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Pen & Paper - Spielsysteme => D&D - Dungeons & Dragons => D&D5E => Thema gestartet von: Runenstahl am 16.02.2025 | 00:55

Titel: D&D kann keine Diplomatie ! Wirklich ?
Beitrag von: Runenstahl am 16.02.2025 | 00:55
Man liest es (auch hier im Tanelorn) immer wieder. D&D hat nur Kampfregeln, D&D kann keine Diplomatie, D&D hat Charakterklassen die bei sozialen Encountern nichts beisteuern können, D&D macht Diplomatie nur über einen simplen Fertigkeitswurf etc.

Ich bin es langsam Müde mich jedesmal in jedem Thread zu wiederholen wenn dieses Thema auftaucht, deshalb mache ich dafür mal diesen Thread auf. Ich bin da nämlich total anderer Meinung.

Aber der Reihe nach:

Es stimmt das die Kampfregeln bei D&D den größten Teil der Regeln ausmachen. Es stimmt allerdings nicht das D&D nur Regeln zum Kämpfen hat. Besonders die 5e hat meiner Meinung nach ein sehr gelungenens System für soziale Encounter das es schafft Rollenspiel und Fertigkeitswürfe geschickt unter einen Hut zu bringen.

Die sozialen Regeln kurz erklärt:
Der SL bestimmt ob der NPC freundlich, feindlich oder neutral gesonnen ist. Diese Einstellung bestimmt wie schlecht das schlechteste Ergebnis sein kann und wie gut das bestmögliche Ergebnis sein kann. Der Erzfeind wird z.B. im bestmöglichen Fall gerade mal so hilfsbereit sein wie ein freundlicher NPC bei total vermasselter Probe.

Das klärt übrigens auch die Frage (die auch mal hier im Tanelorn aufkam als um soziale Encounter ging) wie man eigentlich festlegt wozu ein NPC überhaupt bereit ist.Ja, das erfordert bisweilen etwas interpretation vom SL aber es gibt zumindest eine gute Richtlinie vor.

"Der NPC wird helfen, dabei aber keine Risiken eingehen oder Verluste im Kauf nehmen" könnte bei einem Adligen den man um Hilfe beim Kampf gegen Monster bittet, bedeuten das er die Helden mit Infos versorgt, ihnen Händler, Priester oder Söldner vermittelt und ihnen Empfehlungsschreiben ausstellt und sie vielleicht sogar mit ein wenig Gold ausstattet (sofern ihm das nicht wehtut). Bei einem Händler könnte das bedeuten das er ihnen die Waren etwas günstiger verkauft aber keine echten Einbußen in Kauf nimmt (sagen wir mal einen 10% Rabatt vielleicht). Die Torwache an der die Charaktere vorbei wollen wird diese in diesem Fall nur dann durchlassen wenn sie sie überzeugen können das dies in keinen Fall negative Auswirkungen für sie haben wird, ansonsten ist das Risiko seinen Job zu verlieren für die Wache zu hoch um die Helden durch zu lassen.

Der Clou dabei ist jedoch das die Charaktere durch Rollenspiel (ja, D&D möchte auch das man Rollenspiel betreibt !) in der Lage ist die Einstellung des Gegenübers zumindest vorübergehend zu verbessern (oder zu verschlechtern).

Und da haben wir auch schon den Punkt an dem jeder Charakter der Gruppe, auch der Barbar mit Charisma 3, einen Beitrag leisten kann. Wer die richtigen Argumente bringt kann das Ergebnis einer Diskussion damit massiv beeinflussen.

Ich kenne so einige Diplomatiesysteme. Von Burning Wheel das Diplomatie recht komplex quasi wie Kampfregeln behandelt über Chtulhu (5. Edition) das, oblgeich das bei dem Spiel eine viel größere Rolle spielen sollte, keine eigenen Regeln für soziale Encounter hat die über eine knappe Beschreibung bei der jeweiligen Fertigkeit hinausgehen (das System hat aber auch etliche Seiten Kampfregeln).

Deshalb frage ich mal in die Runde:
1. Was muss ein System für soziale Encounter denn leisten damit es eurer Meinung nach gut ist ?
2. Welche Regelwerke haben so ein System ?
Titel: Re: D&D kann keine Diplomatie ! Wirklich ?
Beitrag von: Arldwulf am 16.02.2025 | 01:16
Deshalb frage ich mal in die Runde:
1. Was muss ein System für soziale Encounter denn leisten damit es eurer Meinung nach gut ist ?
2. Welche Regelwerke haben so ein System ?

1. was muss es können?


Zu den einzelnen Punkten könnte man im Detail ziemlich viel schreiben, aber ich denke wichtiger ist die Antwort auf die zweite Frage: Wer hat so was?

Na D&D, wenn auch nur im Vorgänger zur 5e.

Und insofern ist es sicherlich falsch zu sagen D&D könne dergleichen nicht.

Es war nur ein bewusster Schritt der Designer der 5e diesen Themen wieder etwas weniger Regelunterstützung zu geben. Doch wie du schon schreibst, ganz weg ist es auch in der 5e mitnichten.
Titel: Re: D&D kann keine Diplomatie ! Wirklich ?
Beitrag von: Sashael am 16.02.2025 | 05:41
Der Clou dabei ist jedoch das die Charaktere durch Rollenspiel (ja, D&D möchte auch das man Rollenspiel betreibt !) in der Lage ist die Einstellung des Gegenübers zumindest vorübergehend zu verbessern (oder zu verschlechtern).

Und da haben wir auch schon den Punkt an dem jeder Charakter der Gruppe, auch der Barbar mit Charisma 3, einen Beitrag leisten kann. Wer die richtigen Argumente bringt kann das Ergebnis einer Diskussion damit massiv beeinflussen.
Da trägt aber nicht der Barbar etwas bei, sondern der Spieler des Barbaren.

Was bei einem Ressourcensystem wie D&D in meinen Augen kein Feature, sondern ein Bug ist.

Ein Regelsystem für Diplomatie sollte imo halt Rechnung tragen, was für eine Rolle ein Spieler spielt. Wenn  der extrovertierte und wortgewandte Holger einen Barabaren mit Int und Cha 8 spielt, weil er selbst weniger barbarisch sondern bardisch unterwegs ist und dann in sozialen Situationen die Handlung steuern kann, dann läuft imo schon etwas falsch.

Die Skillchallenges von D&D4 waren da besser aufgestellt.

Der Punkt "Man will auch in D&D Rollenspiel betreiben" wäre valide, wenn er denn auch konsequent umgesetzt werden würde,  statt dass im Kampf Asgar, Elondil und Iska zum Zug kommen und in sozialen Situationen auf einmal Holger, Frank und Heike.

Aber genau an der Stelle versagt D&D5 in meinen Augen, weil es keinen vernünftigen auswertbaren Regelrahmen für soziale Sachen an den Tisch bringt, sondern dieser ganze Kram dann per GM Entscheid und Rulings gehandwedelt wird.
Titel: Re: D&D kann keine Diplomatie ! Wirklich ?
Beitrag von: Zed am 16.02.2025 | 07:08
Meine Gruppe lehnt das Auswürfeln diplomarischer Situationen ab. Wir spielen es immer aus.

Da fällt gar nicht auf, wie armselig das Skillsystem von DnD (3.5) ist.

Ja, Charisma ist dadurch als Attribut entwertet, aber das ist okay für uns.

Wir spielen etwa 4 Teile Kampf, 3 Teile Diplomatie und 2 Teile Exploration & strategische Planung.

Diplomatie hat bei uns also ein recht großes Zeitfenster und passt für uns hervorragend zu / in DnD.
Titel: Re: D&D kann keine Diplomatie ! Wirklich ?
Beitrag von: klatschi am 16.02.2025 | 07:28
Da trägt aber nicht der Barbar etwas bei, sondern der Spieler des Barbaren.

Was bei einem Ressourcensystem wie D&D in meinen Augen kein Feature, sondern ein Bug ist.

Ein Regelsystem für Diplomatie sollte imo halt Rechnung tragen, was für eine Rolle ein Spieler spielt. Wenn  der extrovertierte und wortgewandte Holger einen Barabaren mit Int und Cha 8 spielt, weil er selbst weniger barbarisch sondern bardisch unterwegs ist und dann in sozialen Situationen die Handlung steuern kann, dann läuft imo schon etwas falsch.

Die Skillchallenges von D&D4 waren da besser aufgestellt.

Der Punkt "Man will auch in D&D Rollenspiel betreiben" wäre valide, wenn er denn auch konsequent umgesetzt werden würde,  statt dass im Kampf Asgar, Elondil und Iska zum Zug kommen und in sozialen Situationen auf einmal Holger, Frank und Heike.

Aber genau an der Stelle versagt D&D5 in meinen Augen, weil es keinen vernünftigen auswertbaren Regelrahmen für soziale Sachen an den Tisch bringt, sondern dieser ganze Kram dann per GM Entscheid und Rulings gehandwedelt wird.

Ich stelle mir vor, wie es umgekehrt wäre. Jeder Charakter kann etwas zum Kampf beitragen, wenn er mindestens eine Rolle rückwärts machen kann und danach mit der LARP Waffe an der Holzpuppe zeigt, wie er den Gegner angreifen würde.

 ~;D

Ich finde ja auch ein paar mehr Regeln sinnvoll, und sei es nur wie bei TOR2, das vorgibt, wie viele Erfolge es braucht, um das Gegenüber zu überzeugen und ermittelt, wie viel Zeit ich dafür habe. Oder eben PF2, das das mit einem kleinen Subsystem umreißt um genauer darzustellen, wie und was gemacht werden muss, welche Skills bei einem NPC „zünden“ etc.
Titel: Re: D&D kann keine Diplomatie ! Wirklich ?
Beitrag von: Runenstahl am 16.02.2025 | 07:54
Da trägt aber nicht der Barbar etwas bei, sondern der Spieler des Barbaren.

Ein Regelsystem für Diplomatie sollte imo halt Rechnung tragen, was für eine Rolle ein Spieler spielt. Wenn  der extrovertierte und wortgewandte Holger einen Barabaren mit Int und Cha 8 spielt, weil er selbst weniger barbarisch sondern bardisch unterwegs ist und dann in sozialen Situationen die Handlung steuern kann, dann läuft imo schon etwas falsch.

Bei deinem 1. Punkt bin ich bei dir.

Was den 2. Punkt angeht: Werte sollten schon zum Charakter passen. Aber auch der grummelige Griesgram mit miesen Werten darf mal einen Einwand bringen der das Gegenüber zum Nachdenken bringt. Wenn die Charaktere versuchen den Zwergenkönig zur Hilfe für einen seiner Barone zu bewegen aber dieser keinen Finger rühren will ist es mMn schon okay wenn der Barbar laut denkt "Vielleicht mag König nicht helfen weil König Baron nicht mag. Aber Baron würde König Dank schulden und Ehre wichtig, oder ?" und dem König damit die Idee gibt das sein Baron ihm in der Tat zu großem Dank verpflichtet wäre und er deswegen die nächsten paar hundert Jahre kein Problem-Baron mehr währe ohne seine (für Zwerge sehr wichtige) Ehre zu riskieren.
Titel: Re: D&D kann keine Diplomatie ! Wirklich ?
Beitrag von: Namo am 16.02.2025 | 08:34
Das Thema streift ja das Thema welches schon öfters hier diskutiert wurde: muss Diplomatie und soziale Interaktion überhaupt verregelt sein. Mit all seinen klassischen Argumenten (passiver Spieler mit Charisma 18 und den besten Überzeugungsskills vs Barbar Charisma 3 dessen Spieler ein Menschenfänger ist)

Für mich ist das auch wieder die Frage an die Gruppe und wie sie spielen möchte. Für mich gehört Diplomatie zum Kernbereich des Charakterspiels der Spieler. Zum Rollenspiel an sich. Daher ist das Thema für mich relativ regellos bzw benötige ich da keine großen Regeln zu. Man kennt ja die Mechaniken seines Systems und kann insofern agieren, wenn man nun doch eine Situation hat, in der man dann eben eine Reaktion auswürfeln möchte.

Bei meiner recht homogenen Gruppe würfle ich recht selten Reaktionswürfe. Würde ich mit einer Kindergruppe spielen, würde ich vermutlich eher zu den Würfeln greifen lassen.

Wie ich das bei einer nicht homogenen Truppe darstellen würde weiß ich nicht. Vermutlich auch eher ein Mischsystem je nach Spieler.
Titel: Re: D&D kann keine Diplomatie ! Wirklich ?
Beitrag von: Boba Fett am 16.02.2025 | 08:47
Man liest es (auch hier im Tanelorn) immer wieder. D&D hat nur Kampfregeln, D&D kann keine Diplomatie, ...

So würde ich das nicht unterschreiben, aber im Verhältnis dazu, wieviele Seiten im Regelwerk sich mit den physischen Konflikte ("Kampf") beschäftigen, fällt die Bewältigung von sozialen Konflikten sehr dünn aus.

Zitat
Deshalb frage ich mal in die Runde:
1. Was muss ein System für soziale Encounter denn leisten damit es eurer Meinung nach gut ist ?
2. Welche Regelwerke haben so ein System ?

Zunächst einmal:
Wenn man soziale Konflikte abwickeln möchte, dann sollte es dafür auch ein Konfliktsystem geben, ähnlich wie beim "Kampf".
Und solche Konflikte müssen auch immer gleich abgewickelt werden und nicht interpretationsbedürftig sein.
Es sollte irgendwas an "Punkten" geben, die abgebaut werden, so wie Trefferpunkte und die irgendwann anzeigen dass jemand nachgibt, gedemütigt wurde oder anderweitig "besiegt" ist.
Der soziale Konflikt sollte von Spielwerten und nicht von der Redegewandtheit des Spielers abhängen, denn beim physischen Konflikt verhält es sich ja auch so.
Titel: Re: D&D kann keine Diplomatie ! Wirklich ?
Beitrag von: Tudor the Traveller am 16.02.2025 | 08:58
1. was muss es können?

  • Flexibel auf eine Vielzahl von Situationen einsetzbar sein
  • Sowohl Spielern klar machen was mögliche Optionen sind als auch eigene Ideen zulassen
  • Unterschiedliche Komplexität und Schwierigkeitsgrade abbilden
  • Teilweisen Erfolg und Erfolg mit Kosten kennen
  • Ins Belohnungssystem des Spiels eingebunden sein
  • Mehrschichtige Problemlösung abbilden bei der Probleme schrittweise gelöst werden müssen
  • Teamarbeit fördern, beispielsweise indem Probleme nicht durch einen einzelnen Würfelwurf lösbar sind, sondern mehrere verschiedene Aktionen benötigen.
  • Kombinierbarkeit und Balancing anderen Spieloptionen gegenüber

Zu den einzelnen Punkten könnte man im Detail ziemlich viel schreiben, aber ich denke wichtiger ist die Antwort auf die zweite Frage: Wer hat so was?

Na D&D, wenn auch nur im Vorgänger zur 5e.

Und insofern ist es sicherlich falsch zu sagen D&D könne dergleichen nicht.

Es war nur ein bewusster Schritt der Designer der 5e diesen Themen wieder etwas weniger Regelunterstützung zu geben. Doch wie du schon schreibst, ganz weg ist es auch in der 5e mitnichten.

Die Liste finde ich schon ganz gut. Aber für mich ist der wesentliche Punkt, dass in einem Klassensystem jede Klasse eine Regelanbindung für Soziales hat, die über Charisma und 3 Skillwerte hinaus geht. Damit eben Asgar der Barbar und nicht Holger der Wortgewandte entscheidend ist.

Also Klassenfähigkeiten für den sozialen Bereich. So wie sich bspw. der Ranger in D&D auf ein Gelände spezialisiert, spezialisiert sich der Barde auf soziales "Gelände". Militärs spielen im RL bei Diplomatie auch immerschon mit, das könnte man aufgreifen z.B. über eine Art Reputationssystem mit Auszeichnungen. Dafür braucht es auf der NSC Seite dann aber auch Mechanik, mit der das Wechselwirken kann.

Gib Charakteren soziale "Kampfwerte", Resistenzen, Schwächen. "Resistenz gegen Drohungen und Bestechungen, Schwäche gegen Einschmeichelung und Reputation" oder so.
Titel: Re: D&D kann keine Diplomatie ! Wirklich ?
Beitrag von: Paßwächter am 16.02.2025 | 09:29
Für mich gehört Diplomatie zum Kernbereich des Charakterspiels der Spieler. Zum Rollenspiel an sich. Daher ist das Thema für mich relativ regellos bzw benötige ich da keine großen Regeln zu. Man kennt ja die Mechaniken seines Systems und kann insofern agieren, wenn man nun doch eine Situation hat, in der man dann eben eine Reaktion auswürfeln möchte.
Als Spieler eines in sozialen Belangen versierten Charakters würde ich mich da möglicherweise ungerecht behandelt fühlen. Der Spieler des Kämpfers kann 100% aus den Werten seines Charakters ziehen, und ich fokussierte meinen Charakter auf soziale Werte und mein Charakter kommt auf keinen grünen Zweig, weil ich nach Ansicht des Spielleiters nur blöde Vorschläge einbringen kann, die keinen Erfolg wert sind?
Titel: Re: D&D kann keine Diplomatie ! Wirklich ?
Beitrag von: klatschi am 16.02.2025 | 09:40
Gib Charakteren soziale "Kampfwerte", Resistenzen, Schwächen. "Resistenz gegen Drohungen und Bestechungen, Schwäche gegen Einschmeichelung und Reputation" oder so.


okay, das ist sehr spezifisch, aber hier fand ich fand ich das System von L5R 5. Edition recht cool.
Spieler habe da anstelle von Attributen Ringe, die gewisse Vorgehensweisen repräsentieren: Feuer beispielsweise wäre im Sozialen jemanden emphatisch zu überzeugen, Luft dagegen wäre ein Ansatz bei dem das Gegenüber hinters Licht geführt werden soll, Erde ist ein Argumentieren mit Fakten.
NPCs haben Dispositionen, beispielsweise sind „Fanatiker“ mit Erde-Ansätzen einfach schwerer zu erreichen, weil ich als Fanatiker einfach nicht so offen für überzeugend vorgebrachte Fakten bin.

Es gibt aber dann wieder soziale „Kampf“-Techniken, diese Dispositionen in Erfahrung zu bringen, um das Vorgehen geschickt zu planen.
Titel: Re: D&D kann keine Diplomatie ! Wirklich ?
Beitrag von: Haukrinn am 16.02.2025 | 09:46
Wenn ein Spiel soziale Encounter (und im Grunde gilt das Untugend übrigens so auch für investigatives Zeug) hat, dann will ich dafür auch Regeln.

Und wenn Kampf mehr ist als eine Stärkeprobe, dann sollten diese Regeln auch nicht nur aus einer Charismaprobe bestehen. Denn das ist dann keine Regel, sondern ein Witz. Wenn auch kein ganz so starker Witz wie “spiel das doch aus”.

Es gibt ja genügend D&D-likes, die nicht nur das hinbekommen, sondern sogar auch sozial starke (und kämpferisch schwächere) Charaktere in anderen Encounterarten nützlich machen. Das geht also.

Aber nachdem D&D4 das irgendwie versucht hat und das nicht ankam, ist man da wieder zurück gerudert. Wahrscheinlich ist das dann wohl einfach kein D&D.
Titel: Re: D&D kann keine Diplomatie ! Wirklich ?
Beitrag von: Zed am 16.02.2025 | 10:02
Gib Charakteren soziale "Kampfwerte", Resistenzen, Schwächen. "Resistenz gegen Drohungen und Bestechungen, Schwäche gegen Einschmeichelung und Reputation" oder so.

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Titel: Re: D&D kann keine Diplomatie ! Wirklich ?
Beitrag von: Skaeg am 16.02.2025 | 10:04
Das Thema streift ja das Thema welches schon öfters hier diskutiert wurde: muss Diplomatie und soziale Interaktion überhaupt verregelt sein. Mit all seinen klassischen Argumenten (passiver Spieler mit Charisma 18 und den besten Überzeugungsskills vs Barbar Charisma 3 dessen Spieler ein Menschenfänger ist)
[...]
Bei meiner recht homogenen Gruppe würfle ich recht selten Reaktionswürfe. Würde ich mit einer Kindergruppe spielen, würde ich vermutlich eher zu den Würfeln greifen lassen.
Reaktionswürfe sind eigentlich der einzige Mechanismus, den man braucht, um Charisma relevant werden zu lassen. Sie sind auch deswegen sympathisch, weil sie an den Anfang der sozialen Interaktion gestellt werden und das nervige "Okay, gute Argumente, auch schön rollengespielt. Mach mal Charisma-Check. Oh, 2 gewürfelt? Der NSC spuckt dir ins Gesicht und redet nie wieder mit dir" vermeiden.

