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Pen & Paper - Rollenspiel => Pen & Paper - Allgemein => Thema gestartet von: 1of3 am 4.03.2025 | 10:39

Titel: Vertrauen
Beitrag von: 1of3 am 4.03.2025 | 10:39
Ich würde gerne mal über Vertrauen beim Rollenspiel reden.

Auszug aus Megavolts Thema.

Was ich mit dieser sehr kurz geratenen Anekdote eigentlich sagen will: das Konzept ist super und funiert nur mit richtig guten SpielendenTM und das auch nur, wenn wirklich viel Vertrauen herrscht.[...]

Ich mein, gilt das nicht immer? Also wenn ich Figuren über die Baddelmadde schubsen will und Action Economy und Statuseffekte und pipapo. Dann brauch ich doch auch Leute, die genau daran Spaß haben und sich bitte auch merken, was jetzt ne Gelegenheitsattacke provoziert und was nicht. Und ich muss ihnen eben auch vertrauen, dass sie so spielen, dass es zu unserem Spiel beiträgt. Und gleiches könnte ich für jeden anderen Geschmack durchexerzieren. [...]

Ja. Aber anders.

Wenn ich RAW spiele, dann brauche ich das Vertrauen, dass wir den gleichen Spaß am Spiel-as-written haben. Wir kennen die Regeln, setzen sie bestmöglich ein und committen uns auf ein Spiel ohne Schummeleien.

Wenn man, in Ermangelung eines besseren Wortes, "offen" spielt, dann braucht es Vertrauen an anderer Stelle. "Offen" ist natürlich auch eine Regel, an die wir uns halten, soweit klar, aber man vertraut hier stärker zwischenmenschlich. Die Ebene verändert sich. Man vertraut auf den gemeinsamen Spielspaß und weniger auf den Einsatz der RAW. Von denen hat man sich ja absprachegemäß getrennt.

Wie ist das für euch mit dem Vertrauen beim Rollenspiel? Gibt es Spiele, Spielformen oder Spielinhalte, die mehr oder weniger Vertrauen erfordern? Wie geht ihr damit um?
Titel: Re: Vertrauen
Beitrag von: ghoul am 4.03.2025 | 10:43
Ich habe grundsätzlich Vertrauen, so lange kein Grund für Misstrauen vorliegt.

Schummeln zerstört Vertrauen.
Titel: Re: Vertrauen
Beitrag von: Germon am 4.03.2025 | 10:55
Ich habe grundsätzlich Vertrauen, so lange kein Grund für Misstrauen vorliegt.

Schummeln zerstört Vertrauen.
Würde ich so unterschreiben.
Titel: Re: Vertrauen
Beitrag von: Nebelwanderer am 4.03.2025 | 10:58
Kommt hart drauf an,
Wenn ich ein SL bin der hinter dem Meisterschirm wirft für "story" muss ich meinen Spielern auch erlauben zu schummeln.

Ansonsten wird offen gewürfelt und dann ist schummeln schwer möglich.
Titel: Re: Vertrauen
Beitrag von: CK am 4.03.2025 | 11:02
Wieso würfelt man, wenn man das Ergebnis dann eh schummelt?!?
Titel: Re: Vertrauen
Beitrag von: Streunendes Monster am 4.03.2025 | 11:29
Wieso würfelt man, wenn man das Ergebnis dann eh schummelt?!?

 >;D :d



Vertrauen in das gemeinsame Spielziel sollte schon vorhanden sein.
Bei Vertrauen geht es ja um Zuverlässigkeit und bedingt auch um Tugendhaftigkeit. Das legt jede/r etwas anders aus und gewichtet da sicherlich individuell.

Wie ich im anderen Thread schon schrieb, gibt es bei Rollen-/Spielen zwei Ebenen von Vertrauen.
Einmal auf die Einhaltung der technischen Regeln.
Und einmal auf die Einhaltung der sozialen Regeln.

Das erfordert Kommunikation (welch Erkenntnis  ~;D ), was bei dem Medium Rollen-/Spiel mit mehr als 1pax doch irgendwie selbstverständlich sein sollte.


EDIT

Nähkästchen:

Ich kann total darauf vertrauen, dass ein Spieler bei uns geneigt ist, Würfel zu drehen. Er hasst Misserfolge seiner Charaktere und kommt damit IRL schlecht klar. Ist mir nur völlig egal, weil ich ihm immer wieder Herausforderungen stelle, die eben nicht mit einem Würfelwurf gelöst werden.
Das ging mal so weit, mit seiner Würfeldrehorgie, dass ein anderer, neuer Spieler richtig angepestet darauf reagierte und die Stimmung für den Rest des Tages komplett im Eimer war. Immerhin ist es etwas besser geworden.

Ebenso kann ich darauf vertrauen, dass einer unserer SL jedes Regelgerüst nur dafür hernimmt, um seine Story durchzudrücken. Änderungen für seinen Plot, seine MarySues und Co geschehen flott. Für ihn ist seine Story unser Spaß.

Ich kann aber auch darauf vertrauen, dass in meiner Runde ein "Stopp" grundsätzlich und immer ernstgenommen und eigehalten wird.

In Summe also hohes Vertrauen in soziale Regeln und hohe Er-/Kenntnisse in die Umsetzung technischer Regeln.
Das RSP für mich primär ein soziales Hobby ist und ich diese Komponente klar über die technischen Regeln stelle, geht das auch (in dieser Konstellation) total okay.
Titel: Re: Vertrauen
Beitrag von: ghoul am 4.03.2025 | 14:04
Wieso würfelt man, wenn man das Ergebnis dann eh schummelt?!?

Nur aus menschlicher Schwäche.
https://ghoultunnel.wordpress.com/2018/04/17/worte-eines-ghouls-wider-das-schummel-erzaehlspiel/
Titel: Re: Vertrauen
Beitrag von: Zanji123 am 4.03.2025 | 14:08
Wieso würfelt man, wenn man das Ergebnis dann eh schummelt?!?

weil das so in der DSA 3 Basisbox steht das der Meister das so machen soll!!!!!
Titel: Re: Vertrauen
Beitrag von: Selis am 4.03.2025 | 14:27
Als ich anfing zu leiten, wies mich einer meiner Spieler drauf hin, das ein weiterer Spieler dauernd die Würfel drehen würde, warum mir das nicht auffallen würde.

Ich habe damals für mich beschlossen, das ich weiter davon ausgehe, daß meine Spieler nicht schummeln und wenn es doch so sein sollte, kann ich es eh nicht ändern. Ich habe während einer Session etwas besseres zu tun, als meine Spieler zu überwachen.

Außerdem liegt es mir nicht, nur das Schlechteste meinem Mitmenschen zu unterstellen.
Titel: Re: Vertrauen
Beitrag von: Edgar Allan Poe am 4.03.2025 | 15:40
Ich bin da rigoros. Ich vertraue jedem an meinem Tisch. Wenn ich aber mitkriege, dass jemand schummelt, endet das gemeinsame Spielen mit dieser Person.

Ich hasse es, wenn jemand mogelt. Ich versuche als Spielleiter eine Herausforderung und Spaß für alle hinzukriegen. Wenn jemand das mit seinen Schummeleien ruiniert, hat diese Person nichts mehr an meinem Tisch zu suchen.

Klingt hart. Ist aber gelebte Praxis bei mir.
Titel: Re: Vertrauen
Beitrag von: Namo am 4.03.2025 | 16:20
Ich vertraue auch jedem meiner Spieler. Einen muss ich sogar immer ein bißchen beruhigen, der ist so darauf aus, dass alles rechtmäßig gespielt wird, dass er sich fürchterlich über Fehler von sich aufregt. So hatten wir vor ein paar Runden in der Hitze des Gefechtes tatsächlich übersehen, dass er in einer etwas verworrenen Kampfrunde zwei Zauber gezaubert hatte. Das hat ihn im Nachhinein so aufgeregt, dass ich als SL ihn da runter holen musste und es mit Schicksal durch Gottesfügung etc. darstellen und in Regeln einbetten musste. Da muss ich mir überhaupt keine Sorgen machen.

Aus Regelunkenntnis stehen auf den Charakterblätter auch mal zu gute Werte. Wenn ich das sehe, weise ich darauf hin und es wird geändert. Da ist kein Spieler dabei, der irgendwelche Rampenlichtaktivitäten nötig hätte.

Mir würde es vermutlich den Spaß verderben wenn wir einen Schummelaugust an Bord hätten. Vertrauen ist eigentlich für eine Rollenspielrunde essenziell. Das ist für mich schon eine hohe Form der sozialen Interaktion bei der es nur um gemeinsamen Spaß geht. Und wenn dabei einer krumme Dinge macht fände ich das nicht gut.

Letzten Endes ist das ja natürlich auch so ein gegenseitiges Gruppending. Quasi ein unausgesprochener Vertrag. So wie ich den Spielern Werte- und Wurfmäßig vertraue, so vertrauen sie mir ja auch ihre Charaktere an. Sie geben sie in eine meiner Geschichten um selbst Spaß zu haben. Sie vertrauen darauf, dass ich keine Großmachtfantasien auslebe oder ähnliches. Und wenn dann mal eine harte Situation entsteht - z.B. Gefangennahme, Gegenstandsverlust oder der Tod eines geliebten NSC - dann vertrauen sie zurecht darauf, dass ich das nicht mache um sie zu ärgern oder zu zeigen wer am längeren Hebel sitzt, sondern um Emotionen zu erwecken oder das Abenteuer zu einem besseren/spannenderen zu machen. Das also letzten Endes immer ihr Spaß im Vordergrund steht.

Ist für mich alles eigentlich eine Selbstverständlichkeit, habe ich aber natürlich in diversen Gruppen auch schon anders erlebt. Berühmtes Beispiel für Schummeln (neben anderen negativen Dingen) dürfte ja Orion Acaba in Staffel 1 von Critical Role sein. So ein Spieler wäre mir als SL wie als Spieler auch auf den Senkel gegangen.   
Titel: Re: Vertrauen
Beitrag von: unicum am 4.03.2025 | 16:20
Ich hab vor einigen Jahren Vertrauen in Spieler verloren.

Grund: Es gab einen kurzen Dungeon und einer der Spieler sagte an einer Stelle - und zwar nur an einer Stelle - ich suche hier nach Geheimtüren. Und ja genau da war auch eine. Wie ich herausgefunden habe waren die Bodenpläne für dieses (kauf-)Abenteuer auch im Netz durchaus zu finden.

Im allgemeinen sage ich mir auch - ich hab keine Adleraugen und kann eh nicht sehen wenn jemand auf der anderen Seite des Spieltisches betrügt. Sicher es gibt Leute die würfeln mit dem Würfelbecher und heben den nur so an das sie selbst das Ergebniss sehen können und dann sagen "Krit!" dann stellen sie den Würfelbecher wieder hart auf den tisch das der Würfel nochmal rollt,... das sind Leute von denen ich es noch nie erlebt habe das sie (aka ihre Würfel) auch mal "gepazt" haben. (Aber ja, ich spiele immer noch mit denen zusammen wenn es sich ergibt)

Aber da ich meistens Abenteuer Leite in denen man selbst denken muss und auch selbst taktisch agieren, und auch wegen oben Kaufabenteuer nicht gar so toll finde, ist das meistens eher marginal.

Wobei ich mich über das "durchlesen eines Abenteuers" durchaus mehr ärgere als wie wenn jemand mal "würfel dreht".
Titel: Re: Vertrauen
Beitrag von: Tele am 4.03.2025 | 16:42
Wie kann man mogeln, wenn keiner gewinnt?
Ist mogeln nicht Teil des Lebens und damit nur ein Aspekt dessen, was RPGs abbilden wollen?
Titel: Re: Vertrauen
Beitrag von: Katakombenkriecher am 4.03.2025 | 16:45
Ich vertraue meinen Spielern blind. Es geht um gemeinsamen Spielspaß. Auch online dürfen meine Spieler mit richtigen Würfeln werfen, ich muss das nicht sehen.
Titel: Re: Vertrauen
Beitrag von: SigmundFloyd am 4.03.2025 | 16:49
Beim Vertrauen gilt kein alles-oder-nichts-Prinzip. Ich vertraue all meinen Mitspielenden, dass sie das gemeinsame Spiel und den Spaß der anderen nicht absichtlich sabotieren oder exzessiv schummeln.
Ich vertraue aber nicht allen, dass sie bei größerem Player Empowerment/ geringerer Kontrolle durch die Regeln nicht einen Weg finden würden, sich selbst und anderen den Spaß zu versauen, z.B. im Zuge von MinMaxing/Loss Aversion-Bestrebungen.
Genauso wie ich anderen Mitspielenden z.B. nicht vertrauen würde, mit manchen Themen oder persönlichen Informationen respektvoll und einfühlsam umzugehen, oder die für sie relevanten Regeln zu kennen, oder sich an Absprachen zu halten. Die Grenzen sind von Mensch zu Mensch verschieden.
Titel: Re: Vertrauen
Beitrag von: ghoul am 4.03.2025 | 17:09
Wie kann man mogeln, wenn keiner gewinnt?
Ist mogeln nicht Teil des Lebens und damit nur ein Aspekt dessen, was RPGs abbilden wollen?

Ich finde diese Argumentation reichlich verquer.
Wir wollen doch in der Spielwelt nicht abbilden, dass am Spieltisch jemand schummelt: siehe mein oben verknüpfter Blogeintrag.
Titel: Re: Vertrauen
Beitrag von: Tele am 4.03.2025 | 17:50
Ich finde diese Argumentation reichlich verquer.
Wir wollen doch in der Spielwelt nicht abbilden, dass am Spieltisch jemand schummelt: siehe mein oben verknüpfter Blogeintrag.

Aha, also im echten Leben, das zum Teil abgebildet werden soll, wenigstens emotional, nimmt nie jemand eine Abkürzung oder mogelt?
Der Blogbeitrag ist witzig. Die Satire einer Satire. Danke dafür.
Titel: Re: Vertrauen
Beitrag von: ghoul am 4.03.2025 | 18:08
Gerne.
Es haben sich zwar schon viele über den Artikel aufgeregt, wirklich dagegen argumentiert hat noch niemand.
Titel: Re: Vertrauen
Beitrag von: Tele am 4.03.2025 | 18:14
Gerne.
Es haben sich zwar schon viele über den Artikel aufgeregt, wirklich dagegen argumentiert hat noch niemand.

Echt? Es haben Leute mit dir über Spielstile diskutiert? Das ist ja fruchtlos. Da kann ich ja auch über die "richtige" Sorte Chips streiten (Paprika).
Titel: Re: Vertrauen
Beitrag von: Schalter am 4.03.2025 | 18:17
Wie ist das für euch mit dem Vertrauen beim Rollenspiel? Gibt es Spiele, Spielformen oder Spielinhalte, die mehr oder weniger Vertrauen erfordern? Wie geht ihr damit um?

Um mal nicht nur über die Akzeptanzbereitschaft beim Schummeln zu sprechen: Ich finde ja, ein bisschen Vertrauen ist auch für die thematischen Inhalte von den meisten Spielen nötig. Mit Menschen, die ich gut kenne, kann ich viel leichter emotionale Charaktere darstellen, bzw. als SL emotionale Szenen schildern. Von unbekannten Spielern weiß ich ja nicht, ob sie vielleicht einfach 'nur lustig würfeln wollen', statt sich tiefer in Charaktere hineinzuversetzen. Darum bringe ich zu Conventions auch Szenarien mit, die mehrheitlich taktische Inhalte haben; und in Runden mit Freunden kann sich ein Spieleabend auch mal stattdessen um philosophische und politische Themen drehen.
Titel: Re: Vertrauen
Beitrag von: 6 am 4.03.2025 | 18:56
Gerne.
Es haben sich zwar schon viele über den Artikel aufgeregt, wirklich dagegen argumentiert hat noch niemand.
Ziemlich easy. Du unterschlägst die Möglichkeit, dass der SL im Einvernehmen mit der Gruppe die Würfel dreht. Oder besser: Es stellt sich heraus, dass ein Würfelwurf zu einem Ergebnis führt, dass in der Situation nicht sinnvoll ist (aus welchen Grund auch immer). Wenn dann der SL den Würfelwurf in Absprache mit den Spielern den Wurf als Nichtig erklärt, hat er geschummelt, aber keine Spieler entmündigt. Du kannst das immer noch doof finden (hey! Du kannst ja in der Absprache dann ein Veto einlegen), aber unsittlich ist das nicht.
Titel: Re: Vertrauen
Beitrag von: Weltengeist am 4.03.2025 | 21:50
Ich bin ja etwas erstaunt, dass sich die Diskussion so schnell fast ausschließlich auf die Frage schummelnder Spieler eingeschossen hat.

Mir ist bei der Frage eigentlich zuerst durch den Kopf gegangen, dass das größte Problem ist, dass Spieler dem Spielleiter nicht vertrauen. Und damit meine ich jetzt nicht "Würfel drehen", sondern all die anderen schönen Hebel, die ein Spielleiter ja im Grunde hätte, um "ganz legal" unfair gegenüber seinen Spielern zu sein.

Zu meinen schlimmsten Erfahrungen als Spielleiter gehört der Tag, an der ich gemerkt habe, dass mir ein Spieler, mit dem ich viele Jahre zusammengespielt hatte, im Grunde seines Herzens immer noch nicht wirklich vertraut hat. Der daraus resultierende Gruppencrash hätte beinahe das Hobby Rollenspiel für mich beendet.
Titel: Re: Vertrauen
Beitrag von: Zed am 5.03.2025 | 00:19
Gerne.
Es haben sich zwar schon viele über den Artikel aufgeregt, wirklich dagegen argumentiert hat noch niemand.

Das erinnere ich anders. Lebhaft anders.

Ich vertraue meiner Spielgruppe, und sie vertrauen mir. Ich checke nicht jedes Würfelergebnis der Gruppe, und sie verlangen von mir nicht immer, dass ich offen würfle. Beide gehen wir verantwortungsvoll mit dem "Gestalten der Würfelergebnisse" um.

Vertrauen auf einer persönlichen Ebene: Sich-ganz-und-gar-öffnen und/oder sich in eine tiefgehende, intensive Emotionalität begeben (wie es der Cast von Critical Role manchmal macht) - darauf arbeiten wir nicht hin. Das wollen wir auf keinen Fall forcieren, denn schließlich sind wir keine Eheleute. Oder anders ausgedrückt: So viel Vertrauen und Nähebedürfnis zueinander haben wir nicht.

Andererseits versperren wir uns nicht prinzipiell gegen emotionale Momente: Wenn dann doch mal eine emotionalere Stimmung aufkommt, dann nehmen wir sie gerne mit.
Titel: Re: Vertrauen
Beitrag von: Quaint am 5.03.2025 | 05:10
Natürlich braucht es etwas Vertrauen, nicht nur wegen eventuellen Würfelleien (wobei ich da normal offen würfle und würfeln lasse, aber via Fanmail so ne Art reglementiertes Schummeln drin habe meistens). So eine Rollenspielgruppe ist ein manchmal erstaunlich fragiles soziales Konstrukt. Und alleine jemand da reinzulassen erfordert ja ein gewisses Vertrauen. Theoretisch könnte sich da ja auch jemand aufführen wie die Axt im Walde.
Und dann kommt es natürlich auch drauf an, was gespielt wird. Wenn man z.B. "harten Tobak" bespielen will und intensiv mit Lines und Veils arbeitet, dann muss halt das Vertrauen da sein etwaige Schwächen zu offenbaren (und das diese nicht ausgenutzt sondern geschützt werden).
Titel: Re: Vertrauen
Beitrag von: ghoul am 5.03.2025 | 07:30
Ziemlich easy. Du unterschlägst die Möglichkeit, dass der SL im Einvernehmen mit der Gruppe die Würfel dreht. Oder besser: Es stellt sich heraus, dass ein Würfelwurf zu einem Ergebnis führt, dass in der Situation nicht sinnvoll ist (aus welchen Grund auch immer). Wenn dann der SL den Würfelwurf in Absprache mit den Spielern den Wurf als Nichtig erklärt, hat er geschummelt, aber keine Spieler entmündigt. Du kannst das immer noch doof finden (hey! Du kannst ja in der Absprache dann ein Veto einlegen), aber unsittlich ist das nicht.

In Absprache liegt kein Betrug vor.
Das ist dann kein Schummeln, es ist lediglich unspannend.
Titel: Re: Vertrauen
Beitrag von: KhornedBeef am 5.03.2025 | 07:55
Ja.

Manche Spiele würde ich mit Leuten spielen, denen ich hauptsächlich darin vertraue, dass sie ähnlich wie ich commited sind, das Spiel zu spielen. An Regeln halten und nicht schummeln gehört dazu. Brettspiele sind meist auch so.
Manche Spiele erfordern mehr persönliches Vertrauen, zumindest darin, dass sie für den Abend auf eine kompatible Art Spaß haben wollen. Dramatische Sachen sage ich mal.

@Tele: Kannst du ghoul woanders trollen? Geht mich nichts an, aber ich habe nicht den Eindruck, dass du bei ihm nicht weiterkommst mit der Tour, und wir brauchen hier den Platz ;)

Edit:Tippfehler und Worte verschluckt
Titel: Re: Vertrauen
Beitrag von: Issi am 5.03.2025 | 08:10
Zum Schummeln

Ich glaube, dass in manchen Runden gar nicht "vereinbart " wird, dass Geschummelt werden darf, sondern, dass die SC von der Spielleitung eine Art Plot Rüstung haben. Um das zu erreichen ist aus meiner Sicht kein Würfel drehen nötig.
Um einen Erfolg zu garantieren, oder einen Misserfolg abzuwenden, kann man

1. Von Anfang in der Situation an auf Würfel verzichten
Oder 2. Das Ding an mehrere Würfe hängen, von denen nur eine gewisse Anzahl gelingen muss
3. Ideen zulassen um ein erwürfeltes Unheil nochmal abzuschwächen

Schummeln mit Würfeln ist letztlich nur die Illusion, dass es keine Plot Rüstung für SC gibt.

Manche Spieler wollen die explizit nicht im Spiel.
Andere erwarten die still und heimlich.

Beide Sorten Spieler können in der selben Gruppe sitzen.


Titel: Re: Vertrauen
Beitrag von: Zed am 5.03.2025 | 08:47
@Khorned Beef

Ich bin sicher, dass, wer übersimplifizierte und potentiell viele Spiel(leitungs)stile abwertende Thesen vertritt, leicht mit kritischen Nebenbemerkungen umzugehen fähig ist.  :)
Titel: Re: Vertrauen
Beitrag von: Smoothie am 5.03.2025 | 08:48
Ich bin ja etwas erstaunt, dass sich die Diskussion so schnell fast ausschließlich auf die Frage schummelnder Spieler eingeschossen hat.

Mir ist bei der Frage eigentlich zuerst durch den Kopf gegangen, dass das größte Problem ist, dass Spieler dem Spielleiter nicht vertrauen. Und damit meine ich jetzt nicht "Würfel drehen", sondern all die anderen schönen Hebel, die ein Spielleiter ja im Grunde hätte, um "ganz legal" unfair gegenüber seinen Spielern zu sein.

Zu meinen schlimmsten Erfahrungen als Spielleiter gehört der Tag, an der ich gemerkt habe, dass mir ein Spieler, mit dem ich viele Jahre zusammengespielt hatte, im Grunde seines Herzens immer noch nicht wirklich vertraut hat. Der daraus resultierende Gruppencrash hätte beinahe das Hobby Rollenspiel für mich beendet.

