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Pen & Paper - Rollenspiel => Pen & Paper - Allgemein => Thema gestartet von: Vanakalion am 16.04.2025 | 21:01

Titel: Stärke ist nicht gleich Stärke
Beitrag von: Vanakalion am 16.04.2025 | 21:01
Fast alle Rollenspiele kennen das Attribut Stärke oder ein Äquivalent davon. Sie wird nicht selten mit 3W6 ermittelt. Jede andere Skala ist meist nuancierter, bleibt jedoch vergleichbar. Zunächst einmal stellt sich die Frage, wie ist die Obergrenze definiert? Ist 18 auf 3W6 ein natural Bodybuilder oder eine der gedopten Maschinen der Wrestlingszene? Gibt es hierfür wissenschaftliche Vergleichswerte, die die Schlagkraft eines Fausthiebs in Joule oder PSI definiert?
Selbst Hârnmaster, Song of Swords und andere semiwissenschaftliche Rollenspiele können keine Vergleichswerte für Wucht anbieten.
Schlagkraft, Kreuzhebekraft, Sprungkraft und Schwungkraft sind völlig verschiedene Kräfte, denen auf 3W6 unterschiedliche Joule- oder PSI-Werte zugeordnet werden. In einem realitätsnahen System kommen je nach Fertigkeit verschiedene Kräfte zum Tragen. Bei Stoß- und Stichwaffen spielt bestenfalls die Schlagkraft eine Rolle, bei Hiebwaffen die Schwungkraft, bei Kraftakten, sowie Bogenschießen die Kreuzhebekraft und beim Sprint, sowie Sprüngen die Sprungkraft.
Referenzen?
Titel: Re: Stärke ist nicht gleich Stärke
Beitrag von: KhornedBeef am 16.04.2025 | 21:22
Im Allgemeinen lebt es sich ja angenehmer wenn man Fertigkeiten nach dem "This is what I do."-Prinzip misst: Es gibt in Relation zur Spielwelt an, für wen ein Job etwas ist. Das geht, wenn es nicht durch andere Werte abgedeckt wird, Hand in Hand mit einem gewissen Selbstbildnis oder Rollenverständnis der Charaktere.

Aber wenn man unbedingt will: Superheldenrollenspiele geben da häufig Zahlen, weil es ein Genreelement ist :)
Titel: Re: Stärke ist nicht gleich Stärke
Beitrag von: Feuersänger am 16.04.2025 | 22:48
Ich betrachte Attributswerte, gerade und speziell bei der 3-18 Spanne die mit 3d6 erzeugt wird, als Punkte/Bereiche der Normalverteilung. Stärke und Intelligenz sind dabei die Werte, die sich am ehesten messen und quantifizieren lassen (oder wie will man bestimmen welchen Konstitutions- oder Weisheitswert jemand hat?).

Das heisst also dann dementsprechend: 70% der Menschen haben einen Stärkewert zwischen (einschließlich) 8 und 13. Und jeweils 15% darüber oder darunter.  Sehr geringe Stärkewerte weisen vermutlich auf eine Behinderung hin. Stärke 18+ hingegen, das bezeichnet halt die physisch stärksten 0,5% der Menschheit. Klingt erstmal sehr elitär, aber so krass ist es ja dann doch auch wieder nicht: im Schnitt sollte es in jedem beliebigen 1000-Seelen-Dorf glatte fünf von der Sorte geben (Ballungseffekte mal außen vor gelassen). Ich hatte mal einen Mitbewohner, dem ich ohne weiteres Str 18 attestieren würde.

Und Stärkewerte jenseits der 18, wie sie ja auch in vielen Systemen möglich sind, bezeichnen entsprechend immer extremere und entsprechend seltene Exemplare, die sich dann auch nicht mehr stochastisch abbilden lassen.

Und ja, es wird halt meistens nur ein einziger Stärkewert nachgehalten, und nicht zwischen Arme, Rücken, Beine, sonstwas unterschieden... das ist halt so. In D&D ist der Stärkewert sogar nochmal deutlich weiter gefasst, da er ja auch zB die Trefferchance mit Nahkampfwaffen beeinflusst.
Titel: Re: Stärke ist nicht gleich Stärke
Beitrag von: Runenstahl am 17.04.2025 | 00:12
Viele RPGs sind nur rudimentär von der Realität beeinflußt. Man will eher das jeweils gewünschte Fantasy-Universum abbilden. Insofern hat es mMn keinen Sinn da nach realweltlichen Angeben zu forschen.

Ich habe mal Bilder aus Pathfinder und Warhammer beigefügt. Vergleiche mal die Proportionen der dort abgebildeten Waffen mit denen der realen Welt. Da wird schnell klar das Fantasy-Helden eher in die Kategorie der Superhelden fallen und ein hoher Wert bei Stärke weit über das hinausgeht was selbst ein übelst gedopter Bodybuilder jemals leisten kann.
Titel: Re: Stärke ist nicht gleich Stärke
Beitrag von: Galatea am 17.04.2025 | 01:54
Attribute sind in der Regel eine sehr grobe/breite Abbildung eines Grundkonzepts (das gilt sowohl für Stärke, wie auch alle anderen Attribute - wenn man ganz viel Glück hat wird da bestenfalls noch zwischen Körperkontrolle und Fingergeschick unterschieden und selbst das ist eher selten).

p.s. Wenn jemand ganz besonders gut im Amrdrücken oder Gewichtheben sein möchte, dann soll er das einfach als Fertigkeit nehmen. Solche Nuancen/Spezialisierungen sind doch genau das was Fertigkeiten darstellen sollen.
Titel: Re: Stärke ist nicht gleich Stärke
Beitrag von: Vanakalion am 17.04.2025 | 04:52
D&D und Co sind maximalabstrahierte Heldenspiele, die als mittelalterliche Semisimulation absolut unbrauchbar sind. Ich verwende bewusst den Begriff Semisimulation, da sich an echten Simulationen jeder Entwickler die Zähne ausgebissen hat. Realität ist nicht in Regeln gießbar, Realitätsnähe schon. Weisheit ist kein Attribut, sondern ein auf Erfahrung basierter Zustand. Stärke ist das Attribut, das sich am ehesten mit realweltlichen Daten erfassen läßt. Dies ist für realitätsnahe Schadensmodelle auch elementar. Wucht mit 400 Joule wirkt anders als Wucht mit 1300 Joule auf gelayerte Körperschutzteile.
Titel: Re: Stärke ist nicht gleich Stärke
Beitrag von: Ainor am 17.04.2025 | 06:25
D&D und Co sind maximalabstrahierte Heldenspiele, die als mittelalterliche Semisimulation absolut unbrauchbar sind.

Das ist schonmal deshalb falsch weil es viele Systeme gibt die stärker abstrahieren. Und wenn du nicht über D&D reden willst, warum redest du dann von 3w6 ?

AD&D hatte damals den Weltrekord im Gewichtheben als Richtwert für das menschliche Maximum für Stärke 18/00 verwendet. In späteren Editionen durch die Attributssteigerungen verliert sich das "menschliche Maximum" ein wenig.

Ich verwende bewusst den Begriff Semisimulation, da sich an echten Simulationen jeder Entwickler die Zähne ausgebissen hat. Realität ist nicht in Regeln gießbar, Realitätsnähe schon.

Kommt halt drauf an mit welcher Komplexität. Solange die Zahlenwerte für normale Menschen behersschbar bleiben sollen wird man um einen relativ hohen Abstraktionsgrad nicht herumkommen.

Weisheit ist kein Attribut, sondern ein auf Erfahrung basierter Zustand.

Wikipedia sagt nein: https://de.wikipedia.org/wiki/Weisheit (https://de.wikipedia.org/wiki/Weisheit)

Stärke ist das Attribut, das sich am ehesten mit realweltlichen Daten erfassen läßt. Dies ist für realitätsnahe Schadensmodelle auch elementar. Wucht mit 400 Joule wirkt anders als Wucht mit 1300 Joule auf gelayerte Körperschutzteile.

Stärke ist ein Attribut, keine wissenschaftliche Grösse. Die Wucht eines Schlages ergibt sich aus der Kraft aller beteiligter Muskeln im Zusammenspiel. Die bräuchte man. Dann noch die Form und Konsistenz der Waffe,  Form und Konsistenz der Rüstung an der getroffenen Stelle, Auftreffwinkel, relative Bewegung des Ziels, etc...

Spätestens hier ist man weit jenseits dessen was man im Tischrollenpiel auch nur halbwegs verwenden kann.

Aber was Stärke als Attribut im Rollenspiel angeht habe ich hierzu vor einiger Zeit geschrieben:

Tja, hier ist das erste Problem schonmal dass D&D Stärke zwei verschiedene Dinge misst: absolute Kraft (Traglast, Gewichtheben) und relative Kraft (im Vergleich zum Gewicht, z.B. Klettern). Warum sollte der 120 Kilo Kleiderschrank besonders gut Klettern können?

