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Pen & Paper - Rollenspiel => Pen & Paper - Allgemein => Thema gestartet von: Megavolt am 3.03.2025 | 16:45

Titel: eigenverantwortliches Rollenspiel, AMA
Beitrag von: Megavolt am 3.03.2025 | 16:45
Ich kann folgenden Erfahrungsschatz anbieten, vielleicht ist er hilfreich. Ich habe den Spielern einer meiner Runden Folgendes zu schlucken gegeben:

- Erstellt euch eure Figur einfach wie ihr wollt. Nehmt euch so viele Punkte / Skills / sonstwas rein, wie ihr meint, dass es die Figur eurem inneren Bild von ihr gemäß abrundet
- Steigert eure Figuren, wann und wie es euch passt. Gebt euch selbst Erfahrungspunkte, legt selbst fest, ob ihr nach gusto steigert oder nach irgendeiner ingame-Logik.
- Ihr entscheidet selbst, ob eure Proben gelingen. Ihr dürft auch im eigenen Ermessen die Würfel entscheiden lassen, wenn ihr das für sinnvoll haltet. Von meiner Seite aus wird im Zweifelsfall alles durchgewunken.
- Ihr verwaltet eure Lebens- und Manapunkte selbst. Es gibt keine Einschränkungen und keine Kontrolle.
- Gewinnt oder verliert Kämpfe nach eigenem Ermessen. Beschreibt einfach, was ihr macht. Von meiner Seite als Spielleiter aus klappt immer alles.

Was ist das Ergebnis?
Die Runde hat ein gutes Jahr lang absolut oberklassig abgeliefert, es war geradezu furios, hochenergetisch, spannend, lustig und kreativ. Alle haben tätig den Plot mitgestaltet, keine der Befürchtungen, die man bei dem genannten Setup so haben kann, hat sich bewahrheitet. Wir haben eine lange Kampagne zum Ende gebracht.

Welches System haben wir gespielt?

(Klicke zum Anzeigen/Verstecken)

Ich habe keinen einzigen Kampf auswürfeln müssen, Halleluja! Ich war jederzeit Willens und eiskalt bereit, die Kampagne implodieren zu lassen, falls sich das eben irgendwie organisch ergeben hätte.

Lustig fand ich:
- Manche haben sich so systemkorrekte elfseitige Figurenbögen gebastelt, einer hatte seine Figur quasi auf einem Bierdeckel, das ging ganz wild durch den Salat.
- Ich hatte einen ganz unerhört "erwachsenen" Eindruck meiner Spieler. Eine Spielerin hat sich sichtlich Mühe gegeben, an wichtigen Stellen zu scheitern, weil sie der Meinung war, das wäre jetzt cooler oder würde mehr Sinn ergeben. Und das hat ihr auch sichtlich gefallen.
- Ein (Meta-)Konsens, der früh artikuliert wurde, war, dass jeder noch so blöde Unsichtbarkeitszauber o.ä. jede beliebige Kampagne komplett schrotten kann, und dass es eh auf die Beteiligten drauf ankommt, was man daraus macht. Also kann man auch gleich und ganz grundsätzlich so spielen.
- Dass die Figuren krass unterschiedlich "stark" waren, das hat keinen interessiert.
- Für die Magier und die Geweihten und so war es mega fresh, einfach sagen zu können, "Ich zaubere jetzt blablabla" und es klappt einfach. Und zwar immer. Das fanden alle geil.
- Für den werten Herrn Spielleiter war es klasse, einfach ganz offensiv keinerlei Bürokratie zu haben und kein Betreuer, kein Fahrkartenkontrolleur, kein Patriarch und kein Papa sein zu müssen.

Also ich kann den Ansatz empfehlen.

