Tanelorn.net

Medien & Phantastik => Sehen, Lesen, Hören => Thema gestartet von: Inquisitor_Majoris am 7.09.2024 | 20:02

Titel: Wo entwickelt sich Hollywood hin?
Beitrag von: Inquisitor_Majoris am 7.09.2024 | 20:02
Ich finde die letzten Jahre eigentlich sehr spannend wie sich unsere Film- und Serienwelt entwickelt hat. Aktuell habe ich das Gefühl, dass noch nie so viel und sooft über bestimmte Entscheidungen von Regisseuren/Studios diskutiert wird wie derzeit. Meist geht es um bekannte Franchises mit einer großen Fanbase. Sei es Star Wars, Marvel, Herr der Ringe, usw. Natürlich steht immer das Geldverdienen im Vordergrund, aber eignen sich dafür bekannte Franchises die man mit der Zeit so beliebig und weichgespült erzählt, dass die ursprüngliche Fanbase diesen den Rücken kehrt? Hat Hollywood verlernt interessante Storys zu erzählen oder sind die "toxischen" Fans schuld?

Finde das Video (https://www.youtube.com/watch?v=V0ntno6_0Y0&t=29s&ab_channel=BelYves) von Yves zu diesem Thema sehr interessant, der es für mich eigentlich ziemlich gut auf den Punkt bringt.

Die Frage ist, was wird die Zukunft bringen? Mehr Fan-Service, mehr Fan-Vergraulerei, mehr Einheitsbrei oder vielleicht doch neue Geschichten die erzählt werden wollen? Es bleibt spannend ...
Titel: Re: Wo entwickelt sich Hollywood hin?
Beitrag von: Irian am 7.09.2024 | 20:14
Ich finde die letzten Jahre eigentlich sehr spannend wie sich unsere Film- und Serienwelt entwickelt hat. Aktuell habe ich das Gefühl, dass noch nie so viel und sooft über bestimmte Entscheidungen von Regisseuren/Studios diskutiert wird wie derzeit. Meist geht es um bekannte Franchises mit einer großen Fanbase. Sei es Star Wars, Marvel, Herr der Ringe, usw. Natürlich steht immer das Geldverdienen im Vordergrund, aber eignen sich dafür bekannte Franchises die man mit der Zeit so beliebig und weichgespült erzählt, dass die ursprüngliche Fanbase diesen den Rücken kehrt? Hat Hollywood verlernt interessante Storys zu erzählen oder sind die "toxischen" Fans schuld?

Derzeit wirkt es auf mich vor allem so, als hätten sich div. Franchises einfach totgelaufen. Marvel war mal cool, aber inzwischen hat man da halt einfach auch jede Story schonmal erzählt und soviel Neues kommt da nicht mehr. Star Wars genauso, nach der x-ten Fernsehserie ist da einfach die gemolkene Kuh tot. Dazu kommt, dass in vielen Fällen da einfach auch ne Verklärung der "alten" Sachen statt fand (Nostalgie), gegen die nix neues ankommt. Dass bei soviel Output natürlich auch die Qualität leidet, ist ja auch klar. Aber ja, auch die Fanbase wird gespaltener heutzutage, wie eben die ganze Gesellschaft, passiert. Da kommen einfach diverse Faktoren zusammen.

Finde das Video (https://www.youtube.com/watch?v=V0ntno6_0Y0&t=29s&ab_channel=BelYves) von Yves zu diesem Thema sehr interessant, der es für mich eigentlich ziemlich gut auf den Punkt bringt.

Glaubst du wirklich, ich schaue mir 20 Minuten Video um, zu erfahren, was du denkst, dass "der Punkt" ist? Du überschätzt wirklich, wie sehr ich das wissen will. Ich empfehle... Schreibe das, was du denkst auf und verlinke ggf. MIT ZEITSTEMPEL auf das Video, um die jeweiligen Punkte zu illustrieren.
Titel: Re: Wo entwickelt sich Hollywood hin?
Beitrag von: Talasha am 8.09.2024 | 10:02
Bei einem Bericht über James Gunns Superman las ich kürzlich, dass es mittlerweile Sitte ist mit dem Drehen an zu fangen bevor das Drehbuch fertig ist. Was zu enorm vielen NAchdrehs steigenden Kosten führt. Weiß da jemand mehr?
Titel: Re: Wo entwickelt sich Hollywood hin?
Beitrag von: Aedin Madasohn am 8.09.2024 | 10:30
...Hat Hollywood verlernt interessante Storys zu erzählen...?

wir sind hier ja in einem Forum, wo sehr viele Erfahrung damit haben:
Szenen aneinander zu reihen
einen Plot (überhaupt) zu haben
NSCs "tanzen" zu lassen, bis die Runde am Tisch mit ihnen mitfühlt, ihre (auch Antagonisten) Motive nachvollziehen kann (und darauf ihre Pläne aufbaut)

vor der Frage, "wie entsorge entziehe ich dem Rampenlicht einen Stichwortgeber-NSC wieder" stand wohl schon jeder von uns
oder wie erkläre ich, dass "das" nicht von der "Obrigkeit/Inqusition/Sheriff/Polizei" gelöst wird

da entwickelt man Strategie für, nicht wahr?! wir haben Kaufabenteuer gespielt, (RSP)-Bücher gelesen, Filme&Serien "ausgewertet" und uns hier ausgetauscht.

und dann

sitzt man zu Hause auf dem Sofa und erkennt schon beim blanken zuschauen eines Filmes, wie drehbuchhandwerklich_schlecht diese Standardsituationen von bezahlten (und teilweise gefeierten) Drehbuchautoren verbockt wurden.

ich sehe da viele "lange Nägel", mit denen eine "Bretterbude" "zusammengetackert" wurde, wo eine ineinandergreifende/verzahnte Fachwerkkonstruktion problemlos drin wäre.
Drehbücher "schmoren" jahrelang. Und wenn nachher 100 Mille ausgegeben werden sollen, dann wird nicht noch mal mit "Szenen_müssen_zueinander_passen_Handwerkern" drübergeschaut? ein ganzes Filmstudio hat da nicht eine Taskforce von drei Hanseln für, die die "hausinterne" No-Brainer_Stoppy-Checkliste drüberlegt?

vorallem, da es in diversen RSP-Publikationen ja schon wirklich_wertvolle Tipps dazu gibt

Titel: Re: Wo entwickelt sich Hollywood hin?
Beitrag von: Talasha am 8.09.2024 | 11:17
ich sehe da viele "lange Nägel", mit denen eine "Bretterbude" "zusammengetackert" wurde, wo eine ineinandergreifende/verzahnte Fachwerkkonstruktion problemlos drin wäre.
Drehbücher "schmoren" jahrelang. Und wenn nachher 100 Mille ausgegeben werden sollen, dann wird nicht noch mal mit "Szenen_müssen_zueinander_passen_Handwerkern" drübergeschaut? ein ganzes Filmstudio hat da nicht eine Taskforce von drei Hanseln für, die die "hausinterne" No-Brainer_Stoppy-Checkliste drüberlegt?
Würde mich nicht überraschen wenn man sich das spart um irgendwelche Veröffentlichungs-Zeitpläne durch zu prügeln. Gerade wenn man sich Kathleen Kennedys Biographie ansieht, die muss wissen wie so etwas geht.
Titel: Re: Wo entwickelt sich Hollywood hin?
Beitrag von: JollyOrc am 8.09.2024 | 11:47
Das Problem ist ja nicht neu, und ich empfehle da sehr schwer dieses Buch https://litreactor.com/reviews/tales-from-development-hell-the-greatest-movies-never-made-by-david-hughes.html
Titel: Re: Wo entwickelt sich Hollywood hin?
Beitrag von: Philipp.Baas am 8.09.2024 | 12:00
Es spielen ja auch immer Äußere Interessen (Geld, Zeitdruck etc.) mit rein sowie nicht selten Egos oder das, was als persönlicher Stil gilt. Ebenso sind Fehlkalkulationen wohl oft ein Problem, was ich mir gut vorstellen kann. Ein Projekt mit mehreren hundert Beteiligten und plötzlich kosten Dinge mehr, die Leute haben schon Folgeverträge und werden an Tag X das Projekt verlassen und du bist weit hinter dem Zeitplan. Das alles drückt auf die Qualität, zwingt zum Umschreiben und Weglassen von Szenen. Zusätzlich ist Drehbücher schreiben echt nicht einfach. Autor und Regisseur haben dann unterschiedliche Vorstellungen und dann grätscht noch das Studio rein. Da passiert es schnell, dass zu viele Köche den Brei verderben.

Der 13. Krieger ist so ein Beispiel, wo es zwischen Regisseur und Autor so gekracht hat, dass das Werk darunter gelitten hat. Nicht selten knallt es ja bspw. zwischen Snyder und den Studios. Die Produzenten fürchten alle eine Geschichte wie "Heavan´s Gate" und United Artist, sodass sie in die Kreativprozesse eingreifen, was ich auch verstehen kann. Dann kommen noch die Testvorführungen und plötzlich stellt sich raus, dass das Publikum (das amerikanische vor allem) Nicht-Happy-Ends doof findet. Zack, wird unter hohem Zeitdruck nachgedreht und plötzlich gibt einiges keinen Sinn mehr. Und am Ende zählt nur, ob ein Film finanziell erfolgreich war.

Ich denke, dass wir durch die Meisterwerke, die trotz dieser vielen Interessen entstanden sind, verwöhnt sind. Wenn man sich überlegt, wie viele Leute an sowas beteiligt sind, ist es ein Wunder, dass so viele gute Filme erscheinen. Jeder, der schon einmal eine Gruppenarbeit in der Schule und Uni erlebt hat, weiß, was ich meine.
Titel: Re: Wo entwickelt sich Hollywood hin?
Beitrag von: Raven Nash am 8.09.2024 | 12:01
Das eigentliche Problem, das ich sehe, ist das Festklammern an Franchises. Man will grundsätzlich etwas, das sich in alle Richtungen ausschlachten lässt, nicht nur als Film/Serie. Dabei fehlt aber der (finanzielle) Mut, auch mal was Neues zu machen - man setzt auf bekannte Namen, auch wenn die dann in der konkreten Fassung absolut nichts mehr damit zu tun haben, wofür sie einst standen. Damit verdient man ja zumindest mal Geld.
Das sind dann die ganzen Remakes.

Auf der anderen Seite reitet man alles tot, solange noch irgendwie Geld rauszupressen ist. Siehe Star Wars und Marvel. Man will gar kein Geld mehr in wirkliche Qualität stecken, man erhöht einfach den Ausstoß. Irgendwas Gutes wird schon dabei sein, oder den Fans gefallen. Und wenn nicht, haben wir zumindest ein wenig Kohle gemacht.

Und dann natürlich noch das Bedienen von Fans. Nur sind die sich eben selbst nicht einig, was sie wollen. Wenn man dann noch meint, irgendwelche sozialpolitischen Ansichten vorantreiben zu müssen, anstatt einfach gute Stories zu erzählen...
Titel: Re: Wo entwickelt sich Hollywood hin?
Beitrag von: Vash the stampede am 8.09.2024 | 12:04
Bei einem Bericht über James Gunns Superman las ich kürzlich, dass es mittlerweile Sitte ist mit dem Drehen an zu fangen bevor das Drehbuch fertig ist. Was zu enorm vielen NAchdrehs steigenden Kosten führt. Weiß da jemand mehr?

In der Netflix Dokumentation Filme – Das waren unsere Kinojahre (The Movies That Made Us) wird gesagt, dass Stirb langsam - Die Hard während des Drehs geschrieben wurde. Ist also nichts neues und keine Aussage über das Ergebnis oder den Entstehungsprozess.

Zugleich gibt es Aussagen darüber, dass durch StageCraft Improvisation und Änderungen fast unmöglich geworden sei, was ein fertiges Drehbuch voraussetzen würde. Was zumindest schlüssig klingt, weil die Szenerien vorher am Rechner stellt werden müssen.

Zum Thema an sich - und ja, ich habe mir das Video auch nicht angeschaut - und gehe daher nur auf die grundlegende Frage ein, wohin sich in meinen Augen Hollywood entwickelt.

Aktuell herrscht die Content Mafia vor. Es geht um Franchises und Markenrechte. Risiko wird gescheut, bei gleichzeitiger Verlustaversion. Filme, und vor allem das Marketing, ist teuer und so wird der grösstmögliche Markt bei keinstmöglichem Risiko angestrebt. Die Hoffnung auf das nächste grosse Ding ist gross, jedoch ohne den Willen danach zu suchen. Neue und oder kleine Themen sind schwierig bis unmöglich umzusetzen. Dies verhindert eine Reihe von (unabhängigen) Projekten und da durch die Konzentration auf Streaming spätere Vermarktungsoptionen entfallen bzw. reduziert sind, stellen sie ein zu grosse Gefahr in der Finanzierung dar.

Mittlere Budget gibt es fast nicht mehr, sodass Horror - wie und je - als eines der wenigen Low Budget-Produktionen bei grossem Gewinn erhalten bleibt.

Und wenn selbst Studios wie A24 anfangen, nach Gewinnoptimierung zu arbeiten, wird es echt bitter.

In den Serien haben sich Muster etabliert, die zu Langeweile führen. Plus die allgemeine Erschöpfung durch die Masse an Anbieter und zerfasertem Angebot. Inklusive den Kosten, die kaum jemand tragen kann oder will.

Und von Seiten Fandom ist ebenfalls eine grosse Enttäuschung zu spüren. Mal, weil erworbenes Wissen bedroht ist, mal, weil die eigene Sicht auf meine Marke als Allgemeingültig betrachtet wird, mal, weil die Rechteinhaber die Marke nicht verstehen oder aus rein finanzieller Sicht mit Füssen treten. Und bei letzterem wird oftmals nur rein aus Vermarktungsgründen entschieden und nicht weil eine angebliche Ideologie oder Überzeugung vertreten werden soll.

Mit anderen Worten bewegen wir uns gerade wieder zurück in der Zeit. Zurück in eine Zeit in der die Inhaber von Marken darüber entscheiden, was und wann wir schauen können. Sie wollen die Kontrolle zurück, die sich an physikalische Datenträger abgegeben haben. Durch Zerfaserung und Verknappung können Bedürfnisse beeinflusst und kontrolliert werden. Durch das Angebot Marke omnipräsent werden, bis übersättigt sind und dem nächsten ein Husarenstück gelingt, welches dann bis zur Erschöpfung verbrannt wird.

Wir erleben also einen verknappten Überfluss und eine erschöpfende kreativarme Dauerberieselung.

Doch gibt es nach wie vor, die visionären Perlen dazwischen. Die Geschichten, die neu und inspirierend sind. Oder anders, same same but different.
Titel: Re: Wo entwickelt sich Hollywood hin?
Beitrag von: nobody@home am 8.09.2024 | 12:08
Zwei Bestandteile der Gleichung sind sicher auch die rosarote Brille (was auch frühere Generationen von Machern schon an regelrechtem Müll produziert haben mögen, ist uns einfach im Gedächtnis nicht mehr präsent, wir erinnern uns halt gerne an unsere Favoriten) und die Tatsache, daß es heute dank Internet mit allen möglichen Angeboten und Plattformen auch für Informationen, Gerüchte, und wilde Diskussionen und Meinungsmache deutlich leichter ist, sich überallhin zu verbreiten. Wenn's in (beispielsweise) den 1970ern einen Riesenskandal in Hollywood gab, hat man davon mit etwas Glück in der Zeitung gelesen oder den Nachrichten gehört, sich seinen Teil gedacht, und ist dann wieder zum Alltag übergegangen -- heutzutage dagegen kann im Prinzip jeder Hansel zu jedem kleinen Furz eines Regisseurs oder Produzenten seinen Senf dazugeben und einschlägige Flame Wars für wenigstens ein paar Wochen am Laufen halten.
Titel: Re: Wo entwickelt sich Hollywood hin?
Beitrag von: Ainor am 8.09.2024 | 15:57
Auf der anderen Seite reitet man alles tot, solange noch irgendwie Geld rauszupressen ist. Siehe Star Wars und Marvel. Man will gar kein Geld mehr in wirkliche Qualität stecken, man erhöht einfach den Ausstoß.

Wieso? Bei the Acolyte war ja nun dass Problem dass die Serie viel zu teuer war für die Anzahl der Zuschauer.
Und Ringe der Macht hatte wohl ein Milliardenbudget. Magelnde Bereitschaft Geld auszugeben ist doch eher nicht das Problem.

Aktuell herrscht die Content Mafia vor. Es geht um Franchises und Markenrechte. Risiko wird gescheut, bei gleichzeitiger Verlustaversion. Filme, und vor allem das Marketing, ist teuer und so wird der grösstmögliche Markt bei keinstmöglichem Risiko angestrebt.

Das Problem ist: ohne bekannte Namen gehen die Leute nicht ins Kino (oder schauen hin). Zumindest nicht genug um 200Mio Budgets zu rechtfertigen.  Früher hing das an den Stars, so dass Filme immer ähnliche Hauptfiguren hatten. Das funktioniert nicht so gut bei Serien entsprechend hat man jetzt die Franchises.
Aber grosse Budgets ohne Franchises oder Stars sind einfach nicht realistisch.
Titel: Re: Wo entwickelt sich Hollywood hin?
Beitrag von: Runenstahl am 8.09.2024 | 16:37
+1 für nobody@home. Ein Teil des Problems ist es das es oftmals gar kein Problem gibt. Nur eine Gruppe von sehr lauten Stimmen die behaupten es gäbe eines :)

Vielleicht würde es der Filmbranche gut tun wenn es ein Spiel gäbe bei dem man ein Filmstudio spielt und die Situation mal aus deren Sicht sehen kann.

Du kannst 250 Millionen für einen neuen Film ausgeben. Welchen produzierst du ? (Die Spoiler anklicken wenn du dich entschieden hast)

A - Ein echt tolles Drehbuch aber der Streifen gehört zu keinem bekannten Franchise und ist kein Remake. Die schlauen Köpfe dahinter schwören das sie den Film mit 120 Millionen produziert kriegen !
(Klicke zum Anzeigen/Verstecken)
B - Ein echt tolles Drehbuch zu einem bekannten und beliebten Franchise. Vielleicht ein bißchen zahm und nicht sehr gewagt. Zuschauer sind aber garantiert. Geschätztes Budget 180 Millionen.
(Klicke zum Anzeigen/Verstecken)
C - Ein echt tolles Drehbuch zu einem bekannten und beliebten Franchise. Man geht neue Wege aber das könnte Fans verärgern. Aber jede Publicity ist gut, oder ? Geschätztes Budget 220 Millionen.
(Klicke zum Anzeigen/Verstecken)
Titel: Re: Wo entwickelt sich Hollywood hin?
Beitrag von: Aedin Madasohn am 8.09.2024 | 16:44
Wieso? Bei the Acolyte war ja nun dass Problem dass die Serie viel zu teuer war für die Anzahl der Zuschauer.
Und Ringe der Macht hatte wohl ein Milliardenbudget. Mangelnde Bereitschaft, Geld auszugeben ist doch eher nicht das Problem.

sowohl Starwars als auch Herr der Ringe sind ja gute Beispiele:
- zu viel Geld wird für die Rechte ausgegeben
- dieses längst ausgegebene Geld generiert ja wahnsinnige Kapitalkosten
  (weil Kreditgeld Zinsen kosten; alleine dafür könnten Blockbuster abgefilmt werden),
  welche dann auf das "aktuell anstehende Projekt" mit ein paar 10er Mille draufschlagen - ohne dabei in der Produktion irgendeinen Mehrwert zu generieren
- wird das Verhältnis von "Filmkosten" zu "Rechtekosten" zu schlecht, "kosten" (schreiben ab) SW Serien 200 Mille und sehen aber nicht nach 200 Mille aus, was
  dann auch wieder berechtigten Spott hervorruft

HdR die Serie kostete ja auch ein Vermögen nur für die Rechte. Und erst_dann wird Geld bewilligt für den Teil der bewegten Bilder, welcher bei euch über den Bildschirm flimmert. Kommt das "zu hingerotzt billig" rüber, dann war es das auch mit der "HdR Exklusivität" und der Streaming "zieht" nicht mehr "wie von selbst" Kunden, sondern steht in Konkurrenz zu Reallive, Videogames, Hobbys, einer guten Runde pen&paper, Sport...

Jeder, der schon einmal eine Gruppenarbeit in der Schule und Uni erlebt hat, weiß, was ich meine.

bei einem 200 Mille Blockbu/ooster-Projekt wird Gruppenarbeit erwartbar in die Katastrophe führen. Arbeitsteilung ist das Zauberwort.

Da passiert es schnell, dass zu viele Köche den Brei verderben


da liegt die Wahrheit drin. Einer muss den Hut auf haben und die einzelnen Gewerke als (be)zahlender Auftraggeber so stringend führen, wie ein guter Projektleiter die Baugewerke auf der Baustelle zu führen hat. Ansonsten sind die Fenster montiert, bevor der Architekt final festgelegt hat, wo welcher (Funktions)Raum sein soll  ;D
Klofensterarangierung im Wohnzimmer  >;D...ja...hinterlässt eine gewisse Impression...würde man diese Gurkentruppe erneut beauftragen? hmmm...

- wer erst nach Drehbeginn den letzten "Investor" an Bord holt, welcher dann aber plötzlich auf "keine blanken Brüste und nur homöopatisch Blut" besteht, muss sich bei einem Snyder nicht über Probleme wundern...

kurzum, wenn Studiobosse ihren Laden führen wie Lehrer ihre "Gruppenarbeit"-Schulklasse, dann wird da nur gemäß gaußerscher Verteilkurve ein Klassiker drauß.


 

Titel: Re: Wo entwickelt sich Hollywood hin?
Beitrag von: Raven Nash am 8.09.2024 | 16:50
Wieso? Bei the Acolyte war ja nun dass Problem dass die Serie viel zu teuer war für die Anzahl der Zuschauer.
Und Ringe der Macht hatte wohl ein Milliardenbudget. Magelnde Bereitschaft Geld auszugeben ist doch eher nicht das Problem.
Das Geld wird aber an den falschen Stellen ausgegeben. Neben den Rechten fließt da vor allem viel ins Marketing - und gerade das könnte man in Zeiten von Internet und Streaming deutlich billiger haben. Ich glaube mal nicht, dass RoP durch die Werbeplakate an Haltestellen deutlich mehr Zuschauer anlocken konnte. Die kosten aber deutlich mehr als ein Werbespot auf Prime.

Mit dem gesparten Geld könnte man dann gute Autoren bezahlen, gute Schauspieler und bessere Kostüme.
Titel: Re: Wo entwickelt sich Hollywood hin?
Beitrag von: Zed am 8.09.2024 | 17:38
Weil die "teuren" Rechte an Rings of Power öfter angesprochen werden:

Es kursiert im Internet die Zahl 250 Millionen Dollar, die für die Rechte (https://www.kino.de/serie/der-herr-der-ringe/news/die-ringe-der-macht-kosten-so-viel-geld-verschlingt-die-amazon-serie/) geflossen sind. Das ist zwar viel, aber die Zahl muss man ja auf die 5 geplanten Staffeln aufteilen. Die erste Staffel soll darüber hinaus 462 Millionen Dollar (https://www.kino.de/serie/der-herr-der-ringe/news/die-ringe-der-macht-kosten-so-viel-geld-verschlingt-die-amazon-serie/) gekostet haben.

Runden wir die Staffelkosten mal ab auf 400 Millionen, dann schätze ich die Gesamtkosten für 5 Staffeln auf 2 Milliarden Dollar. Da fallen die zusätzlichen 250 Millionen für die Rechte gar nicht mehr so ins Gewicht.
Titel: Re: Wo entwickelt sich Hollywood hin?
Beitrag von: JAW6 am 8.09.2024 | 19:32
Weiß jemand zufällig, warum man sich nicht sämtliche Rechte sichern konnte, sondern nur die der Anhänge und darum auch viel Lore erfinden musste? Wollten die Tolkien Nachfahren nicht alles aus der Hand bieten? War das Angebot zu gering?
Titel: Re: Wo entwickelt sich Hollywood hin?
Beitrag von: Ainor am 8.09.2024 | 19:42
Das Geld wird aber an den falschen Stellen ausgegeben. Neben den Rechten fließt da vor allem viel ins Marketing - und gerade das könnte man in Zeiten von Internet und Streaming deutlich billiger haben. Ich glaube mal nicht, dass RoP durch die Werbeplakate an Haltestellen deutlich mehr Zuschauer anlocken konnte. Die kosten aber deutlich mehr als ein Werbespot auf Prime.

RoP Werung bei Prime nennt man auch "dem Chor predigen"  :)
Für die superteuren Sachen will man ja vielleicht Leute anlocken oder zurückbekommen, nicht nur bei der Stange halten.
Und ich hab Schwierigkeiten zu glauben dass die ganze Werbeindustrie ein Irrtum ist und die Firmen das Geld lieber in bessere Produkte stecken sollten.


Mit dem gesparten Geld könnte man dann gute Autoren bezahlen, gute Schauspieler und bessere Kostüme.

Also auch gute (erfolgreiche) Autoren kosten im Vergleich zu den Produktionsbudgets Kleingeld.
Und bei 200-400 Millionen wird das Geld für die Kostüme doch wohl da sein.

sowohl Starwars als auch Herr der Ringe sind ja gute Beispiele:
- zu viel Geld wird für die Rechte ausgegeben
- dieses längst ausgegebene Geld generiert ja wahnsinnige Kapitalkosten
  (weil Kreditgeld Zinsen kosten; alleine dafür könnten Blockbuster abgefilmt werden),
  welche dann auf das "aktuell anstehende Projekt" mit ein paar 10er Mille draufschlagen - ohne dabei in der Produktion irgendeinen Mehrwert zu generieren

Bei Star wars passt das ja nicht denn Disney hat ja nun die Rechte. Und Kapitalkosten hängen vom Vertrag ab.
Selbst bei kompletter Vorkasse sind dass halt X% pro Jahr. Keine fundamentale Änderung.
Titel: Re: Wo entwickelt sich Hollywood hin?
Beitrag von: Zed am 8.09.2024 | 20:00
Weiß jemand zufällig, warum man sich nicht sämtliche Rechte sichern konnte, sondern nur die der Anhänge und darum auch viel Lore erfinden musste? Wollten die Tolkien Nachfahren nicht alles aus der Hand bieten? War das Angebot zu gering?
Ich kann da nur raten: Das Silmarillion und die weiteren Bücher Tolkiens sind eine solche Fundgrube von weiteren Geschichten, dass die Erbengemeinschaft dafür sicher in Zukunft so richtig zulangen möchte.

Wobei: Aus den weiteren Tolkien-Geschichten film- oder serientaugliche Drehbücher zu stricken - das ist sicher nicht einfach. RoP hat ja nicht die Bürde der Loretreue, und zeigt zugleich, wie schwer es ist, aus den Storyideen der Anhänge funktionierende Skripte zu produzieren.

Am "einfachsten" in einen Film/Serie umzuarbeiten wäre nach meiner Vorstellung wohl die Geschichte von Beren und Luthien, sowie der Kampf um Gondolin, denke ich.
Titel: Re: Wo entwickelt sich Hollywood hin?
Beitrag von: nobody@home am 8.09.2024 | 20:04
Und ich hab Schwierigkeiten zu glauben dass die ganze Werbeindustrie ein Irrtum ist und die Firmen das Geld lieber in bessere Produkte stecken sollten.

Von dem Irrtum lebt die Werbeindustrie nun mal recht gut, da wird sie den Deibel tun und sich ihrerseits um seine Aufklärung bemühen. ~;D
Titel: Re: Wo entwickelt sich Hollywood hin?
Beitrag von: Eismann am 8.09.2024 | 20:10
Ein wichtiger Faktor sind glaube ich nicht unbedingt die Kosten der Autoren, sondern wieviel Zeit sie überhaupt haben, sich mit der Materie zu beschäftigen. Wenn eine Serie von erster Planung bis Veröffentlichung nur ein paar Jahre hat, dann gilt da vermutlich allzu oft auch "Don't make it good, make it wednesday". Und da hilft es dann auch nicht, wenn da ein Autorenteam dransitzt.
Titel: Re: Wo entwickelt sich Hollywood hin?
Beitrag von: Aedin Madasohn am 8.09.2024 | 21:41
sondern wieviel Zeit sie überhaupt haben, sich mit der Materie zu beschäftigen. Wenn eine Serie von erster Planung bis Veröffentlichung nur ein paar Jahre hat, dann gilt da vermutlich allzu oft auch "Don't make it good, make it wednesday". Und da hilft es dann auch nicht, wenn da ein Autorenteam dransitzt.

wenn brauchbare Dialoge
brauchbare Motive von 08/15 Figuren
Verzahnung von Szene zu Szene

jedes Mal ein paar Jahre rumdümpeln benötigen, bis dann beim Duschen/Staubsaugen/Langstreckeautofahren "etwas" Inspiration vom Himmel fällt...

...verdammte Axt, wie Schmatz_SUPER_sind_wir_ :t:_das wir so häufig in einem Jahr zum Spielen kommen?  ;D
und einige bemalen zusätzlich noch eine Kiste voll Minis für die nächste Sitzung (wir haben hier so wunderschöne Beispiele dafür  :d)

es gab/gibt im deutschsprachigen Raum ja so ein paar Verlage für Groschenromane und gelegentlich auch mal Interviews mit den dort Masse machenden Autoren.
brutal forderndes Schreibhandwerk, wer dort seine "Werkzeugkiste" nicht gut sortiert hält, geht gnadenlos unter.

Da lebt keiner von vom Himmel fallender Inspiration. Und diese Werkzeugkiste des Schreibhandwerkes ist käuflich zu erwerben. Keine mysteriöse Bruderschaft mit Fechtduell und Erstgeburtsopferung oder so, was an Klischee so rumgeistert. Hilfen für "eigene" Abenteuer hat wohl jeder hier von uns im RSP Schrank stehen.

Auch Arbeiten gemäß Vorgaben eines Expose wird in diesen Verlagen geübt. Abgabetermine und Gegenlesen durch Chefredaktion, damit Perry eine neue Wochenausgabe hat.
Und wir reden von Monatsgehältern im mittleren Tausenderbereichen, wenn neben Heft noch ein Monatsbuch "fertig" wird.
Qualmende Tasten, würde ich da sagen.

Nimmt man jetzt diese Basislinie, was sollte den nicht alles rauskommen bei Routiniers, wenn mal 3 Monate "Zeit" wären? 

wenn wir uns einen Plot einfallen lassen, dann recyceln wir doch auch nur "bekanntes"&schon mal dagewesenes
Motivlagen für Schurken&Schergen? Hobbs mit ein paar Seiten, fertig
Die Monographien aus Der Fürst ist auch immer gut für einen Evillord
ein paar fetzige Zitate für einen Borbadianer/Faustianer? einfach mal Nietsches also sprach Zaratruster aufschlagen und ein paar Halbsätze klauen.








 




Titel: Re: Wo entwickelt sich Hollywood hin?
Beitrag von: YY am 8.09.2024 | 22:52
Und bei 200-400 Millionen wird das Geld für die Kostüme doch wohl da sein.
+
Ein wichtiger Faktor sind glaube ich nicht unbedingt die Kosten der Autoren, sondern wieviel Zeit sie überhaupt haben, sich mit der Materie zu beschäftigen. Wenn eine Serie von erster Planung bis Veröffentlichung nur ein paar Jahre hat, dann gilt da vermutlich allzu oft auch "Don't make it good, make it wednesday". Und da hilft es dann auch nicht, wenn da ein Autorenteam dransitzt.

Geld ist offensichtlich da und Zeit wäre zumindest nicht das Kernproblem, wenn man sie sich richtig einteilen würde oder könnte.


Bei den Autoren ist es vielleicht etwas nebulöser, aber an den Kostümen sieht man es dafür um so besser und mMn ist die Ursache großteils identisch:
Es wird schlicht die Notwendigkeit nicht mehr gesehen, solche Sachen handwerklich sauber zu machen.

Teils haben sich Arbeitsweise und Rahmenbedingungen verändert, aber zum größeren Teil hat ein Generationenwechsel mit einem enormen Kompetenzverlust stattgefunden, nicht nur bei den großen Regisseursposten, sondern auch in der mittleren Arbeitsebene. Dort sind fast nur noch die Nachfolger und Zöglinge derer vertreten, die das jeweilige Handwerk auch schon nicht mehr von der Pike auf gelernt haben, sondern immer mit vielfältigen Abkürzungen, unhinterfragten Routinen und allerlei technischen Helferlein gearbeitet haben (in der IT ist das sektorenweise sehr ähnlich, habe ich mir sagen lassen).
Und so wird dann das, was früher als Anfängerfehler oder missliebige Auswirkung eines zu geringen Budgets eingeordnet worden wäre, zum Normalfall und damit auch zur Messlatte.

 
Titel: Re: Wo entwickelt sich Hollywood hin?
Beitrag von: Eismann am 8.09.2024 | 23:10
Die Rotationsgeschwindigkeit hat sich aber wohl auch erhöht, gerade durch Netflix und Co. Da müssen Serien schnell rausgeballert werden, um gegen die Konkurrenz nicht alt auszusehen. Andererseits muss sich das alles rentieren, also findet die Produktion auf Kante und gleichzeitig von diversen Gremien kontrolliert statt. Und da geht es dann eben nicht um "ein paar Jahre", sondern um ein paar Wochen, vielleicht Monate. Die Serie will ja auch noch vorproduziert, gedreht und nachproduziert werden.
Und wenn man dann im schlimmsten Falle vor dem Berg an Hintergrundmaterial von Star Wars oder Tolkien steht, und nicht eingestellt wurde, weil man dafür ein Spezialist ist, sondern angeheuerter Drehbuchschreiber... tja, dann kommt da halt gerne mal Käse bei rum.
Nichts gegen die Tanelorn-Schulterklopferei, aber Qualität braucht nun einmal ihre Zeit.
Titel: Re: Wo entwickelt sich Hollywood hin?
Beitrag von: YY am 9.09.2024 | 00:13
Und da geht es dann eben nicht um "ein paar Jahre", sondern um ein paar Wochen, vielleicht Monate. Die Serie will ja auch noch vorproduziert, gedreht und nachproduziert werden.

Das ist z.B. so eine Stelle mit veränderten Rahmenbedingungen.
Früher wurden viele erfolgreiche Serien quasi "just in time" produziert, d.h. man hatte vielleicht 1-2 Folgen in Reserve, aber grundsätzlich wurde die Folge produziert, die dann nächste Woche gesendet wurde.
Das hatte so einige negative Nebeneffekte, allen voran die spürbar schnell zusammengeklöppelten Füller-Folgen, die teils auch zustande kamen, weil Teile des Casts durch Krankheit, Unfälle etc. nicht verfügbar waren. Im Rückblick eigentlich völlig irre, aber so war es eben.


Wenn ich jetzt aber als Streaming-Anbieter den Anspruch habe, dass eine Serie einen durchgehenden und ansprechenden Staffel-Plotbogen hat und dann über mehrere Staffeln noch mal einen großen Bogen - das kann ich eben nicht mehr hinschludern* und auch nicht ständig nach 1-2 Staffeln den Stecker ziehen und was neues anfangen. Das wird nämlich mit dieser Schlagzahl nichts und irgendwann machen die Zuschauer es auch nicht mehr mit, ständig angefixt und dann im Regen stehengelassen zu werden. Dann doch lieber "problem of the week" mit guter Durchschnittsqualität.

*Solche Serien gab es recht kurz vor der Streaming-Zeit und in deren Anfängen. Da konnten die Streaming-Dienste hier und da noch die Lorbeeren abgreifen, aber insgesamt hat sich gezeigt, dass deren Anreizstrukturen und Operationsweise solche Serien auch eher verhindern als begünstigen.
Wobei "hinschludern" gegenüber dem alten just in time-Modell auch wieder unfair ist, weil das offensichtlich trotz allem eine gut geölte Maschine war, die im Schnitt brauchbar bis gut geliefert hat. Zumindest da, wo gute Leute an den wichtigen Stellen saßen.


Qualität braucht nun einmal ihre Zeit.

Vor allem braucht sie die richtigen Köpfe und passende Rahmenbedingungen. Beides gibt es aus verschiedenen Gründen nicht mehr in der gleichen Form wie früher, was für mich z.B. dazu geführt hat, dass ich quasi gar keine Filme oder Serien mehr schaue, der ich bis in die späten 2000er hinein quasi meinen Zweitwohnsitz im Kino hätte anmelden können.


Ich sehe auch nicht, wie man als Streaming-Anbieter oder als ganze Branche inklusive Hollywood ohne großen Knall wieder aus der Nummer raus kommt :-\
Titel: Re: Wo entwickelt sich Hollywood hin?
Beitrag von: Raven Nash am 9.09.2024 | 08:26
Wer schonmal die Original-Kostüme von Ep. IV live gesehen hat weiß, dass auch damals schon viel Husch-Pfusch gemacht wurde. Der Unterschied ist, dass sich Kamera/Regie darüber im Klaren waren, und entsprechend fotografiert haben, damit man das eben nicht sieht. CGI zum Nachbearbeiten gab's nicht in der Form.
Da hatte man eben ein Kostüm für Nahaufnahmen und mehrere schlechtere für die Totalen.

Wenn man aber in RoP mal eben ein mit Schuppenmuster bedrucktes Rashguard unter die Plastikrüstung tut, und das in Nahaufnahme zeigt, zeugt das entweder von Unfähigkeit oder Ignoranz.

IMHO besteht auch ein Problem in einem gewissen Personenkult bei Regisseuren und Showrunnern. Ich persönlich kümmer mich nicht um die Leute, aber offenbar bringen bestimmte Namen Publicity. Und die wollen dann auch entsprechend bezahlt werden. Auch wenn sie Mist abliefern.
Titel: Re: Wo entwickelt sich Hollywood hin?
Beitrag von: Runenstahl am 9.09.2024 | 08:32
Wenn man aber in RoP mal eben ein mit Schuppenmuster bedrucktes Rashguard unter die Plastikrüstung tut, und das in Nahaufnahme zeigt, zeugt das entweder von Unfähigkeit oder Ignoranz.