Es wäre schonmal gut wenn das Attribut zwischen Eichhörnchen und Elefanten unterscheiden kann...
Titel: Re: Stärke ist nicht gleich Stärke
Beitrag von: Haukrinn am 17.04.2025 | 06:37
Ich bin mir nicht sicher verstanden zu haben worum es hier geht, wenn ich ehrlich bin.

Mir will beim besten Willen kein Spiel einfallen, dass auch nur versucht, Spielwerte als realistische Simulationsgrundlage zu betrachten. Es gibt da ein paar Ausnahmen, aber die haben sich auf sehr enge Randfälle beschränkt (Phoenix Command, Cien), und sind da trotzdem IMHO gescheitert.

So ein Stärkeattribut bildet nichts ab, was sich mit biophysikalischen Metriken irgendwie zur Deckung bringen lässt. Das ist in den meisten Fällen ein hoch abstrakter Wert, dessen einziger Nutzen eine Bewertung im Rahmen bestimmter imaginärer Wettbewerbssituationen ist.

Und darin ist er gut. Deshalb gibt es solche Werte seit über 50 Jahren.

Es geht letztendlich doch immer darum, was wir durch die Abstraktion im Regelwerk erreichen wollen.

Es is leider ein sehr häufiger Fehlschluss, dass Modelle den Anspruch haben, die Realität abzubilden. Das können sie nicht leisten und das tun sie auch in der Realität nicht (vgl. Schulnoten und andere Produktivitätsmetriken, Messwerte als Bewertung von Gesundheit und Fitness, Scorings im Finanzwesen). Wenn du Komplexität reduzierst, schlimmstenfalls auf eine KPI runter, dann bleibt vom Realzusammenhang nichts mehr übrig.

Das tolle an Spielen ist: da stört das nicht. Sondern dort ist das im Gegenteil sogar förderlich. 🙂

Das kann dem eigenen Realitätsanspruch zuwider laufen. Aber wenn du nicht gerade deine Spielsimulation durch Modelle mit tausenden von statistischen Merkmalen jagen willst, ist das wohl oder übel eine Pille, die du schlucken musst.
Titel: Re: Stärke ist nicht gleich Stärke
Beitrag von: Boba Fett am 17.04.2025 | 07:58

Da Rollenspiele produziert werden, um Umsatz zu generieren, werden Rollenspiele so produziert, dass sie sich verkaufen - in dem sie anwendbar sind.

Wenn Rollenspiele ein sehr hohes Maß an Abstraktion genießen und ein geringes Maß an Simulations-Anspruch, wird möglichst hohe Maß von Simulation
der Verwendung von Rollenspielen keinen Unterhaltungswert hinzufügen.
Der Markt spiegelt hier gut das Interesse der Konsumenten wieder.
Titel: Re: Stärke ist nicht gleich Stärke
Beitrag von: Maarzan am 17.04.2025 | 08:09
Ich finde solche Betrachtungen sehr interessant und eine eigene Art "Barbiespiel" wie nahe man da an die Realität beim Modellieren kommen kann. Da ist es dann auch egal, dass man nie perfekt werden kann.
Ich würde da in die Sportwissenschaften bzw. Trainingslehre schauen für Anhaltspunkte.

Ansonsten würde ich bei der Entwicklung der Weltrekorde schauen, ob sich da eine Asymptote erkennen lässt und dies dann dem größten (menschlichen) Wert meines Systems für eine entsprechende Fertigkeit bei angenommenem ausgemaxten Training zuweisen. Der Rest zu diesem Fertigkeitswert neben dem Lernwert = Technikbeherrschung ist dann der attributelle Konditionsanteil.

Pen & Paper Rollenspiel besteht aus zwei Komponenten:
Game - als das Spielen eines Spiels mit Taktieren und zufälliger Task-Resolution.
Storytelling - das kooperative Entwickeln einer Geschichte mit dem Zweck der Unterhaltung.
...

Das sehe ich als eine - hier leider typische - einseitige Sicht auf das, was Rollenspiel sein kann.
Für mich jedenfalls steht Story weit hinter dem experimentellen Erkunden , sprich Simulation.
Titel: Re: Stärke ist nicht gleich Stärke
Beitrag von: Boba Fett am 17.04.2025 | 08:14
Das sehe ich als eine - hier leider typische - einseitige Sicht auf das, was Rollenspiel sein kann.

Deswegen habe ich das auch wieder entfernt.

Zitat
Für mich jedenfalls steht Story weit hinter dem experimentellen Erkunden , sprich Simulation.

Ist doch prima, wenn Vanakalion hier bei jemanden auf Resonanz stößt. :d
Hätte ich erhlich nicht gedacht.
Titel: Re: Stärke ist nicht gleich Stärke
Beitrag von: Maarzan am 17.04.2025 | 08:17
Deswegen habe ich das auch wieder entfernt.

Sorry, hat sich wohl überschnitten.
Titel: Re: Stärke ist nicht gleich Stärke
Beitrag von: Haukrinn am 17.04.2025 | 08:52
Wobei da natürlich schon noch zwischen regelbasierter, aber erzählerisch ausgeführter Weltsimulation und physikalischer Simulation unterschieden werden sollte. Das eine lässt sich ganz gut im Rollenspiel umsetzen , das andere… nicht. 😉
Titel: Re: Stärke ist nicht gleich Stärke
Beitrag von: Raven Nash am 17.04.2025 | 08:59
Gibt es hierfür wissenschaftliche Vergleichswerte, die die Schlagkraft eines Fausthiebs in Joule oder PSI definiert?
Ja, die Schlagkraft wird gemessen, meist in Joule pro inch². Sie unterliegt aber der Formel Masse * Beschleunigung, d.h. je mehr Masse umso schneller bewegt wird, umso größer die Schlagkraft. Deshalb sind Schwergewichtsboxer in dem Bereich Weltergewichtern überlegen.

Und das gilt dann auch für den Rest: mehr Gewicht höher beschleunigt, ergibt mehr Wumms.

In der Praxis erzeugen längere Muskelketten eine höhere Beschleunigung. Das ist der Grund dafür, dass Bruce Lee z.B. mit seinen 70 kg eine beeindruckende Schlagkraft erzeugen konnte - er konnte maximal beschleunigen.

Was das Bogenschießen betrifft, hier ist die Kreuzhebekraft unbedeutend, weil es eine Zugleistung über die Waagrechte ist, nicht entgegen der Schwerkraft. Der limitierende Faktor ist da auch das Schultergelenk, wie man an den Skeletten der walisischen Bogenschützen wunderbar sehen kann.

Ich würde da in die Sportwissenschaften bzw. Trainingslehre schauen für Anhaltspunkte.
Würde ich auch empfehlen, vor allem auch mal in Anatomie und Bewegungslehre reinschauen.
Titel: Re: Stärke ist nicht gleich Stärke
Beitrag von: unicum am 17.04.2025 | 10:03
Naja was ist stärke, was ist intelligenz? Was ist ... irgendein anderes Attribut.

Bezüglich Stärke - da kann man glaube ich recht gut einzelne Dinge "messen" - etwa wieviel Gewicht jemand hochheben kann - das ist dann in etwa das was beim Gewichtheben im Sport "gemessen" wird. Aber das ist doch nicht alles, oder? Wie wird es wohl sein wenn man etwas anderst drangeht und vieleicht sagt "Wieviele Maßkrüge mit Bier kann man wie lange am ausgestreckten Arm halten?" - ist das noch Stärke? Ist das schon Ausdauer?

Wenn ich mir die Intelligenztests anschaue dann sehe ich dort auch immer wieder das ...
- eigentlich wissen abgefragt wird,...
- räumliches Vorstellungsvermögen abgefragt wird,...
- etc pp.

Weisheit - naja wurde auch schon angesprochen,... Wird in D&D etwa benuzt um "Religiosität" abzubilden. Ich glaub eher aus der Sache "wir brauchen da etwas um das abzubilden und das war das naheliegenste was uns eingefallen ist". Der Begriff ist sogar noch schwammiger als Intelligenz.

Geschicklichkeit: Ja ich kann messen wie schnell nerfen laufen, Hand-Augen Koordination etwa, doch äh mist - heist das dann das jemand der Blind ist automatisch auch ungeschickt ist? (nur so als Beispiel).

Aussehen ist stark davon abhänig wie man geprägt wurde. Hier in D hat man sich lange unter Solarien gelegt um braun zu werden (bis jemand sagte das dies Hautkrebs verursacht) und in anderen Teilen der Welt kann man sich Cremes für Hautaufhellung kaufen,... Nimmt man das heutige moderen Schönheitsideal und vergleicht es etwa mit einer Rubensfigur wird man ... unterschiede feststellen.

