCC ist auch sehr artifiziell, aber immerhin in Kenntnis und Anerkennung des DMG geschrieben worden - das respektiere ich).
Titel: Re: Folgefrage zu "langen Kampagnen": Wie geht Ihr mit Charaktertod um?
Beitrag von: Zed am 23.08.2024 | 19:33
Mein Maßstab ist der DMG.
Verstehe, aber die Aussage, um die es geht, war ja:

Charaktertode mit Dutzend Wegwerfcharakteren in OSR Systemen sind halt nicht bedeutsam.
OSR-Systeme, nicht "old school D&D".
Titel: Re: Folgefrage zu "langen Kampagnen": Wie geht Ihr mit Charaktertod um?
Beitrag von: ghoul am 23.08.2024 | 19:37
Wo steht denn das?  :o

In den Beschreibungen der Zaubersprüche.
1e: Weder Raise Dead noch Resurrect auf Elfen.
2e: Raise Dead nur mit DM-Erlaubnis auf Elfen. Resurrect auf alle Personen.
Titel: Re: Folgefrage zu "langen Kampagnen": Wie geht Ihr mit Charaktertod um?
Beitrag von: Bombshell am 23.08.2024 | 19:38
Wo steht denn das?  :o

In der Spruchbeschreibung:

Zitat von: AD&D 2e Players Handbook (1995) p. 285
When the priest casts a raise dead spell, he can restore life to a gnome, half-elf, halfling, or human (other creatures may be at the DM’s option).
Titel: Re: Folgefrage zu "langen Kampagnen": Wie geht Ihr mit Charaktertod um?
Beitrag von: ghoul am 23.08.2024 | 19:38
Verstehe, aber die Aussage, um die es geht, war ja:
 OSR-Systeme, nicht "old school D&D".

Verstehe, aber das ist für mich kein OSR, was du aufführst.
Titel: Re: Folgefrage zu "langen Kampagnen": Wie geht Ihr mit Charaktertod um?
Beitrag von: tartex am 23.08.2024 | 19:43
So wie ich das Besondere von einigen OSR-Systemen verstanden habe, gehört schnelles Dahinsterben in unteren Leveln "zum Spielspaß dazu" (Stichwort "Funnel").

Funnel gibt es halt genau in einem System: Dungeon Crawl Classics. Und "in unteren Level" stimmt auch nicht, weil das nur Level 0 betrifft.

Und mit dem Level 0 bist du eigentlich durch, bevor du in anderem Systemen überhaupt einen Charakter generiert hast.
Titel: Re: Folgefrage zu "langen Kampagnen": Wie geht Ihr mit Charaktertod um?
Beitrag von: Jenseher am 23.08.2024 | 19:51
In der Spruchbeschreibung:

Zitat von: AD&D 2e Players Handbook (1995) p. 285

"When the priest casts a raise dead spell, he can restore life to a gnome, half-elf, halfling, or human (other creatures may be at the DM’s option)."


Genau das. Dann war wohl eher der Meister der Gruppe das Problem...
Titel: Re: Folgefrage zu "langen Kampagnen": Wie geht Ihr mit Charaktertod um?
Beitrag von: Tomas Wanderer am 23.08.2024 | 20:30
In Whitehack stirbt eine Figur nur, wenn sie entweder -10 HP erreicht oder unter 0 HP rutscht und nach 1d6 Runden einen Save nicht schafft, sollte sie vorher nicht geheilt worden sein. Das ist näher am DMG als B/X, in dem HP <= 0 das Ende für jegliche Kreaturen im Spiel bedeutet. Selbst DCC kennt verbluten: Verlust der Figur tritt erst dann ein, wenn HP <= -(Level) und ein Glückswurf nicht geschafft wird (die Figur muss mindestens Level 1 sein, damit verbluten möglich ist, glaube). Gygax hat zwischen OD&D und AD&D gemerkt, dass HP <= 0 als harte Grenze das Spiel nicht fördert, ebenso jene OD&D-Varianten (7VoZ, S&W) oder B/X-Varianten (LotFP , ACKS, Dolmenwood), die aus'm Spiel heraus entstanden sind. Ich habe es auch selbst ausprobiert, in B/X scheuten die selben Spieler:innen Risiken, die sie in 1e bedacht eingehen. Auf Dauer lähmt das mMn das Spiel.
Titel: Re: Folgefrage zu "langen Kampagnen": Wie geht Ihr mit Charaktertod um?
Beitrag von: Zed am 23.08.2024 | 21:08
In Whitehack stirbt eine Figur nur, wenn sie entweder -10 HP erreicht oder unter 0 HP rutscht und nach 1d6 Runden einen Save nicht schafft, sollte sie vorher nicht geheilt worden sein. Das ist näher am DMG als B/X, in dem HP <= 0 das Ende für jegliche Kreaturen im Spiel bedeutet. Selbst DCC kennt verbluten: Verlust der Figur tritt erst dann ein, wenn HP <= -(Level) und ein Glückswurf nicht geschafft wird (die Figur muss mindestens Level 1 sein, damit verbluten möglich ist, glaube). Gygax hat zwischen OD&D und AD&D gemerkt, dass HP <= 0 als harte Grenze das Spiel nicht fördert, ebenso jene OD&D-Varianten (7VoZ, S&W) oder B/X-Varianten (LotFP , ACKS, Dolmenwood), die aus'm Spiel heraus entstanden sind. Ich habe es auch selbst ausprobiert, in B/X scheuten die selben Spieler:innen Risiken, die sie in 1e bedacht eingehen. Auf Dauer lähmt das mMn das Spiel.

