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Pen & Paper - Rollenspiel => Pen & Paper - Rollenspieltheorien => Thema gestartet von: Zed am 14.03.2025 | 17:38

Titel: Kampfbegriff "Schummeln" oder Eine Verteidigung der Bandbreite des Rollenspiels
Beitrag von: Zed am 14.03.2025 | 17:38
Vorwort
Ich verstehe deine Sichtweise. Solche Regelwerke kenne ich auch und halte sie für vergiftet.
Und ich verstehe deine, nur ich bin da entspannter.

Besser wäre immer der Tip, nur zu würfeln wenn alle Ergebnisse akzeptiert werden können.
Ja, ich spiele auch lieber solche Spiele.

Aber ich habe nicht das Bedürfnis, es den anderen Leuten, die es trotzdem spielen, es madig zu machen. Ich bin sogar bereit, mit ihnen zu spielen, weil es auf anderer Ebene Spaß macht. Dann weiß ich (weil ich in meiner Blase die Leute kenne), welche Erwartungen ich haben darf. Und letztendlich geht es mir beim Rollenspielen darum.
Nur wenn ich die SL bin, kriegen die Leute halt die Version ohne nachträgliche Anpassung. Und damit müssen sie klarkommen, wie ich mit deren Version klarkomme. Eigentlich nicht schwer.


Gegen den Anti-"Schummel"-Götzen

Um den Thread zu "Vertrauen (https://www.tanelorn.net/index.php/topic,130052.msg135267867.html#msg135267867)" nicht noch weiter mit dem Unterthema "Schummeln" zu traktieren, habe ich diesen Thread eröffnet.

Der rigide Ideologe des absoluten Würfel- und Regelgehorsams ghoul verengt in seiner Streitschrift „Worte wider das Schummel-Erzählspiel" (https://ghoultunnel.wordpress.com/2018/04/17/worte-eines-ghouls-wider-das-schummel-erzaehlspiel/) und  (https://ghoultunnel.wordpress.com/2021/10/27/das-neue-faq-im-wandel-der-pesa/)den dahinter  (https://pesa-nexus.de/pesa-genehmigte-abenteuerspiele/)verlinkten Beiträgen  (http://spielosophie.com/?p=460#comment-231)unser vielfältiges Hobby auf eine dogmatische Entweder-Oder-Position in der Spielleitung. (Wir sprechen über Systeme, in denen Spielleitungen andere Verantwortlichkeitsbereiche haben als die Spielenden der Gruppe.) Hier meine Entgegnung:

Die falsche Prämisse des „Schummelns"
Der Begriff „Schummeln" ist bewusst abwertend gewählt und verschleiert die Tatsache, dass wir über Rollenspiel sprechen – einem kooperativen Erlebnis, nicht einem Wettkampf mit starren Regeln wie bei einem Kartenspiel. Eine Spielleitung, die spontan die Unterlinge des besiegten Bosses fliehen lässt, betrügt nicht ihre Freunde, sondern nutzt ein legitimes und notwendiges Werkzeug ihrer Rolle. Wer ein Rollenspiel wie ein Brettspiel behandelt, in dem jede Regelabweichung als moralisches Vergehen gilt, verkennt die zwei fundamentalen Unterschiede: Im Rollenspiel gewinnt niemand gegen die anderen – alle gewinnen gemeinsam an Erfahrung und Erlebnis – und die Spielleitung hat andere Verantwortlichkeitsbereiche als die Spielgruppe.

Es gibt kein Schwarz und Weiß
Die Gegner des "Schummel-Erzählspiels" sehen nur Extreme: Entweder man folgt blind jedem Würfelwurf oder man "schummelt". Diese Sichtweise ignoriert die vielen Abstufungen und Nuancen kreativer Spielleitung. Die Realität des Rollenspiels ist jedoch eine Bandbreite verschiedener Eingriffsmöglichkeiten. Die souveräne Spielleitung bewegt sich auf diesem Spektrum je nach Situation:

• Sie wertet einen Treffer ausnahmsweise als kritisch, mit der ein SC eines ohnehin niedergekämpften Bossgegner tötet, wenn dieser Move dramatisch sinnvoll ist.
• Sie mildert vielleicht einen zufälligen, tödlichen Treffer ab, wenn er durch Pech in einer trivialen Begegnung zustande kam, die narrativ bedeutungslos ist.
• Sie korrigiert on-the-fly die Schwierigkeit einer Begegnung, die aufgrund eines schlechten Regelwerks, aufgrund der Nicht-Vertrautheit mit einem Regelwerk oder auch einer eigenen, fehlerhaften Vorbereitung der Begegnung entstanden ist.
• Sie lässt Unterlinge gegen Ende der Spielsitzung ohne oder gegen den Moralwurf fliehen, um einen ohnehin gewonnenen Konflikt abzukürzen.

Weitere gute Gründe findet Ihr hier. (https://www.tanelorn.net/index.php/topic,130070.msg135269249.html#msg135269249)

Dies sind also alles gute Gründe, dies sind keine Akte des „Schummelns", sondern Ausdruck eines verantwortungsbewussten Umgangs der SL mit ihrem spielmechanischen Werkzeugkasten. Im besten Fall sind derartige Eingriffe im Grundsatz mit der Gruppe abgesprochen.

Was sind die extremen Enden der Bandbreite?
Das eine Ende steht für absolute Spielleitungswillkür und das gegenüberliegende Ende für die vom Verfasser geforderte maximale Würfel- und Regeltreue. Es gibt wohl kaum jemanden, der unter einer absolutistischer Spielleitung spielen möchte, aber dass die einzige Alternative die extreme Art zu spielen ist, die der Verfasser uns einzureden versucht, ist ein offensichtlicher Trugschluss: Es gibt auch verantwortungsvolle Spielleitung jenseits des von ghoul postulierten Extrems, auch wenn das Label „Schummler“ etwas anderes suggeriert. In diesem Thread (https://www.tanelorn.net/index.php/topic,130070.0.html) bekennt sich immerhin mehr als die Häfte zu einer flexibleren Spielleitung.

Pragmatismus leben und Dogmatismus fordern?
Auch Verfechter der „Spielleitung als Referee“ greifen selbst regelmäßig in den Machtlevel von Gegnern ein: Lassen sie den nächsten Konflikt vielleicht sofort nach dem Ende eines ressourcenkostenden Konfliktes stattfinden, oder gönnen sie der Gruppe zuerst eine Ruhephase? Das ist beispielsweise eine Entscheidung, die die Gegner in ihrer Stärke stark auf- oder abwertet. Einen Kampf abzukürzen kann auch ghoul unter Umständen gutheißen (https://www.tanelorn.net/index.php/topic,130070.msg135268934.html#msg135268934).

Jeder erfahrene Spielleiter weiß, dass es Situationen gibt, in denen ein dezenter Eingriff das Spiel flüssiger und unterhaltsamer macht. Einen aussichtslosen Kampf abzukürzen oder auf einen unnötigen Würfelwurf zu verzichten, ist kein Betrug - es ist für viele schlicht "gute Spielleitung".

Die Würfel dienen dem Spiel, nicht umgekehrt
Die Behauptung, das Ignorieren von Würfelergebnissen führe zu Langeweile und Vorhersehbarkeit, verdreht die Realität. Eine geschickte Spielleitung nutzt die Würfel als eines von vielen Werkzeugen zur Schaffung eines immersiven Erlebnisses. Sie erkennt, wann die kalte Mathematik des Zufalls die Geschichte bereichert und wann sie ihr schadet.

Flexibilität ist eine Stärke
Die Fähigkeit, sich an unerwartete Situationen wie sich an einen Irrtum bei der Vorbereitung eines Abenteuers spontan anzupassen und die Geschichte entsprechend zu lenken, ist keine Schwäche, sondern eine Stärke. Es zeugt von Kreativität und Improvisationstalent, wenn ein Spielleiter die Geschichte lebendig hält, auch wenn die Würfel einmal nicht mitspielen. Eine große Masse solcher Entscheidungen ist der Hauptfaktor, dass die gepriesene Flexibilität irgendwann unangenehme Spielleitungswillkür wird.

Viele Spielkulturen führen zum Glück
Die dogmatischen Entweder-Oder-Position verneint die Vielfalt der Spielkulturen: Jede Gruppe findet ihren eigenen Weg im Spektrum zwischen mechanischer Strenge und narrativer Freiheit, und das, ohne dass den Beteiligten willkürlich grundsätzliche Charakterschwäche vorzuwerfen ist. Der Versuch, allen Spielern ein einziges Extrem aufzuzwingen, verrät mehr über die Unsicherheit des Predigers als über die Qualität seines Spielstils.

Glaubst Du wirklich, dass andere Arten von Spielstilen weniger dramatisch oder spannend sind? Also nicht nur für Dich, sondern für alle?

Drama entsteht bei blindem Zufall zufällig, wahres Drama entsteht bei Anderen durch bedeutungsvolle Entscheidungen. Der Tod eines Charakters durch eine Verkettung unglücklicher Würfelergebnisse in einer belanglosen Begegnung erzeugt kein Drama – er erzeugt Frustration.

„Willst Du uns verbieten, schummeln „schummeln“ zu nennen?“
Die Spielleitung, die sich nicht der scheinbar absoluten Würfel- und Regeltreue unterwirft, ist nicht automatisch „Schummlerin“. Wenn eine solche Spielleitung verantwortungsvoll ihre Gestaltungsaufgabe wahrnimmt und selten und mit guten Gründen und im besten Fall mit dem Einverständnis der Gruppe spontan einen Würfelergebnis uminterpretiert, dann ist sie noch nicht der Inbegriff von Spielleitungswillkür.

Natürlich kann eine Gruppe sich darauf einigen, sich der Illusion hinzugeben, dass jede Art von Würfeldrehen und spontane Eingriff in Lebenspunkte unerwünscht sind. Natürlich kann sie definieren, dass alles andere „schummeln“ wäre. Die vielen konstruktiven Beispiele und Anregungen in diesem Thread (https://www.tanelorn.net/index.php/topic,130087.0.html) haben mich sogar neugierig auf diese Extremart des Spielens gemacht.

Das Problem ist nur, diese Spielart als die einzig lautere zu postulieren. Die „Götzendiener des Anti-Schummelns“ laden jede Abweichung von ihrer Extremposition mit charakterlichen Defiziten auf,  d a s  ist der Übergriff auf unsere Identität.

„Ich hätte bei SLs, die „schummeln“, keinen Spaß.“
Bitte, gerne, das ist nicht das Problem. Ich hätte bei Spielleitungen, die autokratisch leiten, übrigens auch keinen Spaß. Gelegentliches, verantwortungsvolles Eingreifen der Spielleitung sei ihr zugestanden, das beeinträchtigt meinen Spielspaß als Spieler nicht, sondern kann es sogar bereichern. Du hast in meinen Augen nur kein Recht zu behaupten, dass es nur eine richtige Art gibt, Rollenspiele zu spielen, und dass Andere es falsch spielen.

Der Verfasser der Streitschrift geht zu weit
Würde ghoul einfach nur für seinen Lieblings-Spielleitungsstil werben, so gäbe es diesen Beitrag gar nicht. Aber er ignoriert die Bandbreite an glücklichen, hervorragend gelingenden Spielgruppen jenseits seines Reinheitsgebots und unterstellt Spielleitungen, die sich auch nur gelegentlich für Eingriffe in Würfelergebnisse und Lebenspunkte entscheiden, darüberhinaus charakterliche Deformationen: Sie „betrügen“, sie „entmündigen“, sie halten die „Spieler für dumm“, sie kreieren „einen langweiligen Plot“, sie „besudeln Spielkultur“. Es fällt die verabsolutierende Aussage „Eine schummelnde Spielleitung ist eine SCHLECHTE Spielleitung!“

Mit „Ich erkläre Dir, was ich für die richtige Spielweise halte", hätte niemand ein Problem. Damit, dass der Verfasser glaubt, die einzig (moralisch) richtige Spielweise zu vertreten, schon.

„Dann spiel halt AD&D 1e“: Die geheime Agenda des Verfassers?
Wenn Du mit nun mit ganz anderen Argumenten kommst, wie „Mein System hat aber gar keine Moralregeln, da kann und muss ich ganz als SL ganz alleine entscheiden, ob die NSCs fliehen oder standhalten“, erhältst Du regelmäßig die Antwort: „Dann spiele halt AD&D 1e, da ist alles geregelt wie in keiner anderen (A)D&D-Version.“ Der Hinweis auf das problemfreie AD&D 1e steht auch in ghouls  (https://www.tanelorn.net/index.php?action=profile;u=13143)aktueller Signatur.

Ist das Ganze also nur ein äußerst geschickter Zug eines hingebungsvollen Fans, das eigene Lieblingsspiel hoch emotionalisierend zu bewerben? Das vermag ich nicht zu entscheiden, aber die Hinweise darauf lassen sich auch nicht übersehen.

Edit: Einen Beitrag  (https://www.tanelorn.net/index.php/topic,130125.msg135270434.html#msg135270434)aus der folgenden Diskussion als Vorwort eingefügt.
Titel: Re: Kampfbegriff "Schummeln" oder Eine Verteidigung der Bandbreite des Rollenspiels
Beitrag von: ghoul am 14.03.2025 | 18:05
Ich fühle mich nicht korrekt wiedergegeben.
Siehe meine Antworten im Vertrauen-Thread. Doppeldiskussionen sind mir im Augenblick zu mühsam. Ich freue mich aber, dass du diskutieren willst.

Edit: Antwort #28.
Titel: Re: Kampfbegriff "Schummeln" oder Eine Verteidigung der Bandbreite des Rollenspiels
Beitrag von: Aedin Madasohn am 14.03.2025 | 18:16
folgt blind jedem Würfelwurf

einmal von der Seitenlinie:
es gibt ja auch die Möglichkeit, bei einem ausreichend großem Würfelpool des Chars und der Verteilungswahrscheinlichkeit von
den mathematischen Autoerfolgen auszugehen (etwa wenn jeder 3te Würfel im Eimer einen Erfolg ergeben sollte)
- wenn also eine banale&uninteressate Probe auf "Held schnürt sich am Morgen die Schuhe zu" ansteht, hier sich mal die Autoerfolge anzuschauen
und es dann auch handwedelig "gelingen" lassen

würde man bis zum Ermüdungstode die Spieler jede Banalität auswürfeln lassen, hätten wir ja irgendwann nach Gaußseinerverteilkurve
einen unabgewendeten Patzer beim morgentlichen Schleifebinden mit besonderer Kritizität, so dass Alrika Drachenmoscherin sich die Finger gebrochen hat
und 14 Tage in ingame ausfällt.
man möge mir jenseits von An-neck-toten den Mehrwert für den Tisch darlegen  ~;D

wenn also nur noch die "besonderen" Momente gewürfelt werden, dann wären wir ja hier:

wann die kalte Mathematik des Zufalls die Geschichte bereichert und wann sie ihr schadet

ein gewisses Prickeln beim Kampf mit den "echten" Gegnern liegt dann beim Würfelindiehandnehmen schon in der Luft.
DAS ist natürlich Bestandteil des Gruppenvertrages (welches Regelsystem will man nutzen und wie groß ist der Würfel-Zufall darin)

Systeme mit hohem Würfelglückanteil aber Ausgleichs-Gummi-Edgies erfreuen sich ja nicht ohne Grund ihrer Beliebtheit
(oder haben zumindest ihre Kunden nicht vergrault  >;D )

vielleicht von dieser Seite aus mehr die Diskussion betrachten?

zuerst das zu stark Würfelglück-zentrische System ausgesucht
UND DANN
per "Würfeldreher" auf das gewünschte DoppelteNetzundSicherungsgurt-Niveau zurück"skaliert"?
würde so mache freie-Wildbahn-und-Wiesentisch-Beobachtung erklären

Titel: Re: Kampfbegriff "Schummeln" oder Eine Verteidigung der Bandbreite des Rollenspiels
Beitrag von: Zed am 14.03.2025 | 18:20
Ich fühle mich nicht korrekt wiedergegeben.
Siehe meine Antworten im Vertrauen-Thread. Doppeldiskussionen sind mir im Augenblick zu mühsam. Ich freue mich aber, dass du diskutieren willst.

Ohne Hinweise kann ich nix korrigieren oder klarifizieren, weder hier noch da.

Vorschlag ans Moderationsteam: Den Schummelkomplex ab vielleicht

https://www.tanelorn.net/index.php/topic,130052.msg135269114.html#msg135269114

aus dem Vertrauensthread herauslösen.
Titel: Re: Kampfbegriff "Schummeln" oder Eine Verteidigung der Bandbreite des Rollenspiels
Beitrag von: Paßwächter am 14.03.2025 | 20:40
Hier meine Entgegnung: ...
Danke  :d
Titel: Re: Kampfbegriff "Schummeln" oder Eine Verteidigung der Bandbreite des Rollenspiels
Beitrag von: Yney am 14.03.2025 | 21:30
Zed, ich finde du bringst es hier auf den Punkt. Einen sehr großen Punkt (Danke für die Mühe in diesem Text), aber einen wie ich finde durchdachten. Ich fühlte mich beim Lesen mancher Diskussionen zu diesem oder ähnlichen Themen teils schon so, als würde ich da wirklich etwas grob falsch machen, wenn das, was hier als Schummeln klassifiziert wird, als verwerflich („geht gar nicht“ o.ä) eingestuft wurde.

Ich kann gut nachvollziehen, wenn gerade in Systemen oder wie ich vermute in Runden mit eher kompetitiven Charakter deutlicher Wert darauf gelegt wird, dass das Gewürfelte auch gilt. Es ist (nicht mehr) meine Art zu spielen, aber ich erinnere mich daran, dass uns das auch in meiner Anfangszeit Spaß gemacht hat. Und das ist nun keine Abwertung der Form „früher war ich dümmer“ sondern schlicht eine erneute Variante des guten alten:
Nicht besser oder schlechter – anders!

Ich habe und werde weiterhin Würfel auch mal uminterpretieren und hoffe dabei verantwortungsvoll zu handeln (mir selbst dieses Etikett anzuheften will ich mir nicht anmaßen). Das Vertrauen, angesprochen im anderen Thema, glaube ich mit meinen rollenspielenden Mitspielerinnen und -spielern zu haben. Bei meiner Art zu leiten und dadurch auch beim Basteln von Feenlicht habe ich durch die Erkenntnis, dass mir der Zufall an manchen Stellen gegen den Strich geht, die Konsequenz gezogen, dass Würfel klar als „Notlösung“ dienen. Zwischenmenschliches spielen wir aus, Würfe für Betören, Überreden o.ä. sind nonexistent. Das ist insgesamt eine schlankere und geschicktere Lösung, als ein Würfelergebnis nicht zu mögen ;)
Aber auch das ist ja nur eine Lösung von vielen. Das muss niemand gefallen (außer den Leuten in meinen Gruppen), das darf man anders sehen und darf sich davon distanzieren.

Aber ich würde mir wünschen, dass man ebenso, wie ich zugestehe, dass es anders geht auch umgekehrt Spielstile als valide akzeptiert, die nicht den eigenen Vorstellungen entsprechen. Man kann natürlich immer gerne sagen: „Is nicht meins.“ Aber darüber hinaus sehe ich die Notwendigkeit einer Diskussion mit dem (meiner nach offensichtlichen Ziel) des Bekehrens und Überzeugens keinen echten Sinn. Und die Begründung bewusst zu provozieren, um Gegenargumente herauf zu beschwören, verstehe ich nicht.
Eine Unterhaltung, was einem an der einen oder anderen Variante (mit all ihren Zwischenschattierungen) gefällt und warum, gelingt doch eher, wenn da der Verständnis für die andere Seite mitschwingt. Zumindest für mich persönlich ist ein solcher Diskurs ebenso wenig ein Wettrennen, wie ein Rollenspieltag (also auch hier: Geschmacksache).

Ich fühle mich mit meiner Art zu spielen pudelwohl. Andere, wie Ghoul, spielen völlig anders und finden das für sich viel besser und fühlen sich dabei pudelwohl. Beide Gruppen haben Spaß beim Rollenspiel und erzählen sich, warum sie das so oder so bevorzugen. Das öffnet Horizonte. Im Vertrauen-Thema gibt es ja auch Anmerkungen, dass so manche Person Aspekte der anderen Sichtweisen interessant erscheinen. Und egal wie viel man davon übernimmt oder ablehnt: Hauptsache man spielt auf eine Art, bei der man sich pudelwohl fühlt.

Ich muss nicht auf „die beste“ oder „richtige“ Art spielen, um genau dieses Hauptziel zu erreichen.
Titel: Re: Kampfbegriff "Schummeln" oder Eine Verteidigung der Bandbreite des Rollenspiels
Beitrag von: Kappadozius am 14.03.2025 | 21:36
Respekt! 8)

Meiner Meinung nach, hast Du da ein schönes Plädoyer verfasst, Zed.
Titel: Re: Kampfbegriff "Schummeln" oder Eine Verteidigung der Bandbreite des Rollenspiels
Beitrag von: Tudor the Traveller am 14.03.2025 | 21:43
Hmm. Meiner Meinung nach ist Schummeln per Definition immer verwerflich. Es ist Betrug.

Aber wie beim Lügen gilt:

Die Unwahrheit zu sagen, ist nicht automatisch Lügen. Wenn Johnny Depp sagt, er sei Jack Sparrow und Piratenkapitän, ist das ja nicht wahr. Aber die Täuschung ist von allen Beteiligten gewünscht und daher nicht verwerflich.

Lügen können entschuldbar sein. Stichwort Notlüge oder auch Flunkern. Menschen sind so, da drehe ich ihnen nicht unbedingt einen Strick draus.

Daher gilt auch für das Würfeldrehen / Uminterpretieren, dass es nicht automatisch Schummeln oder verwerflich ist. Das hängt von den Umständen ab.

Regeluntreue zu RAW ist nicht unbedingt Schummeln. Ich kann Spielregeln auch in Absprache ändern. Die Absprache kann auch durch nachträgliche Anerkennung erfolgen. Wer sich im Mensch ärgere dich nicht darauf einigt, dass die Figuren nicht rausgeworfen werden können, weil das alle doof finden, schummelt imo nicht.

Und grundsätzlich stelle ich in Frage, ob eine SL im Rollenspiel in ihrer Funktion überhaupt Schummeln kann. Sie hat sowieso die Deutungshoheit im Spiel. (Edit: eine SL kann jederzeit einen Wurf nachträglich mit nahezu beliebigen Modifikationen belegen und ein beliebiges Ergebnis erzwingen)
Titel: Re: Kampfbegriff "Schummeln" oder Eine Verteidigung der Bandbreite des Rollenspiels
Beitrag von: 1of3 am 14.03.2025 | 21:50
Ich bewundere deine Geduld.
Titel: Re: Kampfbegriff "Schummeln" oder Eine Verteidigung der Bandbreite des Rollenspiels
Beitrag von: Maarzan am 14.03.2025 | 21:53
Ich halte den Beitrag im besten Fall für eine klare Verkennung der Problematik aus dem Vertrauensfaden.

Es liegt dort kein Konflikt zwischen Spielstilen oder mangelnde "Vielfalt" vor, sondern es geht um übergriffigen Umgang mit seinen Mitspielern und wo verschiedene Spielstile einfach Geschmackssache sind, ist die Frage des betrügenden Umgangs mit den Mitspielern tatsächlich klar schwarz- weiß. Ggf. kann es unterschiedlich schwere Fälle geben oder mildernde Umstände, aber OK ist es grundsätzlich nie.

"einem kooperativen Erlebnis, nicht einem Wettkampf mit starren Regeln wie bei einem Kartenspiel"
Gerade auch wenn es ein kooperativer Vorgang ist, kommt der Einhaltung von Regeln und dem offenen transparenten und wertschätzenden Umgang miteinander eine wichtige Rolle zu. Eigenmächtiges, heimliches und regelunkonformes Faktenschaffen ist das Gegenteil davon. Und bei manchen Spielstilen IST es ein Wettbewerb. So viel zur Vielfalt.

"Die Gegner des "Schummel-Erzählspiels" sehen nur Extreme: Entweder man folgt blind jedem Würfelwurf oder man "schummelt."
Nein, die Verteidiger des Schummelns übersehen bzw ignorieren ganz triviale Methoden aus dem Schummelvorwurf heraus zu kommen: sprecht gemeinsam darüber bzw. stellt rechtzeitig entsprechende Hausregeln auf.
Schummeln ist nicht irgendeine spielerische Maßnahme, sondern wie diese regel - und sozialwidrig eingesetzt wird. Fragen kostet nichts. Wenn die Lage wirklich so klar im Sinne aller am Spieltisch ist, dann sollte das eine Sache von wenigen Sekunden sein da Einigkeit zu erzielen.
Aber nicht aus eigener Herrlichkeit sich über bestehende Regeln hinwegsetzen, weil man selbst am besten weiß, was am besten für die Gruppe sein soll. 

"Im besten Fall sind derartige Eingriffe im Grundsatz mit der Gruppe abgesprochen."
Transparenz und Konkretisierung: nicht " im besten Fall" sondern grundlegend wäre es, dass so etwas idealerweise vorher abgeklärt und auch in einem Maße bestimmt wird, so dass die Betreffenden wissen worauf sie sich da einlassen, aber spätestens, wenn das dann am Spieltisch anliegt.

" Sie erkennt, wann die kalte Mathematik des Zufalls die Geschichte bereichert und wann sie ihr schadet. "
So viel noch einmal zur "Vielfalt". Es gibt andere Spielstile, für welche die "Geschichte" oder "Drama" nachrangig ist und damit für diese dann die "kalte Mathematik" oder ähnliche  Elemente entsprechend Priorität haben. Dringt aber bis zu den "Schummelaktivisten" offenbar nicht durch.

"Du hast in meinen Augen nur kein Recht zu behaupten, dass es nur eine richtige Art gibt, Rollenspiele zu spielen, und dass Andere es falsch spielen."
Nein, es gibt viele gleich berechtigte Arten Rollenspiel zu betreiben. Es gibt kein Recht Mitspieler zu bescheißen. Und da sind nicht die benutzten Methoden (Würfeldrehen, Werte anpassen, Quantenoger etc) relevant, sondern dass diese transparent in Absprache und im Konsens eingesetzt werden und nicht heimlcih und eigenmächtig.

Und wer von Vielfalt redet, müsste damit beginnen anzuerkennen,  dass es diese anderen Stile gibt, welche Spaß aus anderen Quellen als sie selbst ziehen und sie damit ihre Mitspieler potentiell schädigen, wenn sie den Spielstil heimlich in eine andere Richtung drücken.
Titel: Re: Kampfbegriff "Schummeln" oder Eine Verteidigung der Bandbreite des Rollenspiels
Beitrag von: felixs am 14.03.2025 | 22:01
Hmm. Meiner Meinung nach ist Schummeln per Definition immer verwerflich. Es ist Betrug.

Ich denke, genau das ist das Problem - es ist recht sinnlos, eine Diskussion über emotional und moralisch geladene Begriffe zu führen, ohne diese zu definieren.
Und da im Zweifelsfall immer jemand kommen kann und sagt "schön und gut, aber X bedeutet nunmal landläufig Y, also verstehe ich das so", empfiehlt es sich vermutlich, von Begriffen wie "Schummeln" völlig abzusehen und die mit etwas neutralerem zu ersetzen.

Ist ein bisschen wie in der Diskussion darüber, ob der Hintergrund Teil der Regeln ist, oder nicht. Es hängt an der Definition. Und die Frage beinhaltet einen Grundwiderspruch, den man zwar wegdefinieren kann, der aber vermutlich trotzdem wieder auftauchen wird.