Vertrauen gegenüber der SL ist für mich auch sehr wichtig. Erst wenn die SC das Gefühl haben, dass nicht sofort jeder Fehler bestraft wird, entsteht schönes, mutiges, verletzliches Spiel. Ist natürlich genre- und systemabhängig wie "mutig" man spielen kann, aber eigentlich gilt immer: Dumme Enstscheidungen machen gute Geschichten. Aber die werden halt auch nur getroffen, wenn einen die SL nicht sofort in die Pfanne haut, sondern die Konsequenzen der SC Handlungen wohl dosiert skaliert.
Im Allgemeinen hab ich hier auch gute Erfahrungen gemacht. Probleme gab es gelegentlich, wenn wir Genrewechsel hatten.
In Shadowrun wo die SC eher gegen überlegene Gegner antraten, muss man manchmal vorsichtiger/taktisch schlau spielen. Bei NBA wo die Charaktere Bond-ähnliche Superagenten sind, kann man sich als SC mehr Mut/abgefahrenere Aktionen erlauben. Wenn man dann mit der Shadowrungelernten Vorsicht aufläuft, funktioniert das Spiel nicht mehr so gut. Da muss man als SL also entsprechende Signale setzen, vertraut mir, hier kommt ihr mit sowas durch.
Als SL muss ich hingegen meinen SC auch vertrauen. Dass sie meine Situationsbeschreibungen ernst nehmen und dementsprechend handeln. Dass sie Angst/Unwissen/ etc. selbstständig, in eigener Auslegung gut darstellen.

Titel: Re: Vertrauen
Beitrag von: unicum am 5.03.2025 | 09:28
Wie kann man mogeln, wenn keiner gewinnt?

Warum hat man Regeln wenn man sich daran nicht hält, oder wenn sie nur partikülar (also für Person A und nicht für Person B) gelten?


Ist mogeln nicht Teil des Lebens und damit nur ein Aspekt dessen, was RPGs abbilden wollen?


Willst jezt dafür eine ernstgemeinte Antwort?

Schon mal bei deiner Steuererklärung "gemogelt"? (Nur so mal ein "Teil des Lebens") Oder beim Autofahren ein klein wenig zu schnell gefahren? Auf dem Behindertenparkplatz geparkt,...? alles so kleine Mogelleien des Altags.

*Ich schreibs mal dazu: das sind alles retorische Fragen, will sagen: ich erwarte keine Antwort darauf, im nebending auch weil das nicht das Thema hier ist*

Schlussendlich ist es Moral. Und schlussendlich geht es um Vertrauen.

Anderst formuliert: Wenn ich jemanden nicht vertraue, dann spiele ich nicht mit ihm. Mir wurden auf einem Rollenbspielcon auch schon mal "Zeugs" geklaut, nur weil wir das gleiche hobby haben müssen wir noch nicht die gleichen Moralischen Grundsätze haben.

Ja - im Rollenspiel "gewinnt" man nicht so wie etwa bei klassischen Brettspielen oder im Sport. Es ist auch normalerweise nicht competitiv, heist das deswegen das man sich nicht an Regeln halten müsse auf die man sich zuvor geeinigt hat? Klar man kann sich auch darauf einigen das man garnicht würfelt, manche Regelwerke machen das ja auch oder benutzen eine andere Form des "Zufalls" - oder spielst du DREAD mit Jenga Turm und ... Holzleim?
Titel: Re: Vertrauen
Beitrag von: Paßwächter am 5.03.2025 | 09:48
Ich würde als weiteres Element noch "Vertrauen in die Spielregeln" (im Sinn von "rules as written") einwerfen wollen.

Wenn die Beschreibungen rund um das Würfelkorsett einen bestimmten Flair erzeugen und die Würfe den nicht abbilden, verdienen die Spielregeln kein Vertrauen - und das ist mE dann auch ein vernünftiger Grund, Würfelergebnisse zu verwerfen. Man kann auch zu einem anderen Regelsystem wechseln, aber das ist voraussetzungreich und eine Garantie gibt es auch nicht dafür, daß es innerhalb einer planbaren Zeitspanne ein besseres Ergebnis gibt. Da ist das Anpassen der "Wurfrealität" an ein vom System nicht eingehaltenes Versprechen u.U. zielführender.

Ich betrachte das entsprechend nicht als Schummeln, eher als Reparatur. Die kann natürlich dazu führen, daß irgendwann gar nichts mehr geht - schlechte Ingenieure gibt es schon auch. Aber wenn ein "normal-guter" Ingi per Reparatur ein besseres Laufverhalten ermöglicht, kommen zumindest von mir da keine Einwände. Es geht schließlich nicht darum, unter eidesstattlicher Versicherung nur ein behördlich abgesegnetes Verhalten zu zeigen, sondern darum, eine gute Zeit zu haben - auch wenn man feststellen muß, daß Werbung nicht hält, was sie verspricht, immerhin aber Nachbesserungen dann insgesamt doch ganz akzeptable Ergebnisse bringen.
Titel: Re: Vertrauen
Beitrag von: Zed am 5.03.2025 | 09:58
Willst jezt dafür eine ernstgemeinte Antwort?

Schon mal bei deiner Steuererklärung "gemogelt"? (Nur so mal ein "Teil des Lebens")

Ich halte Teles Frage absolut für gerechtfertigt und würde gerne die Antwort hören.

In der Steuererklärung zu mogeln und Rollenspielabenteuer zu entwerfen und zu leiten - wo siehst Du da die Gemeinsamkeiten, die diesen Vergleich rechtfertigen?
Titel: Re: Vertrauen
Beitrag von: JollyOrc am 5.03.2025 | 10:41
Ob Würfel (von wem auch immer) gedreht werden oder nicht ist für mich eigentlich egal, und keine Vertrauensfrage.

Die Vertrauensfrage geht für mich darum, ob ich glaube, dass alle am Tisch allen anderen Spaß gönnen und dafür sorgen wollen, dass auch alle Spaß haben, oder ob sie bereit sind, ihren Spaß auf Kosten anderer zu haben. Letzteres bricht dann das Vertrauen - wenn ich nicht mehr annehme, dass das Gegenüber möchte, dass auch ich Spaß habe, dann funktioniert das Spiel nicht mehr.

Das hat ganz viel mit offener Kommunikation über den Spielstil und das gewünschte Spielgefühl zu tun, darüber ob die SL der Gruppe narrative "Fallen" stellt, oder ob jemand in der Gruppe glaubt, dass man die SL "austricksen" muss.
Titel: Re: Vertrauen
Beitrag von: Schalter am 5.03.2025 | 10:58
Die Vertrauensfrage geht für mich darum, ob ich glaube, dass alle am Tisch allen anderen Spaß gönnen und dafür sorgen wollen, dass auch alle Spaß haben, oder ob sie bereit sind, ihren Spaß auf Kosten anderer zu haben. Letzteres bricht dann das Vertrauen - wenn ich nicht mehr annehme, dass das Gegenüber möchte, dass auch ich Spaß habe, dann funktioniert das Spiel nicht mehr.

Das hat ganz viel mit offener Kommunikation über den Spielstil und das gewünschte Spielgefühl zu tun, darüber ob die SL der Gruppe narrative "Fallen" stellt, oder ob jemand in der Gruppe glaubt, dass man die SL "austricksen" muss.

Denke ich auch. Man darf das auch nicht unterschätzen; ich saß auch schon in Runden, wo Misstrauen gerade zwischen SL und Spielerschaft praktisch als 'natürlich' vorausgesetzt war. Das ist ja bei manchen Menschen auch der Spielstil ihrer Wahl: Der SL will die Spieler austricksen, um ihre SCs abzumurksen. Da können Spieler auch schon mal darauf kommen, sich ihrerseits Vorteile schaffen zu müssen, und sei es durch (ihrerseits) unfaires Spiel. Das geht bestimmt auch ganz gut, wenn alle Beteiligten Bock auf Powergaming haben.
Titel: Re: Vertrauen
Beitrag von: chad vader am 5.03.2025 | 11:21
Ich schließe mich, was offentsichtliches Schummeln angeht, den meisten Vorschreibern an. Aktives und voll bewusstes Schummeln ist in meiner Erfahrung aber eher eine seltene Außnahme.

SEHR viel häufiger sind so "nützliche Fehler" in der Regelanwendung. Und die bilden enorme Grauzonen:
 
- Welche Argumente pro/contra Spielerabsicht übersieht die SL bei ihrem Ruling?
- Welche Rechenfehler begehen Mitspielende zu ihrem Vorteil/Nachteil?
- Wie sicher bin ich bei diesen Beobachtungen und Bewertungen?
- Wie sehr würde es den Spielfluss und die Stimmung beeinträchtigen, wenn ich die Handlung mit einem Einwand unterbreche?
- Wie spät bemerke ich den Fehler? Welche Spielfakten bauen schon drauf auf?

Hier sind aus meiner Sicht tatsächlich sehr unterschiedliche Haltungen möglich, wie man damit umgeht, v.a. relativ zum Verhalten und den Erwartungen der restlichen Gruppe. Maximale Regeltreue kann da sogar in meiner Erfahrung leicht Vertrauen beschädigen.

Ich bin zum Beispiel jemand, der auch als Spieler grundsätzlich versucht, sehr objektiv Verbesserungen einzubringen. Einige SL sehen das als ungewünschten Eingriff in ihre Rolle. Es gibt auch Gruppen, da werden Hinweise auf übersehene Nachteilen für die Spielerhandlung eher als Sabotage für die Spieler-Gruppe interpretiert, v.a., wenn es sich häuft. Dann halte ich lieber den Schnabel und biete Feedback an, wenn mich jemand danach fragt.
Titel: Re: Vertrauen
Beitrag von: felixs am 5.03.2025 | 11:31
Ob Würfel (von wem auch immer) gedreht werden oder nicht ist für mich eigentlich egal, und keine Vertrauensfrage.

Die Vertrauensfrage geht für mich darum, ob ich glaube, dass alle am Tisch allen anderen Spaß gönnen und dafür sorgen wollen, dass auch alle Spaß haben, oder ob sie bereit sind, ihren Spaß auf Kosten anderer zu haben. Letzteres bricht dann das Vertrauen - wenn ich nicht mehr annehme, dass das Gegenüber möchte, dass auch ich Spaß habe, dann funktioniert das Spiel nicht mehr.

Das hat ganz viel mit offener Kommunikation über den Spielstil und das gewünschte Spielgefühl zu tun, darüber ob die SL der Gruppe narrative "Fallen" stellt, oder ob jemand in der Gruppe glaubt, dass man die SL "austricksen" muss.

So sehe ich es auch.

Dass ein SL böswillig Fallen stellt, habe ich so noch nicht erlebt. Dass es eine Art fehlgeleiteten Antrieb gibt, es "schwierig" zu machen, schon eher.

Ob und was dem Zufall überlassen werden soll und wo der SL  Würfel drehen soll und darf, darüber kann man im Zweifelsfall ja sprechen.
Nur wenn die Verabredung ist, dass eben nichts gedreht werden soll, dann würde ich mich auch über gedrehte Würfel oder inkonsequent interpretierte Ergebnisse ärgern.

Womit ich größere Probleme habe und was ich auch häufiger erlebe, sind Leute, die im Angesicht des möglichen Scheiterns ihren Spielstil nicht konsequent durchhalten. Die dann auf einmal Regeln finden, die sie jetzt gerade nützlich finden, oder die dann auf einmal "vergessen" dass ihre Figur vom Hintergrund und den Spielwerten her eine soziale Interktion eigentlich eher nicht kann, oder die dann anfangen, zu argumentieren, warum X die einzige plausible Lösung sei, weil ja Y und Z waren; sich also gegenüber dem SL absichern wollen. Solche Sachen. Ich würde das als "Verschieben der Grauzone in Richtung Unredlichkeit" zu umreissen versuchen. Stört mich aber auch bei Brettspielen; es sind meist auch dieselben Leute.
Titel: Re: Vertrauen
Beitrag von: Schalter am 5.03.2025 | 11:32
Hier sind aus meiner Sicht tatsächlich sehr unterschiedliche Haltungen möglich, wie man damit umgeht, v.a. relativ zum Verhalten und den Erwartungen der restlichen Gruppe. Maximale Regeltreue kann da sogar in meiner Erfahrung leicht Vertrauen beschädigen.

Was wäre denn ein Beispiel dafür, dass maximale Regeltreue das Vertrauen zwischen Spielern und SL beschädigt? Entsteht dadurch nicht gewissermaßen ein 'Schummeln im gegenseitigen Einvernehmen'?
Titel: Re: Vertrauen
Beitrag von: Quaint am 5.03.2025 | 11:48
Na z.B. sowas, wie dass ein Spieler darauf vertraut, dass sein Charakter nur stirbt wenn er was dummes tut/es abgesprochen ist. Aber das Regelwerk hat halt Regeln zum sterben. Die Würfel fallen wie sie es manchmal tun. Der Charakter stirbt, der Spieler ist angefressen weil er aufgrund eines Krits von lumpigem Goblin Nr. 3 gestorben ist, er hatte sich halt was gedacht bei dem Charakter, hätte wenn ein episches Ende gewollt usw.
Vertrauen beschädigt.
Ist dann die Frage ob der nächste Charakter auch wieder nen guten, ausgearbeiteten Hintergrund kriegt.
Titel: Re: Vertrauen
Beitrag von: nobody@home am 5.03.2025 | 12:01
Na z.B. sowas, wie dass ein Spieler darauf vertraut, dass sein Charakter nur stirbt wenn er was dummes tut/es abgesprochen ist. Aber das Regelwerk hat halt Regeln zum sterben. Die Würfel fallen wie sie es manchmal tun. Der Charakter stirbt, der Spieler ist angefressen weil er aufgrund eines Krits von lumpigem Goblin Nr. 3 gestorben ist, er hatte sich halt was gedacht bei dem Charakter, hätte wenn ein episches Ende gewollt usw.
Vertrauen beschädigt.
Ist dann die Frage ob der nächste Charakter auch wieder nen guten, ausgearbeiteten Hintergrund kriegt.

Ist was dran. Und wie oben schon angemerkt: theoretisch ließe sich das auch reparieren, wenn man die Regeln entsprechend abändert oder gleich zu einem neuen System wechselt. Aber daß das dann für viele (vielleicht insbesondere für Spieler, die ihrerseits erst gar keine so großen Regelfüchse sind und "einfach nur D&D rollenspielen" wollen) einen größeren Stolperstein darstellt als einfach nur "darauf vertrauen, daß die SL das schon hinbiegen wird", ist aus meiner Sicht zumindest nachvollziehbar.

Natürlich wäre das "eigentlich" auch ein Thema für eine Spielstildiskussion am Tisch, damit sich die Erwartungen möglichst erst gar nicht so überkreuzen. Aber Kommunikation unter Rollenspielern...na ja, die Baustelle kennen wir ja mittlerweile zur Genüge. ~;D
Titel: Re: Vertrauen
Beitrag von: felixs am 5.03.2025 | 12:22
Natürlich wäre das "eigentlich" auch ein Thema für eine Spielstildiskussion am Tisch, damit sich die Erwartungen möglichst erst gar nicht so überkreuzen. Aber Kommunikation unter Rollenspielern...na ja, die Baustelle kennen wir ja mittlerweile zur Genüge. ~;D

Meiner Erfahrung nach funktioniert das im realen Leben an realen Spieltischen ganz gut.

Provokationen und Prinzipienreitereien, wie sie hier im Forum in Diskussionen oft auftreten, habe ich hingegen in Situationen von Angesicht zu Angesicht selten erlebt.

Aber man kann sicherlich festhalten, dass es einige recht gegensätzliche Ansichten zu dem Themenkomplex gibt.
Titel: Re: Vertrauen
Beitrag von: Quaint am 5.03.2025 | 12:33
Ich persönlich denke halt, Regeltreue und Vertrauen sind einfach unterschiedliche Dinge. Mancher mag Regeltreue sehr, und fühlt sich da gegen Willkür und co abgesichert. Ich persönliche brauch aber auf jeden Fall zumindest etwas Vertrauen. Ein strenges Regelkorsett ist da kein tauglicher Ersatz.
Titel: Re: Vertrauen
Beitrag von: Schalter am 5.03.2025 | 12:37
Ich persönlich denke halt, Regeltreue und Vertrauen sind einfach unterschiedliche Dinge. Mancher mag Regeltreue sehr, und fühlt sich da gegen Willkür und co abgesichert. Ich persönliche brauch aber auf jeden Fall zumindest etwas Vertrauen. Ein strenges Regelkorsett ist da kein tauglicher Ersatz.

Absolut.
Titel: Re: Vertrauen
Beitrag von: DonJohnny am 5.03.2025 | 12:53
Ich hab mal bei einer Spielleiterin gespielt, bei der ich nie den Eindruck hatte, dass die irgendwelche Würfel dreht. Musste mich aber die ganze Zeit von übermächtigen, arroganten NSCs herumschubsen lassen.

Da spiel ich lieber bei jemandem, der mir einen unterhaltsamen Abend bietet aber es sich rausnimmt, einen Würfel umzudrehen wenn er merkt, dass er sich bei der Erstellung des Kampfes einfach etwas vertan hat und ein wenig nachjustiert. Sprich: Mein Vertrauen basiert auf der Erwartung, dass der Spielleiter zusammen mit mir und der Gruppe einen guten Spielabend haben will.

Ich akzeptiere es, wenn jemand andere Vorlieben hat, das ist meine.
Titel: Re: Vertrauen
Beitrag von: Weltengeist am 5.03.2025 | 13:02
Ich persönlich denke halt, Regeltreue und Vertrauen sind einfach unterschiedliche Dinge. Mancher mag Regeltreue sehr, und fühlt sich da gegen Willkür und co abgesichert. Ich persönliche brauch aber auf jeden Fall zumindest etwas Vertrauen. Ein strenges Regelkorsett ist da kein tauglicher Ersatz.

Na, wie man sieht, ist "Regeltreue" für manche eben Teil des Vertrauens, und sie fühlen sich betrogen, wenn andere das (unabgesprochen) anders handhaben.

Ich ziehe mal einen Vergleich zu einem anderen "Spiel", das man eigentlich nicht gegeneinander spielen sollte: Partnerschaften. Da gibt es Leute, die das Einhalten bestimmter "Regeln" (z.B. "Du sollst nicht fremdgehen") als massiven Vertrauensbruch sehen, und andere Leute, die das als "gehört doch irgendwie dazu" und "machen doch alle so" einsortieren. Das Problem entsteht u.a. dadurch, dass jeder/jede "seine" Version der Regeln für so selbstverständlich hält, dass er/sie es gar nicht für nötig hält, sie zu explizit zu diskutieren. Dadurch fällt teilweise gar nicht auf, dass es verschiedene Versionen der Regeln gibt.

Beim Rollenspiel gibt es sie aber. Nennt sich "Grundregelwerk". Wenn man sich einigt: "Wir spielen DSA 4.1" und keine Ausnahmen erklärt, dann scheint es schon irgendwie gerechtfertigt, dass sich auch alle an diese Regeln halten und nicht hinterher erklären: Och, ich fand das Nicht-dran-halten so selbstverständlich, dass ich euch nicht mal gefragt habe. Und im Steigerungsfall: Ich finde das Nicht-dran-halten so selbstverständlich, dass ich es nicht mal dann mache, wenn ihr mich schon drauf angesprochen habt, dass ihr das nicht gut findet.

Spätestens dann (genau wie in der Partnerschaft) muss man sich dann nicht mehr wundern, wenn Vertrauen flöten geht - dann geht es nämlich nicht mehr um ein Missverständnis bei geschriebenen oder ungeschriebenen Regeln, sondern darum, dass jemand schlicht machen will, was ihm/ihr in den Kram passt.

P.S.: Wie man sieht, gibt es für mich eine ganz einfache Vertrauensregel: Wenn du wirklich überzeugt bist, dass das, was du machst, okay ist, dann sprich offen darüber. Wenn du das nicht tust, weißt du im Grunde deines Herzens genau, dass es für die anderen nicht okay sein könnte.
Titel: Re: Vertrauen
Beitrag von: unicum am 5.03.2025 | 13:13
Ich halte Teles Frage absolut für gerechtfertigt und würde gerne die Antwort hören.

In der Steuererklärung zu mogeln und Rollenspielabenteuer zu entwerfen und zu leiten - wo siehst Du da die Gemeinsamkeiten, die diesen Vergleich rechtfertigen?

Die gemeinsamkeit zwischen beiden ist das man sich einen Vorteil verschafft den man nicht haben sollte, es ist einfach nicht fair den anderen gegenüber.
Wenn ich darauf vertraue das sich alle an irgendwelche basis Regeln des menschenlichen Umganges miteinander halten dann ist "mogeln" eben ein vertrauensbruch.

Viele der modernen Rollenspiele geben ja auch mit irgendwelchen "Gummipunkten" durchaus die Möglichkeit zum "regelkonformen" Würfeldrehen.

Andere herangehensweise: Es muss eigentlich zwischen SL und Spielern Vertrauen bestehen ansonsten funktioniert das Spiel auch nicht wirklich. Der SL kann die Spieler immer in die Pfanne hauen (bei klassischen Systemen in denen er die meisten Erzählrechte hat, eben auch mal einen Uralten Roten Drachen auf die Level 1 Gruppe zu hetzen).

Nochmal anderst betrachtet (maximalwertansicht): Wenn alle Mogeln - dann kann man die Würfel auch gleich weglassen und nur noch "reden". Ja solche Systeme (gänzlich ohne zufallselement) gibt es auch, aber da sind dann andere Spieler benachteiligt etwa die introvertierten gegenüber den extrovertierten.

In der Regel spiele ich mit Freunden, und wenn Freunde beim Spielen schummeln dann zerstört das vertrauen, da ich eigentlich darauf vertraue das man ehrlich miteinander umgeht.
Titel: Re: Vertrauen
Beitrag von: Zed am 5.03.2025 | 13:28
Die gemeinsamkeit zwischen beiden ist das man sich einen Vorteil verschafft den man nicht haben sollte, es ist einfach nicht fair den anderen gegenüber.
Wenn ich darauf vertraue das sich alle an irgendwelche basis Regeln des menschenlichen Umganges miteinander halten dann ist "mogeln" eben ein vertrauensbruch.
Meine Frage ging ja nicht in Richtung "Was ist mogeln, was ist unfair?", sondern ich würde gerne wissen, inwiefern die "Steuererklärung" etwas mit "Rollenspiel" zu tun hat.

Bei der Steuererklärung geht es doch im die Erfüllung einer gesetzlichen Vorgabe mit dem Ziel, den eigenen Anteil der gesamtgesellschftlichen Kosten zu übernehmen (oder zu vermeiden, je nach dem).
Beim Rollenspiel geht es um das gemeinsame Erschaffen toller/spannender/unterhaltsamer/emotionaler Geschichten mit leicht verteilten Rollen aufbauend auf einem Regelsystem als mehr oder weniger verbindlichem Rahmen. (<- das hängt natürlich sehr von dem System ab).

Das sind doch sehr verschiedene Dinge, und sie taugen nicht für einen Vergleich, würde ich sagen.
Titel: Re: Vertrauen
Beitrag von: Quaint am 5.03.2025 | 13:30
Na, wie man sieht, ist "Regeltreue" für manche eben Teil des Vertrauens, und sie fühlen sich betrogen, wenn andere das (unabgesprochen) anders handhaben.

Ich ziehe mal einen Vergleich zu einem anderen "Spiel", das man eigentlich nicht gegeneinander spielen sollte: Partnerschaften. Da gibt es Leute, die das Einhalten bestimmter "Regeln" (z.B. "Du sollst nicht fremdgehen") als massiven Vertrauensbruch sehen, und andere Leute, die das als "gehört doch irgendwie dazu" und "machen doch alle so" einsortieren. Das Problem entsteht u.a. dadurch, dass jeder/jede "seine" Version der Regeln für so selbstverständlich hält, dass er/sie es gar nicht für nötig hält, sie zu explizit zu diskutieren. Dadurch fällt teilweise gar nicht auf, dass es verschiedene Versionen der Regeln gibt.

Beim Rollenspiel gibt es sie aber. Nennt sich "Grundregelwerk". Wenn man sich einigt: "Wir spielen DSA 4.1" und keine Ausnahmen erklärt, dann scheint es schon irgendwie gerechtfertigt, dass sich auch alle an diese Regeln halten und nicht hinterher erklären: Och, ich fand das Nicht-dran-halten so selbstverständlich, dass ich euch nicht mal gefragt habe. Und im Steigerungsfall: Ich finde das Nicht-dran-halten so selbstverständlich, dass ich es nicht mal dann mache, wenn ihr mich schon drauf angesprochen habt, dass ihr das nicht gut findet.

