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Das Tanelorn spielt => [Fading Suns] The Sinful Stars => Spieltisch - Archiv => Forenrollenspiele => [FS] Sinful Stars Archiv => Thema gestartet von: Boba Fett am 27.08.2004 | 15:38
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Herzlich willkommen auf der Raumstation Bazaar.
Im Sektor A können Sie Handel betreiben
Sektor B dient der Unterkunft und der Regeneration (Vergnügungsviertel)
Sektor C ist für den handwerklichen und technischen Bereich ausgestattet.
Sektor D ist um Ihr klerikales Wohlbefinden und Ihr Seelenheil bemüht.
Sektor E dient der Stationsführung
Sektor F ist Sicherheitsbereich und größtenteils gesperrt. Dort finden sie auch die Sicherheitsverwahrung und den Sicherheitsdienst.
Gerüchte um die Existenz eines Sektor X müssen wir verneinen. Den gibt es nicht. Versuchen Sie nicht, ihn zu finden.
Achten Sie auf die Angebote der lokalen Gilden.
Einen angenehmen Aufenthalt.
Ihr Stationskomandant
Nathan Wolf
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Dies richtet sich explizit an Sternfahrer!
Sollte man sich als einfacher Sternfahrer in Politik einmischen?
Stecke da grad in so einem Dilemma.. ???
MfG, Megan
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Wenn ich mal eben helfen darf, m'lady... selbstverständlich sollten sich Sternfahrer keinesfalls in die Politik einmischen, das ist ja wohl zweifelsohne etwas, worum sich andere kümmern sollten. Der Adel zum Beispiel. Es ist doch vollkommen ausreichend, dass sich die Gilde der Sternfaher mit ihrer ohnehin schon schweren Bürde der Navigation duch die Leere des Raumes abmühen muss, mal von den Gefahren abgesehen, denen sie ihre Seele aufopferungsvoll aussetzen. Dazu auch noch in der Politik mit zu mischen- nein...
*herausforderndesGrinsen*
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Okay, Baron Enkidi fühlt sich also als Sternfahrer angesprochen.. Kein Kommentar!
Und danke für Euer Mitgefühl für uns arme Sternfahrer und unsere verlorenen Seelen!
Was passiert, wenn der Adel Politik betreibt sieht man ja..! Ich glaube, Ihr beantwortet
meine Frage: Ich sollte zusehen, soviel zu erreichen, wie mir möglich ist..
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*umschauundSchulternzuck* Ich seh hier grad keine Sternfahrer, und warum sollte ich mich nicht angesprochen fühlen, commander?
Ich sollte zusehen, soviel zu erreichen, wie mir möglich ist..
Ja, das ist eine gesunde Einstellung- besonders für ein Mitglied der Handelsliga. Mal sehen, wohin uns das führt...
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Ja, das ist eine gesunde Einstellung- besonders für ein Mitglied der Handelsliga. Mal sehen, wohin uns das führt...
Was soll das denn jetzt heißen?! Mit Sicherheit nix Gutes, nehme ich an. >:(
Und überhaupt, was wisst Ihr denn schon von Sternfahrern?!
...*innehalt* Nein, ich wills gar nicht wissen.*schnaub*
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*überdieArkadentribünederStationschlender*
*g*
Oh, aber commander... Ich weiß eine Menge über Sternfahrer... schon vergessen?
Auf jeden Fall genug um zu wissen, dass man eine Menge Ärger bekommt, wenn sie sich in Politik einmischen.
Der Pancreator hat jedem von uns seinen Platz zugewiesen, und die Sternfahrer hat er sicherlich nicht für Thronsäale und Ratshallen gemacht.
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Man fragt sich eher, weshalb die Frage gestellt wurde. Schließlich liegt die Antwort auf der Hand. Nein. Viele Fragen sind von Anfang an so gestellt, daß jede Antwort die falsche ist und eine Schwäche offenbart.
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Enkidis Augen verengen sich zu Schlitzen, als er des Decados in seiner Nähe gewahr wird. Eine kaum wahrnehmbare Anspannung legt sich über ihn, während er den Fremden kühl mustert.
"Dann erscheint es logisch, auf manche Fragen mit Schweigen zu antworten- oder würdet ihr auch das als Schwäche deuten?"
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im hintergrund läßt ein avestit, der bis eben noch die auslagen eines fliegenden händlers begutachtete, die statuette in seinen händen sinken und lauscht aufmerksam der sich aufheizenden stimmung.
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Die Ablenkung ausnutzend, tritt ein hochgewachsener, blonder Mann in einem Duriplast-Schienenpanzer ebenfalls an den Stand heran. Das Emblem der Phoenixritter strahlt golden von seinen dunklen Schulterplatten. Mit einem verschmitzen Gesichtsausdruck beugt er sich zu dem Händler herüber, und fragt ihn: "Gibt es vielleicht noch etwas, was ihr auf die Schnelle loswerden möchtet, bevor ihr euch wieder der Aufmerksamkeit des Pilgers erfreuen dürft? Ich währe durchaus interessiert."
Der Händler schüttelt verblüfft den Kopf, und der Questing Knight zuckt mit den Schultern.
Daraufhin dreht sich auch der junge Sir Kane Justinian in die Richtung, die die Aufmerksamkeit des Avestiten beansprucht. Die linke Hand aus Gewohnheit auf dem Griff seines Fluxschwertes liegend, führt er mit der rechten seinen Kelch mit Shaprut-Wein zum Mund und späht verstohlen über den Rand in Richtung der anderen Adligen.....
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Für einen Decados mag die Antwort auf der Hand liegen, aber einen Decados habe ich ja auch nicht gefragt, genausowenig, wie irgendeinen anderen Adeligen. Im Übrigen mögt Ihr dies wahrscheinlich nicht verstehen, aber nicht jeder baut Fallen in seine Formulierungen, wenn er andere nach ihrer Meinung fragt. Aber um Eurer Devise zu folgen: Eure Schwäche ist wohl die Paranoia, oder aber dass Ihr in anderen immer nur das Schlechteste vermutet? Keine schlechte Einstellung! Kann aber manchmal ins Nichts führen. Achja: Natürlich sind dies keine Schwächen, wie ihr mir jetzt wahrscheinlich erklären werdet..
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der avestit mustert kritisch den jungen phoenix-ritter, der neben ihn getreten ist, und wendet dann mit unverhohlenem mißtrauen seinen blick wieder dem händler zu. die finger seiner rechten hand wandern langsam zu seinem gürtel herunter, während er die kleine lextius-statuette zurück auf den tisch stellt.
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Ein Kribbeln an der Seite, über die der Blick des Avestiten streift, lässt Sir Kane der Aufmerksamkeit des Pilgers gewahr werden. Er atmet deutlich hörbar durch die Nase ein, und wendet sich zu ihm um.
Seid gegrüßt, Pilgerer! Was führt einen Mann wie Euch in ein solches Pfuhl kommerzieller Verdorbenheit?
Die blauen Augen des Ritters blicken erstaunlich gut gelaunt in die harten Augen des Avestiten.
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In Ecke beim Buecherstand beginnt ein weiterer Kunde in den weitläufigen Hallen des Kommerzes aufmerksam zu werden und mustert unauffällig ueber den Rand eines Wälzers, in dem er gerade interessiert vertieft war, die sich evtl. anbahnenden Schwierigkeiten: ein Eskatoniker mit dicker Brille gekrönt von einer Halbglatze, leicht verschwitzt und mit sehr bleichem ungesunden Teint, seine Leibesumfang beult seine mit Amuletten und praktischen Dingen behängte Robe etwas aus, allerdings könnte auch eine Lederpanzerung darunter dazu beitragen.
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der avestit straft sich und richtet seinen hageren körper zu voller größe auf, während er den phoenix-ritter mit einem blick aus seinen fast schwarzen augen durchbohrt.
nun, edler herr, gerade die verdorbenheit ist es, die mich hierher führt! wo sonst findet man die seelen derart am abgrund vor; wo sonst drängen sich jene, die unrettbar verloren, unter denen, die noch zur flamme zurückfinden können?
in einer kirche, herr, kann jeder die frommen seelen finden. in diesem sündenpfuhl ist es ein geschenk des pancreators, auf einen menschen zu stoßen, dem man die hand reichen kann und der sie auch ergreift!
abschätzig mustert er den weinbecher in der hand des ritters.
wo wir grad bei sünden sind: ihr laßt euch doch nicht zu maßlosigkeit hinreißen, oder?
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Alles in Maßen, verehrter Priester! Seid versichert, dass ich allein schon um meiner Pflicht Willen kein sündiges Verhalten an den Tag legen werde! Was ich mit meiner Frage allerdings meinte, war, ob es einen besonderen Grund für Eure Anwesenheit hier gibt. Einen Kampf gegen eine Gruppe Ketzer, das Schmuggeln verbotener Technik, der Vertrieb okkulter Artefakte (schmunzelnder Blick in Richtung des Eskatoniers) und dergleichen. Eben Verbrechen, die vielleicht zusätzlich dem Arm eines treuen Ritters bedürfen?
Sir Kane macht auf den Avestiten noch immer den Eindruck eines Mannes, der vielleicht ein bischen zu humorvoll mit solch ernsten Themen umgeht.
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mit einem flinken blick aus den augenwinkeln in richtung eskatonier antwortet der avestit grimmig:
nennt es instinkt oder göttlichen fingerzeig, aber meine schritte lenkten mich sicher nicht ohne grund in diese gegend.
er beugt sich näher an den ritter heran und flüstert fast zischend:
und wenn ihr mich fragt, werter herr: ihr seid zu weich zu euch selbst! toleranz ist nichts anderes als schwäche, und wenn ihr heute meint, ein becher wein wird nicht schaden, so habt ihr schon damit euren fuß auf den weg zur verdammnis gesetzt!!
er richtet sich wieder auf und blickt offen in richtung eskatonier, mit einem stirnrunzeln, das sein gesicht in tiefe falten legt.
und eure zunge wird euch noch in schwierigkeiten bringen, so wie diesen kerl dort seine neugier!
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Zu weich zu mir selbst? Ich entbiete mein zutiefst empfundenes Bedauern, aber im Gegensatz zu Euch hat man mich nicht in der hohen Kunst der Selbstgeisselung geschult! Aber wenn ihr jemals einer Horde blutdurstiger Vuldrock gegenübersteht, werden Euch Eure Lehren sicher mehr zum Vorteil gereichen, als mir meine bescheidene Kampfausbildung! Und jetzt entschuldigt mich, ich denke, ich werde noch ein wenig sündigen gehen!
Sir Kane zieht eine Augenbraue hoch, und wendet sich mit einem leichten Kopfschütteln ab. Während er sich anschickt, in Richtung der seltsam ruhig gewordenen Adligen gegenüber zu gehen, dreht er den Kopf noch einmal in Richtung des Eskatoniers, und wirft diesem ein humorvolles Lächeln zu, wobei er mit den Augen einen Blick zurück über seine Schulter andeutet.
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Enkidi war innerlich fast zu Lächeln zumute. Megan konnte es einfach nicht lassen. Sie war zu sehr Sternfahrerin, als dass sie sich eine Gelegenheit entgehen lassen würde, sich mit einem Decados anzulegen. Aber er wußte, dass jedes Wort an dieses Pack verschwendet war. Merkwürdig, dass er sich überhaupt dazu hatte hinreißen lassen, ein Gepräch mit ihm zu beginnen.
Sein Blick schweifte kurz über das Arkadendeck, ohne jedoch den Decados aus den Augenwinkeln zu verlieren. Sie standen an einer Ausbuchtung der dritten Etage, von wo aus man einen guten Blick auf die tiefer liegenden Handelsebenen hatte. Der vielstimmige Lärm brodelnden Lebens drang bis hinauf zu der gewaltigen Kuppel, die wie ein künstlicher Himmel den gesamten Sektor überspannte. Für einen Augenblick erwägte Enkidi, den Commander einfach aus diesem unerfreulichen Gespräch fortzuziehen und in der Menge zu verschwinden. Doch eine genauere Betrachtung der Situation ließ ihn innehalten. Seine Miene verdüsterte sich. Der linke Gang, der vom Arkadendeck fortführte, war von einem Frachtskimmer versperrt, der gerade hektisch entladen wurde. Am Fahrstuhl direkt gegenüber prangte ein großes Schild "Wegen Wartungsarbeiten außer Betrieb, Orden der Inegnieure", und im Ausgang des rechten Ganges stand ein Avesti, offensichlich gerade in einen Disput mit einem Phönixritter verstrickt. Er schnaubte resignierend und wandte sich wieder dem Decados zu.
Offensichtlich hat es ihm die Sprache verschlagen, Commander.
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Ich suche mir meine Beute immer noch selbst aus.
Sehr sympathisch. Und ich glaube, die 10k für meinen Kopf sind der Mühe nicht wert...
Oh, ich glaube, da gäbe es ein bißchen mehr zu holen, aber das wäre in niemands Interesse, außer in dem gewisser Fraktionen, denen ich nicht ganz so zugetan bin..
Ich würde sagen, wir treffen uns auf dem Bazaar wieder.. Da wartet noch ein Freund von Euch, der in letzter Zeit recht schweigsam geworden ist..
Lassen Sie mich raten... dieser kleine Bastard, der sich für einen Li Halan hält? *gehässigesGrinsen* Ja, das sieht wirklich nach Spaß aus. Wird Zeit, dass man ihn endgültig zum Schweigen bringt.
So stark seid Ihr nicht.. :-*
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So stark seid Ihr nicht.. :-*
Na ja, das werden wir sehen, commander... *kühlesGrinsen*
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Das werden wir wohl..
Genervt streicht sich die Sternfahrerin eine schwarze Strähne aus der Stirn, kehrt dem hochgewachsenen Decandos den Rücken zu, und schlendert - vielleicht eine Idee zu hastig - in Richtung des nahen Standes, bemüht um einen gelassenen und leicht desinteressierten Gesichtsausdruck, während die linke Hand wie zufällig in die Nähe der kleinen Laserpistole am Gürtel wandert. Über die zusammengepresseten Lippen zischt ein kaum hörbares "Bastard".
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Sir Kane schlendert gedankenverloren zu Fahrstuhlschacht. Er berührt das Sensorfeld, und sieht mangels eines bestätigenden Signals überrascht auf. Erst jetzt fällt ihm das Schild auf. Pfff, verdammte Maschinisten. Kassieren Unsummen für ihre Dienste, und dann so eine Schlamperei. murmelt er. Es zieht in herüber zum Geländer, unweit der kleinen Gruppe, deren Disput langsam abflaut. Während er den letzten Schluck aus seinem Kelch nimmt, lehnt er sich ein Stück über das Geländer, und beobachtet das bunte Treiben auf den unteren Ebenen. Gelegentlich blickt er über seine Schulter, vor allem in Richtung des Decados, wendet dann aber seinen Blick wieder der Menge zu. Für einen aufmerksamen Beobachter hat es den Anschein, als halte er nach etwas Bestimmten Ausschau.
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Für einen kurzen Augenblick wurde es schwarz vor seinen Augen. Dann kehrte die Realität der Raumstation zurück und Enkidi schüttelte irritiert den Kopf. Was zum...? Etwas stimmte nicht. Megan war verschwunden – nein, er entdeckte sie nahe des Standes, an dem der Avesti und der Phönixriter gestanden hatten. Ein gemurmeltes 'Entschuldigt mich...', dann folgte er ihr durch den Strom fremder Gesichter. Vor ihm teilte sich die Menge, um dem Phönixritter Platz zu machen, und Enkidi zog hastig seinen Umhang über die imperiale Ehrenmedallie an seiner Seiite. Es war besser, an diesem Ort keine Aufmerksamkeit zu erregen. Nicht in Anbetracht ihres Auftrages. Im Vorbeigehen nickte er dem Ritter kurz zu, lag doch die Station unter dem offiziellen Protektorat des Imperiums.
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"Dieser Kerl!" geht es Megan durch den Kopf. "Verdammt, er wird noch alles gefährden! Aber bloß keine Aufmerksamkeit erregen. Je mehr man sich mit ihm beschäftigt, desto mehr Bullshit gibt er von sich! Bloß nicht provozieren! Enkidi wird ihn schon wieder in den Griff kriegen - hoffentlich! Sonst kann ich auch gleich den Avesti bitten, uns beide festzusetzen. Warum ausgerechnet hier, warum ausgerechnet jetzt?"
Die schlanke, fast magere Frau schiebt sich hinter den Stand, und beobachtet von der gegenüberliegenden Seite verstohlen ihren Begleiter, während sie scheinbar interessiert in verschiedenen Büchern stöbert. Ihr Blick wandert prüfend zum Avesti hinüber. "Hat er etwas bemerkt? Oh bitte, hoffentlich erregen dieser Eskatonier und dieser Justinian-Fritze genügend Aufmerksamkeit. Justinian!" Megans Miene verzieht sich einen Augenblick zu einem gequälten Ausdruck. "Nein, jetzt ist nicht der Zeitpunkt, sich von düsteren Erinnerungen ablenken zu lassen..."
"Oh Mann, Enkidi. Beherrsche Dich. Er darf nicht die Oberhand gewinnen!" Die dunklen Augen wandern wieder zurück zu dem leicht verwirrt wirkenden Li Halan, der sich jetzt in Bewegung setzt, um ihr zu folgen. "Er scheint sich gefangen zu haben." Ungeduldig steuert sie durch die Menschenmenge wieder auf ihn zu. Um ihre Mundwinkel zuckt es nervös. "Verdammt Enkidi, reiß Dich zusammen!" wispert sie ihm zu, als er nahe genug vor ihr steht. "Wie konnte das passieren? Wie konnte er durchkommen. Wir haben hier einen verdammten Avesti vor der Nase!"
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Sir Kane Justinian erwiedert den Gruß des zügig vorbeischreitenden Li Halans, und blickt ihm einen Moment lang hinterher. Was geht hier vor? Geht hier etwas vor? Erst streiten sie sich, jetzt laufen zwei von ihnen nacheinander zu dem relativ unbedeutenden Stand herüber, der Decados und der Avestit säumen weiterhin die Szene....eigenartig. Könnten sie es sein? Nein, wenig wahrscheinlich. Und dennoch, für einen kurzen Augenblick glaubte der Phoenixritter einen Ausdruck von Unsicherheit, beinahe Panik in ihren Augen gesehen zu haben. Er hatte gelernt, sich auf ein gewisses Gefühl zu verlassen, und seine scharfen Augen bemerkten oftmals Details, die der Auslöser für das eine oder andere Gefühl dieser Art waren. Sir Kane wandte sich erneut um, und ging zielstrebig auf einen der beiden Korridore zu, die von der Empore wegführten. Für einen kurzen Moment verschwindet der Ritter ganz von der Bildfläche und verlässt die Szene offensichtlich durch einen der Gänge, nur um wenige Momente später wieder ein Stück vorzukommen. Dicht an die Wand gepresst und nur noch mit einem Auge den Stand erfassend, blickt er über die Köpfe hinweg in Richtung des Li Halan, der gerade bei der schlanken, schwarzhaarigen Gildenfrau ankommt.
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Enkidi trat zu Megan und senkte den Blick, als sie ihn scharf musterte. Es tut mir leid, murmelte er. Ich weiß nicht, was los ist. Es ist dieser Ort... oder dieses Ding, das wir rumschleppen. Wir sollten endlich diesen Mann finden, und dann schleunigst von hier verschwinden.Gedankenverloren nahm er eine der Votivfigürchen, die in verschieden Größen und Ausführungen auf der Auslage des Standes vor ihm lagen. Horace. Sie würden seinen Beistand brauchen – oder besser der Eskatonier, der dieses Rätsel lösen sollte. Aber wie sollten sie ihn finden? Vater Septimus hatte noch nichmal einen Namen nennen können, so sehr fürchtete er sich. Er hatte schon einmal die Aufmerksamkeit der Inquisition auf sich gezogen. Es war verständlich, dass er diese Sache nun ihnen anvertraut hatte. Als ob sie nicht selbst schon genug Probleme hätten... Und warum mußten sie ausgerechnet zu zweit nach Bazaar kommen? Ihm wäre lieber gewesen, wenn der Rest der Crew sie auf die Station begleitet hätte, aber sie folgten dem zweiten Teil des Puzzles. Verflucht. Es durfte einfach nichts schief gehen.
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die sternfahrerin, die eben an den stand trat, verdüsterte bruder carthinius' laune noch weiter. "nicht noch mehr dieser leute", dachte er bei sich. erst dieser phoenix-ritter, der seine arbeit offenbar mit einem kurzurlaub verwechselte, dann der eskatonier, dieser verkappte häretiker - und jetzt auch noch eine dieser technikgläubigen... er seufzte und wandte sich zum gehen.
da bemerkte er etwas seltsames in den augenwinkeln und zuckte herum. der li halan schien offensichtlich desorientiert und wie ein betrunkener herumzustolpern, bevor er sich wieder fing.
"was zum ...?!", dachte carthinius. blitzschnell musterte mit flinken augen die seltsame schar um ihn herum. der ritter war dabei, die bühne zu verlassen. die sternfahrerin blickte hektisch in seine richtung, während sie sich mit den büchern beschäftigt stellte. wollte sie wissen, ob er es gesehen hat?
"was eigentlich gesehen?", schoß es ihm durch den kopf. hier war etwas faul, das konnte er beinahe riechen.
schnell wandte er seine schritte auf den händler zu, schob sich neben ihn und beugte sich so dicht zu ihm herüber, daß er den schweiß auf der stirn des mannes glitzern sehen konnte.
"sag mir", zischte er leise, "sind das alle deine waren hier? oder besitzt du noch... anderes?"
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"Schon okay," leicht berührt ihre Hand Enkidis Schulter, während sie sich erneut prüfend umsieht.
Ah, der Avesti scheint nichts bemerkt zu haben und nimmt statt dessen den armen Händler in den Schwitzkasten. Der Justinian ist verschwunden.
Sie wendet sich wieder Enkidi zu.
"Avalan hätte an Deiner Stelle mitkommen sollen oder noch besser an meiner - der könnte ihn wenigstens einigermaßen unter Kontrolle halten. Aber jetzt ist es eh zu spät. Also wenn ich das richtig beurteile steht dort drüben ein Eskatonier - oder einer, der sich dafür ausgibt. Vielleicht sollten wir den mal ansprechen. Müsste zumindest wissen, ob noch mehr von seinem Orden hier sind. Warum konnte dieser dumme Bruder Septimus uns nicht wenigstens seinen Namen verraten? Fällt Dir was auf? Immer machen wir die verdammte Drecksarbeit. Und was kriegen wir dafür? Nur noch mehr Probleme. Was meinst Du, sollen wir rüber gehen? Was hälst Du von diesem Justinian?" Ein versöhnliches Lächeln huscht über ihre Lippen, dann wird sie sich ihrer Hand gewahr und zieht sie verstohlen zurück.
"Was willst Du denn damit?" murmelt sie, beiläufig auf das Figürchen deutend, während sie den Eskatonier ins Visier nimmt. "Hey, hier gibts ne Menge interessante Sachen. Schade, dass dieser Avesti unbedingt Wachhund spielen muss. Die Azara könnte einige Modifikationen brauchen, aber unter diesen Umständen wird sich jeder Händler hüten, was brauchbares herauszurücken." Ein sehnsüchtiger Blick in Richtung der Auslagen, ein resigniertes Schnaufen.. "Ach, ich hab eh keine Kohle...ist ja auch egal.."
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"Beruhige dich, Megan. Vater Septimus hatte schon seine Gründe. Vertrau mir." Enkidi stellte die Votivfigur zurück und nickte dem Händler aufmunternd zu, dessen volle Aufmerksamkeit aber auf seinem Kollegen vom Nachbarstand lag. Der Avesti bedrängte ihn, und er hoffte für die arme Seele, dass nichts Verbotenes unter seinem Tresen lag.
Sein Blick wanderte zu dem Eskatonier. Ja, vielleicht konnte er ihnen weiterhelfen. Aber dies war ein denkbar schlechter Ort um mit dem Mann zu sprechen. Zu viele Ohren und dann auch noch ein Avesti im Nacken. Später. Sie sollten sich zunächst mit der Station vertraut machen. Die Azara war erst vor knapp zwei Stunden angedockt, und davon war mindestens eine mit Formalitäten draufgegangen. Imperiales Standardprotokoll. Vor ein paar Jahren war Bazaar noch ein Freihafen gewesen, aber nun hatte sich einiges geändert. Neuankömmlinge wurden schärfer beäugt, um dem florierenden Schwarzmarkthandel Einhalt zu gebieten. Dafür, so sagte man, war es auch etwas sicherer geworden während der Nachtphase. Der ärgste Abschaum wurde von der Präsenz des Phönixbanners abgeschreckt und der illlegale Handel, für den Bazaar einst berühmt gewesen war, hatte sich zugunsten der Scraver-Basis auf dem Planeten verschoben. Wahrscheinlich waren einige an Bord der Station damit gar nicht glücklich und sägten bereits eifrig am Stuhl des imperialen Gesandten. Aber war das nicht überall so? Nun, es war nicht ihr Problem.
"Der Justinian?" Der Phönixritter war irgendwo in der Menge verschwunden. Enkidi war ein bißchen überrascht, einen Vertreter dieses Hauses hier, am Ende des Universums, anzutreffen. Willkommen im Boot. Er war der einzige Adlige, abgesehen von dem Decados, der ihm bisher aufgefallen war. Es war und blieb eben eine Gildenstation. Enkdi zuckte mit den Schultern. "Er ist weg. Nun ja, die Station ist ja nicht besonders groß. Wir werden ihm bestimmt nochmal über den Weg laufen..." Er bemerkte Megans Seufzen und lächelte. "Na komm, lass uns diesen Eskatonier in Augenschein nehmen. Das ist doch eh alles Plunder hier. Und wir sollten uns aus dem Staub machen, ehe der Avesti *uns* seine Aufmerksamkeit schenkt."
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Der Eskatonier wollte anscheinend gerade in Richtung des Avestiten schlendern, dreht aber unaufaellig und mit fuer seine Leibesfuelle erstaunlicher Gewandheit leicht und steuert einen Stand exotischer Spezereien in der Naehe des LiHalan und der Sternenfahrerin an, nachdem er ihre Blicke bemerkt hat
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Als sich der Eskatonier näherte, trat ein freundliches Lächeln auf Enkidis Züge und er verbeugte sich respektvoll.
"Ich grüße euch, Bruder."
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Sir Kane stand weiterhin diebisch an die Seite des Korridors gepresst. Die fragenden Blicke der Passanten, die deutliche Verwunderung wiederspiegelten, ob eines Ritters in solcher Pose, wandten sich schnell ab, wenn sie die grauen Augen des Justinian erreichten.
Seine Stirn legte sich in Falten, sein Blick wandte sich nach Innen. Der Pancreator gönnte ihm einen kurzen Moment der Ruhe, während der konstante Durchgangsverkehr um ihn herum vorübergehend abebbte.
"Lese die Zeichen, mein junger Ritter", hatte sein Meister gesagt. Und dieser Meister hatte keinerlei imperiale Loyalitäten. Hier ging es um etwas Bedeutenders.
Etwas hatte seine Aufmerksamkeit erregt, und das war bestimmt kein Zufall. Die Frage war nur, würde er den Leuten, die er sich jetzt wieder anschickte zu beobachten, den Rücken oder das Gesicht zuwenden, wenn er sein Schwert in der Hand hielt?
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Der Eskatonier verneigte sich ebenfalls leicht
"Dem Allschöpfer zum Grusse, edler Sir! Ich hoffe, ich habe Euren Rang jetzt nicht unterschätzt, falls doch, vergebt bitte einem unwissenden reisenden Bruder"
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"Oh, macht Euch darüber keine Gedanken, Bruder. Ich bin Baron Enkidi Li Halan und das hier..." – Er deutete auf die zierliche schwarzhaarige Frau an seiner Seite – "... ist Commander Megan Lindsey von der Azara. Wir sind eben erst auf der Station angekommen, aber es freut mich sehr, einen Angehörigen Eures Ordens hier anzutreffen. Darf ich fragen, was Euch hierher verschlagen hat? Dies ist nicht gerade der Ort, an dem man" – Ein kurzer Seitenblick auf den Avesti – "so viele Angehörige der Kirche vermuten würde."
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während der schwitzende händler in einem langen wortschwall von vergebung und unwissen brabbelt, blickt sich bruder carthinius unauffällig nach den üblichen verdächtigen um. beinahe läßt er sich sein erschrecken anmerken, als er feststellen muß, daß sich die sternfahrerin mit dem adligen vom stand abgewandt und mit dem eskatonier ein gespräch angefangne hat.
schwungvoll schubst er daraufhin den händler zu boden und beginnt, wahllos in den kisten zu wüllen, die hinter dem stand aufgetürmt sind - allerdings interessiert ihn der inhalt nur peripher. mit wachen augen späht er zu der kleinen gruppe hinüber, die offensichtlich gerade ihre begrüßungsfloskeln austauscht.
"irgendwie muß ich näher ran!", denkt er sich. "wie konnte ich mich nur irren und glauben, daß sie etwas von diesem armen narr hier wollten? der eskatonier scheint ihnen viel wichtiger zu sein. aber warum?"
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Die grünen Augen des Kossacken wurden schmal, das blasse Gesicht wandte sich keinem der Kleriker zu, aber seine Augen waren wach - rasche, kleine Blicke aus den Augenwinkeln. Ein zynisches Lächeln legte sich auf die vollen Lippen, die seltsam blutlos schienen. "Aber... sind wir nicht alle treusorgende Untertanen des Hawkwood?" Das Wort könnte ausgesprochen sein wie man sonst das Wort "Welpe" ausspricht.
Ein amüsierter Blick zu Megan. "Ihr wollt mit der Mantis tanzen?" Eine schwarz behandschuhte Hand machte eine Geste, die seinen gepanzerten, wuchtigen Körper einschloß. "Ich bin kein sehr guter Tänzer, nicht an diesem Ort, nicht zu dieser Zeit. Aber ich bin sicher, daß mein Herr das Angebot nur zu gern annehmen wird." Das zynische Lächeln blieb. "Und es ist nicht der Ort, um zu tanzen." Sein Blick richtete sich auf Enkidi. "Aber erlaubt, daß ich mich vorstelle: Hauptmann Ras Chandra Decados."
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"Sehr angenehm Baron, dann darf ich so frei sein, Euch auch meinen Namen zu nennen: Bruder Erland. Ich gruesse Euch Commander, und dem Allschoepfer zum Gruss ebenfalls, Herr Hauptmann" Leichtes Kopfnicken .
"Erlaubt, dass ich noch die Frage des werten Barons beantworte. Wie Zebulon bemerkte, sollte man nicht das Silber auf dem Tische beachten, sondern tatsaechlich in die Tiefe blicken, Ihr wuerdet ueberrascht, wieviel man sieht."
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Das Lächeln, das Bruder Erland gegolten hatte, gefror, als der Decados sich wieder zu ihnen gesellte. Enkidi deutete ein kurzes Kopfnicken an und trat instinktiv zwischen ihn und Megan. "Hauptmann."
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Die Stirn der gerade noch recht entspannt wirkenden Frau legt sich in feine kleine Falten, während sie sich langsam und nun etwas steif dem gefolgten Decados zuwendet. Mühsam ihr hitziges Temperament in Zaum haltend ringt sie sich ein schmales, zynisches Lächeln ab, während an den hinter dem Rücken verschränkten Händen die Knöchel weiß hervortreten. Kaum merklich erscheinen rote Flecken auf der eher dunklen Haut. Ihre Stimme klingt entgegen ihrer Haltung erstaunlich gefasst, beinahe freundlich.
"Hauptmann, bei mir gibt es weder Fallen noch Angebote zu finden! Und was Eure Mantis angeht - ich tanze nicht mit Insekten, nicht hier und an keinem anderen Ort, herzlichen Dank!"
Ein leichtes Nicken in Richtung des Hauptmannes.
"Ich grüße Euch Bruder Erland! Nun, jener Avestit dort scheint Zebulon beim Wort zu nehmen, möchte man meinen. Fragt sich nur, ob er fündig wird. Dem Händler würde ich es jedenfalls nicht wünschen. Armer Tropf!" Noch immer Ras Chandra musternd richtet Megan das Wort wieder an den Eskatonier. "Sagt, seid Ihr der einzige Vertreter Eures Ordens hier, oder reist Ihr in Begleitung?"
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Ras Chandra - jedenfalls nennt er sich zu, nickte Bruder Erland zu, reine Höflichkeit, während seine behandschuhten Finger leicht gegen das verspiegelte Visier des Helmes klopften, den er unter dem Arm trug. Kein Geräusch entstand dadurch, und die Bewegungen standen im seltsamen Kontrast zu der steifen, fast schwerfällig wirkenden Haltung des Kossacken. "Schreitet im Licht", murmelte der Kossacke ohne viel Inbrunst.
Ein Hauch von Amüsement, als Enkidi sich ihm in den Weg stellte. "Bekümmert Euch nicht, mein Bester", murmelte der Kossacke mit demselben zynischen Zug um die Lippen, "ich werde Euch das kleine Weibchen nicht ausspannen. Ich habe meine Einkäufe bereits getätigt."
Dann erst richteten sich die grünen Augen auf besagtes Weibchen. "Das Angebot war keinesfalls ernst gemeint, wo denkst du hin, Mädchen." Ras Chandra hatte eine Begabung, sich Freunde zu machen.
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Sir Kane beobachtete weiterhin die Szene. Ungeduld stieg in ihm auf, die sich alsbald mit dem Folgen des Decados in Anspannung wandelte. Die Szene konnte jederzeit eine Wendung ins Brutale nehmen, vor allem wenn adlige Waffenträger unterschiedlicher Auffassung beteiligt waren. Unbewusst schloss sich seine linke Hand um den kühlen Griff seiner Plasmaklinge. Offensichtlich wollte die kleine Gruppe um den Li Halan mit dem Eskatoniker Kontakt aufnehmen, und der Decados hinderte sie daran. Oder er spielte lediglich Spielchen. Egal - das machte die Gefahr einer unvorhersehbaren Entwicklung nicht geringer.
Auch wenn es unliebsame Aufmerksamkeit auf ihn lenken könnte, die Gefahr war zu groß, alles zu vermasseln.
Er hatte die imperiale Ehrenmedallie des Li Halan gesehen, auch wenn sich dieser Mühe gegeben hatte, sie zu cachieren - aus welchem Grund auch immer. "Er sollte sie mit Stolz tragen, oder gar nicht!", dachte er sich.
Sir Kane löst sich aus dem Schatten des Korridors, und untersucht die Umgebung - wenn ein Decados anwesend ist, konnte man nicht vorsichtig genug sein. Oben, unten, lauernd am Rand der Masse, überall könnten Spießgesellen versteckt sein, und Sir Kane hatte nicht vor, im Falle eines Falles erst im Kampf mit der Suche zu beginnen. Doch seine übermenschlich scharfen Augen nehmen keine Gefahr dieser Art wahr - entweder die Attentäter sind sehr gut, oder nicht vorhanden. Er zögert, nicht wissend, ob er sich der Szene weiter nähern soll oder lieber die letze Chance wahrnehmen, kein Mißtrauen durch ein erneutes Auftauchen zu verursachen.
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zum Hauptmann gewandt
Moeget Ihr ebenfalls im Licht schreiten, ja noch viel mehr auch Euer inneres Licht staerken!
zur reizenden und gereizten heissbluetigen Sternfahrerin
Nun, Commander Lindsey, jeder begibt sich auf seine Quest allein, zumindest in seinem hoffentlich erleuchteten Innern
ein moeglicherweise ironisch zu deutender Seitenblick auf den Decados Hauptmann
Ich bin jedenfalls nicht von weiteren Bruedern oder Schwestern meines Ordens hierher begleitet worden, moechte aber keinesfalls ausschliessen, dass sich in diesen Hallen wieder und wieder veratmeter Luft noch weitere aufhalten.
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Die Bemerkung mit dem inneren Licht rührte keinen Muskel im Gesicht des Kossacken - wenn er nicht so stoisch wäre, hätte er wohl "oh bitte" gesagt - ganz so dreist war er allerdings nicht und es gehörte einiges an Menschenkenntnis dazu, das etwas unwillige Spannen seiner Halsmuskeln richtig zu deuten. Der ironische Seitenblick schien ihm zu entgehen, während seine Finger weiter leicht gegen den Helm klopften.
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Als hätte sie soeben eine heftige Ohrfeige getroffen zuckt Megan zusammen, und der ganze Körper scheint unter der Wucht des Aufpralles zu vibrieren, während sich ihre Augen zu schmalen Schlitzen zusammenziehen. Einen Moment gefriert sie in dieser Haltung.
Nach Sekunden der Reglosigkeit, den Blick noch immer auf den Hauptmann gerichtet zieht sie ein zerknautschtes Päckchen aus ihrer ledernen, abgewetzten Gürteltasche - starker Tabak von Median. Langsam, fast bedächtig holt sie eine zerfledderte Zigarette hervor, streicht sie glatt und in eine gerade Form, steckt sie in den Mundwinkel. Ein feines metallenes Klicken folgt, als sich eine kleine Flamme knisternd in den Tabak frisst. Gierig nimmt sie einen starken Zug, um sogleich den grünlichen Dunst wieder auszustoßen. Ein leicht süßlicher Geruch mit beißendem Nachgeschmack hängt sich in die Luft. Ihr Blick scheint sich zu verschleiern, wirkt abwesend, nachdenklich, während die Hand das kleine Päckchen mechanisch wieder verschwinden lässt. Die Antwort des Eskatoniers schwebt an ihr vorbei, wie der Rauch des Glimmstengels, auch die sich straffende Haltung des Li Halan an ihrer Seite verschwimmt im Grau. Einzig das schwache Glühen des beständig unter den Atemzügen schrumpfenden Tabakröllchens hat noch Bedeutung, als es sich kaum sichtbar für andere in den fast schwarzen Augen verfängt..
Plötzlich klärt sich ihr Blick, und leitet ein leises Lachen ein, begleitet von einem ungläubigen Kopfschütteln.
"Ich scheine wirklich eine magnetische Wirkung auf Bastarde zu haben - unglaublich! Eigentlich sollte ich Euch jetzt eine Ohrfeige verpassen, aber das würde ich bei einem Mann wie Euch, dessen ganze Existenz auf Kampf und Gefühlskälte ausgerichtet ist sowieso nicht schaffen - macht Euch nichts draus, Hauptmann Ras Chandra Decados, keiner kann etwas für seine Mutter, nicht wahr?! Ich gebe Euch als die sozial offensichtlich kompetentere Person von uns beiden im Übrigen den guten Rat Eure Gesprächsziele klarer zu definieren, scheint Ihr doch noch nicht einmal Konsequenz in der Argumentation Eurer Beleidigungen zu zeigen. Baron Enkidi, Bruder Erland, wenn es Euch Recht ist würde ich gerne die Örtlichkeit wechseln."
Mit einer flinken Bewegung lässt sie die heruntergebrannte Zigartte verschwinden und wendet sich zum Gehen..
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Da war es. Das Gefühl von Ekel und Abscheu, das nur sie in ihm wecken konnten. Elende Vipernbrut. Kossacke obendrein. Er begann mit einem Spiel, dessen Regeln Enkidi vertraut waren, das aber stets.. ein anderer gewinnen würde. Worte, die sich wie langsames Gift in die Seele schlichen. Ihre liebste Waffe. Für einen Augenblick war er kurz davor, sich zu der einzigen Antwort hinreißen zu lassen, die der verdammte Abschaum verdiente. Nein. Er würde keine Schande über sich bringen. Nicht jetzt.
Sein Blick blieb an dem Symbol der Mantis hängen, das der Kossacke an seinem Umhang trug. Warum in Gottes Namen mußte er ihnen hier über den Weg laufen. Enkidi hatte genug. Die Hälfte der Alpträume, die ihn Nacht um Nacht quälten, trug das Gesicht eines Decados. Wenigstens am Tag wollte er seine Ruhe haben.
Der Hauptmann tat ihm den Gefallen nicht.
Weibchen... als ob sie Besitz wäre.
Hinter der Fassade ausdrucksloser Gelassenheit flammten plötzlich Zorn und Wut auf, deren Nachhall für den Bruchteil einer Sekunde Enkidis Augen erreichte. Im gleichen Moment spürte er einen brennenden Schmerz, wo das Amulett seine Haut berührte. Ein Wispern. Eine Bewegung in der Leere.
Er verzog keine Miene, doch Enkidis Hand griff unwillkürlich nach dem Geländer, suchte Halt und Wirklichkeit des kühlen Metalls. Verflucht. Keine Schwäche zeigen. Sie witterten Schwäche. Adrenalin schoß durch seine Adern und holte ihn zurück. Sein Blick traf den des Hauptmanns und wurde wieder so kalt und ausdruckslos wie der seines Gegenübers. Er würde ihm nicht erlauben, ihn aus der Fassung zu bringen. Er kannte den Weg der Mantis.
"Nun, das freut mich für Euch, Hauptmann. Darf ich fragen, wer Euer Herr ist, von dem Ihr spracht?"
Enkidi warf Megan einen Blick zu, den nur sie würde deuten können.
"Gehen Sie ruhig schon vor, Commander, ich bleibe noch einen Moment."
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Der Kossacke betrachtete das Päckchen der Sternfahrerin für einen Herzschlag, gleichmütig, stoisch, noch reichte es nicht wirklich, um ihn mehr als oberflächlich zu amüsieren. Ihre Geste verriet alles - ihre Wut, ihre Demütigung, ihre Hilflosigkeit, und das sind Gefühle, die um ihn herum aus dem Boden schossen wie severische Fleischpilze. Wie sie Zeit gewann, wie sie nach ihrer Droge greifen mußte, um den Geist zu beruhigen, die Seele zu verschließen wie eine Kiste mit Vorräten.
Nichts davon zeigte sich in seinem Gesicht, Ras schien es nicht gewohnt zu sein, ein ausdrucksvolles Mienenspiel an den Tag zu legen, obwohl er unter seinem Helm die meiste Zeit sicher sein dürfte. Ihre dann - so verspätet! - einsetzende Gegenwehr lockte zumindest wieder seinen Blick an, der sich schon auf Enkidi zu legen drohte. "Ich würde sie nicht einmal spüren, Mädchen", murmelte er ohne Wut oder Verachtung. "Aber ich würde meinem Herrn die Hand zu Füßen legen, die sich gegen die Mantis hebt. Ich hatte ihm ohnehin ein Souvenir versprochen, eines nach meinem Geschmack, wie er sagte." Was strenggenommen eine Probe sein könnte. Welche Art Souvenir würde ein Kossacke seinem Herrn und Meister schon mitbringen? Offenbar spielte sein Herr ebenfalls seine Spielchen.
Der Kommentar seine Mutter bezüglich tropfte an den schwarzen Platten der Rüstung ab, ein Zucken im Mundwinkel könnte Unwillen ausdrücken, oder Geringschätzung, oder Verachtung. "Ich denke nicht in Blutlinien, Mädchen. Mein Anspruch an Glorie ist ein anderer, mein Einfluß gründet sich nicht auf eine zufällige genetische Struktur, wenngleich diese auch vorhanden ist." Das Zucken war tatsächlich Unwillen, vielleicht hatte er zuviel gesagt, aber er war sichtlich nicht der begabteste Smalltalker. Ganz abgesehen davon hatte er wenig Respekt vor den Gilden - immerhin wurden seine technischen Probleme von Decados-Technikern gelöst, die es nur wagen sollten, Anspruch an Macht und Einfluß zu stellen.
Er entließ das Weibchen daraufhin mit einer sparsamen Geste der behandschuhten Hand, auf deren Rücken wieder das Zeichen der Mantis zu sehen war, als ginge sie nach seinem Willen, nicht dem ihrigen. Damit war sie aus seinen Gedanken verdrängt, und er wendete sich dem jungen Baron zu. Und sein Gesicht wurde wieder völlig leer, eine auffangbereite Matrix, die nur darauf wartete, gefüllt zu werden, ein Spiegel, aus dem einen anblickte, wer hineinsah - verspiegelter Helm oder nicht, es machte keinen Unterschied. Das herbe, grobknochige Gesicht mit leicht slawischem Einschlag, die grünen Augen, das breite Kinn, die narbenlose, glatte Haut ohne sichtliche Bartstoppel - war so leer wieder verspiegelte Helm, wartete nur auf die Botschaft, die Nachricht, den Befehl.
Der Wechsel auf Ekel, aus Kontrolle, dann nackter Wut, dann wieder ausdruckslose Kontrolle in Enkidis Augen, zog für einen Moment die schwarzen Augenbrauen des Kossacken zusammen, während sein leeres Gesicht so etwas wie Ausdruck bekam, als sickerte schwarzes Wasser an die Oberfläche - das innere Wesen dieses Terrorsoldaten. Der Ausdruck mußte einer von einer Handvoll Ausdrücken sein, die er beherrschte. Dienstbeflissenheit, das Äquivalent von Unschuld oder Leutseligkeit unter Kossackenoffizieren. Vielleicht.
"Mein Herr." Fast schien es, als müsse Ras Chandra darüber erst nachdenken. Als gleichte er in Gedanken eine Liste mit Befehlen ab gegen die Realität, der er sich gerade gegenübersah. "Ihr wißt also nicht, daß ein Botschafter der Decados an Bord ist? Ich hätte vermutet, daß ein Baron zu den diversen diplomatischen Anlässen zugegen ist, die solche diplomatische Tätigkeit mit sich bringt. Aber natürlich in der Graf Mandin noch mit seinem Schönheitsschlaf beschäftigt." Ein Hauch Ironie. "Was seine Ehrengarde ..." Die Stimme wurde moduliert und drückte so etwas wie wirklichen Humor aus, als würden weder das Wort "Ehre" noch das Wort"Garde" so recht passen, aber erst gemeinsam entfaltete sich die gesamte humoristische Wirkung, zumindest für ihn "... Zeit läßt, sich nach einem passenden Sovenir umzublicken. Vielleicht ... grob geschmiedetes Schwert das ich bin, würdet Ihr mir die Ehre erweisen, mich in diesen Dingen zu beraten?"
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Bruder Erland ertappte sich dabei, wie ein leises
Wie wäre es mit einem Dolch fuer rituelle Selbstmorde
in seinem Kopf auftauchte, schalt sich aber sofort fuer diese wenig schöpfergefälligen Gedanken.
Fuer eine Umkehr ist es selten zu spät, zumindest fuer den Herrn. Was jedoch dieses Werkzeug da vor ihm anging... er erinnerte sich an die langen Diskussionen und Traktate zum Thema, wann eine Seele endgueltig tot ist
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"Ich fürchte, ich wüßte nichts, woran ein Decados Freude finden würde, Hauptmann." Eine Lüge – aber keine, für die er sich würde rechtfertigen müssen. Enkidis Gesicht hatte sich ebenso verschlossen, wie das des Spiegels gegenüber. Seine Haltung änderte sich kaum merklich- wurde straffer, aber auf eine merkwürdige Art zugleich entspannter, als schliche sich eine unvermutete Vertrautheit in die Situation. Der Blick seiner dunklen Augen wanderte taxierend über den gepanzerten Leib des Kossacken, seine Waffen, sein ausdrucksloses Gesicht.
"Zumal ich Euren Herrn, Graf Mandin, nicht kenne. Aber ich bin mir sicher, dass sich unsere Wege noch kreuzen werden, in den kommenden Tagen. Die Diplomatie... erfordert das, ja."
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Waehrend er den Schlagabtausch zwischen Baron Enkidi Li Halan und dem Hauptmann beobachtete, und sich innerlich fragte, wie das Kreuzen wohl gemeint sein koennte, begann eine viel interessante Abwaegung als Seelenprozente in seinem Kopf: Sollte wohl das merkwuerdige Benehmen von Commander Megan etwa bedeuten, dass...
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"Aber Baron." Die Stimme könnte tadelnd sein, wenn das nicht so ein bízarrer Gedanke wäre. Ein leises Kopfschütteln, den Hauch einer Geste, mehr nicht. "Ich erinnere mich nicht, das Wort <<Freude>> verwendet zu haben. Ich denke nicht, daß selbst ich wüßte, woran der Graf Freude hat, außer natürlich im Dienst für die Mantis. Ich meine, den Begriff <Souvenir> verwendet zu haben, es sei denn, ich irre mich, was möglich ist. Selten und möglicherweise beunruhigend", ein Unterton, der darauf hinwies, das "Beunruhigung" ein Euphemismus für etwas anderes war, "aber durchaus möglich. Es gibt sehr viele Dinge unter den sterbenden Sonnen, die ..." Der Kossacke lächelte jetzt beinahe. "Aber das wißt Ihr sicherlich besser als ich."
Wie um Enkidi zu verspotten, blieb der Spiegel dunkel und fast leer, aber der Kossacke schien sich unter dem forschenden Blick zu straffen. Vielleicht Eitelkeit, vielleicht der Offizier, der sich bei der Parade dem Adligen präsentierte. Und er schien etwas näher zu kommen, fast schon eine vertrauliche Geste, während die grünen Augen weiterhin den Blick des jungen Li Halan zu halten trachteten. Der Kossacke wirkte wach, seltsamerweise hochkonzentriert, zugleich entspannt, fast vertraut, als genösse er Enkidis Gegenwart.
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"Sagt, Hauptmann, was führt Euren Herrn nach Bazaar? Die Station liegt fern der Heimat... Severus, nehme ich an?" Seine Stimme hatte einen belanglosen Plauderton angenommen, doch in seinem Blick blizte eine fordernde Aufmerksamkeit, als würde er der Antwort auf die Frage mehr Bedeutung zumessen als man annehmen könnte. Enkidi beugte sich leicht über die Brüstung und ließ seinen Blick über die Ebenen des Sektors wandern. Instinktiv enthüllten sich ihm die Orte, an denen sich ein ferner, ungewollter Beobachter oder Schütze hätte aufhalten können, doch diese Plätze waren leer. Eine Sorge weniger, dachte er, und strich sich eine Strähne langen schwarzen Haares aus dem Gesicht.
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Du kannst nur verlieren! Kapiers endlich, Megan! Wütend schimpft die Sternfahrerin in innerem Konflikt mit sich selbst. Eine leichte Zornesröte überzieht ihr Gesicht und ein Hauch von Übelkeit macht sich von der Magengegend aus auf Wanderschaft. Ihr Mund öffnet sich, als wolle sie etwas auf die Beleidigungen erwidern, klappt dann jedoch ohne Worte wieder zu.
Was soll man da denn noch sagen? Er ist es nicht wert. Er ist ein verdammter Decados. Du darfst die Dinge nicht immer so an Dich rankommen lassen! Wann lernst Du endlich Dich zu beherrschen? Wann? Wann? fordert die innere Stimme quälend Antworten. Am liebsten würde sie sich verkriechen. Lange schon hat sie nicht mehr so drängend den Wunsch verspürt. Nicht der dunkelste Ort des Universums ist vergleichbar mit den Monstrositäten, welche die Menschheit hervorbringt - und sie hat Vergleichsmöglichkeiten!
Beklommen sieht sich Megan um, die Arme fast schützend vor der Brust verschränkt, während das verbale, taxierende Umkreisen der beiden Krieger neben ihr fortschreitet. Enkidi macht ihr Angst, beinahe soviel wie diese Maschine mit humanoiden Zügen. Wie kann man sich zu einem Menschen so hingezogen fühlen während man eine beständige unterschwellige Panik bezwingt? Sie wird es nie verstehen. Er weiß, wie er mit diesem Decados umgehen muss, umgehen kann. Er kennt die Grenzen, die Regeln. Sie sieht es in seiner Haltung. Dies ist beinahe Gewohnheit. Es ist, als würde man schwimmen, obwohl man seit Jahrzehnten kein Gewässer mehr gesehen hat. Es sind automatisierte Bewegungsabläufe, möglicherweise nicht so geschmeidig, wie sie sein könnten, aber sie verhindern das Sinken. Sie hingegen zappelt wieder einmal - wie so oft schon in ihrem Leben, und es ist kein Wasser sondern stinkender Morast.
Enkidi will, dass sie geht, was wahrscheinlich das Beste wäre. Andererseits dürfen sie sich hier keine Experimente leisten. Zu riskant. Dieser "Smalltalk" ist zu aggressiv. Bei ihrer letzten Begegnung mit einer Decados gab es eine Tote - da ist es wieder. Kennt er wirklich ihre Regeln? Haben sie überhaupt Regeln?
Unschlüssig wendet sie sich um. Sie wird sich Bruder Erlands gewahr, in dessen Blick etwas mitschwingt, das sie nicht zu deuten vermag. Ist er es? Wie soll man es herausfinden?
"Wisst Ihr, Bruder Erland, ein Mitglied Eures Ordens begleitet uns seit geraumer Zeit. Bedauerlicherweise konnte sie uns aufgrund dringender Verpflichtungen nicht nach Bazaar folgen. Ich schätze sie sehr und ihr Rat ist mehr sehr teuer."
"Baron Enkidi, wenn ich darauf hinweisen darf, die Zeit drängt,...". Ihr Stimme klingt pflichtbewusst - und dennoch hat sich eine fest flehende Nuance eingeschlichen. Ihr Blick ist unsicher. Sollte sie sich einmischen? Vielleicht wird er ärgerlich? Verdammt, soll er doch! Und die Zeit drängt wirklich. Dieses blöde Gespräch führt ja doch zu nichts.
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"Graf Mandin? Nein, Cadavus." Er schüttelte tadelnd den Kopf, als hätte Enkidi sich nicht einmal die Mühe gemacht, wirklich gut zu raten. Aber seine Augen sind etwas schmaler geworden, als fragte er sich, ob Enkidi die Ignoranz nicht vielleicht dick auftrug, um von etwas anderem abzulenken. Möglich wäre es. "Ich selbst... Severus. Jedenfalls..." Fast ein Lächeln. "Im weiteren Sinne." Edenya gehörte schließlich im weiteren Sinne zu Severus. "Und wenn ich einen Scharfschützen postiert hätte, dann dort, wo Ihr ihn nicht vermutet, Baron. Wenn Ihr mit mir sprecht, könnt Ihr davon ausgehen, daß ich das Gefährlichste in Eurer Umgebung bin." Die Augen waren noch immer schmal, als wäre er ärgerlich darüber, daß er Enkidis Aufmerksamkeit offenbar nicht so festhielt wie dieser seine. "Als Ehrengarde ist es nicht mein Privileg, über die Pläne meines Herrn im Bilde zu sein. Möglicherweise ist Graf Mandin auf dem Weg zurück zum Sol Prime System, um den Imperator zu treffen. Vielleicht Terra Sancta, um einer Pilgerfahrt willen. Und was führt Euch in diese Gefilde?"
Das Flehen des Weibchens war registriert, doch der Kossacke hatte seine Aufmerksamkeit auf Enkidi gebündelt.
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Cadavus. Die Antwort nahm etwas von der Anspannung, die auf ihm lag, und er wandte sich wieder dem Kossacken zu. "Ich bin mir der Gefahr, in der ich schwebe durchaus bewußt, Hauptmann." Zu seiner eigenen Überraschung stahl sich ein verschmitzes Lächeln auf seine Züge und er deutete den Hauch einer Verbeugung in die Richtung des in grünlich schimmernde Schwärze gerüsteten Mannes an. So widersinnig es war – etwas in ihm gewann Gefallen an dieser Unterhaltung. Sie glich einem Spiel mit dem Feuer, dem er sich nicht entziehen konnte. Er mußte verrückt sein. Dies war der Augenblick, in dem er sich von dem Decados verabschieden sollte, um dem Commander in die Untiefen der Station zu folgen. Weit weg von diesem Mann und dem Blick, der in seine Seele fiel wie in einen dunklen Brunnen. Enkidi wußte, dass sie Recht hatte, dass er eben dabei war, einen Fehler zu begehen. Und dennoch verstrich der Augenblick.
"Ehrenvolle Vorhaben, zweifelsohne." Enkidi versuchte sich zwei Dinge vorzustellen; einen Decados, der ein treuer Anhänger des Imperators war und ein Decados, der sich freiwillig auf eine Pilgerfahrt begeben würde. Sein Scheitern spiegelte sich in einem amüsiert-zynischen Tonfall. "Dann wundert es mich umso mehr, dass er den Umweg über diese Station in Kauf genommen hat. Aber – das ist selbstverständlich nicht meine Angelegenheit." Der Blick seiner schwarzen Augen war wachsam auf den Kossacken gerichtet.
"Aber um eure Frage zu beantworten" – Er strich das 'Wir', das ihm auf der Zunge lag – "Ich will mich hier mit einem alten Bekannten treffen. Die Station lag günstig auf meiner Route."
"Commander, ich denke, wir haben noch etwas Zeit..."
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Den verbalen Schlagabtausch und das tigerartige Umschleichen der beiden Adligen immer noch unter Beobachtung haltend wandte Bruder Erland sich an die Sternenfahrerin:
Es erfreut, Commander, zu hoeren, dass ein Mitglied meines Ordens derart fuer Euch hilfreich sein konnte. Umso bedauerlicher, dass mein Glaubensbruder - oder handelt es sich um eine Schwester - nicht hier sein kann. Aber vielleicht kann ich Euch in Euren Problemen weiterhelfen. Falls dem so ist, sollten wir eine, darf ich es so ausdruecken, ruhigere Ecke waehlen?
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[Ein silberner Schimmer durchflutet den langen, hohen Korridor, an dessen Ende das dunkle Rechteck einer doppelflügeligen Tür schemenhaft erkennbar wird. Es ist spät, und längst wurde das Licht auf den Fluren des Palastes gelöscht. Sanft gleiten die Fingerspitzen der jungen Frau über die glatte Tapete, während sie sich vorsichtig den Gang entlangtastet. Noch zweimal rechts abbiegen, dann dürfte sie ihr Zimmer erreicht haben - oder doch nicht? So viele Türen, und alles sieht gleich aus - im Halbdunkel erst recht. Sie hat vollkommen die Zeit vergessen - nicht zum ersten Mal. Ihre Hände sind noch klebrig vom Maschinenöl des Hoppers - verdammt, hoffentlich habe ich keine Schmierer an der Wand hinterlassen - an welchem sie die letzten sechs Stunden herumgeschraubt hat. Vielleicht wäre sie bei den Ingenieuren doch besser aufgehoben gewesen, aber man kann sich schließlich nicht unbedingt aussuchen, wer einem einmal das Leben rettet, und in ihrem Fall war es nun einmal ein Sternfahrer. Ein breites Gähnen verzerrt ihr Gesicht, als sie beinahe über ein kleines Tischchen stolpert. Die Vase darauf schwankt bedenklich und Megan schnellt vor, um das kostbare Stück zu retten. Behutsam plaziert sie es wieder an seiner Position und lauscht. Wahrscheinlich wird gleich das Licht angehen und irgendein Diener sie mit verschlossener Miene zu ihrem Zimmer begleiten! Es bleibt dunkel. Und doch - war da nicht gerade ein Geräusch? Muss wohl doch jemand aufgewacht sein.. Das Tischchen in weitem Bogen umrundend tastet sie sich vorwärts in Richtung des ominösen Geräusches, hält inne, horcht erneut. Ja, tatsächlich, da war es wieder, aber es klingt eher wie ein Stöhnen - vielleicht ein Gähnen? Am Ende des Ganges biegt sie nach links und wieder vernimmt sie diesen gequälten Laut. Ist jemand krank? Möglicherweise. Ihre Schritte werden schneller, vorsichtig, vorsichtig. Eine zerschmetterte Vase könnte sie in lebenslange Zahlschuld gegenüber dem Haus katapultieren. Sie erreicht eine angelehnte Tür. Schwaches Licht fällt durch den Spalt auf den weißen Marmorboden. Die gegenüberliegende Wand schmückt ein kunstvoll gewobener roter Teppich. Ach hier bin ich! Das ist Baron Enkidis Gemach. Erst jetzt wird ihr klar, dass sie nicht einmal die richtige Etage erwischt hat. Vorsichtig tritt die Sternfahrerin näher an den Raum heran. Sie weiß, das sollte sie nicht tun, aber ihre Neugierde hatte sie noch nie im Griff. Ein verstohlener Blick durch den Türspalt als ein neuerliches Wimmern dahinter ertönt. "Baron Enkidi? Ist alles in Ordnung?" Zuerst flüsternd, dann, als keine Antwort kommt etwas lauter schickt Megan ihre Frage in das Zimmer, von dessen Innerem sie nur die Kante einer schwarz lackierten Truhe erahnen kann. Keine Reaktion außer einer weiteren Schmerzbekundung. Behutsam schiebt Megan die Tür ein wenig weiter auf und spitzt hindurch. In der Ecke des Raumes sind die Kerzen eines Kandelaber fast bis auf ihre Einfassung herab gebrannt. Lange Wachsfäden fließen im leichten Zug des Nachtwindes, um sich zu bizzaren Miniaturskulpturen aufzuschichten. Die weißen Vorhänge tanzen einen trägen Reigen. Der Raum ist vergleichsweise spartanisch eingerichtet. Neben der prächtigen Lacktruhe, die von großer Kunstfertigkeit zeugt schmücken lediglich ein schlichter Spiegel und ein Sekretär mit dazugehörigem Stuhl das weite Gemach. In der Mitte, umrahmt von zwei hohen Fensterfronten steht ein breites Bett. Megan zuckt zusammen, als ihr Blick an dem blutverschmierten und schweißüberströmten Körper des Barons hängenbleibt, der sich in wirren Fieberträumen unruhig hin- und herwälzt. Die seidenen Laken sind rot gefärbt und zerschlissen, als habe man sie mit einem Messer in Streifen geschnitten. Auf dem kleinen Nachttisch steht ein gläserner Flakon, halbgefüllt mit einer grünlichen Flüssigkeit...]
Ungläubig starrt die Sternfahrerin den Baron an, als traue sie ihren Ohren nicht. Das kann doch nicht sein Ernst sein. Sie wollte ihm die Gelegenheit geben, sich geschickt aus der Affaire zu ziehen und nun das? Haben sie nicht genug Probleme? Ist er nicht ganz bei Trost. Prüfend blickt sie in seine Augen, doch die hängen an diesem verfluchten Hauptmann - er lächelt sogar! Was, verdammt nochmal soll das? Ein rascher Blick zum Avesti, der sich wieder dem Händler zugewandt hat. Wenigstens von der Seite scheint vorerst keine akute Gefahr auszugehen. Dieser Vollidiot von einem Li Halan! Wie kann er ihr das antun! Wie kann er ihnen das antun? Ist er jetzt vollkommen übergeschnappt?
"Aber Baron..!"
setzt sie zum Protest an, als Bruder Erland sich zu Wort meldet und ihr Heftigkeit versprechender Widerspruch im Sande versiegt. Meine Probleme? Bin ich wirklich so leicht zu durchschauen? schießt es ihr durch den Kopf. Oder spricht er diese vertrackte Situation hier an? "Nun, Bruder Erland, es ist in der Tat eine Schwester, und ich würde zu gerne den Markt zugunsten einer ruhigeren Örtlichkeit verlassen, aber Ihr hört den Baron, und ich sollte mich nicht zu weit entfernen." Ihre dunklen Augen richten sich auf den Eskatonier, als könnten sie ihm durch reinen Blickkontakt einen Gedankenaustausch ermöglichen. Gleichzeitig scheinen sie in ihrem Gegenüber etwas zu suchen. Verständnis? Hoffnung? Lösungen? Erkennen?
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Der Hauptmann betrachtete den Li Halan wachsam - las dessen Körperhaltung wie die Bewegungen von Truppen auf einer strategischen Karte, Abstraktionen von hunderten Körpern, ausgedrückt in farbigen Kästchen. Emotionen und Gedanken, die ihre Abstraktion fanden in Bewegungen, der Verlagerung von Gewicht. Das Lächeln erschien seltsam, fast, einladend? "Von mir habt Ihr nichts zu fürchten, Baron. Vielleicht allerdings etwas zu erwarten ..."
Er erwiderte die fast-Verbeugung mit einem leichten Nicken. Es schien, als hätte er jetzt eine Vorstellung von seinem Gegenüber, wäre zu einer Einschätzung gelangt. Tiefer Brunnen und Spiegel - der Abgrund und der augenlose Blick hinein. Ras Chandra schien kurz eigenen Gedanken nachzuhängen - schon seit längerem fasziniert von den Möglichkeiten. Den Möglichkeiten, Schaden und Schmerzen zuzufügen, vielleicht, das wäre normal - oder den Möglichkeiten, etwas Neues zu erfahren. Ein neugieriger Kossacke, wie seltsam. "Die Wege des Grafen sind verschlungen - wie nicht anders zu erwarten von Diplomaten." Er nickte bezüglich Enkidi's Vorhaben. "Ich hoffe, ich halte Euch nicht unnötig auf. Nichts wäre mir ferner, als Euch zu behindern ... oder meine Nähe aufzuzwingen. Möglicherweise aber könnte ich Euch auf mein Quartier einladen. Ich gebe zu, daß die Tänzerinnen nicht zum besten gehören, was ein Hof zu bieten hätte, aber ich bin sicher, einem Gast Kurzweil bereiten zu können."
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Eine Einladung? Für einen Augenblick quoll ein Bild in Enkidi empor; ein schwarzer Skorpion, der über seine Hand kroch. Das fast lautlose Schaben von Chitin auf Haut; der gekrümmte Stachel, dessen Stich den Unterschied zwischen Triumph oder Niederlage bedeutete. Eine einzige falsche Bewegung...
Er blinzelte und das Bild verschwand hinter seinen blauen Augen. Ein kaltes Lächeln trat auf seine Züge, und als er antwortete, lag ein lauernder Ton in seiner Stimme.
"Ihr haltet mich keineswegs auf, Hauptmann. Im Gegenteil – ich verfolge dieses Gespräch mit großer" – Ein Funkeln in seinem Blick– "...Genugtuung. Etwas Ablenkung nach dieser langen Reise... warum nicht? Ihr werdet sicherlich ein paar spannende Geschichten von Edenya zu berichten wissen..." Sein Lächeln wurde breiter...abgründiger. "Ich nehme Eure Einladung gerne an."
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Obwohl das bleiche, ja beinahe teigige Gesicht und die dicke Brille Bruder Erlands waessrigen grauen Augen eine moeglicherweise beunruhigende Aura verleihen konnten, fixierte er jetzt Megan mit einem vertrauenserweckenden(?) Blick, mit einem unmerklichen Heben der linken Augenbraue angesichts Enkidis letzter Replik
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Das Worst-Case-Szenario ist eingetreten. Ein leises Wimmern entfährt ihr und Megan wird merklich blasser. Alle Wut ist aus ihr gewichen und eine Welle der Hilflosigkeit reißt sie mit sich, während sie verzweifelt bemüht ist, ihre Fassung wiederzuerlangen und ihre Gedanken zu ordnen.
Wenn sie ihn jetzt allein ließe, was für sie persönlich wohl am ungefährlichsten wäre...ausgeschlossen.
Sie muss bleiben. Sie muss versuchen die Situation zu retten. Sie MUSS!
Wieder dieser Blick zu Bruder Erland, als schreie sie "Tut doch etwas, beim Pankreator!"
Wieder diese Unschlüssigkeit. Sie ist keine Kämpferin. Sie hat keine Chance.
Ihre Stimme klingt gepresst aber eindringlich. Ihre dunklen Augen fixieren den hochgewachsenen Mann, welchem sie gerade einmal bis zur Schulter reicht, mit einer unangemessenen Strenge, während sie forsch auf ihn zutritt (nur für den guten Beobachter ist ihre Überwindung sichtbar). Die linke Hand hat sich in die Nähe ihrer Waffe geschlichen - nicht dass sie im entscheidenden Moment Zeit hätte von ihr Gebrauch zu machen...
"Baron ENKIDI! Ich muss Euch dringend auffordern, an Euren Auftrag zu denken! Versündigt Euch nicht. Ein Li Halan hat auf einem Decados-Gelage nichts zu suchen, bei allen Heiligen! Eure Beicht-Schwester wird nicht erfreut sein, davon zu hören! Ich bin überzeugt, Bruder Erland wäre gerne bereit, einstweilen Eure Beichte entgegenzunehmen - in Anbetracht der Dringlichkeit der Situation, nicht wahr Bruder? Warum, um Himmels Willen muss ich, als Eure Pilotin Euch auf Eure Pflichten aufmerksam machen?
Beim letzten Satz hat sie die Stimme gesenkt, aber es ist wohl sowieso zu spät. Mit aller Kraft wahrt Megan ihre selbstbewußte Haltung. Das Gesicht ist angespannt, während es ihr nicht gelingt ihre Nervosität vollständig in den Griff zu bekommen.
"Herr, stehe uns bei," schießt es durch ihren Kopf.
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Aber, aber Commander, bitte maessigt Euch etwas! Zorn ist eine der graviden Suenden! Entschuldigt bitte, Herr Hauptmann, das Verhalten der Sternenfahrerin, ich moechte Euch keinesfalls etwas unterstellen. jedenfalls nicht hier ausgesprochen
Allerdings, Baron, stehe ich natuerlich gerne jederzeit fuer vertrauliche Beichten bereit, auch wenn ich hinzusetzen muss, kein "Vater", sondern lediglich ein bescheidener "Bruder" bin.
Ein freundliches, und unschuldiges ( ja fast zu unschuldiges?) Laecheln zierte das Gesicht Bruder Erlands, waehrend seine linke Hand beschwichtigend in Megans Richtung gestikulierte.
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"Genugtuung? Interessante Wortwahl." Der Kossacke schien darüber nachzudenken, ob er gerade unwissentlich eine Forderung zum Duell ausgesprochen hatte. Das wäre schade, überlegt er für einen Moment. Einer der wenigen Li Halan, die ihm gefallen, bisher, sämtliche Kriegsgefangenen der Imperatorenkriege eingeschlossen. "Bezüglich der Geschichten von Edenya muß ich dagegen bereits jetzt enttäuschen. Ich bin gewiß kein guter Erzähler, und Edenya ist kein erquickliches Thema für einen Sohn der Kirche." Er neigte leicht den Kopf als seine Einladung angenommen wurde. "Ich könnte Euch dorthin begleiten... falls Ihr Euch aber noch frisch machen wollt, schicke ich Euch einen Diener. Es ist Eure Entscheidung."
Als das Weibchen so aus dem Häuschen geriet, und es wagte, in Gegenwart von Adligen die Hand an eine Waffe zu legen, schloß sich die behandschuhte Hand des Kossacken um den Griff des berühmten Säbels. Seine grünen Augen wurden wieder kalt und leer, und ein geradezu bösartiger Zug trat um seine Lippen. "Danke deinem Schöpfer, Mädchen", womit er implizierte, daß sie vom etwas/jemand anderem geschaffen worden war als er, "daß ich allein hier stehe. Boris hätte dich bereits ausgeweidet. Ich aber rede noch mit dir." Ein Lächeln mit schmalen Lippen und noch schmaleren Augen, das an das Fauchen eines wilden Tiers erinnerte. Er blickte Enkidi an. "Ihr solltet Acht auf sie gegen. Nicht jeder verzeiht so gern wie ich." Damit ließ er demonstrativ den Griff des Säbels los. Vermutlich nur aufgrund der Fürsprache des Klerikers, den er jetzt erst anblickte. "Ah. Und wer hat hier gerade diese Sternfahrerin vor der Sklaverei bewahrt?"
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Für einen Sohn der Kirche? Ein leises Lachen. "Nein, sicher nicht..."
Er nahm die Bewegung des Kossacken wahr, noch bevor sich seine Hand auf den Griff des Säbels legte. Ein Fehler, Megan.
Für einen Augenblick sah er den Stahl der gezahnten Klinge im Licht der Fusionslaternen aufblitzen, bevor er sich mit einem reißenden Geräusch in ihr Fleisch fraß. Blut quoll über das Zeichen der Mantis, und der Blick ihrer wunderschönen Augen brach, noch bevor sich die Erkenntnis des eigenen Todes darin spiegelte. Er würde daneben stehen und zusehen.
Ah, nein. Welch eine Verschwendung... eine Verschwendung von weit exquisiteren Möglichkeiten als dieser hier.
So entschied er, ihr Leben zu verschonen und ließ seine Hand vorschnellen, um den Kossacken am Ziehen der Waffe zu hindern – und ohne jeden Zweifel daran, dass seine Kraft der seinen ebenbürtig sein würde. Aber der Hauptmann überraschte ihn, ehe seine Hand die Schwärze der Rüstung berührte: er hielt inne und ließ Megan gewähren. Er lächelte. Sein Herr hatte ihn gut erzogen. Oder das kleine Intermezzo galt ihm, denn er wußte, dass der Kossacke seine Reaktion genau studieren würde. Wahrscheinlich war er dieses Mal der Überraschte...
Er öffnete seine Sinne und ließ sie tastend über die Menge schweifen. Es war nicht ohne Risiko, sicher. Die meisten um sie herum waren dumme Tiere in diesem eintönigen Pfuhl von Station. Wertloses Pack ohne Geist und Willen. Doch- da war noch immer dieser Phönixritter, der sie aus einem vermeidlichen Versteck heraus beobachtete und – und das verlieh der Situation ihre Spannung – der Avesti... Für einen Augenblick zögerte er und kehrte zurück zu Kossacke, Eskatonier und Sternfahrerin. Megans Blick wischte seine Zweifel davon und das kalte Grinsen eines Schakals trat auf seine Züge. Ihre Angst drang pulsierend in seine Adern. Bald.
"Macht Euch keine Umstände meinetwegen, Hauptmann..." Er stieß sich von dem Geländer ab, an dem er gelehnt hatte, drehte den anderen den Rücken zu und trat nah an den Kossacken heran. Für einen Augenblick blieb sein Blick an dem Symbol der Mantis haften und diabolische Freude keimte in ihm hoch, als er das Lamm zur Opferbank führte. "...Ich werde Euch finden." Er sah in das ausdruckslose Gesicht des Kossacken, lächelte... und das Blau seiner Augen wurde schwarz.
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Es rauscht in Megans Ohren. Wie durch Watte dringen die Gesprächfetzen an ihre Ohren. Ungeheuer.. . Welches wird sie endgültig zerfleischen? Wieder dieses Gefühl im Magen, etwas ätzt sich durch ihr Inneres. Sie kann Enkidis Augen nicht mehr sehen, er hat sich von ihr abgewandt. Das Gesicht des Decados hingegen erkennt sie sehr wohl. Und dann die Bewegung, die leichte Regung im Gesicht. Sie hat gelernt auf solche Veränderungen zu achten - man nenne es Überlebenstraining. Sie weicht zurück - aber es gibt kein Ausweichen, keine Deckung. Es gibt nie einen Schatten, eine Ecke, ein Loch, niemals. Wenn der Schlag kommt, dann trifft er. Also flieht sie tiefer in sich hinein. Ihre Augen werden leer. Regungslosigkeit ergreift Besitz von ihrem Körper. Egal. Es ist egal. "Sklaverei?" kommt es tonlos über ihre Lippen und läßt die Interpretation frei im Raum stehen. Eine Frage? Eine Feststellung? ...
Dann schnellt Enkidis Hand vor, und bricht das Eis ihrer Starre.
"Bruder Erland, Baron, vergebt mir meine Unbeherrschtheit. Wie *unerhört* von mir! - Ihre Stimme klingt zynisch und sie spuckt die Worte geradezu vor die Füße der Angesprochenen. "Hauptmann, ich danke Euch für Eure *Großherzigkeit* und Euer *Nachsehen* mit mir. Der Pankreator muss Gnade mit mir gehabt haben! Und nun, erlaubt mir, dass ich diese erhabene Runde nicht weiter durch meine Anwesenheit belästige." Ein verhaltenes Nicken in den kleinen Kreis. Enkidi würdigt sie keines Blickes, während es verräterisch in ihren Augen blitzt.
Mit entschlossenem Schritt durchquert sie die Halle in Richtung Ausgang, ohne sich ein weiteres Mal umzusehen...
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...auf halber Strecke werden ihre Schritte langsamer... Verdammt, ich darf ihn einfach nicht allein lassen...
Die Sternfahrerin bleibt schließlich stehen, und wirft einen Blick zurück. Wieder entbrennt ein innerlicher Kampf. Weitergehen oder doch zurück? Was soll ich tun? Dieser Muskelberg wird mich in meine Einzelteile zerlegen, wenn ich mir noch einen Fehler leiste...Sie sucht nach Enkidis Blick. Ein Zeichen, nur ein kleines Zeichen...
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Um die Lippen des Kossacken zuckte es bei Megans Sarkasmus. Ja, die Wunde blutete, und er konnte spüren, wie tief der Stachel saß. Wäre er ein Skorpion, würde er wieder zustoßen, erbarmungslos. Sie war nicht gut genug gepanzert, und die Schwachen fallen den Starken zum Opfer. Aber nein, Mäßigung, murmelte eine gesichtslose Stimme in seinem Geist. Sei kein Barbar, der einfach zerstört, weil sich kein Widerstand zeigt. Der größte Krieger ist nicht der, der am meisten Feinde tötet, sondern der, der unter weiser Ausnutzung alles Resourcen am Ende noch steht. In der Schlacht zu rasen, bis jeder Gedanke zerbricht, ist die eine Sache, doch du bist Offizier, kein gewöhnlicher Soldat. Du hast ein Gesicht.
Was auch immer der Kleriker gesagt hätte - Ras Chandra hatte bereits das Interesse verloren. Diese weibischen Jammerlappen waren genauere Beachtung nur wert, wenn sie plötzlich aus Stigmata bluten oder zu leuchten anfingen, und selbst dann konnte man ihnen beikommen. Manchmal eine Frage der Übermacht, oder der Kampfdrogen, oder der Artillerie. Er wandte sich schroff ab und fixierte den Li Halan.