Und grundsätzlich stelle ich in Frage, ob eine SL im Rollenspiel in ihrer Funktion überhaupt Schummeln kann. Sie hat sowieso die Deutungshoheit im Spiel. (Edit: eine SL kann jederzeit einen Wurf nachträglich mit nahezu beliebigen Modifikationen belegen und ein beliebiges Ergebnis erzwingen)

Auch das ist ein wichtiger Punkt, denke ich.
Das Beispiel in Klammern halte ich für ungeeignet, wegen "nachträglich" - da kann man ein Problem draus machen, wenn man will (ich will nicht, aber ich erwarte, dass andere das wollen).

Der Punkt ist aber genau die besondere Position des Spielleiters. Er kann ohnehin so ziemlich alles nach Gutdünken regeln und damit die Situation beliebig drehen. In der Regel wird er das in der Weise tun, die dem (von allen am Tisch) gewünschten Spielerlebnis hilft. Wenn am Tisch Leute mit sehr unterschiedlicher Erwartung sitzen, dann wird das schwierig, so oder so.

Ergo: Es ist alles eine Frage des Spielstils und der Konvention. Es ist entsprechend nützlich, darüber nachzudenken und auch Einblicke in die Gedanken- und Empfindungswelt anderer zu bekommen.
Titel: Re: Kampfbegriff "Schummeln" oder Eine Verteidigung der Bandbreite des Rollenspiels
Beitrag von: Zed am 14.03.2025 | 22:02
Und grundsätzlich stelle ich in Frage, ob eine SL im Rollenspiel in ihrer Funktion überhaupt Schummeln kann.
Ich glaube nicht. Schon weil Rollenspiel kein Karten- oder Würfelspiel ist, und weil die Spielleitung (in den hier besprochenen Rollenspielen) schon der Definition nach ein anderes Set an Aufgaben hat als die Spielenden.

Aber: Sicher kann eine Spielleitung sich natürlich verwerflich verhalten, absolutistisch, willkürlich oder autokratisch, und ja, das ist extrem und wird wohl einhellig abgelehnt.

Zu diesem Schreckgespenst der Spielleitung gibt es aber natürlich mehr als  e i n e  hervorragend funktionable Alternative.
Titel: Re: Kampfbegriff "Schummeln" oder Eine Verteidigung der Bandbreite des Rollenspiels
Beitrag von: Tudor the Traveller am 14.03.2025 | 22:13
Auch das ist ein wichtiger Punkt, denke ich.
Das Beispiel in Klammern halte ich für ungeeignet, wegen "nachträglich" - da kann man ein Problem draus machen, wenn man will (ich will nicht, aber ich erwarte, dass andere das wollen).

"Eine chaotische Gottheit ändert das Schicksal deiner Figur ohne ersichtlichen Grund "

Wer will mir als SL eine solche Setzung verbieten?
Titel: Re: Kampfbegriff "Schummeln" oder Eine Verteidigung der Bandbreite des Rollenspiels
Beitrag von: 1of3 am 14.03.2025 | 22:17
Naja, SL gibt's halt nicht. Also schon. Aber nicht rollenspielübergreifend. Was eine SL tun oder nicht tun soll, unterscheidet sich schon laut einschlägigen Rollenspiel-Produkten enorm.
Titel: Re: Kampfbegriff "Schummeln" oder Eine Verteidigung der Bandbreite des Rollenspiels
Beitrag von: Tudor the Traveller am 14.03.2025 | 22:20
Wirklich "enorm"? Da hast du sicherlich eine breitere Erfahrung als ich. Könntest du Beispiele für enorme Unterschiede geben?
Titel: Re: Kampfbegriff "Schummeln" oder Eine Verteidigung der Bandbreite des Rollenspiels
Beitrag von: schneeland am 14.03.2025 | 22:22
Und grundsätzlich stelle ich in Frage, ob eine SL im Rollenspiel in ihrer Funktion überhaupt Schummeln kann. Sie hat sowieso die Deutungshoheit im Spiel. (Edit: eine SL kann jederzeit einen Wurf nachträglich mit nahezu beliebigen Modifikationen belegen und ein beliebiges Ergebnis erzwingen)

Da würde ich klar sagen: natürlich kann sie (also die SL schummeln).
Wenn man Schummeln als nicht abgesprochenes Abweichen von den vereinbarten Regeln versteht, dann ist eine solche nachträgliche Korrektur der Ergebnisse zur Erreichung eines gewünschten Spielzustandes Schummeln. Es ist nur im Zweifelsfall nicht nachprüf-/-weisbar. Das gilt m.M.n. unabhängig von einer eventuellen Informations- und Machtasymmetrie zwischen SL und Spielern.

Natürlich können sich Spieler und SL vorab darauf einigen, dass der SL bestimmte oder alle Regelübertretungen erlaubt sind. In dem Fall liegt dann auch kein Schummeln vor.
Titel: Re: Kampfbegriff "Schummeln" oder Eine Verteidigung der Bandbreite des Rollenspiels
Beitrag von: Zed am 14.03.2025 | 22:23
@Maarzan

Danke, dass Du meinen Beitrag so aufmerksam gelesen hast, wie die vielen Zitate es mir zeigen.

Maarzan, ich denke, wir kommen nicht zusammen. Für Dich ist der kleinste, seltenste, wirklich gut zu begründende Eingriff in Gewürfeltes schon "bescheißen" und Ausdruck der "eigenen Herrlichkeit". Ja, kommunizierte Ausnahmen und abgestimmte Hausregeln sind für Dich akzeptabel und auch sonst kein Problem (und diese Fälle können wir daher auch einfach raushalten). Aber bei allem darüber hinaus gibt es für Dich nur schwarz und weiß, wenn ich Dich richtig verstehe.

Ich möchte "zu meiner Verteidigung" noch sagen, dass auch ich willkürliche SL-Eingriffe ablehne und für extrem halte. Unser Unterschied ist halt, dass nicht schon ein "Verstoß" eine Spielleitung zu der Unperson macht, die Du beschreibst.

Als letzter Versuch, Dich ins Grübeln zu bringen: Ist keine dieser Gründe (https://www.tanelorn.net/index.php/topic,130070.msg135269249.html#msg135269249) für Dich unter keinen Umständen als Ausnahme akzeptabel? Und bist Du davon überzeugt, dass die 45 Leute, die in der Umfrage für etwas anderes als "n i e  einzugreifen" gestimmt haben, schlechte Spiele leiten, ihre Gruppen betrügen, kein wirkliches Drama und keine wirkliche Spannung kreieren?
Titel: Re: Kampfbegriff "Schummeln" oder Eine Verteidigung der Bandbreite des Rollenspiels
Beitrag von: Zed am 14.03.2025 | 22:34
Das gilt m.M.n. unabhängig von einer eventuellen Informations- und Machtasymmetrie zwischen SL und Spielern.

Wie würdest Du die Aufgabe und die der Spielleitung zugewiesenen Werkzeuge einer, sagen wir, DnD-Spielleitung beschreiben?

Ich frage, weil es sehr helfen könnte, Zweierlei herauszufinden: In welchen Fällen ist der Vorwurf "Schummeln" kein Kampfbegriff? Und in welchen Momenten ist "Spielleiten" qualitativ das gleiche wie "Würfelergebnisse drehen" oder spontan Lebenspunkte nachjustieren?

Zitat
Natürlich können sich Spieler und SL vorab darauf einigen, dass der SL bestimmte oder alle Regelübertretungen erlaubt sind. In dem Fall liegt dann auch kein Schummeln vor.
So geht es natürlich auch.

Ergo: Es ist alles eine Frage des Spielstils und der Konvention. Es ist entsprechend nützlich, darüber nachzudenken und auch Einblicke in die Gedanken- und Empfindungswelt anderer zu bekommen.
Wenn die letzte Woche seit dem "Vertrauen"-Thread mich für eins sensibilisiert hat, dann für ein  s e h r  ausführliches Gespräch über die gegenseitigen Erwartungen mit meiner nächsten Gruppe, falls ich mir eine weitere Gruppe zulege.
Titel: Re: Kampfbegriff "Schummeln" oder Eine Verteidigung der Bandbreite des Rollenspiels
Beitrag von: Isegrim am 14.03.2025 | 22:38
Natürlich können sich Spieler und SL vorab darauf einigen, dass der SL bestimmte oder alle Regelübertretungen erlaubt sind. In dem Fall liegt dann auch kein Schummeln vor.

Naja, aber sehr oft einigt sich eine Gruppe eben nicht explizit auf irgendwas. Man macht, was man schon immer gemacht hat, was aber je nach Spielstil, Sozialisation etc unterschiedlich sein kann. Und erst, wenns zu Konflikten kommt, ist es plötzlich ein Problem.
Titel: Re: Kampfbegriff "Schummeln" oder Eine Verteidigung der Bandbreite des Rollenspiels
Beitrag von: felixs am 14.03.2025 | 22:50
"Eine chaotische Gottheit ändert das Schicksal deiner Figur ohne ersichtlichen Grund "

Wer will mir als SL eine solche Setzung verbieten?

Niemand - ich frage mich nur, warum man das machen sollte. Außer, es passt zur Spielwelt.

Ich wollte Dir auch gar nicht widersprechen. Meine nur, dass sehr hypothetische Beispiele möglicherweise neue Konflikte aufreissen, die eigentlich unnötig wären.
Titel: Re: Kampfbegriff "Schummeln" oder Eine Verteidigung der Bandbreite des Rollenspiels
Beitrag von: Issi am 14.03.2025 | 22:52
Habe ja schon geschrieben, dass die Fairness im Rollenspiel mMn nur eine relative, keine absolute sein kann.

Gilt mMn. auch für SL, die niemals irgendeinen Würfel drehen oder im Kampf niemals an den LP schrauben.

Man spielt zusammen.
Man spielt mit Menschen zusammen.
Man spielt mit Menschen zusammen eine Geschichte.


Edit.
Dass es sowas wie "cleanes Leiten" gibt, halte ich mit Verlaub, für eine Illusion.




Titel: Re: Kampfbegriff "Schummeln" oder Eine Verteidigung der Bandbreite des Rollenspiels
Beitrag von: schneeland am 14.03.2025 | 23:29
Wie würdest Du die Aufgabe und die der Spielleitung zugewiesenen Werkzeuge einer, sagen wir, DnD-Spielleitung beschreiben?

Ich frage, weil es sehr helfen könnte, Zweierlei herauszufinden: In welchen Fällen ist der Vorwurf "Schummeln" kein Kampfbegriff? Und in welchen Momenten ist "Spielleiten" qualitativ das gleiche wie "Würfelergebnisse drehen" oder spontan Lebenspunkte nachjustieren?

Für mich passt das, was Dungeon World zur Spielleitung sagt, auch recht gut zu D&D:

Zitat
Agenda:
...
* eine fantastische Welt darstellen
* das Leben der Charaktere zu einem Abenteuer machen
* spielen, um herauszufinden, was passiert

Zitat
Das Spiel leiten:
...
* die Situation beschreiben
* die Regeln befolgen
* Spielzüge durchführen
* deine Vorbereitungen nutzen

Jetzt übertragen sich die Spielzüge natürlich nicht 1-zu-1 auf D&D-Regeln, aber der Kern passt schon ganz gut: der SL kann im Rahmen seiner Vorbereitung Fakten über die Welt und über die Antagonisten etablieren, und kann auch - idealerweise im Rahmen von Genrekonventionen und genereller Plausibiltät - Ausgangssituationen gestalten, auf die die Spieler treffen. Er ist dabei aber an die Regeln gebunden und kann z.B. nicht einfach entscheiden, dass ein Feind nur durch magische Waffen verwundbar ist, oder dass die Waffe des Kriegers nur 1W3 Schaden anrichtet, wenn die Regeln oder sein Vorbereitungsmaterial etwas anderes sagen, nur weil er nicht möchte, dass der Feind zu früh zu Boden geht.

Jetzt ist es natürlich so, dass niemand perfekt und immer 100% geistig präsent ist, und manchmal finden sich vielleicht während des Spiels Lücken im Vorbereitungsmaterial oder Widersprüche mit den Regeln, die der SL vorher nicht bemerkt hat. Aber a) kann man dann immer noch das Einverständnis der Gruppe einholen, wenn etwas geretconnt werden muss und b) sind gelegentliche menschliche Fehler für mich kein Grund, die generelle Konvention, dass auch der SL an die Regeln gebunden ist.

Und wie gesagt, je nach Spiel kann ich auch gut damit leben, wenn z.B. zu Anfang die Ansage kommt: Ihr seid Pulp-Helden, Ihr werdet nicht einfach von einem Handlanger erschossen.

Naja, aber sehr oft einigt sich eine Gruppe eben nicht explizit auf irgendwas. Man macht, was man schon immer gemacht hat, was aber je nach Spielstil, Sozialisation etc unterschiedlich sein kann. Und erst, wenns zu Konflikten kommt, ist es plötzlich ein Problem.

Das ist schon richtig. Als ich vor gut 30 Jahren angefangen habe, haben wir das auch nicht gemacht. Und es ist ja jetzt auch kein Verbrechen, einfach loszuspielen. Aber mein Eindruck ist schon, dass es ein Gewinn ist, wenn man zum Beginn einer neuen Kampagne und noch mehr zum Start mit einer neuen Gruppe lohnenswert ist, mal grob die jeweiligen Erwartungshaltung abzugleichen und zu schauen, ob man da zusammenkommt. Und im schlimmsten Fall macht man's halt später, aber m.E. sollte nach einer Konfliktsituation der Erwartungsabgleich nachgeholt werden, weil es sonst ja doch berechenbar irgendwann wieder knirscht.
Titel: Re: Kampfbegriff "Schummeln" oder Eine Verteidigung der Bandbreite des Rollenspiels
Beitrag von: 1of3 am 14.03.2025 | 23:40
Wirklich "enorm"? Da hast du sicherlich eine breitere Erfahrung als ich. Könntest du Beispiele für enorme Unterschiede geben?

Gern. Gibt es variable Schwierigkeiten? Haben NSCs Werte? Hat die SL Ressourcen, mit denen sie haushalten muss? Spielt die SL jeden NSC? Verteilt die SL XP? Darf die SL sagen, ob gewürfelt wird? Rahmt die SL jede Szene? Verteilt die SL Loot und wie genau? Dürfen NSCs wirksam lügen? Gibt's überhaupt NSCs? Bleibt die SL die ganze Sitzung SL? Gibt's überhaupt eine?
Titel: Re: Kampfbegriff "Schummeln" oder Eine Verteidigung der Bandbreite des Rollenspiels
Beitrag von: Marduk am 15.03.2025 | 00:48
Schummeln ist schummeln und daher erstmal Mist. Gibt es eine Absprache, daß die SL hinter dem Schirm Anpassungen vornimmt, ist das kein Schummeln also valide. Da mach ich es mir einfach.

Übrigens gibt es auch SL, wie mich, die gerne Drama und so habe und trotzdem solche Anpassungen nicht vornehmen. Ich lasse mich auch gerne überraschen und und brauche für eine gute Geschichte kein Drehbuch oder erzwungene Dramaturgie.
Titel: Re: Kampfbegriff "Schummeln" oder Eine Verteidigung der Bandbreite des Rollenspiels
Beitrag von: Doc-Byte am 15.03.2025 | 01:33
Auf die Gefahr hin, jetzt gleich das nächste Fass aufzumachen, aber ich glaube, die folgende Meinung passt schon zum Thema: "Das Regelwerk sollte dem Spiel dienen, nicht das Spiel dem Regelwerk!"
Titel: Re: Kampfbegriff "Schummeln" oder Eine Verteidigung der Bandbreite des Rollenspiels
Beitrag von: 1of3 am 15.03.2025 | 07:40
"Das Regelwerk sollte dem Spiel dienen, nicht das Spiel dem Regelwerk!"

Ich vermute das werden dir alle unterschreiben. Die Frage ist dann, wie man damit umgeht. Und das Thema hier ist das herablassende Verhalten einiger bezüglich gewisser denen, die mit der Frage auf gewisse Weise umgehen.

Also zweifellos könnte man ja betrachten, welche Weisen im Umgang mit dem Rollenspielprodukt tatsächlich vorkommen. Die Variation dürfte überraschen.

Die Sache geht aber noch tiefer. Der. Artikel zum "Schummel-Erzählsspiel" ist im Grunde schon der Versuch einer Konzilianz oder zumindest einem Teile Und Herrsche. Settembrini versuchte dazumal - sinds gar schon zwanzig Jahr? - das "Erzählspiel" zu verteufeln. Das ging nicht glatt runter. Was Ghoul mit dem Artikel versucht ist also die guten von den schlechten Erzählspielern zu trennen. Die guten sind zwar komisch, halten sich aber immerhin an ihre merkwürdigen Regeln. Wir müssen alle die schlechten Erzählspieler nicht mögen! Weil die schummeln!

Interessant ist das die ursprüngliche Wetterei gar nicht gegen das Schummeln der "Erzählsspieler" ging, sondern gegen deren lange Weile. Es war den Proponenten aber  nicht möglich, klar zu machen, was das eigentlich sein soll. Langweilig ist halt vieles und verschiedene Leute nicht das selbe.

Als das also nicht verfing, erfand man den "Schummel-Erzählspieler". Das ist schon merkwürdig. Wenn schummeln so schlecht ist, dann ist es wohl auch schlecht, wenn andere Leute schummeln? Das ist aber nicht die Schlagrichtung des Artikels. Es geht eben weniger darum eine konsistente Position zu beziehen, sondern schlicht über eine imaginierte Gruppe herzuziehen.

Meine obig ausgedrückte Bewunderung der Geduld ist also in diesem Licht zu sehen.

Titel: Re: Kampfbegriff "Schummeln" oder Eine Verteidigung der Bandbreite des Rollenspiels
Beitrag von: Zed am 15.03.2025 | 08:43
Schummeln ist schummeln und daher erstmal Mist. Gibt es eine Absprache, daß die SL hinter dem Schirm Anpassungen vornimmt, ist das kein Schummeln also valide. Da mach ich es mir einfach.

Übrigens gibt es auch SL, wie mich, die gerne Drama und so habe und trotzdem solche Anpassungen nicht vornehmen. Ich lasse mich auch gerne überraschen und und brauche für eine gute Geschichte kein Drehbuch oder erzwungene Dramaturgie.

Ich möchte Dich um dasselbe bitten wie Maarzan, damit wir zum einen über das Wiederholen von Kampfbegriffen hinauskommen und zum anderen die letzte Chance auf eine mehr Bewegung zueinander nutzen, die es geben könnte. Oder einfach Klartext reden:


Als letzter Versuch, Dich ins Grübeln zu bringen: Ist keine dieser Gründe (https://www.tanelorn.net/index.php/topic,130070.msg135269249.html#msg135269249) für Dich unter keinen Umständen als Ausnahme akzeptabel? Und bist Du davon überzeugt, dass die 45 Leute, die in der Umfrage für etwas anderes als "n i e  einzugreifen" gestimmt haben, schlechte Spiele leiten, ihre Gruppen betrügen, kein wirkliches Drama und keine wirkliche Spannung kreieren?

Edit: Um der Wahrheit die Ehre zu geben ist dieser Passus schon eine Bewegung hin zu „Schummeln“ ist nicht immer „Schummeln“:

Zitat
Gibt es eine Absprache, daß die SL hinter dem Schirm Anpassungen vornimmt, ist das kein Schummeln also valide. Da mach ich es mir einfach.
Weiter so! 🙂
Titel: Re: Kampfbegriff "Schummeln" oder Eine Verteidigung der Bandbreite des Rollenspiels
Beitrag von: Zed am 15.03.2025 | 09:03
Auf die Gefahr hin, jetzt gleich das nächste Fass aufzumachen, aber ich glaube, die folgende Meinung passt schon zum Thema: "Das Regelwerk sollte dem Spiel dienen, nicht das Spiel dem Regelwerk!"

Das passt absolut ins Thema!

Ich stimme dem Satz voll und ganz zu! Die Brücke, die uns die „Anti-„Schummel“-Fraktion“ dazu baut, lautet: Anpassungen sind immer mit der Gruppe abzusprechen. Im Grundsatz ist da kaum etwas dagegen zu sagen. Auf die Details und die Umsetzung kommt es an.

Wenn eine Spielleitung sich aus dramaturgischen Gründen entscheidet, das Wetter zu bestimmen anstatt es auszuwürfeln (obwohl das System Wetterregeln bietet) und dies zB aus Immersionsgründen in dem Moment „heimlich“ zu machen, ist das dann legitime Nutzung des SL-Werkzeugkastens oder schon verwerflich?
Titel: Re: Kampfbegriff "Schummeln" oder Eine Verteidigung der Bandbreite des Rollenspiels
Beitrag von: ghoul am 15.03.2025 | 09:12
Erstmal zu Eröffnungsbeitrag, bevor ich die Antworten im Thread durchgehe.

Mit dem Titel bin ich nicht ganz einverstanden. Schummeln ist kein Kampfbegriff. Schummel-Erzählspiel wäre einer. Schummeln an sich ist ein reguläres Wort. Dass es negativ konnotiert ist, darf nicht verwundern, das liegt in der Natur des Schummelns.

Zum Inhalt des Eröffnungsbeitrags:
Du, Zed, unterscheidest zwischen einem "Extremfall Schummeln" und verschieden starken Eingriffen der Spielleitung.
Heißt das, der "Extremfall Schummeln" sei nicht diskutierwürdig? Soll das ablenken vom groben Schummeln als Rechtfertigungsstrategie? Oder bist du gegen grobes Schummeln? Dann könnten wir uns ja einig werden.
Meine Streitschrift (https://ghoultunnel.wordpress.com/2018/04/17/worte-eines-ghouls-wider-das-schummel-erzaehlspiel/) richtet sich bewusst gegen klare Schummeleien der Spielleitung und widerlegt die üblichen Rechtfertigungen dafür.

Zum Recht der Spielleitung einzugreifen:
Hier gibt es Nuancen und Grenzen, die diskutiert werden dürfen. Die Spielleitung ist Herrin des Geschehens, auch über die Regeln, gerade wenn diese eine Situation nicht zufriedenstellend abbilden können, bis an eine gewisse Grenze, die durch die Kernidee des Spiels und des Regelwerks abgebildet wird. (Manche Systeme bilden vielleicht keinen klaren Kern ab, dann sind sie einfach schlecht).
Ich habe Vorstellungen wie weit man gehen darf, aber grundsätzlich habe ich immer befürwortet, dass die Spielleitung Regeln aufstellen darf oder Situationen ohne Würfelwurf regeln kann.

Nebenthese einer AD&D-Verschwörung
AD&D enthält wirklich viele praktische Lösungen für Probleme, die im Hobby auftreten. Viele spätere Systeme stolpern über die selben Probleme, die Gary Gygax in seinen Jahren intensiven D&D-Spiels bereits identifiziert hatte. Der DMG von 1979 bietet sich einfach an, als Standardwerk vor allen späteren SL-Ratgebern herangezogen zu werden, um das Rad nicht neu zu erfinden.
Ich spiele auch viele andere Systeme (Bsp. 1 (https://www.tanelorn.net/index.php/topic,128556.0.html), Bsp. 2 (https://www.tanelorn.net/index.php/topic,113693.0.html)), auch solche bspw. ohne Moralregeln. In Systemen, in denen vielleicht alle 2 Sitzungen ein Kampf auftritt, kann man locker pragmatisch über die Moral von NSCs entscheiden, ohne dass es langweilig wird. In Systemen mit hoher Frequenz von Kampfsituation wie D&D oder in militärischen Szenarios ist das Fehlen von (aus Wargames hinlänglich bekannten) Moralregeln allerdings ein Manko.
Titel: Re: Kampfbegriff "Schummeln" oder Eine Verteidigung der Bandbreite des Rollenspiels
Beitrag von: Zed am 15.03.2025 | 09:17
@schneeland über den Aufschlag dessen, was Spielleitung sein kann

Dankeschön! Ich komme erst später zu einer ausführlichen Antwort.

Ich denke, insbesondere der dramaturgische Aspekt* wird zu wenig beleuchtet. Hier unterscheidet sich die Leitung von One- oder Fewshots sicher gegenüber der Leitung von langen, epischen Kampagnen.

Sollten die Antworten zu Aufgaben und Werkzeugkästen der Spielleitung alle in Richtung „Sandbox leiten, sonst nix“ gehen, so würde es meine These belegen, dass mit diesem Themenkomplex eigentlich nur  e i n e  Art des Spielens promoted werden soll. (Das habe ich anderswo „Monokultur“ genannt.)

*und nein, nur weil ich mich gegen eine Extremposition ausspreche, plädiere ich nicht automatisch für die extreme Gegenposition, in der die Spielleitung aus dramaturgischen Gründen alles darf. Das Maß muss stimmen.
Titel: Re: Kampfbegriff "Schummeln" oder Eine Verteidigung der Bandbreite des Rollenspiels
Beitrag von: ghoul am 15.03.2025 | 09:18
Wenn eine Spielleitung sich aus dramaturgischen Gründen entscheidet, das Wetter zu bestimmen anstatt es auszuwürfeln (obwohl das System Wetterregeln bietet) und dies zB aus Immersionsgründen in dem Moment „heimlich“ zu machen, ist das dann legitime Nutzung des SL-Werkzeugkastens oder schon verwerflich?

Verstehe ich nicht, das wirkt jetzt sehr bemüht konstruiert. SL sagt "Die Sonne scheint" und gut ist. Hier muss doch kein Fake-Wurf durchgeführt werden, das ergibt doch keinen Sinn.
Titel: Re: Kampfbegriff "Schummeln" oder Eine Verteidigung der Bandbreite des Rollenspiels
Beitrag von: ghoul am 15.03.2025 | 09:29
Auf die Gefahr hin, jetzt gleich das nächste Fass aufzumachen, aber ich glaube, die folgende Meinung passt schon zum Thema: "Das Regelwerk sollte dem Spiel dienen, nicht das Spiel dem Regelwerk!"

Das ist eine gängige und intuitiv verständliche Forderung. Gerade wenn Regeln unvollständig oder schlecht durchdacht sind, sollte man sich darauf besinnen.

Interessant ist speziell für AD&D (1e), dass Gygax eine andere Forderung aufstellt.
Priorität hat bei ihm das Regelwerk, denn es definiert die Art des Spiels. Ist das Spiel nicht innerhalb des AD&D-Rahmens, ist es kein AD&D. Dazu muss ich anmerken, dass AD&D eine große Toolbox ist, innerhalb derer viele Variationen möglich sind. Auch einzelne Subsysteme (bspw. Ringkampf oder Krankheiten) könnte man austauschen, ohne den Spielrahmen zu sprengen.
Als zweite Priorität kommt die Spielwelt, das Kampagnen-Milieu. Die Welt unterliegt den umfangreichen und sehr speziellen D&D-Regeln (klar: kosmische Gesinnungen, Stufensystem, Magie etc erzwingen eine bestimmte Weltsimuation).
Erst als dritte Priorität kommen die Spieler. Die Gruppe ist also weniger wichtig als die Kampagne, welche bereits existiert, bevor Spieler dazustoßen. Die Kampagne ist nicht charakterzentriert.

AD&D kann sich aufgrund seiner Design-Komplexität diese Besonderheit erlauben. Vorteil: Spieler können ihre Charaktere zu unterschiedlichen Spielleitern mitnehmen ("reisen", auch zwischen Welten), ohne dass die subjektive Kontinuität einer erlebten Geschichte leidet.

