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Pen & Paper - Rollenspiel => Pen & Paper - Allgemein => Thema gestartet von: Ludovico am 24.08.2006 | 17:46

Titel: Marketingstrategien für RPGs
Beitrag von: Ludovico am 24.08.2006 | 17:46
Diejenigen, die im Blutschwerter-Forum aktiv sind, sind wahrscheinlich auch schon dort auf dieses Topic gestoßen.
Die Meinungen dort könnt ihr hier (http://www.blutschwerter.de/showthread.php?t=20889) nachlesen.

Zum Thema:
Ich hatte auf dem Grofafo u.a. mit Jestocost eine interessante Diskussion zu dem Thema, die aber leider viel zu kurz ausfiel.

Erstmal stelle ich folgende Behauptungen auf:
-Die Anzahl der Rollenspieler hat nicht ab-, sondern zugenommen.
-Die Anzahl der Rollenspiele hat weit überproportional zu der Anzahl der Rollenspieler zugenommen.

Diese Annahme resultiert aus folgenden Beobachtungen:
In den 80ern gab es wenige Systeme, die sich aber gut verkaufen ließen.
Heutzutage gibt es hunderte, wenn nicht gar tausende verschiedener kommerziell vertriebener RPGs, von denen sich eine erstaunliche Menge, wenn auch nicht gut, zumindest halten kann.
Allerdings gibt es interessanterweise keine Marktforschungen zum Rollenspielmarkt, weshalb dies nur eine Behauptung ist, die mir aber sehr schlüssig vorkommt.

Weitere Behauptungen (die das Thema für mich erst interessant machen):
-Rollenspielverlage nutzen fast ausschließlich Medien, die Rollenspieler ansprechen.
-> Rollenspielverlage konzentrieren sich auf die rel. kleine Zielgruppe "Rollenspieler"
-> Zielgruppen mit ähnlichen Interessen wie Rollenspieler, also potentielle Rollenspieler, werden von den Verlagen größtenteils ignoriert oder allenfalls halbherzig umworben.

Die Gründe für diese Behauptung beruhen darauf, daß ich noch keine Werbung für RPGs außerhalb von "Fachzeitschriften" (wie den Envoyer) oder Cons gesehen habe (vllt mit einigen wenigen Ausnahmen) und daß Rollenspiele im Vergleich zu Brettspielen immer noch sehr unbekannt sind.
Man wird sicher viele finden, die mal das Wort "Rollenspiel" gehört haben, wenn man sich auf der Straße umfragt, können sich unter dem Begriff aber nichts konkretes vorstellen wie "RPG ist doch sowas wie improvisiertes Laientheater".

Da Zielgruppen mit einem großen Anteil an potentiellen RPGlern (SF-Fans, Online-RPGler, PC- und Konsolenspieler) nicht oder kaum umworben wurden, folgere ich, daß der Rollenspielmarkt wesentlich größer sein könnte.

Problem hierbei, was wahrscheinlich auch die meisten Verlage von den notwendigen Marketingausgaben abhält:
Die Werbemaßnahmen, um andere Zielgruppen als Rollenspieler zu erreichen, kosten Geld.

Leider sind diese Ausgaben nun mal absolut notwendig, wenn man sich auf einem Markt halten will und expandieren möchte.
Derzeit sieht es aber eher so aus, daß alle Rollenspielverlage über abnehmende Kundenzahlen jammern, sie sich also nicht gut auf dem Markt halten können und Expansionspläne können sie eh vergessen, wenn sie sich auf andere Produkte, die profitabler sind (wie Trading Cards) konzentrieren.

Nun nach dem ganzen Text meine Fragen:
Wie kann man Rollenspiele für wenig Geld vermarkten?
Welche Medien sollte man für die Werbung nutzen?
Welche Zielgruppen sollte man insbesondere ansprechen?

Und nebenbei dürft ihr noch meine getätigten Behauptungen auseinanderpflücken.
Titel: Re: Marketingstrategien für RPGs
Beitrag von: Roland am 24.08.2006 | 17:56
Zitat von: Ludovico
Ich hatte neulich eine interessante Diskussion zu dem Thema, die aber leider viel zu kurz ausfiel.
 
Erstmal stelle ich folgende Behauptungen auf:
-Die Anzahl der Rollenspieler hat nicht ab-, sondern zugenommen.
-Die Anzahl der Rollenspiele hat weit überproportional zu der Anzahl der Rollenspieler zugenommen.

Deine erste Behauptung halte ich für sehr gewagt. Die Umsatzzahlen im US Handel sind in den letzten Jahren stark gesunken (ich schätze um mindestens 25% im Vergleich zum Durchschnitt der 5 Jahre davor), auch deutsche Verlage haben Umsatzrückgänge zu beklagen und ihre Auflagen z.T. sehr stark verkleinert. Die Besucherzahlen bei Cons sind zeitweise sehr stark gesunken, eine Ausnahme bilden manche Großcons, wo sich das Besucherinteresse nun bündelt. 
Es könnte sein, dass Rollenspieler in Scharen in den Untergrund abwandern, nur noch freie Rollenspiele spielen oder sich mit den guten alten D&D Boxen begnügen. Aber für sehr wahrscheinlich halte ich das nicht.

Mit Deiner zweiten Behauptung hast Du recht.


Warum es für Rollenspiele keine bessere Werbung gibt?  Zum einen weil konventionelle Werbung sehr teuer ist. Ein Verlag, der ein paar Millionen (wenn überhaupt) im Jahr umsetzt, und damit gerade so über die Runden kommt, hat nicht mal eben 100.000 Euro für eine Werbekampagne. Und selbst wenn das Geld vorhanden wäre, bleibt es sehr zweifelhaft, ob sich die Investition rechnen würde. Zum anderen habe die wenigsten größeren Verlage ein Produkt, das für Neueinsteiger attraktiv wäre. Wofür also Werbung machen?
Es gibt zwar mindestens zwei dutzend Rollenspiele, die problemlos zum Einstieg taugen würden, die werden aber leider alle von amerikanischen Kleinstverlagen  produziert.
Titel: Re: Marketingstrategien für RPGs
Beitrag von: Jestocost am 24.08.2006 | 18:08
Ein Marketingkonzept für Rollenspiele? Überhaupt kein Problem, das hab ich in der Tasche.

Machen wir kurz ne kleine Marketinganalyse:

Ziel: Bekanntheitsgrad von Rollenspielen steigern, den Einstieg erleichtern um so die Koversion zu erhöhen und die Anzahl der aktiven Spieler zu steigern.

Herausforderung: geringer Bekanntheitsgrad (nur DSA ist überhaupt in Spielwarenläden vertreten), hohe Einstiegshürden, hoher Zeitaufwand, eigene Subkultur, Anwerben findet über Ausprobieren, d.h. persönliche Kontakte statt, lokale Präsenz notwendig, um das Spiel kennen zu lernen, hoher Verwaltungsaufwand, um eine Gruppe zu organiseren und regelmäßig Sessions abzuhalten, "Verbrannte Kinder" zurückholen (ehemalige rollenspieler, die glauben, dass sie zu alt wären oder schlechte Erfahrungen gemacht haben)

Wettbewerb: CRPGs und Computerspiele, DVDs, Kino, Trading Cards und andere Zeitfresser

Zielgruppen: Jugendliche und junge Erwachsene im Alter von 14-45, Mädchen und Frauen, Phantastik-Fans, Horror und Mystery-Fans, Serien-Fans, Leser von Groschenromanen

Benefits: soziale Kontakte, Kommunikation, Fremdsprachen, Ausleben künstlerischer Ambitionen, taktische und strategische Planung, dramaturgische Skills, Weltenbau und Story-Development

Alleinstellungsmerkmal: die Möglichkeit, um zusammen kreativ tätig zu werden und dabei Spannendes und Spaßiges zu erleben

Selling Idea: In Rollenspielen werden du und deine Freunde zu den Stars ihrer eigenen Show

Aufgabe: Sichtbarkeit steigern, Einsteig erleichtern, lokale Präsenz erhöhen und Zugangsmöglichkeiten eröffnen, Konzentration auf einsteigerfreundliche und leicht ausprobierbare Ausprägungen des Hobbys (von vorgefertigten Oneshots über 15 Minuten Demos, Episodenspielen, Saturday Night Specials bis zu party-tauglichen Forgespielen)

Nun braucht man nur noch geeignete Maßnahmen, mit denen man die obenstehenden Herausforderungen bewätligen und die anstehenden Aufgaben lösen kann...
Titel: Re: Marketingstrategien für RPGs
Beitrag von: Jestocost am 24.08.2006 | 18:21
Wenn die Konversion zum Rollenspieler nicht so schwierig wäre, könnte ich sofort ne Online-Kampagne starten: Der TKP (Tausender-Kontakt-Preis") für Online-Werbung liegt bei größeren Portalen bei 25 €.

Also nehme ich mal 2500 € in die Hand: Dann habe ich 100.000 Kontakte. Ich hab ein tolles Banner, darum beträgt die Klickrate 1%: D.h. 1.000 Leute kommen auf meine Site. Damit es sich rechnen würde, bräuchte ich nun eine Konversion von 10%: Dann würden 100 Leute mein Regelbuch kaufen, dann hätte ich einen Umsatz von ca. 3000 Euros und einen Gewinn von  500 Euros..

Dummerweise liegt die Konversion voraussichtlich nicht bei 10%, sondern eher bei 1-2%... Aber das könnte man auch lösen...
Titel: Re: Marketingstrategien für RPGs
Beitrag von: Roland am 24.08.2006 | 18:29
Dann würden 100 Leute mein Regelbuch kaufen, dann hätte ich einen Umsatz von ca. 3000 Euros und einen Gewinn von  500 Euros..

Hättest Du dann nicht eher einen Verlust von 500 Euro? Die Spiele kosten Dich doch mindestens 10 Euro in der Produktion, oder nicht?
Titel: Re: Marketingstrategien für RPGs
Beitrag von: Meister Analion am 24.08.2006 | 22:59
Auf dem Kenzer Board gabs ne ähnliche Diskussion. Die wurde dann sehr schnell beendet als der Marketing-Fuzzi von Kenzer gepostet hat das eigentlich jede Werbung für Rollenspiele mehr kostet als sie bringt, sei es im Netz, in Nicht-RPG-Printmedien oder sonstwas.
Titel: Re: Marketingstrategien für RPGs
Beitrag von: Ludovico am 24.08.2006 | 23:19
Auf dem Kenzer Board gabs ne ähnliche Diskussion. Die wurde dann sehr schnell beendet als der Marketing-Fuzzi von Kenzer gepostet hat das eigentlich jede Werbung für Rollenspiele mehr kostet als sie bringt, sei es im Netz, in Nicht-RPG-Printmedien oder sonstwas.

Jo, wenn man diese Werbung nur innerhalb der Subkultur "Rollenspieler" und ganz halbherzig außerhalb dieser Subkultur umsetzt, dann hat dieser Marketing-Fuzzi vollkommen recht.

Zitat von: Roland
Deine erste Behauptung halte ich für sehr gewagt. Die Umsatzzahlen im US Handel sind in den letzten Jahren stark gesunken (ich schätze um mindestens 25% im Vergleich zum Durchschnitt der 5 Jahre davor), auch deutsche Verlage haben Umsatzrückgänge zu beklagen und ihre Auflagen z.T. sehr stark verkleinert.

Daß deutsche Verlage über Umsatzrückgänge klagen, steht in keinem Widerspruch zu meiner Aussage.
Gründe für den Umsatzrückgang im US-Handel können sehr vielfältig sein und auch mit den Besonderheiten der USA zusammenhängen.
Du hast ein paar mögliche Gründe genannt.
Weitere Gründe:
- Zugang zu PDF-Dateien wurde in den letzten Jahren immens erleichtert, insb. in den USA, wo die Computerisierung und Vernetzung wesentlich stärker ausgeprägt ist als in Europa.
- Amazon und Ebay stellen eine starke Konkurrenz zu den üblichen Händlern dar, insb. Rollenspielshops, die wahrscheinlich eh ein Schattendasein dort führen und sich mehr mit LARP und Trading Cards über Wasser halten.
- Da TGCs und LARP-Sachen wesentlich häufiger gekauft werden und mittlerweile so ziemlich die Hauptstandbeine der meisten Rollenspielläden darstellen, haben diese den Artikel Rollenspiel eine niedrigere Priorität zugewiesen. Das bedeutet: Personal, daß sich besser mit TGCs auskennt und weniger mit Rollenspielen und weniger Verkaufsfläche für RPGs. Ebenso viele veraltete Produkte, die ein Dasein als Ladenhüter fristen und weniger neue.
- Starke Konkurrenz durch Online-RPGs! WoW, Everquest und co. sind brutale Zeitfresser mit einer großen Anhängerschaft auch und vor allem unter aktiven Rollenspielern.
Dies dürfte in den USA mit seiner Computerisierung und Vernetzung noch stärker ausgeprägt sein als in Deutschland.
- Desweiteren dominiert in den USA D20 und D&D. Wie attraktiv RPGs insgesamt sind, hängt dort vor allem von der Anhängerschaft dieser Systeme ab.

Zitat
Zum einen weil konventionelle Werbung sehr teuer ist. Ein Verlag, der ein paar Millionen (wenn überhaupt) im Jahr umsetzt, und damit gerade so über die Runden kommt, hat nicht mal eben 100.000 Euro für eine Werbekampagne.

Verlage können ihre Ressourcen bündeln, um Werbung zu machen, weil es im Interesse aller wäre Verlage wäre, wenn RPGs bekannter werden würden.
Man muß nicht auf teure Werbung setzen.
Es muß ja keine Fernsehwerbung sein oder Anzeigen in Stern oder Bunte.
Ebensowenig muß man Geld an Karstadt und co. zahlen, damit das eigene RPG in die Spielwarenabteilung kommt, wofür gibt es Internetshops wie Amazon oder die eigene Webseite, wenn reale Fantasy-Shops nicht reichen?
 
Titel: Re: Marketingstrategien für RPGs
Beitrag von: Meister Analion am 24.08.2006 | 23:28
Jo, wenn man diese Werbung nur innerhalb der Subkultur "Rollenspieler" und ganz halbherzig außerhalb dieser Subkultur umsetzt, dann hat dieser Marketing-Fuzzi vollkommen recht.
Nein, es ging um Werbung z.B. in PC-Magazinen und anderen RPG -fremden Medien. Die Kosten sind einfach zu hoch.
Titel: Re: Marketingstrategien für RPGs
Beitrag von: Ludovico am 24.08.2006 | 23:36
Nein, es ging um Werbung z.B. in PC-Magazinen und anderen RPG -fremden Medien. Die Kosten sind einfach zu hoch.

Dann würde ich mal sagen, daß am falschen Ende gespart wird. Man kann heutzutage das genialste Produkt überhaupt haben. Wenn keiner weiß, daß Du sowas hast, dann wirst Du damit baden gehen.
Deshalb sollte man meiner Meinung nach zum einen Ressourcen bündeln und Geld auch von Neuentwicklungen abzwacken. Die verschlingen doch gerade in der Entwicklungsphase auch immense Summen.
Titel: Re: Marketingstrategien für RPGs
Beitrag von: Meister Analion am 25.08.2006 | 00:01
Dann würde ich mal sagen, daß am falschen Ende gespart wird. Man kann heutzutage das genialste Produkt überhaupt haben. Wenn keiner weiß, daß Du sowas hast, dann wirst Du damit baden gehen.
Deshalb sollte man meiner Meinung nach zum einen Ressourcen bündeln und Geld auch von Neuentwicklungen abzwacken. Die verschlingen doch gerade in der Entwicklungsphase auch immense Summen.
Äh? Hallo? Wir reden von der RPG-Industrie und nicht von High-Tech-Unternehmen. Es gibt doch kaum Firmen, die sich eine großangelegte Kampagne auch nur ansatzweise leisten könnte. Und welche Entwicklungskosten denn? Die meisten Bücher werden doch in der Freizeit zu Hause geschrieben und allerseltenst nach Zeit bezahlt.

Mal am Beispiel von Kenzer. Die haben seit 3.0 ca. 40 Bücher für Kalamar, 2 eigene RPG-Systeme, ein dutzend Brettspiele und 2 oder 3 monatliche Comics rausgebracht, dennoch haben die kaum feste Mitarbeiter sondern hauptsächlich Freelancer mit einem anderen Hauptberuf.

Wenn jemand dick Werbung machen könnte wäre das Wizards mit Hasbro im Rücken und wenn es Profit bringen würde hätten sie es schon lange getan.

