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Pen & Paper - Rollenspiel => Pen & Paper - Rollenspieltheorien => Thema gestartet von: Turning Wheel am 9.07.2008 | 03:05

Titel: Rollenspiel und andere Spiele
Beitrag von: Turning Wheel am 9.07.2008 | 03:05
Posting gelöscht
Titel: Re: Zur Hölle, was ist denn Rollenspiel eigentlich?!?
Beitrag von: Feuersänger am 9.07.2008 | 03:28
Das typische Rollenspiel unterscheidet sich von anderen Spielen dadurch, dass man sich (mindestens) einen Charakter erstellt und ihn mit Werten ausstattet, die ihn von anderen Charakteren unterscheiden. Im numerischen, nicht im ethischen Sinn. Außerdem ist es typisch für Rollenspiele, dass diese Werte im Lauf des Spiels verbessert werden können.

Meines Wissens erfüllen nur Rollenspiele diese Kriterien. Es mag allerdings auch Rollenspiele geben, die ohne Werte und Eigenschaften auskommen (wollen), dann ist diese Definition nicht eindeutig. Aber wo diese beiden Kriterien vorhanden sind, haben wir es auf jeden Fall mit einem RPG zu tun.
Bei Monopoly gibt es keine "Werte", jeder fängt mit dem gleichen Startgeld an und wirft 2W6. Analoges gilt für die meisten Brettspiele. Bei HeroQuest hat jeder Heroe zwar Werte, die auch verbessert werden können, aber zu Spielbeginn sind sie fix, man kann sie nicht beeinflussen. Das lässt die Frage offen, ob HQ nun als "richtiges" RPG gelten kann, da nur eine von zwei Bedingungen erfüllt ist.
Kindergartenpuppenecke würde ich nicht als Rollenspiel bezeichnen, das ist "playing pretend". Ebensowenig die sogenannten "Rollenspiele" in irgendwelchen Selbsthilfegruppen.

So mal ins Blaue geschossen.
Titel: Re: Zur Hölle, was ist denn Rollenspiel eigentlich?!?
Beitrag von: Drudenfusz am 9.07.2008 | 04:57
Würde sagen Rollenspiel ist das was man draus macht.

Was den Charakter und das besser werden angeht, nun bei einem Ego-Shoter kann man sich sicher auch mit der "Rolle" identifizieren (erinnere mich noch gut daran wie es war in Alien vs Predator einen Marien gespielt zu haben) und mit der Zeit wird man da auch besser (wenn auch nicht in werten in der Maschine sondern im Umgang mit dem Spiel). Inzischen gibt es Brettspiele bei denen man ein Charakter spielt der auch durchaus besser wird (in Arkham Horror durch Ausrüstung, im WoW Brettspiel bekommt man Level und es gibt sicher noch so einige andere).

Ob unser Hobby etwas mit Psychologie oder mit Sexualpraktiken oder mit was sonst noch Ähnlichkeiten hat, ist mir persönlich etwas egal. Was Rollenspiel ist und was nicht, liegt also nur im Auge des Betrachters, und da jeder subjektiv ist, laufen solche Diskussionen für gewöhnlich darauf hinaus das man sich streitet (weil man seine Vorstellungen nicht unbedingt mit denen von anderen in Einklang bringen kann).

Kann also nur sagen was für mich mein Hobby ausmacht! Für mich gehört zum Rollenspiel eine Geschichte und Charaktere die darin gespielt werden. Doch im Gegensatz zu Geschichten in anderen Medien ist man frei zu entscheiden wie es entwickelt. Diese Entscheidungsfreiheit ist für mich sehr wichtig (wodurch es mir schwerfällt Railroading zu ertragen), da diese Entscheidungen meines Erachtens das wesentliche am Charakterspiel sind (weshalb mich eitles Geplänkel am Lagerfeuer eher langweilt). Also ist mir auch Charakterentwicklung wichtig, aber nicht in den Werten sondern in der Entwicklung der Persönlichkeit und das im Rahmen der Geschichte. Wie gesagt das ist nur was mir wichtig ist, andere Leute haben andere Interessen (welche von mir als Spielleiter auch versucht werden zu befriedigen).
Titel: Re: Zur Hölle, was ist denn Rollenspiel eigentlich?!?
Beitrag von: Drudenfusz am 9.07.2008 | 05:23
Es geht mir auf keinen Fall darum mich mit anderen in böser Absicht zu streiten. Im Gegenteil, ich versuche hier nur spielerisch eure Positionen zu widerlegen. Toll fände ich es vor allem wenn ich es nicht könnte, weil das vielleicht ein Hinweis darauf sein könnte, was Rollenspiel von anderen Spielen unterscheidet, bzw. welche Teile des Rollenspiels eigentlich wichtig sind.
Wollte dir auch keine solchen bösen Absichten unterstellen.
Da du aber meine Meinung auch nicht wiederlegt hast, muß meine Auffassung wohl die "wichtigen" Dinge enthalten. ::)
Titel: Re: Zur Hölle, was ist denn Rollenspiel eigentlich?!?
Beitrag von: Settembrini am 9.07.2008 | 06:30
Achtung Holzweg!

Rollenspiel ist eine METHODE die man zu vielen Dingen verwenden kann. unter anderem um sich zu amüsieren. Mit "Rolle" oder "Charakter" hat das alles erstmal nur sehr mittelbar zu tun.
Titel: Re: Zur Hölle, was ist denn Rollenspiel eigentlich?!?
Beitrag von: Drudenfusz am 9.07.2008 | 07:00
Sorry, Drudenfusz, die Antwort ist etwas länger ausgefallen, deshalb habe ich sie in mehreren Teilen editiert (teilweise nach Deinem letzten Posting). Lies nochmal oben.
Getan! Solltest dir so etwas aber abgewöhnen (lagere selbst zum Beispiel notfalls Sachen in Editor Datein aus, damit es mir nicht passiert das schon jemand antwortet, obwohl mein Beitrag nicht fertig ist).

Die Art in der Du es formuliert hast (Geschichte, Charaktere, Charakterentwicklung) habe ich vielleicht widerlegt. Aber vielleicht wird Deine These stärker wenn man hinzufügt, dass es nicht nur bloß gespielt, sondern in irgend einer Form für Andere dargestellt werden muss und nicht nur erlebt werden darf. Aber vielleicht hast Du ja das mit 'spielen' gemeint. Erleben ist ja etwas das überall statt finden kann, aber die Darstellung ist vielleicht das was eine Rolle zum Rollenspiel macht.
Ja die Darstellung ist auch ein Teil des Spiels, aber da nicht jeder ein begnadeter Schauspieler ist, wird man in meinen Runden auch dazu eingeladen einfach mal die Gedanken und die Motivationen seines Charakters offenzulegen (im Theater wäre das ein Monolog), habe nämlich festgestellt das dies ziemlich dabei hilft seine Mitspieler am Tisch zu verstehen, wodurch die elenden Beschuldigungen wer ein schlechter Rollenspieler und wer nicht stark zurückgehen, da man unmittelbar nachvollziehen kann was sich der Mitspieler bei seinem Charakter da eigentlich denkt.

Frage in die Menge:
Hat eigentlich schon mal jemand die theoretischen Errungenschaften der Forge auf die Aussagekraft in Bezug auf Nichtrollenspiele geprüft. Gibt es da Aussagen, die allgemeingültiger sind als nur für P&P-Rollenspiele?
Kann das nicht beantworten, habe mich mit der Forge nicht intensive genug beschäftigt.

Eine Geschichte, Charaktere und Entscheidungsfreiheit gibt es in vielen Spielen, die nicht als Rollenspiel bezeichnet werden. Eine Charakterentwicklung stelle ich auch in vielen Taktikspielen fest, in denen es um Handelsbeziehungen oder Militärpakte geht. Die Spieler (und damit ihre Figuren) entwickeln ihre charakterliche Beziehung zu anderen Spielern oder Spielfraktionen (z. B. ihre Abneigung oder ihr Wohlwollen oder die Härte ihrer Vorgehensweise). Viele klassischen Brettspiele wie Risiko, Diplomacy, Civilisation (von Avalon Hill), Siedler von Catan oder Carcassonne beinhalten solche Entwicklungen. Aber vielleicht noch viel mehr die von Dir aufgezählten folgenden Spiele.
Das die Geschichte und der Charakter sich Gegenseitig beeinflussen ist aber schon irgendwie nur bei Rollenspielen zu finden, ob nun am PC oder P&P. Und mit Geschichte ist von mir nicht das Spiel an sich gemeint, sondern das was man in Romanen und Filmen findet. Sicher kann man auch plotlos spielen, aber mir fehlt dann einfach etwas.

Die Frage, die sich mir stellt ist die, dass es vielleicht eine Behinderung der Gedanken ist, Rollenspieltheorie zu betreiben, die sich ausschließlich um das Thema Rollenspiel kümmert.
Die Physik versucht eine große allgemeine Theorie zu finden um die Naturkräfte alle unter einen Hut zu bringen, glaube nicht das Rollenspieltheorie das selbe für alle Spiele machen muß.

Wann immer über Rollenspieltheorie gesprochen/geschrieben wird, lese ich von eher festen Vorstellungen, wie Rollenspiel eigentlich sein sollte.
Es kommt mir so vor, als ob die Rollenspieltheorie vor allem das Rollenspiel von anderen Spielen abgrenzen soll. Es werden vielzählige Kategorisierungen und Bezeichnungen aufgestellt, die so ganz speziell und dadurch sehr scheuklappenmäßig nur das Rollenspiel beschreiben sollen. Und dabei ist nicht mal das Rollenspiel im allgemeinen gemeint, sondern meistens sogar nur die spezielle Pen&Paper-Variante. Ganz viele Aussagen sind nicht mal auf den nächsten Nachbar LARP übertragbar. Das finde ich hinderlich, um mich unvoreingenommener mit Rollenspiel auseinanderzusetzen, und auch hinderlich, um es weiter zu entwickeln.
Mich interessiert nur P&P, brauche deshalb keine Gedankenkonstrukte die LARP mit einbeziehen, denn umso allgemeingüliger die Aussagen werden umso weniger spezifisch sind sie. Will Werkzeuge, keine abstrakten Gebilde.

Das jüngste Thema war z. B. eine Diskussion darüber was eigentlich die Spielwelt ist.
Ich hatte das Gefühl, dass die Diskussionsbeiträge sehr stark darauf fixiert waren, was man landläufig in der P&P-Rollenspielszene unter einer Spielwelt versteht. Dabei ist der Begriff Spielwelt doch eigentlich einer, den man ganz locker für alle Spiele (also auch Monopoly oder Magic: the Gathering oder ein Tabletopspiel) mitdefinieren könnte.
Lese den Spielwelt-Tread auch, frage mich nur was der mir letztlich bringt.

Ich frage mich eben (und das ist der springende Punkt), ob Rollenspieltheorien nicht wertvoller und aussagekräftiger sein könnten, wenn die dort verwendeten Begriffe so formuliert bzw. definiert werden würden, dass sie auch für andere/alle Spiele gelten würden.
Auch in Mensch-Ärgere-Dich-Nicht gibt es eine Spielwelt, Spieler und Charaktere, Regeln und Spielmechaniken. Das ist dort zwar alles viel einfacher als beim Rollenspiel, aber ich frage mich, welchen Wert eine Spieltheorie hat, wenn sie nicht mal auf solche einfachen Spiele anwendbar ist. Oder anders herum, ich frage mich, ob man nicht bei der Rollenspieltheorie weiter kommen würde bzw. klarer sehen würde, wenn man sie aus einfachen anderen Spielen heraus entwickeln würde.
Glaube das genau das Gegenteil zutrift, umso umfassender das Gebilde ist das ein einheitliches Theoriengebäude umfassen soll, desto nutzloser ist es. Ein Blick über den Tellerrand ist nicht falsch, aber alles in den Suppentopf zu schmeißen wird nichts konkretes produzieren. Hörspiele unterliegen auch anderen Gesetzen als Theateraufführungen, und Rollenspiel hat andere Maßstäbe als Tradingcards

Mit dem allseits bekannten Spiel Monopoly im Kopf käme ich jedenfalls schneller zu klaren Gedanken, was man als Spielwelt definiert, als wenn ich mich gleich in den Ozean komplexester Rollenspiele stürze.
Mir würde es aber vielleicht weniger helfen, da mir dann der Bezug zur Geschichte im Rollenspiel fehlen würde. Denn momentan werden da ja auch Gedanken zur SIS und so auch untersucht (oder wurden es).

Es gibt einige richtig coole Spiele oder Arten von Spielen (teilweise in diesem Thema genannt), die ähnliche Gefühle in mir hervorrufen oder ähnliche Spielmotivation bieten wie das klassische P&P-Rollenspiel dieses Forums. Es scheint mir nicht produktiv zu sein, sich derartig auf eine eingeengte Art von Spiel zu beschränken.
Wie gesagt, vergleichen ist nicht falsch. Schaue ja auch wie in unterschiedlichen Medien Geschichten erzählt werden (muß sagen das Hörspiele fürs Rollenspiel da durchaus einige Sachen bieten, die man sich ansehen sollte).

Achtung Holzweg!

Rollenspiel ist eine METHODE die man zu vielen Dingen verwenden kann. unter anderem um sich zu amüsieren. Mit "Rolle" oder "Charakter" hat das alles erstmal nur sehr mittelbar zu tun.
Wie gesagt jeder macht das was ihm gefällt daraus. Und mich "amüsieren" Rollen und Geschichten...
Titel: Re: Zur Hölle, was ist denn Rollenspiel eigentlich?!?
Beitrag von: Hr. Rabe am 9.07.2008 | 08:35
Ich würde eher sagen, Rollenspiel IST 'playing pretend'.
Und zwar in sofern, als daß es sich durch diese Eigenschaft definiert.
Obgleich man sehr wohl auch in Risiko, TT oder Decent so tun kann als ob, verlieren diese Spiele im Gegensatz zum RPG nicht ihren Sinn und Zweck, wenn diese Komponente weggelassen wird.
Wenn das 'so tun als ob' allerdings bei einem RPG weggelasen wird, bleibt nicht viel mehr übrig, als ein Kniffelspiel. ;)
Titel: Re: Zur Hölle, was ist denn Rollenspiel eigentlich?!?
Beitrag von: Joerg.D am 9.07.2008 | 09:10
Tja, ich denke Rollenspiel ist für viele Leute etwas unterschiedliches und da es von so vielen Leuten so unterschiedlich gesehen wird, gibt es so viel Streit.


Rollenspiel ist eigentlich mal eine erweiterte Form des Wargamings gewesen, das heißt man hatte ursprünglich ein Kampfspiel in dem es galt, Herausforderungen zu bestehen. Diese Herrausforderungen konnten sozialer (was im Gegensatz zum Ursprung neu ist) oder taktischer Natur sein. Für viele Spieler kommt dann zum Spielen des Charakters auch die Freude an dessen Darstellung und das erleben oder erzählen einer Geschichte dazu. Hier geht es soweit, das die Favorisierung dieses Spielstiels für Systeme gesorgt hat, welche den Kampf und Taktikhintergrund der Ursprünge weglassen und sich auf die Regulierung von Konflikten jedweder Art konzentrieren. Die Zufallselemene im Rollenspiel, welche es vom reinen Gechichten erzählen unterscheiden, werden von einigen Spielern benötigt um ihre Figur simulieren zu können (da wird für Entscheidungen des Charakters schon mal gewürfelt). Fans der Geschichte die erzählt wird sehen die Würfel oft als kreatives Element an, welches einen nicht vorhersehbaren Verlauf der Geschichte ermöglicht.

Aus meiner Sicht ist Rollenspiel im Idealfall eine Mischung aus einem Kampf und erlebnisorientierten Spiel, dass die Fans der Rollendardtellung mit Möglichkeiten zur Darstellung versorgt und den Fans anderer Schwerpunkte die das Spiel haben kann, auch Möglichkeiten gibt ihren Lieblingsaspekt am Spiel zu verfolgen.
Titel: Re: Zur Hölle, was ist denn Rollenspiel eigentlich?!?
Beitrag von: JS am 9.07.2008 | 09:19
hm, wenn es so unterschiedlich ist und gesehen wird, wieso sitzen dann zehntausende nach demselben prinzip in einer gruppe herum, haben futter, rollenspielbücher, charakterblätter, stifte und würfel vor sich, reagieren auf das gerede eines sogenannten spielleiters und entwickeln mit ihm und mit den anderen der gruppe zusammen eine individuelle geschichte, und zwar mit ihren sc in einer imaginären welt?
Titel: Re: Zur Hölle, was ist denn Rollenspiel eigentlich?!?
Beitrag von: Pyromancer am 9.07.2008 | 09:39
Ich denke, der springende Punkt beim Rollenspiel ist tatsächlich der gemeinsame Vorstellungsraum. Es gibt also etwas, was über das konkrete, greifbare (Figuren auf dem Tisch, Puppen etc.) hinausgeht.

Und dieser nicht greifbare gemeinsame Vorstellungsraum wird von den Regeln beeinflusst, übt aber seinerseits wieder Einfluss auf der Regelebene aus.

Nach diesem Kriterium wäre z.B. das Cowboy-und-Indianer-Spiel ein Rollenspiel, weil es einen gemeinsamen Vorstellungsraum gibt, und weil dieser gemeinsame Vorstellungsraum sich auf die Regelebene niederschlägt ("Du bist tot, du kannst nicht zurückschießen!" Dass der kleine Peter tot ist, spielt sich natürlich nur im gemeinsamen Vorstellungsraum ab. Dass er nicht zurückschießen kann ist aber eine klare Folge dieser gemeinsamen Vorstellung auf der Regelebene.)

Nach diesem Kriterium wäre Mensch-ärger-dich-nicht kein Rollenspiel. Selbst wenn sich alle Spieler gemeinsam vorstellen, wie sie lange gewundene Korridore entlangschleichen und andere Leute umbringen (oder was sich Turning Wheel sonst so beim MÄDN-spielen vorstellt ;) ), dann hat diese gemeinsame Vorstellung trotzdem keinerlei Auswirkungen auf der Regelebene.
Titel: Re: Zur Hölle, was ist denn Rollenspiel eigentlich?!?
Beitrag von: Crimson King am 9.07.2008 | 09:43
Rollenspiel ist ein Spiel, in dem die Mitspieler auf Basis eines vorgegebenen Szenarios in die Rolle einer in diesem Szenario enthaltenen (edit: natürlichen) Person schlüpfen und für diese Person Entscheidungen treffen. Jeder Mitspieler kann nacheinander mehrere Rollen annehmen, aber nur eine zur Zeit.

Eine Sonderrolle kann dabei dem Spielleiter zufallen, sofern es einen gibt. Dieser steuert die Elemente des Szenarios, die nicht durch die anderen Spieler übernommen werden. Er trifft also nicht nur Entscheidungen für alle nicht durch andere Spieler übernommenen Personen des Szenarios, sondern auch über Umweltbedingungen.

Die Aufgaben des Spielleiters können teilweise oder ganz von den Mitspielern übernommen werden. Im Grunde bedeutet dies aber nur, dass die Spielleiterrolle sich temporär verschiebt.

Die Definition ist nur ein erster Wurf, aber ich denke, auf der Basis kann weiter philosphiert werden. Die Definition deckt vom reinen Dungeon Crawl über klassisches Rollenspiel, Freeforming bis zu Erzählspielen alles ab. Es schließt Schauspiel aus, da dort keine Entscheidungen getroffen werden können, außer bedingt bei Improvisationen, die dann aber im Grunde auch Rollenspiel sind.

Viele hier genannte Aspekte wie Immersion, Story oder Charakterwerte sind ganz eindeutig nicht notwendig für Rollenspiel. Das einzige, was notwendig ist, ist , dass Rollen übernommen werden und für diese Rollen ein Grundmaß an Entscheidungsfreiheit herrscht.

Edit: die meisten Brettspiele fallen hier raus, weil keine Rollen von natürlichen Personen übernommen werden (Mensch ärgere dich nicht), oder weil viele Rollen gleichzeitig übernommen werden (Blood Bowl z.B.). Manche Brettspiele sind aber auch Rollenspiele, wie z.B. Schatten überCamelot. Wer das nicht möchte, muss die Definition ggf. noch schärfer formulieren. Ich persönlich kann damit leben.
Titel: Re: Zur Hölle, was ist denn Rollenspiel eigentlich?!?
Beitrag von: reinecke am 9.07.2008 | 09:47
Ich denke einer der zentralen Punkte beim Rollenspiel, ist der, dass es keine klaren Gewinner und Verlierer gibt. Das distanziert schonmal vom klassischen "Spiel"begriff im Volksmund.

Ich würde, die Momente, die aufkommen, wenn ich mit Kumpels sowas wie "DOOM Das Brettspiel" spiele, auch als Rollenspiel bezeichnen. Wenn sich mit "Marines, zu mir!" "Yes, Seargent, Yes!" geantwortet wird und alle um Private Wolfs Verletzungen besorgt sind.
Aber der Rollenspielteil hört in dem Moment auf, wo ich mich töten lassen, um dann 9 Felder weiter neben den Granaten zu re-spawnen.

