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Pen & Paper - Spielsysteme => Weitere Pen & Paper Systeme => Ars Magica => Thema gestartet von: Romaal am 12.04.2006 | 00:12

Titel: Wie nah spielt ihr am historischen Hintergrund?
Beitrag von: Romaal am 12.04.2006 | 00:12
Der Topicname sagt eigentlich schon fast alles.

Ich würde gerne von euch wissen wie stark ihr euch an historischen Gegebenheiten orientiert. Ich finde es generell oft schwer sich nach der Geschichte zu richten, wenn Magie und dergleichen im Spiel ist.

Ich persönlich recherchiere schon stärker um eine möglichst plastische Hintergrundwelt zu gewährleisten. Vor allem spielen meine Gruppe und ich in unserer Region. Das schafft dann meiner Meinung nach Stimmung.  :)
Titel: Re: Wie nah spielt ihr am historischen Hintergrund?
Beitrag von: ByC am 12.04.2006 | 09:31
Da ich persönlich geschichtlich interessiert bin, mag ich es auch, wenn diese stimmig in den Hintergrund eingebaut wird. Wobei die Betonung hier auf dem Wort Hintergrund liegt. Man sollte es tunlichst vermeiden, dass große historische Ereignisse durch die Spieler verhindert oder unterbunden werden.

Und das mit dem Spielen in der eigenen Region kann ich auch nur unterstützen. Mit ein wenig Recherche findet man einiges an Quellen zur Lokalgeschichte, die vor allem auch die Spieler nicht so ohne weiteres kennen und daher wissen passiert. So habe ich z.B. mal eine Kampagne um einen Bund in der Nähe von Bingen am Mittelrhein entwickelt, mit starken Bindungen an das erzbischöfliche Mainz. Allerdings sollte man sich dabei, insbesondere bei Details nicht zwanghaft an die Historie halten, da der Spielspass immer noch im Vordergrund steht.

Was ich auch eine sehr interessante Idee finde, ist es alte Sagen in Abenteuer einzubauen. So habe ich z.B. in unserer Serpentia-Runde einmal ein Abenteuer um das Goldene Vlies geleitet.
Titel: Re: Wie nah spielt ihr am historischen Hintergrund?
Beitrag von: Hurle Vents am 12.04.2006 | 17:47
So nah, wie möglich, ohne dabei aber ein Geschichtsstudium aus der Abenteuervorbereitung zu machen. Gerade der historische Hintergrund ist doch einer der besonderen Reize von ArM und er bietet ja auch viel.
Selbstverständlich bleibt es natürlich ein Fantasy-Spiel, aber Mystik/Fantastik mit Historie zu verbinden, ist für mich das Tollste an Rollenspiebackgrounds, egal, zu welcher Zeit (ArM, Cthulhu, Sengoku etc.).
Im Zweifel finde ich es nicht schlimm, die Historie den eigenen Spielbedürfnissen anzupassen oder etwas zu improvisieren, von dem man keine Ahnung hat. Aber grundsätzlich sollte man IMO schon unsere Geschichte als Grundgerüst nehmen, es sei denn, man hat Lust auf ArM: Aventurien.  :D
Titel: Re: Wie nah spielt ihr am historischen Hintergrund?
Beitrag von: Bad Horse am 12.04.2006 | 22:03
ArM: Aventurien? *lach*

Wir hatten mal einen Bund, der ein Tor in eine Fantasywelt hatte... Das war eigentlich ganz lustig, weil wir zwar keinen Rückhalt durch den Orden hatten, andererseits aber auch nicht so sehr daran gebunden waren. Und Magier waren auf dieser Welt 'normaler' als auf unserer.

Ansonsten spiele ich aber auch lieber historisch. Der ganze Serpentia-Kram hat sich nur deswegen entwickelt, weil ich kurz vorher Steve Runcimans "History of the Crusades" gelesen hatte. Wir haben auch schon vor dem Hintergrund historischer Schlachten (die vom 4.Juli - Hörner von Hattin) gespielt... allerdings ging es für die Chars um etwas anderes als um den Ausgang der Schlacht.

(So etwas hat natürlich dann den Nachteil, daß man sich aufregt, wenn historische Lieblings-NSCs in irgendwelchen Hollywood-Schinken vergenußwurzelt werden... Stichwort: Königreich der Himmel. *hümpf*  ;)
Titel: Re: Wie nah spielt ihr am historischen Hintergrund?
Beitrag von: Jiriki am 14.04.2006 | 21:53
@Ehron

http://de.wikipedia.org/wiki/13._Jahrhundert

Und dann je nachdem welche Jahr da nachschauen ... Wikipedia wär immer mein erster Anlauf ;)
Titel: Re: Wie nah spielt ihr am historischen Hintergrund?
Beitrag von: KWÜTEG GRÄÜWÖLF am 18.09.2007 | 10:56
Ich hab mit Ars Magica ungefähr zur selben zeit angefangen , wie mein Studium der mittelalterlichen geschichte und Archäologie startete , daher war es für mich einfacher , eine historische ArM-Kampagne zu starten , als mühsam z.B. eine kohärente Aventurienkampagne aus dem Ärmel zu schütteln - einfach am Wochenende die Rohmasse aus Vorlesungsmitschriften den Spielern als Hintergrund präsentiert  ;D