In den letzten Jahrzehnten sind die Ansprüche aber auch dramatisch angestiegen. Früher war es normal das die Kulissen gewackelt haben wenn die Schauspieler dagegen kamen und das war okay. Heute regt man sich auf wenn man in ein Produktionsfoto reinzoomt und dann erkennen kann was du beschreibst. RoP sieht mMn schon sehr edel aus und von alleine hätte wohl niemand das von dir Beschriebene bemerkt.
Titel: Re: Wo entwickelt sich Hollywood hin?
Beitrag von: aikar am 9.09.2024 | 08:49
Ein Teil des Problems ist es das es oftmals gar kein Problem gibt. Nur eine Gruppe von sehr lauten Stimmen die behaupten es gäbe eines :)
Dem schließe ich mich an. Vor allem sind die selbsternannten Kritiker lauter geworden und haben inzwischen die Plattformen, um sichtbar zu sein (und sich gut dabei fühlen sich gegenseitig zu bestätigen).
Titel: Re: Wo entwickelt sich Hollywood hin?
Beitrag von: Arkam am 9.09.2024 | 10:31
Hallo zusammen,

ich hoffe das sich Hollywood ein paar der Probleme vom Hals schafft die mich persönlich an Filmen stören.
Ich habe das Gefühl man will nicht mehr den einzelnen Film sondern immer direkt das Francise verkaufen. Filme stehen also immer häufiger nicht für sich allein sondern setzen eigentlich voraus das man Serien, Romane, Comics oder andere Medien kennt um alles zu begreifen.
Das führt dann dazu das Filme unnötig lang werden weil man eben noch Teile aus anderen Medien klären muß, Anbindungen an weitere Bestandteile des Franchise ins Spiel kommen sollen und möglichst noch Ansätze für eine Fortsetzung in den Film müssen.
Das führt dann dazu das die eigentliche Haupthandlung verwässert oder mit Bestandteilen verbunden wird mit denen sie eigentlich Nichts zu tun hat.
Führt bei mir dazu das inzwischen ein Kinobesuch sehr viel Zeit frißt.
Ja das hat bei Marvel geklappt aber wenn man die Figuren kannte konnte man die Filme auch für sich genießen.
Die Technik führt einen nicht mehr ins Kino. Man ist inzwischen einen hohen Trickstandard gewöhnt und Home Entertainment kann Vieles davon auch vermitteln. Für eine große Leinwand und guten Sound muß ich nicht mehr unbedingt ins Kino.
Ob es jetzt wirklich so ist das Filme inzwischen nur noch im Kino vermarktet werden und die Auswertung durch Medienverkäufe und Fernsehrechte etc. inzwischen entfällt kann ich nicht beurteilen.

Gruß Jochen
Titel: Re: Wo entwickelt sich Hollywood hin?
Beitrag von: Raven Nash am 9.09.2024 | 10:58
RoP sieht mMn schon sehr edel aus und von alleine hätte wohl niemand das von dir Beschriebene bemerkt.
Du meinst, so wie die Elfenrüstungen in Staffel 2, die so klobig gearbeitet sind, dass sie laut "Plastik!" schreien? Kein Plattner, der was auf sich hält, würde sowas abliefern. Mal abgesehen davon, dass das Elfendesign ja eigentlich filigran sein sollte...
Das Ganze hat das Niveau vom Midnight-Film.

Da waren die Wikinger im 13. Krieger ja noch besser ausgestattet (obwohl weit weg von historisch korrekt).

Titel: Re: Wo entwickelt sich Hollywood hin?
Beitrag von: tarinyon am 9.09.2024 | 11:39
Du meinst, so wie die Elfenrüstungen in Staffel 2, die so klobig gearbeitet sind, dass sie laut "Plastik!" schreien? Kein Plattner, der was auf sich hält, würde sowas abliefern. Mal abgesehen davon, dass das Elfendesign ja eigentlich filigran sein sollte...
Das Ganze hat das Niveau vom Midnight-Film.

Da waren die Wikinger im 13. Krieger ja noch besser ausgestattet (obwohl weit weg von historisch korrekt).

Volle Zustimmung! Ich weiß nicht, warum immer wieder gesagt wird, die Kostüme bei RoP würden toll aussehen. Ich finde, da hat HdR vor fast 25 Jahren (!) ganz was anderes abgeliefert. Selbst wenn man Gilgalad mit damals vergleicht, dann liegen da Welten dazwischen.
Titel: Re: Wo entwickelt sich Hollywood hin?
Beitrag von: KhornedBeef am 9.09.2024 | 11:41
Der 13. Krieger hat allerdings auch gerüchteweise bis zu 160 Mio. Dollar gekostet, was inflationsbereinigt 300 Mio. heute wären, und war einer der größten finanziellen Flops des Jahres.

Kurze Rechnung: 650 Millionen für 12 * 65 min etwa, macht 50 Mio. pro Stunde für RoP
300 Mio. für 103 min macht fast 180 Mio. pro Stunde , für den 13. Krieger

Insofern  ;D
Titel: Re: Wo entwickelt sich Hollywood hin?
Beitrag von: nobody@home am 9.09.2024 | 11:47
Der 13. Krieger hat allerdings auch gerüchteweise bis zu 160 Mio. Dollar gekostet, was inflationsbereinigt 300 Mio. heute wären, und war einer der größten finanziellen Flops des Jahres.

Wundert mich nicht wirklich. Schon der weise Seth Skorkowsky hat uns ja gelehrt, daß 13. Krieger auch im bloßen Rollenspiel schon eine schlechte Idee sind... ;D (Video für Interessierte (https://www.youtube.com/watch?v=Zgr4pPAptK8), ca. 30 1/2 Minuten, englisch)
Titel: Re: Wo entwickelt sich Hollywood hin?
Beitrag von: Ainor am 9.09.2024 | 12:06
Die Technik führt einen nicht mehr ins Kino. Man ist inzwischen einen hohen Trickstandard gewöhnt und Home Entertainment kann Vieles davon auch vermitteln. Für eine große Leinwand und guten Sound muß ich nicht mehr unbedingt ins Kino.

Genau das ist das Problem. Man muss nicht so dringend ins Kino. Deshalb braucht man die Fortsetzungen. Dune 1 ist wirklich gut geworden (8.0 IMDB), hat aber praktisch kein Geld verdient. Erst Dune 2 hat deutlich mehr also die Kosten eingespielt.

Führt bei mir dazu das inzwischen ein Kinobesuch sehr viel Zeit frißt.

Also verglichen mit Serien, wo meist der Inhalt von 1-2 Filmen auf eine Staffel ausgeweitet wird finde ich dass sich das alles in Grenzen hält. Was mich eher stört ist dass der Kreativraum eingeschränkt wird weil das Ende des Films immer eine Fortsetzung offen lassen muss.

Von dem Irrtum lebt die Werbeindustrie nun mal recht gut, da wird sie den Deibel tun und sich ihrerseits um seine Aufklärung bemühen. ~;D

Und du glaubst wirklich es ist noch nie jemand anderes auf diese Idee gekommen?
Titel: Re: Wo entwickelt sich Hollywood hin?
Beitrag von: Raven Nash am 9.09.2024 | 12:11
Volle Zustimmung! Ich weiß nicht, warum immer wieder gesagt wird, die Kostüme bei RoP würden toll aussehen. Ich finde, da hat HdR vor fast 25 Jahren (!) ganz was anderes abgeliefert. Selbst wenn man Gilgalad mit damals vergleicht, dann liegen da Welten dazwischen.
Na ja, sie dir mal an, wer damals die Kostüme, Rüstungen und Waffen designed hat. Da waren Namen dabei, die kannte man aus der Reenactment-Szene durch ihre Bücher, die wiederum exzellent recherchiert waren.
Das Zeug ist durchaus funktional, die Optik wurde eher aus einem historischen Fundus gewählt (die gondorianischen Harnische finde ich z.B. einen Bruch, aber sie sind soweit tauglich).

Man braucht halt Leute, die was von ihrem Metier verstehen - und scheinbar gibt's die nicht mehr.
Titel: Re: Wo entwickelt sich Hollywood hin?
Beitrag von: Talasha am 9.09.2024 | 12:21
Ich kann da nur raten: Das Silmarillion und die weiteren Bücher Tolkiens sind eine solche Fundgrube von weiteren Geschichten, dass die Erbengemeinschaft dafür sicher in Zukunft so richtig zulangen möchte.
Christopher Tolkien soll ja eher auf den Rechten für Silmarillion usw. usf. gesessen haben wie Smaug auf seinem Hort.

Die Technik führt einen nicht mehr ins Kino. Man ist inzwischen einen hohen Trickstandard gewöhnt und Home Entertainment kann Vieles davon auch vermitteln. Für eine große Leinwand und guten Sound muß ich nicht mehr unbedingt ins Kino.
"Elementals" oder "The Marvels"  sollen ja dann in der Streamvermarktung ordentlich Zuschauer angezogen haben, während sie im Kino nicht so viel gerissen haben.

Wenn man aber in RoP mal eben ein mit Schuppenmuster bedrucktes Rashguard unter die Plastikrüstung tut, und das in Nahaufnahme zeigt, zeugt das entweder von Unfähigkeit oder Ignoranz.
Ich erinnere mich da an Vikings, der König trug Wolle mit Felgenspray als Kettenhemd, ein Statist hinten ein richtiges Kettenhemd, was die da wohl geritten hat?

Man braucht halt Leute, die was von ihrem Metier verstehen - und scheinbar gibt's die nicht mehr.
DIe gibt es immer noch zur Genüge, die fragt halt nur keiner.
Titel: Re: Wo entwickelt sich Hollywood hin?
Beitrag von: Ein Dämon auf Abwegen am 9.09.2024 | 12:39
Du meinst, so wie die Elfenrüstungen in Staffel 2, die so klobig gearbeitet sind, dass sie laut "Plastik!" schreien? Kein Plattner, der was auf sich hält, würde sowas abliefern. Mal abgesehen davon, dass das Elfendesign ja eigentlich filigran sein sollte...
Die Numenor Rüstungen in der ersten Staffel waren auch klar Plastik, und teilweise sogar nur bedrucker Stoff.
Titel: Re: Wo entwickelt sich Hollywood hin?
Beitrag von: nobody@home am 9.09.2024 | 12:54
Und du glaubst wirklich es ist noch nie jemand anderes auf diese Idee gekommen?

Es gibt genügend Leute, die mit allen möglichen Maschen hauptsächlich deshalb durchkommen, weil ehrliche Leute echte Probleme damit haben, ihnen unbekannterweise Unehrlichkeit zumindest im tatsächlich vorliegenden Ausmaß überhaupt zuzutrauen -- und wie genügend Skandale samt vermutlich deutlich höherer Dunkelziffer belegt haben sollten, funktioniert das auch in industrieller Form noch ganz gut. Was also sollte deiner Meinung nach ausgerechnet die Werbeindustrie, deren Daseinszweck ja gerade in versuchter Meinungsmache besteht, davon ausnehmen?
Titel: Re: Wo entwickelt sich Hollywood hin?
Beitrag von: Alexandro am 9.09.2024 | 20:37
Volle Zustimmung! Ich weiß nicht, warum immer wieder gesagt wird, die Kostüme bei RoP würden toll aussehen. Ich finde, da hat HdR vor fast 25 Jahren (!) ganz was anderes abgeliefert. Selbst wenn man Gilgalad mit damals vergleicht, dann liegen da Welten dazwischen.

Sehe ich deutlich anders. Auch in HdR gab es solche Sachen wie Frodos Mithril-Hemd (was aussah wie Pailletten-PVC bzw. etwas, was Siegfried&Roy in Las Vegas tragen könnten) oder Aragorns Plastik-Krone am Ende von Rückkehr des Königs. Und auch vieles von der Kleidung der Extras sah aus, als hätte es jemand am Tag zuvor aus dem Altkleidercontainer gefischt. Bei Der Hobbit war das noch deutlicher - das waren dieselben Kostüme wie in Herr der Ringe, aber diesmal halt in HDR (*scr*) aufgenommen, nicht in normaler Bilddefinition, weshalb es nochmal etwas schlechter ausssah (Saruman wirkte, als wäre er in ein Bettlaken gekleidet).

Ich bin aber generell bereit, über schlechte Kostüme und Effekte hinwegzusehen, wenn der visuelle Stil dafür etwas ist, was ich vorher so noch nicht gesehen habe. Die Effekte von "Tron" oder "Der Rasenmäher-Mann" sind nicht gut gealtert, aber halt ziemlich einzigartig und ikonisch, und das war auch bei HdR (zum Zeitpunkt des Erscheinens) noch größtenteils der Fall (die Nachahmer dieses Stils kamen erst später), weswegen mich die Kostüme nicht gestört haben. Umgekehrt hatte ich bei "Rebel Moon" den Eindruck, jeden visuellen Cue in diesem Film (seien es Raumschiffe, Aliens, Planetenüberflächen, etc.) schonmal in zig anderen Filmen gesehen zu haben, daher war ich nur gelangweilt.
Titel: Re: Wo entwickelt sich Hollywood hin?
Beitrag von: nobody@home am 9.09.2024 | 20:57
Die Effekte von "Tron" oder "Der Rasenmäher-Mann" sind nicht gut gealtert, aber halt ziemlich einzigartig und ikonisch, [...]

Na ja, da mag wieder die rosarote Brille ins Spiel kommen -- ich kann aber bestätigen, daß zumindest mich die Effekte von "Tron" heute noch besser ansprechen als etwa die von "Tron Legacy". :) Liegt in dem Fall aber sicher auch daran, daß ich beide Filme gesehen habe, als sie jeweils aktuell im Kino liefen, und wenn dann achtundzwanzig Jahre dazwischenliegen und man das Original zwischendurch noch ein-, zweimal im Fernsehen wieder verfolgt hat, ist einigermaßen klar, was sich besser einprägt. (Daß das MCP bei aller 'Billigdarstellung' auch einfach ein besserer Oberbösewicht war als Clu, hat sicher ebenfalls nicht geschadet.)
Titel: Re: Wo entwickelt sich Hollywood hin?
Beitrag von: BBB am 10.09.2024 | 07:51
+1 für nobody@home. Ein Teil des Problems ist es das es oftmals gar kein Problem gibt. Nur eine Gruppe von sehr lauten Stimmen die behaupten es gäbe eines :)

Vielleicht würde es der Filmbranche gut tun wenn es ein Spiel gäbe bei dem man ein Filmstudio spielt und die Situation mal aus deren Sicht sehen kann.

Genau das.
So leid es mir tut, it's not called show friends, it is called showbusiness. Die Filme müssen das Geld, das sie gekostet haben, wieder einspielen, und ein bisschen mehr, sonst lohnt es sich nicht sie überhaupt gemacht zu haben, bzw. dann ist es halt Liebhaberei. Gibt es auch, ist aber sehr selten.

Die Logik:
Das Geld wird aber an den falschen Stellen ausgegeben. Neben den Rechten fließt da vor allem viel ins Marketing - und gerade das könnte man in Zeiten von Internet und Streaming deutlich billiger haben. Ich glaube mal nicht, dass RoP durch die Werbeplakate an Haltestellen deutlich mehr Zuschauer anlocken konnte. Die kosten aber deutlich mehr als ein Werbespot auf Prime.

Mit dem gesparten Geld könnte man dann gute Autoren bezahlen, gute Schauspieler und bessere Kostüme.

Funktioniert halt genau einmal. Dann hab ich einen super ausgestatten, schön geschriebenen Film, mit super Schauspielern, den niemand sieht. Man schaue sich nur die Debatte um "Originale Stoffe" an. Es wurden noch nie so viele neue, unabhängige Filme gedreht wie heutzutage, aber es war auch noch nie der Ruf danach so laut. Einerseits weil man heute die verienzelten Stimmen eben besser hört und andererseits weil diese Filme eben kein Marketingbudget haben.
Deswegen weiß niemand, dass es sie gibt.
Beispiel Plakate: Ich bin jeden Tag mindestens 10 Stunden online, und ich schaue sogar aktiv Sendungen über Filmkritiken und Neuerscheinungen. Dass es einen Hagen - Im Tal der Nibelungen Film gibt, habe ich vorgestern erfahren, als ich ein Kinoplakat davon gesehen habe.
Werbung auf Streamingdiensten funktioniert halt auch nur, wenn ich meine Kunden halten möchte - denn um die wahrzunehmen, brauche ich bereits Netflix. Neukundengewinnung funktioniert so leider nicht.

Überhaut war Streaming ein Game Changer für Hollywood - im guten wie im schlechten. Finde das Interview gerade nicht, aber wenn ich mich richtig erinnere sagte Ben Afflek mal, dass durchs Streaming der gesamte Zweitverwertungsmarkt für Filme kollabiert sei. Deswegen gibt es keine 60-80 Mio Filme mehr (oder kaum noch), denn wenn du an der Kinokasse floppst, war es das. Übers Streaming nehmen die Studios kaum Geld ein. Zu Zeiten von VHS und DVD war das anders, da gab es stabile Zweiteinnahmen durch diese Verkäufe, die im Zweifel einen Flop zu einem Hit machen und eine Fortsetzung rechtfertigen konnten.
Heute lohnt sich das nicht mehr.

Marketing kannst du dir dann sparen, wenn du schon sehr erfolgreiche Vorgänger produziert hast. Womit wir wieder bei big Franchises wären...
Titel: Re: Wo entwickelt sich Hollywood hin?
Beitrag von: Ainor am 10.09.2024 | 09:19
Es gibt genügend Leute, die mit allen möglichen Maschen hauptsächlich deshalb durchkommen, weil ehrliche Leute echte Probleme damit haben, ihnen unbekannterweise Unehrlichkeit zumindest im tatsächlich vorliegenden Ausmaß überhaupt zuzutrauen -- und wie genügend Skandale samt vermutlich deutlich höherer Dunkelziffer belegt haben sollten, funktioniert das auch in industrieller Form noch ganz gut. Was also sollte deiner Meinung nach ausgerechnet die Werbeindustrie, deren Daseinszweck ja gerade in versuchter Meinungsmache besteht, davon ausnehmen?

Ich weiss nicht wo hier die Unehrlichkeit und Skandale herkommen. Es geht darum dass man viel Geld investieren muss um einen Film bekannt zu machen. Was passiert wenn man das nicht tut hat BBB schön beschrieben.

Überhaut war Streaming ein Game Changer für Hollywood - im guten wie im schlechten. Finde das Interview gerade nicht, aber wenn ich mich richtig erinnere sagte Ben Afflek mal, dass durchs Streaming der gesamte Zweitverwertungsmarkt für Filme kollabiert sei. Deswegen gibt es keine 60-80 Mio Filme mehr (oder kaum noch), denn wenn du an der Kinokasse floppst, war es das. Übers Streaming nehmen die Studios kaum Geld ein.

Also wenn ich mich bei Streamingfilmen so umschaue sehe ich vor allem alte Klassiker und neuere Filme mit sehr schlechten IMDB Werten. Viele Filme gibt es nur zu kaufen/mieten, daran dürften die Studios verdienen.
Das Problem ist am ehesten dass es "gratis" Konkurenz gibt wenn man mindestens ein Streamingabo hat.

Marketing kannst du dir dann sparen, wenn du schon sehr erfolgreiche Vorgänger produziert hast. Womit wir wieder bei big Franchises wären...

Genau das. Die ganzen Fortsetzungen kommen nicht daher dass den Studios nichts mehr einfällt sondern weil  Filmmarkt so funktioniert.   
Titel: Re: Wo entwickelt sich Hollywood hin?
Beitrag von: Ein Dämon auf Abwegen am 11.09.2024 | 09:26
Ich schätze mal über kurz oder lang wird Hollywood zum einen die Productions Kosten für die Franchise Blockbuster iregendwie senken müssen, und zum anderen wieder mehr Risiken in Kauf nehmen um neue Franchises zu etablieren.
Titel: Re: Wo entwickelt sich Hollywood hin?
Beitrag von: Runenstahl am 11.09.2024 | 11:07
Es gibt ja durchaus Beispiel für Filme die mit vergleichswenig Geld tolle Specialeffekte hinbekommen haben (zuletzt "The Creator"). Auch wenn das Ausnahmen sind zeigt es ja, das es nicht unmöglich ist.

Was das Marketing angeht: Selbst wenn man einen neue Film des Superfranchises XY rausbringt MUSS man Geld ins Marketing stecken. Von ganz alleine wird der Film auch nicht geguckt werden. Kinotrailer etc machen da durchaus Sinn. Das da bisweilen über das Ziel hinausgeschossen wird ist aber Sicherlich auch der Fall.

Bei den Kosten für Werbung geht es stets darum wie man welche Zielgruppe am Besten erreicht. Wenn ein Fantasy-Film Geld ausgibt damit Werbeanzeigen in einem Golfer Magazin erscheinen wird das weniger Wirkung haben als wenn man für dasselbe Geld ein Plakat an einer Bushaltestelle mietet. Aber vielleicht ist es noch besser wenn man für dasselbe Geld Critical Role davon überzeugt in ihrer Pause einen Trailer zu zeigen. Mit mehr Geld kann man letztlich theoretisch mehr Menschen erreichen (auch die Anzeige in der Golfer-Zeitschrift wird vielleicht 3 zusätzliche Zuschauer bringen) aber irgendwo ist der Punkt erreicht wo die Kosten um weitere Leute zu begeistern höher sind als der Gewinn den man dadurch erzielt.

Meines Wissens nach läuft der Prozess übrigens nicht so ab das das Studio sagt "Wir wollen Zuschauer für XY generieren, wieviel kostet das ?" sondern das die Werbefirma sagt "Ihr wollt Zuschauer für XY generieren. Wieviel wollt ihr dafür ausgeben ?". Die Werbefirma erstellt dann eine Strategie die versucht mit dem zur Verfügung stehenden Geld die möglichst große Menge der Zielgruppe zu erreichen. (Meine Frau macht als "Media-Strategist" genau diesen Job, wenn auch nicht für Filme).

Alles in allem gehe ich davon aus das große Studios sehr viel Erfahrung haben. Sowohl in der Art wie sie ihre Projekte finanzieren als auch wie sie dafür Werben. Die Geschichte ist natürlich voller von Experten die mit Entscheidungen tief ins Klo gegriffen haben, aber insgesamt würde ich wetten das die Studios diese Dinge besser wissen als wir Stammtisch-Tanelornies. Wir haben leicht reden denn es ist ja nicht unser Geld um das es geht.

Und bei allem Gejammer sollten wir nicht vergessen das wir derzeit ein Überangebot von Filmen und Serien haben und das da auch sehr viel sehr guter Stoff dabei ist.
Titel: Re: Wo entwickelt sich Hollywood hin?
Beitrag von: tartex am 11.09.2024 | 13:09
Die Effekte von "Tron" oder "Der Rasenmäher-Mann" sind nicht gut gealtert

Was ist an Tron nicht gut gealtert?

Früher gab es halt geschätzt einen Nerd-Film pro Jahr. Da hungerte man danach. Heute ist man übersättigt und hat außerdem schon alles x-mal gesehen.

Ich hoffe die Franchises sterben alle aus, weil die Kinder nur noch Tiktok schauen. Würde nicht schaden.

Und ja: ich bin Fan und liebe Star Wars, Marvel, Doctor Who, etc und habe an viel von dem neuen Zeug auch sehr viel Spass, um nicht zu sagen (positive) Gänsehaut.

Aber man sollte nicht ewig mit Franchises weitermachen.
Titel: Re: Wo entwickelt sich Hollywood hin?
Beitrag von: Aedin Madasohn am 11.09.2024 | 13:16
es ist ja nicht unser Geld

an der Kinokasse (und den Wegekosten, um zum Kino zu kommen) bzw. Abogebühr ist_es_unser_Geld

und vorallem Zeit

schlechte Drehbücher sind für mich der Grund, nicht mehr ins Kino zu gehen. Spare ich mir die Zeit für den Weg und die Wegekosten.
einfach nur vom Sessel aus anzappen - da lasse ich mir noch was an schlechten Drehbüchern servieren, ist aber unter dem Strich billiger als Kino und lebenszeiteffizienter.
im Kino eher rausgehen tut wegen des Zeitinvestments weh, schlechten Film vorspulen/wegzappen nicht ganz so furchtbar  ;)

Von ganz alleine wird der Film auch nicht geguckt werden. Kinotrailer etc machen da durchaus Sinn

joah...
Streamingdienste "sitzen" da ja an der Quelle. Aber eine gefällige "Trailershow in eigner Sache" fehlt echt

Beispiel:
aufbauend auf den jeweiligen Sehgewohnheiten kriegt man einen Button angezeigt, wo ohne_weitres_Gedrückegefummele sagenhafte mehrere Metier-ähnliche Trailer hintereinander einem zugestreamt werden. Einmal anklicken und dann (etwa 4 Stück) Trailer schauen (mit Funktion, einen Trailer sofort weiterzuclicken, wenn der einem komplett nicht schmeckt oder man ihn schon kennt), danach Maske, die die nächste Trailershow vorstellt (auch für andere Genres auswählbar...)
als auch die angesehenen Trailer als Button zum Anschauen des Films vorgibt.

Gemütlichkeitsaffine Dareichungsform mit fernbedienungstauglicher Weniginteraktion  ;D ~;D >;D

klaro, kann mir ein Bild&Titel anzeigen lassen und mich dann vorwärts_Fummel bis zum YT Trailer und dann weitersuchen oder den Fim gucken...

wenn ich mir hingegen die gesammelte Neuheiten-Trailershow auf YT anschauen will, zerhackstückelt YT für seinen eigenen Kommerz die mit seiner Werbung  ;D

also, ich sehe da sehr wohl noch Verbesserungsmöglichkeiten von meinem Stammtisch aus  ;)

jetzt sind streaming (Netflix und Amazon) und klassisches Filmstudio ja nicht identisch. also sollten die Filmstudios sich was einfallen lassen
etwa ihre Kinoneuheiten per gefällig-rasanten Trailer anpreisen und per Erklärbär/making-of-Trailer für "Liebhaber" noch was nachschieben können  - und zwar an einem "Ort", wo man sie wiederfindet und sich auch keine Zerhackstückelung durch dritte gefallen lassen muss.

Klassische Kinowerbung kostet Geld, Werbeplakate an Bushaltestelle kosten Geld, YT Werbung kostet Geld und ein eigner (werbefrei)-Channel/eigener Server kosten Geld.
also, wie BBB sagte, ganz ohne Kosten geht es nicht.

jemanden mit einem Bushaltestellenplakat daran zu erinnern, mal nach aktuellen Kinofilmen zu googeln (in die Fimstudioplattformen reinzugucken)?
joah...
viel Werbekosten für vielleicht_ein_Ticket, nicht?

@Mittelbau fehlt
das die 60 - 80 Mille Filme "fehlen", weil per VHS/DVD Geld bei den Studios landete, im Streaming aber nicht - ist ein reines Verkäufer-Problem der Studios gegenüber den Streamern, nicht? Wenn Studio-Manager aber nicht kaufmännisch verhandeln können, dann gehen sie zu recht unter.
Nennt man Marktbereinigung und die ist in Intervalen immer mal nötig. Schwemmt das tote Manager-Holz weg.

Bugetmangement für Kinoleinwand (andere Kameraqualitäten; Effekte auf großer Leinwand wirken anders als auf dem 75" Fernseher oder Smartphondisplay) und direkt2stream (etwa als HD oder 4K) sind ja verschiedene paar Schuhe. Interessant, das gerade die Horrorfim-Fabrikanten damit sehr gut umgehen können.

Also, noch ist das Abendkinoland nicht bankrotto-abgebrannto; die Horror-Schaffenden stehen als bugeteffiziente errettende Licht(spielhaus)-Gestalten schon vor der Tür!
(hat der Jackson doch vorexerziert  ^-^ )







 


Titel: Re: Wo entwickelt sich Hollywood hin?
Beitrag von: Ein Dämon auf Abwegen am 11.09.2024 | 13:40
Es gibt ja durchaus Beispiel für Filme die mit vergleichswenig Geld tolle Specialeffekte hinbekommen haben (zuletzt "The Creator"). Auch wenn das Ausnahmen sind zeigt es ja, das es nicht unmöglich ist.
Und es gibt auch gute Filme die ohne übermäßig viele Spezial Effekte auskommen...

Ich denk auch nicht das sie die Filme super billig machen müssen, aber ich denk dass sie für viele Filme ehr was um die 100-150 Million anpeilen müssen statt 200 Millionen +.

Titel: Re: Wo entwickelt sich Hollywood hin?
Beitrag von: Raven Nash am 11.09.2024 | 13:42
Man muss auch sagen, dass die Gagen von diversen sog. Stars inzwischen astronomische Höhen erreicht haben, die keinesfalls mit schauspielerischer Leistung zu rechtfertigen sind. Und von den 100+ Managern, die in so eine Produktion eingebunden sind, will ich's gar nicht wissen...
Titel: Re: Wo entwickelt sich Hollywood hin?
Beitrag von: nobody@home am 11.09.2024 | 13:57
Man muss auch sagen, dass die Gagen von diversen sog. Stars inzwischen astronomische Höhen erreicht haben, die keinesfalls mit schauspielerischer Leistung zu rechtfertigen sind. Und von den 100+ Managern, die in so eine Produktion eingebunden sind, will ich's gar nicht wissen...

Nicht zu vergessen die liebe Inflation allgemein. Wenn im Lauf der Jahre und Jahrzehnte und des Kapitalismus die Preise für alles regelmäßig ansteigen, dann eben auch die für Filme -- für einen halbwegs "objektiven" Kostenvergleich müßte ich mir also die inflationsbereinigten Beträge in 1.-Januar-2000-Dollars oder sonst einer genehmen Bezugswährungseinheit anschauen.
Titel: Re: Wo entwickelt sich Hollywood hin?
Beitrag von: Lyonesse am 11.09.2024 | 14:20
Man muss auch sagen, dass die Gagen von diversen sog. Stars inzwischen astronomische Höhen erreicht haben, die keinesfalls mit schauspielerischer Leistung zu rechtfertigen sind.
Der Grund einem Filmstar viel Geld zu bezahlen war aber nie die schauspielerische Leistung, sondern weil
er oder sie Besucher in die Lichtspielhäuser zog. Dazu mussten sie in der Regel vom Studio aufgebaut und
bekannt gemacht werden. In der Annahme, dass das Publikum sie so sehen will, spielen Filmstars sehr häufig
und bis heute auch immer die gleichen Typen respektive Charaktere.
Titel: Re: Wo entwickelt sich Hollywood hin?
Beitrag von: AndreJarosch am 11.09.2024 | 14:49
Der Grund einem Filmstar viel Geld zu bezahlen war aber nie die schauspielerische Leistung, sondern weil
er oder sie Besucher in die Lichtspielhäuser zog. Dazu mussten sie in der Regel vom Studio aufgebaut und
bekannt gemacht werden. In der Annahme, dass das Publikum sie so sehen will, spielen Filmstars sehr häufig
und bis heute auch immer die gleichen Typen respektive Charaktere.

Stimme teilweise zu.
z. B. will keiner "Pirates of the Caribbean" ohne Jonny Depp sehen.

Wenn die Studios aber NEUE Ideen und Storys auf die Leinwand bringen würden, dann könnten auch mehr neue Gesichter brillieren.

Titel: Re: Wo entwickelt sich Hollywood hin?
Beitrag von: nobody@home am 11.09.2024 | 14:53
Der Grund einem Filmstar viel Geld zu bezahlen war aber nie die schauspielerische Leistung, sondern weil
er oder sie Besucher in die Lichtspielhäuser zog. Dazu mussten sie in der Regel vom Studio aufgebaut und
bekannt gemacht werden. In der Annahme, dass das Publikum sie so sehen will, spielen Filmstars sehr häufig
und bis heute auch immer die gleichen Typen respektive Charaktere.

Wobei das auch nicht neu ist -- wenn überhaupt, haben die Filmplakate und dergleichen meinem rein anekdotischen Eindruck nach früher sogar mehr mit den Namen ihrer Hauptdarsteller Reklame gemacht. (Schön, damals waren auch Großfilm-Mehrteiler noch nicht so Mode wie heute. Daß das Prinzip "Fortsetzung folgt..." grundsätzlich funktioniert, wußte die Industrie aber auch damals schon von ihren Serials, da scheint sich also im Lauf der Jahrzehnte tatsächlich was verändert zu haben.)
Titel: Re: Wo entwickelt sich Hollywood hin?
Beitrag von: tartex am 11.09.2024 | 15:05
Ja, die krasseste Zeit hatten wir vor 80-100 Jahren: Das Studiosystem (https://de.wikipedia.org/wiki/Studiosystem)

Zitat
ist ein System der Filmproduktion, in dem diese wesentlich durch eine kleinere Anzahl großer Filmstudios dominiert wird. Ihre Blütezeit erlebte diese oligopole Wirtschaftsweise von den 1920ern bis in die 1950er Jahre, dem goldenen Zeitalter Hollywoods, als dort wenige große Gesellschaften Produktion, Filmverleih und -vertrieb sowie Filmvorführung kontrollierten.
Titel: Re: Wo entwickelt sich Hollywood hin?
Beitrag von: Raven Nash am 11.09.2024 | 15:51
Wobei das auch nicht neu ist -- wenn überhaupt, haben die Filmplakate und dergleichen meinem rein anekdotischen Eindruck nach früher sogar mehr mit den Namen ihrer Hauptdarsteller Reklame gemacht.
"Damals" konnte man das auch noch. Wohl auch deshalb, weil die Schauspieler sich eben einen Namen durch ihre Filme gemacht hatten - heute, so mein Eindruck, sind Skandale und Social Media entscheidend. In früheren Zeiten konnte man sich durch einen Skandal maximal die Karriere ruinieren. Heute braucht man ihn fast, um eine zu kriegen...
Titel: Re: Wo entwickelt sich Hollywood hin?
Beitrag von: Jiba am 11.09.2024 | 16:56
"Damals" konnte man das auch noch. Wohl auch deshalb, weil die Schauspieler sich eben einen Namen durch ihre Filme gemacht hatten - heute, so mein Eindruck, sind Skandale und Social Media entscheidend.

Muss ich natürlich direkt mal widersprechen. Ich wüsste nicht, dass gefragte Nachwuchsschauspieler:innen wie Timothée Chalamet, Florence Pugh, Austin Butler, Jenna Ortega, Tom Holland oder Anya Taylor-Joy durch Skandale aufgefallen wären, bevor sie die zeitgenössischen Kinoleinwände erobert haben.

Aber gut, ich lese vielleicht auch einfach nicht genügend Star-Klatsch im Boulevard oder auf X, wer weiß.
Titel: Re: Wo entwickelt sich Hollywood hin?
Beitrag von: Ainor am 11.09.2024 | 17:01
Ja, die krasseste Zeit hatten wir vor 80-100 Jahren: Das Studiosystem (https://de.wikipedia.org/wiki/Studiosystem)

Streaming ist heute garnicht so viel anders. Es gibt ein paar grosse Streaminganbieter die Filme/Serien produzieren.
Titel: Re: Wo entwickelt sich Hollywood hin?
Beitrag von: tartex am 11.09.2024 | 18:28
Streaming ist heute garnicht so viel anders. Es gibt ein paar grosse Streaminganbieter die Fime/Serien produzieren.

Die Frage ist, ob deren Blütezeit nicht auch schon wieder vorbei ist. ;D

Nachdem ich zumindest genauso gerne Doctor-Who-Folgen aus den 70igern wie moderne Franchises schaue, ist mir auch ziemlich egal, wenn das Budget von allem auf ein 10tel geschrumpft wird. Nur die Butlersche Jihad fehlt noch zu meinem absoluten Glück.  >;D
Titel: Re: Wo entwickelt sich Hollywood hin?
Beitrag von: Ein Dämon auf Abwegen am 12.09.2024 | 07:07
Der Grund einem Filmstar viel Geld zu bezahlen war aber nie die schauspielerische Leistung, sondern weil
er oder sie Besucher in die Lichtspielhäuser zog. Dazu mussten sie in der Regel vom Studio aufgebaut und
bekannt gemacht werden. In der Annahme, dass das Publikum sie so sehen will, spielen Filmstars sehr häufig
und bis heute auch immer die gleichen Typen respektive Charaktere.
Wobei es eigendlich heute kaum noch Stars gibt die in dem Maße Publikum ziehen.

Es gibt ein paar Fälle wo ein Schauspieler in einer ganz gestimmten Rolle das Publikum anzieht, aber selbst dass ist kein wirklich sicheres Ding mehr (wie man am letzten Indiana Jones gesehen hat).
Titel: Re: Wo entwickelt sich Hollywood hin?
Beitrag von: Edgar Allan Poe am 12.09.2024 | 08:37
Es gibt ein paar Fälle wo ein Schauspieler in einer ganz gestimmten Rolle das Publikum anzieht, aber selbst dass ist kein wirklich sicheres Ding mehr (wie man am letzten Indiana Jones gesehen hat).

Wobei das aber nicht (nur) daran liegt, sondern daran, dass der Film quasi INSTANT miese Kritiken bekommen hat. Die Leute wollten keinen alternden Indy sehen, der quasi nur vorgeführt wird, damit der "Staffelstab" dann an irgendeinen random neuen Charakter gehen kann (und das dieser Charakter halt ultra unsympathisch und schlecht geschrieben war, tat sein übriges).

Aber ich stimme zu ... es gibt gefühlt (!) nur noch sehr wenige Schauspieler, für die man quasi instant ins Kino rennen würde, nur weil sie mal wieder einen Film machen. Das war - zumindest in meiner Bubble - vor 25 Jahren noch anders.
Titel: Re: Wo entwickelt sich Hollywood hin?
Beitrag von: Raven Nash am 12.09.2024 | 08:46
Früher waren die Gesichter auch nicht so auswechselbar. Glatter Hollywood-Look war immer schon (im Gegensatz zu den oft zerfurchten Gesichtern der Franzosen), aber so dermaßen ähnlich waren sich die Schauspieler nicht. Ich tu mir z.B. schwer, die diversen männlichen Schauspieler auseinander zu halten - und demnach ich mir Namen noch nie gemerkt hab, könnte ich nichtmal mehr sagen, wer mir in welchem Film gefallen hat. Bei den Frauen geht's mir ähnlich.

Abgesehen davon, dass es ja mittlerweile ohnehin so ist, dass jeder halbwegs taugliche Schauspieler in Hollywood eigentlich von der RADA kommt...
Titel: Re: Wo entwickelt sich Hollywood hin?
Beitrag von: Mr. Ohnesorge am 12.09.2024 | 10:18
Das ist schon viel Kulturpessimismus und "früher war alles besser"-Vibe.
Titel: Re: Wo entwickelt sich Hollywood hin?
Beitrag von: Edgar Allan Poe am 12.09.2024 | 10:25
Naja, ganz von der Hand zu weisen ist das allerdings auch nicht. Viele der heutigen "jungen" Schauspieler - besonders die männlichen - sind sich tatsächlich sehr sehr ähnlich. Glattgebügelt. Muskulös (oder zumindest gut trainiert). Pfannkuchengesicht.

Natürlich gibt es auch da Ausnahmen. Aber grundsätzlich ist die Aussage nicht durch und durch verkehrt.
Titel: Re: Wo entwickelt sich Hollywood hin?
Beitrag von: Mr. Ohnesorge am 12.09.2024 | 10:35
Ich würde davon ausgehen, dass wir 1999 die gleiche Diskussion geführt hätten ;D

Die Dominanz von Franchises ist eine aktuelle Entwicklung, beim zu einheitlichen Aussehen von Schauspieler*innen würde ich nicht mitgehen.
Titel: Re: Wo entwickelt sich Hollywood hin?
Beitrag von: Ainor am 12.09.2024 | 10:53
Die Frage ist, ob deren Blütezeit nicht auch schon wieder vorbei ist. ;D

Naja, das System wird sich erstmal nicht ändern. Und die Budgets sind vorläufig da.

Nachdem ich zumindest genauso gerne Doctor-Who-Folgen aus den 70igern wie moderne Franchises schaue, ist mir auch ziemlich egal, wenn das Budget von allem auf ein 10tel geschrumpft wird.

Da vergleichst du aber die Spitze von damals mit dem Durchschnitt von heute.

Wobei es eigendlich heute kaum noch Stars gibt die in dem Maße Publikum ziehen.

Ein paar gibts schon. Tom Hanks fiele mir ein. Und Regisseure wie Scorsese und Nolan.
Aber bei Superhelden zieht die Rolle meistens mehr Aufmerksamkeit als die Person.

Es gibt ein paar Fälle wo ein Schauspieler in einer ganz gestimmten Rolle das Publikum anzieht, aber selbst dass ist kein wirklich sicheres Ding mehr (wie man am letzten Indiana Jones gesehen hat).