Kill your idols.
Titel: Re: eigenverantwortliches Rollenspiel, AMA
Beitrag von: Streunendes Monster am 3.03.2025 | 16:51
Ist ja unerhört  ~;D lass das nicht die Praioten Rollenspielpolente hören!
Titel: Re: eigenverantwortliches Rollenspiel, AMA
Beitrag von: Megavolt am 3.03.2025 | 16:53
Wir machen jetzt gleich die zweite Kampagne nach dem selben Konzept, da ist tatsächlich ein Praiot dabei.  ~;D Auch für den eine sichtliche Erleichterung, einfach frei von der Leber weg mirakeln zu können, ob das jetzt irgendwie regelkonform ist oder nicht. Es macht das Spiel definitiv nicht schlechter.
Titel: Re: eigenverantwortliches Rollenspiel, AMA
Beitrag von: Sard am 3.03.2025 | 17:01
Das klingt ganz großartig.
Und macht Lust auf Nachahmung!
Tolle Idee.
 :d
Aber warum hast du nicht gewarnt, das hinter Spoiler
(Klicke zum Anzeigen/Verstecken)
steht?
 >;D


Titel: Re: eigenverantwortliches Rollenspiel, AMA
Beitrag von: SigmundFloyd am 3.03.2025 | 17:09
Sehr interessanter Ansatz!

Ich hätte das Vorurteil, dass sowas Narrativisten (oder Storyteller, Method Actors nach Laws) mehr abholt als herausforderungsorientierte Spielende (oder Butt-Kicker, Power Gamer...) Würdest du deine Spielerschaft entsprechend einschätzen?
Titel: Re: eigenverantwortliches Rollenspiel, AMA
Beitrag von: Megavolt am 3.03.2025 | 17:19
Gute Frage.

Irgendwie sinds alles Butt-Kicker auf ihre jeweils etwas individuelle Art und Weise. Also irgendwie sehr robuste, willensstarke Spielernaturen. Man muss dazu sagen, dass meine Spieler schon echt fein ausgesiebt sind, also ich spiele mit den Besten der Besten, sag ich mal etwas vollmundig. Und das bedeutet, dass ich mich auf die folgenden Eigenschaften absolut verlassen kann: Sozialkompetenz, soziale Intelligenz, nicht auf den Mund gefallen sein, Begeisterungsfähigkeit. Das ist freilich ein Pfund, das man nicht immer so ohne Weiteres auffahren kann.

Sonst wars sehr gemischt. Einer hatte vorher noch nie DSA gespielt, ein anderer war insgesamt noch eher ein Neuling. Zwei Spielerinnen sind ziemliche DSA-Ultras. Einer ist ein Rollenspiel-Universalist. Ich selbst bin ja eher abgehalftert.

Ich spiele aber auch in "random Bierzelt-Runden" - wenigstens von der groben Tendenz her - wie oben beschrieben, nur halt bei Weitem nicht so konsequent. Das klappt eigentlich trotzdem zuverlässig gut. Vielleicht ist ein Vorteil dieses Spielstils, dass er ziemlich barrierefrei ist und dass er das in den Vordergrund stellt, was ohnehin alle anstreben: Dass man einfach eine gute Zeit miteinander hat.
Titel: Re: eigenverantwortliches Rollenspiel, AMA
Beitrag von: Streunendes Monster am 3.03.2025 | 17:29
Wir haben einen SL, der leitet so.
Also nicht: wir spielen so. Sondern: der leitet so. Selbst mit einem fixen System.
Bei dem läuft SEIN Film und wir dürfen mitspielen. Mal als Hauptfiguren, mal als Statisten.

Was ich mit dieser sehr kurz geratenen Anekdote eigentlich sagen will: das Konzept ist super und funiert nur mit richtig guten SpielendenTM und das auch nur, wenn wirklich viel Vertrauen herrscht.

Umso größer meinen Respekt für Eure Runde  :headbang:
Titel: Re: eigenverantwortliches Rollenspiel, AMA
Beitrag von: 1of3 am 4.03.2025 | 10:13
das Konzept ist super und funiert nur mit richtig guten SpielendenTM und das auch nur, wenn wirklich viel Vertrauen herrscht.

Ich mein, gilt das nicht immer? Also wenn ich Figuren über die Baddelmadde schubsen will und Action Economy und Statuseffekte und pipapo. Dann brauch ich doch auch Leute, die genau daran Spaß haben und sich bitte auch merken, was jetzt ne Gelegenheitsattacke provoziert und was nicht. Und ich muss ihnen eben auch vertrauen, dass sie so spielen, dass es zu unserem Spiel beiträgt. Und gleiches könnte ich für jeden anderen Geschmack durchexerzieren.