Danke! Dann sollten wir vielleicht wieder über tödliche Systeme und längere Kampagnen sprechen als darüber, ob/welche OSRs zu tödlichen Systemen hinzuzählen sind.
Titel: Re: Folgefrage zu "langen Kampagnen": Wie geht Ihr mit Charaktertod um?
Beitrag von: Feuersänger am 23.08.2024 | 22:11
Genau das. Dann war wohl eher der Meister der Gruppe das Problem...

Es ist halt so _gedacht_, dass man Elfen nicht wiederbeleben kann, und nicht ein zufälliger Druckfehler dass Elfen nicht in der Aufzählung genannt werden. Vgl wie gesagt AD&D1, wo es _gar nicht_ ging (außer per Wish). Grund dafür ist die damalige Lore, dass Elfenseelen reinkarniert werden, und wenn die Seele schon in einem anderen Körper/Embryo steckt, steht sie nicht mehr für einen Raise zur Verfügung. Die Konvention mit der Wiedergeburt stammt wohl von Tolkien (zumindest wurde er so interpretiert).

So betrachtet ist es schon ein Entgegenkommen in AD&D2, dass es mit Resurrection auf einmal doch geht -- wie das dann noch mit der vermeintlichen Reinkarnation zusammengeht, wurde nie erklärt.("Guck mal ein dreiköpfiger Affe!") In 3E wurde diese Konvention dann komplett ersatzlos gestrichen.
Titel: Re: Folgefrage zu "langen Kampagnen": Wie geht Ihr mit Charaktertod um?
Beitrag von: Antariuk am 23.08.2024 | 23:16
Ich gehöre zu denen, die das vom Spielsystem abhängig machen. Weil das davon unabhängig bewerten erscheint mir nutzlos, da es Systeme mit eingebauten Abwärtsspiralen gibt, wo man im Grunde auch will, dass ein SC irgendwann durch ist (Blades in the Dark z.B). In einem barocken, detaillierten System wo man zur Charaktererschaffung direkt eine Psychoanalyse machen muss, ärgert ein zufällig gewürfelter Tod extrem, während ich diesen bei einem oldschooligen oder OSR Spiel quasi als ständig mögliches Ereignis an- und hinnehme.

Eigene Erfahrungen in Kampagnen sind bisher relativ positiv geprägt.

In einem Pathfinder 1E Adventure Path (Serpent's Skull) gab es einen Tod im Kampf als wir Level 12 oder so waren, das war bitter weil man in dem AP per se nicht die ganze Zeit Zugriff auf Ressource einer Großstadt hat (irgendwann mit Teleport-Zaubern schon, und man erspielt sich auch viel Ressourcen-Zugriff vor Ort). Am Ende war es aber eine rein logistische Lösung, die im Grunde nur die Planungen der Gruppe eine ingame-Woche zurückgeworfen haben.

Eine andere Pathfinder Kampagne, offene Erkundung in eigenem Setting und kein fertiger AP (ich war SL), ist ein SC auf Level 6 oder 7 gestorben. Weil der Spieler aber grundsätzlich fein damit war und gern was Neues probieren wollte, passte das für alle am Ende. Es wäre theoretisch möglich gewesen, eine Wiederbelebung zu organisieren, aber stattdessen ging es mit neuer Verstärkung der Gruppe weiter. Fand ich spannend zu beobachten :)

In einer lange laufenden Cthulhu-Runde von mir, wo der SL schon auch drauf geachtet hat, dass keiner durch zufällige Kultisten oder Shogoten einfach mal so draufgeht, ist aber ein SC nach glaube ich sechs Abenteuern in einem Kampf gestorben. Das war im Grunde eine Verfolgung eines Verdächtigen, der sich dann doch gewehrt hat und die Würfel waren an dem Abend echt nicht auf Spielerseite - toter SC die Folge. Das war ganz übel, daran ist die Runde auch gescheitert weil a) der SL noch etliche Plotfäden an diesen SC angehängt hatte und der Spieler b) auch nicht recht wusste, wie er einen passenden Nachwuchs bauen und dann gut ins Spiel einbringen kann. Im Nachhinein fallen einem natürlich immer Sachen ein, wie das wohl gut geklappt hätte, aber da war bei uns die Luft so raus dass Feierabend war. Ich glaube auch, weil wir im Grund das Schlechteste beider Welten hatten in der Runde: eine geplante Kampagne mit viel Plot und Gewese um die Hintergründe der SCs, aber auch offenes Würfeln bei diversen Sachen (ein SC war wegen versuchter Zauberei auch schon ziemlich meschugge) - ich glaube wenn, dann sollte man sich für eine Richtung entscheiden und entweder Würfel drehen, oder ein System spielen dass weniger binär arbeitet.
Titel: Re: Folgefrage zu "langen Kampagnen": Wie geht Ihr mit Charaktertod um?
Beitrag von: Hotzenplot am 24.08.2024 | 07:32
In meiner derzeitigen längsten Kampagne (seit 2012) war eigentlich das Credo, dass Charaktertod durchaus Teil des Spiels ist - es gab auch drei tote Charaktere in der ganzen Zeit, auf unterschiedlichen Stufen. Da hier aber die Frage im Raum stand und ich darüber nachdachte, ist glaube ich inzwischen mehr oder weniger Konsens, dass das gar nicht mehr oder jedenfalls nur mit hohen Hürden möglich ist. Die SC sind so stark in die Kampagne eingebunden, so dass es schon sehr bedauerlich wäre, einen davon zu verlieren.
Titel: Re: Folgefrage zu "langen Kampagnen": Wie geht Ihr mit Charaktertod um?
Beitrag von: Katakombenkriecher am 24.08.2024 | 07:46
Die Kampagnenwelt lebt weiter. Für eine neue Personnage ist immer Platz.