Genauso ist es bei anderen Spielen. Magic ist kann unspielbar sein, wenn man sich in seine Rolle reinversetzt. Habe irgendwo hier im Forum gelesen: "Ich tappe meine Schwester und einen Bonus auf XY zu bekommen." Ein Rollenspieler würde da i.A. nicht machen, es sei denn, er spielt einen skrupellosen Charakter, was ja nicht der Standard ist.
Kein Spiel verlangt "emotionale" Bindungen zur Spielwelt aufzubauen, beim Rollenspiel geht es explizit darum. Also dem, was man als Rollenspiel bezeichnet.

Auch bei Nicht-P&P-Rollenspielen geht es darum. Nicht nur Selbsthilfegruppen machen das, es ist eine ganz übliche gruppendynamische Methode, ROllenspiele zu machen (hab ich schon auf auf Seminaren, aber auch schon früher in der Schule gemacht). Andere Rollen, andere Perspektiven, Toleranzentwicklung, Bindung.
Und es gibt keine gewinner und Verlierer.

Die Werte, Würfel und Weiterntwicklung, gehört nicht essentiell zum Rollenspiel. Man denke nur an Freeformsysteme.

p.s.: Ich denke außerdem, dass es stimmt, was behauptet wird: EINE SPIELWELT HAT JEDES SPIEL!
Titel: Re: Zur Hölle, was ist denn Rollenspiel eigentlich?!?
Beitrag von: Boba Fett am 9.07.2008 | 09:48
Rollenspiel ist ein Gesellschaftsspiel.
Titel: Re: Zur Hölle, was ist denn Rollenspiel eigentlich?!?
Beitrag von: Preacher am 9.07.2008 | 09:49
Die mit Abstand plausibelste Definition hat bisher Tobias geliefert, insbesondere die Abgrenzung zu Brettspiel mit Vorstellungsräumen find ich schick.

Übrigens - noch einen: Wenn man sich bei Monopoly vorstellt, daß man ein Geschäftsmann ist, der die Trsaßen entlangfährt, dann hat man keinen geteilten sondern nur einen individuellen Vortsellungsraum. Das ist noch so ein Knackpunkt. Man kann natürlich versuchen, diese individuellen Vorstellungsräume zu synchronisieren, aber dann muss man sich wieder irgendwelche Regeln dazu überlegen (und seien sie nur implizit) und damit wäre man wieder bei Tobias' Definition.

Ich halte es also mit Tobias: Ein Rollenspiel definiert sich durch die Existenz eines gemeinsamen Vorstellungsraumes und daß dieser Einfluss auf die Regelebene des Spiels hat.

Die Grenzen zum Brettspiel können damit natürlich verschwimmen. Oder auch zum Kartenspiel, was das betrifft (Ja Herr und Meister erfüllt dieses Kriterium nämlich auch teilweise).
Titel: Re: Zur Hölle, was ist denn Rollenspiel eigentlich?!?
Beitrag von: Crimson King am 9.07.2008 | 09:51
Es kann beim Rollenspiel sehr wohl klare Gewinner und Verlierer geben, sogar beim klassischen Rollenspiel, nämlich, wenn ich die Spieler gegeneinander arbeiten lasse, oder wenn Spieler gegen Spielleiter antreten (wobei dann die Einflussnahme des SL auf das Szenario eingeschränkt werden muss).
Titel: Re: Zur Hölle, was ist denn Rollenspiel eigentlich?!?
Beitrag von: reinecke am 9.07.2008 | 09:57
Es kann beim Rollenspiel sehr wohl klare Gewinner und Verlierer geben, sogar beim klassischen Rollenspiel, nämlich, wenn ich die Spieler gegeneinander arbeiten lasse, oder wenn Spieler gegen Spielleiter antreten (wobei dann die Einflussnahme des SL auf das Szenario eingeschränkt werden muss).
Steht dann im Regelbuch "Spieler X hat gewonnen."? Gibt es diese Gewinn-Regeln dann tatsächlich kodifiziert?

-> Meine Beschriebene Situation bei "DOOM" war auch ein gemeinsamer Vorstellungsraum!
Aber ja, er hatte keine Auswirkung auf das Spiel, weil man ihn eben auch zerstört und bricht.
Titel: Re: Zur Hölle, was ist denn Rollenspiel eigentlich?!?
Beitrag von: hexe am 9.07.2008 | 09:58
Rollenspiel ist, wenn man im Keller sitzt und Chips frisst und am Ende keiner gewinnt.
Titel: Re: Zur Hölle, was ist denn Rollenspiel eigentlich?!?
Beitrag von: Crimson King am 9.07.2008 | 10:01
Steht dann im Regelbuch "Spieler X hat gewonnen."? Gibt es diese Gewinn-Regeln dann tatsächlich kodifiziert?

Nimm z.B. Descent oder ähnliche Dungeon Crawl-Spiele. Nimm aber auch Abenteuer, in denen ein Spieler (den anderen nicht bekannt) der Mörder ist, und die anderen ihn entlarven müssten.

————————————————
Mir fällt auf, dass nach meiner Definition sogar Scotland Yard ein Rollenspiel ist. Ggf. muss man da wirklich noch etwas einengen.

Edit: wieso definiert ein Spielbrett eigentlich keinen gemeinsamen Vorstellungsraum?
Titel: Re: Zur Hölle, was ist denn Rollenspiel eigentlich?!?
Beitrag von: reinecke am 9.07.2008 | 10:01
Selbst dann haben nicht die Spieler, sondern die Charaktere gewonnen. Da ist ein massiver Unterschied!

Zitat
Rollenspiel ist, wenn man im Keller sitzt und Chips frisst und am Ende keiner gewinnt.
Ein Filmeabend!
Titel: Re: Zur Hölle, was ist denn Rollenspiel eigentlich?!?
Beitrag von: Crimson King am 9.07.2008 | 10:04
Selbst dann haben nicht die Spieler, sondern die Charaktere gewonnen. Da ist ein massiver Unterschied!

Nein, das ist Haarspalterei.
Titel: Re: Zur Hölle, was ist denn Rollenspiel eigentlich?!?
Beitrag von: 6 am 9.07.2008 | 10:04
Der Unterschied zwischen Rollenspiel und Brettspiel ist, der Einfluss des gemeinsamen Vorstellungsraums auf die Spielmechaniken. D.h. im Rollenspiel brauchst Du einen gemeinsamen Vorstellungsraum, damit die Regeln überhaupt anwendbar sind.
Beim Brettspiel ist die Umwelt in der es spielt egal. Bei Monopoly springst Du auf Felder und kannst dann eine Karte erwerben, die Dich berechtigt Geld von Spielern verlangen, die später auf das Feld landen. Der Spielmechanik ist es vollkommen egal, ob das Feld Strassen, Raumschiffe, Fussballvereine oder Blumentöpfe repräsentiert. Es ist immer genau der gleiche Mechanismus.
Beim Rollenspiel dagegen richtet sich der Mechanismus idealerweise nach der aktuellen Situation im gemeinsamen Vorstellungsraum. Wenn Du z.B. klettern willst, dann ist es wichtig, ob Du einen Baum, eine Treppe oder eine glatte Wand hochklettern willst.

EDIT: Tobias war viel schneller...
Titel: Re: Zur Hölle, was ist denn Rollenspiel eigentlich?!?
Beitrag von: Crimson King am 9.07.2008 | 10:06
Passt für mich. Bei Gelegenheit füge ich den Aspekt des SIS und der Auswirkungen der Regeln noch in meine Definition mit ein.
Titel: Re: Zur Hölle, was ist denn Rollenspiel eigentlich?!?
Beitrag von: Roland am 9.07.2008 | 10:24
Edit: wieso definiert ein Spielbrett eigentlich keinen gemeinsamen Vorstellungsraum?

Weil das nur Wesen mit Vorstellungskraft können.  ;) 

Ein Spielbrett kann eine Hilfe sein, aber die Spieler müssen sich immer noch über den gemeinsamen Vorstellungsraum verständigen. Aus einem Brettspiel kan man ein Rollenspiel mit Brett machen, das ist aber in Brettspielerkreisen nach meiner Erfahrung nicht üblich.
Titel: Re: Zur Hölle, was ist denn Rollenspiel eigentlich?!?
Beitrag von: Lord Verminaard am 9.07.2008 | 10:25
Wie war das? Man kann Pornographie nicht definieren, aber man erkennt sie, wenn man sie sieht?

Ein Dauerbrenner war ja die Diskussion, sind Forge-Spiele überhaupt noch Rollenspiele? Dazu gab’s sogar mal ein „Pistols at Dawn“ zwischen unser aller Hofrat und dem Pundit, dem alten Stinkstiefel.

Rollenspiel als Methode zu sehen, finde ich sinnvoll. Entwicklung eines imaginären Geschehens durch Verhandlung, oder so. Die Methode kann man für vieles verwenden (Managerseminare etc.), und eben unter anderem auch zu Unterhaltungszwecken. Und wenn man sie zu Unterhaltungszwecken benutzt, kann man ganz unterschiedliche Spaßquellen im Auge haben.
Titel: Re: Zur Hölle, was ist denn Rollenspiel eigentlich?!?
Beitrag von: reinecke am 9.07.2008 | 10:39
Also eine Methode, die die Teilnehmer (mit gewissen Hintergrundinformationen) einen gemeinsamen Vorstellungsraum erschaffen lässt, mit dem diese fiktiv interagieren können.

Betonung liegt hier auf "inter"agieren, da sie ja den Vorstellungsraum beeinflussen können und der Vorstellungsraum gleichzeitig Informationen zurückgibt, eigene Gesetzmäßigkeiten hat/entwickelt und diese relevant sind.
Titel: Re: Zur Hölle, was ist denn Rollenspiel eigentlich?!?
Beitrag von: Ein am 9.07.2008 | 10:48
Der Vorstellungsraum kann nichts zurückgeben. Durch die Wechselwirkung zwischen eingebrachten Fakten können nur in den Köpfen der Spieler neue sinngebende Verknüpfung entstehen.
Titel: Re: Zur Hölle, was ist denn Rollenspiel eigentlich?!?
Beitrag von: reinecke am 9.07.2008 | 10:49
Der Vorstellungsraum kann nichts zurückgeben. Durch die Wechselwirkung zwischen eingebrachten Fakten können nur in den Köpfen der Spieler neue sinngebende Verknüpfung entstehen.
Die vor allem dann relevant sind, wenn alle die gleichen Verknüpfungen konsekutiv erstellen. Also sagen wir im Grunde das gleiche, nur das ichs unglücklich formuliert hab.
Titel: Re: Zur Hölle, was ist denn Rollenspiel eigentlich?!?
Beitrag von: Thalamus Grondak am 9.07.2008 | 10:56
Ein Rollenspiel ist ein Spiel dann, wenn der Spieler dabei das lenken einer virtuellen Person/Wesens übernimmt. Dieser Wirt(um es mal ganz neutral auszudrücken) dient dem Spieler dazu Situationen in einer (Teil-)Virtuellen Welt zu erleben. Diese Erlebnisse sind nicht auf rein mechanische oder taktische Erfolge beschränkt, sondern beinhalten explizit auch, für die mechanischen oder taktischen Erfolge unerhebliche, Situationen und Parameter.

irgendwie so halt  ::)
Titel: Re: Zur Hölle, was ist denn Rollenspiel eigentlich?!?
Beitrag von: reinecke am 9.07.2008 | 10:58
Das ist mir jetzt persönlich schon zu spezifisch. Weil es wegrückt von so Dingen wie dem Seminar-Rollenspiel.
Titel: Re: Zur Hölle, was ist denn Rollenspiel eigentlich?!?
Beitrag von: Thalamus Grondak am 9.07.2008 | 10:59
Das ist mir jetzt persönlich schon zu spezifisch. Weil es wegrückt von so Dingen wie dem Seminar-Rollenspiel.
Das Seminar-Rollenspiel ist auch kein Spiel. Es soll keinen Spaß bereiten, sondern ist rein pragmatischer Natur, weshalb es IMHO grundsätzlich was anderes ist, als ein Rollenspiel das als Spiel dient.
Titel: Re: Zur Hölle, was ist denn Rollenspiel eigentlich?!?
Beitrag von: hexe am 9.07.2008 | 11:11
Rollenspiel ist eine Kunstform, nämlich die Kunst des Spielens.
Im Gegensatz zu einem Wettkampfspiel wie Fußball oder Schach ist das Ziel nicht das Erreichen eines Ergebnisses, das über Sieg und Niederlage der Beteiligten entscheidet. Vielmehr macht es das Spielen selbst zu einer Form des künstlerischen Ausdrucks, indem es die Situation eines Wettstreits verschiedener Kräfte, die durch die verschiedenen Spieler verkörpert werden, simulliert mit dem Ziel, eine Geschichte zu erzeugen, die als Chronologie dieses Wettstreits der Beteiligten und etwaige Zuschauer/-hörer ansprechen, unterhalten und/oder künstlerisch befriedigen soll. Rollenspiel schafft demnach keine Gewinner und Verlierer, sondern ein gemeinschaftliches Kunstwerk.


Dies habe ich auch mal gelesen.
Titel: Re: Zur Hölle, was ist denn Rollenspiel eigentlich?!?
Beitrag von: Ein am 9.07.2008 | 11:17
@Reinecke
Ah, okay, dann ist das nur falsch bei mir angekommen.

@Thalamus
Wie definierst du teilvirtuell?

@hexe
Das mit der Kunst ist eigentlich ziemlicher Unsinn.
Titel: Re: Zur Hölle, was ist denn Rollenspiel eigentlich?!?
Beitrag von: reinecke am 9.07.2008 | 11:33
Das Seminar-Rollenspiel ist auch kein Spiel. Es soll keinen Spaß bereiten, sondern ist rein pragmatischer Natur, weshalb es IMHO grundsätzlich was anderes ist, als ein Rollenspiel das als Spiel dient.
Willst du jetzt Spiel definieren? Da ist die Welt sich auch sehr uneins, was Spiel ist. "Spiel ist das, was Spaß macht." Halte ich für keine gute Definition.
Das Seminar-Rollenspiel ist für mich Rollenspiel. Auch einfach deshalb, weil die "Rollenspiel"-Technik schon ziemlich alt ist und ich diese Methode kannte, bevor ich wusste, was "3W20 gegen 17" ist.
Es auszuschließen "weils keinen Spaß macht", sondern weil man was bei "lernen" soll, differenziert vielleicht das Hobby von der Methode, definiert aber nicht Rollenspiel.
Titel: Re: Zur Hölle, was ist denn Rollenspiel eigentlich?!?
Beitrag von: Funktionalist am 9.07.2008 | 11:42
Ich halte den Weg über den SIS als zentrales Element für den erfolgsversprechenderen.

dann hätten wir Kartenspiele, Brettspiele,...,Spiele mit Figuren im SIS.
Dazu gehören dann aber auch Spiele wie "Es war einmal...".

Was jetzt nun Rollenspiele dort genau abgrenzt ist etwas schwierig...vielleicht geht es über den Ansatz, dass es ein Ziel ist, den SIS zu erleben?
Titel: Re: Zur Hölle, was ist denn Rollenspiel eigentlich?!?
Beitrag von: Ein am 9.07.2008 | 11:44
Das Abgrenzungsmerkmal wäre ja schon im Namen enthalten: Pen & Paper als einzige wirklich relevanten Spielhilfen.
Titel: Re: Zur Hölle, was ist denn Rollenspiel eigentlich?!?
Beitrag von: Funktionalist am 9.07.2008 | 11:48
Da wird es schwierig, weil viele Spiele mittlerweile recht komplexe Minispiele zur Konfliktauflösung verwenden. (Ich sage nur ORE oder Spiele aus der Forge-Nähe).
Titel: Re: Zur Hölle, was ist denn Rollenspiel eigentlich?!?
Beitrag von: Ein am 9.07.2008 | 11:50
Wie gesagt als einzige relevante Spielhilfen, Additionen sind dabei ja nicht ausgeschlossen. Ich zumindest kenne kein Rollenspiel, wo man ohne Stift und Papier auskommt.
Titel: Re: Zur Hölle, was ist denn Rollenspiel eigentlich?!?
Beitrag von: Thalamus Grondak am 9.07.2008 | 11:52
@Thalamus
Wie definierst du teilvirtuell?
Teilvirtuell bedeutet das die Virtuelle Umgebung teile der realen Welt, wie es im LARP oder im Kinderrollenspiel stattfindet, miteinbeziehen kann. Genau genommen sind auch InTimegespräche nur noch eine Teilvirtualität.

@hexe
Das mit der Kunst ist eigentlich ziemlicher Unsinn.
So pauschal würde ich das nicht sagen. Wenn man den Kunstbegriff nicht Elitär überbewertet ist an der erklärung eine Menge dran.

@Reinecke
ich halte es eben für Hoffnungslos Rollenspiele die allein dem Spaß dienen und Rollenspiele die in erster Linie pragmatisch angelegt sind, mit einer Erklärung abdecken zu wollen.
Titel: Re: Zur Hölle, was ist denn Rollenspiel eigentlich?!?
Beitrag von: Crimson King am 9.07.2008 | 11:57
Ob Rollenspiel Kunst ist, ist hier völlig irrelevant.

Rollenspiel definiert sich über Rollen, Entscheidungen, den gemeinsamen Vorstellungsraum und die erschaffene Fiktion.
Titel: Re: Zur Hölle, was ist denn Rollenspiel eigentlich?!?
Beitrag von: hexe am 9.07.2008 | 12:05
Rollenspiel ist das; Wenn Du 15 Rollenspieler fragst 'Was ist Rollenspiel?' 17 Antworten bekommst.
Titel: Re: Zur Hölle, was ist denn Rollenspiel eigentlich?!?
Beitrag von: 6 am 9.07.2008 | 12:07
dann hätten wir Kartenspiele, Brettspiele,...,Spiele mit Figuren im SIS.
Dazu gehören dann aber auch Spiele wie "Es war einmal...".
Das würde ich davon nicht abgrenzen. Spiele wie "Es war einmal" und "Werwölfe im Düsterwald" würde ich als Hybridspiele sehen.
Titel: Re: Zur Hölle, was ist denn Rollenspiel eigentlich?!?
Beitrag von: Preacher am 9.07.2008 | 12:11
Was jetzt nun Rollenspiele dort genau abgrenzt ist etwas schwierig...vielleicht geht es über den Ansatz, dass es ein Ziel ist, den SIS zu erleben?
Wieso denn abgrenzen? Die Grenzen sind eben fließend und nicht überall scharf zu ziehen. Macht doch nix. Hast Du woanders doch auch - allein schon bei Metal-Stilrichtungen.

Oder willst Du mir erzählen, du kannst Death-, Black, Pagan- und was es sonst noch gibt-Metal jederzeit klar trennen und jede Band sauber in eine der Schubladen einsortieren?
Titel: Re: Zur Hölle, was ist denn Rollenspiel eigentlich?!?
Beitrag von: Eulenspiegel am 9.07.2008 | 12:24
Also in meinen Augen ist etwas Rollenspiel, wenn die Handlungen durch den SIS bestimmt werden bzw. der SIS Einfluss darauf hat, was man für Handlungen durchführt, bzw. welche Regelmechanik Anwendung findet.

Bei "Werwölfe in Düsterwald" hat der SIS aber keinerlei Einfluss auf das Spiel. Daher ist in meinen Augen "Werwölfe in Düsterwald" kein Rollenspiel, sondern ein Partyspiel.
Titel: Re: Zur Hölle, was ist denn Rollenspiel eigentlich?!?
Beitrag von: reinecke am 9.07.2008 | 12:29
Jup. Ich bin damit zufrieden.

@Thalamus
Das Problem sehe ich überhaupt nicht. Durch Vermeidung solcher Begriffe wie Taktik (?!) entgeht man dieser Problematik.

Zitat von: Eulenspiegel
Also in meinen Augen ist etwas Rollenspiel, wenn die Handlungen durch den SIS bestimmt werden bzw. der SIS Einfluss darauf hat, was man für Handlungen durchführt
Also Rollenspiel = SIS + Interaktion mit diesem
Interaktion nach EINs Def.
Titel: Re: Zur Hölle, was ist denn Rollenspiel eigentlich?!?
Beitrag von: Joe Dizzy am 9.07.2008 | 12:38
Rollenspiele sind Gesellschaftsspiele, welche sich über andere Eigenschaften zusammenfassen lassen als etwa Brettspiele oder Kartenspiele.