Titel: Re: Kampfbegriff "Schummeln" oder Eine Verteidigung der Bandbreite des Rollenspiels
Beitrag von: gunware am 15.03.2025 | 09:32
und dies zB aus Immersionsgründen in dem Moment „heimlich“ zu machen, ist das dann legitime Nutzung des SL-Werkzeugkastens oder schon verwerflich?
Ich verstehe nicht, warum man es heimlich machen sollte. Was gewinnt man dadurch?
Titel: Re: Kampfbegriff "Schummeln" oder Eine Verteidigung der Bandbreite des Rollenspiels
Beitrag von: ghoul am 15.03.2025 | 09:35
Die Sache geht aber noch tiefer. Der. Artikel zum "Schummel-Erzählsspiel" ist im Grunde schon der Versuch einer Konzilianz oder zumindest einem Teile Und Herrsche. Settembrini versuchte dazumal - sinds gar schon zwanzig Jahr? - das "Erzählspiel" zu verteufeln. Das ging nicht glatt runter. Was Ghoul mit dem Artikel versucht ist also die guten von den schlechten Erzählspielern zu trennen. Die guten sind zwar komisch, halten sich aber immerhin an ihre merkwürdigen Regeln. Wir müssen alle die schlechten Erzählspieler nicht mögen! Weil die schummeln!

Interessant ist das die ursprüngliche Wetterei gar nicht gegen das Schummeln der "Erzählsspieler" ging, sondern gegen deren lange Weile. Es war den Proponenten aber  nicht möglich, klar zu machen, was das eigentlich sein soll. Langweilig ist halt vieles und verschiedene Leute nicht das selbe.
Gut zusammengefasst.
Zitat
Als das also nicht verfing, erfand man den "Schummel-Erzählspieler". Das ist schon merkwürdig. Wenn schummeln so schlecht ist, dann ist es wohl auch schlecht, wenn andere Leute schummeln? Das ist aber nicht die Schlagrichtung des Artikels. Es geht eben weniger darum eine konsistente Position zu beziehen, sondern schlicht über eine imaginierte Gruppe herzuziehen.
Nein, der Artikel geht gezielt gegen eine reale Gruppe. Schummeleien wie Würfeldrehen werden immer wieder als legitime SL-Technik propagiert. Man beachte auch, wie viele erboste Reaktionen der Artikel provoziert hat - Schummelspielleiter fühlen sich getroffen!
Natürlich bin ich auch gegen schummelnde Spieler, das ist aber ein anderes Thema als das des Artikels.
Titel: Re: Kampfbegriff "Schummeln" oder Eine Verteidigung der Bandbreite des Rollenspiels
Beitrag von: JollyOrc am 15.03.2025 | 10:08
Vorweg: Die Menschentypen, die ich im folgenden versuche zu beschreiben sind gleichwertig. Keiner davon ist besser oder schlechter. Generell vermeine ich dabei zwei grobe (und hier bewusst stark überzeichnete, es gibt etliches dazwischen!) Personentypen zu sehen:



Zum einen solche, die Regeln als Option für den Ausnahmezustand ansehen, die erst dann gebraucht werden, wenn man sich sonst nicht einig wird. Solange es keinen Zwist gibt, sind Gesetze und Regeln mehr so... ...Richtlinien.

(https://i.imgur.com/nyuDeiO.gif)

Ein Nebeneffekt ist hier auch, dass viel mehr als verhandelbar angesehen wird - sei es, weil man mehr will, als angeboten wird, oder weil man bereit ist, mehr aufzugeben. Das Spiel ist wichtiger als die Regeln.



Und dann eben solche, für die Regeln überhaupt erst die Grundlage für ein Zusammenspiel und eine Einigung sind. Wer die Regeln missachtet, stellt sich per se außerhalb des Spiels.

(https://i.imgur.com/3DLNhLY.gif)

Mit der Einstellung pocht man mehr auf das eigene Recht, ist erbost, wenn andere sich nicht an die Regeln halten, und tendiert weniger dazu, Ausnahmen zuzulassen. Ohne Regeln kein Spiel.



Diese beiden Grundeinstellungen finden sich glaube ich bei allen Spieltypen, von Plauderspielen zu Hartwurstkampagnen, und auch quer durch die politischen Lager.

Das Problem ist, wenn Leute aus Typ A mit Leuten aus Typ B diskutieren, ohne sich darüber bewusst zu sein, wie die andere Seite Regeln sieht, und warum.

Überspitzt ausgedrückt: Was für die eine Seite selbstverständliches Miteinander ist, ist für die andere Seite ein Affront sondergleichen. Und wo die andere Seite darauf hinweist, dass es die Regeln doch aus guten Grund gibt, sieht die eine Seite das stumpfe Diktat sinnloser Gesetze.

Im Resultat haben wir im Forum eskalierende Diskussionen wo hinterher alle gefrustet sind, und der Erkenntnisgewinn schwindet.
Titel: Re: Kampfbegriff "Schummeln" oder Eine Verteidigung der Bandbreite des Rollenspiels
Beitrag von: Zed am 15.03.2025 | 10:54
Ich verstehe nicht, warum man es heimlich machen sollte. Was gewinnt man dadurch?

Ich denke, dass Beispiele in unserer Thematik mit hoher Wahrscheinlichkeit weiterhelfen:
(Klicke zum Anzeigen/Verstecken)

Edit: Die scheinbar reine Fluffbeschreibung in meinem Beispiel kann/soll auch regeltechnische Auswirkung (https://www.tanelorn.net/index.php/topic,130125.msg135270382.html#msg135270382) haben.
Titel: Re: Kampfbegriff "Schummeln" oder Eine Verteidigung der Bandbreite des Rollenspiels
Beitrag von: Zed am 15.03.2025 | 11:06
Vorweg: Die Menschentypen, die ich im folgenden versuche zu beschreiben sind gleichwertig. Keiner davon ist besser oder schlechter. Generell vermeine ich dabei zwei grobe (und hier bewusst stark überzeichnete, es gibt etliches dazwischen!) Personentypen zu sehen:

...

Im Resultat haben wir im Forum eskalierende Diskussionen wo hinterher alle gefrustet sind, und der Erkenntnisgewinn schwindet.

...oder wir haben immer wieder aufflammende Diskussionen, wo alle gefrustet sind. Ich hoffe, wir sind uns einig, dass dieses Gespräch bislang gesittet erfolgt.

Die zwei Menschentypen, die Du skizzierst, sind gleichwertig. Da stimme ich natürlich zu, aber nicht alle ihre Aussagen sind gleichwertig. Solange beide Gruppen sagen: "Mir gefällt meine Spielart besser." ist ja alles schier.

Wenn eine Gruppe postuliert: "Eure Spielart ist schummeln, betrügen und langweilen, und nur unsere Spielart das alles nicht", dann kann diese Meinung so nicht stehen bleiben.
Titel: Re: Kampfbegriff "Schummeln" oder Eine Verteidigung der Bandbreite des Rollenspiels
Beitrag von: gunware am 15.03.2025 | 11:14
Ich denke, dass Beispiele in unserer Thematik mit hoher Wahrscheinlichkeit weiterhelfen:
(Klicke zum Anzeigen/Verstecken)
Tut mir leid, aber das verstehe ich noch weniger. Es kann sein, dass es solche Spiele gibt, das will ich nicht ausschließen, ich kenne ja nicht alle. Aber in allen Spielen, die ich bis jetzt gespielt habe, würde die zitierte Aussage im Spoiler null Sinn ergeben.
Titel: Re: Kampfbegriff "Schummeln" oder Eine Verteidigung der Bandbreite des Rollenspiels
Beitrag von: 1of3 am 15.03.2025 | 11:40
Gut zusammengefasst.Nein, der Artikel geht gezielt gegen eine reale Gruppe. Schummeleien wie Würfeldrehen werden immer wieder als legitime SL-Technik propagiert.

Das ist gut. Dann kann man mir zumindest niemand Verzerrung vorwerfen, wenn ich gegen die höchst reale Gruppe der pappnasigen Pesa-Pisser vorgehe. Diesen nichtsnutzigen Hinterweltlern muss strengstens das Handwerk gelegt werden. Schmeißt Sie aus euren Runden. Verkauft Ihnen keine Polyeder.
Titel: Re: Kampfbegriff "Schummeln" oder Eine Verteidigung der Bandbreite des Rollenspiels
Beitrag von: Zed am 15.03.2025 | 11:48
@ghoul

Schummeln ist im Rollenspielkontext ein Kampfbegriff
Für mich ist Anlass genug, es einen Kampfbegriff zu nennen, wenn ein Verb, das in einem Kontext funktioniert (nehmen wir "Mensch-ärgere-Dich-nicht"), in einen anderen Kontext gesetzt wird, und durch diese Übertragung des Begriffes "Schummeln" das Rollenspiel auf  e i n e  Art des Rollenspielens verengt, nämlich die, dass, wann immer im Rollenspiel gewürfelt wird, dieses Würfeln wie bei Mensch-ärgere-Dich-nicht zu behandeln sei.

Vielleicht fehlt mir auch nur das richtige Vorbild: In welchem anderen Spiel, in dem "Schummelein" verpönt sind, gibt es die Aufgabenverteilung zwischen Spielleitung und Gruppe wie im Rollenspiel?

Kurz: Spielleiten ist nicht schummeln. Übermäßig Regeln zu überwerfen könnte man so nennen, auch wenn ich es eher "scheiße Spielleiten" nennen würde. Gelegentliches, gut begründetes "Regeln überwerfen" oder "Würfelergebnisse anpassen" jedenfalls ist in vielen Fällen auch nur gutes Spielleiten.

Zitat
Zum Recht der Spielleitung einzugreifen:
Hier gibt es Nuancen und Grenzen, die diskutiert werden dürfen. Die Spielleitung ist Herrin des Geschehens, auch über die Regeln, gerade wenn diese eine Situation nicht zufriedenstellend abbilden können, bis an eine gewisse Grenze, die durch die Kernidee des Spiels und des Regelwerks abgebildet wird.

Ich habe Vorstellungen wie weit man gehen darf, aber grundsätzlich habe ich immer befürwortet, dass die Spielleitung Regeln aufstellen darf oder Situationen ohne Würfelwurf regeln kann.

Ich finde in Deiner Streitschrift nichts von Nuancen, sondern nur Polarisierung. Auch dass Du der Spielleitung zugestehst, dass sie über den Regeln steht - meinst Du damit, dass sie sich unter Umständen über Regeln hinwegsetzen "darf"? - auch unkommuniziert? -  lässt sich für mich nirgends in Streitschrift entdecken.

Hast Du Deine binäre Meinung (paraphrasiert: Es gibt nur "Schummeln" oder "Nicht-Schummeln") hier relativiert, oder habe ich Deine Streitschrift missverstanden?

Zur AD&D-"Verschwörung"
Zu einer Verschwörung gehört ja immer eine Gruppe von Leuten, und die Streitschrift ist ja nur von Dir verfasst. Also habe ich den Titel "Die geheime Agenda des Verfassers?" genutzt.

Zitat
In Systemen, in denen vielleicht alle 2 Sitzungen ein Kampf auftritt, kann man locker pragmatisch über die Moral von NSCs entscheiden, ohne dass es langweilig wird. In Systemen mit hoher Frequenz von Kampfsituation wie D&D oder in militärischen Szenarios ist das Fehlen von (aus Wargames hinlänglich bekannten) Moralregeln allerdings ein Manko.

Abgesehen davon, dass ich Formulierungen mit zuviel "Selbstbewusstsein der Objektivität" in Herzensangelegenheiten wie dem Rollenspiel für risky halte, wenn man konstruktiv miteinander sprechen möchte, klingt dieser Abschnitt für mich absolut sinnvoll! Er ist derart differenziert und entspricht meinem Empfinden als Durchführenden von gelegentlichen SL-Eingriffen so sehr, dass mich die Größe unseres "Common Ground" im höchsten Maße überrascht. Also ist für Dich nicht jedes "Schummeln" "Schummeln"?

Edit: Rechtschreibung
Titel: Re: Kampfbegriff "Schummeln" oder Eine Verteidigung der Bandbreite des Rollenspiels
Beitrag von: Tudor the Traveller am 15.03.2025 | 11:51
@Schummeln bei Wetterregeln: da stellt sich imo doch die Frage, ob es "muss" oder "kann" Regeln sind. Mir sind Wetterregeln bislang nur als "kann" Regeln begegnet.
Titel: Re: Kampfbegriff "Schummeln" oder Eine Verteidigung der Bandbreite des Rollenspiels
Beitrag von: Suro am 15.03.2025 | 11:59
Ich gehöre zu den Personen, die "Schummeln" im Rollenspiel grundsätzlich für falsch1 halten, habe aber durchaus den Eindruck, dass es nicht ganz trivial ist, zu bestimmen, was "Schummeln" in diesem Kontext bedeutet.

Weder die nicht-Anwendung von "Regelmodulen" noch der Verstoß gegen "Rules as Written" ist meiner Ansicht nach grundsätzlich Schummeln. Problematisch wird es für mich, wenn Personen gegen den Gruppenkonsens über die Regeln verstoßen. Beispiel: Wenn die Leute am Tisch darüber einstimmen, dass Traglastregeln nicht benutzt werden, gibt es kein Problem damit, Traglastregeln nicht zu benutzen.2

Kompliziert wird es glaube ich erst jetzt: Wie Zed zurecht in seinem Beispiel mit dem Wetter andeutet, mag es nicht immer möglich sein, alle Nuancen der Regelanwendung vor dem Spiel oder direkt im Kontext der Regelanwendung (oder nicht-Anwendung) zu kommunizieren. Vieles kann man in einer "Sitzung 0", vor der Regelanwendung oder nach der Sitzung gut und transparent besprechen. Manches wird aber immer implizit bleiben, einfach als gegeben angenommen; manches sind Details, die im "Eifer des Gefechts" den Spielverlauf stören würden, wenn man darauf eingeht. Edit: Das liegt zum einen daran, dass (viele) Rollenspiele eine enorme Regelfülle mit vielen optionalen Komponenten haben und auch die Frage, wann und wie Regeln anzuwenden sind, ist oft nicht ganz trivial.

Zurück zum Schummeln: Was ich für Schummeln halte, sind nicht-Anwendungen von oder Zuwiderhandlung gegen Regeln, bei denen die handelnde Person weder die tatsächliche noch auch nur die mutmaßliche/hypothetische Zustimmung der Mitspielenden hat. D.h., weniger technisch gesprochen: Wenn ich - als SL oder Spieler - davon ausgehe, dass meine Mitspielenden nicht zustimmen würden, dass ich eine Regel breche oder nicht anwende, aber es trotzdem tue, dann schummele ich in dem für mich relevanten Sinn. Ich muss die Zustimmung nicht immer einholen, wenn ich davon ausgehen kann, dass meine Mitspielenden dem ohnehin achselzuckend zustimmen würden. Edit: Dazu mögen die von Jolly Orc angesprochenen "Typen" gehören: Es mag sein, dass ich in einem Umfeld spiele, indem die Regeln grundsätzlich eher als "Richtlinien" wahrgenommen werden - dann wäre es ziemlich blödsinnig, das für alle Einzelregeln durchzudiskutieren. Zumindest die grundsätzliche Haltung zu dem Thema gehört dann aber besser in eine Sitzung 0, oder in eine Nachbesprechung.

Offensichtlich bringt das aber weitere Probleme mit sich - man kann sich nämlich sehr gut über diese hypothetische/mutmaßliche Zustimmung irren. Für mich ist relativ klar, dass "20 würfeln, aber 5 ansagen", etwas ist, dass die meisten meiner Mitspielenden für nicht-legitim und damit für Schummeln halten, aber Menschen, die in einer Spielkultur aufgewachsen sind, in dem die SL immer die Würfel dreht, mag das (in manchen Fällen zurecht) anzweifeln. Wer sich auf diese Zustimmung verlässt, wo sie riskant erscheint (also besonders unsicher ist oder besonders drastische Auswirkungen hat), schummelt zwar dadurch nicht, handelt aber auch nicht ideal. Von daher gilt: Wo möglich eben vorher oder nach der Sitzung ansprechen und klar kommunizieren. 

Aus der Diskussion hier im Forum kann man bisher aber denke ich ganz gut mitnehmen: Wetterregeln nicht anwenden und willkürlich entscheiden, ob die Sonne scheint, wirkt relativ unproblematisch3. Würfel drehen geht so vielen Leuten gegen den Strich, dass das ungefragt zu tun, mit hoher Wahrscheinlichkeit tatsächlich einfach Schummeln ist - und wer mit mir spielt, und ungefragt irgendwelche Würfeln dreht, der schummelt.4


1 D.h., ich finde das doof und Leute sollten es imho lassen, aber niemand wird zu einem schlechten Menschen nur weil die Person im Rollenspiel geschummelt hat.
2 Ich meine kürzlich im (frühen) D&D-Kontext gelesen zu haben, dass Hausregeln nur in eingeschränktem Maße Anwendung finden sollten, damit das "Ökosystem" D&D "interoperabel" und Erfahrungen vergleichbar bleiben. Verstehe ich, und grundsätzlich eine interessante Diskussion, aber denke ich hier nicht direkt Teil des Themas.
3 Ich kenne aus dem Kopf auch kein System, dass konkrete Regeln dafür hat, wann das Wetter überhaupt über u.U. vorhandene Wetterregeln zu bestimmten ist - höchstens im Kontext von Überlandreisen.
4 Für die häufigsten Anwendungsfälle für das Würfeldrehen (also z.B. "Ups, TPK") gibt es auch nun wirklich so viele Alternativregeln und Hausregeln, dass ich das wirklich bescheuert finde.
Titel: Re: Kampfbegriff "Schummeln" oder Eine Verteidigung der Bandbreite des Rollenspiels
Beitrag von: Zed am 15.03.2025 | 12:02
Tut mir leid, aber das verstehe ich noch weniger. Es kann sein, dass es solche Spiele gibt, das will ich nicht ausschließen, ich kenne ja nicht alle. Aber in allen Spielen, die ich bis jetzt gespielt habe, würde die zitierte Aussage im Spoiler null Sinn ergeben.

Ganz genau! In meiner Spielrunde würde ich den letzten Absatz auch nicht sagen: Ich würde die Szenerie beschreiben und dabei das Wetter "heimlich" so einsetzen, wie es mir passt. Ich würde nicht offenlegen, dass ich hier gegen die Wetterregeln verstoßen habe.

Ich habe den Absatz hinzugefügt, um an einem konkreten Beispiel zu verdeutlichen, wie die Offenlegung eines SL-Eingriffs in die Regeln wirken kann.

Ich verstehe nicht, warum man es heimlich machen sollte. Was gewinnt man dadurch?

Ich gewinne durch das heimliche, unkommunizierte Eingreifen in die Wetterregeln Immersion und mache meinen Job als SL, die Spielwelt interessant zu gestalten.

Edit: Die scheinbar reine Fluffbeschreibung in meinem Beispiel kann/soll auch regeltechnische Auswirkung (https://www.tanelorn.net/index.php/topic,130125.msg135270382.html#msg135270382) haben.
Titel: Re: Kampfbegriff "Schummeln" oder Eine Verteidigung der Bandbreite des Rollenspiels
Beitrag von: gunware am 15.03.2025 | 12:14


Es ist ganz einfach. Solange es nicht thematisiert wurde, ist es frei. Ob die Würfel oder die SL die Entscheidung trifft, ist egal. Aber ab dem Moment, in dem ein Wert festgelegt wurde, ab da ist dieser Wert fest und wird nur durch die  Regelmechanik geändert. Falls gerade am Tisch oder im Regelwerk die Regel zum Verändern diese Wertes nicht vorhanden ist, dann ist dieser Wert nicht regeltechnisch relevant und fällt dadurch aus der Betrachtung dieser Frage raus.

Vereinfacht gesagt, solange es nicht am Tisch vorhanden ist, unterliegt es nicht den Regeln. (abgeschlossene Vorbereitung ist am Tisch, auch wenn die Spieler es noch nicht wissen.)

Edit. Deshalb ist die Frage irreführend. Nicht was, sondern ab wann bestimmen die Regel.

Wie ich vorher woanders geschrieben habe, das Wetter im obigen Spoilerbeispiel kann mit den Regeln erst angegangen werden, wenn es am Tisch angekommen ist. Ab da sollten die üblichen Regelmechaniken greifen, falls jemand sich damit auseinander setzen möchte. Oder es bleibt nur als eine tolle Beschreibung des Szenerie. Zum Regelobjekt wird es erst, wenn ein Charakter eine Fähigkeit hat, es zu manipulieren. Und dann sollten die Regel der Fähigkeit gelten, selbstverständlich in der Abhängigkeit der Regelmöglichkeiten, die die Spielleitung hat. Mehr ist es eigentlich nicht. Ich finde es eigentlich ziemlich simpel.
Titel: Re: Kampfbegriff "Schummeln" oder Eine Verteidigung der Bandbreite des Rollenspiels
Beitrag von: Suro am 15.03.2025 | 12:19
Ich gewinne durch das heimliche, unkommunizierte Eingreifen in die Wetterregeln Immersion und mache meinen Job als SL, die Spielwelt interessant zu gestalten.

Das Wetter-magische-Göttertiere-Beispiel finde ich nicht besonders überzeugend: A) Ich kenne aus dem Kopf kein RPG, in dem Wetterregeln auch nur RAW ständig und in jeder Szene anzuwenden sind, B) in dem Beispiel scheint nahezuliegen, dass die "Göttertiere" das Wetter in irgendeiner Weise beeinflusst haben - Wettertabellen sind für gewöhnlich situationsabhängig und nicht für Situationen vorgesehen, in dem das Wetter aktiv beeinflusst wird, und C) gibt es - z.B. in dem Fall, in dem die Wetterregeln tatsächlich so bescheuernd einschränkend sind - ja wohl die Möglichkeit, nach der Sitzung oder in Sitzung 0 zu sagen "Ach übrigens, ich benutze die Wetterregeln aus dem "Advanced Meteorologists Almanac" nicht überall, mit ist das zu kompliziert und zu einschränkend".
Titel: Re: Kampfbegriff "Schummeln" oder Eine Verteidigung der Bandbreite des Rollenspiels
Beitrag von: Issi am 15.03.2025 | 12:20
Wenn jmd jetzt einen Wahrnehmungswurf macht, der gelingt, sollte die SL dann alle drei Scharfschützen offenbaren? Auch den Unsichtbaren, den man nach Regeln nur mit Magie entdeckt?
Sollte man überhaupt Hinterhalte zulassen?

Sollte man Gegner bringen dürfen, die im Dunkeln sehen können, wenn sie im Abenteuer stehen aber keiner in der Gruppe diese Fähigkeit besitzt?
Sollte ich jmd. der ein System schon tausendmal gespielt und geleitet hat, genauso behandeln wie jmd. Der zum ersten Mal mitspielt und noch keine Ahnung hat, wie er sich am besten verhält?

Edit folgt.
Als SL musst doch solche und ähnliche Ungleichgewichte berücksichtigen und unzählige Ermessensentscheidungen treffen, um sowas wie Fairness überhaupt zu gewährleisten.
Aber es bleibt eine relative.
Würfel Ergebnisse nicht zu verändern- tangiert das höchstens marginal.
Titel: Re: Kampfbegriff "Schummeln" oder Eine Verteidigung der Bandbreite des Rollenspiels
Beitrag von: Zed am 15.03.2025 | 12:21
@Suro

Das ist der weiterführendste Beitrag zum Thema, den ich im :T: bislang entdeckt habe, vielen Dank! Auch dafür, dass Du ""Schummeln" im Rollenspielkontext" weiter abwägst.

Es lohnt sich sicher, auf jede Deiner spannenden Differenzierungen einzugehen.

Zuvor möchte ich noch hervorheben, dass Dein Beitrag zeigt, dass die Absolutheit, mit der jede Abweichung vom Würfelergebnis und Lebenspunkteeingriff (das sind die beiden Beispiele aus ghouls Streitschrift) als betrügerisch, langweilend und als schlechte Spielleitung gebrandmarkt wird, das Grundproblem ist.

Denn ja, Abweichungen von Würfelergebnissen und Eingriffe in Lebenspunkte können natürlich nachteilhaft sein. Viel lieber würde auch ich über diese Fälle sprechen.

Aber zuerst muss die Absolutheit, das binäre "Entweder ganz oder gar nicht", aus dem "Es gibt nur einen Spielleitungsstil zum guten Rollenspiel" folgt, vom Tisch.
Titel: Re: Kampfbegriff "Schummeln" oder Eine Verteidigung der Bandbreite des Rollenspiels
Beitrag von: Zed am 15.03.2025 | 12:29
Zum Regelobjekt wird es erst, wenn ein Charakter eine Fähigkeit hat, es zu manipulieren.

Oh, das habe ich vergessen nachzutragen: Crunch und Fluff sollten natürlich schon zusammengehen.

Ich als SL könnte die regennasse Fassade als Klettermalus -1 und die gelegentliche Erleuchtung der Fassade durch das Wetterleuchten mit Versteckenmalus -1 werten. Andererseits kann ich die Anwesenheit der Gottheiten-Tiere mit einem generellen Bonus auf Skills von +1 verknüpfen (so creepy sie auch sein mögen) - zumindest, solange diese Tiere ihren Blick auf die Held:innentruppe werfen können, also bis sie sich im Anwesen befindet.

Was wie spielleitungsspontaner Fluff klingt, soll/kann auch regeltechnische Auswirkungen haben.
Titel: Re: Kampfbegriff "Schummeln" oder Eine Verteidigung der Bandbreite des Rollenspiels
Beitrag von: gunware am 15.03.2025 | 12:34
Wenn jmd jetzt einen Wahrnehmungswurf macht, der gelingt, sollte die SL dann alle drei Scharfschützen offenbaren? Auch den Unsichtbaren, den man nach Regeln nur mit Magie entdeckt?
Sollte man überhaupt Hinterhalte zulassen?

Sollte man Gegner bringen dürfen, die im Dunkeln sehen können, wenn sie im Abenteuer stehen aber keiner in der Gruppe diese Fähigkeit besitzt?
Sollte ich jmd. der ein System schon tausendmal gespielt und geleitet hat, genauso behandeln wie jmd. Der zum ersten Mal mitspielt und noch keine Ahnung hat, wie er sich am besten verhält?
Wenn es Regel gibt, wie man die Scharfschützen entdeckt, dann verstehe ich nicht, warum sie nicht angewendet werden könnten. Wenn der Unsichtbare nicht entdeckt werden kann, wird er nicht entdeckt, wo ist hier die Schwierigkeit?
Ob man die Gegner bringt oder nicht, hat doch mit "Schummeln" nichts zu tun. Ich kenne keine Regel, die mir das vorschreiben würde. Aber falls ich sie bringe, dann ab da sollten sie mit den abgesprochenen Regeln funktionieren.

edit: Tippfehler
Titel: Re: Kampfbegriff "Schummeln" oder Eine Verteidigung der Bandbreite des Rollenspiels
Beitrag von: Issi am 15.03.2025 | 12:38
Wenn es Regel gibt, wie man die Scharfschützen entdeckt, dann verstehe ich nicht, warum sie nicht angewendet werden könnten. Wenn der Unsichtbare nicht entdeckt werden kann, wird er nicht entdeckt, wo ist hier die Schwierigkeit?
Ob man die Gegner bringt oder nicht, haben doch mit "Schummeln" nichts zu tun.
Sie haben mit Fairness bzw Unfairness zu tun.
Und Schummeln wird gewöhnlich als Letzteres wahrgenommen.

Will sagen: Selbst wenn ich keine einzige Regel breche, kann ich dennoch sau unfair leiten.