Charisma (wenn ich mir das Wikipedia lese würde das eher in D&D zu Weisheit passen, zumindest von der Wortherkunft her)...

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Naja das sind alles Abstraktionen, ich meine wir bekommen auch alle Noten in der Schule. Was sagt denn eine 1 (6) in Sport oder in Mathe aus?
(Gibt es das schon? Ein "Schulzeugniss" als Characterbogen?)

---

Auf der anderen Seite, wir denken auch heute alle noch in Abstraktionen, das vereinfacht alles eben. Für mich ist der Essenzielle Punkt das in einem Rollenspiel es irgendwelche Beschreibungen gibt welche einen Character festlegen. Das kann sein was es will "STR 18" oder etwas beschreibendes wie "Mehrmaliger Gewinner des Ironmen in Hawaii" (So jemand war gerade bei mir im Büro,...) Es gibt da viele Möglichkeiten.

Schlussendlich geht es doch darum das eine mit etwas anderem, aber gleicharitigen vergleichen zu können. Sicher mit Abstrakten Zahlenwerten ist das einfach: 17 ist kleiner als 18. Aber "Ironmen gewinner" gegen "Bezwinger aller 8000er der Welt"? (Bitte jezt keine Detaildiskussionen dazu, mir geht es nur darum das solche Textdarstellungen eben etwas schwieriger zu deuten sind).

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Ganz zum Schluss:

Hey ich will Spielen, wenn ich Simulieren will frag meine zwei Arbeitskollegen ob die das für mich machen.
Ist auch die Frage ob ich eine richtige Simulation wirklich spielen wollen würde,...
Titel: Re: Stärke ist nicht gleich Stärke
Beitrag von: Feuersänger am 17.04.2025 | 10:15
AD&D hatte damals den Weltrekord im Gewichtheben als Richtwert für das menschliche Maximum für Stärke 18/00 verwendet. In späteren Editionen durch die Attributssteigerungen verliert sich das "menschliche Maximum" ein wenig.

Wenn ich mich jetzt nicht verrechne, ist in 3.0/3.5 das theoretische Maximum 23, in PF 25, jeweils ohne Magie aber halt auf Level 20.
Das finde ich durchaus interessant, mit Werten von Tieren zu vergleichen (wobei ja da streng genommen die Bestiariums-Werte auch immer nur den Durchschnitt darstellen, also das was beim Menschen 10-11 ist. Die Frage ist, gibt es dann auch Pferde mit Str 28? Dann wäre 1PS nicht unbedingt 1PS.)
Titel: Re: Stärke ist nicht gleich Stärke
Beitrag von: Zouan81 am 17.04.2025 | 10:37
Für mich ist im Rollenspiel "Stärke" erst einmal nur ein Spielwert.

Und je höher dieser ist, desto besser kann er sich im Nahkampf behaupten (so die gängigen Regeln).

Ob Fertigkeiten wie "Schwimmen" oder "Klettern" nun der Stärke als Bezugsattribut zuzuordnen ist oder ob man das auch nicht unter Geschicklichkeit sehen könnte, ist Geschmackssache. Die Regeln haben es nun mal so ausgelegt und das ist auch vollkommen OK so.

Ob nun ein Stärkewert ein realistisches Äquivalent abbilden könnte, darüber habe ich mir selten Gedanken gemacht.

Interessant wird es nur, wenn es um das Thema "Tragkraft" geht:  Man stelle sich vor, ein Charakter mit ST 18 trägt auf Wanderschaft den ganzen Tag mehr als 50 kg Gepäck mit sich rum. Das würde selbst der stärkste Mensch in real ohne größere Pausen wahrscheinlich nicht schaffen. Selbst wenn er beim Gewichtheben sonst für wenige Sekunden 200 kg über Kopf stemmen kann.


In AD&D fand ich die besondere Stärke, z.B. 18/99 zu verkomplizierend. Das fand ich ab der dritten Edition von D&D schon besser geregelt. Da gabs dann nur noch einen Wert ohne Schrägstrich und das wars.

Titel: Re: Stärke ist nicht gleich Stärke
Beitrag von: Eismann am 17.04.2025 | 10:49
Man könnte natürlich Stärke parallel zu einer Trefferlokation nach Körperteilen definieren. Never skip leg day.
Titel: Re: Stärke ist nicht gleich Stärke
Beitrag von: Zed am 17.04.2025 | 10:53
Wenn man sich erstmal in den ganzen Stärke-Konstitutions-Komplex reindenkt und dabei die wahrgenommene Realität zugrunde legt, wird es sehr schnell überkomplex.

Zum einen denke ich, die Konstitution hängt irL zumindest etwas mit der Stärke zusammen. Wer semisimulatorisch an die Sache herangeht muss da einen Zusammenhang herstellen, meine ich. Zum anderen beobachte ich bei meinen Umfeld bei sportlicheren Menschen als mir (sportlicher als ich zu sein, ist nicht schwer :)), dass sie viel häufiger krankgeschrieben sind als ich: Muskelfaser- und Sehnenrisse hier, Bandscheibenvorfälle dort. Dafür sind ihre Blutfettwerte sicher besser.

Aber wie will man das erst vernünftig quantifizieren und dann noch handhabbar abbilden?
Titel: Re: Stärke ist nicht gleich Stärke
Beitrag von: Skaeg am 17.04.2025 | 10:57
Interessant wird es nur, wenn es um das Thema "Tragkraft" geht:  Man stelle sich vor, ein Charakter mit ST 18 trägt auf Wanderschaft den ganzen Tag mehr als 50 kg Gepäck mit sich rum. Das würde selbst der stärkste Mensch in real ohne größere Pausen wahrscheinlich nicht schaffen. Selbst wenn er beim Gewichtheben sonst für wenige Sekunden 200 kg über Kopf stemmen kann.
50 kg sind schon an der Grenze dessen, was man IRL selbst gut ausgebildeten Soldaten zumuten kann - aber noch nicht darüber hinaus. Spezialeinheiten führen mit Marschgepäck in dieser Größenordnung durchaus mehrstündige Märsche aus. Individuen im äußersten Bereich des menschlichen Leistungsspektrums (was maximale Attributswerte wohl anzeigen dürften) sollten das entsprechend auch schaffen.

Wobei Tragkraft natürlich eher davon abhängt, wie groß und robust man allgemein ist und nicht von den Armmuckis, aber das ist halt genau dieses Klein-Klein, in das man sich bei Realismusbetrachtungen in Bezug auf Attribute verwickelt.

Zitat
In AD&D fand ich die besondere Stärke, z.B. 18/99 zu verkomplizierend. Das fand ich ab der dritten Edition von D&D schon besser geregelt. Da gabs dann nur noch einen Wert ohne Schrägstrich und das wars.
In der Tat. Aber es war ja schon prä-AD&D so geregelt.
Titel: Re: Stärke ist nicht gleich Stärke
Beitrag von: Galatea am 17.04.2025 | 11:05
Geschicklichkeit wirft einfach mal Körperbeherrschung und Fingergeschick zusammen,
Konstitution wirft wie hart der Charakter im nehmen ist mit Alkoholresistenz und Widerstandsfähigkeit gegen Gifte und Krankheiten zusammen,
Weisheit wirft Verstand, Wahrnehmung, Survival-Skills und Umgang mit Tieren zusammen,
Intelligenz wirft bibliothekarisches Wissen mit magischem Talent zusammen und
Charisma ist zwar von der Grundidee halbwegs konsistent, wird dann aber im Spiel oft völlig merkwürdig angewendet.

Stärke ist von allen Attributen in D&D noch mit Abstand das Logischste, auch unter dem Aspekt, was da mit dranhängt.
Titel: Re: Stärke ist nicht gleich Stärke
Beitrag von: Haukrinn am 17.04.2025 | 11:24
Was welchem Attribut zugeordnet wird ist nicht selten auch weniger eine Frage der realen Logik, sondern eher der Spielbalance. Zum Beispiel um simple Dump Stats zu unterbinden.
Titel: Re: Stärke ist nicht gleich Stärke
Beitrag von: Streunendes Monster am 17.04.2025 | 11:35
Schnellkraft
Kraftausdauer
Maximalkraft
Reaktivkraft

Das wären meines Wissens nach (etwas eingerostet, der Sportfachwirt ist lange her aus einem anderen Leben) alle Arten von Stärke/Kraft.
Wenn einem an einer solchen Unterscheidung gelegen ist, dann findet sich doch bestimmt ein pfiffiger Gedanke, das an den Wert des Basisattributes abhängig zu machen. Beispielsweise bis zu 2 Punkten Abweichung nach oben/unten.

STÄ 16
-SK 18
-KA 16
-MK 15
-RK 15


Titel: Re: Stärke ist nicht gleich Stärke
Beitrag von: Isegrim am 17.04.2025 | 11:44
Interessant wird es nur, wenn es um das Thema "Tragkraft" geht:  Man stelle sich vor, ein Charakter mit ST 18 trägt auf Wanderschaft den ganzen Tag mehr als 50 kg Gepäck mit sich rum. Das würde selbst der stärkste Mensch in real ohne größere Pausen wahrscheinlich nicht schaffen.