Was diese Eigenschaften sind, darüber kann man Haarspalter-debatten führen. Aber einige Elemente, da darunter fallen sind: der Spielvorgang findet primär in der Vorstellungskraft statt; die Spielinteraktion drückt sich im Dialog aus; die Struktur des Spiels wird von den Spielenden an ihre Vorstellungen angepasst.
Titel: Re: Zur Hölle, was ist denn Rollenspiel eigentlich?!?
Beitrag von: Eulenspiegel am 9.07.2008 | 12:42
Also Rollenspiel = SIS + Interaktion mit diesem
Genau.
Die Interaktion ist sehr wichtig, um Rollenspiele zum Beispiel von 'German Board Games' zu unterscheiden. (German Board Games haben häufig einen sehr ausgeprägten SIS, allerdings fehlt die Interaktion mit diesem SIS.)
Titel: Re: Zur Hölle, was ist denn Rollenspiel eigentlich?!?
Beitrag von: 6 am 9.07.2008 | 12:49
Bei "Werwölfe in Düsterwald" hat der SIS aber keinerlei Einfluss auf das Spiel.
Stimmt. Ich habe mich durch den Einfluss des SIS auf die Spieltaktik verwirren lassen. :)
Titel: Re: Zur Hölle, was ist denn Rollenspiel eigentlich?!?
Beitrag von: Crimson King am 9.07.2008 | 13:01
Was jetzt nun Rollenspiele dort genau abgrenzt ist etwas schwierig...vielleicht geht es über den Ansatz, dass es ein Ziel ist, den SIS zu erleben?

Das ist exakt die Definition von SIM (und sogar sehr schön formuliert), also nicht ausreichend.

Wie gesagt als einzige relevante Spielhilfen, Additionen sind dabei ja nicht ausgeschlossen. Ich zumindest kenne kein Rollenspiel, wo man ohne Stift und Papier auskommt.

Ich habe schon vollkommen frei gespielt. Für Kampagnen ist das allerdings nicht geeignet.
Titel: Re: Zur Hölle, was ist denn Rollenspiel eigentlich?!?
Beitrag von: Merlin Emrys am 9.07.2008 | 13:11
Ich zumindest kenne kein Rollenspiel, wo man ohne Stift und Papier auskommt.
Wenn nur "Stift-und-Papier"-Rollenspiele in Deinen Augen Rollenspiele sind, kommt das hin. Anderfalls würde ich einwenden, daß man PC-gestützte Rollenspiele (wie MMPORPGs) durchaus auch ohne Zettel spielen kann ;-) .

Meines Erachtens ist "Rollenspiel" eine unscharfe Kategorie. Um ein vorhandenes Spiel ganz pragmatisch als "Rollenspiel oder nicht" einzuordnen, würde ich wohl folgende Kriterien anwenden:
- wenn es um Hobbies geht: Spaß als Grund, es zu betreiben (wenn es um Psychologie geht, entfällt dieser Teil)
- Übernahme eines oder mehrerer fiktiver, fest definierter Charaktere aus einer (ebenfalls fiktiven) "ich"-Perspektive (dieser Punkt kann jedenfalls nicht entfallen)
- Einigung auf Regeln, um in einem gemeinsamen Vorstellungraum zu interagieren, auf den eingewirkt werden kann und der sich zumindest in Teilen geschichtlich fortentwickelt (was heißt, daß die Existenz eines gemeinsamen Vorstellungsraums allein mir nicht genügt)
- komplexe Umwelteinflüsse, die sich aus dem Vorstellungsraum ergeben, werden summarisch durch den Einsatz eines Zufallsgenerators (Würfel, Karten, ...) ins Spiel eingebunden
- ein Teil dieser Regeln, der sich auch auf die Interaktion zwischen den Charakteren oder mit der fiktiven Umwelt bezieht, liegt als geschriebener Text vor (wenn es um spontane Spiele geht, kann dieser Punkt entfallen)

Zur Frage, ob Rollenspieltheorie alle die Randbereiche mit erfassen sollte oder zumindest besser wäre, wenn sie es täte: Warum eigentlich? Die psychologische Ecke hat, denke ich, ihre Art und Weise, ihr Rollenspiel (wenn auch spaßfrei) nutzbringend zu betreiben. Ich würde einen Wissenstransfer aus der psychologischen Ecke stark begrüßen, weil ich glaube, daß er für den Aufbau einer Theorie für das spaßbringende Rollenspiel hilfreich sein könnte; aber die beiden finden eben nicht unter gleichen Bedingungen statt.
Dasselbe gilt für die Kindergartenversion im Vergleich mit der papiergebundenen Version. Ich denke, eine Theorie bezüglich der fester fixierten Form könnte von dem lernen, was sich andere schon zu den Kindergartenspielen gedacht haben - nur scheint niemand in den Foren zu sein, der dies Wissen hat, um es einzubringen. (Ich denke dabei z.B. an die Grundfrage der Aggression und deren Kanalisierung.)
Aber eine Theorie über das papiergebundene spaßbringende Rollenspiel muß ihrerseits mE diese Bereiche nicht mit abdecken; sie auszuweiten und abzugleichen kann man versuchen, wenn man sich erstmal klar ist, wie es in diesem Teilbereich zugeht ;-) .
Titel: Re: Zur Hölle, was ist denn Rollenspiel eigentlich?!?
Beitrag von: Funktionalist am 9.07.2008 | 13:11
@Abgrenzen
Man kann ja Archetypen in der Definition mitbenennen, z.B. was ein typisches SIM-Spiel ausmacht.
vllt. kommt man dann auf so eine Definition, bei der drei von fünf Kriterien erfüllt sein müssen...


Diese:
"SIS +Interaktion mit diesem (nach Ein)"
scheint mir recht fundamental und das ist gut....Stift und Zettel sind ja nur Gedächtnisstüzen, die man vllt in einer Runde von Savants nicht bräuchte ;D

Meint ihr das austragen/erleben von Konflikten gehören dazu?
Was wäre dann mit Replays?


@Crimson King
Ok, 2ter Versuch:
Eine Zielsetzung bzgl des SIS zu verfolgen, als Erweiterung dazu ein Ziel als einen durch die Regeln definierten Zustand zu erreichen.
(dann würden allerdings einige Go-Partien auch darunterfallen, wenn man entsprechenden Abenteuerromanen Glauben schenken darf...)

sers,
Alex
Titel: Re: Zur Hölle, was ist denn Rollenspiel eigentlich?!?
Beitrag von: Thalamus Grondak am 9.07.2008 | 13:14
Jup. Ich bin damit zufrieden.

@Thalamus
Das Problem sehe ich überhaupt nicht. Durch Vermeidung solcher Begriffe wie Taktik (?!) entgeht man dieser Problematik.
Also Rollenspiel = SIS + Interaktion mit diesem
Interaktion nach EINs Def.
Ich habe ein Problem damit Begriffe zu definieren, indem ich noch schwerer zu definierende Begriffe dafür werwende.
Titel: Re: Zur Hölle, was ist denn Rollenspiel eigentlich?!?
Beitrag von: Merlin Emrys am 9.07.2008 | 13:15
Was wäre dann mit Replays?
Was ist das?

Meint ihr das austragen/erleben von Konflikten gehören dazu?
Ich glaube, daß Konflikte (zumindest wenn man den Begriff etwas weiter fasst) nicht ausbleiben werden und daher praktisch dazugehören, auch wenn ich sie theoretisch nicht fordern würde.
Titel: Re: Zur Hölle, was ist denn Rollenspiel eigentlich?!?
Beitrag von: Funktionalist am 9.07.2008 | 13:17
Habe noch einmal nachgesehen und ich muss mich korrigieren:
das hier:
(Klicke zum Anzeigen/Verstecken)
ist falsch.

Replays sind, wie unten Christian Preuss sagt, Aufzeichnungen von Runden....

Was ich vorher schrieb hatte ich ungeprüft aus einer anderen Unterhaltung übernommen. *Pfui, böse!*
Titel: Re: Zur Hölle, was ist denn Rollenspiel eigentlich?!?
Beitrag von: Merlin Emrys am 9.07.2008 | 13:26
Du hast oben gefragt:

Meint ihr das austragen/erleben von Konflikten gehören dazu?
Was wäre dann mit Replays?
Da sehe ich kein Problem, es sei denn, der wiederholten Geschichte fehlen Konflikte (was ich für sehr unwahrscheinlich halte). "Replays" stellen nicht das (empathische Mit-)Erleben von Konflikten in Frage, sondern die Freiheit der Entscheidung, wie man sich in diesem Konflikt verhalten will... (Und nicht einmal das wäre notwendig. Wenn die Figuren und die Konflikte in einem solchen kaum zu erreichendem Maße aufeinander abgestimmt wären, daß die Figur, weil sie diese Figur ist, gar nicht anders handeln würde, würden freie und vorgegebene Entscheidung zusammenfallen.)
Titel: Re: Zur Hölle, was ist denn Rollenspiel eigentlich?!?
Beitrag von: 6 am 9.07.2008 | 13:32
@Destruktive_Kritik:
Ich dachte bisher, dass Replays genau umgekehrt sind. Es sind die schriftlichen Nacherzählungen von aktuellen Rollenspielsessions. Record of Lodoss War war doch ein D&D-Replay wenn mich nicht alles täuscht.
Titel: Re: Zur Hölle, was ist denn Rollenspiel eigentlich?!?
Beitrag von: Crimson King am 9.07.2008 | 13:33
Konflikte sind nicht essenziell für Rollenspiel. Man kann ohne Konflikte spielen. Wenn jemand am fiktiven Lagerfeuer seine Lebensgeschichte erzählt und die anderen Spieler diese kommentieren, ist das Rollenspiel. Den Konflikt sehe ich da nicht.
Titel: Re: Zur Hölle, was ist denn Rollenspiel eigentlich?!?
Beitrag von: reinecke am 9.07.2008 | 14:21
Meint ihr das austragen/erleben von Konflikten gehören dazu?
Wenn man es recht überlegt: JA.

Gerade diese "Seminar-Rollenspiele" werden ja NUR dazu genutzt: Konflikte erleben und Lösungen finden.

Ohne "Konflikte" wäre ja eine Interaktion mit dem SIS auch nahezu unnötig.

EDIT: Zur Erläuterung
Wenn Oma mir und fünf Freunden eine Geschichte vorliest, dann entsteht in unseren Köpfen vielleicht der SIS. Wenn wir uns die Geschichte gegenseitig und abwechselnd erzählen, auch.
Aber erst wenn wir Konflikte und "Resolutionsmechanismen" (REGELN!) festlegen, entsteht Interaktion mit diesem.

Diese Regeln können ganz unterschiedlich aussehen. Von "Definiere vor dem Spiel deinen Char in Werten und dann wird gewürfelt" über "diskutiert bis Konsens existiert" etc.
Bei SeminarRollenspielen bedient man sich ja auch rein verbaler Mittel (Diskussion) und fiktiver (Handelssperre, bspw.).
Titel: Re: Zur Hölle, was ist denn Rollenspiel eigentlich?!?
Beitrag von: Eulenspiegel am 9.07.2008 | 14:32
Was ist, wenn Oma mit uns "Es ist Weihnachten!" spielt.
Jeder von uns spielt einen Char, der am Kaminlagerfeuer sitzt und sich auf die geschenke freut.
Man sitzt also fiktiv rumm, singt fiktive Lieder und isst den fiktiven Gänsebraten. Am Ende kommt der fiktive Weihnachtsmann und wir freuen uns alle, als wir ddie fiktiven geschenke auspacken und dann ins fiktive Bett schlafen gehen.

Klingt langweilig? Ja, ist wahrscheinlich auch langweilig. (Zumindest für alle über 5 Jahre. :))
Aber es ist dennoch Rollenspiel. Und es kommt kein einziger Konflikt drin vor.
Titel: Re: Zur Hölle, was ist denn Rollenspiel eigentlich?!?
Beitrag von: reinecke am 9.07.2008 | 14:38
Okay. Dann ist es nicht notwendiger Bestandteil.
Halt meistens, a ber nicht notwendig.
Titel: Re: Zur Hölle, was ist denn Rollenspiel eigentlich?!?
Beitrag von: Dr.Boomslang am 9.07.2008 | 14:57
Mal ganz untypisch von mir: Ich hab eigentlich nichts in diesem Thread gelesen und antworte nur auf die Frage. Das mache ich weil diese Frage schon beantwortet ist und die Antwort ist sehr einfach ganz im Gegensatz zur Diskussion die dort hinführt.

Rollenspiel ist ein Spiel um das Schaffen und Bewerten einer gemeinsame Fiktion. Punkt. ;)

Das ist die Allgemeine und einfache Antwort. Dann gibt's da noch ein paar andere und teilweise komplexere, je nachdem was man nun ein- aus- oder abgrenzen und unterscheiden möchte.

Man kann Rollenspiel als Methode betrachten die nicht unbedingt etwas mit Unterhaltung zu tun haben muss, oder nicht mit Spiel im traditionellen Sinne des Gesellschaftsspiels. Man kann Spiel auch im Sinne von spielerisch oder wie in Schauspiel interpretieren (also nicht Game, sondern eher Play).
Man kann noch zusätzliche Bedingungen hinzufügen wie die Verwendung der namensgebenden "Rollen" usw. usf.

Das wurde wahrscheinlich alles schon gesagt und jetzt gucke ich mal nach ob das so ist... ;D
Titel: Re: Zur Hölle, was ist denn Rollenspiel eigentlich?!?
Beitrag von: Drudenfusz am 9.07.2008 | 15:36
Was Konflikte angeht, wenn man die Entwicklung von Charakteren als einen wichtigen Teil des Rollenspiels einstufen würde, dann gehören auch Konflikte dazu, weil nur dabei Entscheidungen getroffen werden, welche die Persönlichkeit des Charakters weiterentwickeln kann.

Ansonsten scheint mir auch die SIS + inteaktion mit selbiger wirklich einer der entscheidenden Punkte zu sein.
Titel: Re: Zur Hölle, was ist denn Rollenspiel eigentlich?!?
Beitrag von: reinecke am 9.07.2008 | 15:38
Charakterentwicklung tritt nur beim Sub-Phänomen "Kampagnenspiel" auf.
Rollenspiele wie WUSHU, Oma erzählt Weihnachten (OeW), Seminarrollenspiele kommen ganz ohne Char-Entwicklung aus. Bei vielen anderen "Kampagnen" entwickeln sich auch nur die Werte des Chars, nicht der Char selbst.
Also auch nur ein Unterpunkt
Titel: Re: Zur Hölle, was ist denn Rollenspiel eigentlich?!?
Beitrag von: Drudenfusz am 9.07.2008 | 15:48
Charakterentwicklung tritt nur beim Sub-Phänomen "Kampagnenspiel" auf.
In Filmen und Theaterstücken geht das auch in ein paar Stunden, also solte man sowas doch im Rollenspiel auch in One-Shots hinbekommen. Aber vielleicht ist es dennoch nur eine Sub-Kategorie (nur halt eine von mir bevorzugte).
Titel: Re: Zur Hölle, was ist denn Rollenspiel eigentlich?!?
Beitrag von: Crimson King am 9.07.2008 | 15:56
Für eine Definition sind Konflikte unnötig. Eine Definition muss alle Bedingungen enthalten, die erfüllt sein müssen, und keine zusätzlichen.
Titel: Re: Zur Hölle, was ist denn Rollenspiel eigentlich?!?
Beitrag von: Merlin Emrys am 9.07.2008 | 16:09
Rollenspiele wie WUSHU, Oma erzählt Weihnachten (OeW), Seminarrollenspiele kommen ganz ohne Char-Entwicklung aus. Bei vielen anderen "Kampagnen" entwickeln sich auch nur die Werte des Chars, nicht der Char selbst.
Also auch nur ein Unterpunkt
Alles sind nur Unterpunkte. Der eigentlich Punkt ist doch überhaupt nur, daß es Spaß macht :-) , sonst würde doch keiner spielen...

Und es ist vielleicht einer der wichtigsten Unterpunkte. Für mich ist "Charakterentwicklung" nicht nur geschehen, wenn sich irgendwelche Werte entwickeln. Wenn bei "Oma erzählt Weihnachten" eines der fiktiven Kinder auf sein Geschenk hin glücklicher ist, als es vorher war, sehe ich darin eine Entwicklung. Solche und komplexere Entwicklungen sind für mich das, was Rollenspiel interessant macht, also einer der Unterpunkte, die ganz direkt auf den eigentlichen Punkt hinzielen: Eine gute Freizeitbeschäftigung (gehabt) zu haben.
Aber wenn für den Spaß nötig ist, daß sich auch Reibungen ergeben und nicht immer alles nach Wunsch läuft - dann sind Konflikte sehr wohl "nötig" und insofern auch in der Definition nicht unbedingt überflüssig. (Für mich ist ihr Auftreten allerdings evident und daher nicht notwendig zu nennen.)
Titel: Re: Zur Hölle, was ist denn Rollenspiel eigentlich?!?
Beitrag von: Drudenfusz am 9.07.2008 | 16:09
Für eine Definition sind Konflikte unnötig. Eine Definition muss alle Bedingungen enthalten, die erfüllt sein müssen, und keine zusätzlichen.
Die Frage ist halt ob Charakterentwicklung nun ein Teil ist oder nicht (egal ob in Werten oder in der Person). Und mir scheint der Entwicklungsprozeß im Spiel schon ein Bestandteil zu sein.

Mal andersherum, es gibt auch eine Menge PC-Spiele wo Rollenspiel draufsteht, da wird der Vorstellungsraum und die Interaktion von Rechner übernommen, aber es muß da noch etwas geben was diese Rollenspiele von anderen PC-Spielen unterscheidet, bei denen man auch gemeinsam spielt.
Titel: Re: Zur Hölle, was ist denn Rollenspiel eigentlich?!?
Beitrag von: Eulenspiegel am 9.07.2008 | 16:15
Mal andersherum, es gibt auch eine Menge PC-Spiele wo Rollenspiel draufsteht, da wird der Vorstellungsraum und die Interaktion von Rechner übernommen, aber es muß da noch etwas geben was diese Rollenspiele von anderen PC-Spielen unterscheidet, bei denen man auch gemeinsam spielt.
Naja, nicht überall, wo Rollenspiel draufsteht, ist auch Rollenspiel drin.
Diablo 2 verkauft sich zwar als Action-RPG, ist in meinen Augen aber nur ein reines Actionspiel und kein Rollenspiel.
Culpa Innata besitzt dagegen zwar keine Entwicklung des Chars, ist imho aber trotzdem ein Rollenspiel. (Um genauer zu sein: Ein Adventure-Rollenspiel Hybride.)
Titel: Re: Zur Hölle, was ist denn Rollenspiel eigentlich?!?
Beitrag von: Pyromancer am 9.07.2008 | 16:16
Alles sind nur Unterpunkte. Der eigentlich Punkt ist doch überhaupt nur, daß es Spaß macht

"Spaß" ist definitiv kein notwendiges Kriterium für ein Rollenspiel.
Titel: Re: Zur Hölle, was ist denn Rollenspiel eigentlich?!?
Beitrag von: 6 am 9.07.2008 | 16:25
Und mir scheint der Entwicklungsprozeß im Spiel schon ein Bestandteil zu sein.
Das sehe ich aber nicht als Unterscheidungsmerkmal fürs Rollenspiel. Es gibt dafür zu viele Brettspiele, bei denen ein Entwicklungsprozess ein wichtiger Bestandteil ist (7 Ages, Civilization, 18xx, Magic Realm, usw)
Titel: Re: Zur Hölle, was ist denn Rollenspiel eigentlich?!?
Beitrag von: Crimson King am 9.07.2008 | 16:40
Die Frage ist halt ob Charakterentwicklung nun ein Teil ist oder nicht (egal ob in Werten oder in der Person). Und mir scheint der Entwicklungsprozeß im Spiel schon ein Bestandteil zu sein.

Die Frage ist, ob es integraler, definierender Bestandteil ist, d.h. ob man Rollenspiel nicht ohne Charakterentwicklung betreiben kann.

Und ich behaupte: ja man kann. Es ist das gleiche wie mit den Konflikten bzw. der Story, weil diese drei Aspekte direkt miteinander zusammenhängen.
Titel: Re: Zur Hölle, was ist denn Rollenspiel eigentlich?!?
Beitrag von: Dr.Boomslang am 9.07.2008 | 17:00
Diese Diskussion wird vermutlich niemals zu Ende gehen, denn sie ist so alt wie die Menschheit, oder sagen wir mal zumindest so alt wie die Suchfunktion zurück reicht ;)

Schon 2003 wurde diese Frage in genau diesem Board gestellt und es wurden auf Anhieb ganz ähnliche definierende Merkmale gefunden (Rolle, Vorstellung, Interaktion, Kommunikation): Was ist eigentlich ein Rollenspiel? (http://tanelorn.net/index.php/topic,5208.0.html)

2003 hielt auch unser Fredi das verkörpern von Rollen noch für einen zentralen Aspekt des Rollenspiel, obwohl der erste Teil seiner Definition schon mit der modernen Definition nach Lumpley identisch ist (Hervorhebung von mir):
Rollenspiel ist eine gemeinschaftliche Aktivität, in der eine Gruppe Menschen fiktive Handlungen, Realitäten und Charaktere in ihrer Fantasie erforschen. Dabei übernehmen einzelne Spieler zeitweise die Rollen von fiktiven Personen in der gemeinsamen Welt und verbinden deren Handlungen zu Geschichten. Die Rollen zu übernehmen ist ein zentraler Aspekt beim Rollenspiel.
Das geschieht unter Einhaltung gewisser, von Gruppe zu Gruppe unterschiedlicher Regeln, die komplex oder einfach, festgeschrieben oder veränderbar, explizit oder implizit sein können. Diese Regeln werden von der Gruppe selbst gewählt und durchgesetzt.
Jaja, unser Fredi ist halt seiner Zeit voraus gewesen...