Die beste Werbung für RPGs ist Präsenz in der Szene (Läden, Cons) und Mund-zu-Mund-Propaganda. Kein "Aussenseiter" wird sich ein RPG kaufen wegen einer Werbung in der Fernsehzeitung, dazu sind sie einfach viel zu komplex.
Titel: Re: Marketingstrategien für RPGs
Beitrag von: Merlin Emrys am 25.08.2006 | 03:55
Ein Marketingkonzept für Rollenspiele? Überhaupt kein Problem, das hab ich in der Tasche.

Machen wir kurz ne kleine Marketinganalyse: ...
Hm... ich mache mal - als absoluter Laie in dem ganzen Gebiet - eine eigene kleine Analyse auf, ausgehend von der Frage: "Warum konnten auf einmal alle Acht- bis Zwoelfjaehrigen mit YuGiOh-Karten was anfangen und ich konnte es nicht?" :-)
Weil sie die Anleitung gelesen haben und ich nicht? Das war leicht zu aendern - aber ich konnte mir nach der Anleitung immer noch nicht so recht erklaeren, wie das gehen soll.
Haben sie die Anleitung in den Kartenboxen also besser verstanden? Es wuerde meinem Stolz nicht schmeicheln, das anzunehmen ;-) .
Dann hat mich mein kleines Schwesterchen an der Hand genommen und mich vor dem Fernseher plaziert - zu einer Zeit, wo eben so Acht- bis Zwoelfjaehrige vor der Glotze haengen. Und nach ein paar Folgen (ich meine, es waeren weniger als 5 gewesen) von YuGiOh hatte ich es dann auch begriffen.

Was sehe ich (als absoluter Laie auf diesem Gebiet) da, um davon zu lernen?
- Vielleicht sollte man weniger ueber "Konkurrenten", sondern mehr Synergie-Effekte nachdenken. Trading-Cards und Fernsehen haben sich in meinem beobachteten Fall keine Konkurrenz gemacht, sondern aufeinander verwiesen: Die Serie hat bei den Kindern Lust auf die Trading-Cards geweckt, und ueber die Trading-Cards haben dann andere (wie ich, also an sich nicht in der urspruenglichen Zielgruppe) die Fernsehserie kennengelernt.
- Man kann Dinge nicht nur schriftlich vermitteln. Gerade Kinder lernen durch Zusehen und Nachahmen, und Erwachsene sind letztlich noch genauso dankbar, wenn es ohne Lesen auch geht :-) . Man muss keine Buchseiten zaehlen, wenn man sich von den Buechern loest. Man muss nicht verzweifelt nach den einfachst-moeglichen oder einleuchtensten Regeln suchen, wenn man sie so anschaulich vermittelt, dass sie nach ein paar Wiederholungen verstanden werden.
- Handwerklich gute Arbeit ist alles andere als zweitrangig! YuGiOh war, soweit ich das beurteilen kann, handwerklich sehr wohldurchdacht und genau auf eine bestimmte Zielgruppe hin ausgelegt. Diese Zielgruppe hat sich dann als Multiplikatoren betaetigt und damit vielleicht mehr erreicht, als die Serie und die Karten selbst gekonnt haetten, wenn man versucht haette, sie gleich selbst allen anzubieten.
- Nicht draengeln! Was noetig ist, ist ein gewisser finanzieller Vorschuss und dann vor allem: Zeit.

Koennte man eine interessante, pfiffige, ansprechende Storie aus Rollenspielen machen? Das ist eine Frage ans Handwerk, aber ich denke, man kann. Mir fielen als moegliche Synergie-Partner zunaechst eine Fernsehserie ein - sie entspricht besser dem Lernverhalten, das ich kenne, naemlich kleine Haeppchen in regelmaessiger Wiederholung, als ein Kinofilm - und ein paralleles Computerspiel, das mit den zwei Ebenen spielt, der fiktiven Gruppe und der Fiktion der fiktiven Gruppe. Wenn man will und technisch gut ist, kann man sogar darueber nachdenken, ob man sogar auch Trading-Cards (als erwerbbare Sonderfertigkeiten usw?) versucht ins Boot zu holen; optimal waere, wenn man sie ueber CardReader gleich auch im Computerspiel einsetzen koennte.
Da Rollenspielregelwerke eine Spur komplizierter sind als Trading-Card-Regeln, wuerde ich das Alter der Zielgruppe ein wenig nach oben setzen und auf die Mittelstufenschuelerschaft (grob: 14 bis 17) versuchen zu zielen. Die sind ohnehin gerade auch im besten Computerspielalter :-) , und die Anpassung an aeltere Kundenschichten duerfte etwas einfacher werden.

Dann muss man sich mal ansehen, was man alles so machen muss, um so ein Hyphe-Phaenomen anzustossen (hierfuer ist mE handwerkliche Qualitaet des "zu behyphenden" Produkts ganz, ganz wichtig!)... und: ab geht die Post :-) .

Das, was man damit bekommt, sind keine "Anhaenger der reinen Rollenspielehre". Es sind Leute, die Rollenspiel als eine Variante von etwas annehmen - ein Computerspiel ohne Rechner, ein Trading-Card-Spiel mit mehr Umgebung und geringerer Gewichtung der eigentlichen Karten, ein Angebot, den Fernseher auszumachen und sich die Dinge "umzuphantasieren".
Ich koennte mir sowas problemlos fuer verschiedene Typen von Rollenspielen vorstellen. Die Frage ist, ob es klueger ist, ein Rollenspiel zu einem Thema zu nehmen, fuer das es schon "Serienunterstuetzung" gibt, d.h. SciFi oder Piraten oder Fantasy, oder ob ein etwas abweichenderes Thema besser waere. Ich denke, da kommt es darauf an, fuer was sich Regisseur, Programmierer, Darsteller und Konsorten am meisten begeistern - Spass an der Sache hebt die Qualitaet, gerade da, wo es um Darstellungen geht, denke ich.

Titel: Re: Marketingstrategien für RPGs
Beitrag von: Ludovico am 25.08.2006 | 07:57
Äh? Hallo? Wir reden von der RPG-Industrie und nicht von High-Tech-Unternehmen. Es gibt doch kaum Firmen, die sich eine großangelegte Kampagne auch nur ansatzweise leisten könnte. Und welche Entwicklungskosten denn? Die meisten Bücher werden doch in der Freizeit zu Hause geschrieben und allerseltenst nach Zeit bezahlt.

Oh, das ist interessant. Ist das nur bei Kenzer so? Zumindest kann man an den Produktionskosten sparen. Ein neues Produkt zieht immer einen Rattenschwanz an Kosten nach sich.
Außerdem schrieb ich nie was von einer großangelegten Kampagne.

Zitat
Wenn jemand dick Werbung machen könnte wäre das Wizards mit Hasbro im Rücken und wenn es Profit bringen würde hätten sie es schon lange getan.

Sie machen es doch. Die D&D-PC-Spiele, das Brettspiel, der Film... Das ist Werbung.

Zitat
Die beste Werbung für RPGs ist Präsenz in der Szene (Läden, Cons) und Mund-zu-Mund-Propaganda.

Die Szene wirft aber nix ab. Ich sag jetzt mal voraus, daß es, wenn es so weitergeht, das große Sterben in der RPG-Verlag-Szene bald beginnt, weil die Konkurrenz nicht zu, sondern abnimmt und kleine Verlage wie Kenzer dann hopps gehen. Übrig bleiben dann nur die Großen und die Freizeitbastler, wobei ich eher davon ausgehe, daß die Großen RPGs dann auch eher nebenbei verticken.
Der Grund: Die Szene hat nicht genug Kohle, um die Verlage am Leben zu erhalten. Das Geld wird sich auf noch mehr RPGs verteilen, wodurch die kleineren Verlage, die sich nicht so lukrative Nebenverdienste wie die Herstellung und den Vertrieb von Trading Cards leisten können.

Zitat
Kein "Aussenseiter" wird sich ein RPG kaufen wegen einer Werbung in der Fernsehzeitung, dazu sind sie einfach viel zu komplex.

Das kommt auf die Fernsehzeitung an. Wenn es sich um eine Fernsehzeitung handelt, die sich auf SF spezialisiert hat, dann wirst Du mit Sicherheit ein paar (selbst wenn es nur 10 von 1000 Lesern sind, ist das schon gut) Kunden finden.
So funktioniert Werbung. Der Großteil der Kosten ist im Endeffekt rausgeschmissenes Geld. Der Teil, der die Kunden aber anlockt, ist absolut notwendig.
Und wie willst Du den lukrativen Teil von dem nichtlukrativen Teil trennen?

Ich frag mich, wieso Werbung immer so unterschätzt wird.
Ich kenn einen Betrieb, der wegen mangelnder PR pleite ging und einen Betrieb, dem es deswegen ziemlich mies geht.

Im obigen Post hab ich übrigens nebenbei erwähnt, daß RPG-Verlage Ressourcen auch bündeln können.

@Merlin
Cool! Geiles Post!
Allerdings wird das ordentlich was kosten.  :d
Es sei denn, man sucht sich einen finanzstarken Partner, der einem bei der Marketingstrategie hilft.
Titel: Re: Marketingstrategien für RPGs
Beitrag von: wjassula am 25.08.2006 | 09:21
Zitat
Der Grund: Die Szene hat nicht genug Kohle, um die Verlage am Leben zu erhalten. Das Geld wird sich auf noch mehr RPGs verteilen

Ist doch kein Problem. Dann haben wir eine grössere Vielfalt von kleineren, besseren Spielen, die die Leute von zuhause aus als Zweitjob übers Netz vertreiben. Ganz ohne Marketingoffensive. Die wäre doch nur nötig, wenn man sich an die alten Vertriebsstrukturen klammert, weil ein (vergleichsweise) riesiger Apparat verzweifelt neue Käufer ansprechen muss, um sich zu erhalten - wohlgemerkt, nicht um neue und schönere Spiele zu machen. Dafür braucht es Geld, das nicht da ist, weil nicht genügen Leute die Spiele kaufen, also kann man nicht werben, um mehr Leute ranzukriegen, mit deren Geld man auch mal eine grössere Kampagne fahren könnte, um dann mehr Leute ranzukriegen, mit deren Geld....na und so weiter. Ausnahme ist in Deutschland Fanpro und in den USA Hasbro. Na dann gibt´s halt zwei Profis und einen Haufen Kleiner.

Deswegen stirbt doch das Hobby nicht - einen Gedanken, den ich ohnehin merkwürdig finde. Solange wir spielen, ist doch das Rollenspiel nicht tot, und wenn wir keinen Bock mehr haben, kann es uns doch auch egal sein, ob das sonst noch jemand macht. Wo kommt denn diese zärtliche Sorge um "das Hobby" her?

Macht doch endlich ein Fangeschäft aus dem Rollenspiel. Das ist ehrlicher und wahrscheinlich sogar für die Privatleute, die nebenbei Spiele produzieren profitabler, weil sie eine Gewinnspanne einfahren, von denen die Verlage nur träumen können.
Titel: Re: Marketingstrategien für RPGs
Beitrag von: Merlin Emrys am 25.08.2006 | 09:48
@Merlin
Cool! Geiles Post!
Allerdings wird das ordentlich was kosten.  :d
Es sei denn, man sucht sich einen finanzstarken Partner, der einem bei der Marketingstrategie hilft.
Danke ;-) !
Die finanzielle Seite ist wirklich das groesste Problem - aber bei der ganzen Werbung. Das zweitgroesste ist, die richtigen "Handwerker" mit dem Geld zu bezahlen. Aber wenn man es schafft, eine gute Serie und ein spannendes Computerspiel zu generieren, hat man hinterher sogar vielleicht noch ein kleines Plus... fuer die Neuauflage, weil "Hyphe-Phaenomene" immer nur so kurze Halbwertszeiten haben. :-)
Titel: Re: Marketingstrategien für RPGs
Beitrag von: Romaal am 25.08.2006 | 09:56
Mal ganz im Ernst: Wollen wir überhaupt das RPG groß vermarktet wird und dass es jeder kennt? Also ich kann dazu nur sagen: Ich bin froh dass es keinen Hype auf Rollenspiel gibt (und wohl auch nie gab/geben wird). Hätte keinen Bock wenn mein schönes Hobby jeden Tag in der Werbung angepriesen wird und es jeder kennt. Dann wäre auch die Faszination wohl schnell erlegen, denn ales was der breiten Masse in die Finger gerät wird irgendwie gefällig, zäh und unschön.

Sry, aber das ist meine eigene Meinung und ich bin sicher dass die meisten Rollenspieler auch eher froh sind, dass ihr Hobby zu der eher unbekannteren Sorte gehört. Denn sein wir mal ehrlich, wem gefällt es nicht, wenn andere fragen was man da macht und man selber denkt sich: Nee, das ist nix für euch, das ist mein Hobby und ihr würdet das gar nicht verstehn.

Das nenne ich szenentypische Abgehobenheit und die finde ich nicht mal schlimm.
Titel: Re: Marketingstrategien für RPGs
Beitrag von: Alex am 25.08.2006 | 10:02
Ich finde die Diskussion sehr spannend und will mich auch mal dran beteiligen.  ~;D

Ich denke, dass es nur zwei sinnvolle Möglichkeiten gibt, den Kreis an Rollenspielern zu erweitern, ohne wie blöd Kohle heraushauen zu müssen:
1. Die rollenspielnahen Gruppen locken.
Wenn ich mir ansehe, wie sich Brettspiele (Siedler, Carcassonne ...) und auch Computer-Spiele wie Diablo verkaufen, dann scheint es ein großes Interesse an Spielen im allgemeinen zu geben. Vor allem die Computerspiele zeigen, dass viele die Genre Fantasy/Science Fiction/Rollenspiel super finden. Auch Sims ist auf eine komische Art ja auch Rollenspiel.
In erster Linie würde sich die Spiele-Messe in Essen dazu eignen, Nicht-Rollenspieler an dieses Hobby heranzuführen. Dies geht aber IMHO nur persönlich und außerhalb der Rollenspiel-Stände. Ich denke da an (sehr) kurze Einführungsrunden. Diese sollte es einfach und überzeugend sein (praktisch keine Regeln, ein Charakter und viel Würfelaction).
Dieser erweiterte Kreis von Spielern könnte dann auch das Ziel für Werbemaßnahmen sein (also Werbung in Zeitschriften wie die Pöppel-Revue (falls es die noch gibt)). Stern und Fernsehzeitschriften bringen IMHO gar nichts.
2. Man muß ein Einführungsprodukt schaffen, was wirklich super-einfach ist. Selbst die Einführungsregeln von DSA sind da wahrscheinlich noch zu komplex (was keine Kritik an diesem Produkt ist). Man sollte die Leute nicht zuerst mit einem Spiel locken, sondern "nur" soweit bringen, dass sie sich für Rollenspiel interessieren (geile Bilder, eine gute Story ...). Erst im zweiten Schritt kämen super-einfache Einführungsmodule. Diese sollten fast nichts kosten (<5 Euro ?) und auch in allen Spielgeschäften (nicht nur Rollenspielläden) erhältlich sein (dazu zähle ich auch Karstadt, Wal-Mart ...).
Der erste Schritt muß sein, die Leute erst für das Thema zu interessieren, bevor man sie mit Einführungsboxen zuwirft.

Somit muß eine Werbestrategie nicht auf ein System bezogen werden, sondern erst auf Rollenspiel allgemein. Erst wenn sich Leute überhaupt dafür interessieren, kann man sie mit den Produkten locken. Jemanden einfach eine Box hinfeuern und hoffen, dass es ihm gefällt, halte ich für eine schlechte Strategie.
Titel: Re: Marketingstrategien für RPGs
Beitrag von: Ingo am 25.08.2006 | 10:18
Ich frag mich, wieso Werbung immer so unterschätzt wird.
Ich kenn einen Betrieb, der wegen mangelnder PR pleite ging und einen Betrieb, dem es deswegen ziemlich mies geht.

Die meisten unterschätzen Werbung gar nicht, aber man muß sie sich erstmal leisten können. Kein deutscher Rollenspielverlag hat gerade mal einige hundert Tausend, die für Fernsehwerbung notwendig währen und auch Zeitungswerbung scheidet wohl für die meisten aus.
Bereits eine Ausstrahlung eines Werbespots im Regionalradio kostet über 1.000 € für 7 Widerholungen (was ja praktisch nichts ist). Überregionale Werbung geht also in die zehntausende.

Dann sehen wir doch mal, was ein Verlag an so einem Rollenspielbuch verdient. 50% bekommt der Handel, 5% gehen für Porto und Verpackung drauf. Lizenzen 10-20%, wenn es ein eigenes Produkt ist praktisch genausoviel für Zeichner und Autoren (nehmen wir die Mitte 15%). Druck und sonstige Vorabkosten ca. 15%. Bleiben also 15%. Bei einem Buch für 30,- € bleiben also (wenn man optimistisch rechnet) 4,50€ für das operative Geschäft (es sind wohl eher 3,- €) - vor Abzug der Steuern. Bei Büchern 7% -> 4,20€. Natürlich braucht man eine Buchhaltung, Software, Computer, Flyer, eine Homepage, Buchhaltung oder Steuerberater usw. Man muß zu Messen und Cons fahren.
Wie viel kann man denn von einem Quellenbuch verkaufen? 1.000 Stück? Na gut bei DSA vielleicht 5 bis 8 Tausend.