Spätestens dann (genau wie in der Partnerschaft) muss man sich dann nicht mehr wundern, wenn Vertrauen flöten geht - dann geht es nämlich nicht mehr um ein Missverständnis bei geschriebenen oder ungeschriebenen Regeln, sondern darum, dass jemand schlicht machen will, was ihm/ihr in den Kram passt.

P.S.: Wie man sieht, gibt es für mich eine ganz einfache Vertrauensregel: Wenn du wirklich überzeugt bist, dass das, was du machst, okay ist, dann sprich offen darüber. Wenn du das nicht tust, weißt du im Grunde deines Herzens genau, dass es für die anderen nicht okay sein könnte.

Joa, idealerweise spricht man halt drüber. Gerade bei DSA 4.1 gibt es aber glaube viele "Meister" die sich das auch mal zurechtbiegen, also lohnt es da doppelt, nachzufragen wenn es einem auf die eine oder andere Art lieber ist. Und wenn die "Meister" dann nicht ehrlich sind, ja klar, Vertrauensverlust.
Ich hab halt noch ein ganz anderes Problem: Ich hab häufig so Bastelprojekte, wo es einfach kein enzyklopädisches Regelwerk gibt. Und da gibt es dann halt öfter "Rulings" wenn Unklarheiten auftauchen. Und ich hab schon Spieler erlebt, denen das auch nicht taugt. Die wollen halt Regeln auch im vorhinein nachlesen können und dann ggf. deren Einhaltung einfordern können. Es gibt aber auch genug Spieler, die mir da halt Vertrauen, dass ich keinen totalen Quatsch entscheide, und die das entspannt auf sich zukommen lassen können.
Titel: Re: Vertrauen
Beitrag von: nobody@home am 5.03.2025 | 13:31
Meine Frage ging ja nicht in Richtung "Was ist mogeln, was ist unfair?", sondern ich würde gerne wissen, inwiefern die "Steuererklärung" etwas mit "Rollenspiel" zu tun hat.

Bei der Steuererklärung geht es doch im die Erfüllung einer gesetzlichen Vorgabe mit dem Ziel, den eigenen Anteil der gesamtgesellschftlichen Kosten zu übernehmen (oder zu vermeiden, je nach dem).
Beim Rollenspiel geht es um das gemeinsame Erschaffen toller/spannender/unterhaltsamer/emotionaler Geschichten mit leicht verteilten Rollen aufbauend auf einem Regelsystem als mehr oder weniger verbindlichem Rahmen. (<- das hängt natürlich sehr von dem System ab).

Das sind doch sehr verschiedene Dinge, und sie taugen nicht für einen Vergleich, würde ich sagen.

Ist was dran. Bei einem Statement wie (leicht überspitzt) "Wer Würfel dreht, raubt auch Banken aus!" würde ich jedenfalls nicht mitgehen. ;)
Titel: Re: Vertrauen
Beitrag von: Issi am 5.03.2025 | 13:40
@
Weltengeist
Ich finde den Vergleich mit dem Fremdgehen in Beziehungen zwar bisschen zu hart.
Aber Ok, ich gehe mal mit:

Das Krassteste, was ich von einem Bekannten mal zu dem Thema gehört habe ist: "Wenn meine Freundin fremd geht, möchte ich das nicht wissen."


Also bin ich mal so frei das direkt aufs Rollenspiel zu übertragen:

Denn ich glaube, das ist tatsächlich das, was am häufigsten an Tischen zu finden ist, wo niemand zugeben möchte, dass er seine Figuren gerne durch die SL geschützt haben möchte.

A la "Was ich nicht weiß, macht mich nicht heiß."

Sprich: Lass dich nicht erwischen, dann gibt es auch kein Problem.

Nur wenn ich weiß, dass betrogen wurde, kann ich auch verletzt sein.

Wobei ich finde, der Verdacht reicht auch schon im Rollenspiel.


Mir geht es so: Ich finde es viel spannender meine Proben tatsächlich zu schaffen.

Wenn ich mitbekomme, dass jmd sehr an seiner Figur hängt, hätte ich wahrscheinlich sogar keine Probleme, wenn der ne "heimliche "Plot Rüstung hat (Weil er sie für sich braucht) , auch wenn ich selbst keine habe.

Ich kann das bislang schwer als unfair empfinden, weil ja jeder das hat, was er will.

Klar kann man dann sagen: Man spielt nicht mehr das selbe Spiel. Aber man muss es nicht.

PS.
Von Unfairness kann ich im Rollenspiel auch schlecht sprechen, weil die Spieler ja strenggenommen nicht in Konkurrenz zueinander stehen.

Wenn jemand mehr Erfolg mit seiner Figur hat, als ich mit meiner, kommt mir das genauso zu Gute.
Die Gruppe gewinnt zusammen.


Oder anders: Wenn jemand mit seiner Figur ausscheidet, und deshalb die Gruppe scheitert, verliere ich strenggenommen auch mit.

Hab da jetzt schon länger darüber nachgedacht, ob es mich wirklich treffen muss, wenn jmd. lieber seine Figuren geschont hätte.
Und bin zu dem Schluß gekommen: Nein.
Es würde mich vermutlich nur dann stören, wenn ich diesen Schutz für meine Figuren auch bräuchte aber das Gefühl hätte, ich würde die von der Spielleitung nicht bekommen.




Titel: Re: Vertrauen
Beitrag von: Maarzan am 5.03.2025 | 14:05
Bei all den Äußerungen pro Beschießen hier und ich nehme mal an entsprechenden erlebbaren Ereignissen draußen dürft doch klar sein, wieso es um das Vertrauen nicht zum Besten steht.
Titel: Re: Vertrauen
Beitrag von: Weltengeist am 5.03.2025 | 14:12
@Issi: Du kannst natürlich entscheiden, dass es DIR nichts ausmacht, wenn andere mogeln. Das haben ja mehrere hier im Thread auch schon gesagt. Aber es ist mMn nicht okay, einfach zu entscheiden, dass es den anderen nichts ausmacht (oder auszumachen hat), wenn DU mogelst.

Nochmal: Der Lackmus-Test ist, die anderen zu fragen. Beispielsweise als Spielleiter: Möchtet ihr, dass ich ab und zu Würfel drehe, um Charaktertode in belanglosen Situationen zu vermeiden? Oder eben als Spieler: Ist es okay für euch, wenn ich ab und zu meinen Cheat-Würfel benutze? Meiner Meinung nach werden die Antworten viel darüber aussagen, ob man als Gruppe wirklich zusammenpasst oder nicht.
Titel: Re: Vertrauen
Beitrag von: Issi am 5.03.2025 | 14:18
Bei all den Äußerungen pro Beschießen hier und ich nehme mal an entsprechenden erlebbaren Ereignissen draußen dürft doch klar sein, wieso es um das Vertrauen nicht zum Besten steht.

Gestern erst gab es einen Spieler, der frustriert nach Hause gegangen ist, weil seine Figur, trotz gutem Rollenspiel einen sehr wichtigen Wurf verpatzt hat.
Hat alles riskiert, und im entscheidenden Moment vergeigt.

Er ist der Ansicht: Er hätte gar nicht erst Würfeln müssen.
Der Rest, denkt: Würfeln gehört dazu, verlieren auch. Das Würfeln sorgt auch ein Stückweit dafür, dass SL Entscheidungen nicht willkürlich werden.

Die Hoffnung bleibt, dass er sich wieder fängt.
Und die Frage: Was im Rollenspiel das Wichtigste ist.

Vielleicht macht es manchmal Sinn Brücken zu bauen, statt klar nach Spielstilen zu trennen.

Titel: Re: Vertrauen
Beitrag von: Issi am 5.03.2025 | 14:21
@Issi: Du kannst natürlich entscheiden, dass es DIR nichts ausmacht, wenn andere mogeln. Das haben ja mehrere hier im Thread auch schon gesagt. Aber es ist mMn nicht okay, einfach zu entscheiden, dass es den anderen nichts ausmacht (oder auszumachen hat), wenn DU mogelst.
Natürlich

Ich versuche mich gerade in Leute reinzuversetzen, denen es was ausmacht.
(Was genau stört euch wirklich?)
Bis vor kurzem dachte ich, ich gehöre selbst dazu.

Edit.
Was ich schon mal sagen kann:

Ich würde klar unterscheiden zwischen "Figur stirbt" und "Figur versagt".

Solange eine Figur lebt, kann es neue Erfolge geben. Und Scheitern gehört dazu.

Wenn eine Figur wirklich raus bzw. tot ist, kann sie das nicht mehr.
Ist wahrscheinlich auch der Grund warum Wiederbelebung in nicht wenigen Systemen Teil der Regeln ist.
Titel: Re: Vertrauen
Beitrag von: KhornedBeef am 5.03.2025 | 14:27
Also bei mir ist es, was oben schon erwähnt wurde: Warum würfeln, wenn man dann den Wurf negiert? Das ist DUMM, und ich mag nicht mit DUMM spielen. In Großbuchstaben, weil ich andere Dummheiten bemüht ertrage, aber da kommt irgendwas zwangsgestörtes bei mir durch.
Titel: Re: Vertrauen
Beitrag von: unicum am 5.03.2025 | 14:37
Meine Frage ging ja nicht in Richtung "Was ist mogeln, was ist unfair?", sondern ich würde gerne wissen, inwiefern die "Steuererklärung" etwas mit "Rollenspiel" zu tun hat.

Bei der Steuererklärung geht es doch im die Erfüllung einer gesetzlichen Vorgabe mit dem Ziel, den eigenen Anteil der gesamtgesellschftlichen Kosten zu übernehmen (oder zu vermeiden, je nach dem).
Beim Rollenspiel geht es um das gemeinsame Erschaffen toller/spannender/unterhaltsamer/emotionaler Geschichten mit leicht verteilten Rollen aufbauend auf einem Regelsystem als mehr oder weniger verbindlichem Rahmen. (<- das hängt natürlich sehr von dem System ab).

Das sind doch sehr verschiedene Dinge, und sie taugen nicht für einen Vergleich, würde ich sagen.

Beim mogeln geht es darum sich einen Vorteil zu verschaffen den andere sich nicht verschaffen. Dabei ist es mir einerlei wobei man "mogelt".

Mir stellt sich eher auch mal die Frage "warum mogelt man denn überhaupt?" - also jezt im Rollenspiel. Und da explizit das man das mit Freunden zusammenspielt. Ich halte das da sogar für fragwürdiger als an anderer Stelle, gerade da ich normalerweise meinen Mitspielern vertraue.

Also insofern finde ich das schon einen passenden Vergleich. Will sagen: moralisch fragwürdig.

Wobei ich es auch mal etwas härter formulieren würde, denn "mogeln" kommt ja noch so daher 'Ach, ist ja nicht schlimm',... nennen wir es doch bei dem was es eigentlich ist: Eine Lüge, ein Betrug. Da sind wir auch gleich dabei: wie kann ich jemanden Vertrauen der mich anlügt?
Titel: Re: Vertrauen
Beitrag von: chad vader am 5.03.2025 | 14:44
Was wäre denn ein Beispiel dafür, dass maximale Regeltreue das Vertrauen zwischen Spielern und SL beschädigt? Entsteht dadurch nicht gewissermaßen ein 'Schummeln im gegenseitigen Einvernehmen'?

Na genau, wie in meinem Post geschildert:

Ich bin zum Beispiel jemand, der auch als Spieler grundsätzlich versucht, sehr objektiv Verbesserungen einzubringen. Einige SL sehen das als ungewünschten Eingriff in ihre Rolle. Es gibt auch Gruppen, da werden Hinweise auf übersehene Nachteilen für die Spielerhandlung eher als Sabotage für die Spieler-Gruppe interpretiert, v.a., wenn es sich häuft. Dann halte ich lieber den Schnabel und biete Feedback an, wenn mich jemand danach fragt.

Sowohl SL als auch Mitspielende können durch Regelkorrekturen das Gefühl erhalten, dass man ihnen in den Rücken fällt oder sie infrage stellt. Sie fühlen sich mit Korrekturen zunehmend angegriffen, denn die meisten von uns wurden mit einer "klassischen", auf Schuldfragen ausgerichtete Fehlerkultur geprägt. Dabei ist egal, wie sehr du beteuerst, dass es dir um ein besseres Spielerlebnis geht. Der subjektiv wahrgenommene Vorwurf ist lauter.

Das kann Vertrauen leicht schädigen
Titel: Re: Vertrauen
Beitrag von: Issi am 5.03.2025 | 14:47
Beim mogeln geht es darum sich einen Vorteil zu verschaffen den andere sich nicht verschaffen. Dabei ist es mir einerlei wobei man "mogelt".

Mir stellt sich eher auch mal die Frage "warum mogelt man denn überhaupt?" - also jezt im Rollenspiel. Und da explizit das man das mit Freunden zusammenspielt.

Weil manchen Spielern die Illusion des Erfolges lieber ist, als Scheitern.

Ich finde ja, dass Scheitern häufig erst zu wirklich interessanten Wendungen und Geschichten führt.

Aber so denken längst nicht alle Spieler.

Ich vermute: Ihr Charakter ist danach für Sie "verbrannt", weniger Wert, wenn der Held in( für Sie) wichtigen Situationen versagt.


Edit.
Klar würde ich mir dann wünschen: Seht es doch bitte locker.

Aber nur weil ich mir das wünsche, wird es nicht so.


Auch habe ich manchmal den Wunsch, dass sie irgendwann ähnlichen Spaß am Scheitern haben, wie andere auch.
Und sie es mit der Zeit als nicht mehr so schlimm empfinden.

(Das erscheint mir inzwischen vielleicht etwas vermessen bzw. zuviel gewollt)


Titel: Re: Vertrauen
Beitrag von: aikar am 5.03.2025 | 14:50
Gerne.
Es haben sich zwar schon viele über den Artikel aufgeregt, wirklich dagegen argumentiert hat noch niemand.
Deine Formulierung macht ehrlich gesagt nicht viel Lust dazu. Du gehst von absoluten Aussagen und einer "objektiv" besseren Art zu spielen aus und verwendest dafür eine aggressive Sprache, die nicht motiviert, darauf einzugehen.

Ein Grundvertrauen in der Gruppe ist wichtig, in beide Richtungen. Allerdings sehe ich es je nach Gruppenspielstil als sehr unterschiedlich an, worauf man vertraut. Für die eine Gruppe mag es wichtig sein, dass die Spielleitung unparteiisch ist, um ihnen ein möglichst freies Spiel zu ermöglichen und um die Charaktere zu bangen. Für die andere, dass die Spielleitung auf Seiten der Spielenden steht um ihnen eine tolle Geschichte zu ermöglichen (Be a Fan of the characters). In ersterem Fall will ich nicht, dass die SL Würfel dreht, in zweiterem Fall schon.
Umgekehrt kann ich je nach Spielstil darauf vertrauen, dass die Spielenden sich keinen Vorteil erschleichen (kompetitiver Ansatz) oder darauf, dass sie nach besten Möglichkeiten etwas dazu beitragen, die Geschichte interessanter zu machen (Player empowerment im narrativen Spiel).

der mir einen unterhaltsamen Abend bietet aber es sich rausnimmt, einen Würfel umzudrehen wenn er merkt, dass er sich bei der Erstellung des Kampfes einfach etwas vertan hat und ein wenig nachjustiert. Sprich: Mein Vertrauen basiert auf der Erwartung, dass der Spielleiter zusammen mit mir und der Gruppe einen guten Spielabend haben will.
Genau das. Die Art des Vertrauens ist eine Sache der Erwartungshaltung an das Spiel. Und die Spielleitung nicht unfehlbar. Wenn ich einen Encounter fehlerhaft unschaffbar hart gemacht habe, die Gruppe sich aufgrund meines Irrtums nicht angemessen vorbereiten konnte (weil ich ja gedacht habe, es geht schon und keine Warnungen platziert habe) und dabei ist drauf zu gehen, ja, dann justiere ich nach.

Wenn ein Spielender sich darauf gefreut hat, einen bestimmten Charakter für eine längere Kampagne zu spielen und der dann wegen Würfelpech im ersten Encounter stirbt, ist das ein Grund für mich, einzugreifen. Wenn möglich aber in Absprache mit der Gruppe.

Ich akzeptiere aber, dass es Spielende gibt, die das anders sehen und lieber die volle Härte haben. Da bin ich nicht der richtige SL dafür, aber die finden dann sicher andere Runden.

Der SL will die Spieler austricksen, um ihre SCs abzumurksen.
Das habe ich nie verstanden. Wenn ich als SL diese Einstellung habe, lasse ich meiner Gruppe einen Blauwal auf den Kopf fallen.
Titel: Re: Vertrauen
Beitrag von: SigmundFloyd am 5.03.2025 | 14:55
Ich denke, Mogeln ist dann ein Problem, wenn Rollenspiel zumindest ein Stück weit antagonistisch gespielt wird (im Sinne von SL gegen Spielende oder einer "friendly competition" zwischen den Spielenden, welcher Charakter das meiste reißt/ am Besten gebaut ist, etc.)
Uns ist vermutlich allen klar, dass eine solche Spielweise ab einem gewissen Grad sehr toxisch werden kann, aber solange es im Rahmen bleibt halte ich sie für völlig legitim.
Titel: Re: Vertrauen
Beitrag von: Issi am 5.03.2025 | 14:58
Ich denke, Mogeln ist dann ein Problem, wenn Rollenspiel zumindest ein Stück weit antagonistisch gespielt wird (im Sinne von SL gegen Spielende oder einer "friendly competition" zwischen den Spielenden, welcher Charakter das meiste reißt/ am Besten gebaut ist, etc.)
Jepp.

Danke "friedlichen competition" unter Spielern bringt es auf den Punkt
Titel: Re: Vertrauen
Beitrag von: unicum am 5.03.2025 | 15:02
Nochmal: Der Lackmus-Test ist, die anderen zu fragen.

Bei mir ist das als SL die Frage: "Braucht ihr Glückspunkte?" und/oder "Wenn ihr Glückspunkte bekommt nehme ich auch welche,..."
Als Spieler kenne ich auch die Frage "Gibt es Glückspunkte?"

Gerne auch solche Systeme in denen die Punkte zwischen SL und Spielern hin und hergeswithct werden,...

Also es gibt ja viele Möglichkeiten so etwas zu implementieren das man eben nicht "mogeln" muss.
Titel: Re: Vertrauen
Beitrag von: Weltengeist am 5.03.2025 | 15:03
Ich versuche mich gerade in Leute reinzuversetzen, denen es was ausmacht.
(Was genau stört euch wirklich?)

Wenn wir über echtes "Cheaten beim Rollenspiel" reden: Weil ich es aus tiefstem Herzen HASSE, angelogen zu werden.

Ich ertrage Lügen im beruflichen und sonstwie "externen" Umfeld zähneknirschend, aber ich earmarke mir Leute, die mir diesbezüglich aufgefallen sind, als "nicht vertrauenswürdig".

Aber in meiner Wohnung, an meinem Tisch, bei einem Spiel, bei dem wir uns auch immer ein Stückweit öffnen und verwundbar machen - no fucking way. Ich möchte mich bei Leuten, mit denen ich persönlich umgehe, nicht ständig fragen müssen, ob der/diejenige mich jetzt gerade wieder verarscht. Das geht für mich überhaupt nicht.

Klar kann man mal was übersehen, vergessen, falsch erinnern oder unabsichtlich falsch machen. Und klar kann man als Gruppe auch ganz andere Spielstile und Absprachen haben (eben z.B. das oben genannte "Wir wollen nicht, dass unsere Chars bei Bagatellkämpfen draufgehen"). All das meine ich nicht. Aber wenn ich jemals jemanden mit einem Cheatwürfel oder einem ähnlich vorsätzlichen Betrugsversuch an meinem Tisch erwischen würde, wäre die Spielsitzung noch in der gleichen Minute beendet.
Titel: Re: Vertrauen
Beitrag von: Zanji123 am 5.03.2025 | 15:04
Wenn wir über echtes "Cheaten beim Rollenspiel" reden: Weil ich es aus tiefstem Herzen HASSE, angelogen zu werden.

Ich ertrage Lügen im beruflichen und sonstwie "externen" Umfeld zähneknirschend, aber ich earmarke mir Leute, die mir diesbezüglich aufgefallen sind, als "nicht vertrauenswürdig".

Aber in meiner Wohnung, an meinem Tisch, bei einem Spiel, bei dem wir uns auch immer ein Stückweit öffnen und verwundbar machen - no fucking way. Ich möchte mich bei Leuten, mit denen ich persönlich umgehe, nicht ständig fragen müssen, ob der/diejenige mich jetzt gerade wieder verarscht. Das geht für mich überhaupt nicht.

Klar kann man mal was übersehen, vergessen, falsch erinnern oder unabsichtlich falsch machen. Und klar kann man als Gruppe auch ganz andere Spielstile und Absprachen haben (eben z.B. das oben genannte "Wir wollen nicht, dass unsere Chars bei Bagatellkämpfen draufgehen"). All das meine ich nicht. Aber wenn ich jemals jemanden mit einem Cheatwürfel oder einem ähnlich vorsätzlichen Betrugsversuch an meinem Tisch erwischen würde, wäre die Spielsitzung noch in der gleichen Minute beendet.

ganz dickes THIS...
 :pray:
Titel: Re: Vertrauen
Beitrag von: chad vader am 5.03.2025 | 15:12
Wenn ein Spielender sich darauf gefreut hat, einen bestimmten Charakter für eine längere Kampagne zu spielen und der dann wegen Würfelpech im ersten Encounter stirbt, ist das ein Grund für mich, einzugreifen. Wenn möglich aber in Absprache mit der Gruppe.
In Absprache ist für micht kein Schummeln, sondern ein spontanes Ruling.

Als SL mache ich da gerne eindiabolisches Angebot draus. Der Charakter schafft, ABER das hat einen Preis.
💀 Ein liebgewonnener Gegenstand geht zu Bruch.
💀 Ein liebgewonnener Begleiter wirft sich ins Messer.
💀 Eine dauerhafte Verletzung bleibt (vorerst) zurück.
💀 Ein Sieg oder Zugeständnis für den Feind.

Die Gruppe kann dann gemeinsam entscheiden und selbst Spieler, die ungern vom SL geschont werden, kommen hier auf ihre Kosten. Vielleicht hat die Gruppe ja sogar eigene Ideen, was sie Opfern würden.

Zitat
Ich akzeptiere aber, dass es Spielende gibt, die das anders sehen und lieber die volle Härte haben. Da bin ich nicht der richtige SL dafür, aber die finden dann sicher andere Runden.
Das habe ich nie verstanden. Wenn ich als SL diese Einstellung habe, lasse ich meiner Gruppe einen Blauwal auf den Kopf fallen.
Was ist denn das für ein falsches Dilemma? 🐳

Ich will in diesem Spiel was riskieren können. Ich möchte scheitern können. Es stört mich, wenn meine Bereitschaft oder Vorsicht angesichts von Gefahr ihre Bedeutung verlieren.
Titel: Re: Vertrauen
Beitrag von: ghoul am 5.03.2025 | 15:17
Deine Formulierung macht ehrlich gesagt nicht viel Lust dazu. Du gehst von absoluten Aussagen und einer "objektiv" besseren Art zu spielen aus und verwendest dafür eine aggressive Sprache, die nicht motiviert, darauf einzugehen.

Ich denke, andere im Thread haben bereits die passende Antwort gegeben.
Es gibt verschiedene Spielstile, nicht alle interessieren mich, aber ich gestehe ihnen zu, einen Bedarf abzudecken und damit eine Existenzberechtigung zu haben. Bspw. Gummipunkte für Leute die nicht gerne scheitern.
Unerwünschtes Schummeln ist aber kein Spielstil, sondern ein menschlicher Makel! An den Antworten hier im Thread sieht man sehr gut, dass ich keineswegs eine isolierte Meinung vertrete.

Edit:
Ja, spielen ohne schummeln ist objektiv die bessere Art zu spielen. Darauf beharre ich.
Titel: Re: Vertrauen
Beitrag von: chad vader am 5.03.2025 | 15:21
Gestern erst gab es einen Spieler, der frustriert nach Hause gegangen ist, weil seine Figur, trotz gutem Rollenspiel einen sehr wichtigen Wurf verpatzt hat.
Hat alles riskiert, und im entscheidenden Moment vergeigt.