50 kg sind schon an der Grenze dessen, was man IRL selbst gut ausgebildeten Soldaten zumuten kann - aber noch nicht darüber hinaus.

Die Marschausrüstung römischer Legionäre war nicht viel leichter, und das haben tausende geschafft. Gut, der Stock des Zenturios mag da eine Motivationshilfe gewesen sein....

Titel: Re: Stärke ist nicht gleich Stärke
Beitrag von: Wonko am 17.04.2025 | 11:45
Ich betrachte Attributswerte, gerade und speziell bei der 3-18 Spanne die mit 3d6 erzeugt wird, als Punkte/Bereiche der Normalverteilung. Stärke und Intelligenz sind dabei die Werte, die sich am ehesten messen und quantifizieren lassen (oder wie will man bestimmen welchen Konstitutions- oder Weisheitswert jemand hat?).

🤓 Selbstverständlich kann man einen Weisheitswert messen. Früher zog man dafür einfach einen Sehtest heran. Schließlich ist Wahrnehmung direkt von Weisheit abhängig. Je weiter entfernt jemand also noch Zeitung lesen kann, desto höher ihre Weisheit. Natürlich muss der Test einige Male (in der Literatur hat sich 20 mal als Standardwert durchgesetzt) wiederholt werden, um statische Ungenauigkeiten auszugleichen. Dann wird der Wert (wie beim IQ-Test) mit der Verteilung der Bevölkerung abgeglichen.

Das Problem ist natürlich: Diese Methode ist nur für Stufe-0-Charaktere zulässig, da sonst der Übungsbonus hereinspielt. Um einen von der Stufe unabhängigen Test zu ermöglichen hat sich die "Tot oder Untot"-Methode [1] durchgesetzt. Dabei werden dem Testsubjekt Bilder von Kreaturen gezeigt und es muss raten, ob es sich um lebende oder untote Wesen handelt. Durch Standardisierung lässt sich hier eine sehr gute Vorhersagegenauigkeit erreichen und die Weisheit einer Person kann recht genau bestimmt werden.

Charisma ist deutlich schwerer objektiv zu messen. Wie misst man, wie gut jemand Gerüchte und Tratsch aufschnappt? Ein gängiger Ansatz ist, Fotos oder Stimmproben des Testsubjekts durch Dritte nach Attraktivität zuzuordnen, doch ist hierbei eine Standardisierung wesentlich schwieriger, außerdem führen Kritiker an, dass dies durch kulturelle oder rassistische Vorurteile beeinflusst. ist.

Wichtig zu wissen ist natürlich auch, unter welcher Edition ein Charakter steht. Für 3.5-Charaktere ist zum Beispiel die Attributsdrift zu berücksichtigen: Da durch den Anstieg von Attributen auch der Bevölkerungsdurchschnitt verändert wird, muss mit einer geeigneten Skala gerechnet werden.


[1] Siehe PHB 5e, p. 178 "Other Wisdom Checks"
Titel: Re: Stärke ist nicht gleich Stärke
Beitrag von: Ainor am 17.04.2025 | 12:25
In AD&D fand ich die besondere Stärke, z.B. 18/99 zu verkomplizierend. Das fand ich ab der dritten Edition von D&D schon besser geregelt. Da gabs dann nur noch einen Wert ohne Schrägstrich und das wars.

Ich glaube das ist allgemein akzeptiert das das keine gute Regel war. Ging mir nur darum dass damals bei der Stärke es einer von 21600 waren die sich am Weltrekord orientierten, nicht einer von 216.

Wobei Tragkraft natürlich eher davon abhängt, wie groß und robust man allgemein ist und nicht von den Armmuckis, aber das ist halt genau dieses Klein-Klein, in das man sich bei Realismusbetrachtungen in Bezug auf Attribute verwickelt.

Bei CoC sind Grösse und Stärke zwei getrennte Attribute, was eigentlich ganz nett ist. Bei D&D hat
man stattdessen Grössenkategorien, aber die Unterscheiden halt nicht zwischen Menschen.

Was welchem Attribut zugeordnet wird ist nicht selten auch weniger eine Frage der realen Logik, sondern eher der Spielbalance. Zum Beispiel um simple Dump Stats zu unterbinden.

Kommt auf das Spiel an. Wenn man die Attribute komplett auswürfelt gibt es keine Dump Stats, und keine Notwendigkeit die Attribute zu balancieren.

Das wären meines Wissens nach (etwas eingerostet, der Sportfachwirt ist lange her aus einem anderen Leben) alle Arten von Stärke/Kraft.
Wenn einem an einer solchen Unterscheidung gelegen ist, dann findet sich doch bestimmt ein pfiffiger Gedanke, das an den Wert des Basisattributes abhängig zu machen. Beispielsweise bis zu 2 Punkten Abweichung nach oben/unten.

Das gab es in AD&D2 Skills and Powers. Aber da das an das ursprüngliche System drangebastelt wurde war es effektiv nur eine weitere Optimierungsmöglichkeit.
Titel: Re: Stärke ist nicht gleich Stärke
Beitrag von: Maarzan am 17.04.2025 | 13:12
Wenn man sich erstmal in den ganzen Stärke-Konstitutions-Komplex reindenkt und dabei die wahrgenommene Realität zugrunde legt, wird es sehr schnell überkomplex.

Zum einen denke ich, die Konstitution hängt irL zumindest etwas mit der Stärke zusammen. Wer semisimulatorisch an die Sache herangeht muss da einen Zusammenhang herstellen, meine ich. Zum anderen beobachte ich bei meinen Umfeld bei sportlicheren Menschen als mir (sportlicher als ich zu sein, ist nicht schwer :)), dass sie viel häufiger krankgeschrieben sind als ich: Muskelfaser- und Sehnenrisse hier, Bandscheibenvorfälle dort. Dafür sind ihre Blutfettwerte sicher besser.

Aber wie will man das erst vernünftig quantifizieren und dann noch handhabbar abbilden?

Training (insbesondere Intensiv- oder auch suboptimales Training) und Wettkampfsituationen sind potentielle Verletzungsquellen (und Höchstanstrengungen belasten auch das Immunsystem).
Umgekehrt reduzieren Muskeln und Körperbeherrschung das Alltagsverletzungsrisiko - gerade auch bei älteren Menschen erkennbar.

Du müsstest dich da fragen: Wenn du da in eine entsprechende gleiche Belastungssituation geworfen würdest, z.B. einen Mudmaster-Parcour unter Zeit X - wer würde da besser raus kommen?

Dazu würde ich (wie Rolemaster) das Potential und den akuten Attributswert trennen wollen. Man wird nicht mit Attribut X geboren, sondern hat ein entsprechendes genetisches Limit, welches aber erst einmal durch entsprechende Lebenseinflüsse und Training ausgeschöpft werden will.

Titel: Re: Stärke ist nicht gleich Stärke
Beitrag von: Galatea am 17.04.2025 | 14:49
Gerade bei D&D spielt teilweise auch die Spielweltlogik eine Rolle.
Warum fällt Umgang mit Tieren unter Weisheit? Weil das eine typische Geschichte für Druiden und andere "Naturkleriker" ist - und ratet mal welches Hauptattribut die haben...
Titel: Re: Stärke ist nicht gleich Stärke
Beitrag von: Vanakalion am 17.04.2025 | 15:47
wenn du nicht über D&D reden willst, warum redest du dann von 3w6 ?
Weil die bis dato beste Semisimulation, nämlich Hârnmaster zufälligerweise auf der selben Skala rangiert.
Titel: Re: Stärke ist nicht gleich Stärke
Beitrag von: gunware am 17.04.2025 | 16:02
Weil die bis dato beste Semisimulation, nämlich Hârnmaster zufälligerweise auf der selben Skala rangiert.
Und ich hätte mit der besten Semisimulation  GURPS gemeint. Aber auch da bewegen sich die Werte für Humanoide in ähnlichem Bereich (7 - 15, wenn man nicht totale Ausreißer will).
Titel: Re: Stärke ist nicht gleich Stärke
Beitrag von: Vanakalion am 17.04.2025 | 16:29
Wenn man sich erstmal in den ganzen Stärke-Konstitutions-Komplex reindenkt und dabei die wahrgenommene Realität zugrunde legt, wird es sehr schnell überkomplex.

Zum einen denke ich, die Konstitution hängt irL zumindest etwas mit der Stärke zusammen. Wer semisimulatorisch an die Sache herangeht muss da einen Zusammenhang herstellen, meine ich. Zum anderen beobachte ich bei meinen Umfeld bei sportlicheren Menschen als mir (sportlicher als ich zu sein, ist nicht schwer :)), dass sie viel häufiger krankgeschrieben sind als ich: Muskelfaser- und Sehnenrisse hier, Bandscheibenvorfälle dort. Dafür sind ihre Blutfettwerte sicher besser.