Der Rest dieses Threads (http://tanelorn.net/index.php/topic,6541.0.html) ist schon fast Rollenspiel-Archäologie ;D

In Was ist ein Rollenspiel? (http://tanelorn.net/index.php/topic,11032.0.html) stellte Fredi dann seine Definition auch noch zur Diskussion, und das war damals noch etwas explosiver als heute. :o


Hätte man sich schon im Voraus informieren wollen hätte man auch einen Blick in die FAQ werfen können wo Vermi eigentlich auch schon alles Wesentliche sagt, das war 2005.
Exploration ist das, was die Mitspieler beim Rollenspiel tun: nämlich ein imaginäres Geschehen gemeinsam zu erschaffen und zu erleben.
Rollenspiel wird dort noch indirekt über den Forge-Begriff der Exploration erklärt, aber im Prinzip ist es da schon klar zu erkennen.

Vielleicht kriegt ihr ja was neues raus... :)
Titel: Re: Zur Hölle, was ist denn Rollenspiel eigentlich?!?
Beitrag von: Merlin Emrys am 9.07.2008 | 17:12
"Spaß" ist definitiv kein notwendiges Kriterium für ein Rollenspiel.
Kannst Du mir das schlüssig beweisen? Für mich ist es nämlich das Kriterium für "Spiel" und damit auch notwendig für "Rollenspiel" im eigentlichen Sinne (zumindest bis zu Deinem Beweis des Gegenteils).
Titel: Re: Zur Hölle, was ist denn Rollenspiel eigentlich?!?
Beitrag von: Dr.Boomslang am 9.07.2008 | 17:31
Spaß ist wünschenswert aber nicht notwendig. Spaß als Ziel ist schon der Sinn einer unterhaltsamen Tätigkeit wie ein Spiel. Aber wenn der Spaß ausbleibt ist es eben trotzdem noch ein Spiel.
Titel: Re: Zur Hölle, was ist denn Rollenspiel eigentlich?!?
Beitrag von: Eulenspiegel am 9.07.2008 | 17:31
@ Merlin Emrys
Wenn Rollenspiel keinen Spaß machen kann, dann gibt es per Definition auch kein "schlechtes RPG".
Du kannst dich mit einem SL treffen und dich langweilen. Aber du kannst kein langweiliges RPG bei ihm gespielt haben, da es nach deiner Definition ja kein RPG wäre, wenn man sich langweilt und keinen Spaß hat.
Titel: Re: Zur Hölle, was ist denn Rollenspiel eigentlich?!?
Beitrag von: killedcat am 9.07.2008 | 17:37
@ Merlin Emrys
Wenn Rollenspiel keinen Spaß machen kann, dann gibt es per Definition auch kein "schlechtes RPG".
Sag ich doch immer  >;D

Du kannst dich mit einem SL treffen und dich langweilen. Aber du kannst kein langweiliges RPG bei ihm gespielt haben, da es nach deiner Definition ja kein RPG wäre, wenn man sich langweilt und keinen Spaß hat.
Ecco - darum ist Spaß einfach nicht tauglich in einer Definition - er ist einfach zu subjektiv, um in Definitionen verwendet werden zu können, finde ich.
Titel: Re: Zur Hölle, was ist denn Rollenspiel eigentlich?!?
Beitrag von: Crimson King am 9.07.2008 | 17:38
Wikipedia sagt zum Thema Spiel folgendes:

„Spiel ist eine freiwillige Handlung oder Beschäftigung, die innerhalb gewisser festgesetzter Grenzen von Zeit und Raum nach freiwillig angenommenen, aber unbedingt bindenden Regeln verrichtet wird, ihr Ziel in sich selber hat und begleitet wird von einem Gefühl der Spannung und Freude und einem Bewusstsein des ‚Andersseins‘ als das ‚gewöhnliche Leben‘.“

– Huizinga: 1938/1991, S. 37

Demnach sind Seminar-Rollenspiele keine Spiele, da sie zweckgebunden sind.

Meines Erachtens sollte man das Thema "Spiel" ruhen lassen und nach den besonderen Kriterien suchen, die Rollenspiele von anderen Spielen unterscheiden. Wobei mir Fredis Definition eigentlich sehr gut gefällt. Rollenübernahme, SIS, Fiktion, steckt alles drin, was ich persönlich als entscheidend ansehe. Einzig den Geschichtenaspekt könnte man raus nehmen.
Titel: Re: Zur Hölle, was ist denn Rollenspiel eigentlich?!?
Beitrag von: Funktionalist am 9.07.2008 | 17:41
Vielleicht kriegt ihr ja was neues raus... :)
danke für die Links, aber im Moment schaut es nicht so aus.
Die Definition hier ist wesentlich allgemeiner, da sie z.B. auch Erzählspiele umfasst, die nur auf die Story fokussiert sind und bei denen es keine Zuordnung von Persona zu Spieler gibt...
Also eigentlich haben wir nur SiS-Spiele definiert und halten es mit dem Rollenpiel so, dass wir Archetypen benennen, um Richtungen anzugeben.

sers,
Alex
Titel: Re: Zur Hölle, was ist denn Rollenspiel eigentlich?!?
Beitrag von: Pyromancer am 9.07.2008 | 19:33
Kannst Du mir das schlüssig beweisen? Für mich ist es nämlich das Kriterium für "Spiel" und damit auch notwendig für "Rollenspiel" im eigentlichen Sinne (zumindest bis zu Deinem Beweis des Gegenteils).

Ja, das kann ich schlüssig beweisen. Es reicht ein einziges Gegenbeispiel, etwas, was allgemein akzeptiert unter Rollenspiel fällt, und das keinen Spaß gemacht hat, um "Spaß" als notwendiges Kriterium auszuschließen.
Gut, du kannst natürlich behaupten, dass die Sturmbringer-Conrunde, die ich vor 3 Jahren auf den Karlsruher Spieletagen hatte, kein Rollenspiel war... ;)
Titel: Re: Zur Hölle, was ist denn Rollenspiel eigentlich?!?
Beitrag von: Merlin Emrys am 9.07.2008 | 19:40
Gut, du kannst natürlich behaupten, dass die Sturmbringer-Conrunde, die ich vor 3 Jahren auf den Karlsruher Spieletagen hatte, kein Rollenspiel war... ;)
Ja - so, wie ich nicht "schwimmen war", wenn ich mit meinen noch ziemlich kleinen Anverwandten ins Schwimmbad gehe und sie beaufsichtige, während sie im Wasser plantschen. Ich bin keinen Zug geschwommen, war mithin also nicht schwimmen - oder doch? Oder wenn ich ihnen ihre Bilderbücher vorlese - oder nicht, denn es steht ja kein einziges Wort darin? Zuweilen sind Kategorien weiter, als sie "von Rechts wegen" sein dürften :-) . Und wenn es Dir keinen Spaß gemacht hast... nein, Spiel war es dann wohl aktuell nicht. Vielleicht eine "Rollenpflichtübung", das Einhalten eines (vielleicht impliziten) Versprechens? :-o
Insofern sehe ich Deinen Beweis (obwohl er schon nicht ganz falsch ist) nicht als schlüssig an.
Titel: Re: Zur Hölle, was ist denn Rollenspiel eigentlich?!?
Beitrag von: Falcon am 9.07.2008 | 19:47
Merlin schrieb:
Zitat
Kannst Du mir das schlüssig beweisen?
Ich nehme Tobias die Bürde mal kurz ab:
Da läuft eine Rollenspielrunde, 4 Leute haben tierisch Spass, der andere langweilt sich zu Tode macht aber gute Miene zum Bösen Spiel.
Spielt der eine jetzt kein Rollenspiel? Ist natürlich kein Beweis aber es wäre schon sehr unintuitiv wenn letzterer jedem erzählt wie langweilig gestern das Nicht-Rollenspiel war. Dann werden sie fragen: Was hast du denn gemacht?
Titel: Re: Zur Hölle, was ist denn Rollenspiel eigentlich?!?
Beitrag von: Merlin Emrys am 9.07.2008 | 20:11
@Falcon: Nochmal (http://tanelorn.net/index.php/topic,42100.msg790465.html#msg790465)... ?
Titel: Re: Zur Hölle, was ist denn Rollenspiel eigentlich?!?
Beitrag von: Falcon am 9.07.2008 | 20:22
ich denke nicht, daß das vergleichbar ist.
Schwimmen oder Bücherlesen ist, finde ich eindeutiger und bei deinen Beispiel lockert man die Grenzen absichtlich auf (sagt es also bewusst falsch) um eine Umständliche Beschreibung zu vermeiden, schliesslich wird man ja auch so verstanden wenn man sagt "ich war mit meinem kleinen Schwimmen".
Per Text z.b. im Forum kann es aber viel widersprüchlicher sein, da ich ja nicht weisst ob du nun tatsächlich schwimmen warst, da wäre diese Aussage also tatsächlich nicht sinnvoll (deswegen gibts in Foren ja auch so viele Mißverständnis, weil die Leute zu viel vorrausetzen, was von Person zu Person klar wäre).

Ich bin z.b. auch in der Lage zu sagen: "dieses Spiel macht mir keinen Spass" statt "Dies ist kein Spiel, weil es mir keinen Spass macht". Ich muss nicht selbst Spass dabei haben. Nicht alles auf sich selbst zu beziehen und um sich drehen zu lassen macht es so viel einfacher sich zu verständigen ;)

wenn du mir ins Gesicht sagst "ich hab mit meinen Kumpels Rollenspiel gespielt" gehe ich davon aus, daß du das wirklich gemacht hast" bei "ich war mit meinem kleinen Schwimmen" kann ich vermuten, daß du es vielleicht nicht selbst gemacht hast.
Titel: Re: Zur Hölle, was ist denn Rollenspiel eigentlich?!?
Beitrag von: Beral am 9.07.2008 | 21:06
Wenn ich Fußball spiele und dabei unter anderem das Ziel verfolge, meine Ausdauer zu verbessern, spiele ich dann in Wirklichkeit gar nicht, weil ich ein Ziel verfolge, das nicht im Spiel selbst begründet ist?

In manchen Definitionen taucht der Begriff Fiktion auf.

Ich gehe mit meinen Freunden in den Wald, um ein Life-Action-Steinzeit-Rollenspiel zu spielen. Wir kleiden uns in Felle, bauen uns Holzspeere, gehen auf Wildschweinjagd und braten die Sau anschließend in der Höhle über einem Feuer. Das ist Rollenspiel.

Sind der Wald, die Speere, die Wildsau, das Feuer, unsere Mahlzeit, unsere Jubelschreie, alles Fiktion?
Fast alles ist real. Fiktiv ist nur die Vorstellung, dass wir uns in der Steinzeit und nicht im Teutoburger Wald befinden.

Bitte um Aufklärung. 

Titel: Re: Zur Hölle, was ist denn Rollenspiel eigentlich?!?
Beitrag von: Pyromancer am 9.07.2008 | 21:12
Ich gehe mit meinen Freunden in den Wald, um ein Life-Action-Steinzeit-Rollenspiel zu spielen. Wir kleiden uns in Felle, bauen uns Holzspeere, gehen auf Wildschweinjagd und braten die Sau anschließend in der Höhle über einem Feuer. Das ist Rollenspiel.

Sind der Wald, die Speere, die Wildsau, das Feuer, unsere Mahlzeit, unsere Jubelschreie, alles Fiktion?
Fast alles ist real. Fiktiv ist nur die Vorstellung, dass wir uns in der Steinzeit und nicht im Teutoburger Wald befinden.

Bitte um Aufklärung. 

"Du kannst jetzt nicht mit dem Handy telefonieren, wir sind doch in der Steinzeit!"
Da wirkt die Fiktion auf die Regeln, also ist es ein Rollenspiel, laut meiner Definition. Außerdem stellt ihr euch die Wildschweinjagd ja hoffentlich nur vor, Tierschutz und so...

Aber natürlich sind die Grenzen zwischen "echtem" Überlebenstraining, Pfadfinder-Geländespiel und LARP fließend, macht ja auch nichts, oder?
Titel: Re: Zur Hölle, was ist denn Rollenspiel eigentlich?!?
Beitrag von: Merlin Emrys am 9.07.2008 | 21:15
Wenn ich Fußball spiele und dabei unter anderem das Ziel verfolge, meine Ausdauer zu verbessern, spiele ich dann in Wirklichkeit gar nicht, weil ich ein Ziel verfolge, das nicht im Spiel selbst begründet ist?
Wenn man sich dazu zwingt, um etwas anderes damit zu erreichen, ist das meines Erachtens so, ja. Es wäre dann eben "Sport".

Fast alles ist real. Fiktiv ist nur die Vorstellung, dass wir uns in der Steinzeit und nicht im Teutoburger Wald befinden.
Fiktive Präsenz (oder Präsenz in der Fiktion) und Präsenz in der "Wirklichkeit" schließen sich nicht aus. Es gibt Elemente, die aus der "Wirklichkeit" in die Fiktion übernommen werden; besonders, wenn sie in der Wirklichkeit dazu da sind, übernommen zu werden.
Es gibt Anteile an "das ist fiktiv", die ein "das ist 'wirklich'" ausschließen, wo also Fiktion und "Wirklichkeit" sich ausschließen; aber es gibt auch diesen Überlappungsbereich.

ich denke nicht, daß das vergleichbar ist.
Es sind beides Kategorisierungen und insofern mE vergleichbar.
Titel: Re: Zur Hölle, was ist denn Rollenspiel eigentlich?!?
Beitrag von: Dr.Boomslang am 9.07.2008 | 21:18
Rollenspiel in Form von Theater, LARP und alles was in die Richtung geht bei der die reale Umgebung sehr hohe Bedeutung hat, soll meist auch durch eine Definition für P&P-Rollenspiel abgegrenzt werden.
Ansonsten haben aber alle Formen des Rollenspiel immer noch einen fiktionalen Kern ohne den es kein Rollenspiel wäre. Alles andere kann man als Hilfsmittel betrachten.
Titel: Re: Zur Hölle, was ist denn Rollenspiel eigentlich?!?
Beitrag von: Beral am 9.07.2008 | 21:28
Aber wir wollen doch gerade keine Definition für P&P oder LARP, sondern eine allgemeine Definition von Rollenspiel. Und sowohl eine Runde P&P im Wohnzimmer als auch der Steinzeitausflug in den Wald sind Rollenspiel.

Meine konkrete Verständnisfrage an die Leute, die den Begriff Fiktion verwenden: Sind der Wald und die Speere und das Abendfressen nun Fiktion oder nicht?
Titel: Re: Zur Hölle, was ist denn Rollenspiel eigentlich?!?
Beitrag von: Merlin Emrys am 9.07.2008 | 21:33
Meine konkrete Verständnisfrage an die Leute, die den Begriff Fiktion verwenden: Sind der Wald und die Speere und das Abendfressen nun Fiktion oder nicht?
Meine Antwort: Sie haben ein (sich sogar sehr weitgehend entsprechendes) fiktives Pendent und sind damit in gewissem Sinne selbst Teil der Fiktion - parallel dazu, daß sie Teil der "Wirklichkeit" sind.
Titel: Re: Zur Hölle, was ist denn Rollenspiel eigentlich?!?
Beitrag von: Dom am 9.07.2008 | 21:35
Ich habe 2006 mal was dazu geschrieben: Der Text ist überschrieben mit Wie spielt man DSA richtig? (http://www.metstübchen.de/download/WieDSARichtig.pdf). Dort findet man in Kapitel 3 folgendes:
Zitat
Schauen wir uns doch mal ein anderes Spiel an: Monopoly (das Beispiel ist nicht von mir; ich habe es im Blog von Thomas Robertson gefunden). Die Regeln sagen, wie man von einer Straße zur nächsten läuft, was die Mieten in Häusern und Hotels kosten und wann man Ereigniskarten ziehen muss. Niemand hindert einen daran, darüber hinaus zu erzählen, wie sich die mächtigen Kastanien der Schlossallee im Wind wiegen. Trotzdem regt sich niemand darüber auf, dass der Halsabschneider in der Badstraße für ein solche Bruchbude auch noch Miete verlangt und keiner erzählt vom Verbrechen, dass er begangen hat, weswegen er jetzt im Gefängnis gelandet ist.
Was ist aber der Unterschied zwischen DSA und Monopoly? Ganz einfach: DSA wurde als Rollenspiel erfunden, Monopoly als Brettspiel. Was ein Rollenspiel wirklich von einem Brettspiel unterscheidet, ist doch der Bezug auf den gemeinsamen Vorstellungsraum. Monopoly bezieht sich in den Regeln immer auf konkrete Zahlen, Positionen und Würfelwürfe. In einem Rollenspiel muss man aber auch auf den gemeinsamen Vorstellungsraum zurückgreifen. Denn wenn ein Charakter die Königin mit wilden Beschimpfungen überzieht, so ändert das nichts an irgendwelchen Spielwerten. Trotzdem verändert sich die Spielsituation evtl. sogar gewaltig.

Ok, an dem Punkt ward ihr hier auch schon... ich wollte nur mal ganz klug scheißen. ;)
Titel: Re: Zur Hölle, was ist denn Rollenspiel eigentlich?!?
Beitrag von: Dr.Boomslang am 9.07.2008 | 21:46
Und sowohl eine Runde P&P im Wohnzimmer als auch der Steinzeitausflug in den Wald sind Rollenspiel.
Sagst du ;) Ob die das sind weiß ich nicht. Aber das wird mir hier wahrscheinlich gleich einer sagen.

Meine konkrete Verständnisfrage an die Leute, die den Begriff Fiktion verwenden: Sind der Wald und die Speere und das Abendfressen nun Fiktion oder nicht?
So wie Merlin sagt. Ist doch klar. Es kann fiktive Entsprechungen für reale Dinge geben, dadurch sind die aber nicht selbst fiktiv. Außerdem kann dieser Unterscheid auch völlig unwichtig sein. Es kommt eigentlich nur darauf an dass der Kontext des Spiels fiktiv ist und dadurch auch reale Dinge eine völlig andere Bedeutung bekommen.
Wenn ein Spieler mich im Spiel anschreit: "Ich bring dich um!" ist das real, aber der fiktive Kontext sagt mir dass das eine Darstellung einer fiktiven Situation war.
Titel: Re: Zur Hölle, was ist denn Rollenspiel eigentlich?!?
Beitrag von: Beral am 9.07.2008 | 21:59
Wenn ein Spieler mich im Spiel anschreit: "Ich bring dich um!" ist das real, aber der fiktive Kontext sagt mir dass das eine Darstellung einer fiktiven Situation war.
Ja, weil die Handlung in der Fiktion stattfindet. Die Wildsau hingegen ist real und könnte mich schwer verletzten und wird das wirklich versuchen. ;)

Aber Merlins Erklärung ist einleuchtend.
Titel: Re: Zur Hölle, was ist denn Rollenspiel eigentlich?!?
Beitrag von: Drudenfusz am 9.07.2008 | 23:04
Also sind Hilfsmittel für die Fiktion erlaubt, so wie Latex-Scherter und Spielzeugpistolen im LARP für die Fiktion echte Waffen sind, aber was ist nun wenn man D&D mit Battle-Grit spielt (dann sind wir schon wieder verdammt nahe an Brettspielen)...
Titel: Re: Zur Hölle, was ist denn Rollenspiel eigentlich?!?
Beitrag von: Beral am 9.07.2008 | 23:25
Rollenspiel braucht zwingend eine Spielwelt, um zu funktionieren. (So jedenfalls die von mir im Nebenthread aufgestellte Hypothese, die noch nicht widerlegt worden ist.)
Brettspiele brauchen keine Spielwelt zum Funktionieren. Eine Mechanik reicht. Sobald man an ein Brettspiel eine Spielwelt anknüpft und zumindest ein Spieler beginnt, in dieser Spielwelt zu interagieren, macht zumindest dieser Spieler bereits Rollenspiel.

Damit postuliere ich gleichzeitig, dass ein Spieler für Rollenspiel ausreichend ist. Wenn ich mir vorstelle, wie ich in einer Fantasiewelt in der Rolle von Prinz Charming Abenteuer erlebe, mache ich Rollenspiel.
Titel: Re: Zur Hölle, was ist denn Rollenspiel eigentlich?!?
Beitrag von: Pyromancer am 10.07.2008 | 00:03
Wenn ich mir vorstelle, wie ich in einer Fantasiewelt in der Rolle von Prinz Charming Abenteuer erlebe, mache ich Rollenspiel.