Er ist der Ansicht: Er hätte gar nicht erst Würfeln müssen.
Der Rest, denkt: Würfeln gehört dazu, verlieren auch. Das Würfeln sorgt auch ein Stückweit dafür, dass SL Entscheidungen nicht willkürlich werden.
Konstruktiv würde ich ja fragen: Was hätte er bieten müssen, dass sich SL und/oder die ganze Gruppe darauf eingelassen hätte, ihm einen sicheren Erfolg zu gönnen?

Konnte er sich vor dem Wurf informieren, wie sein Einsatz seine Chancen verbessert?

Ich kann mich täuschen, aber es klingt für mich erst eher, als ob zu wenig und nicht zu viel Transparenz das Problem war.
Titel: Re: Vertrauen
Beitrag von: ghoul am 5.03.2025 | 15:24
spielst du DREAD mit Jenga Turm und ... Holzleim?

Ein wunderschönes Bild!  :d
Titel: Re: Vertrauen
Beitrag von: chad vader am 5.03.2025 | 15:45
Klar kann man mal was übersehen, vergessen, falsch erinnern oder unabsichtlich falsch machen. Und klar kann man als Gruppe auch ganz andere Spielstile und Absprachen haben (eben z.B. das oben genannte "Wir wollen nicht, dass unsere Chars bei Bagatellkämpfen draufgehen"). All das meine ich nicht. Aber wenn ich jemals jemanden mit einem Cheatwürfel oder einem ähnlich vorsätzlichen Betrugsversuch an meinem Tisch erwischen würde, wäre die Spielsitzung noch in der gleichen Minute beendet.
Die Abgrenzung ist sinnvoll. Ich würde nur ergänzen, dass Schummeln immer eine aktive Handlung ist.

Damit wäre der Graubereich "Verschweigen" ausgeklammert, zu dem ich ja schon einiges geschrieben habe. Dann bin ich dabei.

Mein Problem am aktiven Schummeln ist, dass dadurch Spielentscheidungen ihren Wert verlieren, da ich nicht weiß, wie viel an den Konsequenzen manipuliert wurde.

"Vertrauen" ist ein sehr großes Wort und für mich zu pauschal, um den Konflikt zu beschreiben.

Edit: Mag sein, dass ich Kacke finde, wenn ein befreundeter Kardiologe Schummelwürfel an den Tisch bringt. Seinen fachlichen Rat stelle ich deswegen nicht in Frage.
Titel: Re: Vertrauen
Beitrag von: aikar am 5.03.2025 | 15:52
Was ist denn das für ein falsches Dilemma? 🐳
Worauf ich hinauswollte: Ich denke keine SL schummelt, um die Spielenden fertig zu machen. Weil das nicht notwendig ist. Wenn ich die SC wirklich fertig machen wollen würde, habe ich dazu alle Möglichkeiten, weil ich die Welt kontrolliere. Wenn ich Würfel drehe oder andere Anpassungen vornehme, dann zugunsten der Spielenden oder um die Story spannender zu machen (was meiner Meinung nach auch zu Gunsten der Spielenden ist). Ob letzteres in einer Gruppe gewünscht ist, ist natürlich wieder Geschmackssache. Aber die Aussage "Der SL will die Spieler austricksen, um ihre SCs abzumurksen." macht für mich eben so keinen Sinn.
Ich will in diesem Spiel was riskieren können. Ich möchte scheitern können. Es stört mich, wenn meine Bereitschaft oder Vorsicht angesichts von Gefahr ihre Bedeutung verlieren.
Sei dir unbenommen. Aber geht eben nicht allen so. Und nicht in jeder Situation.
Ja, spielen ohne schummeln ist objektiv die bessere Art zu spielen. Darauf beharre ich.
Kannst du machen. Aber wenn du auf deiner Meinung als objektiver Wahrheit beharrst, darfst du dich halt nicht wundern, wenn es keine Gegendiskussion gibt (was du ja kritisiert hast). Weil es das Diskutieren einfach sinnfrei macht. Diskussion erfordert die Anerkennung unterschiedlicher Standpunkte.
spielst du DREAD mit Jenga Turm und ... Holzleim?
Dread ist ein Horror-RP. Die Prämisse einer Gruppe, die sich für Dread als System entscheidet, ist Spaß durch Spannung durch das (hohe) Risiko des Scheiterns. Das ist aber nicht für alle Runden und Szenarien der Fall. Ich würde die Gruppe auch bei Cthulhu nicht schonen. Aber worum es mir geht: Es gibt eben auch andere Arten, Spaß an Rollenspiel zu haben und was für das eine gilt, gilt nicht zwingend für alle. Herausforderungsorientiertes Rollenspiel ist nur eine Variante, nicht die einzige.
Klar kann man mal was übersehen, vergessen, falsch erinnern oder unabsichtlich falsch machen. Und klar kann man als Gruppe auch ganz andere Spielstile und Absprachen haben (eben z.B. das oben genannte "Wir wollen nicht, dass unsere Chars bei Bagatellkämpfen draufgehen"). All das meine ich nicht. Aber wenn ich jemals jemanden mit einem Cheatwürfel oder einem ähnlich vorsätzlichen Betrugsversuch an meinem Tisch erwischen würde, wäre die Spielsitzung noch in der gleichen Minute beendet.
Wäre es bei mir auch. Evtl. haben wir hier eine Definitionsfrage. Was fällt im Rollenspiel unter Schummeln? Ich glaube, hier gibt es unterschiedliche Meinungen.
Titel: Re: Vertrauen
Beitrag von: Raven Nash am 5.03.2025 | 15:59
Wenn ich so zurückdenke, dann waren es oft die Momente, in denen jemand katastrophal gescheitert ist, die im Gedächtnis blieben. Legendär war die Abfolge aus Patzer-Krit-Patzer-Krit bei einem Teleportationszauber, aber generell waren es genau diese Fails, die die Geschichte groß gemacht haben.
Bei Dragonbane mit seiner Push-Mechanik finde ich das noch besser, weil man wirklich das Gefühl hat, der Charakter legt sich nochmal ins Zeug.
Klar, der Krit im entscheidenden Moment ist ein Jubelmoment, aber ohne das Scheitern wäre das auch irgendwie langweilig.

Wer es also nötig hat, bei einem Spiel zu schummeln, hat generell ein Ego-Problem. Das sind Personen, mit denen ich grundsätzlich nichts zu tun haben möchte.
Titel: Re: Vertrauen
Beitrag von: Weltengeist am 5.03.2025 | 16:06
Was fällt im Rollenspiel unter Schummeln? Ich glaube, hier gibt es unterschiedliche Meinungen.

Ich würde drei Kriterien vorschlagen: Es handelt sich um einen (1) vorsätzlichen Versuch, die (2) Regeln, die sich die Gruppe zum Spiel gegeben hat, so zu umgehen, dass es (3) niemand merkt.
Titel: Re: Vertrauen
Beitrag von: Streunendes Monster am 5.03.2025 | 16:07
Wer es also nötig hat, bei einem Spiel zu schummeln, hat generell ein Ego-Problem.

Gedanke dazu: es gibt auch Leute, die ein bescheidenes Privatleben im RSP kompensieren. Die haben es nicht leicht, ihnen liegen zentnerschwere Steine im Weg und der Umgang mit und in unser sauschnellen Gesellschaft, von der sie schlicht überholt wurden, fällt ihnen extremst schwer.
Wenn es dann an einem gedrehten Würfelwurf liegt, ob Spielspaß und Escape als gelungene Abendveranstaltung herhält, dann könnte man das auch -absprachegemäß!- annehmen.

Was mich bei der Diskussion stört ist, dass mehrere Leute an einem Tisch sitzen, das gleiche spiel zocken und dennoch aus unterschiedlichen Themen ihre Kraft, Ablenkung, Spaß oder Erfüllung ziehen. Wenn jemand durch eisenhartes Würfeln seinen SC in und aus Situationen manövriert, kann der doch mit einem Würfeldreher am Tisch sitzen. Warum die Anspruchshaltung, dass alle konform dem Einen WegTM folgen müssen?

Disclaimer
Nochmal: absprachegemäß! Wenn man sich auf etwas sozial und technisch geeinigt hat, dann wird das bitte auch eingehalten.
Titel: Re: Vertrauen
Beitrag von: chad vader am 5.03.2025 | 16:18
Ich würde drei Kriterien vorschlagen: Es handelt sich um einen (1) vorsätzlichen Versuch, die (2) Regeln, die sich die Gruppe zum Spiel gegeben hat, so zu umgehen, dass es (3) niemand merkt.
Na da würde die würfeldrehende SL nicht mehr drunter fallen, wenn sie pauschal ankündigt, gelegentlich mit besten Absichten einzugreifen.

Die finde ich persönlich problematischer als einzelne Spieler.
Titel: Re: Vertrauen
Beitrag von: unicum am 5.03.2025 | 16:19
Ich finde ja, dass Scheitern häufig erst zu wirklich interessanten Wendungen und Geschichten führt.

Ich hab in meiner ganzen Laufbahn nur einmal wo ein schlechter Würfelwurf meinerseitz mir so ziemlich alles vermurkst hat.
Ansonsten war es immer so das ich mir dachte "das gehört dazu."
Titel: Re: Vertrauen
Beitrag von: Weltengeist am 5.03.2025 | 16:22
Nochmal: absprachegemäß! Wenn man sich auf etwas sozial und technisch geeinigt hat, dann wird das bitte auch eingehalten.

Aber das ist ja genau der Punkt. Wenn es "absprachegemäß" ist, es also thematisiert wurde und alle Beteiligten damit einverstanden sind, ist es doch kein Schummeln mehr - dann sind es einfach die Regeln des Tisches. Siehe hierzu beispielsweise Megavolts aktuellen Thread (https://www.tanelorn.net/index.php/topic,130043).

Na da würde die würfeldrehende SL nicht mehr drunter fallen, wenn sie pauschal ankündigt, ab und an mit besten Absichten einzugreifen.

Wenn sie das angekündigt hat und keiner protestiert hat, dann ja. Ich würde aber doch sehr hoffen, dass z.B. du sehr wohl protestieren würdest, wenn dich das stört.
Titel: Re: Vertrauen
Beitrag von: unicum am 5.03.2025 | 16:29
Vieleicht noch eine Anekdote zum Thema "vertrauen".

Auf einem Con (drachenfest, Wiesbaden) spielte ich Runequest. Ich hatte einen schwarzen und einen roten D10 (auf D20 "basis") für das W% und der Spieler neben mir hatte - fast das gleiche Set. Also eigentlich hatte er das gleiche Set.
Irgendwie war das Abenteuer zu ende und ich unterhielt mich noch mit dem SL und packte dann "meine" Würfel ein, alle anderen waren gegangen,...
Seitdem habe ich 2 dieser Sets.

Kommen wir zu dem "fast" - bei dem einen schwarzen d10 waren die 9er durch 0 ersezt - handwerklich sehr gut gemacht,...

Also falls du da draussen seit einem Drachenfest deine gezinkten Würfel vermisst - poste es hier rein ich schick sie dir gerne zurück. ;)
bei einer PN haben die anderen ja keinen Spass ;) ps: ich kann leider nicht sicher sein welchen der beiden roten würfel ich dir schicken werde.
Titel: Re: Vertrauen
Beitrag von: Issi am 5.03.2025 | 16:30
Konstruktiv würde ich ja fragen: Was hätte er bieten müssen, dass sich SL und/oder die ganze Gruppe darauf eingelassen hätte, ihm einen sicheren Erfolg zu gönnen?

Konnte er sich vor dem Wurf informieren, wie sein Einsatz seine Chancen verbessert?

Ich kann mich täuschen, aber es klingt für mich erst eher, als ob zu wenig und nicht zu viel Transparenz das Problem war.
Er hat versucht einen Drachen davon zu überzeugen sich einen "atomar" verseuchten Splitter ins Herz zu rammen, indem er sich einen solchen Splitter selbst ins Herz rammt.
Sein Glaube war stark genug, dass er selbst nicht dabei drauf ging.
Der Drache hatte diesen Glauben aber nicht.
Ein absurdes Manöver also.

Der Spielleiter meinte, seine Aktion habe dazu geführt, dass er überhaupt hat Würfeln dürfen.
Trotz Patzer wurde er nicht gefressen.
(Was gut möglich gewesen wäre)
Und der Drache überlegt sich das mit dem Splitter nochmal.

Edit

Er ist nach dem Patzer direkt aufgestanden.
Das hat ihn denke ich am meisten verärgert.

(Hinterher hat er dann nochmalversucht zu feilschen, ob man es nicht nachträglich hätte lassen können)

* Der Splitter verleiht, denen, die nicht sterben besondere Kräfte.

Besagter Spieler würfelt sonst gerne und viel.

Edit.
Ein anderer Spieler ist mal aus dem Turm auf den Rücken eines Flugwesens gesprungen.
Er wusste, dass er  tot ist, wenn es nicht klappt.
Und das war in Ordnung für ihn.

Wenn ich solche gefährlichen Dinge versuche muss ich mMn. dazu bereit sein
Titel: Re: Vertrauen
Beitrag von: chad vader am 5.03.2025 | 16:49
Ein absurdes Manöver also.
Aus Sicht des Spielers ja scheinbar nicht.

Ich denke da liegt der Hund begraben.

Das klingt mehr nach Verständigungsproblem, als nach Würfelproblem.

Meine Empfehlung wäre, dass die SL in hypothetischer Form dazu vorab seine Einschätzung abgibt, also:
Spieler: "Was wär, wenn ich .... versuche?"
SL: "Das ist sehr schwierig, da der Drache nicht deinen Glauben teilt."
Spieler: "Ah, ok, dann doch was anderes..."
Titel: Re: Vertrauen
Beitrag von: chad vader am 5.03.2025 | 16:51
Weil manchen Spielern die Illusion des Erfolges lieber ist, als Scheitern.

Ich finde ja, dass Scheitern häufig erst zu wirklich interessanten Wendungen und Geschichten führt.
Umgekehrt aber auch - Situationen, in welchen geniale Pläne oder Glücksfälle das Blatt komplett zugunsten der Helden wendeten brennen sich mir besonders ein.

Das schlimmste, was eine SL da machen könnte, wäre mit spontanen Anpassungen zu "verhindern", dass es für die Gruppe "zu leicht wird".

Nee - gönnt der Gruppe das!

Wenn vorgetäuschter Durchfall und ein geschickt plazierter Brandsatz auf der Toilette ein komplettes Söldnerlager ausschalten kann - ist das super!
Die müssen dann halt auch in Kauf nehmen, dass der Magier mit verbranntem Hintern durchlöchert von Armbrustbolzen ein unrühmliches Ende findet, wenn's schief geht.

Geplant - Gezockt - HARTE Konsequenzen in beide Richtungen - War DEFINITIV erinnerungswürdig.

SL-Eingriffe, schon allein die schiere Ankündigung, schwächen so ein Erlebnis ab.
Titel: Re: Vertrauen
Beitrag von: Namo am 5.03.2025 | 16:51
Vieleicht noch eine Anekdote zum Thema "vertrauen".

Auf einem Con (drachenfest, Wiesbaden) spielte ich Runequest. Ich hatte einen schwarzen und einen roten D10 (auf D20 "basis") für das W% und der Spieler neben mir hatte - fast das gleiche Set. Also eigentlich hatte er das gleiche Set.
Irgendwie war das Abenteuer zu ende und ich unterhielt mich noch mit dem SL und packte dann "meine" Würfel ein, alle anderen waren gegangen,...
Seitdem habe ich 2 dieser Sets.

Kommen wir zu dem "fast" - bei dem einen schwarzen d10 waren die 9er durch 0 ersezt - handwerklich sehr gut gemacht,...


Hat jetzt nichts mit dem Thread zu tun, aber ich bin echt entsetzt gerade. Warum macht man sowas? Irre.
Titel: Re: Vertrauen
Beitrag von: Galatea am 5.03.2025 | 17:07
Gestern erst gab es einen Spieler, der frustriert nach Hause gegangen ist, weil seine Figur, trotz gutem Rollenspiel einen sehr wichtigen Wurf verpatzt hat.
Hat alles riskiert, und im entscheidenden Moment vergeigt.
Für sowas gibts Gummipunkte. Die kann man bei jedem Regelwerk einfach oben drauf flanschen.
Titel: Re: Vertrauen
Beitrag von: SigmundFloyd am 5.03.2025 | 17:24
Aber das ist ja genau der Punkt. Wenn es "absprachegemäß" ist, es also thematisiert wurde und alle Beteiligten damit einverstanden sind, ist es doch kein Schummeln mehr - dann sind es einfach die Regeln des Tisches.
Im Grunde richtig; allerdings ist das mit dem "gemeinsam besprechen, wie man spielen möchte/welche Bedürfnisse man ins Hobby mitbringt" gerade bei vielen der älteren Semester ja nie wirklich angekommen, und es herrscht sicher auch nicht in jeder Gruppe ein Klima vor, in dem sich die Beteiligten trauen würden, sowas anzusprechen wie "ich habe gerade eine echt schwierige Zeit und brauche dringen mal 'nen Win; wäre es OK, wenn mein Charakter heute als Held dastehen kann, egal was die Würfel sagen?"
Vielleicht müssen sich diejenigen, bei denen insgeheim am Tisch geschummelt wird, auch mal fragen, ob sie zu einer Tischatmosphäre beitragen, in der so etwas ohne Gesichtsverlust und Pathologisierung möglich wäre.
Titel: Re: Vertrauen
Beitrag von: Streunendes Monster am 5.03.2025 | 17:31
Vielleicht müssen sich diejenigen, bei denen insgeheim am Tisch geschummelt wird, auch mal fragen, ob sie zu einer Tischatmosphäre beitragen, in der so etwas ohne Gesichtsverlust und Pathologisierung möglich wäre.

Nur kurz, es liegt mir fern zu pathologisieren. Ich hoffe, das ist aus meinem Geschriebenen klar ersichtlich.
Titel: Re: Vertrauen
Beitrag von: SigmundFloyd am 5.03.2025 | 17:35
Nur kurz, es liegt mir fern zu pathologisieren. Ich hoffe, das ist aus meinem Geschriebenen klar ersichtlich.
Das war wohl missverständlich von mir; ich wollte damit niemand spezielles ansprechen, sondern den Gedanken nur ganz allgemein anregen.
Deinen Beitrag weiter oben habe ich ganz im Gegenteil als sehr empathisch empfunden!
Titel: Re: Vertrauen
Beitrag von: Alexandro am 5.03.2025 | 17:36
Beim mogeln geht es darum sich einen Vorteil zu verschaffen den andere sich nicht verschaffen. Dabei ist es mir einerlei wobei man "mogelt".

Ist es aber nicht.
Schummeln war letztlich eine Reaktion auf die (ziemlich hirnrissige) Annahme, dass jedesmal wenn Spielende die SL darum bitten von den Regeln abzuweichen, diese Spielenden irgendwelche "Hintergedanken" hätten und sich einen Vorteil "erschleichen" wollten. Weswegen SL in den autoritären Lehrtexten der 70er/80er (und teilweise auch noch der 90er) hart dazu angehalten wurden, solche Ansinnen grundsätzlich abzulehnen, weil diese Spielenden nur das Interesse hätten "das Abenteuer zu gewinnen" (später, als man nicht mehr spielte um zu gewinnen, wurde daraus dann nahtlos "die Story kaputtmachen") - oft war es sogar so, dass SL bestimmte Sachen regellos durchwinkten ("Was muss ich würfeln um über diesen 2m Abgrund zu springen?" - "Ach, das würfeln wir nicht aus... das kannst du einfach so."), aber sofort mit Beißreflex reagierten, wenn die Spielenden diesen Vorschlag machten ("Muss ich den Wurf meines Chars über diesen 2m Abgrund wirklich auswürfeln, oder können wir einfach sagen ich schaffe das?" - "Neee, das musst du schon würfeln. Die Regeln sind ja schließlich aus einem Grund da."), weil sie dazu erzogen worden waren, bei so etwas eine unlautere Absicht zu vermuten.

Da den EHRLICHEN Anfragen der Spielenden also bereits mit einer gewissen Portion Misstrauen begegnet wurde, etablierte es sich halt innerhalb der Spielendenschaft, eben nicht mehr zu fragen, sondern sich das gewünschte Ergebnis einfach selber zurechzubiegen. Das war natürlich nicht ideal, aber man sollte auch nicht verschweigen, dass hier das Vertrauensverhältnis in beide Richtungen gestört war.

EDIT: Deswegen finde ich es essenziell bei solchen Sachen zu fragen "an welchen Stellen des Spiels wird gemogelt (und um was zu erreichen)?", um zu schauen ob da vielleicht ein Missverständnis vorliegt, und das was sich "ermogelt" wird nicht etwas wäre, was für den Spielstil nicht ohnehin förderlich wäre - ob man nicht sagen kann "da musst du nicht für schummeln".
Titel: Re: Vertrauen
Beitrag von: chad vader am 5.03.2025 | 17:48
Wenn sie das angekündigt hat und keiner protestiert hat, dann ja. Ich würde aber doch sehr hoffen, dass z.B. du sehr wohl protestieren würdest, wenn dich das stört.
Schon klar. Begrifflich ist das aber etwas verwirrend.

"Schummeln finde ich nicht so schlimm wie würfeldrehende SL." - "Hä?"
Titel: Re: Vertrauen
Beitrag von: Issi am 5.03.2025 | 18:08
Aus Sicht des Spielers ja scheinbar nicht.
Naja. Er wusste das schon.
Wollte es einfach trotzdem schaffen.

Gummi Punkte hatte er schon vorher ausgeschöpft.

Titel: Re: Vertrauen
Beitrag von: chad vader am 5.03.2025 | 18:18
Da spricht jetzte evtl. Alter und Papa-Rolle aus mir, aber so jemand könnte evtl. auch in seiner persönlichen Reife davon profitieren, die Konsequenzen der eigenen Entscheidungen mal ungebremst zu spüren 🤷
Titel: Re: Vertrauen
Beitrag von: Megavolt am 5.03.2025 | 18:22
Ich habe eine paranoide Ader, unterstelle grundsätzlich erst mal Egoismus und bin wachsam im Hinblick auf Verrat. Die Psychologie sagt, dass man per se sich selbst in andere hineinspiegelt, das wirft also kein sonderlich gutes Licht auf mich. Naja.

Allerdings sehe ich nicht, wie man mich beim Rollenspiel in die Pfanne hauen kann. Das worst case Szenario ist ja nicht, dass einer das Abenteuer ruiniert oder einen Würfel dreht, denn wen interessiert das denn? Es ginge eher in die Richtung, dass man mir einen wertvollen Sozialkontakt ausspannt, oder etwas in der Art. Das würde mich schon ärgern, aber ich würde den Schaden wohl mittelfristig sanieren können.

Aus diesem Grund trete ich meinen Mitrollenspielern erst mal ohne größere Vorbehalte gegenüber.

(Klicke zum Anzeigen/Verstecken)
Titel: Re: Vertrauen
Beitrag von: Issi am 5.03.2025 | 18:34
Umgekehrt aber auch - Situationen, in welchen geniale Pläne oder Glücksfälle das Blatt komplett zugunsten der Helden wendeten brennen sich mir besonders ein.

Das schlimmste, was eine SL da machen könnte, wäre mit spontanen Anpassungen zu "verhindern", dass es für die Gruppe "zu leicht wird".

Der Wurf selbst, war nicht besonders schwer zu schaffen. Er musste im Prinzip nur gelingen (Die Idee war schließlich mutig genug)

Einen Patzer im Nachhinein für Null und Nichtig zu erklären, wird ihm aller Voraussicht nach nicht gefallen.
Denn Hand aufs Herz, niemand kriegt gerne Siege nachträglich geschenkt, weil sie sich dann nicht mehr so anfühlen.