Passive/unkreative Spieler mit hohem Charisma sehe ich nicht als großes Problem, da erlaube ich einfach Coaching durch die Mitspieler. Je nach Situation auch innerweltlich durch die anderen SC. Der Charismatiker ist dann halt der Verhandlungsführer, der sich mit den anderen berät. Ich erlaube auch Gruppenberatung über Taktiken im Kampf, um zu emulieren, dass die Charaktere erfahrene Kämpen sind.
Titel: Re: D&D kann keine Diplomatie ! Wirklich ?
Beitrag von: flaschengeist am 16.02.2025 | 10:18
Ich finde durchaus praktikabel wie D&D 3/4/5 soziale Konflikte regelt. Mit sind überhaupt keine "klassischen Rollenspiele" (beinhalten nach meiner Definition u.a. ein eigenes Subsystem für Kampf) bekannt, die das prinzipiell anders machen als:

1. Gar keine oder rudimentäre Verregelung (Reaktionswurf, Attributswurf etc.) sozialer Konflikte.
2. Relativ simple Verregelung sozialer Konflikte über eine Handvoll sozialer Fertigkeiten + vage Hinweise, was man beim Gegenüber abhängig von dessen Haltung (z.B. feindlich, neutral, freundlich) und/oder dessen Zielen (hier kommen Argumente der Charaktere ins Spiel) überhaupt ohne Beeinflussungszauber erreichen kann.

Mir ist auch kein "nicht-klassisches" System bekannt, das soziale Konflikte ähnlich detailliert regelt wie Kämpfe in klassischen Systemen. Nicht-klassische Systeme machen das aber oft umgekehrt: Es gibt für alle Konflikte inklusive Kämpfen eine (oft eher simple) einheitliche Mechanik. Auch das ist gut praktikabel, wenn das "Brettspiel-Minigame" im Rollenspiel (was eben ein Subsystem erfordert) einer Runde nix gibt.

Kennt denn hier jemand ein System mit 15+ Seiten eigenen Regeln für soziale Konflikte (exklusive Regeln für zugehörige Charakterfähigkeiten)? Und wer hätte da warum Bock drauf?


Edit:
okay, das ist sehr spezifisch, aber hier fand ich fand ich das System von L5R 5. Edition recht cool.
Spieler habe da anstelle von Attributen Ringe, die gewisse Vorgehensweisen repräsentieren: Feuer beispielsweise wäre im Sozialen jemanden emphatisch zu überzeugen, Luft dagegen wäre ein Ansatz bei dem das Gegenüber hinters Licht geführt werden soll, Erde ist ein Argumentieren mit Fakten.
NPCs haben Dispositionen, beispielsweise sind „Fanatiker“ mit Erde-Ansätzen einfach schwerer zu erreichen, weil ich als Fanatiker einfach nicht so offen für überzeugend vorgebrachte Fakten bin.

Es gibt aber dann wieder soziale „Kampf“-Techniken, diese Dispositionen in Erfahrung zu bringen, um das Vorgehen geschickt zu planen.

Klingt wie Variante 2 mal anders. Sind diese Techniken Fähigkeiten, die Charaktere lernen können, oder eher sowas wie allgemein verfügbare "soziale Kampfmanöver"?
Titel: Re: D&D kann keine Diplomatie ! Wirklich ?
Beitrag von: klatschi am 16.02.2025 | 10:56

Edit:
Klingt wie Variante 2 mal anders. Sind diese Techniken Fähigkeiten, die Charaktere lernen können, oder eher sowas wie allgemein verfügbare "soziale Kampfmanöver"?

Shūji sind soziale Techniken die unterschiedlichen Schulen (eigentlich fast allen) zur Verfügung stehen.
Spiele ich einen beispielsweise Hida Defender kann ich solche sozialen Techniken lernen, obwohl ich eher ein Kämpfer bin. Sie zählen dann aber vielleicht nur weniger zu meinem Schulcurriculum - ganz spezifische Techniken sind Teil des Curriculums (in diesem Fall "Honest Assessment"), andere Techniken nicht. Wenn ich XP für die nicht-explizit genannten Techniken einsetze, brauche ich länger, um in meinem Schulcurriculum aufzusteigen.
Ein Kuni Purifier, also ein Priester, der sich auf den Kampf gegen die Shadowlands fokussiert, hat beispielsweise überhaupt keinen Zugriff auf Shūji.

EDIT: "Sozialer Kampf" ist in L5R auch regeltechnisch gesteuert und hat grundsätzliche Manöver, die allen zur Verfügung stehen. Intrigen laufen folgendermaßen ab:
Titel: Re: D&D kann keine Diplomatie ! Wirklich ?
Beitrag von: Alter Weißer Pottwal am 16.02.2025 | 11:14
Kann D&D Diplomatie? Nein.
Kann man mit D&D Diplomatie? Ja.

Fertig  ~;D.

Titel: Re: D&D kann keine Diplomatie ! Wirklich ?
Beitrag von: Zed am 16.02.2025 | 11:23
Kann D&D Diplomatie? Nein.
Kann man mit D&D Diplomatie? Ja.
Dem kann ich mich anschließen.  :)
Titel: Re: D&D kann keine Diplomatie ! Wirklich ?
Beitrag von: Hotzenplot am 16.02.2025 | 11:25
Kann D&D Diplomatie? Nein.
Kann man mit D&D Diplomatie? Ja.

Fertig  ~;D.

So ähnlich ging es mir bei der Ausgangsfrage auch durch den Kopf.  ;D

@all
Ich frage mich, was D&D5e so richtig macht damit. Offenbar läuft es ja ganz gut. Wenn es jetzt einen Mangel an Regeln für soziale Interaktion gäbe, dann wäre dieser Mangel doch wohl längst behoben worden, oder nicht?
Anders gefragt: Kann es sein, dass das Bedürfnis nach derlei Regeln einfach nicht so hoch ist?
Titel: Re: D&D kann keine Diplomatie ! Wirklich ?
Beitrag von: caranfang am 16.02.2025 | 11:39
Man liest es (auch hier im Tanelorn) immer wieder. D&D hat nur Kampfregeln, D&D kann keine Diplomatie, D&D hat Charakterklassen die bei sozialen Encountern nichts beisteuern können, D&D macht Diplomatie nur über einen simplen Fertigkeitswurf etc.
Um mal ganz ehrlich zu sein. Die meisten Rollenspiele, die ich kenne haben mehr Regeln für Kämpfe und Magie als für soziale Interaktion. Da ist es wirklich egal, wie komplex das Fertigkeitssystem ist. Die einzigen Ausnahmen sind vielleicht Rollenspiele mit einem auf das Sammeln von Erfolgen ausgelegte Fertigkeitssystem, wie z.B. Splittermond, Shadowrun, Dune, etc.
Das bei D&D Diplomatie nicht möglich sei, hängt vielleicht damit zusammen, dass so ziemlich alle Klassenfähigkeiten kampforientiert sind. Ähnlichen Schwachsinn habe ich schon von anderen Rollenspielen gehört. Muss man so etwas stark verregeln? Sollten nicht eigentlich die normalen Fertigkeitsregeln genügen? Bei DSA gab es zum Beispiel nie spezielle Regeln für soziale Interaktion. Ebenso bei MIDGARD. Oder RQ und COC.
Titel: Re: D&D kann keine Diplomatie ! Wirklich ?
Beitrag von: Sashael am 16.02.2025 | 11:47
Anders gefragt: Kann es sein, dass das Bedürfnis nach derlei Regeln einfach nicht so hoch ist?
Sehe ich ein wenig als Henne-Ei-Problem.

Soziales wurde seit den 80ern handgewedelt und der Kampf immer ausführlicher verregelt.

Wenn sich da eine "Haben wir doch immer schon so erledigt" Sichtweise einschleift, ist der Bedarf nach "richtiger" Verregelung natürlich entsprechend niedrig.

Und seien wir ehrlich: D&D löst die meisten spielrelevanten Konflikte einfach per Feuerball.

Der Rest wird von der Gruppe gehandwedelt. Imo wird da häufig trotz D&D Intrigen und Diplomatie gespielt und nicht, weil das System das irgendwie unterstützt.
Titel: Re: D&D kann keine Diplomatie ! Wirklich ?
Beitrag von: flaschengeist am 16.02.2025 | 11:54
@Klatschi Danke für die Erläuterungen :d. Würdest du das schon hier einordnen?

Kennt denn hier jemand ein System mit 15+ Seiten eigenen Regeln für soziale Konflikte (exklusive Regeln für zugehörige Charakterfähigkeiten)? Und wer hätte da warum Bock drauf?


@all
Ich frage mich, was D&D5e so richtig macht damit. Offenbar läuft es ja ganz gut. Wenn es jetzt einen Mangel an Regeln für soziale Interaktion gäbe, dann wäre dieser Mangel doch wohl längst behoben worden, oder nicht?
Anders gefragt: Kann es sein, dass das Bedürfnis nach derlei Regeln einfach nicht so hoch ist?

Das ist auch mein Verdacht. Viele Vorlieben werden entweder durch relativ grobe Sozialregeln + Kampf-Minigame (also z.B. D&D 5) oder durch ein relativ einfaches Konfliktsystem für alles vermutlich gut abgedeckt.
Titel: Re: D&D kann keine Diplomatie ! Wirklich ?
Beitrag von: Namo am 16.02.2025 | 11:55
Als Spieler eines in sozialen Belangen versierten Charakters würde ich mich da möglicherweise ungerecht behandelt fühlen. Der Spieler des Kämpfers kann 100% aus den Werten seines Charakters ziehen, und ich fokussierte meinen Charakter auf soziale Werte und mein Charakter kommt auf keinen grünen Zweig, weil ich nach Ansicht des Spielleiters nur blöde Vorschläge einbringen kann, die keinen Erfolg wert sind?

Genau das meine ich mit "kommt auf die Gruppe an". Hat ein Spieler bewusst einen Charakter mit Stärken in diese Richtung erstellt, gestaltete ich Abenteuer und allgemeine Regularien in diese Richtung um das Spiel des Spielers zu unterstützen und für ihn zufriedenstellend zu gestalten.
Titel: Re: D&D kann keine Diplomatie ! Wirklich ?
Beitrag von: Runenstahl am 16.02.2025 | 11:57
Kann D&D Diplomatie? Nein.
Kann man mit D&D Diplomatie? Ja.

Welche Systeme können denn Diplomatie und was/wie machen sie es besser als D&D ?

Es gibt ja genügend D&D-likes, die nicht nur das hinbekommen, sondern sogar auch sozial starke (und kämpferisch schwächere) Charaktere in anderen Encounterarten nützlich machen. Das geht also.

Magst du mehr zu den D&D-likes sagen die das besser machen ? Welche sind das und was funktioniert bei ihnen besser bzw wie kriegen die das deiner Meinung nach hin ?
Titel: Re: D&D kann keine Diplomatie ! Wirklich ?
Beitrag von: Arldwulf am 16.02.2025 | 12:04
Aber nachdem D&D4 das irgendwie versucht hat und das nicht ankam, ist man da wieder zurück gerudert. Wahrscheinlich ist das dann wohl einfach kein D&D.

Ich weiß nicht mal ob es an Ablehnung des Konzeptes einer stärkeren Einbindung von Nichtkampfsituationen und damit auch sozialer Begegnungen lag als schlichtweg daran, dass über diede kaum geredet wurde.

Wenn ich heute jemandem eine Beispielskillchallenge zeige wie in den Threads hier im Forum dazu kommt durchaus meist eine positive Rückmeldung. Und der Thread hier ist ja auch eröffnet worden weil jemand gern solche Situationen einbringt. Diplomatie und soziale Begegnungen waren immer auch Teil von D&D aber die Regelunterstützung dafür schwankt halt in ihrem Umfang und dem Umfang an Konzeptarbeit die rein floss.

Insofern würde ich auch nicht sagen der Bedarf an solchen Regeln ist gering, die meisten wissen wohl nicht einmal, dass es überhaupt Alternativen zum klassischen "der Gegner ist feindlich, neutral oder freundlich" gibt.
Titel: Re: D&D kann keine Diplomatie ! Wirklich ?
Beitrag von: Irian am 16.02.2025 | 12:04
Kennt denn hier jemand ein System mit 15+ Seiten eigenen Regeln für soziale Konflikte (exklusive Regeln für zugehörige Charakterfähigkeiten)? Und wer hätte da warum Bock drauf?

*hust* GURPS Social Engineering hat 88 Seiten, dazu gibt es mind. drei Ergänzungsbände ("Back to School", "Keeping in Contact" und "Pulling Rank"). Würde ich jetzt nicht bei jeder Runde im Detail nutzen, aber wenn ein Setting was davon gebrauchen kann, sicherlich.

Ich würde insgesamt aber auch sagen, dass "Kampf" offensichtlich bei den meisten Systemen vom Design her mehr Priorität genossen hat als soziales - ja, auch bei GURPS, die Bände für Martial Arts, etc. sind deutlich umfangreicher. Ist halt so. Wäre es umgekehrt, gäbe es seitenweise Klassen, Talente, etc. für soziale Sachen und im Kampf würde man halt sagen "Macht halt nen Stärke Check. Ok, du haust ihn. Er ist tot.". Dann könnte man auch behaupten "Was willst du denn? Kampf geht doch.", aber es wäre auffällig, dass es Unterschiede bei den Prioritäten gab.

Dementsprechend unterschreibe ich klar, dass D&D ein sehr... minimales soziales System hat. Ich finde Rollenspiel als Unterstützung von sozialen Sachen gut (bei D&D 5e kann DM ja Inspiration geben für gutes Rollenspiel), aber letzten Endes kommt es auf die Werte an, das ist einfach fair für alle. Sonst kann jemand, der halt nicht besonders sozial drauf ist, nie das Face geben und das fände ich doof. Wie das schon dutzend Male iteriert wurde, verlangen wir ja von den Kämpfer-Spielern auch keine SCA Erfahrung.
Titel: Re: D&D kann keine Diplomatie ! Wirklich ?
Beitrag von: Arldwulf am 16.02.2025 | 12:08
Die Liste finde ich schon ganz gut. Aber für mich ist der wesentliche Punkt, dass in einem Klassensystem jede Klasse eine Regelanbindung für Soziales hat, die über Charisma und 3 Skillwerte hinaus geht. Damit eben Asgar der Barbar und nicht Holger der Wortgewandte entscheidend ist.

Also Klassenfähigkeiten für den sozialen Bereich. So wie sich bspw. der Ranger in D&D auf ein Gelände spezialisiert, spezialisiert sich der Barde auf soziales "Gelände". Militärs spielen im RL bei Diplomatie auch immerschon mit, das könnte man aufgreifen z.B. über eine Art Reputationssystem mit Auszeichnungen. Dafür braucht es auf der NSC Seite dann aber auch Mechanik, mit der das Wechselwirken kann.

Gib Charakteren soziale "Kampfwerte", Resistenzen, Schwächen. "Resistenz gegen Drohungen und Bestechungen, Schwäche gegen Einschmeichelung und Reputation" oder so.

Ja, und natürlich ist es ja auch in der 4e nicht allein mit Skillchallenges getan, auch dort kommen mit den Utility und Skill Powers, Änderungen am Fertigkeitssystem, Zauberanpassungen, Fettigkeitsimprovisation und dergleichen eine ganze Latte an weiteren Änderungen hinzu welche das ganze Unterstützen. Welche dann teilweise genau solche von dir genannten Punkte abbilden. Aus dem gleichen Grund ist es auch nicht so leicht einfach nur Skillchallenges oder ein vergleichbares System in die 5e zu übernehmen, die ganzen begleitenden Änderungen würden fehlen.
Titel: Re: D&D kann keine Diplomatie ! Wirklich ?
Beitrag von: La Cipolla am 16.02.2025 | 12:12
Für mich ist D&D5 praktisch ein perfektes soziales System, zumindest für genau dieses Gesamtspiel.
Bei 3 und 3.5 und 4 und Pathfinder hatte ich überall so meine kleinen Praxisprobleme, aber die 5e flutscht einfach einwandfrei und hat mit seinen drei+ sozialen Skills und einem guten Mittelweg aus Festem und Richtlinien genau die Balance getroffen, die mich da abholt.

Selbiges gilt auch FAST für das gesamte Skill-System, aber da muss ich dann gewisse Varianten benutzen (u.a. Attribute auswürfeln, flexiblere Inspiration) und eine Menge kleinere Einschränkungen für Bereiche machen, die mich nicht ganz so sehr abholen ... was dann aber ein anderes Thema ist. ^^

Schön auf jeden Fall, wieder mal zu sehen, dass es da viele verschiedene Meinungen gibt! 8D
Titel: Re: D&D kann keine Diplomatie ! Wirklich ?
Beitrag von: nobody@home am 16.02.2025 | 12:14
Wenn ich die Ausgangsfrage mal ein bißchen wörtlicher nehme, dann hat D&D tatsächlich nicht viel für Diplomatie-mit-großem-D zu bieten. Denn bei so etwas wie einem Versuch, bei wochen- oder monatelangen Verhandlungen ein möglichst gutes Ergebnis für "ihr" jeweiliges Reich herauszuschlagen, unterstützen die Regeln eine Delegation aus Spielercharakteren wirklich nicht besonders -- den kann man zwar prinzipiell als eigenes Abenteuer aufziehen und dann Gewinnbedingungen und vielleicht ein Punktsystem freihändig speziell für dieses maßschneidern, aber das ist dann eben in erster Linie SL-Extraarbeit, weil das System an sich so was noch nicht hergibt. ;)
Titel: Re: D&D kann keine Diplomatie ! Wirklich ?
Beitrag von: caranfang am 16.02.2025 | 12:18
Welche Systeme können denn Diplomatie und was/wie machen sie es besser als D&D ?
Splittermond wäre ein Beispiel. Soziale Interaktion wird hier als eine Art von Kampf geschrieben. Es gibt für jeden Zweck (Feilschen, Lügen, Überreden, usw.) bestimmte offensive Fertigkeiten und defensive Fertigkeiten. Es gibt vier Arten von sozialen Konflikten: Attacke, Schlagabtausch, Manipulation und Duell. Die genauen Regeln findet man im frei erhältlichen Regelwerk S. 145ff.
Dune wäre das nächste Rollenspiel mit detaillierten Regeln zur Diplomatie, denn Intrige ist eine der fünf verregelten Konfliktarten (die anderen sind Duell, Spionage, Scharmützel und Krieg).
Häufig genügt aber schon ein mächtigeres Fertigkeitssystem, um Diplomatie besser machen zu können. Auch wenn es keine festen Regeln für Soziale konflikmte gibt, sind Rollenspiel wie Cyberpunk RED, DSA, Midgard usw. allein schon durch ihre mächtigeren Fertigkeitsysteme D&d in Sachen Diplomatie überlegen.
Titel: Re: D&D kann keine Diplomatie ! Wirklich ?
Beitrag von: Arldwulf am 16.02.2025 | 12:31
Wenn ich die Ausgangsfrage mal ein bißchen wörtlicher nehme, dann hat D&D tatsächlich nicht viel für Diplomatie-mit-großem-D zu bieten. Denn bei so etwas wie einem Versuch, bei wochen- oder monatelangen Verhandlungen ein möglichst gutes Ergebnis für "ihr" jeweiliges Reich herauszuschlagen, unterstützen die Regeln eine Delegation aus Spielercharakteren wirklich nicht besonders -- den kann man zwar prinzipiell als eigenes Abenteuer aufziehen und dann Gewinnbedingungen und vielleicht ein Punktsystem freihändig speziell für dieses maßschneidern, aber das ist dann eben in erster Linie SL-Extraarbeit, weil das System an sich so was noch nicht hergibt. ;)

Kommt halt drauf an. Allgemein auf D&D bezogen gibt es sowas natürlich schon. Auf die 5e bezogen kann man sagen, diese Regelelemente wurden bewusst gestrichen.
Titel: Re: D&D kann keine Diplomatie ! Wirklich ?
Beitrag von: flaschengeist am 16.02.2025 | 12:45
*hust* GURPS Social Engineering hat 88 Seiten, dazu gibt es mind. drei Ergänzungsbände ("Back to School", "Keeping in Contact" und "Pulling Rank"). Würde ich jetzt nicht bei jeder Runde im Detail nutzen, aber wenn ein Setting was davon gebrauchen kann, sicherlich.

Danke für den Hinweis. Habe vergessen, dass GURPS in irgendeinem seiner Werke für fast alles detaillierte Regeln bietet  ;D. Hast du das schon mal genutzt und wie war dein Erlebnis am Spieltisch damit?


Ich würde insgesamt aber auch sagen, dass "Kampf" offensichtlich bei den meisten Systemen vom Design her mehr Priorität genossen hat als soziales - ja, auch bei GURPS, die Bände für Martial Arts, etc. sind deutlich umfangreicher. Ist halt so. Wäre es umgekehrt, gäbe es seitenweise Klassen, Talente, etc. für soziale Sachen und im Kampf würde man halt sagen "Macht halt nen Stärke Check. Ok, du haust ihn. Er ist tot.". Dann könnte man auch behaupten "Was willst du denn? Kampf geht doch.", aber es wäre auffällig, dass es Unterschiede bei den Prioritäten gab.
Dementsprechend unterschreibe ich klar, dass D&D ein sehr... minimales soziales System hat. Ich finde Rollenspiel als Unterstützung von sozialen Sachen gut (bei D&D 5e kann DM ja Inspiration geben für gutes Rollenspiel), aber letzten Endes kommt es auf die Werte an, das ist einfach fair für alle. Sonst kann jemand, der halt nicht besonders sozial drauf ist, nie das Face geben und das fände ich doof. Wie das schon dutzend Male iteriert wurde, verlangen wir ja von den Kämpfer-Spielern auch keine SCA Erfahrung.