Das nennt sich Tagträumen.

Natürlich kann man auch alleine Rollenspielen. Aber nicht ohne Regeln.
Titel: Re: Zur Hölle, was ist denn Rollenspiel eigentlich?!?
Beitrag von: Settembrini am 10.07.2008 | 00:05
Tuuuuuuuuuuuuuut!
 ~;P

Titel: Re: Zur Hölle, was ist denn Rollenspiel eigentlich?!?
Beitrag von: Eulenspiegel am 10.07.2008 | 00:12
Natürlich kann man auch alleine Rollenspielen. Aber nicht ohne Regeln.
Und was ist mit folgenden Regeln:
1) Ich beginne das Rollenspiel/Tagträumerei in dem Augenblick, wo ich an der Bushaltestelle ankomme.
2) Ich beende es, sobald der Bus kommt.
3) Ich bin selber die Hauptperson in meiner Fiktion.

Jetzt haben wir drei Regeln. Reicht das bereits aus?
Titel: Re: Zur Hölle, was ist denn Rollenspiel eigentlich?!?
Beitrag von: Dr.Boomslang am 10.07.2008 | 00:24
Das Spielen alleine und auch das Spielen mit der realen Umgebung sind in der Tat Grenzfälle.

Beim alleine Spielen gehen alle möglichen Eigenschaften des Rollenspiels verloren. Man könnte sich ein Regelwerk vorstellen, das Mitspieler völlig adäquat ersetzt (eine künstliche Intelligenz z.B.). Ansonsten würde ich sagen gibt es sowas wie alleine Rollenspielen erstmal nicht. Man braucht mindestens zwei um sowas wie eine geteilte Vorstellung zu haben. Hier ginge also der Aspekt der Teilung und Einigung verloren.

Ähnlich verhält es sich wenn man immer mehr Eigenschaften der Fiktion auf die reale Umgebung verlagert, dann kann es irgendwann sein dass die Fiktion ihre Bedeutung für das Spiel verliert. Hier ginge der Aspekt der Vorstellung verloren. Einigung ist nicht mehr nötig da die realen Vorgaben offensichtlich sind.

PS: Da fällt mir ein das Thema hatten wir auch schon mal. Das war damals von mir und hieß: SIS außerhalb des Rollenspiels? (http://tanelorn.net/index.php/topic,26988.0.html)
Damals wurde das, wie so häufig, nicht wirklich gelöst.
Titel: Re: Zur Hölle, was ist denn Rollenspiel eigentlich?!?
Beitrag von: Drudenfusz am 10.07.2008 | 01:19
Man braucht mindestens zwei um sowas wie eine geteilte Vorstellung zu haben.
Damit wären Solo-Abenteuer kein Rollenspiel mehr?
Titel: Re: Zur Hölle, was ist denn Rollenspiel eigentlich?!?
Beitrag von: Eulenspiegel am 10.07.2008 | 03:17
Man hat reale Spielfiguren, die auf einem Brett umher bewegt werden und bestimmte Dinge bedeuten. Das ist nach dem möglichen Output genauso SIS wie beim Rollenspiel. Wo ist der Unterschied? Ich sehe ihn nicht.
Bei einem Brettspiel wird die Handlung nach den Regeln bestimmt. Der SIS kann zwar vorhanden sein, ist aber nur schmuckes Beiwerk.

Beim Rollenspiel hat der SIS Einfluss auf die Regeln und auf die Handlungen. Der SIS bestimmt, welche Regeln zur Anwendung kommen und beim verhalten der Spielfiguren achtet man nicht (nur) auf die Regeln, sondern auch auf den SIS.

Zitat
Auch wenn die Forge das in ihrer rollenspielbezogenen Denke ausschließlich für Rollenspielhandlungen definiert hat, sehe ich den Sinn dieses Ausschlusses nicht und habe das schwere Gefühl, dass SIS durchaus ein akzeptabler Begriff für alle Spiele ist. Was spricht dagegen?
Nichts. Der SIS kommt auch in vielen anderen Spielen vor. Allerdings fehlt dort die Interaktion mit dem SIS: Der SIS ist zwar vorhanden, hat aber keinerlei Einfluss auf die Regeln.
Titel: Re: Zur Hölle, was ist denn Rollenspiel eigentlich?!?
Beitrag von: Beral am 10.07.2008 | 03:47
Ich muss nicht tagträumen, um mit mir selbst Rollenspiel zu spielen. Ich stelle mir vor, wie ich als Ritter im Mittelalter an einer Schlacht teilnehme. Ich schlüpfe damit in eine Rolle und erschaffe eine Vorstellung, mit der ich interagiere. Ich mache das selbstverständlich nach bestimmten Regeln. Ich kann sogar für mich und meine Gegner würfeln, also explizite Regeln anwenden.

Wie soll man sowas sonst nennen? Und aus welchen Gründen ist das kein Rollenspiel?

Geteilte Vorstellung als entscheidendes Merkmal von Rollenspiel wäre damit obsolet. Vorstellung und Übernehmen einer Rolle wäre ausreichend.

Und natürlich ist immer noch nicht widerlegt worden, dass es eine Spielwelt, eine Parallelwelt, braucht, damit Rollenspiel überhaupt stattfinden kann.
Ich suche übrigens selbst nach der Falsifikation, aber mir fällt keine ein. Der einfachste Fall von Rollenspiel, der mir einfällt, ist folgender: Im Schulterricht tauscht ein Schüler mit dem Lehrer für 10 Minuten die Rollen. Alles komplett real, genau wie im Steinzeitbeispiel. Und trotzdem ist es nur eine Vorstellung, dass der Schüler nun Lehrer ist und der Lehrer ein Schüler. Und die reale Situation ist - wie ihr einleuchtend erklärt habt, nur eine Entsprechung der Fiktion in der Realität. Also die Überschneidung von Spielrunde/Umwelt und Spielwelt. Und damit ist für die Dauer des Rollenspiels eine Spielwelt erschaffen, die, mag sie auch noch so sehr der Realität gleichen, doch eine eigene kleine Welt ist.
Titel: Re: Zur Hölle, was ist denn Rollenspiel eigentlich?!?
Beitrag von: killedcat am 10.07.2008 | 08:24
Es ist komisch...

Der Begriff "Rollenspiele" funktioniert um gemeinsam zu spielen, um sich darüber locker zu unterhalten, um sie zu kaufen, um in Shops und in Ebay Rollenspiele von anderen Spielen abzutrennen und zu verkaufen, um Foren oder Newgroups oder Newsletter zu betreiben und eine ganze Industrie produziert sie unter diesem Label.

Aber in der Theorie ist es bisher nicht möglich sich auf eine Definition zu einigen. Ich finde das interessant. Nicht, dass ich jetzt eine Theorie aus dem Ärmel schütteln könnte; ich wollte das nur mal herausheben. Vielleicht denken wir zu kompliziert?

Für mich ist Rollenspiel "ein Spiel, bei dem die Spieler Rollen verkörpern und das gemeinsame Erleben einer Geschichte im Vordergrund steht." Mal so ganz ohne SiS, Vorstellungsraum ...

Ach, ich bin kein Theoretiker. Find' es nur komisch, dass der Begriff in der Praxis keine / kaum Probleme bereitet, in der Theorie aber schon.
Titel: Re: Zur Hölle, was ist denn Rollenspiel eigentlich?!?
Beitrag von: JS am 10.07.2008 | 08:44
eben. aber ich glaube, das hin und her hier täuscht darüber hinweg, daß der begriff den allermeisten fans und spielern in der theorie nicht die geringsten probleme bereitet. wenn jemand "rollenspiel" sagt, denken sie an dsa und konsorten, keinesfalls an monopoly. damit hat der begriff einen klaren praxisbezug.
nur außerhalb der spielfanszene ist es schwieriger, weil "rollenspiel" als begriff in mehreren bereichen unterschiedlich verwendet wird.
:)
Titel: Re: Zur Hölle, was ist denn Rollenspiel eigentlich?!?
Beitrag von: Falcon am 10.07.2008 | 09:21
tja
"to define some words is to cripple them"
wie wahr

aber killedcats Ansatz ist gut, wenn mir jemand Rollenspiel sagt denke ich an eine Gruppe von Leuten die zusammen sitzt, von denen einer moderiert und die anderen Einfluss auf eine Geschichte nehmen, meisst mit Würfeln und Papier.

alles andere muss dann eingeschränkt werden z.b.
"neinein, wie spielen ohne SL bei uns erzählt jeder".

und dann denke ich mir "ahso, SL loses RPG". Für mich gibs also einen Standard (aka klassisches RPG) und diverse Modifikationen davon.
Titel: Re: Zur Hölle, was ist denn Rollenspiel eigentlich?!?
Beitrag von: reinecke am 10.07.2008 | 09:55
Ach, ich bin kein Theoretiker. Find' es nur komisch, dass der Begriff in der Praxis keine / kaum Probleme bereitet, in der Theorie aber schon.

Stimmt leider nicht.
Langjährigen DSA-Fanboys hab ich schwierigkeiten zu verklickern, dass so was wie Western City, Beyond oder Bass Play auch noch Rollenspiel ist. Oder ist bspw. Beyond (mein Chalengebeitrag) doch kein Rollenspiel mehr?
Es ist gibt schon "Grenzfälle" an denen man sich streiten kann und da müssen wir, als Theoretiker, definieren!
Titel: Re: Zur Hölle, was ist denn Rollenspiel eigentlich?!?
Beitrag von: Falcon am 10.07.2008 | 09:59
ist das Ganze nicht so unmöglich wie Kunst eindeutig zu definieren?

Es wird immer jemanden geben, der sagt die mit Gülle ausgestopften, aufgehängten Schweineinnereien seien keine Kunst.
Titel: Re: Zur Hölle, was ist denn Rollenspiel eigentlich?!?
Beitrag von: reinecke am 10.07.2008 | 10:04
ist das Ganze nicht so unmöglich wie Kunst eindeutig zu definieren?

Es wird immer jemanden geben, der sagt die mit Gülle ausgestopften, aufgehängten Schweineinnereien seien keine Kunst.
Allein was wir bisher schon an Definition haben (und es kann kein Rollenspiel ohne SIS und Interaktion geben), zeigt, dass es nicht unmöglich ist.
Kunst ist da schon viel schwieriger.


Rollenspiel:
SIS + Interaktion
Damit sind wir nicht weiter, als die Kollegen von damals ;)
aber wir können ja noch gleich ein paar Archetypen definieren, oder einen Katalog von "untermerkmalen" erstellen wie: Charakterentwicklung, Konflikte, Werte/Tabellen, Würfel und Co, Spielleiter
Titel: Re: Zur Hölle, was ist denn Rollenspiel eigentlich?!?
Beitrag von: Falcon am 10.07.2008 | 10:22
Ansichtssache: ich würde sagen die Menge an Definitionen zeigt, daß es unmöglich ist ;)

ganz davon abgesehen das manche Leute RPG einen Kunstanspruch unterstellen. So lange diese Diskussion nicht geklärt ist, kann man sich nicht über Definitionen unterhalten.
Titel: Re: Zur Hölle, was ist denn Rollenspiel eigentlich?!?
Beitrag von: reinecke am 10.07.2008 | 10:25
Das mit dem Kunstanspruch ist aber kein Problem.

Du kanst "Kunst" ansích nur schwierig definieren, aber zu definieren was ein ÖLGEMÄLDE ist, ist einfach.
Rollenspiel ist ja eher mit dem Ölgemälde oder einer Technik zu vergleichen, als mit dem Kunstbegriff.
Titel: Re: Zur Hölle, was ist denn Rollenspiel eigentlich?!?
Beitrag von: Joe Dizzy am 10.07.2008 | 10:35
Ach, ich bin kein Theoretiker. Find' es nur komisch, dass der Begriff in der Praxis keine / kaum Probleme bereitet, in der Theorie aber schon.

Das ist alles andere als komisch. Das ist sogar üblich für Begriffe, welche nicht aus der Theorie kommen. Denn wenn man sich eine genaue Definition erarbeiten will, muss man den Sprachgebrauch mit einer genauen und vor allem nicht beliebig veränderbaren Abgrenzung zu anderen Begriffen abgleichen.

Sowas ist praktisch unmöglich. Da der alltägliche Sprachgebrauch weit loser und freier mit Begriffen und ihren Bedeutungen umgeht, als jemand der sich stärker damit beschäftigt. Frag doch mal einen Sprachwissenschaftler nach einer vollständigen Definition von Ironie oder Lüge.
Titel: Re: Zur Hölle, was ist denn Rollenspiel eigentlich?!?
Beitrag von: Falcon am 10.07.2008 | 10:39
Zitat
Rollenspiel ist ja eher mit dem Ölgemälde oder einer Technik zu vergleichen, als mit dem Kunstbegriff.
Also erstmal musst du deinen Kunstbegriff aktualisieren, heutzutage kann der Prozess selbst auch Kunst sein.
Aber lassen wir uns auf die Trennung ein: Das sehe ich nicht so. RPG ist die Methode.
Das einzige, was wir definieren können ist das Endprodukt (wie du schon sagst, das Ölgemälde in der Kunst). Es gibt aber so viele unterschiedliche Gemälde und alle sind seperat definiert.

SL loses Spiel, Freeform Spiel, Dungeon Crawl Spiel, usw...jedes für sich ein Ölgemälde, man kann sie zwar in eine Kategorie packen (Rollenspiel) aber der Begriff selbst is undefiniert, so wie Kunst.
Man ist ja nicht mal in der Lage die Gemeinsamkeiten aller Kunstgegenstände zu nennen, trotzdem werden sie in die Kategorie geworfen. 

Titel: Re: Zur Hölle, was ist denn Rollenspiel eigentlich?!?
Beitrag von: Maarzan am 10.07.2008 | 10:51
Rollenspiel ist inzwischen ein völlig überladener Überbegriff geworden, der durch diese Breite jeden Orientierungswert verloren hat.
Da kann wohl nur jeder sein (oftmals theoretisches) Ideal annehmen und prüfen, wie weit ein bestimmtes Spiel bzw. dessen Instanz davon dann abweicht.
Nicht immer ist eine Abweichung von diesem Ideal dem "Spielspaß" abträglich, aber tendenziell ist für den jeweiligen Geschmack eine generelle Entfernung von diesem persönlichen Leuchtturm als negativ anzunehmen.

Meine Eckpunkte sind:
Es werden mit einer gewissen Kontinuität Figuren innerhalb einer imaginiären Spielwelt geführt.
Dabei stehen den Figuren prinzipiell die kompletten zu dieser Figur passenden (Handlungs-)möglichkeiten eben dieser Spielwelt offen und sie definieren sich selbst aus der Position, die sie in dieser Spielwelt einnehmen (Rolle).
Die Auflösung der Handlungen erfolgt ebenfalls nach den zu einem bestimmten Zeitpunkt zumindest implizit feststehenden Regeln dieser Spielwelt (Regeln->Spielaspekt)

Dieses Ideal wird so kaum erreichbar sein, aber die "Rollenspielrate" definiere ich über den gefühlten Grad des teilweisen Erreichens.

Storyspiele, Computerspiele und das meiste Larp rangieren strukturell bedingt aus dieser Perspektive dabei sehr weit unten. Die meisten klassischen Rollenspiele können zumindest in Instanzen dem Ziel relativ nahe kommen, wenn oft auch meist eher auf Grund persönlicher Qualität und Arbeit der Beteiligten als auf Grund der Regelwerkstrukturen an sich.
Bezüglich Regelwerke:
Gewisse Strukturen insbesondere der Charaktererschaffung finde ich dabei aber extrem hinderlich, wenn sie es verhindern eine anständige Übereinstimmung von mechanischer Repräsentation und Spielweltrolle des Charakters oder seiner Handlungen zu erzielen.
Dazu gehören typischerweise zu knappe Fertigkeitspakete und eher an Brett- oder Computerspiele erinnernde Powersysteme. 

Letztendlich muss dann doch jeder selbst entscheiden, was für ihn Rollenspiel ist, denn eine sinnvolle allgemeine Antwort, die ihm hilft für sich zu entscheiden, ob das was er da gerade Präsentiert bekommt was für ihn ist, gibt es wohl nicht (mehr, RPG? like D&D - or better :) )


Titel: Re: Zur Hölle, was ist denn Rollenspiel eigentlich?!?
Beitrag von: 6 am 10.07.2008 | 10:53
Wenn ich bei Risiko mit einem anderen Spieler einen mündlichen Nichtangriffspakt oder einen Angriffspakt gegen einen anderen Spieler schließe, was nicht verboten aber auch nicht durch die Spielregeln geregelt ist, dann ist das sehr wohl ein Teil des SIS, der auf das Spiel Einfluss hat. Ist das dann Rollenspiel?
Es ist nicht Teil des SIS. Du verhandelst keine fiktive Situation, sondern eine durch und durch Reale. Bei den Verhandlungen ist Dir vollkommen egal was Deine roten Pöppel in der SIS repräsentieren. Du machst einen Nichtangriffspakt mit dem anderen Spieler.

Abgesehen davon hat der Nichtangriffspakt keinerlei Auswirkungen auf die Spielmechanik, sondern auf Deine Taktik.
Titel: Re: Zur Hölle, was ist denn Rollenspiel eigentlich?!?
Beitrag von: Ein am 10.07.2008 | 11:00
Ich denke der Fehler, der mittlerweile gemacht wird, ist dass eine Definition nie perfekt ist. Es gibt immer Grenzfälle (s.a. Georgios, übrigens schönes Beispiel ;) ), Überlappungen. Das beste, was man machen kann, ist gewisse Grundelemente zu finden, die essentiell Teil einer Definition sind (das haben wir getan SIS + Interaktion), ob man dann gewisse Erscheinungen am Rande des semantischen Raums noch unter den definierten Begriff fallen lässt, ist einerseits Geschmackssache und andererseits für die Sache an sich irrelevant.

Titel: Re: Zur Hölle, was ist denn Rollenspiel eigentlich?!?
Beitrag von: Funktionalist am 10.07.2008 | 11:05
Passt mal auf:
Junta wird nachher noch zu einem Rollenspiel! Man hat einen SIS, der durch die Regeln abgebildet wird, es können alle Arten von Bündnissen umgesetz werden, die Spieler übernehmen den KOPF einer Familie und reden in Charakter miteinander....

@Marzaan
Rollenspiel ist inzwischen ein völlig überladener Überbegriff geworden, der durch diese Breite jeden Orientierungswert verloren hat.
Das ist doch quatsch! Geh ma in einen Spieleladen und frage mal wer ROllenspieler, MMORPGer, wer CTCG, Tabletop oder Gesellschaftsspielfan ist. Die Schubladen sind da.

ANalog:
Wenn ich weiß, dass jemand Metal hört, dann habe ich sofort ein Modell im Kopf, das erstaunlich oft trifft.
Wahrs. funktioniert das bei Jazz ähnlich...Oh, du hörst/spielst FreeJazz?...blabluppMusikantenthemafachsimpelneuilichbeide rjammingsession....
Titel: Re: Zur Hölle, was ist denn Rollenspiel eigentlich?!?
Beitrag von: Ein am 10.07.2008 | 11:09
Das ist dann halt das Problem, wenn man es mit der Definiererei so weit treibt, dass die Definitionen nur noch auf der abtrakten Ebene Sinn ergeben. (Womit dann wieder einmal der Punkt mit der Theorie und der Praxis ins Rollenspiel käme)
Titel: Re: Zur Hölle, was ist denn Rollenspiel eigentlich?!?
Beitrag von: Merlin Emrys am 10.07.2008 | 11:14
Was ist denn SIS genau? Bezieht das sich nur auf ungreifbare Dinge? Nein, wie wir festgestellt haben (zum Beispiel bei dem Steinzeit-LARP im Wald) kann der SIS ausschließlich aus realen Dingen bestehen, die im Spiel bestimmte Dinge bedeuten.
Nein, denn alles, was im realen Wald ist, ist nicht Teil eines Vorstellungsraums. Im gemeinsamen Vorstellungsraum sind die Pendants, nicht die Dinge selbst.

Rollenspiel ist inzwischen ein völlig überladener Überbegriff geworden, der durch diese Breite jeden Orientierungswert verloren hat.
Es ist jedenfalls so, daß Stift-und-Papier-Rollenspiel leichter einzugrenzen ist, wenn man bestimmte Dinge als "etwas so ähnliches, aber anderes" betrachtet. Wenn man natürlich diese ganzen Forge-Sachen unter allen Umständen mit drinhaben will, handelt man sich damit schon Probleme ein :-) .