Ich finds aber auch interessant.
Titel: Re: eigenverantwortliches Rollenspiel, AMA
Beitrag von: Streunendes Monster am 4.03.2025 | 10:18
Ja. Aber anders.

Wenn ich RAW spiele, dann brauche ich das Vertrauen, dass wir den gleichen Spaß am Spiel-as-written haben. Wir kennen die Regeln, setzen sie bestmöglich ein und committen uns auf ein Spiel ohne Schummeleien.

Wenn man, in Ermangelung eines besseren Wortes, "offen" spielt, dann braucht es Vertrauen an anderer Stelle. "Offen" ist natürlich auch eine Regel, an die wir uns halten, soweit klar, aber man vertraut hier stärker zwischenmenschlich. Die Ebene verändert sich. Man vertraut auf den gemeinsamen Spielspaß und weniger auf den Einsatz der RAW. Von denen hat man sich ja absprachegemäß getrennt.
Titel: Re: eigenverantwortliches Rollenspiel, AMA
Beitrag von: Dimmel am 4.03.2025 | 11:02
Wir haben was ähnliches auf viel kleinerer Stufe gemacht, bei uns konnte man sich im Prinzip selbst AP vergeben, damit der Charakter zur eigenen Vorstellung passt. War auch DSA und wurde auch nicht ausgenutzt, wurde fast nur für neue SC genutzt, damit die nicht bei 0 anfangen.

Titel: Re: eigenverantwortliches Rollenspiel, AMA
Beitrag von: Galatea am 4.03.2025 | 14:00
In vielen (nicht allen) meiner Runden haben wir von Anfang an relativ kompetente Charaktere gebaut, da hatte eigentlich jeder schon automatisch die Mittel, um sein Konzept vernünftig zu verwirklichen.
Weitere Entwicklung findet dann durchaus noch statt, ist aber auch nicht mehr so super wichtig.
Titel: Re: eigenverantwortliches Rollenspiel, AMA
Beitrag von: aikar am 4.03.2025 | 15:17
Wenn man so spielen will (ist natürlich ein valider Spielansatz) kann man aber ja eigentlich Kaufpunkte und Erfahrungspunkte generell streichen, oder? D.h. alle suchen sich nur mehr die Regeln zusammen, die für den eigenen Charakter stimmig sind?
Titel: Re: eigenverantwortliches Rollenspiel, AMA
Beitrag von: kizdiank am 4.03.2025 | 17:51
Wenn man so spielen will (ist natürlich ein valider Spielansatz) kann man aber ja eigentlich Kaufpunkte und Erfahrungspunkte generell streichen, oder? D.h. alle suchen sich nur mehr die Regeln zusammen, die für den eigenen Charakter stimmig sind?

Kann man machen, klar. Irgendwann spielt man Freeform, das funktioniert auch.

Die Rollenspiel-Systeme geben trotzdem Halt: Einmal als Char-Beschreibungssprache. Dann als Möglichkeit, regelmechanisch über Erfolg und Misserfolg zu entscheiden.

Das lässt sich kombinieren, wie es der Gruppe oder auch den individuellen Spielern am besten passt.
Titel: Re: eigenverantwortliches Rollenspiel, AMA
Beitrag von: Skaeg am 4.03.2025 | 17:55
Das ist eine sehr umständliche Art, Freeform-gemeinsames Geschichtenerzählen (bei dem einer der Teilnehmer verstärkt für die Impulse, die nicht direkt die Protagonisten betreffen, zuständig ist) zu beschreiben.
Titel: Re: eigenverantwortliches Rollenspiel, AMA
Beitrag von: Zanji123 am 5.03.2025 | 15:07
also basically ein Erzählrollenspiel das eigentlich keine Regeln braucht das in Aventurien spielt
Titel: Re: eigenverantwortliches Rollenspiel, AMA
Beitrag von: SigmundFloyd am 5.03.2025 | 17:31
Der Unterschied ist, wenn ich es richtig verstehe, dass es den Spielenden selber überlassen wird, ob sie ein Freeform-Erzählspiel oder ein stärker verregeltes Spiel spielen wollen, bzw. dass diese Entscheidung auch von Situation zu Situation immer wieder neu getroffen werden kann.
Damit können auch diejenigen Mitspielenden abgeholt werden, die mit einem reinen Erzählspiel nichts anfangen könnten, weil ihnen z.B. die Herausforderung fehlen oder sie sich mit den freien Entscheidungen über den Ausgang von Situationen schwer tun würden.
Titel: Re: eigenverantwortliches Rollenspiel, AMA
Beitrag von: Megavolt am 5.03.2025 | 18:11
Das triffts ziemlich gut. Jeder Spieler entscheidet situativ, ob er irgendwelche Regeln anwendet oder sagt: Pf, ne.