Er bemerkte die Bewegung des Li Halan - aus dem Augenwinkel nur, aber für einen Moment rollten die Muskeln unter der Panzerung, als machte sich der Kossacke kampfbereit. Als der Adlige näher trat, straffte sich der Kossacke - wie ein Offizier bei der Parade. Vermutlich ein eingedriller Reflex, vielleicht Vorsicht ... Aber er begegnete dem Blick, und seine Augen wurden schmal, als er in die plötzlich schwarzen Augen blickte. Cyber? Seltsames Licht? Oder ... "Es bereitet mir keine Umstände, m'Lord. Ich werde Euch dann in meinem Quartier erwarten - wenn Ihr wünscht, bringt Begleitung mit. Von zu ... engstirnigen Gefolgsleuten ist allerdings abzuraten, ich schätze es nicht, in eine Diskussion über die abgrundtiefe Schlechtisgkeit der Mantis verstrickt zu werden. Ich neige dazu, solche Diskussionen abrupt zu beenden." Eine Geste zum Säbel. Schwarze Augen. Was bedeutete das? Es wäre die seltsame Theurgie, von der er je gehört hat. Normalerweise vergossen sie blutige Tränen. Aber er wußte, daß seine Seele gegen solche Übergriffe gepanzert war - sie konnten ihm nichts anhaben. Er trat einen Schritt zurück und deutete eine Verneigung an.
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Ein gellender Schrei übertönt für einen kurzen Augenblick jedwedes andere Geräusch. Gefolgt von einer Triade von Beschimpfungen. Erst leise, dann lauter werdend. „… mter Trottel, Sohn eines Ochsen! Wo hast du deine Augen?“ Die Stimme gehört einer Frau, deren ebenholzfarbenes Haar leicht gewellt bis zu ihren Hüften reicht. Darunter kommt ein blausamtenes Kleid zum Vorschein, welches ungefähr einen Meter auf dem Boden hinter ihr her schleift. Ihre Arme bewegen sich drohend auf einen Mann zu, welcher in einen dezenten, schwarzen Anzug gekleidet, bei jedem ihrer Worte kleiner wird. „Wie kannst du es wagen? Ist das der Dank für alles was ich dir gab?“ Der Mann schrumpft nochmals um etliche Zentimeter bevor er kleinlaut zu antworten wagt „Bitte vergebt mir Mylady. Ich flehe Euch an.“
Schwungvoll dreht sich die Dame auf dem Absatz herum, dabei elegant die Schleppe ihres Kleides in Position bringend und eine widerspenstige Strähne aus der Stirn verbannend. Die beiden Wutfältchen beiderseits ihres bezaubernden Mundes heben ihr engelsgleiches Aussehen nur noch hervor. Das geschmackvolle Diamantencollier vermag nicht einmal im Ansatz den Glanz ihrer Augen zu überstrahlen. Graziös setzt sie sich wieder in Bewegung und steuert gezielt einen Stand mit erlesenem Schmuck an.
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Eine einzige falsche Bewegung...
Er war nicht schnell genug. Der Stachel bohrte sich in sein Fleisch und wieder hatte er verloren. Lähmendes Gift kroch in seine Adern.
Ausgeliefert... Hilflos... Schwach...
Ein stechender Schmerz, als erneut glyphenbedecktes Metall seine Brust berührte.
Ja du bist schwach...
Durch die Dunkelheit drangen gestaltlose Bilder und stumpfe Töne zu ihm.
... muss Gnade mit mir gehabt haben...
Eine kalte Hand legte sich um seinen Hals. Er konnte sein Grinsen nicht sehen, aber es schlug ihm wie ein eisiger Hauch entgegen.
Und du weißt doch: die Schwachen fallen den Starken zum Opfer...
Die Hand drückte zu, und sein Atem erstarb. Im eigenen Körper gefangen, konnte er nur regungslos abwarten.
...bringt Begleitung mit...
Das Grinsen wurde breiter.
Mit Sicherheit...
Es bedurfte aller Anstrengung seines Willens ihm ein paar röchelnde Worte entgegenzusetzen. Worte... das war alles, was geblieben war.
Lass mich... Lucas, steh mir bei...
Die Kraft des Griffes erstickte jede weitere Gegenwehr.
Dein Winseln widert mich an. Du hast kein Recht, hier zu sein. Ich werde nehmen, was mir zusteht. Sehr bald. Aber zuvor werde ich noch meinen Spass mit dir haben.
Deine Schwäche wird mein Triumph.
...der Mantis verstrickt zu werden...
Ein grinsendes Flüstern.
Es wird Zeit...
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Enkidi sog scharf Luft ein und zuckte zusammen. Licht und Farben blitzen auf und nahmen rasch Form an. Stimmengewirr. Menschen. Geruch, Gestalt, Form. Er blickte in die ausruckslosen Augen des Decados. Ich werde euch in meinem Quartier erwarten? Ein Widerhall gesprochener Worte, deren Sinn sich ihm eben erst erschloss. Megan? Wo war Megan? Um ihn herum drehte sich die Welt in schrillen Farben und falschen Tönen. Er taumelte.
Du gehörst mir...
Gleißender Schmerz zuckte sein Rückrat empor, fraß sich in einem glühenden Netz in seinen Kopf. Ein Stöhnen entrang sich seinen Lippen, obwohl er versuchte, Haltung zu wahren. Nur keine Schwäche zeigen. Wieder täuschte er sich. Er lieferte ihn dem Feind aus.
"Nein..."
Das Zeichen der Mantis kam auf ihn zu, höhnisch-erhaben, und während er gleichzeitig versuchte an der schwarzen Rüstung Halt zu finden und sich angewidert abzustossen, verlor er das Bewußtsein und sank zu Boden.
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Enkidis Gesicht ist aschfahl, selbst auf die Distanz - oder liegt es am farbenschluckenden Kunstlicht? Nein, etwas stimmt nicht - noch weniger als vorher, wenn das möglich ist. Der Wutschrei wenige Meter neben ihr zieht für einen Augenblick ihre Aufmerksamkeit auf sich, und ein leiser Pfiff entfährt ihren Lippen, bei dem bühnenreifen Auftritt der schönen blauen Dame. Megan hasst dieses affektierte Gehabe. Es scheint für die meisten Adeligen eine Lieblingsbeschäftigung zu sein, in aller Öffentlichkeit auf Untergebenen herumzutrampeln. Komm schon, Lady, einen Meter tiefer kannst Du ihn mit Sicherheit noch in den Boden rammen! Wahrscheinlich ist der arme Tropf auf ihre Schleppe getreten, oder sowas.. Wer zieht sich denn auch bitte für Bazaar derart unpraktisch an? Ein leichtes Kopfschütteln begleitet ihren Blick zurück zu Enkidi - doch.. Wo ist er? Irritiert mustert sie die Umgebung..Der Eskatonier, der Hauptmann, alle da..Wo ist er hin? Ein Mann im Vordergrund wandert weiter zum nächsten Stand und gibt den Blick frei. Enkidi liegt am Boden. Ein stummer Schrei windet sich durch ihren Kopf - DER DECADOS! ER HAT IHM ETWAS ANGETAN!!!
Megans Kehle schnürt sich zusammen als sie sich panisch ihren Weg zurück durch die Menge der Stehengebliebenen bahnt. Unsanfte Rempler kehren postwendend zurück, doch sie spürt es nicht...
WAS HAT ER GETAN??? DIESER ELENDE BASTARD!!!
Ist da Blut? Stichwunden? Schnitte? Nein, das ist der Umhang...oder doch?
"WAS HABT IHR GETAN?" die Stimme sucht sich den Weg nach draußen, wo sie schließlich über die Schaulustigen hinweg gellt, sich vor Zorn und Panik überschlägt, während sie sich weiter boxt.
"WAS HABT IHR GETAN?" schleudert sie erneut dem Hauptmann entgegen - diesmal eisig, und voller Hass - und sinkt neben Enkidi auf den Boden.
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Sklaverei, ja nur ein Decados wuerde es wagen, das so offen sowohl vor einem Kleriker als auch vor einem LiHalan auszusprechen. Bruder Erland wollte gerade zu einem Traktat ueber dei Schoepferlosigkeit dieses elenden Gewerbes ausholen, welches sein inneres Licht so empoert aufflackern liess, als er die Veraenderung am LiHalan wahrnahm. Noch verblueffter war er allerdings als dieser einfach neben ihm zu Boden fiel. Der fast gleichzeitige Schrei liess ihn herumfahren, fuer geuebte Augen erkennbar, dass er sogleich in eine Koerperhaltung drehte, die ein perfektes Ausweichen ermoeglichen wuerde, falls noetig. Beim Anblick der Adligen engelsgleichen Schoenheit stehnte er leicht auf, beim Schoepfer, nicht SIE, nicht hier, und vor allem nicht JETZT!
Aber die Pflicht ruft, er drehte ihr den Ruecken zu, ging neben Baron Enkidi auf die Knie, und im innigen Gebet zum Allschoepfer, dem ewigen Lichte, konzentrierte er seine Sinne auf Baron Enkidi
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Die erste, natürliche Reaktion eines Kossacken war gewiß nicht, Hilfe zu bieten oder aufzufangen. Wobei - festhalten und gleichzeitig abstoßen, diese widersprüchliche Geste berührte den Kossacken irgendwie, ein wenig, in einem Winkel seines Geistes, der nicht kampfbereit war. Es gab ja die seltsamsten Künste, die seltsamsten Gifte. Wobei er den Li Halan noch nicht wirklich in die Enge gedrängt hatte. Der Ausdruck des Schmerzes ...
Ras Chandra mußte nachdenken, als Enkidi zusammenbrach, und da waren schon Kleriker und Sternfahrerin zur Stelle, um sich um den Li Halan zu kümmern. Schwäche. Warum sollte er sich für Schwäche interessieren? Die Anklage der Sternfahrerin berührte ihn nicht, verzog keinen Muskel in seinem Gesicht. Daß sich Zivilisten immer so aufregten. Dabei war er in diesem Fall tatsächlichlich einmal unschuldig. Die Starken faszinierten ihn, jene, die ihm ebenbürtig waren. Jedoch - er hatte nach ihm gegriffen. Und die Augen waren ganz schwarz. Als Ras Chandra die Entscheidung traf, war sie ihm selbst kaum bewußt, und er sank auf ein Knie. Gegen mögliche Proteste und Widerstand schob er den rechten Unterarm unter Enkidis Knie, den linken unter seinen Nacken. Er zog ihn zu sich heran, stützte den Oberkörper mit dem gepanzerten Knie, löste dann den Helm vom Magnetverschluß des Gürtels und schob ihn sich einhändig über den Kopf. Mit einem Klicken verbanden sich Helm und Rüstung, leise zischend setzte die Luftfilteranlage ein. Abgestandene Luft mit einem leicht chemischen Geschmack. Ras zog frische Luft vor. Dann erhob er sich mit dem Adligen auf den Armen, mühelos, als trüge er kaum Gewicht. Leicht verschob er den Körper auf den Armen, daß das Gewicht gegen seine Brust zu liegen kam. Es erschien seltsam, ihn sich nicht wie einen bewußtlosen Gefangenen über die Schulter zu werfen. Aber vielleicht hätten die Leute auf der Station dafür wenig Verständnis. Aber er konnte so nicht kämpfen, und das bedeutete, daß er möglicherweise Schutz brauchte. Über den Helmfunk rief er zwei Kameraden - Brüder -. Er war der vollendete Räuber. Niemand würde ihm die Beute streitig machen.
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Die Situation hat etwas beengendes, etws düsteres und... ...sie kitzelt. Leise schwingt der Singsang des betenden Bruders über den niedergestreckten Li Halan. Sein schwammiges Gesicht ist beleuchtet vom verklärenden Glanz des Glaubens. Das Halbdunkel hier unten zu Füßen des schwarzen Kolosses unterstreicht seinen ungesunden Teint. Im Hintergrund haben sich Duzende von Augenpaaren auf das groteske Schauspiel gerichtet. Die Maschine zu deren Füßen sie kniet rechnet. Vor ihrem inneren Auge tanzen Zahlen einer ungelösten Gleichung. Was er wohl kalkuliert? Die Chancen, den Rest auch noch platt zu machen? 100%. Die Chancen hier ungestraft davonzukommen? 100%. Oder hat sein schöpfer keinen Code für solche Situationen eingebaut. Ist er vielleicht auf Standby gegangen? Sollte man dann nicht besser seinen Besitzer informieren? Wir haben mehr zu bieten, als diese komische Adelige, schießt es ihr durch den Kopf. Vielleicht sollte man Eintritt verlangen. Sehen Sie heute unser "Kabinett des Schreckens" oder besser "Schein und Sein - tausend Wege sein ICH zu verschleiern..". Ein Grinsen will sich in ihre Miene drängeln, nur mühsam zwingt sie es zurück, von wo es mit noch größerer Beharrlichkeit versucht wiederzukehren. Am liebsten würde sie laut loslachen oder lieber weinen? Sie weiß es nicht. Abstrus.
Nachdenklich starrt Megan auf die metallbeschlagenen Stiefel des Kossacken, kaum eine Armlänge entfernt, während sie Enkidis Puls fühlt. Offensichtliche Verletzungen scheint er keine zu haben - Die Frage, ob das positiv oder negativ zu bewerten ist bleibt unbeantwortet. Allerdings könnte man bei einer blutenden Wunde Verbände anlegen. Es gäbe eine Tatwaffe und einen Täter...
Dann erwacht die Maschine wieder und unternimmt das Unerwartetste, was zu erwarten war: Sie klaubt den Ohnmächtigen mit fast sanfter Unbeholfenheit vom Boden auf, wie ein Kind, das weiß, dass der Hase in seinem Arm ein lebendiges Wesen ist, das man sorgfältig behandeln muss, damit es nicht kaputt geht. Die Mühelosigkeit dahinter scheint den Naturgesetzen zu trotzen. Beinahe fasziniert beobachtet Megan, wie Enkidi in die Höhe wandert, wie der Berg von einem Mann von einem noch gewaltigeren einverleibt wird. Der Kossacke ist schon losgestapft, ehe die Tragweite - im wahrsten Sinne des Wortes - dieser Handlung zu Megan durchdringt. Wie elektrisiert schnellt sie in die Höhe und folgt dem Koloss. Sie wirkt wie ein kleines Mädchen neben dem Hauptmann. Nun steht niemand mehr zwischen ihnen. Kein Enkidi, der sie beschützt.
"Was habt Ihr mit ihm vor?" sie bemüht sich um ein feste Stimme, doch die Konversation hat deutlich an ihrer Stabilität gezehrt.
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Das ist eine gute Frage, dachte Ras Chandra hinter dem verspiegelten Visier, während er die Menge teilte und auf seine Kabine zulief.
Boris' entkörperlichte Stimme in seinem Funk: <Hauptmann, geschätzte Ankunftszeit: 1 min>
<Bestätigt. Ich erwarte den Arzt und den Techniker in meiner Kabine zu treffen>
Boris: <Seid Ihr verletzt, Hauptmann?>
<Sei nicht dümmer, als ein Sergeant sein muß, Boris!>
Ras spürte Ärger aufwallen. Gewiß, Kossacken waren alles andere als flexibel. Das chemische Bad zerstörte sehr viel mehr, als man ihm angekündigt hatte. Die Vorteile waren teuer erkauft - andererseits verlangte jede Form von Meuterei und Intrige nach derselben Flexibilität, die ihnen abgedrillt wurde. Er schüttelte leicht den Kopf, dann wandte sich der verspiegelte Helm dem Weibchen zu. Es hatte eine Frage gestellt. "In mein Quartier." Seine Stimme klang dumpf und ebenso entkörperlicht wie die von Boris für ihn. "Dort wartet ein Arzt." Das war keine wie auch immer geartete Rechtfertigung - aber er wollte auch verhindert, daß das Weibchen wieder hysterisch wurde. Hatte der Li Halan in dem Gildenmädchen am Ende eine Geliebte? Sie gebärdete sich so. Er schritt weiter aus und begab sich in die weniger bevölkerten Teile der Raumstation - und als er in eine Nebengasse einbog, schälten sich aus den Schatten zwei weitere, vollständig gepanzerte, bewaffnete und behelmte Kossacken, die den Hauptmann und seine seltsame Begleitung flankierten. Die drei Gesichtslosen marschierten im Gleichschritt zur Kabine.
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Sie hatte schon gar nicht mehr mit einer Antwort gerechnet. Umso verblüffter ist sie, seine Worte zu vernehmen. Sie verharrt eine Sekunde, doch er donnert schon weiter und sie muss fast laufen, um Schritt halten zu können - als seien es nicht genug Erniedrigungen gewesen, doch das fällt ihr nicht auf. In Gedanken geht sie die Möglichkeiten durch - es sind derer nicht viele. Genau betrachtet gibt es nur eine. Widerspruch wird der Koloss nicht dulden und ein Arzt ist im Grunde nicht schlecht. Andererseits wird dieser ihn wohl genauer inspizieren und wenn er sieht...
Verdammt. Ganz abgesehen davon, dass sie geradewegs in ein Schlangennest hineinspazieren...
Sie erreichen nun Bereiche der Station die sie noch nicht kennt. Enkidi rührt sich nicht. Was auch immer passiert ist, es beunruhigt. Der undurchsichtige Helm des Kossacken ist stur geradeaus gerichtet, während er den letzten Rest Menschlichkeit fein säublerich abdeckt - eine Mauer. Wahrscheinlich könnte sich ihm ein Symbiont in den Weg stellen - er würde ihn schlichtweg niedertrampeln. Sein Schritt hallt dumpf den schmalen Gang hinunter. Wo wird er sie hinführen. Ist es nicht genau das, was er wollte?
"Mut, Megan!" Sie hat schon ganz anderes bestanden. Sie wird auch hier rauskommen. Mit blauen Flecken vielleicht, aber sie hatte oft blaue Flecken. Und Enkidi erst recht. Gott, wenn sie ES sehen, dann ist alles aus. Sie muss ihn irgendwie wecken, aber das ist ausgeschlossen, solange sie im Stechschritt neben dem Hauptmann herjagt. Das Opfer verfolgt das Opfer des Jägers.. Es wird immer grotesker. Wieviele Abwegigkeiten kann eine Situation gebären?
Es ist zu spät, als sich die Schatten hinter ihrem Rücken zusammenziehen. Für einen Augenblickt erstarrt die Sternfahrerin. Es sind diese Momente in welchen man es nicht wagt, den Kopf zu wenden, während sich die feinen Häärchen im Nacken alamierend sträuben. Eine Falle, das war abzusehen und sie lässt sich wie das Kalb zur Schlachtbank führen. Was, wenn der Hauptmann das Spiel längst durchschaut hat? Was, wenn er ein Spiel im Spiel führt.Die schwarzen Männer umgeben sie wie eine Klammer, ein eiserner Griff und hätte es gegen Ras Chandra nur den Funken einer Chance gegeben, so verlischt er in diesem Augenblick vollends. Es bleibt dunkel.
"Was ist überhaupt passiert?" setzt sie an. Wenn er nicht antworten will, wird er es auch nicht tun. Vielleicht versucht sie Konversation zu führen um sicherzugehen, dass... was eigentlich? Dass dieses Menschending nicht endgültig leblos geworden ist? Vielleicht aber auch schlichtweg um ihre Angst zu unterdrücken. Vielleicht, um das Donnern der Schritte zu besänftigen.
"The only way out is through..."
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Ein ganzer Gang der Station stand unter dem Zeichen von Graf Mandin. Sie passierten zwei weitere Kossacken-Posten, die sich ruckartig strafften, die Stiefel knallen ließen, als der Hauptmann mit wehendem Mantel vorbeimarschierte. "Er ist zusammengebrochen", vermeldete der Hauptmann sachlich.
Zuletzt kam er vor einer Metalltür zu stehen, die sich öffnete, als er einen Ring, den er über dem Handschuh trug, in eine Vertiefung der Wand drückte. Der Ring war aus schwarzem Metall und war zuvor nicht aufgefallen. <Position beziehen> schnarrte es im Funk, und Boris und der namenlose Kossacke blieben vor der Tür zurück.
Die Kabine erschien seltsam großzügig, sie könnte wohl acht oder zehn Leute beherbergen, aber es war nur ein Bett zu sehen, offenbar für einen Kossacken ausgelegt - oder auch, für einen kleineren Vorox geeignet. Ansonsten standen dort einige Schränke. Ein älterer Mann im Schwarz der Decados-Diener stand mit gesenktem Kopf dort, zu seinen Füßen eine Tasche. Ein anderer Mann in einer Art Kittel betrat den Raum durch eine andere Tür - was man durch diese Tür sehen konnte, war offenbar eine Art "Werkstatt".
"Hauptmann ...?"
Ras hielt das Gewicht Enkidis mit einem Arm, um den Helm abzunehmen und dem Mann in Schwarz vor die Brust zu werfen. Der Mann fing den Helm mit Mühe auf. Ein harter, schneller Wurf. Ras grinste freudlos. "Dieser Li Halan ist gerade zusammengebrochen." Ein Blick traf Megan, aber ihre Gegenwart schien erlaubt zu sein, für den Augenblick. "Schaut ihn euch gut an."
Der Kittelträger nickte und öffnete die Tür. Dahinter - eine Mischung aus Werkstatt und Krankenstation, mit allerhand arkaner Technologie. Ras ging soweit, daß er Enkidi dort auf einer Liege ablegt, die wohl Untersuchungszwecken diente. "Kümmert euch darum. In zehn Minuten will ich wissen, was zu dem Zusammenbruch geführt hat."
"Ihr meint, ein Anschlag?"
"Solche Vermutungen überlasse ich den Geschichtenerzählern. Für den Moment werdet ihr mir die Fakten herbeischaffen." Ras' Mißvergnügen lag als Drohung in der Luft.
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Dr. Jubakin nickte hastig und wich in den Behandlungsraum zurück. Fakten? Natürlich, das war sein Job. Mit einer höflichen aber bestimmten Geste bat er den Hauptmann, beiseite zu treten und wandte sich seinem neuen Patienten zu. Ein flinkes Huschen seiner schlanken Finger über die Konsolen ließ summendes Leben in den Maschinen und Geräten erwachen, die um die Metallpritsche angeordnet waren. Er zweifelte daran, dass er sie benötigen würde – offensichtlich handelte es sich um einen Li Halan, der keine feinmechanische Justierung oder dergleichen nötig hatte. Aber Dr. Jubakin war ein gewissenhafter Mann, sonst wäre er nicht für diese Position empfohlen worden.
Sein Patient lag reglos unter dem neongrünen Licht der Fusionsleuchten, atmete flach, aber regelmäßig. Alle Farbe war aus seinem Gesicht gewichen und ein dünner Blutfaden rann aus seiner Nase zum Kinn, dann den Hals hinab. Jubakin nahm seinen Puls und stellte im gleichen Augenblick fest, dass die Haut des jungen Mannes ungewöhnlich warm war. Fieber? Sollte er an einer Krankheit leiden, womöglich die Ursache für seinen plötzlichen Zusammenbruch?
Eine Reihe kleinerer Standarduntersuchungen, dann schob Jubakin den Ärmel des Li Halan nach oben und befestigte einen kleinen Biomonitor an seinem rechten Handgelenk. Kurze Zeit später flackerten Daten auf der Denkmaschine neben der Liege auf. Jubakin überflog die Werte und runzelte die Stirn.
"In der Tat, das ist merkwürdig, Hauptmann..."
Der Arzt beugte sich über den Patienten und öffnete seine Kleidung, um den Oberkörper freizulegen. Im Gegensatz zu seinen sonstigen Patienten trug der Li Halan keine schwere Panzerung, so dass er sich nicht lange mit Platten, Riemen und Haken herum ärgern mußte.
Als seine Hand den Stoff des Hemdes zur Seite schob, berührten seine Finger die Brust des Li Halan – und alles ging sehr schnell. Sehr schnell.
Ein Zucken ging durch den Körper des jungen Mannes und er sog scharf die Luft ein. Im gleichen Sekundenbruchteil hörte Jubakin das Geräusch einer Klinge, sah Stahl im Neonlicht aufblitzen und spürte Schmerz, als der Li Halan ihn packte. Mit einer flüssigen Bewegung, so schnell, dass Jubakin sie nur verschwommen wahrnahm, setzte er sich auf der Pritsche auf, legte seinen rechten Arm um Jubakins Hals und drückte zu. Der Arzt keuchte, während er gleichzeitig spürte, dass sich kalter Stahl in seine linke Hüfte bohrte. Der Li Halan zog seinen Gefangenen wie einen Schild vor sich, während sein Blick über den ungewohnten Raum glitt.
Seine schwarzen Augen waren geweitet und brannten in einer Mischung aus Panik und Entschlossenheit, wie die einer gefangenen Raubkatze.
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„WAS HABT IHR GETAN?“ Dieser Ausruf in ihrer Nähe weckte ihre Neugier. Eine eher unscheinbare Frau hatte diese Äußerung von sich gegeben. Ihr Blick auf einen am Boden liegenden Mann gerichtet. Die Gruppe um den Liegenden erregte ihre Aufmerksamkeit. Der Mann in der Rüstung schein ein paar interessante Aspekte zu haben. Er schien sein Handwerk zu verstehen. Doch plötzlich bohrte sich ihr Blick in eine andere Person. Woher kannte sie IHN? Er war definitiv kein Mann der sie auf körperliche Ebene ansprach. Aber wer war er? Krampfhaft versuchte sie sich zu erinnern. Er sank zu Boden und verfiel in einen Singsang. Bruder E..? Irgend so etwas musste es sein?
Während sie grübelte, lenkte sie ganz automatisch ihre Schritte in Richtung dieser eigenartigen Gesellschaft. Plötzlich schnappte sie nach Luft. Dieser Gerüstete hob den Liegenden in die Luft, als würde er nichts wiegen. Doch ihre Aufmerksamkeit richtete sich sofort wieder auf den Priester. Sie wartete auf eine günstige Gelegenheit.
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Bruder Erlands Zuege verklaerten sich, waehrend er leise im Gebet ueber Baron Enkidi kniete und er laechelte leicht. Ploetzlich jedoch runzelte er die Stirn und zuckte fast unmerklich zusammen.
Das unerwartete Handeln des Hauptmanns riss ihn dann vollkommen aus der Meditation. Er schaute sich verwirrt um, sprang dann jedoch auf, riss sein Koefferchen an sich und bemuehte sich, mit dem Stechschritt des Kossacken mitzuhalten.
Die Praesenz von noch mehr Kossacken schien ihn aber seltsamerweise nicht so zu beeindrucken.
Als sie sich dem "Fluegel" des hochrangigen Decados naeherten, schaute sich Bruder Erland verstohlen unauffaellig nach hinten um, und als er keine Spur der engelsgleichen Praesenz dieser Dame sah, liess er sich hinter eine der maechtigen Plaasteel-Streben fallen.
Er atmete auf, als ihn das Halbdunkel und der charakteristische Geruch gammeliger Dichtmasse und alten Sanders Korrosionsschutzoels umfingen und verbargen. Durch eine der Spanten, die zur Gewichtsersparnis dienten, konnte er den Beginn des Decados"fluegels" sehen.
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Das engelsgleiche, aber sehr schwierige Wesen wurde ignoriert. Zwar eine Adlige, offenbar, aber Ras Chandra fühlte sich im Dschungel der Etikette unwohler als in einem mit Askorbiten verseuchten Stück Severisches Hochland. Nein. Und das letzte, was er jetzt auch noch brauchte, war eine Frau, die von ihm den ganzen charmanten Tanz erwartete. Und dessen war er schon müde gewesen, bevor er sich der "Kossackenbehandlung" unterzog.
Auf dem Weg in die Kabine wurde der Priester keines gesichtlosen Blickes gewürdigt - es könnte sich um ein Mitglied des Gefolges handeln, immerhin. Einen wirklichen Überblick hatte Hauptmann Chandra nicht. Aber den brauchte er nicht, um Kontrolle auszuüben.
Er beobachtete Jubakins Handlungen von der Tür her, dann wanderten seine Blicke hinüber zu einem Heiltank, der binnen Minuten mit Flüssigkeit gefüllt werden konnte. Um zu heilen - oder für das berühmte chemische Bad, um das es so viele Mythen gibt. Einige davon von den Kossacken selbst, solange sie zu Mythen noch imstande waren. Sein Blick wurde dunkel und tief. Ärzte. Ärzte machten ihn nachdenklich. Man hatte sehr viel Zeit zum Nachdenken in diesen Tanks. Und noch mehr, wenn man wieder und wieder überprüft wurde wie ein Stück Technologie. Fast unmerklich spannten sich seine Hände, Unterarme, Oberarme, Schultern. Ein Teil von ihm - all das überzüchtete und mit Chemikalien getränkte Fleisch - haßte Jubakin.
Vielleicht lag es daran, daß er den Arzt nicht warnte. Eine Möglichkeit erschien am Rande seines Bewußtseins - man entwaffnete Kriegsgefangene. Jubakin hätte das wissen müssen. Und als der Li Halan erwachte und ganz und gar nicht mehr er selbst war ... erinnerte sich Ras Chandra an einen Van Gelder, der in den Diensten seines Herrn stand, und der absolut alles verkörpern konnte, was er nur wollte. Aber wenn der Li Halan ein Attentäter wäre, dann schien er kaum recht zu wissen, was er tat. Schlechte Ausbildung? Oder ein anderer Grund.
Er blickte auf den blitzenden Stahl. Hüfte, Leiste. Jubakin könnte einfach verbluten. Der Li Halan verstand zumindest diesen Teil seines Handwerks. Schien, als müßte er verhandeln. Sehr gut dafür geeignet war er nicht. "Ihr steht unter meinem Schutz. Ich habe Euch hierher gebracht, um zu erforschen, warum Ihr zusammengebrochen seid", erklärte er monoton. "Es besteht kein Grund, das Blut des Doktors im Raum zu verteilen."
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Sie wurde ignoriert! Empörend! Das war sie nicht gewohnt. Das Gaffen des Pöbels konnte sie übersehen. Aber diese Ignoranz! Die Wutfältchen kehrten schlagartig zurück. Ein Beben ging durch den ganzen Körper. Doch sie behielt die Kontrolle. Das würden sie noch alle bereuen. Dieser Priester, irgendetwas war da. Doch sie konnte sich einfach nicht erinnern.
Dann setzte sich der Tross in Bewegung. Ihren ersten Impuls unterdrückte sie. Nein, die Zeit für eine Szene war unpassend. Sie würde ihren Auftritt schon noch bekommen. Ihre Hand liebkoste bei diesen Gedanken den reich verzierten Griff ihres Schwertes. Eine unmerkliche Handbewegung und ein Schatten löste sich aus der Menge und folgte unauffällig dem Priester. Der würde ihr nicht entkommen. Noch hatte sie alles bekommen, was sie wollte. Wieder einmal übte sie sich in Geduld.
Dann wirbelte sie plötzlich herum und stolzierte auf den Stand eines Apothecarius zu. Dessen Augen weiteten sich, als sie gezielt nach bestimmten Ingredienzien fragte. Ihr scharmantes Lächeln jedoch, ließen ihn schnell seine Fragen nach dem wozu vergessen.
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Enkidi hatte gehandelt, ohne nachzudenken. Reiner, instinktgetriebener Reflex. Erst als sein Bewußtsein wieder Herr über die Situation wurde, hielt die Klinge in seiner linken Hand inne. Gerade noch rechtzeitig, um nicht in warmes, schutzloses Fleisch zu gleiten. Dennoch ließ er den Mann nicht los, der sich wie ein verängstigtes Tier in seinem Grif wand und dann erstarrte, als ihn der Blick des Decados traf. Der Decados? Hatte er ihn aus dem Alptraum mitgebracht?
Nein. Der Schmerz war zu präsent, um unwirklich zu sein... wo war er? Grünes Neonlicht, Geräte, kaltes Metall... ein Heiltank. Etwas war an seinem Unterarm befestigt, drückte sich stumpf in sein Fleisch und die Kehle des Weißkittels. Und der Geruch... er weckte Erinnerungen in ihm, die er lange Jahre sorgfältig verdrängt hatte. Hatten sie ihn erwischt? Unwahrscheinlich... keine Fesseln an der Pritsche.
"Unter eurem Schutz, Decados?" Er spie die Worte aus, zwang sich aber im gleichen Moment zur Beherrschung.
"Hauptmann..." fügte er gepresst hinzu, während gleichzeitig sein Blick auf das schmale, blasse Gesicht der Frau fiel, die hinter dem Koloss stand. Megan. Sie schien nicht in Gefahr zu sein – für den Augenblick.
Er lockerte den Griff um den Hals des Weißkittels, senkte aber die Klinge um keinen Millimeter.
"Was ist geschehen? Und wo..." – Schöpfer, lass es nicht sein Schiff sein – "..bin ich?"
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Waehrend er aufmerksam aus dem Halbdunkel heraus die Umgebung beobachtete, und seine Ohren spitzte (dabei das Schmatzen der Rumpfratten irgendwo tiefer im Luftschacht hinter ihm ignorierend), fragte er sich, was, bei den Tagebuechern des St. Fridjolf, der Schoepfer ihm da gerade offenbart hatte...
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Die kühlen Augen des Decados waren vollkommen auf den Li Halan fokussiert, mit der Intensität, mit der ein neuer Rekrut geprüft wurde. Zu viel hing davon ab, daß er sich nicht irrte. "Hauptmann Ras Chandra Decados vom 13. Kossackenregiment "Blut der Mantis", derzeit in den Diensten des Grafen Mandin von Cadavus, der sich auf diplomatischer Mission befindet." Vielleicht hatte die Bewußtlosigkeit seinem Gedächtnis geschadet. Oder er stand unter dem Einfluß von etwas anderem.
"Meine Gastfreundschaft mag unterschätzt werden, mein Schutz dagegen keineswegs." Er brauchte Zeit zum Nachdenken, daher drehte er sich etwas zur Seite und erlaubte Megan Zugang zu dem Li Halan. "Sagt ihm, was geschehen ist." Ein Befehl. "Und Doktor Jubakin ... wäre erfreut, wenn Ihr den Dolch aus seiner Leiste nähmt. Nicht war, Doktor?" Ein fast süffisanter Ton, dann wich Ras Chandra etwas zurück, um nun Megan und Enkidi zuzusehen. Soviel hatte er bei den Jaks gelernt. Bring sie zum Reden, dann beobachte.
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Die Aufforderung klingt barsch, obwohl sie ohne jede Veränderung der Tonlage gesprochen wurde. Megans Reaktion folgt impulsiv. Längst ist keine Spur mehr von ihrem anfänglichen Aufbegehren zu finden.
Als Enkidi kurz zuvor plötzlich aus seiner Ohnmacht aufschnellt schreckt sie zurück. Sie hat ihn schon oft im Kampf erlebt, kennt seine Geschwindigkeit, sein Geschick, doch die Grazilität ist immer wieder überraschend. Jede Sehne, jeder Muskel arbeitet in vollendeter Harmonie, welche unmögliche Manöver möglich macht. Als er den Arzt in seine gefährliche Umarmung zwingt, ohne dass jener auch nur die Chance einer Reaktion gehabt hätte hält sie erneut den Atem an. Wann? Wann hat dieser Alptraum ein Ende?
Doch der Kossacke rührt sich nicht. Statt dessen setzt er zu einer Erklärung an, redet von Schutz. Seine Gelassenheit verblüfft sie, wie sein gesamtes Handeln seit Enkidis Zusammenbruch. Auch Enkidi hat innegehalten, während der bedauernswerte Doktor Blut zu Wasser schwitzt. Ein prüfender Blick in sein Gesicht gibt ihr Aufschluss darüber, dass er zumindest vernünftig ansprechbar sein sollte - wobei sie selbst daran mittlerweile stark zweifelt.
"Sagt ihm, was geschehen ist!" Megan fühlt sich müde, ausgelaugt. Alle Anspannung ist von ihr gewichen und ihre Glieder scheinen Zentner schwer. Warum bin ich eigentlich immer die Dumme? Wie oft schon sind wir wegen IHM in Schwierigkeit gekommen? Es ist immer Enkidi. Seien es die acht Wochen Sklavenschiff, sei es Stigmata, seien es die Avesti oder ihre gescheiterte Beförderung zum Captain oder die al-Malik-Schlampe. Wie oft schon musste sie vor ihm in Deckung gehen, wieviel Angstschweiß hat er von ihr gefordert? Ja, es ist immer Enkidi. Er, der nicht hören kann, der stets seinen Willen durchsetzen muss, den sein Stolz, seine Eifersucht oder seine tausend anderen Schwächen wie in einem ewigen Kreislauf in Probleme stürzen und den Rest der Gruppe lawinenartig mit sich reißen.
Ja, Megan ist müde. Sie würde am liebsten auf den Absatz kehrt machen. Behaltet ihn doch. liegt ihr auf der Zunge. Findet ruhig heraus, was hinter diesem Raubtier steckt...Vielleicht könnt Ihr ihn ja zähmen. Sie hat sich ihre Freiheit nicht umsonst erkämpft, und der Preis wird langsam entschieden zu hoch. Ihre Miene verdüstert sich und der Blick, mit dem sie Enkidi ins Visier nimmt, als sie ihm entgegentritt spricht Bände in einer stillen Sprache die nur wenige in Megans Umkreis kennen. Du hast ein gottverdammtes Glück, dass wir nicht allein sind, Enkidi! Danke dem Pankreator!
Die Sachlichkeit ihrer Stimme und die Monotonie kommen der Seelenlosigkeit des Kossacken erschreckend nahe. "Baron, Ihr solltet den Arzt jetzt besser loslassen, denn er hatte lediglich Befehl, Euch zu helfen. Ihr seid in der großen Halle plötzlich bewußtlos geworden - ohne erkennbaren Grund. Der Hauptmann hat Euch daher in sein Quartier gebracht, wo Ihr ja sowieso hinwolltet - wie Ihr selbst sagtet."
Mehr hat die Sternfahrerin zu diesem Thema nicht zu sagen und wieder verschließt sich ihr Mund zu einem schmalen Strich, während die dunkeln Augen weiterhin düster Enkidi fixieren. Ihre Hände vergraben sich tief in den ausgebeulten Taschen ihrer Weste. Seine Verzweiflung dringt nicht zu ihr durch. Sie kennt diesen Blick, die Verwirrung. Sie sollte ihn unterstützen, es wäre ihre Aufgabe, ihn durch diese Situation zu lenken, ihm die richtigen Worte in den Mund zu legen, doch sie will nicht mehr...
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Ihr Gesicht war grau und ohne jede Regung. Das schwarze Haar hielt es wie eine leere Leinwand in einem dunklen Rahmen. Megan sprach zu ihm, bevor eine einzige Zeile ihren weich geschwungenen Mund verließ.
Die nach vorne gezogenen Schultern, der schräg gelegte Kopf – geballten Fäuste, die sich unter dem Stoff ihrer Jacke abzeichnen. Der stille Vorwurf in jedem kleinen Detail ihrer Haltung, ihres Gesichts, ihrer großen, dunklen Augen.
Gott, wie schön sie war – selbst jetzt, da ihr Blick ihn am liebsten töten würde. Oder schlimmer noch, ihn losließ, so dass er haltlos fallen würde. Enkidi wußte, wie sehr er sie verletzt hatte.
Ihre Erklärung der Situation wehte ihm wie ein eisiger Hauch entgegen. Er hatte sie schon lange nicht mehr so erlebt, aber in den letzten Tagen hatte er ihr einfach zu viel abverlangt. Ihre Nerven lagen blank, und wer konnte ihr das verübeln.
Enkidi wollte aufstehen und sie in die Arme nehmen. Ihr nahe sein. Sie um Verzeihung bitten, wieder, auch wenn sie ihn von sich stoßen würde. Sie hatte alles Recht dazu.
Aber natürlich war das unmöglich. Nicht hier, nicht jetzt, nicht unter dem Blick dieser Fremden. Später vielleicht. Und so leugnete er erneut ihre Liebe, aus Furcht, sie könne ihm als Schwäche gedeutet werden.
Seine Kehle schnürte sich zusammen und er senkte den Blick, weil er ihr ausdrucksloses Starren nicht mehr ertrug. Diese Augen schnitten tiefer als jedes Schwert.
"Ich verstehe."
Enkidi nickte, und die Muskeln seines Gesichts arbeiteten, als er die Kiefer aufeinander presste. Dann traf sein Blick den des Kossacken und sofort lag darin wieder Vorsicht und Mißtrauen.
"Ich danke Euch für eure zuvorkommende Gastfreundschaft, Hauptmann."
Enkidi ließ den Arzt los, der sich keuchend aus seinem Griff löste und zur gegenüberliegenden Wand des Raumes taumelte.
"Und natürlich lag es mir fern... Euren Besitz zu beschädigen." Enkidi sah das Blitzen in Megans Augen und hätte sich am liebsten die Zunge abgebissen. Was bei allen Heiligen redete er?
Mit einem Schnauben riß er sich den Biomonitor vom Arm und schleuderte ihn Jubakin hinterher. Der gesamte Zorn über sich selbst lag in dieser kurzen Geste.
Im gleichen Augenblick bemerkte er, dass sein Hemd geöffnet war und mit einer hastigen Bewegung bedeckte er seine Brust. Etwas metallisches blitze kurz auf, verschwand dann aber unter den Falten des seidenen Überwurfs.
Der Dolch wanderte zurück in den Schwertgurt und Enkidi glitt von der Behandlungspritsche. Er biß die Zähne zusammen, als erneut ein greller Schmerz sein Rückrat emporzuckte, aber er ließ sich nichts weiter anmerken. Er wollte weg von hier. Keine Sekunde länger würde er in diesem Quartier bleiben, der Höhle des Löwen. Enkidi spürte, dass etwas ihn zum Abgrund zog. Er mußte sich wehren. Um Megans Willen.
Mit einer beiläufigen Bewegung wischte er sich das Blut aus dem Gesicht und nickte dem Doktor, dann dem Hauptmann zu. Seine Stimme klang wieder kühl und distanziert.
"Es geht mir gut, Doktor. Verzeihen Sie die Umstände. Hauptmann – ich schulde Euch meinen Dank. Aber ich denke, wir gehen jetzt besser." Ein Blick und eine auffordernde Geste zu Megan. "Commander?"
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Doktor Jubakin runzelte die Stirn. Er zweifelte stark daran, dass es dem Li Halan 'gut ging'. Sein Blick suchte den des Hauptmanns, während seine Hand nach dem Biomonitor griff, der auf dem Boden neben ihm lag.
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Ja, verschwinden wir, denkt sich Megan, bevor der Herr Baron es sich wieder anders überlegt.
Nachdenklich richtet sie dennoch ihre Aufmerksamkeit auf den Kossacken. Was hat er sich davon erhofft? Warum hat er ihn nicht einfach liegen gelassen? Er erscheint ihr nicht wie ein Persönlichkeit, die sich von Neugierde lenken lässt, genauso wenig wie von Mitleid. Was kümmert ihn ein schwächelnder Li Halan? Was kümmert ihn überhaupt die ganze Angelegenheit? Hat er einen Anschlag vermutet? Irgendeine Gefahr von Außen? Jemand wie er wird nicht überrumpelt. Also warum? Darf sie fragen? Sollte sie? Gewiss nicht. Sie können froh sein, sich in so unversehrter Verfassung zu befinden. Aber warum? Wie ein quälender Teufel nagt diese Frage in ihr und es ist einer der hartnäckigen Sorte.
"Hauptmann..." die Stimme versagt ihr, in dem Augenblick, da sie sich selbst sprechen hört. Dummes Ding, halt die Klappe und verschwinde! Megan beißt sich auf die Unterlippe, und dann, wie ein verweigerndes Pferd, das durch die Peitsche getrieben im bereits verstrichenen Augenblick doch noch springt:
"...warum habt Ihr das getan? Doch nicht aus Fürsorge, oder?" Als der Satz raus ist gibt sie sich ein geistige Ohrfeige aber noch immer bleibt sie stehen, eine Antwort abwartend. Enkidi ignoriert sie geflissentlich, während alles in ihr schreit. "HAU AB!"
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Der Kossacke beobachtete. Er war nicht in diese Stellung aufgestiegen, ohne etwas über die menschliche Natur zu lernen. Die Blicke, Stimmungen, die so rasch ausgetauscht wurden. Er wußte mittlerweile, daß die Sternfahrerin mehr war als Gefolge - die Art, wie sie Enkidi anblickte, wie sie mit ihm sprach: mit mehr Macht und Autorität, als ihr zustünde. Und Enkidi. Ein Raubtier unter der dünnen Haut aus Li Halan-Anständigkeit. Ein junger Adliger auf der Suche nach einem Platz, einem Lehen vielleicht, wie es so viele gab von diesen jungen, begabten Männern und Frauen, denen das Ende der Kriege fast jede Change genommen hatte, sich hervorzutun. Der Imperator war klug, wenn er diese zu einem Kreuzzug gegen die Kurgen bündelte. Wieviel diese jungen Adligen davon haben würden, das stand auf einem anderen Blatt. In den erlöschenden Sternen.
Ras Chandras Funk blinkte auf, er nahm den Knopf aus dem Helm und schob ihn sich in das Ohr. Leicht spannte sich sein Nacken, dann wandte er sich kurz dem Kleriker zu, ein spekulativer Blick und der Hauch eines Lächelns. Als wüßte er nun mehr über seinen Gast.
Dann blickte er zu Doktor Jubakin. "Ihr wisst, wie junge Adlige anderer Häuser sind", sagte er gedämpft. "Es geht ihnen immer gut. Und vor der Schwelle zu verrecken ist der Gastfreundschaft der Mantis bei weitem vorzuziehen. Wissen Sie, Jubakin, das ist der Preis, den das Haus bezahlt für seine politische Linie, so, wie die Li Halan für Frömmler gehalten werden und die Hazat für Heißsporne."
Er hob die Hand, um dem Doktor zu bedeuten, daß es in Ordnung war. "Es ist nicht nötig, einzuschreiten. Ich kenne das Bedürfnis der Adligen gut, um ihres Stolzes willen zu leiden. Diese Freude will ich ihnen nicht vorenthalten." Ein leichtes Nicken zu Enkidi. Ras Chandra war, was Schmerzen und Hilfe angeht, bei weitem pragmatischer. "Nun, m'Lord, Ihr seid mir willkommen. Ich nehme an, die Einladung ist damit gegenstandslos? Ich kann verstehen, wenn Ihr Euch erst erholen müßt. Geht allerdings davon aus, daß der gute Doktor hier ... vieles gesehen hat in seiner Laufbahn; Ihr könnt noch immer auf ihn zrückgreifen. Jubakin ist nicht nachtragend."
Die Frage der Sternfahrerin traf ihn unvorbereitet. Kurz verengten sich seine Augen. Als hätte er nicht seinen Anteil an Schmerz und Elend erlebt. Als hätten diese metaphysischen Verletzungen Narben erzeugt, die manchmal im Gewitter brannten. Manchmal. Nicht unter Kampfdrogen, aber als Ehrenwache mußte er nüchtern bleiben, nüchtern und kalt. Der Ausweg, einfach zu rasen, war ihm versperrt. Was hatte ihn bewogen, dem jungen Li Halan zu helfen?
Bedeutete es etwas, wenn er ihr etwas zu sehen gibt, was es nach landläufiger Meinung nicht gab. Ein Stück Seele, ein Stück Gesicht. Enkidi, der sich an ihm festhalten wollte. Und zugleich die Furcht und der Abscheu. Das mußte es gewesen sein. Beides kannte er gut, aber selten so zusammen, so in eins gefallen, daß es sich nicht trennen ließ. Er dachte darüber für eine Weile nach, mußte nachdenken, wie ihn gelegentlich der Gedanke überfiel, daß das chemische Bad seinem Verstand geschadet hatte. Die Jaks hatten ihn beruhigt und ihm versichert, alles wäre in bester Ordnung und würde in Ordnung sein, wenn er sich erst an die Veränderung gewöhnt hätte. Die Wahrheit war, daß er langsamer geworden ist, als zweigte sich der Körper Kraft von seinem Geist ab, oder als wirkte die metaphysische Sperre, die ihn vor Beeinflussung schützte, auch wie ein Filter, der kleine Anzeichen erstickte und alles langsamer zu ihm durchdringen ließ.
"Ihr mögt es für unmöglich halten, aber manche Kossacken haben Familie", erwiderte Ras Chandra.
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Ein Blitzen in Enkidis Augen und er blieb stehen, obwohl schon zum Gehen gewandt.
Er hatte ein scharfes Gehör, und gerade weil der Hauptmann seine Worte nicht an ihn, sondern an diesen Arzt gerichtet hatte, lösten sie noch größeren Zorn in ihm aus. Wie konnte er es wagen. Der Spott traf tief, denn der Mantis-Spross attackierte über wohl gewählte Umwege. Nicht schlecht, für einen Soldaten.
Trotzdem ballten sich Enkidis Hände zu Fäusten und für einen Moment war er versucht – ... er beherrschte sich. Das Blut pochte dröhnend durch seine Adern, flüsterte, lockte, verlangte. Das Versprechen eines Kampfes.
Sei vernünftig, sagte sein Kopf. Doch sein Körper sprach eine andere Sprache.
Wieder heftete sich sein Blick an die eindrucksvolle Gestalt des Kossacken. Er strahlte die überlegene Gelassenheit einer gut gewarteten Maschine aus. Programmiert zu töten. Für einen Augenblick bitzte ein leiser Gedanke in Enkidi hoch- er fragte sich, wie lange er wohl brauchen würde, den Decados zu besiegen.
Ein eisiges Lächeln kroch über seine Lippen.
"Es liegt mir fern, die Gastfreundschaft der Mantis in Frage zu stellen, Sir. Ich bin mir sicher, dass Ihr Euch angemessen um mich bemühen würdet, doch ich verzichte für heute auf die Dienste eures Arztes. Und ich kann Euch versichern, dass dies nichts mit Stolz zu tun hat, Hauptmann."
Seine Stimme war ein gepresstes Raunen. Es ließ keinen Zweifel daran, dass der Li Halan den Sünden, die er an diesem Abend zu beichten hatte, eine weitere hinzufügte: Lüge.
Enkidi wandte sich endgültig zum gehen um, als Megans Neugier eine unerwartete Frage in den Raum stellte. Noch unerwarteter war allerdings die Antwort.
Familie. Es war etwas falsches daran, dieses Wort aus dem Mund eines Kossacken zu hören. Kossacken wurden nicht geboren, sondern gezüchtet. Keine Eltern, sondern einen Bruttank. Keine Seele, nur Gehorsam.
Ihre gesamte Existenz stank nach der Blasphemie, zu der nur Haus Decados im Stande war. Kein Mensch hatte das Recht, den Schöpfer auf diese Art herauszufordern. Und doch taten sie es, jeden Tag und jede Stunde in denen die Welten ihre lautlosen Bahnen unter sterbenden Sternen zogen.
Um so mehr war Enkidi überrascht. Ras Chandra war nicht wie die Kossacken, denen er begegnet war. Sicher, er war Hauptmann, Anführer der Garde eines Grafen, und das forderte etwas mehr Geist und Scharfsinn als bei dem übrigen Gezücht, das von Edenya kam. Aber das? Er mußte sich verhört haben. Oder der Hauptmann hatte seine ganz eigene, verdrehte Vorstellung des Wortes entwickelt. Ein Mann wie er konnte -durfte- nur eine 'Familie' kennen- die verdorbene Brut, deren Schöpfung er war.
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"...um ihres Stolzes Willen zu leiden..." - JAJA, das ist es, das stimmt... fast hätte Megan lautstark zugestimmt. Dieser Kossacke ist bemerkenswert! Nicht, dass sie viele kennen würde - er ist präzise ausgedrückt der erste seiner Art - abgesehen von den trampelnden Schatten.. dennoch - bemerkenswert. Selten hat Megan ein so widersprüchliches Verhalten erleben dürfen. Einerseits diese Reglosigkeit und Unnahrbarkeit, andererseits, diese fast an Humor grenzenden Beiträge - und sie war schon immer dabei, wenn es um das Hetzen gegen die Selbstverliebtheit und die nicht nachvollziehbare Moral und Ethik des Adels ging. Eine seltsame Euphorie ergreift Besitz von Megan und nur die Stimme der Vernunft hält sie einigermaßen im Zaum. Vielleicht sind sie und Enkidi sich gar nicht so unähnlich - mit Sicherheit nicht - zumindest, wenn ihre Neugier geweckt ist.
Die Resonanz auf ihre Frage entgeht ihr nicht - so markant wenn auch minimal sticht sie aus der allgemeinen Ausdruckslosigkeit heraus. Fast scheint es, als hätte den Kossacken etwas getroffen. Nichts bedeutendes, dafür ist er zu groß und robust, vielleicht eher etwas kleines, lästiges, dem man sich dennoch nicht ohne weiteres entziehen kann. Zumindest ER nicht.
"...aber manche Kossacken haben Familie..."Ungläubig vernimmt Megan die Worte des Mannes, ein Zucken ihrer Braue verrät Überraschung. 1:0 für dich, Hauptmann. Er ist wirklich...interessant! Fast erschrickt sie über dieses stille Bekenntnis. Sie versucht sich diese Familie vorzustellen. Wurde er zwangsverheiratet? Hat er es aus "Karrieregründen" gemacht? Vielleicht versteht er etwas anderes unter Familie, als sie. Wer weiß? Bruder "Heiltank" oder irgendeine andere Perversität? Oder kann er doch so etwas wie Liebe empfinden? Ergebenheit und Loyalität seinem Haus gegenüber ja, aber LIEBE? Schade, dass die Differenzen so groß sind. Ich hätte gerne mehr darüber erfahren, denkt Megan bei sich und zuckt kaum merklich die Schultern im inneren Monolog. Schwer, es sich einzugestehen, aber sie ist beinahe enttäuscht...
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Männer waren schon wegen geringerer Vergehen gestorben, dachte Ras Chandra, als er sah, wie der Li Halan sich unter dem Skorpionstich windete. Er konnte sie spüren, die Kampfeslust, den Zwang, Ungebührlichkeit mit dem Stahl fortzuwischen. Ein langer, kühler Blick prüfte Enkidis Reichweite, die der seinen zwar nachstand, aber was er bisher gesehen hatte, ließ große Schnellkraft vermuten. Und daran mangelte es ihm, die Masse ließ sich schlecht bewegen. Der Säbel war nun wirklich keine Fechtwaffe, sondern die Axt, mit der eine Schlachtreihe aufgebrochen wurde. Er war ein Wellenbrecher, kein Fechter. Das war früher anders, aber seither hat er gut sechzig Kilo an Muskeln zugelegt.
Nun, mal sehen, aus welchem Material dieser Li Halan gemacht war. "Ich wäre enttäuscht, wenn es wirklich nichts mit Stolz zu tun hätte, Baron", erwiderte er kühl. Doch was bedeutete schon die Enttäuschung eines Kossacken? Er hatte dem Hofleben entsagt und das war schon lange her. In der Zwischenzeit wären bessere Klingen rostig geworden.
"Die einzige mögliche Erklärung, die nach dem Stolz zurückbleibt, wäre Feigheit, und dessen kann ich Euch nicht bezichtigen, ohne mir ein Duell aufzuladen. Stolz ist gewiß die bessere Motivation, wenn auch nicht die klügere." Er verneigte sich leicht zum Abschied, wußte ganz genau, daß Enkidi nicht in der Verfassung war zu kämpfen. Ein erfahrenerer Decados hätte ihn jetzt bis aufs Blut gereizt, in einen Angriff getrieben und zur Strecke gebracht, aber Ras hatte kein Bedürfnis danach, Trophäen zu sammeln. Und er schuldete dem Grafen seine Einsatzfähigkeit. Er hatte zuviel über die Kriegskunst gelernt, um von Duell zu Duell zu jagen, immer auf der Suche nach dem einen Feind, der ihm überlegen war. Er hat seinen Meister gefunden, vor Jahren, und damit Frieden. Diese turbulente Begegnung hat die Monotonie der Reise, der letzten Monate, wenn nicht gar Jahre, aufgerissen und ließ ihn Neugierde empfinden. Das letzte Mal war lange her. Aber dann würde er eben in die Monotonie zurückfallen und vielleicht wieder aufgestört, wenn etwas anderes geschah - die Pfade der Mantis waren verschlungen, und auch ein Leibwächter war vor ihrem Zugriff nicht sicher.
Er betrachtete das Weibchen, meinte zu sehen, wie sie darüber nachdachte, sie war zu lebhaft, verriet ihre Gefühle in der Art wie sie atmete, wie sie blinzelte, wie sie den Kopf trug, sich ihre Schultern spannten. Aber was sollte er sagen, was konnte er sagen, was nicht nach Schwäche klang? Sich zu einer Familie zu bekennen barg keine Fallstricke. Doch weiter als das ...
"... was für eine seelenvolle Kreatur", sagte da jemand, der soeben eintrat. Schmalgliedrig, in schwarzer Kleidung, stumpfer schwarzer Stoff, der mit irisierenden schwarzen Fäden reich bestickt ist. Körperlich ein Fechter, lange, elegante Gliedmaßen, ein blasses Gesicht mit grünen Augen, die Körpersprache fast wie die eines Askorbiten. Fließende Bewegung, dann abrupter Stop, Verharren. Angeblich der Mann, der Cadavus beherrschte, da das Herzogspaar dazu nicht in der Lage zu sein schien. Ein Metallzylinder am Gürtel - kein Fluxschwert, vielleicht eine Drahtklinge. "Ich sehe, du hast Gäste geladen, Ras."
Er trat auf den Kossacken zu, der vor ihm automatisch Haltung annahm, verharrte dann, hebt die Hand, verharrte. Ein fast bizarrer Tanz, die Bewegungen zugleich natürlich, als handelte es sich um seine normale Körpersprache. Dicht vor Ras drehte sich der Adlige um, daß Ras Schultern und Kopf hinter ihm aufragen. "Ihr erlaubt. Graf Andrei Mandin Decados. Ich hoffe, mein Freund hier hat es an nichts fehlen lassen?" Eine Augenbraue hob sich, der Kopf wird schräg gelegt. "Ich muß gestehen, ich hungere nach distinguierter Gesellschaft." Wieder drehte sich der Decados leicht, berührte Ras' Brustplatte mit schmalen blassen Fingern. "Du wirst mir nicht auch noch fahnenflüchtig wie Grischa, Ras? Das Imperium wäre nichts für dich."
Ras verneigte sich tief, doch die Berührung ließ ihn auf ein Knie fallen, gleich einem Schlachtroß, dem man das Knien beigebracht hat. Er war dann fast auf Augenhöhe mit dem Grafen. "Ihr scherzt, Meister."
Andrei lächelte stahlend. "Ja. Ich scherze. Steh auf, mein Lieber. Ich komme um vor Neugierde, was unsere Gäste angehen."
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Für einen Moment verengten sich Enkidis Augen zu Schlitzen, doch dann lächelte er. Ein Test. Mantis-Spielchen. Der Hauptmann witterte eine Gelegenheit sein Opfer zu studieren. Als hätte er ihm nicht schon genug offenbart. Decados betrachteten Menschen nach ihren eigenen Maßstäben, ihrem Nutzen, ihrem strategischen Wert und der Möglichkeit, gewinnbringend manipuliert zu werden. Schwäche war eine Einladung. Stärke umso mehr. Das Spiel gewann an Reiz, je mehr man ihnen entgegen setzte und jede Faser in Enkidi wußte, dass der Einsatz zu hoch sein würde. Und dennoch war das Angebot verlockend. Ras Chandra schien ein Mann zu sein, mit dem man seinen Spaß haben konnte. Aber dazu hatte er keine Zeit. Seine Nackenmuskulatur spannte sich an, als läge die Andeutung einer kommenden Gefahr in der Luft. Er sollte nicht hier sein.
So nahm er die Herausforderung nicht an und antwortete schlicht:
"Stolz ist die Maske der eigenen Fehler, Hauptmann. Ich glaube nicht, dass ich einen Fehler begangen habe."
Er wollte gehen, doch wieder machte ihm das Schicksal einen Strich durch die Rechnung.
"... was für eine seelenvolle Kreatur". Etwas in Enkidi lachte frohlockend. Vier Worte würden genügen, um sein Schicksal zu besiegeln, doch es war noch nicht an der Zeit. Eine Lektion wartete darauf, gelernt zu werden.
Als der Graf vor ihn trat und ihn der Blick seiner grünen, wachsamen Augen traf, geschah etwas, was Enkidi nur am Rande seiner Wahrnehmung begriff. Die Anspannung, die seit ihnen der Hauptman begegnet war, Adrenalin in seinen Körper gepumpt hatte, fiel von ihm. Tief in seiner Seele öffnete sich eine Tür, die lange verschlossen gewesen war.
Der Schmerz, der sich gierig in Enkidis Körper gefressen hatte, verklang wie das Echo eines geflüsterten Befehls. Er, der durch die Tür tief im Inneren geschritten war, wollte, dass er klar sah, ohne Schleier oder Filter – so als würde er in einen Spiegel blicken. Es würde um so vieles einfacher werden, wenn Enkidi begriff, das er nicht sein Feind war.
Die Stimme des Grafen drang leicht und angenehm durch den Raum. Sickerte wie Wasser in verdurstende Erde. Einladend und umgarnend wie eine sich entfaltende Droge. Enkdids Blick fiel auf Ras, der treu und ergeben vor seinem Herren auf die Knie ging. Bedingungslose Hingabe. Eine Aufgabe. Ein Ziel. Für einen Augenblick beneidete er Ras um die von jedem Zweifel freie Loyalität, die er seinem Lord schenkte. Enkidi fühlte sich leer, als eine innere Stimme fragte, für wen er auf die Knie sinken würde. Er hatte keinen Herren.
Und was ist mit dem Schöpfer? Keine Antwort.
Die bedingunslose Loyalität zu seinem Haus war ihm ebenso erzogen worden, wie Ras. Vielleicht auf eine andere Art, aber nicht weniger intensiv. Doch wo Ras das Martyrium von Edenya für immer an die Wege der Mantis schmiedete, hatte die Freiheit, die man ihm gewährte, nur Zweifel in ihm geweckt.
Der Zweifel fraß die Treue und hinterließ ein Vakuum, toten Raum, der im Zentrum seiner Seele lauerte und danach schrie, erfüllt zu werden.
Es hatte eine Zeit gegeben, in der der Glaube die Leere verdrängt hatte. Aber jetzt?
Seine Bande zu Haus Li Halan sickerten wie der feine Sand von Midians Küsten durch seine Hände. Er mißachtete ihre Traditionen, ihre Gebote und, wie zuletzt, ihre Befehle. Die Heilige Schrift, wie man sie ihn gelehrt hatte, war nur eine Ansammlung von Worthülsen und Lippenbekenntnissen und die gesegneten Männer, zu denen er einst aufgeblickt hatte, nur skrupellose Vasallen einer Hure namens Kirche. Er hatte hinter zu viel Masken geblickt und Wahrheiten entdeckt, die sich jedem Versuch, sie um der eigenen Seele willen zu ignorieren, widersetzten. Zweifel war alles, was ihm geblieben war. Eine der wenigen zuverlässigen Konstanten in seinem Leben.
Ras zweifelte nicht. Fleisch und Blut der Mantis. Enkidi spürte einen Stich in seinem Herzen und sah Graf Mandin in die Augen. Er kannte diesen Blick. Er erinnerte ihn an einen anderen Mann, der jetzt ebenfalls Graf war.
Erinnerungen quollen empor und im gleichen Augenblick waren seine Sinne wieder klar, frei von der Verlockung, der Stimme einfach nachzugeben, die ihn ins Verderben locken wollte. Er riß sich zusammen, ließ ein höfliches Lächeln auf seinen Lippen erscheinen und deutete eine Verbeugung an. Du solltest knien.
"Graf Mandin. Es ist mir eine Freude." Seine Stimme klang schal und ihm war, als würde sich eine kalte Schlinge um den Hals legen. Das Bild von Megans ausdruckslosem, enttäuschten Gesicht blitze kurz vor seinen Augen auf. Er wollte fort von hier, aber man ließ ihn nicht.
"Ich bin Baron du Enkidi gehörst Li mir Halan."
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Fasziniert beobachtet Megan die Darsteller des vor ihr stattfindenden Schauspieles. Da wäre dieser Kossacke, wankend zwischen karger Konversation, bedächtigem Abwägen und Kalkulieren, Nachdenken - er denkt verdammt langsam, fast wie eine Denkmaschine, die eine gewisse Zeit zum Rechnen braucht, ehe man fortfahren kann. Er beeindruckt durch Masse und ironischerweise Ausdruckslosigkeit. Stoisch - hypermodernes, genmanipuliertes Urgestein. Sein Gegenpol - Enkidi, wie er leibt und lebt. Einen guten Kopf kleiner und bis zum Bersten angereichert mit Stolz, Zorn, Ehrgeiz und Temperament. Wenn er könnte würde er sich augenblicklich auf den Berg vor ihn stürzen und sich daran die Zähne ausbeißen. Der Doktor ist Kulisse, der Eskatonier und sie selber auch.
Dann betritt Graf Mandin die Bühne. Wieviel Arbeit im Detail steckt! Wie er steht, geht, sich bewegt. Geste, Haltung - alles auf ein machtvolles Erscheinungsbild ausgerichtet - und dabei so natürlich, dass er es von klein auf einstudiert haben muss oder es liegt ihnen im Blut. Dies ist eine andere Note der Macht. Es ist Ausstrahlung, um welche ihr Träger bis in die Fingerspitzen weiß, die er kultiviert. Er zwingt den schwarzen Koloss mühelos in die Knie, eine humorvoll verpackte Drohung auf den Lippen. Ein Berg fällt. Das ist wohl die Decados-Manier des Schwanzvergleiches. Wieder etwas gelernt.
Unvermittelt nimmt das Bild des Imperators vor ihrem inneren Auge Form an. Alexius ist anders, natürlicher aber von wesentlich eindringlicherer Präsenz. Unbewusst strafft sich die Sternfahrerin, doch nicht um Haltung vor dem Grafen einzunehmen. Ihr Blick liegt beinahe gelassen, wenn auch indirekt auf dem Adeligen als sie sich verbeugt, wie es die Etikette fordert und wie sie es schon so oft getan hat. Sie hat sich im vergangenen Jahr wahrscheinlich häufiger in Adelskreisen bewegt, als so mancher kleine Baron, und mit jedem Mal steigt ihre Aversion gegen die steife Höflichkeit, die Unterordnung, die von ihr verlangt wird,...
Aber sie wird sich heraushalten aus dieser Konversation und statt dessen Enkidi im Auge behalten. Die Möglichkeit auf ein schnelles Verschwinden ist mit Mandins Erscheinen ohnehin verpufft.
Bühne frei für die Mantis und den Drachen.
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Der Graf lauscht mit angemessenem Interesse, nimmt auch das Nicken der Sternfahrerin zur Kenntnis, dann lächelt er wieder. "Ich bin erfreut, Baron." Die Verneigung ist vollendet, wie von einem Diplomaten nicht anders zu erwarten. Er bleibt bei Ras stehen und legt fast geziert eine schmale Hand auf dessen breite Schulter. Fast symbolisch - die Macht der Mantis ruht auf der Schulter von Kossacken. Unzweifelhaft is Andrei Mandin nah genug mit den Jaks verbunden, um sich solche Vertraulichkeiten mit dem starken Arm der Jakovianer herausnehmen zu können. "Aber wie unhöflich, Euch stehen zu lassen, Baron. Es ist kaum der Ort für eine Plauderei .... Ihr müßt Ras verzeihen, Sicherheit geht ihm über Stil, doch dieser Pragmatismus birgt das Prosaische als Keim des Verfalls bereits in sich." Er legt den Kopf schräg, wie um dem Echo seiner eigenen Worten zu lauschen, und ein Hauch voh Ironie tritt auf seine Züge. "Ich hätte nicht mit dem al-Malik reden sollen, Ras. Es schadet meinem Stil."
Ras blickt zu Andrei auf. Stil ist vermutlich das letzte, das ihn jetzt beschäftigt. Er kniet dort, als wäre das nicht nur bequemn, sondern eine Ehre, auch die Tatsache, daß er es vor "Gästen" tut, scheint ihn nicht zu bekümmern. Oder er ist in der Tat zu stoisch, um es sich anmerken zu lassen. Zugleich scheint er seine Entscheidung, seinen Meister gesucht und gefunden zu haben, nicht zu bereuen - Mandins Gegenwart scheint ihm Lohn genug zu sein. Und das ist sie, fürwahr, so eigentümlich sein Meister auch ist. Es ist beruhigend, den eigenen Platz zu kennen und das eigene Leben in der Hand eines anderen Mannes zu wissen. Er hat gegeben und geschenkt, was er zu geben und zu schenken hatte, und totale Ergebung und absoluter Gehorsam sind von wahrer Liebe kaum zu unterscheiden. "Ich kann den Baron und sein Gefolge in Eure Räume geleiten, Meister."
Andrei legt den Kopf schräg, studiert Enkidi, auch Megan, seine Lippen formen ein leises, geheimes, fast sinnliches Lächeln. Ja, das könnte ihm wohl gefallen, scheint es. Dann verdunkeln sich seine Züge. "Dafür bin ich nicht hergekommen, mein Freund, so vergnüglich das gewesen wäre." Er scheint weniger exaltiert jetzt, obwohl sich insektenhaften Bewegungen gleich bleiben. "Auf der Station befindet sich ein Attentäter. Ich erwarte, daß du ihn mir bringst... lebendig, oder, wenn möglich, noch zu identifizieren. Ich nehme vieles mit Humor, Ras, doch diese Dinge gehören nicht dazu."
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Genervt tritt Megan von einem Bein aufs andere. Gefolge... Oh, wie unhöflich... Pragmatismus... Prosaisch.. Schadet meinem Stil... eine quäkende Stimme äfft in ihrem Geist die Worte des Grafen nach. Sie HASST es! Und dann dieser beinahe lüsterne Blick. Er meint wohl, er könne sich alles herausnehmen. Ist er nicht humorvoll?! Ha Ha.
"Eure Diplomatie wird doch nicht etwa versagt haben, oder Graf?"
Die spitze Zunge eilt ihr einmal mehr voraus, macht sich selbstständig - aber es tut so gut, als die lauernde Bemerkung heraus ist - zumindest in der ersten Sekunde!
Auweia - nicht gut, Megan, gar nicht gut... Und wieder folgt eine geistige Ohrfeige. Sie wird es nie lernen!
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Dieser Abend begann, ihn wahnsinnig zu machen.
Sein Blick ruhte weitherhin eisern und regungslos auf dem Grafen, während er Megans ungezügelte Sternfahrerzunge verfluchte.
Er würde sein Gesicht verlieren, wenn er sie nicht scharf zurechtwies. Sie war Teil seines Gefolges, und ihre Fehler würden so unweigerlich auf ihn zurückfallen, als wären es seine eigenen.
Es hatte eine Zeit gegeben, da hatte er sie wegen weit geringerer Verfehlungen aus dem Raum geworfen. Aber das war lange her- eine Reise von einem Ende des Universums zum anderen, nicht nur durch den Raum, sondern auch durch die Seele. Wie also hätte er reagieren können, wie ein Decados es von einem Adligen erwartete? Sein Gesicht vor ihm zu verlieren, war eine bessere Wahl, als es vor Megan zu verlieren- auch wenn das nach den Katastrophen der letzten Stunden ohnehin nicht mehr viel ausmachen würde.
So beschloss er, so zu reagieren, wie man es von einem jener gutherzigen Adligen erwarten würde, von denen man seit dem Ende der Kriege so oft hörte. Jene, die nachsichtig und großzügig mit ihren Untergebenen umgingen, ganz dem Ideal des neuen Imperiums nacheiferten und doch hinter vorgehaltener Hand vom wahren Adel belächelt und verspottet wurden. Er würde handeln wie ein Hawkwood, und er hasste sich dafür.
"Commander, zügeln Sie sich."
"Verzeiht meiner Pilotin, Graf Mandin. Es lag nicht in ihrer Absicht, Euch zu beleidigen oder Eure zweifelsohne beachtlichen Fähigkeiten als Diplomat in Frage zu stellen." Er verbeugte sich vor dem Grafen, innerlich kämpfend, aber der Stimme der Vernunft nachgebend.
"Ein Attentäter, also. Wie ausgesprochen unangenehm. Doch ich bin mir sicher, sire, dass Euer Hauptmann sich dieser Angelegenheit angemessen und erfolgreich widmen wird." Megans faux pas brachte ihn in Zugzwang. "Wenn es etwas gibt, was ich für Euch tun kann, lasst es mich wissen.", sagte er mit tonloser Stimme.
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Der Graf wendet sich Megan zu auf ihre seltsame Frage hin, seine grünen Augen glitzern insektenhaft, der Kopf is schräggelegt, eine Hand is gehoben, wie ein Askorbit, der Beute erblickt hat. Dann scheint er sich vage daran zu erinnern, wie sich ein menschlicher Körper bewegt und er senkt den Arm wieder, langsam, eine beinahe menschliche Bewegung. Er wendet sich Enkidi zu, als dieser die Entschuldigung und das Angebot ausspricht. "Beachtliche Fähigkeiten? Ich danke Euch für das Lob", erwidert er gelassen, aber mit dem Hauch von Spott. Als würde es Enkidi zustehen, seine Fähigkeiten zu loben oder zu tadeln. "Aber es sei ihr verziehen ... "
Das Angbot läßt ihn den Kopf schräg legen, diesmal zur anderen Seite. "Ras hier... ist sicherlich eher für offene Operationen geeignet... Wenn allerdings jemand von einem anderen Haus ..." überlegt er laut, der Blick lauernd.
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Enkidis Züge blieben reglos, ohne die geringste Reaktion auf die Spekulation, die der Graf in den Raum warf.
In dem angefangenen Satz schwang eine unvermutete Gelegenheit, eine Möglichkeit, die der Graf wahrscheinlich just in diesem Augenblick nach Kosten und Nutzen abwägte. Enkidi hatte ihm den kleinen Finger gereicht, nun machte er sich darauf gefaßt, dass Mandin den Arm bis zur Schulter abreißen würde.
Sein Blick hielt dem smaragdenen Tasten von Mandins Augen stand. Er wartete ab.
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Megan kaut verbissen auf ihrer Zunge, während es in ihr arbeitet. Der Unterkiefer schiebt sich trotzig vor. Nein, sie wird sich nicht entschuldigen. Das Gebaren des Grafen erscheint ihr fremdartig, unmenschlich - viel hat sie schon gesehen, aber ein Ascorbit war nicht dabei, daher fehlt ihr die Erklärung. Vielleicht identifizieren die Decados sich ein wenig zu intensiv mit ihrem Wappeninsekt?! Durch ihre Gedanken huscht das Bild eines kleinen adeligen Jungens, welcher von seinem streng dreinblickenden Hauslehrer dazu genötigt wird, igendwelche besonders mysteriös anmutenden Mantisposen nachzuahmen: Mantis in der Lauerstellung, Mantis mit ausgestreckten Fängen, Manits in tödlicher Umarmung mit seinem Opfer, Mantis beim genüßlichen Ausschlürfen desselbigen - schlürfen die überhaupt? Nein, die beißen doch, oder? Egal. Das heraufbeschworene Bild mutiert von witziger Karikaturhaftigkeit zum kleinen Horrorszenario der besonderen Art. Unvermittelt schaudert Megan. Sämtliche Härchen im Nacken nehmen zum wiederholten Male in diesen Stunden aufrechte Position ein. Die reinste Freakshow, in die sie da geraten ist! Und Enkidi? Der passt sogar auf bizarre und erschreckende Art hinein in das Szenario. Fehlt nur noch, dass seine Augen rot leuchten oder sowas.
Ras, der treue Klotz, scheint sein Eigenleben eingestellt zu haben - und ist emotionslos glücklich dabei. Der Graf ahmt eine Gottesanbeterin nach, sie selbst findet sich blöderweise in der Rolle des Opfers wieder und ihr Baron macht auf Hawkwood. Man sieht natürlich die Anstrengung, die hinter seinem Auftritt steckt - er, der "große Hawkwoodfreund". Wenn das Mandin entgeht hatte sie Recht mit ihrem vorlauten Spott bezüglich seiner diplomatischen Fähigkeiten.
Sie befürchtet, dass ihr diese Story keiner abkaufen wird, sollte es ihr unerwarteter Weise gelingen da irgendwie rauszukommen - ehe der Graf sie ausschlürft... oder beißt... wer weiß schon so genau, wie die Mantis frisst?
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Ob der Graf sich darüber ärgert, daß Enkidi ihm nicht weiter entgegenkommt, ist unmöglich abzulesen. Er blickt den Li Halan für eine ganze Weile an, aber als der andere Adlige das Angebot nicht erweitert, wie es sein Wunsch gewesen wäre, schüttelt er leicht den Kopf. "Es ist nicht bekannt, auf wen es der Attentäter abgesehen hat... offenbar eine Person von Rang. Das mögt Ihr sein... das mag ich sein. Oder jemand anderer." Er blickt zu Ras hinüber, streicht mit blassen Fingern über dessen Wange. "Ich bin sicher, daß man einen Attentäter am besten fängt, wen nan ihn in die Zange nimmt."
Der Kossacke schließt kurz die Augen unter der Berührung. Mandin hat Macht über das, was von seinen Gefühlen übriggeblieben ist.
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Enkidi nickte, ein zynisches Lächeln auf seinem inneren Gesicht. Wer sich den Decados in den Weg stellte, hatte ihre volle Aufmerksamkeit, und egal ob der Attentäter es auf Mandins Kopf oder den eines anderen abgesehen hatte, er würde die Station nicht lebend verlassen – so viel war nach einem Seitenblick auf Ras klar. Enkidi war nicht abgeneigt, sich an der Jagd zu beteiligen, wahrscheinlich wäre es sogar eine äußerst willkommene Ablenkung. Aber es gab noch andere Dinge zu erledigen... und im Augenblick hatte er beunruhigend wenig Kontrolle über sich selbst. Sich weiter in der Nähe der Decados aufzuhalten, barg unberechenbare Risiken. Dennoch war er durch sein Wort verpflichtet.