Ich sehe es nicht als Zufall an, dass viele Systeme Kampf eher detailliert regeln und soziales eher oberflächlich. Und auch nicht als zufälliges Resultat der Rollenspielhistorie. Kampf muss man im Gegensatz zur sozialen Interaktion nun einmal simulieren (oder man wechselt halt von P&P zu Vollkontakt-Kampfsport ;)). Gäbe es eine signifikante Zielgruppe für "Soziale Encounter als kampfähnliches Minigame" (natürlich mit einer dreistelligen Zahl hierzu hilfreicher Zauber und Charakterfähigkeiten), gäbe es nicht nur viele entsprechende Systeme, sondern diese würden auch in nennenswertem Umfang gespielt.

Ob es neben Argumenten auch auf Charakterwerte bei sozialen Herausforderungen ankommt (das ist meine persönliche Präferenz), ist letztlich eine Geschmacksfrage. Wenn Charaktewerte keine Rolle spielen, die Runde aber ein System verwendet, das soziale Werte und Fähigkeiten kennt, gehört diese Setzung definitiv in die Session 0. Andernfalls ist natürlich jeder Spieler frustriert, der Charakterressourcen auf soziales "verschwendet" hat.
Titel: Re: D&D kann keine Diplomatie ! Wirklich ?
Beitrag von: Galatea am 16.02.2025 | 12:56
Man liest es (auch hier im Tanelorn) immer wieder. D&D hat nur Kampfregeln, D&D kann keine Diplomatie, D&D hat Charakterklassen die bei sozialen Encountern nichts beisteuern können, D&D macht Diplomatie nur über einen simplen Fertigkeitswurf etc.
Nein, das ursprüngliche Argument war, dass bei D&D die Kampfregeln in Länge, Umfang und mechanischer Komplexität in absolut keinem Verhältnis zu Regeln für Handlungen außerhalb des Kampfes stehen - und das bei einem System, dass sich noch nicht mal mit Fahrzeugen und Fahrzeugkampf, Flugzeugen und Luftkampf, Raumschiffen und Raumkampf sowie den damit verbundenen Reparaturen von technischem Gerät oder Dingen wie Sensorik und elektronischer Kriegsführung herumschlagen muss.
Das betrifft bei weitem nicht nur soziale Konflikte, sondern auch alles andere, was nicht direkt mit Kampf und Kampfmechaniken zu tun hat.

Was wiederum die Brücke zu dem Thema baut, aus dem die ganze Diskussion ursprünglich hervorging - Powergaming.
Warum gibt es bei D&D und ähnlich aufgebauten Regelwerken zu 95% Kampfpowergamer (mundan und magisch), plus vielleicht noch 5% Socialpowergamer (meistens mit dem Archetyp Horny Bard)?
Weil das Regelsystem in anderen Bereichen einfach nicht genug hergibt.
Ja, es gibt noch die Utilitypowergamer, die Magie ausnutzen, um das System zu brechen (oft mit dem Einsatz von beschworenen Kreaturen bzw. deren Spezialfähigkeiten in sehr spezifischem Kontext), die sind aber super selten.

Die sozialen Regeln kurz erklärt:
Der SL bestimmt ob der NPC freundlich, feindlich oder neutral gesonnen ist. Diese Einstellung bestimmt wie schlecht das schlechteste Ergebnis sein kann und wie gut das bestmögliche Ergebnis sein kann. Der Erzfeind wird z.B. im bestmöglichen Fall gerade mal so hilfsbereit sein wie ein freundlicher NPC bei total vermasselter Probe.
Das ist effektiv lediglich ein Modifikator auf meinen Skillwurf, der erhöht die mechanische Komplexität um genau 0.

Der Clou dabei ist jedoch das die Charaktere durch Rollenspiel (ja, D&D möchte auch das man Rollenspiel betreibt !) in der Lage ist die Einstellung des Gegenübers zumindest vorübergehend zu verbessern (oder zu verschlechtern). Und da haben wir auch schon den Punkt an dem jeder Charakter der Gruppe, auch der Barbar mit Charisma 3, einen Beitrag leisten kann. Wer die richtigen Argumente bringt kann das Ergebnis einer Diskussion damit massiv beeinflussen.
Und was macht das? Genau, es entwertet die regeltechnisch ohnehin kaum abgedeckten Social Skills noch weiter.
Also investiere ich meine Punkte doch lieber, um den krassesten Schnetzler der Schwertküste zu bauen, weil wenn es zu Social Encounters kommt, kann ich ja immer noch meine OT-Social Skills benutzen, um mich da durchzuschlagen. Muss ich keine Punkte drauf verschwenden, die ich auch in Kampf investieren kann, wo mir meine Skills als Spieler nichts bringen.
(Ich habe auch schon in Runden gespielt, in denen gute Aktionsbeschreibungen einen Bonus auf Kampfwürfe gaben, das fand ich ganz cool, kenne aber auch genug Leute die da Sakrileg schreien würden.)

Deshalb frage ich mal in die Runde:
1. Was muss ein System für soziale Encounter denn leisten damit es eurer Meinung nach gut ist ?
Das hängt komplett vom Rest des Regelsystems ab.
Wenn die Kampfregeln einfach und schnell sind, dann kann das Sozialsystem es auch sein - es gibt ja genug Spiele, die überhaupt keine Regeln spezifisch für Kampf haben, sondern Kampf sowie auch soziale Encounter einfach als eine Form von Konflikt/Roadblock zum Erfolg abhandeln.
Wenn das Kampfsystem aber Feats, Manöver, Resistenzen/Schwächen und rundenbasierten Kampf mit Lebenspunkten hat, dann würde ich etwas ähnliches auch für Soziale Encounter oder technische Kontexte (sofern das Setting diese hergibt, D&D tut das ja eher nicht) erwarten.

Und nein, das heißt natürlich nicht, dass jede einzelne Situation mit der komplexen Regelmechanik abgehandelt werden muss - es gibt ja durchaus auch kampfähnliche Situationen, die man mit einem einfachen/konkurrierenden Fertigkeitswurf abdecken kann (aufgebrachte Frau versucht untreuen Piratenkapitän ins Gesicht zu schlagen - da würde man jetzt nicht unbedingt das volle Kampfsystem für auspacken).


Anmerkung: Und ja, natürlich hängt das auch ein bisschen vom Kontext/Setting/Fokus ab. Von einem Starship Troopers, Halo oder Helldivers-RPG erwarte ich jetzt keine komplexen Diplomatieregeln. Das sind aber auch Spiele, die wirklich einen sehr engen Fokus haben, bei denen solche Dinge keine große Rolle spielen.
Titel: Re: D&D kann keine Diplomatie ! Wirklich ?
Beitrag von: klatschi am 16.02.2025 | 12:57
@Klatschi Danke für die Erläuterungen :d. Würdest du das schon hier einordnen?

Kennt denn hier jemand ein System mit 15+ Seiten eigenen Regeln für soziale Konflikte (exklusive Regeln für zugehörige Charakterfähigkeiten)? Und wer hätte da warum Bock drauf?


Ganz so umfangreich ist es nicht und die Kampfregeln sind auch bei L5R ausführlicher, als die sozialen Konflikte. Aber es gibt aus meiner Sicht zwei Gründe, warum es ausführlicher geregelt ist: 1) in der Welt, hat es große Auswirkungen, weil es an feudale Japan angelehnt ist. Diplomatie ist hier sehr wichtig. 2) Es gibt Charakterklassen, die spezifisch darauf ausgerichtet sind, hier zu brillieren. Wäre das System nicht zu geregelt, würden diese Charaktere hinten runterfallen.
Titel: Re: D&D kann keine Diplomatie ! Wirklich ?
Beitrag von: caranfang am 16.02.2025 | 13:00
...

Ob es neben Argumenten auch auf Charakterwerte bei sozialen Herausforderungen ankommt (das ist meine persönliche Präferenz), ist letztlich eine Geschmacksfrage. Wenn Charaktewerte keine Rolle spielen, die Runde aber ein System verwendet, das soziale Werte und Fähigkeiten kennt, gehört diese Setzung definitiv in die Session 0. Andernfalls ist natürlich jeder Spieler frustriert, der Charakterressourcen auf soziales "verschwendet" hat.
Genau. Wenn es für soziale Konflikte entsptrechende Fertigkeiten u.ä. gibt, sollte man diese auch einsetzen nund nicht durch Ausspielen ersetzen. Das habe ich nämlich leider schon öfter erlebt, dass Ausspielen wichtiger war, als die Werte. Dann kann man sich nämlich voll auf seine Kampfwerte konzentrieren, dann alles andere wird ja ausgespielt und da hängt es dann von den Fähigkeiten des Spielers ab ...
Titel: Re: D&D kann keine Diplomatie ! Wirklich ?
Beitrag von: Arldwulf am 16.02.2025 | 13:33
Übrigens halte ich es für eine Fehlannahme in Systemen mit Regeln welche detailliertere Mechaniken oder Charakterfertigkeiten für soziale Begegnungen bereitstellen würde Ausspielen an Relevanz verlieren. Das Gegenteil ist der Fall, indem diese Dinge zu mehr als nur einem Würfelwurf werden wird das konkrete Ausspielen der Fahigkeiten wichtiger, da damit auch verbunden ist welche Auswirkungen und Schwierigkeiten auftreten. Oder welche Optionen sich eröffnen.

Ausspielen und Charakterwerte müssen dort also keine Gegensätze sein, sondern können und sollten sich ergänzen.
Titel: Re: D&D kann keine Diplomatie ! Wirklich ?
Beitrag von: caranfang am 16.02.2025 | 13:53
Ausspielen und Charakterwerte müssen dort also keine Gegensätze sein, sondern können und sollten sich ergänzen.
Leider habe ich schon oft genug das Gegenteil beobachtet. Leider gibt es Spielleiter, denen die Werte egal sind und die nur danach gehen, wie gut etwas ausgespielt wurde. So hat der charismatischste Charakter keine Chance, wenn seiner Spieler sozial nicht sonderlich kompetent ist. Und der sozial unfähigste Charakter wird zum Chefdiplomaten, weil sein Spieler gut darin ist. Was aber dann auch Teil eines anderen Prpblems ist, nämlich, dass Spieler die Werte und auch den Hintergrund ihrer Charaktere ignorieren und ihre persönliche Kenntnisse und Fähigkeiten verwenden, besonders dann, wenn der Charakter dies überhaupt nicht können bzw. wissen dürfte. Mich habe schon mal Spieler böse angeschaut, weil ich ihnen bei einem Rätsel nicht geholfen habe, obwohl ich die Lösung kannte. Mein Charakter konnte sie kennen.
Titel: Re: D&D kann keine Diplomatie ! Wirklich ?
Beitrag von: Arldwulf am 16.02.2025 | 14:07
Leider habe ich schon oft genug das Gegenteil beobachtet. Leider gibt es Spielleiter, denen die Werte egal sind und die nur danach gehen, wie gut etwas ausgespielt wurde. So hat der charismatischste Charakter keine Chance, wenn seiner Spieler sozial nicht sonderlich kompetent ist. Und der sozial unfähigste Charakter wird zum Chefdiplomaten, weil sein Spieler gut darin ist. Was aber dann auch Teil eines anderen Prpblems ist, nämlich, dass Spieler die Werte und auch den Hintergrund ihrer Charaktere ignorieren und ihre persönliche Kenntnisse und Fähigkeiten verwenden, besonders dann, wenn der Charakter dies überhaupt nicht können bzw. wissen dürfte. Mich habe schon mal Spieler böse angeschaut, weil ich ihnen bei einem Rätsel nicht geholfen habe, obwohl ich die Lösung kannte. Mein Charakter konnte sie kennen.

Ja, kenne ich natürlich ebenso.

Aber was ich sagen wollte ist: dies kommt in Systemen die dem Spielleiter explizite Hilfsmittel für solche Situationen bereit stellen seltener vor. Und je besser und flexibler diese designed wurden umso eher gilt das.

In dem Fall kann man durchaus von System Matters sprechen, es macht halt schon einen großen Unterschied welche Regeln die Systeme dort vorsehen.
Titel: Re: D&D kann keine Diplomatie ! Wirklich ?
Beitrag von: Runenstahl am 16.02.2025 | 15:21
Danke für die Antworten.

Als Kandidaten für Systeme mit umfangreicheren Diplomatieregeln hätten wir bislang also Dune, Splittermond, Gurps & Burning Wheel.

Was die These angeht das ein System mehr Fertigkeiten braucht damit es mit der Diplomatie flunzt bin ich anderer Meinung. Das geht für mich eher in die Richtung wie "Crunchy" man seine Systeme mag. D&D hat ja im Laufe der Zeit seine Fertigkeitsliste arg zusammen gestrichen (was ich persönlich gut finde). Dabei sind mMn dennoch viele soziale Skills übrig geblieben (Decepetion, Persuasion, Intimidation und Insight sowie Int, Wis und Cha Rettungswürfe).

L5R ist mit bekannt. So richtig umfangreich kam mir das soziale System da nicht vor. Der große Unterschied zu D&D war mMn das es diverse Schulfähigkeiten und Talente gibt die auf soziale Begegnungen abzielen.

Ich finde es dennoch seltsam das D&D immer vorgeworfen wird das es keine Diplomatie kann. Klar, kann man machen, aber ich finde es seltsam das man Cthulhu, DSA, Exalted, Deadlands und World of Darkness etc. diesen Vorwurf nicht macht (oblgeich es da auch keine besseren Regeln gibt).

Vielleicht liegt es ja auch daran das ich mich eher im D&D Bereich tummel und den anderen Systemen WIRD dieser Vorwurf gemacht und ich bekomme ihn nur nicht mit.
Titel: Re: D&D kann keine Diplomatie ! Wirklich ?
Beitrag von: nobody@home am 16.02.2025 | 15:37
Also, Exalted hat meiner dunklen und eher indirekten Erinnerung nach schon so seine sozialen Regeln und insbesondere auch entsprechend ausgerichtete Charms, die es SC, die es eher darauf anlegen, schon mal ermöglichen, beispielsweise ein ganzes Ministerium nach ihrer Pfeife tanzen zu lassen (da hält dann selbst D&D-Magie nicht mehr wirklich mit :)). Inwieweit man also ausgerechnet dem den Vorwurf zu Recht machen würde...okay, da müßte ein Experte her, aber zumindest aus der Entfernung sieht es schon zumindest ein wenig besser aufgestellt aus.
Titel: Re: D&D kann keine Diplomatie ! Wirklich ?
Beitrag von: Kappadozius am 16.02.2025 | 15:40
Der Barbar mit dem niedrigen Charisma könnte bei einer sozialen Probe ja auch einfach seinen Stärke-Wert verwenden — sofern er einen NSC lediglich einschüchtern möchte… >:D
Titel: Re: D&D kann keine Diplomatie ! Wirklich ?
Beitrag von: Haukrinn am 16.02.2025 | 15:40
Chronicles of Darkness (was ja World
Of Darkness ist) hat sehr wohl Regeln für soziale Konflikte, sogar recht ausgefuchste. Reign kann das auch. Dragon Age (um mal was D&Diges einzuwerfen) ebenfalls.

Und ich weiß nicht wie der Rest das sieht, aber ich würde das den meisten Spielen vorwerfen, die relevante Spielwerte für alles mögliche haben und dann den Bereich nur halbgar lösen. Das ist kein D&D-Spezifikum. Nur gehts hier ja um D&D ;)
Titel: Re: D&D kann keine Diplomatie ! Wirklich ?
Beitrag von: Galatea am 16.02.2025 | 15:49
Übrigens halte ich es für eine Fehlannahme in Systemen mit Regeln welche detailliertere Mechaniken oder Charakterfertigkeiten für soziale Begegnungen bereitstellen würde Ausspielen an Relevanz verlieren. Das Gegenteil ist der Fall, indem diese Dinge zu mehr als nur einem Würfelwurf werden wird das konkrete Ausspielen der Fahigkeiten wichtiger, da damit auch verbunden ist welche Auswirkungen und Schwierigkeiten auftreten. Oder welche Optionen sich eröffnen.

Ausspielen und Charakterwerte müssen dort also keine Gegensätze sein, sondern können und sollten sich ergänzen.
Aus meinen Erfahrungen kann ich sagen, wenn ein System für einen Kontext vorhanden ist, ist die Wahrscheinlichkeit, dass dieser Kontext (z.B. Diplomatie) als valider Lösungsweg angesehen und daher genutzt wird, deutlich höher, als wenn es nicht vorhanden ist.

Ist dasselbe mit Fertigkeiten/Skills - allein durch das vergeben bestimmter Fertigkeiten (du hast dieses Abenteuer die Gruppe hervorragend durch die Landschaft geleitet, du bekommst Orientierung auf Stufe 1) kann man Spieler dazu bringen, öfter in eine Richtung zu denken, in der eine solche Fertigkeit von nutzen ist oder sie sogar dazu bringen selbstständig bestimmte Rollen innerhalb der Gruppe anzunehmen.
Titel: Re: D&D kann keine Diplomatie ! Wirklich ?
Beitrag von: caranfang am 16.02.2025 | 15:54
...
Als Kandidaten für Systeme mit umfangreicheren Diplomatieregeln hätten wir bislang also Dune, Splittermond, Gurps & Burning Wheel. ...
Dune dient nur als Beispiel für alle 2D20-Rollenspiele. John Carter of Mars, welches ziemlich minimalistisch ist, kennt Regeln für soziale Konflikte, die sich aber nicht von den Kampfregeln unterscheiden (außer das andere Eigenschaften benutzt werden). Star Trek Adventures hat ein ganzes Kapitel mit Regeln für soziale Konflikte.
Und es gibt genug andere Rollenspiele mit entsprechenden Regeln, die bisher noch nicht erwähnt wurden, weil sie von denen, die bisher geantwortet haben, nicht gespielt werden. Oder sie wurden schlicht und einfach vergessen.
...
Ich finde es dennoch seltsam das D&D immer vorgeworfen wird das es keine Diplomatie kann. Klar, kann man machen, aber ich finde es seltsam das man Cthulhu, DSA, Exalted, Deadlands und World of Darkness etc. diesen Vorwurf nicht macht (oblgeich es da auch keine besseren Regeln gibt).
...
Der Grund dafür ist viel einfacher. In all diesen Rollenspielen sind die Fertigkeiten deutlich wichtiger als bei D&D. Häufig basiert das Kampfsystem sogar auf den Fertigkeitssystem. Und oft genug sind die Regeln für soziale Konflikte in der Beschreibung der Fertigkeiten versteckt. D&D hatte hingegen schon immer ein Problem mit Fertigkeiten. Die galten nie als wirklich wichtig. Buck Rogers - The 25th Century, welches auf AD&D basierte, hatte ein Fertigkeitssystem, welches von den Rest der Regeln unterstützt wurde. Trotzdem wurde behautet, dass dies nur angeklascht sei und eigentlich keine Rolle spiele. Und genau diese Sicht hat sich über die Jahrzehnte bei D&D nicht wirklich geändert.
Titel: Re: D&D kann keine Diplomatie ! Wirklich ?
Beitrag von: flaschengeist am 16.02.2025 | 15:54
@Klatschi Danke dir :d

Ich finde es dennoch seltsam das D&D immer vorgeworfen wird das es keine Diplomatie kann. Klar, kann man machen, aber ich finde es seltsam das man Cthulhu, DSA, Exalted, Deadlands und World of Darkness etc. diesen Vorwurf nicht macht (oblgeich es da auch keine besseren Regeln gibt).

Vielleicht liegt es ja auch daran das ich mich eher im D&D Bereich tummel und den anderen Systemen WIRD dieser Vorwurf gemacht und ich bekomme ihn nur nicht mit.

Das ist sicher ein Faktor, in den eigenen Blasen bekommt man quasi naturgemäß mehr mit als außerhalb. Ein weiterer wichtiger Faktor dürfte sein, dass nur kritisiert werden kann, was zuvor Aufmerksamkeit erhalten hat bzw. überhaupt wahrgenommen wurde. Und unser Mega-Platzhirsch D&D 5 erhält vermutlich mehr Aufmerksamkeit als alle anderen RPGs dieser Welt zusammen.

Zu guter letzt lädt auch D&D 5 selbst zu dieser Kritik ein, indem es "Combat", "Social Interaction" und "Exploration" als seine Grundpfeiler definiert. Ich zitiere hier mal den neuen DMG:
The bulk of a typical D&D session consists of a series of encounters, similar to how a movie is a series of scenes. In each encounter, there are chances for the DM to describe creatures and places and for characters to make choices. Encounters can involve exploration (interacting with the environment, including puzzles), social interaction with creatures, or combat.