Klingt erst mal dämlich, hat aber ziemlich einwandfrei geklappt. 
Titel: Re: eigenverantwortliches Rollenspiel, AMA
Beitrag von: chad vader am 5.03.2025 | 18:14
Frage 1: Was ist, wenn jemand nen Kampf auswürfeln möchte?

Frage 2: Wie macht ihr jetzt weiter?

Frage 3: Kam meine PN bei dir an? Ich seh sie nicht mehr in meinem Postfach.

Titel: Re: eigenverantwortliches Rollenspiel, AMA
Beitrag von: Megavolt am 5.03.2025 | 18:30
PN kam an, ich schreibe morgen hierzu noch was, bin gerade auf dem Sprung.
Titel: Re: eigenverantwortliches Rollenspiel, AMA
Beitrag von: Darius der Duellant am 5.03.2025 | 18:49
Wir haben einen SL, der leitet so.
Also nicht: wir spielen so. Sondern: der leitet so. Selbst mit einem fixen System.
Bei dem läuft SEIN Film und wir dürfen mitspielen. Mal als Hauptfiguren, mal als Statisten.

Was ich mit dieser sehr kurz geratenen Anekdote eigentlich sagen will: das Konzept ist super und funiert nur mit richtig guten SpielendenTM und das auch nur, wenn wirklich viel Vertrauen herrscht.

Umso größer meinen Respekt für Eure Runde  :headbang:

Inwiefern ist man ein guter Spieler wenn man ner Erzählonkelgeschichte folgt?
Hatte auch schon mehrmals so SL die halt auf blöde ihren vorgefertigten Plot durchdrücken wollen.
Kann man machen, erfordert aber dann nur Hirnabschaltung und Nicken bei den Spielern, weil Agency die nicht den Schienen folgt, direkt abgecancelt wird.
Der Strang erinnert mich wieder daran warum ich Simulationismus mag:
Es nimmt so Guy Windsor SL Typen bei denen die Spieler sich bitte nur auf den Romanschienen im Kopf des SL bewegen sollen ein gutes Stück ihrer Werkzeuge weg.

Was Megavolts Ansatz angeht: Fände ich als Spieler vollkommen uninteressant.
Nicht mal Hauptsächlich wegen der Regelreduzierung sondern wegen dem hier:

Zitat
- Gewinnt oder verliert Kämpfe nach eigenem Ermessen. Beschreibt einfach, was ihr macht. Von meiner Seite als Spielleiter aus klappt immer alles.

Finde ich konzeptionell maximal inkompatibel zu meinen Präferenzen. Es gibt wenig was mich mehr langweilt als komplette Vorhersehbarkeit von Ergebnissen. Wenn die Gestaltung der Geschichte komplett in meiner Hand liegt, wofür brauche ich dann noch einen SL?
Titel: Re: eigenverantwortliches Rollenspiel, AMA
Beitrag von: Paßwächter am 5.03.2025 | 19:31
Wenn die Gestaltung der Geschichte komplett in meiner Hand liegt, wofür brauche ich dann noch einen SL?
Damit es wenigstens einen am Tisch gibt, der den roten Faden zumindest lose im Auge behält? Oder weil es damit jemanden gibt, der Ideen einbringen kann, auf die man selbst nicht ohne weiteres gekommen wäre?
Evtl. auch als jemanden, dem die anderen die Verantwortung übertragen haben, fallweise zu schlichten, wo es sich als erforderlich erweist?
Titel: Re: eigenverantwortliches Rollenspiel, AMA
Beitrag von: Darius der Duellant am 5.03.2025 | 20:00
Damit es wenigstens einen am Tisch gibt, der den roten Faden zumindest lose im Auge behält? Oder weil es damit jemanden gibt, der Ideen einbringen kann, auf die man selbst nicht ohne weiteres gekommen wäre?
Evtl. auch als jemanden, dem die anderen die Verantwortung übertragen haben, fallweise zu schlichten, wo es sich als erforderlich erweist?