Was der ghoul sagt. Eine Kampagne besteht
nicht  unbedingt aus den einzelnen Figuren, sondern aus der Wirkung der Spielfiguren auf die Welt. Ich persönlich brauche da kein künstliches Spannungsfeld für mich und die Gruppe.

Und wer "viel vor hat mit den Charakteren " sollte vielleicht lieber Geschichten schreiben oder zu Beginn sagen "sterben geht nicht ".
Titel: Re: Folgefrage zu "langen Kampagnen": Wie geht Ihr mit Charaktertod um?
Beitrag von: ghoul am 24.08.2024 | 08:18
Zitat
Das war ganz übel, daran ist die Runde auch gescheitert weil a) der SL noch etliche Plotfäden an diesen SC angehängt hatte und der Spieler b) auch nicht recht wusste, wie er einen passenden Nachwuchs bauen und dann gut ins Spiel einbringen kann. Im Nachhinein fallen einem natürlich immer Sachen ein, wie das wohl gut geklappt hätte, aber da war bei uns die Luft so raus dass Feierabend war. Ich glaube auch, weil wir im Grund das Schlechteste beider Welten hatten in der Runde: eine geplante Kampagne mit viel Plot und Gewese um die Hintergründe der SCs, aber auch offenes Würfeln bei diversen Sachen (ein SC war wegen versuchter Zauberei auch schon ziemlich meschugge) - ich glaube wenn, dann sollte man sich für eine Richtung entscheiden und entweder Würfel drehen, oder ein System spielen dass weniger binär arbeitet.

Mit Verlaub, das klingt nach schlechter Kampagnenplanung, bzw. mangelnder Improvisationsgabe.
Ich erwarte schon von einer Spielleitung, dass sie in der Lage ist, anders als nur auf Schienen zu leiten. Man muss auch mal ein paar Ideen wegwerfen können und Platz für neue schaffen.
Titel: Re: Folgefrage zu "langen Kampagnen": Wie geht Ihr mit Charaktertod um?
Beitrag von: Boba Fett am 24.08.2024 | 08:29
Ich hab nichts dagegen, wenn man sich Mechanismen schafft, die einen lange gespielten Charakter davor bewahren, dass er in dummen Situationen stirbt.
Wenn das der Konsens in einer Runde ist, dann ist es Konsens.
Und ob das über Schicksalspunkte, Spielleiter-Willkür oder Wiederbelebung geschieht, ist mir relativ egal.
(Bei letzterem sollte man nur überlegen, wie sich so etwas auf die Spielwelt auswirkt.)

Ich bin aber sehr für Konsequenzen, die sich aus Spielsituationen ergeben. Denn eigentlich geht es doch genau darum im Rollenspiel.
Und insofern möchte ich Konsequenzen erleben und wahrnehmen, die aus den Entscheidungen und Handlungen der Spielercharaktere entstehen.
Ein "beiseite wedeln" fataler Resultate unglücklicher Situationen nimmt mir persönlich eine Menge von dem, was für mich das Rollenspiel interessant macht.
Und da spreche ich mich eindeutig dafür aus, dass, wenn es schon den Konsens gibt, dass Charaktertode langgespielter Figuren aus unglücklichen Situationen (aka Würfelpech) ausgeschlossen werden, diese Figuren dann eine alternative prägende Konsequenz erfährt.
Und da finde ich es bedauerlich, dass sich kaum ein Regelsystem darüber ausläßt, wie sowas aussehen könnte.
Titel: Re: Folgefrage zu "langen Kampagnen": Wie geht Ihr mit Charaktertod um?
Beitrag von: tartex am 24.08.2024 | 10:12
Ich sage Spielleitern explizit zu Beginn, dass mein Spielspaß davon abhängt, dass mein Charakter auch sterben kann.

Andere Spieler können ja andere Positionen anbringen, aber für mich ist Permadeath einer der großen Anziehungspunkte, der PnP so unglaublich spannend macht.
Titel: Re: Folgefrage zu "langen Kampagnen": Wie geht Ihr mit Charaktertod um?
Beitrag von: General Kong am 24.08.2024 | 10:15
In meiner erst corona- und nun Scheiß-Leven-bedingt in Untotemschlaf dahindämmernden Solomon Kane-Kampagne gab es bisher vier Charaktertode: Einem wurden die Eingeweide herausgefressen von einem Dämonenkind in Frankreich, ein weiterer in einem Höhlenkomplex in Persien von Riesenamöben verschluckt, einer starb in Lothringen durch einen Stich in den Hals, der letzte erhielt einen tödlichen Pfeilschuss ins Herz in den eisigen Weiten Neufrankreichs. Dazwischen waren Beinahe-Todesursachen: ein Herzstillstand aufgrund eines völlig vergeigt Furcht-Rw und ein gezielter Degenstich ins Herz (ja, mit Ansage!).
Alle SC wurden ersetzt - bis suf den Amöbentoten. Den habe ich durch SL-Fiat überraschend wieder in die Kampagne rückgeführt, den ich hatte bei dem Kampf etliche Fehler gemacht.
Man traf den SC überraschend in China wieder, wo er eine abenteuerliche Geschichte zu erzählen hatte (die Höhle war eh voller Wahnsinn und Zaunerei und de SC vorher in einen magischen Zirkel gestiegen, der ihn geistig über mehrere Stufen bis ins Zentrum des Univerdums reißen ließ - zu AZATOTH persönlich - und er wurde nicht völlig wahnsinnig!).
Auch der Spieler war freudig überrascht.