"Ich unterstütze Euch, soweit es mir möglich ist, Graf Mandin", bestätigte er mit einem erneuten Nicken. "Verfügt Ihr noch über weitergehende Informationen? Falls nicht, erlaubt mir, mich bis auf weiteres zurückzuziehen..." Ein flüchtiger Blick in Richtung Dr. Jubakin. "Wir haben eine lange, ermüdende Reise hinter uns."
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Es wird doch nicht etwa ein Ende dieses Dramas in Sicht sein?! Enkidi will nicht jagen, sich prügeln, kämpfen?
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Mandins Finger auf Ras' Wange verharren, mitten in der Bewegung, dann dreht er den Kopf. "Ich habe nur einen Hinweis aus meinem ... Gefolge erhalten. Ein bekannter ... nun, was heißt bekannt... Van Gelder, der sicherlich nicht hier ist, um mir seine Aufwartung zu machen - sonst hätte er sich bereits angemeldet. Und da er das versäumt hat, muß ich vermuten, daß er auf der Jagd ist. Man nennt sie nicht ganz zu Unrecht "Haus des Mordes", jedenfalls macht dieser ... dem Sobriquet alle Ehre."
In Mandins Augen funkelt es bei dem Wort "Ehre". "Leider tauchte er in der Menge unter, bevor er zweifelsfrei identifiziert werden konnte. Aber ich wünsche, ihn zu treffen, was seinem Wunsch konträr laufen dürfte. Und mittlerweile könnte er wohl jede Identität angenommen haben."
Er blickt zu Ras hinunter und lächelt, beinahe sanft. "Ich möchte ihn zu gern treffen."
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Van Gelder... was sonst. Er hatte seine eigene kleine Fehde mit einem Angehörigen dieses Hauses, aber das lag lange zurück. Keine unmittelbare Gefahr... oder doch? Unwahrscheinlich. Marcello hätte einen anderen Weg gewählt. Nichts desto trotz erhöhte die Qualität der Beute den Anreiz der Jagd. Eine Herausforderung, die seine Augen kurz aufblitzen ließ.
"Ein würdiger Gegner..." Enkidi legte den Kopf leicht schräg und musterte den Grafen. Die Andeutung eines Lächelns spielte um seine Mundwinkel. Jagd.
"... und einer, der uns nicht viel Zeit lassen wird. Aber wir werden sehen." Er blickte zu Ras. "Hauptmann, greift auf meine Hilfe zurück, wenn Ihr es für nötig empfindet."
Eine kurze Verbeugung in Richtung des Grafen.
"Nichts desto trotz wünsche ich Euch noch einen angenehmen Abend, sire. Wir werden... uns ja sicherlich bald wieder begegnen." Ein Nicken zum Hauptmann, eine auffordernde Geste in Richtung des in sich gekehrten Commanders. Dann verließ Enkidi die Gemächer Graf Mandins. Es war an der Zeit.
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Während sich diese Ereignisse in den Tiefen der Station abspielten, erschien auf den Radarschirmen in der Kommandozentrale plötzlich eine sich erstaunlich langsam nähernde Fregatte. Der wachhabende Funker setzte schnell seine Kaffeetasse ab und wollte eben in die Tasten greifen, um eine Anfrage an dieses unangemeldete Schiff zu richten, als ein Notruf von derselben auf seinem Schirm erschien:
<<Fregatte Felizitas unter Kapitän Baronin Elisabeth Aleide Johanna Mountbatten Hawkwood an Raumstation Bazaar, bitte kommen! Dies ist ein Notruf! Nach schwerem Gefecht mit einer Schwadron Vuldrok haben wir 13 schwer Verwundete an Bord, sowie drei schwere Treffer im Schiff. Erbitten umgehend Landeerlaubnis und ärztliche Hilfe! Ende.>>
Fragend drehte sich der Funker zum wachhabenden Offzier um.
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Graf Mandin erwidert die Höflichkeiten mit einem seltsam abgehackten Nicken. "Natürlich seid Ihr mir willkommen, wenn Ihr zurückkommt." Nicht falls, sondern wenn. Mantis-Semantik. Er tritt hinter Ras, während sich die Gäste verabschieden, blickt ihnen dann nach.
"Und jetzt, Ras, erzählst du mir die ganze Geschichte..."
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Commander Nathan Wolf blickte von den Transparflex-Dokumenten auf, durch deren trockene Fakten er sich die letzten zwei Stunden gequält hatte. Seine rechte Augenbraue rutschte ein gutes Stück nach oben, als der Funkspruch in den Lautsprechern der Brücke knackte. Er legte die Berichte zur Seite, stand auf und zog seine Uniform glatt, der Blick der grauen Augen konzentriert auf die Radaranzeigen gerichtet. Ein Standard-Scan klassifizierte das Schiff bereits und die rot blinkenden Flecken in der Hüllenanzeige ließen nichts gutes ahnen.
"Die Fregatte erhält Andockpriorität, Lieutenant. Alarmieren Sie das MedTeam und schicken Sie ein paar Jungs von der Sicherheit runter an den Hangar. Hoffen wir mal, dass die Hawkwood nichts im Schlepptau haben." Commander Wolfs Blick fiel auf den Tiefenraumscanner, doch die Anzeigen blieben ruhig. Er nickte Lieutenant Ferris zu, deren Finger bereits über die Armaturen huschten.
<<<Fregatte Felizitas, hier Raumstation Bazaar, haben verstanden. Sie haben Andockpriorität an Port 11. Leitstrahl aktiviert. Näherungsvektoren werden übermittelt. Das MedTeam ist unterwegs. Willkommen auf Bazaar.>>>
(Gepostet von Enkidi Li Halan)
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Irgendwo in den Innereien von Bazaar. Baron Enkidi Li Halan und Commander Megan Lindsey haben die Quartiere des Mantis-Diplomaten Graf Mandin verlassen. Weit hallen ihre eiligen Schritte in den langen, schmalen Gängen des metallenen Labyrinths. Vorbei an der Kossackengarde, die ihr Passieren reglos quittiert, hinaus aus dem beklemmenden Trakt, welchen der Graf für sich beansprucht. In einem Bogen umgehen sie die Markthallen und nur von Ferne dringen die Geräusche geschäftigen Treibens an ihre Ohren. Keiner von beiden hat das Bedürfnis sich innerhalb der nächsten Stunden erneut in das rege Getümmel zu stürzen. Zu tief sitzt noch immer der Schrecken des gerade Erlebten. Der Dialog findet im Stillen statt. Ein Blick, eine Geste, eine mit einem Nicken angedeutete Richtung. Nach einem viertelstündigen Fußmarsch durch die verschiedenen Ebenen Bazaars erreichen sie die Quartiere des Barons.
Mit einem leisen Zischen schließt sich die Schleusentür hinter dem hochgewachsenen Adeligen und seiner Pilotin. Die dahinterliegende, in bläuliches Licht getauchte Räumlichkeit ist trotz ihrer Exklusivität verhältnismäßig karg eingerichtet: Ein vollkommen leerer Schreibtisch mit gläserner Platte und dazugehörigem, tiefem Sessel, eine Sitzgruppe aus dunkelblauem Leder um einen matten metallenen Quader, darauf drei Kristallkaraffen. Die große blaue Schale in welcher sich eine gewaltige Früchtepyramide auftürmt scheint der einzige Farbfleck zu sein. An die kurze Seite der Kabine schmiegt sich eine schmale, hohe Konsole, bedeckt von einer Vielzahl an Knöpfen, zur Steuerung der Raumtechnik. Der weiße, dicke Teppichboden, welcher jedes Geräusch zu schlucken scheint verstärkt die ohnehin kühle Anmutung seiner Umgebung.
Mit einem tiefen Seufzer lässt sich die Sternfahrerin in den nächststehenden Sessel fallen, wo sie eine eher unelegante und für das edle Ambiente fehlplaziert wirkende Haltung einnimmt. Wortlos fingert die linke Hand nach einer violetten, bananenförmigen Frucht aus der Schale, während die andere an einem Knopf der Schalttafel dreht. Die gerade noch silbrige, leicht gewölbte Längswand des Raumes reagiert augenblicklich mit zunehmender Opazität und gibt den Blick auf einen atemberaubenden Sternenhimmel frei.
Wie auf Befehl öffnet sich eine der vier abführenden Türen. In die schlichte Uniform eines Hausdieners gekleidet betritt ein Mann mittleren Alters den Raum. Das bereits schütter werdende, kurze, schwarze Haar hat er zu einem sauberen Seitenscheitel gezogen. Sowohl seine schmale, unsportliche Gestalt, als auch das hagere Gesicht mit den tiefliegenden Augen strahlen absolute Beherrschtheit aus, welche keinerlei Interpretation seiner momentanen Gefühlslage zulassen. Sein Blick streift nur kurz die Pilotin, welche ihn ihrerseits vollständig zu ignorieren scheint, um sich dann auf den Baron zu heften. Es folgt die kurze Andeutung einer Verbeugung in Erwartung von Anweisungen. "Mylord?"
"Tee, Darius. Und lass uns dann allein." Der Diener nickt wortlos, aber in seinem Blick liegt eine Frage. Der Baron sieht mitgenommen aus, noch mehr als in den Tagen zuvor. Ebenso der Commander. Aber er kennt seinen Platz und schweigt, kommt wie immer still und zuverlässig seinen Pflichten nach.
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<Megan> "Was für eine Glanzleistung!"
Enkidi schweigt, schenkt sich eine klare Flüssigkeit aus der Karaffe auf dem Tisch ein und leert das Glas in einem Zug.
<Megan> "Wenn wir so weiter machen können wir unser Unternehmen kicken.."
<Megan> "Jetzt müssen wir womöglich mit diesem Kossacken-Fritzen einen ominösen Attentäter jagen."
Enkidi 's Hand liegt fest um sein Glas, die Knöchel treten hell hervor, während er aus dem Fenster in die Dunkelheit des Alls starrt, abwesend.
<Megan> "Hallo? Hörst Du mir überhaupt zu?"
Megans Stirn legt sich in Falten, während ihre Stimme eine Idee lauter wird.
<Enkidi> "Ja, ich höre dir zu, Megan..." Seine Stimme ist tonlos, ausgelaugt. Er dreht sich zu ihr um, löst den Umhang um seine Schultern und wirft ihn achtlos über den Sessel.
<Megan> "Vielleicht hätte besser Avallan mitgehen sollen..."
* Enkidi 's Kiefermuskeln spannen sich an. "Avalan hat anderes zu erledigen."
<Megan> Nachdenklich beißt sie ein Stück von der Frucht ab. Ihr Lippen und Finger färben sich leicht violett.
<Megan> "Wie gehts Dir?"
<Enkidi> Enkidis Gesicht bleibt starr, aber er ist blass, sehr blass. Mit mechanischen Bewegungen öffnet er die Riemen seiner Rüstung und schält Teil um Teil von seinem Körper.
<Enkidi> "Es wird schlimmer."
<Enkidi> Sein Gesicht verzerrt sich kurz, als er den Rückenpanzer ablegt.
<Megan> "Ach Scheiße,..." eine leicht aggressive Note hat sich in ihren Ton geschlichen.
<Megan> Unvermittelt richtet sich ihr Blick auf seinen Rücken.
<Enkidi> "Ich stehe in Mandins Schuld, weil du ihn beleidigt hast."
<Enkidi> Enkidi stützt sich für einen Augenblick auf die schwere Steinplatte des Tisches, schließt die Augen, atmet durch.
<Megan> Megan stockt in ihrem Kauen. "Du kannst mich mal. Wegen Dir sind wir doch erst in die ganze Sache reingeraten!"
<Enkidi> Der Stoff der schwarzen Synthsilk glänzt, als wäre er feucht.
<Megan> "Blutest Du?"
<Enkidi> Enkidi öffnet die Augen, dreht sich langsam zu Megan, richtet sich auf.
<Enkidi> "Ich kann nicht klar denken... dieser Decados... ich weiss nicht..." Er versummt, zieht sein Hemd über den Kopf, lässt es zu Boden fallen.
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Wortlos tritt Enkidi ins Nebenzimmer, das Bad. Er bewegt sich langsam, kraftlos... erschöpft.
<Megan> Mit einer trägen Bewegung erhebt sich Megan aus ihrem Sessel, legt die Frucht achtlos auf den Tisch und folgt ihm, während sie sich die violetten Finger an der Hose abwischt.
<Megan> "Jetzt lass doch mal sehen. Du blutst doch, oder?"
<Enkidi> Enkidi hebt abwehrend die Hand. "Nicht...lass mich."
<Megan> "Verdammt, Enkidi. Ich würde gerne wissen, woran ich bin." Genervt stemmt sie ihr Arme in die Seiten.
<Enkidi> "Das weißt du doch", zischt er zornig.
<Enkidi> Ein Flackern in seinen Augen. Es tut ihm leid, aber kein weiteres Wort.
<Megan> Sie schluckt.
<Megan> "Okay, könntst Du mir dann wenigstens verraten, was ich in solchen Situationen wie vorhin tun soll?"
<Enkidi> Enkidi legt den Rest seiner Kleidung ab, tritt unter die Dusche und schließt die milchige Glastür. Das Wasser fällt kalt auf seine fiebrige Haut. Perlt rot von seinem Körper und rinnt in kleinen Wirbeln in den Abluss.
<Megan> "...oder wie wir jetzt weiter vorgehen?..."
<Enkidi> Es vergehen einige Augenblicke. Enkidi rührt sich nicht. Das Prasseln des Wassers ist das einzige Geräusch im Raum.
<Megan> Megan steht unschlüssig neben der Dusche. Schließlich dreht sie sich zum Waschbecken und spült die violette Klebrigkeit herunter. "Soll ich Dir was frisches zum Anziehen holen? Wär schön, wenn Du mir wenigstens darauf antwortest. Aber ich kann den Herrn Baron natürlich auch allein lassen.."
<Enkidi> Das Gurgeln des Wassers verstummt. Enkidi öffnet die Duschkabine ein Stück, greift nach einem Handtuch, das er sich um die Hüften schlingt.
<Enkidi> "Ja, bitte.", antwortet er murmelnd. "Kleider, meinte ich", fügt er dann rasch hinzu. Er will nicht allein sein... obwohl es besser wäre.
<Megan> Megan quittiert es mit einem Nicken. "Ich denke, wir wählen ein schwarzes Outfit.. Bis gleich."
<Megan> Wenige Minuten später kommt sie mit einem Arm voller Kleider zurück. "Hier, hoffe, die Zusammenstellung passt einigermaßen. Bin da ja bekanntlich nicht so fit."
Enkidi trocknete sich mechanisch ab. Sein Blick fiel auf den großen Spiegel, der den Hauptteil der einen Wand einnahm. Er erschrak.
<Megan> Megan, gerade im Hinausgehen begriffen hält inne, dreht sich wieder um. "Was ist?"
<Enkidi> Als Megan eintratt drehte er sich hastig zu ihr, und nahm die Kleider entgegen. Das Amulett, das er um den Hals trug, schwang vor, blitzte kurz im Licht auf und kam wieder auf Enkidis Brust zu ruhen.
<Enkidi> "Nichts."
<Megan> "Wie nichts? Erzähl mir nicht, es sei nichts. Himmel! Hör zu, ich werde mich jetzt da draußen hinsetzen und Dich in Ruhe lassen. Aber wir sollten uns dann trotzdem mal unterhalten. Und glaub ja nicht, Du könntst mir etwas vorspielen." Megan unterdrückt mühsam den in ihr aufsteigenden Zorn. Sie atmet einmal tief durch und tritt dann hinaus.
<Enkidi> Enkidi blickt ihr wortlos nach, streift die dunkle Seidenrobe über und bindet das lange Haar streng in den Nacken. Sein Blick ruht auf seinem Spiegelbild. Es erscheint fremd, als würde es nicht zu ihm gehören. Er wischt den Gedanken fort und tritt hinaus in den großen Raum.
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Megan hat es sich wieder in einem der Sessel bequem gemacht und studiert interessiert die Konsole. Dreht hier, drückt da. Inzwischen steht eine dampfende Kanne Tee neben der Obstschale, dazu zwei kleine henkellose Tässchen. Der Diener selber hat den Raum wieder verlassen.
Enkidi lässt sich schwer auf die Sitzgruppe sinken, schließt die Augen und massiert sich die Schläfen.
<Enkidi> "Gut, lass uns reden", seufzt er.
<Megan> Sie wendet sich ihm zu. Ihr Blick ist wieder weicher geworden. Technik macht sie froh. Mit einer aufmunternden Geste reicht sie ihm eines der beiden Tässchen.
<Megan> "Okay, erste Frage: Meinst Du, wir können unsere Aufgabe hier zu Ende bringen oder wäre es klüger abzubrechen und Avalan in einigen Wochen nochmal zu schicken?"
Enkidi schüttelt energisch den Kopf. "Das ist unsere Aufgabe, Megan. Vater Septimus gab mir das Artefakt. Es ist ein Teil des Puzzles." Ein Teil der Wahrheit, die ihr sucht. Das Gesicht des Eskatoniers war undeutbar gewesen, als sie ihn auf Ravenna getroffen hatten. Aber er hatte angedeutet, dass es den Planeten schnell verlassen musste. Enkidi konnte sich mittlerweile vorstellen, warum. Aber sie brauchten Gewissheit.
<Enkidi> "Ich werde mit Bruder Erland sprechen, vielleicht heute noch. Ich..." Er zögert. "...wollte ohnehin noch die Kapelle aufsuchen."
<Megan> Megan nickt verstehend. "Ich werde mitkommen..."
<Megan> "Enkidi.. was soll ich machen? Was soll ich in so einer Situation tun? Ich habe Angst.."
Enkidi schüttelt den Kopf. "Nein, das ist nicht nötig, Megan. Du wirst dich nur langweilen, in der Kapelle..." Er blickt sie an und versucht, aufmunternd zu lächeln.
<Enkidi> Dann wird seine Miene wieder ernst. "Es tut mir leid." Er senkt den Blick. "Das letzte was ich will, ist, dass du Angst hast. Aber.." Er atmet tief ein. "Ich kann nichts dagegen tun." Seine Stimme ist fast nur noch ein Flüstern.
Er nimmt ihre Hand, beugt sich vor, streicht behutsam über ihr schwarzes Haar.
<Megan> Einen Moment ist sie versucht, es dabei auf sich beruhen zu lassen, dann strafft sie sich. Ihr Kopf entzieht sich seiner Hand. Statt dessen umfasst sie sie mit ihrer.
<Megan> "Mit anderen Worten, abwarten und Tee trinken? Aber wir haben hier einen Haufen Decados rumspuken.. Okay, ich weiß, es gibt nix zu tun. Sollte ich nicht besser das Amulett übernehmen? Ich seh doch, wie schlecht es für Dich ist.."
<Megan> "Ach ja, und natürlich komme ich mit in die Kapelle. Denkst Du ich werde Dich hier auch nur eine Sekunde aus den Augen lassen?"
<Enkidi> Enkidi seufzte. Sternfahrer-Starrsinn. Er lächelte und versank für einen Augenblick im Kastanienbraun ihrer Augen. "Die Decados." seine Stimme wurde sachlich. "Ich werde versuchen, sie zu meiden, aber ich fürchte das wird... schwierig. Außerdem, wer weiß, hinter wem dieser Attentäter her ist. Wir müssen uns um beide Angelegenheiten kümmern."
<Enkidi> "Und das Artefakt..." Seine Hand zuckte für einen Moment. Er spürte das kühle Metall auf seiner Haut. Es hatte ihm Schmerzen zugefügt, meine er sich dumpf zu erinnern. Oder war das nur Einbildung gewesen? Er war sich nicht mehr so sicher, wie zuverlässig seine Sinne funktionierten. Sein Körper entglitt ihm.
<Enkidi> "Ich behalte es bei mir, solange wie nötig. Ich respektiere den Wunsch von Vater Septimus."
<Megan> Diesmal ist es an Megan zu seufzen. "Wie Du meinst. Vielleicht sollte ich mir noch ein paar zusätzliche Waffen zulegen - nur so für den Fall.."
<Megan> Unerwartet dynamisch springt sie plötzlich auf und schnappt sich die nächste violette Banane. "Die sind gut," erklärt sie mit vollem Mund. "Aber die Farbe ist scheußlich. Okay, großer Ritter, wie gehts jetzt weiter? Wollen wir gleich zum Eskatonier oder musst Du Dich erst noch ausruhen?"
<Megan> Sie wandert um die Sitzgruppe zu ihm herum und schlingt ihren Arm um seinen Hals. "Was hat es eigentlich mit diesem Mandin auf sich. Will der ne Gottesanbeterin imitieren oder was? Und dieser Kossacke ist ja wohl auch mehr als daneben. Der Attentäter kann einem ja fast leid tun.."
Enkidi legt seinen Kopf in den Nacken und küsst sie. Ihre Lippen schmecken süß und fruchtig und für einen Moment will er mehr- aber jeder Muskel seines Körpers scheint Tonnen zu wiegen. Der Schlafmangel der letzten Tage fordert mehr und mehr seinen Tribut, und nicht nur das. Seine Kräfte werden von innen heraus verzehrt, von einem fiebrigen Feuer, das gierig alles verschlingt, was er ihm entgegensetzt. Ja, er sehnt sich nach Ruhe. Schlaf. Frieden. Seine Seele ist aus den Fugen geraten.
<Enkidi> "Nein", sagt er matt. "Lass uns gleich die Kapelle aufsuchen. Oder Bruder Erland. Ja, das hat Vorrang." Er riss sich zusammen und stand auf, der weichen Verlockung des Sofas widerstehend.
<Enkidi> "Und wegen Graf Mandin und seinem Kossacken... nun ja, Mantis-Pack eben." Er lächelte schief. "Kennst du ja."
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<<Fregatte Felizitas an Raumstation Bazaar. Habe verstanden, vielen Dank! - Pause -
Wir dürften eigentlich keine Barbaren mehr hinter uns haben, die letzten drei Schiffe sind leider entkommen. Aber bitte halten sie Ausschau hinter uns, ich weiss nicht welche meiner Systeme noch zuverlässig sind. Ende.>>
<<Raumstation Bazaar an Fregatte Felzitas. Sieht alles leer aus hinter ihnen, aber wir scannen weiter.>>
Langsam verstrichen die Minuten, während sich die Fregatte näherte. Die rot blinkenden Flecken in der Aussenhülle entpuppten sich als drei sehr grosse Einschuesse, ein Antriebsschaden und viele kleinere Stellen an denen Teile der Aussenhülle einfach weggefetzt worden waren.
Der Tiefenraumscanner bleibt weiterhin leer, also keine Barbaren. Zumindest erst einmal nicht, aus langen Jahren der Erfahrung wusste Commander Nathan Wolf, dass Barbaren immer wieder für eine überraschung gut waren. Ausserdem hatte die Felizitas mittlerweile das Kampfprotokoll geschickt, das Drama hatte sich beängstigend nahe abgespielt.
Als die Felizitas in die Landebucht glitt, entrang sich Baronin Elisabeth Mountbatten Hawkwoods Lippen ein Aufatmen. In letzter Sekunde..., eine derartig dramtische Ankunft hatte sie auf Bazaar eigentlich nicht geplant, aber vielleicht war auch gerade das gut, es würde die Leute davon abhalten zu denken, sie könnte mit Absicht hier sein. Aber 13 schwer Verwundete waren ein sehr hoher Preis, soviel hatte sie nicht für eine Tarnung zahlen wollen. Es waren einige ihrer besten Männer dabei. Und bei Lieutenant Rahmhorst sah es wirklich schlimm aus. Sie seuftzte und liess dann alles für die Ärzte bereit machen, bei den meisten Männern schied ein Transport erst einmal aus.
Einen Moment lang spielte sie mit dem verlockenden Gedanken an Bord zu bleiben, und sich nicht in Gesellschaft begeben zu müssen, doch dann dachte sie an ihr Ziel und machte sich bereit.
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Nachdem sich nicht viel anderes ereignete, gab dies Bruder Erland Gelegenheit, neben seinem Lauschen auf eventuelle Verfolger, weiter nachzugruebeln, was er eigentlich Seltsames gesehen hatte.
Im Geiste die Implikationen der Ausfuehrungen St. Ylvas auf Blatt 238 ihres Manuskripts "Der Seele Spiegeleyen - Ambivalenzen" kontemplierend, rutschte er leicht nach links, denn er hörte, wie sich die Rumpfratte 23 Zentimeter nach oben bewegte.
Widerlich, dieses Geräusch, mit dem der harte Rattenschwanz ueber jahrzehntealte Schichten Drecks in diesem Versorgungschacht schabte.
Eine halbe Ewigkeit später marschierte der LiHalan Baron bleichen Gesichts mit eiligen Schritten nahe an der Nische vorbei, dicht (zu dicht?) begleitet von der Sternenfahrerin. Bruder Erland zog einen Taschenspiegel hervor. Aha, die Luft rechts war rein. Höchste Zeit. Unauffällig folgte er in gebuehrendem Abstand dem LiHalan, der offensichtlich schnurstracks ein Adligenquartier ansteuerte.
Richtung 43B. Ja, dem Gespräch mit dem Maat nach, könnte das passen. Nun, alles der Reihe nach, Bruder Erland. Wie schon Hombor bemerkte, Hast ist beizeiten von Nutzen, schadet aber der Eleganz einer möglichen Lösung.
Er wandte sich um, und strebte ueber Umwege dem Sektor D zu, er hatte etwas nachzuschauen.
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Als sie das Quartier verließen, hatte sich das kühle Blau der Tagesbeleuchtung in ein weicheres Orange gewandelt, dass den Beginn des Nachtzyklusses ankündigte. Die Gänge des Wohnsektors waren nur spärlich bevölkert, ganz anders als die Handelsarkaden, sie selbst zu fortgeschrittener Stunde noch von Leben wimmelten. In diesen Minuten würden dort die Fusionslichtreklamen aufflackern, die Bars und Casinos in den unteren Bereichen der Station ihre Tore öffnen – das Gesicht der Station passte sich den veränderten Lichtverhältnissen an. Es war eine Eigenheit Bazaars, die Begebenheiten einer natürlichen, planetaren Umgebung zu simulieren. Die Erbauer der Station hatten einst geglaubt, dies würde den Menschen das Leben in den Weiten des Alls erträglicher machen, doch letztendlich war das Gewohnte nur eine Illusion geschickt verborgener Technik.
Enkidi und Megan mieden die pulsierenden Gänge des zentralen Sektors, obwohl dies einen Umweg bedeutete. Enkidi stand nicht der Sinn nach Menschenmassen.
Sie erreichten die Aussichtsplattform, die sich ringförmig um die Hauptkuppel schlang – ein beliebter Ort um spazieren zu gehen oder durch die ovalen Panoramafenster die grandiose Aussicht auf den Planeten zu genießen, der majestätisch unter ihnen lag. Man konnte von dort aus auch die Andockrampen beobachten, wo Schiffe geschäftig wie in einem überdimensionalen Bienestock an- und ablegten.
Gerade schob sich der Schatten einer Fregatte in eine Landebucht und wurde sicher von einem halben Dutzend Ceramstahlgreifern verankert. Der Baron bemerkte Beschädigungen am Schiffsrumpf, schenkte dem jedoch keine weitere Beachtung. Ein Shuttlelift beförderte sie von der Hauptkuppel hinüber zu Sektor D, in dem der klerikale Bereich Bazaars untergebracht war. Als sich die Türen des Lifts öffneten, strömte ein leichter Duft von Weihrauch herein und am gegenüberliegenden Ende der Halle, in die sie hinaustraten, hieß sie ein großes goldenes Banner mit dem Zeichen der Orthodoxie willkommen. Mehrere röhrenförmige Gänge zweigten von der Halle ab, und ein dezentes Leuchtzeichensystem wies aus, was wo zu finden war. Enkidi zögerte kurz. Wo sollten sie Bruder Erland suchen? Sein Blick fiel auf einen orangenen Leuchtzug. "Kapelle", darunter "Lesestube".
"Perfekt", murmelte er grinsend. Wenigstens die selbe Richtung. Er folgte dem rechten Gang in die Tiefen des klerikalen Sektors und wunderte sich schon nach kurzer Zeit, dass er weitläufiger war, als er es für eine Raumstation dieser Größe vermutet hätte. Schließlich erreichten sie ein graues Schott, auf dem in abblätternder Farbe das Symbol des Eskatonischen Ordens leuchtete. Er betätigte kurz den Türsummer und trat ein, als sich das Schott mit leisem Zischen öffnete.
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Zunächst einmal rief sie nach Sophia, wenigstens eine treue Seele, die nicht verletzt worden war: "Sophia, entgegen meiner sonstigen Gewohnheiten werde ich nicht an Bord der Felizitas bleiben, ich denke es würde die Reparaturarbeiten erleichtern, wenn die Engineers nicht auch noch auf eine Adlige Rücksicht nehmen müssen." Sie und Sophia grinsen sich schief an, dann fährt die Baronin fort: "Bitte sieh Dich nach einem geeigneten Quartier für mich um, möglichst nicht zu weit entfernt von den anderen Adligen." Sophia zieht erstaunt fragend eine Augenbraue hoch, doch unbeirrt spricht ihre Herrin weiter: "Ausserdem wäre es nett, wenn Du Dich nach dem Engineer erkundigen könntest, der die Reparatur leiten wird, ehe ich von Bord gehe, möchte ich gerne mit ihm sprechen und mir die Schäden noch einmal selbst ansehen. Dann möchte ich mit dem Arzt sprechen, doch das kann ich erledigen, während du unterwegs bist. Danach wäre es nett, wenn du hier packen und alles in das Quartier schaffen könntest. Besonders... du weisst schon, niemand soll es sehen oder etwas davon erfahren, also darf es nicht an Bord bleiben, wenn ich nicht hier bin. Meine Kleidung wechsle ich selbst, du kannst gehen." Mit diesen Worten wandte die Baronin sich ab und ging in Richtung der Dusche.
Sophia war nicht entgangen, wie müde sie heute klang und sie schien so resigniert. Aber eigentlich war das alles auch kein Wunder, nach diesem Kampf gegen sieben schwer bewaffnete Barbarenschiffe war das nun erst recht nicht erstaunlich. Trotzdem hatte sie das Gefühl, dass es noch mehr gab, dass ihre Herrin bedrückte. Und offenbar war es nicht für sie bestimmt, vielleicht noch nicht. Seit der Heirat der Baronin mit ihrem ehemaligen Herrn Baron Fedor Andreas Randolf Hawkwood vor 18 Jahren diente sie nun Baronin Elisabeth. Langsam hatte sie sich hochgearbeitet und seitdem Fedor gefallen war, und sie sich in der ersten Zeit danach als besonders umsichtig und rücksichtsvoll bewährt hatte, besass sie das besonderes Vertrauen der Baronin. Aber alles erfuhr sie dann doch nicht, oder zumindest nicht gleich. Nachdenklich eilte Sophia von Bord, um zunächst ein Quartier zu organisieren.
Als Baronin Elisabeth fertig war und sich bereit fühlte, der unbekannten und mit Sicherheit politisch gefährlichen Welt der Raumstation zu begegnen, sah sie sich noch ein letztes Mal, wehmütig seufzend in ihrer Kabine um, die so sehr ihre Heimat geworden war. Irgendwie hatte sie das dumme Gefühl, dass sie für längere Zeit nicht an Bord der Felizitas zurückkehren würde. Von ängstlichen Vorahnungen erfüllt strich sie liebevoll über die Wände ihres Schiffes. Wann werde ich Dich wiedersehen, meine Liebe? Ich hoffe bald, bei Dir weiss ich woran ich bin...
Sie machte sich auf den Weg zum Krankenzimmer, um mit dem Arzt zu sprechen und zu erfahren wie es ihrer Besatzung ging.
"Verzeihen Sie My Lady, aber für drei Leute sieht es leider sehr schlecht aus. Wir versuchen unser Bestes, aber sie haben bereits viel Blut verloren. Vor allem für ihren Lieutenant..., wir hoffen, dass er die Nacht noch überlebt. Es tut mir wirklich ausserordentlich leid...."
"Schon gut, ich weiss, dass sie ihr Bestes tun." Ungeduldig winkt Elisabeth ab. "Wenn einer meiner Männer sterben sollte, so möchte ich, dass sie mir umgehend Bericht erstatten, selbst wenn es mitten in der Nacht ist. Meine Leibdienerin wird ihnen, wenn sie zurückgekehrt ist, mein Quartier nennen. Ebenfalls möchte ich es natürlich wissen, wenn einer genesen sein sollte, doch dann können sie mich selbst aufsuchen. - Sind Lieutenant Rahmhorst, Schütze Karpanikow und Schütze Waters bei Bewusstsein?"
"Lieutenant Rahmhorst ja, glaube ich, die anderen beiden haben gerade eine Narkose bekommen, wir wollen eine Notoperation versuchen."
"Ich würde gerne noch einmal mit dem Lieutenant sprechen."
Sie folgt dem katzbuckelnden Arzt, während sie verzweifelt darüber nachdenkt, was sie Jemandem sagen soll, der seit neun Jahren treu an ihrer Seite gekämpft hat, der nun sein Leben für ihren Hass lassen muss? Und er..., er wird es vermutlich sogar begrüssen. Müssen Gefühle so grausam sein?
Rahmhorst sieht sogar noch schlimmer aus, als sie gedacht hatte, er hatte sie also doch über die Schwere der Verwundung getäuscht, mein Schöpfer, er hatte noch gekämpft bis zum Schluss. Sie sieht sein vom Schmerz verzerrtes Gesicht aufleuchten, als er sie erblickt und wartet ungeduldig, bis sich der Arzt entfernt hat.
"Baronin..., verzeiht mir, dass ich Euch nicht gebührend empfangen kann..." Ein Hustenschwall, der das Laken mit Blut sprenkelt, unterbricht seine ironisch gesprochenen Worte.
"Rahmhorst, ich bitte euch schweigt! Ihr habt mich getäuscht, es steht schlimmer um Euch, als Ihr mir weismachen wolltet, aber es ist in Ordnung, ich weiss, dass Ihr aus Angst um mein Leben so gehandelt habt. Und ich weiss auch, dass Ihr es nicht so tragisch findet, für mich zu sterben, wie ich es traurig finde, Euch verlieren zu müssen. Ihr sterbt für meinen Hass und meine Rache..., nein sprecht nicht, es ist so. Und mit am schlimmsten finde ich, dass ihr es sogar gerne tut, dass ihr all die Jahre gerne an meiner Seite gekämpft habt, und das macht mich nun erst recht traurig. Ich wünschte, ich hätte euch mehr bieten können als nur den Kampf an meiner Seite, aber es hat nie sollen sein, die grausamsten Gefühle ändern sich nie.
Ich wünsche Ihr würdet die Nacht überleben, ich werde morgen wiederkommen. "
"So oder so." Er lacht. Wie kann er lachen, wenn er hier so liegt? Ich ertrage das nicht ihn so zu sehen, ich hätte ihn wegschicken sollen gleich am Anfang, aber wirklich treue Untergebene sind so selten...
Sie legt ihm nur die Hand auf den Arm und verabschiedet sich dann. Den katzbuckelnden Arzt vermeidet sie beim Herausgehen, den kann sie jetzt nicht ertragen. Nur einen Moment allein sein! Auf der Brücke sinkt sie in ihren Sessel, starrt blicklos ins Leere und lässt die Kämpfe mit Rahmhorst noch einmal vor ihrem inneren Auge vorbeiziehen.
Schliesslich reisst Sophias Rückkehr sie aus den trüben Gedanken. "My Lady, Euer Quartier ist bereit, draussen wartet Chief Veijers, und ich packe nun Eure Sachen."
"Danke Sophia." Sie steht müde auf, nimmt dann Haltung an und verlässt die Felizitas.
Chief Veijers betrachtete sich die Felizitas. Eine schöne und erstaunlich gut gepflegte Fregatte, auch wenn sie jetzt wirklich sehr traurig aussieht. Er stöhnte, was auch immer diese Baronin nun noch mit ihm sprechen wollte, wieso müssen Adlige immer so kompliziert sein? Die meisten kümmeren sich ja zum Gück nicht so um ihr Schiff, sondern lassen alles die Piloten erledigen, mit den Piloten konnte man wenigstens reden; dann gab es die Adligen, die unbedingt alles kontrollieren mussten, das waren die Schlimmsten, hoffentlich war diese Baronin nicht so eine. Es gab natürlich noch den Schlag, der selbst halb zum Piloten geworden war, aber da musste man immer so aufpassen, dass man nicht aus Versehen den Titel vergass oder so etwas.
Jetzt geht endlich die Luftschleuse auf. Als Baronin Elisabeth Hawkwood herausschritt, vergass Chief Veijers einen Moment lang, dass es so etwas wie Raumschiffe überhaupt gab. Baronin Elisabeth Hawkwood war gross, schlank und athletisch. Eine Mähne dunkler Haare, von einem Silberreif zurückgehalten umrahmte ein feines schmales Gesicht, unter langen, dichten, schwarzen Wimpern sahen ihn ein paar leuchtende, eisblaue Augen an, das schwarzblaue, schulterfreie Kleid wurde in der Mitte von einem roten Gürtel gehalten, an der Seite hing ein Rapier in schwarzroter Scheide, das ganz eindeutig oft benutzt worden war, auf dem dunkelblauen Mantel prangte in Silber das Wappen der Hawkwoods. Sie schlug den Mantel ein wenig zur Seite und kam mit langen, federnden Schritten auf ihn zu: "Chief Veijers?" - "Ja, äh..." er räusperte sich verlegen und verbeugte sich linkisch. Jetzt wo sie so direkt vor ihm stand, sah er, dass das schwarze Haar bereits von ein paar silbernen Fäden durchzogen war, sehr viel älter als 30 konnte sie jedoch nicht sein. "Baronin Elisabeth Aleide Johanna Mountbatten Hawkwood, ich befehlige die Felizitas. Bitte folgen sie mir, am schlimmsten ist der Treffer in den Antrieb."
Es fiel Chief Veijers zunächst schwer, sich auf Schiffsschäden zu konzentrieren, doch lange Jahre der Routine bewirkten, dass er sich schliesslich zusammenreissen konnte, zumal die Baronin sich sehr genau auskannte.
Nach etwa einer Stunde war alles besprochen. Beruhigt, die Felizitas nun in guten Händen zu wissen, machte Baronin Elisabeth sich in Begleitung ihrer Leibdienerin Sophia auf den Weg zur Unterkunft.
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Das langsam nach oben gleitende Schott gab den Blick frei auf eine kleine Halle, mit sternförmigen abzweigenden Gängen. Die Säulen, die Decke stuetzten, waren mit arkanen Glyphen und frommen Sinnspruechen versehen, in der gewölbten Decke selbst drehte sich sehr langsam ein Sternensystem. In der Mitte stand ein Schreibtisch aus Gwynneth-Eiche, darauf eine altertuemliche Lampe mit gruenem Glaschirm und mehrere, bedenkliche schiefe Stapel aus Buechern, Pergamenten und Formularen, unter denen eine verschrammte Konsole fast verschwand.
Hastig setzte sich ein Novize, der eben noch auf dem Stuhl luemmelnd in etwas gelesen hatte, das er nun sehr eilig unter dem Tisch verschwinden liess, sich auf, und stammelte ein "Dem Allschöpfer zum Grusse, werter Herr, womit kann ich Euch helfen?
Darf ich Euch eine Erfrischung holen?" In seinem Uebereifer riss er mit dem Ellbogen einen Stapel um, der mit lauten Rascheln auf den geriffelten Stahlboden fiel.
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Die Aussichtsplattform ist Megans Lieblingsplatz auf Bazaar - an zweiter Stelle stehen die Hangars, an dritter die Markthallen,... Die Kapelle dürfte in etwa an vorletzter Stelle rangieren, die letzte nehmen eindeutig die Quartiere von Graf Mandin Decados ein. Es scheint ihr Schicksal zu sein, sich prinzipiell auf direktem Wege von einem verhassten Ort zum nächsten zu begeben.
Als sie mit Enkidi das Panoramafenster passiert fällt ihr Blick sofort auf die anlegende Fregatte. Was für ein schönes Schiff! Die schweren Schäden versetzen ihr beinahe einen Stich. Auweia, die müssen ziemlich in die Mangel genommen worden sein. Megan verharrt eine Sekunde, gebannt von dem Anlegemanöver, doch Enkidi, dieser ignorante Li Halan, setzt seinen Kurs natürlich unbeirrt und raschen Schrittes fort. Megan seufzt ergeben und steckt resigniert die Hände tief in die ausgebeulten Taschen. Ein geistiger Vermerk, sobald als möglich dieses Schiff näher in Augenschein zu nehmen, dann hastet sie hinter dem sich entfernenden Baron her. "Hast Du die Fregatte gesehen? Toll, was?" Megan wird nie lernen, dass er ihre Begeisterung schlicht und ergreifend nicht teilt. Natürlich erhält sie nur ein abwesendes "Hmmm.." zur Antwort. Manchmal fragt sie sich, wie das zwischen ihnen überhaupt funktionieren kann, wenn sie in derart elementaren Dingen bereits so unterschiedlich sind.
Als sie den orthodoxen Sektor erreichen und sich der schwere Kirchenduft penetrant in ihre Nase setzt, lösen sich die gedanklichen Erörterungen über Sinn und Sinnlosigkeit ihrer Beziehung zu dem Baron in sphärisches Einerlei auf. Megan mag diese düstere, mit Heiligkeit gefüllte Tönung der Luft nicht. Es erinnert sie an harte Steinfußböden, sinnlose Litaneien und Schläge, keinesfalls jedoch an Liebe oder Geborgenheit. Hoffentlich finden sie bald diesen Bruder Erland, sonst kippt sie möglicherweise noch um..außerdem scheint irgendwas mit dieser Frucht nicht in Ordnung gewesen zu sein. Flaues Gefühl in der Magengegend...
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Enkidis Blick blieb kurz auf dem Modell des Sternsystems hängen. Eine hervorragende Arbeit; die maßstabsgetreuen Planeten und Monde waren aus verschiedenfarbigem Stein gearbeitet und hingen auf fast unsichtbaren Flexiglas-Bahnen. Die Mechanik, die Umlaufbahnen und Rotation steuerte, war geschickt in einer mit Heiligenfiguren verzierten Aufhängung verborgen, die sich so natürlich wie der restliche Bronzestuck in die Wölbung der Decke schmiegte. Ein leises Klicken und Rattern, ähnlich dem eines altertümlichen Uhrwerks, raunte aus dem Inneren der Apperatur. Das Zentrum des Modells wurde schließlich von einer polierten Sonnenkugel gebildet, deren Oberfläche in sich ändernden Mustern von Fusionsstrahlern angeleuchtet wurde. Die Lichtreflexe wurden von der Sonne auf die Planeten, die Decke und Teile des Inventars geworfen, und tauchten den Raum in ein behäbig tanzendes Farbspiel.
Der Raum war leer, bis auf den jungen Novizen, den ihr Eintreten offensichtlich überrascht hatte. Ohne Zweifel wurde die Lesestube nicht oft von Fremden besucht.
"Guten Abend... Wir sind auf der Suche nach Bruder Erland, einem Mitglied Eures Ordens. Könnt Ihr mir sagen, wo er sich aufhält?"
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"Oh ja, werter Herr natuerlich, ich werde Euch gleich zu ihm fuehren, er ist im Lesesaal. Bitte folgt mir doch"
Der Novize warf einen neugierigen Blick auf Megan, sprang auf, wirbelte auf dem Absatz herum und eilte in den linken Gang. Nach wenigen Metern durch den Gang, dessen Wände mit Sternenkarten behängt waren, gelangte die Gruppe in eine weitere kleine Halle, deren Stahlwände und Rohrleitungen völlig mit Regalen zugestellt waren. Ausparungen gab es nur fuer einige Alkoven mit Schreibpult und hochlehnigen Stuhl, einen Alkoven mit einer Denkmaschine, und fuer die Lueftungsöffnungen, die jedoch bereits von Buechern belagert und sich im Stadium des allmählich-zugestellt-werden befanden. Gelblich herabgedämpftes Fluxlicht fiel aus Glasschirmen an der Decke.
Bruder Erland sass auf einem Hohstuhl und studierte in einer Pergamentrolle ein Diagramm, welches eine menschliche Gestalt umgeben von Symbolen und Farben zeigte. Voller Konzentrationauf den Inhalt und mit einem Griffel Notizen auf eine Schiefertafel machend, kratzte er sich abwesend an seiner farblosen Tonsur, und einige Schuppen rieselten langsam auf seine Schultern.
"Stört bitte meine Kreise nicht, Novize Nicosius." Bruder Erland blickte auf. "Oh, verzeiht, werter Baron, ich war mit Eurer geschätzten Anwesenheit nicht sofort bewusst. - Nicosius, Danke, dass ihr dem Baron und seiner Begleiterin den Weg gezeigt habt."
Bruder Erland rollte wie beiläufig das Pergament zusammen, während er mit grossen wässrigen Pupillen hinter seiner dicken Brille Baron Enkidi und Megan fixierte.
Mit einem weiteren Blick auf Megan verschwand Nicosius leise wieder zurueck in die Eingangshalle.
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Enkidi verbeugte sich respektvoll, aber er war zu ausgelaugt, um zu lächeln.
"Bruder Erland", begann er schleppend. "Wir wollten mit Euch sprechen. Bereits vorhin, aber... nun, ihr wißt ja, es kam etwas dazwischen..." Eine kleine Ohnmacht, ein kurzer Ausflug in die Fänge der Decaods, nichts weiter aufregendes. Der Baron atmete tief ein, seine Gestalt straffte sich. Er sammelte seine letzten Kräfte für das Gespräch. Sie mussten vorsichtig sein; niemand wußte, ob Erland der richtige war.
"Wir sind im Namen von Vater Septimus vom Sirivan-Kloster auf Aylon hier. Wir trafen ihn zufällig auf Ravenna und er bat uns hier... etwas für ihn zu erledigen. Er sagte, auf der Station gäbe es einen Experten für alte Sprachen und... Glyphen."
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Obwohl es mittlerweile schon relativ spät war, war doch noch relativ viel los in der Station, Tag- und Nacht waren hier seltsam aufgehoben im Dunkel der Sterne, obwohl der Planet nahe war. Aber zwischen den Sternen galten andere regeln. So liess es sich natuerlich nicht vermeiden, dass die Baronin in ihrem dunkelblauen Hawkwood-Mantel, der dunklen Haarmähne und ihrer auffälligen Schönheit fuer Aufsehen sorgte, obwohl weder sie noch ihre Dienerin, eine eher unauffällige ältere Dame, sich durch ein lautes Gespräch oder ähnliches bemerkbar machten.
Baronin Elisabeth versuchte sich zu erinnern wann sie das letzte Mal hier gewesen war. vor langer Zeit... . es hatte sich vieles verändert. Es war mehr los, aber es schien auch mehr Kontrolle als frueher zu geben, nun das hatte Vor- und auch Nachteile. doch immer noch war es mehr eine Gildenstation, beim Weg durch die Haupthalle, in der es noch immer die meisten Marktstände gab, begegnete ihnen Niemand aus einem der Häuser, es waren hauptsächlich Sternenfahrer unterwegs.
Die Aussichtsgalerie war noch immer so schön wie frueher. Baronin liess ihren Blick ueber die vielen angedockten Schiffe gleiten. es waren ein paar wirklich nette darunter, auch wenn in ihren Augen natuerlöich nie eines an die Felizitas heranreichen wuerde. die nahm sich im Moment jedoch recht traurig aus, auch wenn natuerlich immer noch erkennbar war, dass es sich um eine gut erhaltene Fregatte handelte.
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Bruder Erland deutete ebenfalls eine Verbeugung an.
Ravenna, auf dem Raumhafen habe ich allerdings nichts von den beiden gehört. Interessant!
"Nun ein wenig kenne ich mich auch mit alten Sprachen und Glyphen aus, evtl. auch mit solchen, die man besser meiden sollte, Baron Enkidi. Ich bin aber weit davon entfernt mich selbst als Experten bezeichen zu wollen."
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Ein kurzes Stirnrunzeln. Enkidi war sich nicht ganz darüber im Klaren, wie er vorgehen sollte. Sie brauchten die Information, aber Dinge wie diese konnte man nicht jedem anvertrauen– auch unter den Eskatoniern gab es Priester mit guten Kontakten zu den Avesti. Er sah zu Megan, deren Blick über die ledergebunden Bücher in den Regalen schweifte. Ein leiser Kopfschmerz begann sich in seinen Schläfen einzunisten, und für einen Augenblick fuhr er sich geistesabwesend über die Augen.
Bruder Erland saß erwartungsvoll in dem hohen Lehnstuhl, der Blick hinter den dicken Brillengläsern undeutbar. Hatten sie denn eine Wahl, als mit offenen Karten zu spielen?
"Wir benötigen eine Übersetzung, oder zumindest eine Deutung für eine Handvoll Schriftzeichen. Sie ähneln ansatzweise den Symbolen der Ukar und sind doch... anders. Vielleicht ein altertümlicher Dialekt. Wenn ihr euch damit auskennt– hervorragend, wenn nicht– vielleicht ein anderes Mitglied Eures Ordens?"
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Bruder Erland rang hart mit sich selbst. Der Baron schien sehr zureuckhaltend mit dem zu sein, worum es wirklich ging. Was stimmte hier nicht. Seine Neugier wuchs und wuchs. Auf der anderen Seite allerdings rang seine hell leuchtende innere Flamme und mahnte ihn, nicht zu weit zu gehen. Innere Reinheit geht vor Wissen, ansonsten fuehrt der Pfad ins Verderben, wie bereits so viele andere. Und auf das Niveau eines gewissen Ordens, der seine eigentlichen Urspruenge komplett verleugnete und nur noch unwissende Fanatiker ausbildete, wollte er sich nicht begeben. Allerdings steckte er sowieso so tief in politischen Dingen, dass er schon öfter Dinge getan hatte, die mindestens hart am Rand der Suende waren. Und dennoch - sein Gewissen siegte.
Gebannt schaute Bruder Erland Baron Enkidi an. Fuer einen Moment zögerte er, und es sah so aus, als wollte er etwas anderes sagen, atmete jedoch kaum hörbar ein und sprach: "Tatsächlich wuerden sie mich sehr interessieren, ich muss jedoch gestehen, dass ich die Symbole der Ukari praktisch leider kaum lesen kann." Mit leicht enttäuschtem Gesichstausdruck fuegte er hinzu: Im Zweifelsfall muessten wir dafuer Philosophus Remigius fragen."
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Enkidi nickte bedächtig. Er sah die Neugier in Erlands Augen aufblitzen, ganz Eskatonier. Doch etwas hielt ihn zurück.
"Wenn Ihr meint, dass dies die bessere Wahl ist, Bruder... So sei es. Wenn Ihr uns vieleicht zu Philosophus Remigius führen würdet? Ich weiss, es ist schon spät, aber die Sache ist dringend."
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"Mylady, verzeiht wenn ich Eure Betrachtungen störe, aber es ist spät, Ihr solltet euch nach diesem Tag in Euer Quartier begeben und etwas schlafen!" Mahnend drang die Stimme Sophies in ihre Gedanken. Sie hatte recht, es war ein langer Tag gewesen. Wann hatte sie eigentlich zum letzten Mal geschlafen? Mit den ihr eigenen langen, eleganten Schritten setzte sie den weg durch die Station fort auf dem Weg in die Gemächer, die fuer die nächste Zeit ihr Zuhause werden sollten.
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Bruder Erland nahm seine Brille ab, und putzte sie bedächtig. Das gelbliche Licht minderte seinen ungesunden teigigen Teint etwas. "Ich wuerde Euch zu gern zu ihm fuehren, Baron, besonders da es dringend ist. Aber Nicosius sagt, der Vater hat seine Gemächer heute selbst fuer Angehörige unseres Ordens sehr frueh verlassen. Und ganz gegen seine Gewohnheiten ist er seltsamerweise nicht zum Tee und Abendgebet erschienen."
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Enkidis rechte Augenbraue wanderte ein Stück nach oben.
"Wenn das so ungewöhnich ist, warum habt Ihr dann nicht nach ihm schicken lassen?", hakte er nach– zügelte dann aber seinen Argwohn. Wahrscheinlich hatte sich der Vater schlicht verspätet.
"Aber, nun, wenn er nicht hier weilt, können wir gerne morgen früh wiederkommen, Bruder. Auf die eine Nacht kommt es auch nicht mehr an." Er lächelte flüchtig, doch ein Schatten, der über seine Züge huschte, ließ es fast unsicher wirken."Vielleicht richtet Ihr ihm aus, dass wir ihn zu sprechen wünschen." Er trat ein paar Schritte zurück und verbeugte sich vor Bruder Erland.
Ein resignierter Ausdruck erschien auf seinen Zügen.
"Ihr findet mich in der Kapelle, sollte sich noch etwas ergeben, Bruder."
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"Verzeiht, Baron. Ich bin hier auch nur Gast. Ich habe allerdings Novizin Hildegunn auf die Suche geschickt, und Kavi Sebastian vom Orden der Amalthea, mit dem ich befreundet bin, gebeten, die Augen offenzuhalten. Baron Enkidi, ich wollte meinen Gastgeber nicht brueskieren, indem ich unnötig Aufruhr verursache. Allerdings sollte ich vielleicht tatsächlich morgen mit den Brother Battle oder der Stationssicherheit sprechen. Falls, was ich wirklich hoffe, Philosophus Remigius noch heute abend auftaucht, werde ich ihn sofort unterrichten, und Euch natuerlich aufsuchen. Das Licht des Allschöpfer sei mit Euch und segne Euch." Bruder Erland verneigte sich ebenfalls. "Mit Euch ebenfalls, Commander" Ob sie wohl zu den rationellen oder den abergläubischen Sternenfahrern gehört?
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"Sein Licht sei auch mit Euch, Bruder. Danke für Eure Hilfe." Enkidi nickte Megan zu und lächelte mild. "Commander", sagte er mit einer einladenden geste in Richtung Tür. "Zur Kapelle."
Sie verließen das kleine Studierzimmer, gingen an dem jungen Novizen vorbei, der es sich bereits wieder hinter dem massiven Schreibtisch bequem gemacht hatte, und traten hinaus auf den dunklen Gang.
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Wider Erwarten schlief sie ein paar Stunden tief und traumlos, wie eine Tote.
Schlaftrunken musterte sie eine Weile die fremde Umgebung, ehe ihr der gestrige Tag wieder einfiel. Zunächst war jedoch erst einmal ein Fruehstueck erforderlich, oder zumindest etwas zu essen, nach Stationszeit war es vielleicht eher ein Nachtmahl oder so etwas. Baronin Elisabeth fiel auf, dass sie sich bisher noch gar nicht darum gekuemmert hatte, was hier ueberhaupt fuer eine Zeit war. Nun das hatte Zeit bis nach dem Essen.
Als sie bei ihrer letzten Tasse Tee sass, meldete Sophia ihr die Schuetzin Fjärill, die eben von der Felizitas gekommen sei. Elisabeth bedeutete ihr mit einem Winken, die Schuetzin sofort herein zu bringen.
Atemlos stuerzte die junge Frau, die sich seit ihrer Rekrutierung sehr gut bewährt hatte, herein. "Verzeiht Mylady, ich störe nur ungern, doch der Arzt sagte, Ihr wolltet sofort eine Nachricht bekommen, wenn sich bei den Verwundeten etwas ändert?!" Sie wartet Elisabeths Nicken ab, ehe sie fortfährt: "Schuetze Waters ist vor etwa einer Stunde seinen Verletzungen erlegen und Lieutenant Rahmhorst liegt im Sterben." Entsetzen ueberzog ihr Gesicht. Elisabeth ging kurz durch den Kopf wie schrecklich der Verlust von Rahmhorst fuer die gesamte Mannschaft sein musste, er war ein guter und umsichtiger Truppenfuehrer gewesen. "Wie geht es Schuetze Karpanikow?", fragte sie dann. - "Das weiss ich nicht sicher, Baronin, aber er hat die Notoperation besser ueberstanden als Waters, bis jetzt steht jedoch wohl noch nicht fest wie seine Chancen sind." - "Danke Fjärill. Ich wollte sowieso nach dem Essen noch einmal nach allen Verwundeten sehen, das kann ich auch jetzt gleich machen. Wuerdet Ihr mich bitte begleiten?" - "Selbstverständlich Mylady. Hoffentlich hält Rahmhorst so lange durch, er wuerde sich freuen, Mylady noch einmal zu sehen, denke ..." Erschrocken ueber ihre eigene Kuehnheit hält sie inne, doch Elisabeth nickt nur und erteilt dann Sophia den Auftrag sich im Kirchenbereich nach Jemandem um zu sehen, der bereit wäre eine Totenmesse fuer Rahmhorst und Waters abzuhalten: "Ihr wisst schon, Sophia, wenn möglich sollte es nicht ganz so..., sagen wir orthodox sein."
Dann eilt sie gemeinsam mit der Schuetzin Fjärill zurueck zur Felizitas. Diesmal nimmt sie sich nicht die Zeit, auf der Aussichtsplattform zu verweilen.
Dankbarerweise ist der Arzt mittlerweile zu muede zum katzbuckeln, wortlos geleitet er sie erst zur Leiche von Waters, dann weiter zu Rahmhorst. Noch lebt er, aber sein Atem geht flach und unregelmässig. Muede öffnet er die Augen und versucht zu sprechen, doch er kann nur noch heiser krächzen; als sie sich zu ihm niederbeugt, kann sie sein Fluestern vernehmen: "Baronin..., danke, dass Ihr noch einmal gekommen seid! Ich hoffe, dass Ihr ihn bald findet, schade, dass ich diesen Tag nicht mehr erleben kann, es hätte mich sehr gefreut." Sie kann nur stumm nicken, dann sitzt sie neben ihm und hält seine Hand, das wenigstens kann sie noch fuer ihn tun. Sprechen kann er nicht mehr, doch ein fluechtiges Lächeln huscht ueber sein bleiches Gesicht. Erschöpft schliesst Lieutenant Rahmhorst die Augen.
Später besucht Elisabeth die anderen Verwundeten. Karpanikow ist noch nicht wieder bei Bewusstsein, dem Rest geht es mehr oder weniger gut. Trotzdem fuehlt sie sich leer und kalt im Innern. Nachdem sie den Arzt gebeten hat, sie weiterhin zu informieren, lässt sie sich von Fjärill zurueck begleiten. Hoffentlich hat Sophia Jemanden gefunden, der Rahmhorst und Waters angemessen zur letzten Ruhe geleiten kann!
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Stille herrscht im Quartier des Hauptmanns, während Graf Mandin und und der Kossacke sich betrachten.
Ras Chandra hat sich auf die Fakten konzentriert. Der Li Halan sei zusammengebrochen, er habe geholfen. Die Augen des Li Halan hätten die Farbe geändert.
Dieses Detail scheint Mandin kurz zu berühren, der die Augenbraue hebt.
Ras beendet den Bericht mit dem Angriff auf den Arzt. Mit der Tatsache, daß die Sternfahrerin Macht besitzt über den Li Halan.
Mandin schweigt dazu, betrachtet nur mit insektenhaften Augen den Kossacken, der noch immer kniet, nur eine Armeslänge entfernt, doch zugleich so weit entfernt. Vielleicht denkt er an Grischa, der nun in den Diensten des Imperators steht - oder einen seiner anderen treuen Sklaven, die ihm mit aller Kraft dienen. Was für eine seelenvolle Kreatur. Seine Augen verengen sich, als ein Gedanke aufblitzt, als er versteht, warum der Kossacke das getan hat.
"Es erinnert dich an etwas anderes, Ras."
Ras hebt den Kopf. "Meister?"
"Du solltest dich vor diesem Li Halan hüten." Schweigen. Dann: "Dabei sieht er Nacheiko gar nicht ähnlich."
Ras' Gesicht zuckt, heftig, unerwartet, wie im Schmerz. Die Klinge hat eine schwache Stelle in der Rüstung gefunden, sie gleitet hindurch, so leicht. Graf Andrei kann den Schmerz riechen, spüren, wie Ras beinahe zittert. "Komm zu mir, Ras. Du kannst dich morgen mit Erinnerungen quälen." Andrei lächelt fast - Ras scheint diese Vertraulichkeit nicht weiter zu berühren, auch nicht, wie Andrei mit seinem Schmerz umgeht. Der Graf hat jedes Recht dazu. Er folgt Andrei in seine Gemächer, läßt sich dort aus der Rüstung helfen. Andrei ist bei ihm, er ist bei Andrei. Blut und Seele der Mantis. Den schmalen blassen Leib zu liebkosen ist ihm das höchste Privileg.
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Wenig später glitt das massive runde Schott der Kapelle zur Seite und gab den Blick auf einen kleinen Vorraum frei. Enkidi drehte sich zu Megan um, und als er sicher war, dass sonst niemand auf dem Gang unterwegs war, nahm er ihre Hand und sah sie ernst an. "Du mußt mich wirklich nicht begleiten, Megan. Das wird eine lange Nacht und mir wäre es lieber, wenn du dich ein bißchen im Handelssektor amüsieren gingest. Du hast dir eine Auszeit verdient. Und dann schlaf dich aus, wenigstens einer von uns sollte morgen ausgeruht sein."
Er lächelte, als sie einfach nur störrisch den Kopf schüttelte.
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Es war still. Noch nicht einmal das sonst allgegenwärtige Summen der Luftaufbereitungsanlage war zu hören. Vielleicht gab es hier einfach keine, denn die Luft war schwer und von betäubenden Weihrauch-Schwaden durchdrungen.
Das Portal im Vorraum hatte die Form eines Sprungkreuzes, von dessen höchsten Punkt eine Schar empyrianischer Engel mit strengen Gesichtern auf die Gläubigen hinab blickte. Dahinter schimmerte in sakralem Zwielicht der eigentliche Kapellenraum.
Enkidi beugte sein Knie, bekreuzigte sich und trat zu der mit Lumos-Flüssigkeit gefüllten Schale, die neben dem Portal hing. Mit einer flüchtigen Geste benetzte er seine Stirn, und das gesegnete Wasser glomm für einen kurzen Augenblick auf. Sie traten ein.
Die Kapelle wirkte klein, gedrungen, hatte nichts von der himmelsstrebenden Eleganz der großen Kathedralen. Ein Skelett spitzbogiger Stahlträger trug die Decke, von der einige schwere Lüster herabhingen. Das Wachs der Kerzen zog lange Fäden, die fast bis zu den schlichten Holzsitzbänken hinabreichten. Eine Reihe künstlich erleuchteter Glasfenster hinter dem massiven Altarblock, undefiniertes, konturenverwischendes Licht.
Eine Reihe von Alkoven war an die Wände des Raumes gedrängt, kleine Schreine, in der still die kostbaren Ikonen auf Besucher warteten. Die Gesichter der Heiligen waren dunkel von der jahrhundertealten Schicht von Kerzenrauch und abgebranntem Duftharz, durchzogen von einem feinen Geflecht von Rissen, die ihre Züge fremd und alt erscheinen ließen. Selbst das Gold der kunstvollen Rahmen und der Heiligenscheine wirkte stumpf und verblichen.
Mumien, schoß es Enkidi durch den Kopf. Glaube, für die Ewigkeit konserviert. So leblos wie das wurmstichige Holz, auf dem sie erstarrt sind. Es hatte eine Zeit gegeben, in der er sich vor jeder einzelnen dieser Ikonen verbeugt und sie ehrfurchtsvoll geküsst hätte, auf den Segen der Heiligen und des Propheten hoffend. Orthodoxe Riten und Pflichten.
Enkidi war dankbar, dass die Kapelle leer war, so mußte er nichts vortäuschen, wovon er sich seit langem abgekehrt hatte. Er trat an den Ikonen vorbei und ließ sich vor dem Altar auf die Knie sinken.
Schmerz rollte in einer glühenden Woge seinen Rücken hinab, und er musste die Zähne zusammenbeißen, um nicht aufzustöhnen. Hätte es einer Erinnerung bedurft, warum er hier war, sie hätte nicht deutlicher sein können. Das Dunkel wehrte sich.
Heiliges Licht, das mich nährt, murmelte er,
das mich trägt,
unendlich wie das Meer.
Komm herab auf diese Stadt,
schütte dich aus über die harten Gesichter,
die rastlosen Seelen,
die stummen Herzen.
Heiliges Licht, das mich nährt...
Das Gebet auf den Lippen, in endloser Litanei, sank er zu Boden, den Leib demütig vor dem Altar ausgestreckt, büßend für das, was er getan hatte. Büßend für das, was er war.
-
Zwei Stunden sind vergangen. Megan sitzt mit angezogenen Beinen im hinteren Bereich der Kapelle.
Ihr Blick geht ins Leere. Sie friert. Noch eine Stunde und sie wird auf der harten Holzbank nicht mehr
sitzen können. Das Dunkel dieses Ortes wirkt beklemmend. Der metallene Geruch der Station, die
zum wieviel tausendsten Mal gefilterte Luft, vermischt mit dem Dunst des Räucherwerks. Die Stille,
die keine ist, denn überall hört man den Stahl arbeiten, entferntes Hallen von Schritten, Kratzen, das
Brummen der Anlagen...
Unter den verschiedenen Heiligenbildern stehen rote Windlichter, die im leichten Luftzug flackern.
Dieser Ort lädt nicht zum Verweilen ein. Vielleicht ein kurzes Gebet zu Paulus, möglicherweise eine
Kerze für den verstorbenen Freund, wenn nötig auch ein kleines Vaterunser, eine Beichte oder der-
gleichen...
Vorne, unter dem Sprungkreuz liegt Enkidi. Reglos, starr. Sie hatte ihm gesagt, sie würde mitkommen.
Sie hatte nicht erwartet, dass es so schwierig werden würde, ihm bei seiner Buße zuzusehen. Zwei
lange Stunden zu erleben, wie er sich quält, wie er vor etwas kriecht, das ihn so nie erhören wird. Was
muss das für ein Gott sein, der soetwas von seiner Schöpfung verlangt? Wie kann man bedingungslos
lieben, was einen nur mit Furcht und Leid und Schuldgefühl erfüllt. Etwas, das stets nur nach Deiner
Sünde sucht, Deinem Versagen?
"...Noch immer stehe ich auf meinem Weg, Daton, und ich weiß, ich muss weitergehen. Die Sonnen
warten. Sie haben nicht mehr sehr viel Zeit. Apokalyptischen Szenarien steuern wir entgegen, und
dennoch gibt es Hoffnung. Sie schwebt wie eine Fata Morgana zwischen den Sternen - schwindend,
schemenhaft, schwach, fast surreal:
Ein Flüstern erzählt uns von der Wiedergeborenen Sonne, ein Mund weiß hinter vorgehaltener Hand
von Visionen, beängstigend intensive Träume schleichen sich des Nachts in unsere Gedanken, und
während wir verzweifelt versuchen zu ruhen kommen sie als Sendboten des Untergangs und des Neu-
beginns, und dort draußen, im Nachtschwarz wird es kälter. Die Menschen werden vergehen, nach
Jahrtausenden des erbitterten Kampfes gegen sich selbst auf dem ureigenen Stigmata ihrer Seele.
Litaneien erfüllen den Raum. Heisere Gebete flehen um Gnade. Priester mit fanatisch verzerrten Gesich-
tern klagen die Menschheit an, beschuldigen sie der immerwährenden Sünde. Buße verlangen sie. Buße
für was? Dafür, dass wir das sind, was der Pankreator geschaffen hat? Aber vielleicht sind wir gar nicht
sein Produkt. Vielleicht sind wir das eines anderen?..."
Megan zittert. Wie lange ist sie ihren düsteren Gedanken nachgehangen? Ihre eiskalten Finger schmerzen.
Enkidi liegt noch immer dort vorne - wie ein Toter. Sie schluckt. Wie gerne würde sie zu ihm gehen. Lass
diesen Mist würde sie sagen und ihm seinen Mantel reichen. Warum sollte der Pankreator Dir nicht an
jedem anderen Ort genausogut zuhören? Komm, würde sie sagen, lass uns von hier verschwinden. Ich
werde auf Dich aufpassen. Aber könnte sie das? Es ist ihr schon einige Male gelungen, aber es war immer
wieder lebensgefährlich. Ihre einzige Waffe ist ihre Liebe. Sonst nichts. In ihrem Hals bildet sich ein Kloß.
Sie muss hier raus. Nur ein paar Minuten. Eine Runde um den Block, vielleicht nochmal die schöne Fregatte
bestaunen, vielleicht eine Decke holen..
Raschen Schrittes verlässt die Sternfahrerin die Kapelle.
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Nachdem Sophia noch nicht wieder zurueck war, liess Baronin Elisabeth eine Nachricht, sie sei in der Haupthalle zu finden, fuer diese hinterlegen und machte sich dann auf den Weg.
Wenn mein Hiersein auch nur die Spur eines Erfolges werden soll, dann muss ich mir einen Ueberblick darueber verschaffen was hier so los ist und wer hier ist. Die Aussichtsplattform ist ein netter Nebeneffekt.
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Bruder Erland drehte mit einem leichten Knistern die braune, vom Alter schon sproede gewordene Pergamentseite um. Hastig uebrflog er die Passage. Ja das könnte es ein. Artefakte, mit unheilvollen Runen, die sich dem pruefenden Blick zu entziehen versuchen. Oder war es doch nur eine Störung des Chakra? Auf der anderen Seite allerdings, eine Besessenheit durch einen niederen Diener von etwas, das in Wirklichkeit Ashtarath, der Sternenkönigin aus dem 4. Qulippoth, unterstand, könnte auch in Frage kommen. Aber das hätte ich merken muessen, bzw. es wäre jetzt wahrscheinlich zu spät. Das Licht des Allschöpfers beschuetze mich.
Unbewusst fuehrte einen komplizierten Gestenablauf der Somatologen aus. Er blickte mit mueden Augen auf und rieb sich die schmerzenden Pupillen, während sein Ruecken vor Schmerz protestierte. Eigentlich war es Zeit fuer die Zelle. Nicosius trat ein, geflogt von einer unscheinbaren, älteren Dame in Hawkwood-Livree. "Verzeiht, Bruder Erland, Sophia Dundee, in ihrer Eigenschaft als Leibdienerin der Baronin Elisabeth Aleide Johanna Mountbatten Hawkwood wuerde Euch gerne sprechen"....
Eine Viertelstunde später, nachdem Sophia Dundee ihn wieder verlassen hatte, streckte Bruder Erland sich mit krachenden Gelenken. Gedanken fuer ein paar Tote. Warum kann ich eigentlich nie NEIN sagen? Muede schlurfte er vor zu Nicosius, der gerade an der Konsole das Sperrkommando fuer das Schott zum Eskatonierfluegel eingab. Während mit einem dumpfen metallenen Geräusch die schweren Bolzen in ihre Position glitten, sah Bruder Erland die betreten dreinschauende Novizin Hildegunn an. "Negativ, nicht wahr?" Stumm nickte sie. "Nun, kein Grund die Hoffnung zu verlieren. Lasst uns Schlafen gehen. Nach einem Gebet in der Hora Lupinum werden wir weitersehen.
-
Die Stunden krochen dahin, während er reglos vor dem Altar lag. Er starrte in die Dunkelheit geschlossener Augen, während seine Lippen tonlos Worte bildeten. Von Zeit zu Zeit antwortete ihm ein Wispern, das er verbannte, als es in sein Bewußsein drang; das er bekämpfte, verzweifelt seinen gesamten Willen entgegenwarf. Er würde ihn nicht gewinnen lassen, beim Schöpfer, er durfte nicht. Seine Hände ballten sich zu Fäusten und er presste die Stirn gegen den eiskalten Metallboden. Heiliges Licht, das mich trägt. Sein Körper war gegen ihn. Erschöpfung. Kälte. Schmerz. Er durfte nicht aufgeben. Wenn er zuließ, dass der Schlaf ihn übermannte, wäre die Buße, die er dem Herrn darbot, wertlos. Etwas lachte. Zornig biss er die Zähne zusammen und trieb ihn zurück. Wieder und wieder.
Heiliger Lucas, steh mir bei.
Hilf mir.
Hilf mir.
Hilf mir.
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Blau zeichnet sich die Silhouette der Sternfahrerin vor dem gewaltigen, bis zum Boden reichenden Panoramafenster ab. Ihre schmale Gestalt wirkt verloren, zu klein für diese große Halle. Unter ihrem rechten Arm klemmt ein dickes Bündel - sie hat vorsichtshalber zwei Decken mitgenommen, nur für den Fall, dass Enkidi zur Vernunft kommen sollte (oder einschläft). Sie ist nahe an die dicke Scheibe getreten und mit jedem Atemzug bildet sich ein kleiner Kondenskreis.
Gedankenverloren liegt ihr Blick auf der verletzten Fregatte. Welch eine Schande, dass sie so zugerichtet wurde! Auch ihr eigenes Schiff hat in den letzten Monaten viel mitgemacht, aber so schlimm war es glücklicherweise nie. Hoffentlich kann sie bald zurück an Bord, dort fühlt sie sich immernoch am wohlsten. Ein kleines fast glückliches Lächeln schleicht sich in Megans Gesicht. Ja, ein Schiff bedeutet wahre Freiheit!
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Es ist die Hundewache, als Ras wieder aufwacht. Seltsam. Die Wärme eines Körpers unter seiner Wange. Ein flacher, weißer Bauch. Eine Decke direkt über der Scham. Nur ein Licht - das über der Tür, das den Fluchtweg zeigt. Es muß ein Raumschiff sein. Eine Station. Ja.
Für einen langen Moment weiß er nicht, ob er nicht bei einer Frau liegt. Weiße Haut. Seine Ehefrau war blaß, blaß und elegant in Schwarz der Decados. Gewesen. Er wußte nicht, wie sie jetzt aussah, das ihm anvertraute treue Eheweib.
<<<Nein, my Lord, das Sakrament der Ehe ist nicht auflösbar ... wenn Eure Frau ins Kloster geht, dann bleibt Ihr mit ihr vermählt, vor dem Pankreator... >>>
Was für ein bornierter Priester ... aber er war stammte nur aus einem unbedeutenden Seitenzweig. Und ein Teil von ihm war froh, daß das Gelübde nicht auflösbar war. Sie würde seine Frau bleiben, er ihr Mann. Und damit war auch die Linie beendet. Es würde keine Chandras mehr geben - denn er würde keine legitimen Kinder mehr zeugen können - womit der Besitz an die Kirche fiele, oder an Graf Mandin, seinen Lehensherrn.
Kühle weiße Finger strichen ihm über die Wange. "Ras", schnurrte Andrei. "Ich kann dich denken hören."
Manchmal glaubte Ras wirklich, der Graf sei ein Psioniker. Der weiße Bauch, auf dem er ruhte, war der seines Meisters; er konnte das Vibrieren der Stimme hören. Den Herzschlag. Sein Arm lag über den Oberschenkeln des Grafen. Letzte Nacht. Die Fingernägel waren leicht spürbar und verursachten ihm eine Gäsenhaut am ganzen Körper.
"Ich habe es mir überlegt. Er sieht Nacheiko doch ähnlich. Auf gewisse Weise. Vielleicht, wie er den Kpf trägt. Vielleicht in der Art, wie er dir nicht gehorcht." Graf Andrei Mandin lachte tonlos. "Du bist machtlos gegen diese Wunde, Ras. Man hätte dir die Erinnerung rauben sollen, aber ... ich zog es vor, dir die Seele zu lassen."
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Elisabeth sieht eine der Sternenfahrerinnen, die ein merkwuerdig dickes Buendel unter dem Arm trägt, am Panoramafenster stehen mit Blick auf die Felizitas. Sie sieht gedankenverloren aus. Doch als elisabeth das leichte Lächeln ueber ihr Gesicht gleiten sah, ueberlegte sie, dass man vielleicht doch ein Gespräch anfangen könnte. Als sie ebenfalls zu dem grossen Fenster gehen will, eilt plötzlich Sophia auf sie zu: "Mylady, ein Eskatoniker wäre bereit, eine Totenandacht zu halten. Er bittet euch um einen Termin." Abwartend sah sie ihre Herrin an: "Gut, sagen wir in drei Stunden. und es wäre mir lieb, wenn sich das gleich mit meiner Beichte verbinden liesse, ich komme in die Kapelle, oder in seine Räume - was ihm lieber ist, das erscheint mir passender fuer diese Besprechung."
Als Sophia sich wieder auf den Weg gemacht hat, sieht sie sich wieder nach der Sternenfahererin um, steht sie noch am Panoramafenster? Ja, gedankenverloren blickt sie noch immer auf die Raumschiffe. Zielstrebig durchquert Elisabeth mit ihren langen, eleganten Schritten die Halle und stellt sich neben die Sternenfahrerin. Auch sie sieht auf die Felizitas hinunter, der anblick versetzt ihr einen kleinen Stich. Wenn ich von hier wegfliege werden mich nicht nur sieben Barbarenschiffe erwarten, nun schicken sie mehr, sie werden die Felizitas jagen...
"Sie sieht traurig aus, nicht wahr, Commander?" wendet sie sich dann an die Sternenfahrerin und deutet fragend auf die Felizitas.
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Megan schreckt auf, als so unvermutet die Stimme neben ihr ertönt. Es ist beinahe Desorientierung, die sich auf ihrem Gesicht abzeichnet, dann scheint die Realität sie zurückzugewinnen. Mit einer Verbeugung tritt sie zurück. Man sieht ihr die regelmäßigen Etiketteübungen an, doch auch eine gewisse Nachlässigkeit in der Entbietung des angemessenen Respektes. Die Verbeugung ist nicht ganz so tief, der Blick nicht ehrfürchtig gesenkt, die Haltung insgesamt zu locker - eine Pflichterfüllung, mehr nicht. Unterdessen mustern die dunklen Augen bereits neugierig die Hawkwood. Ihre Erscheinung dürfte man als respekteinflößend bezeichnen, und die Pilotin ist nicht gerade der Typ, der sich beeindrucken lässt. Für Megans Geschmack ist die Dame vielleicht ein wenig zu schön. Sie bemüht sich stets, diese Rivalitätsgefühle zu unterdrücken, aber in diesem Augenblick ist sie direkt froh, dass sich Enkidi auf dem Kapellenboden mit seiner Buße beschäftigt. Hoffentlich begegnen sich die Beiden nicht. Gutaussehenden Adeligen hat sie schon immer mißtraut.