Seither bin ich einfach automatisch drin , mich doch sehr eng an den historischen Hintergrund zu halten , was aber wegen der Lückenhaftigkeit der Überlieferung auf lokaler Ebene gar keine große Einschränkung ist . Und die historisch überlieferten Ereignisse finden halt genauso statt , aber halt öfters mit geheimen ArM-Mächten im Hintergrund , praktisch Akte X im Mittelalter .

Das geht aber meiner Meinung nach nur deshalb gut , weil meine Spieler ( die sich historisch ganz gut auskennen )  eben nicht denken " Boah , wir verhindern jetzt den vierten Kreuzzug ! " , sondern " Boah ! Wir nehmen am Vierten Kreuzzug teil und machen Byzanz mit platt ! "
Bei Spielern , die den historischen Hintergrund jetzt nicht so genau kennen , wars auch nie ein Problem , denen hab ich meist vorher irgendeine Kurzzusammenfassung von spielrelevanten Kram gegeben , und die haben später aus reinem Spaß an ihrem Charakter mal selber was rausrecherchiert  .
Gerade bei meiner ArM-Kampagne im alten Rom ( keine Magier oder Kämpfer als SC , nur Philosophen , Lustknaben und Wagenlenker ! ) kam das sehr gut  . :d

Titel: Re: Wie nah spielt ihr am historischen Hintergrund?
Beitrag von: Grimmstorm am 18.09.2007 | 11:02
Wo Du es gerade von Kreuzzügen hast...wäre doch lustig genau das einmal zu machen - die Charaktere verhindern einen. Tja. Und jetzt? Na - da die Charaktere diesen verhindert haben stand doch nichts in den Geschichtsbüchern. Schließlich stehen da nicht Dinge drin die nie geschehen sind, sondern nur Dinge die passiert sind! ;)

Und schon haben die Spieler schon fast wieder Narrenfreiheit im Geschichtlichen Kontext.
Titel: Re: Wie nah spielt ihr am historischen Hintergrund?
Beitrag von: KWÜTEG GRÄÜWÖLF am 18.09.2007 | 11:22
Jupp - man ist gerade beim Mittelalter ja nicht annähernd so eingeengt durch lückenlose Dokumentation wie bei späteren Epochen . Ich hatte auch kein Problem , einen Magierbund im Hunsrück anzusiedeln - mein Gott , wir wissen ja kaum , wo genau welcher Lokaladlige seine Burg / Herrensitz o.ä. hingebaut hat bzw. ob er sich überhaupt die Mühe gemacht hat .
Oder überhaupt , wer wo geherrscht hat - allein in meinem Landkreis könnten fünf Companion Charaktere jeweils ein kleines Lehen gehabt haben , ohne daß da irgendein Authentizitätskonflikt auftreten würde .

Das musste ich jetzt mal loswerden , denn das häufigste Argument gegen Rollenspiel im realen Mittelalter war immer diese " Eingeschränktheit " .
Dabei kann ich einen zusätzlichen Graf in Deutschland um 1200 leichter unterbringen als in Aventurien - und er kann dann die realen Vorfahren nerviger Rollenspieler knuten !  >;D
Titel: Re: Wie nah spielt ihr am historischen Hintergrund?
Beitrag von: Meisterdieb am 15.12.2007 | 17:49
So nah wir - also meine Gruppe- es haben wollen. Ich finde auch, dass es einen Teil des besonderen Reizes von Ars Magica ausmacht, dass man eben an historischen Ereignissen teilnehmen kann oder mit Persönlichkeiten der Geschichte zusammentreffen kann. Meine Gruppe kam so dazu, Wilhelm von Rubruk auf einem Teil seiner Reise zu begleiten. Vielleicht lass ich sie noch ein wenig das mongolische Reich kennelernen, bevor ich sie wieder in die heimischen Gefilde zurückschicke.

Leicht off-topic:
Dieses am Puls der Geschichte sein macht einfach einen Riesenspaß. Deswegen bin ich auch grad dabei, eine Art "Highlander" Kampagne anzukurbeln. Ich werd meine Gruppe als "Unsterbliche" durch die Geschichte jagen und sie mehr oder weniger altiv an den historischen Geschehnissen teilnehmen lassen.
Titel: Re: Wie nah spielt ihr am historischen Hintergrund?
Beitrag von: Shodan_41 am 10.05.2012 | 12:16
Jupp - man ist gerade beim Mittelalter ja nicht annähernd so eingeengt durch lückenlose Dokumentation wie bei späteren Epochen . Ich hatte auch kein Problem , einen Magierbund im Hunsrück anzusiedeln - mein Gott , wir wissen ja kaum , wo genau welcher Lokaladlige seine Burg / Herrensitz o.ä. hingebaut hat bzw. ob er sich überhaupt die Mühe gemacht hat .
Oder überhaupt , wer wo geherrscht hat - allein in meinem Landkreis könnten fünf Companion Charaktere jeweils ein kleines Lehen gehabt haben , ohne daß da irgendein Authentizitätskonflikt auftreten würde .