Leider beendeten bei mir SC-Tode früher viel zu häufig die Kampagnen. Seit meiner letzten Labyrinth Lord-Kampagne überstehen fie aber auch TPK ganz gut.

Wichtig ist meiner Meinung nach bei hichstufigen Kampagnen, dass da nicht neben Magus, Hohepriester, Kriegsherr und Meisterdieb noch son Aienland-Schluffi mittragen muss, der nicht mal richtig als Pfeeilfang taugt. Eine Stufe vom getöteten SC abziehen - das ist die neue Stufe des Ersatzrecken (oder 1w4-1 für Leute, die gerne würfeln).
Titel: Re: Folgefrage zu "langen Kampagnen": Wie geht Ihr mit Charaktertod um?
Beitrag von: General Kong am 24.08.2024 | 10:18
Bin da im übrigen bei Tartex: nichts gegen Wiederbelebung, wenn das so stufenmäßig in den Regeln vorgesehen ist, aber Abkratzen gehört zum Abenteuerleben dazu.

Vollkasko und Plot-Immunitöt finde ich nicht doll. Auch eine Zufallsbegegnung kann ernst werden.
Titel: Re: Folgefrage zu "langen Kampagnen": Wie geht Ihr mit Charaktertod um?
Beitrag von: tartex am 24.08.2024 | 10:30
Wenn mein Charakter echt so geil und einzigartig ist, kann ich ja aus seinen Erlebnissen ein Buch machen, auch wenn er im Spiel gestorben ist.

Und dort kann ich dann auch den Tod retconnen, wenn mir das wichtig ist.

Charaktere sterben nur, wenn man sie vergisst.

Es kann mir auch keiner erzählen, die ganzen Plots wären beim Tod zerstört, wenn ich danach mit seiner Geliebten oder seinem Bruder als nächsten SC weitermache.
Titel: Re: Folgefrage zu "langen Kampagnen": Wie geht Ihr mit Charaktertod um?
Beitrag von: Alter Weißer Pottwal am 24.08.2024 | 10:51
Bin da im übrigen bei Tartex: nichts gegen Wiederbelebung, wenn das so stufenmäßig in den Regeln vorgesehen ist, aber Abkratzen gehört zum Abenteuerleben dazu.

Vollkasko und Plot-Immunitöt finde ich nicht doll. Auch eine Zufallsbegegnung kann ernst werden.

Sehe ich beides auch so  :d
Titel: Re: Folgefrage zu "langen Kampagnen": Wie geht Ihr mit Charaktertod um?
Beitrag von: Zed am 24.08.2024 | 10:52
Ich sage Spielleitern explizit zu Beginn, dass mein Spielspaß davon abhängt, dass mein Charakter auch sterben kann.

Andere Spieler können ja andere Positionen anbringen, aber für mich ist Permadeath einer der großen Anziehungspunkte, der PnP so unglaublich spannend macht.
Da widerspricht Dir hier niemand, auch nicht in den bisherigen Beiträgen, denke ich. Ein wirkliches Risiko, dass Dein SC stirbt, gehört wohl bei allen Abenteuer-Rollenspielen dazu. <Edit: Wenn Ihr Euch weiter in dieser Aussage gegenseitig bestätigt, dann sprecht Ihr nur aus, was alle dazu meinen.  :)>

Die Fragen in ausführlicher Form sind: Wenn Du eine lange Kampagne spielst, wie häufig geschehen "exitus letales" oder sogar TPK, wie wägst Du sie gegen den Bestand/die Fortführung der Kampagne ab (hier fiel öfter der Begriff "bedeutsam"), und nutzt Du Mechanismen, um die Kampagne weiter zu führen, auch wenn die SCs, mit denen die Kampagne begonnen hat, verstorben sind?
Titel: Re: Folgefrage zu "langen Kampagnen": Wie geht Ihr mit Charaktertod um?
Beitrag von: nobody@home am 24.08.2024 | 11:38
In einer lange laufenden Cthulhu-Runde von mir, wo der SL schon auch drauf geachtet hat, dass keiner durch zufällige Kultisten oder Shogoten einfach mal so draufgeht, ist aber ein SC nach glaube ich sechs Abenteuern in einem Kampf gestorben. Das war im Grunde eine Verfolgung eines Verdächtigen, der sich dann doch gewehrt hat und die Würfel waren an dem Abend echt nicht auf Spielerseite - toter SC die Folge. Das war ganz übel, daran ist die Runde auch gescheitert weil a) der SL noch etliche Plotfäden an diesen SC angehängt hatte und der Spieler b) auch nicht recht wusste, wie er einen passenden Nachwuchs bauen und dann gut ins Spiel einbringen kann. Im Nachhinein fallen einem natürlich immer Sachen ein, wie das wohl gut geklappt hätte, aber da war bei uns die Luft so raus dass Feierabend war. Ich glaube auch, weil wir im Grund das Schlechteste beider Welten hatten in der Runde: eine geplante Kampagne mit viel Plot und Gewese um die Hintergründe der SCs, aber auch offenes Würfeln bei diversen Sachen (ein SC war wegen versuchter Zauberei auch schon ziemlich meschugge) - ich glaube wenn, dann sollte man sich für eine Richtung entscheiden und entweder Würfel drehen, oder ein System spielen dass weniger binär arbeitet.