(Glaube das wird ihm auch im Lauf der Woche klar werden, hoffe ich)

Edit.
Wenn ich gelitten hätte, hätte ich ihn evtl noch ein Stossgebet machen lassen, ob er ne zweite Chance kriegt, bzw. sein Gott sich seiner erbarmt.
(Außerordentlicher Wurf um seinen Mut zu würdigen, mit Queste geloben whatever)
Aber spätestens danach wäre auch bei mir Schluss gewesen.
Titel: Re: Vertrauen
Beitrag von: Zed am 5.03.2025 | 18:59
Wenn ich Würfel drehe oder andere Anpassungen vornehme, dann zugunsten der Spielenden oder um die Story spannender zu machen (was meiner Meinung nach auch zu Gunsten der Spielenden ist). Ob letzteres in einer Gruppe gewünscht ist, ist natürlich wieder Geschmackssache. Aber die Aussage "Der SL will die Spieler austricksen, um ihre SCs abzumurksen." macht für mich eben so keinen Sinn.Sei dir unbenommen. Aber geht eben nicht allen so. Und nicht in jeder Situation.Kannst du machen. Aber wenn du auf deiner Meinung als objektiver Wahrheit beharrst, darfst du dich halt nicht wundern, wenn es keine Gegendiskussion gibt (was du ja kritisiert hast). Weil es das Diskutieren einfach sinnfrei macht.
….
Evtl. haben wir hier eine Definitionsfrage. Was fällt im Rollenspiel unter Schummeln? Ich glaube, hier gibt es unterschiedliche Meinungen.

Das ist ganz sicher eine Definitionsfrage.

Das Grundproblem der übersimplifizierenden, spaltenden rhetorischen Figur des „Schummelns“ ist, dass „Schummeln“ einen binären Zustand suggeriert („Entweder man schummelt oder nicht“), der dem graduellen Ausgestalten des Spielleitens nicht entsprechen kann.
Titel: Re: Vertrauen
Beitrag von: Darius der Duellant am 5.03.2025 | 19:07
Ich habe grundsätzlich Vertrauen, so lange kein Grund für Misstrauen vorliegt.

Schummeln zerstört Vertrauen.
Das.
Wobei ich Schummeln als ein Abweichen vom gemeinsam vereinbarten ansehe.
Wenn der SL klar Ansagt dass bei ihm keine SC's sterben, außer durch brutale Dummheit oder gewollt durch den Spieler, dann passt das so.
Genauso wie wenn er ansagt dass er mal Würfel dreht.

Ich persönlich habe in den letzten Jahren ausschließlich Shadowrun geleitet und da drehe ich keine Würfel UND Würfel idR offen. Das System hat aber auch genug Sicherheitsfaktoren die "du fällst vom Pferd und bist tot" verhindern, sofern man sich vorher darauf einigt ohne Chunky Salsa bzw. Granaten zu spielen oder die Spieler damit leben können, ggf. Karma zu verbrennen.
Entsprechend habe ich da wenig Hemmungen mit offenen Karten zu spielen und trotzdem sagen zu können dass im Normalfall ein SC nicht einfach so verreckt.
Titel: Re: Vertrauen
Beitrag von: Paßwächter am 5.03.2025 | 19:27
Wenn ich so zurückdenke, dann waren es oft die Momente, in denen jemand katastrophal gescheitert ist, die im Gedächtnis blieben.
Als die Momente, in der ein Spieler sich final aus der Runde verabschiedet hat? Sowas prägt sich schon auch ein...

Warum würfeln, wenn man dann den Wurf negiert?
Da gibt es schon einige verschiedene Gründe...
Titel: Re: Vertrauen
Beitrag von: Issi am 5.03.2025 | 19:37
Als die Momente, in der ein Spieler sich final aus der Runde verabschiedet hat? Sowas prägt sich schon auch ein...
Auch wahr..

Wirklich schwierig
Titel: Re: Vertrauen
Beitrag von: chad vader am 5.03.2025 | 19:59
Das ist ganz sicher eine Definitionsfrage.

Das Grundproblem der übersimplifizierenden, spaltenden rhetorischen Figur des „Schummelns“ ist, dass „Schummeln“ einen binären Zustand suggeriert („Entweder man schummelt oder nicht“), der dem graduellen Ausgestalten des Spielleitens nicht entsprechen kann.

Aber Weltengeist (https://www.tanelorn.net/index.php/topic,130052.msg135268207.html#msg135268207) und Darius (https://www.tanelorn.net/index.php/topic,130052.msg135268254.html#msg135268254) und einige andere hier haben doch ganz brauchbare Definitionen und Abgrenzungen vorgeschlagen.

Schummeln meint hier, dass jemand ohne Absprache und vorsätzlich von vereinbarten Regeln abweicht, völlig unabhängig von der Intention.

Fall 1: SL sagt vorher an, dass er Würfel dreht oder Schwierigkeiten verändert=> Kein Schummeln, weil die Betroffenen Bescheid wissen.

Fall 2: SL dreht unabgesprochen Würfel oder stärkt/schwächt Gegner während der laufenden Handlung => Schummeln

Fall 3: SL weicht im Einverständnis mit der Gruppe spontan von einem Wurfergebnis ab. => Kein Schummeln

Fall 4: SL macht einen Regelfehler, entdeckt es später, aber behält es für sich. => Kein Schummeln, da keine vorsätzliche Handlung.

Spannend sind für mich höchstens so Veränderung von Begegnungen, bevor sie in der Spielhandlung angekommen sind. Also z.B.

Fall 5: SL verändert ad hoc Anzahl oder Stärke von Gegnern gegenüber seinen Vorbereitungsnotizen, bevor die Gruppe ihnen begegnet. => Würde sagen kein Schummeln, weil es keine Gruppenvereinbarung zur Gegnerstärke gibt.

Fall 6: SL verändert ad hoc Anzahl oder Stärke von Gegnern gegenüber Modulvorgaben, bevor die Gruppe ihnen begegnet. => Kann Schummeln sein, wenn die Gruppe vorher fest vereinbart hat, dass das Modul im Original ohne Anpassungen gespielt wird.

Fall 7: SL improvisiert NSC-Spielwerte und gibt ihm ad hoc besondere Stärken/Schwächen um das Vorgehen der Gruppe schwerer/leichter machen. => Riecht für mich nach Schummeln, v.a. wenn es um wesentliche Spielhandlungen geht.

EDIT: Bitte nicht falsch verstehen. Nicht Schummeln heißt nicht automatisch OK. Mich z.B. stört es mehr, wenn ein SL so generell in den Raum stellt, dass er Würfel dreht, als wenn Spielende mal einen gezinkten Würfel verwenden.
Titel: Re: Vertrauen
Beitrag von: Zed am 5.03.2025 | 20:16
Fallbeispiele können helfen, die von mir als solche eingeschätzte Absurdität des polemischen Schummelvorwurfs sichtbar zu machen.

Ich bin gespannt, ob die Seite, die Schummeln als binär ansieht, Deine Fallbeispiele kommentiert, und wie.
Titel: Re: Vertrauen
Beitrag von: Darius der Duellant am 5.03.2025 | 20:19
Wer genau sieht den Schummeln Erläuterungsfrei als Binär an?
Titel: Re: Vertrauen
Beitrag von: Zed am 5.03.2025 | 20:27
Wer genau sieht den Schummeln Erläuterungsfrei als Binär an?
Alle, die sagen, es gibt nur "Schummeln oder nicht Schummeln".
Titel: Re: Vertrauen
Beitrag von: Darius der Duellant am 5.03.2025 | 20:33
Ja und wo ist diese ominöse Front die du da heraufbeschwörst hier im Faden? Also bitte mit konkreten Beispielen wo das von dir zitierte ohne ergänzende Erläuterungen (in diesem Thema) zu finden ist. Selbst Ghoul hat nämlich eine Erklärung abgegeben wann Schummeln als solches zu sehen ist.
Titel: Re: Vertrauen
Beitrag von: Weltengeist am 5.03.2025 | 20:36
Alle, die sagen, es gibt nur "Schummeln oder nicht Schummeln".

Ich gebe zu, ich bin auch etwas lost. Wer genau tut das? Einfach mal die Beiträge verlinken...
Titel: Re: Vertrauen
Beitrag von: Streunendes Monster am 5.03.2025 | 21:38
Das war wohl missverständlich von mir; ich wollte damit niemand spezielles ansprechen, sondern den Gedanken nur ganz allgemein anregen.
Deinen Beitrag weiter oben habe ich ganz im Gegenteil als sehr empathisch empfunden!

Danke, das weiß ich sehr wertzuschätzen!
Titel: Re: Vertrauen
Beitrag von: Zed am 5.03.2025 | 23:19
Ich gebe zu, ich bin auch etwas lost. Wer genau tut das? Einfach mal die Beiträge verlinken...

Wer genau "Schummeln" auf die gleiche binäre Art wie ghoul anprangert, kann ich nur ahnen: Diejenigen, die ghoul in diesem Punkt zustimmen, würde ich dazu zählen.

Das Pamphlet  (https://ghoultunnel.wordpress.com/2018/04/17/worte-eines-ghouls-wider-das-schummel-erzaehlspiel/)"wider das Schummel-Erzählspiel" kennen wahrscheinlich alle hier, ghoul hat es ja auch verlinkt.

Darin ist "Schummeln" nicht die Extremposition auf einer graduellen Skala, "Schummeln" wird dort so charakterisiert:

verwerflich / Schummeln ist betrügen / Freunde betrügt man nicht / vulgär / entmündigend / vorhersehbar / erzeugt Langeweile / für schlechte Spielleiter

Zitat
"Immer wieder heißt es, Schummeln sei eben eine Spielleiter-Techniken, ebenbürtig mit anderen Techniken oder Spielstilen."
Dieser Artikel will vom Gegenteil überzeugen.

Wer eine solche graduelle Sicht vertritt, ist sogar ein Verbreiter "einer schädlichen Ideologie".

Die Auffassungen in diesem Artikel über gute und schlechte Spielleitung lassen keinen Platz für akzeptables oder sogar notwendiges Gestalten von Rollenspiel, ja sogar unter gewissen Umständen auch mit Mitteln des Nachjustierens oder Würfeldrehens.
Titel: Re: Vertrauen
Beitrag von: Darius der Duellant am 5.03.2025 | 23:52
Du nimmst die Definition von Schummeln, ignorierst aber (so komplett nebensächliche Erläuterungen) von Ghoul wie dass es dann Schummeln sei, wenn man vom (paraphrasiert) vorher abgesprochenen abweicht.
Und das ist eine vollkommen legitime und gängige Sicht, die du hier sinnenstellt transportierst. Da brauchts kein keinen Abriss über irgendwelche graduellen Dinge, denn die sind alle in dem abgefrühstückt was hier so ziemlich jeder der Schummelei ablehnt mit dazu gesagt hat:
Wenn es vorher abgesprochen wurde und bekannt ist, kann es per Definition keine Schummelei sein.

Davon ab:
Unter der Prämisse dass du nicht Mal eine konkrete Gruppe an Leuten ausmachen kannst die die von dir zugeschriebene These vertreten, ist dein komischer Aufruf schon sehr schräg.

Nachtrag, in anbetracht des altbekannten Themas "Quellen":
Aus dem Blog, von ghoul selbst.

Zitat
Ein alter Hut: Gummipunkte und dramaturgisches Spielleiten.
Immerhin ist das ein offener Mechanismus, der dadurch nicht als Schummeln zählt.


Und

Zitat
Wenn du offen Werte veränderst, ist es kein Schummeln im engeren Sinne, da du die Spieler nicht betrügst – ihr biegt gemeinsam herum. Findet der Autor nicht gerade spannend, kann es aber nicht moralisch verurteilen.

Sowas aber auch...
Titel: Re: Vertrauen
Beitrag von: Zed am 6.03.2025 | 07:59
Darius, ich bin ja noch gar nicht auf die einzelnen Punkte eingegangen, die Du zu entkräften versuchst.

Ich wurde erstmal nur gefragt, wer die Auffassung in ghouls Artikel teilt, die ich „binär“ nenne und für falsch halte. Die Antwort auf diese Frage können diejenigen geben, die dem Pamphlet im Grundsatz zustimmen. Verstehe ich richtig, dass Du dazu gehörst, Darius?

Gerne werde ich in den nächsten Posts erklären, warum diese „binäre Sicht“ die Realität nicht abbildet und so destruktiv ist. Wobei ich letzteres durch die Zitate schon einigermaßen vorbereitet habe, der Teil ist ja einfach.
Titel: Re: Vertrauen
Beitrag von: Darius der Duellant am 6.03.2025 | 08:20
Meine Sicht auf das Thema ist hier im Faden zu finden. Ich verweigere mich aufgrund deren von mir als nervig empfundenen Art zu schreiben idR inhaltlichen Auseinandersetzungen mit allem aus dem ARS Umfeld.
Explizite Ausnahme hier aufgrund bisherigen Erfahrungen mit Quellenumgang deinerseits

Und nein, du wurdest konkret gefragt wer genau diese diffuse Front sei, die du hier in die Welt zu setzen und mit einer eigenen Zuschreibung was die hypothetisch wohl denken mögen zu versehen versuchst.
Dass du dafür im Thema immer noch keine konkreten Personen benennen kannst, ist das drei Spuren zu viel Spekulatius von deiner Seite.
Da helfen auch irgendwelche sinnenstellenden Zitate nicht, denn unabhängig von einer inhaltlichen (nicht-)Zustimmung macht es einen Himmelweiten Unterschied aus was du aus dem Text selektiv zitierst und was da auf der Seite steht, denn wenn man sie komplett liest, straft das deine Behauptung, es verhindern ein Nachjustieren, schlicht lügen, wie aus meinen Zitaten ersichtlich.

Was vorher offen als Option kommuniziert wurde, kann schon per Definition kein Schummeln sein.

https://www.dwds.de/wb/schummeln
Titel: Re: Vertrauen
Beitrag von: Raven Nash am 6.03.2025 | 08:21
Als die Momente, in der ein Spieler sich final aus der Runde verabschiedet hat? Sowas prägt sich schon auch ein...
Wenn jemand wirklich so drauf ist, dass er wegen einem Scheitern in einem Spiel die Runde verlässt - good riddance. Kleinkinder brauch ich nicht am Tisch.
Titel: Re: Vertrauen
Beitrag von: Tele am 6.03.2025 | 08:30
Warum hat man Regeln wenn man sich daran nicht hält, oder wenn sie nur partikülar (also für Person A und nicht für Person B) gelten?



Willst jezt dafür eine ernstgemeinte Antwort?

Schon mal bei deiner Steuererklärung "gemogelt"? (Nur so mal ein "Teil des Lebens") Oder beim Autofahren ein klein wenig zu schnell gefahren? Auf dem Behindertenparkplatz geparkt,...? alles so kleine Mogelleien des Altags.

*Ich schreibs mal dazu: das sind alles retorische Fragen, will sagen: ich erwarte keine Antwort darauf, im nebending auch weil das nicht das Thema hier ist*

Schlussendlich ist es Moral. Und schlussendlich geht es um Vertrauen.

Anderst formuliert: Wenn ich jemanden nicht vertraue, dann spiele ich nicht mit ihm. Mir wurden auf einem Rollenbspielcon auch schon mal "Zeugs" geklaut, nur weil wir das gleiche hobby haben müssen wir noch nicht die gleichen Moralischen Grundsätze haben.

Ja - im Rollenspiel "gewinnt" man nicht so wie etwa bei klassischen Brettspielen oder im Sport. Es ist auch normalerweise nicht competitiv, heist das deswegen das man sich nicht an Regeln halten müsse auf die man sich zuvor geeinigt hat? Klar man kann sich auch darauf einigen das man garnicht würfelt, manche Regelwerke machen das ja auch oder benutzen eine andere Form des "Zufalls" - oder spielst du DREAD mit Jenga Turm und ... Holzleim?

Hatte deine Antwort gar nicht gesehen. Gerne führe ich aus: ich verliere nichts, wenn jemand anders mogelt, deswegen ist es im Grunde egal. Macht es ihm Freude, dann ist das so. Tangiert mich null. Ich ziehe keinen Spaß daraus, aber gerade RPGs eröffnen so viele Möglichkeiten und halten es aus, wenn jemand bspw. Würfel dreht. Ich erhebe meinen Spaß nicht über dem anderer und setze meine Ansicht zu "how to RPG" nicht absolut.
Denkt man es zu Ende sind Hausregeln auch moglen. "Dir passen die Regeln nicht? Dann ändere sie!" Klingt nach moglen...ja, ja ich weiß, wir haben uns drauf geeinigt. Schon sind wir tief im Bereich der Gruppendynamik und psychologischer Abläufe. Sicher, dass jeder am Tisch zustimmt, weil sein Wille abgebildet wird? Diese sog. "Gruppenverträge" und Session 0 sind auch nur Augenwischerei und Mechanismen der Wortführer ihren Willen durchzudrücken.

Ich glaube, wir kommen da nicht zusammen, denn ich hänge RPGs und alles drumherum nicht so hoch.
Titel: Re: Vertrauen
Beitrag von: Boba Fett am 6.03.2025 | 08:53
Sicher, dass jeder am Tisch zustimmt, weil sein Wille abgebildet wird?

Ich bin sicher, dass dem nicht so ist. Vieles ist vielen einfach "egal". Manche sind ungeduldig und wollen einfach den Charakter machen.
Andere sind sicher, dass Dinge sowieso nachverhandelt werden. Und die Powertalker labern so eh lange, bis jeder andere abwinkend aufgibt.
Dann gibt es noch den "Ja, aber..." Reichsbedenkenträger, der die (unmögliche) 100% Absicherung garantiert haben möchte.
Und am Schluß kommt noch der eine, der unbedingt noch gehört werden will und alles noch wiederholt, Hauptsache er hat etwas beigetragen.
Und danach machen sowieso alle was sie wollen insbesondere der Spielleiter...
Oder die Spielleitung hat nach drei Sessions keinen Bock mehr oder ein besseres System gefunden...

Zitat
Diese sog. "Gruppenverträge" und Session 0 sind auch nur Augenwischerei und Mechanismen der Wortführer ihren Willen durchzudrücken.

Steile These (der ich erst einmal gar nicht widerspreche), das verdient eigentlich ein neues Thema.
Titel: Re: Vertrauen
Beitrag von: bobibob bobsen am 6.03.2025 | 09:30
Ich bin da sehr bei Tele. Würfeldrehen (von wem auch immer) zeigt mir nur das demjenigen in genau dieser Szene das Ergebnis besonders wichtig ist. Ob ich dafür Gummipunkte, Bennys oder welche Mechanik auch immer einsetze spielt für mich keine Rolle. Vertrauen verliere ich wenn ein Mitspieler bewußt destruktiv spielt oder Anderen ihren Erfolg nicht gönnt.
Titel: Re: Vertrauen
Beitrag von: Maarzan am 6.03.2025 | 09:42
Gestern erst gab es einen Spieler, der frustriert nach Hause gegangen ist, weil seine Figur, trotz gutem Rollenspiel einen sehr wichtigen Wurf verpatzt hat.
Hat alles riskiert, und im entscheidenden Moment vergeigt.

Er ist der Ansicht: Er hätte gar nicht erst Würfeln müssen.
Der Rest, denkt: Würfeln gehört dazu, verlieren auch. Das Würfeln sorgt auch ein Stückweit dafür, dass SL Entscheidungen nicht willkürlich werden.

Die Hoffnung bleibt, dass er sich wieder fängt.
Und die Frage: Was im Rollenspiel das Wichtigste ist.

Vielleicht macht es manchmal Sinn Brücken zu bauen, statt klar nach Spielstilen zu trennen.

Hört sich - zusammen mit den Erklärungen später - für mich nach einem derben Egozentriker an. Und wenn die Bennies vorher schon weg waren, hat er ja offenbar auch vorher schon Szenen gehabt.
Nebenbei: nach solch einer Szene nicht vom Drachen attackiert zu werden, halte ich schon für sehr wohlwollendes leiten. Dann noch zu meckern :-X ... .

Und was "gutes Rollenspiel" ist, ist stark geschmacksabhängig. Genau dafür gibt es unter anderem (gute) Regeln, um von solchen Wertungen möglichst weit weg zu kommen.
Dazu kommt, ich auf einen Regelsatz zu einigen, ist in meinen Augen das Brücken bauen, denn in den Fällen, wo so ein "Brückenbauen" notwendig ist,  ist diese Wahl das Ergebnis einer Kompromisslösung.

Dich darüber hinweg zu setzen ist ein Abreißen der Brücken für die anderen Mitspieler zu deren Spielspaß.

 
Ich denke, andere im Thread haben bereits die passende Antwort gegeben.
Es gibt verschiedene Spielstile, nicht alle interessieren mich, aber ich gestehe ihnen zu, einen Bedarf abzudecken und damit eine Existenzberechtigung zu haben. Bspw. Gummipunkte für Leute die nicht gerne scheitern.
Unerwünschtes Schummeln ist aber kein Spielstil, sondern ein menschlicher Makel! An den Antworten hier im Thread sieht man sehr gut, dass ich keineswegs eine isolierte Meinung vertrete.

Edit:
Ja, spielen ohne schummeln ist objektiv die bessere Art zu spielen. Darauf beharre ich.

+1

Gedanke dazu: es gibt auch Leute, die ein bescheidenes Privatleben im RSP kompensieren. Die haben es nicht leicht, ihnen liegen zentnerschwere Steine im Weg und der Umgang mit und in unser sauschnellen Gesellschaft, von der sie schlicht überholt wurden, fällt ihnen extremst schwer.
Wenn es dann an einem gedrehten Würfelwurf liegt, ob Spielspaß und Escape als gelungene Abendveranstaltung herhält, dann könnte man das auch -absprachegemäß!- annehmen.

Was mich bei der Diskussion stört ist, dass mehrere Leute an einem Tisch sitzen, das gleiche spiel zocken und dennoch aus unterschiedlichen Themen ihre Kraft, Ablenkung, Spaß oder Erfüllung ziehen. Wenn jemand durch eisenhartes Würfeln seinen SC in und aus Situationen manövriert, kann der doch mit einem Würfeldreher am Tisch sitzen. Warum die Anspruchshaltung, dass alle konform dem Einen WegTM folgen müssen?

Disclaimer
Nochmal: absprachegemäß! Wenn man sich auf etwas sozial und technisch geeinigt hat, dann wird das bitte auch eingehalten.
Einmal, es ist halt beim Schummeln gerade nicht absprachegemäß.

Aus eigener Erfahrung hatte ich eine Spielrunde, wo nach einer außergewöhnlichen Pechsträhne mit Todesfolge ein anderer Mitspieler gefragt hat: "Das hat doch keiner gesehen, oder?" und das dann einvernehmlich geändert wurde. Die Frage ist dann auch noch gelegentlich später gestellt worden, aber dann auch nicht immer positiv beantwortet worden - "hohes Risiko für hohen Gewinn" hat halt Folgen.

Und genau da ändert sich mit Schummeln auch meiner Erfahrung nach das Spiel. Mal großes, unerwartetes Pech abwenden ist spieldynamisch etwas ganz anderes als Erfolge erzwingen. In letzterem Fall erlaubt das dem betreffenden Spieler viel höheres Risiko zu gehen, mehr Erfolge und Spotlight abzugreifen als die anderen und durch solche ein Verhalten auch oft genug die anderen mit zu gefährden oder durch das aggressivere Herangehen deren Ansätze zu torpedieren.

Im Grunde richtig; allerdings ist das mit dem "gemeinsam besprechen, wie man spielen möchte/welche Bedürfnisse man ins Hobby mitbringt" gerade bei vielen der älteren Semester ja nie wirklich angekommen, und es herrscht sicher auch nicht in jeder Gruppe ein Klima vor, in dem sich die Beteiligten trauen würden, sowas anzusprechen wie "ich habe gerade eine echt schwierige Zeit und brauche dringen mal 'nen Win; wäre es OK, wenn mein Charakter heute als Held dastehen kann, egal was die Würfel sagen?"
Vielleicht müssen sich diejenigen, bei denen insgeheim am Tisch geschummelt wird, auch mal fragen, ob sie zu einer Tischatmosphäre beitragen, in der so etwas ohne Gesichtsverlust und Pathologisierung möglich wäre.

Wer sagt, dass der Schummler der Einzige ist, der da gerade Probleme mit etwas hat? So entscheidet der Schummler, dass er jetzt die Person ist, nach der sich alle zu richten haben und zwingt das mit seinem Handeln allen anderen auf.

Das ist ganz sicher eine Definitionsfrage.