Was im Endeffekt übrig bleibt dürfte bei einem kleinen Verlag nicht mal ein Euro sein, wenn man überhaupt Gewinne damit macht.

Glaubt Ihr F&S, FanPro oder Pegasus verdienen etwas an Rollenspielen? Wohl eher nicht. Man verdient an Zinnminiaturen, Romanen, Würfeln oder als Großhändler.

Selbst wenn sich alle Verlage in Deutschland zusammen tun würden (und viele würden da nicht mitmachen) könnte man sich keine Fernsehwerbung leisten. Das ist einfach Utopisch.

Mit einigen anderen Leuten habe ich ja einen Kleinverlag gegründet und vertreibe unser Rollenspiel. Nicht weil ich damit Geld verdiene - es ist ein Hobby. Andere leisten sich einen Porsche, ein teures Haus, Urlaub oder eine Hifi-Highend Anlage. Ich gebe mein Geld für Rollenspiele aus. Ich werde in meinem Leben keinen Cent mit Rollenspielen verdienen (was ich aber auch nicht vor hatte). Die größeren Verlage können meistens froh sein, wenn sie ein kleines Plus mit ihrem System erwirtschaften, doch wie viele große Systeme gibt es? DSA, SR, WoD und D20 und selbst damit kann man praktisch kein Geld verdienen.

Ich mache natürlich weiter und investiere in mein Hobby. Aber teure Werbung ist nicht nur für mich utopisch.

Viele Grüße,
Ingo
Titel: Re: Marketingstrategien für RPGs
Beitrag von: Jestocost am 25.08.2006 | 10:26
Ich glaube, wir sollten mal realistisch bleiben - Synergien sind ja schön und gut, aber solange die Nutzungssituation von Rollenspielen nicht mit anderen Hobbys mithalten kann, wird sich nix ändern...

Stellt euch doch mal den idealen Fall vor: Unser Interessent wurde angefixt und würde gern Rollenspiele ausprobieren...

Und was passiert dann?

1. Lonely Planet: In seiner Gemeinde gibt es keine anderen Rollenspiele. Er kauft sich also ein Spiel (wahrscheinlich DSA, weil es das einzige ist, dass es bei ihm im Spielwarenladen gibt), nimmt das Buch zur Hand und probiert es aus, nachdem er zwei bis drei Kumpels überzeugt hat, dass mal auszuprobieren... Wenn er jetzt Glück hat, hat's jedem Spaß gemacht und es kommt eine regelmäßige Runde zu stande...

2. Rollenspielladen: Wenn er Glück hat, findet er dort einen Aushang oder einen örtlichen Club. Vorausgesetzt, er findet den Rollenspielladen überhaupt oder weiß, dass es solche Läden überhaupt gibt...

3. Geoutete Bekannte: Oder er redet mit ein paar Kumpels darüber und diese offenbaren ihm, dass sie sowas auch tun und er gerne mal mitmachen könnte...

Ich glaube, dass wir die Idee, die hinter Rollenspielen steht, aus dem Dunstkreis der Rollenspieler herausbekommen muss: Rollenspiele kennen zu lernen muss so einfach werden, wie an einem Spieleabend teilzunehmen... Setz dich, nimm dir nen Keks, so geht's...
Titel: Re: Marketingstrategien für RPGs
Beitrag von: Ingo am 25.08.2006 | 10:32
Ich glaube, dass wir die Idee, die hinter Rollenspielen steht, aus dem Dunstkreis der Rollenspieler herausbekommen muss: Rollenspiele kennen zu lernen muss so einfach werden, wie an einem Spieleabend teilzunehmen... Setz dich, nimm dir nen Keks, so geht's...

Da hast Du vollkommen recht. Wir waren jetzt dreimal auf der Leipziger Buchmesse und habe dort unser Rollenspiel präsentiert. 99% der Besucher haben noch nie ein Rollenspiel gespielt und 67% der Leute, die dann eine Runde bei mir gemacht haben auch nicht. Wißt Ihr was? Auf der Leipziger Buchmesse muß man im Durchschnitt 5 Minuten mit einer Person sprechen um Ihr ein Buch zu verkaufen (auf einem Con bin ich mich 20-30 Minuten dabei). Wir haben nirgendswo auch nur annährend so viel verkauft, wie auf der Buchmesse.

Es gibt durchaus die Möglichkeit neue Leute anzusprechen und ihnen Rollenspiel nahezubringen und solche Verantstaltungen sind dafür ideal. Wir können das aber nur dank dem Projekt Odyssee machen, Leute die einen Stand finanzieren und ihre Freizeit für uns Autoren opfern (womit ich nochmals meinen Dank aussprechen möchte).

Viele Grüße,
Ingo

Titel: Re: Marketingstrategien für RPGs
Beitrag von: Alex am 25.08.2006 | 10:48
Wir können das aber nur dank dem Projekt Odyssee machen, Leute die einen Stand finanzieren und ihre Freizeit für uns Autoren opfern (womit ich nochmals meinen Dank aussprechen möchte).
Da stimme ich mit ein - auch meinen Respekt an dieses Projekt.  :d
Titel: Re: Marketingstrategien für RPGs
Beitrag von: Jestocost am 25.08.2006 | 10:50
An sich ist der ganze Rollenspielmarkt verrückt: Es gibt zigtausende von Rollenspielen, erheblich mehr als überhaupt gespielt werden (da spielt die Sammlermentalität vieler Rollenspieler mit rein), die bücher erscheinen in sehr geringen Auflagen, aber es wird eine wahnwitzige hochwertige Aufmachung erwartet: Hardcover, vielfarbig, mit hunderten von Illustrationen... aber dann noch bitte unter 40 Euro... Und Ingo hat sehr gut aufgeschlüsselt, wie die Preisgestaltung im Rollenspielsektor funktioniert...

Ich stimme auch mit Jasper überein, dass Rollenspiele ein Hobbymarkt sein sollte: Mit Direktvertrieb, vor Ort Verkauf an Events und eine großen Nähe zwischen Fans und Verleger (auch wenn man es nie allen Fans recht machen kann)...

Und um Rollenspiele bekannter zu machen, braucht es Rollenspieler: Wenn die Einsteigerrunden, 15 Minuten Demos und coole Beispiele präsentieren (warum nicht eine historische Kampagne/Episode zur Zeit Alexanders des Großen für den Geschichtsunterricht vorbereiten), die Vielfalt des Hobbys zeigen, dann wird Rollenspiel vielleicht eher zu einer interessanten Freizeitgestaltung als zu dem fanatischen Hobby - aber mir wäre das auch lieber...
Titel: Re: Marketingstrategien für RPGs
Beitrag von: Arbo am 25.08.2006 | 11:48
Also ... im Großen und Ganzen gebe ich mal Ludovico Recht. Was relativ einfach zu bewerkstelligen wäre und für mehr Punkte sorgen könnte, ist die Jugendarbeit zu verstärken. Ich denke, da könnte wesentlich mehr laufen.

Ansonsten stimme ich mit Merlin Emrys überein: Eigentlich müssten auch mehr Synergien gesucht werden. Bevor WoD so gehypt wurde, hatte ich mich bspw. immer wieder gefragt, warum die RPG-Macher nicht mal auf die Metal- bzw. "Grufti"-Szene mit abzielen. Da gibt es reichlich Überschneidungseffekte. Wie auch immer: Wenn die Verantwortlichen keinen "Unternehmergeist" besitzen bzw. eigentlich auch keine Ahnung haben, wird man sich immer im Kreise drehen. Im Grunde ist es doch so, dass eine Krähe der anderen ein Auge aushackt. Wer sich zu erst bewegt, ist tot.

@ Ludovico:

Zitat
Die Szene wirft aber nix ab. Ich sag jetzt mal voraus, daß es, wenn es so weitergeht, das große Sterben in der RPG-Verlag-Szene bald beginnt, weil die Konkurrenz nicht zu, sondern abnimmt und kleine Verlage wie Kenzer dann hopps gehen.

Kann man auch anders herum sehen: Große sterben, kleine bleiben - allerdings auf ihrem allseits kleinen Niveau ;)

Ansonsten: Zustimmung zu dem restlichen Absatz.


@ Jasper:

Zitat
Macht doch endlich ein Fangeschäft aus dem Rollenspiel. Das ist ehrlicher und wahrscheinlich sogar für die Privatleute, die nebenbei Spiele produzieren profitabler, weil sie eine Gewinnspanne einfahren, von denen die Verlage nur träumen können.

Jo, ehrlicher wäre es. Aber solange irgendwo ein "Gewinn" eingefahren wird, sind die großen Elefanten da, die ganz besonderes große Haufen setzen wollen ;)


@ Alex:

Zitat
2. Man muß ein Einführungsprodukt schaffen, was wirklich super-einfach ist.

Könnte eine Möglichkeit sein. Aber warum nicht einfach mehr auf "hybride" Sachen setzen? Ich meine, es gibt eine Reihe von einfachen Brett- und Kartenspielen, bei denen ohnehin schon eine Art "Charakter" gespielt wird. Warum das nicht etwas ausbauen. Wäre dann zwar auch nichts weiter als D&D >;D ... aber im Grunde kann man so langsam eine Art "Einstiegsdroge" formieren, die Lust auf mehr macht. Einmal in Richtung RPG und das andere Mal in Richtung "Gesellschaftsspiel".


@ Jestocost:

Zitat
Ich glaube, dass wir die Idee, die hinter Rollenspielen steht, aus dem Dunstkreis der Rollenspieler herausbekommen muss: Rollenspiele kennen zu lernen muss so einfach werden, wie an einem Spieleabend teilzunehmen... Setz dich, nimm dir nen Keks, so geht's...

Jup, wo wir wieder bei der von mir erwähnten Jugendförderung wären. Klingt schrecklich altmodisch, ich weiß. Aber gerade heute wäre da einiges zu machen. Ich meine, es existieren Landkreise, da gibt es NIX ... gar nix was wie Jugendangebot oder so ausschaut. Da ließe sich m.E. schon was bewerkstelligen, allerdings nichts auf kurze Sicht.

Zitat
Ich stimme auch mit Jasper überein, dass Rollenspiele ein Hobbymarkt sein sollte: Mit Direktvertrieb, vor Ort Verkauf an Events und eine großen Nähe zwischen Fans und Verleger (auch wenn man es nie allen Fans recht machen kann)...

Das bringt mich auf eine interessante Frage: Wie kann man den Direktvertrieb - im Hobbybereich - möglichst einfach gestalten? Aber immer noch so, dass er genügend Anreize für einen Kauf bietet?

Zitat
Und um Rollenspiele bekannter zu machen, braucht es Rollenspieler: Wenn die Einsteigerrunden, 15 Minuten Demos und coole Beispiele präsentieren (warum nicht eine historische Kampagne/Episode zur Zeit Alexanders des Großen für den Geschichtsunterricht vorbereiten), die Vielfalt des Hobbys zeigen, dann wird Rollenspiel vielleicht eher zu einer interessanten Freizeitgestaltung als zu dem fanatischen Hobby - aber mir wäre das auch lieber...

Ach Käse! Wir brauche keine Videos, wir brauchen Helden mit Vorbildfunktion! Also Testimonials (http://de.wikipedia.org/wiki/Testimonial). Freiwillige vor! ~;D

Arbo
Titel: Re: Marketingstrategien für RPGs
Beitrag von: Alex am 25.08.2006 | 12:47
Ich stimme auch mit Jasper überein, dass Rollenspiele ein Hobbymarkt sein sollte: Mit Direktvertrieb, vor Ort Verkauf an Events und eine großen Nähe zwischen Fans und Verleger (auch wenn man es nie allen Fans recht machen kann)...
Ich denke zu viel Hobby ist tödlich. Man kann D&D mögen oder nicht, aber die Qualität ihrer Produkte (ich denke speziell an Zeichnungen) ist unerreicht. Ein solches Werk ist nur mit Berufszeichner und Profis möglich und mir kann keiner sagen das Monster Manual nicht ultrageil ist. Wenn es im RPG-Markt nichts zu verdienen gibt, dann schauen solche Jungs sich woanders um. Natürlich gibt es auch gute "Hobby"-Produktionen (Degenesis ist wirklich stark gemacht), aber ein paar Profis brauchen wir schon noch.

Ein größerer Markt hätte auch anderer Vorteile. Am stärksten merke ich das bei Fanzines. Außer Envoyer und Windgeflüster gibt es kaum noch größere, regelmäßige Zeitschriften. Anduin ist zu Grabe getragen  :'(  :'( und "Der Ruf" ist sehr speziell. Selbst zu Zinnminiaturen und Häusern auf Mallorca gibt es mehr Zeitschriften als zu Rollenspiel.
Ein größerer Markt würde auch mehr positive Nebeneffekte haben und dann kämen mal endlich mehr Leute auch zu den kleinen Cons.
Titel: Re: Marketingstrategien für RPGs
Beitrag von: Alex am 25.08.2006 | 12:50
Ach Käse! Wir brauche keine Videos, wir brauchen Helden mit Vorbildfunktion! Also Testimonials (http://de.wikipedia.org/wiki/Testimonial). Freiwillige vor! ~;D
Habt ihr Vin Diesel bei Jay Leno gesehen, wie er über seine Hoch-Level-Witch von früher erzählt hat? Der Junge war lange D&D-Spieler und hat sogar das Vorwort zur Jubiläumsausgabe geschrieben. Das wäre einer für einen Werbefeldzug.  :d
Titel: Re: Marketingstrategien für RPGs
Beitrag von: Ingo am 25.08.2006 | 13:09
Habt ihr Vin Diesel bei Jay Leno gesehen, wie er über seine Hoch-Level-Witch von früher erzählt hat? Der Junge war lange D&D-Spieler und hat sogar das Vorwort zur Jubiläumsausgabe geschrieben. Das wäre einer für einen Werbefeldzug.  :d

 ;D Ich verweise da mal auf Dork Tower:  http://archive.gamespy.com/comics/dorktower/archive.asp?nextform=viewcomic&id=724 (http://archive.gamespy.com/comics/dorktower/archive.asp?nextform=viewcomic&id=724)
Titel: Re: Marketingstrategien für RPGs
Beitrag von: Meister Analion am 25.08.2006 | 13:14
Sie machen es doch. Die D&D-PC-Spiele, das Brettspiel, der Film... Das ist Werbung.
Ja, stimmt, solche Art von "Werbung" sollte jeder machen, einfach Geld bekommen ohne einen Finger dafür zu rühren...
Oder glaubst du wirklich, Wizards hat einen Cent für Computerspiele oder den Film gezahlt? Das sind ganz einfache Lizensen, die andern benutzen den Namen, Wizards bekommt dafür Geld.

Aber normalerweise ist es doch eher umgekehrt und die Verlage zahlen Filmfirmen Lizensen um ihre Filme/Serien als RPG umzusetzten.
Titel: Re: Marketingstrategien für RPGs
Beitrag von: Alex am 25.08.2006 | 13:18
;D Ich verweise da mal auf Dork Tower:  http://archive.gamespy.com/comics/dorktower/archive.asp?nextform=viewcomic&id=724 (http://archive.gamespy.com/comics/dorktower/archive.asp?nextform=viewcomic&id=724)
Sehr cool!  :d
Titel: Re: Marketingstrategien für RPGs
Beitrag von: Ludovico am 25.08.2006 | 14:06
Ja, stimmt, solche Art von "Werbung" sollte jeder machen, einfach Geld bekommen ohne einen Finger dafür zu rühren...
Oder glaubst du wirklich, Wizards hat einen Cent für Computerspiele oder den Film gezahlt? Das sind ganz einfache Lizensen, die andern benutzen den Namen, Wizards bekommt dafür Geld.