"In der Tat," erwidert die Sternfahrerin nach einer kurzen Pause, als sie sich der Frage wieder gewahr wird.
"Man spürt solche Wunden beinahe als wären es die eigenen. Glücklicherweise verfügt diese Station über ausgezeichnetes Personal, welches etwas von seinem Handwerk versteht. Ich nehme an, das ist Eure Fregatte - wenn ich mir die Frage erlauben darf?"
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"Selbstverständlich ist diese Frage erlaubt," die Baronin lächelt amuesiert und fast ein bisschen spöttisch, wenn sie die Nachlässigkeit bemerkt hat, so ist ihr nichts davon anzumerken, "ich hätte Euch nicht angesprochen, wenn ich nur auf eine huebsche Verbeugung gewartet hätte." Sie lächelt die Sternenfahrerin offen an. "Ja, es ist meine Fregatte," ein Schatten gleitet ueber ihr Gesicht, "das was Ihr ueber die Wunden sagtet ist nur zu wahr, mein Schiff bedeutet mir sehr viel mehr als fast alles andere in den bekannten Welten. Als Sternenfahrerin könnt Ihr das wohl gut nachvollziehen. Sie ist hier sicherlich in guten Händen, doch wohler wäre es mir wahrlich, sie wäre schon wieder die Alte. Meine Träume von einer besseren Panzerung kann ich wohl leider erstmal wieder zu den Akten legen." Seufzend blickt sie mit einem halb traurigen, halb selbstironischen Blick auf ihr ein und alles hinunter. "Aber ich liebe diese Fenster hier, die haben sich zum Glueck nicht verändert! Kann man Euer Schiff von hier ebenfalls sehen?" Abwartend und fast ein wenig neugierig wendet sie sich von den Schiffen wieder der Sternfahrerin zu.
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Auf den unterschwelligen Spott der Hawkwood reagiert die Sternfahrerin mit einer hochgezogenen Augenbraue. Scheinbar denkt sie darüber nach, ob diese Bemerkung persönlich oder mit Humor zu nehmen ist. Manchmal ist Megan schwierig. Die Liebe ihres Gegenübers zu ihrem Schiff scheint sie in gewisser Weise "aufzuwerten" und Megan schenkt ihr sogar ein kleines Lächeln. "Nunja, *fast alles*." bemerkt sie mit einem Zwinkern, während ihr Blick wieder nach draußen wandert. "Die Azara liegt leider auf der anderen Seite, man kann sie also nur vom Hangar aus sehen, aber wenn Ihr sie zu sehen wünscht, kann ich Euch selbstverständlich hinführen." Eine angedeutete Verbeugung - es mag ein Hauch von Ironie mitschwingen. "Wie kam es überhaupt, dass Euer Schiff derart zugerichtet wurde?" Megans Neugier lässt sich kaum verbergen - es ist ihr Thema, ganz klar.
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"Tatsächlich wuerde es mich sehr freuen, Euer Schiff besichtigen zu können, schade, dass man sie von hieraus nicht sehen kann. Doch vielleicht ist das zu dieser späten Stunde eher unguenstig, wenn es Euch nichts ausmacht, dann wuerde ich eine Besichtigungstour morgen vorziehen. Leider muss ich erst einen anderen Termin abwarten, deshalb kann ich euch keine genaue Zeit nennen.
So zugerichtet wurde meine Felizitas von sieben Barbarenschiffe..., das war dann doch etwas zuviel auf einmal." Sie verzieht das Gesicht. "Hass produziert leider Hass... . Drei Barbarenschiffe sind leider entkommen, wenn ich mit der Felizitas von hier aufbreche, dann werden sie noch mehr Schiffe schicken und mir auflauern. Am liebsten wuerde ich die gesamte Mannschaft in einem anderen Schiff von hier wegfliegen lassen, aber Commander Confuzius, mein Pilot wuerde das nicht zulassen und ich fuerchte ein Grossteil der Mannschaft, sie dienen zum Teil schon mehr als zehn Jahre unter mir, wäre sicherlich auch nicht sehr begeistert. Aber es gab diesmal wahrlich genug Verletzte und Tote." Wieder gleitet ein dunkler Schatten ueber ihr Gesicht. "Zum Glueck habe ich ja nun Zeit, mir zu ueberlegen was ich mache. Ich hoffe Ihr seid mit Eurem Schiff unter gluecklicheren Umständen hier angekommen?" Sie scheint sich gewaltsam aus ihren duesteren Gedanken zu lösen und lächelt Megan nun wieder freundlich und ein wenig neugierig an. Sie wirkt so zerbrechlich, doch ich glaube fast das täuscht... .
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"Barbarenschiffe? Schlimm. Wir waren auch einmal in ein Gefecht mit den Vuldrok verwickelt, allerdings war das nur ein gegnerisches Schiff. Ich glaube, sie haben dann eingesehen, dass es ein Fehler war sich mit uns anzulegen, aber da wars auch schon zu spät..." ein breites Grinsen überzieht das Gesicht der Sternfahrerin, während sie großspurig von ihrem Erlebnis berichtet. Unvermittelt lockert sich ihre Haltung - Charioteer-Smalltalk, ja, das liebt sie.
"Mein Beileid, was Eure Crew betrifft. Es ist immer hart, Leute zu verlieren, mit denen man monate- oder jahrelang auf so kleinem Raum quer durchs Universum tourt. Das müssen sicherlich schwere Stunden für Euch sein. Ich meine, Metall kann man schweißen..." sie verstummt, und starrt düster aus dem Fenster. Irgendwie ein blöde Situation, eine wildfremde Adelige trösten zu wollen. Da kann man so schnell irgendwelche ungeahnten Grenzen überschreiten, und dann hat man den Salat. Sie kennt das ja. Selbst Enkidi ist da manchmal ein harter Brocken, und sie würde behaupten, dass sie sehr vertraut miteinander sind.
"Nun, wie und vor allem wo seid Ihr Euren Angreifern entkommen? Oder haben sich die letzten drei in die Flucht schlagen lassen?" Megans Miene ist besorgt. Nein, mit Vuldrok ist nicht zu spaßen, und schon gar nicht mit mehreren Schiffen.
Den Vorschlag mit der Besichtigung am folgenden Tag wägt Megan sorgfältig ab. Da wird Enkidi garantiert mit von der Partie sein wollen. Mist.
"Morgen steht auch bei mir einiges an. Schickt einfach jemanden, wenn Ihr Zeit habt. Ein Stündchen wird schon möglich sein. Meine Unterkunft ist in Sektor B02-F185. Ich bin die Piloten von Baron Enkidi Li Halan. Commander Megan Lindsey von der Azara."
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Ein Li Halan, sehr interessanr! Vielleicht weiss er mehr. Habe ich mir ihr Zögern wegen der Besichtigung eingebildet, oder ist da etwas? Ihr Mitgefuehl scheint aber echt zu sein, ich glaube sie kann wirklich sehr gut nachvollziehen, wie nahe mir das geht. "Sehr erfreut Commander. Ich bin Baronin Elisabeth Aleide Johanna Mountbetton Hawkwood. Danke, ich werde Jemanden zu Euch schicken, sobald es sich einrichten lässt. Wenn es morgen nicht klappt, dann werden wir sicherlich an einem anderen Tag Zeit dafuer finden, denke ich. Oder bleibt Ihr nicht mehr lange? - Azara, ein schoener Name!"
Ob sie den Namen vergeben hat? Er passt irgendwie zu ihr.
"Es waren insgesamt sieben Vuldrokschiffe. Nachdem wir es mit der Felizitas geschafft hatten drei unschädlich zu machen, da haben sie uns dann geentert, oder eher es versucht... ." Sie kann es nicht verhindern, dass sich ein Grinsen ueber ihr Gesicht schleicht, wenn sie daran denkt, wie ueberrascht die Vuldrok ueber ihre starke Verteidigung gewesen waren. "Wir hatten leider hohe Verluste, höhere als auch ich zunächst dachte," ein Schatten löst das Grinsen auf ihrem Gesicht ab, als sie daran denkt was Rahmhorst passierte, Rahmhorst, den es nun nicht mehr gibt, "aber wir haben es trotzdem geschafft den Angriff zurueck zuschlagen und dabei das an uns klebende Schiff mit zu vernichten. Da sind die anderen drei abgedreht, was wir dazu benutzt haben so schnell wie möglich hierher zu fliegen, lange hätten wir den Kampf sonst nicht mehr ueberlebt. Laut Stationsradar und Tiefenraumscanner sind sie uns nicht gefolgt, also nehme ich an, dass sie in den Vuldrokraum zurueckgekehrt sind, und ihre Erfahrungen weitergeleitet haben... . Deshalb fuerchte ich, dass sie ihre Augen nach der Felizitas offen halten, wenn wir von hier wegfliegen. Die Station werden sie sicherlich nicht angreifen. Aber in der nächstenZeit sollte jedes Schiff, das diese Station verlässt aufpassen... . Ich hoffe Eure Azara ist nach wie vor gut ausgeruestet?" Ein wenig besorgt blickt sie die Commanderin an, hoffentlich lauern die Barbaren hier nur der Felizitas auf und behandeln das ganze als eine Privatfehde! Vielleicht sollte ich mit dem Stationskommandanten hierueber sprechen... .
"Eigentlich waren wir auf dem Weg nach Leminkainen, zu meinem Anwesen. Aber nun wird es sicherlich eine Weile dauern, ehe wir unsere Reise fortsetzen können."
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So viele Namen! Da kann man sich ja gar nicht entscheiden. Und welcher ist Euer Lieblingsname? hätte sie gerne gefragt, aber soetwas ziemt sich nicht.
Megan geht ein wenig die Puste aus. Es ist seltsam, sich mit einer Adeligen über ein Sternfahrerthema zu unterhalten. Man kann sich nicht wirklich entspannen.
"Die Azara dürfte für ihre Größe ziemlich zufriedenstellend gerüstet sein. Wir haben sie noch etwas modifiziert, jetzt hat sie richtig Feuer. Die Schilde sind verstärkt,
ein weiterer Laser und eine zusätzliche Denkmaschine...aber davon könnt Ihr Euch ein eigenes Bild machen, wenn wir sie besichtigen..."
Megan unterdrückt mit aller Gewalt ein Gähnen, kurz spannt sich ihr Kiefer.
"Nun, Baronin, wenn es Euch Recht ist, würde ich mich dann für diese Nacht verabschieden. Es ist spät und wir hatten einen langen Tag..."
Im Geiste bereitet sie sich schon auf die Fortsetzung der ungemütlichen Nachtwache vor. Vielleicht hat Enkidi ja Erbarmen mit sich. Eine leise hoffnung macht sich
in ihr breit - nein, Enkidi hat noch nie eine Buße abgebrochen. Da müsste schon die Station gesprengt werden...
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"Das ist auch ganz in meinem Sinne, Commander, es ist ja mittlerweile doch schon recht spät geworden. Ich freue mich schon sehr auf die Besichtigung der Azara! Ich wuensche euch eine angenehme Nacht."
Während sie sich so von der Sternenfahrerin verabschiedet, in der Hoffnung tatsächlich bald deren Schiff sehen zu können das wäre eine Erholung, fuer eine Zeitlang auf einem Schiff zu sein, Sternenfahrer kann man immerhin einschätzen, bemerkt sie aus den Augenwinkeln, wie Sophia aus richtung des Kirchenfluegels herbeieilt.
"Verzeihung Mylady, Commander" sie zögert kurz und spricht dann aber doch weiter: "Ich unterbreche ungern, doch ich muss Euch mitteilen, dass bei den Eskatonikern offenbar bereits alle zu Bett gegangen sind, ich werde morgen frueh einen Termin fuer Mylady absprechen, wenn das recht ist?" Elisabeth nickt: "Danke Sophia, ich denke wir sollten uns nun auch zurueckziehen."
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Commander Wolf unterdrückte ein Gähnen, als Lieutenant Ferris ihm zum Ende der Schicht noch einmal kurz und präzise Bericht erstattete. Eine Schlägerei im Vergnügunssektor, zwei Verletzte, einer im Arrest. Beendigung der Wartungsarbeiten an den Luftschleusen zu Frachthangar 27. Vier Schiffe gestartet, zwei angedockt. Die Fregatte unter Aufsicht der Ingenieure, Verletze von Bord an die Krankenstation übergeben. Zwei Tote, vielleicht noch mehr im Verlauf der kommenden Stunden. Ein Jammer, dachte er. Er würde morgen den Captain des Schiffes treffen, um Details zu erfahren.
Morgen. Er nickte Ferris zu und winkte sie mit einer höflichen aber bestimmten Geste aus seinem Büro. Er gähnte, nahm seine Jacke von der Sessellehne und warf sie sich über die Schulter. Als er die Brücke zu den Fahrstühlen verließ, kam ihm Lietenant Hawkins entgegen, mit einer Zigarette im Mundwinkel und lässig salutierend. Wachwechsel.
Wolf freute sich auf die kargen sechs Stunden Schlaf, die vor ihm lagen. Er gähnte erneut und drückte den Schalter, der ihn zu seinem Quartier bringen würde.
(Gespostet von Enkidi Li Halan)
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Gegen fünf Uhr ertönte leise die Glocke zum Ersten Gebet. Enkidi öffnete langsam die Augen und war dankbar für das Ende der Nacht. Mühsam richtete er sich auf und kniete noch einen weiteren Augenblick vor dem Altar des Herren – mehr um zu sich zu kommen, als dem Schöpfer für die Gunst der Buße zu danken. Dann ein letztes Gebet und er stand auf. Jeder Muskel seines Körpers tat weh, er fror und seine Augenlider wogen Tonnen. Trotzdem fühlte er sich besser.
Megan lag unter zwei Decken zusammengerollt auf einer der Holzbänke und schlief. Sie hatte ihn nicht allein gelassen. Enkidi lächelte müde und strich sanft eine Stähne aus ihrem Gesicht. Sie schlug die Augen auf.
"Bist du fertig, Baron?" murmelte sie verschlafen.
"Ja." Er küsste sie auf die Stirn. "Lass uns gehen."
Er half ihr auf und sie verließen den Kirchensektor, gerade rechtzeitig bevor die ersten Brüder sich auf den Weg in die Morgenmesse begaben.
Als sie ihr Quartier erreichten, forderte die Erschöpfung endgültig ihren Tribut. Enkidi schaffte es gerade noch, sich seiner Kleidung zu entledigen, sank dann zitternd in die weiche Umarmung seines Bettes und fiel in einen tiefen, traumlosen Schlaf.
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Baronin Elisabeth fand keinen Schlaf mehr, sie hatte ja am Nachmittag geschlafen, nachdem sie die Fregatte den Engineers uebergeben hatte. Doch sie liess ihre Diener schlafen und legte sich selbst zum Ruhen auf das Bett. sie musste sich an die Zeiten hier gewöhnen. In ihrem Kopf jagten sich die Gedanken.
Rahmhorst tot, was soll ohne ihn aus der Truppe werden? Ich kann nicht einfach Jemanden Neuen einstellen. Die Gefahr ist zu gross und er weiss zu wenig. Am liebsten wuerde ich sie alle hierlassen, aber dazu ist die Felizitas zu gross. Und sie wuerden es nicht zulassen. Wir haben solange gesucht. Und nun, da wir endlich eine Spur gefunden hatten... . Niemand wird mich jetzt verlassen wollen. Feodor zu finden ist genauso ihr Ziel geworden wie es meines von jeher ist. Nein es geht nicht. Was fuer eine Irnonie des Schicksals, nun, wo wir wissen, dass die Barbaren gar nichts damit zu tun hatten, wenn ueberhaupt nur ein Werkzeug waren, da schicken sie sieben Schiffe und wir muessen um unser Leben kämpfen, obwohl ich all diesen wahnsinnigen Hass aufgeben will. soll es denn immer so weitergehen? Vielleicht war sogar SEIN Tod gar nicht urspruenglich ihr Werk? Was mache ich, wenn das alles eine riesige Intrige sein sollte? Aber warum? Und wer ist es? Und warum lassen sich Barbaren als Werkzeug benutzten? Und welche merkwuerdige spur hat mich hierher gefuehrt? Gerade hierher? Ich wuesste gerne wie kalt sie ist... .
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Im Einklang mit sich selbst kehrte Bruder Erland zusammen mit den Novizen von den Preces Matutinae zum Vorraum der Eskatoniker zureuck. Nicosius setzte sich an die Konsole und tippte eifrig. Was an diesen Dingern so fasziniert sein soll. Sie lenken nur vom eigentlich Wesentlichen ab.
"Bruder Erland, die Dienerin der Hawkwood-Baronin hat eine Nachricht im System hinterlassen, sie bittet um einen Termin zur Beichte, ausserdem hat sie wohl besondere Vorstellungen fuer eine Totenfeier."
Adlige. Nun, aber immerhin Hawkwood, also wohl nichts ausgefallenes, aber man weiss ja nie. Warum sie wohl hier beichten will? Sehr eigenartig...
Nicosius sah Bruder Erland, der (mal wieder) in Gedanken versunken vor sich hinstierte, erwartungsvoll an. "Ähm, ja, natuerlich, mach doch bitte einen Termin fuer 9:00 aus, es scheint ja wohl sehr dringend zu sein. Wenn das nicht funktioniert, schicke mir eine Nachricht." Widerwillig fischte Bruder Erland einen dieser nervigen Piepser aus den Papierbergen. "Wo muss ich nochmal druecken?"
Einige Minuten später, nachdem die Novizen es ihm erklärt hatten, durchquerte Bruder Erland schnellen Schrittes den Sektor D. An den zentralen Turboliften angekommen, reihte er sich in die Schlangen ein, und nahm den Lift zum schreiend roten Security Sektor F. Persönliche Anfragen haben vielleicht mehr Wirkung....
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Sie erwachte nach aus einem langen und erholsamen Schlaf. Ihr Blick fiel auf das triste Grau der Decke und ihre Laune sank schlagartig. Dies metallene Scheußlichkeit ertrug sie nicht mehr lange. Und wessen Schuld war das? Der vorgetäuschte Triebwerksschaden war nur Mittel zum Zweck. Oh wie sie Sir Xavier Brucatus hasste. Immer nur diese halben Andeutungen. Er schickte sie quer durch die bekannten Welten. Doch das wahre Ziel blieb ihr verborgen. Er war der einzige, der es vermochte Geheimnisse erfolgreich vor ihr zu verbergen. Sie wagte es einfach nicht ihn zu verärgern. Was hatte er nur an sich?
Sie schüttelte energisch den Kopf um diesen Gedanken zu vertreiben. Der plötzliche Schmerz riss sie in die Realität zurück. Zwei Ihrer Zofen waren damit beschäftigt ihr Haar zu kämmen. Diese plötzliche Anfall ihrer Herrin war nicht vorherzusehen und absolut unerwartet. Doch ausser einem Klagelaut gab die Herrin nichts von sich.
Nach der ausführlichen Morgen Toilette, entschied sie sich für das rote Seidenkleid. Dazu passend erwählte sie das Rubin Geschmeide. So gewandet schritt sie zum Frühstück. Ihr Leibdiener Quong Li begrüsste sie: „Guten Morgen meine Lady. Unsere Leute haben einiges in Erfahrung gebracht. Möchtet Ihr darüber informiert werden?“
Sie setzte sich mit einem betont gelangweilten Gesichtsausdruck an den Tisch und gab ihrem Diener mit einer knappen Handbewegung zu verstehen er möge fortfahren.
„Der LiHalan der gestern zusammenbrach ist mittlerweile wieder auf den Beinen. Die Decados, bei denen er sich recht lange aufhielt, haben dies wohl bewirkt. Der Priester war nicht mit in den Räumlichkeiten, wartete aber solange, bis der LiHalan und seine Pilotin wieder die Räumlichkeiten verliessen. Der Priester begab sich danach in die Räumlichkeiten seines Ordens wo er später von eben diesem bewussten LiHalan und der Piloten aufgesucht wurde. Leider konnten von dem Gespräch keine Aufzeichnungen angefertigt werden.“
Ihre Augen verengten sich, jedoch sagte sie kein Wort. Quong Li wich ein paare Schritte zurück, fuhr aber fort. „Der LiHalan begab sich dann mit der Pilotin in die Kapelle und verharrte dort bis heute morgen. Die Pilotin hingegen traf sich mit einer Hawkwood Adligen. Den Namen eruieren wir gerade. Diese Dame ist gestern mit einer havarierten Fregatte eingetroffen. Desweiteren hat auch diese Dame Kontakt mit dem Eskatoniker Priester gesucht.“
„Mehr habt ihr nicht herausgefunden? Was hatte unser lieber LiHalan mit den Decados zu besprechen? War diese Ohnmacht nur vorgetäuscht um in das Quatier dieses Graf Mandin zu gelangen? Was will der LiHalan hier und was die Hawkwood? Verdammt, wenn einer von denen mir meine Pläne durchkreuzt, lasse ich dich auspeitschen!“ Der Appetit schien ihr vergangen zu sein. „Wo ist der Priester jetzt?“
„Er war auf dem Weg in den Sektor F, my Lady.“
Sie warf sich den schwarzen, seidenen Umhang über und verliess das Quartier. Unauffällig folgten vier Mann ihr nach.
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Irgendwann riss sie sich von ihren Gedanken los und sprang wieder auf. Es nuetzte nichts, wenn sie hier herumlag und gruebelte, sie wuerde es merken, wie kalt oder heiss die Spur war. Erst einmal musste sie heute diesen Eskatoniker treffen. Und sie sollte am Nachmittag zu Commander Wolff kommen, um ausfuehrlichen Bericht zu erstatten. Bis dahin war noch genug Zeit zu ueberlegen was sie ihm sagen sollte. Hoffentlich habe ich auch Zeit diese Sternenfahrerin zu treffen und mir ihr Schiff anzusehen. Aber erst einmal sollte ich mir ueberlegen, was ich beichte..... Auf jeden Fall sollte ich hier mehr auf meine Kleidung achten, dunkle Farben kann ich wieder tragen, wenn wir auf der Felizitas sind. Sophia sollte fuer die Zeit hier meinen Kleiderschrank umräumen. Nein lieber nicht, damit fuehle ich mich vielleicht doch unwohl, dunkelblaue Seide passt ja auch ganz gut.
Als die Baronin gerade fertig frisiert war, betrat Sophia das Zimmer mit besorgter Mine: "Mylady, Jemand versucht Euch nachzuspionieren..."
- "Nun, damit hatte ich gerechnet. Wer?"
- "Das weiss ich leider noch nicht, sollen wir es herausfinden?" Elisabeth ueberlegte einen Moment, "nein, lass es mal, ich möchte nicht, dass ich zuviel Aufsehen errege. Aber lass bitte verhindern, dass sie mehr in Erfahrung bringen, als gemeinhin auf Leminkainen von mir bekannt ist. Und wenn sich zufällig Hinweise ergeben welche Adligen und welche Kirchenleute sich hier aufhalten, dann möchte ich sofort informiert werden, aber keine speziellen Nachforschungen. Wir sind hier zufällig mit der Felizitas gestrandet und wollten eigentlich nach Leminkainen zurueck! Dass wir vorher woanders hinwollten, weiss ja nicht einmal die Mannschaft, also braucht es auch Niemand sonst zu erfahren. Und je weniger auffällig ich bin desto besser! Zumindest auffällig in der Richtung."
Sophia nickte und ging dann wieder. Wenig später war sie bereit ihre Herrin zum Kirchenbereich zu begleiten.
-
Acht Uhr morgens nach Bazaar-Zeit. Megan liegt wach. Enkidi hat im Schlaf seinen Arm um sie geschlungen. Versuchte sie, sich aus dem Griff zu befeien, würde er aufwachen. Er ist immer noch kalt. Lange mustert sie sein Gesicht. Trotz des Schlafes wirkt es verkrampft und die Spuren der Erschöpfung haben sich tief hinein gegraben. Er sieht wesentlich älter aus, als er ist. Behutsam fährt ihre Hand über seine leicht geöffnteten Lippen. Sie würde alles für ihn tun.
Die sanfte Berührung reicht, um ihn zu wecken. Natürlich. Irgendwo in ihm hält immer etwas Wache und dieser Instinkt scheint sehr genau zwischen bewußten und unbewußten Berührungen unterscheiden zu können. Seine dunklen Augen liegen in tiefen Höhlen, als sie sie verschlafen mustern. Sie lächelt ihn an.
"Es ist acht Uhr, Du wolltest geweckt werden.."
Versonnen fährt sie die Konturen der Tätowierung nach, die sich über seinen Oberarm und die Schulter windet. "Frierst Du noch?" Wie erwartet gibt er keine Antwort. Er würde sich eher die Zunge ausbeißen, als soetwas zuzugeben. Megan rückt näher, schmiegt sich eng an die glatte, weiche Haut. Sie spürt die Muskeln darunter arbeiten, kein Gramm Fett ist an seinem Körper zu finden. Sie liebt diesen Körper, die Geschmeidigkeit, die Kraft. Sie liebt diesen Mann, der im Grunde so schwach ist, bei all seiner Stärke. "Komm," flüstert sie, während ihre Hände wandern, "der Eskatonier kann noch ein wenig warten..."
-
Ensign Ferris schloss den Eintrag in die zentrale Sicherheitsdenkmaschine mit dem letzten Suprema-Befehl ab. Von nun an wuerden die Patrouillen Ausschau nach Vater Remigius halten. Er öffnete einen Kanal zu Officer Kylemore.
"Ensign Ferris an Administration"
"Kylemore hier, Was gibts in der Registratur?"
"Sir, hier war gerade ein Bruder der Eskatoniker. Ein Erland Bjarnø von Gudbrandsol. Er hat gemeldet, dass Vater Remigius seit gestern morgen abgängig ist. Sir, ich habe gerade die Dockingdaten ueberprueft. Bruder Erland ist vor drei Tagen eingetroffen, an Bord der Cillians Dog. Bruder Remigius ist offiziell auf keinem Schiff abgereist. Ich habe gerade die Patrouillenrichtlinien aktualisert. Soll ich weitere Schritte einleiten, Sir?"
"Ensign, unterrichten sie mich, wenn Remigius gesichtet wird. Kylemore Ende"
Remigius. Hmm. Was ist da wohl passiert? Officer Kylemore drehte sich in seinem Antigravsessel, und schaute durch das zentimeterdicke Panzerglas versonnen auf die verblassenden Sterne im Hintergrund ueber der Werftsektion. Irgendwo hatte er den Namen Gudbrandsol schon mal gehört, bloss, wo?
(Gepostet von Managarmr)
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Eine Stunde später nahm Enkidi das zweite Frühstück. Er lächelte. Zwar spürte er noch immer jeden seiner Knochen, aber die Kälte war endgültig aus seinen Gliedern gewichen. Dieser Tag begann weitaus angenehmer, als der vorige.
Er leerte seinen Tee und winkte Darius zu sich.
"Herr?"
"Schick Itaru zu Hauptmann Ras Chandra Decados. Er soll für den frühen Mittag ein Treffen mit ihm vereinbaren." Enkidi stand auf, durchquerte den Raum und blieb unter dem großen Panoramafenster stehen. Die Station hatte sich gedreht, so dass man jetzt den Planeten sah. Das tiefe Blau eines Meeres, über dem Wolken wirbelten. Vielleicht hatten sie in den kommenden Tagen noch Gelegenheit, auf die Oberfläche zu fliegen. Nach der endlosen Reise durch den Raum sehnte er sich nach festem Boden unter den Füßen. Er griff nach Umhang und Waffengurt, die auf der Sitzgruppe lagen, und legte beides an.
"Oh, und finde heraus, ob es hier auf der Station eine Niederlassung der Maskenspielergilde gibt", sagte er beiläufig. "Ich will informiert sein, nur für den Fall, dass wir länger bleiben, als erwartet."
Darius' linke Augenbraue hob sich ein Stück.
"Die Maskenspielergilde?" Er machte sich daran, das Geschirr abzuräumen. "Ihr solltet nicht so viel auf den Tratsch dieser Leute geben, Herr."
Enkidi lachte. "Tratsch? Wohl kaum, Darius. Eher Informationen, die nicht durch die Zensur eines Hauses oder der Kirche gegangen sind. Ich schätze das." Darius schüttlte fast unmerklich den Kopf und öffnete kurz den Mund, um etwas zu sagen. Dann erinnerte er sich seiner Position und verkniff sich den Kommentar. Enkidi grinste. Darius stammte von Kish. Zweifellos mißbilligte er einige Dinge, die sein neuer Herr tat, sagte oder gar dachte.
"Verzeiht, Herr. Wir ihr wünscht."
Enkidi nickte amüsiert und verließ das Quartier. Er unterdrückte ein Gähnen, lockerte kurz seine verspannten Rückenmuskeln und ging den Gang hinunter, um Megan abzuholen. Er lächelte spitzbübisch, als sie herauskam – frisch geduscht, lässig gekleidet und bereit, die Station zu erkunden. Sein Blick wanderte für einen Moment prüfend ihre Kurven hinab.
"Fertig, Commander?"
Sie legte den Kopf schräg und grinste.
"Aye, Baron."
Sie machten sich auf den Weg zu den Eskatoniern.
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Er eilte den schmalen Verbindungsgang von der Zentralachse entlang, und musste sich ab und zu an Ceramstahlträgern vorbeischlängeln. Eigentlich war dieser Gang nur fuer Wartungsarbeiten gedacht, bot aber eine sehr praktische Abkuerzung zum Sektor D. Nach wenigen Augenblicken liess er den geriffelten Stahlblech und Lueftungsgitter-Boden hinter sich und gelangte auf den Pseudomarmor des Hauptkorridors im Sektor D.
Bei St. Hombor! Da ist sie ja schon wieder. Diese Justinian kann schon penetrant werden. Aber, vielleicht kann ich der "armen" Dame ja helfen, auch wenn ich es bezweifle. Bringen wir es hinter uns.
Bruder Erland hielt geradewegs auf die Justinian und ihren Anhang, die ihn noch nicht bemerkt hatte, zu.
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Den Schmerz zu spüren, nach der Zeit.
Die Wunde ist aufgerissen worden, sie würde weiterbluten. Wenn er nach außen der seltsame Kossacke war, der den Helm so selten trug, fast als >bestehe< er darauf, nicht gesichtslos zu sein wie die anderen Gesichtslosen, so würde Nacheiko aus ihm ragen wie die abgebrochene Klinge eines Rapiers nach einem Duell. Gerade so abgebrochen, daß nur ein rotes Mal verriet, wo der Stahl steckte. Ein wahrhaft kunstvoller Fechter konnte den Gegner so kunstvoll töten, daß er keinen einzigen Tropfen Blut vergoß. Angeblich eine Technik, die erfunden worden war, nachdem Salandra Decados einen ihrer Getreuen dafür hatte hinrichten lassen, daß er ihr den Teppich ruiniert hatte.
Eine von unendlich vielen Schauergeschichten.
Als er sich noch an die komplizierten Tänze hatte erinnern können, und wie sich die Schrittfolgen von Monat zu Monat veränderten - nicht, weil sie eleganter wurden, sondern weil sie den Tölpel entlarvten, der nicht ein Vermögen aufbrachte, um mit der Mode im doppelten Sinne Schritt zu halten - da hatte er genug Schauergeschichten erlebt. Wohl mehr in den flüsternden Hallen der Paläste als auf dem Schlachtfeld. Weshalb ihm das zweite jetzt auch Heimat war. Ganz einfach. Ein Kossacke kämpfte, bis er starb. Das reichte.
Die Hand in seinem Haar stockte für einen Moment - ein Zeichen, daß der Graf seine Aufmerksamkeit erwartete. Ras blickt auf und sah von unten in die grün glitzernden Augen des Grafen, der ihn mit einem Lächeln betrachtete. "So schwere Gedanken, Ras. Ich hoffe, die Quälerei hat einen Sinn. Oder ... führt zu etwas."
Ras senkte den Blick wieder und richtete ihn auf den flachen weißen Bauch, auf dem er geruht hatte. Sehnige Muskeln, die sich überrascht spannten, als seine Lippen über die Haut streiften. Der Atem schien sich zu beschleunigen, für einen Moment, köstlich, zu sehen, wie der Graf reagierte, ihm gegenüber nicht kalt war. Warum der Graf mit einem seiner Kossacken schlief, gelegentlich, wußte Ras nicht. Er vermutete, daß es mit Grischa zu tun hatte, aber der diente jetzt dem Imperium. Kossacken-General und Questing Knight. Eine vage beunruhigende Vorstellung. Aber da lag der Schlüssel. Nacheiko war seine Wunde, und der Li Halan - Enkidi, das war der Name - rührte daran. Und er war ein Kossacke, wie Gregorij Soljenkov, ein anderer Lehnsmann des Grafen - und er berührte den Stachel der Lust in Graf Mandins Seele.
Spiegellungen. Ein verzerrtes Gesicht im schwarzen Spiegel des Kossackenvisiers.
Wir lieben nie, was wir glauben zu lieben.
Wir hassen nie, was wir glauben zu hassen.
"Ich bin nur ein einfacher Mann, my lord", murmelte Ras gegen den Bauch, der sich unter seinem Atem wieder spannte. Der Graf bekundete Interesse an einem weiteren Gang, wenn er das Zögern richtig deutete.
"Und das du mir das nicht vergißt." Andrei lachte tonlos. "Nacheiko ist tot. Du solltest die Wunde heilen. Selbst, wenn es bedeutet, dir diesen Li Halan zum Sohn zu machen."
Adoption? Nein - das wäre zu einfach. Der Graf sprach über etwas anderes. Eines dieser komplexen Spiele, die schon zu seinen Zeiten als Adliger und Duellant nicht wirklich aufgegangen waren. Er hatte nicht das nötige Talent, vermutlich. Nicht den Geist für mehr als Abwehrmanöver.
Aber das hatte nun keine Bedeutung. Er würde später darüber nachdenken.
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Da es noch etwas Zeit bis zum Termin um neun bei dem Eskatoniekerpriester war, beschloss Elisabeth den Weg ueber die Haupthalle zu nehmen und sich dort noch ein wenig umzusehen. Sie wollte ja schliesslich unauffällig wirken, da wäre es seltsam, wenn sie einen Bogen um die Marktstände machen wuerde. Nun war hier deutlich mehr Leben und Gedränge und Geschiebe als noch vor wenigen Stunden. Elisabeth zwang sich zu der ihr eigenen Ruhe, nach einer Weile gelang es ihr auch die vielen Menschen soweit auszublenden, dass sie sie nicht mehr störten. Vielleicht zum Schmuckstand? Der liegt mitten im Gedränge, da habe ich einen guten Ueberblick ueber die Gänge und ueber alle, die sich hier so bewegen. ausserdem erregt es da keine Verwunderung, wenn ich mich länger aufhalte. Unschluessig zu tun, sollte ja keine Kunst sein...
Mit eleganter wuerde, Sophia hinter sich, steuerte sie durch die beiseite weichenden Menschen auf den Schmuckstand in der Mitte der Halle zu.
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Sie nahmen den schnellsten Weg durch die verworrenen Gänge der Station. Enkidi hatte es zwar eigentlich nicht sonderlich eilig, wieder den Kirchensektor aufzusuchen, doch sie hatten wichtige Dinge zu erledigen.
Unterwegs achtete er sorgsam auf die Umgebung, auf die Menschen, die ihnen begegneten. Die Ereignisse des gestrigen Tages mahnten zur Wachsamkeit, noch mehr als sonst an einem unbekannten Ort. Ein Attentäter... die Station bot unzählige Möglichkeiten, zuzuschlagen. Besser, man war vorbreitet.
Wenig später traten sie durch das Hauptschott des D-Sektors und bogen in den Korridor zum Eskatonier-Flügel ein.
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Später.
Wieviel so ein Wort wiegen konnte. Später konnte der Moment nach einer Raumschlacht sein oder der Moment, in dem die Hebamme aus dem Gemach tritt und die Geburt eines Jungen verkündet. Später war immer ein Moment im Leben, und der Tod nichts weiter als der Moment, der kein >Später< mehr besaß.
Andreis Augen glitzerten, als sich der Graf zu ihm hinabbeugte und seine Lippen erneut küßte - sie bebten beide, zitterten in dem, was sie geteilt hatten und was Ras niemand wegnehmen konnte. Früher hatte er einmal so über eine Frau gedacht, aber sie war nun weg, und er schloß die Augen, spürte den schlanken Leib auf seinem und den Hunger Andreis an seinen Lippen. Hunger. Er würde Andrei ohne zu fragen, ohne mehr zu empfinden als Dankbarkeit und Nähe, mit seinem eigenen Fleisch und Blut nähren - Askorbiten, und das war es, was Andrei liebte, wohl das einzige, was er wirklich aus ganzer Seele liebte, Askorbiten waren Blutsäufer. Ras kannte ihre Umtriebe nur zu gut, und Andrei war ganz gewiß nicht menschlicher, nur weil Ras ihm im Bett Gesellschaft leistete. Aber als Mensch zählte wohl keiner von ihnen mehr.
Andrei würde immer fremd bleiben, ein Teil von ihm jedenfalls, den kein Kuß, kein Gedanke erreichen konnte. Er schnappte hart nach Ras' Unterlippe, der den Schmerz im Abklingen der Lust kaum spürte, bis er sein eigenes Blut schmeckte. Andrei zog die Wunde zwischen die Zähne und saugte daran - der Schmerz durchzuckte Ras jetzt, aber auch die finsterste, dunkelste Lust, daß auch der Schmerz und das Blut Geschenke waren. Andrei grinste mit blutigen Lippen, zog ihm mit dem Daumen den Kiefer nach unten und ließ Blut und Speichel in seinen Mund laufen. Ras schluckte, hielt zugleich den anderen Leib mit einem Arm umschlugen, hob den Oberkörper zu einem letzten Kuß, der schmerzte, weil Andreis Zähne ihm die Lippe gründlich zerbissen hatten.
Andreis Gesicht zeigte sein Vergnügen über diese Reaktion - er legte beide Hände auf Ras' Brust und neigte sich über ihn wie die Mantis selbst, gebogen und elegant wie die Klinge eines Säbels. "Vielleicht, Ras, werde ich dich eines Tages töten. Wenn du dir das so sehr wünschst." Er tastete nach etwas jenseits von Ras' Blickfeld, dann sah Ras, wie eine Spritze in seinem Blickfeld auftauchte. Er zuckte leicht mit den Brustmuskeln, aber Andreis Blick bannte ihn wie ein Insekt in Bernstein. Was nun? Schmerz? Lust? Drogen? Und wenn Drogen, warum jetzt erst?
Andrei legte die Spitze so gegen seine Schlagader, daß Ras sie spürte. Spüren mußte.
Da war keine Angst.
Und da war ein Später.
Aber es war ein Später, in dem jede Ader seines Körpers brannte, als koche sein Blut, und er begann zu schwitzen, während sein Körper einen Kampf gegen etwas führte, das weder Droge noch Folter war. Er rang um sein Bewußtsein, konnte spüren, wie sein Körper aufbegehrte gegen einen Schmerz, der weder willkommen noch Geschenk war. Und wie sein Körper gewann - der Schmerz blieb spürbar, aber er zuckte nicht und wimmerte nicht, er bebte nur still und schwitzte, atmete ruhig, verdrängte jeden Schmerz, bis dieser zur Intensität seiner zerbissenen Lippen geschrumpft war.
Andrei hatte sich erhoben und steckte sich gerade das Haar auf - eine schwarze Robe bedeckte seine Schultern, bildete die feinen Linien seines Körpers ab, alterslos und fremdartig. Ras konnte sehen, wie Andrei ihm Spiegel lächelte, während er sich mit schrägen Kopf selbst betrachtete.
"Du wirst mir nun länger Gesellschaft leisten. Das ist nicht metaphorisch gemeint, Ras." Er hob eine Augenbraue, betrachtete Ras über den Spiegel. "Du bist für den Tag von deinen Pflichten entbunden, heute abend haben wir ein diplomatisches Gefecht; du solltest den Attentäter finden. Ich schätze es nicht, wenn mein Gegenüber vergiftet mit dem Gesicht auf den Tisch fällt, weil mir einer unserer liebenswerten Cousins den Plan durchkreuzt."
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Scheinbar ziellos streifte sie durch die Station. Doch ihre Schritte lenkten sie wie von allein in den Sektor D. Vorbei an unzähligen Ständen. Sie fand sich plötzlich vor dem Schmuckstand wieder und unterzog die Auslagen einer kritischen Würdigung. Dann jedoch musste sie feststellen, das hier nichts angeboten wurde das ihrer Schönheit würdig war.
Sie setzte ihren Weg fort. Hinein in das Getümmel, das trotz der relativ frühen Morgenstunden schon recht beachtlich war. Kritisch musterte sie ihre Umgebung wieder und wieder. Langsam musste bei einem Beobachter der Eindruck eines kreisenden Adlers entstehen. Die Krallen ausgefahren und jederzeit zum zupacken bereit. Die Knöchel ihrer linken Hand traten weiß hervor, während sie am Knauf des Schwertes spielte. Tief in Gedanken und doch fast alles realisierend was um sie herum geschah. Fast.
Eine gedrungene Gestalt steuerte direkt auf sie zu. Im ersten Moment wollte sie zur Waffe greifen, um diesen Rüpel eine Lektion zu erteilen. Dann jedoch besann sie sich, als sie Bruder Erland erkannte. Den Namen nun kennend, brachte es sie keine Stück weiter. Wo hatte sie Ihn kennen gelernt? Und warum war er ihr so nachhaltig im Gedächtnis geblieben? Zumindest hatte sie diesen Eindruck bei ihrer erneuten Begegnung. Eine Unmenge von Alarmglocken begann zu schrillen, wenn sie auch nur in seiner Nähe kam. Irgendetwas war an diesem Priester. Sie wollte wissen was das war. Aber das musste sie behutsam anstellen. Auch wenn sie in diesem Augenblick nicht wirklich in Stimmung war um eine gepflegte Konversation zu halten. Woher wusste sie dass dieser Priester jede ihrer Schwächen gnadenlos ausnutzen würde? Ja, sie musste sehr behutsam vorgehen.
Dann stand er auch schon vor ihr. Sie legte ihr liebenswürdigstes Lächeln auf. Die blauen Augen strahlten vor Freude. So erwartete sie seinen Anfang der Konversation.
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Bruder Erland verbeugte sich tief. Mit natuerlich-freundlicher Stimme sprach er "Einen wunderschönen guten Morgen im Lichte des Allschöpfers, Mylady. Ich hatte den Eindruck, Ihr sucht mich. Vielleicht kann ein einfacher Diener des Allschöpfers Euch helfen?"
Erland, zuegele Deinen Sarkasmus, das ist dem Glauben nciht zuträglich
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Davon abgesehen, dass es an diesem Stand nichts gab, dass sie sich auch nur annähernd an sich vorstellen konnte viel zuviel Gold, wer soll das tragen?, waren auch ansonsten nur Gildenleute zu sehen. Die interessieren mich ausnahmsweise einmal weniger... Ganz kurz meinte sie in der Ferne den Umhang eines Phönixritters zu sehen, doch in der nächsten Sekunde war nichts mehr zu sehen, wahrscheinlich hatte sie sich getäuscht. Schade, wenn ein Phönixritter hier wäre, dann wäre mir schon einmal deshalb geholfen... . Naja, das hilft nichts.
Sie machte sich also auf den Weg in den Kirchenbereich. War das da vorne nicht die Sternenfahrerin von heute Nacht? Das neben ihr, war also dann wohl der Li Halan Baron. Interessant, was wollen die denn hier bei den Eskatonikern? Nun, das werde ich ja vielleicht gleich erfahren, hoffentlich lässt man sie da vorne ein bisschen warten, das wäre doch ein nettes zufälliges Treffen.
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„Einen wunderschönen guten Morgen Bruder Erland. Dem Schöpfer zum Gruße.“ säuselte sie ihm entgegen. Einfacher Diener? Das ich nicht lache! „In der Tat suchte ich Euch. Verzeiht wenn dies zu aufdringlich geschah.“ Bei dem kann das nicht aufdringlich genug sein!
„Ich frage mich, woher ich Euch kenne. Seit ich Euch sah zermartere ich mir meine Hirn. Doch ich kann mich einfach nicht erinnern. Bitte Bruder, erlöst mich von meinem Martyrium.“ Ja, sag mir es endlich. Dann komme ich schon dahinter warum du mir so im Gedächtnis geblieben bist.
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"Das ist mein bescheidener Name, Mylady, wenn Ihr mir den Euren nennt, kann ich Euch entsprechend gebuehrend ansprechen. Ich habe bereits einen Verdacht, wo wir uns gesehen haben könnten, doch wird Euer Name meinem Gedächtnis natuerlich auf die Spruenge helfen."
Was ziert Sie sich heute, so. Pass auf, Erland, Tretminen. Unw wieder eine Pruefung des Schöpfers...
Mit absolut freundlichen Augen hinter den dicken Brillengläsern funkelnd, die knubbligen Hände hinter seiner unmöglichen "Kutte" verschränkt, schaute er die Justinian erwartungsvoll an.
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Er will mir also weiß machen mich nicht zu kennen. Pah! „Verzeiht Bruder Erland. Ich bin Lady Josephine Lucretia Justinian.“ Leicht beschämt ob der Zurechtweisung in Etikette durch einen Priester, blickt sie zu Boden. Dabei entgeht dem guten Bruder Erland der funkelnde Blick vollends. Was bildet er sich ein? Aber ich werde ganz ruhig bleiben. „Ich hoffe inständig dass ihr mit diesem Namen etwas anfangen könnt. Vielleicht ist Euer Gedächtnis nicht ganz so lückenhaft wie das meine.“ Mit Sicherheit weiß er eine ganze Menge. Nun ist es an mir an diese Wissen zu gelangen. Bei diesen Worten richtet sie ihren Blick wieder auf den Priester. Hoffnung und Erwartung spiegelt sich im engelsgleichen Gesicht wieder. Ihren Oberkörper verlagert sie unmerklich, um so ihre Reize vollends zum Ausdruck zu bringen. Ihr Lippen verziehen sich leicht zu einem Schmollmund. Rufen die nicht förmlich „Küss mich?“ So Priester. Kannst du mir widerstehen?
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"Hocherfreut, Mylady. Das hilft mir natuerlich weiter. Wir sahen uns auf dem Ball von Baronin Isabella Yolande Francesca de la Albacete Dulcinea Hazat. Ihr fuehrtet ein angeregtes Gespräch mit seiner Exzellenz Bischof Gabriel von Thessaloniki, in dessen Gefolge ich mich an jenem Abend fand."
Hmm, was bei St. Horace möchte sie aus mir herausbohren?
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Bischof Gabriel von Thessaloniki. Ja natürlich, das war es. Dieser Bischof hatte ihr auf dem Ball ja fast die Schau gestohlen. Wie konnte ein Mann nur so gut aussehen? Allerdings war die Unterhaltung mir seiner Exzellenz sehr interessant gewesen. Sie konnte sich plötzlich sehr gut daran erinnern, wie der Bischof etwas an Gesichtsfarbe verlor, als sie ihn auf seinen Sekretär ansprach. Eben diesen Bruder Erland. Ein nicht besonders gut aussehender Mann. Und noch dazu Eskatoniker in solch einer Position? Seine Exzellenz hatte lediglich und das auch recht reserviert von einem Kontrast gesprochen. Nun das hatte sie verstanden. Wer wie sie und er mit einer solchen Schönheit vom Pancreator belohnt wurde, würde sich freiwillig mit Leuten umgeben, die die Blicke anderer ablenken würden? Allerdings erregter dieser Bruder Erland ihre Aufmerksamkeit. Schon damals hatte sie etwas gestört. Heute würde sie der Sache weiter nachgehen. Ein erfreutes Lächeln huscht über ihr Gesicht. „Vielen Dank Bruder. Jetzt wo Ihr es erwähnt. Der Ball von Baronin Isabella Yolande Francesca de la Albacete Dulcinea Hazat. Wie konnte ich das nur vergessen. Es war ein wunderschöner Ball. Tatsächlich kann ich mich an Euch erinnern. Ihr hattet wohl nicht besonders viel Spaß damals? Was treibt Euch hierher, wenn mir diese Frage gestattet ist?“ Ich bin nicht in der Lage einen klaren Gedanken zu fassen. Dieser Mann ist widersprüchlich. Was will er hier? Doch bestimmt nicht nur seinen Orden besuchen und in Büchern stöbern. Das kann er mir nicht weiß machen!
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"Ja, Mylady, ein durchaus bemerkenswerter Ball mit einer Vielzahl an noch bemerkenswerteren Anwesenden." Bruder Erland lächelte Lady Josephine strahlend an. "Eine Schau der Opulenz, vielleicht sogar ein wenig hedonistisch, besonders Angesichts dessen, dass dieser Ball Santa Flamma Dies gewidmet war. Cciardi hätte ihn sicher als ein Schauspiel der Eitelkeit, des ueberheblichen Stolzes und gefährlich verdammenswerter Lust gebrandmarkt, allerdings ist jedoch auch ein Gespräch zwischen St. Amalthea und Zebulon selbst ueberliefert, welches sich folgendermassen deuten lässt, dass, um eine innere Flamme gesund und leuchtend zu halten, Freude in Gemeinschaft wichtig und ein edles Gut ist. Mylady, duerfte ich fragen, wie Ihr das seht?"
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Das Geräusch von leichtfüßigen Schritten und raschelndem Stoff. Enkidi drehte sich um und sah eine Gestalt aus dem Zwielicht des Korridors in den Lichtkegel vor der Studierstube der Eskatonier treten. Schwarzes Haar, ausdrucksvolle Augen. Ein makelloses Gesicht und ein perfekter, geschmeidiger Körper. Für einen Augenblick pochte sein Blut schneller durch seine Adern. Sie war atemberaubend.
Dann ríß er sich zusammen, wechselte einen kurzen Blick mit Megan und nickte der Hawkwood mit freundlichem aber sonst regungslosem Gesicht zu.
"Guten Morgen, mylady."
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Er versuchte sie doch nicht etwa in einen Glaubensdisput zu verwickeln oder gar schlimmer noch, abzulenken? „Bruder Erland, ich muss Euch in der Tat zustimmen. Dieses Fest zu Santa Flamma Dies war, wir Ihr es ausdrückt, bemerkenswert, um nicht zu sagen höchst bemerkenswert.
Hedonistisch? Ja, das könnte man sagen. Auch wenn ich nicht behaupten kann das die Lust Ziel all meiner Handlungen wäre. Zumindest nicht immer.“ Bei diesen Worten lächelt sie leicht lasziv in Bruder Erlands Richtung. Er scheint überhaupt nicht empfänglich zu sein für meine Schönheit. Vielleicht ist er ja blind?
„Auch wenn ich nicht weiß wer dieser Cciardi ist oder war, ich wüsste nicht was an Stolz überheblich ist oder an Lust verdammenswert. Wie könnte man den Propheten mehr ehren, als mit einem solchen Fest? Zeigt ein solches nicht wie dankbar wir ihm sind, das er uns auf den rechten Weg führte?
Freude in der Gemeinschaft hält also die innere Flamme gesund und leuchtend sagt Ihr? Nun, dann muss meine innere Flamme ja hell erstrahlen. Würdet Ihr dem nicht zustimmen?“ Fragend blickt sie zu Bruder Erland. Nun, einlullen lasse ich mich von dir nicht.
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Das musste ja so kommen! War ja klar, dass die erste Person, der sie begegnen ausgerechnet diese Hawkwood ist. Eine Woge der Eifersucht rollt durch Megan, obwohl noch nichts passiert ist. Dann bemerkt sie Enkidis Reaktion - eine Winzigkeit, nicht wahrnehmbar für Außenstehende, aber Megan sieht förmlich den Wechsel seines Herzschlages, sieht wie sein Atem stockt.
Natürlich könnte sie sich dies auch einbilden, denn sie lauert geradezu auf jedes noch so kleine Detail. Dann sein Blick, so, als wolle er sich versichern, dass sie nichts gesehen habe. Megans Miene bleibt betont gleichgültig. Verdammt, warum müssen wir immer so unglaublich berauschende Schönheiten treffen.
"Ah, Baronin, so schnell trifft man sich wieder," sie ist um einen fast gelangweilten Tonfall bemüht, so, als würden sie sich schon ewig kennen, während sie wieder ihre Verbeugung andeutet. Achja, die Etikette, schießt es ihr durch den Kopf. "Baron, wenn ich vorstellen darf: Baronin Elizabeth Hawkwood von der Felicitas (überflüssig, näher auf die Fregatte einzugehen, Enkidi wüßte sowieso nicht, um welches Schiff es sich handelt) - verzeiht, Baronin, die übrigen Namen werde ich mir wohl aufschreiben müssen - Baronin, das ist Baron Enkidi Li Halan."
Die Pflicht erfüllt verstummt Megan augenblicklich und geht wieder in Lauerstellung. Keine weiteren Erklärungen. Jetzt ist sie wieder die Untergebene. Wie sie es hasst!
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"Guten Morgen Mylord, guten Morgen, Commander." Sie schenkt beiden ein freundliches Lächeln. Aha, interessant, der Baron und seine Commanderin, deshalb war sie also gestern nicht ganz so ueberzeugend begeistert bei der Aussicht mir ihr Schiff zeigen zu duerfen. Meine Guete, ich nehm dir Deinen Baron schon nicht weg. Ich hab ganz andere Probleme, ausserdem möchte ich lieber Dein Schiff sehen, das reizt mich mehr, als Dein Baron. Dann wendet sie sich, weiterhin freundlich lächelnd an die Sternenfahrerin: "Die Namen reichen voll und ganz, wir sind ja nicht auf einem Ball, vielen Dank fuer die Vorstellung." Sie wendet sich dem Baron zu hmm, viel geschlafen hat der wohl nicht diese Nacht, nehme ich an, oder er ist krank: "Ihre Commanderin und ich hatten bereits gestern Nacht das Vergnuegen, wir trafen uns auf der Aussichtsplattform. Sie bot mir an, mir Euer Schiff zu zeigen, ich hoffe Ihr habt nichts dagegen?" Abwartend und unverfänglich schaut sie ihn an. Beiläufig registriert sie, dass er nicht ganz den Li Halan gleicht, die sie bisher kennen gelernt hat, sein Gesicht ist irgendwie anders. Und er ist mit Sicherheit ein guter Kämpfer. Ob er Schusswaffen vorzieht, oder eher Stichwaffen?
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"Es freut mich, Eure Bekanntschaft zu machen, Baronin", floskelte er. Eine leichte Verbeugung, dann.... ein Lächeln. Ja, sie war eine Hawkwood, aber darüber ließ sich hinwegsehen. Er legte den Kopf leicht schräg und betrachtete sie abschätzend.
"Heute Nacht?" Seine rechte Augenbraue hob sich ein Stück und er sah zu Megan hinüber. Innerlich mußte er grinsen. Natürlich hatte Megan nichts von dieser Begegnung erwähnt. Zur Baronin gewandt fuhr er fort: "Natürlich habe ich nichts dagegen, mylady. Wenn Euch der Sinn danach steht..." Er konnte sich nichts langweiligeres vorstellen. Raumschiffe waren ein Mittel zum Zweck, eine zerbrechliche Hülle, die die Menschen im irrwitzigen Glauben ließ, die Herren des Alls zu sein. Er konnte ihnen nichts abgewinnen. Für ihn würden sie immer ein Gefängnis sein, eng, bedrückend, dunkel.
Aber er wußte, wieviel sie Megan bedeuteten, und das allein zählte. "Commander Lindsey wird Euch sicher gern an Bord willkommen heißen, nicht wahr?" Er nickte Megan zu und strich sich eine Strähne schwarzen Haares, dass er –anders als sonst– heute offen trug, aus dem Gesicht.
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"Das ist sehr freundlich von Euch, Mylord. Es mag Euch vielleicht etwas merkwuerdig vorkommen, aber Raumschiffe bedeuten mir sehr viel. Die letzten siebzehn Jahre habe ich die Felizitas kaum verlassen, so dass sie mein Zuhause geworden ist. Dadurch erscheinen natuerlich auch andere Raumschiffe plötzlich in einem anderen Licht als frueher. Man könnte sagen, ich habe sie schätzen gelernt." Nachdenklich legt sie den Kopf schief und verzieht ein wenig das Gesicht, als sie an sich selbst vor siebzehn Jahren denkt. Jung, dumm und unerfahren, wenn sie damals schon mehr gewusst hätte, dann wäre sie vielleicht nie solange an Bord der Felizitas geblieben. Und das ist sowohl positiv, als auch negativ, die Jahre ihm Raum haben mich geformt. Innerlich bin ich Deiner Commanderin ähnlicher als Dir, Baron, aber das hast Du ja wohl eben deutlich genug gehört. Und ich hoffe, Commanderin, Ihr habt heraus gehört, dass ich an Deinem Baron in der Hinsicht nicht interessiert bin. Wichtiger ist die Frage, ob er etwas weiss und wo er zuletzt war, aber das wird er mir wohl kaum im ersten Gespräch auf die Nase binden. dummes hin- und hergefloskel! Ich sehne mich nach dem Tag, an dem man direkt und offen sagen kann, was man wissen will.
"Doch jetzt sitze ich erst einmal länger hier fest, denke ich, bis die Felizitas wieder einsatzfähig ist, wird es eine Weile dauern. Und dann muss ich mir immer noch ueberlegen, was ich mit der nächsten Barbarenuebermacht anfange. Aber verzeiht, das ist kein Thema fuer den Bereich der Kirche." Es wuerde mich ja interessieren, ob er beim Glauben genauso uebertreibt, wie viele andere Li Halan...
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Von der Pflicht entbunden, und im selben Atemzug fortgeschickt, um den Attentäter zu suchen.
Also gut.
Ras stand auf, entdeckte die Uniform, die am Boden lag. In Fetzen. Dem Grafen hatte es beliebt, zu spielen. Dann also nicht diese Uniform. Er fand das Komm und befahl einen Adjutanten zu sich, mit einer neuen Uniform. Andreis Gesicht im Spiegel zuckte leise bei diesen Worten.
Bist du mutig genug, ihn jetzt zu berühren, dachte Ras bei sich. Er wußte, was das Geschenk war, das Andrei ihm gemacht hatte - da lag noch immer die leere Spritze, und er konnte es in seinem Körper ächzen hören, als die Chemikalien, die seinen Körper verändert hatten, mit einer weiteren rangen. Sie war nicht willkommen. Ein weiterer Grund, weshalb seine Seele verloren war, aber das kümmerte ihn nicht. Es war Andreis Wille. Wenn er dafür den Rest der Ewigkeit im Dunkeln zwischen den Sternen existieren mußte - in verstandloser Kälte und unrettbar weit vom verglimmenden Licht entfernt, dann war das ein geringer Preis dafür, Andreis Willen getan zu haben.
Seine Hände strichen über Andreis Haut - ohne ihn zu berühren. Er näherte sich nur so weit, daß seine Hände die Wärme der Haut spüren konnten, und er fuhr die Linien der Schultern, des Rückens nach, seiner Arme.
Andreis Blick traf im Spiegel auf seinen. "Du weißt, was du zu tun hast."
"Ja, Meister."
Andrei lächelte leicht. "Bring mir den Attentäter, und ich mache dich heute Nacht unsterblich. Hundert weitere Jahre sollten für einen Kossacken doch der Unsterblichkeit gleichkommen." Er legte den Kopf schräg, jetzt zur anderen Seite. "Die Dosis gerade - sie genügt nicht. Sie bereitet vor. Die Nebenwirkungen, wenn die andere ausbleibt, kenne ich nicht. Und deren Einfluß auf deine veränderte Körperchemie ... ist mir nicht bekannt. Ich weiß gar nicht, ob es Kossacken gibt, die das Mittel erhalten. Vielleicht einige von Hyrams Garde."
Ras neigte den Kopf. "Macht das einen Unterschied?"
"Vielleicht nicht." Andrei blickte in den Spiegel - sein Gesicht verschloß sich. Er dachte nach, konnte stundenlang so sitzen, wie ein Askorbit, was auch immer die fremdartigen Monstren innerlich umtrieb.
Der Adjutant brachte die Uniform und berichtete, ein gewisser Li Halan wolle mit dem Hauptmann sprechen. Ras nickte. "Sag ihm, er kann mich in den Trainingsräumen finden."
Schließlich galt es, die Trägheit der Nacht aus dem Körper zu arbeiten, die Erinnerung an Andreis Hände und Lippen, sich daran zu erinnern, daß er eine Waffe war, nicht das Spielzeug eines Grafen, der es liebte, sich die Stärksten seiner Untertanen ins Bett zu holen, weil er sie dort am besten beherrschen konnte. Als gäbe es auch nur den Funken Rebellion in Ras. Oder vielleicht reizte gerade das Andrei - daß Ras ihm so sehr gehorchte wie sein eigener Körper.
Spiegellungen.
Der Adjutant salutierte.
Einen Attentäter soll ich dir fangen, Andrei. Also gut. Dann laß das Spiel beginnen.
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"Barbaren?" Er lächelte verschmitzt, als er an ihre letzte Begegnung mit den Vuldrok zurückdachte. Das war ein Kampf nach seinem Geschmack gewesen. Die Barbaren hatten geglaubt, leichtes Spiel mit dem viel kleineren Schiff zu haben, aber am Ende hatten sie das Weite gesucht. Ihr Anführer war ein zäher Brocken gewesen, aber alles in allem keine Herausforderung. Barbaren. Grobschlächtiges Pack ohne Stil, Eleganz und Taktik. Muskeln ohne Verstand. Es war eine Freude gewesen, sie zu belehren.
"Hier? Das ist ungewöhnlich... was mag die Vuldrok so tief in feindliches Gebiet gelockt haben?" Er schüttelte leicht den Kopf. "Sie werden immer dreister. Es wird Zeit, dass der Imperator endlich etwas gegen sie unternimmt. Aber verzeiht, mylady, das ist vielleicht kein Thema für den Kirchenbezirk." Wieder ein Lächeln und ein amüsiertes Blitzen in den dunklen Augen.
Er deutete mit einer vagen Handbewegung in Richtung der Lesestube. "Wir sind hier, um mit Bruder Erland vom Eskatonischen Orden zu sprechen, aber man sagte uns, dass er noch nicht hier weilt..."
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Ob Ihre innere Flamme wirklich so hell leuchtet? Innerlich begann er, sich zu konzentrieren.
"Nun, Mylady Josephine, diesen Eindruck hinterlasst Ihr ganz gewiss. Cciardi war der Hauptreformer des Templum Avesti, nicht sehr extrem, aber natuerlich dennoch sehr weit von der allgemeinen Interpretation Zebulons entfernt.
Gewiss ist es so, dass reine Freude der inneren Flamme hilfreich ist, und sogar die Fervituden der Avesti sagen ja immerhin in III, 23, die Flamme breitet sich aus von Herzen zu Herzen, von Seele zu Seele, vereinigt alle Kreaturen in der Passion des Glaubens. Also ist gegen Freude und Vergnuegungen im allgemeinen nichts einzuwenden. Solange man es nicht uebertreibt, aber das wiederum ist natuerlich eine Frage der Interpretation und des eigenen Standpunktes.
Aber, sagt mir, womit könnte ich Euch eventuell helfen?"
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"Das ist bedauerlich, denn auch ich bin hier, um mit Bruder Erland von den Eskatonikern zu sprechen. Es wuerde mich ja sehr interessieren, weshalb ein Li Halan zu den Eskatonikern geht..., aber vielleicht liegt es auch an Bruder Erland? Er war so nett, sich bereit zu erklären die Todesfeier fuer zwei meiner Mannschaft zu halten, und gab mir fuer neun Uhr einen Termin, um die Einzelheiten abzusprechen. Allein wegen der Mannschaft hätte ich das gerne so bald wie möglich hinter mir." Ein Schatten der Trauer flog ueber ihr schönes Gesicht und einen Moment lang senkten sich die langen Wimpern ueber ihre eisblauen Augen, um die Trauer nicht zu sehr zu zeigen, als sie an den Sinn ihres Besuches dachte. Rahmhorst..., ob ich mir das werde verzeihen können? Aber dass ich auch beichten will, interessiert Dich vielleicht nicht so, Baron. "Hattet Ihr bereits die Möglichkeit Bruder Erland kennen zu lernen?" Mit der ihr eigenen eisernen Willenskraft und Disziplin verdrängte sie den toten Rahmhorst wieder aus ihren Gedanken und konzentrierte sich auf den Baron und die Sternenfahrerin vor sich. Beinahe unmerklich strafft sich ihr ohnehin gerader Ruecken noch eine Spur mehr.
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"Eine Totenfeier?" Ein Stirnrunzeln. Das Amüsement in Enkidis Augen verschwand. "Mein Beileid, Baronin." Er meinte es ernst; noch vor einem Jahr hätte er vermutlich ungerührt mit den Schultern gezuckt, doch jetzt... die Mannschaft der Azara war zwar klein, aber die gemeinsamen Erlebnisse hatten sie zusammengeschweißt, ungleich des Standes oder der Überzeugungen. Jemand von ihnen zu verlieren wäre in der Tat ein Verlust. Wieviel Bedeutung ein Menschenleben doch bekommen kann, und sei es noch so wertlos... Er erschrak über den Gedanken, der nicht ihm gehörte. Wischte ihn fort. Er brauchte diesen verdammten Priester... "Bruder Erland?" Er konzentrierte sich auf das Gespräch. "Ja, wir sprachen gestern schon mit ihm.... ich wundere mich, dass er nicht hier ist. Aber wenn ihr einen Termin mit ihm hattet, sollte er ihn wahrnehmen. Vielleicht hat er sich verpätet. Nun..." Für einen kurzen Augenblick keimte Ärger in ihm hoch. "Dann werden wir eben später wiederkommen. Ihr werdet seine Zeit sicherlich etwas länger in Anspruch nehmen."
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"Wahrscheinlich, aber wenn Ihr ihn nicht zulange in Anspruch nehmen wollt, dann lasse ich Euch gerne den Vortritt! Ein paar Minuten länger hat das nun auch noch Zeit, die könnte ich warten. wenn Ihr ihn allerdings auch länger als, sagen wir eine halbe Stunde, benötigt, dann wäre es mir lieb, wenn ich doch erst meinen Termin wahrnehmen könnte, verzeiht." Sie lächelte ihn entschuldigend an. "Es wundert mich auch, dass er nicht hier ist. Vielleicht wurde er aufgehalten? Er scheint ja ein sehr begehrter Mensch zu sein..." Sie zog amuesiert eine Augenbraue nach oben. "Was hattet Ihr fuer einen Eindruck von ihm, ist er ein typischer Eskatoniker?"
Na hoffentlich, was soll ich sonst machen? Naja, dazu ist es nun zu spät, ich muss Sophia vertrauen. Sie blickte den Baron fragend an, in der Hoffnung, dass er diese Frage nicht zu indiskret fand. Gleichzeitig begannen sich in ihrem Gehirn ein paar andere Gedanken zu regen, während sie den Baron vor sich ansah. Irgendetwas an dem Namen Enkidi Li Halan kommt mir doch bekannt vor?!
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Er mußte lachen; ein tiefes, angenehmes Lachen. "Ein typischer Eskatonier? Ich bezweifle, dass es soetwas gibt, mylady. Ist es nicht das, wofür sie bekannt sind– ihre zu weilen sehr... farbenfrohe" unorthodoxe "Geisteshaltung?
Wir haben nur sehr kurz mit ihm gesprochen, ich maße mir nicht an ihn beurteilen zu können, noch weiß ich, ob er der richtige für eine Trauermesse ist." Dies ist eigentlich die Aufgabe eines orthodoxen Priesters, mylady. Er wurde ungeduldig. Warten war nicht seine Stärke, zumindest nicht in solchen Situationen und an solchen Orten. "Ein paar Minuten, ja. Das wäre sehr großzügig, Baronin. Es dauert nicht lange... ich benötige nur eine Information von Bruder Erland, bezüglich eines Ordensbruders. Aber da er ohnehin nicht zu kommen scheint..." Er blickte den Gang hinab und seine Miene verfinsterte sich zusehens.
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War da nicht plötzlich ein Geruch von Blumen in der Luft? “Nun Bruder Erland, ich genieße unser Gespräch sehr. Wollen wir nicht ein paar Schritte gehen? Wir können uns auch während des Spazierganges unterhalten. Ich stehe nicht gerne in der Gegend rum. Vielleicht könnt Ihr mir ein paar weiter interessante Aspekte der kirchlichen Vergangenheit näher bringen.
Womit Ihr mir eventuell helfen könntet? Nun, ich frage mich, was ein Mann in Eurer Position, der Sekretär von Bischof Gabriel von Thessaloniki, hier macht? Das ist doch sicher keiner Pilgereise. Erzählt doch ein wenig.“ Irgendetwas irritiert mich. Er hat etwas vor. Doch was? Hat das etwas mit dem Auftrag von Xavier zu tun? Soll ich womoglich bei Ihm …? Sie dachte nicht weiter in diese Richtung und bot Bruder Erland galant ihren Arm für den Spaziergang.
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Sie ist tatsächlich gläubiger als ich zunächst vermutet hatte. Bruder Erland, der Zynismus frisst Euch eines Tages auf. Seid weniger voreingenommen. Aber, sie ist extrem determiniert, Vorsicht! Sein innerer Sinn fuer die Zeit kreischte allmählich gequält auf. Höchste Zeit. Erstaunt nahm er den charmant dargebotenen Arm wahr und zu seinem eigenen Erstaunen, verbeugte er sich elegant (naja, so elegant wie das bei mir möglich ist), was ihn aus den Verlegenheit brachte, einen seinem Stande unangemessenen Faux Pas zu begehen.
"Nun Mylady, ein Spaziergang ist durchaus ein fuertrefflicher Vorschlag. Allerdings muesste wir uns einen in eine bestimmte Richtung bewegen," Bruder Erland setzte sich in Gang und lächelte auffordernd, "da ich leider bereits um neun einen Termin wahrzunehmen habe, nur drei Minuten von hier. Mylady, wenn Ihr mich bis dort begleiten wollt, eventuell könnten wir den eigentlichen Spaziergang auf einen Termin am Nachmittag verschieben, sofern Euch das entgegenkommt."
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Er nahm ihre Einladung zu einem Spaziergang also an. Entweder war er ein guter Schauspieler, oder aber er hatte keine Angst etwas zu offenbaren, weil er nichts verbarg. Sie würde noch dahinter kommen. Er versuchte zumindest elegant zu sein. Nun, immerhin etwas. „Vielen Dank Bruder Erland. Ich begleite Euch gern. Allerdings auf dem Termin für unseren Nachmittagsspaziergang bestehe ich.“ Da ist er mir ja geschickt ausgewichen. Also hat er genügend Zeit sich eine Ausrede einfallen zu lassen. So er denn einer braucht. Langsam zweifelte sie an sich selbst.
Arm in Arm ließ sie sich von Bruder Erland durch die Station führen. Langsam hatte sie wieder Muße sich dem bunten Treiben um sie herum zu widmen. „Es erstaunt mich immer wieder, wie viel Leben auf einem solch metallischen Monstrum existiert. Ich muss gestehen das ich mir nicht allzu viel aus Technik machen. In der Regel bin ich froh, wenn alles funktioniert, so wie ich das will.“ Mal sehen was der heutige Tag noch so alles bringt.
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"Nun, ich denke eine farbenfrohe, unorthodoxe Geisteshaltung kommt den Wuneschen der Mannschaft ganz entgegen, weder Lieutenant Rahmhorst, noch Schuetze Waters hätte man in ihrem Glauben als orthodox bezeichnen können, von daher wäre eine orthodoxe Totenfeier beiden nicht sehr angemessen, denke ich. Nun, jedenfalls bin ich sehr gespannt auf diesen Bruder Erland, ich hoffe er kommt bald!" Er wirkt wie ein Tier in der Falle, irgend etwas stimmt nicht. So gefährlich wirke ich ja nun auch nicht, hoffe ich. Arme Commanderin, sie hat es sicherlich nicht leicht mit ihm, wenn er immer so ruhelos ist. Unwillkuerlich warf sie der Sternenfahrerin, die stumm an der Seite des Barons stand einen mitleidigen Blick zu. Dann hörte sie Stimmen aus der Richtung des Ganges und drehte den Kopf: "Ist er das?", fragte sie dann mit einem Kopfnicken auf den Priester, der sich in einer etwas merkwuerdigen Kutte am Arm einer auffallend schönen Justinian näherte. Wer ist das? Ich denke es könnte interessant werden. Arme Sternenfahrerin, nun musst du vielleicht ernsthaft um Deinen Baron fuerchten, die ist ein bisschen juenger als ich... . noch war das seltsame Paar nicht auf Hörweite herangekommen, so dass Elisabeth sich Zeit mit der Betrachtung liess.
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Sie durchschritten den Korridor der sie in das Innere des Kirchensektors brachte. "Mylady, ich selbst bin auch oft der Meinung, dass vieles der Technik geschaffen wurde, um Arbeiten zu vereinfachen, dies Versprechen allerdings nicht wirklich erfuellt, selbst wenn es reibunglos funktioniert. Ich interessiere mich tatsächlich auch nicht so sehr fuer Technik selbst. Bazaar selbst ist höchsterstaunlich, fuerwahr. Ein Wunderwerk, vor allem, dass es immer noch funktioniert. Allerdings stellt Bazaar natuerlich auch ein gewaltiges Mahnmal der Hubris dar." Und der Scheusslichkeiten, wie diese gotischen Pseudomarmorsäulen in altrot In diesem Moment näherten sie sich dem Subknoten, an dem sich der Eingang zum bescheidenen Eskatonikerfluegel hinter dem unscheinbaren Schott verbarg. Vor dem Schott stand eine kleine Gruppe, die all auf ihn warteten?, gebildet von Baron Enkidi LiHalan, der gerade einen vernichtenden(?) Blick in Richtung des Korridors warf und seiner Commanderin Megan und einer Dame mit gewaltigem Hawkwoodmantel. Commanderin Lindsey ganze Haltung machte unterschwellig irgendwie den Eindruck, als fuehle sie sich dort ueberhaupt nicht wohl und wuerde am liebsten sich und den Baron(?) weit weg wuenschen. Die Hawkwood allerdings, war sie diejenige mit der Totenfeier - wahrscheinlich... war eine extrem beeindruckende Schönheit, gehämmert wie aus Eis und leminkainschen Dunkelahorn. Soviele, hab ich etwas verpasst, gibt es einen Ball mit einer Pygmalliummine als Preis fuer die Ballkönigin?
"EIne wunderschönen Guten Morgen im Lichte des Allschöpfers." Mit der entsprechenden Geste wandte Bruder Erland sich an die Gruppe. "Darf ich vorstellen: Baron Enkidi Li Halan, Lady Josephine Lucretia Justinian." Bruder Erland wandte sich an die Hawkwood "Mylady, zu meinem grössten Bedauern kann ich Euch leider nicht vorstellen, desgleichen nehme ich an, Ihr erwartet mich und bitte um Entschuldigung fuer die unerwartete Verspätung."
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Sie wollte gerade eine Erwiderung auf Bruder Erlands Kommentar abgeben, als sie SIE erblickte. Diese Augen, so wunderschön. Diese grazile Gestalt. Das dunkle Haar. Alles schien bei ihr perfekt zu sein. Bis, ja sie hatte gleich zwei Dinge gefunden. Diese grauen Strähnchen und damit verbunden, das bereits, wenn auch nur etwas, fortgeschrittene Alter. Also keine wirkliche Konkurrenz.
Bei der Vorstellung durch Bruder Erland verbeugte sie sich angemessen, musste dann aber die Stirn runzeln. Das hatte sie jetzt davon, dass sie dem Priester etwas vorgemacht hatte. „Verzeiht Bruder Erland, aber es heißt Baronesse, nicht Lady. Dem Schöpfer zum Gruße Baron Enkidi Li Halan. Ich freue mich außerordentlich Eure Bekanntschaft zu machen. Ich hoffe inständig, das Ihr Euch von Eurer gestrigen Ohnmacht wieder erholt habt.“ Die Worte säuselt sie ihm entgegen und Blickt auf eine verführerische Art und Weise in seine Richtung. Ein stattlicher Mann. Doch ob er auch halten kann was sein Körper verspricht? Vielleicht ergibt sich ja eine Gelegenheit.
„Auch Euch dem Schöpfer zum Gruße, Mylady.“ sagte sie an die Hawkwood Adlige gerichtet und erwartete ihre Reaktion.
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Als Bruder Erland in den Korridor bog, erhellte sich Enkidis Miene. Kein weiteres Warten, gut. Dann fiel sein Blick auf seine Begleiterin, deren Gestalt und Äußeres in einem solch jähen Kontrast zu dem des kahlen Priesters stand. Zierliche Anmut in Rubin und Scharlach. Das entschädigt für die Verspätung, dachte er schmunzelnd. Er senkte leicht den Kopf und beobachtete ihre Bewegungen, während sich das ungleiche Paar dem Eingang der Studierstube näherte.
"Auch Euch einen guten Morgen, Bruder." Er verbeugte sich tief vor dem Priester und suchte den Blick der Lady, als er sich wieder aufrichtete. Eine Justinian, also. Enkidi lächelte und nickte ihr zu.
"Baronesse Josephine, es ist mir eine Freude." Er fing ihren Blick auf, las ihre Mimik, hörte die Aufforderung, die in ihrer Stimme mitschwang.