Das Grundproblem der übersimplifizierenden, spaltenden rhetorischen Figur des „Schummelns“ ist, dass „Schummeln“ einen binären Zustand suggeriert („Entweder man schummelt oder nicht“), der dem graduellen Ausgestalten des Spielleitens nicht entsprechen kann.
Schummeln als Spieler ist typischerweise binär. Was nicht fest liegt, ist die Schwere der Schuld.
Beim Spielleiten ist das schwerer fest zu stellen, aber da stellt sich dann die Frage: Zu welchem Zweck wird gedreht und wie verhält sich das zum vereinbarten Spielstil.

Fallbeispiele können helfen, die von mir als solche eingeschätzte Absurdität des polemischen Schummelvorwurfs sichtbar zu machen.

Ich bin gespannt, ob die Seite, die Schummeln als binär ansieht, Deine Fallbeispiele kommentiert, und wie.
Chad Vaders Liste liest sich erst einmal gut.

Was für Fälle möchtest du anführen, wo Schummeln "graduell" wäre?

Hatte deine Antwort gar nicht gesehen. Gerne führe ich aus: ich verliere nichts, wenn jemand anders mogelt, deswegen ist es im Grunde egal. Macht es ihm Freude, dann ist das so. Tangiert mich null. Ich ziehe keinen Spaß daraus, aber gerade RPGs eröffnen so viele Möglichkeiten und halten es aus, wenn jemand bspw. Würfel dreht. Ich erhebe meinen Spaß nicht über dem anderer und setze meine Ansicht zu "how to RPG" nicht absolut.
Denkt man es zu Ende sind Hausregeln auch moglen. "Dir passen die Regeln nicht? Dann ändere sie!" Klingt nach moglen...ja, ja ich weiß, wir haben uns drauf geeinigt. Schon sind wir tief im Bereich der Gruppendynamik und psychologischer Abläufe. Sicher, dass jeder am Tisch zustimmt, weil sein Wille abgebildet wird? Diese sog. "Gruppenverträge" und Session 0 sind auch nur Augenwischerei und Mechanismen der Wortführer ihren Willen durchzudrücken.

Ich glaube, wir kommen da nicht zusammen, denn ich hänge RPGs und alles drumherum nicht so hoch.

A) Das Spiel ändert sich mit Mogeln weg von dem Abgesprochenen und damit werden all diejenigen geschädigt, welche die abgesprochene Version besser finden.

Hausregeln sind abgesprochen, der Argumentationsversuch damit ein Strohmann.

Niemand ist gezwungen mitzuspielen. Ob ein Angebot für einen passt oder nicht, dazu sind Vorabsprachen und Session 0 da. Die anderen Mitspielen müssen da ggf. auch Zugeständnisse und Kompromisse von ihrem Idealspiel machen und entsprechend für sie wenigere gute Phasen mittragen.



Titel: Re: Vertrauen
Beitrag von: Tele am 6.03.2025 | 09:47
Vertrauen verliere ich wenn ein Mitspieler bewußt destruktiv spielt oder Anderen ihren Erfolg nicht gönnt.

Ich würde zwar das Wort Vertrauen nicht verwenden, aber das ist ein No-Go.
Titel: Re: Vertrauen
Beitrag von: Eismann am 6.03.2025 | 09:48
Ich bin da sehr bei Tele. Würfeldrehen (von wem auch immer) zeigt mir nur das demjenigen in genau dieser Szene das Ergebnis besonders wichtig ist. Ob ich dafür Gummipunkte, Bennys oder welche Mechanik auch immer einsetze spielt für mich keine Rolle. Vertrauen verliere ich wenn ein Mitspieler bewußt destruktiv spielt oder Anderen ihren Erfolg nicht gönnt.
Ich seh das mittlerweile auch entspannt. Man spielt ja nicht gegeneinander. Wenn ein Spieler in bestimmten Situationen mogelt, verliert er höchstens selbst. Mich amüsiert das meistens eher. Und wenn ein SL das macht, hat er sich möglicherweise einfach verschätzt oder verplant. Passiert den Besten.
Wenn es keine Einzelfälle sind, sondern sich vermuten lässt, dass jemand einfach "der Beste" sein will, obwohl es das Spiel nicht her gibt, dann kann man darüber immer noch reden.
Vertrauen ist mir da eher auf zwischenmenschlicher Ebene und was Spielziele angeht wichtig, als ob jemand ab und an mal am Würfel dreht.
Titel: Re: Vertrauen
Beitrag von: nobody@home am 6.03.2025 | 10:02
Vertrauen ist mir da eher auf zwischenmenschlicher Ebene und was Spielziele angeht wichtig, als ob jemand ab und an mal am Würfel dreht.

Mag sein, daß dieses bestimmte Beispiel mit deshalb immer wieder hochkocht, weil viele von uns noch das gute alte Westernklischee vom ertappten Falschspieler im Hinterkopf haben und also schon zu wissen meinen, wie man damit "richtig" umgeht. Hoffen wir, daß nicht an zu vielen Spieltischen noch die Colts vom Gürtel hängen... ;)
Titel: Re: Vertrauen
Beitrag von: Streunendes Monster am 6.03.2025 | 10:07
@Maarzan:

Ich schreibe bewusst von "Würfeldrehen", weil ich das Wort Schummeln nicht nutzen will. Du schiebst mir das Wort in Deiner Argumentationskette unter.
Verstehe auch überhaupt nicht, warum Du mein Beispiel für Deine Argumentation heranziehst, wenn wir Deiner geschätzten Meinung nach so eng beieinander stehen.

Davon mal ab:
ich finde es beachtlich, hier von MENSCHLICHEN MAKELN zu sprechen. Da fehlen mir alle Wort für. Alle. Null Verständnis, hier so über die Stränge zu schlagen.  :q das ist einfach ekelhaft. Insbesondere, wenn man den Kontext betrachtet. Krieg hier Schleudertrauma vom Kopfschütteln. AURA -10.000!
Titel: Re: Vertrauen
Beitrag von: unicum am 6.03.2025 | 10:09
Ist es aber nicht.
Schummeln war letztlich eine Reaktion auf die (ziemlich hirnrissige) Annahme, dass jedesmal wenn Spielende die SL darum bitten von den Regeln abzuweichen, diese Spielenden irgendwelche "Hintergedanken" hätten und sich einen Vorteil "erschleichen" wollten. Weswegen SL in den autoritären Lehrtexten der 70er/80er (und teilweise auch noch der 90er) hart dazu angehalten wurden, solche Ansinnen grundsätzlich abzulehnen, weil diese Spielenden nur das Interesse hätten "das Abenteuer zu gewinnen" (später, als man nicht mehr spielte um zu gewinnen, wurde daraus dann nahtlos "die Story kaputtmachen") - oft war es sogar so, dass SL bestimmte Sachen regellos durchwinkten ("Was muss ich würfeln um über diesen 2m Abgrund zu springen?" - "Ach, das würfeln wir nicht aus... das kannst du einfach so."), aber sofort mit Beißreflex reagierten, wenn die Spielenden diesen Vorschlag machten ("Muss ich den Wurf meines Chars über diesen 2m Abgrund wirklich auswürfeln, oder können wir einfach sagen ich schaffe das?" - "Neee, das musst du schon würfeln. Die Regeln sind ja schließlich aus einem Grund da."), weil sie dazu erzogen worden waren, bei so etwas eine unlautere Absicht zu vermuten.

Da den EHRLICHEN Anfragen der Spielenden also bereits mit einer gewissen Portion Misstrauen begegnet wurde, etablierte es sich halt innerhalb der Spielendenschaft, eben nicht mehr zu fragen, sondern sich das gewünschte Ergebnis einfach selber zurechzubiegen. Das war natürlich nicht ideal, aber man sollte auch nicht verschweigen, dass hier das Vertrauensverhältnis in beide Richtungen gestört war.

EDIT: Deswegen finde ich es essenziell bei solchen Sachen zu fragen "an welchen Stellen des Spiels wird gemogelt (und um was zu erreichen)?", um zu schauen ob da vielleicht ein Missverständnis vorliegt, und das was sich "ermogelt" wird nicht etwas wäre, was für den Spielstil nicht ohnehin förderlich wäre - ob man nicht sagen kann "da musst du nicht für schummeln".

Geht es hier um Vertrauen oder um Spielspass?

Ich glaub der Strang sagt Vertrauen. Wenn mich jemand Anlügt dann war es das, dann ist nämlich mein Spielspass zusammen mit dem Vertrauen auch weg.

Über "Gründe" für Lügen kann man meinetwegen Diskutieren und ob man Wege findet diese Gründe zu vermeiden. Solche Wege gibt es allenhalben. Ich für meinen Teil bin bisher davon ausgegangen das alles auf dem Tisch liegt, alles wurde gesagt, die Regeln des zusammenspielens sind klar und ich vergleiche dann eben zwei Leute - der eine Lügt und der andere nicht. Und ja das ist ziemlich binär.

ps: Deine rekorik "autoritär, 'Lehrtexte', Beißreflex, et al" finde ich einer Diskussion nicht förderlich.
Titel: Re: Vertrauen
Beitrag von: chad vader am 6.03.2025 | 10:39
Geht es hier um Vertrauen oder um Spielspass?

Das ist aus meiner Sicht die wichtigste Frage. "Vertrauen" ist nämlich, im Gegensatz zu "Schummeln", ein sehr relativer, graduierlicher Begriff.

Wenn meine Tochter (10) im Spiel schummelt, dann wäre mein Vertrauen in sie nicht grundsätzlich erschüttert.
Wenn Dr. House mein Hausarzt wäre, würde ich ihm fachlich voll vertrauen, aber trotzdem nie meine Haustürschlüssel geben.
Ob Robert Habek in seiner Promotion richtig zitiert hat, ändert für mich überhaupt nichts an der Glaubwürdigkeit seiner politischen Positionen.

Und wie ich ja mal aufgezeigt habe, kann zu hartes beharren auf Korrektur von Regelfehlern auch Vertrauensbeziehungen schädigen.

Spielspaß ist aus meiner Sicht die viel wichtigere Metrik als Vertrauen.

Und mein Spielspaß leidet bei schummelnden SL genauso wie bei solchen, die ohne Schummeln Würfel drehen o.ä..

Die moralisierte Diskussion gibt mir dabei nichts. Ich zweifel eher an der persönlichen Reife von Mitspielenden, die ich beim Schummeln erwische.

EDIT: Und wenn ich mich als die persönlich reifere Person wahrnehme, kann ich ja auch versuchen, mich auf meine Rolle als Erwachsener zu besinnen und das entsprechend klären - dem/der gegenüber vielleicht sogar im persönlichen Reifeprozess einen Impuls mitgeben - quasi das Gegenteil von Schmollen, Moralisieren und Blocken.
Titel: Re: Vertrauen
Beitrag von: JollyOrc am 6.03.2025 | 10:54
Es wird ja häufig gesagt, dass man doch gar nicht Würfeldrehen müsse, da gibt es doch Gummipunkte etc.

Ich möchte hier einmal, quasi als advocatus diaboli, eine imaginäre Innensicht auf die Würfeldreher geben:

Der gefühlte Erfolg von "ich hab das dank Erzählrecht bzw. Gummipunkte geschafft" vs. dem von "ich hab das geschafft, weil ich selbstherrlich und ohne dass die anderen das merkten ein anderes (sprich: besseres) Würfelergebnis angesagt habe" sind zwei völlig andere Sachen.

Es wird auch von den anderen Leuten am Tisch anders aufgenommen, wenn man würfelt und dann sagt "jau, geschafft" als wenn man würfelt, es nicht schafft, und dann sagt "aber ich hab ja meinen Gummipunkt!"

Wir sprechen hier quasi von "Schummeln als Spaßquelle".

Und da bin ich wieder bei meiner Definition von Vertrauen im Spiel:

Kann ich davon ausgehen, dass alle am Tisch allen anderen aktiv Spaß gönnen, und deren Spaß nicht auf Kosten anderer geht?

Wenn ja, dann habe ich Vertrauen. Und das bedeutet, dass ich darauf vertraue, dass etwaige Schummler das so tun, dass sie den anderen nicht den Spaß verderben. Wenn sie das doch tun, dann haben wir ein Problem. Bis dahin ist mir persönlich das aber völlig schnuppe.

Abseits davon finde ich eben Leute, die ihre Figuren in einem kooperativen Setting notlos die Gruppe schädigen lassen ("weil mein Charakter halt so ist"), das Abenteuer sabotieren, und ähnliche Spirenzchen viel vertrauensschädigender.
Titel: Re: Vertrauen
Beitrag von: KhornedBeef am 6.03.2025 | 11:01
Also in dem einen Fall hat der Spieler nach einhelliger Gruppenmeinung das Recht, bei dieser Probe zu sagen "Ich schaffe sie" und gut, und in dem anderen Fall hat der Spieler nach einhelliger Gruppenmeinung des Recht bei dieser Probe zusagen "Ich schaffe sie!" und gut...?
Ich bin sicher, da kommst du mit vielen Leuten hier nicht auf einen gemeinsamen Standpunkt, auch wenn es nicht um Rollenspiel ginge, oder Vertrauen, oder Spaß  :think:
Nur als Denkanstoß
Titel: Re: Vertrauen
Beitrag von: chad vader am 6.03.2025 | 11:03
@JollyOrc

Also persönlich glaube ich ja, dass eingeprägte
die viel häufigeren Motive sind.

Aber es kann sein, dass zusätzlich oder als Rationalisierungsversuch der beiden genannten Ängste ein sportlicher Anreiz entsteht, wie weit es jemand treibt.

Das schafft es für mich trotzdem alles noch nicht aus der Schublade "Emotionalen Unreife" raus. 🤷

EDIT: Und nochmal - Nur weil jemand in einer bestimmten Situation unreif handelt, disqualifiziert das doch nicht grundsätzlich jede Vertrauensbeziehung.

Ich kann auch Empathie für jemanden empfinden, der sich als Kind abgewertet gefühlt hat, weil er immer wieder persönliche Spielniederlagen als etwas schlimmes vermittelt bekam, und deswegen jetzt nicht damit klar kommt, wenn sein Charakter in seiner Wahrnehmung die Gruppe hängen lässt.
Titel: Re: Vertrauen
Beitrag von: unicum am 6.03.2025 | 11:08

Und wie ich ja mal aufgezeigt habe, kann zu hartes beharren auf Korrektur von Regelfehlern auch Vertrauensbeziehungen schädigen.


Für mich ist das dann eher ein Ding von "Diese Regeln passen nicht zu mir." anderst formliert: dieses Rollenspiel ist mir zu "Regellastig".
Für mich ist der Strang auch in der hinsicht eher so eine Diskussion zwischen verschiedenen Spielstielen.

Also wenn man sich darauf geeinigt hat wie man spielt (also das beinhaltet eben ggf auch einen Regelfehler, wer definiert denn das es ein Fehler ist vieleicht sieht das die Person welche darauf beharrt ganz anderst?) dann ist das sogenannte schummeln eben ein Vertrauensbruch.

Ich meine es gibt hier auch so viele Diskussionen zu Regeln, aber oft genug hört man eben auch "keine Regeldiskussionen wärend des Spielens". Wenn man nach dem Spiel dann die Regeln einvernehmlich ändert ist das doch kein Beinbruch. Wenn aber zwei Parteien eben eine sagt sie will die Regeln so halten und die andere Partei will das eben partou nicht - was ist da schlimm daran? Niemand zwingt jemanden zum zusammenzuspielen, manchmal muss man eben kompromisse eingehen - wenn das nicht geht, dann geht es eben nicht - das kann, nein das muss man einfach mal auch akzeptieren können.
Titel: Re: Vertrauen
Beitrag von: Issi am 6.03.2025 | 11:15
Hört sich - zusammen mit den Erklärungen später - für mich nach einem derben Egozentriker an. Und wenn die Bennies vorher schon weg waren, hat er ja offenbar auch vorher schon Szenen gehabt.
Nebenbei: nach solch einer Szene nicht vom Drachen attackiert zu werden, halte ich schon für sehr wohlwollendes leiten. Dann noch zu meckern :-X ... .

Und was "gutes Rollenspiel" ist, ist stark geschmacksabhängig. Genau dafür gibt es unter anderem (gute) Regeln, um von solchen Wertungen möglichst weit weg zu kommen.
Dazu kommt, ich auf einen Regelsatz zu einigen, ist in meinen Augen das Brücken bauen, denn in den Fällen, wo so ein "Brückenbauen" notwendig ist,  ist diese Wahl das Ergebnis einer Kompromisslösung.

Dich darüber hinweg zu setzen ist ein Abreißen der Brücken für die anderen Mitspieler zu deren Spielspaß.
Naja, ich würde es nicht ganz so drastisch sehen.
Besagter Spieler ist sonst menschlich top.
Und jederzeit da, wenn jmd Hilfe braucht.

Mir hat mal jmd gesagt: Im Rollenspiel sind wir alle erst zehn.

Und da ist auch was dran.
Wir sind im Spiel, im "Kind Ich" und entsprechend emotional.
Was vielleicht auch die Leidenschaft erklärt wie wir alle hier zum Teil diskutieren.

Aber ja, ich denke das wird sich schon wieder geben.
Auf der SL Seite lässt sich sicher auch etwas bemängeln aber grobe Unfairness kann ich auch nicht erkennen.

Edit.
Zum Thema "Schummeln"
Dazu kommt: Das hätte ja im Prinzip auch kein SL weg schummeln können.(Der das hätte tun wollen)

Der Spieler hat selbst für alle sichtbar gewürfelt.
Damit ist das Ergebnis ja sofort etabliert.
Titel: Re: Vertrauen
Beitrag von: ghoul am 6.03.2025 | 11:26
ich finde es beachtlich, hier von MENSCHLICHEN MAKELN zu sprechen. Da fehlen mir alle Wort für. Alle. Null Verständnis, hier so über die Stränge zu schlagen.  :q das ist einfach ekelhaft.
Vielleicht.
Vielleicht ist aber auch Schummeln ekelhaft.  ;)
Titel: Re: Vertrauen
Beitrag von: unicum am 6.03.2025 | 11:37
Davon mal ab:
ich finde es beachtlich, hier von MENSCHLICHEN MAKELN zu sprechen. Da fehlen mir alle Wort für. Alle. Null Verständnis, hier so über die Stränge zu schlagen.  :q das ist einfach ekelhaft. Insbesondere, wenn man den Kontext betrachtet. Krieg hier Schleudertrauma vom Kopfschütteln. AURA -10.000!

Naja was ist es denn dann? Ein Characterzug den wir uns alle zu eigen machen sollten?
Also wir sollten alle schummeln? Alle Lügen wenn es uns einen Vorteil bringt?
Dann machen wir es uns so zu eigen das wir es auch ausserhalb des Spiels machen?

und dann?

Ich erinnere mich gerade an Vorlesungen in Philosophie und Soziologie und schaue in die aktuelle Weltgeschichte und mir wird echt schlecht, wenn man Lügnern vertraut dann kann das nicht gut sein.
Titel: Re: Vertrauen
Beitrag von: nobody@home am 6.03.2025 | 11:41
Naja was ist es denn dann? Ein Characterzug den wir uns alle zu eigen machen sollten?
Also wir sollten alle schummeln? Alle Lügen wenn es uns einen Vorteil bringt?
Dann machen wir es uns so zu eigen das wir es auch ausserhalb des Spiels machen?

und dann?

Ich erinnere mich gerade an Vorlesungen in Philosophie und Soziologie und schaue in die aktuelle Weltgeschichte und mir wird echt schlecht, wenn man Lügnern vertraut dann kann das nicht gut sein.

Natürlich, natürlich. Die Welt ist ja so schwarz und weiß und es gibt überhaupt nur perfekte Menschen auf der einen Seite und totalen Abschaum auf der anderen...sonst noch was? ::)
Titel: Re: Vertrauen
Beitrag von: Eleazar am 6.03.2025 | 11:48
Ein Mitspieler von mir hat die eigenartige Angewohnheit entwickelt, erst zu würfeln und dann anzusagen, was er mit dem Würfelwurf erreichen will.
Manchmal sagt er auch erst das Würfelergebnis an und lässt sich dann aus der Nase ziehen, für welche Aktion das Ergebnis dann gedacht ist. Als könnte der SL Gedanken lesen.
Das ist natürlich ein eigenartiger Move und kommunikationsmäßig anstrengend. Vor allem stellt es den Gedanken einer Probe auf den Kopf, wenn ich mir den Gegenstand der Probe nachher aussuchen kann. Ich habe nicht mehr das Vertrauen, dass er das fair durchzieht.
Aber der Mensch kämpft auch sonst mit einigen Problemen...
Und man muss jeden so nehmen, wie er ist.
Titel: Re: Vertrauen
Beitrag von: bobibob bobsen am 6.03.2025 | 12:02
Zitat
Vielleicht.
Vielleicht ist aber auch Schummeln ekelhaft.  ;)
Dafür müsste man erst mal eine objektive Definition für den Begriff Schummeln finden. Das halte ich für schwer bis unmöglich.

Ich habe mal bei einem SL mitgespielt der war der Meinung das sich Spieler das Monster Manual nicht durchlesen dürfen da sie sonst Schummeln. Was mache denn wenn ich in einer anderen Gruppe SL bin.
Titel: Re: Vertrauen
Beitrag von: chad vader am 6.03.2025 | 12:27
Dafür müsste man erst mal eine objektive Definition für den Begriff Schummeln finden. Das halte ich für schwer bis unmöglich.
Es reicht, dass wir alle uns auf eine einigen, das ist objektiv genug. Mein Eindruck ist, dass wir hier dazu weitestgehend Konsens haben, das aber von einigen immer wieder angezweifelt wird, aber ohne konstruktive Gegenvorschläge zu machen.  ;)

EDIT: Der SL mit dem sakrosankten Monsterbuch diskutiert hier ja scheinbar nicht mit, ist also wurscht.
Titel: Re: Vertrauen
Beitrag von: Raven Nash am 6.03.2025 | 12:36
Bei dem besagten SL vermute ich mal, dass er schlicht schlechte Erfahrungen mit Spielern gemacht hat, die nicht zwischen Spieler- und Charakterwissen unterscheiden konnten/wollten.
Sowas brauch ich hier nicht mal andenken - ich bin ja schon froh, wenn sie die Regeln mal lesen.  ~;D
Titel: Re: Vertrauen
Beitrag von: Boba Fett am 6.03.2025 | 12:42
Vielleicht ist aber auch Schummeln ekelhaft.  ;)

...und deswegen macht das ja auch niemand, niemals, nirgendwo...
Niemand fährt niemals irgendwo zu schnell, weil man es eilig hat und die Straße frei ist.
Niemand geht niemals zu Fuß rot über die Straße, weil weit und breit kein Auto zu sehen ist und es in Strömen regnet.
Niemand parkt jemals auf einem Ort, wo dies nicht erlaubt ist.
Niemand fährt jemals ein Auto, dessen Hauptuntersuchung auch nur einen Tag abgelaufen ist.
Soll ich bei Steuererklärungen weitermachen?

"Schummeln" ist vor allem eines: zu tiefst menschlich.

Ja, wir verabreden uns alle in Gemeinschaften, sich gemeinschaftlich an Regeln zu halten, damit alle klar kommen.
Und danach verargumentieren wir alle still und heimlich für uns, warum wir gerade in diesem speziellen Fall uns selbst eine Ausnahme genehmigt haben.
Warum sollte das am Spieltisch anders laufen?

Wenn, dann sind alle Menschen gleichermaßen ekelhaft...
Titel: Re: Vertrauen
Beitrag von: Kurna am 6.03.2025 | 12:49
Dafür müsste man erst mal eine objektive Definition für den Begriff Schummeln finden. Das halte ich für schwer bis unmöglich.

Ich habe mal bei einem SL mitgespielt der war der Meinung das sich Spieler das Monster Manual nicht durchlesen dürfen da sie sonst Schummeln. Was mache denn wenn ich in einer anderen Gruppe SL bin.