Allerdings neige ich im Moment dazu, neben dem gemeinsamen Vorstellungsraum und der geregelten Interaktion auch noch (mit Beral) das Vorhandensein einer fiktiven Spielwelt als notwendig zu betrachten.
Titel: Re: Zur Hölle, was ist denn Rollenspiel eigentlich?!?
Beitrag von: Funktionalist am 10.07.2008 | 11:17
Bei der Diagnose von Psychischen Störungen gibt es Hilfslisten, bei denen eine Reihe von x Punkten aufgelistet sind, von dneen aber nur x-y erfüllt sein müssen...so 5 von 7 oder soetwas.

das könnte dann vielleicht so aussehen:

es existiert ein SIS (Pflicht) mit dem interagiert wird
-ein Spieler moderiert
-es existieren Regeln zur Konfliktbewältigung
-es gibt keinen Endzustand im Spiel
-es gibt Regeln, die das Erzählrecht verwalten
-die Spieler schlüpfen in die Rolle (min) eines Charakters in der SPielwelt

Wenn zwei dieser zusätzlichen Punkte erfüllt sind, dann handelt es sich um ein Rollenspiel...

Ist jetzt nicht sonderlich durchdacht, also eher als Muster zu sehen.
Titel: Re: Zur Hölle, was ist denn Rollenspiel eigentlich?!?
Beitrag von: Maarzan am 10.07.2008 | 11:31

@MarzaanDas ist doch quatsch! Geh ma in einen Spieleladen und frage mal wer ROllenspieler, MMORPGer, wer CTCG, Tabletop oder Gesellschaftsspielfan ist. Die Schubladen sind da.


Und dann schau einmal, was einem gelegentlich, entweder vom Verkäufer, der Verpackung oder von Leuten die Mitspieler suchen als Rollenspiel verkauft wird.

bezgl. forge : oder man schmeißt die eben raus. Das Spiel muss deswegen ja nicht schlecht sein. Auf der Messe habe ich -das war glaube ich- Polaris ausprobiert. Sicher ein lustiges Partyspiel, aber als Rollenspiel hätte ich das nie identifiziert.
Titel: Re: Zur Hölle, was ist denn Rollenspiel eigentlich?!?
Beitrag von: Ein am 10.07.2008 | 11:38
DK, klingt nach einem sinnvollen Ansatz. Wobei es natürlich wünschenswert wäre, wenn wir es schaffen würden, einen recht stichfesten Katalog von Merkmalen zu erstellen. Ich vermute aber, dass wieder mal daran scheitern wird. ;)

Ich denke auf jeden Fall auch, dass es sich dabei nicht nur um abstrakte Merkmale, sondern auch um konkrete Merkmale (Zufallsgenerator, Charakternotizen) handeln sollte.
Titel: Re: Zur Hölle, was ist denn Rollenspiel eigentlich?!?
Beitrag von: Boba Fett am 10.07.2008 | 12:56
Tuuuuuuuuuuuuuut!
 ~;P
Elaboriere er bitte!
Titel: Re: Zur Hölle, was ist denn Rollenspiel eigentlich?!?
Beitrag von: Ludovico am 10.07.2008 | 13:05
Ohne jetzt alles gelesen zu haben:
Ist Rollenspiel im Endeffekt nicht Improvisationstheater, bei dem die Darstellung der eigenen Rolle statt durch ein Publikum durch den Zufall und durch eine Art Authoren beeinflußt wird?

Oder man spielt es wie eine freie Form des Brettspiels mit Anleihen am Theater.
Titel: Re: Zur Hölle, was ist denn Rollenspiel eigentlich?!?
Beitrag von: reinecke am 10.07.2008 | 13:13
@Ludovico
Dann wäre ja TABU auch sowas wie Rollenspiel. freie form des brettspiels mit anleihen im theater.
Oder "Das Nilpferd in der Achterbahn", da sind Anleihen aus Theater und Bildhauerei! Wenn das keine Kunst ist; das Kriterium also auch erfüllt. -> ROllenspiel? Nee.

@Merkmalsliste
Jau.
Titel: Re: Zur Hölle, was ist denn Rollenspiel eigentlich?!?
Beitrag von: Ludovico am 10.07.2008 | 13:17
@Reinecke
Tabu ist kein Theater, weil die Teilnehmer dort nicht die Rolle von Charakteren übernehmen.
Titel: Re: Zur Hölle, was ist denn Rollenspiel eigentlich?!?
Beitrag von: Merlin Emrys am 10.07.2008 | 13:21
@ Destruktive Kritik:
Jo, halte ich für den sinnvollsten Ansatz.

Mein Vorschlag für die abzuklopfenden Punkte (leicht modifiziert das, was ich schonmal geschrieben hatte):
Notwendig sind für mich:
- Übernahme mindestens eines fest definierten Charakters in einer fiktiven Spielwelt aus einer (ebenfalls fiktiven) "ich"-Perspektive durch einen Spieler
- Existenz eines gemeinsamen Vorstellungsraums, auf den eingewirkt werden kann
- Existenz eines Regelwerks zur Interaktion der Spieler miteinander und mit dem gemeinsamen Vorstellungsraum

In meinen Augen nicht notwendig, aber als Zusatzkriterien geeignet sind:
- es gibt einen Spieler mit besonderen Pflichten und Rechten, der die Interaktion moderiert (vulgo: Spielleiter)
- komplexe Umwelteinflüsse, die sich aus dem Vorstellungsraum ergeben, werden summarisch durch den Einsatz eines Zufallsgenerators (Würfel, Karten, ...) ins Spiel eingebunden
- der gemeinsame Vorstellungsraum entwickelt sich zumindest in Teilen geschichtlich fort
- ein Teil der Regeln, der sich auch auf die Interaktion zwischen den Charakteren oder mit der fiktiven Umwelt bezieht, liegt als geschriebener Text vor
- die Beteiligung geschieht freiwillg ;-)

Titel: Re: Zur Hölle, was ist denn Rollenspiel eigentlich?!?
Beitrag von: Settembrini am 10.07.2008 | 14:42
Elaboriere er bitte!

Nun, dieser Thread zeigt ganz klar, daß es am "propädeutischem" Scheitert. Oder anders gesagt, ist das Vorverständnis der meisten Teilnehmer von einem Horizont von 12 bis Mittags.

Guck mal, das WESENTLICHE Merkmal von Rollenspielen ist eben die Methode. Die wird aus historischen Gründen in bestimmten, eingefahrenen Bahnen benutzt.

Löst man sich vom Komplettpaket Methode+Usancen+Genrenischen, dann kann man freier von der Methode, der Alleinstellung und verschiedenen Ausprägungen, Gemeinsamkeiten und Trennendem reden.

SO ist alles nur ein wirres Mischmasch, gespeist aus tertiären und sekundären Erfahrungen.

Letzlich oder eben zuerst muß man klären, was denn hier definiert werden soll. Abenteuerrollenspiele in der Tradition von D&D? Denn davon reden die meisten hier implizit, stellen aber auch fest, daß bei diesem Komplettpaket Dinge enthalten sind, die andernorts auch aufgegriffen werden, und hin sind Sinn und Verstand der Abgrenzung.

Eine definierende ABgrenzung liegt vor: Methode des Rollenspiels. Wer davon ausgeht, kann fruchtbar diskutieren, egal was FÜR IHN wichtig ist.

Dann kann man auch dazu kommen, daß man eigetnlich nur D&D-derivate meint. Aber das mu0 ein letzter, nicht ein erster Schritt sein.

Zitat
Wegen der Methode Rollenspiel, also der mündlichen Verhandlung des weiteren Verlaufs fiktiver Situationen.

EDIT: Irgendwo oben hat einer gesagt, beim RSP spiele man immer nur EINE Figur. Das soll als Beispiel für die "propädeutischen! Mängel der Diskussion sein: Weder trifft es im weiteren Sinne zu, noch im ganz Engen. Die meisten haben selbst in D&D-Derivaten mehr als einen SC geführt. Von all den anderen Möglichkeiten (spielen ganzer Sternenreiche oder Orkstämme oder Stadtverwaltungen oder Ameisenvölker...) brauch man noch garnicht anfangen...
Titel: Re: Zur Hölle, was ist denn Rollenspiel eigentlich?!?
Beitrag von: Ein am 10.07.2008 | 14:52
Na dann definiere er doch mal die Methode Rollenspiel. ::)
Titel: Re: Zur Hölle, was ist denn Rollenspiel eigentlich?!?
Beitrag von: 6 am 10.07.2008 | 14:58
@Ein:
Hat er doch:
Wegen der Methode Rollenspiel, also der mündlichen Verhandlung des weiteren Verlaufs fiktiver Situationen.

Das habe sogar ich gesehen. ;)
Titel: Re: Zur Hölle, was ist denn Rollenspiel eigentlich?!?
Beitrag von: Maarzan am 10.07.2008 | 15:17
Nur das diese Definition keinerlei Bezug zu Rollenspiel beinhaltet.

Die Drehbuchdiskussion zum nächsten Tatort, Gespräche von Reporter mit "Insidern"  in der Klatschpresse über potentielle Promibeziehungen oder der Entwurf eines Parteiwahlprogramms (was man bei der gegebenen Realisierungsdichte meist auch als Fiktion ansehen dürfte) wären dann auch Rollenspiel.

Titel: Re: Zur Hölle, was ist denn Rollenspiel eigentlich?!?
Beitrag von: Settembrini am 10.07.2008 | 15:19
Nein, das ist da nicht drin, M.

Gespräche sind das. Das ist nur eine Komponente.

Aber du wolltest eh nur drollig sein, vermute ich.

Titel: Re: Zur Hölle, was ist denn Rollenspiel eigentlich?!?
Beitrag von: Ebenezer_Arvigenius am 10.07.2008 | 15:24
Zitat
Nur das diese Definition keinerlei Bezug zu Rollenspiel beinhaltet.

Soll sie ja auch nicht.

Ziel der Diskussion war, zu klären, was "Rollenspiel" ist. In diesem Sinne ist es sinnvoll, mit einer allgemeinen (und deutlich zu umfangreichen) Definition anzufangen und dann alles auszudefinieren was unseres Erachtens nicht hineinpasst.

Wenn der Schritt des "Herausnehmens" begründet werden muss, schärft diese Methode den Sinn für das besondere der gesuchten Begrifflichkeit gegenüber anderen Bereichen die Schnittmengen mit dieser haben (siehe Drehbuch).

Ich fange mal an: Drehbücher gehören m.E. nicht hinein, da die Beteiligten am Ausgang der fiktiven Situation ein persönliches Interesse haben müssen (Merkmal der Identifikation mit der fiktiven Situation).
Titel: Re: Zur Hölle, was ist denn Rollenspiel eigentlich?!?
Beitrag von: Eulenspiegel am 10.07.2008 | 15:31
@ all
Nochmal meine Definition von weiter oben (leicht verändert):
1) Es existiert ein gemeinsamer Vorstellungsraum (SIS).
2) Der SIS beeinflusst das weitere Geschehen.
3) Jeder Teilnehmer hat die Möglichkeit, zumindest minimal Einfluss auf den SIS auszuüben.

Ad primum: Wie komme ich nun zu dieser Definition?
- Die Existenz eines SIS scheint für mich zentraler Bestandteil eines Rollenspiels zu sein. Daher Punkt 1.
- Punkt 2 grenzt das Rollenspiel von den German Board Games (http://en.wikipedia.org/wiki/German-style_board_game) ab.
- Punkt 3 grenzt das Rollenspiel von Filmen, Büchern, Theater etc. ab.

Ad secundum: Was spricht gegen diese Definition?
a) Gibt es irgendein Spiel, das deiner Meinung nach ein Rollenspiel ist, aber nach meiner Definition kein Rollenspiel ist?
b) Gibt es irgendein Spiel, das nach meiner Definition ein Rollenspiel ist, aber deiner Meinung nach kein Rollenspiel ist?

Disclaimer:
Ob die Schaffung des SIS jetzt mündlich oder schriftlich erfolgt, ist für die Definition irrelevant.
Titel: Re: Zur Hölle, was ist denn Rollenspiel eigentlich?!?
Beitrag von: Dr.Boomslang am 10.07.2008 | 15:32
@ TW
Du machst es dir jetzt mit deiner pauschalen Relativierung etwas zu leicht. Wenn du alles ignorieren möchtest was bisher zu der Diskussion "Was ist Rollenspiel" in den letzten Jahren schon sinnvolles gesagt wurde, dann kannst du das gerne machen. Dann sag uns doch einfach selber wie deine Version von Rollenspiel lauten muss, jeder andere pfeffert seine Version daneben, und dann können wir den Thread nach 12 Seiten endlich vergessen.

Einige deiner Schlüsse oder Annahmen stimmen nämlich so nicht.

Was ist denn SIS genau?
Die offizielle Definition lautet: "The fictional content of play as it is established among participants through role-playing interactions."
Das habe ich auch schon im oben verlinkten Thread geschrieben. Auch in dem bereits ebenfalls von mir verlinkten Post von Vermi, das hier immerhin seit über 2 Jahren in der FAQ steht enthält genau diese Erklärung:
Shared Imagined (auch: Imaginary) Space, kurz SIS, umschreibt alles, was sich die Mitspieler beim Rollenspiel vorstellen. Er ist das imaginäre Spielgeschehen, das aus der Exploration entsteht.
Der SIS ist also ein fester Begriff der nur für das Rollenspiel gilt. SIS definiert sich über Rollenspiel. Man kann deshalb rein logisch das Rollenspiel nicht wieder über den SIS definieren (das wäre zirkulär), weswegen ich das auch nicht getan habe.
Nur um das mal zu betonen, damit hier nicht plötzlich der SIS "entführt" wird.

SIS kann man mit sinngemäß und einfach mit "geteilter Vorstellung" übersetzen. Der SIS ist also die geteilte Vorstellung im Rollenspiel. Jetzt kann man sich natürlich fragen was das Rollenspiel selbst da noch für Eigenschaften des SIS beiträgt.
Der Akt des Rollenspiels wurde bei Forge "Exploration" genannt und das ist definiert als:"The imagination of fictional events, established through communicating among one another." Neben der gemeinsamen Vorstellung die wir ja auch im SIS schon haben ist also hier Kommunikation enthalten, was im Prinzip schon in der Teilung der Vorstellung enthalten ist, denn ohne Kommunikation kann man nichts teilen.
Außerdem wissen wir dass Rollenspiel ein "System" braucht. Das System ist nun nach lumpley (verkürzt):"System is defined as the means by which the group agrees to imagined events during play."
Der einzige Punkt der hier noch dazu kommt ist das "agree" also die Einigung auf die kommunizierte, geteilte Vorstellung. Diese Einigung findet mit Hilfe irgendwelcher Mittel (means) statt, die auch zum Rollenspiel gehören.

An der Stelle war einige Zeit unklar wie nun SIS und System zusammenhängen. Wenn man sich überlegt welche Mittel eine Rollenspielgruppe so zur Einigung nutzt, dann kommt man neben jeder Menge Bücher und Absprachen, Konventionen, Regeln und Würfel und dem ganzen Kram natürlich auch auf den SIS selbst, bzw. allgemeiner auf jede Menge Fiktion. Ein wichtiges Merkmal des SIS ist es also auch dass er selbst wieder als Mittel der Einigung herhalten muss. Das ist eigentlich nur die nicht ganz so offensichtliche Herleitung der Offensichtlichkeit: Was die Spieler sich vorstellen hängt (auch) davon ab was sie sich schon vorgestellt haben.

Daraus kann man jetzt mit ein bisschen Überlegen das kondensieren was ich in meinem ersten Post bereits sagte:
Rollenspiel ist ein Spiel um das Schaffen und Bewerten einer gemeinsame Fiktion.

Da ist alles drin was ich oben gesagt habe. Die gemeinsame Fiktion muss kommuniziert werden, damit sie gemeinsam wird muss man sich irgendwie drauf einigen, das ist da nun implizit enthalten. Das Bewerten der Fiktion ist nötig, um sie als Mittel der Einigung für den Fortgang des Spiels zu nutzen, man muss sich also auch hier einigen (auf eine Bewertung), sonst kann man sich nicht weiter einigen (auf weitere Fiktion).
Und das ist auch das was schätzungsweise die meisten hier meinen wenn sie sagen der SIS müsse im Rollenspiel eine Auswirkung aufs Spiel haben, oder auf die Regeln, aufs System oder ähnliches.

Der Aspekt des "Spiels" kommt dann noch hinzu um den Unterhaltungszweck und den sozialen Sinn und Rahmen des Rollenspiels zu definieren. Aber immerhin ist Spiel ohnehin schon im Namen drin, also sollte das klar sein.



Ich denke also schon, dass man auch außerhalb des Rollenspiels von SIS sprechen kann.
Das kann man nicht, wie ich nun gezeigt habe. Man kann natürlich davon ausgehen, dass sich Menschen immer irgendwas vorstellen können. Sie haben also eine Vorstellung, die vielleicht auch von der Realität abweicht oder darüber hinaus geht, also eine Fiktion ist. Wenn sie diese Fiktion kommunizieren, dann sind wir schon nah am SIS. Aber es ist kein SIS weil das System fehlt. Es fehlt die Einigung die die Fiktion zur gemeinsamen Vorstellung werden lässt. Natürlich ist hier nicht einfach nur gemeint dass man sich das vorstellen kann was man gesagt bekommen hat, sondern dass man bereit ist es auch als Grundlage weiterer Einigungen über den Fortgang der Fiktion zu akzeptieren und dass man dazu bereit ist sich zu diesem Zwecke einer gemeinsamen Interpretation anzunähern. All das gehört nämlich zum Rollenspiel und damit zum SIS.

In allen anderen Spielen kann eventuell eine persönliche Vorstellung existieren. Sie kann eventuell sogar kommuniziert werden (was durchaus auch über Figuren oder nicht-sprachliche Mittel geschehen kann), obwohl das schon viel seltener geschieht. Aber niemals einigt man sich wirklich auf diese Fiktion, zum Zwecke der Einigung auf den weiteren Verlauf. Das macht man nur im Rollenspiel.
Titel: Re: Zur Hölle, was ist denn Rollenspiel eigentlich?!?
Beitrag von: Preacher am 10.07.2008 | 16:47
Ich könnte den ganzen Post zitieren, aber der erste Satz muss es tun:
Nun, dieser Thread zeigt ganz klar, daß es am "propädeutischem" Scheitert.
[...]

Chapeau für diesen Post, werter Hofrat. Der war erhellend, lehrreich und zeugt von Scharfblick. Ich ziehe meinen Hut.

Wieso aber solche Perlen erst zum Vorschein kommen, nachdem Nonsens wie "esst mehr Schwein" oder "Tuuut" in den Raum geworfen wurden, das wird mir ewig ein Rätsel bleiben.
Titel: Re: Zur Hölle, was ist denn Rollenspiel eigentlich?!?
Beitrag von: Beral am 10.07.2008 | 17:29
Kann mir jemand den Begriff propädeutisch erklären?
Titel: Re: Zur Hölle, was ist denn Rollenspiel eigentlich?!?
Beitrag von: Falcon am 10.07.2008 | 17:33
schön, daß Settembrini das genauso sieht ;D
Titel: Re: Zur Hölle, was ist denn Rollenspiel eigentlich?!?
Beitrag von: 6 am 10.07.2008 | 17:37
Kann mir jemand den Begriff propädeutisch erklären?
Propädeutik (http://de.wikipedia.org/wiki/Prop%C3%A4deutisch)
Titel: Re: Zur Hölle, was ist denn Rollenspiel eigentlich?!?
Beitrag von: Dr.Boomslang am 10.07.2008 | 18:34
Was hat das jetzt für einen Sinn hier über die Rolle der Fiktion in irgendwelchen Spielen zu philosophieren, wenn doch schon klar ist dass zum Rollenspiel mehr von Nöten ist? Es ist auch schon klar was das ist, das habe ich schließlich schon gesagt und andere genauso.
Ich sehe jetzt keinen Sinn in dieser Richtung zu diskutieren, es sei denn das soll ein neues Thema sein(?)
Titel: Re: Zur Hölle, was ist denn Rollenspiel eigentlich?!?
Beitrag von: Dr.Boomslang am 10.07.2008 | 18:53
Du behauptest, dass SIS ein Alleinstellungsmerkmal für Rollenspiel ist, aber das ist falsch, denn es steht nicht in der Definition.
Ich behaupte dass SIS über das Rollenspiel definiert ist. Darüber könnte man sich streiten, ich werde das aber nicht tun.

Und selbst wenn ein Forgie behauptet, dass SIS NUR im Rollenspiel vorkommt, dann ist sie doch sofort hinfällig, wenn ich ein Gegenbeispiel dafür habe - und Gegenbeispiele habe ich jetzt sogar schon einige aufgeführt. Sind sie Dir nicht stichhaltig genug? Warum?
Du weißt hoffentlich was ne Definition ist? Sonst muss ich ja fast zum äußersten greifen und Setti zustimmen.