Spielt Ford da noch dieselbe Rolle? Kann er überhaupt noch dieselbe Rolle spielen.
In Star Wars 7 sind Ford und Hamil ja auch dabei, aber vor allem um das Zepter an die jüngere Generation zu übergeben.
Titel: Re: Wo entwickelt sich Hollywood hin?
Beitrag von: tartex am 12.09.2024 | 11:10
Da vergleichst du aber die Spitze von damals mit dem Durchschnitt von heute.

Wirklich? Ich glaube du hast nie Classic Who geschaut.  ;D

Beliebte Beispiele (https://youtu.be/_R0hqpvDsr4?si=82ZLq5QLWepxUSL2&t=50)

Mein Favorit: Invasion of the Dinosaurs (https://youtu.be/hxCfNtXNc1Q?si=3IK31NeFpFG48xsI&t=79)

Titel: Re: Wo entwickelt sich Hollywood hin?
Beitrag von: nobody@home am 12.09.2024 | 11:42
Spielt Ford da noch dieselbe Rolle? Kann er überhaupt noch dieselbe Rolle spielen.
In Star Wars 7 sind Ford und Hamil ja auch dabei, aber vor allem um das Zepter an die jüngere Generation zu übergeben.

Na ja, die Spitzen in Richtung Sequels verkneife ich mir jetzt mal zähneknischend. ;)

Mark Hamill ist zumindest in Nerd-Kreisen auch noch als Sprecher (im englischen Original) für diverse Zeichentrickserien- und Compuerspielfiguren bekannt, insbesondere-aber-längst-nicht-nur als der Joker aus der Batman-Zeichentrickserie (https://de.wikipedia.org/wiki/Batman_(Zeichentrickserie)) -- der Mann hat sich laut Wikipedia schon recht früh bemüht, nicht auf Luke Skywalker allein festgelegt zu werden, und das allem Anschein nach auch recht erfolgreich, so daß ich mir schon vorstellen kann, daß sein Name immer noch etwas Zugwirkung auslöst. Bei Harrison Ford bin ich mir weniger sicher, wie gut der darin ist, auch mal jemand anderes als eben Harrison Ford classic im Kostüm zu sein, aber der ist mir persönlich dann auch einfach weniger untergekommen.
Titel: Re: Wo entwickelt sich Hollywood hin?
Beitrag von: JollyOrc am 12.09.2024 | 11:59
Ich fand Harrison Ford in der Serie Shrinking als "grumpy old man psychiatrist" ganz fein, und nicht unbedingt ein rehash der üblichen Rollen.
Titel: Re: Wo entwickelt sich Hollywood hin?
Beitrag von: Ein Dämon auf Abwegen am 12.09.2024 | 12:52
Ein paar gibts schon. Tom Hanks fiele mir ein. Und Regisseure wie Scorsese und Nolan.
Aber bei Superhelden zieht die Rolle meistens mehr Aufmerksamkeit als die Person.
Ich bezog mich jetzt auf Schauspieler nicht auf Regisseure.

Und Tom Hanks dürfte auch nicht der gerant dafür sein das ein Film 500+ Millionen einspielt.
Titel: Re: Wo entwickelt sich Hollywood hin?
Beitrag von: Aedin Madasohn am 12.09.2024 | 13:23
...sondern weil er oder sie Besucher in die Lichtspielhäuser zog...

hmmm...

es gab mal eine Zeit (ist rund 20 Jahre her), da wurde das in meiner Bubble so gesehen:

wenn DER/DIE da mitspielt, dann hat der Film Hand und Fuß, weil DIE das nicht nötig hätten mt einem Grütze-Drehbuch

dann gab es Schauspieler, die wegen bekannten Geldmangel ALLES annahmen, was dementsprechend auch "anerkannt" wurde (Fernsehen ja, Kinokasse nein)

und heute halt: erwartbare Drehbuchgrütze
(Szenen werden ohne erzählerisches Geschick mit langen Nägeln aneinandergezimmert. Blanker Speed of Plot. Ressourcen nach Szene und nicht nach Setting, tumber Fäkalienhumor für Halbstarke, unnötige Dekonstruktionen von Konzepten einzig aus Dekonstruktionslust)
- keine Grund, ins Kino zu gehen.
Oder extra dafür ein zusätzliches Abo abzuschließen.
Oder für 4.99 im stream zu kaufen.

und bestätigt sich, wenn dann im Basis-Stream der Film vorbeischwimmt, dass das "Abwarten" die bessere Entscheidung war  ;)

ich sehe eher low buget Horrorfilme mit "cleveren" filmischen Lösungen für ihr klares "Geldproblem", als dass ich vergleichbar "viel" in 300 Mille-Projekten "clever gelöstes" sehe.





Titel: Re: Wo entwickelt sich Hollywood hin?
Beitrag von: tartex am 12.09.2024 | 15:11
Früher (also auch noch vor 5 Jahren) musste ich ins Kino gehen, um die Franchise-Filme (MCU, Star Wars) zeitnah zu sehen, wenn ich nicht ein paar Monate später viel für eine DVD zahlen wollte. Streaming kam erst Jahre später. (Okay, fürs Kino habe ich oft auch 40€ für 2 Tickets iMax gezahlt, aber dafür gab's halt visuell auch was. Besser als gleichviel für den Datenträger zu zahlen, denn ich höchstens 1x konsumiere. Ich habe auch schon ein paar hundert ungesehene DVDs gestapelt.)

Heute habe ich es sowieso spätestens nach 6 Monaten bei Disney+ quasi gratis und außerdem einen 800€-Beamer zu Hause. Der ersetzt das Kino ziemlich perfekt für Filme, die ich sowieso nur schaue um noch auf den neusten Stand zu sein, was die Continuity angeht.
Titel: Re: Wo entwickelt sich Hollywood hin?
Beitrag von: Ainor am 12.09.2024 | 17:15
Wirklich? Ich glaube du hast nie Classic Who geschaut.  ;D

Ja, aber wozu? Die Serie ist halt gut (IMDB 8,4), und eine der wenigen aus der Zeit die heute noch interessieren.
Wenn man das mit sehr durchschnittlichem Kram von heute (z.B. ROP) vergleicht dann schneidet sie immernoch gut ab.
Denn Geld allein schiesst ja bekanntlich keine Filme.

Ich bezog mich jetzt auf Schauspieler nicht auf Regisseure.

Ja, aber es ist dasselbe Prinzip.

Und Tom Hanks dürfte auch nicht der gerant dafür sein das ein Film 500+ Millionen einspielt.

Nein, aber er macht heutzutage recht günstige Filme die praktisch nur als "Tom Hanks' neuer Film" beworben werden.
Tom Cruise hat einen ähnlichen Effekt, aber seine grössten Erfolge sind Fortsetzungen.
Titel: Re: Wo entwickelt sich Hollywood hin?
Beitrag von: tartex am 12.09.2024 | 17:49
Ja, aber wozu? Die Serie ist halt gut (IMDB 8,4), und eine der wenigen aus der Zeit die heute noch interessieren.
Wenn man das mit sehr durchschnittlichem Kram von heute (z.B. ROP) vergleicht dann schneidet sie immernoch gut ab.

Klar ist sie toll, aber die Effekte sind meist echt peinlich. Darauf wollte ich hinaus: mir reichen Pappmasche-Monster völlig, wenn der Rest passt.

(Und für die meisten außerhalb Englands ist Doctor Who wohl auch nicht "ernsthaft" genug.)
Titel: Re: Wo entwickelt sich Hollywood hin?
Beitrag von: Ludovico am 13.09.2024 | 09:08
Ich bin eher unzufrieden mit der Entwicklung, die Hollywood nimmt.
Insbesondere, wenn ich an bestimmte Star Wars-Filme denke, bei denen verstorbene Schauspieler computergeneriert wieder auf dem Bildschirm erschienen.
Wenn ich daran denke, dass mittlerweile es wohl schon Verträge mit Schauspielern gibt, deren Stimme und Aussehen auch nach deren Tode weiterverwendet werden dürfen... Für mich hat das was Dystopisches.

Ich frage mich, wann Filme nur noch von AIs hergestellt werden. Es werden jedenfalls keine Filme sein, auf die ich mich freue.

Hinzu kommt, dass ich gerade bei großen Hollywood-Produktionen keine interessanten Geschichten mehr erkennen kann. Es ist entweder schon oft dagewesen (insbesondere MCU fällt mir da ein, aber es gilt ebenso für Krimis, Dramen, Thriller, Horrorfilme und Komödien) oder man nimmt etwas Altes und überdreht es komplett oder nimmt eine alte Story und packt eine Vielzahl von komplett überdrehten Sachen rein oder eine politische Message, die mit dem Vorschlaghammer serviert wird (was dann auch Teil des Marketings ist um einen Skandal zu schaffen, der für Aufmerksamkeit sorgt).

Ich hab neulich wieder Bourne Identity gesehen und muss sagen, dass der Film um ein Vielfaches interessanter war, als alles, was in den letzten in Hollywood produziert wurde.

Auf der positiven Seite scheint das Genderswapping nachgelassen zu haben (also ein Remake eines bekannten Films mit einem Cast des anderen Geschlechts) und versucht stattdessen endlich verstärkt Filme mit starken weiblichen Hauptfiguren zu produzieren.
Titel: Re: Wo entwickelt sich Hollywood hin?
Beitrag von: Mr. Ohnesorge am 13.09.2024 | 09:31
Welche neueren Filme haben denn eine "mit dem Vorschlaghammer servierte politische Message"?
Titel: Re: Wo entwickelt sich Hollywood hin?
Beitrag von: Ludovico am 13.09.2024 | 10:49
Und Serien natürlich.

Beispiel Bridgerton - Die Serie ist wahrscheinlich gut (oder nicht. Hab kein Netflix), aber jedesmal, wenn ich Artikel und Posts dann geht es um den historisch wenig korrekten Cast.
Dann wird viel diskutiert und während es Leute gibt, die hocherfreut sind, dass der Cast so divers ist und viele PoC dort wichtige Rollen haben, sind andere weniger glücklich darüber.
Es wird gestritten und diskutiert und die Serie erhält Aufmerksamkeit und Clicks.
Kann gut für die Serie sein oder aber auch schlecht. Ist ein gewisses Risiko im Marketingbereich.

Früher brauchte es unnötig nackte Haut für Aufmerksamkeit (z.B. Game of Thrones) und/oder extreme Gewalt. Heute ist es Diversität, Kampf gegen das Patriarchat und so ein Gedöns.
Titel: Re: Wo entwickelt sich Hollywood hin?
Beitrag von: Raven Nash am 13.09.2024 | 10:59
Früher brauchte es unnötig nackte Haut für Aufmerksamkeit (z.B. Game of Thrones) und/oder extreme Gewalt. Heute ist es Diversität, Kampf gegen das Patriarchat und so ein Gedöns.
Vergessen wir nicht den Prozentanteil, den laut Netflix-Serien lesbische Frauen an der Gesamtbevölkerung haben. Der müsste, wenn man sie so zusammenrechnet, bei ca. 40% liegen. Interessanterweise sind schwule Männer deutlich geringer vertreten...

Grundsätzlich ist aber die Thematisierung der sexuellen Orientierung von jedem zweiten Extra einer Show eine Sache, die mir unheimlich auf den Keks geht. Mich interessiert das schon bei lebenden, mir bekannten Personen nicht - umso weniger bei Figuren einer Geschichte. Ich hab aber auch früher schon Sexszenen unnötig gefunden, wenn sie (wie meistens) nichts zur Handlung beitragen.
Titel: Re: Wo entwickelt sich Hollywood hin?
Beitrag von: 6 am 13.09.2024 | 11:10
Vergessen wir nicht den Prozentanteil, den laut Netflix-Serien lesbische Frauen an der Gesamtbevölkerung haben. Der müsste, wenn man sie so zusammenrechnet, bei ca. 40% liegen. Interessanterweise sind schwule Männer deutlich geringer vertreten...
Jupp. Weil die meisten Männer lieber sehen wollen wenn sich zwei Frauen küssen, als zwei Männer.
Titel: Re: Wo entwickelt sich Hollywood hin?
Beitrag von: Runenstahl am 13.09.2024 | 11:11
Das man mit zunehmendem Alter mehr und mehr Schwierigkeiten hat von Geschichten überrascht zu werden (weil man schon sehr viele Geschichten gesehen / gelesen / gehört hat) scheint mir eine recht normale Entwicklung zu sein.

Ich selbst genieße die Auswahl die wir heutzutage haben. Natürlich ist bei dem heutigen Ausstoß auch viel Schrott dabei, aber ich finde auch immer wieder Filme und Serien die mir richtig gut gefallen und oftmals auch frischen Wind in alte Ideen bringen. Serien wie Andor, House of the Dragon, Queens Gambit oder Filme wie Knifes Out, Massive Talent oder John Wick (nur der 1. Teil).
Titel: Re: Wo entwickelt sich Hollywood hin?
Beitrag von: Ludovico am 13.09.2024 | 11:14
Jupp. Weil die meisten Männer lieber sehen wollen wenn sich zwei Frauen küssen, als zwei Männer.

Ja, und das nervt mich auch.
Irgendwie wirkt es scheinheilig.

Ach ja, und ich kann mir gut vorstellen, dass im gegensätzlichen Bereich versucht wird, Marketing zu machen.
"Schaut her! Wir haben einen rein weißen Cast und alles Männer"
Titel: Re: Wo entwickelt sich Hollywood hin?
Beitrag von: 6 am 13.09.2024 | 11:28
Ja, und das nervt mich auch.
Irgendwie wirkt es scheinheilig.

Ach ja, und ich kann mir gut vorstellen, dass im gegensätzlichen Bereich versucht wird, Marketing zu machen.
"Schaut her! Wir haben einen rein weißen Cast und alles Männer"
Ja. Im asiatischen Raum, aber die Bedeutung, die helle Haut für die Asiaten haben, dürftest Du kennen. :)
Ansonsten erschließt gerade ein Gacha mit reinem männlichen Cast gerade einen ziemlich großen Marktanteil (Love and Deepspace). Allerdings wird aktuell davon ausgegangen, dass es besonders Frauen sind, die das Spiel spielen.
Titel: Re: Wo entwickelt sich Hollywood hin?
Beitrag von: Zed am 13.09.2024 | 12:07
Vergessen wir nicht den Prozentanteil, den laut Netflix-Serien lesbische Frauen an der Gesamtbevölkerung haben. Der müsste, wenn man sie so zusammenrechnet, bei ca. 40% liegen. Interessanterweise sind schwule Männer deutlich geringer vertreten...

Grundsätzlich ist aber die Thematisierung der sexuellen Orientierung von jedem zweiten Extra einer Show eine Sache, die mir unheimlich auf den Keks geht. Mich interessiert das schon bei lebenden, mir bekannten Personen nicht - umso weniger bei Figuren einer Geschichte. Ich hab aber auch früher schon Sexszenen unnötig gefunden, wenn sie (wie meistens) nichts zur Handlung beitragen.
Gewalt und Sex waren schon immer Teil des Hollywoodsystems (zB "Basic Instinct" vor 30 Jahren), ich kann da nur graduelle Unterschiede erkennen: Mainstream-Hollywood und TV nutzten schon immer das Maß an Explizitheit, das gerade noch toleriert wurde, während in der B-Movie-Welt immer mehr möglich war - und dieses unterschiedliche Maß an Explizitheit hat in den letzten Jahren etwas abgenommen.

Ja, die Darstellung nicht-heteronormativer Lebensweisen hat zugenommen, und ja, ich würde auch zustimmen, dass sie in vielen aktuellen Serien überrepräsentiert ist gegenüber der gesellschaftlichen Realität.

Aber ich meine, das sollte man gelassen sehen: Zum einen sind nicht-heteronormative Lebensweisen nun wirklich Jahrzehnte, Jahrhunderte lang nicht annähernd angemessen repräsentiert gewesen. Da kann ich nachvollziehen, dass diesen Menschen nun eine überdeutliche Repräsentanz zugestanden wird.

Zum anderen ist Liebesgeschichte ja Liebesgeschichte, egal welches Geschlechtes die erwachsenen Figuren sind. Für alle, die sagen, dass sie "kein Problem mit Homosexualität" haben, sollte das also auch kein Problem sein.
Titel: Re: Wo entwickelt sich Hollywood hin?
Beitrag von: Mr. Ohnesorge am 13.09.2024 | 12:41
Und Serien natürlich.

Beispiel Bridgerton - Die Serie ist wahrscheinlich gut (oder nicht. Hab kein Netflix), aber jedesmal, wenn ich Artikel und Posts dann geht es um den historisch wenig korrekten Cast.
Dann wird viel diskutiert und während es Leute gibt, die hocherfreut sind, dass der Cast so divers ist und viele PoC dort wichtige Rollen haben, sind andere weniger glücklich darüber.
Es wird gestritten und diskutiert und die Serie erhält Aufmerksamkeit und Clicks.
Kann gut für die Serie sein oder aber auch schlecht. Ist ein gewisses Risiko im Marketingbereich.

Früher brauchte es unnötig nackte Haut für Aufmerksamkeit (z.B. Game of Thrones) und/oder extreme Gewalt. Heute ist es Diversität, Kampf gegen das Patriarchat und so ein Gedöns.


Welche Beispiele aus dem Film-Bereich gibt es?
Titel: Re: Wo entwickelt sich Hollywood hin?
Beitrag von: JollyOrc am 13.09.2024 | 12:54
uh.. Bridgerton ist jetzt gleichzeitig das schlechteste und beste Beispiel :D

Schlechtestes Beispiel, da in der Serie ja auf historische oder sonstige Authentizität geschissen wird. Das ist mit Ansage und Absicht eher "Regencypunk" denn historisch akkurat verfilmte Jane Austen Geschichten. Die Serie ist im Shondaland Universum verortet, dass eben unserem nur ähnelt, aber doch anders ist.

Bestes Beispiel, da die Eignerin und Macherin vom Shondaland Universum eben Shonda Rhimes ist, die sehr deutlich und bekannt eine Agenda hat. Ihre Serien behandeln Themen explizit und mit Nachdruck.

Aber "das ist historisch nicht korrekt" als Argument zieht nicht, denn, wie gesagt, Bridgerton ist nicht unsere reale Welt. Genausowenig wie Ash vs the Evil Dead oder Men in Black die Realität abbilden.
Titel: Re: Wo entwickelt sich Hollywood hin?
Beitrag von: Ludovico am 13.09.2024 | 12:57
@JollyOrc
Wie geschrieben: Ich kenne die Serie nicht, aber das Argument der historischen Korrektheit sind die Argumente einer Seite und damit wird die Diskussion am Laufen gehalten und die Serie bleibt bekannt.
Titel: Re: Wo entwickelt sich Hollywood hin?
Beitrag von: JollyOrc am 13.09.2024 | 13:00
Ich glaube, da verkennst Du die massive Fanbase, die Shonda Rhimes hat. Das ist quasi die Taylor Swift der Serienmacherinnen. Die Leute schauen das, weil da Shondaland drauf steht, nicht, weil es da Kontroversen gibt.

*edit: Die kann seit >15 Jahren bei ihrer Hauptserie Greys Anatomy machen was sie will, ohne, dass Ihr die Studiobosse da reinreden können. Weil das Argument "sonst gehe ich und nehme das mit" denen die Flatter gibt.
Titel: Re: Wo entwickelt sich Hollywood hin?
Beitrag von: nobody@home am 13.09.2024 | 13:04
Welche neueren Filme haben denn eine "mit dem Vorschlaghammer servierte politische Message"?

Und vor allem: welche alten Filmklassiker haben sie nicht? Es soll mir doch keiner erzählen, daß beispielsweise der olle Sean Connery/Roger Moore-James Bond mit seiner Herumspionier- und -killerei in der Weltgeschichte im Auftrag ihrer Majestät und seiner Gewohnheit, in jedem Film wenigstens ein Mädel flachzulegen, unpolitisch oder nicht penetrant hetero gewesen wäre... ;)
Titel: Re: Wo entwickelt sich Hollywood hin?
Beitrag von: Ludovico am 13.09.2024 | 13:37
Ich glaube, da verkennst Du die massive Fanbase, die Shonda Rhimes hat. Das ist quasi die Taylor Swift der Serienmacherinnen. Die Leute schauen das, weil da Shondaland drauf steht, nicht, weil es da Kontroversen gibt.

*edit: Die kann seit >15 Jahren bei ihrer Hauptserie Greys Anatomy machen was sie will, ohne, dass Ihr die Studiobosse da reinreden können. Weil das Argument "sonst gehe ich und nehme das mit" denen die Flatter gibt.

Ich glaube, wir können beide uns darauf einigen, dass die recht alte und etablierte Krankenhaus-Serie Grey Anatomy, die nicht gerade durch Diversität und ähnliches besonders auffällt (wahrscheinlich, weil es sich organisch einfügt, angesichts der Tatsache, dass in Krankenhäusern mittlerweile sehr viele PoC arbeiten) und eine feste Fanbase hat und das eher neue und pseudohistorische Drama, dass einen experimentellen Weg in Sachen Diversität geht, sehr unterschiedlich sind und unterschiedliche Menschen ansprechen.
Ob da die feste Fanbase von Shonda Rhimes alleine reicht, um die Serie profitabel zu halten, kann ich nicht beurteilen. Die fortlaufende Debatte hilft der Serie allerdings bekannter zu werden (außerhalb der Shonda Rhimes-Fanbase-Bubble) und somit weitere Zuschauer zu erreichen.
Titel: Re: Wo entwickelt sich Hollywood hin?
Beitrag von: Zed am 13.09.2024 | 13:52
Grey Anatomy, die nicht gerade durch Diversität und ähnliches besonders auffällt
...Grey's Anatomy fällt durch Diversität auf. In den ersten Staffeln auch schon, und dann noch mehr. Ebenso wie "Scandal" oder "Station 19". Shonda Rhimes hat "Normalisierung von Diversität" schon immer als Thema gehabt, und beispielsweise in "Station 19" wird auch der gesellschaftliche Gegenwind gegenüber Diversität immer wieder thematisiert.
Titel: Re: Wo entwickelt sich Hollywood hin?
Beitrag von: Ludovico am 13.09.2024 | 13:55
...Grey's Anatomy fällt durch Diversität auf. In den ersten Staffeln auch schon, und dann noch mehr. Ebenso wie "Scandal" oder "Station 19". Shonda Rhimes hat "Normalisierung von Diversität" schon immer als Thema gehabt, und beispielsweise in "Station 19" wird auch der gesellschaftliche Gegenwind gegenüber Diversität immer wieder thematisiert.

Ich schlage vor, den Teil in Klammern nicht zu unterschlagen.
Titel: Re: Wo entwickelt sich Hollywood hin?
Beitrag von: Zed am 13.09.2024 | 14:06
Ich schlage vor, den Teil in Klammern nicht zu unterschlagen.
Von unterschlagen kann bei Klammersätzen nur schwer die Rede sein. Ein Satz in Klammer  w i l l  doch nicht die Hauptaussage sein. Für optionale Informationen sind Klammersätze doch erfunden.

Davon ab: Auch in Greys Anatomy wurde zB ebenfalls schon von Beginn an die Schwierigkeit thematisiert, als PoC und/oder als Frau Anerkennung und Karrierechancen zu erhalten.
Titel: Re: Wo entwickelt sich Hollywood hin?
Beitrag von: JollyOrc am 13.09.2024 | 14:35
Ich überlege gerade noch, ob "Diversität im Krankenhaus zählt nicht" ein No-True-Scotsman Argument ist.

Ich glaube unterm Strich ja, auch wenn ich mir sicher bin, dass Ludovico das nicht so gemeint hat.
Titel: Re: Wo entwickelt sich Hollywood hin?
Beitrag von: Mr. Ohnesorge am 13.09.2024 | 14:45
Und vor allem: welche alten Filmklassiker haben sie nicht? Es soll mir doch keiner erzählen, daß beispielsweise der olle Sean Connery/Roger Moore-James Bond mit seiner Herumspionier- und -killerei in der Weltgeschichte im Auftrag ihrer Majestät und seiner Gewohnheit, in jedem Film wenigstens ein Mädel flachzulegen, unpolitisch oder nicht penetrant hetero gewesen wäre... ;)

Mag ja sein, aber das Geraune war ja, dass es da so neue Filme gäbe, die dezidiert politisch (wahrscheinlich: woke) wären. Ludovico bleibt da bislang aber Namen schuldig.
Titel: Re: Wo entwickelt sich Hollywood hin?
Beitrag von: Ludovico am 13.09.2024 | 14:52
@Zed
Ich habe erhebliche Probleme, Deinen Post positiv zu lesen und schaffe es nur Pedanterie hineinzuinterpretieren, mit dem Ziel, unbequeme Argumente nicht aufzunehmen.
Ich versuche, es nicht so zu lesen, aber es fällt mir wirklich wirklich schwer.

@JollyOrc
Diversität im Krankenhaus zählt. Es ist auch aus meiner Sicht albern, wenn in einer Arztserie vor allem weiße Schauspieler vorkommen.

Aber wenn es sich organisch einfügt (wie z.B. bei The Rookie), wo Rassismus und Sexismus ja auch durchaus thematisiert werden (Staffel 3 war etwas sehr viel Vorschlaghammer im Umgang mit dem Thema, wie viele Serienstaffeln, die zu Zeiten von George Floyds Tod gedreht wurden), ist es gut aus meiner Sicht.
Mit "organisch" meine ich in dem Sinne, dass es sich wunderbar einfügt, dem Zuschauer nicht auffällt, sondern ihm normal erscheint.

@Mr Ohnesorge
Betrachte mich bitte einfach als... wie nennst Du die Leute? Jürgen? Nenn mich einfach so und dann ist alles gut und Du bist happy.
Also, nenn mich Jürgen (Zusatz) und sag, dass ich schwurblermäßig typisch nicht konkret werde. :)
Titel: Re: Wo entwickelt sich Hollywood hin?
Beitrag von: BBB am 13.09.2024 | 15:04
Um nochmal auf die Ausgangsfrage zurück zu kommen:
Ich hab Anfang des Jahres eine Grafik gesehen, die die Entwicklung des Box Office in den USA in den letzten 20 Jahren oder so zeigte (hab sie leider nicht online gefunden). War ein Studio Exec, der das gezeigt hat.
Und das spannende: Abgesehen von Covid sah man da quasi keinerlei Veränderung.
Meinte auch der Speaker: Es gab im Bereich Film nur zwei Innovationen in den letzten 100 Jahren. Erst Ton. Dann Farbe.

Ich nehme an, dass sich das fortsetzen wird.
Sprich: Die Veränderung wird sein, dass es immer weniger immer größere Studios geben wird, und dafür viele viele ganz kleine, die hie und da mal einen Achtungserfolg landen.

Wie kann man das planbar erreichen?

Große Stars ziehen nicht mehr so wie früher, das hatten wir ja schon festgestellt, aber auch da gibt es Ausnahmen.
Große IP hat zumindest eine build in baseline.
Und ansonsten wird man versuchen, möglichst wenige Zuschauer abzuschrecken.

Heißt für mich, die top level AAA Titel werden weiterhin bekannte Marken (Star Wars, Marvel, Spiel- und Buchverfilmungen) und/oder Stargetriebene Schauwerte sein.

Und dahinter kommt dann ein riesen Pool an preiswerteren Produktionen, in denen sich der Nachwuchs ausprobieren kann. Das werden dann weitgehen direct to streaming Filme und Serien sein - aber das muss ja nichts schlechtes sein.
Es wird wahrscheinlich mehr Bundle Angebote der Streamingdienste geben, denn damit die profitabel agieren können, müssen sie churn verhindern.
Und es wird bei allen Streamern mehr und mehr Werbung geben.
Also ein bisschen wie das alte klassische Privatfernseh-Modell, nur eben übers Netz und zusätzlich direkt finanziert.

Und das wars auch schon.

Genauso wie es früher Spartensender gab, wird es irgendwann wahrscheinlich Sparten-Streamer geben (SPortstreaming hat ja schon den Anfang gemacht), die werden dann irgendwann auch in die Bundles aufgenommen, und zum Schluss haben wir dann das Fernsehen der 90 Jahre in Volldigitalisiert ;)

Das wäre zumindest meine grobe Vorhersage.
Titel: Re: Wo entwickelt sich Hollywood hin?
Beitrag von: Chaos am 13.09.2024 | 15:38
@Mr Ohnesorge
Betrachte mich bitte einfach als... wie nennst Du die Leute? Jürgen? Nenn mich einfach so und dann ist alles gut und Du bist happy.
Also, nenn mich Jürgen (Zusatz) und sag, dass ich schwurblermäßig typisch nicht konkret werde. :)

Du hättest die Titel dieser Filme schon längst nennen können. Das wäre weniger Aufwand als das, was du stattdessen treibst.
Titel: Re: Wo entwickelt sich Hollywood hin?
Beitrag von: Zed am 13.09.2024 | 15:45
@Zed
Ich habe erhebliche Probleme, Deinen Post positiv zu lesen und schaffe es nur Pedanterie hineinzuinterpretieren, mit dem Ziel, unbequeme Argumente nicht aufzunehmen.
Ich versuche, es nicht so zu lesen, aber es fällt mir wirklich wirklich schwer.
Ich finde gut und wünschenswert, dass wir beide uns die Mühe geben. :-)

Ich verstehe Dein Argument, das Du in wohl meinem Sinne "unbequem" nennst, so: PoC in Krankenhaus(serien) sind so normal, dass "Grey Anatomy nicht gerade durch Diversität und ähnliches besonders auffällt" - verstehe ich Dich richtig?

Darauf entgegnete ich
Auch in Greys Anatomy wurde zB ebenfalls schon von Beginn an die Schwierigkeit thematisiert, als PoC und/oder als Frau Anerkennung und Karrierechancen zu erhalten.
Und recht schnell wurden in Grey's Anatomy homosexuelle und non-binäre Figuren und PoC-Hauptfiguren gang und gäbe. Ja, Bridgerton fordert sein Publikum nochmal stärker heraus, indem es unsere uns eingestanzten Kopfbilder von Historizität umwälzt, aber Grey's Anatomy war und ist schon immer auf Themen bedacht, die Normalität von und Schwierigkeiten mit Diversität, die manche haben, zu thematisieren.
Titel: Re: Wo entwickelt sich Hollywood hin?
Beitrag von: Ludovico am 13.09.2024 | 15:58
@Zed
Gute Argumente!
Du schreibst ja selbst, dass Bridgerton nochmal stärker herausfordert.
Dass diese Message disruptiver oder offensiver vorkommt, erkennt man auch an den Diskussionen über die beiden Serien.
Bei Bridgerton ist gerade dabei Diversität stets im Vordergrund.

Das ist aus meiner Sicht Marketing. Sicher mag in manchen Fällen (wie im Falle Bridgertons) wirklich eine Message dahinterstehen und die Produzenten wirklich überzeugt sein und nicht bloß betriebswirtschaftliche Aspekte dahinter stehen. Aber ich denke, dass ich mich nicht zu weit aus dem Fenster lehne, wenn ich behaupte, dass es in manchen Filmen und Serien aufgesetzt ist.
Spontan fallen mir dazu SWAT und The Rookie ein.

Nun würde ich das Thema gerne ad Acta legen. Es führt sonst bloß in die Speakers Corner. Ich hab meinen Standpunkt wohl deutlich genug gemacht
Titel: Re: Wo entwickelt sich Hollywood hin?
Beitrag von: tartex am 13.09.2024 | 16:05
Also wenn Bridgerton sich an die traditionellen Muster des Genres halten würde, ohne im Farbtopf zu naschen, wären alle Neckbeards und Incels sicher voll daran interessiert.  ~;D

(Klicke zum Anzeigen/Verstecken)
Titel: Re: Wo entwickelt sich Hollywood hin?
Beitrag von: Ainor am 13.09.2024 | 16:12
Schlechtestes Beispiel, da in der Serie ja auf historische oder sonstige Authentizität geschissen wird. Das ist mit Ansage und Absicht eher "Regencypunk" denn historisch akkurat verfilmte Jane Austen Geschichten.

Also das Genre im weiteren Sinne ist historische Liebesroman. Und wenn da steht London 1813 dann hat man eben eine historische Verortung mit gewissen Erwartungen. Und dann ist es recht normal wenn manche Leute sagen dass ihnen das nicht gefällt.

Die Serie ist im Shondaland Universum verortet, dass eben unserem nur ähnelt, aber doch anders ist.

Auch das ist fraglich weil es ja auf Büchern basiert. Aber auch wenn man es so sieht: jedes fiktionale Werk spielt im Universum seines Autors (und auch bei Dokus kommt mir das manchmal so vor...). Und dass das eben unserem nur ähnelt, aber doch anders ist ist ja immer der Fall sonst wäre es ja keine Fiktion. Insofern ist die relevante Frage nicht in welchem Universum es spielt sondern welche Erwartungen aufgebaut werden.

Aber "das ist historisch nicht korrekt" als Argument zieht nicht, denn, wie gesagt, Bridgerton ist nicht unsere reale Welt. Genausowenig wie Ash vs the Evil Dead oder Men in Black die Realität abbilden.

Das ist was anderes. (Fast) Niemand käme bei SciFy/Horror auf die Idee sich über Aliens/Zombies zu beschweren. Aber ein historisches Setting schafft gewisse Erwartungen. 

Genauso wie es früher Spartensender gab, wird es irgendwann wahrscheinlich Sparten-Streamer geben (SPortstreaming hat ja schon den Anfang gemacht), die werden dann irgendwann auch in die Bundles aufgenommen, und zum Schluss haben wir dann das Fernsehen der 90 Jahre in Volldigitalisiert ;)

Das wäre zumindest meine grobe Vorhersage.

Da wäre ich mir nicht so sicher. Sport war schon immer anders. Momentan ist ja nunmal das ziehr der Streamingdienste möglichst viele Leute zusammenzubringen um so möglichst teure Produktionen finanzieren zu können. Ich weiss nicht ob sich eine Fragmentierung da lohnt.
Titel: Re: Wo entwickelt sich Hollywood hin?
Beitrag von: JollyOrc am 13.09.2024 | 16:19
Warum muss man Romanzen an einem härteren Realitäts-Maßstab messen als SF oder Horror?
Titel: Re: Wo entwickelt sich Hollywood hin?
Beitrag von: Raven Nash am 13.09.2024 | 16:26
Also wenn Bridgerton sich an die traditionellen Muster des Genres halten würde, ohne im Farbtopf zu naschen, wären alle Neckbeards und Incels sicher voll daran interessiert.  ~;D

(Klicke zum Anzeigen/Verstecken)
Wah, den Mist hat meine Ex gelesen! Dagegen ist Donald Duck Literatur...

@Franchises: Man könnte ja auch den Eindruck bekommen, die Studios erschaffen sich selbst erfüllende Prophezeiungen, indem sie jedes Mal, wenn sie ein neues Franchise versuchen, es gleich in den Sand setzen. Siehe Borderlands. Oder es spielt dann doch nicht so viel ein, wie erhofft - ala D&D.
Titel: Re: Wo entwickelt sich Hollywood hin?
Beitrag von: nobody@home am 13.09.2024 | 16:34
Mag ja sein, aber das Geraune war ja, dass es da so neue Filme gäbe, die dezidiert politisch (wahrscheinlich: woke) wären. Ludovico bleibt da bislang aber Namen schuldig.

Mag sein. Ich denke, das eigentliche Phänomen wird nach wie vor darin bestehen, daß man "Politik" in erster Linie da sieht, wo man mit ihr nicht übereinstimmt, während ebenso politische Punkte, die man selbst für gut und richtig und selbstverständlich hält, einfach nicht so leicht oder stark als "politisch" wahrgenommen werden.

Ich bin dagegen ja auch nicht immun, was dann beispielsweise dazu führt, daß ich Kritik an beispielsweise "Wokeness" normalerweise gleich als politisch motiviert einstufe... :-X
Titel: Re: Wo entwickelt sich Hollywood hin?
Beitrag von: tartex am 13.09.2024 | 16:39
Wah, den Mist hat meine Ex gelesen! Dagegen ist Donald Duck Literatur...

Bridgerton ist halt dasselbe als TV-Serie. Deshalb finde ich es lustig, dass sich da plötzlich Leute Sorgen um Historizität machen.
Titel: Re: Wo entwickelt sich Hollywood hin?
Beitrag von: Chaos am 13.09.2024 | 17:06
Warum muss man Romanzen an einem härteren Realitäts-Maßstab messen als SF oder Horror?

Es ist wohl eher so, dass man "politische" Werke - also solche, in denen Diversität mehr ist als eine leere Worthülse - an einem härteren Maßstab messen muss als "nicht-politische".

Ich erinnere mich jedenfalls nicht an allzu umfangreiche Realismus-Kritik an Filmen, in denen Dschingis Khan, Kleopatra oder der König von Siam von Weißen gespielt werden. Jedenfalls nicht aus der Ecke, die Bridgerton und Ähnliches wegen der Diversität verreißt.
Titel: Re: Wo entwickelt sich Hollywood hin?
Beitrag von: Ainor am 13.09.2024 | 19:45
Warum muss man Romanzen an einem härteren Realitäts-Maßstab messen als SF oder Horror?

Muss man nicht. Eigentlich muss man garnichts in der Fiktion. Die Frage ist nur was für Erwartungen man kommuniziert. Wenn gross Star Trek draufsteht werden sich die Leute verarscht vorkommen wenn da Klingonen rumlaufen, egal wie oft der Autor sagt "Das ist meine Version des Star Wars Universums, da ist das halt so."
Was anderes wäre es wenn es eine Parodie ist. Poor Things wäre ein Beispiel für einen Film mit gutem Erwartungsmanagement.

Ich erinnere mich jedenfalls nicht an allzu umfangreiche Realismus-Kritik an Filmen, in denen Dschingis Khan, Kleopatra oder der König von Siam von Weißen gespielt werden. Jedenfalls nicht aus der Ecke, die Bridgerton und Ähnliches wegen der Diversität verreißt.

Naja, ich sag mal: https://de.wikipedia.org/wiki/Whitewashing_(Unterhaltungsindustrie) (https://de.wikipedia.org/wiki/Whitewashing_(Unterhaltungsindustrie))
Titel: Re: Wo entwickelt sich Hollywood hin?
Beitrag von: Kurna am 13.09.2024 | 19:55
Kann es sein, dass in deinem Star Trek-Beispiel etwas fehlt? Irgendwie verstehe ich es sonst nicht.
Titel: Re: Wo entwickelt sich Hollywood hin?
Beitrag von: Inquisitor_Majoris am 13.09.2024 | 20:09
Was Hollywood und Diversität anbelangt, werden aktuell Rollen unabhängig von Herkunft, Hautfarbe, Identität u.ä. vergeben, was ich ja grundsätzlich für einen sehr begrüßenswerten Gedanken halte. Was ich als Zuschauer dann aber weniger begrüße, ist, dass immer öfter zu wenig Beachtung auf Geschichte, Lore und Konsistenz geachtet wird. Hier ein plakatives Beispiel: Aktuell werden die Elben bei Rings of Power sehr divers dargestellt. Quasi in jeder Szene versucht man so viele diverse Schauspieler wie möglich unterzubekommen. Ich hätte als Zuschauer eher erwartet, dass man auf bestehendes aufbaut, man nehme z.B. die Herr der Ringe Filme, und neues dazu dichtet. Warum nicht ein neues Elbenvolk mit dunkler Hautfarbe einführen oder Ostlingen bzw. Haradrim separate Story-Arcs geben. Gleiches gilt natürlich für Charaktere wie z.B. Galadriel. Oder auch Luke, Han und Leia in den Prequels, ich habe meine Filmlieblinge nicht wieder erkannt. So fühlt es sich für mich sehr beliebig und lieblos umgesetzt an. House of Dragons hat das aus meiner Sicht besser gelöst.
Titel: Re: Wo entwickelt sich Hollywood hin?
Beitrag von: Outsider am 13.09.2024 | 20:10
Kann es sein, dass in deinem Star Trek-Beispiel etwas fehlt? Irgendwie verstehe ich es sonst nicht.