Da bin ich mir nicht sicher. Es kann auch gut sein, daß Wizards den Firmen die Lizenz kostenlos für diese Projekte überlassen hat, denn die Film- und PC-Spiele-Schmieden haben nicht so viel von dem Label wie Wizards.
Titel: Re: Marketingstrategien für RPGs
Beitrag von: Ein am 25.08.2006 | 16:56
@Jasper
Schön, dass ich das nicht immer und immer wieder sagen muss. ;)

@Ludovico
Ich glaube du unterschätzt die Marke D&D ein "klein wenig".
Titel: Re: Marketingstrategien für RPGs
Beitrag von: Jestocost am 25.08.2006 | 16:59
Wisst ihr, was wirklich schlau von Wizards gewesen wäre: Die umfangreichen Spielanleitungen von Neverwinter Nights und Addons so aufzuziehen, dass man damit auch Pen und Paper spielen hätte können...
Titel: Re: Marketingstrategien für RPGs
Beitrag von: Meister Analion am 25.08.2006 | 17:34
Wisst ihr, was wirklich schlau von Wizards gewesen wäre: Die umfangreichen Spielanleitungen von Neverwinter Nights und Addons so aufzuziehen, dass man damit auch Pen und Paper spielen hätte können...
1. hat Wizards überhaupt gar nichts mit der Entwicklung von NWN zu tun
2. kann ein Echtzeit-PC-Spiel niemals mit den genauen D&D-Regeln entworfen werden, da gibt es doch schon etliche Unterschiede
Titel: Re: Marketingstrategien für RPGs
Beitrag von: Falcon am 25.08.2006 | 17:45
Nächste Jahr kommt doch DSA: Drakensang.
Noch nie war DSA so im Blickfeld wie im Moment, und das wird sich steigern. Kann das nicht eine "Chance" sein?

p.s.: ich hätte gernen einen größeren Rollenspielmarkt, allein schon um mal Spieler zu finden!!
Titel: Re: Marketingstrategien für RPGs
Beitrag von: Ludovico am 25.08.2006 | 18:35
@Ludovico
Ich glaube du unterschätzt die Marke D&D ein "klein wenig".

Kann sein! Mittlerweile ist D&D ja tatsächlich nicht mehr als ein Name für Fantasy und weniger für Rollenspiel (zumindest außerhalb der Rollenspielszene).
Aber wenn ich an Oblivion und Gothic denke, dann glaube ich kaum, daß das Label "D&D" für erhöhte Absatzzahlen sorgt.
Baldur's Gate und Icewind Dale wären wahrscheinlich auch Schlager geworden, ohne das D&D-Logo.

@Analion
Es gibt aber auch einen Haufen Gemeinsamkeiten in den Regelmechanismen. Und die Lite-D&D-Regeln mit dem Neverwinter Nights-Setting (zumindest kurz) im PDF-Format zum Spiel dazuzupacken, hätte kaum was gekostet und da Wizards Lizenzgeber ist, hätte man das durchaus durchpauken können.

@Falcon
DSA war schon mal so im Blickfeld. Es gibt ja noch die alte Trilogie. Ich fand die übrigens ziemlich cool und hat auch Bock auf DSA gemacht.
Vielleicht sorgt das neue Spiel ja für mehr Aufmerksamkeit (vorausgesetzt, man vergißt nicht wieder, die Gelegenheit für P&P zu nutzen).

Titel: Re: Marketingstrategien für RPGs
Beitrag von: Cyberdance am 25.08.2006 | 18:45
Baldur's Gate und Icewind Dale wären wahrscheinlich auch Schlager geworden, ohne das D&D-Logo.
Das glaube ich kaum. Damit wären sie nur weitere CRPGs unter zahllosen anderen gewesen. Der Hit an diesen Spielen war ja, das man etwas grafisch spielen konnte, was sonst auf dem Spieltisch bleibt. Und ein CRPG nach einem "echten" RPG ist schon was anderes, als nur ein weiteres CRPG.
Du unterschätzt die Wirkung eines Markennamens.

Umgekehrt haben diese Spiele viele Gamer zum Pen & Paper RPG geführt. Super-Werbung.
Titel: Re: Marketingstrategien für RPGs
Beitrag von: Ludovico am 25.08.2006 | 18:50
Das glaube ich kaum. Damit wären sie nur weitere CRPGs unter zahllosen anderen gewesen. Der Hit an diesen Spielen war ja, das man etwas grafisch spielen konnte, was sonst auf dem Spieltisch bleibt. Und ein CRPG nach einem "echten" RPG ist schon was anderes, als nur ein weiteres CRPG.

Aber die wenigsten wissen, was D&D doch wirklich ist. Rollenspiel ist einfach zu unbekannt. Desweiteren konnte Baldur's Gate damals grafisch und atmosphärisch bestechen.

Zitat
Du unterschätzt die Wirkung eines Markennamens.

Das kann sein. Allerdings glaube ich nicht, daß D&D als Markenname so viel wert ist, weil einfach zu unbekannt ist, welches Produkt wirklich dahinter steht.

Zitat
Umgekehrt haben diese Spiele viele Gamer zum Pen & Paper RPG geführt. Super-Werbung.

Find ich auch. Deshalb sind solche Sachen für RPG-Verlage das Beste, was ihnen passieren kann.
Titel: Re: Marketingstrategien für RPGs
Beitrag von: Falcon am 25.08.2006 | 19:35
@DSA Trilogie: ihmo war das schon damals etwas für Nerds, vielleicht etwas abgeschwächt aber hier gehts um einen wirklichen Toptitel á la Gothic, daß jeder Gamer kennt.

p.s.: ich habe auch erst DSA und dann die Spiele Trilogie genauer kennen gelernt (vorher habe ich sie nur als etwas nicht Rollenspielbezogenes wahrgenommen) obwohl ich 10Jahre länger PC zocke ;)

Titel: Re: Marketingstrategien für RPGs
Beitrag von: rpgkernel am 25.08.2006 | 20:03

Cool, ein anderer mehr oder minder kleiner Fantasy-Verlag hat den Film
als Werbung für sein RPG entdeckt.

Schaut hier den Trailer:
http://youtube.com/watch?v=UpeFdg5N8SM

Schaut hier das Rollenspiel:
http://www.fantasyflightgames.com/midnight.html

Geht doch. Nur nicht in D'land  :-[
Titel: Re: Marketingstrategien für RPGs
Beitrag von: Ein am 25.08.2006 | 21:07
@Ludo
Wenn dem so wäre, dann hätte sich Infogrames die Lizenz nicht $65.000.000 kosten lassen. Außerdem denkst du viel zu deutsch. Welcher professionelle Spieleentwickler (jenseits des Brettspielmarkts) interessiert sich schon allen Ernstes für den dt. Markt? Nicht wirklich viele. Und in den USA ist D&D jedem Fanboy und Nerd, egal worauf nu steht, ein Begriff.

Titel: Re: Marketingstrategien für RPGs
Beitrag von: Ludovico am 26.08.2006 | 07:45
@Ludo
Wenn dem so wäre, dann hätte sich Infogrames die Lizenz nicht $65.000.000 kosten lassen. Außerdem denkst du viel zu deutsch. Welcher professionelle Spieleentwickler (jenseits des Brettspielmarkts) interessiert sich schon allen Ernstes für den dt. Markt? Nicht wirklich viele. Und in den USA ist D&D jedem Fanboy und Nerd, egal worauf nu steht, ein Begriff.

Edit: *grummel* Hättest auch dazuschreiben können, daß D&D nur einen Teil der Lizenz ausmacht und Transformers, Monopoly etc. und der ganze andere Kram von Hasbro mit drinsteckten. Ich hab jetzt mal nachgesehen: Hier (http://www.hasbro.com/media/default.cfm?page=release&release=372)

@Falcon
Bei mir war es genau umgekehrt. Ich muß auch sagen, daß ich von dem Spiel, obwohl ich gerne zocke, noch so gut wie gar nichts gehört habe. Der Titel sagt mir was, aber mehr auch nicht.

Aber zumindest kann man schon mal festhalten, daß PC-Spiel-Lizenzen eine schöne Werbung sind und ein Verlag sich nicht zu schade (oder zu teuer) sein sollte (gerade, wenn es nicht so berauschend läuft), sie für ein Appel und ein Ei abzugeben, oder?
Titel: Re: Marketingstrategien für RPGs
Beitrag von: Bentley Silberschatten am 26.08.2006 | 08:43
Möchte auch zu bedenken geben das Baldurs Gate, IcewindDale und Planescape Tournament nicht die ersten und letzten (erfolgreichen) (A)D&D PC-Games waren.

Wenn es damals auf dem C64 nicht Pool of Radiance, Death Knights of Krynn, AlQuadim, Ravenloft und noch etliche andere (A)D&D Titel gab und TSR in der Computerspiel Branche zu einem Namen gemacht hätte, wäre ich evtl auch später an dem P&P System vorbei gegangen. Damals war die Computerspielbranche auf einem (A)D&D Boom, zumindest kam das einem ASM Leser so vor. Was sicher Schuld daran trägt das ich zum P&P RPG gefunden hab.

Um es auf den Punkt zu bringen: In der ASM war damals ein Artikel der P&P RPGs vorgestellt hat, genau da hab ich mir gesagt, das möchte ich mal ausprobieren! Vielleicht wäre es mal wieder für so einen Bericht Zeit !?

Worauf ich hinaus will: die Markennamen waren in der PC-RPG Scene in aller Munde. Jeder wusste was er mit TSR, Forgotten Realms, Dragonlance, AlQuadim, AD&D, verbinden konnte.

Gut, inzwischen ist das PC zocken nicht mehr so meines, aber gelegentlich kauf ich mir auch mal ein PC Magazin um zu sehn was neue Games so können ... nur selten ließt man da noch von bekannten Systemen und Firmen. Kann natürlich ein Falscher Eindruck sein, aber so kommts mir halt vor.
Titel: Re: Marketingstrategien für RPGs
Beitrag von: Roland am 26.08.2006 | 09:01
Inzwischen kaufen eher Rollenspielverlage die Linzenzen von erfolgreichen CRPGs.  ;)

Während es vor 15 oder 20 Jahren noch Sinn machte, sich Regeln und Hintergrund für ein CRPG einzukaufen, sind heute die Entwicklungskosten für ein neues Spiel so hoch, dass man auch mal eben ein paar hunderttausend Dollar investieren kann, um gute Autoren (von denen viele aus der RSP Branche kommen) zu beschäftigen.
Titel: Re: Marketingstrategien für RPGs
Beitrag von: Bentley Silberschatten am 26.08.2006 | 09:26
Inzwischen kaufen eher Rollenspielverlage die Linzenzen von erfolgreichen CRPGs.  ;)

Ja, leider. Und das ist ein Fehler. Mal ehrlich, wer kauft sich schon James Bond, Man in Black, Judge Dredd usw. Rollenspiele ? Das einzige Rollenspiel das auf einen Film basiert das bei den Rollenspielern selbst erfolgreich war, war Star Wars, naja und evtl HdR wobei das schon weit dahinter liegt.

Solange das RPG der Nachzügler ist, solange bleibt es für die meisten uninteressant. Wenn aber die Nachricht rüber kommt "Der geniale Film den du gerade gesehen hast hat als Basis ein Spiel." Macht das nicht Neugierig? Also bei mir gibt es die Effekte.
(Was aber voraussetzt das der Film gut werden sollte ... was die letzten Jahre scheinbar wenig in Mode ist)

Romane in der Welt der Rollenspiele sind ein erfolgreicher Schritt in die Richtige Richtung! Wenn, und nur dann, am Ende des Buches für das RPG geworben wird! Genau damit hat mich Shadowrun entgültig überzeugt das ich mir P&P RPGs mal anschauen muß!

(... letztendlich hab ich dann mit Cthulhu angefangen, aber Shadowrun und AD&D kamen schnell nach als ich bemerkte das es mir gefällt.)
Titel: Re: Marketingstrategien für RPGs
Beitrag von: Ein am 26.08.2006 | 11:32
@Ludo
Jo, hätte ich, allerdings hat Infogrames nie wirklich sonderlich viel aus dem Rest der Lizenz gemacht.

@Bentley
Oh, ja, an den erinnere ich mich auch noch. :d
Aber das waren die guten, alten Zeiten, bevor der Computerspielemagazin-Markt komplett von Kapitalisten übernommen wurde.

Womit ich wieder dabei wäre, warum ich überhaupt gar keine Rollenspielindustrie will. Überlegt euch doch mal wie der Rollenspiel/Fanzine-Bereich platt gemacht würde, wenn die großen Verlage merken würde, dass man mit Rollenspielen richtig Geld machen kann.
Titel: Re: Marketingstrategien für RPGs
Beitrag von: wjassula am 26.08.2006 | 11:49
Zitat
Aber das waren die guten, alten Zeiten, bevor der Computerspielemagazin-Markt komplett von Kapitalisten übernommen wurde.

Ein, setz doch bitte mal Smileys, ich denk sonst immer, du meinst das ernst  :-\.

Die Fanzine - Leute und kleine - Spiele - Macher arbeiten ausserhalb des Kapitalismus? Und was heisst denn "wenn die grossen Verlage merken würden" ? Da ist einfach kein Geld zu holen, und deshalb sind auch keine grossen Verlage da, so rum wird ein Schuh draus. Sondern halt nur kleine Kapitalisten.

Ein, du verwirrst mich  ???.
Titel: Re: Marketingstrategien für RPGs
Beitrag von: Ein am 26.08.2006 | 12:03
Sorry, für die Verwirrung. Ich meinte Kapitalisten, wie Großkapitalisten, wie Medienkonzerne, wie Entmenschlichung des Marktes, wie Angleichung an den Mainstream, wie reine Umsatzorientierung, wie Rollenspiel BILD.

Titel: Re: Marketingstrategien für RPGs
Beitrag von: Roland am 26.08.2006 | 12:06
Das wird es niemals geben.
Titel: Re: Marketingstrategien für RPGs
Beitrag von: Ein am 26.08.2006 | 12:08
Wenn es nach Ludovico geht, doch. ;)
Titel: Re: Marketingstrategien für RPGs
Beitrag von: Roland am 26.08.2006 | 12:13
Tja, der hat aber keine Millionen auf der hohen Kante, mit denen er dem Rollenspiel zum Aufschwung verhelfen könnte.
Titel: Re: Marketingstrategien für RPGs
Beitrag von: Ludovico am 27.08.2006 | 02:26
Wenn es nach Ludovico geht, doch. ;)

Wenn es ginge, wäre ich dafür. Es geht aber nicht... leider. Wurde ja schon einiges genannt, wieso Rollenspiele nicht als Mainstream-Produkt taugen.  :-\
Titel: Re: Marketingstrategien für RPGs
Beitrag von: Boba Fett am 27.08.2006 | 02:30
Womit ich wieder dabei wäre, warum ich überhaupt gar keine Rollenspielindustrie will. Überlegt euch doch mal wie der Rollenspiel/Fanzine-Bereich platt gemacht würde, wenn die großen Verlage merken würde, dass man mit Rollenspielen richtig Geld machen kann.
Dann sei froh...
Damit man mit Rollenspiel Millionen verdienen könnte, müssten die Menschen wieder kreativ denken und sich nicht Ihr Hirn mit Talkshows und Dummlall verheizen lassen. Man bräuchte Kreativität...
Gibts nicht, also sitzen die Menschen lieber vor dem TV oder dem PC und bekommen ihre eigene Monitorbräune...
Ein Glück, das wir anders sind. ;D
Titel: Re: Marketingstrategien für RPGs
Beitrag von: Ein am 27.08.2006 | 11:11
Ja, ich bete jeden Tag zum Gott des Kommerz, um ihn zu danken, dass er uns ignoriert. ;)
Titel: Re: Marketingstrategien für RPGs
Beitrag von: Arven am 9.09.2006 | 13:25
Toller Thread!

Man weiss gar nicht, wo man zuerst einhaken soll ;-).

Könnte eine Möglichkeit sein. Aber warum nicht einfach mehr auf "hybride" Sachen setzen? Ich meine, es gibt eine Reihe von einfachen Brett- und Kartenspielen, bei denen ohnehin schon eine Art "Charakter" gespielt wird. Warum das nicht etwas ausbauen. Wäre dann zwar auch nichts weiter als D&D >;D ... aber im Grunde kann man so langsam eine Art "Einstiegsdroge" formieren, die Lust auf mehr macht. Einmal in Richtung RPG und das andere Mal in Richtung "Gesellschaftsspiel".

Da gibt es ja schon ein paar Kandidaten. Am Low-End Spiele zum Selberdrucken wie Dungeon Bash (http://www.fantasy-download.eu/shop/product_info.php?products_id=58) (TOGC hat seinen Sitz übrigens in Aachen ;-)), am High-End FFG mit Knallern wie Descent, Doom 3 oder den World of Warcraft/Warcraft Board Games.

Früher waren's mal Heroquest und Konsorten.

Zitat
Das bringt mich auf eine interessante Frage: Wie kann man den Direktvertrieb - im Hobbybereich - möglichst einfach gestalten? Aber immer noch so, dass er genügend Anreize für einen Kauf bietet?

Meine Antwort lautet: Digitaler Vertrieb. IMHO sieht das Modell in Zukunft so aus, dass einige grosse ihre Regelbücher weiterhin drucken (wie White Wolf oder WotC), mittelgroße die Hauptbücher drucken (Einmal-Produktionen wie Serenity, Qin, aber auch WFRP etc.) und dann ab einem bestimmten Punkt in den PDF-Bereich übersiedeln (z.B. für Abenteuer).