Ganz davon abgesehen, spielt das alles überhaupt keine Rolle, denn ich habe bereits gesagt was der SIS im Rollenspiel (völlig unabhängig davon ob es woanders nun auch einen gibt oder nicht) für alleinstellende Merkmale haben muss.
Titel: Re: Zur Hölle, was ist denn Rollenspiel eigentlich?!?
Beitrag von: Merlin Emrys am 10.07.2008 | 19:03
b) Gibt es irgendein Spiel, das nach meiner Definition ein Rollenspiel ist, aber deiner Meinung nach kein Rollenspiel ist?
So, wie es dasteht, würde das auch auf eine Schulklasse zutreffen, die gemeinsam ein Theaterstück oder eine kleine szenische Aufführung vorbereitet, oder? Wir haben einen gemeinsamen Vorstellungsraum, die frühen Szenen beeinflussen die späteren (z.B. im Aufgreifen von einmal gemachten Wortwitzen), und im Prinzip darf jeder mitmachen.
Daher fehlt für mich ganz wesentlich der Punkt, daß jeder Mitspieler eine stabile fiktive Persönlichkeit als seine Rolle aus der "ich"-Perspektive übernimmt; denn das ist ja der "Rollen"-Teil, der für mich im "Rollenspiel" schon wichtig ist.
Titel: Re: Zur Hölle, was ist denn Rollenspiel eigentlich?!?
Beitrag von: reinecke am 10.07.2008 | 19:08
Ich würde auch sagen, dass die mehr oder weniger "feste Verankerung" im SIS dazu gehört.
Somit wäre der SPIELLEITER KEIN ROLLENSPIELER! richtig so, der drecksack.

Nein, ich denke das führt zu nichts. Bei "Western City" hat man auch keine stabile fiktie Persönlichkeit, die man übernimmt, und ich würds immer noch gerne als Rollenspiel definiert haben. Zwar nicht im "engeren" Sinne, aber im weiteren.

@Setti
:D
Titel: Re: Zur Hölle, was ist denn Rollenspiel eigentlich?!?
Beitrag von: Dr.Boomslang am 10.07.2008 | 20:21
Der springende Punkt ist der, dass die Fiktion verhandelt wird und mit der Fiktion verhandelt wird. Der SIS steht in einem ständigen Kreislauf: Kommunikation, Verhandlung, Einigung, Interpretation und wieder von vorne. Das System im Rollenspiel dient nur diesem Kreislauf.
Wenn man die Fiktion weg nimmt und das Spiel spielt sich immer noch genauso, dann kann es kein Rollenspiel sein.

In irgend einem Brettspiel kann ich mir ganz viel vorstellen. Meist macht das auch jeder aber jeder nur für sich. Da wird eigentlich nichts kommuniziert.
Ok jetzt kommst du mit deiner Kommunikation über Spielmaterialien, das ist ja ein gültiger Punkt. Allerdings muss man beachten dass dort in der Regel nicht über Fiktion kommuniziert wird, es wird nur über Spielinhalte kommuniziert. Die davon abweichende Fiktion spielt keine Rolle, kann mit Mitteln des Spiels alleine auch gar nicht kommuniziert werden und ist deshalb auch bei jedem Spieler anders. Zu keinem Zeitpunkt des Spiels muss auf eine Information in der Vorstellung Bezug genommen werden um weiter zu spielen und nie macht eine solche Vorstellung einen Unterschied außer vielleicht für Entscheidungen einzelner Spieler, aber die sind ohnehin völlig frei.
Bei einem Brettspiel geht der Informationsfluss immer nur in eine Richtung, vom Spiel zur Vorstellung, mal angenommen es gibt überhaupt eine Fiktion und angenommen diese ist überhaupt gemeinsam, was beides nicht unbedingt so sein muss. Nie muss man gemeinsam auf etwas Bezug nehmen was nur in der Fiktion vorhanden ist.
Deswegen werden auch manchmal Rollenspiele bei denen der Bezug zur Fiktion in Richtung Interpretation sehr schwach ist als "brettspielig" empfunden. Wie in einem Brettspiel geht die Information (fast) nur in eine Richtung.

Hilft das irgendwie weiter?


Was den "Rollen"-Teil im Rollenspiel angeht, kann man den natürlich dazu nehmen, obwohl dann wie schon gesagt der SL meist nicht mehr dazu gehört, was etwas seltsam ist. Das Argument ist dann immer dass der SL auch nicht im eigentlichen Sinne spielt, sondern nur sowas wie eine Notwendigkeit für das Spiel darstellt, wie z.B. ein Schiedsrichter bei vielen anderen Spielen. Das kann man so sehen (obwohl ich das nicht machen würde).
So eine Definition ist einfach nur etwas spezieller und kann ohne Probleme auf die allgemeinere aufgesetzt werden.
Titel: Re: Zur Hölle, was ist denn Rollenspiel eigentlich?!?
Beitrag von: Merlin Emrys am 10.07.2008 | 20:44
Somit wäre der SPIELLEITER KEIN ROLLENSPIELER!
Wenn man die Nichtspielercharaktere als "stabile Charaktere" annimmt, sehr wohl doch.
Titel: Re: Zur Hölle, was ist denn Rollenspiel eigentlich?!?
Beitrag von: Settembrini am 10.07.2008 | 21:25
Das ist gut. Sehr gut. Könnte so vielleicht in einem Rollenspiellexikon stehen.
Nun gibt es aber einige Rollenspielausprägungen, bei denen wir gar nicht mündlich kommunizieren. Z. B. ein Forenrollenspiel, bei dem schriftllich kommuniziert wird. Natürlich auch das Larp, bei dem man nicht verhandelt sondern sehr oft nonverbal agiert. Und nicht zu vergessen: in den letzten Jahren gibt es eine deutliche Entwicklung des klassischen D&D, welche die sprachliche Kommunikation mit dem hin und her rücken von Figürchen parallelisiert. Und diese hat bestimmte Spielinhalte, die früher ausschließlich mündlich kommuniziert wurden, inzwischen völlig abgelöst (z. B. wo man sich im Kampf hinbewegt, man rückt stattdessen seine Figur).
Wer sich mit Kommunikationswissenschaften auskennt, weiß auch, dass spezielle Kommunikationsarten (Sprache, Schrift, Figuren auf einer Matrix) zwar unterschiedliche Vorzüge haben, theoretisch aber völlig losgelöst sind von ihrem Inhalt. Fiktive Situationen mit exakt dem gleichen kommunikativen Inhalt können sowohl mündlich als auch schriftlich als auch mit jedem anderen Kommunikationsmittel weiter gegeben werden - er muss nur vorher von allen gelernt werde.

Naja, ist ja nicht exklusiv formuliert meine Definition. Eine Augmentation der Methode durch andere Kanäle ist ja ganz offenkundig denkbar. Aber gerade wenn man das verbale und damit in schwächerer Form das geschriebene als den Kern ansieht, dann wird alles andere nur noch klarer. Was man da nämlich macht.
So wie du es richtig über Kartennutzung schreibst, was mit Minis erstaml nichts zu tun hat.

Daß umherschieben oder einzeichnen auf eine Karte eine Kommunikation ist, wird ja nur deutlicher wenn man von der Definition ausgeht. Das Trennende und Vereinende wird klar.

Ich schwöre ich habe schon freiformiger gespielt als die meisten hier, aber nie haben Marker und eine Skizze dem geschadet. Wenn Du AHnung hast, weißt du, das Karten ungefähr eine 10000 fache Informationsdichte erreichen können, zudem nichtlinear fungieren, und von allen eingesehen werden können. Die Kommunikationsvorteile sind unschlagbar, nur pragmatische Gesichtspunkte, bzw constraints stehen je nach Präferenz dagegen.

Zum Trennenden: LARP ist für mich je nach Ausprägung, kein Rollenspiel mehr. Denn die weiter Handlung wird oft nicht verhandelt, Spielleiter sind oft nicht da. Ist natürlich Geschmacksfrage, aber mit der Definition kann man ganz klar sagen: Bei vielen LARPS wird die "Methode Rollenspiel" kaum benutzt.
Ebenso in Forengames, wo der SL kaum Einfluß hat. Da wird viel seltener die Methode benutzt, anstattdessen ist es eine Überkreuzposterei von Monologen und Einzelfäden-auch hier kann dies besser ausgedrückt werden; die Methode Rollenspiel kommt seltener zum Einsatz.

Und zu Boomslangs Haarspaltereien über Brerttspiele:

Pustekuchen. Manchmal wird die Methode eingesetzt, manchmal nicht.

Da aber unser Hobby = Abenteuerrollenspiele = Methode + Genre (Fantasy, SciFi, Superhelden) + Usancen (DM, Charakter, Würfel) ein historisches Artefakt sind Brettspiele eben keine Rollenspiele.

Und WENN dann ein Abenteuerspiel wie Descent oder Rückkehr der Helden Genre und Usancen teilt, dann teilt es eben diese! Und jeh nachdem wieviel MoR noch drinne ist, ist es manchmal
ein volles "RSP".

usw. usf.

Wer Spieleschubladen genetisch-historisch definiert, der kommt nie in Schwierigkeiten.
Und der hat den Blick frei für das Wesentliche, die Methode.


Titel: Re: Zur Hölle, was ist denn Rollenspiel eigentlich?!?
Beitrag von: Eulenspiegel am 10.07.2008 | 22:36
So, wie es dasteht, würde das auch auf eine Schulklasse zutreffen, die gemeinsam ein Theaterstück oder eine kleine szenische Aufführung vorbereitet, oder? Wir haben einen gemeinsamen Vorstellungsraum, die frühen Szenen beeinflussen die späteren (z.B. im Aufgreifen von einmal gemachten Wortwitzen), und im Prinzip darf jeder mitmachen.
Wenn sich die Schüler hinsetzen und gemeinsam über das Stück sprechen und was drin vorkommen soll, ja, dann hat es imho auch gewisse Ähnlichkeit mit PtA.

Also dieses "Wir setzen uns zusammen und erschaffen gemeinsam ein Drehbuch." ist in meinen Augen durchaus Rollenspiel.

Die spätere Aufführung ist dann aber kein Rollenspiel mehr: Hier müssen sich die Leute, an das Drehbuch halten, dass vorher ausgehandelt wurde. Eine Änderung des Drehbuches/SIS findet nicht mehr statt.

Zitat
Daher fehlt für mich ganz wesentlich der Punkt, daß jeder Mitspieler eine stabile fiktive Persönlichkeit als seine Rolle aus der "ich"-Perspektive übernimmt; denn das ist ja der "Rollen"-Teil, der für mich im "Rollenspiel" schon wichtig ist.
OK, das ist halt die Frage: Ist es nur Rollenspiel, wenn jeder Spieler eine Rolle innehat?
Oder darf man als Spieler auch mehrere Rollen innehaben und evtl. sogar einige Rollen mit anderen tauschen?

Der SL wurde ja schon angesprochen: Dieser hat definitiv nicht nur eine Rolle, sondern zig Rollen inne.
Und es gibt auch einige Systeme,wo der Spieler ebenfalls mehrere Chars verkörpert und nicht nur einen. (Zumindest sind diese Spiele in meinen Augen Rollenspiele.)

EDIT:
Da ich lese, dass einige Leute meinen SIS sei nur über das Rollenspiel definiert.
Wenn ich von Vorstellungsraum spreche, dann meine ich: "Die Vorstellung einer Person über eine fiktive Welt."
Und SIS ist: "Die Fakten einer fiktiven Welt, auf die sich alle Teilnehmer geeinigt haben."
Das ist erstmal komplett unabhängig vom Rollenspiel und tritt auch in anderen Bereichen auf.
Titel: Re: Zur Hölle, was ist denn Rollenspiel eigentlich?!?
Beitrag von: Dr.Boomslang am 10.07.2008 | 23:42
Setti, das ist ja mal was tolles, du kannst ja sogar was sinnvolles sagen.
Dein genetischer Ansatz hat ja auch durchaus seinen Charme. So kann man das für viele Zwecke auch machen. Nur kommt man dann z.B. hier nie an das ran was du so selbstverständlich "Methode des Rollenspiels" nennst, weil es nur sich mehr oder weniger überschneidende Traditionen zu finden gibt.
Ums schlichte Definieren kommt man also kaum rum wenn man da analytisch was brauchbares machen will, das ist eben der axiomatische Ansatz. Dass das niemand begreift mag sein, aber dich begreift ja auch niemand. ;D

@ Topic
Nochmal zum Brettspiel. Die Tatsache dass ein Brett oder sonstwas vorhanden ist, tötet natürlich noch nicht das Rollenspiel. Klar kann man mit Brett Rollenspielen, oder mit Karten mit Figuren und sonstwas, oder es auch bleiben lassen. Aber das Spiel darf sich eben nicht auf diese Materialen oder Mechanismen beschränken.

Ich denke hier liegt sogar noch ein Punkt verborgen für den sich diese Diskussion noch lohnt, denn hier herrscht noch keine echte Klarheit: Wie weit darf die Verhandlung der Fiktion beschränkt sein bzw. welche Möglichkeiten der Verhandlung muss es für ein Rollenspiel geben?
Setti meint es sei mündliche Verhandlung von Nöten. TW habe ich so verstanden dass jede Form der Kommunikation grundsätzlich gültig sein sollte. Meine Ansicht liegt irgendwo dazwischen (wie ich versucht habe darzustellen), aber intuitiv neige ich eher zu Settis Sicht.
Mündliche Verhandlung halte ich noch für ein bisschen zu streng, ich würde auch andere Formen natürlicher Kommunikation zulassen (Schrift, und -zumindest ergänzend- Gestik, Mimik). Bei rein symbolischer, eingeschränkter Kommunikation über einfache Spielmechanismen ist dann aber die Grenze zum nicht-Rollenspiel schon überschritten.

Vermutlich geht es dabei um die Ausdrucksstärke der menschlichen Sprache und auch darum was man sich als Mensch so vorstellen kann. Werden diese Möglichkeiten zu sehr eingeschränkt hat man ein anderes Spiel, weil Fiktion nicht mehr nötig ist, um das Spiel zu benutzen.
Titel: Re: Zur Hölle, was ist denn Rollenspiel eigentlich?!?
Beitrag von: Eulenspiegel am 11.07.2008 | 00:19
Wie ich schon sagte, SIS ist übers Rollenspiel definiert, aber eine gemeinsame Fiktion, die Auswirkungen auf das weitere Spiel hat ist doch auch in ganz vielen Nichtrollenspielen vorhanden.
Nein:
Ob ich mir nun vorstelle, dass der Springer beim Schach eine Figur ist, oder ob ich mir darunter einen hüpfenden Menschen vorstelle oder einen Ritter auf seinen glänzenden Pferd oder ob ich mir unter dem Springer eine Elfe auf einem weißen Pferd vorstelle, ist für den weiteren verlauf des Spiels vollkommen irrelevant.

Es existiert daher keine Notwendigkeit, sich darauf zu einigen, was der Springer denn nun genau darstellt.

Ich könnte mir auch vorstellen, dass der Springer kein einzelner Kämpfer ist, sondern ein ganzes Kavallerieregiment. - Aber auch diese Vorstellung hätte keinerlei Einfluss auf das weitere Spiel.

Ich kann nicht aus der Vorstellung heraus handeln:
Ich kann nicht sagen: "Der Reiter steigt von seinem Pferd ab und kämpft zu Fuß weiter." (Das heißt, ich könnte es schön. Aber es hätte keinerlei Einfluss auf den weiteren Spielverlauf.)

@ Dr.Boomslang
Ein gemeinsamer Vorstellungsraum kommt auch in vielen Brettspielen vor. (Bei Siedler von Catan kann man sich beispielsweise vorstellen, man sei der Bürgermeister über mehrere Dörfer. Bei Empire in Arms stellt man sich vor, man sei ein europäischer Feldherr und erlebt den napoleonischen Kriege nach.) Und es ist sogar so, dass man mit Hilfe der Regeln des Brettspiels auch diese Vorstellungen beeinflussen kann.
Was aber das Brettspiel vom Rollenspiel unterscheidet, ist die Tatsache, dass die Vorstellungen keine Rückfluss auf das eigentliche Spiel hat.
Wir haben praktisch eine Einbahnstraße:
Die Spielregeln beeinflussen die gemeinsame Vorstellung.
Aber die gemeinsame Vorstellung beeinflusst nicht das Spiel. Es ist egal, ob ich mir vorstelle, dass ich bei "Empire in Arms" Napoleon persönlich bin, ein französischer Minister, eine rechte Hand Napoleons, ein anderer hoher Feldherr oder sonstwer. Es kommen nicht unterschiedliche Regelungen zum tragen, je nachdem, wie ich meine Ansprache an die Truppen halte oder ob ich mal etwas unkonventionelles versuche. Es ist zwar eine Vorstellung vorhanden, diese hat aber keinerlei Einfluss auf das Spiel.
Titel: Re: Zur Hölle, was ist denn Rollenspiel eigentlich?!?
Beitrag von: Drudenfusz am 11.07.2008 | 01:49
Rollenspiel in schriftlicher Form gibt es doch schon: De Porfundis (http://de.wikipedia.org/wiki/De_Profundis_(Brief-Rollenspiel))
Titel: Re: Zur Hölle, was ist denn Rollenspiel eigentlich?!?
Beitrag von: Eulenspiegel am 11.07.2008 | 02:02
@ Turning Wheel
Also 1. ist eindeutig eine Sache: Hochgefährlich. :)

OK, etwas ernsthafter:
Bei 1 und 3 wäre ich mir nicht sicher, ob das bereits ein Rollenspiel ist oder Tagträumerei. Imho ist es bereits Rollenspiel. (Aber ich kann es durchaus nachvollziehen, wenn andere sagen, es sei kein Rollenspiel, sondern Tagträumerei.)

2. wäre für mich ein Rollenspiel.

Ob man den Reifenwechsel jetzt ausspielt, auswürfelt, eine Mischung aus beiden macht oder es einfach nur ansagt, ist egal. Hauptsache Andy und Jimmy einigen sich IRGENDWIE darauf, ob der Reifenwechsel geklappt hat oder nicht. (Und wenn die Einigung darin besteht, dass Jimmy Andy solange nervt, bis dieser endlich sagt: "OK, von mir aus hat sie eben geklappt.", ist das auch in Ordnung.)

Titel: Re: Zur Hölle, was ist denn Rollenspiel eigentlich?!?
Beitrag von: Drudenfusz am 11.07.2008 | 02:07
Jimmy und so...

Frage mich, da ja Solo-Abenteuer hier als Rollenspiel gelten, weil zwei Personen wirken (Autor und Spieler), ob es wohl Rollenspiel ist wenn Jimmy sich durch einen Film inspiriert fühlt und in seinem Spiel er gegen Charaktere aus dem Film als Konkurrenten bestehen muß...
Titel: Re: Zur Hölle, was ist denn Rollenspiel eigentlich?!?
Beitrag von: Settembrini am 11.07.2008 | 06:34
Setti, das ist ja mal was tolles, du kannst ja sogar was sinnvolles sagen.
Dein genetischer Ansatz hat ja auch durchaus seinen Charme. So kann man das für viele Zwecke auch machen. Nur kommt man dann z.B. hier nie an das ran was du so selbstverständlich "Methode des Rollenspiels" nennst, weil es nur sich mehr oder weniger überschneidende Traditionen zu finden gibt.
Ums schlichte Definieren kommt man also kaum rum wenn man da analytisch was brauchbares machen will, das ist eben der axiomatische Ansatz. Dass das niemand begreift mag sein, aber dich begreift ja auch niemand. ;D


Habe ich doch definiert. Man könnte die Definition wasserfest machen, wenn man "fiktive Situation" genauer definiert. Da scheinen einige Probleme zu haben.

Ansonsten braucht man für ein Phänomen wie das Hobby keine Axiome. Sondern Zeitungsleserwissen, sprich (triviale) geisteswissenschaftliche Diskursweise.
Axiome und Beweise können nach Hause gehen.

Ebenso können alle biologischen Determinismen nach Hause gehen, aber das ist eine andere Geschichte...

Titel: Re: Zur Hölle, was ist denn Rollenspiel eigentlich?!?
Beitrag von: Preacher am 11.07.2008 | 07:49
Da aber unser Hobby = Abenteuerrollenspiele = Methode + Genre (Fantasy, SciFi, Superhelden) + Usancen (DM, Charakter, Würfel)
Habe ich das dann insofern richtig verstanden, als daß thematische Rollenspiele nur in Bezug auf die Usancen abweichen?

Den die Methode (mündliche Verhandlung des weiteren Verlaufs fiktiver Situationen) ist bei PtA z.B. auf jeden Fall auch gegeben. Das Genre ist zwar frei wählbar, aber auf jeden Fall Teil des Spiels.

Einen echten Unterschied können nach dieser Herangehensweise nur die Usancen  - z.B. verteilte Gestaltungsrechte, um beim Beispiel zu bleiben - machen.

Oder ist mir was entgangen?
Titel: Re: Zur Hölle, was ist denn Rollenspiel eigentlich?!?
Beitrag von: Beral am 11.07.2008 | 11:03
Jimmy ist interessant!

Geht es Jimmy im ersten Beispiel darum, eine Rolle zu übernehmen? Oder will er nur die Fantasie eines Rennens ausleben?
Ist eine Runde Need for Speed etwa auch schon Rollenspiel?