Ich glaube er wollte Star Wars schreiben?
Titel: Re: Wo entwickelt sich Hollywood hin?
Beitrag von: 6 am 13.09.2024 | 20:16
Ich frage mich ernsthaft bei den ganzen Diskussionen hier, wie es Inglorious Bastards geschafft hat, eine 89%/88% Wertung bei Rotten Tomatoes zu schaffen und ich denke hier im Forum durchaus positiv angenommen zu werden...
Titel: Re: Wo entwickelt sich Hollywood hin?
Beitrag von: Chaos am 13.09.2024 | 20:39
Naja, ich sag mal: https://de.wikipedia.org/wiki/Whitewashing_(Unterhaltungsindustrie) (https://de.wikipedia.org/wiki/Whitewashing_(Unterhaltungsindustrie))

Ich sagte ja: "Jedenfalls nicht aus der Ecke, die Bridgerton und Ähnliches wegen der Diversität verreißt."

Ich sehe wenig bis gar keine Überschneidung zwischen denen, die sich über Farbige in Bridgerton (oder Rings of Power) stören, und denen, die sich über Whitewashing stören.
Titel: Re: Wo entwickelt sich Hollywood hin?
Beitrag von: Ainor am 13.09.2024 | 22:03
Ich glaube er wollte Star Wars schreiben?

Ja, das ist ein wenig verunglückt.

Ich sagte ja: "Jedenfalls nicht aus der Ecke, die Bridgerton und Ähnliches wegen der Diversität verreißt."

Naja, das politische Ecken nicht konsistent sind ist jetzt auch nicht wirklich überraschend, was ein guter Grund ist sie zu meiden.
Titel: Re: Wo entwickelt sich Hollywood hin?
Beitrag von: Eismann am 13.09.2024 | 22:09
Also ich finde persönlich eine schwarze Kleopatra ähnlich anstrengend wie Keanu Reeves bei den 47 Ronin. Aber ich bin mir sicher, dass man das auch in irgendeine Ecke stecken kann.
Titel: Re: Wo entwickelt sich Hollywood hin?
Beitrag von: nobody@home am 13.09.2024 | 23:05
Also ich finde persönlich eine schwarze Kleopatra ähnlich anstrengend wie Keanu Reeves bei den 47 Ronin. Aber ich bin mir sicher, dass man das auch in irgendeine Ecke stecken kann.

Die historische Kleopatra dürfte laut Wikipedia (https://de.wikipedia.org/wiki/Kleopatra_VII.#Abstammung) griechischer oder griechisch-ägyptischer Abstammung gewesen sein (anscheinend besteht da unter den Forschern Unklarheit über ihre Mutter). Wenn ich also eine "historisch passende" Darstellerin wollte, dann würde ich mich nach Möglichkeit daran und den noch existierenden Abbildungen orientieren; wenn mehr Raum für künstlerische Freiheit gewünscht ist, kann man das allerdings auch flexibler handhaben. Ich stelle mir gerade beispielhaft vor, wie ein japanischer Produzent versucht, den Stoff in seinem Heimatland zu verfilmen...der täte sich außerhalb des Mediums Anime vermutlich auch ein wenig schwer mit dem Finden "authentisch" aussehender Schauspieler, aber die Geschichte an sich wäre nicht das große Problem. :)
Titel: Re: Wo entwickelt sich Hollywood hin?
Beitrag von: Eismann am 14.09.2024 | 02:19
Die schwarze Kleopatra ist ja durchaus schonmal eskaliert, weil von Netflix in einer Doku Kleopatra von einer Schwarzen dargestellt wurde. https://www.youtube.com/watch?v=2TmDGfzP97A
Bei einer Doku ist es natürlich doppelt ärgerlich, wenn so etwas passiert. Aber auch bei Unterhaltungsmedien, beispielsweise beim in Japan spielenden neuen Assassins Creed kam es in Japan nicht so gut an, dass einer der beiden spielbaren Charaktere ein Schwarzer ist.
Titel: Re: Wo entwickelt sich Hollywood hin?
Beitrag von: Jiba am 14.09.2024 | 09:21
Beispiel Bridgerton - Die Serie ist wahrscheinlich gut (oder nicht. Hab kein Netflix), aber jedesmal, wenn ich Artikel und Posts dann geht es um den historisch wenig korrekten Cast.
Dann wird viel diskutiert und während es Leute gibt, die hocherfreut sind, dass der Cast so divers ist und viele PoC dort wichtige Rollen haben, sind andere weniger glücklich darüber.
Es wird gestritten und diskutiert und die Serie erhält Aufmerksamkeit und Clicks.
Vielleicht solltest du die Serie mal schauen. Sie spielt die ganze Diversität nämlich ziemlich low und ist als „alternative Historie“ angelegt, in der sich King George in eine schwarze Frau verliebt und daraufhin die Sklaverei in England und den Kolonien abschafft und viele PoCs daheim und in Übersee in den Adelsstand erhebt. Und das machte dann wohl überall in Europa Schule. Das wird also in der Serie durchaus andeutungsweise erklärt.

Aber vielleicht sagt ja die Tatsache, dass so ein enormer Marketingwirbel um Serien entsteht, weil einige
Charaktere darin queer oder of color sind mehr über unsere Welt aus, als über irgendwelche Marketingabteilungen.

Edit: Huch, da waren Einige schneller.

Ich bleibe aber gerade bei der Endaussage. Gerade bei Shondaland kann man das gut sehen. Was du suggerierst, Ludovico, ist schlicht nicht der Fall. "Grey's Anatomy" war für die Zeit, in der die Serie startete, im Genre der Ärzteserien relativ progressiv. Es zeigte vielfältige Charaktere mit vielfältiger Hautfarbe, davon eine ganze Menge Frauen mit sehr unterschiedlichen Persönlichlkeiten. Die Serie featurte mit Arizona und Cally auch eines vielleicht wichtigsten homosexuellen Paare im Abendfernsehen und die Beziehung der beiden wird in der Serie auch sehr stark ausgebreitet.

Dabei muss man auch dazu sagen, dass es Shonda Rhimes weniger um sexuality oder queerness geht (das macht sie nebenbei mit und sie hat da schon auch progressive Positionen). Es geht ihr vor allem um race. Deshalb macht sie das. Stoffe zu bauen, die sich mit der Hautfarbenthematik beschäftigen, dicht gefolgt von feministischer Perspektive, das ist ihr Ding. Für den Sex und das Gender haben wir andere Serien, wie "Sense8", "Sex Education", "Heartstopper" und (realweltlich bedingt) in gewisser Weise auch die "Umbrella Academy".

Shonda Rhimes würde ich daher nicht nur als die Taylor Swift der Serienlandschaft beschreiben. Vielmehr noch, finde ich, ist Shonda Rhimes der Jordan Peele der Serienlandschaft (oder besser: Jordan Peele ist die Shonda Rhimes des Films – sie war immerhin vor ihm berühmt).

Und noch etwas zu "Grey's Anatomy"s Progressivität: Wenn wir heute sagen, die Serie sei nicht soooooo progressiv gewesen, dann ist das ein Trugschluss. Meine These ist: Die späten 2000er und frühen 2010er waren gesellschaftlich deutlich offener gegenüber queeren, feministischen und antirassistischen Themen als das heute der Fall ist. Wenn du heute eine Serie wie "Greys Anatomy" machst, irgendwer würde im Internet darüber seiern, wie scheiße "woke" die doch wieder ist. Heck, wenn du heute einen Film wie "Conan, der Barbar" machst, irgendwelche reaktionären Nerd-Filmdudes würden sich zwecks Rage Baiting (https://en.wikipedia.org/wiki/Rage-baiting) quasi stundenlang darüber aufregen, dass da eine Frau einen Mann in die Knie zwingt (die Szene mit der Hexe) und dass diese eine Barbarin ja nie mit Conan mithalten würde... das sei doch unrealisitisch.

Gamergate (https://de.wikipedia.org/wiki/Gamergate-Kontroverse#:~:text=GamerGate-Kontroverse%20bezeichnet%20eine%20Online,der%20Videospielbranche%20gesehen%20wird.) markiert so ein wenig den Turning Point, an dem reaktionäre, maskulinistische Perspektiven auf Medien ihre eigene große Internet-Nische gefunden haben. Und das nur, weil sich die eine Game-Journalistin sich von ihrem Freund getrennt hat und die andere Game-Journalistin dreisterweise gesagt hat, dass die Darstellung von weiblichen Charakteren in Videospielen der in anderen Medien um mindestens 20 Jahre hinterherhinkt.

Und für die heutige Film- und Serienlandschaft trifft das auch zu. Serien und Filme, die in den frühen 10er-Jahren noch kein Problem waren ("Queer as Folk" und "The L Word" anyone? Der schwule Mann, der bei "HIMYM" den Womanizer spielt?), haben plötzlich eine politische Dimension. Und dass es so ist, liegt nicht an den Filmen und Serien, sondern an der gesellschaftlichen Dynamik, die auf diese Stoffe abfärbt. Nur zur Erinnerung: Wir leben in einer Zeit, in der die Medien sich ernsthaft darüber unterhalten müssen, dass ein Präsidentschaftskandidat der USA zur besten Sendezeit das rassistische Narrativ droppt, Migranten würden Haustiere stehlen und verspeisen. Das ist nur noch einen halben Schritt vom jüdischen Brunnenvergifter entfernt.

Man muss festhalten: Progressives Ausloten von dem, was filmisch gezeigt werden darf und was nicht, fand immer schon statt. Clevere Filmemacher haben z.B. um den Hays Code (https://de.wikipedia.org/wiki/Hays_Code) herumgearbeitet und so ihre progressiven Ansichten zu Geschlecht oder Sexualität in Filme eingeschlichen, die das eigentlich gar nicht erlaubt haben. Die Flower-Power-Bewegung hat die Sexploitation in die Kinos gebracht. Die neue Welle der Filmschaffenden seit den 60ern und 70ern hat die Klassengesellschaft in den Mittelpunkt gerückt. Der feministische Film der 80er die Frau als arbeitendes, liebendes, unabhängiges Subjekt – und To Wong Foo (https://de.wikipedia.org/wiki/To_Wong_Foo,_thanks_for_Everything,_Julie_Newmar) gab's ja auch noch.

Der Unterschied scheint mir heute zu sein, dass Menschen in Zeiten multipler Krisen einfach zu ängstlich und überstresst sind, um ihre eigenen Vorurteile zu reflektieren und tolerant abzuwinken, wenn sie etwas nicht mögen. Die Algorithmen der sozialen Medien verstärken das online noch weiter. Leider scheint es so zu sein als müsse sich eine Gesellschaft Toleranz, Offenheit und Akzeptanz auch leisten können (womit ich nicht meine, sie sei ein Luxusprodukt... sie steht halt nur, wie alles andere auch, durch turbokapitalistische Entwicklungen, Kriege, Propaganda und Umweltkrisen unter Druck).

Und ich weiß das daher, weil es früher schon ähnliche Stoffe gegeben hat, die mit weniger Hass bedacht wurden, als das heute schon bei Kleinigkeiten der Fall ist. Da passt erneut eine Videoempfehlung, die ich an anderer Stelle schon gegeben habe: https://www.youtube.com/watch?v=MZtRabDCLyY (https://www.youtube.com/watch?v=MZtRabDCLyY). Das erklärt, warum heutzutage eigentlich so gut wie alles als "woke" und damit "anti-männlich" oder "anti-patriotisch" oder "widernatürlich" von Rechts markiert werden kann, wenn man dabei bestimmte kommunikative Tricks beachtet.
Die schwarze Kleopatra ist ja durchaus schonmal eskaliert, weil von Netflix in einer Doku Kleopatra von einer Schwarzen dargestellt wurde. https://www.youtube.com/watch?v=2TmDGfzP97A
Bei einer Doku ist es natürlich doppelt ärgerlich, wenn so etwas passiert. Aber auch bei Unterhaltungsmedien, beispielsweise beim in Japan spielenden neuen Assassins Creed kam es in Japan nicht so gut an, dass einer der beiden spielbaren Charaktere ein Schwarzer ist.

Tja, sagt auch wieder mehr über unsere Welt aus als über die kreative Entscheidung dahinter.
Titel: Re: Wo entwickelt sich Hollywood hin?
Beitrag von: Chaos am 14.09.2024 | 09:51
Also ich finde persönlich eine schwarze Kleopatra ähnlich anstrengend wie Keanu Reeves bei den 47 Ronin. Aber ich bin mir sicher, dass man das auch in irgendeine Ecke stecken kann.

Eine sudanesisch- oder äthiopischstämmige Schauspielerin wäre passender als die vornehme mitteleuropäische Blässe von Elizabeth Taylor. Und auf alle Fälle Klassen besser als Bruce Wayne als Dschingis Khan oder Yul Brynner als König von Siam.
Titel: Re: Wo entwickelt sich Hollywood hin?
Beitrag von: Zed am 14.09.2024 | 10:02
@Jiba: Shondas Schaffen hast Du sehr gut auf Punkt gebracht, danke!

Neben dem Schwerpunkt rund um Race sehe ich noch feministische Themen ganz oben in den Shondathemen wie Vereinbarkeit von Familie und Beruf, sowie (zB in Station 19) die Schwierigkeit von Frauen, sich in Spitzenpositionen von männergeprägten Berufen zu denselben Respekt zu erlangen, wie Männer ihn dort eher automatisch bekommen.
Titel: Re: Wo entwickelt sich Hollywood hin?
Beitrag von: JollyOrc am 14.09.2024 | 10:13
Kurze Bitte der Moderation: Bitte überlegt, wie Ihr wieder den Bogen zum Ursprungsthema "Wo entwickelt sich Hollywood hin?" bekommt. Die Casting-Entscheidungen und -eignungen für einzelne Rollen sind da definitiv nicht mehr Teil des Themas und wir hatten das schon eher fruchtlos in zig anderen Themen durchgesprochen.
Titel: Re: Wo entwickelt sich Hollywood hin?
Beitrag von: Jiba am 14.09.2024 | 10:18
Wah, den Mist hat meine Ex gelesen! Dagegen ist Donald Duck Literatur...

Literatur vielleicht nicht, aber Higher Art auf jeden Fall. Allerwenigstens die Sachen von Carl Barks.
Titel: Re: Wo entwickelt sich Hollywood hin?
Beitrag von: Isegrim am 14.09.2024 | 10:22
Eine sudanesisch- oder äthiopischstämmige Schauspielerin wäre passender als die vornehme mitteleuropäische Blässe von Elizabeth Taylor.

Nein, mit hoher Wahrscheinlichkeit ist das dein Wunschdenken. Wie schon gesagt, die Ptolemäer waren eine griechisch-makedonische Dynastie in einem Land, in dem sudanesische oder äthiopisch aussehende Menschen eine kleine Minderheit darstellten.
Titel: Re: Wo entwickelt sich Hollywood hin?
Beitrag von: JollyOrc am 14.09.2024 | 10:23
Nein, mit hoher Wahrscheinlichkeit ist das dein Wunschdenken. Wie schon gesagt, die Ptolamiden waren eine griechisch-makedonische Dynastie in einem Land, in dem sudanesische oder äthiopisch aussehende Menschen eine kleine Minderheit darstellten.

*räuspert sich in Moderator*
Titel: Re: Wo entwickelt sich Hollywood hin?
Beitrag von: Ludovico am 14.09.2024 | 10:27
Von dem Marketing-Argument mal abgesehen (was irgendwie wenig bis gar nicht behandelt wird, sondern sich eher inhaltlich auf ein Beispiel konzentriert),
wie seht ihr eigentlich das Argument, dass in Hollywood nun Verträge
Schauspielern angeboten werden, bei welchen sie auch nach deren Ableben dem Studio das Recht überschreiben, neues Material computergeneriert mit diesem Schauspieler erstellen dürfen (wie z.B. bei Star Wars mit Carry Fisher und Peter Cushing geschehen oder bei Ghostbusters mit Ivan Reitman)?

Ich kann mir gut vorstellen, dass das noch weiter zunehmen wird.
Titel: Re: Wo entwickelt sich Hollywood hin?
Beitrag von: Mr. Ohnesorge am 14.09.2024 | 11:03
Das ist eine schlechte Entwicklung, finde ich.
Titel: Re: Wo entwickelt sich Hollywood hin?
Beitrag von: Jiba am 14.09.2024 | 11:03
Scheint mir ein eigenes Thema zu sein.

(P.S: Ich bin gegen diese Praxis. Obviously.)
Titel: Re: Wo entwickelt sich Hollywood hin?
Beitrag von: nobody@home am 14.09.2024 | 12:59
Von dem Marketing-Argument mal abgesehen (was irgendwie wenig bis gar nicht behandelt wird, sondern sich eher inhaltlich auf ein Beispiel konzentriert),
wie seht ihr eigentlich das Argument, dass in Hollywood nun Verträge
Schauspielern angeboten werden, bei welchen sie auch nach deren Ableben dem Studio das Recht überschreiben, neues Material computergeneriert mit diesem Schauspieler erstellen dürfen (wie z.B. bei Star Wars mit Carry Fisher und Peter Cushing geschehen oder bei Ghostbusters mit Ivan Reitman)?

Ich kann mir gut vorstellen, dass das noch weiter zunehmen wird.

Ich denke, wenn die technischen Möglichkeiten erst mal voll da sind, werden sie auch genutzt werden. Man denke nur mal an das zurück, was die Leute mit Bruce Lee nach dessen plötzlichem Tod alles mit ihm angestellt haben (https://de.wikipedia.org/wiki/Bruceploitation) -- und damals gab's die heutigen Computertricks noch gar nicht!

Was ich mir an dieser Front also in erster Linie wünschen würde, ist ein respektvoller Umgang mit dem "Erbe" der Verstorbenen -- dann würde ich mir wohl auch mal den einen oder anderen solchen (und entsprechend gekennzeichneten) Film ansehen. Inwieweit man diesen Respekt Hollywood & Co. tatsächlich zutrauen kann, steht allerdings vermutlich auf einem anderen Blatt in einem versteckten Notizbuch in einer ganz anderen Bibliothek...
Titel: Re: Wo entwickelt sich Hollywood hin?
Beitrag von: Edgar Allan Poe am 14.09.2024 | 13:26
Wenn die Verstorbenen zu Lebzeiten diese Rechte verkauft haben, habe ich absolut keinen Schmerz damit.

Wenn die Erben irgendwelche Rechte zur Nachverwurstung verkaufen, geht das gar nicht.
Titel: Re: Wo entwickelt sich Hollywood hin?
Beitrag von: Chaos am 14.09.2024 | 13:32
Wenn die Verstorbenen zu Lebzeiten diese Rechte verkauft haben, habe ich absolut keinen Schmerz damit.

Wenn die Erben irgendwelche Rechte zur Nachverwurstung verkaufen, geht das gar nicht.

Wie wäre es aber, wenn die Rechte zu Lebzeiten zu verkaufen die einzige Möglichkeit ist, überhaupt eine Filmkarriere zu machen? Denn ich fürchte, auf die Idee wird man in Hollywood früher oder später kommen... wenn es nicht schon so weit ist, und wir nur noch nichts davon gehört haben.
Titel: Re: Wo entwickelt sich Hollywood hin?
Beitrag von: Edgar Allan Poe am 14.09.2024 | 13:37
Wie wäre es aber, wenn die Rechte zu Lebzeiten zu verkaufen die einzige Möglichkeit ist, überhaupt eine Filmkarriere zu machen? Denn ich fürchte, auf die Idee wird man in Hollywood früher oder später kommen... wenn es nicht schon so weit ist, und wir nur noch nichts davon gehört haben.

Dann habe ich damit trotzdem keinen Schmerz. Denn du hast ja die Wahl. Ist dir der Job des "Filmstars" so wichtig, dass du das tust? Oder tut es nicht "auch" ein weniger glamouröses Schauspielerleben am Stadttheater oder im Synchronstudio?

Wenn dir die Filmstudios nur ein gekochtes Ei anbieten für diese Rechte und du das unterschreibst, dann ... ja nun ... dann wirst du deine Gründe haben. Wenn ich die Wahl hätte ein Hollywood-Schauspieler zu werden und dafür sagen müsste "Aber wir wollen dich auch nach deinem Tod benutzen dürfen." - ganz ehrlich ... wäre mir ziemlich egal. Sollen sie. Ich bin dann tot.
Titel: Re: Wo entwickelt sich Hollywood hin?
Beitrag von: Aedin Madasohn am 14.09.2024 | 13:41
Meine These ist: Die späten 2000er und frühen 2010er waren gesellschaftlich deutlich offener gegenüber queeren, feministischen und antirassistischen Themen als das heute der Fall ist.

hmmmm...

seit 2014 hat ja "jemand" ein Interesse an westlicher Selbstzerfleischung, nicht wahr?
dieses Interesse ist 2022 "akut" gesteigert und liegt aktuell bei sagenhaften 100k PRO_WOCHE für rechte Influencer (und wer weiß, wer aus welcher Himmelsrichtung noch...)

um damit den Bogen zu Hollywood zurück zu schaffen:

sobald die "Macher" von Content (große Leinwand, direct2DVD, streamingonly wie auch immer) begriffen haben, dass da eine ganze Menge Antiwoke-reviewbombing nur durch externe Anheizung "fabriziert" wird, werden sie sich

ihre Kunden-hard-money-facts anschauen (und nicht offene Schimmelgemüseplattformen; welche "einschlägigen Antiwoke" YT Kanäle demnächst wegen "Sponsorship-Unterschlagung" geschlossen werden, warte ich auch noch ab)

und wieder

strukturiert arbeiten können. Unstrukturierte Manager gehen eh pleite (je eher, desto besser, da unterscheidet Filmbisz sich nicht von einer Würstchenbude; wer als Vegan den letzten Sägespäne-Pressling kredenzt, muss sich über fehlende Kundschaft ja nicht wundern. Ist wie bei Serien mit 1.Teil-Anfangen und zu_Ende_schauen  ;) Erster Probebiss und Aufessen sind in der Würstchenbude ja auch zwei paar Schuhe und welche Würstchenbude besteht? genau, Inhalt entscheidet)

Wer

durchdachte Drehbücher *
Bugetmanagment (Kinoformat ist nicht gleich direct2stream-Format, Massenmarkt ist nicht gleich Nische_der_Nische, Popcorn ist nicht gleich Kammerspiel und so fort)
bequeme Dareichungsform für die zahlende Kundschaft

liefert, der ist künstlerisch frei bei woken oder queeren Themen.
aktuell verstecken sich ja zu viele untalentierte Contentgeneratoren hinter Feigenblattwokiness, nur um dann die aus_anderen_handwerklichen_Gründen nicht-anbeißende Kundschaft beschimpfen zu können.

*
(Klicke zum Anzeigen/Verstecken)
 
 
Titel: Re: Wo entwickelt sich Hollywood hin?
Beitrag von: Kurna am 14.09.2024 | 14:33
[...]
Und auf alle Fälle Klassen besser als Bruce Wayne als Dschingis Khan oder Yul Brynner als König von Siam.

[OT]
Wo sich dieser Schlingel Batman so alles rumtreibt...  ~;D
[/OT]
Titel: Re: Wo entwickelt sich Hollywood hin?
Beitrag von: Chaos am 14.09.2024 | 14:52
[OT]
Wo sich dieser Schlingel Batman so alles rumtreibt...  ~;D
[/OT]

Da war ich wohl noch nicht so richtig wach (Wochenende - da schläft man gerne etwas länger). Ich meinte natürlich John Wayne - obwohl Bruce Wayne wahrscheinlich der bessere Schauspieler wäre.
Titel: Re: Wo entwickelt sich Hollywood hin?
Beitrag von: Eismann am 14.09.2024 | 16:43
Ich weiß nicht, ob Besetzungsmethoden aus den 60ern für das aktuelle Thema so relevant sind.
Was die AI-Verwertung von Schauspielern angeht: Ich halte wenig von dem AI-Thema, aber wenn ein Schauspieler zu Lebzeiten selbst die Rechte dafür veräußert, fällt zumindest das Thema "virtueller Grabschändung" weg.
Titel: Re: Wo entwickelt sich Hollywood hin?
Beitrag von: Managarmr am 16.09.2024 | 08:27
Meine These ist: Die späten 2000er und frühen 2010er waren gesellschaftlich deutlich offener gegenüber queeren, feministischen und antirassistischen Themen als das heute der Fall ist.

hmmmm...

seit 2014 hat ja "jemand" ein Interesse an westlicher Selbstzerfleischung, nicht wahr?
dieses Interesse ist 2022 "akut" gesteigert und liegt aktuell bei sagenhaften 100k PRO_WOCHE für rechte Influencer (und wer weiß, wer aus welcher Himmelsrichtung noch...)

Nun die Fossilindustrie stützt ebenfalls diese Szenen weil das einfach die Wahrscheinlichkeit erhöht erzkonservative fossilfreundliche Regierungen zu bekommen.


Zitat
um damit den Bogen zu Hollywood zurück zu schaffen:

sobald die "Macher" von Content (große Leinwand, direct2DVD, streamingonly wie auch immer) begriffen haben, dass da eine ganze Menge Antiwoke-reviewbombing nur durch externe Anheizung "fabriziert" wird, werden sie sich

ihre Kunden-hard-money-facts anschauen (und nicht offene Schimmelgemüseplattformen; welche "einschlägigen Antiwoke" YT Kanäle demnächst wegen "Sponsorship-Unterschlagung" geschlossen werden, warte ich auch noch ab)
Wäre ja mal eine erfreuliche Entwicklung.
Titel: Re: Wo entwickelt sich Hollywood hin?
Beitrag von: Ein Dämon auf Abwegen am 18.09.2024 | 09:42
sobald die "Macher" von Content (große Leinwand, direct2DVD, streamingonly wie auch immer) begriffen haben, dass da eine ganze Menge Antiwoke-reviewbombing nur durch externe Anheizung "fabriziert" wird, werden sie sich

ihre Kunden-hard-money-facts anschauen (und nicht offene Schimmelgemüseplattformen; welche "einschlägigen Antiwoke" YT Kanäle demnächst wegen "Sponsorship-Unterschlagung" geschlossen werden, warte ich auch noch ab)
Ich denk auch die werden zeigen, dass "queere, feministische und antirassistische Themen" nur ein Nischen Publikum interessieren und nicht gerade die Massen ins Kino oder vor den Bildschrim bringen (aber auch nicht unbedingt abstoßen).
Titel: Re: Wo entwickelt sich Hollywood hin?
Beitrag von: Jiba am 19.09.2024 | 07:17
Ich denk auch die werden zeigen, dass "queere, feministische und antirassistische Themen" nur ein Nischen Publikum interessieren und nicht gerade die Massen ins Kino oder vor den Bildschrim bringen (aber auch nicht unbedingt abstoßen).

Naja, da muss man aber schon differenzieren.

Sagen wir, die Menschen, die sich LGBTQI+ zurechnen, kommen in Deutschland auf 7-8% der Bevölkerung. Rechnet man da noch die unumstößlichen Allies hinzu, die sich auch für das Thema interessieren, bist du bei 9-10%. Das reicht womöglich für die Publikumsgröße eines regulären Mid-Tier-Genrefilms.

Antirassistische Filme haben schon von Haus aus eine viel größere Zielgruppe. Zwischen 30 und 40% der Menschen in Deutschland haben einen Migrationshintergrund. Die gucken sich zwar nicht alle antirassistische Filme an, aber man zielt eben auf sie ab. Und dann hast du noch die Menschen, die selbst keinen Migrationshintergrund haben, aber sich trotzdem für antirassistische Filme interessieren.

Und tatsächlich können antirassistische Filme große Kinoerfolge sein: "Blackkklansman", "The Green Book", "Get Out"... alles große Kinoerfolge. Selbst in Deutschland haben Filme wie "Aus dem Nichts" oder "Berlin Alexanderplatz", beides antirassistische Filme, überdurchschnittlich an den Kinokassen performt. Und wenn du sagst: Ja, aber antirassistische Filme werden keine Blockbuster... think again. "Wakanda Forever" hat 854 Millionen Dollar eingespielt, fast viermal so viel wie sein Budget (klar, die unersättlichen Chefetagen bei Disney mögen sowas noch als einen Flop wahrnehmen... aber wenn wir einbeziehen, dass man den ein paar Wochen später sowieso im Stream gucken kann, ist das mehr als ordentlich). Wenn wir dann noch den anti-antisemitischen Film hinzunehmen, kommen wir auf ein noch breiteres Spektrum an antirassistischen Kinoerfolgen. Muss halt alles nur gut gemacht sein... aber das gilt für jeden Film.

Und bei feministischem Film... also, sorry: 50% der Kinozuschauer sind Frauen. Filme mit weiblichen Hauptrollen und feministischen Themen (also: Gleichberechtigung von Frauen, Rolle von Frauen in der Gesellschaft, Perspektive von Frauen auf zeitgenössische Themen, Befreiung von Frauen aus Unterdrückungsstrukturen) sind seit mindestens 60ern immer und immer wieder Garanten für große Kinerfolge gewesen. "Alien"? Riesenerfolg! "Das Schweigen der Lämmer"? Riesenerfolg! "Kill Bill"? Riesenerfolg! "Natürlich blond"? Riesenerfolg! "Die Tribute von Panem"? Riesenerfolg! "Fury Road"? Riesen-Riesenerfolg! "Barbie"? Riesen-Riesen-Riesenerfolg!

Seit es den Film gibt, gibt es Filme mit feministischer Grundhaltung. Sogar in-you-face-feministische Filme wie "Thelma & Louise" oder "Erin Brockovich" werden regelmäßig zu Kassenerfolgen oder Kultfilmen.

Lassen wir uns da mal von den YouTube-Würstchen, deren männliches Ego auseinanderfällt wie ein Kartenhaus, nur weil sie in einem Film sehen, wie eine Frau einem Mann im Nahkampf den Arsch verzwiebelt, nicht täuschen.
Titel: Re: Wo entwickelt sich Hollywood hin?
Beitrag von: gilborn am 19.09.2024 | 09:08
[...]Muss halt alles nur gut gemacht sein... aber das gilt für jeden Film. [...]

[...] "Alien"? Riesenerfolg! "Das Schweigen der Lämmer"? Riesenerfolg! "Kill Bill"? Riesenerfolg! "Natürlich blond"? Riesenerfolg! "Die Tribute von Panem"? Riesenerfolg! "Fury Road"? Riesen-Riesenerfolg! "Barbie"? Riesen-Riesen-Riesenerfolg![...]

Ich denke das ist des Pudels Kern. Die Leute wollen gute Filme sehen. Fuer die meisten ist eine feministische oder woke Ausrichtung des Films ziemlich egal, solange es ein guter Film ist.
Die von dir genannten Filme sind (zumindest die die ich gesehen habe) allesamt gute Filme, unabhaengig von ihrer Message.
Fuer mich trennt sich die Spreu vom Weizen, ob der Film eine (oft auch toxische) Machtfantasie darstellt oder nicht, daran habe ich kein Interesse weil es Langweilt. Ich will Protagonisten sehen, die fuer ihren Erfolg kaempfen muessen.

Super: Fury Road. Selten so mit einem Charakter mitgefiebert wie mit Furiosa. Schweigen der Laemmer.
Langweilig: Triple X. John Wick. Phantomkommando. Aber eben (vermutlich, da ich sie nicht gesehen habe, von daher moege man mir verzeihen wenn ich Falsch liege) auch Captain Marvel oder Galadriel in Ringe der Macht.

Das Problem: Kassenerfolg und guter Film ist nicht immer das gleiche. Aber zumindest manchmal schon.
Titel: Re: Wo entwickelt sich Hollywood hin?
Beitrag von: nobody@home am 19.09.2024 | 09:10
Wäre ja dann auch die Frage zu stellen, was für Filme es denn dann sein sollen, die im Gegenzug zur "Nische" regelmäßig Riesenpublikumserfolge einfahren. Denn wenn unsere gesellschaftliche Selbstbeweihräucherung (ihr wißt schon, "was sind wir doch alle so aufgeklärt und über Vorurteile erhaben") nicht von vorne bis hinten erstunken und erlogen sein soll, können es allein die mit "heterofixierten, patriarchalischen und rassistischen" Themen ja ihrerseits eigentlich auch nicht sein... :think:
Titel: Re: Wo entwickelt sich Hollywood hin?
Beitrag von: unicum am 19.09.2024 | 09:19
Antirassistische Filme haben schon von Haus aus eine viel größere Zielgruppe. Zwischen 30 und 40% der Menschen in Deutschland haben einen Migrationshintergrund. Die gucken sich zwar nicht alle antirassistische Filme an, aber man zielt eben auf sie ab.

Nur weil jemand einen Migrationshintergrund hat muss er nicht antirassist sein. Die schlimmsten rassistischen Äusserungen die ich mit eingenen Ohren von potentiell für mich Namentlich bekannten Einzelpersonen hören musste waren von ... Menschen mit Migrationshintergund (und zwar mehr als einmal von mehreren Personen) einmal habe ich das sogar zur Anzeige gebracht, ein anderes mal der Universiätstleitung gemeldet.

Ich würde jezt jedenfalls nicht davon ausgehen dass dies eine wirkliche Zielgruppe ist. Dafür ist das conglomerat nicht homogen genug.
Titel: Re: Wo entwickelt sich Hollywood hin?
Beitrag von: Ludovico am 19.09.2024 | 09:25
Ich denke, das Zaubermittel heißt, dass einfach Filme gedreht werden sollten, von denen die Macher überzeugt sind - ganz unabhängig von der Message, die Leute darin sehen oder mit denen die Marketing-Fuzzis für den Streifen werben.

Halt einen unverkrampften Umgang mit Filmen und Ignorieren der Stimmen von diversen YT-Kanälen (die z.B. darüber meckern, dass es zuviel oder zuwenig Diversity gibt, oder dass der Film eine homosexuelle Agenda habe oder die sich darüber beschweren, dass der Schauspieler im Film selbst nicht homosexuell war, obwohl das eine homosexuelle Rolle war).
Auf diese Leute zu hören, sorgt eher dafür, dass schlechtere Filme denn bessere Filme gemacht werden, denn die Produzenten und Drehbuchautoren müssen dann ständig überlegen, wem sie auf die Füsse treten.
Aber im Zeitalter von Internet tritt man immer irgendwem auf die Füsse.

Wenn Hollywood also so einen Weg beschreiten würde, wäre das aus meiner Sicht ein Gewinn für alle.
Titel: Re: Wo entwickelt sich Hollywood hin?
Beitrag von: Zed am 19.09.2024 | 09:30
Jiba: Auf den Punkt  (https://www.tanelorn.net/index.php/topic,128893.msg135239340.html#msg135239340)gebracht! Beispiele und Argumentation lassen sich wohl nicht besser finden und formulieren. Danke!
Titel: Re: Wo entwickelt sich Hollywood hin?
Beitrag von: Ein Dämon auf Abwegen am 19.09.2024 | 09:49
Ich denke das ist des Pudels Kern. Die Leute wollen gute Filme sehen. Fuer die meisten ist eine feministische oder woke Ausrichtung des Films ziemlich egal, solange es ein guter Film ist.
Die von dir genannten Filme sind (zumindest die die ich gesehen habe) allesamt gute Filme, unabhaengig von ihrer Message.
Das meinte ich mit "nicht unbedingt abstoßen".

Aber beim Marketing vieler Filme heute hat man oft das Gefühl, dass die "Message" der Selling Point des ganzen ist, und das Funktioniert zumindest bei Action Filmen in der Regel nicht.
Titel: Re: Wo entwickelt sich Hollywood hin?
Beitrag von: unicum am 19.09.2024 | 09:59
Aber im Zeitalter von Internet tritt man immer irgendwem auf die Füsse.

Ich denke das ist auch so eine Sache,...
Ich denke sogar das man mitlerweile sogar jemanden auf die Füsse treten muss um erfolg zu haben.

Und eben das die Konkurenz immer größer wird, es immer schwerer wird wirklich etwas neues herauszubringen. Ich denke wir als gesellschaft sind auch ein Teil des Problemes. Hat man noch vor über 100 Jahren sich unterhaltung aktiv suchen müssen und etwa ins Theater oder ins Kino gehen müssen um sich dann einen Stummfilm anzusehen kann man sich heute Jahrelang vor einen Fernseher setzen ohne auch nur eine minute das gleiche sehen zu müssen. Früher war das alles noch sehr überschaubar,.. doch heute? Um noch Menschen ins Kino zu locken (die keine der typischen häufigen Kinogänger sind) muss man schon etwas reisserisches machen. Früher war auch die Nachvermarktung noch kein Ding, heute kommen die Filme dann gegebenenfalls gleich auf den Fernseher und nicht erst auf die Kinoleinwand.
Titel: Re: Wo entwickelt sich Hollywood hin?
Beitrag von: nobody@home am 19.09.2024 | 10:37
Ich denke das ist auch so eine Sache,...
Ich denke sogar das man mitlerweile sogar jemanden auf die Füsse treten muss um erfolg zu haben.

Und eben das die Konkurenz immer größer wird, es immer schwerer wird wirklich etwas neues herauszubringen. Ich denke wir als gesellschaft sind auch ein Teil des Problemes. Hat man noch vor über 100 Jahren sich unterhaltung aktiv suchen müssen und etwa ins Theater oder ins Kino gehen müssen um sich dann einen Stummfilm anzusehen kann man sich heute Jahrelang vor einen Fernseher setzen ohne auch nur eine minute das gleiche sehen zu müssen. Früher war das alles noch sehr überschaubar,.. doch heute? Um noch Menschen ins Kino zu locken (die keine der typischen häufigen Kinogänger sind) muss man schon etwas reisserisches machen. Früher war auch die Nachvermarktung noch kein Ding, heute kommen die Filme dann gegebenenfalls gleich auf den Fernseher und nicht erst auf die Kinoleinwand.

Ich denke, das ist auch so ein Punkt: wie lange ist das Konzept "Kino" eigentlich noch tragfähig, wenn sich die Leute die Filme, die sie wollen, doch bis vielleicht aufs generell zeitlich begrenzte Daumendraufhalten der Macher schon heute praktisch überall und jederzeit anschauen können? Klar, völlig verschwinden wird es allein schon deshalb nicht, weil es immer auch noch Leute geben wird, die auf das spezielle Erlebnis Kinobesuch nicht verzichten wollen...aber ein Zusammenschrumpfen auf eine potentiell selbst eher kleine Nische am Markt könnte ich mir im Lauf der kommenden Jahre und Jahrzehnte durchaus vorstellen.
Titel: Re: Wo entwickelt sich Hollywood hin?
Beitrag von: Kurna am 19.09.2024 | 10:49
Bin ich mir gar nicht so sicher. Das Event als Gegensatz zum alleine zuhause streamen wird ja auch in anderen Bereichen eher stärker. Siehe zum Beispiel die ganzen Megakonzerte, die wir zuletzt so hatten. Aber vielleicht irre ich mich auch und die sind nur die Reaktion auf die Covid-Beschränkungen.  :think:
Titel: Re: Wo entwickelt sich Hollywood hin?
Beitrag von: Ainor am 19.09.2024 | 15:32
Sagen wir, die Menschen, die sich LGBTQI+ zurechnen, kommen in Deutschland auf 7-8% der Bevölkerung. Rechnet man da noch die unumstößlichen Allies hinzu, die sich auch für das Thema interessieren, bist du bei 9-10%. Das reicht womöglich für die Publikumsgröße eines regulären Mid-Tier-Genrefilms.