Der unbedarfte Leser dürfte tendenziell davon ausgehen, die Regeln würden alle drei Säulen gleichmäßig unterstützen, was halt grob irreführend ist. Ich schätze, der Regelanteil für combat im PHB (inklusive kampfbezogener Klassenfähigkeiten, Zuständen, Kampfzauber und Kampfausrüstung) liegt über 80%.

Edit: Caranfangs Punkt würde ich ebenfalls unterschreiben. Der historische Counterpart ist so gesehen Runequest.

Titel: Re: D&D kann keine Diplomatie ! Wirklich ?
Beitrag von: nobody@home am 16.02.2025 | 15:59
Der Barbar mit dem niedrigen Charisma könnte bei einer sozialen Probe ja auch einfach seinen Stärke-Wert verwenden — sofern er einen NSC lediglich einschüchtern möchte… >:D

Theoretisch schon -- ich glaube, D&D5 sieht das sogar irgendwo ausdrücklich als Möglichkeit vor. >;D In der Praxis kann ich mir allerdings leicht zusammenreimen, wie so ein Versuch ohne entsprechendes "soziales Wissen" dann doch nach hinten losgehen könnte: auch mit einer Einschüchterungstaktik will ich ja in erster Linie erreichen, daß mein Opfer sich wunschgemäß verhält. Dazu darf ich ihm aber weniger zu wenig Angst machen (sonst zuckt es sinngemäß nur mit den Schultern) noch zu viel (sonst kommt es vor lauter Panik nur auf i-welche Dummheiten, die weder ihm noch mir nützen), und beim Treffen des richtigen Maßes helfen mir auch die dicksten Muckis nicht sooo wirklich weiter.

Und wer will schon beim Versuch, einen umzingelten Goblin zum Schweigen zu verdonnern, ein lautes "AAAAHHH!!! HIIILLLFEEE!!!" (ggf. halt auf Goblinisch) zu hören bekommen? ;)
Titel: Re: D&D kann keine Diplomatie ! Wirklich ?
Beitrag von: Selganor [n/a] am 16.02.2025 | 16:28
Der Barbar mit dem niedrigen Charisma könnte bei einer sozialen Probe ja auch einfach seinen Stärke-Wert verwenden — sofern er einen NSC lediglich einschüchtern möchte… >:D

A5E gibt den "unsozialen" Charakterklassen (wie z.B. Berserker) Class Features mit denen sie auch in sozialen Encountern "passend" agieren können.

z.B.: Martial Presence beim Berserker (aka Barbarian in D14/24)
(Klicke zum Anzeigen/Verstecken)
Titel: Re: D&D kann keine Diplomatie ! Wirklich ?
Beitrag von: gunware am 16.02.2025 | 16:33
Der soziale Konflikt sollte von Spielwerten und nicht von der Redegewandtheit des Spielers abhängen, denn beim physischen Konflikt verhält es sich ja auch so.

Deine Performance erringt einen Bonus

Im Grunde genommen bringt das Spielerwissen in Kampfkonflikten auch einen Bonus, dann ist es doch nur recht und billig, dass die Redegewandheit des Spielers auch einen Bonus auf die Diplomatie-Probe bringt. (Da unterscheidet sich meine Meinung von Boba Fetts Meinung.) In Kampfkonflikten entscheiden doch auch die Spieler, ob sie das eine Kästchen noch weiter gehen oder lieber stehen bleiben, damit sie außerhalb der Reichweite des Zaubers (z.B. Feuerballs) sind (jemanden auf den falschen Fuß zu bringen und ähnliche Situationen). Dadurch bekommen die Charaktere im Kampf durch die aufmerksamen Spieler die Hilfe, die auch entsprechend die in Sozialen Konflikten die Redegewandten den Charakteren geben können. Ich sehe da jetzt nicht so den großen Unterschied.

Relativ simple Verregelung sozialer Konflikte über eine Handvoll sozialer Fertigkeiten + vage Hinweise, was man beim Gegenüber abhängig von dessen Haltung (z.B. feindlich, neutral, freundlich) und/oder dessen Zielen (hier kommen Argumente der Charaktere ins Spiel) überhaupt ohne Beeinflussungszauber erreichen kann.
Da ist eigentlich wichtiger zu wissen, bis wohin der NSC bereit ist, sich im Sozialen Konflikt zu verbiegen. Genau wie es wichtig ist zu wissen, ob der NSC aus einem schlecht laufendem Kampf versuchen wird zu fliehen oder bis zum Äußersten geht. Diese Informationen sind bei D&D-artigen Spielen halt nicht so stark fokussiert, wie es manchmal wünschenswert wäre. Aber dass die Sozialen Konflikte dadurch fast regelfrei wären, das kommt mir nicht so vor.

Gerade bei PF2 mit dem Sammeln der Einflusspunkte (die tiefergehende Regelung) oder der Bewegung auf der fünfstelligen sozialen Skala (feindlich, unfreundlich, gleichgültig, freundlich, hilfsbereit) kann man sehr viel herausholen. Und wenn man noch die Rufpunkte dazu nimmt, hat man eine sehr breite Aufstellung, was Soziale Stellung und das Regeln von Sozialen Konflikten angeht, in der Hand.
Titel: Re: D&D kann keine Diplomatie ! Wirklich ?
Beitrag von: Runenstahl am 16.02.2025 | 16:38
Also, Exalted hat meiner dunklen und eher indirekten Erinnerung nach schon so seine sozialen Regeln und insbesondere auch entsprechend ausgerichtete Charms, die es SC, die es eher darauf anlegen, schon mal ermöglichen, beispielsweise ein ganzes Ministerium nach ihrer Pfeife tanzen zu lassen (da hält dann selbst D&D-Magie nicht mehr wirklich mit :)). Inwieweit man also ausgerechnet dem den Vorwurf zu Recht machen würde...okay, da müßte ein Experte her, aber zumindest aus der Entfernung sieht es schon zumindest ein wenig besser aufgestellt aus.

Da sehe ich jetzt keinen Unterschied zu D&D das ja auch Zauber hat die bei sozialen Begegnungen extrem nützlich sein können.
Titel: Re: D&D kann keine Diplomatie ! Wirklich ?
Beitrag von: flaschengeist am 16.02.2025 | 16:54
Da ist eigentlich wichtiger zu wissen, bis wohin der NSC bereit ist, sich im Sozialen Konflikt zu verbiegen. Genau wie es wichtig ist zu wissen, ob der NSC aus einem schlecht laufendem Kampf versuchen wird zu fliehen oder bis zum Äußersten geht. Diese Informationen sind bei D&D-artigen Spielen halt nicht so stark fokussiert, wie es manchmal wünschenswert wäre. Aber dass die Sozialen Konflikte dadurch fast regelfrei wären, das kommt mir nicht so vor.

Bis wohin jemand geht, leitet sich für mich wesentlich aus seinen zentralen Zielen ab. Denn erst wenn ich diese Ziele kenne, weiß ich, ob eine Handlung jemanden erfreut, bedroht oder ihm schnurz ist.
Woraus würdest du es denn alternativ ableiten?

Gerade bei PF2 mit dem Sammeln der Einflusspunkte (die tiefergehende Regelung) oder der Bewegung auf der fünfstelligen sozialen Skala (feindlich, unfreundlich, gleichgültig, freundlich, hilfsbereit) kann man sehr viel herausholen. Und wenn man noch die Rufpunkte dazu nimmt, hat man eine sehr breite Aufstellung, was Soziale Stellung und das Regeln von Sozialen Konflikten angeht, in der Hand.

Lustig, all diese Elemente gibt es bei DuoDecem auch ;D. Ich wollte schon länger mal Spielpraxis mit Pathfinder 2 sammeln. Ich fürchte allerdings, hier handelt es sich um ein System, bei dem ein Fewshot für einen guten Eindruck nicht ausreicht. Was meinst du?
Titel: Re: D&D kann keine Diplomatie ! Wirklich ?
Beitrag von: gunware am 16.02.2025 | 17:20
Bis wohin jemand geht, leitet sich für mich wesentlich aus seinen zentralen Zielen ab. Denn erst wenn ich diese Ziele kenne, weiß ich, ob eine Handlung jemanden erfreut, bedroht oder ihm schnurz ist.
Woraus würdest du es denn alternativ ableiten?
Ja, genau daraus. Aber (mindestens mein Eindruck) werden diese Infos im Kaufabenteuern nicht mit der nötigen Tiefe vermittelt. (Es gibt hier auch ein parallel laufender Thread mit Geheimnissen, bei dem eine von mehreren anders gelagerten Meinungen ist, dass manchmal viel zu viel Infos mitgeteilt werden. Das würde ich nicht so sehen.)

Lustig, all diese Elemente gibt es bei DuoDecem auch ;D. Ich wollte schon länger mal Spielpraxis mit Pathfinder 2 sammeln. Ich fürchte allerdings, hier handelt es sich um ein System, bei dem ein Fewshot für einen guten Eindruck nicht ausreicht. Was meinst du?
Dem stimme ich zu. Die erweiterten Regeln für die Sozialen Konflikte finden sich in SL-Buch und ich ziehe sie mir jetzt rein, weil wir Kingmaker spielen und da finde ich, dass wir sie benötigen. Vorher haben wir Schreckensgewölbe gespielt und da brauchte man sie meiner Meinung nach gar nicht. Da waren Mörderhobos und nicht Diplomanten gefragt. Aus meiner Sicht lohnt sich die Arbeit der Einarbeitung in diese zusätzlichen Regel nur dann, wenn man sie auch benutzen möchte und die Kampagne es hergibt. Für ein One-Shot oder zwei drei kleine Abenteuer wäre es übertrieben. Aber das ist nur meine Meinung, andere können es zurecht anders sehen. Ich mache mir halt ungern mehr Arbeit als notwendig. Aber ich kann auch nicht gut mit Spielen, die zu wenige Optionen für die Charakterentwicklung haben. Für mich sind eher so Spiele wie GURPS, PF2, SR2 bis SR5 u.s.w. und weniger Pbta, Fate. Das sage ich, damit du meine Aussage besser einordnen kannst.
Titel: Re: D&D kann keine Diplomatie ! Wirklich ?
Beitrag von: schneeland am 16.02.2025 | 17:28
D&D hatte hingegen schon immer ein Problem mit Fertigkeiten. Die galten nie als wirklich wichtig.

Das schwankt m.E. zwar ein bisschen zwischen den Editionen (und ist auch nicht nur schlecht), aber in der Tat würde ich auch da ansetzen: wenn ich im wesentlichen einen einzelnen W20 +/- ein bisschen was würfele (ggf. mit Vorteil/Nachteil), dann ist das eine ziemlich unzuverlässige Methode, Probleme zu lösen. Im Kampf ist das nicht so wild, da wird ja durch Sonderfertigkeiten und v.a. das Trefferpunktepolster die Varianz abgefangen - wenn ich diese Runde nicht erfolgreich zuschlage und vielleicht sogar einen Gegentreffer kassiere, dann sieht das in der nächsten Runde möglicherweise schon wieder anders aus. Natürlich kann sich ein motivierter Spielleiter an der Stelle selbst Dinge überlegen, aber das System unterstützt ihn dann nur sehr bedingt dabei.

Der unbedarfte Leser dürfte tendenziell davon ausgehen, die Regeln würden alle drei Säulen gleichmäßig unterstützen, was halt grob irreführend ist. Ich schätze, der Regelanteil für combat im PHB (inklusive kampfbezogener Klassenfähigkeiten, Zuständen, Kampfzauber und Kampfausrüstung) liegt über 80%.

Ja, das kommt noch dazu. Jetzt ist eine komplette Gleichverteilung m.E. gar nicht nötig, aber der Überhang ist halt doch schon sehr deutlich und abseits von ein paar Abschnitten im DMG gibt es ja jetzt auch zum Thema Exploration nicht so richtig viel (in D&D5).
Titel: Re: D&D kann keine Diplomatie ! Wirklich ?
Beitrag von: Galatea am 16.02.2025 | 17:28
Dem stimme ich zu. Die erweiterten Regeln für die Sozialen Konflikte finden sich in SL-Buch und ich ziehe sie mir jetzt rein, weil wir Kingmaker spielen und da finde ich, dass wir sie benötigen.

Meinst du diese hier? https://2e.aonprd.com/Rules.aspx?ID=3026
Das ist mechanisch auch nicht viel sehr mehr als einen Aneinanderreihung von Skillchecks, nur mit dem Gimmick, dass man bei jedem Skillcheck Punkte ansammelt, um ein Endziel zu erreichen.
Wobei man zumindest (u.a. im Beispiel von Influence) so etwas wie Quasi-Resistenzen und Quasi-Schwächen hat (und Möglichkeiten diese herauszufinden), das ist schon mal ein guter Anfang.

Was mich aber ganz besonders bei Research stört, ist dass man nicht wirklich eine Möglichkeit hat, zu bestimmten wie man vorgehen möchte - überschreitet man einen Threshhold passiert etwas. Ob man versucht hat vorsichtig vorzugehen oder wie eine marodierende Horde die Bibliothek verwüstet ist komplett egal. Kann aber auch sein, dass da einfach nur das Beispiel schlecht designed ist.
Titel: Re: D&D kann keine Diplomatie ! Wirklich ?
Beitrag von: gunware am 16.02.2025 | 17:34
Das ist auch nicht viel sehr mehr als einen Aneinanderreihung von Skillchecks, nur mit dem Gimmick, dass man bei jedem Skillcheck Punkte ansammelt, um ein Endziel zu erreichen.
Ja, genau wie ein Kampf die Aneinanderreihung von Angriffswürfen und Rettungswürfen ist, bis man genug TP reduziert, um ein Endziel zu erreichen. Wo siehst du einen Unterschied?
Titel: Re: D&D kann keine Diplomatie ! Wirklich ?
Beitrag von: Galatea am 16.02.2025 | 17:40
Ja, genau wie ein Kampf die Aneinanderreihung von Angriffswürfen und Rettungswürfen ist, bis man genug TP reduziert, um ein Endziel zu erreichen. Wo siehst du einen Unterschied?
Im Kampf habe ich verschiedene Möglichkeiten, um meine Angriffe zu verstärken oder mich zu schützen. Reines Lebenspunkte runterkloppen hat man, wenn überhaupt, nur bei niedrigstufigen Charakteren ohne nennenswerte Feats, Skills, Tricks oder wie auch immer das betreffende System seine Spezialfähigkeiten nennt.
Titel: Re: D&D kann keine Diplomatie ! Wirklich ?
Beitrag von: nobody@home am 16.02.2025 | 17:41
Ja, das kommt noch dazu. Jetzt ist eine komplette Gleichverteilung m.E. gar nicht nötig, aber der Überhang ist halt doch schon sehr deutlich und abseits von ein paar Abschnitten im DMG gibt es ja jetzt auch zum Thema Exploration nicht so richtig viel (in D&D5).

Wenn man eine zumindest annähernde Gleichverteilung möchte, sind die drei Säulen von D&D vielleicht doch eher "Kämpfen, Zaubern, Aufsteigen". ;)

Wobei in hinreichend alten Editionen das Aufsteigen zugegebenermaßen noch nicht ganz so denselben Stellenwert hatte wie ab ca. der dritten mit ihrer ganzen potentiellen Karriereplanung von Stufe 1 bis 20 im Voraus. Kämpfen und Zaubern (geschickten Umgang mit magischen Gegenständen eingeschlossen) waren aber auf jeden Fall schon immer ziemlich hoch im Kurs.
Titel: Re: D&D kann keine Diplomatie ! Wirklich ?
Beitrag von: gunware am 16.02.2025 | 18:18
Im Kampf habe ich verschiedene Möglichkeiten, um meine Angriffe zu verstärken oder mich zu schützen. Reines Lebenspunkte runterkloppen hat man, wenn überhaupt, nur bei niedrigstufigen Charakteren ohne nennenswerte Feats, Skills, Tricks oder wie auch immer das betreffende System seine Spezialfähigkeiten nennt.
Ja, aber das Gleiche gilt doch auch für die Fertigkeiten Diplomatie, Täuschung, Darbietung, Einschüchtern, Gesellschaftskude und die vielen Kenntnisfertigkeiten. Auch die kann man doch mit Talenten und (magischen) Gegenständen verstärken oder bei dem Gegner seine "Soziale"-Abwehr schwächen. Und auch da muss man herausfinden, was bei dem Gegner (vielleicht sogar mit anderen Fertigkeiten) am besten funktionieren würde. Und wogegen er immun ist. Ich sehe da wirklich keinen relevanten Unterschied. Vielleicht nur der, dass die zu sammelnde Punkte sich im niedrigen Bereich bewegen, während die TP sich in viel höheren Bereichen bewegen. Aber das wird dadurch abgefangen, dass man meistens nur 1 höchstens 2 Punkte auf einmal sammeln kann,  beim Kampf sind die verursachten Punkte halt viel höher.
Titel: Re: D&D kann keine Diplomatie ! Wirklich ?
Beitrag von: 8t88 am 16.02.2025 | 18:20
Man kann ganz gut bei One Ring 2nd Edition klauen finde ich.
Titel: Re: D&D kann keine Diplomatie ! Wirklich ?
Beitrag von: schneeland am 16.02.2025 | 18:21
Wenn man eine zumindest annähernde Gleichverteilung möchte, sind die drei Säulen von D&D vielleicht doch eher "Kämpfen, Zaubern, Aufsteigen". ;)

Dagegen könnte man dann definitiv nichts sagen  ;D
Titel: Re: D&D kann keine Diplomatie ! Wirklich ?
Beitrag von: Alter Weißer Pottwal am 16.02.2025 | 20:08
Welche Systeme können denn Diplomatie und was/wie machen sie es besser als D&D ?

Magst du mehr zu den D&D-likes sagen die das besser machen ? Welche sind das und was funktioniert bei ihnen besser bzw wie kriegen die das deiner Meinung nach hin ?

Das Game Of Thrones-Rollenspiel zum Beispiel. Da ist soziale Interaktion im Grunde genauso geregelt wie ein Kampf - sofern es um etwas geht. Allerdings ist es dann genauso wie beim Kampf: Das Ergebnis hat Konsequenzen und die Spieler müssen sie umsetzen. Dadurch haben sich aber viele Spieler eingeschränkt gefühlt bzw. es als Eingriff in die Charakterautomie empfunden.
Titel: Re: D&D kann keine Diplomatie ! Wirklich ?
Beitrag von: Irian am 16.02.2025 | 20:35
Das ist sowieso so ein "lustiges" Detail bei sozialen Interaktionen: Beim Kampf beschwert sich keiner, wenn der Charakter eines auf den Deckel bekommt und nun flach am Boden liegt und daher "hilflos" ist. Bei sozialen Interaktionen hingegen ist die Tendenz, sich dagegen zu sträuben, nun den NPC Tunichtgut für den nettesten Menschen der Welt halten zu "müssen" deutlich größer. Das eines ist eine "physische Einschränkung" des Charakters, das andere eine eher "mentale" und scheinbar will man das getrennt halten.

Häufig läuft also ein soziales System eher nur in eine Richtung, SCs beeinflussen NSCs, umgekehrt läuft meist weniger.
Titel: Re: D&D kann keine Diplomatie ! Wirklich ?
Beitrag von: gunware am 16.02.2025 | 20:40
Häufig läuft also ein soziales System eher nur in eine Richtung, SCs beeinflussen NSCs, umgekehrt läuft meist weniger.
Ist das hier aber nicht ein schöner Unterschied zwischen RPG und Brettspiel?
Titel: Re: D&D kann keine Diplomatie ! Wirklich ?
Beitrag von: aikar am 16.02.2025 | 21:17
Welche Systeme können denn Diplomatie und was/wie machen sie es besser als D&D ?
Viele Systeme sind es tatsächlich nicht, die das haben, aber kritisiert wird es gefühlt nur bei D&D.

Und:
Das Game Of Thrones-Rollenspiel zum Beispiel. Da ist soziale Interaktion im Grunde genauso geregelt wie ein Kampf - sofern es um etwas geht.
Ich habe jetzt mal bei Dune gemerkt, wie es sich anfühlt, wenn soziale Interaktion genauso geregelt ist wie Kampf. Liest sich mal interessant, aber im Spiel fühlt es sich dann einfach unglaublich mechanisch an, genau dann, wenn man eigentlich gerade freies Rollenspiel betreiben will. Wenn alles ein Encounter ist, wird das Rollenspiel zum Brettspiel. Ich sehe das nicht wirklich als Verbesserung und verzichte gerne darauf.

Daher ist die Antwort auf
Was muss ein System für soziale Encounter denn leisten damit es eurer Meinung nach gut ist ?
für mich (!): Gar nichts. Soziale Encounter sind für mich eher ein Minuspunkt.