KANN er machen, GEBRAUCHT wird er bei dem obigen Ansatz aber eben nicht mehr. Das kann man auch zum großteil oder komplett auf die Spieler übertragen.
Titel: Re: eigenverantwortliches Rollenspiel, AMA
Beitrag von: Paßwächter am 5.03.2025 | 20:11
Und wenn die Spieler es bevorzugen, es einem zu übertragen, damit die anderen den Kopf frei(er) haben?

Natürlich ist das alles "kann" - es gibt kein übergeordnetes Gesetz, das irgendetwas erzwingen würde. Man kann spielleiterlos spielen, ja. Man muß aber nicht. Auch dann nicht, wenn man die Regeln zur Charaktererstellung streicht. Man kann das einfach so machen, wenn es allen in der Runde passt.
Titel: Re: eigenverantwortliches Rollenspiel, AMA
Beitrag von: Darius der Duellant am 5.03.2025 | 20:18
Man kann das einfach so machen, wenn es allen in der Runde passt.

Ja, exakt. Und wie aus meiner Ursprünglichen Frage hervorgehen sollte, ist das mit den gegeben Dingen für mich nicht der Fall.
Der SL ist für mich da um mir im Kontext einer spannenden Geschichte Aufgaben vorzuwerfen an denen ich mich verbeissen kann.
Wenn ich einfach nur ne Story ohne Entscheidungsunwägbarkeit haben will (für mich liegt der Reiz darin dass man eben auch scheitern kann), die ich noch nicht kenne, kann ich auch ein Buch aufschlagen oder einen Film schauen.
Für mich hat das was von Videospiele im God-Mode spielen: für maximal ne halbe Stunde interessant, danach komplett Öde.
Es gibt auch Leute die damit Spaß haben, vollkommen okay, aber mein Fall ist es so überhaupt nicht.
Titel: Re: eigenverantwortliches Rollenspiel, AMA
Beitrag von: Megavolt am 5.03.2025 | 22:55
Wenn die Gestaltung der Geschichte komplett in meiner Hand liegt, wofür brauche ich dann noch einen SL?

Die Gestaltung der Geschichte liegt keineswegs in deiner Hand, es werden nur unproduktive Teile vorgespult oder weggeschnitten.

Ich sehe mich hier übrigens nicht in einer Libero-Position, was den genannten Spielstil angeht. Man kann das gerne blöd finden. Ich für meinen Teil bin amüsierautonom und kann allen erdenklichen Spielstilen etwas abgewinnen. Selbstverständlich auch dem super crunchigen, wie man ihn beispielsweise mit dem DnD-Spirit auslebt. Ich persönlich schätze da aber eine gewisse Rasanz, die leider nicht immer abgeliefert wird.
Titel: Re: eigenverantwortliches Rollenspiel, AMA
Beitrag von: Megavolt am 6.03.2025 | 10:47
Frage 1: Was ist, wenn jemand nen Kampf auswürfeln möchte?

In der Praxis passiert das nicht, weil wir uns in dieser Runde darauf geeinigt haben, dass die Freude über gelungene Pläne und Würfelwürfe den Aufwand an Zeit, Regellektüre, Männchen-Management und Downtime für die, die nicht dran sind, nicht aufwiegt.

Wenn mir jemand sagt, er vermöbelt jetzt drei NSC, die ihn anpöbeln oder er liefert sich einen souveränen Kampf mit den Orks im Wald, dann kann er das einfach machen. Das hat den Spielern gut gefallen.