Oder anders: Mich haarklein an die Regeln zu halten kann kein Garant für Fairness sein.
Oder besser noch für " empfundene Fairness."

Titel: Re: Kampfbegriff "Schummeln" oder Eine Verteidigung der Bandbreite des Rollenspiels
Beitrag von: Tudor the Traveller am 15.03.2025 | 12:39
Ob man die Gegner bringt oder nicht, hat doch mit "Schummeln" nichts zu tun. Ich kenne keine Regel, die mir das vorschreiben würde. Aber falls ich sie bringe, dann ab da sollten sie mit den abgesprochenen Regeln funktionieren.

edit: Tippfehler

Eigentlich ist es doch ein gutes Beispiel für SL-Schummeln: wenn die Würfelergebnisse die versteckten Gegner oder zumindest Hinweise dauf diese hätten zeigen müssen, die SL dies aber nicht offenbart und hinterher trotzdem mit irgendwelchen Ausreden die Gegner bringt, ist das imo klassisches Schummeln.
Titel: Re: Kampfbegriff "Schummeln" oder Eine Verteidigung der Bandbreite des Rollenspiels
Beitrag von: gunware am 15.03.2025 | 12:42
Sie haben mit Fairness bzw Unfairness zu tun.
Und Schummeln wird gewöhnlich als Letzteres wahrgenommen.
Aber ob ich Gegner bringe oder nicht, hat mit Schummeln nichts zu tun. Klar, es kann unfair sein, weil die Charaktere keine Chance haben. Nur es ist immer noch kein Schummeln. Schummeln ist in meinen Augen erst, wenn ich anfange generierte Ergebnisse zu verfälschen.
Titel: Re: Kampfbegriff "Schummeln" oder Eine Verteidigung der Bandbreite des Rollenspiels
Beitrag von: Isegrim am 15.03.2025 | 12:42
gunware hat wohl recht damit, dass sowas wie Wetter nur zum Streitobjekt wird, wenn es (regelseitige) Auswirkungen hat. Ebenso richtig ist, dass es eher selten feste Regeln fürs Wetter gibt. Daher ist das mE eine Frage von Spielleiterwillkür als von expliziten Regelabweichungen.

Die SL hatte das Wetter bisher, bspw während einer Reise, ausgewürfelt. Nun planen die SCs eine Aktion, bei der sie keinen Regen gebrauchen können, und die SL entscheidet ohne Würfel: Es schüttet wie aus Eimern.

Gleiches Szenario, aber bisher hat das Wetter schlicht keine Rolle gespielt. Jetzt sagt die SL plötzlich: Es regnet.

Bisher hat das Wetter keine Rolle gespielt, aber vor besagter SC-Aktion fällt der SL ein: Da gab es doch diese Tabelle, lass ma würfeln. Wurfergebnis: Regen.

Willkür? Regelbruch? Pech gehabt? Klimawandel?
Titel: Re: Kampfbegriff "Schummeln" oder Eine Verteidigung der Bandbreite des Rollenspiels
Beitrag von: Issi am 15.03.2025 | 12:46
Aber ob ich Gegner bringe oder nicht, hat mit Schummeln nichts zu tun. Klar, es kann unfair sein, weil die Charaktere keine Chance haben. Nur es ist immer noch kein Schummeln. Schummeln ist in meinen Augen erst, wenn ich anfange generierte Ergebnisse zu verfälschen.
Der Begriff Schummeln kommt deshalb ja auch an seine Grenzen, wenn es darum geht möglichst fair zu spielen.

Edit.
Wenn Figuren keine Chance haben, aber ich habe keine Regel gebrochen, habe ich
Mir nix vorzuwerfen?

Mitnichten!
Titel: Re: Kampfbegriff "Schummeln" oder Eine Verteidigung der Bandbreite des Rollenspiels
Beitrag von: gunware am 15.03.2025 | 12:54
Bisher hat das Wetter keine Rolle gespielt, aber vor besagter SC-Aktion fällt der SL ein: Da gab es doch diese Tabelle, lass ma würfeln. Wurfergebnis: Regen.

Willkür? Regelbruch? Pech gehabt? Klimawandel?
Aber auch hier würde es erst Schummeln sein, wenn man sich auf Würfeln einigt und nachträglich das ändert. Wie ich oben geschrieben habe, bevor es am Tisch ist, ergibt der Begriff Schummeln keinen Sinn. Das Schummeln ist nachträgliche Änderung bereits vorhandener Ereignisse ohne Absprache, dass alle mitgehen.

Wenn Figuren keine Chance haben, aber ich habe keine Regel gebrochen, habe ich
Mir nix vorzuwerfen?
Doch. Aber nicht Schummeln.
Titel: Re: Kampfbegriff "Schummeln" oder Eine Verteidigung der Bandbreite des Rollenspiels
Beitrag von: ghoul am 15.03.2025 | 13:02
Wenn eine Gruppe postuliert: "Eure Spielart ist schummeln, betrügen und langweilen, und nur unsere Spielart das alles nicht", dann kann diese Meinung so nicht stehen bleiben.

Wenn eine Gruppe postuliert: "Wir beschummeln die Spieler und die merken das nicht", dann kann diese Meinung so nicht stehen bleiben.
Das ist mein Punkt.

Und da werden wir nicht zusammenkommen, Zed.
Titel: Re: Kampfbegriff "Schummeln" oder Eine Verteidigung der Bandbreite des Rollenspiels
Beitrag von: Issi am 15.03.2025 | 13:05
Doch. Aber nicht Schummeln.
Ist Schummeln für dich nicht Betrug?
Findest Du nicht, dass es ebenso Betrug ist, wenn Gegner kommen die man nicht schaffen kann?


Letzteres betrifft für gewöhnlich die Regeln des guten Miteinanders, die vorausgesetzt werden und daher idR. nicht extra im Regelwerk stehen.
Das heißt aber nicht, dass sie weniger schwer wiegen.

Und manchmal muss man zwischen beiden abwägen um sowas wie Fairness zu gewährleisten.
Titel: Re: Kampfbegriff "Schummeln" oder Eine Verteidigung der Bandbreite des Rollenspiels
Beitrag von: Zed am 15.03.2025 | 13:11
Wenn eine Gruppe postuliert: "Wir beschummeln die Spieler und die merken das nicht", dann kann diese Meinung so nicht stehen bleiben.
Das ist mein Punkt.
Stimmst du dem zu oder nicht?

Ich habe vielfach deutlich gemacht, dass ich den Begriff "Schummeln" im Rollenspielkontext ablehne, weil ich die Implikationen, die er in sich trägt, nicht aufs Rollenspielleiten anwenden kann.

Ich antworte gerne auf direkte Fragen, wenn ich sie ganz verstehe: Kannst Du Deine Frage anders formulieren, ohne die "Mensch-ärgere-Dich-nicht" - Konnotation?
Titel: Re: Kampfbegriff "Schummeln" oder Eine Verteidigung der Bandbreite des Rollenspiels
Beitrag von: ghoul am 15.03.2025 | 13:19
@Zed:
Ja, habe oben editiert. Wir verbleiben uneinig.

Es scheint dich zu stören, dass mein Artikel prägnant in eine Richtung stößt statt das Thema in der Breite zu diskutieren. Letzteres habe ich jedoch hier im Forum getan, im Dialog mit dir und anderen. Du kannst also nicht behaupten, meine Argumentation sei unvollständig oder unzugänglich.
Titel: Re: Kampfbegriff "Schummeln" oder Eine Verteidigung der Bandbreite des Rollenspiels
Beitrag von: gunware am 15.03.2025 | 13:24
Ist Schummeln für dich nicht Betrug?
Findest Du nicht, dass es ebenso Betrug ist, wenn Gegner kommen die man nicht schaffen kann?
Nein, ein Betrug kann mit Schummeln überlappen, muss aber nicht. Das sind zwei unterschiedliche Begriffe. Und ich spreche eigentlich nur über Schummeln.

Letzteres betrifft für gewöhnlich die Regeln des guten Miteinanders, die vorausgesetzt werden und daher idR. nicht extra im Regelwerk stehen.
Das heißt aber nicht, dass sie weniger schwer wiegen.
Hier wäre eher das Wort Betrug angebracht, aber nicht Schummeln. Weil man sich von einer Absprache verabschiedet und gegen sie verstößt.

Wenn man sich explizit gegen Würfeldrehen abgesprochen hat, dann wäre Würfeldrehen sowohl Schummeln als auch Betrug.
Aber wenn man Würfeldrehen erlaubt hat, dann wäre es weder Schummeln, noch Betrug.
Wenn man keine Entscheidung getroffen hat, dann wäre Würfeldrehen nur Schummeln, aber kein Betrug.

So sehe ich es.
Titel: Re: Kampfbegriff "Schummeln" oder Eine Verteidigung der Bandbreite des Rollenspiels
Beitrag von: Zed am 15.03.2025 | 13:33
@Zed:
Ja, habe oben editiert. Wir verbleiben uneinig.

Es scheint dich zu stören, dass mein Artikel prägnant in eine Richtung stößt statt das Thema in der Breite zu diskutieren. Letzteres habe ich jedoch hier im Forum getan, im Dialog mit dir und anderen. Du kannst also nicht behaupten, meine Argumentation sei unvollständig oder unzugänglich.
Habe ich behauptet, Deine Argumentation sei unvollständig? Ich habe sie "spaltend" und "polarisierend" genannt. Der differenzierende und teils im Widerspruch zu der Streitschrift stehende Beitrag war der erste (https://www.tanelorn.net/index.php/topic,130125.msg135270331.html#msg135270331), den ich bislang von Dir entdeckt habe.

Um einmal weiterzukommen, würde ich gerne Deine Antworten auf diese zwei Fragen lesen:

Ist keine dieser Gründe (https://www.tanelorn.net/index.php/topic,130070.msg135269249.html#msg135269249) für Dich unter keinen Umständen als Ausnahme, um Würfel zu drehen oder Lebenspunkte nachzujustieren akzeptabel?

Und bist Du davon überzeugt, dass die 45 Leute, die in der Umfrage für etwas anderes als "n i e  einzugreifen" gestimmt haben, schlechte Spiele leiten, ihre Gruppen betrügen, kein wirkliches Drama und keine wirkliche Spannung kreieren?
Titel: Re: Kampfbegriff "Schummeln" oder Eine Verteidigung der Bandbreite des Rollenspiels
Beitrag von: Issi am 15.03.2025 | 13:34
Nein, ein Betrug kann mit Schummeln überlappen, muss aber nicht. Das sind zwei unterschiedliche Begriffe. Und ich spreche eigentlich nur über Schummeln.
Ich mache jetzt mal Schluss mit der Wortspalterei, und halte fest:

Um Fairness (empfundene Fairness)zu gewährleisten (Darum geht es ja letztlich), muss man die Regeln des Spiels mit den Regeln des guten Miteinanders manchmal spontan abwägen.
In Gruppen, in denen das ein NO Go für die SL ist, kann das dazu führen, dass die Regeln des guten Miteinanders gebrochen werden.

Titel: Re: Kampfbegriff "Schummeln" oder Eine Verteidigung der Bandbreite des Rollenspiels
Beitrag von: gunware am 15.03.2025 | 13:45
Um Fairness (empfundene Fairness)zu gewährleisten (Darum geht es ja letztlich), muss man die Regeln des Spiels mit den Regeln des guten Miteinanders manchmal spontan abwägen.
Genau. Und Betrug ist für beide Gruppen ein NO GO.
Aber Schummeln ist in einer Gruppe in bestimmten Situationen notwendiges Werkzeug, damit die Gruppe gut funktioniert.
in der anderen Gruppe ein NO GO, damit die Gruppe gut funktioniert.
Mehr ist es eigentlich nicht.
Ich kann gern in beiden Gruppen spielen und finde es jetzt nicht als etwas, was großartig verteufelt oder hervorgehoben werden müsste. Es ist nur nett, wenn man weiß, in welcher Gruppe man gerade ist. Alles ganz entspannt.
Titel: Re: Kampfbegriff "Schummeln" oder Eine Verteidigung der Bandbreite des Rollenspiels
Beitrag von: Alter Weißer Pottwal am 15.03.2025 | 14:07
Wenn ich Würfel werfe, dann hab ich das Ergebnis zu akzeptieren und umzusetzen. Dafür sind sie da. Und wenn ich das nicht tue und es verheimliche, dann ist es schummeln. Aus welchem Grund ich das mache ist spieltheoretisch uninteressant.

Ich frage mich, warum die Leute die Würfel drehen, überhaupt würfeln. Dann bestimmt doch einfach direkt, was passiert und spielt keine Zufälligkeit vor. Oder habt ihr Angst, dass die Spieler dann nicht mitspielen würden oder ihr euch mit ihnen auseinander setzen müsstet?
Titel: Re: Kampfbegriff "Schummeln" oder Eine Verteidigung der Bandbreite des Rollenspiels
Beitrag von: ghoul am 15.03.2025 | 14:11

Ist keine dieser Gründe (https://www.tanelorn.net/index.php/topic,130070.msg135269249.html#msg135269249) für Dich unter keinen Umständen als Ausnahme, um Würfel zu drehen oder Lebenspunkte nachzujustieren akzeptabel?
Nein, keiner. Statt Würfel zu drehen oder TP dynamisch anzupassen gibt es genug andere Möglichkeiten, einzugreifen.

Zitat
Und bist Du davon überzeugt, dass die 45 Leute, die in der Umfrage für etwas anderes als "n i e  einzugreifen" gestimmt haben, schlechte Spiele leiten, ihre Gruppen betrügen, kein wirkliches Drama und keine wirkliche Spannung kreieren?
Meine Antwort im Rahmen der Hausordnung:
Ganz gleich wie viele sie sind - Sie leiten mindestens im Moment des Würfeldrehens nicht dramatisch, sondern dramaturgisch. Geschieht es ohne vorherige Absprache, geht es zulasten des echten Dramas, da Spieler-Entscheidungen durch Ausfall ihrer Konsequenzen entwertet werden.
Wenn sie völlig anderes mit "Eingreifen" gemeint haben, trifft das natürlich nicht zu.
Titel: Re: Kampfbegriff "Schummeln" oder Eine Verteidigung der Bandbreite des Rollenspiels
Beitrag von: ghoul am 15.03.2025 | 14:14
Wenn man keine Entscheidung getroffen hat, dann wäre Würfeldrehen nur Schummeln, aber kein Betrug.

So sehe ich es.

Es ist eine natürliche Annahme, dass alle Spielende  ehrlich sind und nicht schummeln.
Daher ist für mich auch ohne Absprache Würfeldrehen betrügerisch.
Täuschung und Schädigung sind ja vorhanden.
Titel: Re: Kampfbegriff "Schummeln" oder Eine Verteidigung der Bandbreite des Rollenspiels
Beitrag von: Fillus am 15.03.2025 | 14:15
Ich habe gerade keine Zeit die Beiträge alle zu lesen, hole ich nach.

Warum brauche ich als SL das schummeln nicht? Könnte auch heißen, wann lasse ich würfeln.
Würfeln lasse ich, wenn es unklar ist wie eine Situation ausgeht. Dann gibt mir der Zufall des Wurfes eine neue Fiktion vor und die ist dann auch gewollt.

Wenn ich alles durchplane und es genau so kommt, dann brauche ich das Hobby nicht für mich nicht mehr. Ich möchte auch überrascht werden.

Wenn bestimmte Dinge passieren sollen oder es um Informationen geht die für das weiterkommen nötig sind, dann gebe ich diese ohne Wurf raus. Oder es gibt Abstufungen wie viele Infos es je nach Ergebnisses eines Wurfes gibt.

Warum sollte ich jetzt im Kampf einen Unterschied machen. Die Gefahr ist klar, oft es gibt so gut wie immer Möglichkeiten die Charaktere zu retten. Weil jetzt der Oberboss seinen Monolog noch nicht gehalten hat? Dann kommt der als Geist zurück und tut dies, oder er hat einen Schriftstück bei sich an dem er geübt hat, oder oder oder. Nur weil ein Würfelwurf nicht gut ausgeht, drehe ich keine Würfel.

Ja, vielleicht ist mancher Kampf etwas langweiliger, weil er zu schnell vorbei ist. Aber tut dem Rollenspiel keinen Abbruch und ich glaube es ist unter den Spielenden auch gar nicht so unbeliebt ab und an. "Weißt doch noch damals, als du den x mit einem Schlag aus den Latschen gehauen hast" oder es ergeben sich Beinamen oder Insider.

Egal wie ein Würfelwurf ausgeht, es entsteht eine neuen Fiktion. Außerdem heißt es ja nicht wenn ein Wurf schiefgeht das es immer ein Versagen sein muss. Fail Forward hier als Stichwort.

Ich sehe also nicht wie es die Bandbreite im Rollenspiel einschränkt. Das schummeln schränkt für mich eher die Möglichkeiten ein. Sorgt dafür das genau die Geschichte erzählt wird, welche die SL(oder Autoren von Kaufabenteuern) sich erdacht hat (haben) und damit ein Stück weniger die Geschichte der ganzen Gruppe. Es schützt den Plot, wenn der Plot so verfasst ist, dass er es nötig hat (oft Kaufabenteuer).

Aber das Schummeln sorgt für mich auch mit dafür, dass mir durchaus mal Spieler über den Weg laufen die panische Angst vor einer Willkür bei der SL haben. Niemand kann nachvollziehen was diese hinter dem Schirm mit ihren verdeckten Würfeln so treibt. Da kann man noch so oft beteuern das alles nur zum Wohle der Spieler ist.

Und noch ein Punkt. Wenn ich als SL offen würfel, kann ich mich mir der Gruppe freuen oder leiden, je nach Ausgang. Das fördert für mich auch das Gefühl gemeinsam zu spielen und tortzdem faire aber harten Regeln durchzusetzen.

So, mal kurz bevor ich zu einer Runde darf meine gedanken hingeworfen. Ich möchte aber nochmal betonen, es ist meine Meinung und jede andere ist gleich gut. Es gibt keine falschen Spielweisen, nur welche die manchen besser liegen. Solange alle Spaß haben, ist doch super.
Titel: Re: Kampfbegriff "Schummeln" oder Eine Verteidigung der Bandbreite des Rollenspiels
Beitrag von: gunware am 15.03.2025 | 14:27
Daher ist für mich auch ohne Absprache Würfeldrehen betrügerisch.
Das ist deine Ansicht, aber das würde ich nicht verallgemeinen. Und ich würde auch nicht davon ausgehen, dass es alle so sehen. In Rollenspielerischem Kontext ist die Annahme, dass es betrügerisch ist, in meinen Augen eine sehr gewagte, sogar eine falsche. Denn je nachdem, mit welchen Regelwerken man sozialisiert wurde, wird die Antwort anders lauten. Wenn mich mein altersschwaches Gedächtnis nicht trügt, habe ich in einigen Regelwerken gelesen, dass die SL einen Sichtschirm haben soll, damit sie die Würfe anpassen kann. Und wenn man mit solchen Regelwerken in das Rollenspielleben eingestiegen ist, dann kann es kein Betrug sein, weil die Erwartungshaltung eine andere als deine ist. Und wenn man zwei unterschiedliche sich gegensätzlich widersprechenden Annahme treffen kann, ist ohne Absprache von Betrug zu sprechen in meinen Augen total übertrieben. Für Betrug braucht es mehr als nur die Hoffnung, dass andere es so sehen wie ich. Das ist meine Meinung.
Titel: Re: Kampfbegriff "Schummeln" oder Eine Verteidigung der Bandbreite des Rollenspiels
Beitrag von: ghoul am 15.03.2025 | 14:27
Es gibt keine falschen Spielweisen, nur welche die manchen besser liegen. Solange alle Spaß haben, ist doch super.

Das ist der Denkfehler.
Illusionismus ist paternalistisch, der schummelnde SL erhebt sich unverhältnismäßig über seine Mitspieler, diese werden also herabgesetzt.
Früher oder später werden die Spieler den Schummel-SL doch durchschauen. Dann erweist sich der vermeintliche Spaß als falsch und vergiftet.

Ein SL der schummeln muss, um seine Dramaturgie zu retten, leitet einfach schlechter, als ein SL, der nicht schummelt und dennoch für Spaß und Drama zu sorgen weiß.
Die Kategorien "gutes Spielleiten" und "schlechtes Spielleiten" sind hier sehr gut anzuwenden. Hier herrscht keine Gleichwertigkeit von Spielstilen.
Titel: Re: Kampfbegriff "Schummeln" oder Eine Verteidigung der Bandbreite des Rollenspiels
Beitrag von: ghoul am 15.03.2025 | 14:30
Das ist deine Ansicht, aber das würde ich nicht verallgemeinen. Und ich würde auch nicht davon ausgehen, dass es alle so sehen. In Rollenspielerischem Kontext ist die Annahme, dass es betrügerisch ist, in meinen Augen eine sehr gewagte, sogar eine falsche. Denn je nachdem, mit welchen Regelwerken man sozialisiert wurde, wird die Antwort anders lauten. Wenn mich mein altersschwaches Gedächtnis nicht trügt, habe ich in einigen Regelwerken gelesen, dass die SL einen Sichtschirm haben soll, damit sie die Würfe anpassen kann. Und wenn man mit solchen Regelwerken in das Rollenspielleben eingestiegen ist, dann kann es kein Betrug sein, weil die Erwartungshaltung eine andere als deine ist. Und wenn man zwei unterschiedliche sich gegensätzlich widersprechenden Annahme treffen kann, ist ohne Absprache von Betrug zu sprechen in meinen Augen total übertrieben. Für Betrug braucht es mehr als nur die Hoffnung, dass andere es so sehen wie ich. Das ist meine Meinung.

Ich verstehe deine Sichtweise. Solche Regelwerke kenne ich auch und halte sie für vergiftet. Schlechte SL-Tips sind nur schlecht und sorgen für schlechtes Spiel.

Edit: Wo ein Regelwerk explizit erlaubt, einen Wurf zu ignorieren, sollten zumindest enge Grenzen gesetzt werden.
Besser wäre immer der Tip, nur zu würfeln wenn alle Ergebnisse akzeptiert werden können.
Titel: Re: Kampfbegriff "Schummeln" oder Eine Verteidigung der Bandbreite des Rollenspiels
Beitrag von: Zed am 15.03.2025 | 14:42
Ein SL der schummeln muss, um seine Dramaturgie zu retten, leitet einfach schlechter, als ein SL, der nicht schummelt und dennoch für Spaß und Drama zu sorgen weiß.
Die Kategorien "gutes Spielleiten" und "schlechtes Spielleiten" sind hier sehr gut anzuwenden. Hier herrscht keine Gleichwertigkeit von Spielstilen.

Danke für Deine klaren Worte und auch für Deine Antworten oben! Damit sind die einander entgegenstehenden Positionen ganz und gar deutlich.

Wer nach einem Grund für diesen Thread gesucht hat, findet ihn in ghouls These, die ich hier zurückweise.
Titel: Re: Kampfbegriff "Schummeln" oder Eine Verteidigung der Bandbreite des Rollenspiels
Beitrag von: gunware am 15.03.2025 | 14:46
Ich verstehe deine Sichtweise. Solche Regelwerke kenne ich auch und halte sie für vergiftet.
Und ich verstehe deine, nur ich bin da entspannter.

Besser wäre immer der Tip, nur zu würfeln wenn alle Ergebnisse akzeptiert werden können.
Ja, ich spiele auch lieber solche Spiele.

Aber ich habe nicht das Bedürfnis, es den anderen Leuten, die es trotzdem spielen, es madig zu machen. Ich bin sogar bereit, mit ihnen zu spielen, weil es auf anderer Ebene Spaß macht. Dann weiß ich (weil ich in meiner Blase die Leute kenne), welche Erwartungen ich haben darf. Und letztendlich geht es mir beim Rollenspielen darum.
Nur wenn ich die SL bin, kriegen die Leute halt die Version ohne nachträgliche Anpassung. Und damit müssen sie klarkommen, wie ich mit deren Version klarkomme. Eigentlich nicht schwer.
Titel: Re: Kampfbegriff "Schummeln" oder Eine Verteidigung der Bandbreite des Rollenspiels
Beitrag von: Issi am 15.03.2025 | 14:50
Genau. Und Betrug ist für beide Gruppen ein NO GO.
Aber Schummeln ist in einer Gruppe in bestimmten Situationen notwendiges Werkzeug, damit die Gruppe gut funktioniert.
in der anderen Gruppe ein NO GO, damit die Gruppe gut funktioniert.
Letzteres wage ich zu bezweifeln.
Selbst in Hard Core Herausforderungsrunden, wollen Spieler idR keine unfair empfundenen Herausforderungen.

Und das muss die SL sicherstellen dürfen.

Das steht zwar wahrscheinlich in keinem Regelwerk- Aber würde eine SL z.B. die Gegner so klug und hinterherhältig spielen, wie sie könnte (Dafür muss man keinen einzigen Würfel drehen), wäre bei den meisten schnell Schluss mit lustig.
Daher werden idR ganz bewusst nicht alle Möglichkeiten der Regeln ausgeschöpft um den Gruppenfrieden zu bewahren.
(Edit. Das sind Anpassungen die bereits zwangsläufig passieren)-

Die SL ist kein Gegner. Sie gewinnt mit der Gruppe zusammen.
Titel: Re: Kampfbegriff "Schummeln" oder Eine Verteidigung der Bandbreite des Rollenspiels
Beitrag von: gunware am 15.03.2025 | 16:14
Letzteres wage ich zu bezweifeln.
Selbst in Hard Core Herausforderungsrunden, wollen Spieler idR keine unfair empfundenen Herausforderungen.
Wie ich bereits sagte, das hat mit Schummeln nichts zu tun. Falls du das unter Schummeln verstehst, dann reden wir aneinander vorbei.
Titel: Re: Kampfbegriff "Schummeln" oder Eine Verteidigung der Bandbreite des Rollenspiels
Beitrag von: Marduk am 15.03.2025 | 17:06
Zum Thema Wetterregeln. In vielen Regelsystemen in die ich jetzt reingesehen habe, gibt es per se keine Wetterregeln zur Wetterbestimmung, sondern nur ein paar Tabellen, auf die die SL würfeln KANN um schnell das Wetter zu bestimmen wenn sie es denn so möchte (steht auch explizit dabei). Das ist also per se kein Regelmechanismus, sondern ein Hilfsmittel die SL kann entscheiden ob sie dieses Hilfsmittel einsetzt oder nicht.

Würfeldrehen ist erstmal auch nicht schummeln, weil beim Schummeln gibt es die Komponente des Betrugs und der Täuschung. Habe ich also eine Gruppe, die, wie Suro oben anführt, damit einverstanden ist, daß die Spielleitung dieses Instrument anwendet. dann ist das kein Schummeln, sondern eine Hausregel der Gruppe. Möchte die Gruppe dies jedoch nicht und die SL setzt sich darüber weg und dreht, dann schummelt sie und das ist meiner persönlichen Meinung nach auch verwerflich.

Es gibt halt nicht nur die Regeln, die das Spiel selbst betreffen (z.B. "würfle 1d20+Angriffsbonus gegen die Rüstungsklasse des Ziels") sondern auch die sozialen Regeln der Gruppe. Sagt diese daß Würfeldrehen oder railroaden etc in Ordnung gehen, dann ist doch alles in Ordnung und die SL schummelt gar nicht erst.
Titel: Re: Kampfbegriff "Schummeln" oder Eine Verteidigung der Bandbreite des Rollenspiels
Beitrag von: Tudor the Traveller am 15.03.2025 | 17:25
Das ist der Denkfehler.
Illusionismus ist paternalistisch, der schummelnde SL erhebt sich unverhältnismäßig über seine Mitspieler, diese werden also herabgesetzt.
Früher oder später werden die Spieler den Schummel-SL doch durchschauen. Dann erweist sich der vermeintliche Spaß als falsch und vergiftet.