Das ist sowieso so ein "lustiges" Detail bei sozialen Interaktionen: Beim Kampf beschwert sich keiner, wenn der Charakter eines auf den Deckel bekommt und nun flach am Boden liegt und daher "hilflos" ist. Bei sozialen Interaktionen hingegen ist die Tendenz, sich dagegen zu sträuben, nun den NPC Tunichtgut für den nettesten Menschen der Welt halten zu "müssen" deutlich größer. Das eines ist eine "physische Einschränkung" des Charakters, das andere eine eher "mentale" und scheinbar will man das getrennt halten.
Das auch. Ich glaube mit einer sozialen Niederlage könnten die meisten Spielenden noch deutlich schlechter umgehen, als mit einer im Kampf. Weil eine soziale Niederlage potentiell bedeutet, die Kontrolle über den eigenen Charakter zu verlieren. Und die meisten Spielenden lassen ihre SC lieber heroisch sterben, als sie gefangen, versklavt oder zu Handlungen gegen ihren Willen überzeugt zu sehen.
Titel: Re: D&D kann keine Diplomatie ! Wirklich ?
Beitrag von: Sashael am 16.02.2025 | 21:51
Ich glaube mit einer sozialen Niederlage könnten die meisten Spielenden noch deutlich schlechter umgehen, als mit einer im Kampf. Weil eine soziale Niederlage potentiell bedeutet, die Kontrolle über den eigenen Charakter zu verlieren. Und die meisten Spielenden lassen ihre SC lieber heroisch sterben, als sie gefangen, versklavt oder zu Handlungen gegen ihren Willen überzeugt zu sehen.
Was in diversen anderen Systemen durch die Vergabe von Metaressourcen versüßt wird (Fate-, Story- und andere Gummipunkte).

Aber davon hat D&D leider kaum welche. Es unterstützt keine Niederlagen. Ist doch ein sehr US amerikanisches Rollenspiel.  ;D
Titel: Re: D&D kann keine Diplomatie ! Wirklich ?
Beitrag von: Galatea am 16.02.2025 | 23:16
Ja, aber das Gleiche gilt doch auch für die Fertigkeiten Diplomatie, Täuschung, Darbietung, Einschüchtern, Gesellschaftskude und die vielen Kenntnisfertigkeiten. Auch die kann man doch mit Talenten und (magischen) Gegenständen verstärken oder bei dem Gegner seine "Soziale"-Abwehr schwächen. Und auch da muss man herausfinden, was bei dem Gegner (vielleicht sogar mit anderen Fertigkeiten) am besten funktionieren würde. Und wogegen er immun ist. Ich sehe da wirklich keinen relevanten Unterschied. Vielleicht nur der, dass die zu sammelnde Punkte sich im niedrigen Bereich bewegen, während die TP sich in viel höheren Bereichen bewegen. Aber das wird dadurch abgefangen, dass man meistens nur 1 höchstens 2 Punkte auf einmal sammeln kann,  beim Kampf sind die verursachten Punkte halt viel höher.
Wenn es "das Gleiche" ist, warum verwendet das Regelwerk dann 80% seiner Seiten für kampfrelevante Dinge und so gut wie keine für Dinge außerhalb des Kampfes? Selbst die verlinkten PF2-Regeln für soziale Encounter stehen nicht im Kernregelwerk, sondern als optionales Zusatzmodul im Spielleiterteil. Die gehören also nicht mal zum Grundregelwerk.

Im ursprünglichen Thema ging es auch nicht nur um soziale Herausforderungen, aber dass die Diskussion jetzt darauf reduziert wird, sagt auch schon wieder etwas aus.
Außerhalb von Kampf und Sozialem wird es halt RICHTIG dünn.

Und:Ich habe jetzt mal bei Dune gemerkt, wie es sich anfühlt, wenn soziale Interaktion genauso geregelt ist wie Kampf. Liest sich mal interessant, aber im Spiel fühlt es sich dann einfach unglaublich mechanisch an, genau dann, wenn man eigentlich gerade freies Rollenspiel betreiben will. Wenn alles ein Encounter ist, wird das Rollenspiel zum Brettspiel. Ich sehe das nicht wirklich als Verbesserung und verzichte gerne darauf.
Ja, man muss nicht jede soziale Interaktion über ein soziales Konfliktsystem abhandeln. Man verwendet ja auch nicht für jede kampfähnliche oder kampfangrenzende Aktion das volle Kampfsystem. Ich bin mir aber relativ sicher, dass auch interaktionsfreudige Spieler nicht die komplette Aushandlung eines Handelsvertrags ausspielen wollen.

Viele Systeme sind es tatsächlich nicht, die das haben, aber kritisiert wird es gefühlt nur bei D&D.
Diese Spiele haben aber dafür meist andere Systeme, die ihre Kernaspekte unterstützen. CoC hat Regeln für "mentalen Schaden", Shadowrun hat (je nach Edition extrem ausufernde) Regeln für allen möglichen Technikkram, Traveller hat Regeln für Planetenkreation und Technikkram, usw.

Das ist sowieso so ein "lustiges" Detail bei sozialen Interaktionen: Beim Kampf beschwert sich keiner, wenn der Charakter eines auf den Deckel bekommt und nun flach am Boden liegt und daher "hilflos" ist.
Beim Kampf beschwert sich in der Regel aber auch niemand, dass der super toll beschriebene Angriff nicht einfach vom Spielleiter durchgewunken wird, wie es bei sozialen Herausforderungen oft der Fall ist.
Titel: Re: D&D kann keine Diplomatie ! Wirklich ?
Beitrag von: Runenstahl am 16.02.2025 | 23:34
Das ist sowieso so ein "lustiges" Detail bei sozialen Interaktionen: Beim Kampf beschwert sich keiner, wenn der Charakter eines auf den Deckel bekommt und nun flach am Boden liegt und daher "hilflos" ist. Bei sozialen Interaktionen hingegen ist die Tendenz, sich dagegen zu sträuben, nun den NPC Tunichtgut für den nettesten Menschen der Welt halten zu "müssen" deutlich größer. Das eines ist eine "physische Einschränkung" des Charakters, das andere eine eher "mentale" und scheinbar will man das getrennt halten.

Häufig läuft also ein soziales System eher nur in eine Richtung, SCs beeinflussen NSCs, umgekehrt läuft meist weniger.

Dem würde ich zustimmen. Ich handhabe es auch so das es den Spielern überlassen bleibt wie ihre Charaktere agieren. Mit einer Einschränkung: Wenn die Charaktere "Sense Motive" würfeln um etwas über das Gegenüber zu erfahren oder zu erahnen ob dieser gerade lügt so wissen sie nicht die Schwierigkeit. Würfeln sie hoch genug erfahren sie ob der Charakter lügt oder ob sie ihm glauben (wenn er die Wahrheit sagt), würfeln sie zu niedrig so müssen sie ihm glauben. Ich weise meist vorher nochmal daraufhin das es auch eine Option ist nicht zu würfeln und misstrauisch zu bleiben. Das klappt recht gut denn so weiß der Spieler worauf er sich mit dem Wurf einläßt und (zumindest meine Spieler) können damit gut umgehen oder sie entscheiden sich lieber doch nicht zu würfeln.
Titel: Re: D&D kann keine Diplomatie ! Wirklich ?
Beitrag von: gunware am 17.02.2025 | 00:18
Wenn es "das Gleiche" ist, warum verwendet das Regelwerk dann 80% seiner Seiten für kampfrelevante Dinge und so gut wie keine für Dinge außerhalb des Kampfes? Selbst die verlinkten PF2-Regeln für soziale Encounter stehen nicht im Kernregelwerk, sondern als optionales Zusatzmodul im Spielleiterteil. Die gehören also nicht mal zum Grundregelwerk.
Ja, weil diese Regelteile zu den Untersystemen gehören. Nur dann anwendbar, wenn es sinnvoll erscheint. Aber sie sind nur eine Erweiterung der bereits vorhandenen Regeln, die schon benutzbar sind. Und ja, der größere Teil betrifft kampfrelevante Dinge, nur würde ich es eher auf 60% zu 40% oder höchstens 70% zu 30% als auf 80% zu 20% schätzen. Schätzen! Ich habe nicht nachgezählt.

Aber ist es nicht auch eine Sache der Genauigkeit? Im Begegnungsmodus bewegt man sich in Sekundenbereich, deshalb sollte die Regeltiefe detaillierter Ausfallen. Im Erkundungsmodus bewegt man sich in viel längeren Zeitbereichen, deshalb muss die Detailtiefe nicht so akribisch betrachtet werden. Und beim Auszeitmodus sind wir schon weit weg von Sekunden entfernt, da zählt man eher Tage, Wochen oder Jahre. Und dann ist es wirklich nicht notwendig, dass die Regel jeden Schritt abdecken. Da geht es eher um die globale Betrachtung, da würde die Detailtiefe eher hinderlich sein. Deshalb finde ich persönlich, dass die Notwendigkeit gar nicht besteht, die Regeln für längere Zeitabschnitte so detailliert auszuarbeiten wie für die 6-Sekundentaktung eines Kampfes.
Titel: Re: D&D kann keine Diplomatie ! Wirklich ?
Beitrag von: Runenstahl am 17.02.2025 | 00:34
Im ursprünglichen Thema ging es auch nicht nur um soziale Herausforderungen, aber dass die Diskussion jetzt darauf reduziert wird, sagt auch schon wieder etwas aus.

Für mich gab es nicht das eine ursprüngliche Thema, sondern die Aussage das D&D Diplomatie nicht kann taucht immer wieder an verschiedenen Stellen auf.
Titel: Re: D&D kann keine Diplomatie ! Wirklich ?
Beitrag von: YY am 17.02.2025 | 00:38
Man liest es (auch hier im Tanelorn) immer wieder. D&D hat nur Kampfregeln, D&D kann keine Diplomatie, D&D hat Charakterklassen die bei sozialen Encountern nichts beisteuern können, D&D macht Diplomatie nur über einen simplen Fertigkeitswurf etc.

Damit verwandt kommt gerne mal die Aussage, D&D stünde dem Diplomatie-/Sozialpart immerhin nicht im Weg.
Ich frage mich da immer: wie sollen denn Regeln aussehen, die diesen Part aktiv sabotieren (soll(t)en)?  :think:


1. Was muss ein System für soziale Encounter denn leisten damit es eurer Meinung nach gut ist ?
2. Welche Regelwerke haben so ein System ?

Es sollte zwischen den schnellen ad hoc-Sachen und langfristigen sozialen Beziehungen unterscheiden und mir sollte nachvollziehbar erläutert werden, mit welchen sozialen Vorgängen ich im Spiel regelmäßig zu tun haben werde. Das ist schnell mal der Übergang zu den Genre- und Settingsetzungen, aber das lässt sich kaum vermeiden.

So richtig durchstrukturiert hat das wohl nur das erwähnte GURPS Social Engineering, aber gute Ansätze finden sich z.B. in (ausgerechnet!) SR1 und 2, Western, Pendragon, WFRP 4, allerdings werden die nicht so explizit an- und durchgesprochen, wie sie es verdient hätten.


Ein ressourcen- und manöverbasierter "Sozialkampf" ist mir jedenfalls ein Graus. Das endet nämlich regelmäßig darin, dass man sich in Spielmechanik zum Selbstzweck ergeht und nach dem Einstieg keine interessanten und relevanten Entscheidungen mehr zu treffen hat - und ohne Entscheidungspunkte brauche ich auch keinen mehrschrittigen Ablauf.

Die kurzfristigen Sachen dürfen gerne auch flott abgehandelt werden und bei den größeren Sachen geht es dann auch um die großen Fragen - wie belastbar ist eine Beziehung, wofür nutze oder opfere ich sie etc. pp.
Das wird man auch mit irgendwelchen Punkten abhandeln, aber das Wichtige sind die zugehörigen Entscheidungen.

Ich sehe es nicht als Zufall an, dass viele Systeme Kampf eher detailliert regeln und soziales eher oberflächlich. Und auch nicht als zufälliges Resultat der Rollenspielhistorie. Kampf muss man im Gegensatz zur sozialen Interaktion nun einmal simulieren (oder man wechselt halt von P&P zu Vollkontakt-Kampfsport ;)).

Das halte ich regelmäßig für einen Fehlschluss.
Im Rollenspiel gibt es mehr als genug soziale Situationen, die mit dem Erfahrungshorizont der Spieler und ihrer Situation am Spieltisch mal so gar nichts zu tun haben.

Da bleibt als einzige Gemeinsamkeit schnell nur, dass dabei gesprochen wird. Ähnlich könnte ich den physischen Kampfvorgang und das Würfeln am Tisch beides unter "da macht man was mit den Händen" zusammenfassen.

Bis wohin jemand geht, leitet sich für mich wesentlich aus seinen zentralen Zielen ab. Denn erst wenn ich diese Ziele kenne, weiß ich, ob eine Handlung jemanden erfreut, bedroht oder ihm schnurz ist.
Woraus würdest du es denn alternativ ableiten?

Da spielen auch noch einige externe Faktoren mit rein.
Was wird von demjenigen erwartet, wie öffentlich ist oder wird absehbar der betroffene Vorgang usw.

Das begrenzt oftmals den Handlungsspielraum und damit auch die Ergebnisbreite des sozialen "Angriffs" schärfer als die bloße Einstellung zu den SCs - und dass man das hinten runter fallen lässt, ist oftmals der Hauptgrund für völlig überrissene Ergebnisse von Sozialspezialisten. 


Deshalb finde ich persönlich, dass die Notwendigkeit gar nicht besteht, die Regeln für längere Zeitabschnitte so detailliert auszuarbeiten wie für die 6-Sekundentaktung eines Kampfes.

Zeitabschnitte und Detailtiefe hängen mMn nicht sonderlich eng zusammen. Am Ende interessieren mich die zentralen Einflussfaktoren, die zugehörigen Entscheidungen und das Ergebnis - egal wie lang der jeweils betrachtete Zeitraum in der Spielwelt ist.
Hoch detaillierte Kampfregeln müllen mich doch meistens mit überflüssigen Details und Scheinentscheidungen zu, die ich schon in der nächsten oder übernächsten Kampfrunde folgenlos vergessen kann und an die ich mich in ein paar Wochen erst recht nicht mehr erinnere.
Titel: Re: D&D kann keine Diplomatie ! Wirklich ?
Beitrag von: aikar am 17.02.2025 | 07:05
Ich bin mir aber relativ sicher, dass auch interaktionsfreudige Spieler nicht die komplette Aushandlung eines Handelsvertrags ausspielen wollen.
D&D (und die meisten anderen Systeme) hat im Kern auch kein System für Massenkampfregeln, was das Äquivalent zur Aushandlung eines Handelsvertrags werde. Hier werden meiner Meinung nach einfach Äpfel mit Birnen verglichen.

Die erweiterten Regeln für die Sozialen Konflikte finden sich in SL-Buch und ich ziehe sie mir jetzt rein, weil wir Kingmaker spielen und da finde ich, dass wir sie benötigen. Vorher haben wir Schreckensgewölbe gespielt und da brauchte man sie meiner Meinung nach gar nicht. Da waren Mörderhobos und nicht Diplomanten gefragt. Aus meiner Sicht lohnt sich die Arbeit der Einarbeitung in diese zusätzlichen Regel nur dann, wenn man sie auch benutzen möchte und die Kampagne es hergibt. Für ein One-Shot oder zwei drei kleine Abenteuer wäre es übertrieben.
Eben das. Ist auch der Grund warum ich das D&D5-Massenkampfsystem von Strongholds & Followers nur einmal benutzt habe. So selten wie man es braucht, ist der Einarbeitungs- und Vorbereitungsaufwand einfach zu hoch.

Entweder baue ich das grundlegende Sozialsystem als Encounter-System auf. Dann macht es Sinn, es zu verregeln und eigene Talente, Klassen, Subklassen dafür einzubauen. Das ist aber wie geschrieben nicht nach jedem Geschmack. Wenn ich einen Diplomatie-Charakter spiele, erwarte ich auch, dass die Fähigkeiten, in die ich investiert habe, regelmäßig zum Tragen kommen. Ansonsten kann ich sie mir sparen.
Wenn man ein Diplomatie/Handels/etc.-System nur in den großen und bedeutenden Ausnahmefällen braucht, ist es nicht Teil der Kernregeln. Und damit macht es keinen Sinn, knappen Platz in den Grundregeln für den ganzen Rattenschwanz an Optionen dafür zu verbrauchen. Schon gar nicht bei einem klassenbasierten System. Das muss einem einfach klar sein: Seitenplatz ist begrenzt und man muss Entscheidungen treffen. Auch GURPS Social Engineering ist nicht Teil der Kernregeln, sondern ein sehr spezieller Erweiterungsband.

Ja, Game of Thrones und Dune haben Diplomatie-Regeln, sparen sich dafür den ganzen Magie-Bereich, dadurch wird Platz frei. Das ist eine Sache der Prioritäten. Und ja, da heißt, dass D&D einen Fokus auf Kampf, Magie und Monster hat. Weil die meisten Spielenden in Fantasy-Abenteuergeschichten einfach andere Anforderungen als Handelsverträge haben.  Bei Traveller sind die Psionik-Regeln in den Grundregeln ausgesprochen minimal und die Möglichkeit eine Psioniker-Kampagne zu spielen ohne viel Handwedeln praktisch nicht gegeben. Macht es das System schlecht? Nein, weil Psionik eben nicht das ist, was im Kern (=> Grundregeln) im Fokus steht. GoT und Dune sind auch noch Lizenzspiele mit einer deutlich von Diplomatie, Politik und Intrigen geprägten Vorlage. Wenn ich mich entscheide, diese zu spielen, gehe ich mit einer klaren Erwartung rein (und war bei Dune wie geschrieben trotzdem nicht glücklich damit, obwohl mich der grundsätzliche Ansatz sehr fasziniert hat).

Was es nicht heißt und da ist für mich der Knackpunkt, dass D&D völlig unfähig wäre diplomatische oder soziale Herausforderungen zu bieten, nur weil sie nicht gleich verregelt sind wie der Kampf. "Nicht im Fokus" heißt einfach nicht "Völlig ungeeignet". Ich habe Politik-Kampagnen mit D&D5 gespielt. Aber von absoluten Ausnahmen, wie den erwähnten Handelsverträgen, abgesehen, sind umfangreiche Diplomatie-Regelsysteme einfach nicht notwendig (und selbst Handelsverträge und Nichtangriffspakte wurden bei uns ohne solche Systeme ausgehandelt) Und das, in Kombination damit, dass auch abseits von D&D kaum ein Regelsystem diese Systeme bietet, schon gar nicht in den Kernregeln, machte es für mich zu einem typischen Pseudo-Argument. "Ich kann D&D nicht leiden, also suche ich mir irgendetwas heraus und erkläre es zu einer expliziten D&D-Schwachstelle".

Aber um den Bogen zu schlagen, wie tatsächlich ein für mich praktikables Diplomatie-System aussehen würde: Grob und abstrakt. Ich lande da dann immer wieder bei Fate. Aspekte erschaffen und ausnutzen.
Und tatsächlich würde ich wahrscheinlich, wenn ich in meiner D&D-Kampagne so etwas brauchen würde, einfach kurzzeitig das Regelsystem zu Fate wechseln. Habe ich auch bei einer Space Opera-Kampagne zur Endschlacht mal gemacht. Weil große Raumkämpfe (oder Schiffsflottenschlachten, um bei Fantasy zu bleiben) z.B. auch so etwas sind, was die meisten kleinteiliger verregelten Systeme einfach nicht gut können, das fällt für mich in die gleiche Kategorie.
Titel: Re: D&D kann keine Diplomatie ! Wirklich ?
Beitrag von: Tudor the Traveller am 17.02.2025 | 07:47
@aikar: zumindest D&D 5 sagt aber explizit, soziale Interaktion gehört zum Kern des Spiels. Stichwort "3 Säulen". Das war mein Kritikpunkt im anderen Faden. Es suggeriert, dass es da stark drin wäre, und das ist es eben  nicht.
Titel: Re: D&D kann keine Diplomatie ! Wirklich ?
Beitrag von: aikar am 17.02.2025 | 08:09
@aikar: zumindest D&D 5 sagt aber explizit, soziale Interaktion gehört zum Kern des Spiels. Stichwort "3 Säulen". Das war mein Kritikpunkt im anderen Faden. Es suggeriert, dass es da stark drin wäre, und das ist es eben  nicht.
Soziale Interaktion ist meiner Meinung nach auch erfüllt, das habe ich in jeder einzelnen Runde, dafür braucht es wie gesagt (für mich) kein Social Encounter-System. "Soziale Interaktion" umfasst für mich aber wie gesagt genauso wenig hohe Politik und Handelsverträge wie "Kampf" Massenschlachten und strategische Kriegsführung umfasst.