Zur zweiten Frage, wie wir weitermachen:
Wir schließen eine vergleichbare Kampage an und machen so weiter.
Titel: Re: eigenverantwortliches Rollenspiel, AMA
Beitrag von: Streunendes Monster am 6.03.2025 | 10:55
Zur zweiten Frage, wie wir weitermachen:
Wir schließen eine vergleichbare Kampage an und machen so weiter.

Mega! (..volt)  :d :headbang:
Titel: Re: eigenverantwortliches Rollenspiel, AMA
Beitrag von: flaschengeist am 6.03.2025 | 11:28
In der Praxis passiert das nicht, weil wir uns in dieser Runde darauf geeinigt haben, dass die Freude über gelungene Pläne und Würfelwürfe den Aufwand an Zeit, Regellektüre, Männchen-Management und Downtime für die, die nicht dran sind, nicht aufwiegt.

Wenn mir jemand sagt, er vermöbelt jetzt drei NSC, die ihn anpöbeln oder er liefert sich einen souveränen Kampf mit den Orks im Wald, dann kann er das einfach machen. Das hat den Spielern gut gefallen.

Jetzt weiß ich auch, warum dein Vorschlag mich innerlich spontan irritiert hat: Ich liebe ja das taktische Minigame (aka Kampf) im Rollenspiel und konnte mir keinen Reim drauf machen wie das so  unfallfrei funktionieren soll. Aber wenn ihr Kämpfe eh meidet, ergibt das total Sinn.
Ich schließe mich allerdings der Meinung an, dass bezüglich systemseitiger Unterstützung dieses Stils DSA 4 vermutlich in den TOP 10 der weltweit ungeeignetsten Systeme ist. Risus oder Cortex Prime wären hier meine erste Wahl. Aber klar, wenn man jahrzehntelang (?) ein System gespielt hat, ist die Hürde zu wechseln oft sehr hoch.
Titel: Re: eigenverantwortliches Rollenspiel, AMA
Beitrag von: unicum am 6.03.2025 | 11:50
Wenn die Gestaltung der Geschichte komplett in meiner Hand liegt, wofür brauche ich dann noch einen SL?

Ich hab vor langen Jahren - ich glaub im lezten Jahrtausend - mal ein Rollenspiel gespielt das sogar SL los daher gekommen ist,... oder vieleicht anderst formuliert - jeder war SL. Der Handlungsstrang war auch eher ein Netz an dem jeder irgendwie gezogen hat. Es war auch so das die Spielenden nicht mal ihre eigenen Figuren spielten, irgendwie konnte mal von jeder Figur der charcterbogen (sehr minimalistisch) vor einem liegen. Wenn man der Meinung war das der Geschichte nun eine neue Figur gut tun würde, schnappt man sich einen leeren Characterbogen und erschafft eben kurz eine neue Figur, stellt sie der Runde vor und es geht weiter.

Die Idee war im übrigen von Fermate hier im Forum (auch wenn sie schon länger nicht mehr hier war)
Titel: Re: eigenverantwortliches Rollenspiel, AMA
Beitrag von: Megavolt am 7.03.2025 | 00:17
Aber klar, wenn man jahrzehntelang (?) ein System gespielt hat, ist die Hürde zu wechseln oft sehr hoch.

Nur für den Kontext: Ich bin eher seit zehn Jahren konsequent aus DSA raus. Der Wunsch, ich möge mal ein DSA-Abenteuer MEISTERN (bäng!) wird immer mal wieder an mich herangetragen, und wer bin ich denn, dass ich da nicht irgendwann schwach würde. Und, sind wir ehrlich, es ist halt auch geil. Ich lese gerade wieder Unter der Dämonenkrone, und es holt mich noch genauso ab, wie zum Jahrtausendwechsel vor einem Vierteljahrhundert (!). Das war die goldene Zeit von DSA, das ist einfach olympisch guter Shit. Gebt dem Anton Weste einen Stift und ein Butterbrotpapier und er ballert euch das rollenspielerische Äquivalent zur Sixtinischen Kapelle runter. Alle drei Seiten, die ich von ihm lese, lerne ich ein neues Wort, wie krass ist das denn bitte.