Aber wie will man das erst vernünftig quantifizieren und dann noch handhabbar abbilden?
Völlig richtig. Der Konstitutionstyp (fachsprachlich Somatotyp) ist das physische Stellwerk an dem Muskulösität (Stärke), Robustheit (Stamina) und Drahtigkeit (Gewandtheit), genaugenommen auch Flinkheit und Handwerksgeschick zusammenlaufen. Ektomorphe Menschen verfügen über hohe Drahtigkeit, sind aufgrund fehlender Masse wenig robust und tun sich schwer, Muskelmasse aufzubauen. Endomorphe Menschen sind exakt das Gegenteil, haben Masseträgheit, statt Drahtigkeit, tun sich schwer, Fett in Muskelmasse umzuwandeln, sind dafür überaus robust. Mesomorphe Menschen liegen dazwischen, bauen sehr leicht Muskelmasse auf, bewegen sich bei Robustheit und Drahtigkeit jedoch im Mittelbereich. Die drei Kernattribute sind also Schiebeparameter, die keine Extreme an allen drei Enden gleichzeitig erlauben. Man sollte zwischen Istwert und Potential unterscheiden. Systeme, die alles willkürlich erwürfeln, sind schlicht unwissenschaftlicher Schwachsinn.
Titel: Re: Stärke ist nicht gleich Stärke
Beitrag von: Skaeg am 17.04.2025 | 16:34
Die Marschausrüstung römischer Legionäre war nicht viel leichter, und das haben tausende geschafft. Gut, der Stock des Zenturios mag da eine Motivationshilfe gewesen sein....
Soweit mir bekannt, geht man von 30-45 kg aus, Waffen und Rüstung eingeschlossen. Das ist auch in modernen Zeiten (so seit dem 2. WK) etwa das Gewicht, das Infanterie auf dem Marsch mit sich herumschleppt.
Da ist man dann aber auch an der Grenze dessen, was man zwar nach Größe und körperlicher Fitness ausgewählten, aber massenhaft aus der allgemeinen Bevölkerung rekrutierten Soldaten aufbürden kann. 50, 60 kg oder gar mehr gibt es wie gesagt bei Spezialeinheiten. 
Titel: Re: Stärke ist nicht gleich Stärke
Beitrag von: Raven Nash am 17.04.2025 | 16:37
Nur dass das mit dem Somatotyp aus den 40ern stammt, nie wissenschaftlich belegt war, und heute auch als widerlegt gilt. Sie hat nämlich das "kleine" Problem, auf einer rein optischen Einteilung zu beruhen, die nur einen Ist-Zustand betrachtet. Sheldon hat sich einfach nackte Studenten angesehen.

Jeder Kraft- oder Kampfsportler wechselt in dem System nämlich mehrfach den Typ, je nachdem ob er grade aufbaut, hält oder abkocht.
Titel: Re: Stärke ist nicht gleich Stärke
Beitrag von: Vanakalion am 17.04.2025 | 16:49
Nur dass das mit dem Somatotyp aus den 40ern stammt, nie wissenschaftlich belegt war, und heute auch als widerlegt gilt. Sie hat nämlich das "kleine" Problem, auf einer rein optischen Einteilung zu beruhen, die nur einen Ist-Zustand betrachtet. Sheldon hat sich einfach nackte Studenten angesehen.

Jeder Kraft- oder Kampfsportler wechselt in dem System nämlich mehrfach den Typ, je nachdem ob er grade aufbaut, hält oder abkocht.
Sheldon, Jung und wie die alle hießen stützten sich auf die Keimblatttheorie. Der Pychokram dabei ist völliger Schwachsinn. Die Somatotypen sind in den Sportwissenschaften jedoch noch immer empirischer Konsens.
Titel: Re: Stärke ist nicht gleich Stärke
Beitrag von: Vanakalion am 17.04.2025 | 16:56
Und ich hätte mit der besten Semisimulation  GURPS gemeint. Aber auch da bewegen sich die Werte für Humanoide in ähnlichem Bereich (7 - 15, wenn man nicht totale Ausreißer will).
GURPS ist in seiner Gesamtheit zwar umfänglich und gut recherchiert, um den mißbrauchten Begriff zu verwenden, es ist cinematisch, was sich von Realitätsnähe und damit einer Semisimulation entfernt.
Der einzige Entwickler, der großartige Pionierarbeit geleistet hat, ist Greg Porter mit CORPS. CORPS wird gerne mit Phoenix Command verglichen und ist mE das spielbarere Übel. Sein ³G ist übrigens das Referenzwerk für Waffen, andem sich viele Rollenspiele orientieren.
Titel: Re: Stärke ist nicht gleich Stärke
Beitrag von: Haukrinn am 17.04.2025 | 18:35
Ich habe immer weniger eine Idee wo du hier hinwillst?
Titel: Re: Stärke ist nicht gleich Stärke
Beitrag von: Vanakalion am 17.04.2025 | 20:17
Waffen sind maßgeblich für die Art der Penetration von Panzermaterial und Fleisch, nicht jedoch für die Schwere. Die Faust an die Wange eines Gegners gehalten verursacht null Verletzungen. Die Schwere wird durch Impact(Wucht) definiert, die primär von der Körperkraft gespeist ist. Wucht wird in kinetischer Energie gemessen. Nun, wie kommt man vom fiktiven Attributswert zur Wucht? Das Attribut muss eine realweltliche Größe aufweisen. Ebenso müssen Panzermaterialien aussagefähig sein, welche kinetische Energie sie absorbieren können. Hitpointgedresche funktioniert in schnöden Heldenspielen, nicht jedoch in Semisimulationen. Wie bereits erwähnt, kann Wucht auf unterschiedliche Weise übertragen werden. Fausthiebe und Schwert- oder Rapierstöße werden direkt übertragen. Diese Kraft nennt sich Schlagkraft. Axt-, Schwert- oder Flegelhiebe werden indirekt per durch Hebelwirkung erzeugte Zentrifugalkraft beim Schwung übertragen. Diese Kraft nennt sich Elan oder Temperament. Was ein Akteur herumschleppen kann, ob er einen Gegner unter Wasser drücken kann und ob er einen Felsbrocken stemmen kann, bestimmt die Kreuzhebekraft. Wie lange ihm dies gelingt bestimmt die Kraftausdauer. Aufgrund der verschiedenen Faktoren ist es notwendig, Körperkraft separiert aufzuführen und mit realweltlichen Werten zu versehen. Pauschalisierung führt zu Falschaussagen und irrwitzigen Resultaten, die realitätsfremder nicht sein könnten.
Titel: Re: Stärke ist nicht gleich Stärke
Beitrag von: Megavolt am 17.04.2025 | 20:32
Ist 18 auf 3W6 ein natural Bodybuilder oder eine der gedopten Maschinen der Wrestlingszene?

Das ist eine mega geile Frage.

Ich finde, die 18 hat noch nicht einmal zwingend nur den Zweck den Wrestlerchampion vom Klassenprimus im Sport (Stärke 11) abzugrenzen, sondern sie beschreibt eher nur ein Potenzial. Und dadurch wird sehr viel interpretativer Spielraum eröffnet. Im Spiel gerinnt der luftige Wert ja erst durch den Würfelwurf zu etwas Deskriptivem.

Insofern hätten vielleicht wir beide jeder den Wert 18 in Stärke (du bist ein Jahrhundertathlet mit den perfekten Genen, ich hingegen lebe mein Leben nach dem Hold-my-Beer-Prinzip und habe dazu immenses Narrenglück), aber wer von uns beiden die Giraffe im Zoo am Ende wirklich umschubsen kann, das ist eben im Vorfeld noch nicht ganz ausgemacht. Es wird sich zeigen.

Unsere Bizepse sind zwar nicht identlisch, aber unser Potenzial ist vielleicht vergleichbar.
Titel: Re: Stärke ist nicht gleich Stärke
Beitrag von: Vanakalion am 17.04.2025 | 20:53
Schnellkraft
Kraftausdauer
Maximalkraft
Reaktivkraft

Das wären meines Wissens nach (etwas eingerostet, der Sportfachwirt ist lange her aus einem anderen Leben) alle Arten von Stärke/Kraft.
Wenn einem an einer solchen Unterscheidung gelegen ist, dann findet sich doch bestimmt ein pfiffiger Gedanke, das an den Wert des Basisattributes abhängig zu machen. Beispielsweise bis zu 2 Punkten Abweichung nach oben/unten.