Kleinere Anbieter verzichten gänzlich auf den Druck und vertreiben direkt über Online-Portale wie unseres (www.fantasy-download.de).

Stichwort Kapitalismus:

Ich bin ausgebildeter Erzkapitalist (Diplom-Volkswirt) :korvin: und möchte tatsächlich, dass mein Online-Shop mir hilft, meine Tochter a) zu ernähren und b) vernünftig gross zu ziehen (also ein bisschen Geld für Klamotten, ein bisschen was fuer die Uni in 18 Jahren und auch mal eine Bildungsreise).

Der Rollenspielmarkt ist ein extrem schwieriger Nischenmarkt. Es gibt wenige Großanbieter, viele Kleinanbieter mit wenig bis null Marktmacht und eine so extrem divergierende Zielgruppe, dass "heterogen" es schon gar nicht mehr trifft.

Würde ich mir mehr Werbung für Rollenspiel wünschen? Ja. Wird aber nicht passieren, weil die Verlage nicht zusammenarbeiten werden und weil der Erfolg ausgesprochen unwahrscheinlich ausfällt.

Warum? Weil sich das Medienverhalten der nachwachsenden Generation verändert hat. MTV, PC, Spielekonsolen, MMORGs haben das Konsumverhalten so entscheidend geprägt, dass das klassische Rollenspiel über das wir reden, Probleme hat als "attraktiv" rüberzukommen. Es ist für viele gar nicht mehr ein Problem des Geldes (das gilt eher für die ganz jungen) sondern der Zeit. Wie viele Bekannte kenne ich, die in die Zielgruppe "Rollenspieler" passen würden, aber statt der Mühsal "Gruppe finden - Spielleiter finden - Termin finden - Abend füllend Abenteuer erleben" gleich den PC anschmeissen und Azeroth ansteuern.

Darüber vergessen die dann einfach, dass es auch Rollenspiele gibt.

IMHO hängt die Tendenz, dass neue Rollenspiele mittlerweile meist als vierfarbiges Hardcover herauskommen damit zusammen. Oder glaubt irgend jemand von Euch, dass Judges Guild-Produkte heute noch eine reelle Chance hätten?

Die gleiche Tendenz splittet aber den Markt in kaufkräftige, die die Tendenz mitmachen (denn die Bücher sind ja vergleichsweise sehr teuer geworden) und mittellose (z.B. Schüler ;-)) Spieler.

Wieder heisst die Lösung: Digitales Publizieren.

Gruppe 1 kauft weiterhin die Hardcover und erlaubt Nischenanbietern wie Skeleton Key Games (http://www.fantasy-download.eu/shop/index.php?manufacturers_id=9) ein Dasein und Gruppe 2 spielt die freien Systeme (die natürlich oft nicht so "schön" sind), bzw. preiswerte Exoten wie Wushu (http://www.fantasy-download.eu/shop/index.php?manufacturers_id=8)..

Stichwort Neue Spieler:

Meiner Meinung nach ist das Rollenspiel speziell in Deutschland in eine "Schmuddelnische" abgedriftet.

Vor zehn Jahren (oder ist es noch länger her - mein Gedächtnis lässt mich im Stich) wurde DSA in jedem Spielwaren-Fachgeschäft verkauft (damals erschien es noch bei Schmidt Spiele).

Junge Spieler waren an der Tagesordnung und es war ein "Brettspiel" wie jedes andere, nur dass Eltern nicht kapierten, worum es ging ;-).

Wenn ich mir jetzt Spieleläden der alten Schule und Cons anschaue, überkommt mich manchmal in meinen hohen Alter von 37 das Gruseln: drei Tage nicht waschen, Zelten oder Übernachten in Gängen, unzuverlässige Spielleiter verleiden dem kaufkräftigen Teil der Kundschaft das Hobby.

Einen Event wie den GenCon suchen wir in Europa vergebens.

Dazu kommt die Macht der Meinung: gute und mühevoll gestaltete Produktionen wie das dt. World of Darkness von Feder & Schwert werden in Foren solange nieder gemacht (wobei sich das wohl eher auf die neue WoD als auch die Qualität der F&S-Produkte bezog) bis sich die Produktion in Deutschland nicht mehr lohnt.

Fazit: Damit klassisches Rollenspiel in Deutschland wieder populärer wird brauchen wir mehr Protagonisten. Leute, die bereit sind, sich öffentlich für ihre Hobby zu engagieren und die Miesmacher niederhalten.

Es ist völlig unwichtig, ob jemand Midgard, DSA, Cthulhu, Lodland, Arcance Codex, Vampire oder D&D spielt. Wichtig ist, dass das Hobby Spass miteinander macht.

Also: Helft bei nächsten Con mit, organisiert selbst einen, unterstützt euren sauberen, hellen örtlichen Laden und die Verlage, die gute Qualität abliefern. Und startet auch mal eine neue Runden mit Freunden, nicht nur die, die seit 17 Jahren mit den gleichen Leuten stattfindet ;-).

Puh, das war lang. Irgendwo habe ich auch bestimmt mal den Faden verloren. Sorry.

Abenteuerliche Gruesse,

Arne Reuter
Titel: Re: Marketingstrategien für RPGs
Beitrag von: Ein am 9.09.2006 | 14:35
Zitat
Ich bin ausgebildeter Erzkapitalist
Sowas wird man nicht durch Ausbildung, sondern durch Kapital. :P
Titel: Re: Marketingstrategien für RPGs
Beitrag von: Kanzler von Moosbach am 9.09.2006 | 14:53
Ein interessanter Thread,

aber Werbung ist entweder furchtbar zeitaufwendig oder sündhaft teuer. Da Rollenspielverlag chronisch unterbesetzt sind, fehlt Ihnen die Zeit für so eine Werbung und da die finanzielle Situation von Rollenspielverlag höflich gesprochen angespannt ist, kann es sich kein Rollenspielverlag erlauben eine Werbekampagne abseit der bekannten Kanäle wählen und dabei zu riskieren keine neuen Kunden zu werben.

Weil ganz ehrlich gesagt, auch bei einer groß angelegten Werbekampagne kann niemand seriöses versprechen das auch genug Kunden anbeissen damit sich, unter dem Strich diese Werbekampagne auch rechnet.

Ob EBooks wirklich die Zukunft darstellen mag ich zu bezweifeln, vor allem nicht wenn man die Bücher 1 : 1 als pdf übernimmt. Ich persönlich finde das Information im internet gänzlich anders aufbereitet werden müssen, damit es sinn machen würde.

Obwohl und das sieht man immer wieder ebooks eine gute und günstige Methode ist etwas zu veröffentlichen, aber die Zukunft wird zeigen ob es sich damit um eine, auch für die Verlage rentable Veröffentlichungsmethode handelt, zur Zeit hab ich den Eindruck das man vor allem Promo Material und altes nicht mehr gedrucktes Material veröffentlicht. Ob das aus der Angst sich selbst Konkurrenz zu verschaffen entstanden ist oder der Tatsache das man günstig noch mal etwas an seinem verkauften Produkt etwas verdienen kann weiß ich aber nicht.

mfg, kvm
Titel: Re: Marketingstrategien für RPGs
Beitrag von: Eismann am 9.09.2006 | 18:00
Moin

Tja, das mit den E-Books ist halt so eine Sache. Zukunft, Internet, alles ganz fein, aber die ganze Sache hat einen kleinen Haken:

Buchauflagen lohnen sich erst ab einer bestimmten Menge, vorher sind die Fixkosten so hoch, dass der Preis in den Himmel schießt.
Sagen wir jetzt mal, so in die hohle Hand gesprochen, diese Auflage bei einem vernünftigen Endpreis liegt bei 2000 Stück.
Wenn ich parallel dazu ein E-Book raus bringe, und dadurch kaufen 200 Leute weniger das Buch, dann liegen diese 200 Stück jahrelang bei mir im Lager rum (plus die, die ich unter Umständen sowieso nicht los kriege).
Ich schieß mir damit also selbst die Investition unterm Hintern weg, denn Bücher im Lager sind totes Kapital.
Und gar keine Druckauflage raus bringen ist auch blöd, denn es gibt ja noch diverse Leute, die entweder keine E-Books mögen, mit ihrem PC nicht klar kommen oder einfach gerne gute, alte Bücher haben wollen.
Titel: Re: Marketingstrategien für RPGs
Beitrag von: Dom am 9.09.2006 | 19:43
Eismann, hast du in deiner Rechnung nicht die vergessen, die sich statt eines richtigen Buches lieber die E-Version kaufen?

Dom
Titel: Re: Marketingstrategien für RPGs
Beitrag von: Kanzler von Moosbach am 9.09.2006 | 21:43

Ich schieß mir damit also selbst die Investition unterm Hintern weg, denn Bücher im Lager sind totes Kapital.


Dann schau dir Degenesis an, man mag zum System stehen wie man möchte, aber sie haben das zuerst als E-Book gratis verteilt und dann haben sie ihre 1000 Stück Auflage recht schnell verkauft.

Ob sie das so schnell geschafft haben ohne Gratis E-Book sei mal dahingestellt.

Aber die Anzahl derer die ein E-Book dem eines echten Buches vorziehen, ist glaube ich geringer als man denkt und vermutlich zu gering. Das legt auch nahe das viele das Regelwerk von Degenesis gekauft haben obwohl man es als E-Book downloaden konnte.

Ein E-Book muss ganz anders aufbereitet werden als ein normales Buch.

mfg, kvm
Titel: Re: Marketingstrategien für RPGs
Beitrag von: Dom am 9.09.2006 | 22:18
Aber die Anzahl derer die ein E-Book dem eines echten Buches vorziehen, ist glaube ich geringer als man denkt und vermutlich zu gering. Das legt auch nahe das viele das Regelwerk von Degenesis gekauft haben obwohl man es als E-Book downloaden konnte.
Ob die letzte Aussage wahr oder falsch ist, hängt natürlich vom Wahrheitsgehalt der ersten Behauptung ab. Kannst du die irgendwie belegen?

Ob ein E-Book gut läuft, kommt mMn a) drauf an, wie die preislichen Unterschiede sind (z.B. sind mir die Versandkosten für die Indie-Spiele aus den USA i.A. zu hoch; daher habe ich diese nur als E-Books und werde mir sie auch nicht als Papierversion kaufen) und b) auf die Aufmachung. Ich stimme nämlich mit dir überein, wenn du sagst:
Ein E-Book muss ganz anders aufbereitet werden als ein normales Buch.

Beispielsweise ein modernes A4-Buch, mehrspaltig gesetzt in kleiner Schrift mit vielen, hochaufgelösten Bildern kann man als bildschirmlesbares Buch vergessen. Da muss vor allem ein eigenes Layout her; außerdem sollte man bei Querverweisen die Hyperlink-Funktionalität ausnutzen. Aber das ist alles machbar und mMn sinnvoll. Außerdem ist auch eine Version zum selber ausdrucken und binden toll.

Dom
Titel: Re: Marketingstrategien für RPGs
Beitrag von: Bentley Silberschatten am 9.09.2006 | 22:30
Also ich kann nur für mich und ein paar der Rollenspieler sprechen die ich kenne.

Ein gebundenes Buch ist unersetzlich. Zumindest jene mit Regeln und Settinginformationen sollten als gedruckte Bücher vorliegen. Was aber nicht heist das wir die Bücher, auch wenn sie nicht als e-books gestalltet wurden, nicht auch als PDF files nutzen würden. Auf der Arbeitsstelle bzw. auf Reisen ist es einfach toll wenn man sein RPG Arsenal trotzdem dabei haben kann um Abenteuer zu schreiben oder was nach zu schaun.

Ich träume immer noch davon das es zu jedem GRW das PDF File gleich mit dazu gibt. Könnte doch auf ner CD beiliegen. Darf dann auch 5-10 Euro mehr kosten, die würde ich gerne aufbringen.

Natürlich kann ich mich nur für ne Handvoll Leute verbürgen das die das so sehen, aber ich mag einfach nicht glauben das wir so allein mit unserer Meinung dazu stehen.

Titel: Re: Marketingstrategien für RPGs
Beitrag von: Falcon am 10.09.2006 | 00:24
Dom
Zitat
Ob die letzte Aussage wahr oder falsch ist, hängt natürlich vom Wahrheitsgehalt der ersten Behauptung ab. Kannst du die irgendwie belegen?
Das gilt umgekehrt aber eben genauso. Es wird sicher Zähler für Downloads geben, wenn man 1800 Buchverkäufe und 2000 Downloads hat, kann man wohl davon ausgehen, das die Zahl derer, die Ebooks mögen, eher klein ist (gerade wenn das Ebook GRATIS ist), das ist schon ein Hinweis auf die erste Aussage. (das die meissten Käufer die downloadversion nicht gesehen haben ist eher unwahrscheinlich),


und ich meine Eismann hatte die Ebook Liebhaber in seiner Rechnung an der stelle, das 200 Leute weniger das Buch kaufen würden

@Ebooks multimedialer auslegen : :d
Titel: Re: Marketingstrategien für RPGs
Beitrag von: Dom am 10.09.2006 | 00:34
Falcon: Klar gilt das für eine Behauptung, dass viele Leute E-Books und keine gebunden Bücher haben wollen, genauso. Ich habe keine Ahnung, wie viele das sein könnten. Viele oder wenig, wer weiß das schon? Vielleicht wissen die Forgianer das ja... immerhin gibts da viele, die ihre Produkte virtuell und real vertreiben.

Dom
Titel: Re: Marketingstrategien für RPGs
Beitrag von: Falcon am 10.09.2006 | 00:45
vermutlich weiss es wirklich niemand genau. Ich sagte nur, es wäre wohl kein großes Problem das herauszufinden, womit ich eigentlich nur das bestätigen wollte, was KvM gesagt hat. Er hat ja schon ein Hinweisbeispiel genannt, das Rückschlüsse erlaubt (in eben dieser Reihenfolge).
Titel: Re: Marketingstrategien für RPGs
Beitrag von: Merlin Emrys am 10.09.2006 | 01:57
Tja, das mit den E-Books ist halt so eine Sache. Zukunft, Internet, alles ganz fein, aber die ganze Sache hat einen kleinen Haken:

Buchauflagen lohnen sich erst ab einer bestimmten Menge, vorher sind die Fixkosten so hoch, dass der Preis in den Himmel schießt.
Das ist heutzutage so nicht mehr richtig - siehe Lulu (http://www.lulu.com/) (oder diese Werbung (http://www.spiegel.de/netzwelt/netzkultur/0,1518,435940,00.html) dafür). Sicher, man verzichtet auf einzelne Moeglichkeiten, die ein anstaendiger Druck hat; das sind eben gebundene Ausdrucke. Aber in den allermeisten Fällen sollte das reichen, oder?
Titel: Re: Marketingstrategien für RPGs
Beitrag von: Ingo am 10.09.2006 | 02:05
vermutlich weiss es wirklich niemand genau. Ich sagte nur, es wäre wohl kein großes Problem das herauszufinden, womit ich eigentlich nur das bestätigen wollte, was KvM gesagt hat. Er hat ja schon ein Hinweisbeispiel genannt, das Rückschlüsse erlaubt (in eben dieser Reihenfolge).

Ich weiß nur, daß es zwei US-Verlage gibt, die nach nicht lang nach der Veröffentlichung der ersten E-Books dicht machen mußten. Auf Anhieb kann ich die Namen nicht sagen (ich hatte dazu irgendwo mal einen amerikanischen Artikel, aber der ging den Weg aller elektronischen Medien  ;D ). Das Übel war wohl, daß die eBooks sofort überall zum Download lagen, diese also nicht mehr gekauft wurden und man somit schnell weniger verkaufte. Alles was es als eBook gibt, kann man irgendwo umsonst bekommen, denn einen echten Kopierschutz gibt es ja nicht dafür (jedenfalls nichts, wenn man sich auch nur ein wenig damit auskennt).

Das gleiche Problem sehe ich auch bei CDs die dem GRW beiligen. Natürlich kann man damit auch Erfolg haben, ich kenne aber genügend Leute, die nach dem Motto verfahren "Kann ich es kopieren, brauche ich es nicht kaufen!".

Viele Grüße,
Ingo
Titel: Re: Marketingstrategien für RPGs
Beitrag von: Eismann am 10.09.2006 | 05:20
Moin

Das ist heutzutage so nicht mehr richtig - siehe Lulu (http://www.lulu.com/) (oder diese Werbung (http://www.spiegel.de/netzwelt/netzkultur/0,1518,435940,00.html) dafür). Sicher, man verzichtet auf einzelne Moeglichkeiten, die ein anstaendiger Druck hat; das sind eben gebundene Ausdrucke. Aber in den allermeisten Fällen sollte das reichen, oder?