Ich habe DSA schon als Milchbart ziemlich regelsouverän gespielt. Eher hacke ich mir eine Hand ab, als jetzt einen Cent in ein aktuelles Regelwerk zu investieren. Für was denn?
Titel: Re: eigenverantwortliches Rollenspiel, AMA
Beitrag von: flaschengeist am 7.03.2025 | 08:06
Wie schaut es mit deinen Spielern aus? Sind die auch raus aus DSA und haben die letzten Jahre eher PBtA & Co. gespielt?

Ich lese gerade wieder Unter der Dämonenkrone, und es holt mich noch genauso ab, wie zum Jahrtausendwechsel vor einem Vierteljahrhundert (!). Das war die goldene Zeit von DSA, das ist einfach olympisch guter Shit. Gebt dem Anton Weste einen Stift und ein Butterbrotpapier und er ballert euch das rollenspielerische Äquivalent zur Sixtinischen Kapelle runter. Alle drei Seiten, die ich von ihm lese, lerne ich ein neues Wort, wie krass ist das denn bitte.

Klingt, als schreibt er exzellente Abenteuer. Womöglich sind die noch bombastischer mit einem System, das euren Spielstil per Design unterstützt statt behindert.

Titel: Re: eigenverantwortliches Rollenspiel, AMA
Beitrag von: Zanji123 am 7.03.2025 | 08:40
Wie schaut es mit deinen Spielern aus? Sind die auch raus aus DSA und haben die letzten Jahre eher PBtA & Co. gespielt?

Klingt, als schreibt er exzellente Abenteuer. Womöglich sind die noch bombastischer mit einem System, das euren Spielstil per Design unterstützt statt behindert.

unter der Dämonenkrone ist kein Abenteuer ...eher ne "Settingbeschreibung" und ja die IST echt gut
Titel: Re: eigenverantwortliches Rollenspiel, AMA
Beitrag von: flaschengeist am 7.03.2025 | 08:51
unter der Dämonenkrone ist kein Abenteuer ...eher ne "Settingbeschreibung" und ja die IST echt gut

Danke für die Info - habe das letzte Mal aktiv DSA Anfang der 90er gespielt. Dann gilt mein Punkt umso mehr, denn ein Setting mit anderen Regeln zu bespielen ist i.d.R. noch einfacher als ein Abenteuer zu konvertieren.
Titel: Re: eigenverantwortliches Rollenspiel, AMA
Beitrag von: Zanji123 am 7.03.2025 | 09:20
Danke für die Info - habe das letzte Mal aktiv DSA Anfang der 90er gespielt. Dann gilt mein Punkt umso mehr, denn ein Setting mit anderen Regeln zu bespielen ist i.d.R. noch einfacher als ein Abenteuer zu konvertieren.

eine detaillierte Beschreibung der (damals) neuen Schattenlande aka den Heptarchen. Eine SEHR ausführliche Erklärung der Borbi Kampagne und was davor und dazwischen passiert ist (auch so geschrieben, dass ein nicht G7 Meister das versteht) und halt regeln um Horror in DSA möglich zu machen (die waren imho aber für DSA 3 nicht wirklich passend und gut)

https://de.wiki-aventurica.de/wiki/Borbarads_Erben

hat aber auch Szenario vorschläge und Ideen aber nicht ausgearbeitet.
Titel: Re: eigenverantwortliches Rollenspiel, AMA
Beitrag von: flaschengeist am 7.03.2025 | 10:23
eine detaillierte Beschreibung der (damals) neuen Schattenlande aka den Heptarchen. Eine SEHR ausführliche Erklärung der Borbi Kampagne und was davor und dazwischen passiert ist (auch so geschrieben, dass ein nicht G7 Meister das versteht) und halt regeln um Horror in DSA möglich zu machen (die waren imho aber für DSA 3 nicht wirklich passend und gut)

https://de.wiki-aventurica.de/wiki/Borbarads_Erben

hat aber auch Szenario vorschläge und Ideen aber nicht ausgearbeitet.