Das musste ich jetzt mal loswerden , denn das häufigste Argument gegen Rollenspiel im realen Mittelalter war immer diese " Eingeschränktheit " .
Dabei kann ich einen zusätzlichen Graf in Deutschland um 1200 leichter unterbringen als in Aventurien - und er kann dann die realen Vorfahren nerviger Rollenspieler knuten !  >;D

Das ist schon richtig. Ich werde meine Next-Generation Gruppe zum Beispiel Berengaria v. Navarra treffen lassen (wir spielen 1190-91), die durch die Pyrenäen zu ihrem Hochzeitsdate unterwegs ist. Wenn aber eine Kampagne und/oder die Mächtigkeit der Charaktere einen gewissen Level erreichen, reicht es nicht mehr aus, ein paar Wildschweine zu erlegen. d.h. irgendwann ist man schon zumindest mit regionaler bzw. sogar nationaler Polit/Kirchenprominenz beschäftigt.
Titel: Re: Wie nah spielt ihr am historischen Hintergrund?
Beitrag von: Gwynnbleidd am 24.07.2013 | 22:18
Ich baue mir unglaublich gerne selber Fürsten und Geistliche zusammen, deswegen sind die meistens nicht aus der realen Geschichte stammend oder wenn ich mich doch mal dazu verleiten lasse, dann kriegen die Personen ordentlich Upgrades. Zum Beispiel die Essener Fürstäbtissin als Hexe zum Brocken fliegen lassen oder Ähnliches.

Was ich gerne aus der Realgeschichte nehme, sind Karten der Städte und Regionen. Ich kann mir selber keine Echt-Mittelalter-Stadt oder Gegend ausdenken, weil ich viel zu sehr von Fantasystädten vergiftet wurde. Würde am Ende aussehen wie Sturmwind oder Queynos. Da möchte ich es doch lieber etwas "erdiger" haben.

Titel: Re: Wie nah spielt ihr am historischen Hintergrund?
Beitrag von: Chiarina am 18.10.2014 | 03:34
Zitat von: ByC
Da ich persönlich geschichtlich interessiert bin, mag ich es auch, wenn diese stimmig in den Hintergrund eingebaut wird. Wobei die Betonung hier auf dem Wort Hintergrund liegt. Man sollte es tunlichst vermeiden, dass große historische Ereignisse durch die Spieler verhindert oder unterbunden werden.

Zitat von: Kwuteg Grauwolf
Das geht aber meiner Meinung nach nur deshalb gut , weil meine Spieler ( die sich historisch ganz gut auskennen )  eben nicht denken " Boah , wir verhindern jetzt den vierten Kreuzzug ! " , sondern " Boah ! Wir nehmen am Vierten Kreuzzug teil und machen Byzanz mit platt ! "

Meine Strategie als Spielleiter in dieser Frage ist: Lass den Spielercharakteren ruhig freien Lauf! Wenn sie ein geschichtlich bedeutsames Ereignis verhindert haben, dann beginnt eben ein wenig Alternativgeschichte. Die Charaktere haben den König umgebracht? Na, dann macht eben sein Sohn so weiter, wie es sein Vater getan hat. Und wenn das nicht geht, dann gelingt es in der Regel doch, die Realitätsverschiebung in Grenzen zu halten (Da ist jemand anderes an die Macht gekommen? Nicht so wichtig. Auch der wird sterben.. und zwar in aller Regel früher als die langlebigen Magi der Spieler).

Meistens ist es völlig plausibel, wenn durch einen Eingriff in die Geschichte nicht gleich die völlige Parallelwelt losbricht.

Und dann gibt es "Alternate History" natürlich auch noch als Reiz. Ich mache das eher gegen Ende einer Saga. Da gewinnt dann eben ein infernalisch böser Gegenspieler an Macht und plötzlich ziehen immer stärker werdende dämonische Horden durch Frankreich... die Apokalypse naht! So eine Entwicklung ist, wenn sie auf einen dramatisch überzeugenden Showdown hinläuft, ein würdiges Ende einer Ars Magica Saga.

Chiarina.
Titel: Re: Wie nah spielt ihr am historischen Hintergrund?
Beitrag von: KWÜTEG GRÄÜWÖLF am 20.10.2014 | 13:43
Das ist natürlich auch eine Idee - immerhin ist der Grundgedanke bei Ars Magica ja, daß im Mittelalter herrschende Vorstellungen real sind, und da dazu auch der Glaube an die baldige Apocalypse gehört...  >;D