Um mich hier mal der Gefahr eines Zirkelschlusses auszusetzen:
Wenn das wirtschaftlich sinnvoll wäre, dann würde es von Verlagen auch genutzt, oder? Denn für den reinen Druck sind die Preise schon ganz schön üppig.
Titel: Re: Marketingstrategien für RPGs
Beitrag von: Roland am 10.09.2006 | 08:19
In ein paar Jahren wird bei mittelgroßen Verlagen Print on Demand die Regel sein. Die Kosten dafür fallen, die Qualität steigt. Z.T. macht es schon Sinn, selbst in PoD zu investieren, um die Kosten für die Lagerhaltung zu minimieren.
Titel: Re: Marketingstrategien für RPGs
Beitrag von: Ludovico am 10.09.2006 | 09:32
Gab es nicht schon mal die Diskussion, daß Computer das Medium "gedrucktes Buch" überflüssig machen.

Und noch immer ist davon nichts zu spüren.
Titel: Re: Marketingstrategien für RPGs
Beitrag von: Falcon am 10.09.2006 | 11:52
erhalte ich denn dann ein Buch oder einen Ordner mit einem Stapel ausgedruckter Seiten?
Titel: Re: Marketingstrategien für RPGs
Beitrag von: Merlin Emrys am 10.09.2006 | 14:00
erhalte ich denn dann ein Buch oder einen Ordner mit einem Stapel ausgedruckter Seiten?
Errr... auf was bezieht sich das jetzt?
Books on Demand gibt gebundene Bücher; Lulu lässt, soweit ich überflogen habe, pdf-Dateien und gebundene Ausdrucke zu. Wie gut die Qualität dabei jeweils ist, kann ich allerdings nicht beurteilen. Andererseits gibt es ja auch im regulären Buchfachhandel Dinge, die beim dritten Durchblättern anfangen Seiten zu verlieren, und ich nehme an, zumindest in der Anfangszeit werden die onDemand-Anbieter noch darauf achten, qualitativ saubere Arbeit zu leisten. Immerhin arbeiten die noch an ihrem Ruf.

Zitat von: Eismann
Wenn das wirtschaftlich sinnvoll wäre, dann würde es von Verlagen auch genutzt, oder?
Neue Techniken brauchen immer eine gewisse Anlaufphase, bis sie "gross rauskommen".

Zitat von: Ludovico
Gab es nicht schon mal die Diskussion, daß Computer das Medium "gedrucktes Buch" überflüssig machen. Und noch immer ist davon nichts zu spüren.
Das hängt wohl davon ab, wer gerade was fühlt. Ich merke ziemlich deutlich, dass ich, wenn es um meine Arbeit oder Computerdinge geht, elektronische Dokumente gedruckten vorziehe. Ich bin recht abhängig von der Funktion "Im Dokument finden" geworden. Wenn irgendwann die PCs soweit sind, dass man damit eine anständige Abendlektüre haben kann, werde ich vermutlich im Zweifelsfall in den meisten Fällen die elektronische Variante vorziehen; schon, weil man sie so viel platzsparender unterbringen kann. Die Fälle, in denen ein elektronisches Buch mir das gedruckte nicht ersetzen kann, lassen sich alle mit Nostalgie erklären.
Titel: Re: Marketingstrategien für RPGs
Beitrag von: Ludovico am 10.09.2006 | 14:42
Das hängt wohl davon ab, wer gerade was fühlt. Ich merke ziemlich deutlich, dass ich, wenn es um meine Arbeit oder Computerdinge geht, elektronische Dokumente gedruckten vorziehe. Ich bin recht abhängig von der Funktion "Im Dokument finden" geworden. Wenn irgendwann die PCs soweit sind, dass man damit eine anständige Abendlektüre haben kann, werde ich vermutlich im Zweifelsfall in den meisten Fällen die elektronische Variante vorziehen; schon, weil man sie so viel platzsparender unterbringen kann.

Das Buch wurde schon vor Jahren für tot gehalten, gerade weil PCs mit Ebooks eine Konkurrenz darstellen konnten.
Diese Prognose hat sich bislang allerdings nicht bewahrheitet und ist immer noch weit davon entfernt, wahr zu werden-

Zitat
Die Fälle, in denen ein elektronisches Buch mir das gedruckte nicht ersetzen kann, lassen sich alle mit Nostalgie erklären.

Ich würde eher "Augenfreundlichkeit" als Grund angeben. Gerade nach einem Arbeitstag vor dem Computerbildschirm, spüre ich abends vor dem Fernseher oder am PC richtig, wie anstrengend der Tag für meine Augen war.
Titel: Re: Marketingstrategien für RPGs
Beitrag von: Merlin Emrys am 10.09.2006 | 15:41
Diese Prognose hat sich bislang allerdings nicht bewahrheitet und ist immer noch weit davon entfernt, wahr zu werden
Ich denke, die beiden Formen werden friedlich koexistieren, zumindest für einige Zeit. Im Bereich wissenschaftlicher Publikationen (d.h. dem Kontext meiner Arbeit) bin ich mir keineswegs sicher, wie lange die gedruckten Publikationen dabei noch den grösseren Anteil stellen; digitale Publikationen bieten einfach eine ganze Reihe erkennbare Vorteile in Kernbereichen (Zeit, Kosten, Tranfermöglichkeiten, Supplementinformationen...)

Ich würde eher "Augenfreundlichkeit" als Grund angeben. 
Meine Gründe sind eben andere. Allerdings habe ich derzeit auch das Glück, mit einer ziemlich guten PC-Ausstattung arbeiten zu können; das merkt man dann schon.
Titel: Re: Marketingstrategien für RPGs
Beitrag von: Falcon am 10.09.2006 | 17:09
@Merlin: jaja, ich meinte schon dieses Einzelbuch Bestellverfahren. Das geht ja schon beim Einband los, wenn ich keinen Käufer mehr optisch zum Regal locken muss, fällt schonmal der Sinn des schicken Covers weg. Und Einzelbücher sind eben sehr teuer, da macht billiges wieder mehr Sinn.

Merlin schrieb:
Zitat
Neue Techniken brauchen immer eine gewisse Anlaufphase, bis sie "gross rauskommen".
Was Eismann meinte stimmt aber schon insofern als das viele Geschäftsleute nicht mehr bereit sind irgendein Risiko einzugehen. Es wird eben nur gemacht, wenn es sich durchgesetzt hat. Viele gute Ideen verschwinden ja auch wieder in der Versenkung weil sie nicht "wirtschaftlich sinnvoll" waren. Das es natürlich nicht vorwärts geht, wenn sich absolut niemand rührt, ist dann vermutlich die Situation in denen man die Rollenspieleverlage heut sieht.
Und natürlich gibts viele, die die Möglichkeiten einfach nicht nutzen (siehe Ebooks nicht wie gedruckte Bücher aufmachen, da sehe ich nicht so große Hindernisse)
Titel: Re: Marketingstrategien für RPGs
Beitrag von: Eismann am 11.09.2006 | 04:13
Moin

Mal ganz ab vom Risiko, das sich die Rollenspielverlage finanziell einfach nicht leisten können:
1. Print on demand ist zur Zeit einfach noch viel zu teuer. Denn ganz davon abgesehen, dass ein Verlag Knete für Mitarbeiter, Steuern etc. pp. braucht, gibt es da auch noch Zeichner, Autoren und Setzer, die ihre Knete sehen wollen. Das summiert sich ziemlich, auch ganz ohne Druck. Und wenn der Druck dann nochmal gepflegt Asche kostet (und Print on Demand ist nunmal erheblich teurer als ne halbwegs anständige Auflage), dann gehen die Buchpreise sauber durch die Decke.
2. Mit Print on demand kann man nur Direktvertrieb betreiben. Man kann also keine Groß- und Einzelhändler beschicken (ganz davon abgesehen, dass die von dem Kuchen dann auch noch einen nicht unerheblichen Teil sehen wollen).

Von daher ist Print on demand für Hobbyautoren sicher ne klasse Sache, aber für Verlage mit entsprechenden Vertriebswegen und Kosten ist das nicht sonderlich hilfreich.
Titel: Re: Marketingstrategien für RPGs
Beitrag von: Ein am 11.09.2006 | 08:39
Zitat
dann gehen die Buchpreise sauber durch die Decke.
Naja, bei den chronisch lächerlichen Preisen für Rollenspiele würde ich da eher für eine Anpassung an den reelen Wert sprechen.
Titel: Re: Marketingstrategien für RPGs
Beitrag von: Arven am 13.09.2006 | 16:16
Ich weiß nur, daß es zwei US-Verlage gibt, die nach nicht lang nach der Veröffentlichung der ersten E-Books dicht machen mußten.

Das wird aller Wahrscheinlichkeit nach aber nicht an den E-Books gelegen haben.

Die Herangehensweise wird zwangsläufig differenziert sein müssen, will man mit E-Books Erfolg haben.


Eine weitere Chance sehe ich in Abonnements von kleinere Erweiterungen. Dragon- oder Dungeon-ähnliche Magazine werden durch E-Publishing auf einmal auch für kleinere Produktlinien möglich.

Ich bin verständlicherweise sehr gespannt, was da auf uns zukommt. ;-)

Titel: Re: Marketingstrategien für RPGs
Beitrag von: Ingo am 13.09.2006 | 21:27
Das wird aller Wahrscheinlichkeit nach aber nicht an den E-Books gelegen haben.

Natürlich nicht. Neue Vermarktungsstrategien sind immer risikolos. Da kann gar nichts passieren  ::)

  • Erfahrungen aus den USA belegen, dass im allgemeinen die Absätze für Print-Produkte nicht sinken, wenn es eine E-Book-Version gibt. Daher gibt sogar WoTC seine komplette Linie als E-Book heraus.
  • Für bestehende starke Produktlinien macht es Sinn, ältere, vergriffene Produkte und Nachschlagewerke als E-Book anzubieten.
  • Kleinere Verlage, die attraktive Bücher verlegen (Beispiel Degenesis, was ja auch Artbook ist ;-)) können das E-Book durchaus als Werbung verstehen. Denn viele Rollenspieler haben ja immer noch gerne das gedruckte Buch in der Hand, wollen aber bei Exoten vorher gerne wissen, ob es sich lohnt. Ausserdem können Ergänzungen wie Abenteuer so kostendeckend produziert und kann die Kundengruppe gehalten werden.
  • Kleinstverlage mit sehr kleiner Zielgruppe können sich über das Ebook einen Namen machen, bevor sie das potentiell fatale Risiko eines Drucks auf sich nehmen. Viele der sogenannten Indie-Spiele funktionieren so.

Ich gebe Dir großteils recht. Natürlich bieten eBooks Chancen, aber eben auch Risiken. Das darf man nicht vergessen. Wer blauäugig seine Produktlinie umstellt, kann schnell eines besseren belehrt werden. Wer dagegen eine gute Strategie hat, dem öffnet sich ein neuer Markt, wo er mehr Kunden gewinnt, als er verliert (einige werden immer abspringen, wenn Sie an etwas kostenlos herankommen, daß läßt sich wohl nicht leugnen).

Viele Grüße,
Ingo
Titel: Re: Marketingstrategien für RPGs
Beitrag von: Thomas Michalski am 28.09.2006 | 15:09
Ich persönlich freue mich immer wie ein Schneekönig, wenn ich positive Nachrichten über E-Book-Verkäufe lese, aber nicht so sehr aus Sympathie für das Format, sondern aus andersartigem Eigennutz: Effektiv produzieren wir bei der DORP ja auch nonkommerzielle E-Books. Die Akzeptanz für das Format ist seit dem Erscheinen des DORP-Rollenspiels Anfang des Jahrtausends massiv gestiegen und gleichermaßen auch die Akzeptanz für unsere "Reihen". Ergo - alle Macht den E-Books.

Gerade auch, weil sie es ermöglichen, selbst ohne jegliche "Ausgaben" abseits des Einsatzes einiger motivierter Leute entsprechend Material an den Mann zu bringen. Mit Ausgaben, wie sie an den DORP-Printausgaben hingen, wäre uns das in dem Maße einfach nicht möglich.

Zum Technik-Wandel bin ich immer noch gespannt, was passiert wen Digital Paper/Electronic Paper endlich mal Marktreife und erschwingliche Preise erlangt. Ich glaube kaum, dass das gute, alte Buch ganz aussterben wird, aber ein derartiges System könnte dem elektronischen Buch noch einmal einen ganz anderen Stellenwert einräumen.
Ich denke aber auch, dass das Format im reinen Marketing-Gedanken nur peripher eine Rolle spielt. Ich denke, diese Schlacht wird mit den Mündern der Käufer geschlagen. Wenn ein gut durchdachtes System in den Herzen der Kunden einfach keine Gegenliebe erwecken kann, wird es als E-Book, als PoD und auch als "klassisches" Werk untergehen. Wenn ein Produkt es aber schafft, einen Ruf und eine Gefolgschaft zu erlangen, kann es sich auch auf den Markt kämpfen, ohne vorher beispielsweise kostenfrei auf dem elektronischen Markt um seine Kundschaft gebuhlt zu haben.
Treue Fans schaffen es sogar, dass ein Verlag überleben kann, wenn eigentlich gar nichts funktioniert; wird ein Spiel nur aufgenommen, kann es mit ewiger Wartezeit zum Folgeprodukt überleben.


Gruß,
Thomas
Titel: Re: Marketingstrategien für RPGs
Beitrag von: Mondbuchstaben am 4.10.2006 | 15:38
2. Mit Print on demand kann man nur Direktvertrieb betreiben. Man kann also keine Groß- und Einzelhändler beschicken (ganz davon abgesehen, dass die von dem Kuchen dann auch noch einen nicht unerheblichen Teil sehen wollen).

Sorry Eismann, aber das ist sachlich einfach falsch.

http://www.bod.de (http://www.bod.de) verdammt niemanden zum Direktvertrieb. Tatsächlich ist Books on Demand eine Tochter des Buchgroßhändlers Libri, und alle bei BOD gedruckten Bücher werden auf Wunsch des Autoren/Verlages in das VLB (Verzeichnis lieferbarer Bücher) aufgenommen. (Die Bedingung ist eine ISBN, aber selbst die kann man über BOD beziehen, falls man keine eigene hat.)
Das VLB ist die Datenbank, an die alle Buchhandlungen angeschlossen sind - jedes Buch, das dort gelistet ist, kann von jedem kleinen Buchladen bestellt werden.

Die Verlagsgruppe Beltz nutzt BOD, um Titel, bei denen sich eine "richtige" Neuauflage nicht lohnen würde, weiter im Katalog zu halten. (Beltz sind die einzigen, die es laut zugeben; ich bin sicher, auch andere namhafte Verlage nutzen diese Option, um Prestige-Titel, mit denen sich große Nachauflagen nicht mehr rechnen würden, im Lieferumfang zu behalten.)

Der FOLLOW benutzt BOD für sein "Jahrbuch zur Fantasy" (einfach mal bei Amazon eingeben).

Die Drachenland- und Traumreisen-Abenteuer sind vor ein paar Jahren ebenfalls auf BOD umgestiegen, und natürlich werden ihre Bände weiterhin über (z.B.) Pegasus vertrieben.

Das Phänomen BOD ist so groß, dass vor ein paar Tagen die gesamte Seite 2 der Berliner Zeitung nicht etwa über die Buchmesse berichtete, sondern über Books on Demand - obwohl die Messe den Aufhänger für den Artikel bildete.

Das Preisargument stimmt natürlich - Print on Demand ist pro Einheit weit teurer als regulärer Druck.

Mir scheint, als ob einige der US-Indie-Verlage einen gangbaren Mittelweg gefunden haben, indem sie handliche Kleinauflagen abfordern (so zwischen 100 und 250 Stück; in den Mengen sinkt der Stückpreis nochmal), die sie auf ihren eigenen Homepages oder über Indie Press Revolution (letzere auch an Einzelhändler!) vertreiben.

Dirk
Titel: Re: Marketingstrategien für RPGs
Beitrag von: Eismann am 4.10.2006 | 18:05
Moin

Und bei dem Preisargument kommt halt der Punkt mit dem Direktvertrieb. Bei Groß- und Einzelhändler bleibt mindestens 40-50 Prozent des Endpreises hängen. Wenn jetzt der Druck noch zu Buche schlägt, ist das für kleinere (sprich Rollenspiel-)Verlage ein ziemlicher Knieschuss, besonders dann, wenn sie kommerziell arbeiten, also ihre Autoren, Setzer, Zeichner etc. bezahlen, statt auf Ruhm und Ehre zu bauen.
Es mag sicher Einzelfälle geben, wo das anders aussieht, aber im Normalfall muss man dann an anderer Stelle einsparen.
Titel: Re: Marketingstrategien für RPGs
Beitrag von: Le Rat am 4.10.2006 | 18:22
Wie wäre es denn, wenn man sich mal überlegt wie man Rollenspiel an den Mann oder die Frau bringen kann?
Was haben Rollenspiele, dass PC-Spiele nicht bieten können?
Sind sie für die PC-Zocker überhaupt interessant?
Und wenn nein, wie nähert man sich dem nicht PC-Zocker?