Ein anderes System leiten.  ;)

Ich würde jetzt nicht von Schummeln reden, aber bei unseren Gruppen ist es selbstverständlich, dass jeder SL ein eigenes System leitet. In der einen Gruppe leite ich Abenteuer 1880 und der andere SL DSA. Als der dritte SL noch dabei war, hat er D&D oder Sternengarde geleitet. Und wenn ich auf Wunsch der Spieler doch mal wieder auf Fantasy umschwenken sollte, würde ich Midgard nehmen.
Und in der anderen Gruppe leite ich ebenfalls Abenteuer 1880 und die andere SL Vampires.
Titel: Re: Vertrauen
Beitrag von: nobody@home am 6.03.2025 | 12:53
...und deswegen macht das ja auch niemand, niemals, nirgendwo...
Niemand fährt niemals irgendwo zu schnell, weil man es eilig hat und die Straße frei ist.
Niemand geht niemals zu Fuß rot über die Straße, weil weit und breit kein Auto zu sehen ist und es in Strömen regnet.
Niemand parkt jemals auf einem Ort, wo dies nicht erlaubt ist.
Niemand fährt jemals ein Auto, dessen Hauptuntersuchung auch nur einen Tag abgelaufen ist.
Soll ich bei Steuererklärungen weitermachen?

"Schummeln" ist vor allem eines: zu tiefst menschlich.

Ja, wir verabreden uns alle in Gemeinschaften, sich gemeinschaftlich an Regeln zu halten, damit alle klar kommen.
Und danach verargumentieren wir alle still und heimlich für uns, warum wir gerade in diesem speziellen Fall uns selbst eine Ausnahme genehmigt haben.
Warum sollte das am Spieltisch anders laufen?

Wenn, dann sind alle Menschen gleichermaßen ekelhaft...

Schlimmer noch, wir leben in einer Gesellschaft, die gewisse Flunkereien von uns geradezu erwartet. Welches Verhalten wird wohl eher belohnt: anderen Leuten auch die brutalsten "Wahrheiten" einfach mal eben ungeschminkt vor den Latz zu knallen, oder vielleicht doch eher, seine eigentliche Meinung wenigstens "höflich" für sich zu behalten und sich "diplomatisch" durch dieselbe Art von Situation zu lavieren?

Aber das ist halt der kleine Unterschied zwischen Theorie und Praxis: theoretisch gibt es keinen Unterschied... ;)
Titel: Re: Vertrauen
Beitrag von: Issi am 6.03.2025 | 13:03
Ich glaube ehrlich gesagt nicht, dass sich ein selbst erschummelter Erfolg für einen Spieler auf Dauer gut anfühlt.

Vielleicht ist das Gefühl für Schummler immer noch besser als gescheitert zu sein.

Aber von "gut", bestimmt weit entfernt.

Wenn Schummeln hier ein riesen Taboo ist, wird sich leider auch niemand trauen sich da ehrlich zu machen.
Und wir bleiben bei "Böse basta."
Titel: Re: Vertrauen
Beitrag von: KhornedBeef am 6.03.2025 | 13:08
Schlimmer noch, wir leben in einer Gesellschaft, die gewisse Flunkereien von uns geradezu erwartet. Welches Verhalten wird wohl eher belohnt: anderen Leuten auch die brutalsten "Wahrheiten" einfach mal eben ungeschminkt vor den Latz zu knallen, oder vielleicht doch eher, seine eigentliche Meinung wenigstens "höflich" für sich zu behalten und sich "diplomatisch" durch dieselbe Art von Situation zu lavieren?

Aber das ist halt der kleine Unterschied zwischen Theorie und Praxis: theoretisch gibt es keinen Unterschied... ;)
Wenn ich dir nicht sage, wie hässlich du bist, tue ich das um deinetwillen (oder nur mittelbar, um den Nachteil "Fresse poliert" nicht akzeptieren zu müssen, den du mir aber auch nur regelwidrig verpassen könntest, für mich); Wenn ich dir sage "Klar habe ich die 5 Euro in die Getränkekasse geworfen" oder "Tja, auf dem Los stand mein Name, ich habe den Ferrari gewonnen..hätte aber jeder von uns sein können!" mache ich das zu meinem Vorteil; Das ist der Unterschied zwischen Äpfeln und Birnen, mein Lieber. Man kann dann darüber streiten, was was beim Würfeldrehen ist.
Titel: Re: Vertrauen
Beitrag von: chad vader am 6.03.2025 | 13:12
@Issi und @Boba
+1
Titel: Re: Vertrauen
Beitrag von: nobody@home am 6.03.2025 | 13:24
Wenn ich dir nicht sage, wie hässlich du bist, tue ich das um deinetwillen (oder nur mittelbar, um den Nachteil "Fresse poliert" nicht akzeptieren zu müssen, den du mir aber auch nur regelwidrig verpassen könntest, für mich); Wenn ich dir sage "Klar habe ich die 5 Euro in die Getränkekasse geworfen" oder "Tja, auf dem Los stand mein Name, ich habe den Ferrari gewonnen..hätte aber jeder von uns sein können!" mache ich das zu meinem Vorteil; Das ist der Unterschied zwischen Äpfeln und Birnen, mein Lieber. Man kann dann darüber streiten, was was beim Würfeldrehen ist.

Da das Fadenthema ja "Vertrauen" heißt und nicht "Würfeldrehen"...persönlich hätte ich am Tisch definitiv mehr Vertrauen zu einem bekannten gelegentlichen Würfeldreher als zu einem Mitspieler mit allzu schwarzweiß verdrehter Weltsicht. Mit dem ersteren traue ich mir nämlich eher zu, überhaupt zu einer Verständigung über sein "Problem" zu kommen -- soweit es denn eins ist --, aber den letzteren von einer anderen Ansicht als eben der seinen zu überzeugen...? :think:
Titel: Re: Vertrauen
Beitrag von: Streunendes Monster am 6.03.2025 | 13:54
Ich weiß nicht, ob man außerhalb meiner norddeutschen Blase den Begriff "Flunkern" kennt.
Das ist Lügen-light.
Also: nicht so ganz die Wahrheit sagen, dabei aber ohne schädliche Intention.
Hatte da demletzt mit dem Bauern aus dem baldigen Nachbardorf drüber gesprochen und erinnere mich gerade ...

Ähnlich verhält es sic h für mich (!) mit dem Würfeldrehen.
Wenn ich diese Handlung mal eskaliere:
Würfeldrehen --> Schummeln/Täuschen --> Betrügen

Einen Würfel zu drehen ist ja erstmal keine strafbare Handlung und zeugt mitnichten von makelbehaftetem Charakter.
Die Intention eines Würfeldrehers ist ja gemeinhin nicht, sich einen vermögenswerten Vorteil zu verschaffen.
Vielmehr geht es um einen kurzzeitigen, situativen Vorteil, bzw Ausgleich eines veritablen Nachteils. Also die Auswirkung eines Würfelwurfes.

Bei so einer ultra-Lappalie von Betrug, menschlichen Makeln und anderen Superlativen zu reden, Mitmenschen die Redlichkeit abzuerkennen und ihnen Arglist zu unterstellen ist dermaßen over the top, dass ich mich eigentlich gar nicht mehr darüber wundere, wie weit es in unserer Gesellschaft gekommen ist.
Einfach mal den Ball büschen flacher halten.  :d
Titel: Re: Vertrauen
Beitrag von: ghoul am 6.03.2025 | 13:57
Dann nenne es eben Unreife statt Makel.
Titel: Re: Vertrauen
Beitrag von: Ludovico am 6.03.2025 | 13:58
Bei so einer ultra-Lappalie von Betrug, menschlichen Makeln und anderen Superlativen zu reden, Mitmenschen die Redlichkeit abzuerkennen und ihnen Arglist zu unterstellen ist dermaßen over the top, dass ich mich eigentlich gar nicht mehr darüber wundere, wie weit es in unserer Gesellschaft gekommen ist.
Einfach mal den Ball büschen flacher halten.  :d

 :d
Absolute Zustimmung!
Aus meiner Sicht ist Würfeldrehen ein Teil eines bestimmten Spielstils. Und es steht Außenstehenden nicht zu, andere Gruppen für ihren Spielstil zu kritisieren. Man darf allenfalls feststellen, dass das nichts für einen ist.
Titel: Re: Vertrauen
Beitrag von: Zed am 6.03.2025 | 14:00
...und deswegen macht das ja auch niemand, niemals, nirgendwo...
Niemand fährt niemals irgendwo zu schnell, weil man es eilig hat und die Straße frei ist.
Niemand geht niemals zu Fuß rot über die Straße, weil weit und breit kein Auto zu sehen ist und es in Strömen regnet.
Niemand parkt jemals auf einem Ort, wo dies nicht erlaubt ist.
Niemand fährt jemals ein Auto, dessen Hauptuntersuchung auch nur einen Tag abgelaufen ist.
Soll ich bei Steuererklärungen weitermachen?

"Schummeln" ist vor allem eines: zu tiefst menschlich.

Ja, wir verabreden uns alle in Gemeinschaften, sich gemeinschaftlich an Regeln zu halten, damit alle klar kommen.
Und danach verargumentieren wir alle still und heimlich für uns, warum wir gerade in diesem speziellen Fall uns selbst eine Ausnahme genehmigt haben.
Warum sollte das am Spieltisch anders laufen?

Wenn, dann sind alle Menschen gleichermaßen ekelhaft...

Schon der Begriff "Schummeln" ist ein rhetorisch geniales Wort, von der Seite eingeführt, die "nur" eine Extremposition einer in der Realität graduellen Grundfertigkeit des Spielleitens beschreibt.

Deine Beispiele, Boba, zeigen deutlich, wodurch sich das Wort "Schummeln" im Realleben häufig ersetzen ließe - teilweise zB durch "gerechtfertigte Notstände" und "verantwortungsvolles Regelübertreten" - und auch @Maarzan wenn ich Zeit habe in Richtung Wochenende, möchte ich gerne am Thema "Rollenspiel" zeigen, dass "Schummeln" auch im Rollenspiel nur ein polemisierender, in der Realität selten anzuwendender Begriff ist.
Titel: Re: Vertrauen
Beitrag von: Issi am 6.03.2025 | 14:12
Wenn ich dir nicht sage, wie hässlich du bist, tue ich das um deinetwillen (oder nur mittelbar, um den Nachteil "Fresse poliert" nicht akzeptieren zu müssen, den du mir aber auch nur regelwidrig verpassen könntest, für mich); Wenn ich dir sage "Klar habe ich die 5 Euro in die Getränkekasse geworfen" oder "Tja, auf dem Los stand mein Name, ich habe den Ferrari gewonnen..hätte aber jeder von uns sein können!"
Sollen sie doch Ferrari fahren!

Im Ernst: Wenn ein Mitspieler  meint, sich einen Ferrari ergaunern zu müssen - ergaunert er ihn da nicht letztlich für die ganze Gruppe?

OK, vielleicht ist meine Figur nicht der Fahrer, aber so super schlecht ist es für die Gruppe bestimmt nicht einen zu haben
.
Problem habe ich mEn. dann, wenn ich selbst gerne der Besitzer und Fahrer wäre.
Also ne Art "Beute Neid" verspüre.
(Nicht, dass man das nicht haben darf. Aber es spielt mit rein.)

Will sagen: Natürlich gibt's da die Geier, die sich was unlauter unter den Nagel reißen,
um vermeintlich "besser" dazustehen.
Aber das Spielchen funktioniert ja nur, wenn die anderen sie tatsächlich darum "beneiden." -Anstatt die " heimliche Armut" dahinter erkennen, die dazu führt, dass man sowas überhaupt macht.


Zum Fresse polieren:
" Ich will mich nicht mit euch Prügeln, ihr seid schon hässlich genug" beschwichtigt bestimmt  ~;D



Titel: Re: Vertrauen
Beitrag von: ghoul am 6.03.2025 | 14:29
Schon der Begriff "Schummeln" ist ein rhetorisch geniales Wort, von der Seite eingeführt, die "nur" eine Extremposition einer in der Realität graduellen Grundfertigkeit des Spielleitens beschreibt.

Deine Beispiele, Boba, zeigen deutlich, wodurch sich das Wort "Schummeln" im Realleben häufig ersetzen ließe - teilweise zB durch "gerechtfertigte Notstände" und "verantwortungsvolles Regelübertreten" - und auch @Maarzan wenn ich Zeit habe in Richtung Wochenende, möchte ich gerne am Thema "Rollenspiel" zeigen, dass "Schummeln" auch im Rollenspiel nur ein polemisierender, in der Realität selten anzuwendender Begriff ist.

Mit Verlaub, Quatsch!
Wenn Schummeln für dich eine Extremposition darstellt, dann ist das doch genau jene Extremposition, die ich bekämpfe.
Wer (heimlich und unerlaubt) schummelt, richtet Schaden an. Punkt. Die zugrunde liegenden Regeln sind das, worauf sich die Gruppe gemeinsam bezieht. Durch Verfälschen von Würfelergebnissen während des Spiels erschleicht sich ein Einzelner Erzählrechte, die ihm nicht zustehen. Dies geht zulasten von Mitspielern, die herausfinden wollen, was (durch das Spiel, also durch die Interaktion mit der Spielwelt über die Regelmechanismen) geschieht.
Schummelei kann eine ganze Spielsitzung entwerten. Das ist Lebenszeitverlust! Da soll mir lieber einer einen Schein aus dem Geldbeutel klauen als sowas! (@Streunendes Monster)
Darum darf (uneinvernehmliche) Schummelei am Spieltisch nicht toleriert werden.
Betrug ist kein Spielstil.
Titel: Re: Vertrauen
Beitrag von: Streunendes Monster am 6.03.2025 | 14:29
Dann nenne es eben Unreife statt Makel.

Nö  ;D

Weder hier (https://www.dwds.de/wb/unreif) noch hier (https://de.wikipedia.org/wiki/Unreife_Pers%C3%B6nlichkeitsst%C3%B6rung) finde ich etwas, wo ich sagen würde: das passt für mich.

Nach wie vor viel zu superlativiert, negativ aufgeladen und negativkonnotiert.

EDIT: und nein, ich möchte Dir keinen Schein aus der tasche stehlen @ghoul. Einerseits übt Diebstahl keinen Reiz auf mich aus, andererseits habe ich für meine Ansprüche genug davon und außerdem wäre das eine echte Straftat und in meinem Verständnis mit einem negativen Superlativ zu bewerten.


Im Sinne des Thread-Themas ist diese Diskussion aber nun wirklich nicht mehr. Daher belasse ich es dabei.
Titel: Re: Vertrauen
Beitrag von: Boba Fett am 6.03.2025 | 14:31
Deine Beispiele, Boba, zeigen deutlich, wodurch sich das Wort "Schummeln" im Realleben häufig ersetzen ließe - teilweise zB durch "gerechtfertigte Notstände" und "verantwortungsvolles Regelübertreten" ...

Danke!
Ganz nebenbei: Ich plädiere für das Einhalten von Regeln - auch in den von mir aufgezeigten Alltags-Situationen.
Ich sehe auch in den wenigsten Situationen einen gerechtfertigten Notstand. Meistens nehme ich Egoismus oder Gedankenlosigkeit wahr. (auch bei mir selbst)
(Beispiel: Die allerwenigsten fahren zu schnell mit dem PKW, weil sie irgendeinen wirklichen Notfall haben. Manche bilden sich ein, dass ihr Grund so relevant wäre, die meisten fahren einfach gedankenlos zu schnell.)
Aber ich bin nicht so vermessen, behaupten zu wollen, ich würde nie als Fußgänger eine rote Ampel ignorieren oder als Radfahrer niemals auf der falschen Seite oder in einer Einbahnstraße in die falsche Richtung fahren. Ich weiß dann aber auch, dass ich mich genauso egoistisch verhalte. (Und es gibt auch klare Situationen, wo das für mich ein NoGo wäre.)
Insofern: Ich denke, es ist meistens falsch und befürworte es, sich richtig zu verhalten, bin aber nicht so vermessen mir ständiges richtig Verhalten zuzuschreiben.
Und insofern muss ich mir dann auch Toleranz aneignen, wenn andere sich genauso wenig richtig verhalten. Gefährdende Situationen wären absolutes NoGo.

Kommen wir zum Spieltisch... Da gilt das gleiche, (da nehme ich Mitspielenden massiv den Unterhaltungswert beeinträchtigen als NoGo - allerdings muss man da auch die Empfindlichkeit des Mitspielenden bewerten).
Auch im Rollenspiel plädiere ich für regelkonformes Spielen und versuche, mich möglichst genau an die Spielregeln zu halten.
Spielregeln wecken ohnehin mein Interesse und oft auch eine gewisse Begeisterung. Es liegt aber auch daran, dass mich die negative Konsequenz im Spiel nicht stört.
Ganz im Gegenteil: Meist bereichert die negative Konsequenz das Spielerlebnis, weil es gerade dann interessant wird.
Das Ableben der Spielfigur ist eben nicht das gleiche, wie pitschnass im Regen mit dem Rad 100m gegen die verkehrsberuhigte Einbahnstraße zu fahren, um 2km Umweg zu sparen. 8)
Aber das sind meine Prämissen und Prioritäten.
Bin ich irgend eine maßgebliche Instanz, dass ich mir anmaße zu entscheiden, was meinem Nachbarn wichtig sein darf oder muss? Nö. Also spare ich mir irgendwelche anmaßende Bigotterie. Ich bin ja selbst nicht perfekt.
Wenn irgendwer mir massiv den Spielspaß raubt, spiele ich nicht mehr mit ihm. Das reicht doch als Konsequenz. Gleiches gilt für "die Chemie muss stimmen".
Ansonsten hat jede(r) erst einmal eine Menge Vertrauen von mir zu erwarten.

Ich gehe grundsätzlich erst einmal optimistisch an die Rollenspiel Situation.
4 Ausgangsannahmen: 1. Wir wollen alle spielen. 2. Jeder will gut unterhalten werden. 3. Jeder weiß, dass es bestimmte Dinge braucht, damit das gelingt. 4. Jeder ist bereit, seinen Teil dazu beizutragen.
Diese "bestimmten Dinge" lege ich in die Schubladen "Sozialkompetenz", "Engagement", "Kompromissbereitschaft" und "Gesunder Menschenverstand" ab.
Und ich weiß auch, dass es unterschiedliche Erwartungshaltungen gibt und dass diese nicht immer kompatibel sind.
Wobei ich festgestellt habe, dass ich eigentlich mit fast (!) jeder Art Rollenspiel zu spielen, Spaß und Unterhaltung haben kann. Ich pass mich an und finde ziemlich unterschiedliche Sachen gut. (Ich hab auch keinen speziellen Musik-Geschmack, sondern finde in fast jeder Musikrichtung Lieder, die ich gern höre.)
In den letzten 20 Jahren bin ich sehr gut damit gefahren. Inklusive der Erkenntnis, dass es auch Leute gibt, die eben egoistisch sind. Aber da muss ich mich auch nicht entrüsten - dann spielt man eben nicht mehr gemeinsam.
Und vor allem muss deswegen ich nicht über anderes Verhalten oder Leute irgendwelche Wertungen aussprechen. Das finde ich ehrlich gesagt ziemlich anmaßend.
Titel: Re: Vertrauen
Beitrag von: schneeland am 6.03.2025 | 15:17
Boba hat das ja schon ziemlich gut ausgeführt.

Was ich noch hinzufügen würde: ich glaube im Rollenspiel verhindert Schummeln*, v.a. wiederholtes Schummeln, bessere Lösungen in der Gruppe. Wo nicht geschummelt wird, kann nach als unbefriedigend empfundenen Spielsituationen ein Gespräch beginnen, ob diese im Gruppenkonsens aufgehoben werden und ob Maßnahmen ergriffen werden sollen, solche Situationen in Zukunft zu verhindern. Möglicherweise kommt die Gruppe zum Schluss, dass sie gerne entsprechende Spielmechanismen einführen möchte (Schicksalspunkte, Glücksattribut, etc.) oder sie beginnt die Diskussion, ob ein anderes Regelwerk besser den eigenen Wünschen entspricht. Wird aber geschummelt, finde diese Kommunikation nicht statt - anstatt das eigentliche Problem anzugehen wird es quasi einfach Klebeband als Provisorium draufgeklatscht.

* Arbeitsdefinition für Schummeln: eigenmächtiges, verdecktes Abweichen von vereinbarten Regeln und Übereinkünften mit dem Zweck, eine Spielsituation entsprechend der eigenen Wünsche zu verändern.
Titel: Re: Vertrauen
Beitrag von: flaschengeist am 6.03.2025 | 16:28
Das Thema gefällt mir und wie es sich fürs Tanelorn gehört, gibt es schon nach kurzer Zeit viele spannende Beiträge :d. Ich würde an einigen Stellen gerne anknüpfen oder ergänzen aber es ist einfach zu viel gutes Zeug, um auf alles einzugehen.

Wenn ich dir nicht sage, wie hässlich du bist, tue ich das um deinetwillen (oder nur mittelbar, um den Nachteil "Fresse poliert" nicht akzeptieren zu müssen, den du mir aber auch nur regelwidrig verpassen könntest, für mich); Wenn ich dir sage "Klar habe ich die 5 Euro in die Getränkekasse geworfen" oder "Tja, auf dem Los stand mein Name, ich habe den Ferrari gewonnen..hätte aber jeder von uns sein können!" mache ich das zu meinem Vorteil; Das ist der Unterschied zwischen Äpfeln und Birnen, mein Lieber. Man kann dann darüber streiten, was was beim Würfeldrehen ist.

Ja, eine "weiße Lüge" würde ich definitiv unterscheiden von der manipulativen Lüge, die dazu dient eigene Bedürfnisse auf Kosten anderer (also "egoistisch") durchzusetzen.


Aber ich bin nicht so vermessen, behaupten zu wollen, ich würde nie als Fußgänger eine rote Ampel ignorieren oder als Radfahrer niemals auf der falschen Seite oder in einer Einbahnstraße in die falsche Richtung fahren. Ich weiß dann aber auch, dass ich mich genauso egoistisch verhalte. (Und es gibt auch klare Situationen, wo das für mich ein NoGo wäre.)

Wenn man unter Egoismus versteht, seine Interessen auch dann durchzusetzen, wenn es anderen schadet (s.o.), scheint mir dein Beispiel nicht egoistisch zu sein. Die Ampel leidet jedenfalls nicht und wenn dein Verhalten keiner sieht, nichtmal die Verbindlichkeit der (in vielen Fällen sinnvollen) Norm.


@Topic
Ich persönlich genieße im Rollenspiel besonders, Herausforderungen zu überwinden. Das bedeutet für mich in erster Linie, die Fähigkeiten der Gruppe klug einzusetzen. Fähigkeiteneinsatz geht (fast immer) mit Würfeln einher. Auch die "Gegner" (gesteuert von der Spielleitung) halten mit ihren Möglichkeiten dagegen, was ebenfalls durch Würfeln simuliert wird.
Schummeln nach der Definition von Weltengeist beeinträchtigt meinen Genuss stark. Egal ob Spielleitung oder Spieler schummeln, weil eine unehrlich überwundene Herausforderung sich ebenso schal anfühlt wie eine Herausforderung, die nur dank Schummeln durch die SL nicht geschafft wurde.
Bis zum Beweis des Gegenteils unterstelle ich jedoch erstmal keinen Vorsatz, wenn Regeln vergessen/falsch angewandt werden  - je komplexer das System, desto unvermeidbarer ist dies, ganz besonders für die SL, die ja oft mehrere NSCs steuert -  oder etwas falsch zusammen gerechnet wird (Kopfrechnen ist halt nicht jedermenschs Sache).
Aber einer Herausforderung  ist es letztlich egal, ob sie unabsichtlich oder aus Vorsatz unterlaufen wird. An der Stelle sehe ich VTTs wie Roll 20 im Vorteil: Die Würfe kann jeder sehen und Rechenfehler passieren ebenfalls nicht. 
Titel: Re: Vertrauen
Beitrag von: unicum am 6.03.2025 | 17:38
Niemand fährt niemals irgendwo zu schnell, weil man es eilig hat und die Straße frei ist.
...
"Schummeln" ist vor allem eines: zu tiefst menschlich.

Ja, wir verabreden uns alle in Gemeinschaften, sich gemeinschaftlich an Regeln zu halten, damit alle klar kommen.
Und danach verargumentieren wir alle still und heimlich für uns, warum wir gerade in diesem speziellen Fall uns selbst eine Ausnahme genehmigt haben.
Warum sollte das am Spieltisch anders laufen?