Mal für die USA grob überschlagen: 300Mio, davon sagen wir die Hälfte geht überhaupt ins Kino, und die Karten kosten 10$.
Die grossen Erfolge liegen bei etwa 750Mio $, also etwa die Hälfte der Kinogänger oder ein Viertel der Bevölkerung geht hin.
Die typischen Marvel Blockbuster (300-400 Mio $) sind etwa die Hälfte davon.

Wenn jetzt die Zielgruppe nur 10% der Bevölkerung sind dann wäre, selbst wenn "alle" hingehen, bei 150 Mio $ das Maximum.
Relistischer ist ein Viertel, also etwa 40 Mio, oder 100 Mio Global. Dann hätte man vielleicht ein maximales Budget von 50 Mio,
oder vermutlich noch ein Stück drunter. Wenn das die Definition von Mid-Tier ist kommt das hin.

Die Rechnung zeit ganz gut dass bei einer eingeschränkten Zielgruppe die realistischen Budgets recht schnell ziemlich klein werden.

Und bei feministischem Film... also, sorry: 50% der Kinozuschauer sind Frauen. Filme mit weiblichen Hauptrollen und feministischen Themen (also: Gleichberechtigung von Frauen, Rolle von Frauen in der Gesellschaft, Perspektive von Frauen auf zeitgenössische Themen, Befreiung von Frauen aus Unterdrückungsstrukturen) sind seit mindestens 60ern immer und immer wieder Garanten für große Kinerfolge gewesen. "Alien"? Riesenerfolg! "Das Schweigen der Lämmer"? Riesenerfolg! "Kill Bill"? Riesenerfolg! "Natürlich blond"? Riesenerfolg! "Die Tribute von Panem"? Riesenerfolg! "Fury Road"? Riesen-Riesenerfolg! "Barbie"? Riesen-Riesen-Riesenerfolg!

Das ist nicht das was das Wort "Garant" bedeutet. Garant bedeutet dass die Eigenschaft den Erfolg (nahezu) garantiert. Es gibt aber ebenso Filme mit der Eigenschaft "weiblichen Hauptrolle" die gefloppt sind. Insofern zeigt die Aufstellung nur dass es Filme mit weiblichen Haupt- (bzw.) Titelrollen gibt die erfolgreich waren. Ich wüsste jetzt allerdings nicht dass das je ein strittiges Thema war. 

Lassen wir uns da mal von den YouTube-Würstchen, deren männliches Ego auseinanderfällt wie ein Kartenhaus, nur weil sie in einem Film sehen, wie eine Frau einem Mann im Nahkampf den Arsch verzwiebelt, nicht täuschen.

Kenne mich bei Youtube nicht so aus, aber ich bezweifele dass das ein verbreitetes Argument ist. Zumindest würde es mich wundern wenn es viele grosse Kanäle gäbe die sich über Alien oder Kill Bill beschweren.

Bin ich mir gar nicht so sicher. Das Event als Gegensatz zum alleine zuhause streamen wird ja auch in anderen Bereichen eher stärker. Siehe zum Beispiel die ganzen Megakonzerte, die wir zuletzt so hatten. Aber vielleicht irre ich mich auch und die sind nur die Reaktion auf die Covid-Beschränkungen.  :think:

Ich glaube bei der Musik ist es so das das Geld das vorher in riesige CD Sammlungen geflossen ist jetzt in Konzertkarten fliesst.
Titel: Re: Wo entwickelt sich Hollywood hin?
Beitrag von: Aedin Madasohn am 19.09.2024 | 15:58
Die Leute wollen gute Filme sehen. Fuer die meisten ist eine feministische oder woke Ausrichtung des Films ziemlich egal, solange es ein guter Film ist.
:d

Ich glaube bei der Musik ist es so das das Geld das vorher in riesige CD Sammlungen geflossen ist jetzt in Konzertkarten fliesst.

würde ich auch so sehen

Kino ist teuer, Unterhaltungselektronik-Wohnzimmer ist teuer, lauter Abos sind teuer
Lohnsummenentwicklung unter Inflationsberücksichtigung: rückläufige Kaufkraft

einerseits sehen wir (noch) abgehobene Liebhaberpreise für "Unterhaltung", doch die Trägerschaft diesen Konsums errodiert. Workingpoor ist in D angekommen.
das da einige Boomer jetzt noch mal ordentlich Geld ausgeben ist davon ja unbenommen, doch was kommt nach dem Aussterben der Fan-für-alles-Wale?  >;D

vielleicht ist das den die Nische für das Hollywood-Kino: wo das Geld für 1000 Euro Flimmerkasten-Soundbar-Wohnzimmer  und monatliche Abos bei drölfdreißig Streamern nicht reicht, wird sich einmal im Monat ein Ticket im Kino geleistet.
"In der Woche", "Mittags" und "Samstagabend", da lässt sich preismäßig auch ein geldsensibles Publikum gemäß K-variabel Stückkostendeckungsrechnung mit ins Kassen-Boot holen.   
Titel: Re: Wo entwickelt sich Hollywood hin?
Beitrag von: Lyonesse am 19.09.2024 | 16:11
Hollywood wird weiterhin Filme für junge Erwachsene produzieren, denn die sind es, die
hauptsächlich ins Kino gehen. Ab ca. 30 werden die Kinobesuche bei den meisten Leuten
immer seltener, was auch keine neue Entwicklung ist. Von dem Umstand sind die Filme
geprägt und darauf sind sie zugeschnitten, oder glaubt jemand, die Superheldenfilme hätten
mit einem viel älteren Publikum auch über Jahrzehnte so fröhliche Urständ gefeiert?
Titel: Re: Wo entwickelt sich Hollywood hin?
Beitrag von: 6 am 19.09.2024 | 16:39
Mal für die USA grob überschlagen: 300Mio, davon sagen wir die Hälfte geht überhaupt ins Kino, und die Karten kosten 10$.
Die grossen Erfolge liegen bei etwa 750Mio $, also etwa die Hälfte der Kinogänger oder ein Viertel der Bevölkerung geht hin.
Die typischen Marvel Blockbuster (300-400 Mio $) sind etwa die Hälfte davon.

Wenn jetzt die Zielgruppe nur 10% der Bevölkerung sind dann wäre, selbst wenn "alle" hingehen, bei 150 Mio $ das Maximum.
Relistischer ist ein Viertel, also etwa 40 Mio, oder 100 Mio Global. Dann hätte man vielleicht ein maximales Budget von 50 Mio,
oder vermutlich noch ein Stück drunter. Wenn das die Definition von Mid-Tier ist kommt das hin.

Die Rechnung zeit ganz gut dass bei einer eingeschränkten Zielgruppe die realistischen Budgets recht schnell ziemlich klein werden.
Nehmen wir doch einfach ein Beispiel für einen Film mit inklusiver Zielgruppe: Black Panther. Budget 200 Mio $. Einspielergebnis; 1,35 Milliarden $.
Das können wir gerne mit Barbie fortsetzen.
Der Denkfehler ist, dass die Zielgruppe ausschließlich eine Mindergruppe sein würde. Das ist aber meiner Meinung bei Budgetzahlen nicht mehr der Fall. Das Ziel ist so viele Gruppen wie irgend möglich zu inkludieren. Wenn das Drehbuch selber gut ist, funktioniert die Idee offensichtlich sehr gut. Je nachdem wie viele Gruppen sich angesprochen fühlen, funktioniert das auch mit schwächeren Drehbuch.
Titel: Re: Wo entwickelt sich Hollywood hin?
Beitrag von: unicum am 19.09.2024 | 17:21
Bin ich mir gar nicht so sicher. Das Event als Gegensatz zum alleine zuhause streamen wird ja auch in anderen Bereichen eher stärker. Siehe zum Beispiel die ganzen Megakonzerte, die wir zuletzt so hatten. Aber vielleicht irre ich mich auch und die sind nur die Reaktion auf die Covid-Beschränkungen.  :think:

Ich kenne jezt in der nächströßeren Stadt seit Jahren kein Kino das neu aufgemacht hätte (das letzte anno 2000) seitdem sind aber einige kleinere einfach eingegangen. Die Kinos in die ich früher häufig genagen bin sind jedernfalls mittlerweile alle dicht.

----------------

Imho verteilit sich alles immer mehr und man muss schon seine Zuschauer halten in dem man etwas anbietet. Das Neue Kino - in das ich tatsächlich ab und an mal gehe aber nicht um Filme zu schauen sonderen zum Essen. Imho ist es mittlerweile so das man eben reiserischer sein muss als andere vorherige Filme. Hier wurde schon LGBTQ angesprochen. Wenn ich mir die Filme von heute mit einer Brille von "gestern" anschaue muss ich aber auch sagen das exemplarisch der blick auf Sexialität bezüglich des FSK ziemlich aufgeweicht ist. Wäre eine nackte Brust vor 50 Jahren noch ein Skandal gewesen kräht da heute keiner mehr danach da muss man dann schon mal mit etwas anderem kommen (50 Shades of Grey ist FSK16,.. das wäre anno 1960 etwas für unter der Ladentheke gewesen). Und das war ja auch das gleiche schon früher, da wurden auch schon immer wieder grenzen überschritten, exemplarisch: Shatners Kuss mit Nichols etwa,... in den 1960ern war ein enormer aufschrei - würde heute kaum noch ein Hahn danach krähen. So ist das mit LGBTQ heute wahrscheinlich auch. Da entsetzen sich noch viele drüber und in ein paar Jahren/Jahrzehnten wird das einfach normal werden und auch im "einheitsbrei" versinken.
Was will man denn als nächstes machen um aus dem Einheitsbrei rauszuschauen? Die Franchises werden ja auch gemolken wie es nur geht, sei es Marvel, Star Wars/Treck oder sonst etwas.

Damit das etwas neues auf den Markt kommt verschwindet ja aber das alte nicht und es gab schon früher einige sehr gute Filme - auch wenn die Technik von heute natürlich ganz andere Möglichkeiten hat.
Titel: Re: Wo entwickelt sich Hollywood hin?
Beitrag von: Jiba am 19.09.2024 | 18:54
Das meinte ich mit "nicht unbedingt abstoßen".

Aber beim Marketing vieler Filme heute hat man oft das Gefühl, dass die "Message" der Selling Point des ganzen ist, und das Funktioniert zumindest bei Action Filmen in der Regel nicht.

Gib mal ein paar Beispiele, bitte.
Titel: Re: Wo entwickelt sich Hollywood hin?
Beitrag von: Ludovico am 19.09.2024 | 20:35
Charlie's Angels 2019
Ghostbusters 2016
James Bond ab Spectre
Das Marvel's Franchise mit Verzögerung (wahrscheinlich, weil viele in die Marvel-Filme gingen, weil sie auf dem Laufenden bleiben wollten, was die Story anging)
Titel: Re: Wo entwickelt sich Hollywood hin?
Beitrag von: Chaos am 19.09.2024 | 21:15
Charlie's Angels 2019
Ghostbusters 2016
James Bond ab Spectre
Das Marvel's Franchise mit Verzögerung (wahrscheinlich, weil viele in die Marvel-Filme gingen, weil sie auf dem Laufenden bleiben wollten, was die Story anging)

(Klicke zum Anzeigen/Verstecken)
.

Erkläre bitte, wie James Bond in diese Liste passt.

(Klicke zum Anzeigen/Verstecken)
Titel: Re: Wo entwickelt sich Hollywood hin?
Beitrag von: 6 am 19.09.2024 | 21:37
Charlie's Angels 2019
Ghostbusters 2016
James Bond ab Spectre
Das Marvel's Franchise mit Verzögerung (wahrscheinlich, weil viele in die Marvel-Filme gingen, weil sie auf dem Laufenden bleiben wollten, was die Story anging)
Black Panther
Barbie
Ach halt. Die waren ja erfolgreich...

Du machst meiner Meinung nach den gleichen Fehler wie viele Verantwortliche in Hollywood. Du konzentrierst Dich zu sehr auf ein nebensächliche Thema und unterschlägt das eigentliche Problem bei Deinen genannten Film: Die Qualität des eigentlichen Filmes ist unterentwickelt. Referenzen zählen mehr als ein spannendes und stringentes Drehbuch. Gilt dann genauso für sowas wie z.B. Fan4stick und die hinteren X-Man-Filme.

EDIT: Oder dieser Dark Universe-Unsinn mit diversen Stars und einem langweiligen Plot.
Oder der erste Sucide Squad-Quatschfilm. Oder die letzten beiden Indyfilme. Oder oder oder...
Titel: Re: Wo entwickelt sich Hollywood hin?
Beitrag von: Alexandro am 19.09.2024 | 22:02
Rollerball
Wyatt Earp
Hudson Hawk
Heaven's Gate
Lolita
The Core
Postman
The Lone Ranger
Expendables 3+4

Alles High-Profile Blockbuster mit eher konservativer Message, die ordentlich gefloppt sind (die Liste ließe sich recht lange fortsetzen, ich denke für jeden von den üblichen Verdächtigen aufgeführten "woken" Flop, gibt es grob geschätzt mindestens 10 konservative Box Office Bombs). Und jetzt? Gibt es irgendeinen Erkenntnisgewinn, den man daraus ziehen kann?
Titel: Re: Wo entwickelt sich Hollywood hin?
Beitrag von: Runenstahl am 19.09.2024 | 23:11
Ich bin tatsächlich auch der Meinung das es Blödsinn ist wenn man einen Film (oder eine Serie) nur auf Genderswap oder dergleichen aufzubauen versucht. Ludovicos Ghostbusters Beispiel passt da ganz gut. Wenn man hingegen versucht einfach nur einen guten Film zu produzieren ist es mir völlig schnurz ob man Rollen tauscht oder nicht. Es gibt genug Beispiele die das Erfolgreich gemacht haben.

Womit ich ein Problem habe, sind Kritiker die bei Mißerfolgen die auch einen Genderswap (als Beispiel) hatten automatisch diesem Punkt die Schuld am Mißerfolg geben. Beim Acolyte hingegen wurde mMn z.B. nur versucht eine Geschichte im Star Wars Universum zu erzählen. Viele der Extrem-Kritiker haben  dann (unter anderem) hervorgehoben das in der Serie Lesben auftauchten. Das wurde mMn nicht von der Story in den Mittelpunkt gerückt sondern von den Kritikern.

Das zeigt mMn meistens eher die Phobien der Kritiker. Ist wie bei vielen Dingen im Leben. Wenn ich etwas absolut nicht ausstehen kann fällt mir das umso extremer auf. Du magst keinen Zigaretten-Rauch (vielleicht sogar weil du selbst mal geraucht hast ?) Dann stört dich dieser Rauch viel extremer als einen normalen Nichtraucher. Ich mag z.B. kein Bier, da fällt mir auch in Mixgetränken (die laut Meinung meiner Mitmenschen überhaupt nicht nach Bier schmecken) trotzdem ein für mich extremer Biergeschmack auf und mich nervt auch die Bierfahne von meinen Freunden wenn diese auch nur ein Bier getrunken haben. Wer nun Homophob ist, der wird sich in Filmen und Serien auch massiv daran stören wenn solche Beziehungen vorkommen, ganz egal wie normal und im Hintergrund diese dargestellt werden. Das ist dann aber wie gesagt oftmals eher ein Anzeichen dafür wie Homophob die Person ist, als dafür das die Darstellung schlecht wäre.
Titel: Re: Wo entwickelt sich Hollywood hin?
Beitrag von: Ainor am 19.09.2024 | 23:19
Nehmen wir doch einfach ein Beispiel für einen Film mit inklusiver Zielgruppe: Black Panther. Budget 200 Mio $. Einspielergebnis; 1,35 Milliarden $.

Ja. 700 Mio in den USA. Das ist einer der grossen Erfolge, und nach der obigen Rechnung haben den 45% der Kinogänger gesehen. Ich verstehe aber jetzt nicht was du sagen willst.
Titel: Re: Wo entwickelt sich Hollywood hin?
Beitrag von: Outsider am 19.09.2024 | 23:48
Womit ich ein Problem habe, sind Kritiker die bei Mißerfolgen die auch einen Genderswap (als Beispiel) hatten automatisch diesem Punkt die Schuld am Mißerfolg geben. Beim Acolyte hingegen wurde mMn z.B. nur versucht eine Geschichte im Star Wars Universum zu erzählen. Viele der Extrem-Kritiker haben  dann (unter anderem) hervorgehoben das in der Serie Lesben auftauchten. Das wurde mMn nicht von der Story in den Mittelpunkt gerückt sondern von den Kritikern.

Ich finde es zu kurz gedacht Kritiker aufgrund ihrer Kritiken in eine Ecke zu stellen. Ich muss sagen ich kenne die Serie nicht und habe aufgrund der Diskussion hier nur ein paar wenige Kritiken gelesen. US Start der Serie war am 04.06. sagt Wiki. Wenn am 06.06. so ein Artikel erscheint https://www.thepinknews.com/2024/06/06/the-acolyte-star-wars-gay-r2d2-lesbian-leslye-headland-amandla-stenberg/ dann ist der Vorwurf nur die Kritiker wären zu sehr auf das Thema fokussiert ein wenig verfehlt. Ohne es jetzt weiter recherchiert zu haben scheinen die Macher schon deutlich in die Richtung tendiert zu haben.

Wenn dem so ist, muss man in meinen Augen hinnehmen das Kritiker das aufgreifen. Das Ganze dann auch ohne sie gleich als überwiegend Homophobe zu framen.
Titel: Re: Wo entwickelt sich Hollywood hin?
Beitrag von: Runenstahl am 20.09.2024 | 00:23
Ich finde es zu kurz gedacht Kritiker aufgrund ihrer Kritiken in eine Ecke zu stellen. ...
Wenn am 06.06. so ein Artikel erscheint https://www.thepinknews.com/2024/06/06/the-acolyte-star-wars-gay-r2d2-lesbian-leslye-headland-amandla-stenberg/ dann ist der Vorwurf nur die Kritiker wären zu sehr auf das Thema fokussiert ein wenig verfehlt.

Wenn dem so ist, muss man in meinen Augen hinnehmen das Kritiker das aufgreifen. Das Ganze dann auch ohne sie gleich als überwiegend Homophobe zu framen.

Pink News haben sich hier (genau wie viele Kritiker) auf eine Aussage aus einem Interview gestürzt. Und diese Aussage wurde NICHT von Headland getroffen sondern ist eine eher witzig / absurd gemeinte Behauptung des Interviewers über die die beiden zunächst herzlich lachen. Hier der relevante Schnipsel aus dem Interview: https://x.com/TheWrap/status/1798118535987876159 (https://x.com/TheWrap/status/1798118535987876159).
Titel: Re: Wo entwickelt sich Hollywood hin?
Beitrag von: 6 am 20.09.2024 | 02:40
Ja. 700 Mio in den USA. Das ist einer der grossen Erfolge, und nach der obigen Rechnung haben den 45% der Kinogänger gesehen. Ich verstehe aber jetzt nicht was du sagen willst.
Dass es meiner Meinung nach falsch ist, einen Film der eine Minderheit inkludiert, nur auf diesen Faktor zu reduzieren. Deine Rechnung geht davon aus, dass so ein Film automatisch nur von dieser Gruppe gesehen wird. Jiba hatte davon gesprochen, dass der Marktanteil groß genug ist um mit berücksichtigt zu werden.
Titel: Re: Wo entwickelt sich Hollywood hin?
Beitrag von: Jiba am 20.09.2024 | 06:07
@Ludovico

Und was zeigt an deinen Beispielen, dass es da mehr um eine feministische, antirassistische oder LGBTQI+-Message geht? Wie ist das Marketing dieser Filme denn gestaltet, dass es diesen Kriterien entspricht?

Ich meine, es ging ja schon ums Marketing, in meiner Frage.
Titel: Re: Wo entwickelt sich Hollywood hin?
Beitrag von: Jiba am 20.09.2024 | 07:17
Das ist nicht das was das Wort "Garant" bedeutet. Garant bedeutet dass die Eigenschaft den Erfolg (nahezu) garantiert. Es gibt aber ebenso Filme mit der Eigenschaft "weiblichen Hauptrolle" die gefloppt sind. Insofern zeigt die Aufstellung nur dass es Filme mit weiblichen Haupt- (bzw.) Titelrollen gibt die erfolgreich waren. Ich wüsste jetzt allerdings nicht dass das je ein strittiges Thema war.
Ja, fein, Semantik. Was ich meinte ist, dass es z.B. feministische Filme gab, die große Erfolge waren. Und mit große Erfolge meine ich, dass sie ihr Budget mindestens doppelt oder dreifach wieder reingeholt haben. Und, wie ich glaube, durchaus auch weil sie sich thematisch mit Feminismus, Antirassismus und LGBTQI+-Themen beschäftigt haben. Das kann ein Element ihres Erfolgs gewesen sein, vor allem in insgesamt progressiveren Kino-Jahrzehnten wie den 70ern oder den 90ern.

Die eigentliche Frage ist ja ohnehin eine andere, nämlich ob sich mehr Menschen von antirassistischen, feministischen oder queeren Filmen abgestoßen fühlen als sich dadurch angezogen fühlen oder es ihnen egal ist. Und da kann man durchaus auch der Meinung sein: Ja. Sieht man sich die heutige politische Jugendkultur und die Landtagswahlergebnisse an, kann man zu diesem Schluss kommen. Aber dann sollte man dennoch überlegen, ob das jetzt ein Grund sein soll, keine z.B. feministischen Filme mehr zu machen oder nicht eher ein Grund dafür, mehr feministische Filme zu machen.

Zitat
Kenne mich bei Youtube nicht so aus, aber ich bezweifele dass das ein verbreitetes Argument ist. Zumindest würde es mich wundern wenn es viele grosse Kanäle gäbe die sich über Alien oder Kill Bill beschweren.
Nein natürlich, über die nicht – die haben die Kritiker ja im jugendlichen Alter gesehen und verklären sie bis dorthinaus. Aber über moderne Filme, die eigentlich ganz genau so aufgebaut sind wie "Alien" oder "Kill Bill", was ihre weiblichen Protagonisten und deren Expertiselevel angeht? All. The. F***ing. Time. Zumindest halt auf konservativen oder reaktionären Nerdchanneln, die immer mehr Reichweite kriegen und voll ins "Angry White Nerd"-Schema fallen.

Mein Lieblingsbeispiel ist da eigentlich Rey. Klar hat die was drauf und man muss sich fragen, warum die das alles kann, so als Schrottsammlerin auf einem Wüstenplaneten.... aber das kann man sich bei Luke ganz genauso fragen, so als Bauernjunge auf einem Wüstenplaneten. Sind die Filme gut, in denen Rey dabei ist. Hölle nein! Ich würde sagen, die neue Star Wars-Trilogie ist nicht nur in Gänze schlechter als die Prequel-Trilogie von George Lucas: Jeder individuelle Film der Sequels ist schlechter als jeder individuelle Film der Prequels (gut, zwischen Episode 1 und Episode 8 ist es ein enges Rennen)... und gut sind viele von denen so oder so nicht. Ist Rey eine toll geschriebene Figur? Auch Hölle nein! Aber das ist jetzt eine beliebige, männliche Figur in einem Pewpew-Actionblockbuster auch nicht unbedingt.
Ich finde es zu kurz gedacht Kritiker aufgrund ihrer Kritiken in eine Ecke zu stellen. Ich muss sagen ich kenne die Serie nicht und habe aufgrund der Diskussion hier nur ein paar wenige Kritiken gelesen. US Start der Serie war am 04.06. sagt Wiki. Wenn am 06.06. so ein Artikel erscheint https://www.thepinknews.com/2024/06/06/the-acolyte-star-wars-gay-r2d2-lesbian-leslye-headland-amandla-stenberg/ dann ist der Vorwurf nur die Kritiker wären zu sehr auf das Thema fokussiert ein wenig verfehlt. Ohne es jetzt weiter recherchiert zu haben scheinen die Macher schon deutlich in die Richtung tendiert zu haben.

Lasst es euch gesagt sein: Es gibt diese Art misogyne Kritik online. Und sie ist laut. Sie ist für Filme laut und für Serien laut. Und für Videospiele ist sie noch viel, viel lauter. Da werden Tiraden aus wachsenden Teilen des Gamerdoms laut, nach denen Frauen nicht aussehen sollen wie Frauen, sondern wie Sexobjekte... sie sprechen das so nicht direkt aus, sondern kleiden es in Forderungen nach Realismus (https://www.thegamer.com/horizon-forbidden-west-aloy-cheeks/) – die natürlich fehlgeleitet und höchst selektiv sind.

Leute, das sind echte Argumentationen online, die inzwischen nicht von wenigen Männern geteilt und Empörungspiralförmig auf immer neue Spitzen getrieben werden. Die Zeiten, in denen das eine kleine Gruppe Männer war, die man von links der Mitte belächeln konnte, sind vorbei. Nicht erst die Landtagswahlen und die Umfragen unter männlichen Jugendlichen zeigen: Die reaktionären Rollenverständnisse der 50er (oder davor noch) sind attraktiv für einen großen Teil heutiger Männer. Und "Frauen sind grundsätzlich schwächer als Männer und das muss immer so dargestellt werden", "Frauen sind grundsätzlich emotionaler (und damit weniger überlegt und rational) als Männer und das muss immer so dargestellt werden" und "Frauen sollen Männern gefallen und wenn sie das nicht tun, sind das quasi Filmfehler"... das sind die Argumente dieses Teils des Diskurses – mal offen, mal hübsch verklausuliert. Und diese Argumente fallen auf fruchtbaren Boden.

Machen wir uns da bitte keine Illusionen.
Titel: Re: Wo entwickelt sich Hollywood hin?
Beitrag von: Outsider am 20.09.2024 | 10:22
Pink News haben sich hier (genau wie viele Kritiker) auf eine Aussage aus einem Interview gestürzt. Und diese Aussage wurde NICHT von Headland getroffen sondern ist eine eher witzig / absurd gemeinte Behauptung des Interviewers über die die beiden zunächst herzlich lachen. Hier der relevante Schnipsel aus dem Interview: https://x.com/TheWrap/status/1798118535987876159 (https://x.com/TheWrap/status/1798118535987876159).

Der Artikel sagt ja auch nicht das Headland die Aussage getroffen hat. Was man da sieht ist aber ausreichend offengehalten, dass man damit einen Artikel verfassen kann in dem die Reaktion als "Zustimmung" ausgelegt wird. Dann ist es nur folgerichtig, dass auch die Kritiker das bemängeln dürfen. 

Leute, das sind echte Argumentationen online, die inzwischen nicht von wenigen Männern geteilt und Empörungspiralförmig auf immer neue Spitzen getrieben werden. Die Zeiten, in denen das eine kleine Gruppe Männer war, die man von links der Mitte belächeln konnte, sind vorbei. Nicht erst die Landtagswahlen und die Umfragen unter männlichen Jugendlichen zeigen: Die reaktionären Rollenverständnisse der 50er (oder davor noch) sind attraktiv für einen großen Teil heutiger Männer. Und "Frauen sind grundsätzlich schwächer als Männer und das muss immer so dargestellt werden", "Frauen sind grundsätzlich emotionaler (und damit weniger überlegt und rational) als Männer und das muss immer so dargestellt werden" und "Frauen sollen Männern gefallen und wenn sie das nicht tun, sind das quasi Filmfehler"... das sind die Argumente dieses Teils des Diskurses – mal offen, mal hübsch verklausuliert. Und diese Argumente fallen auf fruchtbaren Boden.

Machen wir uns da bitte keine Illusionen.

Ich glaube darüber macht sich hier keiner Illusionen. Aber selbst der von dir geteilte Beitrag aus TheGamer spricht von einer lautstarken Minderheit.

Die Kernaussage meines obigen Posts war es, dass ich es nicht gut finde Kritiken allein dadurch abzuwerten, dass man Menschen die ein Thema des Mediums aufgreifen und es kritisch sehen (möglicherweise gegen den eigenen Geschmack) Ecken zuweist in die sie nicht zwingend gehören.

Die von dir angesprochenen Punkte sind alle richtig und diese Stimmen sind da, es ist aber zu einfach Kritiken an den Ausreißern weniger (wenn auch lauten) zu messen.
Titel: Re: Wo entwickelt sich Hollywood hin?
Beitrag von: Ainor am 20.09.2024 | 11:08
Dass es meiner Meinung nach falsch ist, einen Film der eine Minderheit inkludiert, nur auf diesen Faktor zu reduzieren. Deine Rechnung geht davon aus, dass so ein Film automatisch nur von dieser Gruppe gesehen wird. Jiba hatte davon gesprochen, dass der Marktanteil groß genug ist um mit berücksichtigt zu werden.

Es ging ja um " Themen die nur ein Nischen Publikum interessieren" und

... 9-10%. Das reicht womöglich für die Publikumsgröße eines regulären Mid-Tier-Genrefilms.

Ich hoffe wir sind uns einig das Black Panther kein Mid-Tier-Genrefilm ist.

Ja, fein, Semantik. Was ich meinte ist, dass es z.B. feministische Filme gab, die große Erfolge waren. Und mit große Erfolge meine ich, dass sie ihr Budget mindestens doppelt oder dreifach wieder reingeholt haben. Und, wie ich glaube, durchaus auch weil sie sich thematisch mit Feminismus, Antirassismus und LGBTQI+-Themen beschäftigt haben. Das kann ein Element ihres Erfolgs gewesen sein,

Nun, es wird sicher niemand das Gegenteil, also "die Themen der Filme können nicht Element ihres Erfolgs gewesen sein" behaupten  :)

Die eigentliche Frage ist ja ohnehin eine andere, nämlich ob sich mehr Menschen von antirassistischen, feministischen oder queeren Filmen abgestoßen fühlen als sich dadurch angezogen fühlen oder es ihnen egal ist.

Genau. Weshalb die sinnvolle Fragestellung wäre: Sind diese Filme erfolgreicher als der Durchschnitt? bzw.: hat das Thema einen messbaren Einfluss auf den Filmerfolg? Das ist natürlich schwierig festzustellen, aber es ist halt eine ganz andere Frage als "gibt es erfolgreiche Filme mit diesen progressiven Themen". Und wenn man 40 Jahre zurückblickt erinnert man sich eh nur an die guten Filme. Die schlechten haben alle vergessen.

Aber dann sollte man dennoch überlegen, ob das jetzt ein Grund sein soll, keine z.B. feministischen Filme mehr zu machen oder nicht eher ein Grund dafür, mehr feministische Filme zu machen.

Nun, das würde bedeuten Filminhalte aus politisch Gründen auszuwählen. Und wenn ich das richtig verstehe ist das der Hauptkritikpunkt am "woken Hollywood".

Nein natürlich, über die nicht – die haben die Kritiker ja im jugendlichen Alter gesehen und verklären sie bis dorthinaus. Aber über moderne Filme, die eigentlich ganz genau so aufgebaut sind wie "Alien" oder "Kill Bill", was ihre weiblichen Protagonisten und deren Expertiselevel angeht?

Also ich würde Alien nicht speziell als feministisch bezeichnen. Die Rollen wurden übrigens geschlechtsneutral geschrieben: https://www.cbr.com/alien-meryl-streep-helen-mirren-almost-ripley-before-sigourney-weaver/ (https://www.cbr.com/alien-meryl-streep-helen-mirren-almost-ripley-before-sigourney-weaver/) Klar, das war progressiver als Star Wars, aber auch für die 70er nicht besonders feministisch.
Abgesehen davon folgt der Film ja dem genauso dem "Final Girl" Schema wie viele andere Horrorfilme damals.

Was "Kill Bill" angeht: was wäre denn das heutige Äquivalent wo sich über das Expertiselevel viel beschwert wird?

Mein Lieblingsbeispiel ist da eigentlich Rey. Klar hat die was drauf und man muss sich fragen, warum die das alles kann, so als Schrottsammlerin auf einem Wüstenplaneten.... aber das kann man sich bei Luke ganz genauso fragen, so als Bauernjunge auf einem Wüstenplaneten.

Luke verliert ja auch beim ersten Versuch. Das verbreitete Argument ist ja dass Luke eine Lernkurve hat, Rey aber nicht, und dass diese Fehler beim schreiben systematisch passieren weil ein "strong feamale character" keine Schwächen zeigen darf.

Ist Rey eine toll geschriebene Figur? Auch Hölle nein! Aber das ist jetzt eine beliebige, männliche Figur in einem Pewpew-Actionblockbuster auch nicht unbedingt.

Ja, aber ist das ok nur weil es in irgendeinem Schrottfilm schrottige männliche Figuren gibt? Die Messlatte für einen Star Wars Film ist ein bisschen höher (z.B. andere Star Wars Filme).

Lasst es euch gesagt sein: Es gibt diese Art misogyne Kritik online. Und sie ist laut. Sie ist für Filme laut und für Serien laut. Und für Videospiele ist sie noch viel, viel lauter.

Klar gibt es die. Es gibt ganz viel dummes und hässliches Zeug da draussen, und auf youtube wird nochmal zusätzlich polemisiert da Influencer von Aufregung leben. Aber das ist ja nun nicht die einzige Kritik. Insofern frage ich mich in wieweit dieses Geschrei hier relevant ist.

Nicht erst die Landtagswahlen und die Umfragen unter männlichen Jugendlichen zeigen: Die reaktionären Rollenverständnisse der 50er (oder davor noch) sind attraktiv für einen großen Teil heutiger Männer.

Also wenn man mal über den Rand von Ostdeutschland hinausschaut weiss ich nicht so genau ob erfolgreiche europäische Rechtsparteien unbedingt für ein reaktionäres Rollenverständniss stehen, aber das ist ein ganz anderes Thema.
Titel: Re: Wo entwickelt sich Hollywood hin?
Beitrag von: nobody@home am 20.09.2024 | 11:35
Ja, aber ist das ok nur weil es in irgendeinem Schrottfilm schrottige männliche Figuren gibt? Die Messlatte für einen Star Wars Film ist ein bisschen höher (z.B. andere Star Wars Filme).

Na, selbst damit wäre ich ein bißchen vorsichtig: auch an der verklärten Originaltrilogie ist aus dem passenden Blickwinkel heraus schon so einiges "schrottig", und entsprechende Figuren laufen auch dort herum -- Han beispielsweise wäre vermutlich gleich viel weniger erträglich, wenn die Filme um ihn anstelle von Luke gestrickt worden wären. ;)
Titel: Re: Wo entwickelt sich Hollywood hin?
Beitrag von: Zed am 20.09.2024 | 12:08
diese Fehler beim schreiben systematisch passieren weil ein "strong feamale character" keine Schwächen zeigen darf.
Das ist mal eine starke These, zu der mir fast nur Gegenbeispiele einfallen. Nimmst  D U  so Hollywood wahr, oder ist das eine allgemein anerkannte Hollywood-Drehbuchregel? Im zweiten Fall: Wo kann man sie finden?
Titel: Re: Wo entwickelt sich Hollywood hin?
Beitrag von: Grubentroll am 20.09.2024 | 13:46
Rollerball
Wyatt Earp
Hudson Hawk
Heaven's Gate
Lolita
The Core
Postman
The Lone Ranger
Expendables 3+4

Alles High-Profile Blockbuster mit eher konservativer Message, die ordentlich gefloppt sind (die Liste ließe sich recht lange fortsetzen, ich denke für jeden von den üblichen Verdächtigen aufgeführten "woken" Flop, gibt es grob geschätzt mindestens 10 konservative Box Office Bombs). Und jetzt? Gibt es irgendeinen Erkenntnisgewinn, den man daraus ziehen kann?

Die Frage ist doch eher, welcher Film mit woker Message ist denn nicht gefloppt.
Titel: Re: Wo entwickelt sich Hollywood hin?
Beitrag von: Chaos am 20.09.2024 | 13:52
@Ludovico

Und was zeigt an deinen Beispielen, dass es da mehr um eine feministische, antirassistische oder LGBTQI+-Message geht? Wie ist das Marketing dieser Filme denn gestaltet, dass es diesen Kriterien entspricht?

Ich meine, es ging ja schon ums Marketing, in meiner Frage.

Bei dem Ghostbusters-Remake kann ich bis zu einem gewissen Punkt nachvollziehen, dass da eine feministische Message im Vordergrund gestanden haben soll. Der wurde, IIRC, als "Ghostbusters mit jeweils umgekehrten Geschlechtern" beworben; wenn da eine Geisterjägerin genauso objektifizierend und abwertend mit Männer umginge wie damals Pete Venkman mit Frauen, wäre das schon eine feministische Botschaft ("Alles nicht mehr ganz so lustig, wenn man Opfer anstatt Täter ist, nicht wahr?"). War das so? Ich habe den Film nicht gesehen, ich kenne ihn nur vom Hörensagen.
Titel: Re: Wo entwickelt sich Hollywood hin?
Beitrag von: Chaos am 20.09.2024 | 13:56
Die Frage ist doch eher, welcher Film mit woker Message ist denn nicht gefloppt.

"Black Panther" (beide Teile) und "Barbie", um mal ein paar große Beispiele aus den letzten Jahren zu nennen.

Wenn du ein bisschen länger zurück schaust, fallen mir noch "Philadelphia" und "Brokeback Mountain" als relativ große Filme ein.
Titel: Re: Wo entwickelt sich Hollywood hin?
Beitrag von: Prisma am 20.09.2024 | 13:58
Was ich meinte ist, dass es z.B. feministische Filme gab, die große Erfolge waren. Und mit große Erfolge meine ich, dass sie ihr Budget mindestens doppelt oder dreifach wieder reingeholt haben. Und, wie ich glaube, durchaus auch weil sie sich thematisch mit Feminismus, Antirassismus und LGBTQI+-Themen beschäftigt haben. Das kann ein Element ihres Erfolgs gewesen sein, vor allem in insgesamt progressiveren Kino-Jahrzehnten wie den 70ern oder den 90ern.
Ich denke, dies täuscht. Wären Filme wie Alien, Kill Bill, etc. schlecht geschrieben und produziert worden, wären sie nicht erfolgreich gewesen. Es ist mittlerweile auch ein Zeichen der Zeit überall das Label Feminismus anzubringen, wenn es sich um eine Protagonistin handelt. Was Expertise und In-Story-Erfolg angeht, gut geschriebene Figuren erarbeiten sich diese. Diese Figuren wachsen. Ripley ist zivile Flugoffizierin. Sie hat keine zusätzlichen Fähigkeiten aus dem Nichts. Sie wächst aber in Alien I und II, sie sucht in Kooperation mit den anderen Figuren nach Lösungen, geht Risiken ein, ist nicht unverwundbar, usw. Ripley entwickelt sich. In Teil II ist sie glaubhaft kompromissloser, härter. Ihre Erfahrungen haben gezeigt, dass man so eher überlebt. The Bride aus Kill Bill war schon vorher eine top-trainierte Profikillerin. Für ihren völlig nachvollziehbaren Rache- und Überlebenswunsch leidet die Figur, lernt, macht Fehler, sie entwickelt sich um Bill letztlich zu killen.