Er wußte sofort, welcher Typ von Frau sie war. Zu viele ihrer Art hatte seinen Weg gekreuzt. Aber du spielst ihr Spiel nicht mehr, nicht wahr? Feuer, so rot wie der Samt ihres Kleides. Nein, nicht mehr... Das Gesicht einer jungen Frau tauchte aus seiner Erinnerung auf. Ihre Augen hatten auf die gleiche Art geleuchtet. Warum nicht? Ich weiß, daß es dir Spaß machen würde...
Ein kurzes Flackern in Enkdis Blick; Interesse? Seine dunklen Augen wichen nicht von den Zügen der Justinian. Der Ausdruck seines Lächelns veränderte sich; wurde undeutbar.
"Ihr seid hervorragend informiert, mylady. Aber ich kann Eure Sorge zerstreuen, es geht mir hervorragend." Angesichts solch entzückender Gesellschaft... Sein Blick blieb noch einen Augenblick länger auf Lady Josephines Zügen, dann wandte er sich jedoch dem Priester zu.
"Bruder Erland. Ich sehe, ihr seid ein begehrter Mann. Ich will weder die Baronin noch die Baroness weiter auf Eure Zuwendung warten lassen, doch ich benötige nur eine kurze Auskunft von euch. Euer Ordensbruder... ist er mittlerweile zu sprechen?"
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Vielleicht hätte sie die Hawkwood als den Regen nehmen sollen. Man schätzt ihn erst, wenn man den Sturm erlebt hat. Jener kam mit Erland, und Megan wünschte sich sehnlichst, sie hätten weitere zwei Stunden im Regen stehen dürfen. Ja, das Schiff besichtigen, das wärs gewesen, aber sie hatte nur gebangt, wie ein dummes Bauernmädchen - im Grunde war sie nichts anderes.
Ihre gesamte Haltung fiel in sich zusammen beim Auftritt der Justinian. Soviel selbstgefälligem und aufreizenden Stolz hatte sie nichts entgegenzusetzen. Enkidis Verhalten reduzierte sie vollends auf die Position der kleinen Geliebten, die ein Adeliger sich eben hielt. Es war selbstverständlich, dass sie spätestens nun aus sämtlichen Vorstellungen ausgelassen wurde. Warum sollte man auch seinen Commander vorstellen? Es waren diese Momente, welche die Tiefe der Kluft zwischen Enkidi und ihr verdeutlichten. Es waren diese Augenblicke, in welchen sie hilflos zusehen musste, wie alle ihre Verbindungen zu ihm haltlos gekappt wurden. Wieder einmal.
Seit sie diese Station betreten hatten lief nichts wirklich gut. Und jetzt tauchte die Justinian auf und biederte sich geradezu an. Er jedoch, der es eigentlich besser hätte wissen sollen, war bereits in der Sekunde verloren, da er sie erspäht hatte.
"Ja, Bruder, *wir* hoffen doch inständig, dass Euer Ordensbruder wieder aufgetaucht ist," bemerkte sie, im Grunde nur, um sich in das allzu vertrauliche Geplauder einzumischen, und klarzustellen, dass sie in jener Runde durchaus auch anwesend war.
"Nun, Baronin Hawkwood. Dann sollten wir bei unserer letzten "Abmachung" verbleiben: Ihr schickt einfach jemanden, wenn Ihr Zeit habt." Der Sympathiewert der Hawkwood war innerhalb der letzten Minuten merklich gestiegen.
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"Mit dem grössten Vergnuegen, Commanderin, Euer Schiff möchte ich mir nicht entgehen lassen!" Entgegen aller Ettikette wandte sie sich zunächst der Sternenfahrerin zu, verbunden mit einem verständnisvollen und mitleidigen Blick. Die Arme, sie hat es nicht leicht und nun dies. Ich hoffe fuer Dich, Dein Baron ist treu. Aus den Augenwinkeln beonachtete sie die Reaktion des Barons auf die Baronesse und umgekehrt. Aha, so eine bist Du. Es ist lange her, dass ich meine Schöpnheit auf diese Weise ausnutzen und beweisen musste. Wahrscheinlich bist Du tief innen drin unsicher..., meine Guete, sie ist fast noch ein Kind. Mit der lässigen Eleganz jahrelanger Uebung und einer trainierten Kämpferin verbeugte sie sich, zunächst tief in Richtung der Baronesse, dann in Richtung des unscheinbar wirkenden Eskatoniekers: "Sehr erfeut, sehr angenehm, Mylady, Bruder Erland. Mein Name ist Baronin Elisabeth Aleide, Johanna Mountbatten Hawkwood. Zugunsten von Baron Enkidi LiHalan, warte ich gerne noch eine Weile länger auf Euch. Da er Euch nur eine kurze Zeit beanspruchen wollte, lasse ich ihm gerne den Vortritt, zumal ich fuerchte, dass ich Eure Zeit länger strapazieren muss." Bei den letzten Worten dachte sie wieder an den traurigen Hauptgrund ihres Besuches und ein Schatten der Trauer flog ueber ihr schönes Gesicht während die langen Wimpern sich ueber die Augen senkten. Dann konzentrierte sie sich jedoch wieder auf das ungleiche Paar vor ihnen. Der Priester sieht mit Sicherheit nur so unscheinbar aus, irgend etwas ist an ihm, sonst wäre er nicht so ein begehrter Mann. Wahrscheinlich besitzt er grosses Wissen, wenn er wie die meisten Eskatoniker eifrig mit dem Sammeln desselben beschäftigt ist. Ich sollte ihn nicht unterschätzen. Sie wandte sich an Bruder Erland: "Während ich warte, habe ich ja nun eine sehr angenehme Gesellschaft, wie es aussieht." Sie wendete ihre volle Aufmerksamkeit der Baronesse zu: "Oder habt Ihr es sehr eilig, Baronesse? Es wuerde mich freuen, wenn Ihr mir eine Weile Gesellschaft leisten wuerdet, bisher hatte ich nicht die Gelegenheit hier viele von höherer Geburt zu treffen..." Den letzten Teil des Satzes liess Elisabeth erwartungsvoll in der Luft hängen, während sie die Baronesse mit vollendeter Liebenswuerdigkeit anlächelte. Ich glaube, dich lernt man am besten kennen, indem man erst einmal Deiner Schönheit huldigt..., nuetzlich, dass ich einmal war wie Du...
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"Nun Baronin Elisabeth Aleide Johanna Mountbatten Hawkwood, wenn Mylady so freundlich sind, Baron Enkidi Li Halan den Vortritt zu lassen." Er wandte sich an Enkidi und Megan "Baron, Commander, wenn ich Euch bitten duerfte, kurz wiederum in die Gefilde der Eskatoniker einzutauchen" Er drehte sich auf der Achse, und hämmerte mit seinen knubbligen Fingern den Code ins abgegriffene Keypad, dessen Dioden aussahen, als wären sie weit ueber das Ende ihrer normalen Lebenserwartung hinaus.
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"Baronin, Baronesse. Vielleicht sehen wir uns später noch." Er nickte den Ladies zu, drehte sich zu Erland und Megan um. Enkidi registrierte den Blick ihrer Augen und seine Stirn legte sich einen Augenblick in Falten. Was?, fragte er still.
Er ließ Megan den Vortritt, als sich das Schott mit einem Zischen öffnete, und folgte dann ihr und dem Priester in die Stille der Studierstube.
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„Ich freue mich Eure Bekanntschaft zu machen Baronin.“ War da gerade ein Hauch von Interesse in den Augen des Barons? Sie spürte die Blicke von ihm auf ihrem Körper förmlich. Doch das konnte warten. Lass ihn zappeln. Wenn sein Interesse groß genug ist wird er anbeißen. Dieser Mann besaß ein Feuer, das sie bis hier spüren konnte.
Erst jetzt wo sie sprach, nahm Josephine diese Frau überhaupt wahr. Doch so schnell wie sie sie registriert hatte, wurde sie auch schon wieder aus dem Blickfeld verbannt. Nicht weiter von Interesse. Das sie überhaupt sprach?
„Selbstverständlich leiste ich Euch ein wenig Gesellschaft Baronin.“ Höherer Geburt? Wollte sie sich über sie lustig machen? Noch dazu, das sie diese, wie nannte sie sie? Commanderin? zuerst ansprach. Wieder ein Geheimnis? Ihre Augen funkelten für einen Moment. Dann jedoch entschied sie sich zu einer anderen Strategie. „Bruder Erland, ich danke Euch für unser Gespräch. Bitte denkt an unseren Termin heute Nachmittag.“ Eine kurze und knappe Verbeugung in seine Richtung, dann wandte sie sich wieder der Baronin zu.
Wie am besten anfangen? Die Dumme spielen? Das konnte sie sicher gut, jedoch wirkte die Baronin nicht einfältig auf sie. Die bezaubernde Schönheit? Das durchschaute sie sicher! Also vielleicht mal was anderes. Diese Bemerkung von Ihr würde sie einfach übergehen.
„Baronin….“ Setzte sie gerade an, als sie ihr in die Augen blickte und dort einen sehr tiefen Schmerz zu sehen glaubte. Ihr stockte kurz der Atem und kein weiteres Wort wollte zunächst ihre Lippen verlassen.
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Die funkelnden Augen der Baronesse, als sie die Commanderin zuerst ansprach warnten sie, aha, also doch gefährlicher, als sie aussieht, na mal sehen, was sie vorhat. Sie verbeugte sich zum Abschied in Richtung des Barons, dann wandte sie sich wieder der jungen Justinian zu. Nebeneinander sehen wir sicherlich aus wie Feuer und Eis, naja, das passt wahrscheinlich auch, wenn man ihre Blicke in Richtung Baron Enkidi beruecksichtigt. Ich wuesste ja gerne, wie dieses Bild auf andere wirkt. Amuesiert lächelte sie einen Moment, doch dann drangen wieder die Gedanken an den Zweck ihres Besuches hier, auf sie ein. Sie riss sich zusammen mein Eispanzer..., eigentlich war er mal nur zum Schutz vor Decados gedacht, aber solange ich nicht weiss... . und lächelte die Baronesse wieder liebenswuerdig an: "Baronesse? Darf ich Euch fragen, ob Ihr schon länger mit Bruder Erland bekannt seid? Es erstaunt mich ehrlich gesagt ein wenig, dass er hier so ausserordentlich begehrt zu sein scheint, während man doch im allgemeinen den Eskatonikern noch immer eher Skepsis und abwartende Vorsicht entgegen bringt."
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Sie erholte sich langsam von dem ersten Schock. Was war das? Das musste sie später ergründen. Jetzt hieß es erstmal Konversation zu betreiben.
„Selbstverständlich dürft Ihr fragen. Bekannt ist eigentlich zuviel gesagt. Ich habe ihn vor einer kleinen Ewigkeit auf dem Ball von Baronin Isabella Yolande Francesca de la Albacete Dulcinea Hazat flüchtig kennen gelernt. Er war und ist der Sekretär seiner Eminenz Bischof Gabriel von Thessaloniki. Ich hatte ihn hier zufällig getroffen und war neugierig was ihn hierher verschlagen hatte.“ Was ist los mit mir? Warum erzähle ich ihr das so freimütig. Kennst du nicht noch ein paar Geheimnisse die du ihr anvertrauen willst. Sei ruhig du blöde Gans. Du redest zu viel!
„Ich frage mich heute noch wie ein Mann wie Bruder Erland es in eine solche Position geschafft hat. Vielleicht wollte Bischof Gabriel ja lediglich den Kontrast Seiner Engelsgleichen Schönheit erhöhen. Wer kann das schon sagen.“ Langsam reicht es. Erzähl ihr etwas Belangloses!
Verzeiht wenn ich so offen spreche, aber dürfte ich Euch malen? Ich finde eine Dame mit Eurem Aussehen sollte für die Ewigkeit festgehalten werden. Eure Anmut wird zwar kein Künstler wirklich auf die Leinwand bannen können, allerdings möchte ich es mit Eurer Erlaubnis gerne Versuchen.“ Du redest nur noch Schwachsinn. Was soll sie von dir halten? Verschüchtert senkte sie den Blick und erwartete das schallende Gelächter der Baronin.
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Die seltsame Dreiergruppe betrat den Vorraum der Eskatoniker und fand sich unter den leise rotierenden Farb- und Konstellationsspielen des Sternensystems wieder. "Lasst Euch bitte nicht stören, Novizin Hildegunn" sprach Bruder Erland freundlich zu einer jungen Novizin, die sich gerade, offensichtlich demnächst der Verzweiflung nahe, abmuehte, die um sich greifende Entropie zurueckzudrängen und die qwynnethsche Schönheit der eigentlichen Tischplatte wieder zum Vorschein zu bringen.
"Nun, werter Baron Enkidi, leider ist Philosophus Remigius immer noch nicht aufgetaucht. Ich sprach mit einem hmm, Ensign der Stationsicherheit, aber ich glaube nicht, dass die vielmehr machen werden, als die Sensoren beobachten und die Frachtlogs zu ueberpruefen."
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Enkidis Gesicht verzog sich. "Das ist wenig erfreulich, Bruder. Ich hoffe sehr, dass ihm nichts zugestoßen ist. Aber der Schöpfer wird schon seine Hand über ihn halten, nicht wahr?" Sein Tonfall wurde etwas zu leichtfertig, als wäre er in Gedanken bereits woanders. Er räusperte sich. "Ähm, verzeiht. Die Stationssicherheit. Auf den meisten Stationen dieser Größe haben sie besseres zu tun, als sich um das Verschwinden von Menschen zu kümmern, selbst wenn es sich um ein hochgeschätztes Mitglied des Eskatonischen Ordens handelt." Woher kam der Sarkasmus in seiner Stimme?
"Euch fehlt sicher die Zeit, euch darum zu kümmern..." sein Blick wanderte in Richtung Ausgang, wo die Neun-Uhr- und die Nachmittags-Verabredung des Bruders lauerten. "Wir werden uns nach ihm umhören." Setzt es auf die Liste. Attentäter und verschollener Mönch. Warum zum Henker konnte nicht einmal etwas ohne Probleme über die Bühne gehen?
"Nun denn, Bruder, danke für die Auskunft. Ich wünsche noch einen angenehmen Tag." Der Geruch von Weihrauch stieg ihm penetrant in die Nase. Genug. Er hatte genug. Von einer plötzlichen Unruhe ergriffen, drehte er sich abrupt um und steuerte in Richtung Ausgang, ohne einen weiteren Blick, ein Wort oder die obligatorsche Verbeugung.
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Verdutzt starrt Megan dem eilig davonstürmenden Li Halan hinterher. Was soll das denn nun schon wieder? Er wird immer merkwürdiger. Kann er es nicht abwarten, zu den Damen vor der Tür zurückzukehren? Ein mißbilligendes Schnauben entfährt ihr. Langsam hat sie seine Faxen wirklich satt. Sie ist doch kein Kindermädchen!
"Also, ähäm..., verzeiht, Bruder..." etwas ratlos wendet sie sich wieder an den Eskatonier. "Was der Baron zum Ausdruck bringen wollte war sicherlich... also...Nunja, das ist wirklich keine gute Nachricht. Ist denn irgendetwas vorgefallen, womit sein Verschwinden in Zusammenhang gebracht werden könnte? Hat er irgendwelche Unbekannten getroffen, oder dergleichen?"
Unbehaglich tritt sie von einem Fuß auf den anderen. Am liebsten würde sie Enkidi nachlaufen, statt diese Dinge zu klären. Dann jedoch fühlt sie sich verpflichtet, sein Verhalten zu entschuldigen.
"Wir... Ich werde sehen, was ich tun kann. Man kann auf solch einer Station doch nicht spurlos verschwinden," bekräftigt sie entschlossen, während sie vor ihrem inneren Auge die starre Leiche eines alten Mannes durch den dunklen Raum treiben sieht. Ein Schaudern. "Hoffe ich zumindest..."
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"Von mir aus," etwas erstaunt blickte sie die Justinian an Was hat sie denn nun vor? Aber sie interessiert mich, anscheinend ist doch mehr unter der huebschen Fassade, als man zunächst annehmen könnte. Dann muss sie grinsen: "Das beste Bild wäre aber wahrscheinlich eines von uns beiden, als ich eben das erstaunte Gesicht des Bruder Erland erblickte, schoss es mir durch den Kopf, dass wir Beiden nebeneinander in dieser Gewandung wahrscheinlich aussehen wie Feuer und Eis, das wäre doch ein huebsches Bild, Habt Ihr Erfahrung mit Selbstportraits Baronesse? Leider kann ich ueberhaupt nicht malen, genausowenig wie dichten oder musizieren, meine Lehrer frueher sind sehr verzweifelt, das einzige was ich fertigbrachte zu lernen war tanzen, reiten und fechten, das war nicht so ganz das, was mein Vater sich vorgestellt hatte." Unwillkuerlich muss sie lachen, als sie an den verzweifelten, dicklichen Eurasius und den nicht minder verzweifelten Hagen dachte. Dann jedoch kam sie wieder auf das urspruengliche Thema zurueck: "Das ist ja in der Tat ein sehr merkwuerdiger Zufall, dass Euch dann ausgerechnet hier Bruder Erland wieder begegnet. Auf einem Ball kann ich ihn mir ueberhaupt nicht vorstellen! Er muss vöölig fehl am Platze gewirkt haben! Bischof Gabriel scheint sich hier aber nicht aufzuhalten, von einem Priester von engelsgleicher Schönheit hätte man hier ja sicherlich erfahren, so gross ist die Station ja nicht und das wäre doch ein Gesprächsthema. Es muss ja ein sehr merkwuerdiges Gespann sein. Was machten sie denn auf einem Hazatball?" Verwundert blickte sie die Justinian an, während sie ueberlegte, dass an Bruder Erland tatsächlich etwas dransein musste und er wohl sicherlich nicht so harmlos war wie er aussah, wenn er sich in solchen Kreisen herumtrieb das könnte aber auch nuetzlich sein, ich weiss nur nicht, was ich ihm als Gegenleistung bieten könnte, zum zweiten war sie nicht wenig erstaunt, dass die Justinian ihr so freimuetig alles erzählte. Wir haben uns ja gerade erst kennen gelernt. Seid Ihr immer so unbedacht Baronesse? Woher wollt Ihr wissen wer ich bin und was ich im Schilde fuehre? Die Geruechte ueber mich, falls Ihr sie kennt, möchte ich lieber gar nicht so genau wissen... . Und was macht die auf einem Hazatball, davon mal ganz abgesehen? Nun, die Ballkönigin ist sie mit Sicherheit gewesen. Wahrscheinlich ist genau das ihr Metier, das macht es aber nur umso verwunderlicher, dass sie so vertrauensseelig ist. Was will sie von mir???
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Interessant, diese Verwirrung. Und da ist mehr als nur Pflicht gegenueber Ihrem "Vorgesetzten". Arme Sternenfahrerin, ob das auf Dauer gut geht? "Nun, Commander, das hoffe ich doch auch sehr. Meine Erfahrungen mit diesen technischen Behausungen, in den unendlichen kalten Weiten sind allerdings doch beschränkt. Philosophus Remigius hat leider nicht gesagt, wo er so zeitig hin wollte. Habt Ihr vielleicht eine Idee, wo er sein könnte, oder was ihm zugestossen sein könnte?" Bruder Erland schaute Megan abwartend, fast hoffnungsvoll an. "Ach, und das Verhalten des Barons braucht Ihr nicht zu entschuldigen. Er scheint sehr aufgewuehlt, und irgendetwas, nicht nur rein körperliches scheint ihn zu beschweren..."
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Lady Josephine blickte auf. Feuer und Eis. „Ich habe Erfahrung in Selbstporträts, werte Baronin. In der Tat ist Euer Gedanke sehr verlockend. Feuer und Eis. Wie überaus treffend.“ Nur in Bezug auf das Aussehen? Wir werden sehen. Ihr scheint der Gedanke zu gefallen. Ich muss gestehen das ich sie mag, doch wieso, das weiß ich nicht. Sehr merkwürdig!
„Ich kann mir die Gesichter der verdutzten Betrachter schon jetzt vorstellen.“ Ein verschmitztes Lächeln huschte über ihre Lippen. Nun, auch in dieser harten Schale scheint ein weicher Kern zu stecken.
„Ob seine Eminenz auch hier ist, kann ich nicht sagen, bezweifele dies aber ernsthaft. Bruder Erland sah einfach zum schießen aus. Ihr hättet ihn sehen sollen! Aber was sag ich da, Ihr könnt Euch das sicher sehr gut vorstellen. Vielleicht sollten wir Bruder Erland mit auf das Bild nehmen, nur als Kontrast?“
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Kaum fünf Minuten später öffnete sich das Schott erneut und Baron Enkidi trat mit finster brütender Miene wieder in den Gang hinaus.
"Der Bruder hat jetzt Zeit für Euch, Ladies", murmelte er missmutig, nickte den Damen knapp zu und verschwand eiligen Schrittes im Zwielicht des Kirchensektors.
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Ras Chandra wartete geduldig, während der Sklave ihn in die Rüstung schnallte. Die Kossackenrüstung war ein kleines Wunder, wenn es um Gewicht und Schutz ging - zur Not ließ sich darin sogar schlafen, wie Ras sehr gut wußte. Als stecke er im Panzer eines Insektes, Teil seines Körpers und dann doch wieder nicht, das Material warm und geradezu angenehm über der Schutzkleidung. Seine Hände, sein Gesicht und sein Hals lagen noch frei, der Rest war bereits unter dem Schwarz verschwunden, das grün schillerte - die Farben der Decados.
Boris und Jevgenii halfen sich gegenseitig mit den Rüstungen, der abgrundtief häßliche Boris mit dem halb zerfressenen Gesicht und Jev, der für einen Kossacken geradezu verblüffend zart besaitet war, zumindest brachte er ganze, korrekte Sätze hervor und es gelang ihm noch, sich mehr Gedanken zu machen als, wie und wann und wie rasch es wieder zu töten gab. Wenn es einen Spion in der Einheit gab, dann war es Jev, weil er aus dem Bild fiel. Angeblich gab es da Familienbeziehungen zu den Jakovianern. Aber Ras mochte den Mann, in dessen hellen Augen noch Intelligenz lag. Und sein Mut war unbestritten. Niemand wurde einfach so Sergeant.
Der Sklave schob ihm die Handschuhe über, Ras drückte dagegen, spürte, wie das Material sich schützend um seine Hände schloß. Zuletzt nahm er den Helm entgegen, und sah sich in dem Moment in dem polierten Stahlblech, das als Spiegel diente. Ob Boris oder Jev jemand zögerten, bevor sie ihr Gesicht auslöschten? Boris ganz sicher nicht - kein Gesicht war besser als die Reste, die bei Boris übriggeblieben waren. Und Jev? Vielleicht.
Dann wurde die Welt etwas dunkler, das Zischen der Luftversiegelung klang im Helm auf, und der Sklave reichte ihm die Übungswaffe.
Es hatte keine Bedeutung. Und noch weniger, wenn er ihnen Kampfdrogen verabreichen ließ. Er setzte sich in Bewegung, verließ die Umkleiden und trat hinaus auf den Übungsplatz. Alles war hier kleiner, gedrängter als er es eigentlich schätzte, aber die Kossacken brauchten ihren Auslauf. Er trat in die Mitte und wartete, bis sich die beiden schwarzen Gestalten genähert hatten. Er war immer wieder frappiert darüber, daß er einerseits ihre Stimmen im Helmfuink hören konnte, aber sie auf den ersten Blick nicht auseinanderhalten konnte.
Er hob den stumpfen Säbel und verbreiterte seinen Stand, senkte den Schwerpunkt.
Zwei Sergeants. Boris war ihm an Kraft ebenbürtig, Jev hatte durchaus das Zeug dazu, listig zu sein. Eine gute Kombination.
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Woher sollte sie das wissen? "Bruder ich kenne Remigius ja nicht einmal...Wie sollte ich da eine Idee über seinen Verbleib haben?"
"Was den Baron angeht.. nun er ist wohl besorgt um Euren Bruder. Im Übrigen geht es ihm blendend.." der letzte Satz kam fast ein wenig schnippisch, und ihre Aufgeschlossenheit schien etwas zu weichen. Sie hatte keine Lust Enkidis Verhalten zu rechtfertigen und noch weniger, einen eskatonischen Bruder zu suchen. Die Angelegenheit mit dem Attentäter reichte ihr schon, angesichts der Aussicht, mit diesem Kossacken wieder zutun zu haben. Sie schafften es offenbar stets, in die idiotischsten Angelegenheiten zu schlittern.
"Ich denke, ich werde Euch jetzt nicht länger aufhalten und sehen, was ich über den Verbleib von Bruder Remigius herausfinden kann," bemerkte sie eilig, als sie Baronin Hawkwood eintreten sah. Am liebsten hätte sie sich jetzt in irgendeine gemütliche Bar in Sektor B zurückgezogen um bei einem Bier ihren Gedanken nachzuhängen. Dazu noch eine Zigarette und ein belangloses Gespräch... Resigniert seufzte sie. Ich werde das nachholen. Megan, das hast Du Dir verdient. Keine Adeligen, keine Genmonster, keine Kleriker oder sonstiges Gesocks, mit dem sie nicht konnte. Dann wanderte sie Richtung Schleusentür, nickte der Hawkwood kurz zu und trat hinaus.
Draußen musste sie feststellen, dass Enkidi es offensichtlich nicht für nötig befunden hatte, auf sie zu warten. Warum sollte er auch! Für einen Augenblick runzelte sie die Stirn und ihre Lippen nahmen einen harten Zug an. Dann griff sie entschlossen in ihre zerbeulte Gürteltasche und zog eine Zigarette hervor. Den Rauch tief inhalierend machte sie sich schließlich auf den Weg nach Sektor B. Wenn Enkidi nicht in seinen Gemächern war, würde sie den Kneipenbesuch definitif vorziehen. Sollte er doch bleiben, wo der Pfeffer wuchs.
Die Justinian würdigte sie keines Blickes und stapfte ohne jegliche Respektbezeugung an der arroganten Adeligen vorbei. Justinian, pah! Ihr Weiber seid doch alle gleichermaßen eingebildet, ohne wirklich jemals einen Grund dafür zu haben. Allmählich wurde sie wirklich zornig. Alle kamen sich so unglaublich toll vor, so wichtig und bedeutsam! Aber das würde sie sich nicht mehr bieten lassen. Sie hatte die letzten Tage immer eingesteckt. Es reichte. Mit diesem Beschluss gelangte sie schließlich zu den Quartieren und trat mit finsterer Miene ein.
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Unwillkuerlich musste sie wieder grinsen, als sie sich ueberlegte, wie wohl ein Bild mit ihnen beiden und Bruder Erland in der Mitte aussehen wuerde. "Das wäre in der Tat eine lustige Idee, aber ich bezweifle, dass er davon begeistert wäre. Hat er Humor? Wenn ja, dann könnte man ihm das Ganze ja irgendwann als abschiedsgeschenk verehren oder so." Sie zog eine Augenbraue hoch, während sie verschte sich die Reaktion Bruder Erlands vorzustellen. Sie hat interessante idee! Ich glaube sie ist gar nicht so oberflächlich, wie sie vielleicht tut. Auf jeden Fall ist sie eine sehr amuesante Gesellschaft, nach all dem was passiert ist, ist das vielleicht gar nicht schlecht fuer mich. Ich bin gespannt, was Sophia fuer einen eindruck von ihr hat, ich muss sie nachher fragen. Im moment kommt ihr ja hier nur die Statistenrolle zu.
Elisabeth wollte eben etwas sagen, als plötzlich Baron Enkidi aus dem Kirchenbereich stuerzte. Ob seiner wortkargen Mitteilung und des schnellen Verschwindens ueberrascht warf sie der Baronesse einen fragenden und zugleich vielsagenden Blick zu: "Nanu, was ist denn in den gefahren?"
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Nun, irgendwie wirke ich heute abschreckend. Sie luegt. Und des Barons Stimmungsschwankungen sind ebenfalls bedenklich..Bruder Erland versank in ein kurzes Gebet fuer die beiden.
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Itaru erwartete den Baron mit einer Nachricht von Hauptmann Chandra, die er mit einem Heben der Augenbrauen quittierte.
"Im Trainingsraum?"
"Ja, sire." Itaru verbeugte sich und sah ihn dann erwartungsvoll an. Sein junges Gesicht war noch nicht so verschlossen und distanziert, wie das älterer Li Halan oder gar das des Grafen, der ihm den Grünschnabel anvertraut hatte. Enkidi fragte sich, wie lange das noch so bleiben würde. Und wieviel Anteil er wohl daran haben würde, die Unschuld aus diesem Blick zu nehmen.
Er ging zur Bar und schenkte sich ein Glas einer klaren Flüssigkeit ein, setzte es an die Lippen und nahm einen tiefen Schluck.
"Ist Commander Lindsey unterwegs zu Azara?" fragte Itaru, als der Baron keine Anstalten machte, das Gespräch fortzuführen.
Megan. Ja, er hätte auf sie warten sollen. Aber die Studierstube mit allem, was darin war, war plötzlich so erdrückend geworden, der Geruch des Weihrauchs unerträglich. Die Nacht auf dem Kapellenboden hat gereicht. Genug. Heiliges Licht, das mich nährt... Sein Blick versank in einem ziellosen Brüten, während die Finger trippelnd auf dem Glas spielten.
"Herr?" Itarus Stimme riß ihn aus den Gedanken. Enkidi raffte sich auf und ließ sich von Itaru den wärmeren Umhang bringen. Es war kalt auf dieser Station. "Commander Lindsey? Sie wird gleich hier sein, denke ich..." Er löste die imperiale Ehrenmedallie, die an dem Mantel haftete, und warf sie achtlos auf die Sitzgruppe.
"Und, wie hat es dir gefallen bei den Decados?" fragte er beiläufig. Ein unsicherer Blick von Itaru. Enkidi wußte, dass er voll von den Schauermärchen war, die Haus Li Halan so gerne über den gottlosen Rivalen verbreitete.
Er konnte fast sehen, wie dem Jungen ein Schaudern über den Rücken lief.
"Sie sind so...anders, Herr." Er senkte leicht den Blick.
Enkidi grinste. Itarus erste Begegnung mit der Mantis – wahrscheinlich hatte er gerade mal mit einer Wache geredet.
Er nahm noch einen tiefen Zug aus dem Glas.
"Was habe ich dir zu ihnen gesagt?", fragte er mit gespieltem Ernst.
"Zeig ihnen niemals Schwäche oder Unsicherheit", wiederholte Itaru mit fester Stimme. Der Baron nickte zufrieden.
"Sprich mit ihnen so normal und ungezwungen als würdest du dich... mit mir unterhalten. Biete ihnen keine Blöße." Enkidis Grinsen wurde schief; er rekapitulierte die gestrige Begegnung und stellte fest, wie wenig er sich an seine eigenen Vorschläge hielt. Er leerte das Glas.
"Ich werde jetzt den Hauptmann aufsuchen... mal sehen, wie er kämpft."
Itarus Augen leuchteten in plötzlicher Neugier auf. "Darf ich Euch begleiten, Herr?"
Enkidi schnaubte belustigt. "Auf keinen Fall, Itaru. Mach dich nützlich und hör dich auf der Station nach einem Vater Remigius vom Eskatonischen Orden um. Er ist verschwunden, der Schöpfer weiß wohin. Und...richte dem Commander aus, wo ich bin."
Itaru nickte mit einer Mischung aus unverholener Enttäuschung und pflichtbewußtem Ernst.
Der Baron grinste, drückte Itaru das Glas in die Hand und verließ das Quartier.
In Gedanken schon über der Frage, wie beim allmächtigen Schöpfer er etwas über diesen Vater Remigius herausfinden sollte, roch Itaru kurz an dem Glas und runzelte die Stirn. Merkwürdig. Für gewöhnlich trank sein Herr um diese frühe Zeit des Tages nichts Hochprozentiges. Er drehte sich um und sah zur Tür, durch die der Baron in Richtung Quartiere der Decados verschwunden war.
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„Ein Abschiedgeschenk, wieso nicht. Doch zuerst sollte das Bild gemalt werden.“ Sie war gerade dabei ein paar weitere Worte zu verlieren, als Baron Enkidi an ihnen vorbeistürmte. Den Blick der Baronin erwidernd sagte sie „Er wirkt verärgert. Vielleicht hat Bruder Erland ja etwas gesagt oder getan was ihm nicht gefallen hat?“ Und wie süß er aussehen kann wenn er wütend ist. Sie warf ihm einen interessierten Blick nach.
„Baronin, ich denke jetzt könnt Ihr Euren Termin mit Bruder Erland wahrnehmen. Ich werde mich dann zurückziehen. Vielleicht schaut Ihr ja später einmal bei mir vorbei? Ich würde mich sehr freuen. Julian hier kann Euch mitteilen wo Ihr mich findet.“ Bei diesen Worten trat ein Mann an die Baronin heran und verbeugte sich. Er trug einen dezenten, schwarzen Anzug und überreichte der Baronin ein Kärtchen mit der Quartiernummer der Baronesse. „Verzeiht Julian, er ist stumm. Ich finde es manchmal recht erholsam wenn um mich herum Ruhe herrscht. Aber jetzt möchte ich Euch nicht weiter aufhalten. Baronin.“ Sie verbeugte sich und schickte sich an die Baronin zu verlassen.
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Elisabeth verbeugte sich ebenfalls zum Abschied: "Vielen Dank fuer die Einladung, ich wuerde mich sehr freuen, wenn wir uns noch mal ein wenig ausfuehrlicher unterhalten könnten. und das bild muss ja auch noch gemalt werden." Sie grinste die Baronesse spitzbuebisch an. "Leider warten nun erst einmal weniger angenehme Dinge auf mich. Wenn Ihr mich entschuldigt?!" Sie verbeugte sich abschliessend und schickte sich dann an die Studierstube des Eskatonikers zu betreten, nachdem sie Commanderin Lindsay vorbei glassen hatte. Die sieht aber auch nicht gerade begeistert aus... . Ein stummer diener, das ist eigentlich eine ganz gute Idee. Aber ich glaube, ich bleibe lieber bei Sophia. Nun, dann werden wir uns jetzt mal um die totenfeier kuemmern. Schlagartig wechselte ihre Stimmung, doch sie liess sich nichts anmerken, auch wenn vor ihrem inneren Auge das Gesicht Rahmhorsts auftauchte.
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"Der Herr ist zu den Decados gegegangen. Zu diesem Hauptmann..." seine Miene spiegelte eine Mischung
aus Besorgnis, Trotz und Stolz wider, die Megan nicht ganz zu deuten wusste.
"Tjaja, Itaru, die Wege des Herrn sind unergründlich, nicht wahr?" Beinahe boshaft blitzte die Sternfahrerin
den jungen Li Halan an. Irritiert nickte dieser, nicht genau wissend, wie man mit einer solchen, geradezu
blasphemischen Äußerung umgehen sollte. Bruder Angus hätte die passenden Worte gehabt. Er hätte sie
in ihre Schranken verwiesen, mit den schlichten Waffen des Wortes.
Aber das Verhältnis zwischen der Geliebten des Barons und seines Knappen war zwiespältig, bedingt durch
vordefinierte gesellschaftliche Konventionen gepaart mit den Alltagserfahrungen zweier Menschen, die lange
miteinander gereist waren. Das Salz steuerte natürlich der Baron bei, welcher die beiden auf solch
ungewöhnliche Art miteinander verband.
Einerseits hatte Megan dem jungen Adeligen Respekt zu zollen, andererseits war sie die - wenn auch heim-
liche - Gefährtin seines Herrn. Anfangs hatte er die Beziehung - obwohl er nie offiziell davon erfuhr - in
keinster Weise toleriert. Für ihn war eine derartige, nicht standesgemäße Verbindung bis dato untragbar
gewesen, doch im Laufe der Monate änderte sich seine Einstellung, wie viele andere Aspekte, von welchen
sein Vater besser nicht erfuhr.
Grund dafür waren wohl vor allem die langen Nächte auf der Brücke, in welchen er Commander Lindsey
Gesellschaft geleistet hatte. Anfangs war es eher distanzierte Konversation gewesen, später entwickelten
sich interssante, um nicht zu sagen tiefsinnige Gespräche daraus. Ihm gefiel die unkonventionelle Art der
Sternfahrerin und sie schien den Li Halan gerade wegen seines zurückhaltend höflichen Wesens und seinem
unbändigen Lerneifer zu schätzen.
Megan nahm die Nachricht mit aufwallendem Zorn entgegen. Enkidi ließ sie mit allem sitzen für eines seiner
beliebten Kräftemessen. Manchmal war er ja so primitiv!
"Nun, mein junger Li Halan, scheint als müssten der Knappe und die Pilotin die Angelegenheiten des werten
Barons erledigen," eröffnete sie in fast feierlichem Tonfall während sie sich mit verschwörerischer Miene zu
ihm beugte. "Ich schlage vor, wir beginnen in Sektor B. Dort trifft man Leute, die gut informiert sind über
Dinge, die vor sich gehen..."
Irgendetwas war im Blick der Sternfahrerin, das Itaru störte. Noch während er darüber nachgrübelte folgte er
ihr nach draußen.
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Er handelte widersprüchlich. Es gab keine rationale Erklärung dafür, warum ihn seine Schritte erneut so zeilstrebig in Richtung der Decados-Quartiere führten. Enkidi hätte es besser wissen müssen, aber er schob jede Vernunft und Vorsicht von sich und konzentrierte sich auf das, was gerade als süßes Versprechen in seinem Kopf Gestalt annahm. Er hatte keine Lust, nach einem Priester zu suchen, und er hatte keine Lust auf höflichen Smalltalk mit Adligen. dazu war es entschieden zu früh am Tag.
Mit Megan die Station zu erkunden wäre eine Option gewesen, aber Itaru hatte ihm eine andere offenbahrt, die sofort alles weitere verdrängte. 'Trainingsraum' war das Zauberwort gewesen das ihn jetzt, weit vor der geplanten Zeit, in Richtung der westlich gelegenen Wohnquartiere zog.
Enkidi war außer Training. Die letzten drei Wochen waren sie an Bord der Azara durchs All gereist, und es war noch weniger angenehm als sonst gewesen. Sicher, es hatte seine Vorteile, praktisch allein mit Megan unterwegs zu sein. Doch es gab Dinge, die sie ihm nicht geben konnte, Dinge nach denen es ihn ebenso verlangte, wie nach ihrer Berührung.
Er liebte den Kampf, das Adrenalin. Das Blut, das in seinen Adern floß, schrie danach. Nichts ließ ihn sich so lebendig fühlen, wie bis an die Grenzen des eigenen Körpers zu gehen– und der Kampf war ein hervorragendes Mittel, diese Grenzen zu erforschen.
Die letzten Wochen an Bord hatten ihn zermürbt. Er vermisste das tägliche Training mit Avalan, auch wenn selbst er keine wirkliche Herausforderung mehr war. Sicher, er unterrichtete Itaru, aber ein Kampf mit ihm war kein Kampf, sondern eine Aufwärmübung. Er war unausgeglichen, und jeder in seiner Umgebung hatte darunter zu leiden.
Er bog in einen Hauptverbindungsgang ein. Es war nicht mehr weit und er fühlte, wie sein Herz schneller zu schlagen begann. Eine Herausforderung... er fragte sich, wie gut Graf Mandins Hauptmann wohl war. Und, ob er ihn bezwingen könnte. Ich kenne die Antwort.
Enkidi blieb stehen. Er fröstelte und sah sich um. Für einen Moment hatte er sich beobachtet gefühlt, aber da war niemand.
Er bog in den Seitengang ab und sah schon von weitem das grün schimmernde Banner der Mantis über dem Hauptschott hängen. Es war merklich wärmer hier, angenehm.
Als er unter das Banner trat, stellte sich ihm eine grobschlächtige Wache in schwarz entgegen.
"Baron Enkidi Li Halan. Bringt mich zu Hauptmann Chandra."
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Der Eskatoniker stand versunken in der Mitte des Raumes mit gesenkten Kopf und vollfuehrte mit einer eher komplizierten Geste das Zeichen des Sprungtores, während sich leise das Schott hinter der Baronin schloss. Als das letzte Zischen verklungen war, schaute Bruder Erland auf. "Den Allschöpfer zum Gurss, Baronin Elisabeth Aleide Johanna Mountbatten Hawkwood. Vielleicht sollten wir uns an einen ruhigen Ort zurueckziehen, um die Einzelheiten zu besprechen?"
Sie betraten einen der mittleren Gänge und gelangten in eine Art kleinen Speiseraum, der von verschiedenen Dueften von Kräutern und Ingredienzen nur so ueberquoll. In der Ecke standen ein robust aussehender Tisch und einfache Stuehle. Wenn Ihr vielleicht Platz nehmen wollt, Baronin, Komfort ist allerdings etwas, das hier absichtlich nicht im Uebermass vertreten ist, tut mir leid. - Möchtet Ihr vielleicht ein wenig Tee?"
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Die grobschlächtige Wache scheint ihre Anweisungen zu haben. Er dreht sich wortlos um und führt den Baron direkt in den Trainingsraum.
Dieser ist zwar beengt, aber für die Verhältnisse auf Stationen und Raumschiffen sehr großzügig angelegt und ausgestattet. In der Mitte:
Drei schwarze Gestalten mit Trainingswaffen, die auf den ersten Moment echt aussehen. Nur die Tatsache, daß sie nicht dieses infernalische Heulen ausstoßen, enttarnt sie als weniger gefährlich als sie sein sollten. Die Kossacken tragen keine Mäntel - die Luft ist gut temperiert, kein Grund, Fell oder Wolle zu tragen. Dafür sehen sie alle gleich aus, schwarze Drillinge, Dämonen, denen man die Haut abgezogen zu haben scheint. Die Struktur der Rüstung formt menschliche (wirklich?) Muskulatur nach.
Kein Unterschied an den Rüstungen, aber die Wache nickt in deren Richtung, wendet sich dann wortlos um.
Die drei Kossacken erwachen aus starrer Haltung (vielleicht der berühmte Fechtergruß?), und ohne weitere Vorrede oder Regung, gehen sie aufeinander los - Kraft und Beschleunigung und pure Gewalt, als Trainingswaffe ungebremst und ohne Zurückhaltung auf Panzerung knallt, für einen Moment ist nicht zu sehen, wer wen getroffen hat.
Zeitlupe: Zwei der Kossacken bewegen sich auf ein ungehörtes Kommando hin - versuchen den dritten in die Zange zu nehmen, die Art Zangenmanöver, bei der man im Vorbeigehen dem Feind den Säbel durch die Niere zieht, um ihn einem Tod durch Verbluten zu überlassen - en passant, den Gesetzen des Schlachtfeldes folgen - vorbei, weiter, geradeaus.
Der eine Angriff wird mit dem Säbel geblockt, die Gewalt des Angriffes treibt den dritten Kossacken zwei Schritte zurück, der dritte Angriff verliert an Kraft durch eine rasche Drehung, aus dem tödlichen Angriff wird so nur ein Treffer, der sich überleben läßt.
Der blockende - und verkantete Säbel des dritten wird mit einer fast eleganten Bewegung befreit, das ist ganz klar ein Fechtermanöver, Beinarbeit, Drehung des Körpers vorbei an der Gewalt des noch immer vorgetragenen Angriffs, bis der Säbel den ersten Kossacken zwischen den Schulterblättern trifft - hart genug, um ihn straucheln zu lassen. Ein normaler Mensch hätte nicht die Kraft dazu, aber der dritte Kossacke kombiniert die Möglichkeiten seines chemisch veränderten Körpers mit adliger Fechttechnik.
Zeitlupe aus.
Die Kossacken lösen sich nicht, sondern dringen weiter vor, während der Dritte Hiebe austeilt, mechanisch wie ein Golem, kein Schrei, nichts dringt durch die Visiere, keine Schreie von Überraschung oder Schmerz oder Erschöpfung, die drei verbeißen und verkanten sich wie kannibalische Raubtiere ineinander, drei Dritte den anderen beiden an Technik weit überlegen.
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Enkidi blieb am Rand des Raumes stehen und betrachtete das Schauspiel mit einer Mischung aus Schaudern und Faszination.
Kossacken. Der Stolz des Hauses. Zentnerschwere Muskeln, von tödlichem Drill in gewissenlose Werkzeuge verwandelt. Tötungsmaschinen.
Ein Teil von ihm erschauderte bei der Vorstellung, ihnen entgegentreten zu müssen. Ein anderer frohlockte über die Möglichkeit, eine solche Beute zu erlegen.
Er studierte aufmerksam ihre Bewegungen und Manöver. Es war fast unmöglich, sie auseinanderzuhalten. Gleichförmige, bizarre Schatten des Krieges. Nur einer viel aus dem Raster. Seine Bewegungen waren weit vorsichtiger und geplanter, als die der anderen, die schlicht und einfach die brachiale Wucht ihrer Körper nutzten.
Der Hauptmann. Ohne Zweifel.
Enkidis Blick heftete sich auf ihn und folgte jedem seiner Manöver. Es wurde schnell klar, dass er die beiden anderen im Griff hatte. Er kombinierte die einfache, zielgerichtete Kampfweise eines Soldaten mit der verfeinerten Technik eines geschulten Fechters. Hervorragend.
Enkidis Puls schlug schneller und trieb ein Leuchten in seine Augen. Hier war, weswegen er gekommen war.
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Ob der Hauptmann den Gast bemerkt und deshalb den Kampf rasch zuende bringt, ist fraglich. Vielleicht kann man dieses Ringen gegen gleichstarke Gegner nur für einige Minuten aufrecht erhalten. Es ist Training, nicht das Schlachtfeld.
Plötzlich zuckt der Säbel hoch - wieder eine Drehung des massigen Körpers, ein Knallen gegen die Schulterplatte des ersten Kossacken, der Hieb so hart, um diesen vom Kurs abzubringen und gegen den anderen prallen zu lassen, dann ein kaum weniger starker Hieb gegen das Bein des zweiten Kossacken, der durch die unerwartete Bewegung des ersten Kossacken aus dem Gleichgewicht gerät. Der Beintreffer beendet den Kampf.
Der Hauptmann tritt zurück, den Säbel noch immer erhoben, die eine Hand löst den Helm mit einem Druck auf einen verborgenen Knopf unter dem Visier. Mit einem Fauchen löst sich der Helm, der einem bereitstehenden Sklaven zugeworfen wird, welcher ihn fängt.
Das Gesicht darunter ist gerötet, glänzt von Schweiß, die grünen Augen glühen vor Kampfeslust. "Ausgezeichnet, Jev. Der erste Hieb war gut - das ist ein neues Manöver, trainiere das. Boris. Achte auf Jev. Der versucht, dir Arbeit abzunehmen." Er hebt die Hand, ist noch dabei, den Kampf zu analysieren, dann fällt sein Blick auf Enkidi. Seine Gedanken schnappen zurück, zurück zu dem, was Andrei sagte, über Nacheiko, über Enkidi. Wieviele Stunden lang hat er seinen Sohn mit den immer gleichen Abläufen beim Fechten gequält? Wie oft das verschwitzte Gesicht vor sich gesehen, den verbissenen Wunsch, dem Vater ebenbürtig zu werden, ihn stolz zu machen. Oder vielleicht dachte Nacheiko daran, gut genug zu werden, um ihn zu töten.
Er weiß nicht, was sein Sohn für ihn empfunden hat. Das Wissen trifft ihn wie ein Pfeil. Aber die Kossackenrüstung schützt ihn gut in diesen Tagen.
"Baron." Er neigt leicht den Kopf. Dann wieder zu den beiden Sergeants. "Trainiert das. Ich habe einen Gast."
Die beiden Kossacken salutieren und ziehen sich in den rückwärtigen Teil der Halle zurück.
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Aus dem Spiegel wird ein Gesicht, aus der Monster ein Mensch. Oder etwas in der Art. Wie kurz dieser Moment des Übergangs doch ist. Ein Wimpernschlag.
Die Gestalt des Barons straffte sich, und er kam auf den Hauptmann zu. "Hauptmann." Er erwiderte das Nicken. "Sehr eindrucksvoll. Ihr könnt stolz sein auf Eure Männer."
Er bemerkte die verletzte Lippe und seine rechte Augenbraue hob sich ein Stück. Vermutlich hatte der Hauptmann bereits eine Trainingseinheit hinter sich.
"Ihr habt einen interessanten Stil...", sagte er mit einem herausfordernden Ton, mühsam seine wachsende Ungeduld zähmend.
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"Ich habe sie nicht geschliffen, aber ich halte sie scharf. Boris und Jevgenii. Meiner Sergeants, die linke und rechte Hand." Er wirft einen Blick über die Schulter zurück, denkt nicht an die zerbissene Lippe, in diesem Moment, zu viel geht in ihm vor.
Ras klemmt den Säbel fast achtlos unter die Achsel und wischt sich mit dem behandschuhten Handrücken über die Stirn. "Es ist kein rechter Stil. Ein Bastard, entsprungen meiner Unfähigkeit, den Hausstil zu verlernen und meiner Unfähigkeit, den geradlinigen Stil, der aus Edenya so hochim Kurs steht, in mein Fleisch und Blut aufzunehmen."
Aus zwei Schwächen mache ich eine Stärke. Stärker als ein Adliger, eleganter als ein Kossacke. Ich setze meine eigenen Regeln. Ich war einmal ein Duellant, weil ich Adlige lieber tötete und verletzte, als ihrer Klinge meinen Rücken zu bieten, durchzuckt es Ras. Mein Sohn wäre ein Duellant geworden, denke ich. Er hatte den Geist dafür, und vor allem die Reflexe.
Der Klang in der Stimme läßt seine Lippen kurz zucken. Kein Lächeln, mehr ein plötzlicher Gedanke. "Ihr seid gewiß ein eleganterer Fechter."
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"Ja, etwas Tee wäre sehr freundlich, vielen Dank Bruder Erland!
Komfort ist nicht unbedingt nötig, den gibt es an Bord der Felizitas auch nur in beschränktem Masse. Ausserdem, wenn ich ehrlich bin, so widerstrebt es mir, wenn es um den Tod von Männern geht, die mir viele Jahre lang treu und ergeben gedient haben, Komfort zu geniessen, nennt es von mir aus eine Busse, ich wuerde es allerdings mehr als ein inneres Beduerfnis definieren.
Zunächst bin ich Euch vielleicht eine Erklärung schuldig, normalerweise liegt das Halten einer Totenfeier sicherlich nicht in Eurem Aufgabenbereich, ich bin Euch sehr dankbar, dass Ihr Eure Zeit dafuer opfern wollt. Ein orthodoxer Priester passt, verzeiht mir die ketzerische Bemerkung, weder zu den beiden Männer, Lieutenant Rahmhorst und Schuetze Walters, die gestorben sind, noch zu dem was dem Rest der Mannschaft wichtig ist, meine eigenen Glaubensvorstellungen will ich einmal ganz hintenan stellen.
Alle an Bord fuehlen sich den Eskatonikern näher, als den anderen Richtungen unserer Kirche, wir haben die meiste Zeit im Raum verbracht, das verändert den Glauben, vieles wird schwierigeer und man beginnt andere Prioritäten zu setzen, die Dinge mit anderen Augen zu betrachten, man fuehlt sich da draussen dem Schöpfer näher als sonstwo, doch zugleich ist man auch allem Bösem näher, als auf einem Planeten. Das zumindest wäre grob zusammengefasst, was wir an Bord denken und fuehlen. Lieutenant Rahmhorst war der Leiter der Kampftruppe, ein sehr wichtiges Mannschaftsmitglied, zu dem alle anderen aufgeblickt haben, deshalb wäre es mir wichtig, dass die Totenfeier fuer ihn und den Schuetzen Walters so nahe wie möglich an dem ist, was das tägliche Leben meiner Leute ausmacht. Eine Totenfeier ist immer mehr etwas fuer die, die zurueckbleiben, denke ich.... Davon abgesehen wuerde ich gerne meine Beichte ablegen, aber das hat auch Zeit bis zu einem anderen Termin, wie ich bereits gesehen habe, seid Ihr ein vielbeschäftigter Mann."
Nach ihrer langen Ausfuehrung blickt Elisabeth erwartungsvoll auf den Eskatoniker vor sich. wie wird er das aufnehmen, was sie gesagt hat wird er nun gleich die Inquisition rufen, und mich als Ketzerin brandmarken lassen? aber warum sollte ich ihn in diesem Punkt beluegen, wenn er auch nur den Funken einer geistigen Begabung hat, so wird er den Geist, der in der Mannschaft herrscht bemerken. Da kann ich auch gleich die Verantwortung fuer alle uebernehmen, besser ich, als die anderen, schliesslich habe ich diesen Geist zugelassen. Und was hbe ich noch zu verlieren?
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Er lächelte, und es lag ein Lauern darin.
"Man sagt es." Er legte den Kopf schräg und musterte den Hauptmann. "Aber ich bin etwas außer Training. Mir fehlt es an einem geeigneten Fechtpartner..." Einem Gegner. Enkidis Hand legte sich wie eine Einladung auf den Griff seines Schwertes.
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Ras' Lippen zucken stark genug, um ihn an Andreis Biss zu erinnern. Lust und Schmerz. "Ein Feind? Ich glaube, dazu eigne ich mich." Besser als zu einem Ehemann und Vater, echot es in ihm und sein Herz krampft sich für einen Moment zusammen. Sein Schicksal. Er hat den Weg geändert, und diesen, ja diesen wird er bis zum Ende gehen. Er will es nicht anders. Da ist keine Reue, kein Schmerz.
Er tritt zurück, seine freie Hand lädt Enkidi auf den Trainingsplatz ein, greift dann den Säbel, zögert. "Wünscht Ihr eine schwere Waffe? Kämpft Ihr mit einem Schild?" Er hungert nach Kampf, nach Krieg, aber Enkidi ist ein Adliger, und die Regeln müssen festgesetzt werden, werden eingeschlagen wie Pfähle im tosenden Sturm und Wasser und Tod - der lächerliche Versuch des menschlichen Geistes, dem Kampf Sinn abzuringen, wenn der Kampf selbst sein eigenes Ding ist, seine eigenen Regeln aufstellt und allen anderen aufzwingt.
Wir mögen Krieger sein, doch der Krieg ist soviel größer als wir beide.
Der Gedanke ließ Ras' Herz ruhiger schlagen. Längst konnte er sich keiner Illusion eines Gottes mehr anvertrauen. An dessen Stelle waren zwei Wesen getreten. Andrei - die Mantis. Und - der Krieg.
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Enkidi warf seinen Umhang ab und band sein Haar zusammen. Nutzte die Gelegenheit, um sein Vorgehen abzuwägen. Das würde ein hartes Stück Arbeit werden, zweifellos. Der Hauptmann war um einiges kräftiger und schwerer als er, von dem unüberwindbaren Panzer der Kossackenrüstung mal ganz abgesehen. Er selbst trug nur eine vergleichbar leichte Rüstung, war aber mit Sicherheit schneller und wendiger. Es gab nur einen Weg ein Gleichgewicht der Kräfte zu schaffen, doch er zögerte.
Es war immer gefährlich, die Mächte zu nutzen, die ihm, Fluch oder Segen, gegeben worden waren. Aber angesichts dessen, was in den letzten Tagen und Wochen geschehen war, sollte er, bei klarem Verstand betrachtet, auf ihre Vorteile verzichten. Und den Kampf verlieren, bevor er begonnen hatte.
Er musterte den Haupmann aus den Augenwinkeln.
Niemals.
Du willst ihn bezwingen?
Tu es.
"Nein. Ein Schwert wird genügen." Er nahm sich eine der Trainingswaffen, die sorgfältig aufgereiht an der Wand hingen. Versenkte sich in Konzentration, während er die Waffe prüfend in den Händen wog. Sein Blut begann zu rauschen, während sich jede Faser seines selbst auf den Kampf einschwor. Die Mächte, die er rief, zeigten ihre Wirkung. Als er sich umdrehte, war er bereit.
"Ich bitte Euch nur um einen Gefallen, Hauptmann", sagte er mit einem Blick auf den Diener, in dessen Hand der spiegelnde Helm wartete.
"Erlaubt mir Eurer Gesicht zu sehen, wenn wir kämpfen."
-
Betet er? fragte sich Ras für einen Moment. Die gemessenen Bewegungen, die geschmeidige Kraft, die der Körper versprach, versammelte sich sichtlich, wie ein guter Reiter ein Vollblut versammelte, bevor es losging, über Stock und Stein. Er nutzt die Atempause, um etwas zu trinken, spuckte den ersten Mundvoll in einen Eimer, etwas verkrustetes Blut löste sich dabei, dann nahm er zwei tiefe Schlucke, nicht genug, um den Durst wirklich zu stillen, aber genug, um sich vom Durst abzulenken.
Mag er beten, dachte Ras, als er sich wieder seinem Gegner zuwandte. Prüfte die Rüstung. Halte die Stärke etwas zurück, du möchtest ihn nicht zerbrechen. Ihr habt einen Auftrag, und es wäre schade, ihn hinken zu sehen. Gleichzeitig stellte ihm der Gedanke, Enkidis Gesicht schmerzverzerrt zu sehen, die Nackenhaare auf. Keineswegs nur unangenehm. Diese Art Gedanke würde nicht gerade helfen, den Kampf zu gewinnen. Oder vielleicht doch.
Die Option, ihn gefangen zu nehmen, bestand nicht. Enkidi war ein Adliger. Dies war ein Trainingsgefecht. Leider, dachte ein Teil seiner selbst. Die Farben der Li Halan lösten alte Reflexe aus. Er hatte die Frömmler oft genug über das Schlachtfeld gejagt. Aber anders als Boris hatte er seine Raserei zumindest teilweise unter Kontrolle. Enkidis Beweglichkeit würde sein größter Vorteil sein. Sein größter Vorteil war seine Kraft und Erfahrung. Es sei denn, der Baron war älter als er aussah. Es würde zweifellos interessant.
Er wandte sich halb zu dem Diener, um nach dem Helm zu greifen, als Enkidis Bitte ihn erreicht. Gegen einen Kossacken kämpfen, der tatsächlich ein Gesicht besitzt. Ohne Helm zu kämpfen hat etwas Verbotenes an sich, obwohl es nicht verboten ist.
Ich weiß nicht, wonach du suchst, aber du hast es gefunden. Wenn ich nur wüßte, was es ist.
Der Diener blickt fragend, Ras hebt die Hand und tritt zurück.
Dann ohne Helm. Es wird keinen Unterschied machen. "Ich dachte, Ihr hättet genug von meinem Gesicht gesehen, um die Neugier zu befriedigen, ob Kossacken noch wie Menschen aussehen." Er tritt zurück und hebt den Säbel. Überläßt den ersten Angriff Enkidi.
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"Ich sehe meinem Gegner gerne in die Augen, Hauptmann." Ich werde darin lesen, wie du in meinen.
Er stellte sich ihm gegenüber, nahm Haltung an, neigte den Kopf leicht. Fechtergruß.
Er hielt sich nicht lange mit einem Umkreisen auf, oder mit dem vorsichtigen Geplänkel, das manche Fechter dazu nutzten, ihr Gegenüber einzuschätzen. Wozu? Er würde wissen, wann der Kossacke gefährlich wurde. Die kleinste Bewegung seiner Muskeln würde jedes seiner Manöver verraten, bevor es sich entfalten konnte.
Enkidi erlaubte der Flamme, die er zurückgehalten hatte, aufzulodern und das Feuer der Kampeslust setzte seinen Körper in Bewegung. Sein Angriff war schnell, präzise und elegant, doch er gestattete dem Hauptmann, zu parieren. Er wollte spüren, wie ihre Klingen aufeinandertrafen.
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"Und Komfort brachte mit sich Bequemlichkeit...und Trägheit des Geistes."
WO habe ich sie schonmal gesehen?
Nun, Baronin, Ihr seid sehr offen. Eure Schilderung des Bordlebens ist nun, ja interessant. Allerdings hatte ich auch schon des öfteren mit weitgereisten Sternenfahrern zu tun, so dass mir diese Haltung nicht unbekannt ist, Baronin. Und tragt das Licht hell in das Nichts. Verzaget nicht, sondern sucht und ihr werdet finden, Erleuchtung und ihr werdet erleuchtet werden."
Bruder Erland nahm seine Brille ab und putzte sie.
Natuerlich das war es, es war nicht persönlich! Ihr Portrait hing in einer dieser hawkwoodschen Galerien des richtigen Stiles irgendwo auf Leminkainen...
"Ich muss allerdings bemerken, dass ich noch nicht ordiniert bin. Rein strenggenommen muesste eine Totenmesse von Philosophus Remigius oder einem orthodoxen Priester gehalten werden." Fragend schaute Bruder Erland die Baronin an.
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"Hmm, das ist bedauerlich, wieviel Ruecksicht muss man denn hier auf diese Vorschriften nehmen? Wie eng sieht Philosophus Remigius dies? Ich möchte natuerlich nur ungern gegen Regeln verstossen Noch ungerner möchte ich ewig warten, immer diese entsetzlichen Vorschriften, aber es wäre mir natuerlich, sowohl im Sinne der Mannschaft als auch in meinem eigenen sehr lieb, wenn die Totenmesse sobald wie möglich stattfinden könnte ein Philosophus hat doch sicherlich noch weniger Zeit, oder?, auf einen orthodoxen Priester wuerde ich wenn möglich gerne verzichten, ich möchte ungern die Hälfte meiner Mannschaft wegen Ketzerei in Flammen aufgehen sehen..., ich habe da leider einige recht unschöne Begegnungen gehabt." Den letzten Teil des Satzes lässt sie abwartend in der Luft hängen einzelheiten möchte ich Dir davon lieber nicht berichten, man fängt an an der Kirche zu zweifeln, wenn auch natuerlich nicht am Allschöpfer... . Irgendwie werde ich nicht recht schlau aus ihm, er ist... seltsam.
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"Nun, Philosophus Remigius kann diese Aufgabe momentan sowieso nicht wahrnehmen, da er verhindert ist. Der orthodoxe Vater Valentinian, der die Obhut ueber die Orthodoxie der Station innehat, ist nun, druecken wir es so aus nicht so gluecklich, dass hier dem Glauben eher weniger Beachtung geschenkt wird und deswegen er selbst nicht so häufig aufgesucht wird und seine Messen nicht so gut besucht sind wie er dies hätte. Kurzum er ist ueber die Vorherrschaft des Kommerzes nicht erfreut, und wäre auch sicherlich nicht erfreut, wenn ein dahergelaufener Eskantonikerbruder ihm einfach... nun, das habt ihr nun nicht gehört: seiner Wichtigkeit beraubt..." Bruder Erland glaubte fast, ein Aufbliitzen von Bedauern in den eisblauen Augen sehen. Er lächelte freundlich, ja fast spitzbuebisch, beugte sich vertraulich ein wenig vor und fluesterte fast. "Nachdem Ihr so offen spracht. Ich habe allerdings auch gehört, dass die lange Zeit auf dieser Insel im Dunkeln, durchfleucht vom Mammon, ihn denselben hat schmecken lassen. Mir kam zu Ohren, dass er sich von Herzen neue Samtvorhänge in der orthodoxen Kapelle wuenscht. Vielleicht könnt Ihr ja sein gramerfuelltes Herz erfreuen." Bruder Erland liess den letzten Satz bedutungsvoll im Raume schweben.
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"Nun, da lässt sich sicherlich einrichten," der ist ja ganz schön gerissen fuer einen Priester meint Elisabth und erwidter das vertrauliche Lächeln. "Vor lauter schönen Samtvorhängen könnte es ja dann sein, dass er uebersieht, sozusagen zumindest, dass ein Eskatonikerbruder eine Totenmesse abhält und fuer die Beichte einer gewissen Baronin in Anspruch genommen wird. Habe ich Euch so richtig verstanden Bruder Erland?" Während sie im Geiste bereits ueberlegt, wie sie dem entsprechenden orthodoxen Priester dies am besten bebringt, ohne in merkwuerdigen Verdacht zu geraten, blickt sie den Eskatoniker abwartend an, eine der schön geschwungenen Brauen etwas spöttisch nach oben gezogen.
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"Ich dachte durchaus, dass ein wenig Freude, unseren verehrten Vater Valentinian dazu verleiten könnte, ueber der Betrachtung seiner glanzvollen Vorhänge, ganz zu uebersehen, oder zumindest darueber hinwegzusehen, dass eine gewisse Baronin unbedingt jemand anderen als ihn in Anspruch nehmen wollte."
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"Dann haben wir uns also richtig verstanden", Elisabeth lächelt den Eskatoniker freundlich an, "unter diesen umständen werde ich Vater Valentinian direkt nach unserem Gespräch aufsuchen. Das wird sich dann sicherlich klären lassen. Wäret Ihr denn bereit schon ueber die Totenmesse mit mir zu sprechen und einen Termin zu vereinbaren, da ich die Mannschaft rechtzeitig informieren muss." Während sie wieder an den traurigen Grund ihres Besuches denkt, scheint sich eine schwere Last auf ihre Schultern zu legen, auch wenn sie sich weiterhin tadellos aufrecht hält und sich nichts anmerken lässt. Nur die eisblauen augen verraten einen Moment ihren Schmerz, der jedoch weit ueber die Trauer um zwei treue Mannschaftsmitglieder hinaus zu gehen scheint.
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Spielt er mit meiner Eitelkeit oder mit meiner Lust, denkt Ras und schiebt den Gedanken von sich. Oder er versucht mich zu irritieren, mich dazu zu zwingen, darüber nachzudenken, und wenn ich täppisch wie ein Bär nachgrüble, wird er den Kampf beenden.
Er nimmt Aufstellung, hebt den Säbel kurz vor das Gesicht.
Der Angriff kommt, und er ist willkommen. So willkommen. Die Gedanken verwehen wie Staub, taumeln davon, ohne daß ihnen weitere Beachtung geschenkt wird. Ras tritt in den Angriff hinein, fängt das Schwert auf und tritt näher - Enkidis Klinge schleift über das Metall des stumpfen Säbels. Beinahe Brust an Brust. Ras' Augen beginnen zu glühen, eine Art finstere Freude liegt darin. "Dann tanzen wir", sagt der Kossacke, leise, fast zärtlich.
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Gekreuzte Schwerter, Auge in Auge.
Eine flüsternde Einladung, die einen Gedanken lang zwischen ihnen stand. Für einen Augenblick zuckte etwas fröstelnd in Enkidi zurück, während etwas anderes frohlockte und seine Lippen zu einem lauernden Lächeln formte. Er bebte vor Verlangen, der Mantis die Stirn zu bieten.
Der Stahl der aneinander liegenden Klingen zuckte unter der Kraft, die Ras ihm ohne Anstrengung entgegenhielt. Seine Muskeln spannten sich vielversprechend, doch noch war die Zeit nicht gekommen, seine Macht zu entfesseln. Langsam. Genußvoll.
Enkidi stieß sich ab, wich zurück und schwenkte das Schwert kurz zur Seite. Verharrte einen Atemzug– und griff an.
Die Zeit wird bedeutungslos.
Kein Gedanke stellt sich mehr zwischen ihn und die Klinge.
Er erlaubt dem Instinkt sich des Augenblicks zu bemächtigen, denn er ist schneller, klarer, direkter. Der Verstand spricht selten die Sprache des Kampfes.
Seine Sinne versammeln sich, und kennen nur noch ein Ziel. Der Körper gehorcht den Regeln, die der Gegner vorgibt. Bewegung und Gegenbewegung.
Sein Blick haftet mit dem Lauern eines Raubtieres an Ras, läßt ihn keine Sekunde los. Folgt ihm. Führt ihn.
Hält ihn.
Der Kampf zwischen dem ungleichen Paar wogt auf, erst langsam, dann immer schneller, einem eigenen vibrierenden Rhythmus folgend.
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Sie saßen in einer der oberen Ebenen Bazaars. Für eine Band war es noch zu früh, die hatte sich erst vor einigen Stunden zurückgezogen. Ein paar mehr oder weniger vertrauenserweckende Gestalten verteilten sich an den abgewetzten Tischen und ließen sich von einer unmotivierten Bedienung mit spitzem Gesicht und einer für diese Stunde viel zu hohen, vor Naivität triefenden Stimme versorgen. Megan wusste nicht, warum sie genau diese Bar ausgewählt hatte. Nichts von der angestrebten Gemütlichkeit war hier zu finden. Das Licht schien zu grell, der Raum war zu offen, fast zugig. Wahrscheinlich hatte sie Itaru aus reinem Trotz hierhergeschleift. Der Junge saß inzwischen in leichter Schräglage ihr gegenüber und erzählte langatmig von irgendeinem Kampf gegen seinen Fechtlehrer, wobei er sich bedenklich an seinem Bier festhielt. Sie hätte wissen müssen, dass ein Li Halan - wenn er nicht gerade Enkidi hieß - empfindlich auf Alkohol reagieren könnte, aber dass er schon nach einem Halben so abbauen würde wäre ihr nicht im Traum eingefallen. Gerade erklärte er umständlich seine Strategie, die er mit sehr plastischen Gesten untermalte. Irgendwie sind sie doch alle gleich, schoß es Megan durch den Kopf, während ihr Blick durch den Raum schweifte, auf der Suche nach jemandem, der ihr vielleicht weiterhelfen konnte. Wahrscheinlich war es sinnvoller, erstmal bei den Eskatoniern rumzufragen, aber ihre Aversion gegen diesen Sektor wuchs mit jedem Besuch.
"Na Lady, nen Adeligen abgeschleppt?" eine heisere Stimme holte sie zurück ins Geschehen. Ein schmieriger Kerl war an ihren Tisch getreten und angelte sich just einen Stuhl vom Nachbartisch, auf den er sich breitbeinig fallen ließ. Sein Grinsen entblößte eine Reihe von Zähnen, die offenbar schon länger keine Zahnbürste gesehen hatten. Das dunkle Haar war kurz geschoren - ein seltsamer Kontrast zu den buschigen Augenbrauen. Unverholen musterte er Megan, kratze sich am feisten Nacken und rückte vertraulich etwas näher.
"Unter uns, Baby, was willst Du denn mit der halben Portion?" Er warf Itaru einen verächtlichen Blick zu. "Aber wir zwei könnten sicher ne Menge Spaß haben." Er zwinkerte herausfordernd und lehnte sich gelassen zurück. Megans Nase erreichte der Geruch von Schweiß und Bier und einer Essenz, die sie abgrundtief hasste, weil sie eine der am verborgendsten in ihr liegenden Saiten zum Schwingen brachte.
"Das bezweifle ich stark, Freundchen!" erwiederte sie nach einem kurzen Zögern. Ihre Jacke ergreifend stand sie auf und sah sich nach der Bedienung um.
"Komm schon, wir müssen weiter," schnappte sie zu Itaru, der knapp über seinem Bierglas hing und angestrengt hineinstarrte.
"Oh, wir sind schon "per Du" mit seiner Lordschaft..." die Stimme hatte einen lauernden, mit Spott getarnten Tonfall angenommen, und die kleinen Augen des Kerls blitzten die Sternfahrerin wachsam an.
Itaru begann zu kichern, nahm einen kräftigen Zug und verschluckte sich prompt. Irritiert aber dennoch belustigt starrte der Typ ihn an. "Jaja, das ist schon ne Sache mit ner kleinen Sternfahrerin in die Kiste zu steigen, was? Da würd ich mich auch freuen." Itaru quittierte die Bemerkung mit einem beinahe hysterischen Lachanfall. Entschlossen trat Megan an seine Seite und packte ihn am Arm. "Wir sollten jetzt wirklich gehen!"
Mit einem Ruck, der sie fast zum Straucheln brachte riss sich der junge Li Halan los und sein Lachen erstarb von einer Sekunde zur anderen. Selbstbewusst, wenn auch schwankend richtete er sich auf. Seine Zunge war schwer und die Worte kamen mühsam über die Lippen, ließen jedoch keine Sekunde an seiner gottgegebenen Autorität zweifeln."Ich habe mein Bier noch nicht ausgetrunken, Sternfahrerin!"
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Während sie Bruder Erland weiterhin erwartungsvoll ansah und auf seine Vorschläge wartete breiteten sich ungewollt Gedanken in ihr aus, die sie ansonsten lieber zurueckdrängte, eine Erinnerung an die Vergangenheit, die allzu schmerzhaft war, immer noch, obwohl es schon viel zu lange her war.
Warum kann ich nicht vergessen, nicht endlich vergessen? Warum ist kein anderer Mann so? Warum sehen alle nur die Maske? Ich wuerde so gerne einmal wieder tanzen..., richtig tanzen, nicht nur mit meinem Schwert und einem Gegener, einmal nicht um mein Leben tanzen zu muessen! Frueher...., da haben sich alle um mich als Tanzpartnerin gerissen, seit ich den einen Schwerttanz vorfuehrte und sie merkten, dass die kleine Elisabeth erwachsen geworden war und schöner, eleganter, als sie es gedacht hatten. Da fing es an... der eine Abend, alle hatten sich um sie herum gedrängt, es war schon wieder zuviel gewesen, sie wollte sioch gerade zurueckziehen, als sie die Stimme hinter sich hörte: "Mit mir habt Ihr an diesem Abend noch nicht getanzt, Mylady und Ihr seid mir schon lange einen Tanz schuldig. Habe ich die Ehre?" Als sie sich umwandte, hatte sie seine Augen gesehen, die immer noch so eindringlich gruen waren wie frueher. "Feodor, Du bist zurueck?" Natuerlich schlich sich die Begeisterung in ihre Stimme, damals war sie noch jung gewesen, aber sie kannte Fedor seit sie kleine Kinder waren, da war Freude wohl angebracht, nach einem Jahr der Trennung. "Natuerlich tanze ich mit Dir." An den Tanz selber konnte sie sich immer noch nicht erinnern, nur dass alle anderen aufgehört hatten, um zuzusehen. Schliesslich war Feodor mit ihr deshalb auf den Balkon getanzt und in die dunklen Bäume hinein. Da hatte er angehalten: "Was sie alle ueber Deine Tanzkuenste erzählen stimmt, aber sag mir, stimmt der Rest auch?" - "Was meinst du?" - Elisabeth kalt wie Eis, alle Freier weist sie ab, die kalte Rose von Leminkainen nennt man Dich. Stimmt das?" - Sie hatte seinen Augen nicht ausweichen können, hatte sich gefuehlt wie ein Kaninchen vor der Schlange. Warum wollte er das wissen, Niemand hatte sie das gefragt, ausweichen, sie musste ausweichen, das war zu gefährlich, er durfte nichts wissen. Aber die Worte, so lange eingezwängt in ihrem Inneren hatten herausgedrängt, sie konnte sie nicht zurueckhaltenm, genauso wenig wie die Tränen der Verzweiflung, die ihr in die Augen stiegen: "Wenn Du wuesstest, wer alles um meine Hand anhält? Wie soll ich sie mir sonst vom Halse halten, all die 40jährigen Barone, die mit mir ausreiten wollen, um mir stolz ihren Landsitz zu zeigen, die jungen Möchtegerne und alle Anderen! Sie wollen mich doch nur als schönes Aushängeschild, Keiner von ihnen wollte etwas von mir, von Elisabth der Person wissen. Aber mit ihren Blicken ziehen sie mich aus, dass es mich schaudert. Und all ihre geheuchelte Freundlichkeit, geschmacklose Geschenke, ich soll das doch alles nur tragen, damit sie sich mit mir schmuecken und wichtiger fuehlen können. Letzte Woche war ein Decados hier, das war der Schlimmste von allen, Ich habe Angst Fedor, aber wenn ich die zeige, dann fangen sie mich, brechen meinen Willen, oder noch Schlimmeres, es ist leichter kalt wie Eis zu sein. Warum willst du das wissen?" Gequält hatte sie ihn angesehen. --- Nein, nicht weiterdenken, Elisabeth, was soll das, warum muss ich an all das denken? Es ist bestimmt wegen der Baronesse, da habe ich wieder an einen Ball gedacht und wie schön es war zu tanzen. Ich darf nicht, was soll das?! Wenn der Bruder etwas merkt! Elisabeth, Lieutenant Rahmhorst ist tot, Du bist es ihm schuldig, dass Du Dich hier konzentrierst. Zum Glueck scheint Bruder Erland mit der Terminfrage beschäftigt, ich hoffe er hat nichts gemerkt!
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Butch beförderte ihn unsanft aus der Luftschleuse und schnaubte wütend. Sein Seesack landete ein paar Schritte neben ihm. Das Gesicht des Maats war hochrot und wirkte noch aufgequollener als sonst.
"Verzieh dich, Jack. Und laß dich nicht mehr hier blicken. Such dir endlich einen ordentlichen Job und bleib mir vom Leib."
Jack rappelte sich auf und fuhr sich durch das zerzauste Haar. Er setze zu einer Antwort an, doch eine abwehrende Handbewegung Butchs brachte ihn zum Schweigen.
"Laß es einfach, Jack. Ich hab keinen Bock dir jedesmal den Arsch zu retten, wenn sich unsere Wege kreuzen." Er schnaubte noch einmal, hieb dann wütend auf den Schalter der die Schleuse schloß und verschwand hinter dem pneumatischen Zischen des Schotts.
Jack seufzte, zuckte mit den Schultern und verließ den Hangar. Was soll's, dachte er. Er hatte ohnehin nicht vorgehabt, den Rest seines Lebens an Bord dieses fliegenden Schrotthaufens zu verbringen. Die Zollformalien gingen schnell über die Bühne -man kannte sich- und wenig später trat Jack Hawkins hinaus auf die große Promenade.
Bazaar. Für einen Moment blieb er stehen und genoß das Gefühl, nach Hause zu kommen. Er sog tief die Luft ein, nahm die dröhnenden Geräusche der Landungsbay in sich auf und fühlte sich wie neu geboren. Ja, das war Bazaar. Exotische Reisende, fliegende Händler, schmierige Zocker. Es hatte sich einiges geändert, seit das Banner des Imperiums über der Hauptschleuse wehte, aber er kannte diese Station, vielleicht besser als jeden anderen Ort im bekannten All, und ihr Herz würde immer auf die selbe Art schlagen.