Speziell Call of Cthulhu ist ja auch ein eigentlich recht tödliches System ohne größere Möglichkeiten, einen SC vor dessen Auswirkungen zu schützen (weder innerweltlich noch mit irgendwelchen "Metaregeln"). Okay, es gibt dafür ein paar offizielle "Kampagnen" -- mit potentiell hohem Charakterverschleiß -- und auch das eine oder andere veröffentlichte Abenteuer, das sich an eine Gruppe mit bereits etablierter Mythoserfahrung und entsprechendem Ruf richtet...aber um ein und dieselbe Figur über mehrere Szenarien im Spiel zu halten, sieht das Spiel eigentlich nur praktische Spielerfahrung und pures Glück vor.

Das mag zu geeigneten Interpretationen des Mythos ja thematisch passen wie der Topf auf den Deckel, aber von jemandem mit einem entsprechenden Weltbild im Kopf würde ich andererseits auch gar nicht erwarten, daß er sich groß mit lang angelegten Plots um bestimmte SC aufhält -- die sind schließlich dann im Angesicht der schröcklichen kosmischen Wahrheit (oder auch nur der einfachen Statistik :ctlu:) schließlich genauso bedeutungslos wie alles andere Menschenwerk auch...
Titel: Re: Folgefrage zu "langen Kampagnen": Wie geht Ihr mit Charaktertod um?
Beitrag von: Jenseher am 24.08.2024 | 11:50
Es ist halt so _gedacht_, dass man Elfen nicht wiederbeleben kann, und nicht ein zufälliger Druckfehler dass Elfen nicht in der Aufzählung genannt werden. Vgl wie gesagt AD&D1, wo es _gar nicht_ ging (außer per Wish). Grund dafür ist die damalige Lore, dass Elfenseelen reinkarniert werden, und wenn die Seele schon in einem anderen Körper/Embryo steckt, steht sie nicht mehr für einen Raise zur Verfügung. Die Konvention mit der Wiedergeburt stammt wohl von Tolkien (zumindest wurde er so interpretiert).

So betrachtet ist es schon ein Entgegenkommen in AD&D2, dass es mit Resurrection auf einmal doch geht -- wie das dann noch mit der vermeintlichen Reinkarnation zusammengeht, wurde nie erklärt.("Guck mal ein dreiköpfiger Affe!") In 3E wurde diese Konvention dann komplett ersatzlos gestrichen.

Hattet ihr denn das Deities and Demigods? War nicht die Argumentation, dass Elfen keine Seelen, sondern Geister ("spirits") haben, die wiedergeboren werden?

Übrigens waren in BECMI Elfen von einem Raise Dead nicht ausgeschlossen.

Ihr hättet es ausspielen können ("at the DM's option"). Wieso nicht als Priester in die Geisterwelt der Elfen eindringen und eine Wiedergeburt verhindern/ermöglichen. Der Spieler des Elfen hätte sich dann aktiv entscheiden können, ob er einen neuen Lebensweg seines Geistes "zerstört". Ob er vielleicht menschlicher wird und dem elfischen Pantheon den Rücken zukehrt. Das ist doch tausendmal besser als eine 08/15 Regel.

Titel: Re: Folgefrage zu "langen Kampagnen": Wie geht Ihr mit Charaktertod um?
Beitrag von: Feuersänger am 24.08.2024 | 12:35
Ich weiss nicht was ich dazu sagen soll. Wir hatten kein Problem mit der Regel. Man könnte es auch als eine Art kleinen Ausgleich dafür betrachten, dass Elfen in AD&D sonst an allen Ecken und Enden Zucker in den Arsch geblasen bekommen.
Titel: Re: Folgefrage zu "langen Kampagnen": Wie geht Ihr mit Charaktertod um?
Beitrag von: flaschengeist am 24.08.2024 | 12:37
Ein "beiseite wedeln" fataler Resultate unglücklicher Situationen nimmt mir persönlich eine Menge von dem, was für mich das Rollenspiel interessant macht.
Und da spreche ich mich eindeutig dafür aus, dass, wenn es schon den Konsens gibt, dass Charaktertode langgespielter Figuren aus unglücklichen Situationen (aka Würfelpech) ausgeschlossen werden, diese Figuren dann eine alternative prägende Konsequenz erfährt.

Bin auch in der Fraktion "Nicht sterben können tötet Spannung". Heißt aber eben nicht, dass Charaktere sterben wie die Fliegen sondern nur, dass sterben überhaupt möglich ist.

Und da finde ich es bedauerlich, dass sich kaum ein Regelsystem darüber ausläßt, wie sowas aussehen könnte.