Gegenstücke sind z.B. Rey und Captain Marvel. Beide können im Prinzip schon alles und haben keine echten Schwächen, lernen nichts wirkich relevantes und andere halten sie eher nur auf. Es sind in erster Linie schlecht geschriebene Figuren. (Da Luke erwähnt wurde: Er wächst, anders als Rey.) Captain Marvel wird dazu feministisch. Da werden ganze Szenen gebaut um die Aussage "Frauen sind besser als Männer" zu machen. Das machen Ripley und The Bride nicht. Ist auch nicht ihr Thema, weil sie keine feministischen Figuren sind. Da soll nur eine gute Geschichte mit guten Figuren erzählt werden. Immerhin hat Captain Marvel gegenüber Rey den Vorteil, dass wenigstens der Plot ihres Filmes unterhaltsam ist.

Schauen wir uns noch ein paar andere an. Battlestar Galactica (reimagined): Die Serie ist nicht deswegen erfolgreich, weil Starbuck und Boomer genderswapped wurden, sondern weil sie gut geschrieben ist und die neuen Figuren wie Ripley und The Bride überzeugen. (Ich finde, Boomers Geschichte ist die spannendste in der ganzen Serie.) Ghost in the Shell: Motoko Kusanagi ist die Elitesoldatin und übrigens bi. Die Figur ist interessant und sogar so gut als Profi dargestellt, dass sie sofort überzeugt. Auch hier spielen Feminismus oder LGBTQ keine Rolle für den Erfolg.
Titel: Re: Wo entwickelt sich Hollywood hin?
Beitrag von: Prisma am 20.09.2024 | 14:06
Wenn du ein bisschen länger zurück schaust, fallen mir noch "Philadelphia" und "Brokeback Mountain" als relativ große Filme ein.
Und da gibt es noch mehr ältere und aktuellere Filme, die diese Themen gekonnt aufgreifen. "Etwa Monsieur Claude und seine Töchter" (Antirassismus), "Die Taschendiebin" (LGBTQ) oder viel früher, wie so mancher Eddi Murphy Film. Die sind aber alle viel viel besser geschrieben und kommen deswegen an.
Titel: Re: Wo entwickelt sich Hollywood hin?
Beitrag von: Jiba am 20.09.2024 | 14:21
Die Frage ist doch eher, welcher Film mit woker Message ist denn nicht gefloppt.
- Barbie
- Black Panther
- Hidden Figures
- Love, Simon
- Wonder Woman
- Poor Things
- Moonlight
- Promising Young Woman
- Everything Everywhere All at Once
- Black Swan
- The Witch
- The Shape of Water
- Mad Max: Fury Road
- Coffy
- Priscilla: Königin der Wüste
- Brokeback Mountain
- Philadelphia
- Dallas Buyers Club
- Precious
- The Danish Girl
- Thelma & Louise
- Monster
- The Favorite
- Rocketman
- The Birdcage
- The Imitation Game
- Transamerica
- To Wong Foo
- In & Out
- Die Jury

Ich könnte ewig so weitermachen.
Und jetzt kommst du: Nenne mir doch einmal genauso viele Filme wie ich, die gefloppt sind, weil sie woke sind?

Zitat
Da werden ganze Szenen gebaut um die Aussage "Frauen sind besser als Männer" zu machen. Das machen Ripley und The Bride nicht. Ist auch nicht ihr Thema, weil sie keine feministischen Figuren sind.
Ripley und The Bride sind sogar hardcore-feministische Figuren. Wir dürfen die nämlich nicht durch die gesellschaftliche Brille von heute, sondern im Kontext ihrer Zeit betrachten. Dass Ripley als nicht- oder kaum-sexualisierte Frau einen Science-Fiction-Horrorfilm oder ein Action-Sequel tragen kann... das war ein Gamble. Dass das Publikum einen Film über eine Auftragskillerin, die supervielen Männern in den Arsch tritt, annehmen würde, war auch ein Gamble. Würdest du heute eine Szene wie die mit den "Crazy 88" drehen, wo eine Frau, über die wir nur wissen, dass sie eine Auftragskillerin war, Horden von Männern in Grund und Boden kämpft... da ginge der "Cinema Sins"-Zähler schneller hoch als du "Foxy Brown ist aber noch krasser!" sagen kannst. Wir kennen doch den Online-Diskurs.

Es ist halt einfach so, dass einfache Dudes ohne viel Training in Actionfilmen absurde Scheiße überleben und da sagt keiner was. Es ist auch so, dass sie nicht großartig wachsen und keiner sagt was. Ich habe ja schon zugegeben, dass Rey keine Top-Figur ist oder so. Aber ich ziehe absolut in Zweifel, dass da eine "feministische Agenda" dran Schuld gewesen sein soll, dass das so ist.

Und welche Szenen werden denn da gebaut, um Männer zu demütigen? Da würde ich dann schon gerne Beispiele lesen.
Titel: Re: Wo entwickelt sich Hollywood hin?
Beitrag von: Aedin Madasohn am 20.09.2024 | 15:05
einfache Dudes ohne viel Training in Actionfilmen absurde Scheiße überleben und da sagt keiner was.

technisch gesehen ist ein herzhaftes GÄHN ja auch kein "Sagen"  ;D

wenn also John Wick noch_drei-Hanseln in seiner Küche weghandwedelt, dann langweile ich mich
wenn noch eine Wagenladung Stormtrooper weggeballert werden, langweile ich mich
wenn Legolas/Gimli/Ara...(verlägerbare Liste....) noch drei Dutzend schwerstgepanzerte muskelbepackte (also Organe sehr tief verborgen liegen) Orks/Urukhais durch Schwertantätscheln mausetot haut, dann schlägt sogar Langweile in Verärgerung um. Da wäre weniger mehr gewesen. Masse ersetzt keine Choreographie

wenn Arnie volkommen zerschrammelt nur sagt: "ich glaub, ich brauch mal Urlaub", dann nehme ich das nicht ernst. Das soll ein Gag sein.
wenn John Rambo in ein Nadelgewächs springt und sich dann selbst die Wunde näht (und nicht alles mögliche gebrochen hat)...dann sehe ich "klassische Hollywood  Übertreibung". Am laufenden Meter langweilt die mich auch wieder.
Wenn also Urma in Kill Bill sich selbst wieder ausgraben kann (und den Salzschuss per longrast in der Kiste schon verdaut ist), dann ist mir die Szene in der Bar ein Schmunzeln wert. Joah. So viel Hollywood-Übertreibung ist ok.
Titel: Re: Wo entwickelt sich Hollywood hin?
Beitrag von: 6 am 20.09.2024 | 15:16
Es ging ja um " Themen die nur ein Nischen Publikum interessieren" und

Ich hoffe wir sind uns einig das Black Panther kein Mid-Tier-Genrefilm ist (ähnlich Ghostbusters 2016)
Die Mid-Tier-Genrefilme hatte ja Jiba schon aufgezählt. Black Panther war sogar ein erfolgreicher antirassistischer High-Tier-Genrefilm, der unheimlich von der schwarzen Bevölkerung in den USA als "ihr Film" gefeiert wurde.
Zum Thema Ghostbusters 2016 wiederholen ich gerne meine Meinung unterentwickelte Qualität im Film führt unabhängig vom Thema zum Flop (Vergleiche Dark Universe oder Fan4stic).
Titel: Re: Wo entwickelt sich Hollywood hin?
Beitrag von: schneeland am 20.09.2024 | 15:35
Black Panther war sogar ein erfolgreicher antirassistischer High-Tier-Genrefilm, der unheimlich von der schwarzen Bevölkerung in den USA als "ihr Film" gefeiert wurde.

Mal kurz von der Seitenlinie nachgefragt: hättest Du ein paar Beispiele für anti-rassistische Elemente in Black Panther? (im Zweifelsfall im Spoiler, falls nötig)
Ich frage deshalb, weil ich den Film aus der Ferne (keine Affinität zu Superheldenfilmen) als "Superheldenfilm mit High-Tech-Zivilisation, aber halt schwerpunktmäßig mit schwarzen statt weißen Menschen" wahrgenommen habe. Jetzt kann man natürlich sagen: das passiert selten genug, allein deshalb ist es anti-rassistisch, aber ich hätte das bisher immer in die Schublade Gleichberechtigung (warum sollen Superhelden denn nicht schwarz sein?) gesteckt.
Titel: Re: Wo entwickelt sich Hollywood hin?
Beitrag von: 6 am 20.09.2024 | 16:25
Mal kurz von der Seitenlinie nachgefragt: hättest Du ein paar Beispiele für anti-rassistische Elemente in Black Panther? (im Zweifelsfall im Spoiler, falls nötig)
Ich frage deshalb, weil ich den Film aus der Ferne (keine Affinität zu Superheldenfilmen) als "Superheldenfilm mit High-Tech-Zivilisation, aber halt schwerpunktmäßig mit schwarzen statt weißen Menschen" wahrgenommen habe. Jetzt kann man natürlich sagen: das passiert selten genug, allein deshalb ist es anti-rassistisch, aber ich hätte das bisher immer in die Schublade Gleichberechtigung (warum sollen Superhelden denn nicht schwarz sein?) gesteckt.
Das Stichwort ist Afrofuturismus. Es hat von dort jede Menge aus der Stilrichtung übernommen. Sozusagen SciFi aus afrikanischer antikolonialer Sicht.
Titel: Re: Wo entwickelt sich Hollywood hin?
Beitrag von: 6 am 20.09.2024 | 16:26
@Jiba: Für Deine Liste: In der Hitze der Nacht.
Titel: Re: Wo entwickelt sich Hollywood hin?
Beitrag von: Zed am 20.09.2024 | 16:38
Das Stichwort ist Afrofuturismus. Es hat von dort jede Menge aus der Stilrichtung übernommen. Sozusagen SciFi aus afrikanischer antikolonialer Sicht.
Ich möchte ergänzen, dass allein die Tatsache, dass ein Schwarzer Superheld gleichberechtigt wie seine weißen Super-Kolleg:innen die Welt retten kann und "Afrika ≠ automatisch rückschrittlich" ist, vom nicht-weißen Publikum als lange erwartetes Statement wahrgenommen wurde - so zumindest habe ich die Rezensionen zu "Black Panther" gedeutet.

Einige Botschaften können manchmal ohne Thematisierung im Plot überbracht werden.
Titel: Re: Wo entwickelt sich Hollywood hin?
Beitrag von: Inquisitor_Majoris am 20.09.2024 | 16:46
Es ist halt einfach so, dass einfache Dudes ohne viel Training in Actionfilmen absurde Scheiße überleben und da sagt keiner was.

Ich glaube das nennt man dann Action-Comedy oder Slapstick, also bewusst Filme die sich einfach nicht ernst nehmen. Das ist es doch völlig egal ob Mann oder Frau. Mochte z.B. Planet Terror oder DOA. Rey aus Star Wars war einfach schlecht geschrieben. Im aktuellen Film von ihr Das Erwachen der Jägerin finde ich, dass sie eine gute Leistung abliefert. Wäre anstatt der weiblichen Rey ein männlicher Ray, wäre er wahrscheinlich genauso kritisiert worden - das passt einfach nicht zu Star Wars. In der OT ist Luke ja ständig auf die Schnauze gefallen und musste ständig von irgendjemanden gerettet werden bevor er sich zum Jedi entwickelt hat und das macht den Charakter einfach sympathisch.

Ich habe ja schon zugegeben, dass Rey keine Top-Figur ist oder so. Aber ich ziehe absolut in Zweifel, dass da eine "feministische Agenda" dran Schuld gewesen sein soll, dass das so ist.

Aus meiner Sicht liegt der Irrtum darin, dass man strong female characters genauso darstellen muss wie man männliche Stereotypen vielleicht mal vor Jahrzehnten dargestellt hat. Z.b. wie General Holdo mit Poe Dameron umgegangen ist, so nach dem Motto Ich bin starke Frau, du bist dummer Mann. Keine Ahnung ob das eine feministische Agenda ist, aber es hat dem Film nicht gut getan.
Titel: Re: Wo entwickelt sich Hollywood hin?
Beitrag von: Zed am 20.09.2024 | 16:52
Aus meiner Sicht liegt der Irrtum darin, dass man strong female characters genauso darstellen muss wie man männliche Stereotypen vielleicht mal vor Jahrzehnten dargestellt hat. Z.b. wie General Holdo mit Poe Dameron umgegangen ist, so nach dem Motto Ich bin starke Frau, du bist dummer Mann. Keine Ahnung ob das eine feministische Agenda ist, aber es hat dem Film nicht gut getan.

Ich bin nicht sicher, ob Du hier etwas Ähnliches beschreibst, wie Ainor in diesem Beitrag (https://www.tanelorn.net/index.php/topic,128893.msg135239484.html#msg135239484).

Wenn ja, würde mich interessieren:

Das ist mal eine starke These, zu der mir fast nur Gegenbeispiele einfallen. Nimmst  D U  so Hollywood wahr, oder ist das eine allgemein anerkannte Hollywood-Drehbuchregel? Im zweiten Fall: Wo kann man sie finden?
Titel: Re: Wo entwickelt sich Hollywood hin?
Beitrag von: 6 am 20.09.2024 | 17:01
Ich glaube das nennt man dann Action-Comedy oder Slapstick, also bewusst Filme die sich einfach nicht ernst nehmen.
Nicht nur. Es gibt da ein ganz witziges Video (https://www.youtube.com/watch?v=goHzxLny16w) über die Verletzungen die John McLane in Die Hard 2-5 in RL erlitten hätte. :)
(Teil 1 ist da leider nicht (mehr) dabei, aber die 4 Todescounter oben stammen von Teil 1)
Titel: Re: Wo entwickelt sich Hollywood hin?
Beitrag von: tartex am 20.09.2024 | 17:02
Z.b. wie General Holdo mit Poe Dameron umgegangen ist, so nach dem Motto Ich bin starke Frau, du bist dummer Mann. Keine Ahnung ob das eine feministische Agenda ist, aber es hat dem Film nicht gut getan.

Aber ist ja auch klar, dass sie den militärischen Komplexes und die Bürokratie darstellt und er denn typischen Underdog-Helden, und dann kriegten sie halt am Ende eine Redemption-Arc.

Die beinharte feministische Agenda ist wohl, dass die Wahrheit doch irgendwo in der Mitte liegt.

Ich frage mich wie solche Leute das Ende von Rambo 2 interpretieren.  8]

Rambo ist ein Held, weil der Computer wegballert?  ;D Da ist dann ja echt Hopfen und Malz verloren. Für mich war schon als Kind die Aussage dort "Waffen und Muskeln können das (eigene) korrupte System nicht besiegen. Und wen der Soldat das bemerkt kann er nur zertrümmern, brüllen und weg." Vielleicht war ich ja einfach schon zu verkopft.  ;)
Titel: Re: Wo entwickelt sich Hollywood hin?
Beitrag von: nobody@home am 20.09.2024 | 17:04
Ich glaube das nennt man dann Action-Comedy oder Slapstick, also bewusst Filme die sich einfach nicht ernst nehmen. Das ist es doch völlig egal ob Mann oder Frau. Mochte z.B. Planet Terror oder DOA. Rey aus Star Wars war einfach schlecht geschrieben. Im aktuellen Film von ihr Das Erwachen der Jägerin finde ich, dass sie eine gute Leistung abliefert. Wäre anstatt der weiblichen Rey ein männlicher Ray, wäre er wahrscheinlich genauso kritisiert worden - das passt einfach nicht zu Star Wars. In der OT ist Luke ja ständig auf die Schnauze gefallen und musste ständig von irgendjemanden gerettet werden bevor er sich zum Jedi entwickelt hat und das macht den Charakter einfach sympathisch.

Dauernd gerettet werden mußte Luke auch noch, nachdem er sich zum Jedi entwickelt hat. Ohne seine spezielle Beziehung zu Darth Vader hätte der Imperator ihn im dritten Teil doch zum Frühstück verspeist und den Rebellenabschaum da draußen als Nachtisch genommen... :)

Der Unterschied besteht da wohl wirklich wenigstens teilweise darin, daß insbesondere Vader ein glaubhafterer Angstgegner war als Wie-hieß-er-doch-noch-gleich in den Sequels, und daß wir Lukes Entwicklung bis zu dem Punkt, an dem er sich im dritten Teil mit ihm praktisch auf Augenhöhe von Sohn zu Vater unterhalten konnte, zumindest teilweise direkt gesehen haben und nachvollziehen konnten.
Titel: Re: Wo entwickelt sich Hollywood hin?
Beitrag von: Ein Dämon auf Abwegen am 20.09.2024 | 18:30
Black Panther war sogar ein erfolgreicher antirassistischer High-Tier-Genrefilm, der unheimlich von der schwarzen Bevölkerung in den USA als "ihr Film" gefeiert wurde.
Wobei man da mMn erwähnen sollte, das er iirc außerhalb der USA etwas schlechter lief als viele andere Marvel Filme, und das ganze verdammt schwer wäre das mit einem anderen Franchise zu wiederholen wird.

Ich bin mir nicht mal sicher ob Black Pather 3 noch ein sicherer Erfolg wäre, sollten sie den noch machen.

Titel: Re: Wo entwickelt sich Hollywood hin?
Beitrag von: schneeland am 20.09.2024 | 19:25
Das Stichwort ist Afrofuturismus. Es hat von dort jede Menge aus der Stilrichtung übernommen. Sozusagen SciFi aus afrikanischer antikolonialer Sicht.

Ich möchte ergänzen, dass allein die Tatsache, dass ein Schwarzer Superheld gleichberechtigt wie seine weißen Super-Kolleg:innen die Welt retten kann und "Afrika ≠ automatisch rückschrittlich" ist, vom nicht-weißen Publikum als lange erwartetes Statement wahrgenommen wurde - so zumindest habe ich die Rezensionen zu "Black Panther" gedeutet.

Ok, danke Euch Beiden! Beides hatte ich von der Seitenlinie nur eingeschränkt wahrgenommen.

Hintergrund der Frage war auch, ob es hier eventuell eine Binnendifferenzierung gibt, nach der manche Filme als feministisch/anti-rassistisch/generell "woke" wahrgenommen werden, andere aber nicht.
Auch vor dem Hintergrund des von Zed aufgebrachten Punktes:
Einige Botschaften können manchmal ohne Thematisierung im Plot überbracht werden.

Andererseits spricht der Erfolg von z.B. Brokeback Mountain eher dagegen.

Insgesamt erscheint mir als die von 6 schon hier im Thread angesprochene These, dass bei der Wahrnehmung Qualität von Drehbuch und Schauspielern eine deutlich stärkere Rolle spielen als die Frage, ob progressive gesellschaftliche Themen eine Rolle spielen, plausibler.

Wobei die gesellschaftspolitischen Gräben natürlich nicht verschwinden. Um den Bogen zurück zur Ausgangsfrage zu schlagen: ich fürchte, die Polarisierung bleibt über die nächsten Jahre erhalten.

Für gravierender halte ich persönlich allerdings ohnehin drei Punkte, die hier im Thread schon angesprochen wurden:
Den Trend zu etablierten IPs/Franchises, die steigenden Kosten und die Masse an Content. Alle drei wirken m.E. zusammen, denn ähnlich der Videospieleindustrie sorgen die erhöhten Kosten ja tendenziell für eine verringerte Risikobereitschaft und dann bekommt man eher Neuauflagen bestehender Dinge, nur mit anderer Besetzung, dafür aber mit mittelmäßigem Writing. Was dann (s.o.) potentiell nicht nur diejenigen verstört, die sich insgeheim (oder mittlerweile auch offen) wünschen, die Südstaaten hätten den Bürgerkrieg gewonnen, sondern auch normal-konservative Fans der bestehenden Universen; und umgekehrt auch verhindert, dass wir mehr Filme aus neuen Perspektiven sehen.
Tendenziell müssten also die Kosten runter, um die Auswirkungen von Fehlschlägen in Grenzen zu halten - an der Stelle halte ich es für denkbar, dass stärker auf KI-generierte Inhalte gesetzt wird (nicht für komplette Filme, aber für Einzelbestandteile), was dann aber natürlich eigene Probleme mit sich bringt.
Ansonsten stellt sich mir die Frage, ob der vorläufige Sieg von Netflix in den Streaming-Kriegen ([1] (https://www.ft.com/content/ce917a68-d513-42c8-924b-2548eb22d3f7), [2] (https://i.redd.it/ju28vl18syic1.png)) dafür sorgt, dass der Bedarf nach Eigenproduktionen sinkt und dadurch wieder mehr Luft für gutes Writing entsteht. So richtig glauben mag ich daran noch nicht, aber zumindest ein bisschen Resthoffnung bleibt.
Titel: Re: Wo entwickelt sich Hollywood hin?
Beitrag von: Prisma am 20.09.2024 | 21:07
Ripley und The Bride sind sogar hardcore-feministische Figuren. Wir dürfen die nämlich nicht durch die gesellschaftliche Brille von heute, sondern im Kontext ihrer Zeit betrachten. Dass Ripley als nicht- oder kaum-sexualisierte Frau einen Science-Fiction-Horrorfilm oder ein Action-Sequel tragen kann... das war ein Gamble. Dass das Publikum einen Film über eine Auftragskillerin, die supervielen Männern in den Arsch tritt, annehmen würde, war auch ein Gamble.
Ich kann da bei bestem Willen keinen Feminismus entdecken. In beiden Filmen geht es nicht um Frauenbewegung, Empowerment, oder ähnliches. Sci-Fi Geschichten mit (kompetenten) Heldinnen gibt es doch schon sehr lange. In der Literatur und im Film (in der Literatur viel früher). Man kann schon bei "Metropolis" von 1927 diskutieren, ob die Figur Maria, bzw. das Maschinenwesen nicht die wahre Protagonistin ist, da sie die wichtigste Figur darstellt. "Devil Girl from Mars" (1954) hat eine Kick Ass Protagonistin, die allen überlegen ist und sogar ein feministisches Thema. Da gibt es weitere Klassiker, wie den "Angriff der 20-Meter-Frau" oder "I Married a Monster from Outer Space", beide von 1958. "Barbarella" (1968), "Carrie" (1976) und das zu Unrecht als Schlefaz verschrieene "Star Crash" (1978) kamen noch vor Alien (1979). So groß kann der Gamble bei Alien also nicht gewesen sein. Und das "Kill Bill" (2003) ein Erfolg wird, war abzusehen und kein Gamble. Tarrantino Filme sind selten Flops, bzw. ich wüsste gar nicht ob ein Film von ihm je gefloppt ist.

Würdest du heute eine Szene wie die mit den "Crazy 88" drehen, wo eine Frau, über die wir nur wissen, dass sie eine Auftragskillerin war, Horden von Männern in Grund und Boden kämpft... da ginge der "Cinema Sins"-Zähler schneller hoch als du "Foxy Brown ist aber noch krasser!" sagen kannst. Wir kennen doch den Online-Diskurs.
Absolut ja, ich würde so eine Szene heute so drehen, denn die Figur und der Plot passen. Was ist "Lucy" von 2014? Da kämpft Lucy auch alles und jeden nieder und ist jedem faktisch überlegen. Warum meckert da niemand? Weil Figur und Plot stimmen.

 
Es ist halt einfach so, dass einfache Dudes ohne viel Training in Actionfilmen absurde Scheiße überleben und da sagt keiner was. Es ist auch so, dass sie nicht großartig wachsen und keiner sagt was.
Da bin mal ich auf Deine Beispiele gespannt.

Aber ich ziehe absolut in Zweifel, dass da eine "feministische Agenda" dran Schuld gewesen sein soll, dass das so ist.
Reys Problem ist, dass sie eine schlecht geschriebene Figur mit Mary Sue Eigenheiten ist. Ob das in der Figurenkonzeption einer "feministischen Agenda" geschuldet ist, will ich nicht bewerten. Holdo hingegen, transportiert eine "feministische Agenda" und um das zu ermöglichen, werden sogar Settingkonventionen gebrochen.

Und welche Szenen werden denn da gebaut, um Männer zu demütigen? Da würde ich dann schon gerne Beispiele lesen.
Viers behandelt Fury oft grundlos herablassend, obwohl er ein kompetenter Agent ist und sie nur "Whoosh" kann. Schon in der ersten Szene als sie zusammentreffen passiert das. Dann die Szene mit dem Fingerabdruck, wo Fury regelrecht der Lächerlichkeit preisgegeben wird. Und wie die Szene mit dem Motoradfahrer plotfördernd ist, wüsste ich auch gerne. All das passiert ohne Plotnot.
Weitere Beispiele, die besonders prägnant und stellenweise sogar offen misandrisch sind: GREUL (Hörspiel), Three-Body-Problem (Netflix-Serie). 
Titel: Re: Wo entwickelt sich Hollywood hin?
Beitrag von: 6 am 20.09.2024 | 21:33
Wobei man da mMn erwähnen sollte, das er iirc außerhalb der USA etwas schlechter lief als viele andere Marvel Filme, und das ganze verdammt schwer wäre das mit einem anderen Franchise zu wiederholen wird.
Naja. Barbie hat rund das Zehnfache des Budgets eingespielt. (In der Hitze der Nacht 1967 übrigens auch.)
Ich wiederhole mich da aber gerne: Der entscheidende Faktor ist immer die Qualität der Filmkunst (Drehbuch, Schauspieler, Regie/Edit), also wie das entsprechende Thema umgesetzt wird. Ghostbusters und Drei Engel für Charlie sind nicht wegen "woke" gefloppt, sondern wegen Defizite in der Filmkunst.
Und da sind wir meiner Meinung nach bei den Problemen Hollywoods und damit wieder voll im Thema des Threads.
EDIT: Gerade erst gesehen. Schneeland hat es meiner Meinung nach verständlich zusammengefasst.
Titel: Re: Wo entwickelt sich Hollywood hin?
Beitrag von: Inquisitor_Majoris am 20.09.2024 | 21:49
Ich wiederhole mich da aber gerne: Der entscheidende Faktor ist immer die Qualität der Filmkunst (Drehbuch, Schauspieler, Regie/Edit), also wie das entsprechende Thema umgesetzt wird. Ghostbusters und Drei Engel für Charlie sind nicht wegen "woke" gefloppt, sondern wegen Defizite in der Filmkunst.

Sehe ich genauso. Ich vergleiche das immer gerne auch mit Firmen. Vielfalt ist eine Bereicherung. Bin absolut dafür, dass mehr Frauen in CEO Rollen kommen sollen. Aber es es muss jeder seine Leistung bringen. Es hilft nichts wenn ich sage ich möchte eine bestimmte Quote erfüllen und die Person ist dafür komplett ungeeignet.

D.h. umgelegt auf Filme/Serien soll unbedingt Diversität gefördert werden, aber zu allererst muss auf die Qualität geschaut werden. Ich mag z.B. die alten Marvel Serien sehr gerne, da gibt es einen Blinden (Daredevil), einen strong female Character (Jessica Jones), einen PoC (Luke Cage). Ich liebe alle, sie sind gut geschrieben, sympathische Schauspieler, für mich ein absolut positives "woke". Das Gegenteil gibt es leider auch auch (z.B. Willow, Acolyte, usw.)
Titel: Re: Wo entwickelt sich Hollywood hin?
Beitrag von: Lyonesse am 20.09.2024 | 22:09
Schon richtig, bei einer Quote geht es zwar erstmal nur darum eine Frau einzustellen, aber
natürlich nicht irgendeine, sondern eine möglichst kompetente. Die Quote ist ja in erster
Linie zum Durchbrechen der berüchtigten, unsichtbaren Glasdecke gedacht.
Titel: Re: Wo entwickelt sich Hollywood hin?
Beitrag von: Alter Weißer Pottwal am 20.09.2024 | 22:35
Sehe ich genauso. Ich vergleiche das immer gerne auch mit Firmen. Vielfalt ist eine Bereicherung. Bin absolut dafür, dass mehr Frauen in CEO Rollen kommen sollen. Aber es es muss jeder seine Leistung bringen. Es hilft nichts wenn ich sage ich möchte eine bestimmte Quote erfüllen und die Person ist dafür komplett ungeeignet.

D.h. umgelegt auf Filme/Serien soll unbedingt Diversität gefördert werden, aber zu allererst muss auf die Qualität geschaut werden. Ich mag z.B. die alten Marvel Serien sehr gerne, da gibt es einen Blinden (Daredevil), einen strong female Character (Jessica Jones), einen PoC (Luke Cage). Ich liebe alle, sie sind gut geschrieben, sympathische Schauspieler, für mich ein absolut positives "woke". Das Gegenteil gibt es leider auch auch (z.B. Willow, Acolyte, usw.)

Das mit den CEOs ist so ein Quatsch. Das ist nichts mehr als ein Feigenblatt. Das bringt der Krankenschwester, der Erzieherin oder der Altenpflegerin gar nichts. Viel wichtiger als die CEOs wäre einen finanzielle Aufwertung der "typischen Frauenberufe".
Titel: Re: Wo entwickelt sich Hollywood hin?
Beitrag von: Jiba am 21.09.2024 | 16:41
Nun, das würde bedeuten Filminhalte aus politisch Gründen auszuwählen. Und wenn ich das richtig verstehe ist das der Hauptkritikpunkt am "woken Hollywood".
Wahrscheinlich sogar. Aber es ist halt ein verfehltes Argument, denn: Filminhalte aus politischen Gründen auszuwählen wurde, wird jetzt und wird auch in Zukunft in Hollywood immer gemacht werden. Ich gehe sogar noch einen Schritt weiter: Selbst wenn Studio Executives und Producers gerade dahinter sind, bestimmte politische Positionierungen aus Filmen herauszuhalten (was sie im Moment nicht sind, denn, wie andere schon gesagt haben: Studios wollen, dass ihre Filme ein möglichst breites Publikum abholen)... Regisseur:innen finden doch einen stets einen Weg, die gesellschaftlichen oder politischen Themen, die ihnen am Herzen liegen, doch irgendwie wieder reinzukriegen. Gar nicht zu sprechen von Drehbuchautor:innen – das sind basically Schriftsteller:innen. Die haben zu allem eine Meinung.

Und warum auch nicht? Film ist ein künstlerisches Medium. Mit einem Medium Kunst zu machen, bedeutet etwas mit dieses Medium auszudrücken, einen Beitrag zum Diskurs um irgendein Thema zu leisten. Meistens sind das Themen, die Menschen irgendwie beschäftigen oder von ihnen ein Werturteil verlangen. Nicht immer, manche Menschen wollen wirklich einfach nur "unterhalten". Aber auch die haben eine bestimmte Zielgruppe im Kopf. Und schon die Geschichte, die sie sich zu erzählen entscheiden sagt etwas über sie aus.

Das, was heute vielfach als "politischer Film" verschrieen ist, hat man vor einem Jahrzehnt oder so noch als "sozialkritischer Film" bezeichnet. Und das Medium Film hat massen- und breitenwirksame Einträge mit Sozialkritik, bis hin zum dicken Blockbusterfilm.

Sogar der allererste, im besten Sinne moderne Spielfilm überhaupt, "Citizen Kane" von 1941, reflektiert Politik, Kapitalismus und die Rolle der Medien darin. Jack Finnleys "Die Körperfresser kommen" von 1956 reflektiert die Angst vor den Kommunisten im Kalten Krieg, Phillip Kaufmanns Verfilmung des gleichnamigen Stoffes 22 Jahre später kritisiert diesen Ansatz und beschäftigt sich mehr damit, was diese Angst überhaupt bedeutet. "Rambo" thematisiert den Vietnamkrieg, "Trainspotting" den Thatcherismus, "Die Truman Show" die Privatsphäre in Zeiten von Reality-TV. Aus "Forest Gump" und "Ghostbusters" dringt aus jeder Pore eine pro-kapitalistische American-Dream-Haltung. Die 1st und 2nd-Wave Marvel-Filme haben auch eine ganze Menge über Militär und die Politik dahinter zu erzählen... einfach schon weil das US-Militär in ihrer Produktion involviert war.

Und dann wäre da noch "Star Wars", eine Geschichte, die George Lucas höchstselbst als antifaschistisch angelegt hat, die von seinem Eindruck des Vietnam-Krieges, der Nixon-Ära und Nazideutschlands beeinflusst ist. "Star Wars" hat eine ganz klare Haltung zu Faschismus, Autoritarismus und Imperialismus. Und diese Haltung lautet: "No good!" Das hat George Lucas selbst immer und immer wieder klargestellt. Variety zitiert ihn folgendermaßen:

Zitat
"The idea is you’re supposed to accept people for what they are, whether they’re big and furry or whether they’re green or whatever. The idea is all people are equal."
.

Superstabile Aussage, George! Sehr mitmenschlich. Ich sollte noch dazu sagen, dass George Lucas diese Reaktion auf Vorwürfe hatte, im alten "Star Wars" seien zu wenig People of Color und Frauen am Start. Und den Vorwurf muss er sich auch gefallen lassen. Aber ich glaube schon, dass er sich genauso wenig auf die Seite der Kulturkämpfer schlagen würde, die in "The Last Jedi" oder "The Acolyte" den Untergang des Abendlandes vermuten. Dafür stimmt George der sogenannten "woken Bubble" auch einfach in viel zu viel zu. CBR schreibt über ihn:

Zitat
In other words, Lucas viewed the Vietnamese as the rebels and America as the invading villains. He further explained that Star Wars was a "vessel" in which to place his worldview that the United States had become an empire during the Vietnam War, doomed to fail like every empire before it. Cameron noted how those views carried over into the Star Wars prequel trilogy, especially in Padmé's line, "This is how liberty dies, with thunderous applause." Lucas replied, "We're in the middle of it right now," referring to the country's political state.

Der Vorwurf, moderne Filme seien "soooooo politisch" im Gegensatz zu Filmen aus der Zeit davor, hält einfach nicht stand. Liegt auch vielleicht an der eigenen Filmbiographie. Klar, als man als Steppke im Kino saß und mit großen Augen "Die Rückkehr der Jedi-Ritter" geguckt hat, hat man nicht drüber nachgedacht, dass die Ewoks die Vietkong repräsentieren. Und weil man seine ersten Filmerfahrungen damit gemacht hat, haben diese Filme einen besonderen Stellenwert. Ich kann auch bis heute keine Flaws in Peter Jacksons "Herr der Ringe"-Verfilmung gelten lassen. Obwohl mir bewusst ist, dass Inhalte fehlen, Messages anders lauten und bestimmte Setzungen etwas untolkienisch sind. Aber Jacksons Triologie war halt einfach DAS Filmereignis meiner Jugend. Ich werde nie den wohligen Schauer vergessen, den ich verspürt habe, als die Geigen beim Rohan-Theme eingesetzt haben. Gott, das war nicht von dieser Welt. Und, um es noch politischer zu machen: Ich liebe "Forest Gump". Bis heute. Obwohl der politisch überhaupt nicht meinen Ansichten entspricht und ich das weiß. Aber ich sehe auch seine redeeming qualities, sein Commitment zum Mitmenschlichen.

Ganz viele Filme wurden übrigens zu Erfolgen, weil sie politisch etwas über ihre Zeit zu sagen haben. Wo das bei woken Themen passiert ist hat die Liste, die ich oben gepostet habe, bereits gezeigt. Die Filme dort stammen aus allen Jahrzehnten und müsste ich sie zusätzlich um "anti-kapitalistisch" oder "anti-imperialistisch" erweitern, kämen noch mehr dazu. Zum Beispiel "Taxi Driver". Oder "Der mit dem Wolf tanzt".

Zitat
Also ich würde Alien nicht speziell als feministisch bezeichnen. Die Rollen wurden übrigens geschlechtsneutral geschrieben: https://www.cbr.com/alien-meryl-streep-helen-mirren-almost-ripley-before-sigourney-weaver/ (https://www.cbr.com/alien-meryl-streep-helen-mirren-almost-ripley-before-sigourney-weaver/) Klar, das war progressiver als Star Wars, aber auch für die 70er nicht besonders feministisch. Abgesehen davon folgt der Film ja dem genauso dem "Final Girl" Schema wie viele andere Horrorfilme damals.
Nur dass Ripley eben kein "girl" ist. Sondern "one of the guys". Das war das Revolutionäre daran. In dem Text, den du verlinkt hast, steht das doch schwarz auf weiß. Schauspielerinnen wie Helen Mirren, die als erstes vorgesprochen hat, waren begeistert, dass die Rolle Ripley Männern und Frauen offenstand. Warum war sie das wohl? Weil dies zeigte, dass Ripley eine nicht-sexualisierte Rolle war, die durch Kompetenz und andere Eigenschaften heraussticht, und nicht durch ihren Körper. Eine Frau, die für die damalige Zeit nicht auf ihr Geschlecht fokussiert war.

Du hast nämlich schon recht: Es gab auch vorher schon weibliche Hauptfiguren in der SciFi. Aber die hatten halt für gewöhnlich knappe Leibchen an und unterwarfen sich dem male gaze. Das war in den 60ern und 70ern auch immer noch so. Denken wir an "Barbarella", denken wir an die Frauen im "James Bond"-Franchise, denken wir an "Charlie's Angels". Auch viele der "Final Girls" waren häufig in irgendeiner Form sexualisiert – oder das "Sex haben" hat in diesen Filmen diejenigen Frauen markiert, die als erstes draufgingen.

Ripley hat als Figur mit all dem nichts am Hut gehabt. War aber trotzdem, ausweislich "Aliens", wo es viel um Mutterschaft geht, eben auch nicht einfach "eine Frau mit Hosen an".

Feministische Frauenfiguren können halt auch einfach supervielgestaltig sein. Wir scheinen immer noch zu glauben, dass ein feministischer Film dem Zuschauer seinen Feminismus stets in die Fresse reiben muss, um ein feministischer Film zu sein. Aber das ist nicht der Fall. Denn Ripley ist eine feministische Figur. Und Elle Woods auch. Und Katara auch. Und Carry Bradshaw auch. Zu unterschiedlichen Zeiten hat es unterschiedlichen Filmen unterschiedliche feministische Figuren gegeben. Und daher ist wichtig zu betrachten: Wie weit war man denn damals mit der Darstellung dessen, was Frauen in Filmen tun dürfen und was nicht.

Und ich muss da leider konstatieren: Wir waren schon mal weiter. Zumindest, wenn man sich den Online-Diskurs anschaut.

Zitat
Was "Kill Bill" angeht: was wäre denn das heutige Äquivalent wo sich über das Expertiselevel viel beschwert wird?
Ehrlich: Eigentlich ist doch schon die Frage falsch gestellt. Äußerst selten bezweifelt bei männlichen SciFi-, Action- oder Fantasyhelden jemals jemand die Kompetenz, weil die Codes dieser Genres für männliche Protagonisten halt auch einfach so eingeschliffen sind. Frauen brauchen im Diskurs schon mal eher eine Trainingsmontage, damit die Kinozuschauer das glauben.