Nun ja, wie ist es wenn man erwischt wird?
Soll derjenige der jemanden erwischt es einfach auf sich beruhen lassen? (Im ersten Fall wird er sagen "Führerschein, Fahrzeugpapiere,...")

Ich meine klar oft genug passiert bei den Dingen die du aufgeführt hast nichts,... und dann hast du doch mal ein kleines Kind unter der Motorhaube,...

Klar das wird beim Würfeldrehen oder beim lesen des Abenteuerbandes den der SL gerade spielen will nicht passieren. Aber für mich ist Vertrauen auch etwas das man sich "verspielen" kann. Und ja es wird selten vorkommen das jemand sich so wirklich plakativ beim Würfeldrehen erwischen lässt, aber ja es kommt vor.

Zugestanden das Problem gibt es eben nur wenn jemand ein Problem darin sieht. Davon gibt es hier wohl ein paar, mich eingeschlossen.

So und an der Stelle mal gesagt: Ich mag durchaus Systeme in denen es möglich ist einen Wurf zu wiederholen in dem man eine Resource ausgibt, Bennies, Glückspunkte, was auch immer und ich finde auch Systeme Charmant welche Scheitern belohnen, vieleicht mit Glückspunkten, EP oder anderem.
Klar, Ich kenn das Gefühl "Mist, Wurf total verrissen der jezt echt wichtig war" durchaus. Nur, meine Beobachtungen lassen mich vermuten das Leute die schummeln das nicht nur bei Würfen machen die "wichtig" sind sondern ... immer. Siehe meinen Beitrag weiter oben über gezinkte Würfel. Ich meine schon alleine die Tatsache das ich gezinkte Würfel käuflich erwerben kann sagt doch auch schon einiges aus, oder? Es lohnt sich also solche Würfel herzustellen (also zumindest bei D6 hab ich sowas schon gesehen).

Wenn ich SL bin lasse ich auch Dinge ohne Würfelwurf klappen, bei genügend hoher Kompetenz der Spielfiguren und / oder bei "coolen Ideen". Es ist also nicht mal so oft notwenidg zu würfeln und zu "schummeln"

Aber ja - wenn jemand am Tisch schummelt wäre das für mich ein Grund das spielen mit dieser Person sehr stark zu hinterfragen.

Da ich sehr gerne taktisch spiele und dabei durchaus die Fähigkeiten meiner Figur in betracht ziehe empfinde ich es dann einfach ungerecht wenn dann jemand das zunichte macht durch "würfelt zu gut für diese Welt".

Wobei ich sagen muss das in meinem Umfeld der Spieler ich so etwas nur sehr marginal erlebt habe (also Gezinkte Würfel oder das Abenteuer lesen) aber ja es "sticht" mich trozdem. Auf Cons,... ah ja da trifft man auch mal Leute mit denen wohl sonst niemand zusammen spielen will,... (Cons sind wie eine Schachtel Pralinen man weis nie,...)
ps: Ich mach auf Cons auch sonst immer ein System mit "Würfe wiederholen" auch wenn das Regelwerk das ich leite so etwas ggf nicht zulässt, aber wenn dann eben trozdem jemand betrügen (aka schummeln) würde? WTF!
Titel: Re: Vertrauen
Beitrag von: gilborn am 6.03.2025 | 20:48
 Ich habe bei zwei von fünf meiner SL nicht das Vertrauen, dass er, wenn ein Würfelwurf sehr negative Konsequenzen für meinen SC hat, diese auch durchzieht. Das würde ich mir aber wünschen.
Ich habe bei vier von fünf meiner SL nicht das Vertrauen, dass ich den Plot als SC wirklich beeinflussen kann, ich vermute Illusionismus.

Bei einem Spielleiter habe ich nicht das Vertrauen, dass er fair spielt, zwar meist zu unseren Gunsten, manchmal aber auch nicht: Ich weiß von einem Fall, in dem er gezielt (hat er mir aus freien Stücken erzählt) einen Spielercharakter eines anderen Spielers über den Jordan springen hat lassen, und einmal war ich, bzw. mein SC das Opfer, auch wenn ich es natürlich nicht beweisen kann. Das war sehr bitter, da der Charakter eine coole Storyline offen hatte, die er aber nicht mochte (das war mMn auch der Grund, warum er ihn getötet hat).
Auf der anderen Seite wäre das Spiel ohne Schummeleien zu unseren Gunsten bei ihm eine Katastrophe:
Ich habe absolut kein Vertrauen darin, dass er seine Encounter gebalanct kriegt, damit meine ich nicht, Combat as Sport, sondern dass Gegner willkürliche, nicht anhand der Spielwelt einschätzbare Kompetenz haben. Da sind auch schonmal absolut unwichtige NPCs die Jahre unter Folter im Verlies waren und rauskommen auf Bosslevel (Dieser spezielle Fall hat dann sogar dazu geführt, dass die Situation nachträglich rückgängig gemacht wurde).
Auch ist seine Regelanwendung sehr inkonsequent, gerade im Kampf hätte ich da oft ein verlässlicheres Gerüst.
Regelseitig und Fairnessmäßig also absolut kein Vertrauen.
(Ja, ich spiele dennoch gerne in der Runde : ))

Bei einem meiner Spieler habe ich nicht das Vertrauen, dass er seine Charaktere ordentlich baut, und das immer zu seinem Vorteil. Das nervt mich dann schon oft, weil damit halt der Abenteuerverlauf schon einmal krass zerschossen wurde (Im Nachgang hat er aber von sich aus eingeräumt, einen Fehler gemacht zu haben, aber da war das Kind schon im Brunnen), das ursprüngliche Vertrauen baut sich erst nach und nach wieder auf.
Ich glaube, er hat auch kein Vertrauen in mich als SL, dass ich seinen Charakter schnell und bei Gelegenheit mangels guter Werte in die Pfanne hauen würde, was ich schade finde.
Aber ich kann auch nicht abstreiten, dass er ein sehr guter MinMaxer ist vllt. liegt auch viel an meiner eigenen mangelhaften Regelkenntnis. Oft habe ich nur eine Ahnung, dass sein "Build" nicht ganz ok ist.

Ich glaube nicht, dass meine Spieler (im Fall der Person gerade: bewusst) schummeln. Es ist mir aber auch zu einem gewissen Grad egal, bewusstes Schummeln empfinde ich als grob unsportlich und somit bin ich eher im Team Charakterschwäche (Vergleiche mit roten Ampeln in der Nacht hinken für mich), aber eine über die ich hinwegsehen kann und weil ich sie nicht zu meinen Problemen machen will. Schon gar nicht im Rahmen einer Rollenspielrunde. Erst wenn es das Spielerlebnis deutlich beeinträchtigt, würde ich Konsequenzen ziehen.

Ich habe Vertrauen in die Regelwerke Traveller, Chutuluh und DSA. Mit Abstrichen in DSA4, DSA5 und Shadowrun4+5, dass sie einigermaßen das tun, was sie sollen. Bei DnD5 nur bis etwa Stufe 7.
Ich habe kein Vertrauen in das Regelwerk von Fiasko, Crown and Scull und Swords and Wizardry, das hat mich verloren.
Ich habe Vertrauen in ICRPG, pbtA Spiele und DCC, auch wenn sie nicht meins sind.
Ich habe Vertrauen in meine Spieler, dass sie eine Spielrunde nicht leichtfertig absagen.
Ich habe Vertrauen in meine Spieler, dass sie versuchen, eine coole Runde zusammen mit mir zu gestalten und dem Folgen, was vorbereitet ist.
Ich glaube meine Spieler haben Vertrauen in mich, dass ich den Plot sich organisch entfalten lasse und dass ihre Handlungen Konsequenzen zeigen.
Ich habe Vertrauen darin, dass den Spielern sehr gut gefällt, was ich als SL veranstalte.
Ich habe bei zwei meiner Spieler kein Vertrauen darin, dass sie durch entsprechende Möglichkeiten im Regelwerk dem Wiederstehen können, den Spaß aus dem Spiel herauszumaxen und unrunde Charaktere zu entwerfen. Da wurde schon oft von meiner Seite nachjustiert, was durchaus mal zu murren geführt hat.
Ich glaube, die Spieler haben kein Vertrauen darin, dass ich hinter dem Schirm keine Würfel drehe - deshalb würfle ich (mit sehr wenigen Ausnahmen, Menschenkenntnisproben z.B.) offen.
Ich habe Vertrauen in die Würfel - dass sie auf lange Sicht die spannendsten, interessantesten, einprägsamsten, emotionalsten, fiesesten, beglückensten und somit besten Geschichten erzeugen.

Spannend finde ich Megavolts Idee, die Spieler sollen sich die Generierungspunkte nehmen, die sie brauchen. Das werde ich bei nächster Gelegenheit (sprich: dem passenden System) mal so machen. Bin auch gespannt, ob dann einer murrt, dass ihm das den Spaß am hin- und herdrehen von Werten nimmt.
Titel: Re: Vertrauen
Beitrag von: Issi am 7.03.2025 | 07:35
gilborn
+1

Ich habe ja mal zum Spaß meinen Lieblings Spielleiter gefragt, ob er schon mal die Würfel gedreht hat.
Als dann ein:" Ja, selten war schonmal notwendig "- kam, war ich erstmal geschockt.

Zumal er das für sich selbst als Spieler auf keinen Fall will.

Würde ich deshalb aus der Runde aussteigen?
Auf keinen Fall!

Wenn er sagt, das war notwendig, dann vertraue ich, dass es so war.
Oder anders: Dann erteile ich nachträglich gerne die Befugnis.
Denn ich habe das Gefühl dass alle am Tisch fair behandelt werden.
Außerdem macht das Gemeinsame Spiel Spaß.


Das kann ich nicht von jedem Spielleiter behaupten, bei dem ich jemals saß.

Gerade in Runden, wo es bevorzugte Spieler gab, und Konkurrenz (unter diesen), saßen mEn. die meisten Schummler.








Titel: Re: Vertrauen
Beitrag von: Boba Fett am 7.03.2025 | 08:18
Nun ja, wie ist es wenn man erwischt wird?

In den Alltags-Situationen bekommt man dann meistens eine Konsequenz.
Im harmlosesten Fall eine Ermahnung. Aber im Wiederholungsfall werden die Konsequenzen dann verschärft.
(Ich meine hier übrigens nicht nur Straßenverkehrs-Situationen. Wenn Du Dich auf der Party deines Kumpels daneben benimmst, kriegst Du auch einen Kommentar. Wiederholt sich das, wirst Du irgendwann nicht mehr eingeladen. Wiederholt es sich trotzdem, wirst Du explizit "ausgeladen". Und irgendwann hast Du dann Hausverbot... )

Und das ist im Rollenspiel auch nicht anders. Wenn Du beim Rollenspiel erwischt wirst, dass Du entgegen Absprachen die (Spiel- oder Verhaltens- [Würfel]) Regeln ignorierst, bekommst Du auch eine Konsequenz. Das mag eine Ermahnung ("Kopfschütteln und ein entsprechender Blick"  8]) sein. Und im Wiederholungsfall verschärfen sich auch die Konsequenzen - bis man nicht mehr mit Dir spielt.

Genau genommen hat man dann das Vertrauen, verspielt...

Ich behandel "Schadensfall in Alltags-Situationen" mal nur grob, auch wenn das auch in Rollenspielsituationen grundsätzlich denkbar ist.
Aber generell gilt da eben: Da werden die Konsequenzen gleich drastischer und das Vertrauen ist sofort verloren.

Das gilt übrigens auf beiden Seiten des Spielleiterschirms (auch bei denen, die keinen nutzen).
Titel: Re: Vertrauen
Beitrag von: Boba Fett am 7.03.2025 | 08:33
Um mal wieder zum Eingangsthema zu kommen und weils so gut passt (Danke, Issi!)


Ich habe ja mal zum Spaß meinen Lieblings Spielleiter gefragt, ob er schon mal die Würfel gedreht hat.
... "Ja, selten war schonmal notwendig"...
Würde ich deshalb aus der Runde aussteigen?
Auf keinen Fall!

Ja, und warum?
Wohl offensichtlich, weil Du das Vertrauen in diese Person hast, dass die-/derjenige das nicht leichtfertig oder zum Nachteil von irgendjemanden einsetzt.
Die-/Derjenige hat mit dem Spielleiten sich soviel Credit verdient, dass es nicht mehr wichtig ist, wie er seine Arbeit macht.
Und genau so soll es doch eigentlich auch sein.

[Gilt für die Mitspielenden ebenso.]
Titel: Re: Vertrauen
Beitrag von: Weltengeist am 7.03.2025 | 10:10
Und das ist im Rollenspiel auch nicht anders. Wenn Du beim Rollenspiel erwischt wirst, dass Du entgegen Absprachen die (Spiel- oder Verhaltens- [Würfel]) Regeln ignorierst, bekommst Du auch eine Konsequenz. Das mag eine Ermahnung ("Kopfschütteln und ein entsprechender Blick"  8]) sein. Und im Wiederholungsfall verschärfen sich auch die Konsequenzen - bis man nicht mehr mit Dir spielt.

Genau genommen hat man dann das Vertrauen, verspielt...

Bei dem, was Boba hier schreibt, war für mich jetzt viel Schönes dabei. Denn so läuft es doch bei den meisten in Wirklichkeit, oder?

Vertrauen bedeutet, dass man zunächst einmal davon ausgeht, dass sich der andere an die (geschriebenen und ungeschriebenen) Gesetze des sozialen Zusammenlebens hält. Dabei gibt es reichlich Raum für Missverständnisse, weil Menschen teilweise verschiedene Vorstellungen gerade von den ungeschriebenen Regeln haben. Vertrauen kann daher absichtlich und unabsichtlich beschädigt werden. Und dieser Schaden kann wiederum unterschiedliche Ausmaße annehmen.

Als ich oben gesagt habe, dass ich eine Runde sofort abbrechen würde, wenn ich jemand mit einem Cheat-Würfel erwischen würde, habe ich bewusst einen Extrempol gewählt - etwas, was für mich ein No-Go ist. Darunter gibt es aber - und das zeigt ja die Diskussion hier auch sehr deutlich - viele, viele Abstufungen von Handlungen, die der eine völlig okay findet und der andere indiskutabel. Ob man dann in die Diskussion geht, um die künftigen Normen zu klären, oder sich sagt "Die Standpunkte sind so weit auseinander, da glaube ich nicht mehr dran", muss dann natürlich jeder für sich entscheiden.

In den meisten realen Situationen (abseits von altklugen Foren-Diskussionen) dominiert nach meiner Erfahrung der "wir klären das"-Ansatz. Manchmal sogar der "wir ignorieren das so gut es geht"-Ansatz. Umso überraschter reagieren teilweise Leute, wenn man doch mal sagt: Okay, Leute, das war's für mich.

Ich hatte beispielsweise mal eine Situation mit einer neuen Online-Gruppe, in der wir uns geeinigt hatten, dass wir auf unterschiedlichen Stufen spielen wollen - primär, weil einer der Spieler unbedingt seinen hochgemaxten Magier spielen wollte. Für mich okay. Bis er dann gleich bei Sitzung 2 damit angefangen hat, hart Player-vs-Player zu gehen und meinem Char durch Magie seinen Willen aufzuzwingen. Hatte er geschummelt? Nö, alles regelkonform. Hatte er meine Vorstellungen von unserem Sozialkontrakt gebrochen? Fuck, yeah. Wir haben kurz diskutiert, dass ich das nicht witzig fand, er hat auf seinem Standpunkt beharrt, dass er einfach besser gewusst habe, was gut für mich ist, und ich habe die Gruppe verlassen. Und guess what - das hat mir in der zugehörigen Online-Community den Ruf eingetragen, unzuverlässig zu sein...

Dies nur mal als Beispiel, dass "Vertrauen" eine sehr komplizierte Sache ist und dass das Brechen sozialer Regeln viel komplizierter sein kann als reines Schummeln (in all seinen Schattierungen).
Titel: Re: Vertrauen
Beitrag von: Eleazar am 7.03.2025 | 10:53
Ich würde hier unterscheiden zwischen "Vertrauen" und "gutem Einvernehmen". Beides geht davon aus, dass man einen gemeinsamen Konsens hat. Bei einem Vertrauensbruch wird man aber hintergangen oder enttäuscht. Bei einem Verlust des guten Einvernehmens gehen die Ansichten und eventuell die Wege einfach auseinander.

Falls die Unterscheidung hilfreich ist...
Titel: Re: Vertrauen
Beitrag von: Namo am 7.03.2025 | 11:01
@Boba und gilborn

 :d Tolle Beiträge. Diese sind ein schöner Rundumschlag zum Thema Vertrauen insgesamt. War der Eingangsbeitrag ja eher in die Richtung Schummeln oder nicht beim würfeln geprägt, greift ihr das Thema umfänglich auf.

Jeder gewichtet Vertrauen aber auch die Wichtigkeit des Hobbys Rollenspiel ja anders. Für mich ist Vertrauen im gesamten Leben relativ relevant. Da geht es aber auch um Erfahrungen die ich als Mensch hinter dem SL und Spieler im Leben gemacht habe. Bin ich da als Mensch gebrandmarkt durch negative Erfahrungen, bin ich da auch am Spieltisch vielleicht etwas sensibler. Für manch einen ist das "nur" ein Spiel um Spaß zu haben. Ich habe auch Menschen im Bekanntenkreis bei denen ich weiß, dass sie sogar bei Brettspielen gerne mal schummeln um zu Gewinnen. Ist für mich halt ein NoGo. Für deren Mitspieler aber kein Problem bzw. Spaß sie dabei zu erwischen. Das sieht dann jeder eben auch ein wenig anders.

Und bei Gisborn fand ich den Satz interssant, dass er seinen Lieblings SL mal gefragt hat ob er Würfel dreht. Da kam mir direkt in den Sinn: Mensch gsiborn, das ist doch wie mit 10 Jahren und Weihnachten. Eigentlich weiß man die Antwort auf die Frage ob es den Weihnachtsmann gibt - aber wenn man sie nicht erst stellt, bekommt man auch keine Antwort und hat seine Illusion weiter.
Titel: Re: Vertrauen
Beitrag von: JollyOrc am 7.03.2025 | 11:50
Vertrauen bedeutet, dass man zunächst einmal davon ausgeht, dass sich der andere an die (geschriebenen und ungeschriebenen) Gesetze des sozialen Zusammenlebens hält.

Das ist ein wichtiger Punkt. Ich merke bei mir, dass ich (gerade im Rollenspiel) inzwischen sehr viel Vertrauen vorschieße, gleichzeitig aber auch keinen sonderlich detaillierten Maßstab an die "einzuhaltenden Rollenspielgesetze" anlege. Hauptsächlich geht es um "arbeiten die Leute für oder gegen meinen Spielspaß, und wenn dagegen, tun sie es absichtlich?"

(Unabsichtlich in dem Sinne von "die haben halt schlicht anders Spaß als ich" - da bin ich dann nicht böse drüber, komme aber ggfs. zu der Entscheidung, dass ich mit denen halt nicht mehr spielen mag, weil unterschiedliche Spaßvorstellungen)
Titel: Re: Vertrauen
Beitrag von: Darius der Duellant am 10.03.2025 | 02:47
...und deswegen macht das ja auch niemand, niemals, nirgendwo...
Niemand fährt niemals irgendwo zu schnell, weil man es eilig hat und die Straße frei ist.
Niemand geht niemals zu Fuß rot über die Straße, weil weit und breit kein Auto zu sehen ist und es in Strömen regnet.
Niemand parkt jemals auf einem Ort, wo dies nicht erlaubt ist.
Niemand fährt jemals ein Auto, dessen Hauptuntersuchung auch nur einen Tag abgelaufen ist.
Soll ich bei Steuererklärungen weitermachen?


Abgesehen vom falschparken sind das alles Beispiele die für die Diskussion hier mMn komplett untauglich sind, denn:
Schummeln am Spieltisch ist Schummeln in einer GRUPPENSITUATION. Du fährst nicht auf einer freien Straße zu schnell, sondern tangierst unmittelbar das Spielerlebnis der anderen Spieler.
Imho fahren die Schummelapologeten einen ziemlichen Ego-Trip weil sie ihre PERSÖNLICHE Spaßgenerierung über die der anderen Leute am Spieltisch stellen.
Den Schummler interessiert in der Situation nur sich selbst. Ob er mit seinem Handeln die Handlungen der anderen entwertet oder ihnen den Spielspaß verdirbt, ist ihm egal.
 
Ich habe hier im kompletten Strang auch noch kein einziges Argument gesehen wo jemand darstellen kann warum das Schummeln (also eine einseitige unabgesprochene Abweichung vom ausgemachten) eine NOTWENDIGE Voraussetzung ist um das gewünschte Spielresultat zu erreichen.
Wenn du nicht damit leben kannst dass die Würfel mal Dinge auswerfen die du Kacke findest, sprich das halt vorher an. Es ist ja nicht so als ob mehrere Jahrzehnte Rollenspieltheorie nicht tonnenweise Lösungen für genau solche Probleme hervorgebracht hätten.
Titel: Re: Vertrauen
Beitrag von: Boba Fett am 10.03.2025 | 07:52
Abgesehen vom falschparken sind das alles Beispiele die für die Diskussion hier mMn komplett untauglich sind, denn:
Schummeln am Spieltisch ist Schummeln in einer GRUPPENSITUATION. Du fährst nicht auf einer freien Straße zu schnell, sondern tangierst unmittelbar das Spielerlebnis der anderen Spieler.

Das sehe ich anders.
Denn im Straßenverkehr meint der Fahrer sich auf freier Bahn zu befinden - übersieht möglicherweise aber jemanden oder etwas - und sei es nur den gut getarnten Blitzapparat...
Im Rollenspiel meint der Würfeldreher auch, dass dies nur ihn betrifft und übersieht den Egoismus, den seine Schummelei auslöst. Und sei es auch nur, dass der Spielleiter (oder der Nachbar) es bemerkt und die Augenbraue anhebt.
Will sagen: Auch am Spieltisch attestiert derjenige der die Spielregeln ignoriert "gute Absichten" oder "betrifft ja nur mich". Ob dem wirklich so ist, kann er aber nicht beurteilen.
Und das Thema Steuerhinterziehung ist definitiv nicht eine "Betrifft ja nur mich" Situation...
Aber lass uns nicht über Beispiele streiten - im Prinzip sehen wir es beide gleich. Würfeldrehen oder Werte-verändern ist nichts, was man nicht ohne Konsens in der Spielrunde machen sollte - weder als Spielleitung noch als Mitspielende(r).

Trotzdem: Dass geschummelt wird, ist menschlich.
Titel: Re: Vertrauen
Beitrag von: nobody@home am 10.03.2025 | 07:59
Trotzdem: Dass geschummelt wird, ist menschlich.

Und daß über Schummler am Spieltisch geurteilt wird, als ob sie vorsätzlich und bewußt das Lieblingshaustier des Urteilenden überfahren hätten, ebenfalls. ;) "Korrekt" ist beides nicht, aber gemacht wird es trotzdem.
Titel: Re: Vertrauen
Beitrag von: Boba Fett am 10.03.2025 | 08:06
Und daß über Schummler am Spieltisch geurteilt wird, als ob sie vorsätzlich und bewußt das Lieblingshaustier des Urteilenden überfahren hätten, ebenfalls. ;)
"Korrekt" ist beides nicht, aber gemacht wird es trotzdem.

Ich finde durchaus, dass man zum Ausdruck bringen kann, dass man "Schummelei" (weil man es ja als solche empfindet) als vollkommen daneben empfindet.
Wie man sich in der Kommunikation verhält, sagt meiner Meinung nach etwas über die Sozialkompetenz beider Seiten aus.
Die Situationshistorie ist zu berücksichtigen.
Titel: Re: Vertrauen
Beitrag von: ghoul am 10.03.2025 | 08:17
über Schummler am Spieltisch geurteilt wird, als ob sie vorsätzlich und bewußt das Lieblingshaustier des Urteilenden überfahren hätten
Schöner Vergleich! Den merke ich mir für die nächste Schummel-Diskussion.