Gute Idee aber vermutlich schwer umzusetzen. Ich kenne jedenfall bisher nur Konsequenzen, die mir nicht zusagen - im Grunde alles Varianten von "Dein Charakter erleidet einen dauerhaften körperlichen oder seelischen Schaden".
Hat wer andere Varianten in petto (die dir idealerweise auch noch gefallen)?
Titel: Re: Folgefrage zu "langen Kampagnen": Wie geht Ihr mit Charaktertod um?
Beitrag von: nobody@home am 24.08.2024 | 13:15
Hat wer andere Varianten in petto (die dir idealerweise auch noch gefallen)?

Ich meine, Fate beispielsweise hat per Voreinstellung schlicht keine Regel, die den Tod eines Charakters überhaupt zwingend vorschreibt. Es gibt das Ausschalten in Konflikten, wo der Spieler des erfolgreichen Angreifers(!) beschreiben darf, wie das geschieht, so daß in einem Kampf mit tödlichen Waffen eben auch der Tod ganz natürlich weiterhin eine Option ist...aber das ist dann halt ein "du kannst", kein "du mußt" (und nebenbei auch ganz praktisch für Spieler und Charaktere, die eigentlich niemanden umbringen wollen).

Ob das nun speziell Boba gefällt, mag auf einem anderen Blatt stehen -- ich mag den Ansatz, auch seiner Flexibilität wegen (funktioniert ja im Prinzip für Samstagmorgen-Cartoongewalt genausogut wie fürs Rollenspiel zu Verdun).
Titel: Re: Folgefrage zu "langen Kampagnen": Wie geht Ihr mit Charaktertod um?
Beitrag von: General Kong am 24.08.2024 | 13:15
Ich weiss nicht was ich dazu sagen soll. Wir hatten kein Problem mit der Regel. Man könnte es auch als eine Art kleinen Ausgleich dafür betrachten, dass Elfen in AD&D sonst an allen Ecken und Enden Zucker in den Arsch geblasen bekommen.

So ist es! Elfen-Kämpfer bei AD&D1 (oder Elfen-Irgendwas) sind da Menschen immer überlegen (die Stufenbegrenzung ist ja nur was in längeren akampagnen). Da ist dann so ein Wiederbelebungsverbot schon ein  ... unlustig.
Titel: Re: Folgefrage zu "langen Kampagnen": Wie geht Ihr mit Charaktertod um?
Beitrag von: Hotzenplot am 24.08.2024 | 13:23
So ist es! Elfen-Kämpfer bei AD&D1 (oder Elfen-Irgendwas) sind da Menschen immer überlegen (die Stufenbegrenzung ist ja nur was in längeren akampagnen). Da ist dann so ein Wiederbelebungsverbot schon ein  ... unlustig.

War das denn damals offiziell so gewollt, also so nach dem Motto: Besserer SC, aber wenn tot dann richtig?
Titel: Re: Folgefrage zu "langen Kampagnen": Wie geht Ihr mit Charaktertod um?
Beitrag von: Feuersänger am 24.08.2024 | 14:08
War das denn damals offiziell so gewollt, also so nach dem Motto: Besserer SC, aber wenn tot dann richtig?

Tjo, man kann jetzt den Autoren nit in die Köppe kucken -- aber ich nehme mal an, es stand die gleiche Denkweise Pate wie beim Klassendesign des Magiers - dort halt in der Ausprägung "wenn er mit seinen d4 HP überlebt, wird er mal extrem mächtig. Wenn."

Das Problem mit der Wiederbelebung bei Elfen trat bei uns übrigens genau einmal auf, bevor wir unsere Tempellösung hatten. Da wurde unsere Gruppe von oben mit geschmolzenem Metall übergossen und dieser eine Elf war der einzige, der noch keinen Feuerschutzring besaß. Wir haben ihn dann aus dem erstarrten Kupfer rausgeklopft und eine würdige Bestattung zelebriert, denn wie gesagt, Wiederbeleben war nicht. Der Spieler hat dann halt einen neuen Charakter gemacht (diesmal keinen Elf mehr).
Titel: Re: Folgefrage zu "langen Kampagnen": Wie geht Ihr mit Charaktertod um?
Beitrag von: Zed am 24.08.2024 | 15:02
Tjo, man kann jetzt den Autoren nit in die Köppe kucken -- aber ich nehme mal an, es stand die gleiche Denkweise Pate wie beim Klassendesign des Magiers - dort halt in der Ausprägung "wenn er mit seinen d4 HP überlebt, wird er mal extrem mächtig. Wenn."
Auch wenn das jetzt etwas zu weit vom Thema wegführt: Das war wirklich einer der dämlichsten Balancingversuche ever. Ist nur mit historischen Blick zu verstehen.
Titel: Re: Folgefrage zu "langen Kampagnen": Wie geht Ihr mit Charaktertod um?
Beitrag von: Jenseher am 24.08.2024 | 16:29
Ich finde die AD&D 2E Regeln zu Raise Dead und Ressurection am besten. Wenn man mit Wiederbelebung spielt (sollte man vorher vereinbaren), muss es meiner Meinung nach etwas kosten. Das ist das Bestehen des Ressurection Survival Checks (ansonsten ist der Charakter für immer tot) und danach permanent ein Punkt Verlust bei Konstitution. Bei Ressurection gibt es zwar keinen Punktabzug auf Konstitution, da altert der Priester aber permanent drei Jahre (oder ein höheres Äquivalent bei längerlebigen Rassen).