Jack grinste, mustere die bunte Menschenmenge um ihn herum und zündete sich eine Kippe an. Der blaue Dunst mischte sich unter die vielgestaltigen Gerüche, die über die Arkaden waberten, und wurde eins mit dem Atem der Station.
Stimmengewirr. Händler, die ihre Waren anpriesen, Pilger auf der Durchreise zum Planeten, abgehalfterte Sternenvagabunden, deren Outfits dem seinen in erschreckender Weise ähnelten... und dazwischen, gelangweilt schlendernd, Zweierpatroullien der wahrscheinlich vollkommen überlasteten Stationssicherheit. Ja, manche Dinge änderten sich nie.
Er ließ seinen Seesack von der Schulter gleiten, lehnte sich an die Brüstung und blickte über die übereinandergeschichteten Arkadendecks. In seinem Kopf arbeitete es bereits. Die Dinge hatten sich zugegebenermaßen nicht gerade zu seinem Vorteil entwickelt, in den letzten Wochen. Er hatte Pech gehabt und jetzt schleifte sein Arsch knapp über Grundeis. Kein Schiff, kein Geld -ein kurzer Blick- fast keine Kippen mehr. Er schürzte grübelnd die Lippen und kratzte sich an seinem strohblonden Bart. Nicht gerade die beste Ausgangslage, aber durchaus ausbaufähig.
Ein Plan... aber erstmal -er grinste- locker bleiben. Kein Problem war so drigend, dass es nicht bis nach einem Drink warten könnte.
Er richtete sich auf, schnappte sich den Seesack und steuerte in Richtung "Frozen Sunset".
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Megan stöhnte. Ein aufmüpfiger Li Halan-Knappe war das letzte, was sie jetzt gebrauchen konnte! Mit einem Seitenblick auf den interessiert beobachtenden Typen - ein Schlepper, wie sie jetzt an seinem zeichenhaften Morgenstern auf der speckigen Lederweste erkannte - überdachte sie nocheinmal die Antwort, die sie Itaru, als 16jährigem Jungen geben wollte und änderte dann ihre Strategie.
"Wie Ihr wünscht, Sir. Dann werde ich jetzt den Baron informieren, wo Ihr Euch aufhaltet." Sie deutete eine Verbeugung an und machte Anstalten, sich zu entfernen. Sie musste sich das Grinsen verkneifen, als sie sah, wie Itarus Nasenspitze etwas blasser wurde. Angestrengt schien es in ihm zu arbeiten.
"Du verlässt uns schon, Kleine? Na, ich denke, Dein junger Freund hier und ich werden uns auch so amüsieren können." Freundschaftlich nickte er Itaru zu. Im Gegensatz zu dem Jungen beeindruckte ihn die Aussicht auf einen Besuch des Barons scheinbar nicht besonders. Wahrscheinlich hatte er ihren Bluff sofort durchschaut - sie würde angesichts des Zustandes des jungen Adeligen wohl selber in Teufels Küche kommen.
Eine dunkle Zornesröte stieg in Megans Gesicht. "Misch dich nicht nicht unsere Angelegenheiten, kapiert. Du verschwindest jetzt besser, sonst könnte ich sehr ungemütlich werden!" zischte sie mit unterdrückter Wut - ihre Nerven lagen blank. Die Hand wanderte in Richtung des Halfters ihrer Laserpistole. Typen wie ihm wünschte sie von Herzen die Cadiz-Blattern an den Hals, und Szenen der Vergangeheit stiegen vor ihrem inneren Auge auf.
"Soso, Du willst Dich also mit mir anlegen, Mädchen. Wie unklug! Dabei wollte ich doch nur ein wenig plaudern." Langsam erhob sich der Gewerkschafter. Sein Grinsen wirkte nun verkniffen, fast wie ein Fratze. Megans Puls raste und sie fühlte, wie ihr der Schweiß auf die Stirn trat. Bleib ruhig verdammt nochmal, forderte die innere Stimme.
"Ich sag es zum letzten Mal: Verzieh Dich!"
Itaru war das Problem. Megan hatte keine Ahnung, wie sie sie beide hier rausbringen sollte, wenn er keine Eigeninitiative zeigte. Von den anderen Tischen blickte man interessiert herüber, doch niemand schien eingreifen zu wollen, warum auch. Die Bedienung eilte unterdessen von den Parteien unbemerkt aus dem Raum.
Der Schlepper legte den Kopf schief, über den nun ebenfalls die Röte zog. Auch seine Hand lag in Reichweite der Waffe und er trat zwei Schritte in ihre Richtung. Seine Stimme war zynisch und provokant. "Du suchst also wirklich Ärger, ja? Aufmüpfige, kleine Sternfahrerin! Wer fickt denn hier mit dem Adeligen, hä? Schlampe!"
Das Pochen in Megans Schläfen wurde lauter, steigerte sich zu einem Dröhnen. Alle Vernunft verließ sie, jegliche Selbstbeherrschung. Hass und Zorn, gesteuert von tiefverankerter Angst übernahmen die Führung. Eine Sicherung brannte in Megan durch. Mit einem wütenden Schnauben stürzte sie sich auf den bedeutend größeren Gewerkschafter. Ihr schneller, kräftiger Tritt landete hart in seiner Magengrube, wobei sie aus dem Gleichgewicht kam und in seine unmittelbare Reichweite geriet. Die Verblüffung hielt zu kurz. Sein eiserner Griff packte Megan und zog sie zu sich heran. Verzweifelt wehrte sie sich, trat und schlug, doch er ließ sie nicht los.
"Ich lass mir nicht gerne was sagen, verstehst Du? Und schon gar nicht von einer wie Dir, Puppe. Ich würde vorschlagen, wir unterhalten uns woanders weiter." Seine Bartstoppeln waren sehr nah und sie konnte jeden einzelnen gelben Zahn genau erkennen. Megan schluckte. Sein Geruch machte sie krank. Fieberhaft überlegte sie. Ihre Position war denkbar ungünstig für einen gut platzierten Tritt an die richtige Stelle. Dann spürte sie etwas Spitzes in ihrer Seite und den Druck, mit dem er sie in Richtung der Schleuse zwang.
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Für den Li Halan schien der Dialog und das darauffolgende Handgemenge bedeutend zu schnell abgelaufen zu sein. Megan befand sich bereits im Schraubstockgriff des Schleppers, als Itarus Hand das Kurzschwert lockerte.
"Das lässt Du besser stecken, Junge. Deine Freundin und ich werden ein wenig plaudern." Raunte der Gewerkschafter Itaru zu, und ließ das Messer in Megans Seite für ihn sichtbar werden. Der Knappe blickte fragend zur Sternfahrerin, doch sie schien ihn nicht wahrzunehmen.
"Lass sie sofort los!" befahl er. Sein Rausch war verflogen. Er fühlte sich elend. Er hätte eingreifen können, seine Reflexe hätten ihn lenken müssen, doch er hatte die Chance regelrecht verschlafen. Baron Enkidi würde nicht glücklich sein, soviel stand fest.
Der Gewerkschafter lockerte seinen Griff etwas, schlang den Arm um Megans Hüfte und dirigierte sie zum Ausgang. Die anderen Gäste wandten sich wieder ihren Gesprächen zu. Für sie sah es aus, als sei der Konflikt beigelegt. Itaru folgte. Er hatte keine Ahnung, wie er sie aus der Misere herausholen konnte, ohne Aufsehen zu erwecken oder Megans Niere zu gefährden. Innerlich verfluchte er sich für sein Versagen. Wie sollte er jemals ein großer Ritter werden? Er würde Buße tun müssen, wenn diese Sache ausgestanden war.
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Megans Attacke kam, als sie das Zischen der Schleusentür hinter sich hörte. Mit einem kurzen Ruck brachte sie sich vor ihren Gegner. Im gleichen Moment, als sie sein Messer über ihre Hüfte ritzen spürte, bohrte sich ihres bereits tief in das Fleisch seines Oberarms. Sein Gesicht verzog sich in einer Mischung aus Schmerz, Überraschung und Zorn. Keuchend entwand sich Megan seinem Griff, trat nocheinmal beherzt nach und ignorierte den stechenden Schmerz in ihrer Seite. Der Gewerkschafter stöhnte auf und ging empfindlich getroffen zu Boden.
"Weg hier!" rief Megan Itaru zu und stürmte schon davon. Der Li Halan reagierte augenblicklich, versetze seinerseits dem Schlepper nocheinmal einen harten Tritt, um sicher zu gehen, dass dieser nicht allzubald wieder aufstand und folgte Megan in dem Moment, als die von der Bedienung gerufene Stationswache um die Ecke bog.
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Einer der Transportaufzüge in der Zentralhalle war außer Betrieb und Jack hatte wenig Lust, sich einer größer werdenen Reihe von Menschen anzuschließen, die auf die beiden noch funktionierenden auswich. Immer das gleiche, amüsierte er sich in Gedanken. Die Ingenieure hielten die Station nicht in Betrieb, sie sorgten nur dafür, dass sie nicht auseinander fiel. Vielleicht würde der imperiale Gesandte, der jetzt angeblich an Bord Quartier bezogen hatte, ein paar Gelder für eine Instandsetzung auftun, vielleicht -und das war wahrscheinlicher- ließ man Bazaar auch einfach weiter in ihrem Dornröschenschlaf vor sich hin dämmern.
Die Gilden hatten wenig Interesse, zuviel in die Station zu investieren, seit die lukrative Zeit des Schmuggels und der groß angelegten Schieberein beendet war. Natürlich wollte aber auch niemand die über Jahre gesicherten Stücke des Kuchens einfach aufgeben, und so herrschte zwischen den Gilden ein behäbiger Status Quo. Man dreht sein Ding, ohne den anderen ins Gehege zu kommen, während einem die Station unter dem Arsch wegrostet. So hatte es mal Norris von den Wartungstechnikern formuliert.
Jack war das reichlich egal. Solange sich an Bord noch Menschen befanden, war sein Unterhalt gesichert. Es gab immer jemanden, der etwas brauchte, suchte oder verkaufen wollte, und Jack Hawkins war the man. Er lenkte seine Schritte an den Transtportaufzügen vorbei und nahm den weniger beliebten Weg durch die Röhren- und Gangsysteme. In Gedanken ging er die Personen durch, die ihm noch was schuldeten und die ihm nicht gleich den Kopf abreißen würden. Ja, da ließe sich was machen. Er pfiff leise das Lied vor sich hin, das ihm seit Ellis es Nachtwache um Nachtwache auf der Brücke der Napuset erdröhnen ließ, nicht mehr aus dem Kopf ging. Zündete sich im Laufen eine weitere Kippe an und ließ den Seesack von der linken auf die rechte Schulter wandern. Hölle, was ist da nur alles drin. Es war an der Zeit, sich von einigem Krempel zu trennen.
Er bog um die Ecke und prallte so heftig mit einer rennenden Frau zusammen, dass es ihn, sammt Seesack, fast von den Beinen nahm und die Zigarette funkenstiebend auf den Boden taumelte.
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Benommen richtete Megan sich auf. Ihr Schädel brummte, und eine Stelle der Stirn kündigte schon jetzt eine hübsche Beule an. Mit einem Stöhnen ließ sie sich zurückfallen, ehe ihr wieder einfiel, dass sie sich ja auf der Flucht befand. Taumelnd sprang sie auf die Beine. Ihre Hose war über der linken Hüfte mittlerweile ziemlich durchweicht und ein großer roter Fleck zeichnete sich ab. Sie merkte es nicht.
Den Grund ihres Niedergangs nahm sie erst einige Sekunden später wahr. Der blonde, schlaksige Mann hatte den Zusammenprall offenbar besser überstanden als sie, und schien gerade bemüht, die Situation schnellstmöglich zu analysieren. Nur wenige Meter entfernt kam bereits die Stationswache mitsamt dem Gewerkschafter angestürmt - der Kerl war zäher als sie dachte.
Megan setzte zu einem neuerlichen Sprint an, doch es war zu spät und die aufkommenden Schwindelgefühle ließen sie vollends von ihrer Flucht abkommen.
"Scheiße.." murmelte sie resigniert und rieb sich ihre schmerzende Stirn. "War ja klar.."
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Irgendwie drängen sich die Termine hier geradezu, dachte Bruder Erland, während er fast vermeinte, seltsame, verborgene Gedankengänge der Baronin hinter den eisblauen Augen am Rande der Wahrnehmung zu erhaschen. "Nun Baronin, sicherlich können wir uns nun diesem Thema zuwenden. Habt Ihr bereits an etwas bestimmtes aus beispielsweise Paulus gedacht, oder möchtet Ihr zunächst etwas von den Verstorbenen erzählen und Ihr könnt dann etwas passendes auswählen?"
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Jack rappelte sich auf, zum zweiten Mal seit seiner Ankunft, und ordnete die Situation. Die Kippe war hin, aber beunruhigender war die dunkelhaarige Lady, seitlich blutend, daneben junger Asiate -shit, Li Halan-, dicht gefolgt von Stationssicherheit und -der guten Dinge drei- Renton Coats, Gewerkschaft.
Jack fuhr sich übers Gesicht, dann durch die Haare, blickte einen Augenblick verdutzt zu der Frau und dem jungen Asiaten, der sich irgendwie vor sie schob, als wolle er sie beschützen; was in anbetracht der Tatsache, dass er eine Kopf kürzer war, reichlich lächerlich wirkte, aber offenbar ernst gemeint war. Der zweite Blick galt der Stationssicherheit, die inzwischen herangekommen war und es nicht mehr so eilig zu haben schien. Dahinter baute sich die Gestalt von Coats auf, dessen Miene sich bei seinem Anblick verzog, als hätte er eine Zitrone verschluckt.
Der Mann von der Sicherheit kam ihm vage bekannt vor, aber er hatte den Namen nicht parat; wußte nur, das er sich ab und an im Liberty rumtrieb und nicht besonders viel Glück beim Roulette hatte.
"Lieutenant Hawkins. Schön Sie mal wieder zu sehen." Jack erwiederte das freundliche Grinsen des Wachmanns und hielt es nicht für ratsam, zu erwähnen dass seit dem Zwischenfall auf Tethys der korrekte Rang 'Ensign' gewesen wäre.
"Ähm... ja..." Coats hielt sich im Hintergrund und seine kleinen Augen wanderten unstet zwischen ihm und der Frau. Für jemanden, der den Schlepper nicht kannte, sah es bestimmt so aus, als würde sich hinter seiner flachen Stirn ein wie auch immer gearteter Plan entwickeln, aber Jack wußte, daß dort nur eine Metallplatte und eine Menge ungenutzer Raum waren. Trotzdem gefiehl ihm etwas an diesem Blick nicht.
"Gibt es irgendwelche Probleme?" Angesichts des Blutes sowohl an der Fremden als auch an Coats eine dumme Frage, die der Wachmann auch mit einem entsprechenden Gesichtsausdruck quittierte.
"Wir waren gerade dabei, das herauszufinden, Lieutenant." Er drehte sich zu der Frau und dem jungen Asiaten um.
"Man sagte uns, es gab eine Messerstecherei im Zodiac... und diese beiden hätten zudem ihre Zeche geprellt. Haben Sie dazu etwas zu sagen?" Offensichtlich unschlüssig, ob er die Frage an die Frau oder den Li Halan richten sollte, blieb sie im Raum schweben.
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Itaru straffte sich, setzte den typisch undurchdringlichen Li Halan-Ausdruck auf und machte einen entschlossenen Schritt auf die Wache zu.
"Und ob es Probleme gibt! Solch ungehobeltes Pack sollte eingesperrt werden, Wachmann! Dieser Mann ist eine Gefahr für die gesamte Station!" Anklagend deutete er auf Coats und warf ihm einen vernichtenden Blick zu. Er hatte einen weltmännischen Ton angeschlagen. Zunehmend wurde er sich seiner Position bewußt, die in Gegenwart der Menschen mit denen er reiste bisweilen etwas unterging.
"Zunächst hat er uns belästigt, dann beleidigt und schließlich versuchte er Commander Lindsey zu entführen indem er sie mit einem Messer bedrohte!" Empörung schlug dem Wachmann entgegen - der junge Li Halan war in Fahrt gekommen, und Lieutenant Stubblefields gesamte Haltung deutete daraufhin, dass er sich auf eine größere Standpauke gefasst machte.
Die Anklage verstummte jäh. Jedes weitere Wort wäre ein Eigentor für Itaru gewesen. Zum einen hatte er keine Ahnung, was der Ausdruck "Zeche prellen" bedeuteten mochte, doch das zuzugeben wäre Rufmord gewesen, zum anderen hätte er erklären müssen, warum er, ein junger Adeliger mit bester Kampfausbildung erstens nicht in der Lage gewesen war, die Pilotin zu beschützen und zweitens, dann auch noch in die klägliche Position des Flüchtenden gerutscht war.
Die selbstbewusste Maske entglitt ihm zunehmend, und er warf einen fast hilfesuchenden Blick zu Megan. "Ich denke, Commander Lindsey kann die Angelegenheit besser wiedergeben.. Commander, wenn Sie so freundlich wären."
Megan nickte Itaru zu, und schob sich an ihm vorbei. "Nun, Wachmann, die Situation trug sich genau so zu, wie es Sir Itaru beschrieben hat. Natürlich war es nicht in unserem Sinne, die Zeche zu prellen, doch der tätliche Übergriff ließ uns nur an Flucht denken" - sie ignorierte den anklagenden Blick des Knappen. "Natürlich werde ich sobald die Angelegenheit geklärt ist die Schulden begleichen." Sie zwang sich zu einem verbindlichen Lächeln.
Stubblefield schien seine Zweifel zu haben. Pflichtbewusst hatte er sich Notitzen gemacht und starrte nun nachdenklich auf die Kritzeleien. "Coats, was sagst Du dazu? Stimmt das, was die Sternfahrerin sagt? Hast Du Sir Itaru und Commander Lindsey belästigt und angegriffen?"
"Das ist doch Schwachsinn! Ich wollte nur ein wenig plaudern, und plötzlich stürzt sich dieses verrückte Weib auf mich. Was hätte ich denn machen sollen, als mich zu verteidigen? Man wird sich ja wohl noch verteidigen dürfen!" Coats Selbstsicherheit hing am seidenen Faden und mit allen Mitteln bemühte er sich, glimpflich aus der Affaire zu kommen.
Der Wachmann zuckte die Schultern. "Hier steht ganz klar Aussage gegen Aussage. Wir können das auch in der Zentrale klären und bei dieser Gelegenheit gleich mal die Personalien aufnehmen..." die mitschwingende Drohung war deutlich herauszuhören: Wer sich auf Bazaar nicht anständig benimmt fliegt - egal ob Adeliger, Sternfahrer oder Gewerkschafter.
Megan stieß genervt die Luft aus. Wenn es bisher schwierig gewesen war, das Geschehene Enkidi zu verheimlichen, so wurde es in diesem Moment praktisch unmöglich.
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"Aber das wird doch nicht nötig sein", mischte Jack sich ein. Er hatte schnell begriffen, dass keiner der beiden Parteien daran gelegen war, Ärger mit der Sicherheit zu riskieren.
Er trat auf den Wachmann zu, suchte noch immer fieberhaft nach dem Namen, gab es dann aber auf. "Es ist niemand zu Schaden gekommen, Officer. Nichts, was sich nicht mit einem Medpac klären ließe. Und Sir... Li Halan hier und der Commander werden ihre Zeche sicherlich zu aller Zufriedenheit begleichen." Der Wachmann warf einen Blick auf seinen Notizblock und zögerte. Jack verstand, schüttelte die Hand des Mannes und ließ zur Unterstreichung des Gesagten ein paar Münzen hineingleiten. Der Notizblock verschwand.
"Wenn's hier nochmal Ärger gibt kommen wir gerne auf Sie zurück, Lieutenant Hawkins." Der Officer grinste, während Coats Miene sich verfinsterte.
"Das war alles nur ein Mißverständnis, nicht wahr, Coats?" Jack lächelte überzeugende Freundlichkeit, trat aber gleichzeitig nah an Coats heran. "Das Geld hol ich mir zurück, Coats", zischte er. "Und jetzt verzieh dich, Mann, du bist mir was schuldig." Coats Augen wurden noch kleiner und er bleckte seine widerlichen gelben Zähnen zu einem abfälligen Grinsen.
"Sieht so aus", knurrte er in Richtung der Sternfahrerin und ihres Begleiters.
"Wir sehen uns dann später, Jack..." Er drehte sich um und verschwand im Korridor.
Der Wachmann nickte in die Runde. "Begleichen Sie ihre Zeche, Commander. Schönen Tag noch. Ach, und Mr. Hawkins" -Der Officer lächelte im Gehen- "sagen Sie ihrem Bruder, er soll sich mal wieder bei uns blicken lassen." Jack nickte, grinste schief und deutete mit zwei Fingern ein Salutieren an. Ja, klar, immer doch.
Dann wandte er sich den Verbliebenen zu.
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"Bisher hatte ich noch nicht die Zeit an etwas Bestimmtes zu denken, aber Paulus klingt eigentlich sehr gut, das passt am besten. Da gibt es doch so eine Stelle, in der auch ein Kampf vorkommt, es muesste irgendwo im siebten Kapitel sein, wenn ich mich recht erinnere, in der zweiten Hälfte, das finde ich sehr passend. Besonders weil Paulus dann auch ein wenig allgemeiner ausholt und sehr viel zur Reise des Lebens schreibt.
Zu Schuetze Waters gibt es nicht so viel zu sagen, er war noch nicht so lange bei mir und ein eher unauffälliger, ruhiger Mann, der sich dadurch auszeichnete, dass er immer da war, wenn gerade eine helfende Hand gebraucht wurde. Er war generell hilfsbereit, deshalb war er bei der Mannschaft beliebt. Lieutenant Rahmhorst dient mir seit neun Jahren. Eigentlich hat mein Bruder ihn eingestellt, doch er wollte lieber mit mir Barbaren jagen", bei diesen Worten verzieht die Baronin leicht gequält das Gesicht, "als auf dem Planeten bleiben. Er fand das spannender... . Er hat sich zum Leiter der Kampftruppe hochgearbeitet und war/ist als solcher eigentlich unersetzlich. Die Mannschaft hat ihn sehr geliebt, er hat nie den Vorgesetzten herausgekehrt, war aber trotzdem immer fähig Disziplin zu halten, auch wenn es mir noch immer ein Rätsel ist, wie er das geschaffthat. Er war eine Art Phänomen. Das ist das, was ich so in wenigen Worten zu beiden sagen kann. Das liesse sich aber natuerlich ausfuehren, an Bord eines Raumschiffes kennt man sich recht gut kennen..., möchtet Ihr etwas Bestimmtes wissen, oder soll ich einfach noch ein bisschen erzählen, oder reicht Euch dies bereits?"
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"Nun Baronin, dann werden wir eventuell Auszuege aus Paulus verwenden. Gerade die Reise des Lebens ist doch sehr passend, wenn auch natuerlich sehr.... philosophisch, vielleicht zu philsosophisch fuer Marines?
Der Lieutenant klingt nach einer interessanten Persönlichkeit, allerdings auch nach einer gewissen Art von Jagdeífer, vielleicht sogar Jagdfieber?"
Wie sehr ist sie selbst Jägerin? Nicht allzu selten, diese Blutlust unter Adligen. Erland musste kurz an einige nicht sehr amuesante Jagdausfluege bei frueheren "Klienten", er konnte nicht umhin, die heuchelnden Adligen, die den Beichtvater nur der Konformität wegen hielten, diesen Ausdruck zu verleihen, zurueckdenken...
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"Hmm, ich denke eigentlich nicht, wir haben des öfteren an Bord gerade ueber diese Passage gesprochen, das ist noch einer der Gruende, aus denen sie mir sehr passend erscheint. Ich denke, dass zumindest ein Grossteil der Mannschaft etwas mit diesem Text anfangen kann, auch wenn wir leider schon seit längerer Zeit keinen Priester mehr haben, der mit uns reist. Einerseits bedauerlich, andererseits kann ich es auch verstehen, es ist nicht jedermanns Sache mehr zwischen den Sternen unterwegs zu sein, als auf der festen Erde. und wie ich bereits sagte, so ist man dort zwar einerseits dem Allschöpfer näher, oder fuehlt sich zumindest so, andererseits aber auch dem Dunkel."
Und ich gehöre trotzdem mehr dahin, als hierher... . Ich freue mich schon auf die Besichtigung der Azara, mit Sternenfahrern kann man wenigstens reden. Und diese eine war eigentlich recht interessant!
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Die Erleichterung stand der Sternfahrerin ins Gesicht geschrieben, als sie den Abmarsch der Verfolgertruppe beobachtete. Coats zögerte noch einen Augenblick unwillig, hielt es dann jedoch auch für klüger vorerst in der Versenkung zu verschwinden.
Erst jetzt musterte Megan ihren "Retter" etwas genauer. Er war ein hochgewachsener Kerl von um die 30 Jahren. Insgesamt machte er einen ziemlich abgehalfterten Eindruck - hellblonde Bartstoppeln überzogen das Kinn und die Wangen, für einen modernen Kurzhaarschnitt waren die Haare zu lang und kippten an den Stellen, an welchen sie hätten stehen müssen, dafür waren sie an anderen Stellen wiederum zu kurz. Seine Kleidung hatte auch schon bessere Tage gesehen - an diversen Stellen abgewetzt und fransig, verblichene Flecken, die beim besten Willen nicht mehr herauszubekommen waren, an Knien, Gesäß und Taschen unförmig ausgebeult. Mit einem Grinsen registrierte Megan den Smiley zwischen den zahlreichen Systemabzeichen, die seine Weste bevölkerten. - Vermerk: Bei Gelegenheit fragen wo jenes geheimnisvolle System des gelben Gesichtes wohl liegen mochte?!
Ich bin schon wie Enkidi, stellte sie plötzlich erschüttert fest - seit wann mache ich mir über Klamotten Gedanken? Ich treibe mich zuviel mit Adeligen rum, das ist es.
"Lieutenant Hawkins, wir schulden Ihnen unseren Dank..." Mit einem freundlichen Lächeln streckte sie ihm die Hand entgegen.
Itaru stand stumm daneben. Er hatte offensichtlich keine Ambitionen, sich in den Dialog einzuklinken. Seine steife Haltung und das verschlossene Gesicht drückten alles aus: Ein Li Halan besprach mit einem Piloten maximal die Sprungrute und die Qualtät der Unterkünfte - im Zweifelsfalle auch noch den Grund für den Absturz, nicht mehr und nicht weniger. Meistens erledigte selbst das die Dienerschaft. Ach Junge, dachte Megan bei sich, Du musst endlich lockerer werden.
"Nun, Lieutanent, Sie scheinen sich ja ganz gut hier auszukennen - Verwandtschaft, Bekanntschaft,..." - sie ließ die Worte einen Augenblick gehaltvoll im Raum stehen.
"Wahrscheinlich sollte ich zunächst mal unsere ausstehenden Schulden begleichen, und Sir Itaru zurück zu seinem Gemach geleiten,..." Itaru öffnete den Mund zum Protest, doch das hätte impliziert, dass die Sternfahrerin über ihn bestimmte, also nickte er nur und deutete an, dass dies sein ausdrücklicher Wunsch sei.
"Wenn dies alles geregelt ist, schulde ich Baronin Elisabeth Hawkwood noch eine Führung durch mein Schiff, und wenn ich das heil über die Bühne gebracht habe,...
...müsste ich mal nach Enkidi sehen, und seine Überreste wahrscheinlich vom Boden des Kossacken-Trainingsraums aufkratzen,...
...könnte ich Sie auf einen Drink einladen oder so?!... quasi als Dankeschön für die Sache, in die sie da so unvermittelt reingerutscht sind.."
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"Nun, das ist doch dann eine recht passende Passage. Und Ihre Mannschaft, Baronin, scheint wenn ich mir die Bemerkung erlauben darf, recht tapfer und charakterstark."
Bruder Erland zog seine Stirn ganz leicht in Falten.
Oder sie sind Häretiker, oder vielleicht mehr Heiden als sie selbst glauben, das wäre interessant zu sehen.
"Trotzdem könnte natuerlich geistiger Beistand von Zeit zu Zeit hilfreich sein. Nun, wie dem auch sei."
Er nahm den letzten Schluck Tee und lächelte.
"Ich werde mich erkundigen, wann wir einen Termin im Krematorium bekommen können, und das Ihrer Leibdienerin mitteilen. Ihre Beichte können wir vielleicht morgen abend absolvieren, wenn Ihnen das recht ist. Ich habe bisher die Erfahrung gemacht, dass ein wenig Komtemplation vor der Beichte oft sehr hilfreich wirken kann."
Er stellte seine Tasse aus grobem Porzellan ab.
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"Ja, ich denke das kommt meinen Plänen ebenfalls entgegen. Schliesslich muss ich mir sehr genau ueberlegen was ich beichte und was ich vielleicht doch lieber nicht so deutlich erwähne.... Das mit dem Termin lässt sich hoffentlich schnell regeln. Ich werde mich jetzt zunächst auf den Weg zu Vater Valentinian machen, damit es keine Probelme mit der Verschönerung seiner Kapelle gibt." Sie zwinkert Bruder Erland zu. Dann erhebt sie sich und winkt Sophia. "Vielen Dank fuer das Gespraech und Eure Muehe, Bruder Erland. Eine Kleinigkeit noch: ich denke an Verschönerungen Eurer Kapelle ist Euch recht wenig gelegen, aber vielleicht an Buechern? Kuerzlich bin ich ueber eines gestoplert, dass fuer Euch vielleicht von Interesse sein könnte, allerdings habe ich bisher leider keinen getroffen, der es lesen konnte. Kennt Ihr Euch mit Sprachen aus? Wir können uns ansonsten aber auch sicherlich ueber ein anderes Entgeld einigen, oder?" auf ihren fragenden blick hin, zwinkert Bruder Erland und entgegnet: "Der tröstende Charakter einer Trauerfeier ist natuerlich umsonst, als Eskatoniker wuerde ich mich aber natuerlich nicht gegen ein Buch wehren."
"Gut, dann werde ich Sophia damit vorbeischicken." Sie nickt Bruder Erland noch einmal huldvoll zu und entfernt sich dann aus den Bereichen der Eskatoniker.
"Sophia, sobald wir das mit Vater Valentinian erledigt haben, und Du mich zurueck begleitet hast, möchte ich, dass Du zum einen Band das Buch bringst, das wir an Bord des Schiffes fanden, Du weisst schon welchem, dann machst Du Dich auf den Weg in die Quartiere von dem Li Halan, um mit seiner Commanderin zu verabreden, wann sie Zeit hat, mir ihr Schiff zu zeigen. Und falls Du dann schon etwas wegen der Trauerfeier wissen solltest, kannst du es auch gleich an die Mannschaft weiterleiten, das wäre mir lieb, denn ich werde sicherlich erst später schauen können wie es den Verwundeten geht. Das lässt sich unter Umständen mit der Besichtigung des Li Halanschiffes verbinden. Ich bin neugierig, diese Sternenfahrerin ist interessant."
"Sehr wohl, Baronin."
Nach kurzer Zeit gelangen die Baronin und ihre Leibdienerin in die Kapelle der Orthodoxie. Hmm, ein wenig ueberladen sieht das hier ja schon aus, goldene Kandelaber. Er scheint wirklich viel von Prunk zu halten. Ein roter Vorhang wird die Kapelle allerdings etwas albern machen, denke ich, sie ist zu klein dafuer. Aber gut.
Während Elisabeth sich betet und dann interessiert ein wenig umsieht, betritt ein Priester die Kapelle, ein älterer Mann, etwas dicklich, in einer prunkvollen Robe. Das muss Vater Valentinian sein. Wahrscheinlich hat einer der Novizen gesehen, wie wir die Kapelle betreten haben. Ehrerbietig nähert er sich der Baronin, die sich nicht anmerken lässt, dass sie den Vater bereits bemerkt hat. Sie scheint völlig versunken in den Anblick eines stilisierten Sprungtorbildes. Erst als Vater Valentinian sich hinter ihr räuspert, dreht sie sich um. "Oh, den Schöpfer zum Gruss Vater. Verzeiht, ich bemerkte euch vorher nicht. Baronin Elisabeth Aleide Johanna Mountbatten Hawkwood."
- "Den Schöpfer zum Gruss, Baronin. Ich bin Vater Valentinian, der hiesige Vertreter der Orthodoxie. Ich wollte Euch nicht erschrecken, doch man meldete mir hohen Besuch, der unsere bescheidenen Räumlichkeiten hier beehrt." Er verbeugt sich unterwuerfig und mustert sie verstohlen und ein wenig neugierig. doch ehe er eine Fragte stellen kann, bemerkt Elisabeth mit verzueckt aufgerissenen Augen: "Eure Kapelle hier ist ein Kleinod, Vater, ich habe noch nie auf einer Station eine derart stilvolle Kapelle gesehen. Allein dieses Bild... ." Sie nickt begeistert zu dem Sternentorbild, dass sie gerade betrachtet hat. Ein begieriges Lächeln erscheint auf dem Gesicht des Priesters. "Vielen Dank, zu guetig, Baronin. In der Tat habe ich mir alle Muehe gegeben, doch es ist natuerlich sehr schwierig unter den hiesigen Umständen. Deshalbn ist es natuerlich nur ein bescheidenes Arrangement, verglichen mit dem, was man in einer orthodoxen Kapelle auf einem Planeten finden kann. Sogar unsere Glaubensstätten auf Bannockburn, die unter ständigem Geldmangel leiden, sind dem Allschöpfer wuerdiger." Er verbeugt sich erneut und zieht eine bedauerliche Miene. Was fuer ein Schleimer! Na, der wuerde eine wundervolle, salbungsvolle Trauerfeier machen und die Hälfte der Mannschaft wuerde einschlafen oder so etwas. "Das denke ich ganz und gar nicht, es gibt eine ganze Reihe Kapellen, sogar Kirchen, auf verschiedenen Planeten, die ich besichtigt habe, mit denen sich diese hier durchaus messen kann! Allerdings...," sie sieht sich nachdenklich um, ehe sie weiterspricht "ich ueberlege gerade...., in der Haupthalle an einem der vielen Stände sah ich einen wundervollen roten Samtstoff; was wuerdet Ihr von roten Vorhängen halten?" Auffällig lässt sie 30 Firebirds in den Opferstock gleiten, während sie so tut, als wuerde sie das verzueckte, gierige Grinsen auf dem Gesicht des Priesters nicht bemerken. "Gibt es hier auf der Station eine gute Schneiderin?" - "Sicherlich, ich habe mich damit bisher nicht so beschäftigt, Ihr muesst wissen, zuviel Prunk schadet der Reinheit des Spiegels..., " stammelt er, während sein Blick an der Opferkasse zu kleben scheint. "Aber wenn Ihr der Meinung seid, ein solcher Vorhang wuerde die Vorzuege dieser bescheidenen Gebetsstätte erhöhen, so wird es mir ein grosses Vergnuegen sein, mich einmal um zu hören." Er versucht ein gelangweiltes Gesicht auf zu setzen, doch das gierige Flackern in seinen Augen bleibt. "Das ist ueberaus freundlich von euch, Vater. Ich denke es wird die feierliche Ruhe, derer viele Adlige beim Gebet so sehr beduerfen, wenn sie sich fuer eine Weile aus der hektischen Welt ihrer Pflichten entfernen, erhöhen und das bisherige gelungene Ensemble wunderbar ergänzen und unterstreichen. Es wird mir eine grosse Freude sein, Eure Kapelle noch des öfteren zum Gebet zu besuchen." Huldvoll lächelt sie den dicklichen, gierigen Priester an: "Wenn Ihr mich nun erst einmal entschuldigen wuerdet, leider wartet ein wichtiger Termin auf mich. " - "Es war mir ein Vergnuegen!" Vater Valentinian verbeugt sich noch einmal, scheint jedoch sehr erfreut ueber den raschen Abgang der Baronin zu sein. Es zieht ihn hoffentlich zur Schneiderin... .
Baronin Elisabeth entfernt sich aus dem Bereich der Kirche und lässt sich von sophia in ihre Gemächer begleiten.
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Er registrierte ihren abschätzenden Blick und unterdrückte den Reflex, sich den Staub von den Klamotten zu fegen; sie musterte ihn wie der Commander der Hammond, der sie jeden morgen hatte antreten lassen– Kriegsveteran. Er trat von einem Bein aufs andere und bemühte sich, cool auszusehen, während ihm Röte ins Gesicht stieg. Er sah in der Tat etwas mitgenommen aus... vielleicht war später ja noch Zeit für eine Dusche, mit echtem Wasser.
"Kein Problem, Commander. Ich habe gern geholfen."
Er überwand seine Starre, nahm die schmale Hand und schüttelte sie mit kräftigem Griff."Coats ist eine elende Rumpfratte und gehört eigentlich ordentlich in den Arsch getreten." Ein Seitenblick auf den Li Halan, dann ein Räuspern und ein schiefes Grinsen. "Ich meine natürlich, man sollte ihm mal Manieren beibringen."
Er ging nicht weiter auf ihre Frage ein und nickte nur. "Ja, ich kenne ne Menge Leute auf Bazaar. Bin hier fast zuhause." Er lächelte, ein offenes, ehrliches Lächeln.
"Das sieht nicht gut aus", sagte er in Richtung ihrer blutenden Hüfte deutend, während er nach dem Seesack griff und ihn über die Schulter gleiten ließ. "Sollte sich jemand ansehen. Vielleicht erledigen wir das, bevor wir zu der Bar gehen..."
Er setzte sich in Bewegung und lud die beiden mit einer vagen Handbewegung Richtung Schott ein, ihm zu folgen.
"Eine Schiffsführung?" Ein neugieriges Leuchten erschien in seinen Augen, während seine hellen Brauen ein ganzes Stück nach oben rutschten. "Eigenes Schiff?" Wahrscheinlich so ne schwerfällige Li Halan-Kiste. Er blickte kurz zu dem jungen Asiaten, achtete aber darauf, ihn nicht zu lange anzusehen. Manche Adligen mochten das nicht, es schadete der Unantastbarkeit, wenn das einfache Volk sich ein zu klares Bild von ihnen machte. Vermutlich eher seines. "Na ja, warum nicht, Commander. Ich hab noch nichts vor, heute." Er grinste. "Außer der Stationssicherheit unter die Arme zu greifen, selbstverständlich. Aber Drink hört sich auch gut an."
Sie verließen den Gang, mischten sich unter den Menschenstrom, der die Arkaden bevölkerte und steuerten in Richtung der Neonreklamen, die über den Bars um die Wette flackerten. Jack hielt einen Moment inne und blickte den Commander an. "Ah, wie sieht's aus, sollen wir zuerst zu 'nem Arzt?"
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"Da sind Sie nochmal mit einem blauen Auge davon gekommen, Commander. An der Stelle kann man nicht so viel kaputt machen und das Blut lässt das ganze auch schlimmer aussehen, als es ist. Ich habe die Wunde desinfiziert und der Verband sollte jetzt erst mal einen Tag drauf bleiben. Morgen sehen wir weiter." Megan zupfte skeptisch an dem großen Pflaster, das sich, Desinfektionsgerüche absondernd, ziepend über ihre Hüfte spannte. "Kann man das nicht weg lassen, Doktor? Es tut eigentlich auch gar nicht weh..." setzte sie zu schwachem Protest an, der unter dem stengen Blick des Weißkittels verstummte. "Vor allem, Commander, sollten Sie die Wunde schonen. Das beginnt damit, dass Sie sie in erster Linie in Ruhe lassen." Mit einem betretenen Nicken zog sie die Hand zurück und angelte nach ihrer Hose.
Wenige Augenblicke später stand sie wieder auf dem Gang vor der medizinischen Station. Auf die fragenden Blicke sowohl von Seiten Itarus als auch des Lieutenant reagierte sie mit einer wegwerfenden Geste. "Meine Überlebenschancen stehen ganz gut - sagt der Doktor - wer traut schon einem Doktor?" Ein kurzes Grinsen huschte über ihr Gesicht, dann musste sie wieder an Enkidi denken. Wie würde sie ihm das nur erklären?
Die ungleiche Gruppe machte auf den Weg zu den Quartieren. Megan hielt es für unhöflich, Hawkins Begleitung auszuschlagen, und so musterte sie ihn weiterhin verstohlen, während sie durch die langen Korridore wanderten. Irgendwie war er süß, aber entweder es gab Sektoren der Station, die sie lieber nicht betreten mochte, oder der Typ hatte die zivilisation Bazaars dringend nötig. Sie überlegte einen Augenblick, ob sie ihm die Dusche in ihrem Quartier anbieten sollte, ließ es dann jedoch bleiben.
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Jack schlenderte, die Hände in die Taschen seiner ausgebeulten Hose gehakt, hinter dem Commander und dem jungen Li Halan her. Der Adels-Sprößling würdigte ihn keines Blickes und steuerte zielstrebig die Bereiche des Wohnsektors an, die Leute wie Jack sonst nicht so ohne weiteres zu sehen bekamen. Ja, hier residierten Geld und Macht– das sah man an den geschmackvollen Verblendungen, die den Stahl der Gänge weniger kühl und drückend machten, an den livrierten Dienern, die ab und zu vorbeihuschten und an den Wachen, die überall rumstanden und darauf warteten, sich wichtig zu tun.
Ein leichtes Unbehagen stieg in ihm auf; er war nicht gerne in der Nähe, geschweige denn in der Begleitung, von Adligen. Man mußte aufpassen was man sagte, tat, wohin man blickte und lief trotzdem immer Gefahr, dass man eins in die Fresse bekam. Weil seiner Lordschaft grad danach war. Oder weil man der Lady zu wenig –oder zu viel– Aufmerksamkeit entgegengebracht hatte. Er hoffte inständig, dass was auch immer der Commander hier zu tun hatte, schnell erledigt war. Vieleicht hätte er doch besser in der Bar warten sollen.
"Und was ist das für ein Schiff, das Sie fliegen, Commander?"
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Als sich das Schott hinter der Adligen und ihrer Dienerin schloss, atmete Erland auf. Man weiss nie, auf welche Ideen Adlige manchmal kommen können. Das mit ihrer Mannschaft ist wirklich interessant. Und - ein Buch. Nun, sie war den Vuldrok nahe. Vielleicht bringen die verschlungenen Wege des Allschöpfers mich nun doch mal in der Ravenna-Sache weiter. Zeit wuerde es. Aber das Nächstliegende zuerst!
Nachdem er mit dem fuers Technische des Krematoriums zuständigen Engineer gesprochen hatte, und eine Nachricht in der Mailbox der Hawkwood verschwunden war, und Hildegunn das Commfenster der Denkmaschine schloss, fragte Bruder Erland fast beiläufig. "Wisst Ihr womit, Remigius sich zuletzt beschäftigt hat?" Hildegunn schaute auf, Zweifel in Furchten in ihr Gesicht gemeisselt. "Öhhh, das können wir nicht wirklich...." Mit sanfter Stimme erwiderte der dickliche Mönch "Nun, wir wollen ihn doch wohlbehalten finden, oder nicht?" Immer noch mit Zweifel in der Stimme meinte duie Novizin resigniert "Na gut, wie Ihr meint, Bruder , ich war es nicht"
Pflichtergeben trottete sie mit Bruder Erland in die hinteren Bereiche des kleinen Eskantonikerwuerfels, fischte einen altertuemlichen Magnetschluessel aus Remigius Schreibtisch in dessen geräumiger Zelle, und öffnete des Philosophus Schrank. "Wollen wir doch mal sehen, was es war." Bruder Erland kratzte sich versonnen am Kinn. Langsam und methodisch begann er die obere Schicht des Stapels aus Papier und Datenträgern abzubauen und in einem Chaos um sich herum auszubreiten. Als Hildegunn merkte, wie versonnen der Bruder das Muster aus verstreuten Gegenständen anschaute, ab und zu blätterte, sie zweimal nach dem Inhalt eines Kristalls fragte, um dann nur noch minutenlang starr dazusitzen und ab und zu vor sich hinzumurmeln oder die Position eines Blattes zu verändern, zog sie sich zurueck.
Nach mehr als einer Stunde sprang Bruder Erland plötzlich auf, stuerzte zum Schreibtisch, griff sich mit seinen dicken Fingern einen Gelstift und schraffierte methodisch die zwei Notizblöcke auf Remigius Schreibtisch. Ja, das wurde...Tatsächlich, es passte! Dem Schöpfer sei Dank. Hosianna, das ist es, oder nicht? Aber war Remigius so dumm, tatsächlich allein dahin zu gehen. Aber wie spannend! Bruder Erland hastete in seine Zelle, drehte den Ruecken zum Eingang, öffnete die schweren Messingschlösser seines alten,weitgereisten Lederkoffers, und wuehlte gezielt im Chaos. Aus einem tiefen Fach zog er sie heraus "Eigentlich mag ich Dich ja so absolut ueberhaupt nicht, aber vielleicht brauche ich Dich" Er liess den nachtgrauen Lauf der Martech tief in seiner Kutte verschwinden. Das vor Alter ins Gelbliche uebergangene Fusionslicht an der Zellendecke spiegelte sich kurz auf dem inquisitorischen Siegel auf dem Griff, bevor der rauhe Kuttenstoff das Licht verdeckte.
Hildegunn schaute erschrocken auf, als Bruder Erland vorbeistuermte, und ueber die Schulter zurueckrief "Ich bin rechtzeitig fuer die Adlige zurueck!" Als das Schott sich bereits fast geschlossen hatte, löste sich ihre adrenalingetränkte Starre. "Halt wo wollt Ihr..." hin? Verdammt! Oh, entschuldige bitte den Fluch, Zebulon. Aber das die Damen und Herren Provost aufwärts den unwissenden Novizen nie sagen, was sie eigentlich gerade vorhabe. Welche Adlige?
Die eisige Hawkwood, oder diese Justinian Schlampe? Und was zum... äh schuldigung... mache ich wenn auch Bruder Erland verschwindet??"
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Zurueck im Quartier liess sie sich einen Tee bringen und setzte sich einen Moment an das Panoramafenster. Unwillkuerlich schweiften ihre Gedanken wieder zurueck, nahmen den Faden von vorhin wieder auf.
Am liebsten wäre sie einfach davongelaufen vor diesen durchdringenden intensiven Augen, aber er hielt sie noch immer im Tanzschritt fest, unbewusst, sie konnte nicht weg. Er hatte nicht geantwortet, sondern in den dunklen Garten gestarrt. Und dann eine neue Frage: "Wenn du kein Aushängeschild sein willst, wenn Dir keiner der Freier behagt, wie soll er denn dann sein, Dein Bräutigam?" Sie merkte, dass sie flammend rot wurde, aber trotzig hielt sie die Lippen geschlossen, hatte betreten zu Boden geschaut. Um alles in der Welt wollte sie auf diese Frage nicht antworten, und im in die Augen sehen konnte sie auch nicht länger. Aber, nahezu unbarmherzig, hatte er ihr unter das Kinn gefasst, zwang sie ihn anzusehen. "Oder träumst Du etwa von einem Bestimmten?" Seltsam rauh, seine Stimme, ein komischer Blick in seinen Augen. Er hatte ihre Antwort nicht abgewartet, sondern sie plötzlich losgelassen, sich abgewendet, mit tonloser Stimme berichtet: "Jetzt, wo ich wieder hier bin und alles so unerwartet gut lief, wollen sie, dass ich Vaters einen Landsitz uebernehme. die Verwaltung darf ich schon machen, aber ehe es mir wirklich uebergeben wird, soll ich heiraten, möglichst geschickt natuerlich. nun habe ich lange darueber nachgedacht. Wie soll ich einen Besitz fuehren mit einer Frau an meiner Seite, die ich noch nie gesehen habe, die ich nicht kenne, bei der ich nicht weiss woran ich bin. Und da dachte ich, Dich kenne ich. gut, Vielleicht zu gut, aber mit Dir hätte ich mir das vorstellen können." Als er in den dunklen Garten hinunter eilen wollte hatte sich das Nein seltsam schwach und krächzend aus ihrem Hals gerungen, hatte ihn trotzdem zurueckgeholt.
So genau sie sich an diesen Teil der Nacht erinnerte, so undeutlich war ihre Erinnerung vom Rest der Nacht und vom Morgen danach, als alles irgendwie so plötzlich ging. Und sie hatte nie erfahren, ob ihm wirklich soviel an ihr gelegen war, wie ihr an ihm. Aber sie hatte auch nie erfahren, wie ein Zusammenleben mit ihm gewesen wäre. Noch immer liebe ich mehr einen Traum, als ich einen wirklichen Menschen je geliebt habe. Vielleicht wäre es eine Katastrophe geworden, vielleicht war es gut, dass er seinen sohn nie mehr kennen lernte, dass er so frueh starb. Trotzdem war die Erinnerung an diese Nacht eine wunde, die sich sicherlich nie ganz schliessen wuerde. Aber was habe ich davon, nun darin herum zu wuehlen?
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Ras hält den Druck der Klinge tatsächlich ohne Mühe, als Enkidi sich abstößt, denkt er kurz darüber nach, nachzusetzen und zu einer ersten Serie anzusetzen, aber noch genießt er das Lauern, die Geschmeidigkeit und Kraft eines anderen Körpers, der weder schwach noch überzüchtet ist. Ja, ein würdiger Gegner, es wäre schade, alles zu schnell zu beenden.
Das ist das am wenigstens kossackenhafte an ihm, für diesen langen Moment - den Kampf nicht sofort zu einer Entscheidung zu zwingen, sondern es langsam angehen zu lassen. Ein Zeichen von Respekt - und ein Hinweis darauf, wie sehr sich der Kossacke eigentlich langweilt, wenn er nur imposant aussehen soll.
Die Klingen trennen sich wieder, als Enkidi zurückweicht, Ras verlagert den Stand, überläßt Enkidi für den Moment den Rhythmus des Kampfes, läßt sich selbst darauf ein, dann beginnt er, das Tempo anzuzuziehen und nachzusetzen mit jedem Hieb, um Enkidi über den Hallenboden zu treiben. Jeder Hieb, jede Finte ist präzise und mit Kraft ausgeführt - er spielt auf Ausdauer. Seine Augen sind wach und lebendig, der Kossacke amüsiert sich prächtig dabei.
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Die Klingen treffen aufeinander, schneller, immer schneller. Enkidi begegnet den Angriffen des Hauptmannes mit Gewandheit und Rafinesse, läßt die Kraft seiner Attacken mehr als einmal ins Leere laufen. Taucht spielerisch unter seinen Hieben weg, als wüßte er genau, wohin sie zielten.
Sein Blut pocht, der Atem geht schnell, aber gleichmäßig. Das Keuchen, wenn Schwert auf Schwert trifft, wir mehr als einmal fast zu einem Lachen. Er ist gut, der Kossacke, und Enkidi sieht in seinen Augen die gleiche Freude wie er selbst sie verpürt.
Er will mich müde machen, schießt es Enkidi durch den Kopf, als er das Muster seiner Angriffe und Manöver durchschaut. Ras hat Kraft und Ausdauer eines Bären, er wartet einfach ab, bis seine Beute sich verausgabt hat. Aber heute nicht. Enkidi muss sich ein Grinsen verkneifen, doch es schleicht sich in seine Augen.
Er zügelt sich, zeigt Ras nur noch so viel von seinem Können wie es nötig ist. Läßt sich von ihm treiben wie ein Blatt im Wind, weicht zurück, läßt ihn nah, aber nie zu nah, an sich herankommen. Er soll glauben, dass der Sieg ihm gehört.
In Enkidis Körper baut sich Spannung auf, wie die Sehne eines Bogens bevor man den Pfeil entläßt. Geduld.
nein
faucht etwas.
Bringt ihn völlig aus dem Takt. Die fließende Bewegung, mit der er einen Angriff vorbereitete, bricht ab und für den Bruchteil eines Augenblicks erstarrt er. Das Schwert ist schon zu weit vorgeschnellt, die Deckung offen, die Flanke ungeschützt.
Adrenalin schießt in seine Adern, Furcht. Aber nicht die Furcht vor dem unparierbaren Angriff, zu dem er seinen Gegner eingeladen hat. Seine Kehle schnürt sich zusammen.
Enkidi zerrt an seinem Körper, gewinnt ihn zurück und versucht sich vor Ras' Angriff wegzudrehen.
Zu spät.
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Midshipman Gisorwsky betrachte mit angewidertem Gesicht die Platinenbruchstuecke, alten Plasttueten, alten Polsterschaum und anderes Unidentifizierbares welches in einer oelschillernde Lache auf dem rostfarbenen Plasteelboden vor der Wartungsluke langsam vor sich hinfaulte. Wie er diese unteren Ebenen hasste. Irgendwo scharrte etwas...wahrscheinlich eine dieser ekligen Rumpfratten. Der Dienst als Gehilfe eines Boatswains hatte definitiv auch seine Nachteile. Wo blieb nur dieser Engineer?"
Eine halbe Ewigkeit später bog mit einem Pfeifen auf dem Lippen ein schlaksiger Mann um die Ecke, mit federndem Gang in Magnetstiefeln ueber die vergitterten Böden schlendern. Fröhlich gruesste er Grisowsky "Hallo Midshipman. Apprentice Larsson." Er schaute kurz auf sein Memopad.
Er hat ein echtes Ergopi T3. Sauerei! Die haben immer die praktischen Spielzeuge! Grisowski verzog sein Gesicht zu einem schiefen Grinsen, das gefror, als er sah, wie aufgedunsen das Gesicht Larssons war. Seine Haare fielen in grossen Buescheln aus. Ist ja widerlich. Vielleicht ist mein Schreibtisch doch besser
"Ich soll hier ein Denkmaschinenkommunikationsproblem pruefen, steht hier"
"Ja, richtig." Der Midshipman zog einen Notizblock heraus. "Boatswain Piestany schickt mich. Wir haben einen Ausfall der Nachrichtenspeicher in der Beta-Partition."
"Nun wollen mal sehen." Larsson tippte einen Code in das Keypad der Luke, die sich mit einem zähneerschuetternden Quietschen öffnete und einen Blick auf die Dunkelheit eines runden Schachts freigab. Larsson schuettelte kurz und heftig seinen Leuchtsplitter, der das Innere nun mit einer sanften Helligkeit ausleuchtete.
Undefinierbarer Schleim bedeckte das untere Halbrund des Schachts, während es tiefer innen mit monotoner Gleichmässigkeit tropfte. "Und schon gefruehstueckt?"
Grisowsky wurde gruen im Gesicht, als Larsson stoisch in die Hocke ging und in den Schacht huepfte. In der Hocke watschelte er vorwärts.
"Öhhh, ich bleibe..hmmm lieber hier."
Larsson murmelte etwas. "Ah, hier ist es. Nun die B-Klemme, der sekundäre Phasenkoppler muesste eigentlich..." Mit einem Knistern gefolgt von einem ohrenbetäubenden Knall fiel das Licht aus.
Na, Klasse. Ach Du Schei... Noch nervöser blickte Grisowsky sich um, während Ozongeruch in seine Nase waberte.
"Larsson? Hallo?..." Was mache ich jetzt?
Ein Scharren....
Grisowsky wollte sich gerade entschliessen, loszurennen, obwohl die Notbeleuchtung nicht angesprungen war, und die Neonfarbe in den Rettungsstreifen schon vor Jahrzehnten verblichen war, so dass er wahrscheinlich sonstwo rausgekommen wäre, als Larsson sich wieder meldete.
"Alles klar" Ein wuchtiger Schlag war zu hören. Das Licht ging wieder an.
"Der gute alte 28er Schluessel tuts doch immer wieder." Breit grinsend kam Larsson wieder angekrabbelt.
...
Der Sekretär von Baroness Josephine Lucretia Justinian schaute irrittiert auf, als ein Turing-Symbol fuer eine hinterlegte Nachricht urplötzlich auf dem Holoschirm auftauchte, und seinen Schreibtisch in ein nerviges blinkendes Gruen schattierte.
Er tippte in die Luft, wo das Symbol auf dem Schirm schwebte.
"Hinterlegte Nachricht fuer Baronesse Josephine Lucretia Justinian. Enkryptierung Stufe 3. Nur persönlich zu öffnen!!"
Der Sekretär stöhnte auf.
Wieso kommt die erst jetzt? Hinterlegte Nachricht? Die hätte eigentlich doch gleich hier erscheinen muessen. Ist da was faul? Jedenfalls muss ich mich wohl bei der Leitung dieses Schrotthaufens beschweren.
Und die Baronin hat sicherlich gerade ihre mittägliche Peelingmaske aufgelegt. Da ist sie Störungen gegenueber immer besonders empfindlich.
Aber, es hilft nichts. Also auf!
Der Sekretär schwang sich aus seinem Schriebtischstuhl und machte sich auf den Weg zur Baronin.
Posting of Managarmr
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Langsam liess sie sich aus ihren Gedanken wieder nach oben treiben, zwang sich dazu bewusst die Teetasse wahrzunehmen, den Geruch, der daraus entströmte, die wärme an ihren fingern, das hier und jetzt. Es half nichts, den Gedanken an damals nach zu hängen. sie wuerde niemals erfahren was gewesen wäre wenn. Er lebte nicht mehr und nichts auf der Welt wuerde ihn zurueckholen. Vielleicht war das auch gut so, vielleicht war sie noch zu jung gewesen, es war alles so schnell gegangen. Nun, und heute war sie zu alt fuer Liebesträume. Aber sie lebte noch und es gab noch viel zu tun. Sie rief einen Diener: "Ist Sophia bereits von ihren Besorgungen zurueck?" Der Diener eilte davon, um nach zu sehen. Blicklos starrte sie in die Tasse. Habe ich nicht einmal irgendwo gelesen, dass man aus dem Teesatz die Zukunft lesen kann?
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Enkidi war noch immer nicht vom "Training" zurückgekehrt. Er musste sich ja fabelhaft mit dem Hauptmann verstehen. Vielleicht tranken sie ja einenTee zusammen und plauderten noch ein wenig über Severus, oder dergleichen. Mit zynischen Gedanken bemühte sich Megan, ihr Unbehagen zu unterdrücken. Zurück blieb ein Hauch von Flauheit.
Rasch überlegte sie, was sie mit Hawkins anstellen sollte. Seit sie den Sektor der gehobenen Klasse betreten hatten war er sichtlich geschrumpft. Er hatte jetzt etwas von einem struppigen Fuchs, der geduckt den Bauernhof überquert. Sie konnte ihn unmöglich im Gang stehen lassen. Er würde sofort des Ortes verwiesen werden.
Itaru sollte sich um sich selbst kümmern. Sie hatte im Augenblick keine Lust den pubertierenden Li Halan am Rockzipfel hängen zu haben, doch sie musste nichts sagen. Sobald sie das Quartier erreicht hatten zog er sich wortlos zurück. Wenig später hörte sie seine Schleusentür erneut zischen und sah ihn in schlichter, dunkler Robe - seinem "Büßergewand" - mit eiligen Schritten den kurzen Korridor zum Ausgang huschen. Typisch. Er wurde schon genauso verbissen wie Enkidi.
Megan wusch sich Gesicht und Hände und zog sich um. Prüfend betrachtete sie ihr Spiegelbild. Alles saß gut - Enkidi hätte es gefallen. Einen Augenblick überlegte sie, dann wandte sie sich um und öffnete den Schrank. Aus einer kleinen schlichten Schatulle zog sie einen golden blitzenden Gegenstand. Sie trat zurück an den Spiegel und heftete ihn an ihre Uniform:
Die Imperiale Ehrenmedaille - für besondere Leistungen im Auftrag des Imperators.
Eine Welle von Stolz ließ Megan lächeln. Sie machte sich wirklich gut. Wenn ihre Mutter sie so gesehen hätte! Sie wäre ohnmächtig umgekippt. Megans Grinsen wurde noch breiter bei dem Gedanken an die elende Frau, die sich ihre Mutter geschimpft hatte. Alles, was sie mit ihr verband war abgrundtiefer Hass. Ja, sie hätte ihr nur zu gerne gezeigt, was aus dem kleinen unmöglichen Gör geworden war.
Doch sie war tot und der einzige, der ihr von ihrer Familie blieb war ihr geliebter Bruder. Sie hatte ihn seit einem halben Jahr nicht mehr gesehen. Megan schluckte bei dem Gedanken an ihre letzte Begegnung auf Midian - verdammte Avesti! Oliver saß jetzt in einem ihrer dunklen Kerker, wenn er über hauptnoch lebte...
Scharf sog sie die Luft ein und für Sekunden verschwamm ihr Blick. Dann straffte sie sich und stopfte die Medaille hastig in ihre Gürteltasche. Sie würde sie mitnehmen. Sie hatte nicht immer nur versagt.
In den essentiellen Dingen schon, kleine Tricia, flüsterte eine hämische Stimme in ihrem Inneren und Megan beeilte sich, den Raum mit allen düsteren Gedanken zu verlassen.
Fünf Minuten später trat die Sternfahrerin in einer frischen und deutlich besser erhaltenen Sternfahrergarnitur vor Hawkins. Ihr dunkles Haar war sauber zurückgekämmt, doch schon machten sich einige Strähnen wieder selbstständig. Die schlichte, dunkelblaue Uniform mit dem Rad der Charioteers, sowie dem Abzeichen des Kommandanten-Ranges betonte ihre schmale Gestalt und ließ sie blass wirken. Die schwarzen, blankgeputzten Stiefel hatten leichte Absätze und machten sie noch etwas größer. Soetwas wie Strenge lag nun in ihrer Ausstrahlung, doch sie lächelte Hawkins freundlich an und ihre Augen blitzten unternehmungslustig.
"Na, Hawkins, ich glaube wir brechen besser auf, ehe Sie vollkommen in diesem Ungetüm von Sessel verschwinden." Sie grinste frech, als er sich im Sessel aufrichtete und seine Unsicherheit zu vertuschen suchte.
"Sie können gerne an dem Rundgang auf der Azara teilnehmen, wenn Sie die Anwesenheit einer Hawkwood-Baronin nicht scheuen..." wieder lächelte sie hintergründig mit einer Spur des Spottes. Dass er sich hier nicht wohlfühlte war kaum zu übersehen. Dann erinnerte sie sich, wie sie selbst noch vor einem Jahr Adeligen gegenüber aufgetreten war, und ihr Verhalten kam ihr herablassend und anmaßend vor. Das Lächeln verschwand und sie bemühte sich um einen freundlicheren Gesichtsausdruck.
"Sorry, Hawkins, ich reise zuviel mit Adeligen. Am besten, ich lade Sie jetzt auf Ihren wohlverdienten Drink ein."
In diesem Augenblick trat Darius mit seiner wie üblich undurchdringlichen Miene ein. Mit einem Seitenblick musterte er den Sternfahrer, ließ das Umfeld jedoch nicht an seinen Gedanken teilhaben.
"Commander Lindsey, die Gesandte einer Baronin Hawkwood möchte Sie sprechen. Es geht um irgendeinen Termin. Ich schicke sie herein."
Kurz darauf stand eine ältere Dame im Raum.
"Ah, willkommen! Baronin Elisabeth Hawkwood schickt Sie, nicht wahr? Hat sie jetzt Zeit für eine Führung?" Im Geiste disponierte Megan bereits um. Den Drink mit Hawkins würde sie wohl verschieben müssen.
Enkidi war immernoch nicht zurück.
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Bei jedem Hieb und Vorstoss, der ins Leere laeuft, gelingt es dem Hauptmann, sich noch zu fangen, nicht loszurasen wie ein wildes Tier es tun wuerde, im Versuch, das Opfer doch nuch zur Strecke zu bringen. Es gelingt ihm, versammelt zu bleiben, konzentriert und die Kraft gebuendelt, schiebt frontal gegen Enkidi und wird manchmal durch Ausweichen oder Fintieren in halbkreisartige Bewegungen gefuehrt, die mehr der adligen Kampfweise entsprechen.
Auch sein Atem geht schneller, die Haut roetet sich, und er will mehr Kampf, vielleicht sogar verletzen und toeten, dass sind immer Moeglichkeiten am Rande seines Bewusstseins. Manchmal ueberwindet die Lust am Sieg und am Tod die Lust am Kampf selbst. Er jagt, setzt nach, wo Enkidi zurueckweicht, laesst ihm keine Gelegenheit, Atem zu schopefen oder Ruhe zu finden, die Zeit des Umkreisens ist vorbei. Das Geheimnis heisst Kontrolle, das weiss er, aber seine Emotionen peitschen hoch im Kampf dagegen, sich kontrollieren zu lassen.
Als Enkidi sich sichtlich zuruecknimmt, trickreicher kaempft, verwandelt sich ein Teil dieser Emotionen in Aerger, ein anderer in Respekt, sogar Vorsicht. Und da, fuer einen Moment scheint Enkidi nicht bei der Sache - eine Falle vielleicht, doch die Flanke liegt offen. Kann es wirklich so einfach sein, denkt Ras, aber er kann nicht wiederstehen, zu sehr hat er darauf gewartet. Von schraeg unten kommt der Hieb, als er deutlich naeher tritt, selbst alles riskiert, sich selbst fuer den Trick - ist es ein Trick - oeffnet, aber er ist gepanzert und weiss, Verletzungen zu nehmen. Kossacken sind verdammt schwer zu toeten, und da ist bleibt sehr wenig Selbsterhaltungstrieb uebrig, im chemischen Bad.
Im letzten Moment dreht er die Klinge, um die breite Seite des Saebels gegen Enkidi zu fuehren. Den Hieb dagegen nimmt er nicht zurueck, die Staerke wird angewendet, effektiv und ohne Zurueckhaltung.
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Die verschiedenen Schichten der Panzerung verteilen die Wucht des Aufpralls, doch es bleibt noch genug um einen grimmigen Schmerz in seine Seite zu jagen. Enkidi zuckt zusammen, dreht sich endlich zur Seite weg und bringt das Schwert wieder zwischen sich und den Hauptmann. Er ist nah herangekommen, nahe genug um sich selbst in Bedrängnis zu bringen, hätte Enkidi eine zweite Waffe in der Linken geführt.
Auf die Attacke folgt ein Rückzug. Enkidis Lippen sind zu schmalen Linien zusammengepresst, sein Atem geht schnell und flach. Die Anstrengung des Kampfes beginnt, ihre Auswirkungen zu zeigen. Er weicht einige Schritt zurück, vorsichtig, den Blick auf den Hauptmann gelegt, aber gleichzeitig auch abwesend, als wäre Ras nicht mehr die einzige Gefahr im Raum.
Schmerz pocht in seiner Flanke. "Touché", presst er hervor und nickt Ras anerkennend zu, während er spürt, wie Wut und Zorn in ihm aufsteigen. Die Knöchel seiner Schwerthand sind weiß von einem Griff, der immer stärker wird, die Kräfte die er rief wollen entfesselt werden. Vor ihm lauert wie ein unbezwingbarer Berg Ras, und etwas in seinem Blick nährt die Wut. Jede Vernunft sagt, brich den Kampf ab, brich ihn ab, ehe du ihn nicht mehr kontrollieren kannst. Es ist nur Training. Brich ihn ab und lass Ras den Sieg.
elender feigling.
Die Stimme klingt klar und deutlich durch den Raum, schneidet mit eisiger Klinge in Enkidis Fleisch. Er spürt ein Brennen in der Brust, ein Reißen an all seinen Sinnen, ehe sich seine Wahrnehmung völlig auf den Gegner vor sich fokussiert.
Ras.
Ein höhnisches Grinsen ist auf den Zügen des Kossacken erschienen.
Enkidis Augen flackern.
Er wird ihn nicht gewinnen lassen.
Enkidi sträubt sich nicht länger. Eine Woge von Hass flutet über ihn, löscht alles aus, außer dem Gesicht des Kossacken, des Decados, füllt seinen Körper mit einer Stärke und Gewandheit, die nicht mehr menschlich ist.
Er hört ein triumphierendes Lachen, weiß nicht mehr, ob es Ras gehört oder jemand anderem,
es spielt keine Rolle,
der Decados,
er wird ihn töten,
stürzt vor,
kämpft,
sein Blut,
er wird es töten.
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Als Commander Lindsey wieder in den Raum trat, unterdrückte Jack erneut das Bedürfnis, aufzuspringen und zu salutieren. Wheee, sie sah scharf aus, in der Uniform. Kein Vergleich zu dem abgehalfterten, aufgedunsenen Commander, unter dessen Kommando er zuletzt unterwegs gewesen war. Der hatte seine Uniform nach der Abschlußfeier an der Akademie in den Spint gehängt und seither zogen Generationen von Amenth'a ungestört ihre Jungen darin auf. Raumschrotthändler wurden eben nicht oft zu offiziellen Anlässen geladen.
Er versuchte die durchdringenden Blicke des Dieners zu ignorieren, der sich wahrscheinlich gerade Gedanken darüber machte, ob Jack Flecken auf dem Leder des Sessels hinterließ, und rutschte unruhig hin und her. Wenigstens entschädigte der Blick aus den Panoramafenstern; der Planet lag majestätisch unter ihnen, gerade schob sich der Hauptkontinent ins Blickfeld, während sich über dem Ozean ein ineinander verschlungener Wolkenwirbel drehte.
Das Versprechen auf einen Drink stand schon eine Weile im Raum, doch auch dieses Mal würde offenbar nichts draus werden. Commander Lindsey begleitete die Dienerin aus dem Quartier und forderte ihn mit einem Winken auf, ihnen zu folgen. Jack seufzte leise, nicht ganz sicher, ob er sich das Schiff wirklich in Begleitung einer Hawkwood-Baronin ansehen wollte, nahm seinen Seesack und stellte fest, dass dieser in der Tat einen öligen Fleck auf dem hellen Boden hinterlassen hatte. Bevor der Li Halan-Diener auf die Idee kommen konnte, ihn mit Blciken zu massakrieren, huschte Jack den beiden Damen hinterher und folgte ihnen in Richtung der Hawkwood-Quartiere.
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Schneller als sie gedacht hatte war der schon wieder Diener zurueck: "Mylady, Sophia ist noch nicht zurueck, doch sie lässt Euch ausrichten, dass sie, wenn möglich, gleich in der Begleitung der Commanderin kommen will, damit nicht wieder etwas dazwischen kommen kann. Soll ich Euch unterrichten, wenn sie einteffen?" Das ist sehr umsichtig von ihr, sie kennt mich fast zu gut! Sehr schön! Und danach werde ich nach den Verwundeten sehen, Bruder Erland wird sich schon melden, er weiss ja wo ich wohne. Ein leichtes, kaum sichtbares Lächeln gleitet ueber ihre Zuege: "Ja, vielen Dank. Lasst die Commanderin auf keinen Fall länger als absolut notwendig warten!" Dazu wird sie wohl wenig Lust haben und ich eigentlich auch nicht. Ab und zu kann man ja auch die Etikette ein wenig beiseite lassen. Zumal sie ein wenig zwischen allen Kreisen steht, durch die Liebesbeziehung mit ihrem Herrn wird an Bord ihres Schiffes wohl auch nicht immer auf alle Etikette Ruecksicht genommen, denke ich. So wie ich sie einschätze, wird sie dieses vorgeschriebene Gewarte eh fuer Unsinn halten. Ich bin gespannt auf das Schiff! Endlich ein wenig Abwechslung und etwas, das sicherlich nicht traurig oder bedrueckend wird.
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"Die Azara ist ein alMalik Schiff, Explorer-Klasse... - ein Passagierschiff. Wir haben selten Fracht an Bord - nur 10 metrische Tonnen. Ihre Stärken liegen eindeutig in Wendigkeit und Tempo. Lässt sich selbst in unwegsamsten Gebieten heil nach unten bringen, das Baby. Die Ausstattung haben wir hier und da modifiziert. Sie ist überdurchschnittlich gut gerüstet - zusätzliche Schilde, weitere Denkmaschinen für Autopilot und Bordschütze... "
Lächelnd tätschelte die Sternfahrerin die Außenwand des Schiffes. Dann berührte sie ein kleines silbernes Quadrat auf Augenhöhe neben der Schleuse und ein matt leuchtendes Display wurde unter dem zur Seite gleitenden Metallfeld sichtbar. Der obere Bereich bestand aus einer fein gerasterten Membran, darunter lag eine Tastenreihe, an welche eine runde Fläche anschloss. Aus ihrer Brusttasche zog Megan einen kristallenen Stift und schob ihn in den Kreis, der sich nun als Vertiefung entpuppte. Dann tippte sie den achtstelligen Zugangscode ein. Ein Laserstrahl wanderte durch die Membran und tauchte ihr Gesicht für einen Augenblick in blaues Licht.
"Zugang - freigegeben. - Willkommen - Commander - Megan - Lindsey." erklang eine abgehackte Computerstimme.
Die ringförmige Schleuse glitt beiseite.
"Nun, hereinspaziert." Megan räusperte sich, betrat das Schiff und begann wieder mit fachmännischer Stimme technische Daten aufzuzählen.
Durch einen langen Korridor geleitete sie ihre kleine Gruppe Richtung Brücke, wobei sie weitere Schleusen passierten. Rechts und links gelangte man in Quartiere und Frachträume. Die Azara war sehr kompakt gebaut. Es gab lediglich zwei weitere Korridore. Sämtliche Räume schmiegten sich platzoptimiert in den runden Rumpf.
Bereits beim Betreten des Schiffes befiel Megan ein seltsames Gefühl, ohne dass sie sich hätte erklären können, woher es rührte. Etwas befangen sah sich um, doch ihr fiel nichts ungewöhnliches auf. Sie war schon einige Tage nicht mehr auf der Azara gewesen und merkte sofort, wie sehr sie das Schiff vermisst hatte. Selbst Glenda, ihre Ingenieurin, hatte sich offenbar auf die Station begeben - der Maschinenraum und ihr angrenzendes Quartier waren verwaist. Stille erfüllte den Explorer, wo normalerweise unermüdlich die Maschinerie summte. Megan war diese Geräuschleere fast unheimlich.
Über eine schmale Metalltreppe gelangten sie zum Oberdeck. Wieder führten einige Räume ab, ehe sie die Brücke erreichten. Das abgedunkelte Panoramafenster in der Spitze des Schiffes wurde auf Knopfdruck opak. Sie befanden sich auf der Tethys abgewandten Stationsseite und einzig ein samtener Sternenhimmel spannte sich über die Schaltpulte und Pilotensessel. Auf einem kleinen Monitor zur Rechten pulsierte ein dunkelgrünes Licht, und als Megan eine Reihe von Knöpfen bediente um die Beleuchtung einzustellen ratterten einige Zahlenreihen über das Bild.
"Nun, Baronin, das ist also unser kleines Schmuckstück." Nicht ohne Stolz hob sie präsentierend den Arm und beschrieb lächelnd einen allumfassenden Bogen.
"Lieutanant, gefällt Sie Ihnen?"
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Bruder Erland eilte zur Hauptachse der Station. Als er die Aussichtsplattform querte, nahm er sich kurz Zeit, um in die dunklen Weiten auf einen kleinen Lichtpunkt zu starren. Hmm, mit Extrapolation und der jetzigen Minute muesste das Turan sein. Wunderbar, die Konstellation ist vielverprechend. Eienen Chroal leise vor sich hinsummend eilte er zur Hauptachse mit den grossen Liften.
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Keines der Schiffe, auf denen Jack bislang Dienst geschoben hatte, war luxuriös gewesen, geschweige denn geräumig. Für ein Handelsschiff bedeutete Frachtraum Kapital. Auf den interstellaren Handeslrouten konnte es sich ein Kapitän nicht leisten, auf die Bedürfnisse seiner Mannschaft Rücksicht zu nehmen, wenn das bedeutete, etliche Tonnen weniger Fracht aufnehmen zu können. Die Konkurrenz war hart. Treibstoff, Ersatzteile, Reparatur- der Unterhalt eines Schiffes war eine teure Angelegenheit, selbst wenn die Gilde in ihren Werften großzügige Rabatte gewährte. Dazu noch die Zölle und die Torpassagen... man musste sein Schiff schon bis oben vollstopfen, um einen satten Profit rauszuholen.
Auf einem Händler musste man sich mit der Enge anfreunden, darauf, dass man kein eigenes Bett hatte, sondern es mit dem Kumpel von der wechselnden Schicht teilte. Dass alles, was das Leben ausmachte, in ein kleines Fach in einem Spind passen mußte. Dass die Luft, egal wie oft sie durch die Klimageneratoren zirkulierten, stickig war und immer nach dem Schweiß der anderen Crewmen roch.
Ganz besonders schlimm war es auf der Hammond gewesen, aber das war auch der heruntergekommenste Seelenverkäufer, den er je gesehen hatte. Zumal er an Bord dieses Schiffes noch nicht mal mehr die (wenigen) Privilegien eines Lieutenants genoss. Nun ja. Das war Geschichte. Schiffe kamen und gingen.
Aber JacK spürte dennoch diesen Stich in seiner Brust; die Azara war ein feines Schiff. Klein, aber schön. Geräumig und komfortabel, aber nicht überladen mit dem Luxus, den man vom Adel erwarten konnte. In jedem Detail fand sich der Geist ihrer Erbauer wieder; geschwungene Linien, elegante Formen. Und die technischen Daten ließen sein Herz flattern. Heiliger Paulus, das Teil mußte verdammt schnell sein. Und wendig... er pfiff leise, als er die Daten über Beschleunigung und Reaktorleistung hörte.
Schiffe kamen und gingen, aber mit so einem konnte man dem Ruhestand gelassen entgegenblicken.
Verträumt strichen seine Finger über die Amaturen und mit jedem Detail, das er entdeckte wurde sein Lächeln breiter. Allein das semiholografische Display der Denkmaschine mußte ein Vermögen gekostet haben.
"Ob sie mir gefällt?" Jacks Augen leuchteten wie die eines kleinen Jungen, der soeben festgestellt hatte, dass das größte Geschenk im Sack des Heiligen Hombor für ihn bestimmt war.