Ein SL der schummeln muss, um seine Dramaturgie zu retten, leitet einfach schlechter, als ein SL, der nicht schummelt und dennoch für Spaß und Drama zu sorgen weiß.
Die Kategorien "gutes Spielleiten" und "schlechtes Spielleiten" sind hier sehr gut anzuwenden. Hier herrscht keine Gleichwertigkeit von Spielstilen.

Zum oberen Absatz würde ich innerhalb gewisser Grenzen zustimmen. Wir werden eventuell bei der Definition von Schummeln nicht übereinkommen.

Aber Kategorien wie gutes Leiten / schlechtes Leiten sind für sich allein nicht sinnvoll. Gut oder schlecht kann nur in Relation zu einer Messgröße sinnvoll sein. Dafür müsste ich jetzt wissen, an welchen Kriterien du gelungenes Spielleiten festmachst.
Titel: Re: Kampfbegriff "Schummeln" oder Eine Verteidigung der Bandbreite des Rollenspiels
Beitrag von: unicum am 15.03.2025 | 17:51
Ich hab gestern gespielt, wir hatten einen sehr herrausfordernden Kampf und wir haben unsere Gummipunkte rausgehauen wenn es notwendig war.

Ich sehe jedenfalls absolut keine Notwendigkeit in einem modernen Rollenspiel zu "schummeln". Und ja zwei Figuren, unter anderem auch meine, standen am Ende des Kampfes ohne Gummipunkte da,... den nächsten Treffer des Endgegners kann ich vieleicht nicht mehr parieren, den nächsten kritischen Fehler muss ich akzeptieren.

Vieleicht der Punkt warum es mich stören würde, wenn in der Gruppe jemand im gleichen Kampf "schummelt".
Dessen Figur überlebt ohne kratzer und meine Figur liegt im Dreck und mein Equipment ist im Eimer.

Wenn ich dann einen SL habe der einen "für die Gruppe herrausfordernden Kampf 'aus dem Bauch herraus*' designt"
(* will sagen nicht aus den Werten die er aus den Bögen lesen kann sondern aus dem Gefühl, na mit 4 Gegnern wurden sie einfach fertig, nehm ich nächstes mal 8 oder 12) dann ist das für die Ehrlichen ziemlich frustriend.

Es gibt so einen Spruch "beim spiel sollten alle Spass haben". Da liegt eben die Crux, eine Schummelnde Person hat vieleicht noch ihren Spass ohne kratzer aus einem Kampf zu kommen, wo alle anderen schon verkrüppelt in der Grosse liegen. Dann kommt vielleicht noch der Spruch "Oh, ich hab am Ende des Spielabends noch alle Gummipunkte" (schlechter Schummler). Dann ist die Frage eben ob die anderen da auch Spass haben.
Titel: Re: Kampfbegriff "Schummeln" oder Eine Verteidigung der Bandbreite des Rollenspiels
Beitrag von: ghoul am 15.03.2025 | 17:51
@Zed: In dem Fall: Die Fähigkeit des SL, seiner Rolle als Referee gerecht zu werden, also im Rahmen des Regelwerks zu leiten.
Titel: Re: Kampfbegriff "Schummeln" oder Eine Verteidigung der Bandbreite des Rollenspiels
Beitrag von: gunware am 15.03.2025 | 18:14
@Zed: In dem Fall: Die Fähigkeit des SL, seiner Rolle als Referee gerecht zu werden, also im Rahmen des Regelwerks zu leiten.
ghoul, das ist  genau das, bei dem ich immer auf Unverständnis stoße. Das ist der Anspruch, den man ans Regelwerk hat. Ob jemand eine Geschichte mit einem Regelgerüst, das nur hinweisende Hilfe gibt, erzählen möchte oder ob jemand eine Erzählung nach bestimmten Regeln erschaffen möchte. Ich versuche den Leuten zu erklären, dass es im ersten Fall einfacher ist, ein Regelwerk zu nehmen, der die Art unterstützt und nicht ein Regelwerk zu nehmen, über den man sich dann hinwegsetzt, damit es funktioniert. Aber viel Erfolg habe ich bei bestimmten Leuten nicht. Trotzdem macht das Spielen mit ihnen Spaß, ich weiß ja, woran ich bin.
Titel: Re: Kampfbegriff "Schummeln" oder Eine Verteidigung der Bandbreite des Rollenspiels
Beitrag von: Maarzan am 15.03.2025 | 18:30
@Maarzan

Danke, dass Du meinen Beitrag so aufmerksam gelesen hast, wie die vielen Zitate es mir zeigen.

Maarzan, ich denke, wir kommen nicht zusammen. Für Dich ist der kleinste, seltenste, wirklich gut zu begründende Eingriff in Gewürfeltes schon "bescheißen" und Ausdruck der "eigenen Herrlichkeit". Ja, kommunizierte Ausnahmen und abgestimmte Hausregeln sind für Dich akzeptabel und auch sonst kein Problem (und diese Fälle können wir daher auch einfach raushalten). Aber bei allem darüber hinaus gibt es für Dich nur schwarz und weiß, wenn ich Dich richtig verstehe.

Wenn das so gut begründbar ist, kann der Betreffende das ja tun. Der Knackpunkt des Bescheißens ist bei mir ob der Eingriff als Abweichung vom Vwereinbarten offen udn im Konsens ist oder nicht . Und das ist dann tatsächlich schwarzweiß - nicht, was da nun jeweisl gedreht wird  oder eben nicht. Ich denke theoretisch könnte auch ein SIM-Spieler, der erklärt eine dramatische Geschichte zu liefern und dann die Spieler mit abseist von Regelsystem "realistischen" harten Modifikatoren und genreuntypischer Konsequenz auflaufen lässt bescheißen.


Als letzter Versuch, Dich ins Grübeln zu bringen: Ist keine dieser Gründe (https://www.tanelorn.net/index.php/topic,130070.msg135269249.html#msg135269249) für Dich unter keinen Umständen als Ausnahme akzeptabel? Und bist Du davon überzeugt, dass die 45 Leute, die in der Umfrage für etwas anderes als "n i e  einzugreifen" gestimmt haben, schlechte Spiele leiten, ihre Gruppen betrügen, kein wirkliches Drama und keine wirkliche Spannung kreieren?

Der Knackpunkt ist nicht eingreifen oder nicht, sondern heimlich und regelwidrig eingreifen.
Und das, was mir meist als "Drama" verkauft wird, finde ich Scheiße und damit keinen berechtigten Anlass da heimlich etwas zu drehen.

• Wenn das System zu random ist und keine Mechanismen für Risikominimierung bietet (insbesondere drohender TPK). (nobody@home; Skaeg)
Dann führe ich vorher als Hausregel Gummipunkte ein.
• Ich will nicht, dass die SCs in unbedeutenden Szenen sterben (Tele; Kappadozius).
Dann lass ich die Szene weg, oder wenn das eine Szene als Extrafutter für die Schwertenthusiasten ist, gab es einmal in einer Runde von mir die generelle Absprache, wer hier sich nicht dem Gegner durch relevanten Einfluss aufdrängt, fällt maximal bewußtlos um.
• Wenn (mir) die Regeln unklar sind, oder ich (noch) kein Gefühl für das System habe (Quaint; Raven Nash)
Dann kann ich das so auch nachschauen oder die anderen fragen bzw. erklären das jetzt nur abzuschätzen und muss nicht heimlich Tatsachen schaffen.
{
• Weil das Fehlen oder der Austausch eines SCs die perfekt Encounter-Abschätzung schwierig machen kann. (Raven Nash)
• Um eine SL-Fehlentscheidung zu korrigieren (Femenmeister) zB Lebenspunkte spontan ändern, wenn ich als SL einen Encounter verkackt habe. (Hotzenplot; Streunendes Monster; Ein Dämon auf Abwegen)
• Wenn ein Kampf de facto entschieden ist und "das Aufwischen" des Fußvolks zu lange dauert: LP-Änderung oder automatisches Moralversagen. (Zed; 1of3, Skaeg; Quaint; Tele; Streunendes Monster; SigmundFloyd; YY; Feuersänger)
}
Das kann man auch offen klären, kein Grund zur Heimlichkeit.

{
• Um in Bosskämpfen den Boss wenigstens einen eindrucksvollen Signature-Move machen zu lassen oder den Boss überhaupt lange genug auf seinen Beinen stehen zu haben. (Tudor; Matz)
• Um bei einem fast niedergekämpften (Boss-)Gegner einem SC die Genugtuung zu verschaffen, ihn mit seinem Signaturemove zu erledigen, auch wenn eigentlich ein paar Schadenspunkte fehlen. (Quaint; Odium; Zanji123)
}
Kein Teil meines Spielstils. Was kommt, kommt.
• Bei zuviel Pech der Mitspielenden. (Odium; Ludovico; Dr. Evil)
Da kann man den Vorschlag einer Korrektur offen in den Raum stellen. Das muss auch nicht immer vom SL kommen.
• Wenn ein Spielender sich besonders Mühe mit einer Beschreibung gemacht hat (quasi anstelle eines Bonus). (Femenmeister)
Kein Teil meines Spielstils. Wenn die Erklärung tatsächlich so gut ist, dass sie tatsächlich nicht schief laufen kann, wird nicht mehr gewürfelt. Sonst wird es ein Bonus und die Würfel erledigen den Rest.
• Ich nutze andere Möglichkeiten zB mit Extraaktion, selbst wenn das Regelwerk dabei "sanft gebogen" werden muss (hexe)
?
• Ich skaliere Begegnungen ebenfalls nach, aber mit anderen Mechanismen, zB mit Anpassung des Schwierigkeitsgrades (chad vader), Verzicht auf Spezialangriff, Spontanmonolog des Bösewichts, Erdrutsche, Verstärkung kommt früher, oder plötzliche Dummheit. (Fillus; Skaeg))
In welchen Fällen soll das passieren?

Auf die Gefahr hin, jetzt gleich das nächste Fass aufzumachen, aber ich glaube, die folgende Meinung passt schon zum Thema: "Das Regelwerk sollte dem Spiel dienen, nicht das Spiel dem Regelwerk!"
Da wären wir bei der Frage: Und wer bestimmt dann , was dann dieses "das Spiel" ist? "Drama" oder "bessere Geschichte" ist es für zahlreiche Leute eben sicher nicht.
Das Regelwerk sehe ich als wesentlichen Teil des Kompromisses, den die Beteiligten zum Start des gemeinsamen Spiels getroffen haben. In dem Sinne sind die Regeln wesentlicher Teil von "das Spiel", solange es keine gemeinsame Abänderung gibt,
Titel: Re: Kampfbegriff "Schummeln" oder Eine Verteidigung der Bandbreite des Rollenspiels
Beitrag von: Lichtschwerttänzer am 15.03.2025 | 18:54


Es gibt kein Schwarz und Weiß
Die Gegner des "Schummel-Erzählspiels" sehen nur Extreme:
Strohmann Alarm


Zitat
• Sie wertet einen Treffer ausnahmsweise als kritisch, mit der ein SC eines ohnehin niedergekämpften Bossgegner tötet, wenn dieser Move dramatisch sinnvoll ist.
das kann jetzt soviel bedeuten inklusive wie definiert man dramaturgisch sinnvoll


Zitat
• Sie korrigiert on-the-fly die Schwierigkeit einer Begegnung, die aufgrund eines schlechten Regelwerks, aufgrund der Nicht-Vertrautheit mit einem Regelwerk oder auch einer eigenen, fehlerhaften Vorbereitung der Begegnung entstanden ist.
• Sie lässt Unterlinge gegen Ende der Spielsitzung ohne oder gegen den Moralwurf fliehen, um einen ohnehin gewonnenen Konflikt abzukürzen.
kann mir jemand erklären was das hier außer als falscher Strohmann zu dienen noch für einen Sinn haben könnte

Zitat
Drama entsteht bei blindem Zufall zufällig, wahres Drama entsteht bei Anderen durch bedeutungsvolle Entscheidungen.
ich sehe nicht wo  da Schummeln irgendwie nötig oder von Vorteil wäre außer es geht hier um gescriptetes überraschende Wendungen ohne Sinn und Verstand erzeugendes künstliches Flachdrama
Nein ich nenne eine SL die glaubt sie darf die Regeln brechen etwas anderes
wie diejenige, die Paladine immer auf niedrigen Leveln Fallen lies

btw Adnd 1e ist nicht das einzige RPG mit Moralregeln


Regeluntreue zu RAW ist nicht unbedingt Schummeln. Ich kann Spielregeln auch in Absprache ändern.
auch Gruppenregeln ohne und gegen Absprache?


Zitat
Und grundsätzlich stelle ich in Frage, ob eine SL im Rollenspiel in ihrer Funktion überhaupt Schummeln kann.
sobald sie die Grenzen des fairen Ermessens beim Ruling bewusst überschreitet ja

Zitat
Sie hat sowieso die Deutungshoheit im Spiel. (Edit: eine SL kann jederzeit einen Wurf nachträglich mit nahezu beliebigen Modifikationen belegen und ein beliebiges Ergebnis erzwingen)
QED
"Eine chaotische Gottheit ändert das Schicksal deiner Figur ohne ersichtlichen Grund "

Wer will mir als SL eine solche Setzung verbieten?
warum tust du das?
Ist das nach den Regeln erlaubt oder nicht?

@ghoul

btw Gygax hielt es nichtmal für wünschenswert oder gut das alle Kampagnen die exakt gleichen Regeln benutzen
Ich denke, dass Beispiele in unserer Thematik mit hoher Wahrscheinlichkeit weiterhelfen:
schummeln oder legitimer Eingriff anderer Mächte - Fate oder Wyrd

Es gibt Ereignisse die hält ein Wort auf und es gibt Ereignisse die hält nichts auf
Wischnu Mahabharat by Peter Brooks
Titel: Re: Kampfbegriff "Schummeln" oder Eine Verteidigung der Bandbreite des Rollenspiels
Beitrag von: YY am 15.03.2025 | 19:20
• Wenn ein Kampf de facto entschieden ist und "das Aufwischen" des Fußvolks zu lange dauert: LP-Änderung oder automatisches Moralversagen. (Zed; 1of3, Skaeg; Quaint; Tele; Streunendes Monster; SigmundFloyd; YY; Feuersänger)
}
Das kann man auch offen klären, kein Grund zur Heimlichkeit.

FWIW: Man könnte sich schon streiten, ob ein harter Schnitt nun eine de facto-LP-Änderung ist...führt wohl aber zu nichts.
Jedenfalls mache ich das offen und grundsätzlich haben die Spieler bei mir auch das Recht, auf die Regelanwendung bzw. das komplette Runterspulen zu bestehen. 
Titel: Re: Kampfbegriff "Schummeln" oder Eine Verteidigung der Bandbreite des Rollenspiels
Beitrag von: Issi am 15.03.2025 | 19:33
Wie ich bereits sagte, das hat mit Schummeln nichts zu tun.
Das wird aber einer der Hauptgründe sein, warum SL Würfel drehen oder LP Anpassungen vornehmen.

A la " Das habe ich falsch eingeschätzt "

"Wenn jetzt alle draufgehen, war mein Gegner nicht fair" ...etc.


Edit.

Es mag natürlich auch solche geben, die "ihre Story" spontan besser finden. Aber von denen spreche ich jetzt nicht.

PS.
Nicht, dass das die einzig mögliche Art ist Anpassungen vorzunehmen, keinesfalls.
Aber es ist wohl die populärste.
Titel: Re: Kampfbegriff "Schummeln" oder Eine Verteidigung der Bandbreite des Rollenspiels
Beitrag von: gunware am 15.03.2025 | 20:01
Das wird aber einer der Hauptgründe sein, warum SL Würfel drehen oder LP Anpassungen vornehmen.
Und warum nimmt man gerade diesen Weg? Das verstehe ich eben nicht, als Spielleiter habe ich doch sehr viele andere Möglichkeiten, falls ich korrigierend eingreifen will. Warum sollte ich gerade die Anpassung über einen fragwürdigen Umweg bevorzugen?

Edit: populärste eher nicht. So viel Zustimmung scheint es nicht zu finden. Nennen wir es lieber die häufigste.
Titel: Re: Kampfbegriff "Schummeln" oder Eine Verteidigung der Bandbreite des Rollenspiels
Beitrag von: Issi am 15.03.2025 | 20:21
Und warum nimmt man gerade diesen Weg? Das verstehe ich eben nicht, als Spielleiter habe ich doch sehr viele andere Möglichkeiten, falls ich korrigierend eingreifen will. Warum sollte ich gerade die Anpassung über einen fragwürdigen Umweg bevorzugen?
Meine Antwort: Glaube, dass das am häufigsten aus Not geschieht, und weil es für andere Dinge zu spät scheint.

Die anderen Möglichkeiten muss ich erstmal überhaupt auf dem Schirm haben. Und auch abschätzen können, was ich wann, wie wo tun kann.



Titel: Re: Kampfbegriff "Schummeln" oder Eine Verteidigung der Bandbreite des Rollenspiels
Beitrag von: unicum am 15.03.2025 | 21:06
Ach ja nochmal veileicht zum Eingangspost

Also insbesondere an @Zed den "Paladin & Verteidiger der ganzen Bandbreite des Rollenspiels"

Retorisch erinnert mich das gerade an die "Verteidiger der Redefreiheit" wie man in einigen Medien derzeit immer wieder skaliert wird,....

Aber ich habe nicht das Bedürfnis, es den anderen Leuten, die es trotzdem spielen, es madig zu machen.

Der rigide Ideologe des absoluten Würfel- und Regelgehorsams ghoul ....

Also ich muss schon sagen, deine populistische Streitschrift ist dir schon gelungen. Diskussionen macht man heutzutage ja eh erstmal in dem man anderstdenkende Dsikreditiert.

"Ridgide Ideologie" ist also "nicht madig machen"?

deswegen hier mal solche Dinge:

https://www.amazon.de/Bartl-GmbH-102169-Schwerpunktw%C3%BCrfel-Set/dp/B002PZRDOY/





Titel: Re: Kampfbegriff "Schummeln" oder Eine Verteidigung der Bandbreite des Rollenspiels
Beitrag von: Zed am 15.03.2025 | 22:14
@Marduk (https://www.tanelorn.net/index.php/topic,130125.msg135270450.html#msg135270450)
Wenn etwas zuvor abgesprochen ist, kann es schon mal kein "Schummeln" sein, agreed.

@Tudor (https://www.tanelorn.net/index.php/topic,130125.msg135270451.html#msg135270451)
Weil die Definition von "Schummeln" im Kontext Rollenspiel so umstritten ist, taugt der Begriff nur als Kampfbegriff, würde ich sagen.

@unicum (https://www.tanelorn.net/index.php/topic,130125.msg135270455.html#msg135270455)
Gummipunkte können wir in der Diskussion raushalten, weil sie offene Türen sind: Auch in der Umfrage an Spielleitungen, die nie/selten/manchmal/häufig Würfeldrehen war die Abwesenheit von Gummipunkten ein genannter Grund für derartige SL-Eingriffe.

Außerdem geht es in diesem Thread ja um das Eingreifen von Spielleitungen. Mir ist hier noch kein Grund oder Beispiel untergekommen, wo eine SL zu ihrem eigenen Spaß "schummelt".

@ghoul (https://www.tanelorn.net/index.php/topic,130125.msg135270456.html#msg135270456)
Die Rollenspielleitung kann nicht nur Referee sein: Auf der Suche nach anderen Spielen, die sich als Vorbild für die Aufgaben und Werkzeugen von Rollenspielleitungen eignen, ist mir noch kein Spiel oder Sport eingefallen, in denen die Rolle des Regel-Übertritt-Entscheiders (Referee/Schiedsrichter) mit der des Spielfeldgestaltenden, Dramaturgen (zu einem gewissen Maße) und Regisseur der Antagonisten und Supporter zusammenfällt.

Zumindest diese vier Rollen aber hat die Rollenspielleitung auszufüllen: Schiedsrichten, Spielfeld gestalten (oder die Gestaltung zu verantworten), Dramaturgie, die NSCs führen. Daraus leiten sich teils auch einander widersprechende Ansprüche ab.

@Maarzan (https://www.tanelorn.net/index.php/topic,130125.msg135270465.html#msg135270465)
Danke für Deine Antworten (https://www.tanelorn.net/index.php/topic,130125.msg135270465.html#msg135270465), ich verstehe Deine Lösungen jetzt besser.

Ich denke, Du bringst Deine Lösungen hiermit auf den Punkt:
Zitat
Der Knackpunkt ist nicht eingreifen oder nicht, sondern heimlich und regelwidrig eingreifen.
Und das, was mir meist als "Drama" verkauft wird, finde ich Scheiße und damit keinen berechtigten Anlass da heimlich etwas zu drehen.

Die Notwendigkeit zu umfangreichen, klaren, vorherigen Absprachen und Vereinbarungen zu Abänderungen sind etwas, was ich aus diesen Diskussionen mitnehme, wenn ich mal eine neue Gruppe aufmache. Die Absprachen sind - glaube ich - Konsens bei diesem Thema.

Deine Antworten und Vorschläge fühlen sich für Dich persönlich richtig an, aber einige lassen sich wohl nur schwer verallgemeinern: Vielleicht tritt der Gummipunkte-Notfall so selten ein, dass man sein System nicht um diesen Mechanismus erweitern möchte. Eine Aus-Versehen-unnötig-Sterben-Szene wegzulassen fühlt sich für mich eingreifender an, als den tödlichen Schlag einfach (ja, wahrscheinlich sogar heimlich) abzumildern. Ebenso könnte für mich der Nachteil für den Spielfluss größer sein, wenn ich mich in bestimmten Situationen durch die Regelbücher wälze als stattdessen einfach eine handgewedelte Entscheidung zu treffen. (In meiner festen Gruppe sage ich das im Sinne des Konsens hier immer an, hole mir das Gruppeneinverständnis für "die schnelle Entscheidung", und wir schlagen die Regel zum besser kennen Lernen dann außerhalb der Session nach.)

@Lichtschwerttänzer (https://www.tanelorn.net/index.php/topic,130125.msg135270467.html#msg135270467)
Ich verstehe nicht, inwieweit die binäre Darstellung von ""Schummeln" oder "Nicht-Schummeln"" in der Ausgangs-Streitschrift ein Strohmann wäre.

@YY (https://www.tanelorn.net/index.php/topic,130125.msg135270470.html#msg135270470)
Ja, ähnliche Angebote mache ich meiner Gruppe auch. Weil wir zwar schon lange an unserer Kampagne spielen, aber nur 4 bis 5 Mal im Jahr, ist Spielzeit für uns sehr kostbar.

@unicum (https://www.tanelorn.net/index.php/topic,130125.msg135270482.html#msg135270482)
Bist Du allgemein gegen Populismus in (Gegen-)Streitschriften oder nur bei mir? Wenn Du in ghouls Streitschrift die Populismen ebenfalls kritisch benennst, dann nehme ich Deine Kritik an der von Dir zitierten Stelle ernst.
Titel: Re: Kampfbegriff "Schummeln" oder Eine Verteidigung der Bandbreite des Rollenspiels
Beitrag von: Alexandro am 15.03.2025 | 22:21
@unicum:
Kontext.

Wir reden hier von einer Ideologie, welche explizit sagt (https://www.tanelorn.net/index.php/topic,130125.msg135270343.html#msg135270343) "Wenn ihr meine Extremposition nicht teilt, dann steht ihr wahrscheinlich am anderen polaren Extrem (damit meine ich: ihr belügt eure Spielenden)" (da du die "aktuellen Medien" erwähnst, da sehe ich aktuell auch ein paar Spezis, die jeden Kritiker (z.B. NGOs) erstmal unter Generalverdacht stellen wollen).

Eine derart rigide Position, die keine Kompromisse zulässt, und Zweifel am Absolutheitsanspruch dieser Position mit "dann bezeichnen wir dich als Lügner und moralisch verkommen" beantworten, auch als solche zu benennen ist erstmal nur eine sachliche Positionierung (wenn man sich da ungerechtfertig angegriffen fühlt, dann kann man ja darlegen, dass die eigene Position nicht so rigide ist und man nur falsch dargestellt wurde - das hat ghoul in 4 Seiten dieses Threads und zahlreichen des Nachbarthreads aber nicht getan, eher im Gegenteil). Ob man das "madig" findet, muss jeder selbst entscheiden.
Titel: Re: Kampfbegriff "Schummeln" oder Eine Verteidigung der Bandbreite des Rollenspiels
Beitrag von: Alter Weißer Pottwal am 15.03.2025 | 22:46
Wenn ich heimlich die Würfel drehe, dann belüge ich die Spieler. Ob die vielleicht belogen werden wollen, steht auf einem anderen Blatt.
Es ist doch so, dass viele Spieler die Spannung eines Würfelwurfs wollen, negative Auswirkungen aber nicht. Und da beißt sich die Katze in den Schwanz. Seit ich keine Wütfel mehr drehe und alles offen würfle, haben sich mehr meiner Runden zerschossen als vorher. Einfach weil viele Spieler mit negativen Würfelergebnissen nicht umgehen können. Wissen sie aber, dass der SL die Würfel dreht, geht die Spannung flöten. Das wollen sie auch nicht.

Trotzdem ist Würfel drehen ohne Absprache schummeln, da ist die Spieletheorie ziemlich eindeutig. Caillois nennt es "entartet". Es ist die Quadratur des Kreises.

Hat sich hier mal jemand mit Caillois, Huizinga oder Alfons X auseinandergesetzt? Die ganze Diskussion hier scheint mir nur sehr wenig spieletheoretisch unterfüttert zu sein. Da ist ziemlich eindeutig, dass ghoul Recht hat. Ob man die moralische Konnotation braucht, kann man diskutieren. Genauso lächerlich ist es aber das Wort "schummeln" in einen Kampfbegriff umdeuten zu wollen. Es IST schummeln. Aber wenn eure Spieler beschummelt werden wollen, ist daran nichts verwerfliches.
Titel: Re: Kampfbegriff "Schummeln" oder Eine Verteidigung der Bandbreite des Rollenspiels
Beitrag von: Tudor the Traveller am 15.03.2025 | 22:47

@Tudor (https://www.tanelorn.net/index.php/topic,130125.msg135270451.html#msg135270451)
Weil die Definition von "Schummeln" im Kontext Rollenspiel so umstritten ist, taugt der Begriff nur als Kampfbegriff, würde ich sagen.

Ich finde nicht  dass es sinnvoll ist, einen Begriff zum Kampfbegriff zu erklären, nur weil er uneinheitlich verwendet wird.

Das Problem ist doch wohl eher die moralische Komponente, da Schummeln negativ behaftet ist. Ähnlich wie Lügen, Betrügen oder Täuschen. Da schwingt immer der Vorwurf vorsätzlichen (!) verwerflichen Handelns mit. Nur liegt es in der Natur der Sache, wenn man über potenziell verwerfliche Handlungen streitet, dass keine Seite auf der "falschen" Seite positioniert sein will. An der Stelle werden die verwendeten Begriffe imo aber irrelevant. Da hilft es nur, die Positionen und fragwürdingen Elemente sauber heraus zu arbeiten. Daran scheitert aber imo dieser Faden und auch die verwandten Fäden. Denn hier gehrn imo Argumente oft völlig aneinander vorbei. Was z.B. ghoul anprangert, ist ja nicht gelegentliches Würfeldrehen (obschon er es auch falsch findet, wenn ich ihn richtig verstehe), sondern Würfeldrehen als Methode. Das ist nicht "mal fünfe gerade sein lassen" sondern ständige Täuschungsmanöver als Methode der Wahl.