Titel: Re: Marketingstrategien für RPGs
Beitrag von: Ludovico am 4.10.2006 | 18:35
Ähem, darf ich mal daran erinnern, daß es in etwa folgendermaßen läuft:
-Der Produzent überlegt, was sein Produkt kosten darf, um noch wettbewerbsfähig zu sein. Dabei überlegt er schon, wieviel Gewinn er pro verkauften Produkt machen möchte.
-Dann erst verkauft er an die Großhändler, wobei je nach den Preisverhandlungen die Gewinnmarge etwas schmaler ausfallen kann.

Also selbst wenn ein Großhändler den Preis um 40-50% in die Höhe treibt, ist das für den Verlag selber irrelevant.
Titel: Re: Marketingstrategien für RPGs
Beitrag von: Eismann am 4.10.2006 | 19:20
Moin

Äh... das ist trivial. Und nu?
Wenn der Druckpreis so hoch ist, dass bei einem halbwegs angemessenen Preis (Nachfrage, Angebot, blabla, jaddajadda) kein Gewinn gemacht werden kann, was dann? Genau. Man macht es nicht.
Titel: Re: Marketingstrategien für RPGs
Beitrag von: Ludovico am 4.10.2006 | 19:27
@Eismann
Jepp! Man macht es nicht... meistens. Entweder macht man es doch, weil man sich verkalkuliert hat oder man macht es, weil es sich um ein Prestigeprodukt handelt oder man geht sogar für kurze Zeit auf die kurzfristige Preisuntergrenze, um das Produkt den Kunden schmackhaft zu machen oder man macht es, um besser Supplements verkaufen zu können...
Es gibt einen Haufen Gründe, ein Produkt zu verkaufen, obwohl man damit keinen Gewinn macht. Ok, dank Buchpreisbindung ist das in Deutschland eh wurscht.

Allerdings sehe ich nicht die Verbindung Deiner Antwort zu meinem Post.

Was ich bezweckte, war darauf hinzuweisen, daß die Aufschläge der Großhändler keine allzu hohe Relevanz für die Verlage besitzen. Diese Aufschläge sind Sache der Großhändler. Die Verlage haben eine ganz andere Kalkulation, die sich wohl am ehesten danach richtet, was derzeit vergleichbare Produkte kosten dürfen (Target Costing).
Titel: Re: Marketingstrategien für RPGs
Beitrag von: Eismann am 4.10.2006 | 22:32
Allerdings sehe ich nicht die Verbindung Deiner Antwort zu meinem Post.
Was ich bezweckte, war darauf hinzuweisen, daß die Aufschläge der Großhändler keine allzu hohe Relevanz für die Verlage besitzen. Diese Aufschläge sind Sache der Großhändler. Die Verlage haben eine ganz andere Kalkulation, die sich wohl am ehesten danach richtet, was derzeit vergleichbare Produkte kosten dürfen (Target Costing).

Keine allzu hohe Relevanz? Er macht bis zur Hälfte des Endkundenpreises aus, was beim "Target Costing" ja nun durchaus ziemlich relevant ist. Wenn die Druckkosten steigen, muss man entweder den Preis für den Endkunden erhöhen (was den Absatz schwächt), das Geld andernorts einsparen (z.B. wie schon geschrieben indem man die Großhändler überspringt) oder man macht keinen Gewinn oder sogar Miese. Und auch wenn das dem einen oder anderen schwer fällt zu verstehen, die Verlage sind auf eben diesen Gewinn angewiesen um ihre Angestellten, Mieten, Steuern und Rechnungen zu bezahlen.
Titel: Re: Marketingstrategien für RPGs
Beitrag von: Ludovico am 4.10.2006 | 22:57
Keine allzu hohe Relevanz? Er macht bis zur Hälfte des Endkundenpreises aus, was beim "Target Costing" ja nun durchaus ziemlich relevant ist.

Nein, denn die Endkundenpreise spielen nicht die Rolle, sondern die Preise der Großhändler. Die Endkundenpreise sind nur wichtig, wenn der Verlag auf Direktvertrieb setzt.

Zitat
Wenn die Druckkosten steigen, muss man entweder den Preis für den Endkunden erhöhen (was den Absatz schwächt), das Geld andernorts einsparen (z.B. wie schon geschrieben indem man die Großhändler überspringt) oder man macht keinen Gewinn oder sogar Miese.

Großhändler einsparen, ist zum einen gar nicht so leicht. Diese besitzen eine Vertriebsstruktur, die einen selber nur Geld kostet. Großhändler haben schon ihre Berechtigung.

Und Großhändler kaufen nun mal ein Produkt von einem Verlag. Wenn die Druckkosten steigen, geht das zuerst mal zu Lasten des Großhändlers. Wenn diesem der Preis zu hoch sind, dann muß man am Gewinn sparen. Das rechnet man aber vorher schon ein.
Rabatte und Skonti berühren die Gewinnmarge erstmal gar nicht.

Problematisch wird es erst, wenn man es mit einem sehr mächtigen Großhändler zu tun hat, dem man ein 08/15-RPG andrehen will (wie es derzeit viele gibt). Der nimmt das dann entweder auf Kommission oder aber treibt einen mit dem Preis soweit runter, daß auch die Gewinnmarge berührt wird.

Nichtsdestotrotz ist auch ein Produkt, daß sich allem Anschein nach gut verkaufen wird, für einen Großhändler reizvoll, auch wenn es teurer ist und somit seine Aufschläge niedriger ausfallen.

Aber alles in allem richten sich Produzenten beim Target Costing vor allem nach ihren Hauptabnehmern. Ein Produzent, der seine Ware direkt vertreibt, wird sich am Endkunden orientieren. Ein Produzent, der vor allem Groß- oder Einzelhändler beliefert, orientiert sich vor allem an deren Preisen.
Da die meisten Verlage eher auf Fachgeschäfte und auf Online-Shops setzen, werden sie bei ihrer Preiskalkulation sich wohl vor allem an diesen orientieren aber nicht an dem, was der Endkunde später dafür zahlt.
Titel: Re: Marketingstrategien für RPGs
Beitrag von: Eismann am 4.10.2006 | 23:55
Nein, denn die Endkundenpreise spielen nicht die Rolle, sondern die Preise der Großhändler. Die Endkundenpreise sind nur wichtig, wenn der Verlag auf Direktvertrieb setzt.

Ich habe das leise Gefühl, wir reden aneinander vorbei.
Natürlich spielen die Endkundenpreise eine Rolle, denn die Endkunden müssen diese Preise bezahlen. Und Endkunden neigen leider dazu nicht jeden beliebigen Preis zu bezahlen. Und wenn man diesen Preis zum Beispiel (in die hohle Hand geraten) von 30 auf 45 Euro anheben muss, dann kann es gut sein, dass man auf seinem Produkt sitzen bleibt. Und ja, auch das ist trivial.
Dieser Endkundenpreis wird aber vom Verlag definiert, und die Quote, wieviel der Zwischenhändler bekommt, ist relativ stabil fest gelegt, an dem kann man nicht rütteln. Da bleibt dann nicht viel an Auswahl.

Zitat
Großhändler einsparen, ist zum einen gar nicht so leicht. Diese besitzen eine Vertriebsstruktur, die einen selber nur Geld kostet. Großhändler haben schon ihre Berechtigung.
Eben. Und deshalb kann man nicht einfach in einem anderen Bereich (wie eben im Druck) mehr Geld ausgeben, ohne die Kosten an den Endkunden weiter zu reichen.

Zitat
Und Großhändler kaufen nun mal ein Produkt von einem Verlag. Wenn die Druckkosten steigen, geht das zuerst mal zu Lasten des Großhändlers. Wenn diesem der Preis zu hoch sind, dann muß man am Gewinn sparen. Das rechnet man aber vorher schon ein.
Rabatte und Skonti berühren die Gewinnmarge erstmal gar nicht.
Ich glaube kaum, dass es irgendein Buchgroßhändler hin nimmt, wenn ein Verlag einfach sagt "Och, der Druck ist so teuer, ihr kriegt eure 45 Prozent nicht. 30 Prozent reichen doch sicher auch."
So läuft das Spiel nunmal nicht, denn für sowas gibts Verträge.
Und wenns sich für den Großhändler nicht mehr lohnt, zeigt er dem Verlag einfach den Stinkefinger und der kann dann sehen wo er bleibt, besonders da Rollenspielprodukte sowieso ein reiner Nischenmarkt ist. Und das wäre für jeden Verlag eine mittlere Katastrophe.

Titel: Re: Marketingstrategien für RPGs
Beitrag von: Ludovico am 5.10.2006 | 08:50
Ich habe das leise Gefühl, wir reden aneinander vorbei.
Natürlich spielen die Endkundenpreise eine Rolle, denn die Endkunden müssen diese Preise bezahlen. Und Endkunden neigen leider dazu nicht jeden beliebigen Preis zu bezahlen. Und wenn man diesen Preis zum Beispiel (in die hohle Hand geraten) von 30 auf 45 Euro anheben muss, dann kann es gut sein, dass man auf seinem Produkt sitzen bleibt. Und ja, auch das ist trivial.

Beim Target Costing spielen nur die Preise eine Rolle, die die Zielgruppe bereit ist zu zahlen. Wie ich bereits sagte, wird ein Produzent, der überwiegend an Einzel- und Großhändler liefert, sich bei seiner Kalkulation nach deren Preisen richten. Die Endkunden spielen für diese Produzenten, wenn überhaupt, eine untergeordnete Rolle.

Zitat
Dieser Endkundenpreis wird aber vom Verlag definiert, und die Quote, wieviel der Zwischenhändler bekommt, ist relativ stabil fest gelegt, an dem kann man nicht rütteln. Da bleibt dann nicht viel an Auswahl.

Wenn diese Quote stabil ist, dann ist das eine Besonderheit des Verlagswesens und in den restlichen Wirtschaftssektoren nicht vorzufinden.
Wenn das der Fall ist, dann muß ich selbstverständlich zurückstecken, da mir das nicht bekannt war.
Ist das irgendeine Besonderheit durch die Buchpreisbindung?

Zitat
Ich glaube kaum, dass es irgendein Buchgroßhändler hin nimmt, wenn ein Verlag einfach sagt "Och, der Druck ist so teuer, ihr kriegt eure 45 Prozent nicht. 30 Prozent reichen doch sicher auch."
So läuft das Spiel nunmal nicht, denn für sowas gibts Verträge.
Und wenns sich für den Großhändler nicht mehr lohnt, zeigt er dem Verlag einfach den Stinkefinger und der kann dann sehen wo er bleibt, besonders da Rollenspielprodukte sowieso ein reiner Nischenmarkt ist. Und das wäre für jeden Verlag eine mittlere Katastrophe.

Hmm...scheinbar ist der Markt für Bücher etc. tatsächlich ein Sonderfall, denn so läuft es nicht im Rest der Wirtschaft, wo die Großhändler ihre eigene Kalkulation haben, in der auch ihre Gewinnmarge steckt, die je nach Produkt mal größer und mal kleiner sein kann. Ein Produzent, der ein etwas teureres Produkt einem solchen Händler anbietet, kann dennoch auf einen Vertrag hoffen, selbst wenn der Händler eine kleinere Marge einstreicht, da dieser sich einen entsprechend hohen Absatz ausrechnet.
Natürlich spielt auch die Marktmacht eine Rolle.
Auf dem Markt für Rollenspiele dürfte diese ziemlich bei den Händlern liegen und weniger bei den Herstellern, wie Du bereits dargelegt hast.

Allerdings kann auch ein Händler nicht einfach sagen, daß er ein Produkt nicht führen möchte. Es gibt, wie beim Anbieten von Produkten zur kurzfristigen Preisuntergrenze, diverse Gründe, wieso er ein Produkt weiterführen muß, was sich nicht rentiert.

Ach ja, ich bin weiterhin der Ansicht, daß die Misere, in der der RPG-Markt derzeit steckt, einer fehlenden Marktentwicklung seitens der Verlage und der Händler zu verdanken ist.
Titel: Re: Marketingstrategien für RPGs
Beitrag von: Roland am 5.10.2006 | 11:18
Der RSP Markt in Deutschland weist in der Tat einige ungewöhnliche Strukturen auf. Das liegt vor allem daran, dass der Markt sehr klein ist und sowohl auf Verlags- als auch auf Großhandelsebene jeweils weniger als 5 (eher 2 bis 3) relevante Anbieter existieren. 

Dadurch sind Preisabsprachen natürlich Tür und Tor geöffnet und es besteht auch (zumindest auf Seiten der Verlage) ein Interesse daran, die Preise möglichst einheitlich zu halten, um zu verhindern, dass ein Großhändler z.B. durch großzügige Rabatte eine marktbeherrschende Position erringt.

Außerdem sind die Spielräume für Preisgestaltung ziemlich gering, da die meisten Marktteinehmer eher keinen Gewinn machen als zu viel.
Titel: Re: Marketingstrategien für RPGs
Beitrag von: Ludovico am 5.10.2006 | 12:18
Der RSP Markt in Deutschland weist in der Tat einige ungewöhnliche Strukturen auf. Das liegt vor allem daran, dass der Markt sehr klein ist und sowohl auf Verlags- als auch auf Großhandelsebene jeweils weniger als 5 (eher 2 bis 3) relevante Anbieter existieren. 

Dadurch sind Preisabsprachen natürlich Tür und Tor geöffnet und es besteht auch (zumindest auf Seiten der Verlage) ein Interesse daran, die Preise möglichst einheitlich zu halten, um zu verhindern, dass ein Großhändler z.B. durch großzügige Rabatte eine marktbeherrschende Position erringt.

Außerdem sind die Spielräume für Preisgestaltung ziemlich gering, da die meisten Marktteinehmer eher keinen Gewinn machen als zu viel.

Tut mir leid, aber das beißt sich etwas. Wenn Preisabsprachen Tür und Tor geöffnet sind, dann sind die Räume für die Preisgestaltung ziemlich groß, da so die Spielehersteller und -vertreiber ein Preiskartell aushandeln könnten (Ja, ich weiß, daß das illegal ist, aber man sieht ja bei den Mineralölkonzernen, daß das schwer zu überprüfen ist).
Titel: Re: Marketingstrategien für RPGs
Beitrag von: Roland am 5.10.2006 | 12:25
Tut mir leid, aber das beißt sich etwas. Wenn Preisabsprachen Tür und Tor geöffnet sind, dann sind die Räume für die Preisgestaltung ziemlich groß, da so die Spielehersteller und -vertreiber ein Preiskartell aushandeln könnten (Ja, ich weiß, daß das illegal ist, aber man sieht ja bei den Mineralölkonzernen, daß das schwer zu überprüfen ist).

Jain. Da die Endverkaufpreise sind nach oben recht unflexibel - Rollenspiele muss man weder tanken noch essen. Die Verlage könnten zwar Preise absprechen ("Vor Weihnachten erhöhen wir alle Preise um 10%), aber ob die am Markt erzielt werden könnten ist recht zweifelhaft. Rollenspieler sind in der Hinsicht sehr schwierige Kunden.   
Titel: Re: Marketingstrategien für RPGs
Beitrag von: Ludovico am 5.10.2006 | 12:27
Wie elastisch RPG-Preise sind, halte ich für schwer zu sagen, denn sie werden ja teilweise auch aus einer Sammelwut heraus gekauft.
Titel: Re: Marketingstrategien für RPGs
Beitrag von: Roland am 5.10.2006 | 12:32
Die nicht repräsentativen Umfragen, die ich angezettelt bzw. verfolgt habe, deuten eher darauf hin, dass RSP Käufer zu einem großen Teil recht unwilling sind, große Preiserhöhungen mit zu machen.
Titel: Re: Marketingstrategien für RPGs
Beitrag von: Ein am 5.10.2006 | 12:36
Rollenspieler neigen sowieso dazu, nicht gewillt zu sein den fairen Preis zu zahlen.
Titel: Re: Marketingstrategien für RPGs
Beitrag von: Thalamus Grondak am 5.10.2006 | 13:04
Rollenspieler neigen sowieso dazu, nicht gewillt zu sein den fairen Preis zu zahlen.
Dieses Phänomen beschränkt sich auf Rollenspieler  ???
Titel: Re: Marketingstrategien für RPGs
Beitrag von: Ein am 5.10.2006 | 13:08
Gutes Argument. Ich habe aber das Gefühl, dass das bei Rollenspiel besonders ausgeprägt ist.
Titel: Re: Marketingstrategien für RPGs
Beitrag von: Thalamus Grondak am 5.10.2006 | 13:42
Gutes Argument. Ich habe aber das Gefühl, dass das bei Rollenspiel besonders ausgeprägt ist.
Sie richten sich eigentlich nur nach den Marktgesetzen. Der RPG-Markt ist ein überfluteter Markt, und da ist Dumping die logische Folge.
Titel: Re: Marketingstrategien für RPGs
Beitrag von: Ein am 5.10.2006 | 13:54
Warum gibt es dann das gleiche Dumping nicht auf dem Comic- oder Videospielemarkt?
Titel: Re: Marketingstrategien für RPGs
Beitrag von: Thalamus Grondak am 5.10.2006 | 14:10
Warum gibt es dann das gleiche Dumping nicht auf dem Comic- oder Videospielemarkt?
Weil der Videospielemarkt nicht so überlaufen ist. Videospiele von hoher Qualität kosten auch entsprechende Produktionskosten. So Groß ist die Neuerscheinugsrate bei Videospielen ja nicht. Es sei den du beziehst PC-Spiele mit ein, bei denen ist der Preisverfall aber ach beträchtlich.
Titel: Re: Marketingstrategien für RPGs
Beitrag von: Ludovico am 5.10.2006 | 16:34
Rollenspieler neigen sowieso dazu, nicht gewillt zu sein den fairen Preis zu zahlen.