Wenig später löcherte er Commander Lindsey mit einem nicht enden wollenden Strom von Fragen, während sein Blick immer wieder sehnsuchtsvoll zur Steuerkonsole und dem ledergepolsterten Pilotensessel wanderte.
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Megan grinste verschmitzt, als sie seine Blicke bemerkte. Sie hätte ihn gerne einmal fliegen gesehen. Er war ihr sympathisch und sie suchte ohnehin einen Piloten für den Sprung aus dem System. Hassan hatte die anderen begleitet und ihr letzter Pilot, Morey, der hier noch irgendwo auf Bazaar herumspazierte hatte ihr überhaupt nicht gefallen. Ständig hatte er gemeint, sie belehren zu müssen, wusste dies und jenes besser und akzeptierte sie nur widerwillig als Boss. Megan war sehr froh, als sie Bazaar endlich erreicht hatten. Ihr Nerven lagen blank, als sie vom Schiff gingen.
Jack schien nur zu staunen, seit sie sich begegnet waren. Im Augenblick jedoch konnte Megan nichts für ihn tun. Der Aufwand an Formalitäten für eine kleine Spritztour mit der Azara lohnte nicht. Sie hätte eine Start- und eine Landeerlaubnis beantragen müssen, und die Herren vom Dienst sahen es gar nicht gerne, wenn man sie wegen einer halben Stunde Rundflugs derart belästigte. Außerdem hätte es Aufsehen erregt und das wollte sie vermeiden. Vielleicht würden sie ja innerhalb der nächsten Tage Tethys einmal einen Besuch abstatten. Enkidi war immer dankbar, zwischendurch den Weltraum verlassen zu können. Vielleicht wäre das eine Möglichkeit, die Fähigkeiten des Lieutanant genauer unter die Lupe zu nehmen.
"Wollt Ihr einmal Platz nehmen," wandte sie sich statt dessen an die Baronin und deutete auf den Pilotensessel. Es wäre unhöflich gewesen Hawkins zuerst zu fragen.
Megan wanderte zu dem grünen, einzig aktiven Monitor und drückte wieder einige Knöpfe. Fünf Spotlichter richteten sich auf den anatomisch geformten Sessel im Zentrum der Brücke, und mit einem leisen Surren glitt er in aufrechte Position, während die Armlehnen nach unten wanderten. Er passte sich der in ihm sitzenden Person exakt an.
Zufrieden beobachtete sie die Bestätigung ihrer Neueinstellungen auf dem Monitor. Sie hatte das Programm selbst geschrieben. Es protokollierte Veränderungen auf der Brücke in minutiöser Form. Anfangs war es nur eine Spielerei gewesen, doch im Laufe der Zeit hatte sich ein einigermaßen komplexes System daraus entwickelt, an welchem sie noch immer feilte, wenn sie wieder langweilige Stunden im tiefen Raum zwischen den Sprungtoren verbrachten. Denkmaschinen waren ihre geheime Leidenschaft, seit sie einen Datenkristall der Ingenieursgilde in die Finger bekommen hatte. Nur noch zur Tarnung ließ sie Glenda gelegentlich die Systeme der Azara checken, was sie problemlos selbst geschafft hätte.
Sie wandte sich gerade wieder um, als ihr Blick an einer Codezeile hängen blieb, die gerade im Begriff war, aus dem Bild zu wandern. Schnell hielt sie den fortlaufenden Prozess an und prüfte die Zeile genauer. Sie zeigte das Datum des Vortages und verwies auf die Beleuchtung der Brücke, sowie anderer Teile des Schiffes, unter anderem ihrer Kajüte, sowie der Glendas und Enkidis. Verwundert schüttelte sie den Kopf, doch dann fiel ihr ein, dass Glenda wahrscheinlich an Bord gewesen war. Natürlich, sie verließ ohnehin so selten wie möglich das Schiff.
Ingenieure eben. Merkwürdige Personen.....
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Der erste Treffer entscheidet den Kampf, meistens. Wenn Ras in der Schlachtreihe steht, reicht ihm ein Treffer. Die meisten können vor Schmerzen nicht mehr handeln, sind keine Gefahr, und er überläßt es geringeren Kämpfern, die Verwundeten zu töten. Er ist der Löwe - die Schakale reisen in seinem Gefolge.
Duelle aber haben andere Regeln, und Ras spürt, wie die Erinnerung da ist, neben ihm steht wie ein lästiger Torenson, der darauf achtet, daß er die richtige Gabel in die Hand nimmt. Was für ein Unsinn, denkt der Kossacke, während den Adligen ein seltsames Gefühl beschleicht.
Sie haben nicht ausgemacht, wann der Kampf enden soll. Erstes Blut, das wäre jetzt. Kampfunfähigkeit - später. Tod - ja. Nein. Die Entscheidung liegt nicht an. Adlige tun das nicht, nicht in einem Kampf unter "Freunden". Eigenartig, daß er Enkidi nicht als Bedrohung wahrnimmt, vielleicht ist doch mehr dran an der Aussage Andreis, Enkidi erinnere ihn an seinen Sohn.
Das Eingeständnis des Treffers läßt den Geist eines Lächelns über Ras' fast ausdrucksloses Gesicht zucken. Er hat keine gute Antwort darauf, für einen Schlagabtqausch mit Worten ist er bereits zu sehr im Kampf gefangen. Er tritt dennoch zurück, der Kampf pausiert für einige Momente, in denen er wieder Auftellung nimmt.
Und dann - geschieht etwas. Enkidis Gesicht verändert sich - eine subtile Veränderung aber umso machtvoller.
Was geht hier vor, denkt Ras und hebt den Säbel, die Augen werden schmal.
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Der Raum mit seinen Konturen, seinem Licht und den Geräuschen von zwei anderen Kämpfenden verwischt zu einem dunklen Schleier.
Mühelos treibt Enkidi Ras mit einer schnellen Serie von Hieben durch den Raum. Der Klang des Stahls ist aggresiver, schwingt schrill von den stumpfen Klingen, die nicht fürs Töten gedacht sind, aber tödlich werden, steckt genug Kraft hinter einem Schlag.
Der Kossacke mag stark sein, doch dieser Vorteil zerrinnt von einem Augenblick auf den anderen.
Enkidi taucht unter seinem Schwert weg, das sich plözlich ganz langsam bewegt, träge, so wie jede Bewegung des Kossacken träge wirkt. Wie schmelzendes Glas.
Mit einem Fauchen fährt die Klinge durch die Luft und durchbricht die Deckung des Gegners. Trifft die rechte Hüfte, knapp über dem Becken. Die schwarze Rüstung ächtzt unter dem Schlag. Das Schwert springt zurück, hinterlässt nur eine Schramme von seiner kurzen Berührung.
Man muss ihn erst aus seinem Panzer schälen, flimmert ein Gedanke durch seinen Kopf. Aber das ist nicht nötig. Seine Kehle liegt frei. Kein Helm.
wie unvorsichtig.
Enkidi nutzt den Schwung des Angriffs, bewegt sich seitlich an seinem Gegner vorbei und rammt ihm den Knauf des Schwertes in die Nieren. Ein triumphierendes Schnauben, doch als sich der Kossacke zu ihm umdreht, blitzt wieder dieses Grinsen auf seinem Gesicht.
Dieses Gesicht....Hohe Wangenknochen...ein markantes Kinn. Der Kopf kahl geschoren. Schwarzen Augen die unter den geschwungenen Brauen lauernd in ihren Höhlen liegen, wie eine Spinne in ihem Bau. Und schmale, blutleere Lippen von denen Worte tropfen, wie Gift.
Vladimir.
Er lächelt eisig, und winkt ihn mit dem Schwert zu sich.
Der Haß brennt so heftig und plötzlich in Enkidi hoch, dass er fast taumelt.
Seine Kehle liegt frei.
Das ist unmöglich. Der Gedanke schwimmt ölig am Rande seines Bewußtseins.
Kalt. Ihm ist kalt.
Enkidis Blick springt von seinem Schwert zu dem Gesicht, das ihn anstarrt. Ras?
Vladimir.
Nein, du bist nicht hier.
Er verharrt, mit bebenden Lippen, während Schweiß von seiner Stirn rinnt. Jeder Muskel seines Körpers ist zum Zerreißen gespannt. Bereit zuzuschlagen.
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Die Geschwindigkeit ist unfaßbar, unfaßbar - bei einem Li Halan Frömmler. Derwische kämpfen so, oder Cybersoldaten der Kette, aber kein Li Halan. Der Hieb über der Hüfte ist spürbar, obwohl der Panzer das meiste absorbiert.
Trotzdem. Schnell. Hart. Vielleicht kein kampfentscheidender Treffer, Ras hat bereits mehr eingesteckt und weitergekämpft. Bevor er zuschlagen kann, ist er wieder getroffen, die Geschwindigkeit sein Feind, Feuer gegen Erde oder Stein, oder Wasser, das einfach durch die Verteidigung dringt und nach ihm schlägt. Der zweite Hieb ist wieder hart, hart genug, um die Umrisse der Panzerplatten auf dem Fleisch sichtbar zu machen. Ein Keuchen dringt aus seinem Mund, Überraschung, auch Schmerz, aber er hat gelernt, den Schmerz zu unterdrücken.
Erstes Blut. Ja. Kampfunfähig. Nein.
Aber wie gegen Wasser kämpfen, gegen Wind?
Ras weicht zurück, bereit, rein defensiv zu handeln, und ein überraschtes Murmeln erklingt unter den Kossacken, die ihren Offizier taumeln sehen unter den Hieben. Nicht genug, ihn zu fällen, aber Ras so zu sehen, das sind sie nicht gewöhnt.
Und es ist dieses Murmeln, das endlich den Damm bricht. Offizier. Der Kossacken. Ras Chandra, Hauptmann der Kossacken, nicht einfach nur ein Adliger, nicht einfach nur ein Soldat. Mehr als das.
Wut kommt hoch, heiße Wut, er fletscht die Zähne, die gleichmütige Maske zerbrochen unter den beiden Treffern. Er hat vergessen, sie anzuerkennen, aber das Knallen gegen den Panzer war laut genug. Keine Zeit für Formalien.
Ras stürzt sich in den Kampf wie ein tollwütiger Hund, der von der Kette gelassen ist - der Säbel zielt auf den Waffenarm, der Hieb ist mit genug Kraft geführt, um den Knochen zu zerschlagen.
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Da ist Furcht. Sie schwimmt wie ein Ertrinkender in den tosenden Wogen des Hasses. Die Furcht versucht, sich an sein Herz zu klammern
Doch die Furcht gleitet ab und versinkt in den Tiefen.
Der Gegner – der Feind – stürzt sich mit aller Macht auf ihn. Er fühlt seine Wut, spürt, wie sie sich mit der eigenen mischt und umso machtvoller wird. Obwohl er instinktiv spürt, wohin der Gegner seinen Schlag führt, überrascht ihn der direkte Angriff.
Kein Spiel mehr. Gut.
Der Feind läßt ihm wenig Möglichkeit auszuweichen, so dreht er den Oberkörper nach hinten weg, um den Arm zu schützen, nimmt dafür den Treffer auf der Brust in Kauf. Der Säbel trifft, schrammt über Schulter und Brust, gleitet seitlich ab, als Enkidi zurückweicht. Der Schmerz treibt ihm in einem grellen Netz die Luft aus den Lungen, krümmt ihn, läßt ihn aufstöhnen. Der Atem brennt in seiner Kehle, als er sich keuchend strafft, um dem Gegner die verdiente Antwort zu geben.
Die Gestalt gerinnt aus einer Wahrnehmung, die trübe und falsch geworden ist. Vladimir. Soviel kann er erkennen. Doch der Körper des Meisters wirkt seltsam verzerrt, fehlproportioniert, größer, breiter, massiger. Enkidi kneift die Augen zusammen, doch das Bild bleibt unscharf. Auf dem Stahl seiner Klinge schimmert Licht, aber sonst ist es dunkel. Etwas ist falsch. Und da ist ein Brennen in seiner Brust, anders als der Schmerz des Hiebes.
Er hebt das Schwert in Richtung des Gegners, zögernd. Nimmt eine Bewegung wahr. Der Feind kommt auf ihn zu?
Genug, sagt Vladimirs Stimme. Du langweilst mich. Entweder du kämpfst und nutzt deine Ressourcen oder ich erlöse dich und überlasse den Hunden was von dir übrig bleibt.
Die Furcht taucht auf und packt zu, reißt ihn hoch aus den Fluten. Sein Herz hämmert, als er begreift und zurückwankt. Sein Rücken prallt gegen etwas, eine andere Gestalt. Ehe er reagieren kann, schließt sich ein Arm wie ein Schraubstock um seine Brust und er hört, wie sich dicht an seinem Ohr Lippen zu einem Grinsen öffnen.
erlaubt mir, diesen kampf zu beenden, sire.
Der Arm legt sich um seine Kehle, drückt zu, erstickt den Schrei, erstickt alles.
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Eine Bewegung. Der Feind kommt auf ihn zu.
Er blinzelt. Er braucht einen Moment ehe die Realität sich voll entfaltet. Der Säbel des Kossacken fährt donnernd nieder, ein zweiter Schlag, doch er kann ihm gerade noch ausweichen. Setzt ihm seinerseits nach und versetzt ihm einen flinken Hieb mit der flachen Seite der Klinge. Er lacht auf, freut sich daran, wie leicht er die Deckung des Kossacken durchdringen kann. Der Gegner ist wütend, das sieht man in seinem Gesicht.
Ein kaltes Grinsen erscheint auf den Zügen des Li Halan, dann weicht er zurück, bringt Distanz zwischen sich und den Kossacken. Seine Bewegungen haben plötzlich etwas tänzelndes, wiegend, lauernd, wie die einer Viper. Die Aggression, die eben noch den Kampf bestimmte, wird zurückgenommen, blitzt aber immer noch in seinen Augen.
Er mustert den Hauptmann, als müßte er ihn erneut einschätzen, blickt dann zu den beiden anderen Kossacken in den Tiefen des Raumes. Das Grinsen wird breiter.
Er hebt lockend das Schwert und erwartet Ras' Angriff.
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Drei Treffer, zählt etwas in Ras, etwas, das darauf achtet, daß er aus der Schlacht zurückkommt. Wenn man keinen Schmerz empfindet, ist es zu leicht, zu vergessen, daß das Fleisch Grenzen hat. Die Grenzen lassen sich überschreiten, aber nicht zu lange, nicht zu weit.
Kampfunfähigkeit?
Ras kann nicht zurück, die Wut ist zu stark, greift wie Lava nach dem Innersten, nach den Kraftreserven in seiner Seele, er weiß nicht mehr genau, warum er gegen diesen Mann kämpft, der sich zu schnell bewegt, alles, was er weiß, ist, daß es eine Herausforderung ist, und die hat er nie ausgeschlagen. Die Tänze, die Intrigen, die Mordanschläge, sogar die Orgien unter Adligen haben sein Blut nie so in Wallung gebracht wie ein Duell. Nur hat er jetzt einen besseren Körper zur Verfügung.
<Ja, das hast du nie gekonnt, zu verlieren> hört er eine Stimme aus der Erinnerung. Sie ist nicht einmal spöttisch, nicht von Decados zu Decados gesprochen. Eher resignierend. Familie.
Es gibt keinen Grund zum Verlieren. Es ist nicht Andrei, knurrt es in Ras.
Die spöttische Einladung beruhigt ihn nicht, läßt die Wut erneut aufwallen, und mit dem Aufsteigen der Welle kommt der Ausfallschritt, der ganze Körper spannt sich - ein Stich, der Schwung genug besitzt, um in einen seitlichen hieb umgewandelt zu werden. Alles auf eine Karte.
<Wenn du verstehen könntest, dass du nicht immer siegen musst. Dass du sonst alles verlierst.>
Nacheiko hatte zu viel Zeit bei seiner Mutter verbracht. Zu viel Zeit.
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Er täuscht ein seitliches Ausweichen vor, tritt aber im letzten Augenblick in den Angriff, reißt sein Schwert empor und fängt die volle Wucht des Säbels mit seiner Klinge auf. Die Waffen verkeilen sich knapp unter der Parierstange. Ein Zittern rollt durch den Schwertarm des Li Halan und das Grinsen macht einen Augenblick dem Schmerz Platz. Er drängt seinen Körper mit aller Macht gegen den des Kossacken, gibt ihm keine Chance, die Waffe frei zu bekommen, keucht, lacht, atmet schnell, und doch scheint der Kampf seine Kräfte nicht zu verzehren.
"Du bist gut, Kossacke, aber nicht gut genug", faucht er höhnisch.
Die Bewegung ist blitzschnell und wäre für jeden außer einem Decados vollkommen überraschend. Für einen Atemzug wird die Kraft, die über die Klinge auf Ras' Schwertarm wirkt, schwächer, als sich das Gewicht des Li Halans leicht verlagert. Seine linke Hand greift hinter sich, taucht auf, wandert in einem Bogen nach oben. Eine Klinge blitzt – scharf, keine Trainingswaffe. Kommt kurz vor Ras' Kehle zum stehen.
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Mit gefletschten Zähnen starrt Ras in die Augen so dicht vor ihm, Körper gegen gepanzerten Körper, er weicht nicht zurück, obwohl er weiß, daß eine Drehung und ein Ausweichen zur Seite ihn befreien wird, für einen weiteren Ausfall, einen weiteren Angriff. Aber er will die Entscheidung jetzt erzwingen, das dauert zu lange, seine Ungeduld und seine Wut schreien nach einer Entscheidung, dem Hieb, der die Spannung lösen wird. Er hält den gebundenen Säbel fest, drückt gegen den Druck, gleich gegen gleich, während ein Teil seiner selbst sich fragt, woher der Feind die Kraft geschöpft hat.
Nichts, was der Kirche gefallen kann. Außer den Schwertbrüdern gibt es keine übermenschlichen Kämpfer. Schweißperlen stehen auf seinen Schläfen, der Atem geht schwer - Spannung läuft durch die Kossacken, die zusehen, manchen beschleicht ein seltsames Gefühl dabei, den Kommandanten ohne Helm so aufgebracht zu sehen, das Mienenspiel, den Ärger, den Haß, die Menschlichkeit, vielleicht. Ras spürt die Blicke, aber starrt in die Augen des anderen, der ihn hält, den er hält, Chaos und Ordnung, oder Ordnung und Ordnung, doch von anderer Sorte, im Wesen gleich.
Dann.
Nicht gut genug.
Ras Augen werden schmal, der Haß lodert auf, verdrängt beinahe die Wut. Demütigung, eine Ohrfeige, wo er etwas anderes erwartet hätte. Was? Das Eingeständnis, den seltsamem Moment von Gleichheit?
Du bist ein Narr, hört er eine Stimme, und sie klingt wie Andrei. Haß flackert in seinem Blick, er spannt den Körper wieder, um Enkidi von sich zu schleudern, den verfluchten Kampf endlich zu beenden, jetzt will er Blut. Es geht nicht mehr um den Sieg, jetzt geht es darum, zu zerstören.
Dann - ein Blitzen im Augenwinkel - aber Ras ist gebunden, gefangen im Druck vorwärts, und er spürt die Klinge an der Kehle, die mit Atem bebt, die Muskeln, die sich spannen und hervortreten, Sehnen, das rasend pochende Blut. Er hebt das Kinn, der Kiefer tritt stärker hervor, der Kopf zurückgelehnt, die Augen blitzen unter gesenkten Lidern.
Mein Blut wird ihm ins Gesicht spritzen, wenn er mir die Kehle durchschneidet, durchfährt es Ras, und er wünscht, sein Blut wäre Gift, Säure, könnte mit abertausend Klauen nach den Augen des Li Halan greifen und sie ihm aus dem Schädel reißen. Seine Lippen ziehen sich verächtlich zurück, fast, als wolle er ihn anspucken, und der Haß wandelt sich, zieht sich zurück, wird zu einer schmalen, kalten Klinge. Er hätte den Helm aufbehalten sollen. Was für ein Wahnsinn.
Seine Männer haben die Hände an den Waffen, einer tritt einen Schritt vor. Jevgenij? Ras hebt die Hand, ohne hinzusehen. "Wollen wir sehen...", er atmet schwer, seine Stimme ist rauh, "ob der Li Halan ein Mann ist." Der Blick ist voller Haß und Verachtung. "Woraus bist du gemacht." Fast Frage, fast Herausforderung.
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Der Li Halan.
Ein kurzes Zucken um die Mundwinkel, ein Beben der Nasenflügel, der Atem eine Spur zu scharf eingesogen.
Der Kossacke weiß nicht, wie sehr er ihn beleidigt und für einen kurzen Moment gefällt ihm die Vorstellung, wie die Klinge seines Dolches die Muskeln und Sehnen des bebenden Halses bis zu den Knochen hinab durchtrennt.
Er liebt es, auf diese Art zu töten.
Aber da sind noch die beiden anderen, und er hat zu lange auf diesen Moment gewartet, um ihn wie ein Narr wegzuwerfen.
Er kann sich Stolz nicht leisten, und letztendlich ist es die Ehre des Li Halan, die auf dem Spiel steht.
Bedeutungslos.
Er hat eine Rolle zu spielen.
Seine Augen werden schmal, die Lippen formen Worte, die dem Hauptmann kühl entgegenwehen.
"Ich töte nicht den Besitz eines Grafen, dessen Gast ich bin."
Er lächelt dünn und senkt den Dolch, tritt in der gleichen Bewegung zwei Schritte zurück. Sein Blick liegt lauernd auf dem Hauptmann, registriert aus den Augenwinkeln jede Bewegung der beiden anderen Kossacken.
"Ihr habt mir vorzüglich gedient, Hauptmann. Das war eine aufschlussreiche Lektion." Etwas blitz spöttisch in seinen Augen.
"Ihr dürft Euch entfernen", sagt er mit einer Stimme, als würde der Trainingsraum ihm gehören.
Als wäre er die Authorität, der sich Ras beugen müßte.
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Und noch mehr als das. Die Beleidigung. Ihn zu behandeln wie einen Soldaten? Einen gewöhnlichen Mann, der seine erbärmliche Lehmhütte nur verlassen hat, um seinem Herrn auf einem Schlachtfeld zu dienen.
Besitz. Ein Sklave. Er spielt das Spiel mit Andrei, ja, Unterwerfung, ja, absoluter Gehorsam, der von Liebe nicht zu unterscheiden ist. Für Andrei macht er sich zum Sklaven. Für Andrei ist er das und mehr, oder weniger, ganz wie es dem Grafen gefällt. Das aber ist ein Spiel zwischen ihnen, etwas, das den Schmerz besiegt hat, damals, einen Platz hat er bekommen dadurch, und er war dankbar dafür, daß Andrei den Schmerz weggenommen hat. Ein Schmerz, dem zu entgehen sich Herzöge versklavt hätten.
Aber. Das Spiel ist zwischen ihm und Andrei.
Nicht.
Mit.
Dem Li Halan.
Ras fletscht die Zähne in einer Grimasse, die die Kossacken beben lassen, das starre Gesicht ist wie im Wundstarrkrampf verzerrt, jetzt, ein Alptraumgeschöpf mit blitzenden, blutgierigen Augen. Er trägt einen Titel, er ist ein Offizier, der Li Halan weiß das. Er will nachsetzen und ihn töten, entgültig, aber er war Kossacke, der Adlige gewinnt die Oberhand mit knaopper Not, hinter der haßverzerrten Fratze. Er wendet sich zur Seite, ruckartig, als habe er eine Ohrfeige erhalten - während seine Finger einen Handschuh von den Fingern zupfen. Also gut, reißen.
Er dreht sich wieder zu, das Gesicht glüht noch immer vor Haß, ist aber nicht mehr ganz so entstellt - er schleudert Enkidi den Handschuh vor die Füße. "Ich fordere Euch. Wählt die Waffe und dein Zeitpunkt."
-
Ein Duell?
Mit ihm?
Das war lächerlich.
Er hatte Kossacken immer wie Hunde behandelt, denn das waren sie, Hunde des Krieges. Zu grob als dass sie die Feinheiten eines Kampfes unter Adligen schätzen könnten. Gut zum Training vielleicht, und unverzichtbar auf dem Schlachtfeld.
Aber ein Duell?
Er starrt in die grünen Augen, in denen der Haß und der Wunsch zu töten brennt. Neigt leicht den Kopf zur Seite und begreift, dass er ihn tatsächlich beleidigt hat. Sein Name.... Ras Chandra Decados. Es dauert etwas, bis er den Gedanken zuordnen kann.
Dann – die Erinnerung an ein Gespräch. Ja, richtig. Graf Mandin.
Was für eine seelenvolle Kreatur. Seine Art zu kämpfen, feiner, gebildeter, eleganter.
Etwas wehrt sich dagegen, die Erinnerung freizugeben, aber er ist stärker, nimmt sie sich, denn er braucht sie. Um den Gegner richtig einzuschätzen. Der Hauptmann ist von Adel. Und Edenya hat nicht alles ausgelöscht, was das bedeutet.
Für einen Augenblick ist er versucht, nach dem Geist des Kossacken zu greifen. Menschen.... ließen sich so viel leichter einschätzen.
Aber dafür war später noch Zeit.
Zeit.
Ja, er hat Zeit. Der letzte Widerstand tief in seinem Inneren ist erstickt und es herrscht Stille. Nur das Rauschen seines Blutes.
Er prägt sich das Gesicht, die hasserfüllte Fratze, die vor ihm lauert, ein und weiß, dass der Hauptmann ihm helfen wird, sein Ziel zu erreichen.
gute wahl, enkidi, wispert er in die Dunkelheit.
Seine Züge straffen sich, werden kühl und emotionslos wie seine Stimme.
"Wie ihr wünscht, Hauptmann Chandra.
Schwert.
Mitternacht."
Ein Lächeln, und er blickt zu dem Banner der Mantis, das sich samten an die Wand des Raumes schmiegt.
"Gleicher Ort?"
-
Ras Chandra ringt um Fassung, ringt darum, die Würde zu behalten, die er für sich fordert. Er ist kein Tier, wenn die Leidenschaft jetzt auch rast. Sie rast wie schon lange nicht mehr. Aber der Preis.
Er tritt zurück, gemessen, schneidig, wie bei der Parade, wenn er dem Oberst Bericht erstattet hat, oder dem Jakovianer. Der Li Halan ist ihm zu ruhig, zu kalt, etwas daran gefällt ihm nicht, aber er kann es nicht einordnen, weiß nicht, was es bedeutet. Will es nicht wissen.
Zwei Männer, ein Duell. Enkidi mag die Regeln bestimmen - die Waffe, die Dauer des Kampfes, sogar, ob sie gerüstet sein werden oder nicht. Ob sie Schilde tragen werden, oder dem Stahl entgegentreten werden wie Hazat es tun.
Er strafft sich, spürt den Zorn rasen und kreischen wie eine severische Furie, ein Beben geht durch seinen Körper, als er wieder den Instinkt niederkämpft, Enkidi hier und jetzt anzufallen.
Duell. Es gibt Vorbereitungen zu treffen, der Sekundant muß gewählt werden, Andrei muß es erfahren, er muß den Attentäter fangen, bevor das geschieht, und er muß seine Angelegenheiten regeln. Nur für den Fall, daß Enkidi ihn tötet. Aber was gibt es schon für Angelegenheiten, wenn es keine Linie mehr gibt, um die man sich zu kümmern hat; es bleibt nichts übrig bis auf die Treue zum Lehnsherrn.
"Mitternacht, an diesem Ort", sagt er, die Stimme etwas gepreßt, weil die Wut bis zu seiner Kehle hoch tobt. "Ich werde meinen Sekundanten schicken, um die Regeln festzulegen."
Sei kein Narr, Ras, sagt da wieder die Stimme, die klingt wie Andrei. Die Regeln wurden bereits gebrochen, wieder und wieder. Das ist kein höfisches Duell. Du willst ihn töten. Dann tue es.
Ras schiebt den Säbel zurück an seinen Platz, sieht jetzt zur Seite, wo Jevgenii und Boris und noch einige andere Kossacken stehen, die mit dem plötzlichen Wandel ihres Kommandanten nichts anfangen können - zu plötzlich, zu stark, sie würden murmeln, aber sie tun es nicht, das wird später geschehen, wenn er nicht in der Nähe ist. Ihnen ist er so verpflichtet wie Andrei. Er führt sie, er ist das Vorbild, er muß alles das sein, wonach sie streben. Immerhin steht er bei ihnen im Kampf, führt von vorn, nicht von einem Feldherrenhügel. Sie kennen die Regeln eines Duells unter Adligen nicht, und Ras spürt, wie sein Atem jetzt leichter geht, wie der Haß sich in die Fasern seines Körpers zurückzieht, langsam, wie warnend, ihn nicht zu vergessen.
Wann hat er sich das letzte Mal so lebendig gefühlt? In Andreis Armen. Haß, Begehren und Zerstörungslust sind alles, was von ihm geblieben ist. Sein Blick folgt kurz Enkidis zum Mantisbanner, sieht seine Herrin dort, Grün auf Schwarz.
Dann wieder zu dem Li Halan, der alles das in Frage gestellt hat.
"Ich warte auf Euch."
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"Tut das." Er muss sich zügeln, damit die Worte nicht so höhnisch klingen, wie sie gemeint sind.
Der Kossacke brennt, die Hitze seines Zorns wogt ihm spürbar entgegen, brandet gegen seine Haut und lässt ihn zittern vor Erregung. Die Entscheidung muss warten, aber dieses Feuer wird auch in ein paar Stunden noch heiß genug sein.
Er verlässt den Kampfplatz, erinnert sich aber gerade noch rechtzeitig eines kleinen Details, dass er dem Hauptmann nach allen Regeln der Kunst schuldig ist. Eine Verbeugung. Knapp und wohl bemessen.
Dann wendet er dem Hauptmann den Rücken zu. Fast hofft er, dass der Decados seine Chance nutzt. Doch der Augenblick verstreicht.
Der Li Halan wirft das Übungsschwert achtlos zu Boden, greift nach dem eigenen Waffengurt und legt ihn an.
Ohne ein weiteres Wort verlässt er den Raum.
Vom Decados-Sektor strebt er in Richtung seiner Quartiere – ohne große Eile, aber wachsam. Ein Teil seiner Aufmerksamkeit suchts stets nach jemand der ihm folgen könnte. Der in den Schatten lauert oder eine verborgene Waffe trägt. Ein Instinkt, den er niemals ablegen wird, und besonders nicht jetzt.
Er ist alleine hier, ohne Verbündete. Sein Einfluss ist in den endlosen Fernen, die zwischen Planetensystemen liegen, verweht wie Staub. Niemand, dem er vertauen könnte. Abgeschnitten von allem woraus er seine Macht zieht, wegen dem verfluchten Li Halan.
Seine Lippen schürzen sich verächtlich, und er fegt den Gedanken ärgerlich beiseite.
Biegt in einen Gang der Station ab und sieht sich selbst in einem Spiegel, den irgendein Architekt hier anbringen ließ, um die Illusion eines weiten Raumes in der Enge der Station zu erschaffen. Goldumrandeter Prunk, um dem Anspruch der Adligen an eine wohnliche Umgebung zu genügen.
Seine Kiefer mahlen aufeinander, als er sich sieht. Schwarz, weiß, rot. Die Farben der Li Halan. Das Gesicht ist schmaler geworden, dunkle Schatten liegen unter den Augen. Langes Haar. Er schnaubt und blickt in seine schwarzen Augen, ja, unverändert dieses Mal.
Die ganze Gestalt ist eine Beleidigung und er dreht sich weg, hastet mit einem Mal den Gang hinunter.
Er hat einiges zu erledigen.
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Stumm läßt er den Li Halan ziehen, niemand im Raum rührt sich, kein Kossacke, kein Diener. Niemand wagt es, ihm den Helm zu bringen oder das Schwert aufzuheben. Lange Sekunden verstreichen, in denen Ras langsam die Wut zurückzwingt, den verfluchten Stolz.
"Jev", sagt er leise, es klingt wie ein Grollen. "Du begleitest mich." Er tritt zurück in die Umkleiden, läßt sich aus der Rüstung helfen, duscht und wäscht sich, prüft unter dem Wasserstrahl die Stellen, an denen ihn der Li Halan getroffen hat.
Mein Gesicht wollte er sehen. Um mir die Kehle durchzuschneiden, durchzuckt es Ras und der Haß kommt zurück, dunkel und bitter. "Er ist ein Feind, ich habe mich geirrt."
"Hauptmann?" fragt Jevgenii und Ras begreift, daß er laut gesprochen hat. Unwillig schüttelt er den Kopf, läßt sich von einem Sklaven abtrocknen - vorgewärmte Tücher, man reibt ihn nicht ab wie ein Pferd, sondern tupft mehr; Offizier sein hat seine Privilegien. "Du wirst mir helfen, einen Attentäter fangen, Jev. Ich habe keine Zeit, es allein zu tun. Der Graf wünscht, mit ihm zu sprechen."
Jevgenii nickt. "Verstanden, Hauptmann."
Er läßt sich eine frische Uniform bringen und läßt die Rüstung vorerst zurück. Der Graf ist mit diplomatischen Dingen beschäftigt, heißt es. Er hinterläßt ihm eine Nachricht, Andrei muß wissen, daß er sich zu einem Duell verpflichtet hat. Andrei kann es verbieten, wenn seine Pflichten es nicht erlauben. Aber würde Andrei ihn so entehren? Nein. Es würde auch auf Andrei ein schlechtes Licht werfen. Gut, die Jakovianer waren weit pragmatischer - eher ließen sie Unehre zu als Verschwendung oder Versagen. Sie waren gewiß nicht glücklich darüber, wenn ihm seine Ehre mehr bedeutete als die Pflicht.
Das tat sie nicht. Ras blieb stehen, seine Miene finster, die Augen nachdenklich. Ehre. Pflicht. Er konnte nicht sicher sein, daß er den Kampf gewann. Sie mochten beide verletzt werden, einer mochte den anderen töten. Das Serum würde ihn nicht beschützen, und Elixier konnte die schwersten Verletzungen nicht heilen. Die Wut hatte sich weit genug zurückgezogen, um ihn nicht mehr zu zwingen. Er war nüchterner, jetzt, begriff, daß er Fehler gemacht hatte. Wäre er den anderen Adligen ebenbürtig in ihren Ränken und Spielen, wäre er nie so in die Schlinge geraten. Wäre der Li Halan nichts weiter als ein Mensch, hätte er nicht gezögert, würde er sich diese Gedanken nicht machen, aber der Li Halan war ein formidabler Feind, ein Gegner, der ihm ebenbürtig war. Und er bestimmte die Regeln.
Ras schüttelte unwillig den Kopf. Erst der Attentäter.
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"Vielen Dank, sehr gern." Elegant liess sie sich in den Sessel gleiten und sah sich einmal mehr um. "Die Azara ist ein richtiges Kleinod, scheint mir! Sie muss sehr schnell sein und ist sicherlich wendiger als meine Fregatte." Bewunderung klingt in ihrer Stimme mit. Man sieht, dass das Schiff gut gepflegt wird, wahrscheinlich ist eher sie dafuer verantwortlich, als der Li Halan. "Auch wenn es sich ein wenig seltsam anfuehlt, dass es hier so leer ist, die gesamte Mannschaft ist wohl von Bord gegangen?" Ist es nicht etwas wagemutig, das Schiff so ganz ohne Bewachung zu lassen? Scanner hin oder her, ich wuerde niemals nur einem Bewachungssystem trauen, aber sie muss selbst wissen was sie tut, soviel Besatzung werden sie auch nicht haben. "Wieviel Mann Besatzung fliegen normalerweise mit? Wenn ich fragen darf... ."
Aus den Augenwinkeln beobachtet sie den Piloten. Wo hat sie den denn nur aufgegabelt? Aber er mag das Schiff... wie er wohl fliegt? Naja, aber einen neuen Piloten brauche ich nicht, nur einen Mannschaftsfuehrer und dafuer brauche ich andere Quellen, aber das sollte auch Zeit haben.
Sie kehrt aus ihren Gedanken zurueck und blickt die Commanderin, die einen Moment abwesend scheint fragen an, während sie aus den Augenwinkeln heraus weiterhin amuesiert den Piloten beobachtet.
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Sie hörte wie sich die Tür öffnete und wieder schloss. Dann vernahm sie leises Tuscheln. Sie wurde wütend. Wer wagte es sie während Ihrer Maniküre und Peelingmaske zu stören? Jeder in Ihrer Umgebung wusste dies nur zugut.
"Was ist los?" verlangte sie zu wissen. "My Lady, eine Nachricht ist für Euch eingetroffen."
"Deshalb wagst du es mich zu stören?" Dieser Mann war eindeutig unfähig! "Die Nachricht wurde hinterlegt und ist verschlüsselt. Sie hätte Euch schon vor Tagen erreichen müssen. Ich verstehe das nicht." Er hoffte das die Nachricht wichtig genug war, um von ihm abzulencken.
"Verschlüsselt sagst du?" "Ja My Lady, Eure persönliche Anwesenheit ist erforderlich." Sie gab Ihren Zofen ein Zeichen, das diese sich unverzüglich um die Beseitigung der Peelingmaske zu kümmern hatten. Es dauerte ihr viel zu lange. Nach endlosen Stunden, zumindest kam es ihr so vor, war es vollbracht. Wenn diese Nachricht von Xavier stammte? Gleich werde ich es wissen. Verdammt sei meine Neugier!
Sie eilte in ihr Arbeitszimmer, besah sich den Holoschirm. Ihr Sekretär zeigte ihr unterwürfig was sie zu tun hätte. Dann schickte sie ihn fort. Die Nachricht lag vor ihr. Das was sie sah, konnte sie zuerst nicht glauben. Das konnte nicht sein. Wieso ihr das? Zorn wich Angst und wieder Zorn. Sie schaltete die Denckmaschine ab. Denck nach Josephine, denck nach! Was war als erstes zu tun. Alles andere war jetzt unwichtig.
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Itarus Gesicht wurde fahl.
"Ein Duell?"
Der Junge stank nach Weihrauch, wahrscheinlich hatte er sich in den letzten Stunden in der Kirche herumgetrieben. Warum auch immer. Ein Fluch, ein Widerspruch, ein 'unreiner Gedanke' – der Anlass war unwichtig. Offensichtlich gefiehl sich Itaru in der Rolle des Knieenden.
"Ja", knurrte er kurz. Er hatte keine Lust, sich mit dem Balg zu unterhalten.
"Aber wie ist das möglich..." Itarus Stimme stockte. "Ihr wolltet doch nur... trainieren?"
Der Mantel fiel achtlos zu Boden, er schnippte mit dem Finger. "Los, hilf mir mit der Rüstung." Ein Stirnrunzeln von Itaru. Fragen quollen in seine Augen, doch die schlanken Hände begannen wortlos, Ösen und Riemen zu lösen.
Mit dem Panzer fiel der Druck, der seinen Körper gehalten hatte, wie ein Rahmen. Blut pochte in seinen Muskeln. Das Fleisch registrierte allmählich die Spuren, die der Kampf hinterlassen hatte.
Itaru sagte noch immer nichts, aber man sah, dass es hinter seiner Stirn arbeitete.
Er sog scharf die Luft ein, als die Finger des Jungen über seine Brust glitten und die letzte Schicht der Panzerung entfernten.
Der Schmerz kam und forderte was ihm zustand. Itaru zuckte zurück, das Gesicht in Sorge.
"Seid ihr verletzt?" Neugierig wie ein Waschweib.
"Nein." Er richtete sich ruckartig auf, was ein Fehler war. Biß die Zähne zusammen und schnaubte grimmig.
Als wäre das eine Einladung, sprudelte es aus Itaru heraus:
"Was ist geschehen? Was hat der Decados mit Euch gemacht? Hat er Euch beleidigt? Warum habt Ihr ihn gefordert?" Amüsiert registrierte er, dass der Junge nicht eine Sekunde annahm er wäre gefordert worden. Seine Stimme war voller freundschaftlicher Sorge, der Knappe mochte seinen Herrn. Das war sicherlich ein Vorteil in bestimmten Situationen. Jetzt ging er ihm einfach auf die Nerven.
"Verflucht, Itaru", fauchte er, mit einem bösartigen Blitzen in den Augen. Seine Stimme näherte sich dem Gefrierpunkt. "Erstens. Verschone mich mit deiner Anteilnahme. Zweitens. Hol mir ein Medkit. Drittens. Lass mir ein Bad ein. Viertens. Geh mir aus den Augen und warte, bis ich dich wieder rufe."
Itaru verstummte augenblicklich und senkte den Kopf. Seine Lippen waren zu schmalen Linien zusammengepresst. Er verbeugte sich und gehorchte.
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Wenig später sank er in die heißen Wogen, angelte nach einer Ampulle aus dem Medkit und setzte sich eine großzügige Dosis Schmerzmittel. Die Drogen und die Hitze schwemmten den Schmerz davon, während sich das Wasser rot von Blut färbte. Er genoß es, für eine Weile schwerelos zu sein, doch seine Gedanken kamen nicht zur Ruhe. Planten sorgfältig seine nächsten Schritte. Erst dann würde er sich etwas Abwechslung gönnen.
Er wählte eine dunkle Robe, als er aus dem Bad gestiegen war. Keine Diener und Sklaven, die ihn ankleideten. Das war bedauerlich, aber ratsam in Anbetracht seiner Gestalt. Er drehte seinen Körper vor dem Spiegel und lächelte, als er seinen Rücken sah. So gefiehl er sich.
Itaru wartete draußen, in aufgeräumter Haltung vor dem niedrigen Tisch knieend. Zwei Tassen Tee standen dort, dampfend. Er lächelte, zum ersten Mal wirklich erfreut. Roch aber trotzdem zuerst an der Tasse, bevor er einen Schluck nahm. Gift wirkt am schnellsten aus der Hand, der man vertraut.
Zuerst der Tee, dann der Plan.
"Hör mir gut zu, Itaru...."
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Wenig macht soviel Spaß wie ein Rollkommando. Es ist die unkomplizierte Art und Weise, mit der Kossacken Spaß haben und die im allgemeinen zu Kollateral- und Sachschäden führt. Jev ist dabei - er war auch bei der Besprechung mit dem Jakovianer, der ihnen die nötige Information beschafft hat. Hand wäscht Hand, dachte Ras bei der Erinnerung daran und lächelt böse. Und Jev ist ein guter Mann für diese Angelegenheit.
Sie erwischen den Van Gelder zum rechten Zeitpunkt. Die Jakovianer sorgen dafür, daß das Schott im richtigen Moment aufgeht, Jev geht voraus, dann folgt Ras - beide tragen Rüstungen ohne Rangabzeichen. Rollkommandos sind am besten, wenn man wirklich gesichtslos ist. Der Van Gelder springt auf und greift nach einer Waffe, der Schuß schlägt in eine Wand, dann sind die Kossacken heran. Jev packt den Attentäter, dreht ihm so hart die Arme auf den Rücken, daß einer davon hörbar aus dem Gelenk springt. Der Van Gelder schreit, wird trotzdem gefesselt und geknebelt, bekommt einen Sack über den Kopf und wird abtransportiert. Jevgenii nimmt sich seiner an, während Ras das Quartier kurz untersucht, dann das Feld den Jakovianern überläßt.
Jetzt wird Andrei ihn sehen.
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Itarus Hände bebten, als er das Pergament faltete und in den Umschlag schob. Wachs quoll rot unter dem Siegel hervor und erstarrte.
Sein Herr hatte ihm die Angelegenheit in nüchternen Worten erklärt, aber recht glauben konnte er es noch nicht.
Ein Duell also. Der Baron hatte ihn als seinen Sekundanten bestimmt und ihm die Bedingungen genannt, unter denen sie kämpfen würden. Einfach und ohne Mißverständnisse.
Itaru war hin und her gerissen, zwischen Bewunderung und Zweifel.
Bewunderung für den todesverachtenden Mut, mit dem sich sein Herr dieser Decados-Schlange in den Weg stellen würde.
Und Zweifel daran, ob er diese Entscheidung bei klarem Verstand getroffen hatte.
Er betrachtete den Abdruck im Wachs, das sich leuchtend vom dunklen Papier abzeichnete. Das Kreuz des Drachen. Enkidi hatte ihm seinen Siegelring gegeben – Itaru sollte es tun, den Brief verschließen. Er begriff nicht, warum. War das eine jener seltsamen Lektionen, die die Fürsten seines Hauses ihren Schülern mit auf den Weg gaben? Er schüttelte den Kopf und spürte wieder dieses ungute Gefühl, das ihn in letzter Zeit des öfteren beschlich.
Etwas stimmte nicht mit dem Baron. Schon seit Tagen war er überreizt, wirkte ausgebrannt und gleichzeitig rastlos. Es war kein Priester in ihrer Begleitung, und Itaru fragte sich, warum sein Herr darauf verzichtet hatte, lastete doch so offensichtlich etwas schwer auf seinen Schultern.
Es stand ihm aber nicht zu, ihn zu fragen. Er war sein Knappe. Er würde seinen Herren nie in Verlegenheit bringen.
Um so mehr schalt er sich für sein Benehmen. Der heutige Tag hatte furchtbar begonnen, und es zeichnete sich ab, dass er in einer Katastrophe enden würde.
Er richtete ein inniges Gebet an Lextius, nahm dann all seinen Mut zusammen und machte sich mit dem Brief auf den Weg zu den Quartieren der Decados.
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"Wie aufmerksam", sagt Andrei und deaktiviert seine Drahtklinge. Das schwache Leuchten, das die Position des Monodrahtes anzeigt, erlischt im grünlichen Dämmerlicht von Andreis Kabine.
Es riecht nach Blut und Angst; Ras' Nasenflügel weiten sich - so ein vertrauter Geruch, so passend. Vom Van Gelder ist immerhin noch der Torso am Stück vorhanden. Andrei steht da, mit dem leicht schräggelegten Kopf, der starren Haltung, wie ein jagender Askorbit. Er tötet ohne sichtliches Gefühl, ohne die Wut und den Haß, den Ras empfindet, oder die Lust. Andrei tötet, weil es eine logische Konsequenz ist aus dem, was zuvor geschehen ist. Der Van Gelder hatte kein Recht, hier zu sein, er war verdächtig, und Andrei akzeptiert keine Entschuldigungen. Nicht von einem bekannten Mörder. Ras kennt den Mann nicht, weiß nicht, was er getan hat, aber er zweifelt nicht daran, daß Andrei gute Gründe hat, ihn aus dem Verkehr zu ziehen. Und sei es nur, um ganz sicher zu gehen oder einem anderen Decados das Spiel zu verderben.
Andrei erwacht aus der starren Haltung, legt das Schwert zur Seite und winkt einem kreideweißen Sklaven, die Einzelteile wegzuräumen. Ohne den Haufen noch eines weiteres Blickes zu würdigen, greift er nach einem feingeschliffenen Kelch mit Wein und nimmt einen Schluck. "Vielleicht war er wirklich nur auf der Durchreise", sagt er seidig, seine Form von Süffisanz.
"Es ist nicht auszuschließen, Meister."
Andrei legt den Kopf schräg, betrachtet ihn. "Er hat dich nicht verletzt. Dann ist das von dem Trainingskampf?"
Ras nickt. "Ich wurde einige Male getroffen."
"Und deshalb hast du ihn gefordert? Um deines Stolzes willen?"
Nicht auszuschließen, daß Andrei den Kampf verfolgt, oder daß einer der Kossacken bereits Bericht erstattet hatte. "Er hat mich ..."
Andrei hob scharf die Hand. "Ich will eine Antwort, Ras." Der Tonfall war scharf, und nicht zufällig verwendete er ganz ähnliche Worte wie gerade noch im Verhör.
"Die Ehre des ..."
"Die Ehre der Mantis laß meine Sorge sein", sagte Andrei scharf, verzog aber keine Miene. "Weißt du, warum uns die Askorbiten so überlegen sind? Den einzelnen interessieren Stolz oder Furcht nicht. Sie lassen sich nicht einfach ködern, sie handeln immer, wie der Schwarm es verlangt. Warum hast du den Helm nicht getragen?"
Weil er mich darum gebeten hat, lag es Ras auf der Zunge, aber er blickte Andrei nur an, der nickte.
"Du mußt mit deinem alten Leben brechen, Ras. Du kannst nicht beides sein, gesichtslos und adlig." Er trat näher, legte die Hand auf Ras' Brust, die Fingernägel krallten sich in die Brustplatte, und der leise Druck genügte, um Ras auf die Knie fallen zu lassen. "Oder reicht es dir? Willst du zurück? Zurück zu deinem Stück Land am Rande des Dschungels, zurück zu diesem verfallenen altertümlichen Gemäuer, in dem der Geist deines Sohnes umgeht? Zurück zu den Gängen deiner Ahnen, den Bildern der wenig glücklichen Linie Chandra, die es trotz ihres Talentes für die Tragödie immerhin bis in dieses Jahr geschafft hat?" Andrei schnaubte. "Du darfst nicht vergessen, wer ich bin. Wenn deine Handlungen mir zur Schwäche werden ..."
"Das werden sie nicht!" entgegnete Ras, leidenschaftlich.
Andrei holte tief Luft, schüttelte dann den Kopf. "Du mußt deinen Sohn hinter dir lassen. Der Li Halan ist nur so gefährlich, weil deine Erinnerungen ihm zuarbeiten. Ich kenne dich, Ras. Du kannst lieben und hassen, und das entfernt dich vom Rest des Schwarms." Andrei legte ihm die Hand ins Gesicht, krümmte dann die Finger, daß Ras die Nägel an der Wange spüren konnte. "Aber ich lasse nicht zu, daß deine Sehnsucht dich tötet. Wenn der Sekundant kommt, wirst du meinem Befehl gehorchen."
"Was ist Euer Befehl, Meister?"
"Das erste Blut. Das reicht. Bis zur Kampfunfähigkeit ... würde das Band zwischen euch noch verstärken, und wenn du ihn tötest, hast du einen weiteren Geist, den du mit dir herumtragen kannst. Vergieß sein Blut, und dann vergiß ihn endlich. Ich bin nicht wegen solcher Kinderreien hier - und du bist nicht nur Dekoration, sondern mein Leibwächter. Du hättest die Forderung nicht einmal aussprechen dürfen, ohne mich zu fragen."
Ras' Wangenmuskeln zuckten. "Ja, Herr."
"Und jetzt ruh dich aus für den Kampf."
"Ja, Herr."
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Sie hing ihren Gedanken nach, als Quong Li eintrat. Er verbeugte sich vor ihr mit den Worten: „Verzeiht die Störung My Lady, aber wir haben ihn gefunden.“ Das riss sie aus ihrer Lethargie. „Nur den Jungen? Was ist mit der Mutter?“ wollte sie wissen. Quong Li verbeugte sich abermals „Wir haben sie kurz vor dem Jungen gefunden. Leider war sie tot. Sie muss dort schon zwei oder drei Tage gelegen haben.“ Lady Josephine verzog das Gesicht. Es schien sie tatsächlich zu berühren das diese Frau tot war. Jedoch hielt diese erkennbare Betroffenheit nicht lange an. Ihr Gesicht wurde schlagartig wieder ernst. „Wo ist der Junge jetzt?“ fragte sie Quong Li. Er lächelte kurz, zumindest musste man dies bei ihm so deuten. „Er wurde in das vorbereitete Quartier gebracht. Man kümmert sich dort um ihn. Alles wurde so ausgeführt, wie My Lady es verlangt hat. Bisher gibt es keine Anzeichen dafür, dass irgendwer etwas mitbekommen hat.“ „Was auch so bleiben soll und wird!“ warf sie ein.
Sie erhob sich hinter ihrem Schreibtisch. Dann schritt sie langsam auf und ab, schon wieder tief in Gedanken versunken. Nach einigen Minuten des umherwanderns richte sie das Wort wieder an ihren Diener. „Die Prioritäten haben sich geändert. Der Junge ist nicht mehr so wichtig, aber es ist trotzdem gut, dass wir ihn haben. Wir fahren fort wie bisher. Darüber hinaus haben wir einen neuen Auftrag. Halte die Leute bereit. Versuche unauffällig ein paar Crewmitglieder für ein Sternenschiff zu bekommen. Stell keine Fragen! Wir brauchen eine zweite Mannschaft. Weiterhin benötigen wir Platz auf dieser Station. Ich hoffe du hast dich über die Mannschaft dieser Station informiert. Wir müssen wahrscheinlich ein ganzes Schiff verstecken. Vermutlich eine Fregatte. Sobald wir sie haben bringen wir sie her. Ich bin nur an dem Inhalt interessiert. Was danach mit dem Schiff passiert ist mir egal.“
Quong Li starrte sie erstaunt an, sagte dann aber „Jawohl meine Lady, alles wird so geschehen wie ihr es wollt.“
„Geh jetzt! Lass mich allein!“
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Jack trat von einem Bein auf das andere und wünschte sich eine Kippe. Stattdessen angelte er nach einem kleinen, abgegriffenen Sprungkreuz aus neonrotem Plastik und lies es durch die Finger gleiten, während sein Blick verträumt über die Brücke wanderte.
Er vermied es, der Baronin zuviel Aufmerksamkeit zu schenken; er hatte sie freundlich gegrüßt, aber das war's auch schon gewesen. Der Umgang mit Adligen war einfach nicht sein Ding und je höher sie oben standen, desto größer war die Kluft.
Er folgte gespannt den Ausführungen des Commanders, sie versuchte die technischen Einzelheiten so zu erklären, dass auch die feine Dame sie verstehen würde.
Obwohl... Jack legte den Kopf leicht schräg. Die Lady schien sogar was von der Materie zu verstehen. Vielleicht war sie aber auch einfach höflich und tat so. Wer konnte das schon wissen.
Jacks Blick fiel auf eine seitlich angebrachte Konsole und seine Augenbrauen hoben sich bis knapp unter den Haaransatz. Das war ein Geschützmonitor. Er biß sich auf die Unterlippe und grinste schräg. Hallo baby.
Er schlenderte zur anderen Seite der Brücke, wo ein kurzer Gang abführte. Dort musste es zum Geschützturm gehen. Er drehte sich zu Commander Lindsey um, deutete fragend hinter sich. "Darf ich?"
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Andrei läßt sich ankleiden; alles lautlose Bewegungen und Berührungen, kaum wirkliche Berührungen, alles geschieht geisterhaft. Als die Nachricht kommt - Ras' Sklave bringt sie - bricht er das Siegel des feindlichen Hauses. Aber *nein*, wir sind jetzt alle Untertanen des Imperators, und überfliegt das Schreiben.
Schwerter. Wie die Hazat. Mitternacht.
Er kennt ihn gut, denkt Andrei. Meinen Kossacken so zum Ungehorsam zu bringen ist kein Geringes. Er wirft einen Blick in den Spiegel, sieht hinter sich auf dem Bett Ras, der unruhig schläft, aber natürlich, die Erinnerungen, die Geister, die der Kossacke ansammelt. Er hätte ihm die Erinnerung rauben müssen. Das Experiment ist gescheitert, wenn Ras nicht aus seiner Schwäche eine Stärke macht. Das allein würde reichen, um den Befehl zu geben, den Li Halan zu töten, aber Andrei glaubt an die Gesetze des Dschungels. Solange man Ras keine politischen Fallstricke legt - und wer sollte das tun - wird er allein zurechtkommen.
Flüsternd erteilt er seinem Sekretär Anweisungen - ein weiteres Schreiben wird aufgesetzt. Das erste Blut wird entscheiden. Ras ist vieles, nur nicht schnell. Soll er seinen Stolz schlucken. Er wird es verdauen, oder es wird schwären. Das Schreiben wird gesiegelt und dem Boten wieder übergeben.
Andrei richtet sich auf, streicht das Haar zurück. Ein Blick auf Ras, in dessen Gesicht es wieder gezuckt hat. Der Graf öffnet ein Kästchen, bereitet mit eigener Hand alles vor. Er wird die eine Entscheidung nicht an die andere hängen, das wäre unpassend, nach all den Jahren. Und er kann die Linien sehen, die um Ras' Augen liegen.
Die Zeit eilt, dachte er, und legt die Spritze an. Du bist eine sonderbare Kreatur Ras, aber du bist meine Kreatur, und ich werde noch nicht auf dich verzichten.
Schweiß bildet sich, als der Inhalt der Spritze die Haut durchdringen hat und die Veränderungen in Gang setzt. Nur auf molekularer Ebene, natürlich. Die Körperchemie von Kossacken ist eine durchaus diffizile Angelegenheit, aber die, die er bisher dafür ausgewählt hat, haben gut darauf angesprochen.
Er legt die Spritze so hin, daß Ras sie sehen wird, wenn er aufwacht.
Willkommen auf unserer Seite, denkt Andrei. Es ist keine Unsterblichkeit, aber wir arbeiten daran.
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Rumpelnd und quietschend bewegte der Lift sich nach unten. Er hatte sich einige Ebenen höher am Endpunkt der Hauptlifte zum nächsten Knoten im C-Sektor begeben und dort eine Fahrmöglichkeit nach unten wahrgenommen. Mit einem Ruck kam der Gitterkorb zum Stehen. Hier gab es weder polierten Plasteel oder dicken Teppich als Boden, nur ein braunfarbenes Gitter, durch da man ins Dunkle unter den Fuessen schauen konnte. Natuerlich auch keine melodische Stimme, die den Ankunftsort bekanntgab, sondern nur eine Stockwerkszahl, in stilistisch armen Kaskow-Font in eine billige Legierung gestanzt. Eigentlich hinterleuchtet, aber nur noch ca. die Hälfte der Permadioden funktionierte. Versonnen betrachte Bruder Erland die kryptische "-8". Hier muesste es sein, und noch gen 25 Grad.
Er schob die Tuer des Korbes auf. Das Quietschen verhallte in den Tiefen der verwinkelten Streben. Direkt gegenueber blätterte alte Floureszenzfarbe von der kondensfeuchten Wand.
"Seltor C - Lag rbercich. Zut itt nur fur Befuglc".
Wer auch immer das sein mag dachte der Mönch amuesiert, als er tiefer die verwinkelten Korridore eintauchte.
Sackgasse. Schrott, eine alte Vakuumkiste und verschlissene Lichtleiter aufgetuermt an einer feucht glitzernde gruenschimmelnden Plasticretewand. Gerade noch hatte er ein paar alte Kuehlkammern passiert, die längst ihrer Funktion und Kupferleitungen beraubt, nun als im Vergleich zur Umgebung relativ trockene Lagerräume dienten. Er stand und lauschte. Monotones Tropfen, das Zischen in flackernder Agonie dahinsterbender Fusionsleuchten, entferntes Murmeln, eine schlagende Tuer, jedoch keine humanoide Laute in der Nähe.
Auch keine Kamera, zumindest keine fuer mein ungeschultes Auge identifizierbare.. Bruder Erland ging in die Hocke. Seltsam, das muesste es sein....Und der Boden ist eindeutig zu glatt und benutzt....
Nun fragen wir doch mal nach. Er machte kehrt und begab sich zum Schacht zurueck. Richtig, hier war eine Treppe nach unten. Gestank zog in Schwaden nach oben. Nun kommen wir von den Eingeweiden zum Anus der Station.... Bruder Erland stieg die schief hängende Treppe hinab ins Reich der Ausgestossenen und von der Stationsökonomie Ausgespieenen, die nur noch auf ein Wunder oder die Muellverwertung warteten. Hombors Juenger, und zwar die niedrigste Stufe. Aus der Dunkelheit kamen drei, vier kinder geschossen, in Lumpen und eines mit Geschwueren, die garantiert echt und nicht aufgemalt waren. Bei St. Hombor, durchschoss es Erland elend. Sofort bettelten sie ihn an "Vater, wir hungern...meine Schwester ist krank..." Bruder Erland verteilte ein paar Hartriegel ("Mutter Annas Beste - in Wirklichkeit zu Paste gepresster Madoc- Fischabfall, aber immerhin gehaltvoll) und ging langsam durch die Gänge, vorbei an Höhlen aus Plastiktueten und Isolierschaumbruchstuecken, hier und a ein Schluchzen, entweder von Kindern oder Erwachsenen, die sich der Hoffnungslosigkeit ergaben. Viele waren es nicht, verglichen mit Stationen wie Cumulus. Aber auch gab es die Fluechtlinge oder Reisende, die die Leistung fuer ein Shuttle hinunter oder gar fuer eine Passage auf einem Sprungschiff nicht mehr aufbringen konnten. Und die hier konnten nicht arbeiten, und fuer viele Bettler war nicht Platz auf Bazaar. Nur die gewitzten und Brutalen hatten die guten Plätze oben auf der Agora. Offiziell waren diese Menschen natuerlich nicht vorhanden, aber dort, wo sie zumindest temporär nicht verscheucht wurden. Jaja, das Geld des Imperiums floss natuerlich in die Zinsen der Reeves, um die Militärkredite aus der Kriegszeit abzubezahlen, oder die Aufbauleistungen auf Byzantium zu finanzieren. Und wer weiss, schon wieviel hier in der Administration versickerte. Tja und Valentinian, Geld fuer Vorhänge hast Du! Ich muss mit Remigius sprechen, wenn ich ihn wohlbehalten finde.
"Vater, Vater kommt hierher!" Ein Mädchen riss aufgeregt an seinem Arm, der wie zufällig ueber dem Zugang zu Erland spärlichen Habseligkeit lag. Unter dem Schmutz war sie huebsch, zweifellos wartete wohl später das Los der Prostitution, wenn sie nicht Glueck hatte anderweitig und besser dieser Lage zu entkommen. "Was ist denn, meine Kind?"
Sie zerrte ihn zu einem Häuflein Elend, das auf dem Boden wimmerte. "Sie haben Karl zusammengeschlagen! Un' "Die Dame" ist tot. Und sie haben ihn einfach mitgenommen!" Das Mädchen war den Tränen nahe. Bruder Erland kniete sich hin. Der Mann war alt, und ein Bein fehlte. Untauglich durch Arbeitsunfall... Sein Gesicht war ruiniert, der zahnlose Mund eingerissen, truebe Fluessigkeit sickerte aus einem zerstörten Auge. Muster? Nein, hier lohnte es nicht fuer sie. Aber wer dann?. Bruder Erland legte dem Mann die Hand auf, der vor Schmerzen stöhnte. Er war nicht mehr wirklich bei Bewusstsein, sein zerfetzter Umhang dunkel von Blut. Mit seinen knubbligen Fingern angelte er eine Schere aus seiner Kutte und zerschnitt den fleckigen Stoff. Hellrotes Blut mit Bläschen quoll aus dem Loch, dass eine Rippe in den Brustkorb gestanzt hatte. Allschöpfer im Himmel! Bruder Erland begann leise Mortius aufzusagen. Seine Umgebung verfiel in Stille und er selbst in Gebetstrance. "...in Deine Hände nimm seine Flamme!" Karl tat einen letzten röchelnden Atemzug.
Jemand sagte trocken "Er hats wenigstens hinter sich. Genauso wie sie"
Erland riss sich aus der Trance. Ihn schwindelte leicht, und Sterne tanzten vor seinen Augen, als er aufstand. Widerstandsloss liess er sich zur "Dame" fuehren. Geistesabwesend wurde er sich bewusst, dass sie sein Eigentum zu respektieren schienen, es war noch alles da.
"Hier" Abgearbeitete Hände wiesen auf eine Gestalt, die in einer Wandnische lag, neben einem Licht, das in einer Schale ranzigen Maschinenöls brannte. "Bitte Vater, sagt auch Ihr die Riten. Die Männer haben se nur kurz untersucht, und sin dann mit 'em Jungen abgezogen.´"
Resigniert schaut Erland auf die Verschiedene und setzte sich vor die Nische. Ehemals wohl sehr huebsch, aber wohl nicht seit kurzem hier. Leichenstarre, die demnächst, vor allem hier unten, in Verwesung uebergehen muesste. Sehr zarte Hände, vor Schmutz starrend. Bläulich verfärbte Lippen, ehemals braunes Haar. Bläulich? Bruder Erland öffnete vorsichtig den Mund. Die Zähne waren deutlich zu regelmässig und gut, die Farbe des Gaumens spiegelte eindeutig die Todesursache....
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Er lag auf dem Bett und ließ das Amulett zwischen den Fingern gleiten. Es war aus einem unscheinbaren grauen Stein gefertigt, fingerlang, und hatte annähernd die Form eines flachen Zylinders. Drei Kerben waren grob in die Oberfläche geschnitzt, und an einigen Stellen wirkte der Stein gläsern, als wäre er großer Hitze ausgesetzt gewesen. An der Unterseite war eine Stück des Amuletts abgebrochen und nur ein grober Stumpf übriggeblieben. Einzig die Fassung aus rostfleckigem Eisen und die dazugehörige Kette machten aus dem Stein ein Schmuckstück, aber alles in allem war das Ding weder kunstvoll noch schien es von irgendeinem materiellen Wert.
Doch es fühlte sich warm an.
Auf eine seltsame Art und Weise weich, als wäre es Fleisch.
Und er hatte es gespürt, in der stofflosen Dunkelheit, in der sein Bewußtsein dämmerte wenn sein Körper nicht ihm gehörte.
Es war in diesen endlosen Abgrund gefallen in dem Moment, als es seine Haut zum ersten Mal sanft berührt hatte.
Er hob es gegen das abgedimmte Deckenlicht und betrachtete das Schattenspiel an der scharfen Abbruchkante. Wohin führst du mich, fragte er stumm, und schickte den Gedanken zu dem Stein. Aber er prallte davon ab, zog sich auf der Oberfläche zusammen wie ein öliger Film und perlte ohne Resonanz ins Nichts.
Die Haut des Li Halan war gerötet gewesen, an der Stelle, auf der der Stein ruhte, seit er ihn von diesem Priester entgegen genommen hatte. Er wollte ihn nicht so dicht an seinem Herzen tragen, aber er hatte dieses Gefühl, diese Warnung, im Keim erstickt.
Das Amulett hatte ihn gerufen. Ihn. Nicht den anderen.
Es war wie ein Leuchtfeuer erschienen, auf das er zugeschwommen war und nun war sein Geheimnis nur eine Armeslänge von ihm entfernt. Er würde nicht zulassen, dass man es ihm nun wieder entrisss.
Er legte die Kette um den Hals und genoss die Schwere mit der der Stein sich auf seine Brust senkte. Schloss für einen Moment die Augen und dachte nach.
Seine Gedanken begannen, abzudriften. Da war Müdigkeit, der Körper war ausgezehrt und erschöpft, hatte zu wenig Schlaf gehabt und dann war da noch das kleine Intermezzo mit dem Kossacken gewesen. Hinter einem Schleier von Drogen wartete noch immer der Schmerz, und es würde nicht angenehm werden, wenn er seine Klauen wieder ungehemmt in sein Fleisch schlug.
Er lächelte. Nun, das würde nicht sein Problem sein. Wieder und wieder ging er seinen Plan durch, aber es gab zwei Faktoren, die er nicht einschätzen konnte.
Die Sternfahrerin.
Der Graf.
Seine Gedanken kreisten.
Das Duell.
Er musste....
Er zuckte zusammen und riß die Augen auf. Verflucht. Er durfte nicht einschlafen. Der Schlaf war sein Feind.
Ruckartig erhob er sich vom Bett und ging hinüber zu der Anrichte, auf der noch immer das Medkit lag. Augenblicke später flutete ein Aufputschmittel durch seine Adern und fegte die Schwäche davon. Besser. Aber wahrscheinlich würde das nicht reichen.
Er brauchte etwas anderes, und es war die Frage, ob es das auf der Station gab.
Und er mußte etwas herausfinden.
Zeit, aufzubrechen.
Er verließ die Quartiere und machte sich auf den Weg zur Agora.
-
Megan nickte Hawkins knapp zu. "Natürlich, aber lassen Sie die Station heil." Eigentlich war sie leichtsinnig nicht mitzugehen. Andererseits schien ihr Hawkins von Anfang an erstaunlich vertraut. Er erinnerte sie an jemanden. Nicht richtig, aber irgendetwas war an ihm, ein Detail.
Als sie sich zur Baronin umwandte registrierte sie deren Blick mit welchem sie den Sternfahrer bedachte. Im weißen Spotlight der Brückenbeleuchtung wirkte das ungewöhnliche Blau ihrer Augen besonders intensiv. Es lag Kälte darin, Distanziertheit - umkränzt von langen dunklen Wimpern. "Wie....Eis...." schoß es Megan durch den Kopf und es fröstelte sie leicht. Beklommen verschränkte sie die Arme.
"Nun, Baronin. Die Manmnschaft der Azara ist nicht besonders groß. Dieses Schiff lässt sich im Notfall auch von einer einzigen Person steuern. Derzeit besteht die Crew aus unserer Ingenieurin und mir." ...und Baron Enkidi als Bordschützen schoß es ihr durch den Kopf, doch sie verkniff sich die Bemerkung, hätte sie doch einen etwas zweifelhaften Eindruck hinterlassen.
"Ich suche gerade nach einem Piloten, der uns wieder aus dem System bringt. Mein letzter hatte gewisse charakterliche Schwächen..."
Ein schriller Ton vom Hauptdeck unterbrach die Sternfahrerin mitten im Satz. Megan fuhr zusammen und sah, wie erneut Daten über den Monitor ratterten. Schleuse zu Frachtraum B, Sensorenaktivität im Hauptgang, automatische Beleuchtung "on", Sensorenaktivität in der Luftschleuse - hastig schaltete Megan auf die Kameraüberwachung - und erhaschte den Blick auf eine dunkel gekleidete, schemenhafte Gestalt, welche die Azara in eben dieser Sekunde durch das Hauptschott verließ. Ein weiterer Knopfdruck brachte die Außenkamera auf den Monitor, doch die Gestalt war verschwunden.
"Scheiße!" entfuhr es Megan und sie hastete Richtung Hauptdeck.
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Als er erwacht, ist etwas ganz und gar nicht in Ordnung. Er hat geträumt, er sei verbrannt, ein Flammenwerfer habe ihn erfaßt und das Öl sei durch die Rüstung geronnen, habe ihn bedeckt wie Parasiten, wie Käfer oder Ameisen; auf Severus gibt es eine ganze Reihe Viehzeug, daß einem Safaris verleiden kann.
Er wischt sich über das Gesicht, wundert sich darüber, daß es naß ist. Er riecht nach saurem Schweiß, als wäre er krank. Möglich, aber unwahrscheinlich. Er wird nicht krank. Der Dschungel erzeugt das Schwarzwasserfieber, aber er ist dagegen immun. Immun gegen fast alles, was Soldaten nebenbei tötet, sein Immunsystem, soviel weiß er, räuberischer und tödlicher als das meiste, was andere Menschen umbringt. Noch ein Vorteil.
Ächzend richtet er sich auf, spürt, daß jeder Muskel schmerzt, wie es seit Edenya nicht mehr wehgetan hat. Alpträume? Woher das Fieber? Krämpfe vielleicht. Er schiebt die Beine über die Bettkante, steht auf. Über seiner Hüfte ist ein blau-schwarzer Streifen erblüht, die Umrisse der Panzerplatte sind sichtbar - so hart war der Hieb. Ras runzelt die Stirn. Dann sieht er die Spritze auf dem Bett, dem unberührten Kopfkissen. Leer.
Er hat den Attentäter geliefert. Andrei hatte es versprochen.
Im Schlaf. Als würde er protestieren. Als würde er je ungehorsam, oder gar widerstreben. Als würde er es können, selbst, wenn er wollte. Hatte Andrei ihm dabei zugesehen, wie er schwitzte? Wie sein Körper sich anpaßte. Was auch immer in seinem Blut und Fleisch geschah.
Wohl kaum. Der Graf war ein beschäftigter Mann.
Du mußt dich von dem Li Halan lösen, Ras - ja. Aber ihn das Duell nicht zuende führen zu lassen, das würde die Schuld nicht auflösen, würde den Haß nicht befriedigen.
Eine Massage und ein Bad später, läßt sich Ras wieder in den Panzer schnallen. Vielleicht gibt es andere Wege, die Schuld zu begleichen. Adlige legen ihre Streitigkeiten so bei. Aber er ist auch Kossacke, und er sucht die Konfrontation. Vielleicht läßt sich der Li Halan zu einer Dummheit hinreißen.
Und so kommt es, daß Ras Chandra sich vor dem Duell wieder in die zentralen Gebiete Bazaars begibt. Der Helm hängt wieder am Waffengürtel.
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Das Ganze wurde seltsamer und seltsamer... Bruder Erland liess seinen Blick traurig hinter den dicken Brillengläsern ueber das schäbige Lager aus einer alten Antriebsschutzdecke aus Aluplast, nun schon lange als Decke gebraucht, und das Sammelsurium improvisierten Gegenstände fuer den täglichen Bedarf in einer zerbrochenen Packschaumkiste schweifen. Ein abgebrochener Markierstift, ein zerfleddertes, ehemals gruenes Stoffeinhorn mit nur drei Beinen und einem Nasenloch, zwei verbeulte Näpfe, zwei zerfaserte Holzstäbe als Zahnbuersten(?), diverse Lumpen, ein abgebrochener Ultraplastträger als Dosenöfnner, schartige improvisierte Messer..
Dosenöffner?.. Ja richtig da lagen drei Dosen in der Ecke.
Nun, eine orthodoxe Totenklage hätte ihr vielleicht gefallen
Leise stimmte Bruder Erland den Choral 13,4 "Heimkehr ins Licht" an. Seine nicht besonders tonlagentreue Stimme hallte mit einem dunklen Tenor leise durch das Chaos aus Muell und Verstrebungen und Rohrleitungen und menschlichem Treibgut...
Schliesslich war er bei den Segnungen angekommen, vollfuehrte das Zeichen des Tores ueber ihr. Mit einem leisen Kinstern breitete er die bruechige Decke ueber sie, wobei das Einhorn und die oberste leere Dose zufällig und unauffällig in seiner Kutte verschwanden. "Und des Allschöpfer Gnade breite seine Schwingen auch ueber Euch und bringe Euch bessere Zeiten. Selbst in der tiefsten Finsternis kann sein Licht Euch leiten."
Die Erwachsenen starrten ihn dumpf an, während die meisten Kinder ihn mit grossen Augen anschauten. Lediglich eines bohrte mit schmutzigern Fingern in seiner Nase Haben sie eigentlich ueberhaupt schonmal vom IHM gehört? Nun, jedenfalls bin ich jetzt wieder in Uebung fuer Trauerfeiern - huete Deine gedanklich Zunge, Erland. Zynismus ist kein guter Weg, um mit Traurigkeit und der Situation hier umzugehen.
Innerlich seufzte er einmal und wandte sich an die Umstehenden. "Wenn Ihr sie vielleicht ein Stueck nach oben bringen könntet? Ich werde mit dem Krematorium sprechen. Und wenn sie weiter oben liegen, gibt es weniger Störungen und Gestöber, wenn die Purgers sie holen." Verhaltendes zustimmendes Murmeln von zwei Gestallten, weiter hinten im Halbdunkel.
"Und ich werde schauen, ob ich oben etwas fuer Euch erreichen kann". Ein hagerer Mann mit schiefer Nase trat hickend vor, und in einer Wolke aus fauligen Atem spuckte er nur ein "Bringt eh nichts" dem Mönch direkt vor die Fuesse.
"Wenn ich .." Der Mann unterbrach ihn mit einer Geste. Erland lief es den Ruecken hinunter Vorsicht! Er erinnerte sich dumpf an einen andere dunkle Gasse, weit in der Vergangenheit. Zwei Wochen Kirchenhospital hat ihn der Fehler damals gekostet.
"Wir wollen nicht, dass die nochmal zurueckkommen. Also, Priester, lass es gut sein. WIr bringen sie hoch. Keine Fragen, keine Anworten. Hier war nie jemand. Wir wissen von nichts."
Erland öffnete seine Lippen, beliess es aber dabei das seine Zunge sie nur befeuchtete. Fast wäre sie wieder einmal zu schnell gewesen.
"Gut. Das waren deutliche Worte. Mein Sohn, möge Dein Weg trotz allem gesegnet sein."
Bruder Erland drehte sich resignierend und erschöpft um, und drängte sich durch die ENge und den Unrat zurueck zur Treppe. Während sie unter seinem Gewicht erzitterte, stieg er langsam das schwankende Gebilde, dessen Rost wahrscheinlich nur noch durch Farbe zusammengehalten wurde, hoch. Nachdenklich wanderte er langsam zurueck zum Aufzug. Unterwegs schaute er die Dose an. Aylons alte Kuechenwunder. Feinstes Himbeerdessert. Die Dose roch allerdings seltsam. Allerdings, mit den spärlichen Brocken, die man da unten bekam, die schwerlich als Nahrung durchgingen und die jeglichen Geschmackssinn bereits zerfressen hatten, fiel der extrem schwache, aber charakteristische Geruch nicht auf.
Fast hätte er es ueberhört, aber dann schoss seine Hand blitzschnell zum Kolben. Erleichtert liess er die Waffe wieder loss, als vor ihm der nasebohrende Junge aus einem Riss in der Wandverkleidung kroch.
"Hallo..." Er zog seine Stirn kraus, während er kurz sinnierte"..Vater!" Erleichtert stiess er es hervor.
"Genaugenommen bin ich eigentlich nur ein Bruder."
"Bruder, wieso Bruder? Du bist doch schon richtig toll gross. Ich weiss aber, was Du willst. Komm" Er legte den schmutzigen Zeigefinger auf seinen Mund. Vom Mittelfinger war ein Glied abgerissen....
Drei Abbiegungen weiter lauschten beide. Es waren aber nur monotones Tropfen und das Scharren zweier wirklich grosser Schaben, die ueber den feuchten Boden flitzten, zu vernehmen.
"Es waren vier Kerle. Keine so rotzbunte Kleidung mit Abzeichen. Einfach nur dunkel und unauffällig. Die gehörten aber nach ganz oben, da wo die vielen Teppiche sind, und man das gute Essen organisieren kann.Guido haben sie einen Lappen vor die Fresse gehalten, dann fiel er einfach um. Karl wollte wissen, was sie da machen. Ihre Antwort war sehr deutlich."