STÄ 16
-SK 18
-KA 16
-MK 15
-RK 15
Ob und welche dieser Kräfte spielrelevant sind, bleibt abzuklären. Im Rahmen des Somatotyps sind 1 bis 2 Punkte Abweichung von der Norm tatsächlich sinnvoll, da es die Spanne möglicher Konstellationen verbreitert.
Titel: Re: Stärke ist nicht gleich Stärke
Beitrag von: Vanakalion am 17.04.2025 | 21:20
Und dadurch wird sehr viel interpretativer Spielraum eröffnet.
Interpretativer Spielraum ist in überschaubarem Maß nicht verkehrt. Pauschalisierung ist allerdings fast immer schwammiges Rumgeeier mit Glaubwürdigkeitsverlust. Wenn einer wegen welt- und realitätsfremden Regelmechanismen und purem Würfelglück ins Gras beißen muss, ist es frustrierend. Wenn er aber die Konsequenzen seiner offensichtlich eigenen Dummheit im realitätsnah gläsernen System tragen muss, so ist es Gerechtigkeit.
Titel: Re: Stärke ist nicht gleich Stärke
Beitrag von: Quaint am 18.04.2025 | 09:19
Ich denke tatsächlich auch, dass man unterscheiden muss zwischen dem Stärkepotential und der tatsächlichen Stärke. Also wenn man wirklich in die Semisimulation einsteigen will. Im Zweifel genügt es ja bereits wenige Wochen nicht zu trainieren (oder wenig Protein zu konsumieren) um merklich an Kraft zu verlieren. Attribute bei vielen RPGs sind an sich ja eher statisch oder werden für immense Kosten langsam gesteigert. Vielleicht kann man da mal bei Cthulhu plündern, die haben für ihre geistige Gesundheit finde ich ein schönes auf und ab. Vielleicht kann man da etwas analoges adaptieren für die Stärke.
Titel: Re: Stärke ist nicht gleich Stärke
Beitrag von: Galatea am 18.04.2025 | 12:18
Ich finde es ja ganz amüsant, dass hier über Stärkepotential und Trainingszustand diskutiert wird, es aber keinen zu stören scheint, dass in Rollenspielen regelmäßig Charaktere mit Conan-der-Barbar-Leveln von Stärke rumlaufen, aber mit Glück maximal 2-3 Fertigkeiten besitzen, die überhaupt nur ansatzweise was mit Stärke zu tun haben.
Titel: Re: Stärke ist nicht gleich Stärke
Beitrag von: Runenstahl am 18.04.2025 | 12:21
Das gilt im Prinzip für alle Attribute und Fertigkeiten. Profis (egal in welchem Gebiet) müssen am Besten täglich üben um Weltklasse zu bleiben. Egal ob das nun Körperlich (diverse Sportarten) oder Geistig (z.B. Schachspiel) ist.

Beim Spieldesign muss man sich aber fragen was das Ziel ist, wie man es erreichen kann und ob der Mehraufwand dann am Ende auch tatsächlich Spaß macht. Letzteres ist natürlich immer Geschmackssache. Aber selbst Leute die Crunchige Systeme mögen (wozu ich mich nicht zähle) dürften wenig Bock auf den Verwaltungsaufwand haben ständig alle möglichen Werte nach unten oder oben korrigieren zu müssen.

Ich selbst habe auch mal mit den Gedanken gespielt derartige Ideen in Regeln zu gießen, diese aber aus genau diesen Gründen wieder verworfen. Immerhin: Meine letzte Grundidee war das man (je nach System) X Trainingspunkte hat. Diese darf man auf seine Fertigkeiten verteilen und bekommt dafür einen Bonus. Diese Trainingspunkte kann man (sofern es im Spiel Sinn macht und begründbar ist) verschieben.

D&D Beispiel
(Klicke zum Anzeigen/Verstecken)
Titel: Re: Stärke ist nicht gleich Stärke
Beitrag von: Streunendes Monster am 18.04.2025 | 19:48
Ist 18 auf 3W6 ein natural Bodybuilder oder eine der gedopten Maschinen der Wrestlingszene?

Noch ein Gedanke hierzu: sehr starke Menschen müssen nicht notgedrungen danach aussehen. Und ich meine nicht einen Bruce Lee, der durch Technik und Schnelligkeit stark war. Vielmehr meine ich ein Format wie Anatoly Shmondenko (mal auf Insta suchen). Ein vermeintlicher Lauch, der krassere Gewichte stemmt, als Typen mit dem doppelten Brustumfang. Und ja, Anatoly ist verdammt krass trainiert, aber eben nicht mit 140kg plus unterwegs.
Titel: Re: Stärke ist nicht gleich Stärke
Beitrag von: Vanakalion am 18.04.2025 | 19:59
Waffen sind maßgeblich für die Art der Penetration von Panzermaterial und Fleisch, nicht jedoch für die Schwere. Die Faust an die Wange eines Gegners gehalten verursacht null Verletzungen. Die Schwere wird durch Impact(Wucht) definiert, die primär von der Körperkraft gespeist ist. Wucht wird in kinetischer Energie gemessen. Nun, wie kommt man vom fiktiven Attributswert zur Wucht? Das Attribut muss eine realweltliche Größe aufweisen. Ebenso müssen Panzermaterialien aussagefähig sein, welche kinetische Energie sie absorbieren können. Hitpointgedresche funktioniert in schnöden Heldenspielen, nicht jedoch in Semisimulationen. Wie bereits erwähnt, kann Wucht auf unterschiedliche Weise übertragen werden. Fausthiebe und Schwert- oder Rapierstöße werden direkt übertragen. Diese Kraft nennt sich Schlagkraft. Axt-, Schwert- oder Flegelhiebe werden indirekt per durch Hebelwirkung erzeugte Zentrifugalkraft beim Schwung übertragen. Diese Kraft nennt sich Elan oder Temperament. Was ein Akteur herumschleppen kann, ob er einen Gegner unter Wasser drücken kann und ob er einen Felsbrocken stemmen kann, bestimmt die Kreuzhebekraft. Wie lange ihm dies gelingt bestimmt die Kraftausdauer. Aufgrund der verschiedenen Faktoren ist es notwendig, Körperkraft separiert aufzuführen und mit realweltlichen Werten zu versehen. Pauschalisierung führt zu Falschaussagen und irrwitzigen Resultaten, die realitätsfremder nicht sein könnten.
https://www.youtube.com/watch?v=oI6MNT2FyEk&t=263s
Es gibt massenweise solcher Quellen, die sich wissenschaftlich mit dem Thema beschäftigen, doch keinem der Urheber ist es je gelungen, ein Regelwerk auf der Basis zu verfassen. Sie alle lachen sich nur tot über D&D und Co...und sie pissen darauf. N. Robin Crossby hat mit Hârnmaster das einzige praxistaugliche Werk abgeliefert, das man als realitätsnahe Simulation bezeichnen kann. Es ist meines Wissens auch das einzige, das mit Wucht hantiert, allerdings nicht ganz so, wie ich es mir wünsche.
Fazit: Ich denke, das beste Universalwerk wäre ein verhausregeltes Hârnmaster/High Colonies, das mit verhauregeltem Traveller/Cepheus fusioniert ist.
Titel: Re: Stärke ist nicht gleich Stärke
Beitrag von: Alexandro am 18.04.2025 | 20:14
Noch ein Gedanke hierzu: sehr starke Menschen müssen nicht notgedrungen danach aussehen. Und ich meine nicht einen Bruce Lee, der durch Technik und Schnelligkeit stark war. Vielmehr meine ich ein Format wie Anatoly Shmondenko (mal auf Insta suchen). Ein vermeintlicher Lauch, der krassere Gewichte stemmt, als Typen mit dem doppelten Brustumfang. Und ja, Anatoly ist verdammt krass trainiert, aber eben nicht mit 140kg plus unterwegs.

Das nennt man Hypertrophie, die Vergrößerung des Umfangs von (u.a.) Muskeln. Bis zu einem gewissen Grad geht mit einer Vergrößerung der Muskelmasse auch eine Steigerung der Stärke einher, aber in den oberen Bereichen der Skala bringt Vergrößerung der Masse nichts mehr (deshalb benutzen ernsthafte Gewichtheber und andere Athleten eher Techniken, welche Hypertrophie vermeiden). Bodybuilder (Arnold in den 70ern), Schauspieler (Arnold in den 80ern) oder Wrestling-Entertainer (The Rock etc.) setzen dagegen voll auf Hypertrophie, da bei ihren Berufen Aussehen wichtiger ist, als tatsächliche Kraft.

Was noch nicht berücksichtigt wurde, sind die Auswirkungen von Stärke auf andere Attributssektoren: erhöhte Stärke (egal ob hypertroph oder nicht) geht idR mit einer Verringerung der Beweglichkeit/Gewandtheit einher, bzw. es ist schwer beides konstant auf hohen Werten zu halten. Das ließe sich z.B. durch Attributspaare (wie in früheren Editionen von Fading Suns) darstellen: entweder kann die kombinierte Stärke+Gewandheit einen bestimmten Wert nicht übersteigen, oder die Summe wird als Basiswert für Steigerungskosten verwendet.