Ich hab manchmal das Gefühl, daß Rollenspielhändler nicht gewillt sind, zum fairen Preis anzubieten.
Titel: Re: Marketingstrategien für RPGs
Beitrag von: Roland am 5.10.2006 | 16:44
Was wäre denn Deiner Meinung nach der faire Preis?
Titel: Re: Marketingstrategien für RPGs
Beitrag von: Ludovico am 5.10.2006 | 16:48
Bei manchem Sachen, die qualitativ unter aller Kanone sind, wäre mal ein Preis unter 30 € angebracht (wie bei SLA Industries), oder Quellenbücher, die klein, zierlich und nur als Softcover erhältlich sind, ist ein Preis von über 30 € auch einfach nur frech (Villain's Handbook zur Zeit als 7te See noch im Druck war).

Daß jetzt für das neue Straßenmagie für SR 35 € verlangt wird, halte ich auch für schwer übertrieben.
Titel: Re: Marketingstrategien für RPGs
Beitrag von: Roland am 5.10.2006 | 17:28
Abgesehn von der Buchpreisbindung, die den individuelle Preisgestaltung bei deutschen Büchern unmöglich macht, hat individuelle Bepreisung (also unabhängig von Hersteller- und Großhandelsempfehlungen) im Bereich Rollenspiele ihre Grenzen. Zunächst mal kann man als Händler nicht mehrere Tausend Rollenspielprodukte objektiv und jederzeit auf Qualität prüfen. Dazu gehen die Geschmäcker und Anprüche der einzelnen Kunden einfach zu weit auseinander.
SLA Industries wird von manchen sehr gelobt, Dir gefällt es scheinbar nicht, ich sehe das Spiel qualitativ eher im Mittelfeld der 90er Jahre. Wie soll ich es nun bepreisen?

Es macht außerdem in Normalfall wenig Sinn, ein Produkt im Sortiment zu haben, wenn man es nicht mit der angestrebten Gewinnmarge verkaufen kann. Ist ein Produkt so schlecht, dass es seinen Preis nicht annähernd rechtfertigt, dann verkaufe ich die Exemplare, die ich noch auf Lager habe (wenn nötig stark rabattiert) und streiche den Artikel dann aus dem Sortiment.
Es gibt Produkte, die ich aus Sympathie führe, obwohl der Gewinn nicht angemessen ist, das sind aber eher wenige.

Das Villains Handbook war ein Sonderfall bei dem die Mitgliedschaft im 7th Sea Spielleiter Klub zusammen mit dem Buch verkauft wurde. Da bliebe dann auch wieder die Wahl, das Buch für 15 Euro einzukaufen und einen Preis in der Nähe der Herstellerempfehlung (25 Euro) zu verlangen, oder auf das Produkt ganz zu verzichten.
Titel: Re: Marketingstrategien für RPGs
Beitrag von: Ein am 5.10.2006 | 20:22
Mehr als die üblichen 25-35 Euro. Ein Paperback kostet schon 8+ Euro und das ist nur banaler Fließtext auf besserem Klopapier. Rollenspiele sind grafische Machwerke in Hardcover, mit ausgereiften Layout, teilweise sogar durchgängig 4-farbig, da sind 35 Euro eigentlich lachhaft für die geringen Auflage.
Titel: Re: Marketingstrategien für RPGs
Beitrag von: Arbo am 5.10.2006 | 20:37
Damit stellt sich allerdings die Frage, warum RPGs nicht mal im Paperback produzieren. Wie wir ja alle aus eigener Erfahrung hinlänglich wissen dürften sind Rollenspielbücher vor allem eines: Gebrauchsbücher ;)
Titel: Re: Marketingstrategien für RPGs
Beitrag von: Barbara am 5.10.2006 | 20:43
Damit stellt sich allerdings die Frage, warum RPGs nicht mal im Paperback produzieren. Wie wir ja alle aus eigener Erfahrung hinlänglich wissen dürften sind Rollenspielbücher vor allem eines: Gebrauchsbücher ;)
Deshalb. Paperback-Bücher sind nicht so haltbar wie Hardcover. Im schlimmsten Fall bekommen die dann noch eine schlechte Klebebindung und sind bis in die Bindung bedruckt, um Papier zu sparen. *grusel*
Titel: Re: Marketingstrategien für RPGs
Beitrag von: Arbo am 5.10.2006 | 20:51
Paperback-Bücher sind nicht so haltbar wie Hardcover.

Das halte ich für ein Gerücht ;) Ich meine, wenn die ersten Seiten die Bücher verlassen, wirst Du Dich über die ausgegebenen Euro 30+ ärgern - egal ob Hard- oder Softcover. Warum nicht gleich ein Buch, was man sich nach der 100ten Nutzung wieder kauft?

Arbo
Titel: Re: Marketingstrategien für RPGs
Beitrag von: Thalamus Grondak am 5.10.2006 | 21:14
Wie wir ja alle aus eigener Erfahrung hinlänglich wissen dürften sind Rollenspielbücher vor allem eines: Gebrauchsbücher ;)
Wuuuwhaaaa SchüttelSchüttel
Das sind Kunstwerke, Kunstwerke sag ich, keine Gebrauchsgüter.
 ;) oder doch  :gutschein:
Titel: Re: Marketingstrategien für RPGs
Beitrag von: Ludovico am 5.10.2006 | 23:19
Mehr als die üblichen 25-35 Euro. Ein Paperback kostet schon 8+ Euro und das ist nur banaler Fließtext auf besserem Klopapier. Rollenspiele sind grafische Machwerke in Hardcover, mit ausgereiften Layout, teilweise sogar durchgängig 4-farbig, da sind 35 Euro eigentlich lachhaft für die geringen Auflage.

Ja, manche sind tatsächlich Machwerke.
Ich will ja nicht sagen, daß Rollenspiele grundsätzlich für weniger als 30 € zu haben sein sollten, aber manche sind einfach vom Layout und/oder von der Grafik her eine mittelschwere Katastrophe.
Okay, SLA Industries hat eine nette Grafik, aber ein mieses Layout und mehr Löcher im Inhalt als ein Sieb im Beschußtest.
Da wäre meiner Ansicht nach ein fairer Preis irgendwo bei 10 € anzusiedeln.

Ander sind von der Quantität her einfach unzureichend (übrigens war 7te See länger im Eindruck als dieser Verein existierte. Dennoch wurden über 30 € für das Heft verlangt). Wenn ich viel Geld ausgebe, will ich nicht nur ein paar hübsche Bilder im Hardcover, sondern auch etwas Masse. Sonst kann ich mir gleich ein Bildband von Royo kaufen. Der ist grafisch auf alle Fälle besser als jedes RPG.

Ach egal! Der faire Preis ist im Endeffekt meiner Meinung nach der Marktpreis. Wenn jemand so dumm ist und versucht auf einen überladenen Markt mit einem weiteren Produkt Geld zu machen, dann ist es nur fair, wenn er dank des niedrigen Preises auch kaum Geld macht.

Wenn jemand nicht wirtschaftlich denkt, sollte er auch nicht versuchen, mit dem Ziel, Geld zu machen, ein Produkt herauszubringen.
Titel: Re: Marketingstrategien für RPGs
Beitrag von: Cyberdance am 7.10.2006 | 18:05
Aber die wenigsten wissen, was D&D doch wirklich ist. Rollenspiel ist einfach zu unbekannt.
Korrekt - aber die meisten haben "Dungeons & Dragons" wenigstens schon mal gehört, auch wenn sie nicht 100%ig wissen, was es ist. Eine stärkere Marke gibt es im RPG-Bereich zur Zeit nicht.
Wie oft habe ich, wenn ich Leuten erklärt habe, was Rollenspiel ist, den Satz "ah, wie D&D?" gehört. Das ist Popkultur, mein Lieber. :)

Das Problem mit der technischen/inhaltlichen Qualität von Rollenspielbüchern ist häufig auch ein Problem mangelnder Manpower. Gutes Layout und Illustrationen setzen Grafiker und Illustratoren voraus - die kosten mächtig Schotter, sofern man nicht das Glück hat, welche persönlich zu kennen, die einem das für lau oder supergünstige Konditionen machen.
Den Inhalt ordentlich gestalten setzt auf der niedersten Ebene wenigstens ein Talent zum schreiben und strukturieren von Inhalten voraus.
Nun ist es nicht so, das jeder RPG-Autor ein solches Talent oder eine journalistische Ausbildung hat. Traurig aber wahr - Inhalt ist oft Glückssache. Glück, ob der verantwortliche Macher vielleicht seine eigenen Grenzen kennt und ein paar Pros über die Arbeit gucken lässt. Gerade inhaltliche Lücken sind so tückisch. Wenn man selbst in der Materie drinsteckt, merkt man oft gar nicht, das etwas fehlt - für einen selbst ist es doch total offensichtlich.

Titel: Re: Marketingstrategien für RPGs
Beitrag von: Maarzan am 9.10.2006 | 08:52
Rollenspieler neigen sowieso dazu, nicht gewillt zu sein den fairen Preis zu zahlen.

EIn fairer Preis ist eben ein Preis, der für den Kunden seinem spezifischen Nutzen angemessen ist. Und während das erste Rollenspielgrundbuch einen potentiel sehr hohen Nutzen hat, sinkt der Nutzen weiterer Werke danach erheblich.
Bei der jetztigen Marktsituation scheint es ja, dass Rollenspiele kaumnoch an Neulinge sondern an Etablierte verlauft werden. Und die haben in der Regel schon einen Haufen Zeugs, so dass der Bedarf und Nutzen von Neuem stark sinkt, bzw. es schon sehr gute Produkte sein müssen, damit der Käufer nicht denkt " Das bekäme ich mit wenig Aufwand auch hin".
Comics und Computerspiele schreiben ist da (als ALternative für den Kunden) um einiges undankbarer.

Was haben wir denn nun für Kunden und wie sind die so geworden wie sie sind? Meine Thesen:
Die meisten Leute sind wahrscheinlich über Gamism/Hack n Slash  (und ähnlich aussehendem) zum Spiel gekommen. Dazu gehören eben zuerst Kämpfe, Taktik, Spielzeug und Action. Das kann WoW aber inzwischen viel eindrucksvoller als PnP und das für weniger Aufwand, für den es sowieso viel gerinere Toleranz zu geben scheint als früher. Der Neuling mit der Entscheidung zum Computer kann das was andere am PnP  besser finden als am PC kaum erkennen und wird viele würden diese Punkte auch gar nicht vermissen.
Damit bricht ein Großteil der Grundkundschaft einfach weg, auch für die anderen Spieltypen, zu denen sich solche Leute vielleicht einmal entwickeln würden.
Außerdem läßt sich von den erzielbaren Effekten und Spielanreizen nichts so einfach bauen, dass die Leute davon nicht zum Großteil vom Eigenaufwand wieder abgeschreckt werden.

Geschichtenerzähler haben sowieso nur eine geringe Toleranz gegenüber Regeln und während Inspiration sicher gerne genommen wird, ist es sicher schwierig in diesem stark von Geschack geprägten Feld sich auf breiter Basis überzeugend zu positionieren. Außerdem ist die eigene Kreativität ja das Ziel und nicht das Nachspielen fremder Ergüsse. Da ist der Drang stark auf Regeln zu verzichten - wie Genrationen von Geschichtenerzählern vorher - und eben nichts zu kaufen.

Für Sims gilt ähnliches, das für sie eher das Werkzeug interessant ist und auch hier gibt es viele Leute mit Interesse am Selberbauen . Gutes Werkzeug ist aber schwer zu bauen, andererseits aber auch schwer für viel Geld zu verkaufen.

Sammler sind danach die letzten, denen man ein Haufen Zeug noch verkaufen kann und halten die "Industrie" hoch. Ich denke an dieser Zielrichtung leigt es auch, dass die "Produktqualität" mit Hardcover und scheinenden bunten Bildchen sich so entwickelt wie sie es tut.
(Und die Hoffnung vielleicht einen naiven Einsteiger zu finden, der denkt, das Buch kann das was auf dem Cover dargestellt wird aufwandsfrei erzeugen, wie ein PC-Spiel)
Spieler kämen mit einfacheren und haltbaren Büchern sicher völlig aus. Insbesondere, da alle Bücher im akuten Gebrauch auch schnell Gefahr laufen nicht lange schön zu bleiben.

Die Rollenspielindustrie hat die Kacke also kräftig am dampfen. Ihr typisches Einsteigerpotential wird von einem anderen Medium leichter und besser bedient und dieses kommt so nie dazu, die eigentlichen Vorteile des Rollenspiels zu erkennen.

Gleichzeitig ist der Zeitgeist den nötigen persönlichen Aufwendungen die nötig sind, wie eigenes Engagment, Zeit, Kooperation & Denken ungünstig gesonnen.

Ich denke das Rollenspiel wird nicht darum herumkommen kräftig zu schrumpfen und gezielt Neulinge für Storytelling oder Simspiel zu werben (über deren direkte Stärken und Zielsetzungen, anstelle mit GAM in Sachen Special effects zu konkurrieren), statt auf GAM-Überläufer zu hoffen (mit entsprechend geringerem Grundpotential an Interessenten). Auf Grund der persönlicheren Note dieser beiden Richtungen und der Notwendigkeit eine tolle Show liefern zu müssen, ohne den Kandidaten mental zu belasten, wird das aber wohl noch mehr über persönliche Interaktion geschehen (müssen) und der erreichbare Umfang daher relativ klein sein.
Titel: Re: Marketingstrategien für RPGs
Beitrag von: Mondbuchstaben am 13.10.2006 | 15:33
Um mal auf einen sehr frühen Post zurückzukommen:

2. Man muß ein Einführungsprodukt schaffen, was wirklich super-einfach ist. Selbst die Einführungsregeln von DSA sind da wahrscheinlich noch zu komplex (was keine Kritik an diesem Produkt ist).

Auf RPGnet läuft gerade (mal wieder) eine Diskussion mit genau der gleichen Stoßrichtung. Dieser Thread ist aber bemerkenswert für den Link auf einen sehr frühen D&D-Fernsehspot...
Hier:
http://forum.rpg.net/showthread.php?t=290543 (http://forum.rpg.net/showthread.php?t=290543)

Man sollte die Leute nicht zuerst mit einem Spiel locken, sondern "nur" soweit bringen, dass sie sich für Rollenspiel interessieren (geile Bilder, eine gute Story ...). Erst im zweiten Schritt kämen super-einfache Einführungsmodule. Diese sollten fast nichts kosten (<5 Euro ?) und auch in allen Spielgeschäften (nicht nur Rollenspielläden) erhältlich sein (dazu zähle ich auch Karstadt, Wal-Mart ...).
Der erste Schritt muß sein, die Leute erst für das Thema zu interessieren, bevor man sie mit Einführungsboxen zuwirft.

DSA hat dies ja versucht mit dem Abenteuer Aventurien-Produkt - eine spottbillige (10 Mark - eben 5 Euro) Faltschachtel mit knallbuntem Inhalt. Ich weiß nicht, woran es gescheitert ist, aber dieses Produkt hat seinen eigentlichen Zielmarkt (Gerüchten zufolge eine Supermarktkette) nicht erreicht. Stattdessen ist sie doch wieder (über Rollenspielläden und ja, auch richtige Spielgeschäfte) in den Händen der "üblichen Verdächtigen" gelandet, der Rollenspieler (und insbesondere der DSA-Fans - "Eulen nach Athen").

Dirk