Pfiffiges Kerlchen. Aber was die Scraver wohl aus ihm formen wuerde... dachte Erland wehmuetig. Der Junge beschrieb sie noch näher. Er hatte eine gute Beobachtungsgabe, aber eine Sprache, die einen Klosterbruder schamrot werden lassen wuerde.
"Danke. Ich werde vorsichtig sein" Der Junge fiel ihm ins Wort. Das ist verdammnich nochmal nicht alles. Er wies auf eine dreckstarrende Ecke zwischen zwei grossen Rohren, deren Verkleidung schon dem Zahn der Zeit oder der Bevölkung hier anheimgefallen war, und an denen Kondenswasser in grossen schwarzen Tränen herunterlief, fast als, wuerde sie um die verlorenen Unschuld hier unten weinen.
Im Dunkel verborgen lag eine Wartungsluke, die so rosting aussah, als wuerde sie nie wieder zu warten sein. Der Junge grinste breit, und riss einen Hebel herunter. Mit einem schwachen Quietschen öffnete sich langsam die Irisblende und gabe den Blick auf einen niedrigen Kriechgang, erfuellt mit kalten, öligen Nebel frei. "Hier kommt man hinter die Sackgasse..."
"Danke Junge. Ich komme später noch einmal wieder." Er kramte eine Schachtel aus seinem Rucksack. (Thetys Trauma Gilde. Semiaspirin20er.) Vielleicht könnt ihr das brauchen. Ein Strahlen lief ueber das Gesicht des Jungen. Er schoss davon. "Öh.." Bruder Erland schaute neugierig in den Schacht. Seine innere Uhr meldete sich, und er stöhnte auf. Später, er musste jetzt erstmal promenieren, dachte er ätzend. Ratlos schaute er den Hebel an. Nach oben? Ja, mit einem Zischen schloss sie sich. Der dicke Mönch machte sich auf den Weg nach oben.
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Jack machte gerade Anstalten, sich in den federnd gelagerten Sessel hinter den Geschützkonsolen gleiten zu lassen, als von der Brücke ein Alarmsignal schrillte. Irgendwo in den Tiefen der Denkmaschine wurde ein Sicherheitsprotokoll aktiviert, und mit einem Summen erwachte das Verteidigungssystem des Schiffes zum Leben. Das Geschütz ging im passiven Modus online, wartete auf eine Freigabe durch irgendeinen Code und auf einem seitlich angebrachten Bildschirm, einer von dreien, flackerte das Bild einer Außenkamera auf.
Jack drehte sich um, hastete zurück zur Brücke und sah gerade noch den Commander in der Luke nach unten verschwinden. Ein kurzer, fragender Blick zur Baronin, dann folgte er Commander Lindsey auch schon, glitt auf den Geländern der steilen Treppe ins Unterdeck und rannte weiter, dem Geräusch von Stiefeln auf dem stählernen Boden folgend. Sie war unterwegs zum Hauptschott, legte einen ordentlichen Sprint hin, und Jack holte sie erst draußen in der Landungsbay ein. Sein Blick irrte für einnen Moment suchend umher, die Hand lag auf der Waffe an seiner Seite.
"Was ist los?", keuchte er.
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"Ein Eindringling, denke ich", antwortete Baronin Elisabeth, "zumindest ist es das was ich einem hastigen Blick auf die Schirme und Commander Lindsays Reaktion entnehmen konnte", während sie sich gleichzeitig ärgerte, dass sie ihre Leute angewiesen hatte auf sie zu warten. Ob sie so schlau waren einer vom Schiff davoneilenden Person zu folgen war ungewiss, eher nicht, sie waren zu sehr zum Gehorchen erzogen worden. Eines Tages muss ich etwas dagegen tun. aber nicht jetzt. Erstmal will ich wissen was hier los ist. Ein Eindringling in einem bestens gesicherten Schiff gefällt mir ueberhaupt nicht! Sie warf einen bedauernden Blick rundum im Kontrollraum, gerne hätte sie sich das alles hier näher angesehen, aber nun war anderes wichtiger. Sie fluchte ungehalten ueber ihre Kleidung, die zwar huebsch und ihrem Rang angemessen, zum schnellen Laufen aber absolut ungeeignet war, während sie ihr Kleid raffte und dicht hinter Hawkins hinter der Commanderin hereilte. Eine fluchende Baronin, na wunderbar. Ich möchte nicht wissen was dieser Hawkins von mir hält, oder weitererzählt, aber was solls. Soll man mich eben fuer wunderlich halten, das ist immerhin mal etwas neues. Aber was ein Glueck, dass ich nicht zu diesen bequemen Schreibtischadligen gehören, und was ein Glueck, dass ich so klug war eine Waffe mit zu nehmen... . Wer oder was ist dieser Eindringling? Entweder der Li Halan ist heisser als ich dachte, oder aber Jemand hat es allgemein auf Schiffe abgesehen. Egal was, ich will es wissen!
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Etwa eine Stunde später kehrte er in die Quartiere zurück und war nicht sonderlich erfreut über das, was er herausgefunden hatte. Was er nicht herausgefunden hatte. Entweder die Scraver dieser Station waren besonders unfähig, oder es gab einfach nichts über diesen Mann in Erfahrung zu bringen. Er schnaubte. Wie er es hasste, auf Stümper angewiesen zu sein.
Die Quartiere waren leer, keine Spur von dem Diener oder dem Knappen.
Commander Lindsey war ebenfalls noch nicht zurück, das war gut – für den Augenblick. Um sie würde er sich später kümmern.
Er ging in seine Suite, setzte sich für einen Augenblick in einen der Sessel, die versuchten bequem zu sein, seinem Anspruch an Luxus aber nicht im mindesten entsprachen. Wie alles hier.
Nun ja, wenigstens war er nicht gänzlich erfolglos gewesen.
Dieses kleine Detail machte ihm die Station schon fast sympathisch; sie hatte nicht alle ihre schlechten Angewohnheiten aus der Zeit vor den Kriegen abgelegt. Es hatte eine Weile gedauert, einen Händler zu finden, noch dazu jemanden, auf dessen Diskretion man vertrauen konnte. Aber der Firebird öffnete noch jede Tür in dieser Welt.
Er betrachtete das Farbenspiel in dem kleinen Fläschchen. Smaragdgrün. Es gab keine edlere Farbe.
Nur eine Dosis des kostbaren Stoffes, also mußte er genau abwägen, wann er sie einsetzen würde. Bis dahin verschwand sie in einem kleinen unscheinbaren Fach am Waffengurt.
Ein dezenter Signalton erklang von der Tür. Besuch.
Es war Itaru.
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Schwer atmend kam Megan im Hangar zum Stehen. Suchend blickte sie sich um, doch die Halle, von welcher drei Schleusen abführten war leer. Sie konnte nicht einmal ausmachen, durch welchen der Ausgänge der Eindringling geflohen sein musste. Wütend strich sie sich durchs Haar.
Es war sinnlos. Er war entkommen.
Erst jetzt bemerkte sie Hawkins, der an ihrer Seite auftauchte. Doch anstatt ihm zu antworten steuerte sie wieder auf die Azara zu. Wie konnte das nur passieren? Das Schiff verfügte über ein ausgeklügeltes Sicherheitssystem. Sie hätte nicht gedacht, dass man ohne die entsprechenden Codes hineingelangen konnte, zumal eine Registrierung vorliegen musste.
Einen Augenblick überlegte sie, ob es nicht doch Glenda gewesen sein konnte, doch so unkommunikativ ihre Ingenieurin sein mochte, hätte sie der Brücke zumindest einen kurzen Besuch abgestattet, allein um nach dem Rechten zu sehen. Im Übrigen hätte sie garantiert nicht den Alarm ausgelöst.
Zurück im Schiff prallte sie beinahe mit der Baronin zusammen, die sich gerade im Eilschritt und gegen ihre Kleider kämpfend den Gang entlang mühte.
"Verzeiht, Baronin, aber ich muss prüfen, was hier vorgefallen ist. Offenbar ist jemand unrechtmäßig in die Azara eingedrungen. Ich kann es einfach nicht glauben!" Ihr Gesicht war inzwischen rot angelaufen, wobei sich nicht recht ausmachen ließ, ob vor Zorn oder Anstrengung.
Systematisch begann sie, die Räume abzusuchen. Es war ihr schleierhaft, wie sie den Eindringling hatten übersehen können. Er musste schon vor ihnen hier gewesen sein. Sie durchstreifte die Frachträume, dann die Passagierunterkünfte, den Maschinenraum und die Messe. Nichts! Keinerlei Auffälligkeiten. Enkidis Kabine nahm sie genauer in Augenschein, doch vor der Baronin, die ihr jetzt zu folgen schien wollte sie nicht zu auffällig spezielle Stellen untersuchen.
Schließlich gelangte sie von einer weiternen Treppe, welche ebenfalls zur Brücke führte wieder hinauf. Sie betrat ihre eigene Kabine und bemerkte gleich, dass jemand hier gewesen war, obwohl sie nicht genau erklären konnte, warum. Dann fiel ihr Blick in die Ecke hinter dem Schreibtisch und ihr Herz setzte einen Augenblick aus.
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Sie war immer noch dabei sich den Kopf über ihren neuen Auftrag zu zerbrechen. Er barg erhebliche Risiken. Es waren ihr entschieden zu viele Faktoren, die sich ihrer Kontrolle entzogen. Nur verschwommen wurde ihr bewusst, das sie zu gerne gewusst hätte woher die Informationen stammten. Doch das war jetzt nebensächlich. Sie musste es, vielmehr IHN in die Finger bekommen. Diese Technologie ging beiweiten über ihr Verständnis hinaus. Aber auch das war nebensächlich. Offensichtlich funktionierte es. Wie auch immer. Darum würden sich andere kümmern, sofern sie es sicherstellen konnte.
Julian erschien in der Tür und verneigte sich. Er gab Ihr zu verstehen das es Zeit wäre. Sie verstand. Ein Blick an ihr herunter stellte sie nicht sehr zufrieden, aber für den Priester würde es reichen. Irgendwie war sie nicht richtig in Stimmung. Er schien plötzlich so unwichtig zu sein. Kurz überlegte sie sogar den Termin ganz abzusagen, aber das würde wohl doch zu sehr auffallen.
Ein kurzer Seufzer und sie begab sich auf den Weg Richtung Kirchensektor. Sie hoffte nur das Treffen so kurz wie möglich halten zu können.
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Die Baronin bemerkte wie unwohl die Commanderin sich in ihrer Gegenwart zu fuehlen schien, ausserdem wusste sie, wie sie sich selbst an ihrer Stelle fuehlen wuerde und diese Kleidung ist wirklich entsetzlich zum Laufen, also ueberlegte sie sich rasch einen Vorschlag: "Commanderin, wenn ich Euch helfen kann, so meldet Euch bei mir. Bei der Suche nach etwas, dass diese Person entfernt haben könnte, kann ich natuerlich nicht helfen, aber ich habe gute Verbindungen bei der Stationssicherheit, vielleicht gibt es Aufzeichnungen der Ueberwachungskameras. Ausserdem haben meine Leute nichts zu tun, solange meine Fregatte repariert wird, ich könnte euch gut und gerne Leute fuer Ueberwachung, Suchaktionen oder ähnliches zur Verfuegung stellen. Sobald euch klar ist was Ihr benötigen solltet meldet euch bei mir, fuer meine Leute ist das besser als untätig herumzusitzen und eventuell Kneipenschlägereien anzufangen.
Aber ich habe eine Frage an Euch in eigenem Interesse, ehe ich Euch in Ruhe Euer Schiff durchsuchen lassen: hat diese Person etwas gezielt hier gesucht, oder denkt ihr, dass sie es allgemein auf Raumschiffe abgesehen hat?" Äusserlich ruhig, aber inenrlich gespannt blickte sie die Commanderin abwartend an, bereit jede unbewusste Regung ebefalls zu bemerken.
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Der Baron empfing seinen Knappen mit einem ausdruckslosen, fast gelangweilten Gesicht. Er winkte ihn mit einer vagen Handbewegung herein, stand aus dem Sessel auf und ging ein paar Schritte im Raum auf und ab.
Itaru nahm Haltung an und verbeugte sich respektvoll.
"Ihr seid schon zurück, sire?"
Der Baron blieb stehen, wandte dem Knappen aber den Rücken zu.
"Ja. Was gibt es?"
"Ich bringe Nachricht von Hauptmann Ras Chandra Decados, mylord. Wegen des Duells."
Der Kopf des Barons drehte sich leicht zur Seite. Seine Brauen hoben sich erwartungsvoll, und Itaru trat vor, um ihm ein versiegeltes Schriftstück zu überreichen. Ein dünnes Lächeln huschte über die Züge seines Herren, als er es entgegennahm. "Ah, ja."
Itaru verharrte, um auf die weiteren Anweisungen seines Herren zu warten, aber ihm war nicht wohl dabei. Er war noch nie Zeuge eines Duells gewesen, sein Vater hätte das nie erlaubt. Nun war er Sekundant, und allein die Vorstellung, seinen Herren gegen eine dieser alptraumhaften Decados-Schöpfungen kämpfen zu sehen, ließ ihn schwindeln. Er betete zu allen Heiligen, dass in dem Brief nicht das stand, was er fürchtete, Kampf bis zum Tod.
Mit einem Mal wich alle Farbe aus dem Gesicht des Barons und Itaru hielt die Luft an. Nein.
"WAS?", schrie der Baron plötzlich. "Erstes Blut?"
Er griff blindlings das erste, dessen er habhaft wurde, ein Stuhl aus dunklem Holz, und schleuderte ihn mit einem wütenden Brüllen gegen die Wand, wo er in tausend Stücke zerbarst.
Itaru schrak zusammen, stand für einen Sekundenbruchteil einfach nur da, die Augen geweitet und mit geöffnetem Mund – vollkommen verblüfft. Das Pergament torkelte zerknüllt zu Boden.
"Erstes Blut...!"
Der Baron tobte vor Zorn, schlug die Faust so hart auf den Tisch, dass das schwere Holz ächzte. Sein Gesicht war gerötet, die Lippen schmale, bebende Striche. "Dieser elende Bastard", stieß er hervor.
Itaru sog hörbar die Luft ein. Noch nie –niemals– zuvor hatte er einen solchen Ausbruch von Emotion bei seinem Herrn erlebt, und er senkte hastig den Kopf, um den Gesichtsverlust des Barons nicht noch zu vergrößern.
Er wußte nicht, wie er sich in dieser für ihn vollkommen befremdlichen Situation verhalten sollte und blieb einfach starr stehen, den Blick betreten gesenkt. Sicherlich würde er sich gleich wieder beruhigen.
Der Baron schnaubte, verfiel dann in brütendes Schweigen. Itaru starrte immer noch auf den Boden. Sollte er etwas sagen? War das angemessen? Er durfte sich nicht einmischen. Oder doch?
"Aber ist das nicht ein Vorteil, Herr?" rutschte es ihm plötzlich heraus.
Der Kopf des Barons zuckte herum und ein finsterer Blick durchbohrte den Knappen.
"Erstes Blut ist zum Vorteil des schnelleren Kämpfers" fuhr Itaru hastig fort, "und das seid Ihr, gewiss." Er hob den Blick und es lag etwas Hoffnungsvolles darin; Bewunderung?
Der Baron trat vor Itaru und musterte ihn eindringlich, aus schmalen Augenschlitzen. Seine Kiefermuskeln arbeiteten.
"Ihr werdet gewinnen, Herr." Itarus Lächeln war überzeugend geplant gewesen, vielleicht stolz, aber etwas im Blick des Barons machte es klein und unsicher. Dann ging alles sehr schnell.
Die Augen des Barons flackertenden, entbrannten für den Bruchteil einer Sekunde in maßlosem Zorn und er –
Schlug Itaru. Ins Gesicht.
Itaru erstarrte.
Hörte die Worte seines Herren durch das Rauschen von Blut in seinen Ohren.
"Du elender kleiner Wurm, Itaru. Du weißt nichts. Gewinnen?"
Schmerz brannte auf Itarus Wange, aber das war nichts, nichts im Vergleich zu der Scham, die seine Brust zusammendrückte, die zutiefst veletzte Ehre die aufschrie und sich wand. Seine Hände ballten sich zu weißen Fäusten, der junge Körper bebte vor Anspannung, dem verzweifelten Versuch, nicht die Fassung zu verlieren. Er senkte den Kopf, wollte, durfte, nicht in die Augen des Mannes sehen, der ihn so gedemütigt hatte.
"Natürlich werde ich gewinnen, Junge. Darum geht es nicht."
Die Stimme des Barons senkte sich zu einem kaum hörbaren Zischen und er packte Itarus Kinn zog sein Gesicht hoch und zwang ihn, ihm in die Augen zu blicken.
"Aber ich will nicht die Ehre. Ich will seinen Kopf. Sein Blut."
Der Griff wurde fester, schmerzhaft.
"Verstehst du das, Itaru?"
"Zurück", presste Itaru hervor. "Beim Propheten, zurück mit Euch." Seine Augen glänzten.
Der Baron lächelte kalt und lockerte seinen Griff. Itaru wich zurück. Seine Kehle war zugeschnürt und er spürte, wie er zitterte. Das war nicht geschehen. Das war nicht geschehen. Die Wange brannte. Das war geschehen.
Er starrte den Baron an und wollte nur noch fort von hier.
Das Lächeln seines Herrn wurde schmal.
"Verschwinde", sagte er, mit einem bösartigen Lauern.
"Geh in die Kirche und bete.....
..... für mich."
-
Megan zog eine Braue hoch. Ja, was hatte diese Person hier gesucht. Ihr Blick wanderte wieder zurück in den Raum und blieb an dem Teppichboden hängen, der neben dem Schreibtisch in einer Ecke leicht abstand.
Es wäre ihr nicht einmal aufgefallen, wenn nicht unter genau dieser Stelle eine Metallplatte gelegen hätte, die sich abschrauben ließ - wie zahlreiche andere Metallplatten in der Azara -, und unter einer dicken Schicht an Kabeln und Dämmstoffen einen Zwischenraum von nicht unerheblicher Größe verborgen hätte. Und Megan wusste, dass sie an eben dieser Stelle den Teppich immer besonders sorgsam fixierte und glättete.
Megan zwang sich, noch anderen Stellen im Raum einen ähnlich intensiven Blick beizumessen und unterdrückte den dringenden Wunsch, auf der Stelle nachzusehen, was alles fehlte. Es wären keine Verluste in dem Sinne gewesen. Sie kannte den Inhalt der staubigen alten Bücher - Schriften über außerirdische Rassen, über die wiedergeborene Sonne und verbotene Technologien. Der Diebstahl des Kristalls wäre schon schmerzlicher zu verkraften gewesen, aber auch seine Daten hatte sie größtenteils verinnerlicht.
Doch was würde geschehen, wenn das Wissen um dieses geheime Lager an die flaschen Ohren geriet? Sie hatte bereits einen Avesti auf dieser Station gesehen. Sie käme in Teufels Küche, zweifelsohne. Doch das war nicht das Schlimmste. Sie würden die Azara auseinandernehmen und so gut die Verstecke verborgen sein mochten. Bei einer Zerlegung des Schiffes kämen sie alle zu Tage, und dann...
Megan unterdrückte die aufkeimende Angst. Sie schluckte, doch ihr Mund war trocken. Mit rauher Stimme wandte sie sich an die Baronin.
"Danke, Baronin Hawkwood, für diese überaus großzügige Geste.. Ich denke, ich werde mir zunächst einen Überblick über den Schaden machen, doch wie ich die Lage einschätze, schien der Eindringling nicht an dem Schiff interessiert. Zumindest hat er die Brücke nicht betreten. Meine Kontrollsysteme hätten das angezeigt."
"Allerdings.... fehlen einige Wertgegenstände, wie ich bedauerlicherweise feststellen musste..." fügte sie hinzu und bemühte sich, ihre Stimme fest klingen zu lassen.
"Ich muss das umgehend dem Baron melden. Es tut mir leid, dass diese Führung derart ins Wasser gefallen ist. Aber ich möchte Euch nicht weiter damit belasten..." Doch in Gedanken hing Megan schon wieder an dem Teppich. Ihr Versteck war entdeckt worden. Sie war aufgeflogen.
Sie musste zu Enkidi. Sie musste herausfinden, wer hier herumgeschnüffelt hatte - und was er wirklich wollte.
-
Die Blicke des Pöbels saugen sich an ihm fest, immer wieder, manche Leute erbleichen, andere legten die Hand vor den Mund. Mütter und Ammen ziehen ihre Kinder aus dem Weg, als sie seiner ansichtig werden. Jeder spürt, daß er nicht mehr unter die Menschen zählt. Ras begrüßt das. Es macht vieles einfacher, unkomplizierter, er muß das Spiel der Etikette und Höflichkeit nicht mehr spielen - er hat es nie beherrscht, das zu leugnen wäre Heuchelei.
Als das Gewühl dichter wird, nimmt er den Helm vom Gürtel und läßt ihn wieder an den Schulterteilen einrasten. Ein Klicken und Zischen, und Ras atmete wieder gefilterte Luft. Das Visier schränkt seinen Blick nicht ein, die Verspiegellung gewährt ihm auch die periphäre Sicht, das Material filtert die Farben, dämpft, läßt aber auch stärker hervortreten. Die Ausrüstung ist wirklich gut geplant, gut gearbeitet, jemand hat sich Gedanken gemacht. Die Bauern mögen mit Hacken und Sicheln in die Schlacht geschickt werden, nicht aber die Kossacken.
Die Leute starren ihn noch immer so an, aber ihre Blicke gleiten jetzt an seinem Visier ab, an der Rüstung, wie Wassertropfen, die ihn nicht mehr berühren können. Keine der ausgelegten Waren interessiert ihn - die Leute spritzen vor ihm auseinander, als sei er ein Dämon, der nur um ihrer Seele willen gekommen ist.
<Jevgenii.>
<Hauptmann.>
<Bereite alles für ein Duell vor. Um Mitternacht. Frag jemanden aus dem Gefolge des Grafen, was beachtet werden muß.>
<Schon geschehen, Hauptmann.>
Ras zögert, neigt amüsiert den Kopf. Jevgenii hat Initiative, anders als Boris, der wie ein Hund darauf wartet, auf etwas gehetzt zu werden. <Du arbeitest hart an einer Beförderung.>
<Zur Ehre der Mantis, Hauptmann.> Die Stimme klingt amüsiert.
Auch seine Floskeln beherrscht Jevgenii gut. In fünf Jahren wird er gefährlich werden, denkt Ras. Aber nein, nicht, wenn Andrei ihm tatsächlich das Serum gespritzt hat. Und in fünfzig Jahren wird Jevgenii nicht mehr da sein.
Der Hangar kommt in Sicht. Ras meint zu spüren, wie Jevgenii horcht, darauf wartet, daß das Gespräch fortgeführt wird. Er schließt die Verbindung und geht weiter.
Schwarz gekleidete Decados-Soldaten bewachen den Hangar, wo die >Marquis Ivan< angedockt ist, Andreis Frigatte, die früher seinem Sohn gehörte und nach dessen Tod an Andrei zurückgefallen ist. Sie hat einen neuen Namen erhalten, nach Andreis verstorbenem Sohn, der von einem abtrünnigen Leibwächter im Blutrausch umgebracht worden war. Innen war sie völlig umgebaut worden - Ivan hatte die Frigatte als fliegenden Palast konzipiert, mit mehr Quartieren für Lustsklaven und exotischen Tieren als Soldaten. Der künstliche See wurde trockengelegt, das Kasino ist noch immer ein großer Saal, aber einer, den Andrei auch für andere Dinge verwendet, seine Fechtstunden, etwa, oder als Ballsaal für kleine Empfänge. Ras schreitet durch die Gänge, die Soldaten salutieren, die Techniker senken den Blick, klopft zuletzt an eine Tür.
Die Tür öffnet sich. Der schmale graue Mann sitzt an seinem Schreibtisch, die Uniform ist akkurat geknöpft, das gedankenvolle Gesicht wendet sich ihm zu. "Hauptmann."
Er salutiert und löst den Helm, nimmt korrekte Aufstellung. "Sir."
Der Jakovianer lehnt sich zurück. "Womit kann ich Euch ... dienen, Hauptmann?"
Der Mann ist kein Adliger, aber innerhalb der Jakovianer trägt er einen höheren Rang. Zwei Hierarchien, die alle Geschäfte innerhalb des Hauses verkomplizieren. Ras hält sich an die Ränge innerhalb der Agentur. Einfacher.
"Ich habe Baron Enkidi Li Halan zum Duell gefordert."
Der Jakovianer nickte.
"Während unseres ersten Waffenganges hat der Baron bemerkenswerte Fähigkeiten gezeigt." Ras' Lippen sind schmal. "Ich ersuche Euch, mir weitere Informationen zu ihm zukommen zu lassen, Sir."
Der Jakovianer wiegtbedächtig den Kopf. "Ich denke nicht, daß es Euch bewußt ist, Hauptmann, aber auf Bazaar befinden sich einige höchst interessante Individuen."
"Wie der ehemalige Beichtvater eines Decados?"
Der Jakovianer macht eine zustimmende Geste mit der linken Hand. "Benötigt Ihr diese Information mittelbar oder unmittelbar, um Eure Pflicht zu erfüllen, Hauptmann."
Verfluchte Dienstvorschriften. Aber hat Andrei nicht gesagt, er solle sich lösen. Das war ein Befehl.
"Um einem Befehl des Grafen nachzukommen, Sir."
Der Jakovianer nickt, legte die Hände flach auf den Schreibtisch und erhebt sich mühsam, dann hinkt er mit einem steifen Bein zu einer Truhe hinüber. Einige Berührungen der Oberfläche, die keinen Sinn ergeben, dann öffnet sich die Truhe lautlos und wie von selbst, im Inneren blinken Lichter. Eine Denkmaschine?
"Ich werde Euch über Funk verständigen, Hauptmann."
Ras salutiert, tritt zurück und verläßt das Schiff.
-
Der Knappe schlich hinaus wie ein geprügelter Hund, und der Anblick war ausgesprochen erbaulich. Trotzdem erstarb das Lächeln auf seinen Lippen, kaum dass sich die Türen des Schotts geschlossen hatten.
Erstes Blut. Wieder kochte die Wut in ihm hoch, aber er zwang sie zurück. Die Situation hatte sich geändert. Das war ärgerlich, aber Fakt. Er würde sich darauf einstellen.
Er starrte aus dem Panoramafenster in die sternendurchwirkte Finsternis des Alls. Er mochte dieses Fenster. Lieber als das andere, das auf den Planeten blickte. Es lag Ruhe in der nächtlichen Schwärze. Stille. Vertrautheit. Und sie war endlos weit, ohne Mauern und Grenzen.
Er verzog missmutig das Gesicht, als seine Gedanken wieder begannen, um das Problem zu kreisen. Nun, hier würde er die Lösung nicht finden. Er brauchte Ablenkung.
Erneut ließ er die Gemächer hinter sich und verließ den Sektor, wanderte zum Herz der Station und tauchte in das quirlig pulsierende Leben auf den zentralen Arkaden.
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Darauf zu warten, daß die Jakovianer ihre Schnüffelarbeit erledigen hat etwas einer Pause zwischen zwei Artillerie-Angriffen. Ras spürt die Ungeduld in jeder Faser seines Körpers, spürt, daß er schwitzt und ihm gefällt der Gedanke nicht, daß er angeschlagen ist von dem, was in seinen Adern kreist.
Keine Ruhe. Keine Pause. Er ist ein Kossacke und es gehört mehr dazu, ihn außer Gefecht zu setzen als das. Das Leben ist Krieg, jeder Frieden, jede Ruhepause ist nichts weiter als die Ruhe vor dem Sturm. Wachsam bleiben, die Gelegenheiten erkennen.
Er tritt zurück, kehrt aus der >Marquis Ivan< auf Bazaar zurück, geht durch diese Sektion der Station, als habe er ein Ziel, einen Weg, aber sein Körper geht, während es in seinem Geist arbeitet. Es ist kein Marschieren, aber auch kein Spaziergang. Rastlos.
Drüben bei einem kleinen al-Malik Explorer scheint Unruhe ausgebrochen zu sein. Er kommt näher, keine Neugierde, eher Wachsamkeit.
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"Schon gut, das ist nicht der Rede wert und ja vor allem nicht Eure Schuld Commanderin! Immerhin habe ich ja die Bruecke besichtigen duerfen," sie lächelt leicht und das ist und bleibt das Herz eines jeden Schiffes "nun sind andere Dinge wichtiger. Berichtet dem Baron von meinem Angebot, wenn es gebraucht werden sollte, so sind meine quartiere hier ja bekannt. Meine Empfehlung an den Baron. Und Euch wuensche ich, dass die wichtigsten Dinge noch immer vorhanden sind. Vielen Dank fuer die Fuehrung bis hierher auf alle Fälle. Ich hoffe wir begegnen uns noch einmal, nehmt ews mir nicht uebel, aber ich finde es oft einfacher mit Sternenfahrern zu sprechen, als mit anderem Adel." Sie gestattet sich ein leicht zynisches Lächeln und empfiehlt sich dann mit einem leichten Kopfnicken.
Schnellen Schrittes eilt sie dann in Richtung ihrer eigenen Fregatte durch den Hangar, ihre Leute im Laufschritt hinter sich wissend. Es schadet nichts den Systemen an Bord der Felizitas trotzdem einem Test zu unterziehen. und nach den Verwundeten kann ich auch gleich schauen. hoffentlich konnte Sophia inzwischen auch etwas erreichen.
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Was ging da unten eigentlich vor sich?. Versonnen starrte er auf das Muster auf dem Boden des Liftes, ohne sich um das Knäuel an Personen, das sich in der durchaus geräumigen Kabine drängte, zu kuemmern. Eine melodische Frauenstimme ertönte, fast mit einem Tonfall von Laszivität "Ebene 4. Kommandatur, Kapelle des Paulus, Schwimmhalle, die Restaurants.." Bruder Erland schaute auf, blendete den Rest der Ansage jedoch aus. Seltsam, dass es fast immer die selbe Frauenstimme zu sein scheint. Wer sie wohl war, und wann sie gelebt hatte? Er liess sich mit dem Strom aus der Kabine gleichsam ausspeien, löste sich aus dem Gedränge und eilte zum Sektor D. Nachmittags war es hier zu voll, eindeutig. Der charakteristische Geruch des Sektors drang unter seine Nasenfluegel, gerade heute und jetzt konnte er jedoch absolut keine Freude daran empfinde. Huelsen, und Tand, ja, Gebärden und Riten konnte hilfreich sein, zu ihrer rechten Zeit. Manchmal lagen jedoch die Prioritäten falsch. Sowas durfte er hier natuerlich nicht so offen aussprechen.
Als er in das kleinen, abseitig gelegenen Eskatonikerbereich eintrat, schaute Hildegunn auf. Ein Schatten schien beinahe ihre Augen verdunkeln. Verärgerung? Worueber? schoss es Erland durch den Kopf.
"Bruder, keine neuen Nachrichten fuer Euch" sagte sie knapp und abgehackt.
"Vielen Dank, Hildegunn." Mit einem Blick auf seine Kutte, besonders den beschmierten unteren, bereits vereinzelte Fransen zeigenden unteren Rand, der undeutlich bezeugte, wo er gewesen war. "Ich muss mich kurz frischmachen, ich hoffe die Baronin Justinian ist nicht zu frueh. Ich bin sofort wieder da."
Wenige Minuten später stand unter einem Wassernebel, sparsam erzeugt aus Hochdruckduesen. "Bei St. Mantius, wie er diese plastikerösen Pseudoduschen auf Schiffen und Stationen hasste. Wasserersparnis hin oder her, es ging doch nichts ueber eine kalte klare Quelle in den fruehen, noch halbdunklen Stunden. So etwas belebte und kasteite wenigstens. Betruebt schaute er an sich herab. Er ging schon wieder aus dem Leim. Hoffnungslos, sein verd...Familiengeschlecht, das war der von Ausschweifungen gezeichnete Vater, den er in persona nie offiziell getroffen hatte.. Das Wasser versiegte völlig, und mit einem Klicken ging die Dusche in den Trockenfönmodus. Die Folge war, dass ein Bein bruehheiss wurde, während die Anlage wohl der Meinung war, seine linke Schulter muesse nun in die Tiefkuehltruhe.
"Technik.." er stieg aus der Dusche, nahm seine Kleidung und Ausruestung vom schiefen Carbofaserstuhl. Seine Kutte hatte mit dem Saum in eine Seifenwasserschuessel gehangen. Zweifelnd schaute er den dunkelfeuchten Rand an. Sauberer, ja. Kurzentschlossen heilt er den Saum fuer einen Moment dorthin, wo eben noch sein Bein war, das jetzt noch krebsrot protestierte. Ja, so musste es gehen. Er brauchte ja zum Glueck sowieso nicht modisch mithalten. Was Gabriel wohl gesagt hätte, wenn einer seiner Kammernovizen mit so einem Mantel bei ihm aufgetaucht wäre. Amuesiert dachte er an die Gelegenheiten zurueck, wo sich das engelsgleiche Gesicht rot ueberzogen hatte, und der Bischof sich mit etwas Muehe unter Kontrolle hielt. Sowas war selten genug vorgekommen, er hat meisten sein unschuldiges engelsgleiches Anlitz zu jeder Zeit bewahrt. Natuerlich hätte er einen solchen Novizen nur kalt abgebuegelt und eventuell zu unerfreulichen Tätigkeiten wie das Reinigen der Heiligenbilder in des Bischofs Sammlung mit einer Marderhaarzahnbuerste versetzt.
Er zog die Gurte fest, ordnete die Ausuestung und glättete die Kutte, strich sich einmal ueber die Tonsur, und begab sich wieder nach vorne, zum wundervollen Planetenmodell. Gerade wollter wieder einmal seine Blicke dorthin richten, um sich vor dieser Promenade meditativ sammeln zu können, als es auch schon am Schott läutete.
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In dem Betrieb des Hangars bewegte sich etwas mit außergewöhnlicher Zielstrebigkeit und Eile - auf ein anderes Schiff zu.
Was der Jakovianer gesagt hatte, klang wieder nach. Andere interessante Individuen. Da Adlige als erstes geprüft wurden und die Gestalt unzweifelhaft dem Adel zuzurechnen war, wie sie einen Rattenschwanz Bedienstete hinter sich herzog ("Das Wort Herzog, Ras, leitet sich davon ab, daß er vor dem Heer zog", hört er eine Stimme aus seiner Kindheit, als geglaubt hätte, er werde Severus nie verlassen), die Qualität ihrer Kleidung, aber nicht zuletzt die überaus aufrechte und stolze Haltung, und, ja, die Bewaffnung.
Ras näherte sich wie eine Gewitterfront, schob sich so zwischen sie und ihr Ziel, daß sie ihn passieren mußte. Eine Provokation, vielleicht, aber so überließ er es ihr, ihn anzusprechen.
Hawkwood. Die Farben verrieten es, aber auch der Schnitt des Gesichtes, diese starre Würde, die die Angehören des Imperators an sich hatten, mochten sie sich innerlich auch mit der Frage zerfleischen, ob Alexius noch einer der Ihren war. Mochte sein eigener Bruder gegen ihn intrigieren, nach außen immer dieselbe Fassade aus Eis. Aber er konnte nicht leugnen, daß ihn das Haus fasziniert. Er hatte guten Grund.
Sie kam näher. Ein blasses Gesicht, schwarzes Haar dazu. Keine junge Frau mehr, nicht das Einfältig-Schöne, daß den jungen Damen anhing und das ihn immer geekelt hat. Zumindest mußte er dieser Tage nicht mehr so tun, als respektierte er sie. Einem dumpfen Kossacken sah man solche Fehltritte nach.
Sie kam noch näher. Der Blick ...
Unter dem Helm verengten sich Ras' Augen, gedankenvoll, da war etwas, das aus den Tiefen seines Gedächtnisses aufstieg, und er ging im Geiste die Kriegsgefangenen durch, die Adligen und Angehören des Hauses Hawkwood, und dann die Familie und den weiteren Familienhintergrund einer bestimmten Hawkwood. Patricia war, wie er, nie wichtig gewesen, nie wichtig geworden. Warum man sie nach Severus verschachert hatte, hatte er nie erfahren, aber er vermutete, es sei die Bestrafung für eine ungehorsame und störrische Tochter gewesen, oder vielleicht hatte sie einen Geliebten gehabt, der nicht von Stand gewesen war. Also Verwandtschaft. Hawkwood waren ja wirklich miteinander verwandt, dachte er mit einem Anflug von Spott.
Die kalten, blauen Augen, ausdrucklos im kühlen Gesicht, wie zwei delphische Eissaphire. Delphi? Er hatte solche Augen schon einmal gesehen, auch den ungewöhnlichen Kontrast zu dem tiefschwarzen Haar. In einer Linie der Hawkwood kam diese Kombination häufiger vor, wenn er sich recht erinnerte.
Mountbatten.
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Als sie den Kossacken auf sich zukommen sieht wird ihr klar, dass einige ihrer Pläne sich gerade ändern. Auch gut..., wenn der nicht zu dem Decadosgrafen gehört, der hier auf der Station sein soll, dann bin ich keine Hawkwood. Ich werde nie verstehen was die Decados an ihren Haustierchen dieser Art finden... . Ich wuesste ja zu gerne was ein Decadosgraf hier macht... . Vielleicht war es doch nicht so verkehrt hierher zu kommen, immerhin waren die Decados zumindest finanziell beteiligt damals. Aber ich sollte auf der hut sein, gerade deshalb. Unbewegten Gesichtes mustert sie die Gestalt des grossen, imposanten Hauptmannes, registriert am Rande wie Andere ihm furchtsam ausweichen, verkneift sich jedoch ein amuesiertes Grinsen hierueber. Ich habe andere Dinge gesehen, die mir mehr Furcht einjagen, als ein Haustierchen der Decados. Aber dumm ist er nicht, er will dass ich ihn anspreche, warum auch immer. Tu ich ihm den Gefallen? Warum eigentlich nicht, wer weiss wozu es nuetzlich sein kann, und ich will wissen was er vorhat. Seine Bewaffnung und Ruestung sind nicht schlecht und er ist sicherlich ein imposanter Kämpfer, aber ich könnte mir denken, dass er langsam ist. Zumindest verglichen mit dem Li Halan. Das wäre ein interessanter Tanz... .
Sie verlangsamt ihre Schritte und schenkt dem Hauptmann ein höfliches, aber nichtssagend kaltes Lächeln zusammen mit einem kurzen Nicken: "Hauptmann? Da Ihr so zielstrebig seid, darf ich annehmen, dass Ihr mich gesucht habt?"
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Das bunte Treiben das überall zu herrschen schien, widerte sie heute an. Sie brauchte Ruhe. Überleg Mädchen! Die Stimme Ihrer Kinderfrau klang plötzlich in ihren Ohren. Innerlich zuckte sie zusammen. Diese alte Vettel hatte sie gehasst. Immer und immer wieder hatte sie sie gezwungen an sich zu arbeiten. Von klein auf war sie für ihre Aufgabe getrimmt worden. Oh Xavier. Wie sehr ich dich hasse. Wie sehr ich dich liebe. Was war nur los mit ihr? Gefühlsduselei konnte sie sich jetzt überhaupt nicht leisten. Es konnte tödlich sein. Jeder ihrer Schritte musste sorgfältig abgestimmt sein. Ein Fehler und alles wäre vorbei. Ihre Feinde würden vom Hause Justinian nichts übriglassen. Genau wie bei den Alecto´s. Der Gedanke erschreckte sie. Treue bis in den Tod. Ein solches Motto konnte selber tödlich sein. Wäre es beinahe gewesen. Ihre Loyalität gehörte ihrem Haus. Gehörte Xavier. Er verfügte über Wissen, über Ressourcen. Dinge die ihr Haus gar nicht mehr haben konnte. Was tust du Xavier? Welchen Kurs hast du für uns vorgesehen? Ist es der richtige Weg? Was wenn nicht?
Wieder einmal überkamen sie Zweifel. Sei nicht albern Mädchen. Wieder zuckte sie innerlich zusammen. Ich kenne nicht alle Details. Die, die ich kenne, erschrecken mich schon. Will ich überhaupt alles wissen? Ja! Doch Xavier spielt nur mit mir. Ich bin nur eine von vielen. Ersetzbar. Diese Erkenntnis traf sie hart. Doch es ist wahr. Nur eine Spielfigur von vielen. Man opfert einen Bauern um den König zu retten. Dann greift man wieder an. Ständig und ohne Unterlass.
Sie riss sich zusammen. Deine Aufgabe ist lösbar. Schwer, aber nicht unmöglich. Du musst nur aufpassen. Du musst dich konzentrieren.
Da war das Schott. Dort die Klingel. Mechanisch und vollkommen unbewusst klingelte sie. Das Klingeln riss sie aus ihrer Starre. Jetzt war nicht die Zeit dazu. Sei wachsam. Sei ein Biest. Das was du am besten kannst. Ein schaurig schönes Lächeln huschte über ihr Gesicht. Priester, ich bin da.
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Keine Furcht. Hawkwood bissen sich lieber die Zunge ab und tranken danach Chili-Wodka, als auch nur den Hauch von Furcht zu zeigen. Aber nun, sie konnte sicher sein - Mordaufträge der Decados waren subtiler, und man würde keinen Hauptmann dafür opfern.
"M'Lady, in meinem Geschäft ist Zielstrebigkeit nichts Ungewöhnliches." Der Adlige und der Kossacke rangen miteinander: Der Kossacke fühlte sich beinahe beleidigt, wurde man bei den Kossacken nicht Offizier, weil man ein Patent gekauft, erschwindelt oder erschlichen hatte, der Adlige hingegen ... lehnte sich innerlich zurück und betrachtete die Szene. "Doch danke ich Euch für das Kompliment. Ihr seid sehr scharfsinnig." Pause. Gedanken ordnen. "Mir scheint, ihr enstammt der Linie Mountbatten." Es war eine Frage, aber seine Stimme klang dumpf, wie er wußte, und hob sich nicht auf dem letzten Wort. Das war auch nicht nötig.
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"Ganz richtig." Ausdruckslose Stimme, sie gestattet aich nicht einmal das ueberraschte Heben einer Augenbraue, auch wenn sie interessiert zur Kenntnis nimmt, dass er ueber die besonderen Merkmale ihres Hauses Bescheid weiss. "Mit wem habe ich die Ehre?" Wir wollen doch nicht die Etikette verletzten, oder? Unbewegt ruhen die eisblauen Augen auf dem starren Gesicht des Hauptmannes.
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Das Gesicht hinter dem undurchsichtigen Visier war nicht einmal ganz so starr wie sonst; die Erschöpfung des Lakenspiels mit Andrei, der Sparringskampf, das Überwältigen und Töten eines Attentäters - das hinterließ Spuren, ganz zu schweigen von dem leichten Brennen und dem Schwindel, die in seinen Ader tobten. "Hauptmann Ras Chandra, dreizehntes Kossackenregiment "Blut der Mantis", von Severus, M'lady. Ich stehe derzeit in den Diensten des Grafen Andrei Mandin Decados. Es ist ... unerwartet, einem Sproß der Mountbattens zu begegnen. Es ist eine verdienstreiche Familie."
Hätte er das kleine Stück Land in der Nähe des Dschungels erwähnen sollen, das nominell noch ihm gehörte? Das bis zum Erlöschen seiner Linie - irgendwann - Stammsitz einer Linie Chandra war, die kaum eine Bedeutung hatte? Ja, Militärs, aber keine Politiker. Keine Diplomaten. Das Land hatte keine Bedeutung, war nicht mehr Teil seines Namens. Das war es nicht, weswegen man sich dereinst an ihn erinnern würde. Taten. Pflicht. Dienst.
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"Die Justinian" sprach Hildegunn leise, nachdem sie verärgert eines der vielen verstreuten Papiere von dem kleinen Holoschirm gezogen hatte, und das lediglich durch einen haarfeinen Riss getruebte Bild des Bereichs vor dem Schott eingehend analysierte. "Und mit mindestens zwei Leibwächter weiter hinten."
Das Schott glitt nach oben.
Also auf, es muss sein. Mantius, stärke mich! Innerlich holte Erland tief Luft, und setzte ein verhaltenes Lächeln auf. Manchmal denke ich, wäre es besser ich wäre doch in einer Bibliothek verschimmelt. Die ganze Politik widert mich an. Ob der Preis nicht zu hoch ist. Aber Allschöpfer, Deine Wege sind unergruendlich, lasse mich nicht undankbar sein, besonders nach den Erlebnissen unten. Ich Danke Dir!
Fuer eine kurzen Moment schienes , als wäre Erland weit weg. Dann breitete er elegant einen Arm aus. "Den Allschöpfer zum Gruss, Baronesse Josephine. Ich hoffe, Ihr hattet einen angenehmen Nachmittag"
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Die Baronin war gegangen, dafür stand jetzt Jack hinter ihr und blickte neugierig in die Kabine. Megan stieß genervt die Luft aus und murmelte hastig etwas von "verflucht ärgerlich, das ganze...", damit er sich nicht - zu Recht - angesprochen fühlte. Fieberhaft überlegt sie, wie sie ihn loswerden konnte...
"Ähäm... also, Lieutenant Hawkins,...?" begann sie zögerlich und war im Lügen bei weitem nicht so kaltblütig, wie es von Sternfahrern für gewöhnlich erwartet wurde. "...könnten Sie mir vielleicht einen Gefallen tun, und äh... mal kurz bei der Stationswache nachfragen, ob die irgendwas auf ihren Schirmen hatten, was meinen Kameras entgangen ist...?"
Ihr war bewußt, dass diese Forderung unverschämt klingen musste, zumal er schon seit geraumer Zeit auf einen versprochenen Drink wartete, aber für den Augenblick fiel ihr nichts besseres ein. Außerdem hatte sie tatsächlich keine Lust schon wieder bei der Stationswache aufzufallen.
"Vielleicht kann man das ja ohne viel Aufsehen herausfinden...?" Megan schenkte Hawkins das wärmste Lächeln, das sie in dieser misslichen Situation zustande brachte, und setzte auf ihre "Übung", Emotionen vorzugaukeln, wo keine waren. Eine Spur von Röte stieg in ihre Ohren.
Sie zog aus ihrer Tasche wieder das zerknautschte Päckchen und warf Hawkins einen fragenden Blick zu.
"Auch eine?"
Als er dankend annahm landete eine kleine Entlohnung für ihn und den zuständigen Wachdienst zusammen mit der Kippe in seiner Hand.
Megan zwinkerte ihm verschwörerisch zu.
"Für einen kleinen Pluasch in der Zigarettenpause, Hawkins. Und auch wenn Sie vielleicht nicht mehr dran glauben. Irgendwann bekommen Sie Ihren Drink, versprochen. Wir haben ja noch drei Jahre, eh sich die Sonnen ausknipsen.."
In ihrem letzten Satz lag ein Hauch von Bitterkeit, doch ihre Mimik gaukelte nicht gerade überzeugend Gelassenheit vor.
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Sie senkte leicht den Kopf in Richtung des Priesters. „Dem Schöpfer zum Grusse, Bruder Erland. Danke der Nachfrage. Mein Nachmittag war sehr ….. interessant.“ Ein aufreizendes Lächeln huschte zaghaft über ihre Lippen. Sie bot Bruder Erland den Arm. „Können wir Bruder Erland? Ich freue mich schon. Welches Thema der Geschichte der Kirche mögt Ihr mir den näher bringen wollen? Ich gestehe, dass dieses Thema seine Reize hat und ich mich noch nicht sonderlich damit beschäftigt habe.“
Mal sehen wie schnell es ihm langweilig wird. Ich muss mir was einfallen lassen. Dabei fühle ich mich so leer. Hoffentlich merkt er mir nichts an. Ich bin fast am Ende meiner geistigen Kräfte.
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Sie schritten durchs Schott in die dämmrigen kirchlichen Korridore, erfuellt vom leichten Weihrauch. Das Schott schloss sich hinter Ihnen.
"Ich hoffe, Ihhhr hattet einen ang´nehmn Nachmittag, werte Baronesse" äffte Hildegunn in die Stille. "So ein Affentheater!"
"Mylady, das ist ein durchaus interessantes und spannendes, aber natuerlich auch extrem grosses Gebiet. Man könnte wirklich lange darueber diskutieren. Welche Periode wuerde Euch denn vorziehen, oder anders ausgedrueckt, welche Periode duenkt Euch vielleicht am interessanten?"
Na bravo, Erland. Ich hoffe nur, sie weiss ueberhaupt etwas ueber Geschichte, ansonsten habe ich sie schon jetzt in die Klemme und mich in Schwierigkeiten gebracht.
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„Lasst mich überlegen. Hmmm… Wie wäre es mit einigen Geschichten über Amalthea?“ Ihr Blick wurde leicht glassig. Wieso fiel ihr ausgerechnet jetzt diese Frau ein? „Oder, Falls Euch dazu nichts einfällt, die Geschichte Eures Ordens? Ja, das würde ich interessant finden.“ Das war nicht sehr klug. Darüber kann er wahrscheinlich stundenlang schwafeln. Aber wer weiss. Vielleicht ergibt sich noch etwas.
„Wie ist es Eurem Orden möglich die Symbionten zu bekämpfen? Aber das wäre sicher zu indiskret. Nun sucht Euch ein Thema aus. Wenn keines der beiden Euch beliebt, dann wählt ein anderes. Ich denke, ich habe in allen Fällen nicht genug Kenntnisse.“ Wie soll ich das bloss alles schaffen? Verflucht Xavier. Wie kannst du mir das nur aufbürden? Das wird die Suche einer Nadel im Heuhaufen!
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"War wahrscheinlich nen Scraver, die klauen hier alles, was nicht an die Station geschweißt ist. Obwohl's mich wundert. Dieses baby hier" – Er klopfte lächelnd an den Stahl des Schotts, an dem er lehnte – "hat ja eigentlich ne gute Sicherung. Muss man schon verdammt clever sein, um das Pad unten am Hauptschott zu knacken." Jacks Hände steckten mittlerweile wieder tief in den Taschen seiner ausgebeulten Weste. Er beobachtete Commander Lindsey, auf deren Stirn eine kleine Zornesfalte erschienen war.
"Die Stationswache? Hmmm.... kein Problem." Er zuckte lässig mit den Schultern, fragte sich aber, ob das viel bringen würde. Etliche der Sicherheitssysteme an Bord waren in einem erschreckend maroden Zustand. Es war nicht ungewöhnlich, dass sich manchmal ganze Sektoren für einige Stunden aus der Überwachung verabschiedeten, ehe ein Technikerteam ihre Ärsche in die Wartungsschächte bewegte, um nach dem Kurzschluß zu suchen. Gut, das hier war ein A-Priorität-Hangar. Von den Schiffen der Reichen und Schönen frequentiert. "Ja, vielleicht lässt sich was rausfinden."
Ihr Lächeln ließ sein Herz einen Schlag vergessen und dann gleich doppelt so schnell arbeiten. Er errötete und grinste verlegen. Verdammt, er hatte schon lang keine Frau mehr um sich gehabt... und dann gleich so eine. Von dieser Baronin mal ganz abgesehen, aber das war eine Liga, in der nicht spielte.
In dieser hingegen.... er fing das Päckchen, registrierte den Inhalt und nickte dem Commander zu.
"Aye, Ma'am", sagte er mit einem spitzbübischen Funkeln in den Augen.
"Der Drink. Ich hör mich mal eben um und dann... wie wär's wenn wir uns in ner Stunde auf den Arkaden treffen?"
Er wartete auf ihr Nicken und verließ die Azara, den Seesack immer noch über der Schulter. Er sollte das Ding endlich mal irgendwo loswerden.
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"Verdienstreich...", sie lässt das Wort nachdenklich zwischen ihnen ausklingen, "ich denke das kommt darauf an welchen Massstab man anlegt, an wem man das messen will." Zählt man Barabarenleichen, bin ich vielleicht schon jetzt sehr verdienstreich, wenn auch nicht in den Augen der Barabaren - und in meinen auch nicht länger. Aber der gute Hauptmann scheint mir bitter? Oder bilde ich mir das ein? Das wuerde ja bedeuten, dass ... . "Baronin Elisabeth Aleide Johanna Mountbatten Hawkwood." Ein förmliches Nicken begleitet ihre knappe Vorstellung. "Man teilte mir bereits mit, dass sich Euer Herr hier aufhält, auch wenn ich bisher noch nicht das Vergnuegen hatte ihn persönlich kennenzulernen." Erzähle ich dir warum ich hier bin, oder heben wir uns das Thema der armen gestrandeten Baronin fuer später auf? Später, er könnte misstrauisch werden, wenn ich ihm das so ungefragt auf die Nase binde. "Es ist nicht so häufig, direkt als Mountbatten erkannt zu werden." Gekonnt lässt sie den Satz halb wie eine Frage, halb wie eine Feststellung klingen, ueberlässt ihm dadurch die Weiterfuehrung des Gespräches, ohne allzuviel zu sagen, nicht mehr als die ueblichen nichtssagenden Höflichkeiten. Das Spielchen konnte ich schon immer... . Ich wuesste ja zu gerne, was Euer Geheimdienst ueber mich weiss.
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Die Schleuse hatte sich kaum geschlossen, als die Sternfahrerin auch schon in der Ecke kniete und den Teppichboden zurückklappte. Der Anblick darunter ließ ihr Herz noch einen Tick schneller schlagen. Der Eindringling hatte sich nicht einmal die Mühe gemacht, die Platte wieder anzuschrauben. Locker lag sie oben auf und ein paar Kabel hatten sich ihren Weg nach außen gebahnt. Ungeduldig zerrte Megan an dem Bündel Kabel. Das Dämmstoffkissen landete in einer anderen Ecke des Raums.
Der Kristall war fort. Beinahe verzweifelt tastete Megan im leeren Fach herum. Nichts. Alles war fort. Sie schlug die Hände vors Gesicht und ließ sich zurückfallen. Bei allen Heiligen das war eine Katastrophe - wenn auch eine, die sie nicht verstand. Gut, die Bücher waren verboten, aber konnte jemand gezielt danach gesucht haben? Oder war es tatsächlich ein Scraver gewesen, wie Hawkins meinte.
Einige Minuten blieb sie reglos liegen und versuchte sich einzureden, dass es nicht so schlimm war, dann fiel ihr siedendheiß Enkidis Kabine ein. Mit einem Satz war sie wieder auf den Beinen und spurtete nach unten, wobei sie sich mit einem lauten Scheppern die Stirn an der zu tief hängenden Querstrebe über der Treppe anschlug. Einen Augenblick taumelte sie und stieß einige Flüche aus, die ihren verbotenen Büchern an Sündhaftigkeit in nichts nachstanden.
Enkidis Quartier wirkte seltsam aufgeräumt, was wohl an dem leeren Schreibtisch lag. Für gewöhnlich häuften sich hier Pergamentrollen und Bücher. Doch er hatte alles verschwinden lassen, bevor sie von Bord gegangen waren.
Megan zog den Stuhl in die Mitte des Raumes, stieg darauf und zog ein Messer aus der Tasche. Mit der Klinge demontierte sie unter einigen Anstrengungen den Deckenstrahler. Darunter wurde ein Loch sichtbar von etwa 30 cm Durchmesser. Sie steckte den Arm durch die Öffnung und betastete den dahinter liegenden Hohlraum. Ihre Finger streiften ein dickes, in Leder gebundenes Buch - die Omegabibel -, den glatten Knauf eines Schwertes, einen weiteren Stapel Bücher, sowie einige Kleinteile.
Dieses Versteck schien ihm entgegangen zu sein. Megan vermutete nicht, dass der Dieb es gefunden und seinen Inhalt dennoch zurückgelassen hatte, denn thematisch glichen die meisten Bücher hier jenen, die ihr gestohlen worden waren. Gerade wollte sie ihren Arm wieder zurückziehen, als ihre Hand über einen kleinen glatten Gegenstand strich. Mit einem unguten Gefühl holte sie ihn hervor.
Es war ein kleiner gläserner Flacon. Leer, doch unten, in einer Ecke floss ein winziger Tropfen grünlicher Flüssigkeit zusammen.
"Verdammter Bastard!" entfuhr es ihr, und für einen Augenblick schwankte sie gefährlich auf ihrem Stuhl.
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"Der einzige Maßstab, der dieser Tage zählt, ist der unseres Imperators, Alexius I., M'Lady", sagte Ras mit monotoner Stimme. Dieser Satz stammte von Andrei, und er wußte es, es hatte ihn beeindruckt, wie Andrei sich aus einer Fangfrage, Loyalitäten gegenüber Haus und Hyram betreffend, befreit hatte. Man berufe sich einfach auf etwas, das niemand in Frage stellte, *vor allem* nicht die Hawkwood.
"Baronin Mountbatten. Eine Ehre." Er deutete einen Salut an, ein Straffen der Rüstung, eine starre Haltung, nicht viel mehr, mehr als das wäre unpassend. Er war Kossacke, nicht ihr dressiertes Schoßhündchen. "Graf Mandin Decados ist als Diplomat ein beschäftigter Mann, aber es gibt eine Gelegenheit, ihn zu treffen. Er wird als Zeuge an einem Duell teilnehmen." Nicht gerade ein ungezwungenes Treffen, dachte Ras, aber sie wäre die erste Adlige, der ein Duell unter Adligen kein Vergnügen bereitete. Es gehörte dazu, adlig zu sein, wie die Luft zum Atmen, der Treueeid und die politische Ehe.
Mountbatten. Sie mußte über beträchtliche Mittel verfügen, und er meinte, ihren Namen bereits gehört zu haben. Barbarenjägerin, stieg es aus seiner Erinnerung auf, langsam, er konnte den Begriff zuerst nicht zuordnen, dann aber - er gehörte zu ihr. "Ein unbedeutender Seitenzweig der Mountbattens, die Isington-Linie, Ritter und verarmte Barone, ist mir näher bekannt. Ich bin einigen Vertretern Eurer Familie bei Feierlichkeiten begegnet."
Dame Patrizia Isington Hawkwood, verwandt mit den Mountbattens, doch im absteigenden agnatischen Glied, verwandt mit den Rufus Hawkwood und den Beauclerc Hawkwood.
Nacheiko Isington Chandra Decados. Am Ende hatte es ihn getötet, daß man zwei Arten Gift gemischt hatte.
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Amuesiert nimmt sie seine geschickte Ausflucht zur Kenntnis. Ich dachte mir ja schon, dass er nicht dumm ist. Der Graf ist auf alle Fälle ein sehr geschickter Diplomat, der sich sein Haustierchen gut erzogen hat. Ob ihm denn ueberhaupt bekannt ist welche Masstäbe der Imperator so ansetzt? Nein lassen wir das, ich will ihn nicht provozieren, nicht hier und nicht jetzt. Als offenen Feind kann ich seinen Grafen nicht brauchen.
"Ein Duell", sie zieht eine erstaunte Augenbraue nach oben, "das ist allerdings interessant. Findet es denn so öffentlich statt, dass meine Anwesenheit dort," sie zögert eine Sekunde, um ihre Betonung geschickt zu setzen, "sagen wir: nicht merkwuerdig erscheint? In dem Falle ist es erstaunlich, dass ich bisher noch nichts von diesem Duell gehört habe." Meine Leute haben wohl zuviel auf einmal zu tun, ansonsten wuesste ich das tatsächlich bereits, ein Duell in das die Decados verwickelt sind hat höchste Priorität, das sollten sie wissen!
Doch von dem inenrlichen Ärger lässt sie nicht einen Funken nach aussen dringen. Eine eiskalte Baronin, der die Aussicht auf ein Duell ein wenig Interesse entlockt, aber doch nicht mehr, als einer kleinen Unterbrechung ihres Alltages zukommt, das ist alles was sie diesen Hauptmann sehen lässt. Fragend mustert sie sein starres Visier, doch sie verzichtet auf die unschuldig aufgerissenen Augen, die frueher einmal ihre Spezialität gewesen waren, das wuerde der Hauptmann als zu gespielt erkennen und misstrauisch werden. Das riskieren wir nicht, ausserdem bin ich zu alt fuer diesen Blick, der passt zu der Justinian. Ob die von dem Duell weiss? sicherlich, die scheint mir gut informiert unter ihrer Schale von zur Schau gestellter Eitelkeit. Aber jetzt muss ich erstmal diesen Hauptmann hier loswerden. am besten mit mehr Infos, um seinen Herrn komme ich hier sowieso nicht herum.
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Das Gesicht hinter dem undurchsichtigen Visier blieb starr. Der Kossacke hatte den Helm nicht abgenommen. Das Visier spiegelte und warf jeden Blick verzerrt und dunkel zurück.
"In der Tat. Das Duell wird um Mitternacht zwischen mir selbst und Sir Enkidi Li Halan stattfinden."
Unter Adligen zählte sowas als "gesellschaftlicher Anlaß", es wäre unhöflich, sie nicht einzuladen. Verfluchte Politik. Verfluchte Diplomatie. Aber falls Andrei sich für sie interessierte - und wenn nicht, so hatte man zumindest keinen Affront begangen.
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Noch einmal wandert eine erstaunte Augenbraue nach oben, doch sie lässt die Nennung der Beteiligten unkommentiert. Das ist in der Tat interessiert, aber eigentlich wundert es mich nicht, der Li Halan ist wie ein gereizter Tiger. Wenn sie bis zum Tod kämpfen hat er keine Chance, aber wenn es nur bis zum ersten Blut geht hat der Baron die besseren Karten, er ist schneller. vorausgesetzt beide kämpfen eherlich und es gibt keine Hintergrundspielchen. Aber weshalb lässt er sich auf ein Duell mit einem Hauptmann ein? Also werde ich nicht darum herumkommen dortzu erscheinen. Ungehobelter Esel, er hätte den Baron erst nennen muessen, anscheinend verlässt ihn manchmal gute Erziehung. Auch die vielgeruehmten Kossacken der Decados haben also Fehler.
"Wo?", fragt sie deshalb nur völlig unbeeindruckt.
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"Im großen Trainingsraum im Decados-Sektor." Nun, es war streng genommen kein Decados-Sektor, nur temporär, aber Ras hatte sich daran gewöhnt, es so zu nennen. "Man wird Euch den Weg zeigen."
Er spürte den Hauch von Ironie. Ein gesellschaftlicher Anlaß. Und er in einer der beiden Hauptrollen. Der Adlige ließ sich nicht so leicht abtöten, wie er geglaubt hatte. Und das alles dank Enkidi Li Halan, der ihn an die einzige Schwäche erinnerte, die er je gehabt hatte. Vielleicht, wenn sie von dieser Station weiterzogen, vielleicht hatte er dann alle Verstrickungen gelöst und konnte endlich in dem aufgehehen, wonach er sich sehnte: Pflicht. Krieg.
Bis zum Tod, ob nah oder fern. Der Buchstabe des Befehls. Loyalität.
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Das Schott schloss sich mit einem leisen Zischen hinter ihm und der Seesack glitt schwer von seiner Schulter. Abgedimmtes Dämmerlicht, der Geruch von kaltem Zigarettenqualm. Jack sah sich um. Niemand da? Er öffnete seine Jacke und warf sie vor sich ins Zwielicht, dahin, wo wenn er sich richtig erinnerte, die Couch stehen musste.
Aus dem Nebenraum erklang ein Geräusch, dann öffnete sich eine Luke und ein orangener Lichtkegel fiel in den Raum. Eine Gestalt zeichnete sich im Gegenlicht ab, groß, schlacksig, rotblondes Haar. Ein abgegriffener braun-beige gestreifter Morgenmantel hing halbherzig über den schmalen Schultern. Shawn. Und er war nicht im mindesten überrascht.
"Jack." stellte er nüchtern fest und schloss die Luke zum Schlafraum hinter sich.
Jack nickte seinem Bruder zu und deutete mit einem Nicken auf den Seesack. Kommen wir gleich zur Sache.
"Kann ich ne Weile hierbleiben?"
Shawn fuhr sich durchs Haar und sah ihn aus müden Augen an. Er reglete das Licht im Quartier etwas hoch, so dass sich das Mobiliar des Raumes aus dem konturlosen Grau schälte und Form gewann. Tisch, Sitzgruppe, Kochnische. Ein kleines, aber ordentliches Quartier. Kein Staubkorn weit und breit.
Shawn durchquerte den Raum, goss sich aus einer Thermoskanne Kaffee ein und lehnte sich an den bogenförmigen Stahlträger, der das Quartier teilte.
"Ich hab gehört, dass du wieder hier bist." Er nahm einen Schluck und behielt ihn über den Tassenrand im Auge. "Hab gehört, du hattest Pech bei deiner letzten Mission unten auf dem Planeten."
Jack hakte seine Daumen in den Gürtel und lächelte gequält. War klar, dass Shawn das schon wußte.
"Shawn... hör zu..." Er brach ab. Sinnlos, ihm das zu erklären, warum auch. Er mußte sich nicht rechtfertigen.
Shawn leerte die Tasse und ging an ihm vorbei, ohne ihn eines weiteren Blickes zu würdigen.
"Mein Dienst fängt gleich an", murmelte er missmutig und verschwand wieder in dem kleinen Raum, der sich hinter der Luke anschloss. Wenig später kam er in der Uniform eines Stations-Lieutenants wieder heraus und strich sie demonstrativ glatt.
Jack seufzte.
"Also, was ist? Kann ich bleiben?", hakte er nach, mit einem leicht genervten Tonfall, von dem er wußte, dass er weder klug noch angebracht war, sich aber nicht unterdrücken ließ.
"Von mir aus." Er öffnete das Außenschott, drehte sich dann aber noch einmal zu ihm um, einen Augenblick verharrend, um seinen Worten die gewünschte Nachhaltigkeit zu verleihen. "Mach mir keinen Ärger, Jack."
Kaum war Shawn verschwunden, kickte Jack gegen seinen Seesack, so dass er scheppernd duch den halben Raum flog, und fluchte wütend. Fluchte über seinen verdammten Bruder und die verdammte 'Mission' und den verdammten Schmerz, der sich sein Bein hochzog, weil er irgendetwas schweres getroffen hatte. Schnaubend hinkte er zu einem Sessel und ließ sich hineinsinken.
Was bei Paulus und allen Ringen Demetras hatte er sich nur dabei gedacht? Mit dem kleinen Bonus von Commander Lindsey hätte er sich auch ein Quartier in irgendeiner Absteige in den Arkaden leisten können.
Aber nein. Jack, du kapierst es einfach nicht, scholt er sich in Gedanken. Shawn ist Shawn und du bist...
"Ach, verflucht", zischte er in die gleichgültige Stille des Quartiers.
Dann raffte er sich auf, holte sich einen Kaffee und ging in den engen Schlafraum seines Bruders. Schürzte kurz abfällig die Lippen über die selbstverständliche Ordnung, in der Shawn sein Bett hinterlassen hatte und klappte eine Deckplatte in der Wand herunter.
Dahinter lag ein Terminal, uralt, mit speckigen Tasten und einem halbblinden Bildschirm. Aber das Symbol der Station drehte sich darauf und das genügte vollkommen. Jacks Finger flogen über die Tasten und kurze Zeit später hieß ihn das System in trüben grünen Lettern willkommen.
» Lnt. Jack Hawkins. Letzter Logon. 3004.0098 IT. Fortfahren? «
Es dauerte ein bißchen, bis Jack die Dateneinträge gefunden hatte, die eigentlich für Shawn bestimmt waren. Er überflog sie während das neonrote Sprungkreuz geistesabwesend durch die Finger seiner linken Hand glitt. Verdammt. Das war interessant, aber nicht das, was er gesucht hatte.
Es half nichts. Er mußte den Jungs von der Sicherheit wohl doch einen persönlichen Besuch abstatten.
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"Vielen Dank, ich werde da sein, wenn mich nicht ein unvorhergesehener Zwischenfall davon abhalten sollte." Sie mustert ihn von oben bis unten, so dass er es merkte, "Es wird sicherlich ein sehr interessanter Kampf. Ich habe schon viel zu lange keinem Kampf mehr zugesehen, bei dem ich nicht gleichzeitig mein eigenes Leben verteidigen musste... . Ich wuensche Euch viel Erfolg. Meine Empfehlung an Graf Mandin Decados.
Wenn Ihr mich nun entschuldigen wuerdet, meine Pflichten rufen mich leider." Mit einem höflichen Kopfnicken verabschiedet sie sich von dem imposanten Hauptmann und eilt dann, ihr Gefolge wieder im Schlepptau, auf die Felizitas zu.
Am Schott wird sie bereits von der Schuetzin Fjärill erwartet. Es ist ungewohnt nicht wie ueblich ebenfalls Lieutenant Rahmhorst im Eingansbereich zu sehen, unerschuetterlich auf der Wache, aber daran wird sie sich nun wohl gewohnen muessen.
Mit einem leisen Zischen schliessen sich die Tore hinter der kleinen Schar.
Zuhause...
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"Selbstverständlich." Er deutete wieder einen Salut an. Höflichkeit, militärisches Zeremoniell. "Ich werde dem Grafen Eure Grüße überbringen, M'lady." Er trat zurück, als wäre es an ihm, ihr den Weg freizugeben und drehte sich seitlich, wartete, bis sie vorbeigegangen ist. Er wartete, unbeweglich, für einige Minuten, dachte über das Gesagte nach.
<Hauptmann Chandra?> Der Jakovianer hatte natürlich die Frequenz.
<Sir.>
<Wir haben erste Ergebnisse. Auch über Eure reizende Gesellschaft... von vor einigen Minuten.>
Sarkasmus? Der Jakovianer schien ausgesprochen guter Laune zu sein.
<Ich komme.>
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Wider Erwarten traf sie Karpanikov bei Bewusstsein und bereits auf dem Wege zur Besserung an. Laut den Ärzten, die immer noch genauso uebermuedet und ueberarbeitet aussahern wie am Vortrag wuerde er durchkommen, er hatte die Nacht gut geschlafen.
Seinen eigenen Angaben nach hatte er keine Schmerzen, aber als sie die hässliche Wunde in der Seite sah, zweifelte sie doch an seinen Worten. Wie Rahmhorst, verdammt! Naja, ich bin selber auch nicht besser. Und er ist nach Rahmhorst der älteste..., aber ob ich ihn befördere oder nicht hängt davon ab wie schnell er gesund wird.
Den uebrigen neun, die noch bettlägrig war ging es gemischt, aber in Lebensgefahr war keiner mehr und die Ärzte sicherten ihr zu, dass alle in den nächsten Tagen in die Krankenquartiere der Station ueberfuehrt werden konnten, so dass die Reparaturarbeiten am Schiff vorgenommen werden konnten.
Dann wuerde die Felizitas leer sein... . Elisabeth fuehlte wie ihr ein Schauer der Unruhe ueber den Ruecken lief.
"Ist Chief Legayo auf der Bruecke?" - "Ja, Mylady."
Wie immer sah sie die schmächtige Gestalt ihrer Technikerin ueber die Konsolen gebeugt daziten und heftig in die Tasten hauen, während eine steile Falte zwischen ihren Brauen stand.
"Chief Legayo, bevor auch Ihr in den nächsten Tagen von Bord geht, ueberprueft bitte das gesamte Sicherheitsnetz noch einmal. Auf der Azara, dem Schiff eines Li Halan Barons wurde eingebrochen. Wahrscheinlich war derjenige auf etwas ganz gezielt in der Azara aus, aber mir gefällt der Gedanke nicht, dass hier Jemand umherschleicht, der sich darauf versteht die Sicherungssysteme von Schiffen zu knacken."
Das Gesicht des Chief bekam einen erschrockenen Ausdruck sie sieht aus wie ein Kaninchen... und sie nickte: "Sehr wohl Mylady, ich werde versuchen was ich kann. Wenn mir die Bemerkung erlaubt ist, so wäre menschliche Bewachung zusätzlich nicht verkehrt?"
"Das habe ich auch bereits gedacht. Heute Abend, nach der Trauerfeier fuer Lieutenant Rahmhorst und Schuetze Waters werde ich Anweisung zur Einteilung der Wachpläne geben. Ihr werdet sicherlich als Letzte von Bord gehen?"
Eigentlich war das eine ueberfluessige Frage, so nickte die Technikerin nur kurz und wandte sich dann wieder dem flimmernden Bildschirm zu.
Nach einem letzten Rundgang durch das Schiff, wies sie alle Begleiter bis auf Fjärill an, bis zur Trauerfeier an Bord zu bleiben, und dann den Verwundeten, die laufen konnten dorthin zu helfen.
Nur von Fjärill begleitet kehrte sie dann in ihre Quartiere zurueck. Diesmal vermied sie die ueberfuellten Aussenarkaden und die Haupthalle, sondern nahm den schnellsten Weg.
Sophia wartete bereits und nahm ihr wortlos den Mantel ab.
"Sophia, bitte schick nach Rugevo, Larrsson und Seiler. sie haben eigentlich alle frei, aber ich brauche sie jetzt, sie erhalten dann später eine Entschädigung. Komm dann mit allen, sobald sie da sind zu mir. Lisa kann mich inzwischen fuer die Trauerfeier ankleiden."
Mit einer Verbeugung eilte Sophia diensteifrig aus dem Raum.
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Netter Versuch, aber das werde ich Dir wohl kaum erzählen!
"Durchaus lohnenswerte Themen. Aber lasst uns doch bei unserer Dame der Heilung und Barmherzigkeit verweilen.
Wie ja bereits in Amalthea in den Gospels selbst zu lesen ist, war ihre Mutter sehr bewandert darin, Knochen zu richten,"
und wenn man dunkleren Quellen Glauben schenken darf, hat sie auch geklont...
"während ihr Vater sich mit Pflanzen und der Behandlung von Tieren auskannte. Am meisten Einfluss auf ihre Kindheit auf Thetys, hatte jedoch ihr Onkel, er war so etwas ähnliches wie ein theoretischer Engineer.
Nachdem wir hier auf der richtigen Station sind, habt ihr eigentlich schon ihren Geburtsort besucht?"
Bruder Erland schaute Baronesse Josephine fragend an, während sie langsam an den Pseudosäulen, verziert mit kleinen Gargoylen und Miniaturen, Gleichnisse aus den Oemga Gospels farbenprächtig, wenn auch oft restauriert, darstellend, vorbeiflanierten und sich der Hauptachse näherten.
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„Ihr Onkel.“ Die Stirn der Baronesse kräuselte sich leicht. „Irgendwann einmal habe ich etwas über ihn gelesen. Er muss wohl ein Genie gewesen sein. Leider habe ich dieses technische Gerede nicht verstanden. Es ging glaube ich um Physik.“
Die Umgebung schien sie in keinster Weise zu interessieren. Sie schaute Bruder Erland neugierig an. „Ihren Geburtsort? Nein, bisher hatte ich noch keine Gelegenheit nach Thetys direkt zu fliegen. Vielleicht sollte ich dies einplanen, wenn ich die Station verlasse. Wollt Ihr mich nicht begleiten?“
„Aber lasst Euch nicht unterbrechen, erzählt ruhig weiter.“
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"Ja, Physik, ein recht archaisches Wort, aber das trifft es wohl. Jedenfalls ist sein Genius im Strom der Zeit verloren, wie so vieles...
Nun, jeden falls ist nicht völlig unumstritten, wo Amalthea nun eigentlich geboren wurde. Beide Stellen habe ihre Reize, sowohl die wirklich äonenalte Kirche, noch aus der preDiasporazeiten, als auch die Ruinen eines mutmasslichen Hospitals. Beieindruckender fand ich persönlich den weniger mundanen Platz.
Wie Ihr seht habe ich es schon einmal besucht, so muss leider Euer durchaus reizvolles Angebot zu meinem grössten Bedauern ablehnen."
Tja, Baron Albertus Denavar, Dein Einfluss ging eben doch nicht spurlos an mir vorueber, leider. Möge Dein schwaches Licht nicht brechen, falls Du ueberhaupt noch lebst...
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Sie stiegen langsam die Treppe zur Galerie hinauf, da Erland bewusst die Lifte vermeiden wollte, wobei er natuerlich darauf achtete, dass die werte Josephine den Eindruck hatte, sie bestimme die Richtung.
"Tatsächlich hat Ihr Onkel als eine lustige Gestalt in den bebilderten kleinen Katechismen ueberlebt. Und er spielt eine Rolle in gewissen Passionsspielen.
Jedenfalls hatte er einen grossen Einfluss auf ihre Entwicklung, natuerlich aber längst nicht so gross wie ihre Visionen. Unter diesen Einfluessen gelangte sie in den folgenden Kriegsjahren in die Erkenntnis der "Ethik des Mitgefuehls", bis sie Zebulon begegnete.
Wie ihr sicherlich wisst, hat Grail seinen Namen nach dieser fuer die Geschichte bedeutsamen Begegnung. Sie und der Prophet hatten wirklich grossen Einfluss aufeinander, und ihre Diskussionen sind ebenso so lehrreich, wie die von Horace und Zebulon, wenn man versteht, quasi zwischen den Zeilen zu lesen."
Sie kamen auf der Galerie an, die Hintergrundbeleuchtung der Station wurde bereits langsam in Dämmerung ueberfuehrt. Die Galerie selbst wurde jedoch noch warm von Agnis Licht durchstrahlt, wobei die polarisierende Beschichtung der Panzerkristallscheiben jedoch einen Blick direkt in ihre Richtung verhinderte.
"Jedenfalls wäre die Ethik des Mitgefuehls gerade in heutiger Zeit viel öfter angebracht, viel zu oft werden die Augen verschlossen und andere Gesetze regieren."
Wie zum Beispiel auf dieser Station, besonders in den dunklen Weichteilen....
Versonnen durch die Scheibe blickend, blieb Bruder Erland plötzlich stehen.