Die AD&D 1E Regeln zu Raise Dead und Ressurection finde ich hingegen schlechter.
Titel: Re: Folgefrage zu "langen Kampagnen": Wie geht Ihr mit Charaktertod um?
Beitrag von: ghoul am 24.08.2024 | 16:32
Die AD&D 1E Regeln zu Raise Dead und Ressurection finde ich hingegen schlechter.

Warum? Bei 1e kosten beide Zauber (KON). Das steht aber nicht im PHB, sondern im DMG.
Und Elfen haben SEHR viele Vorterile in beiden Systemen. Die mangelnde Wiederbelebbarkeit ist ihre Achillesferse.
Titel: Re: Folgefrage zu "langen Kampagnen": Wie geht Ihr mit Charaktertod um?
Beitrag von: Jenseher am 24.08.2024 | 16:46
Warum? Bei 1e kosten beide Zauber (KON). Das steht aber nicht im PHB, sondern im DMG.
Und Elfen haben SEHR viele Vorterile in beiden Systemen. Die mangelnde Wiederbelebbarkeit ist ihre Achillesferse.

Ich zitiere mal aus dem AD&D 1E DMG (Seite 110):

Zitat
Yet you do have the right to arbitrate the situation. You can rule that the player, instead of dying, is knocked unconscious, loses a limb, is blinded in one eye or invoke any reasonably severe penalty that still takes into account what the monster has done.

Die Gygax'sche "Rule of Cool"   ~;D
Titel: Re: Folgefrage zu "langen Kampagnen": Wie geht Ihr mit Charaktertod um?
Beitrag von: Antariuk am 24.08.2024 | 17:58
Mit Verlaub, das klingt nach schlechter Kampagnenplanung, bzw. mangelnder Improvisationsgabe.
Ich erwarte schon von einer Spielleitung, dass sie in der Lage ist, anders als nur auf Schienen zu leiten. Man muss auch mal ein paar Ideen wegwerfen können und Platz für neue schaffen.

Legitime Kritik, das war sicher auch ein Faktor, dass zu viele Ideen aus dem stillen Kämmerlein am Ende am Spieltisch Platz finden mussten.


Speziell Call of Cthulhu ist ja auch ein eigentlich recht tödliches System ohne größere Möglichkeiten, einen SC vor dessen Auswirkungen zu schützen (weder innerweltlich noch mit irgendwelchen "Metaregeln"). Okay, es gibt dafür ein paar offizielle "Kampagnen" -- mit potentiell hohem Charakterverschleiß -- und auch das eine oder andere veröffentlichte Abenteuer, das sich an eine Gruppe mit bereits etablierter Mythoserfahrung und entsprechendem Ruf richtet...aber um ein und dieselbe Figur über mehrere Szenarien im Spiel zu halten, sieht das Spiel eigentlich nur praktische Spielerfahrung und pures Glück vor.

Das mag zu geeigneten Interpretationen des Mythos ja thematisch passen wie der Topf auf den Deckel, aber von jemandem mit einem entsprechenden Weltbild im Kopf würde ich andererseits auch gar nicht erwarten, daß er sich groß mit lang angelegten Plots um bestimmte SC aufhält -- die sind schließlich dann im Angesicht der schröcklichen kosmischen Wahrheit (oder auch nur der einfachen Statistik :ctlu:) schließlich genauso bedeutungslos wie alles andere Menschenwerk auch...

Ja, es ist mEn ischon die Quadratur des Kreises, die Cthulhu da manchmal versucht. Weil tiefgründige Kampagnen zu spielen, wo der Cast am Ende wegen Verschleiß gar nicht mehr derselbe ist wie zu Beginn, geht - aber die offiziellen Abenteuer/Kampagnen, die ich bisher gelesen habe, helfen Spielern und SL bei dem Ansatz nicht wirklich, allein durch die Art, wie sie konzeptioniert sind. Es geht natürlich schon, aber (gefühlt) nur mit entsprechendem Mehraufwand. Ich mag das System und das semi-realisitische Quasi-Setting von Cthulhu trotzdem, aber das ist so ein Ding das mich pikst :P
Titel: Re: Folgefrage zu "langen Kampagnen": Wie geht Ihr mit Charaktertod um?
Beitrag von: Antariuk am 24.08.2024 | 18:05
Zum Thema Tod in D&D-esquen Systemen will ich noch generell sagen, dass ich das dort langweilig finde, wo es konsequenzlos ist - wenn man am Ende des Tages nur materielle Ressourcen wie Diamanten im Wert von X Gold oder was auch immer verbraten muss, um gefallene SCs komplett zurückzuholen, dann ist das ohne Reiz - und auch riskante Situationen verlieren viel Reiz, weil es immer die ultimative Sicherheitsleine im Hintergrund gibt.