Und zu Extrempositionen vs. Bandbreite: es geht hier ja m. E. um Prinzipien und Prinzipientreue. Das finde ich jetzt nicht zwingend verwerflich, nur weil es schwarz weiß zeichnet. Das gibt es in Religion (z.B. 10 Gebote) und Philosophie (z.B. kategorischer Imperativ) auch, deshalb verwies ich zuvor darauf. Man muss diese Haltung freilich nicht teilen, aber man kann sie zumindest anerkennen.
Titel: Re: Kampfbegriff "Schummeln" oder Eine Verteidigung der Bandbreite des Rollenspiels
Beitrag von: Runenstahl am 15.03.2025 | 23:00
Ich werfe mal meine Meinung hier rein.
Zunächst: Ich zähle mich in der Ecke derer die absolut gegen "Würfeldrehen" sind. Ich würfel als SL stets offen und habe das auch schon lange Zeit vor unserem Umstieg aufs Online-Spiel gemacht. Ich mag es nicht wenn Spieler schummeln und ich mag es auch nicht wenn mein Charakter nur deswegen lebend aus einer Situation herauskommt weil der SL heimlich am Würfel dreht. Ich habe auch sehr schlechte Erfahrungen mit Schummel-SL gemacht die der Meinung waren es wäre spannender wenn man auch mal zugunsten der Monster am Würfel dreht.

Das Thema als ganzes ist aber mMn (wie alles im Leben) komplexer.

Wann wäre schummeln für mich okay ?
Wenn die SL einen Fehler gemacht hat und die Gruppe in eine Situation gebracht hat in der ein TPK bevorsteht ohne das die Spieler eine Chance gehabt hätten das zu verhindern. Klar, da gibt es viele Möglichkeiten als SL zu agieren ohne an den Würfeln zu drehen (Verstärkung im rechten Moment etc.) aber ist das nicht nüchtern betrachtet zwar vielleicht eleganter aber eigentlich genauso "geschummelt" als wenn man am Würfel dreht ? Schließlich war diese beispielhafte Verstärkung ja ursprünglich nicht geplant. Warum sollte es also verwerflich sein wenn man die Option am Würfel zu drehen aus seiner Werkzeugkiste entfernt ? Nicht jede SL ist in jeder Situation brilliant und findet die perfekte Lösung. Warum also ein mögliches Tool über Bord werfen ?

Und das geht auch nahtlos in den anderen Bereich über: Beim Würfeldrehen ist der "Verstoß" gegen die Regeln offensichtlich (zumindest für denjenigen der am Würfel dreht). Aber wie sieht es bei anderen Bereichen aus ? Was wenn der SL in so einer Situation improvisiert und ein Gewitter aufziehen läßt und festlegt das die Feinde fliehen weil sie abergläubisch sind und Gewitter für den Zorn einer ihnen feindlichen Gottheit halten ? Ist zwar vielleicht eine tolle Idee, aber wenn er das nur aus dem Ärmel geschüttelt hat weil gerade ein TPK bevorstand, ist das dann wirklich soviel anders als Würfeldrehen ? Oder ist das nur ein eleganteres Schummeln ? Und falls das so ist, wie sollte denn ein SL in der Situation agieren ? Klar, man kann sagen "Hey Leute ich habe bei dem Encounter einen Fehler gemacht und euch Feinde gegeben die viel zu Stark sind und die auch noch so schnell sind das ihr keine Chance habt vor ihnen zu fliehen... laßt uns zurückspulen und das nochmal ausspielen nachdem ich ein paar Anpassungen gemacht habe." Das ist ehrlich, aber ist es für den Spielfluß nicht besser die Atmosphäre aufrecht zu erhalten und das Spiel am laufen zu halten ?

Vielleicht gibt es da auch keine perfekte Lösung sondern man muss jede Situation als Einzelfall betrachten. Wie Eingangs gesagt: Für mich selbst kommt Würfeldrehen nicht in die Tüte. Aber andere Möglichkeiten das Geschehen zu beeinflussen nutze ich durchaus. Gerade wenn ich weiß das da ein harter Kampf kommt bereite ich bisweilen sogar plausible Notfallpläne vor. "Ihr brecht auf um in den unwirtlichen Wäldern nach dem entführten Prinzen zu suchen. Um die Chancen zu vergrößen nehmen die Soldaten die der König entsandt hat sich des westlichen Teil des Waldes vor während ihr den östlichen durchsuchen sollt." Das ist zum einen eine gute Begründung warum die SCs trotz der entsandten Soldaten alleine kämpfen werden, zum anderen ist es dann plausibel wenn der Soldatentrupp im Notfall gerade noch rechtzeitig ankommt um den SC's aus der Patsche zu helfen falls der geplante Kampf nicht zu ihren Gunsten verläuft. Ich freue mich auch immer wenn die SCs mal jemanden gerettet haben. Diese Person (oder Tier oder Monster) kann dann in Zukunft im Notfall mal aufkreuzen und sich revanchieren. Das fühlt sich für die Spieler dann eher an als ob sie sich diese Hilfe durch ihre Taten verdient haben, aber eigentlich ist da Schummeln wenn dieser Wesen dann genau im rechten Moment auftaucht.

Gerade als SL mit Jahrzehnterlanger Erfahrung kann ich also viel "schummeln" ohne dafür am Würfel drehen zu müssen. Aber macht es das wirklich besser ? Warum dann also das Würfeldrehen verteufeln ?
Titel: Re: Kampfbegriff "Schummeln" oder Eine Verteidigung der Bandbreite des Rollenspiels
Beitrag von: Zed am 15.03.2025 | 23:19
@Runenstahl
In der Streitschrift  (https://ghoultunnel.wordpress.com/2018/04/17/worte-eines-ghouls-wider-das-schummel-erzaehlspiel/)ist neben dem Würfeldrehen das spontane Verändern von Gegnern das zweite Beispiel für "schummelnde" Spielleitungen.

Zitat
Ebenso verhält es sich, wenn der Spielleiter mitten im Abhandeln einer Situation die Kampfkraft der Gegner verändert oder die Schwierigkeit einer Probe nach dem Würfelwurf des Spielers festlegt.

Ich stimme Dir zu, dass SLs viele Möglichkeiten haben zu (re)agieren. Was davon "schummeln" sein soll und was schlicht spielleiten, ist wohl kaum einheitlich festzulegen.
Titel: Re: Kampfbegriff "Schummeln" oder Eine Verteidigung der Bandbreite des Rollenspiels
Beitrag von: Zed am 15.03.2025 | 23:37
Ich finde nicht  dass es sinnvoll ist, einen Begriff zum Kampfbegriff zu erklären, nur weil er uneinheitlich verwendet wird.

Das Problem ist doch wohl eher die moralische Komponente, da Schummeln negativ behaftet ist. Ähnlich wie Lügen, Betrügen oder Täuschen. Da schwingt immer der Vorwurf vorsätzlichen (!) verwerflichen Handelns mit.
...
Und zu Extrempositionen vs. Bandbreite: es geht hier ja m. E. um Prinzipien und Prinzipientreue. Das finde ich jetzt nicht zwingend verwerflich, nur weil es schwarz weiß zeichnet. Das gibt es in Religion (z.B. 10 Gebote) und Philosophie (z.B. kategorischer Imperativ) auch, deshalb verwies ich zuvor darauf. Man muss diese Haltung freilich nicht teilen, aber man kann sie zumindest anerkennen.

Uneinheitliche Definition "Schummeln" -> Kampfbegriff
Nicht hinreichenderweise, aber es trägt dazu bei:
Für mich ist Anlass genug, es einen Kampfbegriff zu nennen, wenn ein Verb, das in einem Kontext funktioniert (nehmen wir "Mensch-ärgere-Dich-nicht"), in einen anderen Kontext gesetzt wird, und durch diese Übertragung des Begriffes "Schummeln" das Rollenspiel auf  e i n e  Art des Rollenspielens verengt, nämlich die, dass, wann immer im Rollenspiel gewürfelt wird, dieses Würfeln wie bei Mensch-ärgere-Dich-nicht zu behandeln sei.

Ja, die moralisierende Überhöhung ist eine Abwertung anderer Spielweisen, und es würde diesen Thread nicht geben, wenn das Plädoyer gegen das "Schummeln" nicht diesen binären und moralisierenden Charakter hätte.

Bei binärer Weltsicht vs Bandbreite bin ich anderer Meinung, und Dein  Beispiel der 10 Gebote macht es deutlich: Es gibt soviele Umsetzungen der 10 Gebote, wie es Christen gibt: Mal ist die Todesstrafe vereinbar mit Gebot Nr. 5, mal nicht. Einheitliche Klarheit gibt es nicht - und das nur als  e i n  Beispiel.

Dass ein Modell die Welt nicht abbildet, ist erstmal egal. Wenn es aber für Richtlinien des Handelns herangezogen wird, dann muss das Modell als unzureichend zurückgewiesen.
Titel: Re: Kampfbegriff "Schummeln" oder Eine Verteidigung der Bandbreite des Rollenspiels
Beitrag von: ghoul am 16.03.2025 | 07:54
Zitat
Die Notwendigkeit zu umfangreichen, klaren, vorherigen Absprachen und Vereinbarungen zu Abänderungen sind etwas, was ich aus diesen Diskussionen mitnehme, wenn ich mal eine neue Gruppe aufmache. Die Absprachen sind - glaube ich - Konsens bei diesem Thema.

Erfolg!
 :cheer:
Titel: Re: Kampfbegriff "Schummeln" oder Eine Verteidigung der Bandbreite des Rollenspiels
Beitrag von: Issi am 16.03.2025 | 07:57
Es gibt,  denke ich, mehrere Gründe für einen Spielleiter spontan Anpassungen vorzunehmen:

1. Herausforderungen fair gestalten
(Das scheint auch unter "Puristen " nicht als Schummeln wahrgenommen zu werden- wenn die SL sich zum Beispiel hart verkalkuliert hat - und sowas wie TPK droht)

2. Herausforderungen spannender gestalten

3. Schlimmes Würfelpech bei Spielern abfedern.
(Das werden manche bewusst nicht mehr wollen)

4. Aus Drama Gründen- Wenn es zur preferierten Story besser passt.
(Da sind wahrscheinlich einige anderer Meinung- bzw. wollen das bewusst nicht)

Runenstahl
+1
Titel: Re: Kampfbegriff "Schummeln" oder Eine Verteidigung der Bandbreite des Rollenspiels
Beitrag von: Lichtschwerttänzer am 16.03.2025 | 12:11
@Lichtschwerttänzer (https://www.tanelorn.net/index.php/topic,130125.msg135270467.html#msg135270467)
Ich verstehe nicht, inwieweit die binäre Darstellung von ""Schummeln" oder "Nicht-Schummeln"" in der Ausgangs-Streitschrift ein Strohmann wäre.

Weil du jedes ändern, einschliesslich Fehlerkorrektur (warum es schummeln ist wenn ich Fehler korrigiere) oder NSCs vernünftig der Situation gemäss handeln lasse, also z.B. sich aus einem verlorenen Kampf zurückziehen lasse obwohl ihre Moral nicht gebrochen ist etc. etc. macht sonst keinen Sinn.
Titel: Re: Kampfbegriff "Schummeln" oder Eine Verteidigung der Bandbreite des Rollenspiels
Beitrag von: gunware am 16.03.2025 | 12:39
Weil du jedes ändern, einschliesslich Fehlerkorrektur (warum es schummeln ist wenn ich Fehler korrigiere)
Warum ist es so wichtig, es heimlich zu machen? Wenn man es sagt und alle nicken, dann ist es kein Schummeln.

oder NSCs vernünftig der Situation gemäss handeln lasse, also z.B. sich aus einem verlorenen Kampf zurückziehen lasse obwohl ihre Moral nicht gebrochen ist etc. etc. macht sonst keinen Sinn.
Hä? Warum sollte es nicht möglich sein? Wenn ich nicht auf Moral würfle, weil es vernünftiger ist, sich zurückzuziehen, dann ist es kein Schummeln. Schmummeln wird es erst dann, wenn ich würfle und sehe, dass mir das Ergebnis nicht gefällt und ich ändere es, ohne es zu kommunizieren. Aber in so einem Falle würde ich doch gar nicht würfeln, weil die Situation doch eindeutig ist. Und kriege deswegen gar nicht die Chance zu schummeln.
Titel: Re: Kampfbegriff "Schummeln" oder Eine Verteidigung der Bandbreite des Rollenspiels
Beitrag von: Lichtschwerttänzer am 16.03.2025 | 12:48
Warum ist es so wichtig, es heimlich zu machen?
gute Fragen warum fragst du nicht  Zed?
Titel: Re: Kampfbegriff "Schummeln" oder Eine Verteidigung der Bandbreite des Rollenspiels
Beitrag von: gunware am 16.03.2025 | 12:54
gute Fragen warum fragst du nicht  Zed?
Ich hoffe, dass Zed mitliest. Ich antworte auch auf Sachen, die Zwischendurch gesagt werden, auch wenn sie nicht direkt an mich gerichtet sind, falls ich was beitragen kann.
Titel: Re: Kampfbegriff "Schummeln" oder Eine Verteidigung der Bandbreite des Rollenspiels
Beitrag von: Thandbar am 16.03.2025 | 12:57
Hm. Ich finde das mit dem Begriff "Schummeln" ebenfalls schwierig.

Ein Beispiel: Im Spielleiterhandbuch der 4E wird dem DM explizit nahegelegt, an den Würfeln zu drehen, sollte sich der Endboss des Einsteigerabenteuers als zu tödlich erweisen - immerhin wolle man ja keine Neuspieler durch einen jähen Charaktertod desmotivieren.

Durch diese paar Zeilen Text wird die gesamte Praxis (die ja ansonsten nicht typisch für den Herausforderungscharakter der 4E zu sein scheint) folgerichtig legitimiert - und kann dann auch kein Schummeln mehr sein, wenn wir darunter einen absichtsvollen Bruch mit den im Handbuch formulierten Regelgerüst verstehen.

Andererseits erscheint mir das Manipulieren der Würfel bei Dungeon World (um ein anderes Beispiel zu wählen) auch nicht als Schummelei, sondern als ... naja, als schlichte Verletzung eines Leitprinzips:Play to find out.
Wenn man das tut, antwortet es sofort in mir: It defeats the purpose of the game.

Deswegen würde ich auf jeden Fall zustimmen, dass a) Schummeln kein sinnvoller und moralisch viel zu aufgeladener Begriff ist und b) nicht nur die Vielfalt an Systemen, sondern auch die der Spielvorlieben und Präferenzen viel zu reichhaltig ist, um das alles über einen einzigen Grundvorsatz zu brechen, wie man zu rollenspielen habe.
Titel: Re: Kampfbegriff "Schummeln" oder Eine Verteidigung der Bandbreite des Rollenspiels
Beitrag von: 1of3 am 16.03.2025 | 13:25
Andererseits erscheint mir das Manipulieren der Würfel bei Dungeon World (um ein anderes Beispiel zu wählen) auch nicht als Schummelei, sondern als ... naja, als schlichte Verletzung eines Leitprinzips:Play to find out.
Wenn man das tut, antwortet es sofort in mir: It defeats the purpose of the game.

Ich stimme dir in allen Punkten zu. Aber was Dungeonworld angeht, wie genau soll da Würfel drehen? SL würfelt. SL hat auch keinen Einfluss auf die Schwierigkeiten und auch ob gewürfelt, ist relativ stringend festgelegt. (OK, Defy Danger ist grind.)
Titel: Re: Kampfbegriff "Schummeln" oder Eine Verteidigung der Bandbreite des Rollenspiels
Beitrag von: Fillus am 16.03.2025 | 13:53
Ich stimme dir in allen Punkten zu. Aber was Dungeonworld angeht, wie genau soll da Würfel drehen? SL würfelt. SL hat auch keinen Einfluss auf die Schwierigkeiten und auch ob gewürfelt, ist relativ stringend festgelegt. (OK, Defy Danger ist grind.)

Du hast ein nicht vergessen. Die SL würfelt nicht. :)



Aber das ist der Punkt. Es mag auf viele Willkürlich wirken, aber bei PbtA Spielen ist als SL ziemlich klar was du wann machen darfst. Man würfeln nicht, man legt keine Schwierigkeiten fest. Man beurteilt nur ob ein Spielzug ausgelöst wird und ob es Sinn macht da zu würfeln. Wenn nichts schlimmes oder spannendes passieren kann, wird nicht gewürfelt. Je nach Würfelergebnis der Spielenden darf die SL dann einen weichen oder harten Spielzug machen. Hier hat man etwas Spielraum, aber nur in dem Bereich wo weich und hart definiert sind.

Um man anders auszudrücken. Ich kaum einem anderen Spielsystem ist es für mich so wichtig das die SL sich an die (SL)Regeln hält. Sonst kann man das System auch weglassen und sich eine Geschichte frei erzählen. Der Glaube das es Willkürlich ist, rührt vielleicht auch daher, weil die Spielenden die SL Regeln normal nicht zu Gesicht bekommen und sie sich halt völlig von den Spielerregeln unterscheiden.
Titel: Re: Kampfbegriff "Schummeln" oder Eine Verteidigung der Bandbreite des Rollenspiels
Beitrag von: Thandbar am 16.03.2025 | 14:05
Aber was Dungeonworld angeht, wie genau soll da Würfel drehen?

Ich selber mache es zwar nicht, aber ich hab von verschiedenen DW-DMs gehört, dass sie den Schaden selber auswürfeln, vor allem, wenn es etwas komplizierter wird (bester von zwei Würfeln, 2 Punkte durchdringen Rüstung usw.).
Titel: Re: Kampfbegriff "Schummeln" oder Eine Verteidigung der Bandbreite des Rollenspiels
Beitrag von: Zed am 16.03.2025 | 15:07
Das Kriterium „heimlich“ hat sich aus den Diskussionen hier ergeben: Eingriffe, die mit der Gruppe abgesprochen sind, sind kein „Schummeln“.

Im Vertrauensthread tauchten weitere Bedingungen fürs „Schummeln“ auf:

• Es muss Schaden entstehen.
• Die Spielleitung muss einen unlauteren Vorteil erlangen

und, damit man es nicht genereller als SL-Willkür bezeichnen kann

• Es muss einen angemessenen Grund für den Eingriff geben.

Beispiel aus dem real life: Ein Pottwal verkleidet sich als Weihnachtsmann, um Kids die Rolle vorzuspielen.
Titel: Re: Kampfbegriff "Schummeln" oder Eine Verteidigung der Bandbreite des Rollenspiels
Beitrag von: Maarzan am 16.03.2025 | 19:08
Ich finde nicht  dass es sinnvoll ist, einen Begriff zum Kampfbegriff zu erklären, nur weil er uneinheitlich verwendet wird.

Doppelt, wenn diejenigen, welche den Begriff "uneinheitlich sehen" wollen auch diejenigen sind, die ih zum Kampfbegriff erklärt haben und damit den möglichen Opfern ihres Verhaltens den kommunikativen Fokuspunkt entziehen.


Dazu wird haufenweise exotische Situationen herangezogen um zu zeigen, dass Schummeln angemessen sein könnte (um dann auf das chmale Brett zu kommen, wenn es einen solchen Punkt geben sollte, der besteht, wäre der gesamte Schummelvorwurf hinfällig), aber auch die Fälle, welche bereits als außerhalb des Schummelns eingestuft wurden trotzdem immer wieder auf den Tisch zu legen.
Und statt sich an dem Schummeltatbestand argumentativ zu arbeiten, wird das Ganze auf eine extremst zweifelhafte moralische Ebene gehoben und versucht den Vorwurf des Schummelns selbst als verwerflich zu propagieren - und damit Schumlern freie bahn zu schaffen.

Eine wesentliche Ursache dieser Diskussion sehe ich aber darin, dass zu viele hier nicht auf dem Schirm haben, dass es eben zahlreiche Arten Rollenspiel mit unterschiedlichen, teilweise inkompatiblen Quellen von Spaß gibt, bzw. ein paar möglicherweise diese Unterschiede kennen, aber glauben, sie wären berechtigt eine Runde nach ihren persönlichen Vorstellungen in eine andere Richtung zu drehen - am häufigsten hier in der einen oder anderen Form angedeutet: die "bessere" Geschichte.

Und während dem SL abseits der fixen Regeln auch noch ein gewisser weiterer Bereich mit erheblichen Gestaltungsmöglichkeiten gegeben ist, hängt das "Bescheißen" dort daran, ob er mit seinen Setzungen vorsätzlich gegen die erklärte Leitidee des Spiels verstößt.

Kommen wir zu einem denke ich recht wesentlichen Nebenaspekt der Sache: Eine Gruppe hat oft genug keine homogene Vorstellung davon, was dann am Spieltisch Priorität haben soll. Da sind die Wahl des Regelsystems und des erklärten Spielstils oft genug ein Kompromiss, wo jeder irgendwo ein paar Kröten schlucken muss. Aber kompromissfähig und damit spieltischtauglich kann man nur sein, wenn man auch bereit ist dann zu der Verabredung zu stehen, wenn die einem weniger schmeckenden Bereiche auf den Tisch kommen. Die anderen werden dann an anderen Stellen schlucken müssen oder haben es schon.
Titel: Re: Kampfbegriff "Schummeln" oder Eine Verteidigung der Bandbreite des Rollenspiels
Beitrag von: Darius der Duellant am 17.03.2025 | 02:16
Und auch hier noch einmal:
Ich bitte um zumindest drei konkrete Beispiele aus dem Rollenspielbereich (mich interessieren weder Weihnachtsmänner noch sonstiges ohne konkreten Rollenspielbezug) bei dem durch eine heimliche Ergebnis- oder Werteanpassung in der laufenden Sitzung das Spiel in den Augen der Themenstarterfraktion verbessert wurde UND DIE NICHT MÖGLICH GEWESEN WÄREN wenn der SL vor dem Spiel ansagt dass er ggf. während des Spiels Würfel/Werte dreht wenn es die Situation verlangt.

Denn durch das nicht abfragen bringt (d)er (schummelnde) Personen die dergleichen NICHT mögen um eine ehrliche, INFOMIERTE Entscheidung darüber, ob sie ihre Zeit in der entsprechenden Gruppe verbringen möchten. Und zwar vollkommen grundlos.
So enthält der Ausgansbeitrag zwar viel Text, aber nix was man nicht auch erst nach vorherigem abklären durchklopfen könnte.

Konsens ist keine Einbahnstraße
Wer schummelt bewegt sich außerhalb des Konsens.
Was konsensual abgesprochen wurde kann per Definition in der konkreten Gruppe kein Schummeln mehr sein.
Wenn das durch Schummeln erwünschte Ziel auch mit vertretbarem Aufwand (anderthalb Sätze während der ersten Sitzung sind KEIN unverhältnismäßiger Aufwand) ohne Schummelei erreicht hätte werden können, ist die Schummelei auch moralisch nicht legitim sondern schlicht selbst-bezogene Bequemlichkeit von einer Seite aus.
Und ich bin wie erwähnt immer noch sehr gespannt auf Beispiele wo Schummelei in der angeführten Definition eine NOTWENDIGKEIT ist. In Anbetracht der Vehemenz wie das Thema Schummelei hier und im anderen Thema verteidigt wird, sollten entsprechende Beispiele ja nicht allzu schwierig zu finden sein.

Titel: Re: Kampfbegriff "Schummeln" oder Eine Verteidigung der Bandbreite des Rollenspiels
Beitrag von: Tomas Wanderer am 17.03.2025 | 09:40
Mir scheint das recht einfach: Geschummelt hast du dann, wenn Du dich über das Spiel als Ganzes (Regeln, Absprache, Gepflogenheiten) hinweggesetzt hast und du es tunlichst vermeidest deinen Mitspieler:innen davon zu erzählen, weil du weißt, dass es ihnen nicht schmecken würde. Und am Ende muss das jeder hier für sich klären, ob und wie häufig sich das in den eigenen Runden zuträgt, das Forum wird es nicht aufklären können. Würde ich auch nicht wollen; wäre mir unangenehm, das von anderen zu wissen. Ich würde es auch vermeiden, das mit Lügen/Lügner oder Betrug/Betrüger zu verwässern, da ich mir vorstellen kann, dass es ganz ehrliche Seelen gibt, die in der Not der Spielleitung (mit ihren widersprüchlichen Anforderungen bzw. teilweise katastrophalen Spielleitertipps) sich zu Handlungen hinreisen lassen, die sie danach ggf. bereuen. Problematisch sehe ich es aber, wenn Schummeln zur Kür erklärt wird, anstatt die Widersprüche anzugehen und aufzuheben.

Vom Schummeln sollte das Würfeldrehen abgegrenzt werden und dieses auch von Rulings. Rulings sind für mich ad hoc Regelungen, die notwendig werden, weil das bisherige Regelwerk keine Antwort auf eine spezielle Spielsituation hat (damit meine ich nicht nur, was in den Regelbüchern steht, sondern alles was mit dem Spiel gewachsen ist), und denen sich die Runde in Absprache freiwillig unterwirft. Würfeldrehen ist dagegen ein zugesprochener, SL-seitiger Eingriff (soll heißen, es wurde vorher abgesprochen oder konnte vorausgesetzt werden, weil diese Runde halt so spielt) in das bestehende Regelwerk für einen gewünschten Effekt. Der Eingriff wird aber nicht unbedingt offengelegt, auch nicht im Nachgang.

Aber ich kann beim besten Willen nicht nachvollziehen, wie man als Spielleitung immer wieder in ähnliche Situationen kommt, dass am Würfeln zu drehen notwendig wird, und das bei ggf. Jahrzehnten an Spielerfahrung. Gehört das nicht zur System Mastery? Wenn die Kämpfe immer wieder zu lang sind: Warum nicht von vornherein die TP kürzen und das den Mitspieler:innen sagen, damit die ihre Builds anpassen können? Oder Moralregen einführen? Wenn TPKs ausgeschlossen sein sollen oder ggf. auch das Ausscheiden überhaupt einer Figur, warum nicht explizit besprechen, was dafür notwendig ist und dann ggf. passiert, dann kann man die Kämpfe trotzdem offen würfeln. Oder man beginnt direkt ein Spiel, das durch ein TPK nicht in sich zusammenfallen würde. Oder sogenannte Bossfights: Hat man nicht irgendwann drauf, was die Figuren im Spiel so können? Oder testet es in der Vorbereitung für den großen Abschluss?

Ich fühle mich als Spielleitung für ein vernünftiges Regelwerk verantwortlich. Deswegen prüfe ich jede Regel oder Prozedur vor und während des Spiels. Ich versuche sie immer allen am Tisch gut zu vermitteln, auch worum es mir bei einer Regel geht, und sammle Einwände bzw. bessere Vorschläge. Aber wenn man sich geeinigt hat, unterwirft man sich und da gibt es keine Ausnahmen.
Titel: Re: Kampfbegriff "Schummeln" oder Eine Verteidigung der Bandbreite des Rollenspiels
Beitrag von: Streunendes Monster am 17.03.2025 | 10:00
Trotzdem ist Würfel drehen ohne Absprache schummeln, da ist die Spieletheorie ziemlich eindeutig. Caillois nennt es "entartet". Es ist die Quadratur des Kreises.

Ich bitte Dich, nationalsozialistisch aufgeladene Begriffe (auch nicht in Form eines Zitates!), einzubringen. Glaubst Du ernsthaft, dass Du das argumentativ brauchst? Ich nämlich nicht.