Zitat
Luke verliert ja auch beim ersten Versuch. Das verbreitete Argument ist ja dass Luke eine Lernkurve hat, Rey aber nicht, und dass diese Fehler beim schreiben systematisch passieren weil ein "strong feamale character" keine Schwächen zeigen darf.
Systematisch ist ja wohl ein großes Wort. I challenge you 10 Beispiele aus den letzten 5 Jahren zu nennen, wo diese Einordnung nicht mindestens strittig ist. Das gilt im Übrigen auch für Rey. Dass die nämlich in ihrem ersten Film nicht auch Rückschläge erleiden muss, ist nämlich schlicht nicht wahr. Dazu will ich einfach mal diese beiden Artikel dalassen, die das für mein Verständnis eigentlich ganz gut ausführen: Nummer 1 (https://www.forbes.com/sites/erikkain/2016/01/04/no-rey-from-star-wars-the-force-awakens-is-not-a-mary-sue/#351d03ae1b9a) und Nummer 2 (https://www.forbes.com/sites/erikkain/2017/12/21/no-rey-from-star-wars-the-last-jedi-is-still-not-a-mary-sue/). Die wichtigste Erkenntnis aus denen ist vor allem, dass wir dazu tendieren, Luke Skywalker als völlig geformten, monolithischen Charakter zu sehen, der alle drei Filme durchlaufen hat, was unser Bild von ihm formt, während wir Rey nach Veröffentlichung des ersten Sequels genau an demselben Maßstab bemessen haben. Give her time. Sie hatte in Film 3 ja sogar auch mal ihre Trainingsmontage.

Zitat
Ja, aber ist das ok nur weil es in irgendeinem Schrottfilm schrottige männliche Figuren gibt? Die Messlatte für einen Star Wars Film ist ein bisschen höher (z.B. andere Star Wars Filme).
George Lucas wird damit zitiert, dass er selbst gesagt haben soll, dass seine Filme für 12-Jährige sind (was sich zugegeben ein bisschen mit dem beißt, was er oben gesagt hat). Und wenn wir ganz, ganz kritisch sein wollen, gibt es überhaupt nur einen wirklich guten, tighten, meisterwerkigen Star Wars-Film: "Das Imperium schlägt zurück". Und auch der hat seine Fehler.

Zitat
Klar gibt es die. Es gibt ganz viel dummes und hässliches Zeug da draussen, und auf youtube wird nochmal zusätzlich polemisiert da Influencer von Aufregung leben. Aber das ist ja nun nicht die einzige Kritik. Insofern frage ich mich in wieweit dieses Geschrei hier relevant ist.
Das ist ja gerade das Problem. Dieses "Geschrei" im Internet ist halt einfach relevant. Relevant durch Exposure. Einige der Kanäle die regelmäßig anti-feministischen Müll absondern, jeden weiblichen Helden auf die Goldwaage legen und solchen Schwachsinn erzählen wie etwa, dass Shimotsuki Kuina bei ihrem Trainingskampf gegen Zorro in der "One Piece"-Realserie signalisiert habe, sie würde ihn niemals besiegen können, weil sie ja nur eine Frau ist yadayadayada (in Wahrheit hat sie ihm den Arsch versohlt)... diese Kanäle gehören zu den beliebtesten Filmkritikkanälen auf der Plattform. Bei jungen Männern. Right-wing Influencer-Medienkritik wird millionenfach auf TikTok, Insta und YouTube geklickt. Von jungen Männern.

Sorry, Leute, aber der Shit ist einfach relevant geworden. "Wir sind mehr" mag zwar noch zutreffen, aber ist auch irgendwo im Diskurs eine fromme Selbstversicherung geworden.

Zitat
Also wenn man mal über den Rand von Ostdeutschland hinausschaut weiss ich nicht so genau ob erfolgreiche europäische Rechtsparteien unbedingt für ein reaktionäres Rollenverständniss stehen, aber das ist ein ganz anderes Thema.
(Klicke zum Anzeigen/Verstecken)
Titel: Re: Wo entwickelt sich Hollywood hin?
Beitrag von: Isegrim am 21.09.2024 | 17:35
Der Unterschied zwischen dem politischen Aspekt von StarWars, James Bond uä früheren Hollywood-Blockbustern und den hier kritisierten neueren Filmen: Da war nichts umstritten dran. Klar, Star Wars ist gegen totalitäre Systeme, aber war denn dafür? In den 70er u 80er Jahren? Gegen das böse Imperium konnten alle sein.

Gab bestimmt auch früher schon polarisierende Filme, aber das waren mE weniger die Actionstreifen. Ob man das jetzt gut oder schlecht findet muss jeder selbst entscheiden.
Titel: Re: Wo entwickelt sich Hollywood hin?
Beitrag von: 6 am 21.09.2024 | 18:43
Der Unterschied zwischen dem politischen Aspekt von StarWars, James Bond uä früheren Hollywood-Blockbustern und den hier kritisierten neueren Filmen: Da war nichts umstritten dran.
Und das obwohl teilweise sehr ähnliche Themen angesprochen wurden (z.B. die Blaxploitation Filme in den 70-er und 80-er angeführt von dem Publikumsliebling Shaft). Ach ja. Das waren Actionfilme und das Publikum hat sich nicht im Geringsten an dem politischen Aspekt damals gestört.
Titel: Re: Wo entwickelt sich Hollywood hin?
Beitrag von: Ludovico am 21.09.2024 | 19:37
Also gehe ich meine Liste mal durch:
Ghostbusters 2016 und Charlies Angels 2019 hatten Marketing-Probleme. Das hat sich darauf konzentriert, dass die Filme feministisch seien und sich darauf konzentriert.

Elizabeth Banks meinte dazu
Zitat
"I'll just be in trouble. Let me say I'm proud of the movie. I loved Kristen Stewart being funny and light. I loved introducing Ella Balinska to the world. I loved working with Patrick Stewart. It was an incredible experience. It was very stressful, partly because when women do things in Hollywood it becomes this story. There was a story around Charlie's Angels that I was creating some feminist manifesto. I was just making an action movie. I would've liked to have made Mission: Impossible, but women aren't directing Mission: Impossible. I was able to direct an action movie, frankly, because it starred women and I'm a female director, and that is the confine right now in Hollywood. I wish that the movie had not been presented as just for girls, because I didn’t make it just for girls. There was a disconnect on the marketing side of it for me."
https://www.nytimes.com/interactive/2022/09/26/magazine/elizabeth-banks-interview.html

Das war auch das, was ich zuvor meinte in Sachen Marketing. Mit solchen Messages ganz nach vorne gekehrt, kriegt man nur in seltenen Fällen Kinosäle gefüllt.

Was James Bond angeht, so war auch die vom Marketing propagierte Message bei Spectre (und auch danach), dass die Reihe nun feministisch werde, Female Empowerment... Aber mehr hat man auch nicht über die Filme erfahren. Stattdessen wurde marketingtechnisch immer ein vermeintlicher gesellschaftspolitischer Aspekt hervorgeholt.

Das ist auch bei den Marvel-Filmen. Keine Ahnung, wann es genau los ging, aber es würde mich nicht wundern, wenn gerade das dazu führte, dass die Fortsetzung von u.a. Captain Marvel nicht gedreht wurde und dazu beitrug es eine gewisse Übermüdung des Publikums gibt.

Ich hab übrigens gezögert, darauf einzugehen, weil ich genau mit einer solchen Reaktion wie bei Bridgerton rechne. Chaos hat meinen uneditierten Post ja zitiert.

Ich bin mir auch ganz sicher, dass es so kommen wird.

@Jiba
Zu Deinem letzten Post:
In Deinem Post wird mir auch wieder ein fundamentaler Unterschied klar:
Es gibt Menschen, die sehen überall Politik (wahrscheinlich auch in "Ey man, wo ist mein Auto", "American Pie" und "Space Balls").
Und dann gibt es Leute, die sehen nicht überall Politik - wollen damit sogar in Ruhe gelassen werden (wie der Großteil der US Amerikaner, wenn man sich die Wahlbeteiligung ansieht).

Und Internetkritiken sind nur relevant, wenn man ihnen Relevanz eingesteht.
Wenn man sie ignoriert, haben sie auch keine Auswirkungen, zumal das Leben Online sich komplett von dem Offline unterscheidet.
Titel: Re: Wo entwickelt sich Hollywood hin?
Beitrag von: YY am 21.09.2024 | 19:52
Zu unterschiedlichen Zeiten hat es unterschiedlichen Filmen unterschiedliche feministische Figuren gegeben. Und daher ist wichtig zu betrachten: Wie weit war man denn damals mit der Darstellung dessen, was Frauen in Filmen tun dürfen und was nicht.

Und ich muss da leider konstatieren: Wir waren schon mal weiter. Zumindest, wenn man sich den Online-Diskurs anschaut.

"Wir" waren auch schon mal weiter, was die Darstellung angeht.
Schräger Online-Diskurs ist das eine, aber es wird immer mehr zum Normalfall, dass man (siehe 6) schlecht geschriebene Charaktere filmhandwerklich schlecht darstellt und bei der darauf recht zwingend folgenden Kritik sich auch noch damit zu retten versucht, dass den Film ja überhaupt nur Misogynisten, Rassisten und diffus Ewiggestrige schlecht finden könnten.
Worauf man im Marketing den Fokus legt - geschenkt. Aber mit nachträglicher Publikumsbeschimpfung braucht man sich über massiven Backlash nicht wundern.

Äußerst selten bezweifelt bei männlichen SciFi-, Action- oder Fantasyhelden jemals jemand die Kompetenz, weil die Codes dieser Genres für männliche Protagonisten halt auch einfach so eingeschliffen sind. Frauen brauchen im Diskurs schon mal eher eine Trainingsmontage, damit die Kinozuschauer das glauben.

Das hängt schwer davon ab, wer was wie spielt.
In Haywire schlägt freilich die Darstellerin schwer auf die Rolle durch, aber der ist in der Hinsicht über jede Kritik erhaben.

Und sonst hängt es eben davon, wie überzeichnet das ganze Ding an sich ist.
Eine Mila Jovovich mit ihrem gefüht knapp zweistelligen Kampfgewicht geht in Das Fünfte Element genau so klar wie in den Resident Evil-Filmen, aber wenn ein Film etwas bodenständiger rüberkommen will, muss er in der Hinsicht auch was liefern. Da gilt dann:
1. Erwiesenermaßen geht das, wenn man sich ein kleines bisschen Mühe gibt.
2. Bei dieser Art Film werden sehr ähnliche, wenn nicht identische Maßstäbe an männliche Protagonisten angelegt.
Titel: Re: Wo entwickelt sich Hollywood hin?
Beitrag von: nobody@home am 21.09.2024 | 19:57
Es gibt Menschen, die sehen überall Politik (wahrscheinlich auch in "Ey man, wo ist mein Auto", "American Pie" und "Space Balls").

Die beiden anderen Filme habe ich tatsächlich nie gesehen, aber zumindest bei Spaceballs gehen eine ganze Reihe von Seitenhieben definitiv auch in Richtung Politik. Primär natürlich mit dem Ziel, das Publikum mitlachen zu lassen...aber damit das klappt, müssen die Pointen eben auch sitzen. ;)

Zitat
Und dann gibt es Leute, die sehen nicht überall Politik - wollen damit sogar in Ruhe gelassen werden (wie der Großteil der US Amerikaner, wenn man sich die Wahlbeteiligung ansieht).

Hm, ja. Das sind dann die Leute, die sich ihre Enttäuschung schon selbst vorprogrammieren, weil die Politik ihrerseits eben niemanden auf Dauer in Ruhe läßt. Da hilft auch die beste Kopf-in-den-Sand-Strategie nur begrenzt.
Titel: Re: Wo entwickelt sich Hollywood hin?
Beitrag von: Prisma am 21.09.2024 | 20:20
Jiba, ich finde Dein Argument mit der Trainingsmontage merkwürdig. Männliche Charaktere haben diese doch auch. Luke hat sie, James Bond, Superman, Batman gleich mehrmals. Conan hat sie. The Shadow, Juan Rico, bei Judge Dredd mit Stallone wird diese angesprochen. Captain America hat sie, usw. ¯\_(ツ)_/¯ 
Titel: Re: Wo entwickelt sich Hollywood hin?
Beitrag von: Tele am 21.09.2024 | 20:21
Irgendwie enttäuschend, aber wenig überraschend, dass die Sparte des Films, die nicht nur erfolgreich ist, sondern wirklich viele, kreative Highlights liefert, fehlt.

KINDERFILME

Euch nerven Einheitsbrei und unkreative Fortsetzungen? Dann guckt Kinderfilme. Da sind so viele Perlen bei. Anders als im Erwachsenenkinos ist da nicht nur jeder vierte Film gut, wie bei den Blockbustern.

Hier meine Top 5 der letzten Jahre, die man aus meiner Sicht gesehen haben sollte.

Nr 1: Hühnerhase. Was ein witziger, verspielter Film mit tollen Figuren. Die Idee ist so toll.

Nr 2: Alles steht Kopf 2. Der erste ist auch toll, aber niemals würde Pubertät besser und lustiger erklärt.

Nr 3: Vaiana. Was für Musik, was für Bilder und eine mir völlig unbekannte Mythen-Welt.

Nr 4: Der Gestiefelte Kater, der letzte Wunsch. So geht Fantasy und Märchen.

Nr 5 The Monkey King. Perfekte fernöstliche Fantasy mit einem großartigen Humor.

Da gibt es noch so viele mehr! Und die sind so schlau gemacht. Mit Liebe und Mühe. Die Botschaften sind immer:

 Du bist gut, wie du bist.
Sei mutig und aufrichtig.
Wahre Freundschaft überwindet Hindernisse.
Egoismus ist nicht so toll.

Das kann jawohl jeder mitgehen. In vielen Kinderfilmen steckt zwar weniger Budget, aber mehr Mühe und Verstand als in den meisten Blockbustern. Und man hat hinterher gute Laune. Da arbeiten aus meiner Sicht die wahren Meister des Faches.

Allerdings halte ich auch Autoren von Jugend- und Kinderbüchern für die besseren Autoren, denn du musst bei Büchern und Filmen für Kindern sowohl die Eltern als auch die Kinder begeistern. Kein Lazy Writing oder sowas.
Titel: Re: Wo entwickelt sich Hollywood hin?
Beitrag von: Aedin Madasohn am 21.09.2024 | 21:09
In vielen Kinderfilmen steckt zwar weniger Budget, aber mehr Mühe und Verstand als in den meisten Blockbustern

 ;D
es gibt doch eine wissenschaftliche Untersuchung dazu. die wirklich GROßEN Buget werden durchgewungen, die kleinen Posten hingegen auf erbsengrößenniveau totgezählt

und weil das Belegbeispiel zu politisch sein könnte
(Klicke zum Anzeigen/Verstecken)

wenn 30 Mille für einen Animationskinderfilm nur dann freigegeben werden, wenn ein perfektes Drehbuch vorliegt,
die 200 Mille hingegen bei einer blanken Kapitelüberschriftenruine mit sorglos-Päckchen langer Drehbuch-Nägel autorisiert werden...

Pareto sagt (wenn ich ihn recht verstanden habe, ansonsten grüßt Spaceballs),
dass 80% des Studios-Bugets in gerade mal 20% der verfügbaren sorgfältigen-Auswahls-Zeit rausgehauen werden  ~;D

duck und weg, bevor ich gehauen werde  ;D
Titel: Re: Wo entwickelt sich Hollywood hin?
Beitrag von: Ein Dämon auf Abwegen am 22.09.2024 | 08:53
Jiba, ich finde Dein Argument mit der Trainingsmontage merkwürdig. Männliche Charaktere haben diese doch auch. Luke hat sie, James Bond, Superman, Batman gleich mehrmals. Conan hat sie. The Shadow, Juan Rico, bei Judge Dredd mit Stallone wird diese angesprochen. Captain America hat sie, usw. ¯\_(ツ)_/¯
Das ist auch nicht nur eine Frage des Geschlechts sondern auch eine des Aussehens.

Die meisten Männliche Darsteller in Action Rollen sehen in der Regel auch aus als könnten sie jemanden vermöbeln, bei weiblichen Darstellern ist das häufiger (und halt auch in der Regel wenn es kritisiert wird) nicht der Fall.
Titel: Re: Wo entwickelt sich Hollywood hin?
Beitrag von: Grubentroll am 23.09.2024 | 10:43
"Black Panther" (beide Teile) und "Barbie", um mal ein paar große Beispiele aus den letzten Jahren zu nennen.

Wenn du ein bisschen länger zurück schaust, fallen mir noch "Philadelphia" und "Brokeback Mountain" als relativ große Filme ein.

Barbie ist ein Frauenfilm für Frauen. Ich finde den nicht woke, sondern einfach nur auf die Zielgruppe zugeschrieben.

Den ersten Teil von Black Panther empfinde ich als teilweise etwas albern, aber auch da sehe ich nur wenig woke Anteile.
Scheint beim zweiten anders zu sein, den hab ich aber auch nur 5 Minuten ertragen bis ich ihn ausgeschaltet habe.

Brokeback Mountain ist 100% nicht woke, sondern einfach nur eine gut gemachte Story über Homosexuelle in einem schwierigen Umfeld.

Woke wäre es, wenn da 50% der Cowboys offen gay oder zumindest queer wären, und dazu noch ethnisch der heutigen Bevölkerung von San Francisco entsprechend.

Den Unterschied finde ich wichtig, weil keiner den ich kenne der mit diesen Dingen in Filmen Probleme hat irgendwas gegen Schwule oder Menschen anderer Hautfarben hat.
Titel: Re: Wo entwickelt sich Hollywood hin?
Beitrag von: tartex am 23.09.2024 | 10:54
Meine 1919 geborene Oma fand diese woke, männerfeindliche Werbung aus dem 20. Jahrhundert voll lustig: Zewa Wisch & weg (https://www.youtube.com/watch?v=KwvYYKtNHSs)

Ich bin sicher heutzutage würden die einschlägigen Youtube-Kanäle das als Aufruf zum Androzid (https://encyclopaedia.fandom.com/de/wiki/Androzid) auslegen.  8]

Titel: Re: Wo entwickelt sich Hollywood hin?
Beitrag von: Talasha am 23.09.2024 | 11:21
Barbie ist ein Frauenfilm für Frauen. Ich finde den nicht woke, sondern einfach nur auf die Zielgruppe zugeschrieben.

Naja, bei Barbie sind schon ein paar deutlich feministische und damit woke Grundtöne dabei. (Ich könnte noch mehr schreiben aber das wäre Speakers Corner)

Brokeback Mountain ist 100% nicht woke, sondern einfach nur eine gut gemachte Story über Homosexuelle in einem schwierigen Umfeld.

Was die Definition von woke ist.
Titel: Re: Wo entwickelt sich Hollywood hin?
Beitrag von: tartex am 23.09.2024 | 11:27
Was die Definition von woke ist.

Also Ryan Newman, der Anwalt von Ron DeSantis, definierte "woke" vor Gericht folgend:

Zitat
the belief there are systemic injustices in [...] society and the need to address them.

Ich glaube mit der Definition kann man generell gut arbeiten.
Titel: Re: Wo entwickelt sich Hollywood hin?
Beitrag von: Raven Nash am 23.09.2024 | 11:31
Jiba, ich finde Dein Argument mit der Trainingsmontage merkwürdig. Männliche Charaktere haben diese doch auch.
Die Traingsmontage gehört zu jedem Actionfilm seit den Kung Fu Filmen der 60er. Völlig egal, welches Geschlecht der Protagonist hat.
Ach ja, es gab damals mal die One-Armed Swordswoman, oder Die Tochter des Meisters. Hat sich mW keiner darüber aufgeregt, dass da eine zierliche Frau Männer verprügelt. Und das sogar in China.
Von einer Cynthia Rothrock reden wir mal nicht - die hatte eine sehr große Fangemeinde als Lady Dragon in den 80ern. Und das in Filmen, die normalerweise vor Testosteron triefen.

Es könnte also vielleicht doch vor allem daran liegen, wie die Charaktere geschrieben sind, und wie man sie promoted...
Titel: Re: Wo entwickelt sich Hollywood hin?
Beitrag von: Chaos am 23.09.2024 | 11:42
Brokeback Mountain ist 100% nicht woke, sondern einfach nur eine gut gemachte Story über Homosexuelle in einem schwierigen Umfeld.

Woke wäre es, wenn da 50% der Cowboys offen gay oder zumindest queer wären, und dazu noch ethnisch der heutigen Bevölkerung von San Francisco entsprechend.

Den Unterschied finde ich wichtig, weil keiner den ich kenne der mit diesen Dingen in Filmen Probleme hat irgendwas gegen Schwule oder Menschen anderer Hautfarben hat.

Das ist die abstruseste Definition von "woke", die ich je gelesen habe. Gibt es überhaupt irgendwelche Filme, die deine Definition erfüllen?

Für mich sieht es so aus, als wolltest du mit aller Gewalt leugnen, dass ein gut gemachter, erfolgreicher Film wirklich "woke" sein kann.
Titel: Re: Wo entwickelt sich Hollywood hin?
Beitrag von: Ein Dämon auf Abwegen am 23.09.2024 | 11:59
Die Traingsmontage gehört zu jedem Actionfilm seit den Kung Fu Filmen der 60er. Völlig egal, welches Geschlecht der Protagonist hat.
Ach ja, es gab damals mal die One-Armed Swordswoman, oder Die Tochter des Meisters. Hat sich mW keiner darüber aufgeregt, dass da eine zierliche Frau Männer verprügelt. Und das sogar in China.
Von einer Cynthia Rothrock reden wir mal nicht - die hatte eine sehr große Fangemeinde als Lady Dragon in den 80ern. Und das in Filmen, die normalerweise vor Testosteron triefen.

Es könnte also vielleicht doch vor allem daran liegen, wie die Charaktere geschrieben sind, und wie man sie promoted...
Es hilft halt auch wenn die Schauspielerinnen den Körperbau und/oder die Martial Arts Skills haben das das überzeugend aussehen zu lassen, oder das ganze zumindest so gefilmt und Choreographiert wird das es im (Rahmen der Filmhandlung) überzeugend wirkt,  und das ist gefühlt heute seltener der Fall.

Ist es der Fall stört sich da auch  heute niemand daran.
Titel: Re: Wo entwickelt sich Hollywood hin?
Beitrag von: nobody@home am 23.09.2024 | 12:03
Also Ryan Newman, der Anwalt von Ron DeSantis, definierte "woke" vor Gericht folgend:

Ich glaube mit der Definition kann man generell gut arbeiten.

Na, wenn der Name von Ron "DeSatan" fällt, geht bei mir erst mal eine Augenbraue hoch. ;) Nichtsdestotrotz würde ich sagen, ja, mit der Definition kann man arbeiten (stammt ja nicht von dem Mann selbst, sondern "nur" von seinem Anwalt), solange man sich klar darüber bleibt, daß "belief" noch lange nicht dasselbe ist wie etwa "superstition" oder "conspiracy theory" -- an die Existenz systematischer Ungerechtigkeit glauben kann man schließlich auch (und besonders gut gerade) da, wo sie tatsächlich existiert.
Titel: Re: Wo entwickelt sich Hollywood hin?
Beitrag von: Raven Nash am 23.09.2024 | 12:13
an die Existenz systematischer Ungerechtigkeit glauben kann man schließlich auch (und besonders gut gerade) da, wo sie tatsächlich existiert.
Wobei das auch wieder so eine Null-Aussage ist, denn Ungerechtigkeit gibt es überall - die ganze Welt ist ungerecht. Nobody ever said life was fair.
Titel: Re: Wo entwickelt sich Hollywood hin?
Beitrag von: nobody@home am 23.09.2024 | 12:18
Wobei das auch wieder so eine Null-Aussage ist, denn Ungerechtigkeit gibt es überall - die ganze Welt ist ungerecht. Nobody ever said life was fair.

Da kommt dann der "...and the need to address them"-Teil ins Spiel. Ungerechtigkeit mag es überall geben, aber nicht jeder findet sich gleichermaßen damit ab, daß das auf immer und ewig so bleiben soll.
Titel: Re: Wo entwickelt sich Hollywood hin?
Beitrag von: Chaos am 23.09.2024 | 12:43
Wobei das auch wieder so eine Null-Aussage ist, denn Ungerechtigkeit gibt es überall - die ganze Welt ist ungerecht. Nobody ever said life was fair.

Systematische Ungerechtigkeit, bitte. Das ist ein Unterschied. Schwulenhass zum Beispiel ist nicht einfach eine Tatsache des täglichen Lebens, wie das Wetter oder die Schwerkraft.
Titel: Re: Wo entwickelt sich Hollywood hin?
Beitrag von: Sashael am 23.09.2024 | 13:24
Brokeback Mountain ist 100% nicht woke, sondern einfach nur eine gut gemachte Story über Homosexuelle in einem schwierigen Umfeld.

Woke wäre es, wenn da 50% der Cowboys offen gay oder zumindest queer wären, und dazu noch ethnisch der heutigen Bevölkerung von San Francisco entsprechend.
Das fasst mein Hauptproblem mit dem Wort "woke" zusammen.

Es ist überhaupt nicht definiert, sondern wird wild für alles mögliche hergenommen, das einer Person nicht gefällt.

Für diese deskriptive Nutzlosigkeit wird der Begriff dann aber um so häufiger in "Argumenten" benutzt.

Abgesehen davon: Kannst du mal definieren, was du mit "ethnisch der heutigen Bevölkerung von San Francisco entsprechend." meinst?

Titel: Re: Wo entwickelt sich Hollywood hin?
Beitrag von: nobody@home am 23.09.2024 | 13:31
Das fasst mein Hauptproblem mit dem Wort "woke" zusammen.

Es ist überhaupt nicht definiert, sondern wird wild für alles mögliche hergenommen, das einer Person nicht gefällt.

Für diese deskriptive Nutzlosigkeit wird der Begriff dann aber um so häufiger in "Argumenten" benutzt.

Mit anderen Worten, er hat dasselbe Problem wie andere Begriffe wie beispielsweise "Mary Sue" oder "meta". Oder, wenn wir schon über die USA diskutieren, "Kommunist" (keiner weiß mehr, was es genau bedeutet, aber alle sind sich einig, daß sie dagegen sind). ;) Das ist also seinerseits keine neue Entwicklung, das W-Wort ist einfach nur eins der aktuelleren Opfer solcher Trends.
Titel: Re: Wo entwickelt sich Hollywood hin?
Beitrag von: Ludovico am 23.09.2024 | 13:33
Mit anderen Worten, er hat dasselbe Problem wie andere Begriffe wie beispielsweise "Mary Sue" oder "meta". Oder, wenn wir schon über die USA diskutieren, "Kommunist" (keiner weiß mehr, was es genau bedeutet, aber alle sind sich einig, daß sie dagegen sind). ;) Das ist also seinerseits keine neue Entwicklung, das W-Wort ist einfach nur eins der aktuelleren Opfer solcher Trends.

"Faschist" und "neoliberal" gehören auch noch in diese Liste.

Aber nun zurück zum Thema.
Titel: Re: Wo entwickelt sich Hollywood hin?
Beitrag von: JollyOrc am 23.09.2024 | 13:35
Systematische Ungerechtigkeit, bitte. Das ist ein Unterschied.

Klugscheißermodus an:
(Klicke zum Anzeigen/Verstecken)

Ein Film, der marginalisierte Gruppen einfach "nur" als ebenso (wirk-)mächtig darstellt, und die Ungerechtigkeit wegwischt ist aus meiner Sicht nicht per se "woke", sondern höchstens inklusiv.

Inklusivität kann allerdings aus dem Werkzeugkasten einer "woke" Person kommen, wenn diese die Ungerechtigkeit dadurch bekämpfen will, indem sie einen alternativen Umgang miteinander aufzeigt.

Es ist überhaupt nicht definiert, sondern wird wild für alles mögliche hergenommen, das einer Person nicht gefällt.

nein, das Wort ist eigentlich sehr genau definiert, wurde aber zunehmend verwässert. Grundsätzlich ist es genau wie vorne zitiert das Bewusstsein für systemische Ungerechtigkeit, plus dem Bedürfnis, dagegen etwas zu tun.

 :btt:

Ich sehe Hollywood dem Zeitgeist folgend mehr Filme machen, welche den gesellschaftlichen Erwartungen der verschiedenen Zielgruppen und Stakeholder entgegenkommen. Das bedeutet eben, dass auch kaufkräftige weibliche, nicht-US-amerikanische, nicht-weiße, nicht-heteronormative Zielgruppen angesprochen werden. Das ist meistens nicht woke, sondern Business.

Davon ab hat das Studio-System mit seinen viefältigen "Producers" und Leuten mit Mitspracherecht seit jeher einen starken Anteil von "Ausschuss", der trotz Budget käsige Skripts oder andere Probleme hat.

Das sind zwei Achsen, die IMHO nur sehr wenig miteinander zu tun haben.
Titel: Re: Wo entwickelt sich Hollywood hin?
Beitrag von: Jiba am 29.09.2024 | 14:24
Ich schulde Prisma noch ein Antworten.

Ich kann da bei bestem Willen keinen Feminismus entdecken. In beiden Filmen geht es nicht um Frauenbewegung, Empowerment, oder ähnliches. Sci-Fi Geschichten mit (kompetenten) Heldinnen gibt es doch schon sehr lange. In der Literatur und im Film (in der Literatur viel früher). Man kann schon bei "Metropolis" von 1927 diskutieren, ob die Figur Maria, bzw. das Maschinenwesen nicht die wahre Protagonistin ist, da sie die wichtigste Figur darstellt. "Devil Girl from Mars" (1954) hat eine Kick Ass Protagonistin, die allen überlegen ist und sogar ein feministisches Thema. Da gibt es weitere Klassiker, wie den "Angriff der 20-Meter-Frau" oder "I Married a Monster from Outer Space", beide von 1958. "Barbarella" (1968), "Carrie" (1976) und das zu Unrecht als Schlefaz verschrieene "Star Crash" (1978) kamen noch vor Alien (1979). So groß kann der Gamble bei Alien also nicht gewesen sein. Und das "Kill Bill" (2003) ein Erfolg wird, war abzusehen und kein Gamble. Tarrantino Filme sind selten Flops, bzw. ich wüsste gar nicht ob ein Film von ihm je gefloppt ist.
Und jetzt zähl bitte mal nach, wie viele Protagonist:innen dieser SciFi-Filme tradierten Idealen von weiblicher Schönheit und/oder weiblichen Rollenvorstellungen entsprechen. Wie sehr der männliche Blick auf die Figur da im Fokus gestanden hat. Ich meine der eine Film hier trägt den Titel "Devil Girl from Mars", was völlig dem Muster der Infantilisierung von Frauen entspricht, der in den 1950ern überall war - und seine Protagonistin mag clever und machtvoll sein, aber sie trägt halt auch ein enges Wetlook-Minikleid mit Fetisch-Vibes.

Ripley bricht massiv mit diesem Bild von Science-Fiction-Heldinnen, wie diese vorher aussahen oder sich zu verhalten hatten. Sie wird im Film nicht sonderlich stark sexualisiert und das ist dann auch der Unterschied. Und ein entscheidender. Interessant ist aber schon, dass z.B. "Devil Girl from Mars" dem 2nd Wave-Feminismus um ein gutes Jahrzehnt vorausgeht (was nicht bedeutet, dass es kein feministischer Film ist). Und auch "Metropolis" war in der Nachbetrachtung für das feministische Kino sicher wichtig. Aber beide Filme sind auch stark den Rollenvorstellungen dieser Zeit unterworfen, dass Frauen schön, sauber zurechtgemacht, gerne auch knapp bekleidet oder stark weiblich konturiert (um sexuelle Verfügbarkeit zu symbolisieren, sogar bei Maria in "Metropolis" kann man das Argument machen) entweder passiv und superlieb (es hat einen Grund warum der "Ich wiederhole den Computer!"-Gag aus "Galaxy Quest" so gut funktioniert hat) oder gleich sinister, hexenhaft und geradezu dämonisch (siehe "Devil Girl"). 

Jetzt gehst du vielleicht hin und sagst: "Nee, also die Barbarella z.B. bricht aber schon mit einigen dieser Rollenklischees", dann erwidere ich: "Ja, vielleicht. Und schon liest du diesen Film feministisch." Und tust damit doch dasselbe, dass ich mit "Alien" tue. Ich weiß wirklich nicht, warum so massiv betont werden muss, dass "Alien" kein feministischer Film ist? Macht die Annahme, dass er einer wäre, ihn irgendwie schlechter?

Vielleicht herrscht hier aber auch einfach ein wunderliches Bild von Feminismus vor. Als sei Feminismus immer eine Art Nullsummenspiel, bei der die Inklusion feministischer Themen in einen Film immer auch eine gleichzeitige Abwertung von Männer zur Folge haben müsse. Das ist in Bezug auf die Kunst aber nicht der Fall. Oder besser: Es ist nicht immer der Fall. Ich meine, Prisma, du bescheinigst "Devil Girl from Mars" ein feministisches Thema, weil dort Frauen über Männer herrschen. Das kann man auch bezweifeln, denn die Lust an der Umkehr der Herrschaftsverhältnisse kann auch eine männliche Fantasie sein - "Venus im Pelz" ist nicht automatisch ein feministisches Buch, weil eine Frau da das Sagen hat. Es ist auch oft nicht so einfach: Die Femme Fatale etwa kann eine sexistische Projektion sein oder auch ein proto-feministischer Charaktertyp. Kommt auf die Umsetzung an.

Dasselbe gilt für "woke". Filme sind nicht schlecht, weil sie "woke" sind. Und viele Filme, die nicht "woke" sind, sind ebenfalls schlecht. Und Filme sind populär oder unpopulär, weil sie gut gemacht sind, einen Nerv treffen oder was auch immer. Du hast im Metatron-Thread sinngemäß geschrieben, Entscheider würden jetzt das "woke" auch wieder zurückdrehen, weil die Gruppe der Menschen, die sich davon gestört fühlen, größer sei als die "kleine Gruppe" derer, die das unbedingt wollen. Und ehrlich: Das ist überhaupt nicht wie wir drüber reden sollten, denn der allergrößten Zuschauer:innengruppe ist es bestimmt eigentlich scheißegal, solange der Film überhaupt was für sie tut. Für jeden Film, den du nennen kannst, der gefloppt ist, weil er eine woke Mary-Sue als Protagonistin hat und dir aktivistisch das Matriachat aufs Brot schmiert, kann ich einen Film nennen, der das, wie bestimmte "Kritiker" aus der Manosphere betonen, auch ist... und trotzdem erfolgreich ist.

Ob das so bleibt? Vielleicht nicht. Aber ich finde halt, wenn das nicht so bleibt sollten wir alle auch nicht zu stolz drauf sein. Denn das Aufkommen dieser ganzen "Angry White Nerd"-Internetbubble hat reale Konsequenzen für das Online- (und sehr häufig auch das Offline- (https://mein-mmo.de/shurjoka-im-fadenkreuz/)Leben) realer Frauen und Minderheiten. Kann man ja an der Diskussion über "Star Wars" gut sehen: Ich darf daran erinnern, wie mit Kelly Marie Tran online umgegangen wurde, weil sich ihre Figur Rose Tico geweigert hat, Finn einen unnötigen "Heldentod" sterben zu lassen.

Zitat
Absolut ja, ich würde so eine Szene heute so drehen, denn die Figur und der Plot passen. Was ist "Lucy" von 2014? Da kämpft Lucy auch alles und jeden nieder und ist jedem faktisch überlegen. Warum meckert da niemand? Weil Figur und Plot stimmen.
You talk you. Ich fand den Film eher scheiße und die Charakterentwicklung ziemlich meh. Und ich bin großer ScarJo-Fan, also daran kann's nicht liegen. Und das Ding ist: Ich könnte bestimmt auch irgendwie daherargumentieren, dass Lucy auch eine Mary Sue ist. Einfach weil die Eigenschaften, die einen Charakter zu einer machen erstens wahnsinnig variabel sind und zweitens die ganze Diskussion sehr leicht unappetitlich werden kann. (https://collider.com/mary-sue-sexist-rey/)

Zitat
Da bin mal ich auf Deine Beispiele gespannt.
...denn ich werde Sie alle irgendwie entkräften können, richtig?  ;)
Klar, das wirst du ohne Weiteres können. Weil eben die Definition einer Mary Sue so schwammig ist und so viele Elemente enthält, die dabei sein können oder nicht. Und weil das männliche Äquivalent des Gary Stu nicht unbedingt deckungsgleich mit der weiblichen Version ist. Weil eben bestimmte Rollen anders gegendert sind. Rey als Beispiel zu nehmen, finde ich jetzt auch nicht unbedingt passend. Der Kolumnist in meinen Links oben hat, finde ich, insgesamt sehr gut gezeigt, dass die Kritik übertrieben ist, da bei Rey drei wichtige Punkte von Mary-Sue-Dom nicht erfüllt sind:

Deshalb: Man kann gewiss Gegenargumente konstruieren für die Beispiele, die ich hier bringe - was aber eigentlich nur zeigt, wie sinnlos bereits die ganze Kategorie ist. Ich würde auch schlecht geschriebene Charaktere, die nur Power-Fantasie sind, niemals als Mary Sues bezeichnen. Zumal viele Charaktere, die wir heute als gute Charaktere wahrnehmen, auch Entwicklungszeit haben. Klar ist Tony Stark jetzt kein Gary Stu mehr... der hatte ja auch viele Filme Zeit sich zu entwickeln. Aber gemessen nur am allerersten Film... weiß ich nich', Digger.

Dann hier meine Liste von männlichen Figuren aus Filmen, bei denen ich Gary-Stu-Vibes kriege:
Das mal so aus dem Bauch heraus. Und aus mehr heraus kriegt man das eh nicht. Es gibt keine hinreichenden "hard fact"-Listen, die all diese Charaktere zu Non-Mary-Sues machen, weibliche Charaktere mit ähnlichen Eigenschaften aber schon. Ich halte diese ganze Charakterisierung für blödsinnig. Manche Charaktere können auch gerne einfach Power Fantasies sein... auch und gerade im Blockbusterkino. War schon immer so für männliche Actionhelden. Lasst uns das den Frauen doch auch zugestehen, okay?

Zitat
Viers behandelt Fury oft grundlos herablassend, obwohl er ein kompetenter Agent ist und sie nur "Whoosh" kann. Schon in der ersten Szene als sie zusammentreffen passiert das. Dann die Szene mit dem Fingerabdruck, wo Fury regelrecht der Lächerlichkeit preisgegeben wird. Und wie die Szene mit dem Motoradfahrer plotfördernd ist, wüsste ich auch gerne. All das passiert ohne Plotnot.
(Klicke zum Anzeigen/Verstecken)
Titel: Re: Wo entwickelt sich Hollywood hin?
Beitrag von: nobody@home am 29.09.2024 | 14:58
Kurzer Einwurf am Rande: Ich finde die Verwendung der einschlägigen Sue/Stu-Labels schon lange nicht mehr wirklich hilfreich. Die sind (soweit sie überhaupt jemals klar definiert waren) durch einigermaßen überbordende Verwendung in allen möglichen Fällen hinreichend verwässert, daß sie dem Empfänger eigentlich nur noch eins mit Sicherheit vermitteln, nämlich, daß der Anwender die betreffende Figur einfach nicht mag...und wenn dann eh erst noch nachgefragt und erklärt werden muß, warum eigentlich genau nicht, dann kann man sich das Etikett auch schenken und gleich mit der genaueren Begründung anfangen.
Titel: Re: Wo entwickelt sich Hollywood hin?
Beitrag von: Kurna am 29.09.2024 | 15:24
OT:
Als Fan von Captain Marvel möchte ich nur kurz einwerfen, die Gute heißt bei den Kree Vers, nicht Viers. Das ist das Ende ihres eigentlichen Namen Danvers.
Titel: Re: Wo entwickelt sich Hollywood hin?
Beitrag von: Prisma am 30.09.2024 | 15:50
Ich schulde Prisma noch ein Antworten.
Erstmal danke für die ausführliche Antwort!  :)

Und jetzt zähl bitte mal nach, wie viele Protagonist:innen dieser SciFi-Filme tradierten Idealen von weiblicher Schönheit und/oder weiblichen Rollenvorstellungen entsprechen. Wie sehr der männliche Blick auf die Figur da im Fokus gestanden hat. Ich meine der eine Film hier trägt den Titel "Devil Girl from Mars", was völlig dem Muster der Infantilisierung von Frauen entspricht, der in den 1950ern überall war - und seine Protagonistin mag clever und machtvoll sein, aber sie trägt halt auch ein enges Wetlook-Minikleid mit Fetisch-Vibes.
Na ja, Super Girl, Spider Girl, Bond Girl, Devil Girl… Dennoch bleibt es dabei dass es machtvolle oder mindestens kompetente Figuren sind. Selbst Bond Girls haben es faustdick hinter den Ohren. (Ich denke, der Begriff "Girl" hat auch etwas mit der englischen Sprache zu tun.)
Caroline Munro hat damals in Interviews gesagt, dass ihre Figur Stella Star aus Star Crash, die Kleider trägt die diese selbstbewußte Figur will. Und das war vielen Szenen eine Art Space Bikini. Ob sie das nun erzählt hat, weil es ein PR-Termin war, sei mal dahin gestellt. Klang für mich eher als hätte sie das als "empowerend" empfunden, weil das für die Zeit outragrous gewesen wäre (ob es tatsächlich so ist und ob sie es wirklich so gemeint hat, weiß ich nicht).