Aber danke für deinen Hinweis, ich denke ich verstehe dadurch jetzt, wo diese Diskussion herkommt. Ich glaube, du bist hier einer Fehlannahme aufgesessen. "Social Interaction" IST eine Säule von D&D, aber es umfasst keine regeltechnische Fokussierung oder Stärke und behauptet das auch nicht.
Wenn du dir das Kapitel "Social Interaction" im Players Handbook anschaust, behandelt das das Thema "Roleplaying". Und ja, das ist eine Säule von D&D, genauso wie es das bei praktisch jeden anderen Rollenspiel ist. Das mag uns hier und heute nicht als etwas Besonderes vorkommen. Für jemanden, der von außerhalb ins Hobby kommt, ist es das aber. Und D&D will sich nicht gegenüber anderen Rollenspielen abheben. Die existieren in der Selbstwahrnehmung/präsentation von D&D gar nicht. D&D ist nicht EIN Rollenspiel, es ist DAS Rollenspiel. Es ist der Ursprung. Und in diesem Zusammenhang sind seine Säulen zu verstehen. Social Interaction ist eben einfach das, was für uns Rollenspiele ausmacht. Und das kann D&D genauso gut wie andere Rollenspiele.
Titel: Re: D&D kann keine Diplomatie ! Wirklich ?
Beitrag von: chad vader am 17.02.2025 | 08:34
Wir verproben aktuell ja das Avatar Legends System.

Da heißen die Attribute nicht Stärke, Geschick, Weisheit etc., sondern
Durch diesen Ansatz gibt es in AL schon mal prinipiell keinen SC, der nichts zu sozialer Interaktion beitragen kann. Das finde ich ganz hilfreich. Den uncharismatischen Barbaren, der mangels Bildung keine Argumente kennt, gibt es einfach nicht.

Dazu kommt das starke Gesinnungssystem von AL, das soziale Interaktionen situativ wesentlich stärker beeinflusst, als die Attribute:

Jeder Charakter hat 2 sich entgegenstehende Prinzipien, wie etwa

Die Prinzipien wirken nicht immer gleich stark. Das eigene Handeln sowie Austausch mit anderen Figuren können das persönliche Gleichgewicht in Richtung eines Prinzips verschieben, dass dann recht ähnlich wie ein zusätzliches Attribut wirken kann. Dadurch wird es aber auch leichter, dich entlang dieses Prinzips zu manipulieren, etwa von bestimmten Handlungen zu überzeugen.

Ich finde den Ansatz extrem charmant und er lässt mich als SL jetzt schon völlig anders über Motivation und Interaktion mit Antagonisten nachdenken. Allerdings merke ich auch, dass die Regelemente den Spielfluss etwas bremsen, weil eventuelle Gleichgewichts-Verschiebungsversuche o.ä. den Dialog der SC und NSC unterbrechen.

Außerdem muss man als SL den Überblick über die Prinzipien aller beteiligten behalten, um zu bewerten, wie die Argumente funktionieren.

Für D&D wäre mir das wahrscheinlich auch zu aufwendig. Besonders überzeugende/schlechte Argumente geben da halt Vorteil/Nachteil auf die Probe und fertig. Mag sein, dass der Barbarenspieler dadurch unrealistisch gut partizipierten kann, aber daran erkenne ich kein Problem.

Ich hätte mir höchstens gewünscht, dass Gesinnung oder auch Ideals/Bonds/Flaws in der sozialen Interaktion von D&D eine Rolle spielen. Kann man natürlich auch selbst machen, fühlt sich mit Blick aufs Spieldesign für mich aber nach einer verpassten Chance an und kratzt an der Existenzberechtigung dieser Regelelemente.
Titel: Re: D&D kann keine Diplomatie ! Wirklich ?
Beitrag von: Sashael am 17.02.2025 | 08:45
Social Interaction ist eben einfach das, was für uns Rollenspiele ausmacht. Und das kann D&D genauso gut wie andere Rollenspiele.
Was jetzt kein Argument dafür wäre, dass D&D (5) Diplomatie unterstützt.

Man kann halt mit Rulings etwas handwedeln und der Rest liegt am "Gesunden Menschenverstand" der SL.
Was übrigens für sehr viele Systeme gilt. Auch DSA unterstützt Diplomatie nicht wirklich explizit.

Absurderweise gab es ausgerechnet für Broken Compass ein "What If?"-Highschool/Small Town Setting, das soziale Encounter mit dem eigentlich auf Pulp Action ausgelegten System verregelte und das war auch recht brauchbar. Argumente als "Angriffe", Gerüchte als "Waffen" und wessen "Luck" (die "TP" von Broken Compass) als erstes ausläuft, gibt klein bei oder lässt sich überzeugen. Das Gleiche für soziale Herausforderungen wie "Klausuren und Hausarbeiten", in denen die Schwierigkeit der Klausur per Skillwürfe überwunden werden musste. In Verbindung mit Würfellimits aka Zeitdruck und Boni/Mali für "Vorbereitung" oder "Cheaten"erzeugte das tatsächlich eine Highschool Atmosphäre.

Regelmechanische Nachvollziehbarkeit und mehrere Stufen plus Flexibilität der Ausführung markieren für mich ein akzeptables Social Encounter System.

Es kam vorhin mal das Argument, dass man dann Soziales nur runterwürfeln würde. Exakt das Gleiche kann man über Kampf sagen. Besonders in D&D könnte man einen Kampf ohne jedes zusätzliche Wort runterwürfeln.
"Angriff auf Goblin1. 17. Würfel Schaden. 8 Punkte."
"Magic Missile auf Goblin2 und Orc1. 1 auf Goblin, 2 auf Orc. Schaden 3 Punkte Goblin, 9 Punkte auf Orc. Yay!"
usw.

Gibt es bestimmt auch, aber die meisten werden ihre Aktionen ja doch etwas mehr ausschmücken.

Soziale Encounter, also Herausforderungen(!), komplett auf die Spieler auslagern und mit einem einzelnen Wurf oder gar komplett ohne Würfel abhandeln steht meiner Meinung nach dem Gedanken von Rollenspiel entgegen, dass jeder alles spielen darf und können soll. Also auch der schüchterne stille Spieler den Face-SC.

Dass man Smalltalk und Palaver, also die Rolle, ohne Würfel ausspielt, ist davon komplett unbenommen.
Titel: Re: D&D kann keine Diplomatie ! Wirklich ?
Beitrag von: Tudor the Traveller am 17.02.2025 | 09:01
Ich bin der Meinung, dass die 3 Säulen der 5e, wenn sie denn der Kern des Spiels sein sollen, auch mehr oder weniger gleichberechtigt beitragen sollten. Das bedeutet so Dinge wie Einbindung der Klassen und Ausschüttung von Erfahrungspunkten.

Bitte erklärt mir dafür, wie ich mit einem typischen Kämpfer mit Cha Dumpstat aus einer sozialen Interaktion Erfahrungspunkte generiere.
Titel: Re: D&D kann keine Diplomatie ! Wirklich ?
Beitrag von: aikar am 17.02.2025 | 09:07
Was jetzt kein Argument dafür wäre, dass D&D (5) Diplomatie unterstützt.

Man kann halt mit Rulings etwas handwedeln und der Rest liegt am "Gesunden Menschenverstand" der SL.
Was übrigens für sehr viele Systeme gilt. Auch DSA unterstützt Diplomatie nicht wirklich explizit.
Das war primär mein Einwurf auf  Tudor the Traveller's Hinweis mit den drei Säulen. Ich werde das aber auslagern, ich glaube, das ist für sich genommen ein interessantes Diskussionsthema. Aber doch, das ist für mich ein Argument, dass D&D(5) Diplomatie unterstützt. Weil es das ist, was viele Rollenspielende unter "Social Interaction" verstehen. Die Verregelung in ein Encounter-System ist die absolute Ausnahme.
Aber ich glaube da kommen wir nicht weiter als "Agree to disagree", weil das, was für die einen nicht nur ausreicht, sondern diesen Bereich des Spiels sogar ausmacht, von den Kritisierenden offenbar nicht als Lösung auch nur ansatzweise in Betracht gezogen wird. Für mich ist das halt so, wie wenn man kritisiert, dass Schach keine Würfel benutzt, andere Brettspiele haben das ja auch. Wobei der Vergleich noch besser passen würde, wenn nur ein winziger Bruchteil aller Brettspiele Würfel benutzen würden.

Absurderweise gab es ausgerechnet für Broken Compass ein "What If?"-Highschool/Small Town Setting, das soziale Encounter mit dem eigentlich auf Pulp Action ausgelegten System verregelte und das war auch recht brauchbar.
Wiederum: Das ist eine Erweiterung, noch dazu eine Genre-Konvertierung. Von D&D gibt es Adaptionen für Doctor Who und My Little Pony. Ich habe kürzlich bei einem Crowdfunding für "Draconis - The peaceful way of playing D&D" mitgemacht.

Das bedeutet so Dinge wie Einbindung der Klassen und Ausschüttung von Erfahrungspunkten.
Ja, dass das deine Annahme ist, ist angekommen. Wie gesagt glaube ich aber, dass das nicht der Intention hinter den Säulen entspricht. Social Interaction nimmt in den meisten Runden einen gleichberechtigten Teil des Spiels ein. Auch wenn es nicht gleich stark verregelt ist. Aber siehe meinen ersten Absatz oben.

Bitte erklärt mir dafür, wie ich mit einem typischen Kämpfer mit Cha Dumpstat aus einer sozialen Interaktion Erfahrungspunkte generiere.
Wenn ich Erfahrungspunkte vergeben würde (was ich nicht tue, ich spiele mit Milestones) dann würde ich die für die soziale Interaktion an sich vergeben, nicht für den Erfolg in dieser. Und der Krieger mit Cha-Dumbstat wäre auch bei einem ausformulierten Social Encounter-System nicht erfolgreicher. Aber wie gesagt, da haben wir einfach sehr unterschiedliche Erwartungen.
Titel: Re: D&D kann keine Diplomatie ! Wirklich ?
Beitrag von: 1of3 am 17.02.2025 | 09:17
Deshalb frage ich mal in die Runde:
1. Was muss ein System für soziale Encounter denn leisten damit es eurer Meinung nach gut ist ?
2. Welche Regelwerke haben so ein System ?

Es gibt genau ein Kriterium und das fehlt D&D: Transparenz.

Ich muss wissen, was ich gewinnen kann, wenn ich in diesen Skill investiere. Das das nicht so ist, zeigt sich in den Vielleichts der Erklärung. Ein Händler wird vielleicht 10% geben. Eine Stadtwache wird vielleicht die Charaktere hereinlassen, wenn...

Vergleiche mit einem Angriffswurf: Ein Gegner kriegt meine xDy Schaden, wenn ich seine AC schlage.

Man kann das auf viele Weisen machen, z.B. könnte man in unterschiedliche Aktionen unterscheiden: Eine Audienz bekommen, einen Konflikt deeskalieren usw. Und da könnte man dann entsprechend mit Mechaniken dran ansetzen.

Eine andere Variante ist Dungeon World.

Zitat
When you have leverage on a GM Character and manipulate them, roll+Cha. Leverage is something they need or want. ✴On a 10+, they do what you ask if you first promise what they ask of you. ✴On a 7–9, they will do what you ask, but need some concrete assurance of your promise, right now.

D.h. es gilt zunächst herauszufinden, was der NPC vielleicht haben möchte (Leverage). "Ich verzichte darauf, dir den Schädel einzuschlagen", ist akzeptables Leverage, wenn das wahrscheinlich ist. Und bei 10+ tut der NSC dann was man will. Wir haben also genau einen Entscheidungspunkt vor dem Wurf. Ist das akzetables Leverage? Und dann macht der NSC potentiell alles in seiner Macht stehende. Bei 7-9 schaut man hinterher noch mal.
Titel: Re: D&D kann keine Diplomatie ! Wirklich ?
Beitrag von: Runenstahl am 17.02.2025 | 09:30
Mir selbst sind die Vorgaben die D&D macht genau genug. Denn sie müssen ja auf jeden Kontext passen. Und das kann man je nach Situation bei D&D ja auch vorher herausfinden.

Bei deinem Beispiel aus Dungeon World ist es ja nicht anders. Du versuchst die Wache davon zu überzeugen dich vorbei zu lassen. Welches "Leverage" brauchst du dafür ? Reichen 10 Goldmünzen oder würde sie für Geld niemals untreu werden ? Muss man vielleicht doch erst damit drohen das man weiß wo ihre Kinder spielen oder wäre das zuviel und würde eine sofortige agressive Reaktion hervorrufen ?

Da ist doch immer die SL in der Pflicht sich was aus den Fingern zu saugen und zu interpretieren.
Titel: Re: D&D kann keine Diplomatie ! Wirklich ?
Beitrag von: Tudor the Traveller am 17.02.2025 | 09:33
Es gibt genau ein Kriterium und das fehlt D&D: Transparenz.

Ich muss wissen, was ich gewinnen kann, wenn ich in diesen Skill investiere. Das das nicht so ist, zeigt sich in den Vielleichts der Erklärung. Ein Händler wird vielleicht 10% geben. Eine Stadtwache wird vielleicht die Charaktere hereinlassen, wenn...

Vergleiche mit einem Angriffswurf: Ein Gegner kriegt meine xDy Schaden, wenn ich seine AC schlage.

Man kann das auf viele Weisen machen, z.B. könnte man in unterschiedliche Aktionen unterscheiden: Eine Audienz bekommen, einen Konflikt deeskalieren usw. Und da könnte man dann entsprechend mit Mechaniken dran ansetzen.

Danke. Genau das. Edit: wobei nein, das ist nicht genau mein Kritikpunkt, aber Teil davon.

Die 4e hatte iirc so etwas zumindest für Barden. Da gab es ein wählbares Feature, mit dem man eine Audienz verlangen konnte.

Wenn ich Erfahrungspunkte vergeben würde (was ich nicht tue, ich spiele mit Milestones) dann würde ich die für die soziale Interaktion an sich vergeben, nicht für den Erfolg in dieser. Und der Krieger mit Cha-Dumbstat wäre auch bei einem ausformulierten Social Encounter-System nicht erfolgreicher. Aber wie gesagt, da haben wir einfach sehr unterschiedliche Erwartungen.

Die für mich entscheidende Frage ist, was der SC zum Erfolg beitragen kann. "Nichts" ist für mich keine akzeptable Lösung. Also kann man irgendwas frei labern und alles läuft auf Goodwill und DM Entscheid hinaus. Das finde ich aus Regelperspektive nicht gut.

Dass die Kämpfer mit Cha Dump sonst auch nichts beitragen würde, ist zu kurz gedacht. Das liegt ja daran, dass Cha-basierte Skills überhaupt die einzige Mechanik sind. Caster könnten immerhin noch irgend einen Zauber benutzen.

Es gibt auch keine Feats, die man da verwenden könnte. Dabei wäre das so naheliegend.

Mal ins Blaue:
Feat: Beeindrucken. Mit militärischen Auszeichnungen, Rituellen Tätowierungen etc. hat der SC gelernt, diese gewinnbringend einzusetzen, um andere zu beeindrucken. Dies kann einmal pro Szene eingesetzt werden. Der nächste Diplomacy Skillcheck eines Verbündeten, um die beeindruckten Personen zu überzeugen, erhält Vorteil.

Nix Charisma, nix Skill-abhängig. Könnte man auch in Richtung Classfeatures entwickeln.
Titel: Re: D&D kann keine Diplomatie ! Wirklich ?
Beitrag von: 1of3 am 17.02.2025 | 09:41
Bei deinem Beispiel aus Dungeon World ist es ja nicht anders. Du versuchst die Wache davon zu überzeugen dich vorbei zu lassen. Welches "Leverage" brauchst du dafür ? Reichen 10 Goldmünzen oder würde sie für Geld niemals untreu werden ? Muss man vielleicht doch erst damit drohen das man weiß wo ihre Kinder spielen oder wäre das zuviel und würde eine sofortige agressive Reaktion hervorrufen

Nein. Die SL hat damit eher wenig zu tun. Der Ansatz des SCs muss nur plausibel sein. Ob er wirklich korrekt ist, sehen wir am Würfelwurf. Die Psyche von NSCs ist in diesem Sinne schwammig. D.h. jede Wache ist potentiell bestechlich. Bei 1-6 haben wir es mit der goldenen Ausnahme zu tun.
Titel: Re: D&D kann keine Diplomatie ! Wirklich ?
Beitrag von: Runenstahl am 17.02.2025 | 09:53
Nein. Die SL hat damit eher wenig zu tun. Der Ansatz des SCs muss nur plausibel sein. Ob er wirklich korrekt ist, sehen wir am Würfelwurf. Die Psyche von NSCs ist in diesem Sinne schwammig. D.h. jede Wache ist potentiell bestechlich. Bei 1-6 haben wir es mit der goldenen Ausnahme zu tun.

Den Ansatz "jede Wache ist bestechlich" finde ich etwas seltsam. Und es ändert nichts daran das die SL immer noch improvisieren muss was denn nun als Bestechung plausibel ist. 1 Gold, 5 Gold oder 50 Gold ? Wer legt das fest ? Gibt es da eine Formel ? Monatsgehalt x 10 % für unwichtige Posten (Stadttor), Monatsgehalt für relevante Posten (Burg) und Monatsgehalt x 10 für hochsensible Bereiche (Schatzkammer) ? Ich denke nein. Die SL wird das festlegen müssen. Das ist ja auch nichts schlimmes. Es unterscheidet sich halt nur nicht wirklich davon das die SL bei D&D festlegen muss was denn nun für den jeweiligen NPC akzeptable Risiken oder Verluste sein werden.
Titel: Re: D&D kann keine Diplomatie ! Wirklich ?
Beitrag von: aikar am 17.02.2025 | 10:05
Also kann man irgendwas frei labern und alles läuft auf Goodwill und DM Entscheid hinaus. Das finde ich aus Regelperspektive nicht gut.
Frei labern und einen Wurf auf Überzeugen/Täuschen/Einschüchtern (Immerhin ein nicht unbeträchtlicher Anteil der Fertigkeiten) durchführen.
Dass dir das nicht reicht, sei dir unbenommen. Aber ist es für dich auch nachvollziehbar (selbst wenn es für dich nicht der Fall ist), dass es genau das ist, was viele Spielende von "Social Interaction" beim Rollenspiel wollen und erwarten? Und eine stärkere Verregelung das zerstören würde? Dass deswegen bei D&D und 90% aller anderen Rollenspiele die Umsetzung sozialer Herausforderungen ist wie sie ist und es damit eben doch eine Säule ist? Nicht aus Designer-Faulheit, sondern ganz bewusst. Möglicherweise sogar als aktiver Kontrast zum meist am stärksten verregelten Kampf.
Titel: Re: D&D kann keine Diplomatie ! Wirklich ?
Beitrag von: flaschengeist am 17.02.2025 | 10:43
Frei labern und einen Wurf auf Überzeugen/Täuschen/Einschüchtern (Immerhin ein nicht unbeträchtlicher Anteil der Fertigkeiten) durchführen.
Dass dir das nicht reicht, sei dir unbenommen. Aber ist es für dich auch nachvollziehbar (selbst wenn es für dich nicht der Fall ist), dass es genau das ist, was viele Spielende von "Social Interaction" beim Rollenspiel wollen und erwarten? Und deswegen bei D&D und 90% aller anderen Rollenspiele deshalb die Umsetzung ist wie sie ist? Nicht aus Designer-Faulheit, sondern ganz bewusst.

Das denke ich auch. Allerdings hat D&D im Detail doch ein Sonderproblem: Die hohe Varianz des W20 ist im Kampf kein großes Problem, weil man da viele Würfe macht und viele Möglichkeiten hat, verlässlich Vorteil zu generieren. Beim einzelnen "Fertigkeitswurf" treten allerdings Probleme auf (wobei D&D 2024 es etwas besser macht, da "Expertise" jetzt häufiger ist). Ich habe es ja schon mal aufgedröselt:

Ein großer Vorteil von 2 Würfeln (idealerweise solche, mit weniger Varianz als der W20) ist, dass sie aufgrund ihrer Verteilung Stilblüten, wie sie leider typisch für D&D sind, deutlich unwahrscheinlicher machen. Wer kennt es nicht: Der Barbar mit +10 Athletik will die Tür eintreten (sagen wir DC 15) und scheitert, weil er eine 1-4 würfelt (20% Chance hierfür). Der Zauberer mit -1 Athletik tritt die Tür hingegen ein, weil er eine 16-20 würfelt (25% Chance hierfür). Bei 2W10 wäre die Chance des Barbaren zu scheitern lediglich bei 6% und die des Zauberers erfolgreich zu sein lediglich bei 15%. Ich stelle mir anders herum die Frage: Was macht ein W20 eigentlich besser als 2W10?
Ich schreibe das übrigens als jemand, der seinerzeit intensiv & gerne D&D 3.5 gespielt hat, ich habe D&D 4 gespielt und ebenfalls sehr intensiv D&D 5 (das ich insgesamt als regelseitig sehr gelungen betrachte, der lange playtest mit tausenden Leuten hat sich gelohnt).

Ich habe den Nachsatz übrigens bewusst mitzitiert. D&D 5 halte ich für ein tolles System aber es ist natürlich nicht perfekt. Kann es auch gar nicht, denn es gibt schon allein deshalb keine perfekten Systeme, weil viele Designentscheidungen Zielgruppe A zufrieden stellen und gleichzeitig Zielgruppe B missfallen.


Im Rollenspiel gibt es mehr als genug soziale Situationen, die mit dem Erfahrungshorizont der Spieler und ihrer Situation am Spieltisch mal so gar nichts zu tun haben.