Zitat
Hat sich hier mal jemand mit Caillois, Huizinga oder Alfons X auseinandergesetzt? Die ganze Diskussion hier scheint mir nur sehr wenig spieletheoretisch unterfüttert zu sein. Da ist ziemlich eindeutig, dass ghoul Recht hat. Ob man die moralische Konnotation braucht, kann man diskutieren. Genauso lächerlich ist es aber das Wort "schummeln" in einen Kampfbegriff umdeuten zu wollen. Es IST schummeln. Aber wenn eure Spieler beschummelt werden wollen, ist daran nichts verwerfliches.

Wenn man spieltheoretisch versucht soziale Konfliktsituationen mathematisch zu lösen (ist ja einer der Ansätze), dann kann es nur ohne Würfeldrehen gehen. Wo ist der Mehrwert für diese Diskussion?

Dann muss man das Thema aber konsequent durch"spielen" und ich vermute, dass niemand RSP so spielt, wie in der Spieltheorie geforscht und gearbeitet wird.

Davon ab ist die Unterstellung, dass sich Leute hier nicht oder wenig mit dem Thema beschäftigen auch nur wieder unnötige Polemik ;)


Edit, siehe unten
Titel: Re: Kampfbegriff "Schummeln" oder Eine Verteidigung der Bandbreite des Rollenspiels
Beitrag von: KhornedBeef am 17.03.2025 | 10:07
Ich bitte hier mal stellvertretend um wohlwollendes Lesen qua Hausordnung. Wenn jemand sehr deutlich erklärt, wen und warum er zitiert, sollte klar sein, dass es nicht um einen Nazi-Deutung des Wortes geht. So wenig, wie wenn ich einen Artikel über Hautzellen mit dem Begriff zitiere, oder über Forstwirtschaft ( https://de.wikipedia.org/wiki/Entartung )
Titel: Re: Kampfbegriff "Schummeln" oder Eine Verteidigung der Bandbreite des Rollenspiels
Beitrag von: Alter Weißer Pottwal am 17.03.2025 | 10:14
Danke. Aber das zeigt gut, wo hier das eigentliche Problem liegt  ;)
Titel: Re: Kampfbegriff "Schummeln" oder Eine Verteidigung der Bandbreite des Rollenspiels
Beitrag von: Isegrim am 17.03.2025 | 10:32
Ich bitte hier mal stellvertretend um wohlwollendes Lesen qua Hausordnung.

Zitat von: Leitbild des Forums
Wir verstehen uns als offenes Forum für alle Spielstile des Hobbys - wir betrachten diese als gleichwertig und möchten einzelne Spielstile weder hervorheben noch abwerten.

Unter der Prämisse ist die ganze Debatte schwer verständlich... oder erträglich...
Titel: Re: Kampfbegriff "Schummeln" oder Eine Verteidigung der Bandbreite des Rollenspiels
Beitrag von: Streunendes Monster am 17.03.2025 | 10:37
Danke. Aber das zeigt gut, wo hier das eigentliche Probkem liegt  ;)

Dass ich Dich freundlich in Form einer Bitte darauf hinweise?

Okay, wieder etwas gelernt
:d

Edit, siehe unten
Titel: Re: Kampfbegriff "Schummeln" oder Eine Verteidigung der Bandbreite des Rollenspiels
Beitrag von: ghoul am 17.03.2025 | 10:44
Ich glaube das war nicht gemeint.
Titel: Re: Kampfbegriff "Schummeln" oder Eine Verteidigung der Bandbreite des Rollenspiels
Beitrag von: Isegrim am 17.03.2025 | 11:01
Wenn man spieltheoretisch versucht soziale Konfliktsituationen mathematisch zu lösen (ist ja einer der Ansätze), dann kann es nur ohne Würfeldrehen gehen. Wo ist der Mehrwert für diese Diskussion?

Der alte weiße Pottwal spach von Spieletheorie; das dürfte was anderes als mathematische Spieltheorie sein, denn die hat mit dem Thema gar nichts zu tun, soweit ich das überblicke.
Titel: Re: Kampfbegriff "Schummeln" oder Eine Verteidigung der Bandbreite des Rollenspiels
Beitrag von: Streunendes Monster am 17.03.2025 | 11:03
Der alte weiße Pottwal spach von Spieletheorie; das dürfte was anderes als mathematische Spieltheorie sein, denn die hat mit dem Thema gar nichts zu tun, soweit ich das überblicke.

Das klärt den zweiten Teil meines Unverständnisses auf. Danke  :d
Titel: Re: Kampfbegriff "Schummeln" oder Eine Verteidigung der Bandbreite des Rollenspiels
Beitrag von: Tudor the Traveller am 17.03.2025 | 11:06
Ich bitte Dich, nationalsozialistisch aufgeladene Begriffe (auch nicht in Form eines Zitates!), einzubringen. Glaubst Du ernsthaft, dass Du das argumentativ brauchst? Ich nämlich nicht.

Wenn man spieltheoretisch versucht soziale Konfliktsituationen mathematisch zu lösen (ist ja einer der Ansätze), dann kann es nur ohne Würfeldrehen gehen. Wo ist der Mehrwert für diese Diskussion?

Dann muss man das Thema aber konsequent durch"spielen" und ich vermute, dass niemand RSP so spielt, wie in der Spieltheorie geforscht und gearbeitet wird.

Davon ab ist die Unterstellung, dass sich Leute hier nicht oder wenig mit dem Thema beschäftigen auch nur wieder unnötige Polemik ;)

@oben: also "entartet" ist ein völlig etablierter und normaler wissenschaftlicher Begriff. Verweise auf NS Sprache scheinen mir da Ablenkungen in Richtung Whataboutism zu sein. Diese Diskussion braucht imo nicht noch mehr Zerfaserung der Diskussionsgegenstände.

@unten: ich muss zugeben, dass ich in Spieletheorie wissenschaftlich nicht drin stecke. Ich vermute, das geht vielen hier so. Ich finde das Thema zwar interessant, habe aber zu wenig Zeit und Energie, mich da mal eben einzulesen. Wenn das das Diskussionsniveau sein soll, dann müsstet ihr mich entweder abholen, indem ihr die theoretischen Dinge erläutert, oder ich bin zwangsläufig raus.
(Im letzteren Fall nehme ich dann aber in Anspruch, für Diskussionen um naturwissenschaftliche Fragen auch ein entsprechendes Fachwissen vorauszusetzen. Ich glaube ja nicht, dass dieser Ansatz in einem nicht wissenschaftlichen Forum sinnvoll ist.)
Titel: Re: Kampfbegriff "Schummeln" oder Eine Verteidigung der Bandbreite des Rollenspiels
Beitrag von: Streunendes Monster am 17.03.2025 | 11:13
@oben: also "entartet" ist ein völlig etablierter und normaler wissenschaftlicher Begriff. Verweise auf NS Sprache scheinen mir da Ablenkungen in Richtung Whataboutism zu sein. Diese Diskussion braucht imo nicht noch mehr Zerfaserung der Diskussionsgegenstände.

In meinem wissenschaftlichen Umfeld nutzt den "aus Gründen" niemand. Es gibt Stiftungen, die die Nutzung dieses Begriffes untersuchen und empfehlen nicht zu nutzen. Eine Agenda/Ablenkung oder einen Whataboutism brauchst Du mir auch nicht "im Schein" zu unterstellen.
Ich stelle mich diesem Diskurs und bin weiterhin verwundert, wie krass einige Leute hier mit Abwertungen anderer Menschen abgehen. Wahrscheinlich ist meine Reaktion auf den Begriff in diesem Kontext auch genau deshalb so.

Aber sei es drum, da das für Dich und andere okay ist, bin ich da wohl zu sensibel eingestellt und ziehe meine Bitte an Swafnir hiermit zurück!
Titel: Re: Kampfbegriff "Schummeln" oder Eine Verteidigung der Bandbreite des Rollenspiels
Beitrag von: Tudor the Traveller am 17.03.2025 | 11:44
In meinem wissenschaftlichen Umfeld nutzt den "aus Gründen" niemand. Es gibt Stiftungen, die die Nutzung dieses Begriffes untersuchen und empfehlen nicht zu nutzen.

Das ist dann im Bereich Kunst / Literatur oder wo? Im MINT Bereich sowie Medizin wäre mir eine solche Diskussion sonst völlig entgangen.
Titel: Re: Kampfbegriff "Schummeln" oder Eine Verteidigung der Bandbreite des Rollenspiels
Beitrag von: Thandbar am 17.03.2025 | 11:50
Ja, in der Literaturwissenschaft/Kunstgeschichte kannst Du ihn halt nicht verwenden, ohne damit an die Sprache des Dritten Reiches anzuschließen, die ja den Terminus aus der Biologie entführt haben, um damit ästhetische Erzeugnisse als degeneriert zu brandmarken.

Der Pottwal bezog sich ja auf einen französischsprachigen Soziologen, der gegen die Nazis gekämpft hat. Insofern vermute ich da einfach eine unglückliche Übersetzung:

Trotzdem ist Würfel drehen ohne Absprache schummeln, da ist die Spieletheorie ziemlich eindeutig. Caillois nennt es "entartet".
Titel: Re: Kampfbegriff "Schummeln" oder Eine Verteidigung der Bandbreite des Rollenspiels
Beitrag von: unicum am 17.03.2025 | 12:17
Der Pottwal bezog sich ja auf einen französischsprachigen Soziologen, der gegen die Nazis gekämpft hat. Insofern vermute ich da einfach eine unglückliche Übersetzung:

Ich hab gerade Wörter gesucht die ich synonym verwenden könnte wenn ich etwa in deutsch so etwas wie "entartete Materie" benennen könnte.
Es gibt leider nix:  Synonyme zu entartet:  degeneriert, dekadent

Naja Den teilaspekt dieses Stranges kann man getrost abschliessen.
Titel: Re: Kampfbegriff "Schummeln" oder Eine Verteidigung der Bandbreite des Rollenspiels
Beitrag von: Thandbar am 17.03.2025 | 12:35
Ja, und ich denke, es ist ja klar, was gemeint ist - der Pottwal hat das mit "Quadratur des Kreises" ja gut umschrieben. Jouer sans jouer, das Spiel besiegt sich selbst, das Unterfangen wird zum Selbstwiderspruch.

Die Frage ist für mich, ob man Caillois heranziehen kann, um Rollenspiel (das ja nicht Teil seiner Betrachtungen sein konnte) in seiner Bandbreite zu fassen.

Nach meiner Wahrnehmung geht es bei dem ganzen Thema ja primär um einen Punkt: Man spielt D&D, das aus Traditionsgründen Regeln aufweist, nach denen ein Spieler sowohl von einem herabfallenden Küchenmesser als auch von einer Katze, die nicht mehr am Bauch gestreichelt werden möchte, getötet werden kann - das aber gleichzeitig sich an eine Spielerschaft richtet, die mit Superheldenerzählungen im Fantasybereich sozialisiert worden ist.

Andere Spieler sind da ja "transparenter" - da können Mooks keine PCs killen, höchstens entführen.
D&D lädt die dramaturgische Last beim DM ab.

Tatsächlich hatte ich vor ein paar Tagen den Erstkontakt mit einer Spielerin, die gleich zu Beginn in ihrem Eingangsposting sagte, dass sie es total okay findet, wenn die Spielleitung auch mal Würfelergebnisse wendet, damit nicht alle gleich ins Gras beißen.

Der damit verbundene Illusionismus scheint also gewünscht zu sein - man möchte den Nervenkitzel haben, sterben zu können, ohne dass er im Ernstfall wirklich aktualisiert würde. Mit der Beobachtung hat der Pottwal völlig recht, nur würde ich nicht sagen, dass er illegitim sei.
Titel: Re: Kampfbegriff "Schummeln" oder Eine Verteidigung der Bandbreite des Rollenspiels
Beitrag von: felixs am 17.03.2025 | 12:42
Ich weiß nicht, ob wir das schon hatten und ich habe auch nicht alles auf den letzten fünf Seiten gelesen.

Würde aber noch hinzufügen wollen, dass es Kulturen von Rollenspielern gibt, die damit sozialisiert sind, dass der Spielleiter ("Meister") Würfel drehen darf - unter anderem dafür hat er ja auch den Schirm zum verdeckten würfeln. Da bedarf das erstmal keiner Diskussion, sondern es gehört zum Grundwissen, dass der Spielleiter das natürlich machen kann/darf/soll.

Der Punkt ist: Würfeldrehen gehört ggf. zur Kultur, zu den Selbstverständlichkeiten von Rollenspiel.

Bedeutet natürlich nicht, dass es dadurch gut oder schlecht wird.
Titel: Re: Kampfbegriff "Schummeln" oder Eine Verteidigung der Bandbreite des Rollenspiels
Beitrag von: Ainor am 17.03.2025 | 12:58
Klar. Insbesondere wenn es explizit im Regelbuch steht ist Würfeldrehen offensichtlich kein Schummeln.

Trotzdem kann man ein solches System polemisch als "Schummel-Erzählspiel" bezeichnen, das ist halt ähnlich wie "Munchkin-System", "Bauergaming", oder "Brettspiel".

Bedeutet natürlich nicht, dass es dadurch gut oder schlecht wird.

Ich glaube schon dass es schlecht ist wenn ein System erst gross Würfeln lässt und dann das Ergebniss als SL-Entscheid deklariert.
Titel: Re: Kampfbegriff "Schummeln" oder Eine Verteidigung der Bandbreite des Rollenspiels
Beitrag von: unicum am 17.03.2025 | 13:01
Insbesondere wenn es explizit im Regelbuch steht ist Würfeldrehen offensichtlich kein Schummeln.

Nenn mir mal ein konkretes Beispiel,...
Titel: Re: Kampfbegriff "Schummeln" oder Eine Verteidigung der Bandbreite des Rollenspiels
Beitrag von: gunware am 17.03.2025 | 13:02
.
Der Punkt ist: Würfeldrehen gehört ggf. zur Kultur, zu den Selbstverständlichkeiten von Rollenspiel.
Zur Kultur? Fraglich. Selbstverständlichkeit? Nein. Gerade der jüngeren Generation musste ich das schon erklären, dass es das früher gab und das manche SL es so machen, weil sie damit sozialisiert wurden. Vor meiner Erklärung hätten sie gar nicht daran gedacht, dass es überhaupt jemand machen könnte.
Erschwerend kam auch hinzu, dass das erste Spiel, dass ich mit ihnen gespielt hatte, Numenéra war, in dem die SL gar nicht würfelt. In den nächsten anderen Systemen habe ich immer offen gewürfelt.

Und als einer von denen mit mir in die Runde eines mit RPG in den 90ern angefangenen Meisters ging, habe ich dem jungen Spieler erklärt, dass diese SL die Plotgeschwindigkeit benutzt und hinter seinem Schirm würfelt, damit er uns eine dramatische Geschichte prãsentiert. Was die SL auch verdammt gut macht. Und so kam es zu keinen Missverständnissen.
Titel: Re: Kampfbegriff "Schummeln" oder Eine Verteidigung der Bandbreite des Rollenspiels
Beitrag von: Thandbar am 17.03.2025 | 13:13
Nenn mir mal ein konkretes Beispiel,...

Oben hatte ich eines genannt: der DMG in der 4E!  :)
Titel: Re: Kampfbegriff "Schummeln" oder Eine Verteidigung der Bandbreite des Rollenspiels
Beitrag von: Alter Weißer Pottwal am 17.03.2025 | 13:18
Ja, und ich denke, es ist ja klar, was gemeint ist - der Pottwal hat das mit "Quadratur des Kreises" ja gut umschrieben. Jouer sans jouer, das Spiel besiegt sich selbst, das Unterfangen wird zum Selbstwiderspruch.

Die Frage ist für mich, ob man Caillois heranziehen kann, um Rollenspiel (das ja nicht Teil seiner Betrachtungen sein konnte) in seiner Bandbreite zu fassen.

Nach meiner Wahrnehmung geht es bei dem ganzen Thema ja primär um einen Punkt: Man spielt D&D, das aus Traditionsgründen Regeln aufweist, nach denen ein Spieler sowohl von einem herabfallenden Küchenmesser als auch von einer Katze, die nicht mehr am Bauch gestreichelt werden möchte, getötet werden kann - das aber gleichzeitig sich an eine Spielerschaft richtet, die mit Superheldenerzählungen im Fantasybereich sozialisiert worden ist.

Andere Spieler sind da ja "transparenter" - da können Mooks keine PCs killen, höchstens entführen.
D&D lädt die dramaturgische Last beim DM ab.

Tatsächlich hatte ich vor ein paar Tagen den Erstkontakt mit einer Spielerin, die gleich zu Beginn in ihrem Eingangsposting sagte, dass sie es total okay findet, wenn die Spielleitung auch mal Würfelergebnisse wendet, damit nicht alle gleich ins Gras beißen.

Der damit verbundene Illusionismus scheint also gewünscht zu sein - man möchte den Nervenkitzel haben, sterben zu können, ohne dass er im Ernstfall wirklich aktualisiert würde. Mit der Beobachtung hat der Pottwal völlig recht, nur würde ich nicht sagen, dass er illegitim sei.

 :d Für mich ist das auch nicht illegitim, es bleibt aber halt trotzdem schummeln. Für viele Spieler ist das völlig in Ordnung und warum sollte es mir dann was ausmachen? Ich, für mich, mag das nicht. Zumindest nicht bei festen Runden. Auf eine Con oder bei einem Oneshot ist es mir die Mühe nicht wert, mir darüber Gedanken zu machen.

Ich hab aber eben auch kein Problem damit, wenn meine Charaktere sterben und ich bin auch kein Fan von Wiederbelebung in Rollenspielen.
Titel: Re: Kampfbegriff "Schummeln" oder Eine Verteidigung der Bandbreite des Rollenspiels
Beitrag von: Ma tetz am 17.03.2025 | 13:33
Nenn mir mal ein konkretes Beispiel,...

z.B.
Der viel zitierte ADnD Dungeon Masters Guide Stichwort fudging.

Vor 1-2 zwei Jahren haben wir hier im Forum schonmal Systeme gesammelt, die eine solche Formulierung beinhalten, aber ich bin gerade zu faul zum suchen.
Titel: Re: Kampfbegriff "Schummeln" oder Eine Verteidigung der Bandbreite des Rollenspiels
Beitrag von: Zed am 17.03.2025 | 13:53
Vor 1-2 zwei Jahren haben wir hier im Forum schonmal Systeme gesammelt, die eine solche Formulierung beinhalten, aber ich bin gerade zu faul zum suchen.

War es dieser Thread von 2021: Muss der Spielleiter ein Falschspieler sein? (https://www.tanelorn.net/index.php/topic,118346.0.html)

Zitat von: Aus dem Eingangspost des Threads
Jetzt bin ich aber über diverse Stellen in Rollenspielen gestolpert, die dem Spielleiter explizit zugestehen die Regeln zu brechen oder zu umgehen. Im Earthdawn-Spielleiterhandbuch steht etwa:
„Die Regeln sollen dabei helfen, gute Geschichten zu erzählen – wenn die Regeln dem Geschichtenerzählen im Weg stehen, ignoriert sie.“ Und auf derselben Seite weiter: „Der Spielleiter ist der Einzige, der seine Würfelwürfe ignorieren darf, aber nur, wenn die Regel dem Spaß im Weg stehen.“

Oder ganz frisch heute gelesen in Little Wizards als Gesetz des Erzählers:
"Es gibt eine geheime vierte Regel – du kannst schummeln! Wenn nötig kannst du die Regeln verbiegen oder sogar brechen, um sicherzustellen, dass eine Geschichte nicht völlig aus den Fugen gerät. (…) In jeder dieser Situationen hast du das Recht, heimlich zu würfeln (und das Würfelergebnis zu sagen, was immer du willst) oder die Geschichte zu ändern, oder was auch immer, solange du es zum Wohle des ganzen Spiels tust."

Mir war der Thread damals entgangen, glaube ich. Darin wird auch Caillois zitiert. Spricht Caillois über nur Schach, Fussball und Mensch-ärgere-Dich-nicht oder auch über Rollenspiele? Weil - es gibt da ja schon essenzielle Unterschiede.
Titel: Re: Kampfbegriff "Schummeln" oder Eine Verteidigung der Bandbreite des Rollenspiels
Beitrag von: ghoul am 17.03.2025 | 13:59
Caillois sprach vor Gygax meine ich.
Also nicht von RPGs.
Titel: Re: Kampfbegriff "Schummeln" oder Eine Verteidigung der Bandbreite des Rollenspiels
Beitrag von: Skaeg am 17.03.2025 | 14:09
• Wenn das System zu random ist und keine Mechanismen für Risikominimierung bietet (insbesondere drohender TPK). (nobody@home; Skaeg)
Dann führe ich vorher als Hausregel Gummipunkte ein.
Löst das Problem meistens nicht, oder schafft neue. Das betreffende System hatte "Gummipunkte" (Hero points). Nur ist deren typische Ausgestaltung halt meistens so, dass man damit einen Re-roll oder ggf. sogar nur einen nachträglichen Bonus erhält und sich die Punkte recht großzügig regenerieren. Das bringt halt nichts, wenn man dann einfach zweimal Pech hat. Zumal oft das Motto "sie dürfen nicht zu mächtig sein" greift und man den re-roll noch nicht mal auf Würfe des Gegners anwenden kann.

Dem kann man Abhilfe schaffen, indem man stattdessen Punkte eines Typs nimmt, nennen wir sie mal "Schicksalspunkte", mit denen man sehr viel drastischer in die Spielrealität eingreifen kann, von denen man aber weniger hat und die sich auch nicht so einfach, wenn überhaupt, regenerieren. Da gibt es allerdings nun zwei Möglichkeiten:

a.) Sie sind so definiert, dass der Charakter irgendwie nicht tot ist, aber ohnmächtig am Boden liegt. Das ist halt oft völlig nutzlos, so auch in der letzten Situation, in der ich die Würfel gedreht habe. Die letzten beiden bei Bewußtsein befindlichen Charaktere wurden von den letzten beiden (auch schon stark angeknacksten) Gegnern in einer sowieso schon schlecht gelaufenen Zufallsbegegnung durch unverschämtes Glück auf die Bretter geschickt. Wenn ich jetzt gesagt hätte, okay, ihr seid nur ohnmächtig. Was hätte das gebracht? Nichts, wenn ich nicht auch die Spielwelt massiv verbogen hätte, um zu postulieren, dass die beiden noch stehenden wild wütenden Dämonen die Hilflosen nicht in Stücke reißen. 
Bringt halt nichts, genau so wenig wie das "Rückzug ist eine Option"-Dogma. Rückzug ist regelmäßig realistisch betrachtet keine Option, sondern eine Gelegenheit für an Geschwindigkeit überlegene Monster, die Fliehenden zu massakrieren.

b.) Sie sind so definiert, dass das Schicksal dem Charakter irgendwie aus der Klemme hilft und er gerettet wird. In diesem Fall ist es halt so, dass der Spieler genau weiß: So lange ich einen solchen Punkt habe, der quasi eine "Du kommst aus dem Gefängnis frei"-Karte darstellt, kann meinem Charakter effektiv nix passieren. Die Auswirkungen auf Spannung und Spielerverhalten sind offensichtlich.

Ich habe schon drüber nachgedacht, ob ich Schicksalspunkte Typ b.) verwende, aber auswürfele, wie viele die Charaktere haben und das geheim halte.
Titel: Re: Kampfbegriff "Schummeln" oder Eine Verteidigung der Bandbreite des Rollenspiels
Beitrag von: 1of3 am 17.03.2025 | 14:36
b.) Sie sind so definiert, dass das Schicksal dem Charakter irgendwie aus der Klemme hilft und er gerettet wird. In diesem Fall ist es halt so, dass der Spieler genau weiß: So lange ich einen solchen Punkt habe, der quasi eine "Du kommst aus dem Gefängnis frei"-Karte darstellt, kann meinem Charakter effektiv nix passieren. Die Auswirkungen auf Spannung und Spielerverhalten sind offensichtlich.

Sind sie? Kann ich nicht mitreden. Egal ob Primetime Adventures (wir würfeln nur Dinge, die wir wollen), Masks (Moment of Truth gewinnt die Szene, maximal 2x pro SC) und genrell Spiele, wo den Charakeren einfach nichts passieren kann, waren nie ein Problem. Du scheinst einen gewissen Stil mit gewissen Bedürfnissen und Prämissen zu pflegen. Fein. Denke aber daran, dass das keine universelle Wahrheit ist.
Titel: Re: Kampfbegriff "Schummeln" oder Eine Verteidigung der Bandbreite des Rollenspiels
Beitrag von: Skaeg am 17.03.2025 | 14:46
Kann ich nicht mitreden.
Davon gehe ich aus.
Titel: Re: Kampfbegriff "Schummeln" oder Eine Verteidigung der Bandbreite des Rollenspiels
Beitrag von: Zed am 17.03.2025 | 15:23
Ich bin die nächsten 10 Tage beruflich stark eingespannt und überlege, diesen Thread hier solange zuzumachen. Zum einen konnte dieser Thread das Subthema "Schummeln" ja nicht völlig an sich ziehen - es wird darüber ja ebenso eifrig im Vertrauensthread übers "Schummeln" diskutiert - zum anderen würde ich gerne erst mal eine Art Zwischenfazit als eigenen Beitrag ziehen wollen, damit Neueinsteigende nicht automatisch alles lesen müssen.

Wenn nichts dagegen spricht, dann würde ich hier heute Abend ab 18 Uhr für 10 Tage zumachen - und der Vertrauensthread würde dann weiter zum Thema "Schummeln" für die eifrig Diskutierenden offen stehen.
Titel: Re: Kampfbegriff "Schummeln" oder Eine Verteidigung der Bandbreite des Rollenspiels
Beitrag von: Ma tetz am 17.03.2025 | 15:32
War es dieser Thread von 2021: Muss der Spielleiter ein Falschspieler sein? (https://www.tanelorn.net/index.php/topic,118346.0.html)

Mir war der Thread damals entgangen, glaube ich. Darin wird auch Caillois zitiert. Spricht Caillois über nur Schach, Fussball und Mensch-ärgere-Dich-nicht oder auch über Rollenspiele? Weil - es gibt da ja schon essenzielle Unterschiede.

Ja das könnte der Faden gewesen sein.
Titel: Re: Kampfbegriff "Schummeln" oder Eine Verteidigung der Bandbreite des Rollenspiels
Beitrag von: Alter Weißer Pottwal am 17.03.2025 | 16:27
Ich hätte es nicht besser schreiben können  >;D
Titel: Re: Kampfbegriff "Schummeln" oder Eine Verteidigung der Bandbreite des Rollenspiels
Beitrag von: 1of3 am 17.03.2025 | 16:44
War es dieser Thread von 2021: Muss der Spielleiter ein Falschspieler sein? (https://www.tanelorn.net/index.php/topic,118346.0.html)

Mir war der Thread damals entgangen, glaube ich. Darin wird auch Caillois zitiert. Spricht Caillois über nur Schach, Fussball und Mensch-ärgere-Dich-nicht oder auch über Rollenspiele? Weil - es gibt da ja schon essenzielle Unterschiede.

Nein, eigentlich nicht. Die Regeln von Rollenspielen sind genauso bindend, wie die Regeln von anderen Spielen. Nur sind das, was Rollenspielende gern als Regeln bezeichnen nicht notwendig die oder alle Regeln ihres Rollenspiels.