Andererseits führt mehr Muskelmasse (auch wenn sie nicht immer mit erhöhter Konstitution korrelliert) zumindest zu einer größeren Zähigkeit gegenüber stumpfer Gewalteinwirkung.
Titel: Re: Stärke ist nicht gleich Stärke
Beitrag von: Maarzan am 18.04.2025 | 20:19
Noch ein Gedanke hierzu: sehr starke Menschen müssen nicht notgedrungen danach aussehen. Und ich meine nicht einen Bruce Lee, der durch Technik und Schnelligkeit stark war. Vielmehr meine ich ein Format wie Anatoly Shmondenko (mal auf Insta suchen). Ein vermeintlicher Lauch, der krassere Gewichte stemmt, als Typen mit dem doppelten Brustumfang. Und ja, Anatoly ist verdammt krass trainiert, aber eben nicht mit 140kg plus unterwegs.

Die Schwergewichte heben aber auch noch einmal deutlich mehr.
Titel: Re: Stärke ist nicht gleich Stärke
Beitrag von: YY am 18.04.2025 | 22:13
Es ist meines Wissens auch das einzige, das mit Wucht hantiert, allerdings nicht ganz so, wie ich es mir wünsche.

Es lohnt sich eben einfach nicht, aus der Richtung anzufangen.
Wenn man vom Ergebnis anfängt, kann man die Wundeffekte in einer Handvoll Stufen modellieren und quasi auf dem "Rückweg" zum verursachenden Angriff die relevanten Einflussgrößen auf die Angriffsqualität abbilden.


Ich habe z.B. hier vor einiger Zeit ein paar Gedanken in Sachen zeitgenössische Feuergefechte reingeworfen und auf dieser Basis ein Kampfregelmodul für Mong. Traveller 2 gebastelt. Das passt mit Waffen- und Rüstungsbaukasten auf 2 Seiten und hat als "Waffenschaden" einzig den Vermerk, ob die betreffende Waffe bei den beiden mittleren Trefferqualitäten die Effektstufe um einen Schritt verändert.
Sprich: es gibt genau drei verschiedene "Schadenswerte" für Waffen (die obendrauf nur in einem kleinen Teil der Fälle tatsächlich zur Anwendung kommen!) und der Rest hängt am Angriffswurf und dem Widerstandswurf.

Leistungsverlust der Simulation im Vergleich zur kleinteiligen Modellierung der Waffen nach physikalischen Parametern: nicht feststellbar.
Titel: Re: Stärke ist nicht gleich Stärke
Beitrag von: Vanakalion am 18.04.2025 | 22:46
Was noch nicht berücksichtigt wurde, sind die Auswirkungen von Stärke auf andere Attributssektoren: erhöhte Stärke (egal ob hypertroph oder nicht) geht idR mit einer Verringerung der Beweglichkeit/Gewandtheit einher, bzw. es ist schwer beides konstant auf hohen Werten zu halten. Das ließe sich z.B. durch Attributspaare (wie in früheren Editionen von Fading Suns) darstellen: entweder kann die kombinierte Stärke+Gewandheit einen bestimmten Wert nicht übersteigen, oder die Summe wird als Basiswert für Steigerungskosten verwendet.

Andererseits führt mehr Muskelmasse (auch wenn sie nicht immer mit erhöhter Konstitution korrelliert) zumindest zu einer größeren Zähigkeit gegenüber stumpfer Gewalteinwirkung.
Der bereits erwähnte Somatotyp, der Statur und Fett-Muskelmasseverhältnis einschließt, spiegelt exakt die gegenseitige Einflussnahme (Körperkraft/Gewandtheit/Robustheit) wieder.
Die Attributskala sollte sich auf natürliche Maximas beschränken. Maximale Körperkraft entspräche demnach der, eines Natural Bodybuilders. Alles, was darüber hinausgeht, ist nicht ohne Doping denkbar. D&D-Conans sind ein natürliches No-Go.
Titel: Re: Stärke ist nicht gleich Stärke
Beitrag von: Alexandro am 18.04.2025 | 23:08
Maximale Körperkraft entspräche demnach der, eines Natural Bodybuilders.

Nein.

Es gibt einen Grund, warum sportliche Rekorde nicht von Bodybuildern gehalten werden (nichtmal ansatzweise), die extreme Diskrepanz lässt sich auch nicht durch Doping erklären (zumal Bodybuilder ja häufig auch dopen).
Titel: Re: Stärke ist nicht gleich Stärke
Beitrag von: Vanakalion am 18.04.2025 | 23:47
Nein.

Es gibt einen Grund, warum sportliche Rekorde nicht von Bodybuildern gehalten werden (nichtmal ansatzweise), die extreme Diskrepanz lässt sich auch nicht durch Doping erklären (zumal Bodybuilder ja häufig auch dopen).
Da hast du recht. Beim Kraftsport sind es eher Gewichtsheber, ist aber auch egal. Ich will damit nur andeuten, dass es physikalische Grenzen gibt und Menschen, die diese künstlich brechen. Diese Menschen sollten nicht innerhalb der Normskala (3-18 auf 3W6) zu finden sein. Überzogen betrachtet fällt jeder jenseits dieser Grenze zusammen, wie ein nasser Sack, wenn er auch nur einen Tag nicht sein volles Trainingsprogramm absolviert und/oder sein Dope bekommt.

Etwas Satire zum Nachdenken: Gibt es in jedem Dungeon ein Fitnessstudio mit Vollausstattung? Gibt es auch Lieferwagen zum umschnallen? Was so ein Halbgottconan fressen muss, um seinen Energiehaushalt zu regulieren, passt in keinen Rucksack. Was macht der Halbgottconan mit dem 5 Meter langen Zweihänder im Dungeon? Der Goblin mit seinem mickrigen Dolch lässt ihm schneller die Luft raus, wie er staunen kann.
Titel: Re: Stärke ist nicht gleich Stärke
Beitrag von: Kurna am 19.04.2025 | 00:32
Müssen denn Menschen das Maß aller Dinge sein in Fantasy-Systemen, in denen man auch Nichtmenschen spielen kann?
Titel: Re: Stärke ist nicht gleich Stärke
Beitrag von: Vanakalion am 19.04.2025 | 01:01
Müssen denn Menschen das Maß aller Dinge sein in Fantasy-Systemen, in denen man auch Nichtmenschen spielen kann?
Alle Nichtmenschen sind unterm Strich Menschen, weil Spieler Menschen sind, die diese verkörpern. Einem tolkienschen Elben z.B. würde die restliche Welt meilenweit am Arsch vorbeigehen, da dieser über unendlich Zeit verfügt. Die natürliche Selektion der Evolution erlaubt auch keine Welt, mit mehreren hochentwickelten Spezies simultan. Warum wohl sind moderne Menschen die einzig verbliebene Hightech-Spezies auf der Erde? Weil alle anderen im Kladogramm nicht anpassungsfähig genug waren. Es kann nur einen geben. Der dominantere gewinnt.
Warum gibt es keine Trolle und Riesen? Weil sie wie Dinos in unserer Atmosphäre nicht überlebensfähig sind. Vom Metabolismus will ich erst gar nicht reden.

Ja, ich bin ein Arsch, der sich daran erfreut, Illusionen zu zertrampeln.
Titel: Re: Stärke ist nicht gleich Stärke
Beitrag von: 1of3 am 19.04.2025 | 08:07
Alle Nichtmenschen sind unterm Strich Menschen, weil Spieler Menschen sind, die diese verkörpern. Einem tolkienschen Elben z.B. würde die restliche Welt meilenweit am Arsch vorbeigehen, da dieser über unendlich Zeit verfügt. Die natürliche Selektion der Evolution erlaubt auch keine Welt, mit mehreren hochentwickelten Spezies simultan. Warum wohl sind moderne Menschen die einzig verbliebene Hightech-Spezies auf der Erde? Weil alle anderen im Kladogramm nicht anpassungsfähig genug waren. Es kann nur einen geben. Der dominantere gewinnt.
Warum gibt es keine Trolle und Riesen? Weil sie wie Dinos in unserer Atmosphäre nicht überlebensfähig sind. Vom Metabolismus will ich erst gar nicht reden.

Dinosaurier krähen vor meinem Fenster. Dinosaurier haben weit effektivere Lungen als wir. Ihre nächsten lebenden Verwandten die Krokodile benutzen ebenfalls eine Variante, wir können also annehmen, dass das ein urstämmiges Merkmal der Archosaurier ist.

Und unterschiedliche Menschengruppen haben über Tausende von Jahren gleichzeitig gelebt.
Titel: Re: Stärke ist nicht gleich Stärke
Beitrag von: Ainor am 19.04.2025 | 08:13
Warum gibt es keine Trolle und Riesen? Weil sie wie Dinos in unserer Atmosphäre nicht überlebensfähig sind. Vom Metabolismus will ich erst gar nicht reden.