Ripley bricht massiv mit diesem Bild von Science-Fiction-Heldinnen, wie diese vorher aussahen oder sich zu verhalten hatten. Sie wird im Film nicht sonderlich stark sexualisiert und das ist dann auch der Unterschied.
Ui ui ui, schau Dir das noch mal an, die Höschen-Szene ist ja wohl wesentlich stärker sexualisiert als z.B. das „Fetisch-Outfit“ aus Devil Girl form Mars, und Android-Marias Tanzkleidung aus Metropolis und auch Stellas Space Bikini. Da sieht man sogar entscheidend mehr als nötig ist.
Ripley verhält sich kompetent. Nya (Devil Girl), Stella Star, The Bride, usw. auch.

Und ein entscheidender. Interessant ist aber schon, dass z.B. "Devil Girl from Mars" dem 2nd Wave-Feminismus um ein gutes Jahrzehnt vorausgeht (was nicht bedeutet, dass es kein feministischer Film ist). Und auch "Metropolis" war in der Nachbetrachtung für das feministische Kino sicher wichtig. Aber beide Filme sind auch stark den Rollenvorstellungen dieser Zeit unterworfen, dass Frauen schön, sauber zurechtgemacht, gerne auch knapp bekleidet oder stark weiblich konturiert (um sexuelle Verfügbarkeit zu symbolisieren, sogar bei Maria in "Metropolis" kann man das Argument machen) entweder passiv und superlieb (es hat einen Grund warum der "Ich wiederhole den Computer!"-Gag aus "Galaxy Quest" so gut funktioniert hat) oder gleich sinister, hexenhaft und geradezu dämonisch (siehe "Devil Girl"). 
Attraktivität verkauft halt Produkte. Wir fühlen uns von Schönheit eher angezogen und Menschen sehen sich Filme mit schönen Menschen lieber an, als mit hässlichen. Es sei denn Aspekte wie Hässlichkeit, Fettleibigkeit, etc. sind irgendwie Teil der Rolle. Das gilt für Frauen und Männer. Glaubst Du, Frauen sehen sich nicht gerne schöne Männer an? Natürlich tun sie das.
Und wo kommt der Gag eigentlich her? Galaxy Quest ist ja eine Parodie auf Star Trek TOS. Soweit ich mich erinnere hat da niemand, schon gar nicht Uhura, den Computer wiederholt.

Jetzt gehst du vielleicht hin und sagst: "Nee, also die Barbarella z.B. bricht aber schon mit einigen dieser Rollenklischees", dann erwidere ich: "Ja, vielleicht. Und schon liest du diesen Film feministisch." Und tust damit doch dasselbe, dass ich mit "Alien" tue. Ich weiß wirklich nicht, warum so massiv betont werden muss, dass "Alien" kein feministischer Film ist? Macht die Annahme, dass er einer wäre, ihn irgendwie schlechter?
Ich hätte kein Problem "Alien" als feministischen Film zu sehen, wenn ich ihn denn so wahrnehmen würde. Das hat mit seiner Qualität nichts zu tun. (Vielleicht genauer: Für mich sind die Anteile die Du siehst nicht ausreichend um die Qualifizierung "feministisch" zu erfüllen.)

Dasselbe gilt für "woke". Filme sind nicht schlecht, weil sie "woke" sind. Und viele Filme, die nicht "woke" sind, sind ebenfalls schlecht. Und Filme sind populär oder unpopulär, weil sie gut gemacht sind, einen Nerv treffen oder was auch immer. Du hast im Metatron-Thread sinngemäß geschrieben, Entscheider würden jetzt das "woke" auch wieder zurückdrehen, weil die Gruppe der Menschen, die sich davon gestört fühlen, größer sei als die "kleine Gruppe" derer, die das unbedingt wollen. Und ehrlich: Das ist überhaupt nicht wie wir drüber reden sollten, denn der allergrößten Zuschauer:innengruppe ist es bestimmt eigentlich scheißegal, solange der Film überhaupt was für sie tut. Für jeden Film, den du nennen kannst, der gefloppt ist, weil er eine woke Mary-Sue als Protagonistin hat und dir aktivistisch das Matriachat aufs Brot schmiert, kann ich einen Film nennen, der das, wie bestimmte "Kritiker" aus der Manosphere betonen, auch ist... und trotzdem erfolgreich ist.
Hm, in den ganzen Threads (nicht nur Metatron, sondern auch Acolyte) wurde nicht gesagt, das die Produkte schlecht sind weil sie nur „woke“ sind. Aber das Produkt muss gut sein, die Qualität muss überwiegen und woke muss darin verknüpft sein um zu bestehen. „Woke“ ist keine Qualität, das ist ein Thema. Die Präsentation von woke hat ein Problem: Wirkt es nicht als Teil der Story, empfinden wir es als eine Art uncanny Valley, als ein Fremdkörper der ausschließlich nur aus ideologischen Gründen eingebracht wurde. Dann empfindet die Mehrheit das nicht mehr als Unterhaltung, sondern weiß: Aha, hier werde ich belehrt/beschult/ermahnt. Hier ist meine Unterhaltung zu Ende, hier wird ein politisches Statement präsentiert.

Ob das so bleibt? Vielleicht nicht. Aber ich finde halt, wenn das nicht so bleibt sollten wir alle auch nicht zu stolz drauf sein. Denn das Aufkommen dieser ganzen "Angry White Nerd"-Internetbubble hat reale Konsequenzen für das Online- (und sehr häufig auch das Offline- (https://mein-mmo.de/shurjoka-im-fadenkreuz/)Leben) realer Frauen und Minderheiten. Kann man ja an der Diskussion über "Star Wars" gut sehen: Ich darf daran erinnern, wie mit Kelly Marie Tran online umgegangen wurde, weil sich ihre Figur Rose Tico geweigert hat, Finn einen unnötigen "Heldentod" sterben zu lassen.
Ich denke, zunächst hat das gar nicht so viel mit „angry“ zu tun – oder zu tun gehabt. Erst mal ist es: They just don‘t buy what you try to sell them. Es gibt bestimmte Dinge, Erzählungen, Figuren, die sind emotional etabliert. Werden diese Dinge dann mit dem woken Holzhammer mit gleichzeitigen respektlosen Äußerungen zertrümmert (z.B. in Star Wars Episode 8 ) oder „gekapert“ (z.B. Ariel ist jetzt schwarz), dann wird es „angry“, weil politische Ideologie und keine Kunst. Warum macht woke denn nicht einfach tolle Produkte und Figuren? Niemand beschwert sich darüber das beispielsweise Storm schwarz ist. (Eine weiße Storm fände ich z.B. absolut unpassend.)
Was Kelly Marie Tran geschehen ist, ist klar abzulehnen. Für Drehbuchentscheidungen können die Schauspieler ja nichts. Da sage ich auch immer, die haben sich bestimmt alle gefreut ein Teil von Star Wars zu sein, ein Teil der nächsten großen Trilogie. Ich meine, wie geil muss sich das angefühlt haben!? Und wie tragisch ist es geendet, für etwas was sie gar nicht unter Kontrolle gehabt hatten.

Legolas: Oh, don't get me started. Das Elbenprinzchen hat keine Fehler, keine Reibungspunkte und immer die Oberhand. Ein veritabler Gary Stu.
Einverstanden, der hat zumindest in der Verfilmung keine Schwächen – wäre mir im Buch aber gerade auch nicht bekannt. In den Filmen wirkt Legolas auch mehr wie ein Halbgott, finde ich.

Luke Skywalker (in Eine neue Hoffnung): Also, nur da. Im ersten Film gelingt Luke eine ganze Menge quasi unmöglicher Scheiß für einen Bauernjungen mit ein bisschen Fliegerausbildung und einer Jedi-Ausbildung durch Obi-Wan, die nicht länger gedauert hat als eine Busfahrt. Klar, Han ist ihm gegenüber zunächst misstrauisch (Rey übrigens auch)... aber doch mögen ihn alle irgendwie. Unser Bild vom Luke im Vergleich zu Rey basiert schon ein wenig darauf, dass er inzwischen halt mehr Filme hat.
Luke flog ständig mit seinem kleinen Gleiter (nicht den Repulsorschlitten, den Gleiter sieht man im Hintergrund, ist quasi ein kleiner Kampfflieger) herum und hat diese zwei Meter Ratten als Hobby oder Ungezieferbekämpfung(?) abgeschossen. Es mögen ihn übrigens nicht alle (Cantina Szene). Und na ja, er ist halt der Sohn des „Auserwählten“ und hat wie sein Vater ein Talent als Pilot. Der Macht-Crashkurs von Obi Wan – immerhin gab es diese Trainingsmontage – ist auch das wenige was ihn von seiner Schwester abhebt, die als Aristokratin in Luxus, mit bester Ausbildung, usw. aufwächst. Und Luke macht mehrere Fehler, immer wieder!

Captain Kirk: Smart, sportlich, attraktiv. Ein All-American-Hero ohne nennenswerte Schwächen und Wachstumspotenzial. Ganz im Gegensatz zu Picard z.B.
Auch Kirk macht Fehler und er ist kein Übermensch (es gibt sogar Trainingsmontagen). Kirk ist zwar hochkompetent (wird aber auch begründet), aber die Großtaten kommen erst durch das Zusammenspiel mit dem Team zustande. Picard ist eine verkopftete Figur, Kirk ist impulsiver. Das er sportlich ist, na ja, er ist beim Militär. (Picard ist auch actionheld-sportlich wenn er will/muss.) Ohne smart zu sein, wäre er kein Captain geworden. Er ist attraktiv, ja, ist Ripley auch.

Superman: Der Posterboy des Mary-Sue-ismus. Ich meine, seine einzige wirkliche Schwäche ist eine obskure Substanz from outer space.
... und Magie und psychische Beeinflussung und Hypnose und Erpressung und Lois Lane/seine Freunde und Kara/Supergirl und Darkside und Doomsday und Tod durch Doomsday … und im Zweifel auch … Batman.  ;D Ich würde sagen, lass den Mann in Ruhe, der hat sein Päckchen zu tragen.

Captain America: Sobald man ihm dieses Magieserum in die Adern pumpt, ist Cap. einfach ein unglaublicher Stu. Macht alles besser, hat stets den moralischen High Ground. Wird im ersten Film niemals an den Punkt eines moralischen Dark Moment of the Soul getrieben, der es in sich hätte. Das kommt dann später in der Reihe erst.
Und bis dahin ist er fast vollständig eine arme Wurst.

Der Typ aus Taken: I mean... come on! Der mag zwar ein ehemaliger Agent sein, aber seine Rückschläge sind bestenfalls situativ. Charakterliche Schwächen kann ich keine erkennen. Gilt übrigens übertragen auf viele männliche Protagonisten in Rache-Thrillern. Der Equalizer wäre ein weiteres Beispiel. Ein anderes der Typ aus "A History of Violence".
Die Protagonisten aus Rache-Thrillern haben ja alle einen Verlust erlitten. Was ist z.B. mit Frank Castle? Zum Equilizer kann ich nichts sagen. (Öh... Typ aus Taken?)

Jeder James Bond vor Daniel Craig: Ich meine, diese Jungs sind eine reine, männliche Power-Fantasy... mit unverbindlichem Sex inklusive. Klar, die werden ab und an mal gefangen genommen und ausgetrickst, aber retten muss sie eigentlich niemand.
Das ist dasselbe wie … Captain Marvel (nur ohne den Sexteil). Aber auch die Bonds vor Craig machen Fehler und verlieren. Hin und wieder werden sie sogar von den „Girls“ gerettet.

Jede zweite Figur, die Tom Cruise spielt: Einige davon sind sicherlich kompetent und ihre Kompetenz kann erklärt werden (das ist aber auch bei vielen anderen Mary-Sues im Frauenlager der Fall). Aber so Gestalten wie Jack Reacher oder Maverick... puh. Grade Letzterer: Fliegt als Rentner noch die halsbrecherischsten Manöver, legt sich ständig mit der Militärführung an und hat trotzdem nie was zu befürchten.
Zu Reacher kann ich nichts sagen. Maverick hingegen war von Anfang an ein Ausnahmenaturtalent und wird im zweiten Teil als Lehrer engagiert. Und das er nicht aus der Navy rausgeflogen ist, hat er mächtigen Freunden wie Iceman zu verdanken, die ihn beschützt haben. Übrigens wird Maverick im Film von Hangman gerettet. Maverick mag ja älter sein, aber offenbar von den Navy-Flugärzten freigegeben. Es ist halt alles begründet. 

JEDE Figur, die der Rock spielt: Na gut, vielleicht nicht jede. Aber die Rate ist ziemlich hoch. Das Höchste der Gefühle, das man vom Rock erwarten kann, ist Selbstironie. Aber echte Schwäche? Geht man lange suchen.

JEDE Figur, die Jason Statham spielt: Auch hier wieder: Nicht unbedingt jede. Aber es fällt mir schwer eine Statham-Figur zu finden, die nicht ein aalglatter Alles-Gelinger wäre. "Crank" ist der Punkt an dem es völlig durch die Decke geht.

Ein großer Teil der Bud Spencer und Terence Hill-Duos: Hand auf's Herz, welche charakterlichen Schwächen haben die? Dass Bud Witze übers Essen macht? Ich meine, ernsthaft. Die Jungs sind in ihren Filmen weder wirklich in Gefahr, noch müssen sie gerettet werden, noch kriegen sie irgendwelche größeren Probleme für all die mutwillige Zerstörung, die sie anrichten.
Einverstanden. Wobei man bei den Figuren von Bud & Terence schon Schwächen findet, aber es stimmt, sie sind kaum in echter Gefahr. Filme mit The Rock habe ich bisher noch nicht gesehen.

Manche Charaktere können auch gerne einfach Power Fantasies sein... auch und gerade im Blockbusterkino. War schon immer so für männliche Actionhelden. Lasst uns das den Frauen doch auch zugestehen, okay?
Damit habe ich kein Problem … was uns zu Captain Marvel führt. Ich habe bis auf wenige Dinge auch mit Captain Marvel kein Problem. Ich finde sogar der Film gehört zu den Top 5, vielleicht sogar zu den Top 3 des MCUs. Das Captain Marvel eine Power-Fantasie ist und weniger Schwächen als Superman/Supergirl hat ... geschenkt. Stört mich auch nicht. Und ich finde Brie Larson macht an sich einen guten Job. Aber dann kommt wieder das oben genannte Uncanny Valley: Wieso muss der Typ von dem sie das Motorad klaut unnötig schmierig sein? Anders als beim Pussy Wagon, wo der Pussy Wagon ein typischer Tarrantino Scherz an sich ist, ist hier kein Witz. Wieso sieht Vers Fury bei der Fingerabruckszene und verspottet ihn später unnötig („ich hab dich mal machen lassen“). Sie hätte ihn doch gleich stoppen können, und sagen „Nein, dafür haben wie jetzt keine Zeit – whoosh!“ Oder „Nein, lass mich mal – whoosh!“ Oder „Ach, ihr Erdlinge (seufz) – whoosh!“ Das dies in der Szene thematisiert wird, sagt sogar der Dialog aus: „Du hast gesehen, wie ich mich abgemüht habe!?“ „Du warst so schön in Fahrt (grins)“. Puuuh … weiß nicht, mein Bauchgefühl sagt mir, das ist mehr als nur eine witzige Szene. Das ist ein Werturteil.
Titel: Re: Wo entwickelt sich Hollywood hin?
Beitrag von: zaboron am 24.01.2025 | 12:12
Wieso muss der Typ  [...] unnötig schmierig sein?
Eine Frage, die man als Frau sich im echten Leben wohl täglich stellen kann. Daher war es auch im Film durchaus on topic.
Titel: Re: Wo entwickelt sich Hollywood hin?
Beitrag von: tartex am 24.01.2025 | 12:22
The Rock unterschreibt ja bekanntlich nur Verträge für Filme, wo explizit drin steht, dass er nie einen Kampf verliert.
Titel: Re: Wo entwickelt sich Hollywood hin?
Beitrag von: Mr. Ohnesorge am 24.01.2025 | 13:29
Würde ich auch machen ;D
Titel: Re: Wo entwickelt sich Hollywood hin?
Beitrag von: Ein Dämon auf Abwegen am 24.01.2025 | 14:51
Selbst Bond Girls haben es faustdick hinter den Ohren. (Ich denke, der Begriff "Girl" hat auch etwas mit der englischen Sprache zu tun.)
Kommt mMn sehr auf das Band Girl an.

In den Filmen sind sie irrcseit der Brosnan Era in der Regel ziemlich kompetent.

In den Älteren Filmen und den Büchern variiert es ziemlich.
Titel: Re: Wo entwickelt sich Hollywood hin?
Beitrag von: nobody@home am 24.01.2025 | 15:14
Kommt mMn sehr auf das Band Girl an.

In den Filmen sind sie irrcseit der Brosnan Era in der Regel ziemlich kompetent.

In den Älteren Filmen und den Büchern variiert es ziemlich.

Ich habe die einzelnen Filme nicht mehr groß getrennt im Kopf, aber ich denke, da mag mit hineinspielen, wer das jeweilige "Girl" vom Hintergrund her eigentlich ist -- dagegen, daß gleich jede gutaussehende Dame, der 007 mal rein zufällig über den Weg läuft, sich ihrerseits auch gleich als Actionheldin entpuppt, die genausogut ihren eigenen Film bestreiten könnte, spricht vermutlich einfach schon die demografische Statistik.

Wo er's allerdings mit Mit- und Gegenagentinnen und anderen Expertinnen auf deren jeweiligem Gebiet zu tun bekommt, da würde ich dann schon um glaubhaft dargestellte Kompetenz bitten. Da greift dann im Zweifelsfall ohnehin das nicht ganz unbegründete Klischee, daß eine Frau mindestens die anderthalbfache Männerleistung bringen muß, um von den Herren unter ihren Kollegen wenigstens halbwegs als gleichwertig akzeptiert zu werden...gerade in einer hinreichend "patriarchalischen" Gesellschaft oder Organisation braucht sie also Topqualifikationen, um nicht allein schon aus reinen Geschlechtsgründen an den Schreibtisch und die Kaffeemaschine verbannt zu werden, und die will ich dann auch sehen.
Titel: Re: Wo entwickelt sich Hollywood hin?
Beitrag von: Jiba am 24.01.2025 | 15:55
Würde ich auch machen ;D

Ein Jackie Chan wirst du schon mal nicht.  ;)
Titel: Re: Wo entwickelt sich Hollywood hin?
Beitrag von: Mr. Ohnesorge am 24.01.2025 | 16:44
Irgendwas ist immer ;D
Titel: Re: Wo entwickelt sich Hollywood hin?
Beitrag von: tartex am 24.01.2025 | 16:58
Attraktivität verkauft halt Produkte. Wir fühlen uns von Schönheit eher angezogen und Menschen sehen sich Filme mit schönen Menschen lieber an, als mit hässlichen. Es sei denn Aspekte wie Hässlichkeit, Fettleibigkeit, etc. sind irgendwie Teil der Rolle. Das gilt für Frauen und Männer. Glaubst Du, Frauen sehen sich nicht gerne schöne Männer an? Natürlich tun sie das.

Was aber z.B. in den 90igern als attraktiv galt und was heute unterscheidet sich aber ziemlich.
Titel: Re: Wo entwickelt sich Hollywood hin?
Beitrag von: Alexandro am 24.01.2025 | 20:53
The Rock unterschreibt ja bekanntlich nur Verträge für Filme, wo explizit drin steht, dass er nie einen Kampf verliert.

Der kam auch in einer Zeit zur WWE, wo Ego wichtiger war als Wrestlingtalent. Und in Hollywood hat er dann genauso weiter gemacht.

Zitat
Wo er's allerdings mit Mit- und Gegenagentinnen und anderen Expertinnen auf deren jeweiligem Gebiet zu tun bekommt, da würde ich dann schon um glaubhaft dargestellte Kompetenz bitten. Da greift dann im Zweifelsfall ohnehin das nicht ganz unbegründete Klischee, daß eine Frau mindestens die anderthalbfache Männerleistung bringen muß, um von den Herren unter ihren Kollegen wenigstens halbwegs als gleichwertig akzeptiert zu werden...

OK, wenn es um Glaubhaftigkeit geht, dann wäre Bond schon vor dem ersten Film achtkantig aus MI6 rausgeflogen.

Ein Problem der Filme ist, dass die Darstellung selber die Kompetenz der weiblichen Figuren unterminiert, d.h. immer wenn sie kompetent dargestellt werden, passiert irgendein Framing, welches sie "auf ihren Platz verweist" und ihre Leistungen innerhalb des Films herunterspielt.

Beispiel: Bond hängt an schmaler Kante über Häckselmaschine, Bösewicht versucht ihn runterzutreten – Bondgirl erschießt den Bösewicht (Darstellung von Kompetenz). Bondgirl geht zu Bond, bietet ihm die Hand an und fragt, ob er OK ist. Bond blafft sie an „Schalte erstmal die Maschine aus!“ - keine Leistung eines Bondgirls kann für sich alleine stehen, sondern sie müssen erstmal von Bond darüber belehrt werden, wie sie es "richtig" zu machen haben. Und sie dürfen auf diesen Anfall von Mansplaining natürlich auch kein Kontra geben (die glaubwürdige Reaktion auf so eine Aktion wäre nämlich "Sag mal, James... wer hat dir eigentlich ins Hirn gesch*ssen?"), sondern müssen James Bond das letzte Wort lassen.

Und dieses Beispiel war jetzt aus keinem der ultra-patriarchalischen Filme der 60er, sondern aus einem der Dalton-Bonds der späten 80ern. Bei Brosnan gab es auch einige solcher Momente, wo ein eigentlich bisher kompetent dargestellter Charakter "zurechtgestutzt" wird, weil man Sorge hatte diese wirke besser als Bond. Oft ist es so, dass ein weiblicher Nebencharakter, der halb so kompetent wie der (männliche) Hauptcharakter dargestellt wird, so empfunden wird, als wäre er genauso kompetent dargestellt wie der Hauptcharakter (und damit "zu kompetent", denn es soll ja um den Hauptcharakter gehen) - obwohl sie im Film nicht annährend den Kompetenzgrad der männlichen Hauptfigur zeigen, werden sie trotzdem noch weiter abgewertet.
Titel: Re: Wo entwickelt sich Hollywood hin?
Beitrag von: nobody@home am 24.01.2025 | 21:04
...na, bei solchen Filmvorbildern muß man sich dann nicht wundern, wenn manche Rollenspieler Probleme mit Teamwork haben. :P
Titel: Re: Wo entwickelt sich Hollywood hin?
Beitrag von: Galatea am 24.01.2025 | 21:29
Ich glaube mit der Definition kann man generell gut arbeiten.
Dem sei hinzuzufügen, dass, da es sich um systematische Ungerechtigkeiten/Ungleichbehandlungen handelt, diese nicht dadurch korrigiert werden können, dass sich die einzelnen Gesellschaftsmitglieder besser verhalten.
Dieses Bullshitargument wird nämlich von reaktionären Konservativen immer angeführt - "wir brauchen keine Änderung, jeder muss sich nur besser verhalten".
Es geht hier um *strukturelle* Probleme, die nur durch Anpassung der entsprechenden Strukturen zu beseitigen sind.
Das schafft ein Mensch alleine nicht, da braucht es eine legislative Grundlage.


Wohin sich gerade Hollywood entwickelt? Sieht man doch recht deutlich an "Red One".
Jeder Film kostet mindestens 100 Millionen Dollar und muss daher die breitest mögliche Zuschauerschaft ansprechen (was dazu führt, dass keine einzige Zielgruppe mit dem Produkt wirklich zufrieden ist).
Nischenfilme gibts nicht mehr, die sind bei solchen Budgets auch garnicht möglich.
Und irgendwann in den nächsten Jahren/Jahrzehnten wirds einen ganz großen Knall geben, weil das ganze Konzept schlicht nicht zukunftsfähig ist.
Titel: Re: Wo entwickelt sich Hollywood hin?
Beitrag von: BBB am 25.01.2025 | 20:26
Wohin sich gerade Hollywood entwickelt? Sieht man doch recht deutlich an "Red One".
Jeder Film kostet mindestens 100 Millionen Dollar und muss daher die breitest mögliche Zuschauerschaft ansprechen (was dazu führt, dass keine einzige Zielgruppe mit dem Produkt wirklich zufrieden ist).
Nischenfilme gibts nicht mehr, die sind bei solchen Budgets auch garnicht möglich.

Angeblich soll Red One sogar eine Viertel Milliarde gekostet haben. Was komplett absurd ist (Quelle allerdings Honest Trailers, insofern mit etwas Vorsicht zu genießen).

Aber ja, Filme für unter 100 Mio Dollar gibt es kaum noch, bzw. ehrlicherweise schaffen diese es nicht mehr in der Maschinerie Hollywood die nötige Aufmerksamkeit zu bekommen.
Robert Meyer Burnett hat dazu mal ein cooles Video gemacht, leider finde ich es nicht mehr. Quintessenz: Hollywood ist so risikoavers geworden, dass sie eigentlich hauptsächlich Filme machen, die mehr als 100 Mio kosten, allein weil sie eben auf einer bekannten IP aufbauen, und dann  inkl. Marketing etc. eigentlich schon eine halbe Milliarde Minimum einspielen müssen, um überaupt profitabel zu sein.
Die kleinen 30-80 Mio Filme sterben unterdessen aus, weil das Risiko zu hoch geworden ist.
Titel: Re: Wo entwickelt sich Hollywood hin?
Beitrag von: Aedin Madasohn am 25.01.2025 | 21:07
Die kleinen 30-80 Mio Filme sterben unterdessen aus, weil das Risiko zu hoch geworden ist.

hmmmm

mir persönlich kommen so einige der Serie bei NetWowAm wie auf Serienlänge ausgewalzte 30-80 Miller vor

und ja, beworben werden die nicht. reine flyaway Kostensätze
Titel: Re: Wo entwickelt sich Hollywood hin?
Beitrag von: Antariuk am 25.01.2025 | 21:53
Im Zusammenhang mit The Rock und heutigen Filmen möchte ich auf dieses Video (https://www.youtube.com/watch?v=j_6bscCG7OA&ab_channel=Patrick%28H%29Willems) von Patrick Willems verweisen (Achtung, das ist länger), der da mEn eine interessante Entwicklung der Filmindustrie aufzeigt - hin zu Filmstars als Brands, nicht mehr als klassische Filmstars.
Titel: Re: Wo entwickelt sich Hollywood hin?
Beitrag von: nobody@home am 25.01.2025 | 21:54
Wobei bei den Filmkosten natürlich immer auch die liebe Inflation mit hineinspielt. Nur weil ein Film heute in Dollar gerechnet doppelt so teuer in der Produktion sein mag wie einer vor meinetwegen aus der Luft gegriffenen zwanzig Jahren, heißt das noch lange nicht, daß er auch wirklich effektiv das doppelte Budget hat.
Titel: Re: Wo entwickelt sich Hollywood hin?
Beitrag von: Aedin Madasohn am 26.01.2025 | 09:45
Wobei bei den Filmkosten natürlich immer auch die liebe Inflation mit hineinspielt. Nur weil ein Film heute in Dollar gerechnet doppelt so teuer in der Produktion sein mag wie einer vor meinetwegen aus der Luft gegriffenen zwanzig Jahren, heißt das noch lange nicht, daß er auch wirklich effektiv das doppelte Budget hat.

@Inflation@Zeitraum der letzten Jahre

um nominal "doppeltes Buget" innerhalb von launigen 20 Jahren durch Inflation auffressen zu lassen, braucht es launige dreieinhalb Prozent Inflation
ausgewiesen wurden seit der Jahrtausendwende in den USA ein gemittelter Koridor von launigen zwokommazwo bis zwoeinhalb Prozent.

das Zeitfenster für doppel Buget geht bei der realex Inflation also nicht auf 20 Jahren, sondern eher auf 30 Jahren.

da vergleicht man also die 1990er Blockbuster mit den aktuellen Formaten der 2020er
Terminator 2 1991 mit launigen 90 - 100 Mille ausgewiesen; Oscar für Beste visuelle Effekte; mit Arni ein Großverdiener am Set

was würde 34 Jahre später ein Oscar für Beste visuelle Effekte plus ein amtierender Großverdiener am Set kosten?
250 Mille wäre ja ok  ;)
350 Mille?
500 Mille?

können Studios heute treffsicher 1000 Mille ausgeben, ohne einen Oscar für Beste visuelle Effekte einzuheimsen oder einem amtierenden Großverdiener am Set (als Werbungszugpferd ala 90er Arni) die Geldkatze gebürstet zu haben?

Titel: Re: Wo entwickelt sich Hollywood hin?
Beitrag von: tartex am 26.01.2025 | 11:27
Ernsthafte Frage: was war denn der letzte/neuste Film, wo euch die Effekte und das Design echt beeindruckt haben?
Titel: Re: Wo entwickelt sich Hollywood hin?
Beitrag von: Ludovico am 26.01.2025 | 11:54
Ronin
Die Stunts und die Verfolgungsjagden waren super.

Das Design von Planet Terror war auch großartig.
Aber ansonsten... Das ganze CGI langweilt mich.
Titel: Re: Wo entwickelt sich Hollywood hin?
Beitrag von: Uebelator am 26.01.2025 | 12:41
Ernsthafte Frage: was war denn der letzte/neuste Film, wo euch die Effekte und das Design echt beeindruckt haben?

Ich bin mir nicht sicher, obs bei einem aktuelleren Film auch so war, aber der erste, der mir in den Sinn kam, war Mad Max: Fury Road.
Titel: Re: Wo entwickelt sich Hollywood hin?
Beitrag von: Vash the stampede am 26.01.2025 | 12:50
Ernsthafte Frage: was war denn der letzte/neuste Film, wo euch die Effekte und das Design echt beeindruckt haben?

Zwei Filme, die mir schlussendlich zwar nicht gefallen haben, aber sehr gut gemacht sind: The Creator (und mit 80 Mio. dafür sogar noch günstig) und The Substance.

Und ein Film, bei dem alles gepasst hat: Guillermo del Toro's Pinocchio, aber das ist ein Puppenfilm und geht vielleicht an der Frage vorbei.

PS: Natürlich Mad Max: Fury Road und Furiosa: Mad Max Saga
Titel: Re: Wo entwickelt sich Hollywood hin?
Beitrag von: Aedin Madasohn am 26.01.2025 | 13:53
ok, zwei Begutachtungskanidaten  :)

Mad Max Saga Fury Road

2015 - Buget 150 Mille (gemäß Schnellsuche kino total net)
6 Oscars (aber nicht für visuelle Effekte; Kostüme design, makeup/maske, Szenebild/Ausstattung)
Projektiert in 2003 mit 100 Millionen (laut Wiki), was sich dann auf 2015 verschob

2015 150 Mille auf 2025 = launige 30% Aufschlag = 195

Mad Max Saga Furiosa

2024 - Buget 168 Mille
KEIN Oscar
2024 168 Mille auf 2025 mit üppigen 3,5% Inflation = 174

aufgrund der Überschneidung mit Thor:

Love and Thunder

2022 - 250 Mille (laut Wiki)
Kein Oscar
2022 - 250 Mille auf 2025 mit dem großen Inflationsschritt des russ Angriffs auf die Ukraine 8% = 270

ich habe alle drei Filme gesehen. die beiden Mad Maxer würde ich auch mal wieder schauen  :)
Love and Thunder nur, wenn man mir Geld für die aufgewendete Lebenszeit zahlen würde  >;D
(und dabei hatte mich der Trailer total angefixt...und dann  :q )

Fury Road holte also Oscars, ohne die 200er grob zu überspringen.
Furiosa war billiger, aber optisch solide  :d. der ging also unter
L&T war so "teuer" wie ein hochgerechneter Terminator 2 und war dafür optisch nur mittelmäßig. Berechtigt keine Oscars
Titel: Re: Wo entwickelt sich Hollywood hin?
Beitrag von: Alexandro am 26.01.2025 | 18:11
Die Traumsequenzen in "Dream Scenario".
Der finale Shootout in "Slow West" (auch die Landschaftsaufnahmen waren sehr beeindruckend)
Die Treppenhaus-Prügelei in "Atomic Blonde"
Die finale Sequenz von "Under the Skin" (die tat richtig weh)

Im Zusammenhang mit The Rock und heutigen Filmen möchte ich auf dieses Video (https://www.youtube.com/watch?v=j_6bscCG7OA&ab_channel=Patrick%28H%29Willems) von Patrick Willems verweisen (Achtung, das ist länger), der da mEn eine interessante Entwicklung der Filmindustrie aufzeigt - hin zu Filmstars als Brands, nicht mehr als klassische Filmstars.

Als ich das gesehen habe, dachte ich mir: denkt Patrick wirklich, das wäre bei einem Will Smith anders? Dass ein Tom Cruise, ein Schwartzenegger oder ein Jackie Chan sich nicht effektiv vermarktet haben? Heck, sogar Bruce Lee war effektiv eine Marke - um das nicht zu sehen muss man wirklich naiv sein.

Ansonsten gab es immer Tentpole-Blockbuster und anspruchsvollere Filme für kleinere Zielgruppen (also das, was A24 inzwischen macht). Da hat sich nicht groß was verändert.
Titel: Re: Wo entwickelt sich Hollywood hin?
Beitrag von: BBB am 27.01.2025 | 07:55
Wobei bei den Filmkosten natürlich immer auch die liebe Inflation mit hineinspielt. Nur weil ein Film heute in Dollar gerechnet doppelt so teuer in der Produktion sein mag wie einer vor meinetwegen aus der Luft gegriffenen zwanzig Jahren, heißt das noch lange nicht, daß er auch wirklich effektiv das doppelte Budget hat.

Klar, Inflation ist ein riesen Thema und ein großer Teil der Kostenexplosion.
Das wäre an sich auch ein kein Problem, wenn die Einnahmen in gleichem Maße steigen würden. Dann verschiebt sich nur einfach alles.

Das Problem ist eher, dass das Gesamt-BoxOffice, also die Einnahmen, im Wesentlichen stagnieren, bzw. zusätzlich zur Stagnation noch nicht wieder auf vor-Corona Niveau angekommen sind.

Disclaimer: Ich hab jetzt nur die Zahlen für domestic (USA und Canada) genommen, weil etwas einfacher und weniger komplex... soweit ich weiß sieht es international nicht besser aus, aber da hab ich keine Zahlen.

Wenn man sich die Übersicht des Box Office anschaut, also der Gesamteinnahmen in einem Jahr (z.B. hier (https://www.boxofficemojo.com/year/?ref_=bo_nb_di_secondarytab)), sieht man, dass
- es bis etwa 2010 ein relativ stetes Anwachsen des Box Office hab
- zwischen 2010 und 2018 das BO zwischen 10 und knapp 12 Milliarden schwankt/stagniert. Es gab immer mal gute und schlechte Jahre, aber keine fortlaufende Entwicklung mehr. Ich hab da mal mit einem Studio Exec drüber gesprochen, dem das wirklich Sorgen bereitet, weil das im Endeffekt heißt, dass sich die Studios nur noch gegenseitig das Geld wegnehmen. Ein Grund dafür ist wahrscheinlich Streaming - was auch erklärt, warum die Studios notgedrungen auf Streaming setzen... kommt aber wieder mit ganz eigenen Problemen.
- der Einbruch durch Corona bis heute nicht wieder aufgeholt wurde

Das heißt die letzten ca. 15 Jahre haben die Studios zwar weiterhin (zum Teil massiv) gestiegene Kosten, auch Dank Inflation, aber eben im Mittel sinkende Einnahmen.

Wie gesagt, in Realität ist das alles noch viel komplexer. Aber es vermittelt vielleicht einen ersten Eindruck
Titel: Re: Wo entwickelt sich Hollywood hin?
Beitrag von: Ein Dämon auf Abwegen am 27.01.2025 | 08:34
Robert Meyer Burnett hat dazu mal ein cooles Video gemacht, leider finde ich es nicht mehr. Quintessenz: Hollywood ist so risikoavers geworden, dass sie eigentlich hauptsächlich Filme machen, die mehr als 100 Mio kosten, allein weil sie eben auf einer bekannten IP aufbauen, und dann  inkl. Marketing etc. eigentlich schon eine halbe Milliarde Minimum einspielen müssen, um überaupt profitabel zu sein.
Die kleinen 30-80 Mio Filme sterben unterdessen aus, weil das Risiko zu hoch geworden ist.
Ich frag mich ja langsam ob das wirklich noch gilt, und ob das Risiko bei den teuren Blockbustern mit bekannter IP nicht schon fast höher ist als bei den Mid Budget Filmen.

Titel: Re: Wo entwickelt sich Hollywood hin?
Beitrag von: Managarmr am 27.01.2025 | 08:42
Ein nicht unerheblicher Teil der Einnahmen war seit den 80igern  (Videokasetten) der After-market  nach dem Box-Office, also Merch, Videotheken und die Leute die die Filme kauften um sie zuhause Fernsehprogramm-unabhängig und werbefrei sehen zu könen. Dann kam DVD, nochmal mehr lockender, da viel bessere Qualität, einfacher zur Favoritszene zu spulen (ohne dabei durch Bandverschleiss die Szene zu zerstören). Ausserdem kauften viele Sammler alles nochmal neu, und warfen die Bänder weg. Fette Jahre.
Dann kam Streaming. Es ist also von einem gelegentlichem Steelbook (und das sind Peanuts) abgesehen nur noch Merch übrig auf dem After-market. Und Merch hat heute auch harte Konkurrenz von Merch für zB Computerspiele. 
Titel: Re: Wo entwickelt sich Hollywood hin?
Beitrag von: Grubentroll am 18.02.2025 | 07:11
Bond blafft sie an „Schalte erstmal die Maschine aus!“
Vielleicht ja auch keine dumme Idee.