Wenn da steht, "Die SL darf ihre Würfelwürfe ignorieren, wenn sie der Geschichte im Weg stehen" (im verlinkten Thema zitiert aus Earthdawn), dann ist eben das eine Regel. Wir haben es also mit einer Hierarchie von Regeln zu tun. Die Regel, die hier der SL erlaubt gewisse andere Regeln zu ignorieren, und jene Regeln, die die SL unter bestimmten Bedingungen ignorieren darf.

Das ist im Grunde Rollenspieltheorie 101.
Titel: Re: Kampfbegriff "Schummeln" oder Eine Verteidigung der Bandbreite des Rollenspiels
Beitrag von: felixs am 17.03.2025 | 16:49
Zur Kultur? Fraglich. Selbstverständlichkeit? Nein. Gerade der jüngeren Generation musste ich das schon erklären, dass es das früher gab und das manche SL es so machen, weil sie damit sozialisiert wurden. Vor meiner Erklärung hätten sie gar nicht daran gedacht, dass es überhaupt jemand machen könnte.

Na eben. Für die Älteren gehört es teilweise dazu. Sag ich ja.
Ob es das für die Jüngeren tut, weiß ich nicht. Keine Ahnung, was DSA da derzeit predigt; keine Ahnung was in der D&D-Welt dazu erzählt wird. Bin ich total raus.
Titel: Re: Kampfbegriff "Schummeln" oder Eine Verteidigung der Bandbreite des Rollenspiels
Beitrag von: Alter Weißer Pottwal am 17.03.2025 | 17:30
Wir haben hier doch zwei Fronten. Zum einen ghoul als Verfechter der ARS. Mit dem was er sagt, hat er spieletheoretisch völlig recht. Aber sein moralisierender Duktus ist übertrieben und für viele Spieler wiederum dysfunktional. Der übertriebende moralisierende Duktus der ARS-Bewegung ist aber auch ein Ergebnis der Erzählonkel-Würfeldreher-Bewegung und deren Umgang mit den ARSlern vor einigen Jahren. Da kann man ghouls extreme Meinung auch einfach mal so hinnehmen und locker durch die Hose atmen, anstatt sich aufzuregen.

Und auf der anderen Seite haben wir Zed, der ganz offensichtlich an einer kognitiven Dissonanz leidet. Er weiß, dass würfeldrehen schummeln ist. Weil er das aber aus den besten Absichten macht und es dazu beiträgt, dass seine Runden funktionieren, will er den für ihn negativ konnotierten Begriff nicht akzeptieren. Aber bleibt halt trotzdem schummeln. Akzeptiere es und komm damit klar, mach weiter wie bisher und alle sind happy. Niemand muss hier ganz normale Begriffe als Kampfbegriffe framen.

Alles was aus dieser Diskussion sinnvoll herauszuholen ist, ist dass Zed und ghoul nicht in einer Runde spielen sollten. Ich hab aber noch zwei Beispiele:

Ich leite D&D5 "Grabmal der Vernichtung". Ich hab die Grupppe mehrfach darauf hingewiesen, dass die Begegnungen Zufall sind, nicht gebalanced und dass sie auf Gegner treffen können, gegen die sie keine Chance haben. Sie treffen also eine Magierin aus Thay, samt Gefolge. Die Gruppe bleibt unentdeckt und entschließt sich nachts anzugreifen. Ein Himmelfahrtskommando. Dazu kommt schlechte Planung und Absprachen in der Gruppe und in Runde zwei erwischt es den Charakter einer Spielerin mit eine One-Hit-Kill als Kollateralschaden (Flächenzauber, der eigentlich hauptsächlich auf einen anderen SC gewirkt war, und den auch locket überlebt hat). Ich hab das alles fair und transparent gehandhabt, ofen gewürfelt und alle Schritte wie es dazu kam auch nochmal erklärt. Dann hatte ich da eine den Tränen nahe Spielerin, ein scheiß Gefühl und am Ende hat das die Runde zerschossen. Klar lag das an der Spielerin, aber hätte ich geschummelt und sie überlebt, hätten wir noch lange Spaß an der Kampagne haben können. Vielleicht wäre da schummeln gut gewesen? Ich bin da nach Jahren immernoch unsicher.

Beim zweiten Beispiel hab ich geschummelt und es war klasse. Wir haben Scion gespielt und zwar One-on-One. Der SC bekam eine Prophezeiung. Dafür habe ich Tarotkarten gelegt. Ich hab mir daheim angeschaut wie sowas geht, hab mir alles zurecht gelegt und die gewünschten Karten in die Hosentasche gesteckt. Die anderen Karten hab ich dann vor mich gelegt und mehrfach auffällig gemischt. Als der Spieler dann abgelenkt war, hab ich die gewünschten Karten obendrauf gelegt. Als es dann los ging, war der Spieler total geflashed und gehyped, wie toll die Prophezeiung gepasst hat. Er war richtig euphorisch. Am Ende des Abends hab ich ihn dann aufgeklärt und mein schummeln "gebeichtet". Das fand er auch klasse und lustig, dass ich ihn so an der Nase herum geführt habe. Das Gefühl, die Faszination der Täuschung, das blieb ihm aber trotzdem. Ähnlich wie bei einem Bühnenmagier, die ja auch täuschen und schummeln und jeder weiß es. Da hat das Schummeln einen echten Mehrwert erbracht.

Ich bin also nicht grundsätzlich gegen schummeln und sehe schummeln auch nicht immer negativ. Gerade bei Rollenspielen ist es durchaus ambivalent.
Titel: Re: Kampfbegriff "Schummeln" oder Eine Verteidigung der Bandbreite des Rollenspiels
Beitrag von: Zed am 17.03.2025 | 17:33
Nein, eigentlich nicht. Die Regeln von Rollenspielen sind genauso bindend, wie die Regeln von anderen Spielen. Nur sind das, was Rollenspielende gern als Regeln bezeichnen nicht notwendig die oder alle Regeln ihres Rollenspiels.

Wenn da steht, "Die SL darf ihre Würfelwürfe ignorieren, wenn sie der Geschichte im Weg stehen" (im verlinkten Thema zitiert aus Earthdawn), dann ist eben das eine Regel. Wir haben es also mit einer Hierarchie von Regeln zu tun. Die Regel, die hier der SL erlaubt gewisse andere Regeln zu ignorieren, und jene Regeln, die die SL unter bestimmten Bedingungen ignorieren darf.

Das ist im Grunde Rollenspieltheorie 101.

Der große Unterschied bei vielen Rollenspielsystemen zu Nicht-Spielen lässt sich für mich am deutlichsten ablesen an der Vielfalt der Aufgaben (https://www.tanelorn.net/index.php/topic,130137.msg135270494.html#msg135270494), die eine Spielleitung hat.

Ich kenne kein Spiel mit Schiedsrichter:in, das eine ähnliche Aufgabenverteilung hat, wie das Rollenspiel. Das wäre so, als würde ein:e Schiedsrichter:in beim Fußballspiel sowohl entscheiden, ob in der Halle, auf Rasen, in den Dünen oder Unterwasser gespielt wird, als auch die gegnerische Mannschaft auswählen und anleiten. Ah, Tageszeit und Wetter und ob überhaupt mit einem Fußball gespielt wird - das liegt zusätzlich noch in derselben Hand. Und dann geht es im Gegensatz zu Fußball und Mensch-ärgere-Dich-nicht noch nicht einmal darum, wer die meisten Tore schießt/alle Hütchen ins Trockene gebracht hat. Von allem, was dann noch lange Kampagnen ausmacht, mal abgesehen.

Für mich macht all das das "Rollenspiel" im Grundsatz unvergleichbar mit Spielen, wie Roger Caillois sie gekannt hat. Mögen einige Aspekte seiner Thesen trotzdem auch im Rollenspiel gelten, so lässt sich jedenfalls nicht jeder Aspekt von Caillois' Thesen aufs Rollenspiel übertragen.
Titel: Re: Kampfbegriff "Schummeln" oder Eine Verteidigung der Bandbreite des Rollenspiels
Beitrag von: ghoul am 17.03.2025 | 17:35
Beim zweiten Beispiel hab ich geschummelt und es war klasse. Wir haben Scion gespielt und zwar One-on-One. Der SC bekam eine Prophezeiung. Dafür habe ich Tarotkarten gelegt. Ich hab mir daheim angeschaut wie sowas geht, hab mir alles zurecht gelegt und die gewünschten Karten in die Hosentasche gesteckt. Die anderen Karten hab ich dann vor mich gelegt und mehrfach auffällig gemischt. Als der Spieler dann abgelenkt war, hab ich die gewünschten Karten obendrauf gelegt. Als es dann los ging, war der Spieler total geflashed und gehyped, wie toll die Prophezeiung gepasst hat. Er war richtig euphorisch. Am Ende des Abends hab ich ihn dann aufgeklärt und mein schummeln "gebeichtet". Das fand er auch klasse und lustig, dass ich ihn so an der Nase herum geführt habe. Das Gefühl, die Faszination der Täuschung, das blieb ihm aber trotzdem. Ähnlich wie bei einem Bühnenmagier, die ja auch täuschen und schummeln und jeder weiß es. Da hat das Schummeln einen echten Mehrwert erbracht.

Haha, das finde ich kreativ und schlau. "Die Karten lügen nie". Das Schicksal bestimmt die Karten und das Schicksal warst in dem Fall du. Der Bühnenmagiertrick war IMHO angebracht.
Das ist etwas anderes als einen regulären vorgeschriebenen Mechanismus zu benutzen und dann einmal spontan heimlich abzuändern.
Titel: Re: Kampfbegriff "Schummeln" oder Eine Verteidigung der Bandbreite des Rollenspiels
Beitrag von: ghoul am 17.03.2025 | 17:37
Der große Unterschied bei vielen Rollenspielsystemen zu Nicht-Spielen lässt sich für mich am deutlichsten ablesen an der Vielfalt der Aufgaben (https://www.tanelorn.net/index.php/topic,130137.msg135270494.html#msg135270494), die eine Spielleitung hat.

Ich kenne kein Spiel mit Schiedsrichter:in, das eine ähnliche Aufgabenverteilung hat, wie das Rollenspiel. Das wäre so, als würde ein:e Schiedsrichter:in beim Fußballspiel sowohl entscheiden, ob in der Halle, auf Rasen, in den Dünen oder Unterwasser gespielt wird, als auch die gegnerische Mannschaft auswählen und anleiten. Ah, Tageszeit und Wetter und ob überhaupt mit einem Fußball gespielt wird - das liegt zusätzlich noch in derselben Hand. Und dann geht es im Gegensatz zu Fußball und Mensch-ärgere-Dich-nicht noch nicht einmal darum, wer die meisten Tore schießt/alle Hütchen ins Trockene gebracht hat. Von allem, was dann noch lange Kampagnen ausmacht, mal abgesehen.

Für mich macht all das das "Rollenspiel" im Grundsatz unvergleichbar mit Spielen, wie Roger Caillois sie gekannt hat. Mögen einige Aspekte seiner Thesen trotzdem auch im Rollenspiel gelten, so lässt sich jedenfalls nicht jeder Aspekt von Caillois' Thesen aufs Rollenspiel übertragen.

Naja, der Wargame-Referee mit ebenso mächtigem Aufgabenbereich wie im Rollenspiel war vor Caillois schon da, oder der Vertraute, wie er im preußischen Kriegsspiel heißt.
Ich weiß aber nicht, ob Caillois den bedacht hat.
Titel: Re: Kampfbegriff "Schummeln" oder Eine Verteidigung der Bandbreite des Rollenspiels
Beitrag von: Zed am 17.03.2025 | 17:42
Beim zweiten Beispiel hab ich geschummelt und es war klasse.
Du hast nicht nur geschummelt: Du hast "betrogen", Deinen Spieler "entmündigt", ihn für "dumm" verkauft, "Spielkultur besudelt" und Du warst ein schlechter Spielleiter. Es hat auch keinen Spaß gemacht, weil es "langweilig" gewesen ist.

Oder Du kannst auf der Bandbreite der Möglichkeiten auf viele Arten und Weisen Spaß haben.

Genau darum  (https://www.tanelorn.net/index.php/topic,130125.0.html)geht es in diesem Thread.
Titel: Re: Kampfbegriff "Schummeln" oder Eine Verteidigung der Bandbreite des Rollenspiels
Beitrag von: Zed am 17.03.2025 | 17:48
Naja, der Wargame-Referee mit ebenso mächtigem Aufgabenbereich wie im Rollenspiel war vor Caillois schon da, oder der Vertraute, wie er im preußischen Kriegsspiel heißt.
Ich weiß aber nicht, ob Caillois den bedacht hat.
Bei Wargames geht es in allererster Linie schon darum, dass man die gegnerische Flagge erobert oder Gelände eingenommen hat, richtig?
Titel: Re: Kampfbegriff "Schummeln" oder Eine Verteidigung der Bandbreite des Rollenspiels
Beitrag von: gunware am 17.03.2025 | 17:52
Beim zweiten Beispiel hab ich geschummelt und es war klasse.
Ich möchte dich nicht enttäuschen, aber meiner Meinung nach hast du nicht geschummelt.
Wie ich geschrieben habe, ich sehe es als Schummeln erst dann, wenn eine ins Spiel reingekommene Tatsache, nachträglich heimlich geändert wurde.

EDIT: obwohl es sehr grau ist, weil man auch sagen könnte, dass der Würfelwurf noch nicht im Spiel ist, solange man ihn nicht verkündet. Daran habe ich nicht gedacht, weil ich offen würfle.
Hm, schwierig. EDIT ENDE

Ich bin also nicht grundsätzlich gegen schummeln und sehe schummeln auch nicht immer negativ. Gerade bei Rollenspielen ist es durchaus ambivalent.
So auch ich. Aber ich finde es halt nett, wenn ich es von Anfang an weiß, worauf ich mich einstellen soll.
Titel: Re: Kampfbegriff "Schummeln" oder Eine Verteidigung der Bandbreite des Rollenspiels
Beitrag von: 1of3 am 17.03.2025 | 18:01
Ich kenne kein Spiel mit Schiedsrichter:in, das eine ähnliche Aufgabenverteilung hat, wie das Rollenspiel. Das wäre so, als würde ein:e Schiedsrichter:in beim Fußballspiel sowohl entscheiden, ob in der Halle, auf Rasen, in den Dünen oder Unterwasser gespielt wird, als auch die gegnerische Mannschaft auswählen und anleiten. Ah, Tageszeit und Wetter und ob überhaupt mit einem Fußball gespielt wird - das liegt zusätzlich noch in derselben Hand. Und dann geht es im Gegensatz zu Fußball und Mensch-ärgere-Dich-nicht noch nicht einmal darum, wer die meisten Tore schießt/alle Hütchen ins Trockene gebracht hat. Von allem, was dann noch lange Kampagnen ausmacht, mal abgesehen.

Deshalb ist SL keine gute Kategorie für die Analyse von Rollenspielen. Hatten wir ja oben schon mal. (https://www.tanelorn.net/index.php/topic,130125.msg135270307.html#msg135270307) Die Existenz der SL und was sie dann genau tut, ist ein Teil der Regeln und ganz unterschiedlich geregelt werden.

Wenn du so willst, ist SL als größte Schnittmenge lediglich diejenige Person, die alle Figuren spielt, die niemand anders spielen will.

Natürlich kann diese Person viele weitere Aufgaben ebenfalls übernehmen. Organisation des Spieltermins und -orts. Regeln erklären. Scene Framing. Pacing. Etc. Aber wir können das halt alles auch beliebig anders zuteilen.

Titel: Re: Kampfbegriff "Schummeln" oder Eine Verteidigung der Bandbreite des Rollenspiels
Beitrag von: Ma tetz am 17.03.2025 | 18:02
Bei Wargames geht es in allererster Linie schon darum, dass man die gegnerische Flagge erobert oder Gelände eingenommen hat, richtig?

Vor allem gab es beim preußischen Kriegsspiel auch schon Schiedsrichter, die Spielzüge aufgrund Ihrer realen Felderfahrung und eben nicht nach Regeln bewertet haben, zumindest hat Jon Peterson das in Playing at the World oder the elusive shift so dargestellt. Die haben also auch schon geschummelt.
Titel: Re: Kampfbegriff "Schummeln" oder Eine Verteidigung der Bandbreite des Rollenspiels
Beitrag von: ghoul am 17.03.2025 | 18:08
Die haben also auch schon geschummelt.
Quatsch mit Soße.
Titel: Re: Kampfbegriff "Schummeln" oder Eine Verteidigung der Bandbreite des Rollenspiels
Beitrag von: Streunendes Monster am 17.03.2025 | 18:13
Vor allem gab es beim preußischen Kriegsspiel auch schon Schiedsrichter, die Spielzüge aufgrund Ihrer realen Felderfahrung und eben nicht nach Regeln bewertet haben, zumindest hat Jon Peterson das in Playing at the World oder the elusive shift so dargestellt. Die haben also auch schon geschummelt.

Oder die haben mit Augenmaß und Verstand geregelt  >;D
Titel: Re: Kampfbegriff "Schummeln" oder Eine Verteidigung der Bandbreite des Rollenspiels
Beitrag von: felixs am 17.03.2025 | 18:20
Oder die haben mit Augenmaß und Verstand geregelt  >;D

Des einen Augenmaß ist des anderen Schummeln  :d
Titel: Re: Kampfbegriff "Schummeln" oder Eine Verteidigung der Bandbreite des Rollenspiels
Beitrag von: Alter Weißer Pottwal am 17.03.2025 | 18:21
Du hast nicht nur geschummelt: Du hast "betrogen", Deinen Spieler "entmündigt", ihn für "dumm" verkauft, "Spielkultur besudelt" und Du warst ein schlechter Spielleiter. Es hat auch keinen Spaß gemacht, weil es "langweilig" gewesen ist.

Oder Du kannst auf der Bandbreite der Möglichkeiten auf viele Arten und Weisen Spaß haben.

Genau darum  (https://www.tanelorn.net/index.php/topic,130125.0.html)geht es in diesem Thread.

Das sind alles Begriffe, die diskutabler sind und bessere Kampfbegriffe abgeben als schummeln  ;)
Und wenn du spielst wie ghoul, dann ist das auch so. Warum triggert dich das so, du spielst doch offensichtlich ganz anders. Anstatt es einfach achselzuckend hinzunehmen und seine Meinung als solche zu akzeptieren, ziehst du es vor ganz normale Worte als Kampfbegriffe zu framen und somit anderen ihren Sprachgebrauch zu diktieren. Ist es das wert? Ich denke nicht.
Titel: Re: Kampfbegriff "Schummeln" oder Eine Verteidigung der Bandbreite des Rollenspiels
Beitrag von: Streunendes Monster am 17.03.2025 | 18:21
Des einen Augenmaß ist des anderen Schummeln  :d

101% d'accord  :d
Titel: Re: Kampfbegriff "Schummeln" oder Eine Verteidigung der Bandbreite des Rollenspiels
Beitrag von: ghoul am 17.03.2025 | 18:28
Trollerei.
Titel: Re: Kampfbegriff "Schummeln" oder Eine Verteidigung der Bandbreite des Rollenspiels
Beitrag von: Ma tetz am 17.03.2025 | 18:48
Ich habe nochmal nachgeschaut meine Aussage bezog sich auf das freie Kriegsspiel, dass sich ab den 1870ern aus dem preußischen Kriegsspiel entwickelte.

Das alles war auf jeden Fall vor Callois.

Wer nicht lange lesen mag kann sich gerne diese Video anschauen:
https://youtu.be/d4lvrC3ZBzM?feature=shared

Quatsch ist meine Aussage jedenfalls nicht. Aber danken für die fundierte Replik. :)
Titel: Re: Kampfbegriff "Schummeln" oder Eine Verteidigung der Bandbreite des Rollenspiels
Beitrag von: Zed am 17.03.2025 | 19:25
Wenn du so willst, ist SL als größte Schnittmenge lediglich diejenige Person, die alle Figuren spielt, die niemand anders spielen will.
...plus vieles andere.

In dem Eingangspost habe ich versucht, die Art von Rollenspielen, auf die ich mich beziehe, vorzufiltern: 
Zitat
Wir sprechen über Systeme, in denen Spielleitungen andere Verantwortlichkeitsbereiche haben als die Spielenden der Gruppe.
Ich wollte nicht "klassische Rollenspiele" schreiben, aber vielleicht wäre das genauer gewesen.

Reminder:

Ich bin die nächsten 10 Tage beruflich stark eingespannt und überlege, diesen Thread hier solange zuzumachen. Zum einen konnte dieser Thread das Subthema "Schummeln" ja nicht völlig an sich ziehen - es wird darüber ja ebenso eifrig im Vertrauensthread übers "Schummeln" diskutiert - zum anderen würde ich gerne erst mal eine Art Zwischenfazit als eigenen Beitrag ziehen wollen, damit Neueinsteigende nicht automatisch alles lesen müssen.

Wenn nichts dagegen spricht, dann würde ich hier heute Abend ab 18 Uhr morgen früh für 10 Tage zumachen - und der Vertrauensthread würde dann weiter zum Thema "Schummeln" für die eifrig Diskutierenden offen stehen, und ich komme zwischendurch sicher auch mal vorbei :-)
Titel: Re: Kampfbegriff "Schummeln" oder Eine Verteidigung der Bandbreite des Rollenspiels
Beitrag von: Zed am 17.03.2025 | 19:30
Alles was aus dieser Diskussion sinnvoll herauszuholen ist, ist dass Zed und ghoul nicht in einer Runde spielen sollten.
Ich würde tatsächlich mal gerne die Extremposition, die in ghouls Streitschrift eingenommen wird, einmal spielen und ihre Chancen und Limitierungen erleben.
Titel: Re: Kampfbegriff "Schummeln" oder Eine Verteidigung der Bandbreite des Rollenspiels
Beitrag von: Alter Weißer Pottwal am 17.03.2025 | 19:36
Ich würde tatsächlich mal gerne die Extremposition, die in ghouls Streitschrift eingenommen wird, einmal spielen und ihre Chancen und Limitierungen erleben.

OK, ich meinte eher eine feste Runde.
Titel: Re: Kampfbegriff "Schummeln" oder Eine Verteidigung der Bandbreite des Rollenspiels
Beitrag von: Skaeg am 17.03.2025 | 19:47
Vor allem gab es beim preußischen Kriegsspiel auch schon Schiedsrichter, die Spielzüge aufgrund Ihrer realen Felderfahrung und eben nicht nach Regeln bewertet haben, zumindest hat Jon Peterson das in Playing at the World oder the elusive shift so dargestellt.
Das ist korrekt und bei militärischen Kriegsspielen eine normale Vorgehensweise.

Zitat
Die haben also auch schon geschummelt.
Dem würde man korrekterweise entgegnen, dass dieses Verfahren von Anfang an allen Spielteilnehmern klar gemacht worden war, und dass daher keine Täuschung und demzufolge kein Schummeln stattfand.
Titel: Re: Kampfbegriff "Schummeln" oder Eine Verteidigung der Bandbreite des Rollenspiels
Beitrag von: ghoul am 17.03.2025 | 20:13
Ich würde tatsächlich mal gerne die Extremposition, die in ghouls Streitschrift eingenommen wird, einmal spielen und ihre Chancen und Limitierungen erleben.

Was genau möchtest du denn spielen? Eine Runde, in der einfach nur nicht an Würfeln gedreht wird?
Titel: Re: Kampfbegriff "Schummeln" oder Eine Verteidigung der Bandbreite des Rollenspiels
Beitrag von: ghoul am 17.03.2025 | 20:15
Das ist korrekt und bei militärischen Kriegsspielen eine normale Vorgehensweise.
Dem würde man korrekterweise entgegnen, dass dieses Verfahren von Anfang an allen Spielteilnehmern klar gemacht worden war, und dass daher keine Täuschung und demzufolge kein Schummeln stattfand.

Reißwitz, Tony Bath u.a. haben sich ihre Regeln gezielt gebaut, um ihre Kriegsspiele/Wargames zu spielen. Das Bauen und Ausbauen von Regeln kann gar kein Schummeln sein, allein deswegen ist der Vorwurf grober Unfug.
Titel: Re: Kampfbegriff "Schummeln" oder Eine Verteidigung der Bandbreite des Rollenspiels
Beitrag von: Zed am 17.03.2025 | 20:17
Haben diese Kriegsspiel-Schiedsrichter auch mal das Kampfterrain spontan festgelegt und gegnerische Armeen selbst geführt?

Wenn nicht, können wir wegen mangelnder Vergleichbarkeit zu RPGs Kriegsspiele auch woanders diskutieren.
Titel: Re: Kampfbegriff "Schummeln" oder Eine Verteidigung der Bandbreite des Rollenspiels
Beitrag von: Zed am 17.03.2025 | 20:23
Was genau möchtest du denn spielen? Eine Runde, in der einfach nur nicht an Würfeln gedreht wird?
Ich würde schon das ganze ARS erleben wollen.

Wenn das nur mit der in meinen Augen sehr angestaubten 1e geht, wäre das ein Nachteil, aber kein prinzipieller Hinderungsgrund (müsste mich nur 35? Jahre zurückerinnern).
Titel: Re: Kampfbegriff "Schummeln" oder Eine Verteidigung der Bandbreite des Rollenspiels
Beitrag von: Ma tetz am 17.03.2025 | 20:33
Reißwitz, Tony Bath u.a. haben sich ihre Regeln gezielt gebaut, um ihre Kriegsspiele/Wargames zu spielen. Das Bauen und Ausbauen von Regeln kann gar kein Schummeln sein, allein deswegen ist der Vorwurf grober Unfug.
Von Deinem Beispiel habe ich nicht geschrieben.

Ich hab jetzt keine Lust da Zitat raus zu suchen, weil das eh zu nichts führt. In einem der beiden Bücher zitiert Peterson einen Schiedsrichter, der geschrieben hat, dass ihm die ganzen Tabellen zu lästig waren und er tatsächlich einfach entschieden hat was passiert. Das war also vermutlich in Übergang vom Kriegsspiel zum freien Kriegsspiel. Es las sich für mich jetzt nicht so, als wenn er das kommuniziert hätte.

Aber schön das ich mich hier so beschimpfen lassen darf, nur weil das nicht in Dein Geschichtsbild passt.

@ Zed: Ist Dein Faden. Ich geb jetzt auch schon Ruhe. :)
Titel: Re: Kampfbegriff "Schummeln" oder Eine Verteidigung der Bandbreite des Rollenspiels
Beitrag von: ghoul am 17.03.2025 | 22:17
Hättest das Beispiel gleich nennen können, dann hätte es nicht so nach purer Trollerei grobem Unfug ausgesehen.
Der "Vertraute" im Kriegsspiel ist der mit der Materie Krieg Vertraute. Der darf entscheiden.
Ob es sinnvoll ist, auf den Tabellen für Feuerwirkung nicht zu würfeln, ist eine andere Sache (ich vermute nicht). Es ist bei Stabsübungen wohl auch gang und gebe dass der Leiter ein Ergebnis einfach ansagt.

Edit: Den "groben Unfug" nehme ich zurück und verbleibe bei "falsch".

Edit2: Moment, "Trollerei" bezog sich auf felixs und Monster, nicht auf Ma tetz.
Titel: Re: Kampfbegriff "Schummeln" oder Eine Verteidigung der Bandbreite des Rollenspiels
Beitrag von: Alter Weißer Pottwal am 17.03.2025 | 23:20
Ich muss das Buch über das Kriegsspiel doch mal lesen. Habs seit Jahren ungelesen im Regal stehen.
Titel: Re: Kampfbegriff "Schummeln" oder Eine Verteidigung der Bandbreite des Rollenspiels
Beitrag von: Zed am 17.03.2025 | 23:31
Kriegsspiele bitte woanders diskutieren.