Da bleibt als einzige Gemeinsamkeit schnell nur, dass dabei gesprochen wird. Ähnlich könnte ich den physischen Kampfvorgang und das Würfeln am Tisch beides unter "da macht man was mit den Händen" zusammenfassen.

Es geht mir nicht darum, ob Spieler "in echt" über das Ausmaß an sozialen Fähigkeiten verfügen, das sich Menschen gerne selbst zuschreiben ("sehr einfühlsam", "ein Verhandlungskünstler", "ein guter Redner" etc.). Es geht mir darum, dass soziale Herausforderungen das Mittel der Rede verwenden und körperliche Herausforderungen das Mittel der Gewalt. Das Mittel der Rede kann ich zum Ausspielen sozialer Herausforderungen am Tisch verwenden. Selbst bei einer Runde voller Kampfsportprofis kann ich mir hingegen schlecht vorstellen, dass Kämpfe am Tisch ausgetragen werden (wäre auch blöd für den DM, der müsste sich ja z.B. klonen, um 3 Oger zu repräsentieren). Und bei einer Cyberpunk-Runde des lokalen SEK hört es dann ganz auf - die werden ein Feuergefecht trotz entsprechender realer Kompetenzen sicher nicht ausspielen.
Titel: Re: D&D kann keine Diplomatie ! Wirklich ?
Beitrag von: nobody@home am 17.02.2025 | 10:51
Frei labern und einen Wurf auf Überzeugen/Täuschen/Einschüchtern (Immerhin ein nicht unbeträchtlicher Anteil der Fertigkeiten) durchführen.
Dass dir das nicht reicht, sei dir unbenommen. Aber ist es für dich auch nachvollziehbar (selbst wenn es für dich nicht der Fall ist), dass es genau das ist, was viele Spielende von "Social Interaction" beim Rollenspiel wollen und erwarten? Und eine stärkere Verregelung das zerstören würde? Dass deswegen bei D&D und 90% aller anderen Rollenspiele die Umsetzung sozialer Herausforderungen ist wie sie ist und es damit eben doch eine Säule ist? Nicht aus Designer-Faulheit, sondern ganz bewusst. Möglicherweise sogar als aktiver Kontrast zum meist am stärksten verregelten Kampf.

Speziell bei D&D5 ist die Umsetzung mMn schon so, wie sie ist, weil "ha'm wir in unserer ersten eigenen Edition (nämlich der dritten) auch schon so gemacht und die nächste war dann ein Ausreißer, den wir nicht wieder wollen" und weil, wie du selbst schön ausgeführt hast, andere Rollenspiele in der Selbstwahrnehmung von D&D eh keine große Rolle spielen. Oder anders gesagt: Ich denke, Designerfaulheit und In-der-eigenen-Blase-Denken spielen da schon recht gut mit hinein.

Außerdem gibt's "stärkere Verregelungen" durchaus immer mal wieder. Nur sind die dann bei Systemen, die Kaufabenteuer anbieten, oft situationsgebunden in die ausgelagert und nicht Teil der eigentlichen Regelbücher -- Dinge wie "Um NSC X zu überzeugen, müssen die SC zwei Würfe schaffen, weil der so mißtrauisch ist" oder "Um den guten Willen von Fraktion Y zu gewinnen, müssen die SC auf dieser Tabelle mindestens Z Punkte zusammenbekommen" halt.
Titel: Re: D&D kann keine Diplomatie ! Wirklich ?
Beitrag von: aikar am 17.02.2025 | 11:12
Ich denke, Designerfaulheit und In-der-eigenen-Blase-Denken spielen da schon recht gut mit hinein.
Also wiedermal "Wenn es nicht so gemacht wird, wie ich es gerne hätte, selbst wenn andere es genau so haben wollen, wie es ist, ist es automatisch Faulheit, schlechtes Design und/oder ein beschränkter Horizont"?

Warum ist es so schwer, sich vorzustellen, dass man einfach oftmals einfach nicht die Zielgruppe ist und die eigenen Spielvorlieben nicht die einzigen, vielleicht nicht einmal die einer Mehrheit sind?

Außerdem gibt's "stärkere Verregelungen" durchaus immer mal wieder. Nur sind die dann bei Systemen, die Kaufabenteuer anbieten, oft situationsgebunden in die ausgelagert und nicht Teil der eigentlichen Regelbücher -- Dinge wie "Um NSC X zu überzeugen, müssen die SC zwei Würfe schaffen, weil der so mißtrauisch ist" oder "Um den guten Willen von Fraktion Y zu gewinnen, müssen die SC auf dieser Tabelle mindestens Z Punkte zusammenbekommen" halt.
Genau da liegt der Unterschied. Das sind Sonderfälle. Um sich im Klassendesign widerzuspiegeln muss eine Regel aber Standard sein.
Titel: Re: D&D kann keine Diplomatie ! Wirklich ?
Beitrag von: nobody@home am 17.02.2025 | 11:18
Also wiedermal "Wenn es nicht so gemacht wird, wie ich es gerne hätte, selbst wenn andere es genau so haben wollen, ist es automatisch Faulheit, schlechtes Design und/oder ein beschränkter Horizont"?

Warum ist es so schwer, sich vorzustellen, dass man einfach oftmals einfach nicht die Zielgruppe ist und die eigenen Spielvorlieben nicht die einzigen sind?

Ist es ja nicht. Nur sind Designer eben auch nur Menschen, also wäre es genauso verkehrt, denen automatisch zu unterstellen, daß sie nur Regenbögen furzen.

Zitat
Genau da liegt der Unterschied. Das sind Sonderfälle. Um sich im Klassendesign widerzuspiegeln muss eine Regel aber Standard sein.

Und daß die Regeln selbst einfach schon mal auch Sonderfälle behandeln könnten, wie's gerade die Kampfregeln mit ihren diversen Zuständen und Spezialmanövern schon lange tun, ist so undenkbar, weil...? :think:
Titel: Re: D&D kann keine Diplomatie ! Wirklich ?
Beitrag von: Tudor the Traveller am 17.02.2025 | 11:36
@aikar: ich erkenne das an, dass wahrscheinlich der Großteil der D&D Runden gut damit klar kommt. Und ich werde mich mit den 3 Säulen mit Blick auf deine Ausführungen nochmal beschäftigen.

Aber selbst wenn das so gewolltes Design ist, wundere ich mich, dass in Richtung soziale Interaktion weder Optionen im DMG noch in späteren Splatbooks auftauchen. Wo doch sonst der Crunch rasant wächst. Z.B. feats.

Es könnte natürlich bedeuten, dass es keinen Bedarf gibt. Wobei die gemischten Reaktionen hier für mich durchaus einen Bedarf zeigen. Es könnte aber eben auch sein, dass die Designer an der Stelle einfach unfähig sind, funktionierende Regeln zu entwickeln.
Titel: Re: D&D kann keine Diplomatie ! Wirklich ?
Beitrag von: Skaeg am 17.02.2025 | 11:39
Das denke ich auch. Allerdings hat D&D im Detail doch ein Sonderproblem: Die hohe Varianz des W20 ist im Kampf kein großes Problem, weil man da viele Würfe macht und viele Möglichkeiten hat, verlässlich Vorteil zu generieren. Beim einzelnen "Fertigkeitswurf" treten allerdings Probleme auf (wobei D&D 2024 es etwas besser macht, da "Expertise" jetzt häufiger ist). Ich habe es ja schon mal aufgedröselt:
Besonders ärgerlich ist es in meinen Augen wie gesagt, wenn der Wurf dann nach dem Redeeinsatz des Spielers erfolgt und durch (mit diesem System wegen der von dir erwähnten häufigen Ausreißer nach oben oder unten ziemlich oft) Vergeigen dann die ganze Sache in den Mülleimer befördert. 

Ich bevorzuge aus diesem Grunde Reaktionswürfe vor der rollenspielerischen Interaktion, die halt festlegen, wie aufgeschlossen der NSC ist und welchen Ton die Konversation hat. Das funktioniert allerdings nur wirklich gut, wenn man ein einfaches Charisma/Auftreten-Attribut oder eine einzelne Fertigkeit hat.

Für 5e mit seinen diversen Beeinflussungsfähigkeiten bietet sich der Disadvantage/Advantage-Mechanismus an. (Beispiel für Persuasion).
Wenn der Spieler geradezu in Fettnäpfchen tritt, erfolgt der Persuasion-Wurf mit Disadvantage.
Wenn ihm keine guten Argumente einfallen, sondern er einfach nur sagt "Ich will ihn überreden", dann normal.
Wenn ihm aber gute Argumente einfallen und die auch noch geschickt formuliert sind, mit Advantage oder sogar mit drei oder mehr W20, von denen der beste zählt.

Auf diese Weise bleiben a.) Charakterfähigkeiten wichtig, wird b.) die Swinginess in den meisten Fällen stark reduziert und wird c.) ein Anreiz geschaffen, sich als Spieler (wie ich erwähnte, in meinen Runden auch ggf. mit Gruppencoaching) gute Argumente und deren Präsentation (aka "Rollenspiel") zu überlegen.

Zitat
Es geht mir nicht darum, ob Spieler "in echt" über das Ausmaß an sozialen Fähigkeiten verfügen, das sich Menschen gerne selbst zuschreiben ("sehr einfühlsam", "ein Verhandlungskünstler", "ein guter Redner" etc.). Es geht mir darum, dass soziale Herausforderungen das Mittel der Rede verwenden und körperliche Herausforderungen das Mittel der Gewalt. Das Mittel der Rede kann ich zum Ausspielen sozialer Herausforderungen am Tisch verwenden. Selbst bei einer Runde voller Kampfsportprofis kann ich mir hingegen schlecht vorstellen, dass Kämpfe am Tisch ausgetragen werden (wäre auch blöd für den DM, der müsste sich ja z.B. klonen, um 3 Oger zu repräsentieren). Und bei einer Cyberpunk-Runde des lokalen SEK hört es dann ganz auf - die werden ein Feuergefecht trotz entsprechender realer Kompetenzen sicher nicht ausspielen.
Exakt.

Aber wenn ich die vergangenen Jahrzehnte an Rollenspieldiskussionen so Revue passieren lasse, wage ich die Prognose: Das kannst du noch hundertmal erklären, und Leute werden die Kampf/Soziales-Gleichsetzung auch im Jahre 2059 noch als Argument vorbringen...  :think:
Titel: Re: D&D kann keine Diplomatie ! Wirklich ?
Beitrag von: aikar am 17.02.2025 | 12:18
Aber selbst wenn das so gewolltes Design ist, wundere ich mich, dass in Richtung soziale Interaktion weder Optionen im DMG noch in späteren Splatbooks auftauchen. Wo doch sonst der Crunch rasant wächst. Z.B. feats.
Da wir das Thema bei der Myranor-Entwicklung intern tatsächlich angesprochen haben (und die Entwicklung eines optionalen Social Encounter-Systems tatsächlich immer noch möglicherweise im Raum steht) mal kurz aus den diesbezüglichen Gedankengängen (und auch in Folge einiger Kommentare hier): Es ist ja, um die Anhängerschaft solcher Systeme wirklich zufrieden zu stellen, nicht damit getan getan, nur ein optionales System anzubieten. Es wird dann ja erwartet, dass sich das in Klassenfeatures, Feats, Zaubern ect. niederschlägt und in Kaufabenteuern beachtet wird. d.h. das zieht einen ganzen Rattenschwanz an Änderungen nach sich, die einfach einer ganz anderen Design-Philosophie gleichkommen und, wie oben geschrieben, wiederum diametral dem entgegenstehen, was die Anhänger des simplen rollenspielerischen Ansatzes mögen. Ich halte es einfach nicht für möglich, hier beide Gruppen gleichzeitig zufrieden zu stellen. Man muss eine Entscheidung treffen und das wurde bei D&D5 gemacht.

Ich weiß außerdem nicht, von welchen Splatbooks mit rasant wachsendem Crunch du bei D&D5 redest? Tashas Cauldron und Xanathars Ratgeber? Die bringen primär neue Subklassen und eine Handvoll Feats, von gänzlich neuen Regelbereichen und rasant wachsendem Crunch würde ich hier im Gegensatz zu Pathfinder nicht reden. Oder beziehst du da Drittanbieter-Produkte mit ein?

Ist es ja nicht. Nur sind Designer eben auch nur Menschen, also wäre es genauso verkehrt, denen automatisch zu unterstellen, daß sie nur Regenbögen furzen.
Klar passieren Fehler. Die werden hier ja auch oft genug angesprochen. Aber es macht einen Unterschied, ob Fehler im System sind oder eine ganze Herangehensweise mit eigenem Regelkomplex über Jahrzehnte völlig ignoriert wurde. Bei letzterem gehe ich doch eher von Absicht aus. Es wäre schon sehr überraschend, wenn die Designer von D&D noch nie von Social Encountern gehört hätten ;)
Vor allem in einem Fall wie diesem, der meiner Meinung nach eben nicht auf die Behebung eines Problems, sondern auf Entscheidung für eine bestimmte Vorliebe unter Ausschluss einer anderen hinausläuft.
Aber wissen können wir es natürlich beide nicht.

Und daß die Regeln selbst einfach schon mal auch Sonderfälle behandeln könnten, wie's gerade die Kampfregeln mit ihren diversen Zuständen und Spezialmanövern schon lange tun, ist so undenkbar, weil...? :think:
Wie oben geschrieben. Weil es die Herangehensweise an soziale Herausforderungen grundlegend ändern würde. Rollenspiele mit solchen Ansätzen spielen sich anders, fühlen sich anders an.
Titel: Re: D&D kann keine Diplomatie ! Wirklich ?
Beitrag von: flaschengeist am 17.02.2025 | 13:23
Aber ich kann auch nicht gut mit Spielen, die zu wenige Optionen für die Charakterentwicklung haben. Für mich sind eher so Spiele wie GURPS, PF2, SR2 bis SR5 u.s.w. und weniger Pbta, Fate. Das sage ich, damit du meine Aussage besser einordnen kannst.

Das geht mir genauso, deswegen kann ich mit regelleichten bzw. -armen Systemen zwar Freude an Oneshots/Fewshots haben, aber für lange Abenteuer/Kampagnen (meine bevorzugte Spielform) kommen die mir nicht ins Haus.


Für 5e mit seinen diversen Beeinflussungsfähigkeiten bietet sich der Disadvantage/Advantage-Mechanismus an. (Beispiel für Persuasion).
Wenn der Spieler geradezu in Fettnäpfchen tritt, erfolgt der Persuasion-Wurf mit Disadvantage.
Wenn ihm keine guten Argumente einfallen, sondern er einfach nur sagt "Ich will ihn überreden", dann normal.
Wenn ihm aber gute Argumente einfallen und die auch noch geschickt formuliert sind, mit Advantage oder sogar mit drei oder mehr W20, von denen der beste zählt.

Sehr ähnlich ist auch die übliche Praxis in den meisten meiner (D&D) Runden.
Titel: Re: D&D kann keine Diplomatie ! Wirklich ?
Beitrag von: aikar am 17.02.2025 | 13:28
Das geht mir genauso, deswegen kann ich mit regelleichten bzw. -armen Systemen zwar Freude an Oneshots/Fewshots haben, aber für lange Abenteuer/Kampagnen (meine bevorzugte Spielform) kommen die mir nicht ins Haus.
Da nähern wir uns D&D5 dann klar von unterschiedlichen Seiten ;D Meine Wohlfühlzone geht von Fate und dem Cypher-System hoch bis zu D&D5 und da endet sie dann ;)

Das ist die Stärke und Schwäche von D&D5. Es liegt schön in der Mitte. Und wenn man sich, wie bei einer stärkeren Verregelung der sozialen Interaktion, stärker in eine Richtung bewegen würde, entfernt man sich automatisch von der anderen.
Titel: Re: D&D kann keine Diplomatie ! Wirklich ?
Beitrag von: flaschengeist am 17.02.2025 | 13:34
Da nähern wir uns D&D5 dann klar von unterschiedlichen Seiten ;D Meine Wohlfühlzone geht von Fate und dem Cypher-System hoch bis zu D&D5 und da endet sie dann ;)

Für mich ist D&D 5 allerdings auch schon wieder die Obergrenze an Regelschwere. Wenn man die Regelschwere auf einer lediglich dreistufigen Skala messen würde, habe ich auf den ersten Blick also wenig Auswahl für Abenteuer/Kampagnen. Allerdings sind auf den zweiten Blick Mittelgewichte zum Glück deutlich häufiger als Schwer- oder Leichtgewichte :).
Mesen wir auf einer fünfstufigen Skala, kann ich mit eher regelleicht (2) besser leben, als mit eher regelschwer (4). Und ein Regelmonster der Stufe 5 fasse ich heutzutage für gar nix mehr an.

Edit: Der erste Satz meiner Signatur ist daher kein Zufall. Wobei ich an Perfektion ja nicht glaube aber wenn ich stattdessen "das mögliche Optimum" schriebe, wäre das Zitat verhunzt ;).

Das ist die Stärke und Schwäche von D&D5. Es liegt schön in der Mitte. Und wenn man sich, wie bei einer stärkeren Verregelung der sozialen Interaktion, stärker in eine Richtung bewegen würde, entfernt man sich automatisch von der anderen.

Absolut, ich würde sogar sagen, das gilt im Prinzip für alle Mittelgewichte.
Titel: Re: D&D kann keine Diplomatie ! Wirklich ?
Beitrag von: Sashael am 17.02.2025 | 13:38
Die Frage, die sich mir immer noch stellt, lautet: Wo unterstützt D&D explizit Soziale Herausforderungen?

Das Problem der großen Varianz eines D20 bei einzelnen Würfen wurde ja schon mehrfach angesprochen und auch ich habe mehrmals erlebt, dass ein Charakter mit dicken Boni auf Soziale Skills dann den einzig geforderten Wurf vergeigte und der Charakter damit seines Kerns beraubt wurde. Einzelwürfe stehen unterhaltsamen Sozialen Herausforderungen imo im Weg.

Das Ressourcenmanagement beim Charakterbau sorgt dafür, dass der klassische Barbarenhäuptling, der der größte Jäger und härteste Kämpfer seines Tribes ist und mit einer Ehrfurcht gebietenden Aura über seinen Stamm regiert ... naja ... nicht möglich ist.
So ein Fantasy-Cpt.-America, der ein krasser Kämpfer UND ein hochcharismatischer Anführer ist, ist auch ... ähm ... schwierig.

Es fehlt an Mechanismen, die die kriegerischen Fähigkeiten in soziale Wirkungen umwandeln. Das liegt dann an der Spielleitung mit dem "Gesunden Menschenverstand"(tm), man könnte dann halt auf D&D verzichten. Was hier sogar mal als Technik erwähnt wurde. Also der Wechsel auf ein anderes System, sobald es zu sozialen Herausforderungen kam.

Klar, man kann soziale Herausforderungen abhandeln und D&D benutzen. Es hilft dabei nicht besonders, aber in den meisten Fällen steht es auch nur unwesentlich im Weg. Richtig helfen tut es imo aber nie.

Und da kommt mir dann die Frage, ob es keine Regeln gibt, weil der Bedarf nicht da ist, oder ob der Wunsch nach Social Encounter so niedrig ist, weil das System darin so gar nicht glänzt. Also: Weil D&D Diplomatie nicht kann. ;)
Titel: Re: D&D kann keine Diplomatie ! Wirklich ?
Beitrag von: Streunendes Monster am 17.02.2025 | 13:50
...oder D&D Diplomatie nicht will.

"Mögen hätt ich schon wollen, aber dürfen hab ich mich nicht getraut."
Titel: Re: D&D kann keine Diplomatie ! Wirklich ?
Beitrag von: aikar am 17.02.2025 | 14:09
Das Ressourcenmanagement beim Charakterbau sorgt dafür, dass der klassische Barbarenhäuptling, der der größte Jäger und härteste Kämpfer seines Tribes ist und mit einer Ehrfurcht gebietenden Aura über seinen Stamm regiert ... naja ... nicht möglich ist.
So ein Fantasy-Cpt.-America, der ein krasser Kämpfer UND ein hochcharismatischer Anführer ist, ist auch ... ähm ... schwierig.
Ein Fantasy-Cpt.-America ist wohl auch kein Stufe 1 Charakter. Ansonsten sehe ich das Problem nicht.
Kämpfer, Fokus auf Stärke und Charisma, Skilled als Origin Feat als Talent um die sozialen Fertigkeiten zu erhalten. Wenn es ein Mensch ist, Musician (evtl. mit Reskinning) als zusätzlichen Origin-Feat dazu um Inspiration für Kameraden zu vergeben. Inspiring Leader auf Stufe 4.

Titel: Re: D&D kann keine Diplomatie ! Wirklich ?
Beitrag von: Runenstahl am 17.02.2025 | 15:29
Zu Sashael:
Wo D&D soziale Herausforderungen unterstützt habe ich ja beschrieben. Die bestehenden 5e Regeln erlauben es Rollenspiel UND Charakterwerte unter einen Hut zu bringen. Das machen viele andere Systeme eben nicht bzw haben keine Regeln dafür.