Danke dir :d.
Die G7 Kampagne haben wir mal mit D&D5 in die Forgotten Realms portiert und sowas beinhart railroadiges ist mir noch nie untergekommen. Eine wirre Prophezeiung, die zu entschlüsseln nicht etwa proaktives Spielerhandeln ermöglichte sondern lediglich half zu wissen, welchen Stil der nächste Bahnhof hat. Ganz und gar nicht mein Geschmack. Die Runde hat dank Mitspielern und System Spaß gemacht aber das war wahrlich trotz des Abenteuers...
Titel: Re: eigenverantwortliches Rollenspiel, AMA
Beitrag von: Zanji123 am 7.03.2025 | 16:12
die G7 ist eine Metaplot story.

NATÜRLICH ist die Railroad und NATÜRLICH wird vorgegeben wie sie zuenden hat, dadurch das ja nebenbei der Aventurische Bote über das ganze berichtet hat.

Würdest du das Abenteuer "freier" gestalten, könntest du dem Metaplot von DSA nicht mehr folgen und das begleiten des Aventurischen Boten wäre halt nicht möglich gewesen.

War "damals" halt was krass besonderes. Ein großes Ereignis das über n paar (wenige) Romane direkt erzählten, einige "nebenbei", es sogar ein paar Solos gab die mit der Kampagne zu tun haten, dann die Abenteuer selbst und man eben davon im Aventurischen Boten lesen konnte (und es zusätzliche Szenarien gab).
Titel: Re: eigenverantwortliches Rollenspiel, AMA
Beitrag von: gilborn am 7.03.2025 | 20:35
Ich finde den Ansatz extrem ansprechend!

Er ist radikal, einfach und, wenn ich mir vorstelle, dass ich das als SL so aufziehe... beängstigend!
Und wenn das mal kein Grund ist, dass ich es auch mal machen muss, dann weiß ich auch nicht  :d

Im Gegensatz zu manchen Vorrednern glaube ich nicht, dass man viel Vertrauen zu den Mitspielenden braucht, damit es funktioniert.
Nein, besser: Der Ansatz erzeugt Vertrauen. Er zeigt den Spielern, dass man viel Vertrauen in ihm steckt.
Und das nimmt ihn gleichsam in die Verantwortung, eine Welt zu gestalten, die in sich rund ist. Und es ist ja in vielen Dingen so, gib den Leuten Vertrauen und Verantwortung, und sie blühen auf, wachsen über sich hinaus.
(Klicke zum Anzeigen/Verstecken)
Ich glaube gerade Spieler, die nie SL waren können hier auch viel lernen.
Vielen Dank Megavolt, für diesen Ansatz, bin grad sehr geflasht, ich muss mir nur noch überlegen mit welchem System ich das mal ausprobiere  :headbang:
Titel: Re: eigenverantwortliches Rollenspiel, AMA
Beitrag von: AlucartDante am 7.03.2025 | 21:09
Ich finde es auch ein mega Projekt. Und ein guter Mix, wenn einerseits Spieler frei spielen wollen und andere Würfelwürfe wollen.

Als Spieler mag ich schätze ich meinen Würfelerfolg und Misserfolg allerdings mehr, wenn die anderen auch würfeln müssen. Ich mag es, wenn alle die gleichen Regeln haben, sogar NSCs, dann erscheint mir dass die blinde Gerechtigkeit der Götter und der Physik. Aber man kann bestimmt eine gute Geschichte gemeinsam erzählen.

Als Spielleiter fände ich den Job aber nicht so spannend. Das würde ich dann fast lieber spielleiterlos machen. Aber auch das ist völlig individueller Geschmack.

Schön sowas auch mit DSA zu machen, das zeigt doch, dass man immer so spielen kann, wie man will und nicht so, wie DSA-Feinde glauben, dass man DSA spielen müsste.

Die G7 Kampagne haben wir mal mit D&D5 in die Forgotten Realms portiert und sowas beinhart railroadiges ist mir noch nie untergekommen. Eine wirre Prophezeiung, die zu entschlüsseln nicht etwa proaktives Spielerhandeln ermöglichte sondern lediglich half zu wissen, welchen Stil der nächste Bahnhof hat.

(Klicke zum Anzeigen/Verstecken)
:btt:
Titel: Re: eigenverantwortliches Rollenspiel, AMA
Beitrag von: Quaint am 7.03.2025 | 22:04
Ich würd sowas wie hier propagiert gerne mal ausprobieren bei Gelegenheit.