So, wie es bei ACKS zum Beispiel mit der "Tempering with Mortality" Tabelle gelöst ist, finde ich bleibt eine Würze erhalten. SCs können dann am Ende nur so-und-so-oft wiederbelebt werden, bevor sie einfach durch sind. Vielleicht bleiben sie noch als Entourage oder Randfigur erhalten, aber sind keine schwertschwingenden Helden mehr. Trotzdem erlaubt das, auch mal einen Charaktertod zu riskieren, wenn wirklich was auf dem Spiel steht. Das ist eine Balance, die ich unterhaltsam und fair genug finde.
Titel: Re: Folgefrage zu "langen Kampagnen": Wie geht Ihr mit Charaktertod um?
Beitrag von: ghoul am 24.08.2024 | 18:34
Ich zitiere mal aus dem AD&D 1E DMG (Seite 110):

Die Gygax'sche "Rule of Cool"   ~;D

Ja, aber: Am Survival-Wurf der Wiederbelebung darf niemals nie gepfuscht werden!
Titel: Re: Folgefrage zu "langen Kampagnen": Wie geht Ihr mit Charaktertod um?
Beitrag von: ghoul am 24.08.2024 | 18:36
Wobei es bei dem Gygax-Zitat gerade nicht um "cool" geht, sondern just eben um die Sterblichkeit, wenn der Schwierigkeitsgrad als zu hoch empfunden wird.
Titel: Re: Folgefrage zu "langen Kampagnen": Wie geht Ihr mit Charaktertod um?
Beitrag von: Smoothie am 25.08.2024 | 14:37
Legitime Kritik, das war sicher auch ein Faktor, dass zu viele Ideen aus dem stillen Kämmerlein am Ende am Spieltisch Platz finden mussten.


Ja, es ist mEn ischon die Quadratur des Kreises, die Cthulhu da manchmal versucht. Weil tiefgründige Kampagnen zu spielen, wo der Cast am Ende wegen Verschleiß gar nicht mehr derselbe ist wie zu Beginn, geht - aber die offiziellen Abenteuer/Kampagnen, die ich bisher gelesen habe, helfen Spielern und SL bei dem Ansatz nicht wirklich, allein durch die Art, wie sie konzeptioniert sind. Es geht natürlich schon, aber (gefühlt) nur mit entsprechendem Mehraufwand. Ich mag das System und das semi-realisitische Quasi-Setting von Cthulhu trotzdem, aber das ist so ein Ding das mich pikst :P

ich stimme voll zu. Wenn ich mal einen Cthulhu TPK haben sollte, werde ich auf jeden Fall das Ding mit den Tagebüchern ausprobieren. Also die neuen SC finden die Aufzeichnungen der alten und machen sich dann an die Rekonstruktion und nehmen den Faden wieder auf, wo diese gescheitert sind.
Das Erzählen aus Tagebüchern/Aufzeichnungen/aus zweiter Hand macht Lovecraft ja auch selbst recht häufig.
Wenn man ohnehin Aufzeichnungen aus der Gruppe selbst hat (schreiben meine SC bei komplizierteren Kampagnen ohnehin), kann man das als Basis nehmen, sonst hat man als SL die Möglichkeit die Geschichten der SC der Gruppe aus anderer Perpektive wiederzuspiegeln. Oder man gibt der Gruppe selbst die Möglichkeit, die Aufzeichnungen zu verfassen (wenn da schreibfreudige Leute dabei sind). Dann hat man als SL ne Idee, was die SC glauben, worum es hier geht... Ist auf jeden Fall Arbeit, könnte aber ein guter Twist sein, um mit TPKs ins Kampagnen umzugehen, in denen die SC tragende Rollen spielen bzw. spielten...
Titel: Re: Folgefrage zu "langen Kampagnen": Wie geht Ihr mit Charaktertod um?
Beitrag von: Jenseher am 29.08.2024 | 17:49
Warum? Bei 1e kosten beide Zauber (KON). Das steht aber nicht im PHB, sondern im DMG.
Und Elfen haben SEHR viele Vorterile in beiden Systemen. Die mangelnde Wiederbelebbarkeit ist ihre Achillesferse.

Wo steht denn das genau?
Titel: Re: Folgefrage zu "langen Kampagnen": Wie geht Ihr mit Charaktertod um?
Beitrag von: ghoul am 29.08.2024 | 19:54
Wo steht denn das genau?

Sorry, bin ohne DMG in den Urlaub gefahren!  :o
Aus der Erinnerung: Ziemlich weit vorne, da wo im DMG die Zauber aus dem PHB diskutiert werden. Also vermutlich.
Titel: Re: Folgefrage zu "langen Kampagnen": Wie geht Ihr mit Charaktertod um?
Beitrag von: flaschengeist am 29.08.2024 | 20:32
Sorry, bin ohne DMG in den Urlaub gefahren!  :o
Aus der Erinnerung: Ziemlich weit vorne, da wo im DMG die Zauber aus dem PHB diskutiert werden. Also vermutlich.

Ohne Bibel in den Urlaub fahren geziemt sich für den Klerus des heiligen Gary nun wirklich nicht. Schäm dich  ;).
Titel: Re: Folgefrage zu "langen Kampagnen": Wie geht Ihr mit Charaktertod um?
Beitrag von: Jenseher am 29.08.2024 | 20:49
Es waren sogar Fehlinformationen  ~;D

Es ist im AD&D 1E PHB unter Konstitution. So steht es im AD&D 2E PHB auch.
Titel: Re: Folgefrage zu "langen Kampagnen": Wie geht Ihr mit Charaktertod um?
Beitrag von: Issi am 14.12.2024 | 10:21
Kommt darauf an, aus welcher Perspektive man es betrachtet.
Glaube viele Spieler spielen für ihre Figur, nicht für das Abenteuer oder die Spielwelt.
Folglich ist mit dem Tod der Figur alles andere Zuende außer natürlich: Das gemeinsame Spiel
(Der gesellschaftliche Event)
Wenn ein neuer Charakter erschaffen wird, dann idR. dafür nicht aus dieser Form der gemeinsamen Beschäftigung herauszufallen.