Ja, ich bin ein Arsch, der sich daran erfreut, Illusionen zu zertrampeln.

Du weisst aber schon was das Wort Fantasy bedeutet, oder?  :D

Das finde ich durchaus interessant, mit Werten von Tieren zu vergleichen (wobei ja da streng genommen die Bestiariums-Werte auch immer nur den Durchschnitt darstellen, also das was beim Menschen 10-11 ist. Die Frage ist, gibt es dann auch Pferde mit Str 28? Dann wäre 1PS nicht unbedingt 1PS.)

Na das weiss man doch: https://www.der-postillon.com/2016/05/2-ps-pferd.html (https://www.der-postillon.com/2016/05/2-ps-pferd.html)
Titel: Re: Stärke ist nicht gleich Stärke
Beitrag von: Galatea am 19.04.2025 | 11:52
Wenn man sich genetische Studien anschaut, dann leben mindestens zwei der rezenteren Hominidengruppen in uns weiter - Menschen, Neandertaler und Denisovians haben ziemlich fleißig Genmaterial ausgetauscht (die Deonisovians zum Beispiel haben schon sehr früh das Y-Gen der Menschen übernommen).
Abgesehen davon, Aussterben ist jetzt keine unübliche Sache, auch unsere eigenen Vorfahren waren eine zeitlang mal auf ein paar Hundert Individuen runter und haben vermutlich eher durch Glück als rohen Skill überlebt. Letzte Überlebende ursprünglich mal dominanter Gruppen sind garnicht mal so selten wie man denkt (es gab eine Zeit da haben Krokodile alle Nischen von Kuh bis Wolf abgedeckt, heute sind gerade mal 3 Artfamilien übrig).

Etwas Satire zum Nachdenken: Gibt es in jedem Dungeon ein Fitnessstudio mit Vollausstattung? Gibt es auch Lieferwagen zum umschnallen? Was so ein Halbgottconan fressen muss, um seinen Energiehaushalt zu regulieren, passt in keinen Rucksack. Was macht der Halbgottconan mit dem 5 Meter langen Zweihänder im Dungeon? Der Goblin mit seinem mickrigen Dolch lässt ihm schneller die Luft raus, wie er staunen kann.
Pff, muss der halt zwei Scheiben Lembas essen, wo ist das Problem? Mehr der durchschnittliche Hobbit futtert der auch nicht. Und wenn er halbwegs kompetent im Bogenschießen ist kann er mit seiner Pseudobelagerungswaffe auch einen Eber schießen.

Und wieso braucht der einen 2 Meter langen Zweihänder? Der zermatscht den Goblin im Zweifelsfall auch mit seinem Panzerhandschuh (wobei eine kurze Einhandkeule hier die bessere Wahl wäre). Oder er wirft ihm einen Backstein gegen den Kopf, bei dem Impuls geht der glatt durch und trifft den Goblin dahinter gleich mit.
Titel: Re: Stärke ist nicht gleich Stärke
Beitrag von: Vanakalion am 19.04.2025 | 12:52
Ihr wisst schon, dass ich mit Dinos die Giganten meinte.
Natürlich gab es in der Menschheitsgeschichte etliche Subspezies, die zumindest zeitweise parallel existierten. Die kannten allerdings weitgehend nur Holz, Stein und Bein. Vielfalt ist für Genaustausch zwingend erforderlich, sonst gäbe es uns nicht. Der Hobbit lebte übrigens genaugenommen auf Flores und starb wahrscheinlich aufgrund von Inselisolation aus. Orks wären theoretisch auch irgendwo beim Australopithecus denkbar, jedoch lange, bevor das erste Schwert geschmiedet wurde Geschichte.

Nun aber wieder zu den zur Körperkraft gehörigen Daten. Kilogrammangaben für Traglast und Wurfreichweiten findet man in nahezu jedem Regelwerk. In einigen sogar Formelsammlungen für jeden Mist. Beim elementarsten, nämlich der Wucht (Schlagkraft und Elan) versteckt man sich hinter dem Mantel des Schweigens. In einer Semisimulation darf abstrahiert werden, Unterschlagung von angenäherten Basisinformationen ist jedoch untragbar.
Titel: Re: Stärke ist nicht gleich Stärke
Beitrag von: Ainor am 19.04.2025 | 13:13
Beim elementarsten, nämlich der Wucht (Schlagkraft und Elan) versteckt man sich hinter dem Mantel des Schweigens. In einer Semisimulation darf abstrahiert werden, Unterschlagung von angenäherten Basisinformationen ist jedoch untragbar.

Da wir seit 50 Jahren ohne auskommen finde ich es ist sehr tragbar  :)

Das Problem ist: solange ich kein Verletzungssystem habe das damit etwas anfangen kann brauche ich  Wucht & Schlagkraft einfach nicht.
Titel: Re: Stärke ist nicht gleich Stärke
Beitrag von: Skaeg am 19.04.2025 | 20:00
Ja, ich bin ein Arsch, der sich daran erfreut, Illusionen zu zertrampeln.
Ernsthaft: Such dir Hilfe. Was du hier erzählst, nähert sich bedenklich dem Weltformel-Größenwahn von HYBRID an. Ich empfehle, all das, was du hier erzählst, mal einem intelligenten Rollenspieler oder am besten einer Gruppe IRL zu unterbreiten und dann wertungsfrei zu fragen, ob sie denken, dass du hier total recht hast und Sachen kapierst, die 99% der Schafherde nicht kapieren ODER dich in Zwangsvorstellungen verrennst, die jeder, der bewusst mal fünf gerade sein lässt EDIT: (@Ainor und/oder das Genre Fantasy versteht), nicht teilt.
Titel: Re: Stärke ist nicht gleich Stärke
Beitrag von: Galatea am 19.04.2025 | 21:43
Warum gibt es keine Trolle und Riesen? Weil sie wie Dinos in unserer Atmosphäre nicht überlebensfähig sind. Vom Metabolismus will ich erst gar nicht reden.
Einer der Gründe warum Dinosaurier überhaupt jemals zu einer dominanten Artengruppe geworden sind ist weil sie extrem effektive Lungen haben, als zu Beginn der Trias der Sauerstoffgehalt in der Luft einen drastischen Absacker machte und tatsächlich sogar unter dem heutigen Niveau lag. Dinosaurier wie Coelophysis, Dilophosaurus oder Plateosaurus würden sich in unserer heutigen Welt pudelwohl fühlen.
Sogar ein Diplodocus oder Brachiosaurus würde es ziemlich sicher machen, wenn auch nicht mit ganz derselben Leistungsfähigkeit - aber wir Menschen kippen ja auch nicht sofort tot um, wenn wir mal auf einen 4000 Meter hohen Gipfel steigen.

Der Grund warum Säugetiere nicht so groß werden können ist 1. ihr ineffizientes Atemsystem und 2. dass sie nicht wie die Dinosaurier ihr Luftsacksystem (das Säugetiere nicht haben) nutzen können, um ihre Knochen leichter zu machen ohne Stabilität zu verlieren.
Titel: Re: Stärke ist nicht gleich Stärke
Beitrag von: Vanakalion am 20.04.2025 | 01:16
Aber wenn man unbedingt will: Superheldenrollenspiele geben da häufig Zahlen, weil es ein Genreelement ist :)
Ausnahmslos alle Superheldenrollenspiele liefern insbesondere utopische Zahlen, die weit jenseits des Wertbereichs eines Durchschnittsmenschen liegen.
Die WWII- und Vietnamrollenspiele oder Twilight 2000 & Co. sind in jeder Hinsicht brauchbarer.
Titel: Re: Stärke ist nicht gleich Stärke
Beitrag von: YY am 20.04.2025 | 09:28
Vietnamrollenspiele

Was gibts denn da außer den auch eher unbrauchbaren Recon und Advanced Recon?
Titel: Re: Stärke ist nicht gleich Stärke
Beitrag von: Johann am 20.04.2025 | 10:43
Was gibts denn da außer den auch eher unbrauchbaren Recon und Advanced Recon?

carry (https://www.ndpdesign.com/carry-a-game-about-war/)

Man spielt Marines in Vietnam. Hab's nicht gespielt, aber das fällt mir direkt ein.

Qelong (https://www.drivethrurpg.com/de/product/117257/qelong)

Ein Setting für LotFP, aber explizit eine Art Fantasy-Vietnam. Hab's nicht gespielt.

Was gibt's noch?

Da gibt's doch bestimmt einen GURPS-Band, oder?
Titel: Re: Stärke ist nicht gleich Stärke
Beitrag von: Eismann am 20.04.2025 | 16:02
Call of Cthulhu hat ein Bändchen zu dem Thema.