Die Varianz der Würfe ist Geschmackssache. Niemand sagt ja das man langwierige Verhandlungen mit einem einzigen Wurf abhandeln muss. Und Außreißer gibt es bei jedem System das einen Zufallsgenerator beeinhaltet.

Warum muss man Mechanismen haben die kriegerische Fähigkeiten in soziale Wirkungen umwandeln ? Und was hindert dich daran deinem Krieger einen passablen Charismawert zu geben ? Der Charakter ist dann nicht optimal ge-minmaxed und sein Stärkebonus ist um 1 niedriger ? Dasselbe Problem haben doch (fast) alle anderen Systeme auch.

Und was meinst du damit das es keine Regeln für Diplomatie gibt. Die gibt es doch. Die sind anscheinend für viele hier nicht ausreichend, aber es gibt sie. Und sie regeln das für meinen Geschmack genauso gut wie z.B. Splittermond oder Dungeon World.

Wo ich mitgehe ist Tudors Einwand das es seltsam ist das es (außer Expertise und Feats die das geben) praktisch keine Feats oder Klassenfähigkeiten gibt die in sozialen Herausforderungen helfen. Es gibt Skill Expert, Skilled, Actor, den Mastermind Rogue (Soul of Deceit) und den Eloquence Barden. Danach wird die Luft sehr schnell sehr dünn. Natürlich gibt es viele Effekte und Zauber die AUCH in sozialen Herausforderungen anwendbar sind (Enhance Ability z.B.) aber die sind halt eher allgemein Nützlich, nicht nur speziell für soziale Anwendungen.
Titel: Re: D&D kann keine Diplomatie ! Wirklich ?
Beitrag von: aikar am 17.02.2025 | 15:56
Wo ich mitgehe ist Tudors Einwand das es seltsam ist das es (außer Expertise und Feats die das geben) praktisch keine Feats oder Klassenfähigkeiten gibt die in sozialen Herausforderungen helfen.
Das ist nicht seltsam, sondern liegt in der Natur der Sache. Eine größere Auswahl von Features und Feats für einen Bereich geht zwingend mit einer stärkeren Verregelung und Feingranularität der dazugehörigen Regeln einher. Es gibt so viele Talente und Features für den Kampf, da der Kampf vergleichsweise viele Stellschrauben hat. Dasselbe kann man für den sozialen Umgang nur bewirken, wenn man ihn ebenso feingranular verregelt. Der Preis ist dann aber eben ein Social Encounter-System, das sich mechanisch anfühlt und nicht mehr nach Roleplay. Ob man diesen Preis bezahlen will oder nicht oder ihn gar nicht als Preis wahrnimmt, sondern möglicherweise sogar als Bonus, hängt dann von den persönlichen Vorlieben ab. Aber das eine gibt es nicht ohne das andere.
Titel: Re: D&D kann keine Diplomatie ! Wirklich ?
Beitrag von: Tudor the Traveller am 17.02.2025 | 16:10
Das ist nicht seltsam, sondern liegt in der Natur der Sache. Eine größere Auswahl von Features und Feats für einen Bereich geht zwingend mit einer stärkeren Verregelung und Feingranularität der dazugehörigen Regeln einher. Es gibt so viele Talente und Features für den Kampf, da der Kampf vergleichsweise viele Stellschrauben hat. Dasselbe kann man für den sozialen Umgang nur bewirken, wenn man ihn ebenso feingranular verregelt. Der Preis ist dann aber eben ein Social Encounter-System, das sich mechanisch anfühlt und nicht mehr nach Roleplay. Ob man diesen Preis bezahlen will oder nicht oder ihn gar nicht als Preis wahrnimmt, sondern möglicherweise sogar als Bonus, hängt dann von den persönlichen Vorlieben ab. Aber das eine gibt es nicht ohne das andere.

Das denke ich nicht. Ich bin überzeugt, es gibt auch Mittelwege. Es gibt z B. im PHB außer Actor überhaupt keine Feats, die sich auf soziale Skills auswirken. Ein Feat a la Diplomat wäre eigentlich Pflicht gewesen, imo. In der 3 x gab es diese Feats ja auch.
Titel: Re: D&D kann keine Diplomatie ! Wirklich ?
Beitrag von: aikar am 17.02.2025 | 16:29
Das denke ich nicht. Ich bin überzeugt, es gibt auch Mittelwege. Es gibt z B. im PHB außer Actor überhaupt keine Feats, die sich auf soziale Skills auswirken. Ein Feat a la Diplomat wäre eigentlich Pflicht gewesen, imo. In der 3 x gab es diese Feats ja auch.
Angebot: Designed mir sinnvolle soziale 5e-Feats, die ohne Umbau der sozialen Regeln auskommen und ich nehme sie gerne in das neue Myranor-Grundregelwerk auf, um sie der 5e-Community zugänglich zu machen. Und das meine ich nicht als Provokation, sondern völlig ernst. Wenn jemand von euch Ideen hat, die mir fehlen, nehme ich das dankbar an. Beweist mir bitte, dass ich mich irre, ich würde mich freuen.

Die Feats von Level Up! - Advanced 5e und Project Black Flag schaue ich mir übrigens noch an, falls sich dort was brauchbares findet, ich hatte bisher nur andere Baustellen.
Titel: Re: D&D kann keine Diplomatie ! Wirklich ?
Beitrag von: Mouncy am 17.02.2025 | 16:50
Diplomatie steht und fällt mehr mit dem Abenteuer das bespielt wird bzw. mit der Spielleitung, und weniger mit den konkreten Regeln auf Spielerseite dazu. Wenn es keine oder nur wenige NPCs gibt deren Beeinflussung sich nennenswert auf den Ausgang des Abenteuers oder einzelnen Szenen auswirkt, nützt mir das ausgefeilteste Sozialsystem nix. Es gibt andererseits auf Spielleitungsseite aber viele Werkzeuge, deren Mangel (oder nicht Existenz) man bei D&D 5 durchaus bemängeln kann.

NPCs haben z.B. keinen Wert in den Statblocks, der bemisst wie freundlich / unfreundlich sie sich verhalten. Spielwert "Attidüde" der bei meinetwegen 10 (neutral) anfängt, und sich nach oben verbessern bzw. verschlechtern kann, je nachdem wie sich die Gruppe gegenüber den NSC verhält. Das wird bei D&D abenteuern dann einfach per Fließtext irgendwo lieblos mit zum NPC dazugerotzt ("die Stadtwache ist unfreundlich und hat keine Lust"), die Spielleitung wird das schon irgendwie regeln...
Auch graphische Darstellungen z.B. als Relationship Map beim Spiel mit Factions findet man in offiziellen Abenteuern nicht. Muss man alles entweder handwedeln oder sich selbst was zu basteln. Schade, dass solche Sachen nicht im DMG stehen.
Titel: Re: D&D kann keine Diplomatie ! Wirklich ?
Beitrag von: flaschengeist am 17.02.2025 | 17:00
NPCs haben z.B. keinen Wert in den Statblocks, der bemisst wie freundlich / unfreundlich sie sich verhalten. Spielwert "Attidüde" der bei meinetwegen 10 (neutral) anfängt, und sich nach oben verbessern bzw. verschlechtern kann, je nachdem wie sich die Gruppe gegenüber den NSC verhält.

Du hast recht, dass in den Statblocks dieser Wert nicht steht. Allerdings gibt es ihn aber die Skala ist halt sehr grob - nämlich dreistufig (unfreundlich - neutral - freundlich).
Titel: Re: D&D kann keine Diplomatie ! Wirklich ?
Beitrag von: Mouncy am 17.02.2025 | 17:19
Du hast recht, dass in den Statblocks dieser Wert nicht steht. Allerdings gibt es ihn aber die Skala ist halt sehr grob - nämlich dreistufig (unfreundlich - neutral - freundlich).
Das steht irgendwo (DMG? PHB bei den Skills?), aber findet sich dann in dieser Form nicht mehr in den Abenteuern. Es wird also Wein gepredigt, und Wasser aufgetischt. Combat Encounter sind im Vergleich dazu bis ins letzte Details, mit Battle Map und allem und scharf und extra Soße ausgestaltet.
Titel: Re: D&D kann keine Diplomatie ! Wirklich ?
Beitrag von: flaschengeist am 17.02.2025 | 17:21
Das steht irgendwo (DMG? PHB bei den Skills?)[...]

Im DMG. Mir ist die Skala wie gesagt zu grob, ich halte fünf Stufen für besser.
Titel: Re: D&D kann keine Diplomatie ! Wirklich ?
Beitrag von: nobody@home am 17.02.2025 | 17:26
Du hast recht, dass in den Statblocks dieser Wert nicht steht. Allerdings gibt es ihn aber die Skala ist halt sehr grob - nämlich dreistufig (unfreundlich - neutral - freundlich).

Es wird ja auch vermutlich so sein, daß die meisten NSC und anderen Monster sich nicht einfach global mehr oder weniger (un)freundlich gegenüber allen und jeden verhalten, sondern das direkt mit davon abhängt, mit wem sie es gerade zu tun haben und welcher Stimmung sie aus spielweltlichen Gründen sonst gerade sind. D.h., eventuelle konkrete Angaben dazu gehören tatsächlich mehr ins Abenteuer als ins Monsterhandbuch; letzteres kann da bestenfalls ein paar allgemeine Tendenzen a la "Orks können Elfen nicht leiden und fangen ihnen gegenüber normalerweise unfreundlich an" vermerken. In den Abenteuern allerdings würde ich dann geeignete Einzelangaben schon erwarten...wie sieht's in den veröffentlichten Produkten damit aus?
Titel: Re: D&D kann keine Diplomatie ! Wirklich ?
Beitrag von: flaschengeist am 17.02.2025 | 17:40
Es wird ja auch vermutlich so sein, daß die meisten NSC und anderen Monster sich nicht einfach global mehr oder weniger (un)freundlich gegenüber allen und jeden verhalten, sondern das direkt mit davon abhängt, mit wem sie es gerade zu tun haben und welcher Stimmung sie aus spielweltlichen Gründen sonst gerade sind.

Genau, die "Starting Attitude" beschreibt, wie der NSC einer speziellen Abenteurergruppe begegnet.
Titel: Re: D&D kann keine Diplomatie ! Wirklich ?
Beitrag von: Mouncy am 18.02.2025 | 12:22
Genau, die "Starting Attitude" beschreibt, wie der NSC einer speziellen Abenteurergruppe begegnet.
Kann man so machen, kann man auch handwedeln. NSC in offiziellen Abenteuern haben aber zu 99,9% entweder nen (Kampforientierten )Statblock (so wie Monster) oder halt nen bissel Fließtext geschwalle. Als SL wird man halt alleine gelassen, weil die Abenteuerautoren das DMG und die darin beschriebenen Systeme schlichtweg ignorieren. Auch bei 3rd Party Sachen ist das nicht besser. Anzahl Schätze / magische Gegenstände schlägt ja in eine ähnliche Kerbe, das Loot in den offiziellen Abenteuern ist eigentlich immer deutlich höher als das, was der DMG als passend vorschlägt...

Zur Ausgangsfrage ziehe ich für mich persönlich also das Fazit:
Nein, D&D kann keine Diplomatie. Erfahrene Dungeon Master können Diplomatie, deshalb scheints niemand so richtig zu stören.
Titel: Re: D&D kann keine Diplomatie ! Wirklich ?
Beitrag von: Thandbar am 18.02.2025 | 12:55
Nein, D&D kann keine Diplomatie. Erfahrene Dungeon Master können Diplomatie, deshalb scheints niemand so richtig zu stören.

So scheint es zu sein.

Allerdings störte mich am Wochenende (One-Shot bei einem mir faktisch unbekannten DM), dass mein 21er-Einschüchterungswurf gar keine Rolle spielte - die Spielleitung hatte einen Kampfencounter eingeplant und wollte vielleicht ganz unbewusst nicht, dass dieser irgendwie anders verliefe als vorausgedacht.

Und das Regelwerk fördert hier keine abweichenden Verläufe, neue Ideen oder alternativen Routen.   
Titel: Re: D&D kann keine Diplomatie ! Wirklich ?
Beitrag von: Runenstahl am 18.02.2025 | 13:02
Zur Ausgangsfrage ziehe ich für mich persönlich also das Fazit:
Nein, D&D kann keine Diplomatie. Erfahrene Dungeon Master können Diplomatie, deshalb scheints niemand so richtig zu stören.

Eigentlich waren meinen Fragen:
1. Was muss ein System für soziale Encounter denn leisten damit es eurer Meinung nach gut ist ?
2. Welche Regelwerke haben so ein System ?
Titel: Re: D&D kann keine Diplomatie ! Wirklich ?
Beitrag von: Arldwulf am 18.02.2025 | 13:14
Eigentlich waren meinen Fragen:
1. Was muss ein System für soziale Encounter denn leisten damit es eurer Meinung nach gut ist ?
2. Welche Regelwerke haben so ein System ?

Allerdings sind diese Fragen hier eigentlich nicht wirklich gut aufgehoben. Die Beantwortung muss naturgemäß Editions und Regelwerkübergreifend geschehen, hier sind wir aber im 5e Bereich.

Bezieht man es nur auf die 5e so gibt es natürlich relativ wenig und andere Editionen und Regelwerke haben mehr Unterstützung bei diesen Themen. Das kann dann in der Form von Skillchallenges, Skillpowers und ähnlichem in der 4e sein, oder mit erweitertem Reaktionssystem wie in Pathfinder oder mit anderen Systemen für Diplomatie wie bei Gurps und anderen genannten.

Aber eigentlich müsste man jetzt die Vor und Nachteile der einzelnen Alternativen diskutieren und ich glaube das würde hier zu weit von der 5e wegführen.
Titel: Re: D&D kann keine Diplomatie ! Wirklich ?
Beitrag von: aikar am 18.02.2025 | 13:34
Eigentlich waren meinen Fragen:
1. Was muss ein System für soziale Encounter denn leisten damit es eurer Meinung nach gut ist ?
2. Welche Regelwerke haben so ein System ?
Ich fürchte das ist durch den Titel etwas untergegangen :(
Vor allem ist 2) ja nicht D&D-spezifisch. Aber dafür wurde ja schon ein Spinoff-Thema eröffnet: https://www.tanelorn.net/index.php/topic,129951.0.html
Titel: Re: D&D kann keine Diplomatie ! Wirklich ?
Beitrag von: Galatea am 18.02.2025 | 17:53
Ja, weil diese Regelteile zu den Untersystemen gehören. Nur dann anwendbar, wenn es sinnvoll erscheint.
Dann bleibt im Grundregelwerk aber recht wenig übrig.

Aber ist es nicht auch eine Sache der Genauigkeit? Im Begegnungsmodus bewegt man sich in Sekundenbereich, deshalb sollte die Regeltiefe detaillierter Ausfallen. Im Erkundungsmodus bewegt man sich in viel längeren Zeitbereichen, deshalb muss die Detailtiefe nicht so akribisch betrachtet werden. Und beim Auszeitmodus sind wir schon weit weg von Sekunden entfernt, da zählt man eher Tage, Wochen oder Jahre. Und dann ist es wirklich nicht notwendig, dass die Regel jeden Schritt abdecken. Da geht es eher um die globale Betrachtung, da würde die Detailtiefe eher hinderlich sein. Deshalb finde ich persönlich, dass die Notwendigkeit gar nicht besteht, die Regeln für längere Zeitabschnitte so detailliert auszuarbeiten wie für die 6-Sekundentaktung eines Kampfes.
Die Dauer einer "Runde" hat mit der Komplexität der innerhalb dieser Dauer stattfindenden Ereignisse recht wenig zu tun. Gerade bei Exploration kann so viel passieren (sogar bei niedrigerer Detailtiefe), da müsste eine "Explorationsrunde" (bzw. eine ganzes Explorationsherausforderung über mehrere Runden) eigentlich eher länger dauern als ein Kampf. Das mechanische Problem ist hier eher, dass Exploration im Normalfall ein "Group Effort" ist und man das ganze auch so interessant gestalten muss, dass es die Leute tatsächlich ausspielen wollen.

Was den Kampf angeht, D&D selbst steckt den eher grob ab (was imo gut ist), da wird nicht jeder Schlag einzeln abgehandelt und auch der Waffenschaden ist eher zufällig abstrahiert. Es ist keiner von dieser Combat Simulators, wo jeder einzelne abgefeuerte Schuss aus einem Sturmgewehr separat abgehandelt wird, tatsächlich interessiert sich D&D nicht mal dafür, dass ein Kurzbogen und ein Langbogen deutlich unterschiedliche Feuerraten haben - das wird einfach alles auf eine Kampfrunde runtergedampft.


D&D (und die meisten anderen Systeme) hat im Kern auch kein System für Massenkampfregeln, was das Äquivalent zur Aushandlung eines Handelsvertrags werde. Hier werden meiner Meinung nach einfach Äpfel mit Birnen verglichen.
Was Leute aber leider nicht daran gehindert hat, es für Dinge wie Starship Troopers zu missbrauchen (imo eine der grusligsten D&D-Portierungen aller Zeiten).

Entweder baue ich das grundlegende Sozialsystem als Encounter-System auf. Dann macht es Sinn, es zu verregeln und eigene Talente, Klassen, Subklassen dafür einzubauen. Das ist aber wie geschrieben nicht nach jedem Geschmack. Wenn ich einen Diplomatie-Charakter spiele, erwarte ich auch, dass die Fähigkeiten, in die ich investiert habe, regelmäßig zum Tragen kommen. Ansonsten kann ich sie mir sparen.
Wenn man ein Diplomatie/Handels/etc.-System nur in den großen und bedeutenden Ausnahmefällen braucht, ist es nicht Teil der Kernregeln. Und damit macht es keinen Sinn, knappen Platz in den Grundregeln für den ganzen Rattenschwanz an Optionen dafür zu verbrauchen. Schon gar nicht bei einem klassenbasierten System. Das muss einem einfach klar sein: Seitenplatz ist begrenzt und man muss Entscheidungen treffen. Auch GURPS Social Engineering ist nicht Teil der Kernregeln, sondern ein sehr spezieller Erweiterungsband.
Kommt es bei euch etwa nicht regelmäßig vor, dass sich einer der Charaktere auf der Straße oder im nächstgelegenen Dorf zu einem bestimmten Thema oder einer bestimmten Person umhört? Gerade solche investigativen Sachen waren bei den D&D-Runden, in denen ich mitgespielt habe, an der Tagesordnung (von Oneshot-Dungeonraids auf Cons mal abgesehen).
Das fällt doch auch unter Social Encounters. Und schon da hängt man regeltechnisch ziemlich in der Luft.
Und ja, es ist nicht nur D&D, das dort ein wenig dünn ist, mit Midgard hatten wir ähnliche Probleme.
Titel: Re: D&D kann keine Diplomatie ! Wirklich ?
Beitrag von: aikar am 18.02.2025 | 19:08
Kommt es bei euch etwa nicht regelmäßig vor, dass sich einer der Charaktere auf der Straße oder im nächstgelegenen Dorf zu einem bestimmten Thema oder einer bestimmten Person umhört? Gerade solche investigativen Sachen waren bei den D&D-Runden, in denen ich mitgespielt habe, an der Tagesordnung (von Oneshot-Dungeonraids auf Cons mal abgesehen).
Das fällt doch auch unter Social Encounters. Und schon da hängt man regeltechnisch ziemlich in der Luft.
Doch, klar kommt das regelmäßig vor. Dann wird je nach Situation eine Probe auf Überzeugen oder Nachforschen gewürfelt, wenn es passt noch ein kleines Gespräch mit einem NSC ausgespielt und gut ist. Mir wäre noch niemals, und ich meine niemals, untergekommen, dass damit irgendwer in meinen Runden ein Problem gehabt hätte. Was natürlich nicht heißt, dass es nicht in anderen Runden anders sein kann, aber wir haben noch nie Bedarf an einem Mini-Game für solche Situationen gehabt.
Titel: Re: D&D kann keine Diplomatie ! Wirklich ?
Beitrag von: gunware am 18.02.2025 | 23:50
Die Dauer einer "Runde" hat mit der Komplexität der innerhalb dieser Dauer stattfindenden Ereignisse recht wenig zu tun. Gerade bei Exploration kann so viel passieren (sogar bei niedrigerer Detailtiefe), da müsste eine "Explorationsrunde" (bzw. eine ganzes Explorationsherausforderung über mehrere Runden) eigentlich eher länger dauern als ein Kampf. Das mechanische Problem ist hier eher, dass Exploration im Normalfall ein "Group Effort" ist und man das ganze auch so interessant gestalten muss, dass es die Leute tatsächlich ausspielen wollen.
Sorry, aber hier habe ich den Faden verloren, was du meinst. Ich glaube, ich habe nicht verstanden, was du sagen wolltest. Aus meiner Sicht geht es um den Zoom, den man anwenden will, deshalb verstehe ich nicht, was die Komplexität und die Dauer der Ereignisse zusammen zu tun haben sollten.