Irgendwo muss es eine Grenze geben, wo Fantasie nicht nur Fantasie, sondern auch Rollenspiel ist. Aber ob der SIS das entscheidende Unterscheidungsmerkmal ist, wage ich noch zu bezweifeln.
Titel: Re: Zur Hölle, was ist denn Rollenspiel eigentlich?!?
Beitrag von: Settembrini am 11.07.2008 | 11:23
Habe ich das dann insofern richtig verstanden, als daß thematische Rollenspiele nur in Bezug auf die Usancen abweichen?

Den die Methode (mündliche Verhandlung des weiteren Verlaufs fiktiver Situationen) ist bei PtA z.B. auf jeden Fall auch gegeben. Das Genre ist zwar frei wählbar, aber auf jeden Fall Teil des Spiels.

Einen echten Unterschied können nach dieser Herangehensweise nur die Usancen  - z.B. verteilte Gestaltungsrechte, um beim Beispiel zu bleiben - machen.

Oder ist mir was entgangen?

Nein! Genau so ist es!

Insofern stecken thematische Rollenspiele ganz fest in der Tradition von D&D, fast immer auch in den Genrenischen. Es wird mit den Usancen experimentiert, das muß man sagen, aber ausgegangen wird eigentlich immer vom Abenteuerrollenspiel, was wunder bei der personellen Überlappung.

Ganz interessant, aber von mir nicht gemacht, wäre eine Betrachtung der paralellen Entwicklungslinie des SIMMING, z.  B. bei Harry Potter Fans. Da kann ich nur grobe Aussagen treffen, durch unsere eigene personell-strukturelle Begrenzung geht das an uns allen sozusagen vorbei. Weiß da jemand mehr?
Titel: Re: Zur Hölle, was ist denn Rollenspiel eigentlich?!?
Beitrag von: Merlin Emrys am 11.07.2008 | 11:36
unser Hobby = Abenteuerrollenspiele = Methode + Genre (Fantasy, SciFi, Superhelden) + Usancen (DM, Charakter, Würfel)
Was ist nun daran neu?
Ich meine, wenn man das ganze mal etwas von seltsamen Fremdworten (was haben denn irgendwelche Zahlungsfristen mit Charakteren und Würfeln zu tun?) reinigt und ins Deutsche übersetzt, bekommt man:
unser Hobby = Abenteuerrollenspiele = Methode + Gattung (Fantasy, SciFi, Superhelden) + Zahlungsfristen (DM, Charakter, Würfel)
"Zahlungsfristen" finde ich seltsam, aber meinethalben, es kommt ja auf das Wort jetzt nicht an. Nun, "unser Hobby" meint Rollenspiel. Abenteuerrollenspiele kenne ich jetzt nicht so, aber D&D wird hoffentlich als Rollenspiel anerkannt, also setze ich mal D&D als Beispiel dafür ein.
Wir bekommen:
Rollenspiel = z.B. D&D = Methode + Gattung + Zahlungsfristen.
Weiter: Gattung ist die "Art des gemeinsamen Vorstellungsraums" (nehme ich an). Unter Zahlungsfristen scheint alles zu gehören, was sich am und um den Spieltisch tummelt (Spielleiter, Würfel) sowie "Charakter", also wohl das Übernehmen einer Rolle.
Umgestellt kommen wir zu dem interessanten Punkt, der Methode, sie müsste nämlich damit sein:
Methode = D&D - Gattung - "alles am und um den Spieltisch" - "Übernehmen einer Rolle".
Nun schauen wir mal, was wir in eier Kriteriensammlung noch so haben:
das könnte dann vielleicht so aussehen:

es existiert ein SIS (Pflicht) mit dem interagiert wird
-ein Spieler moderiert
-es existieren Regeln zur Konfliktbewältigung
-es gibt keinen Endzustand im Spiel
-es gibt Regeln, die das Erzählrecht verwalten
-die Spieler schlüpfen in die Rolle (min) eines Charakters in der SPielwelt
Moderierender Spieler und das "in die Rolle schlüpfen" sind "Zahlungsfristen". Die Art des gemeinsamen Vorstellungsraums taucht in der kleinen Liste dafür gar nicht auf. Aber was für Methode bleibt, sind gemeinsamer Vorstellungsraum und Regeln.
Wir haben also:
gemeinsamer Vorstellungsraum + Regeln = D&D - Gattung - "alles am und um den Spieltisch" - "Übernehmen einer Rolle"
und wieder in die ursprüngliche Formulierung eingesetzt:
Rollenspiel = z.B. D&D = gemeinsamer Vorstellungsraum + Regeln + Gattung + Zahlungsfristen ("alles am und um den Spieltisch" + "Übernehmen einer Rolle")
Neu daran ist, soweit ich sehe, nur die Betonung, daß der gemeinsame Vorstellungsraum eine "Gattung" hat. Aber sonst?

OK, das ist halt die Frage: Ist es nur Rollenspiel, wenn jeder Spieler eine Rolle innehat?
Oder darf man als Spieler auch mehrere Rollen innehaben und evtl. sogar einige Rollen mit anderen tauschen?
Guter Punkt, ich suche noch nach einer besseren Formulierung.

Es geht mir darum, daß es (für mich!) nur Rollenspiel ieS ist, wenn niemand anders den Charakter spielt, den ich spiele; denn er definiert sich ja als "mein Charakter". Ich denke da nochmal drüber nach.
Unter Umständen kriege ich dann sogar in den Griff, daß es auch meines Erachtens Rollenspiel ohne Spielleiter und Mitspieler gibt und Jimmy genau in diese Kategorie gehören würde... aber ich bin noch nicht ganz mit meinen Gedanken im Reinen.
Titel: Re: Zur Hölle, was ist denn Rollenspiel eigentlich?!?
Beitrag von: Settembrini am 11.07.2008 | 11:46
Tuuuut!
 ~;P
Titel: Re: Zur Hölle, was ist denn Rollenspiel eigentlich?!?
Beitrag von: Merlin Emrys am 11.07.2008 | 11:47
Tuuuut!
 ~;P
Verlegen? ;-)
Titel: Re: Zur Hölle, was ist denn Rollenspiel eigentlich?!?
Beitrag von: Preacher am 11.07.2008 | 13:32
Nein! Genau so ist es!
Gut.

Der Ansatz hat tatsächlich was für sich. Ein paar Einwände  und fragen schwirren mir noch im Kopf herum, aber die sind noch zu halbgar. Vielleicht finde ich nach dem WE mal die Zeit, das gescheit zu Tastatur zu bringen.
Titel: Re: Zur Hölle, was ist denn Rollenspiel eigentlich?!?
Beitrag von: Ebenezer_Arvigenius am 11.07.2008 | 14:16
Der schlimme Punkt bei 1 ist aber, dass die Handlungen, die Jimmy ausführt ja auch nicht so richtig relevant sind. Theoretisch könnte Jimmy ja auch nur ein Autor sein und die Geschichte, die er sich ausdenkt aufschreiben. [...] Aber irgendwie hört sich die Forderung von mehreren die sich auf eine Fiktion einigen sollen, nicht so sehr nach Rollenspiel an. Letztenendes wäre ja dann die Vorbesprechung der beiden gemeinsamen Buch-Autoren das Rollenspiel.

Das hatten wir schon, oder? Ich hatte mal grundlegend angesetzt, es ist aber keiner darauf eingegangen (wahrscheinlich weil zu evident).

Ich fange mal an: Drehbücher gehören m.E. nicht hinein, da die Beteiligten am Ausgang der fiktiven Situation ein persönliches Interesse haben müssen (Merkmal der Identifikation mit der fiktiven Situation).

Zumindest führen die Beispiele dazu, dass ich mit dieser SIS-Definition nicht wirklich glücklich bin, denn sie scheint auf  Dinge zuzutreffen, die ich nicht als Rollenspiel bezeichnen würde. Und nebenbei trifft sie noch auf Dinge nicht zu, die ich alledings als Rollenspiel bezeichnen würde.

Eine wichtige Definition von Spiel finde ich schon, dass man spielerische Handlungen durchführt. Einfach nur zu denken, dass man etwas tut ist wohl kein Spiel, oder sieht das jemand anders?

Spieldefinition von Huizinga:

Zitat
„Spiel ist eine freiwillige Handlung oder Beschäftigung, die innerhalb gewisser festgesetzter Grenzen von Zeit und Raum nach freiwillig angenommenen, aber unbedingt bindenden Regeln verrichtet wird, ihr Ziel in sich selber hat und begleitet wird von einem Gefühl der Spannung und Freude und einem Bewusstsein des ‚Andersseins‘ als das ‚gewöhnliche Leben‘.“ Johan Huizinga


Nur wo ist jetzt die Rolle beim Rollenspiel?
Vielleicht könnte man Rollenspiel dadurch definieren, dass man eine Person verkörpert indem man Handlungen durchführt (wobei ich eine verbale Formulierungauch als Handlung sehen würde). Das würde immerhin auch das Theater-Schauspiel mit einschließen, was ich ebenfalls sinnvoll finden würde, weil es aus naheliegendem Grund auch schon sehr viel länger Rollenspiel genannt wird als es P&P-Rollenspiel gibt.

S.o. In der Regel findet keine oder nur eine begrenzte Identifikation statt. Weiterhin fehlt es an der Rückwirkung der Fiktion auf die Handlungen, da es ein Drehbuch gibt. Allenfalls freies Improvisationstheater würde wohl dazugehören.

Edit: schade, dass nur so wenige Leute hier mitschreiben. Ich wäre sehr an mehr Meinungen interessiert.

Wundert Dich das angesichts des Diskussionsverlaufes wirklich? Ich hatte auch schon überlegt, ob es sich überhaupt noch lohnt zu posten ...
Titel: Re: Zur Hölle, was ist denn Rollenspiel eigentlich?!?
Beitrag von: Boba Fett am 11.07.2008 | 14:22
Was ist nun daran neu?
...
Neu daran ist, soweit ich sehe, nur die Betonung, daß der gemeinsame Vorstellungsraum eine "Gattung" hat. Aber sonst?
Was muss daran neu sein?
Wichtig ist doch nur, dass es zutrifft.

Abgesehen davon würde ich bei Usancen (Du sprichst von "Zahlungsfristen") nicht zwischen 
"alles am und um den Spieltisch"
und
"Übernehmen einer Rolle"
trennen, denn "Übernehmen einer Rolle" ist Element in der Menge "alles am und um den Spieltisch".
Denn theoretisch könnte es auch sein dass es "übernehmen vieler Rollen" besagt und das ist eben Usance...
Titel: Re: Zur Hölle, was ist denn Rollenspiel eigentlich?!?
Beitrag von: Dr.Boomslang am 11.07.2008 | 14:22
Liest hier eigentlich irgendwer mit? Ich meine insbesondere die die hier schreiben?  ::)
Es wurde doch alles schon tausend mal gesagt.

@ Eulenspiegel
Was du mir über Brettspiele sagen möchtest ist nahezu exakt das was ich eine Seite vorher über Brettspiele gesagt habe!

@ TW
Einerseits willst du nicht dass sich SIS über Rollenspiele definiert, dann definierst du es viel allgemeiner und beschwerst dich dann dass es nicht nur auf Rollenspiele zutrifft! wtf?
Eine wichtige Definition von Spiel finde ich schon, dass man spielerische Handlungen durchführt. Einfach nur zu denken, dass man etwas tut ist wohl kein Spiel, oder sieht das jemand anders?
Meine Fresse, dass ein Rollenspiel ein Spiel ist, ist ja was ganz neues. Gut dass du uns drauf gebracht hast. Wunderbar dann können wir ja endlich Rollenspiel von dem ganzen anderen Kram abgrenzen, den du dir da aus den Fingern saugst. Es ist ein Spiel es dient der Unterhaltung es wird mit einem Regelwerk gespielt usw. usf.
Leute die sich was erzählen, Autoren die ein Buch schreiben, Wahnsinnige die in ihrer eigenen Welt leben spielen kein Rollenspiel!
Das wussten wir aber schon auf Seite 1-3 oder so...

Nur wo ist jetzt die Rolle beim Rollenspiel?
Gut das du auch drauf kommst, denn das versucht z.B. Merlin auch schon seit gefühlt 500 Posts zu erörtern.
Titel: Re: Zur Hölle, was ist denn Rollenspiel eigentlich?!?
Beitrag von: Eulenspiegel am 11.07.2008 | 14:28
Eine wichtige Definition von Spiel finde ich schon, dass man spielerische Handlungen durchführt. Einfach nur zu denken, dass man etwas tut ist wohl kein Spiel, oder sieht das jemand anders?
Naja, man muss sich halt mit seinen Gesprächspartnern einigen.
Ob man das aber nun mündlich macht, mit Hilfe einer Tastatur übers Internet oder mit Hilfe von Würfeln, ist dabei egal. Hauptsache man erzielt irgendwie eine Einigung.

Zum Rest:
Ich komme langsam auch zu dem Schluss, dass eine Identifikation mit (mindestens) einer Person aus der Vorstellung notwendig ist, damit es Rollenspiel ist. Solange man sich mit niemanden identifiziert, ist es höchsten "gemeinsames Romane schreiben".

Leute die sich was erzählen, Autoren die ein Buch schreiben, [...] spielen kein Rollenspiel!
Und gerade hier finde ich die Übergänge aber fließend.
Ab wann ist etwas fröhliches Geschichtenerzählen und wann wird aus dem Geschichtenerzählen ein Rollenspiel?
Das gleiche gilt für Romanschreiber bzw. Diary of Session Schreiber.

Hier halte ich es durchaus für sinnvoll, den Unterschied zu dieser Gruppierung herauszuarbeiten. (Vor allem, da ich schon einige Sachen erlebt habe, wo ich mir nicht sicher bin, ob da zwei Leute einen Roman schreiben oder ob es sich um ein Briefrollenspiel handelt. - Diesen Übergang würde ich halte schon gerne etwas genauer abgrenzen.)

BTW:
Usancen würde ich eher mit "Brauch" oder "Brauchtum" übersetzen.
Titel: Re: Zur Hölle, was ist denn Rollenspiel eigentlich?!?
Beitrag von: Dr.Boomslang am 11.07.2008 | 14:32
Ab wann ist etwas fröhliches Geschichtenerzählen und wann wird aus dem Geschichtenerzählen ein Rollenspiel?
Das gleiche gilt für Romanschreiber bzw. Diary of Session Schreiber.

Hier halte ich es durchaus für sinnvoll, den Unterschied zu dieser Gruppierung herauszuarbeiten.
Ok, das kann ja sinnvoll sein. Aber es muss klar sein, dass man dies dann an der Definition von Spiel festmachen muss und nicht an Rollenspiel im Speziellen. Ab wann spielt eine Runde Autoren ein Spiel? Ab wann wird ein Gespräch zum Spiel? usw.
Titel: Re: Zur Hölle, was ist denn Rollenspiel eigentlich?!?
Beitrag von: Ebenezer_Arvigenius am 11.07.2008 | 14:44
Ab wann wird ein Gespräch zum Spiel? usw.

Siehe die Definition von Huizinga:

Es ist ein Spiel, sobald die Handlungsmöglichkeiten der Beteiligten durch selbst gestellte Regeln begrenzt werden UND das Gespräch zielfrei ist (bzw. genauer: das Hauptziel muss die Freude an der Tätigkeit selbst sein).

In diesem Sinne ist eine Romankollaboration kein Spiel (es geht den Autoren nicht um die Tätigkeit selbst, sondern um die Erschaffung eines Romans. Die Regeln optimieren lediglich die Zielerreichung), genausowenig wie z.B. eine Fernsehdiskussion (es geht um die Verbreitung einer Meinung).

Universitäres Debating z.B. kann demgegenüber Spiel sein (primär ausgeführt aus der Freude an der Diskussion).
Titel: Re: Zur Hölle, was ist denn Rollenspiel eigentlich?!?
Beitrag von: Merlin Emrys am 11.07.2008 | 14:48
trennen, denn "Übernehmen einer Rolle" ist Element in der Menge "alles am und um den Spieltisch".
Denn theoretisch könnte es auch sein dass es "übernehmen vieler Rollen" besagt und das ist eben Usance...
Was die "Zahlungsfrist" da soll, ist mir immer noch nicht klar (auch wenn ich es natürlich trotzdem so bezeichnen kann - und das, obwohl ich mich des Eindrucks nicht erwehren kann, daß da jemand Fremdworte als elitäres Gehabe versucht zu benutzen und dabei, weil er kein passendes auf Lager hatte, ein unpassendes verwendet hat). Aber da die Rollen mE Rollen in der Fiktion sind, hatte ich das als "nicht nur am Spieltisch", sondern auf der Kante zwischen Spieltisch und fiktivem gemeinsamen Vorstellungsraum herausgenommen. Der Charakter existiert ja praktisch nur als Gedankengebilde.

Ab wann spielt eine Runde Autoren ein Spiel? Ab wann wird ein Gespräch zum Spiel? usw.
Die übliche spachliche Unschärfe bei der Kategorienbildung also mal wieder? Ich kann die Teilnahme an Foren als "Spielen im Internet" bezeichnen (und tue das durchaus auch), weil es das für mich im Großen und Ganzen ist. Andere Leute würden das vielleicht anders ausdrücken. Sprache läßt diese Freiheit zu.
Titel: Re: Zur Hölle, was ist denn Rollenspiel eigentlich?!?
Beitrag von: Boba Fett am 11.07.2008 | 14:53
@Merlin:
Usance (http://de.wikipedia.org/wiki/Usance) (auch Usanz) ist durchaus ein passender Begriff für das, was Settembrini benennen wollte.
Titel: Re: Zur Hölle, was ist denn Rollenspiel eigentlich?!?
Beitrag von: Dr.Boomslang am 11.07.2008 | 15:06
Was Spiel angeht ist das eine sehr schwierige Diskussion, weil wir da immer weiter vom Rollenspiel weg kommen. Ich habe eine Vorstellung von Spiel die sich eher an der Richtung "Gesellschaftsspiel" orientiert. Also im Wesentlichen: formalisierte Regeln,  Unterhaltungszweck, eventuell Zielvorgabe
Das wäre das englische Game.

Jetzt kann man natürlich auch Spiel in Rollenspiel so verstehen wie in "spielen", Kinderspiel, Schauspiel, spielerisch (Play). Da sind aber auch nochmal mindestens zwei unterschiedliche Richtungen drin.
Außerdem kommt man in dieser Richtung eigentlich zum Ergebnis dass nahezu alles ein Spiel sein kann. Der Zweck der Unterhaltung mag immer noch eine übergeordnete Rolle spielen, aber es lässt sich kaum noch von irgend was abgrenzen.
Diese Definition von Spiel würde dann nahezu nichts zur Definition von Rollenspiel beitragen, weswegen es sich meiner Ansicht nach kaum lohnt das Rollenspiel über diesen Spielbegriff zu definieren. Dann kann man gleich Rollenspiel selbst eingrenzen, ohne auf Spiel näher einzugehen.

Mir ist aber durchaus klar dass es über das Rollenspiel grundsätzlich diese beiden Ansichten gibt. Einmal Rollenspiel als Play und einmal als Game.


Ansonsten nochmal eine Sache zum Rollenspiel mit einem Spieler. An "Spiel" liegt es hier nicht das man mehrer Spieler braucht. Man kann Spiele auch alleine spielen.
Nur beruht das Rollenspiel nun mal auf Interaktion (um mal den allgemeinsten Begriff von Kommunikation zu nutzen). Und Interaktion fängt bei zwei Leuten an. Jetzt kann man natürlich philosophieren wie diese Interaktion gestaltet sein muss, oder was Interaktion ausmacht. Ist z.B. das Lesen eines Textes Interaktion mit dem Autor? Kann man mit selbst geschaffenen Regeln interagieren?

Für Zwecke des Rollenspiels würde ich da intuitiv nein sagen. Aber allgemein habe ich diese Fragen noch nicht versucht zu beantworten.
Titel: Re: Zur Hölle, was ist denn Rollenspiel eigentlich?!?
Beitrag von: Beral am 11.07.2008 | 16:03
Ich fasse mal aus zwei Posts weiter oben probeweise eine Definition zusammen:

Es findet eine Identifikation mit mindestens einer Person aus der Vorstellung statt. (-> Rolle)
Handlungsmöglichkeiten der/des Beteiligten sind durch selbstgesetzte Regeln begrenzt. (-> Spiel)

Fällt irgendeine Art von Rollenspiel durch dieses Raster durch? Oder passen Beschäftigungen in dieses Raster, die wir gemeinhin nicht als Rollenspiel verstehen?

Zur Interaktion im Rollenspiel:
Reicht die Interaktion des Charakters mit der Spielwelt nicht aus?
Titel: Re: Zur Hölle, was ist denn Rollenspiel eigentlich?!?
Beitrag von: Settembrini am 11.07.2008 | 16:09
Nochmal:

Man kann auch Ameisenstämme oder Konzerne spielen.
Oder vier Krieger.
Oder ein Gebirge.

Oder keiner spielt was festes, sondern alle das gleiche.
Titel: Re: Zur Hölle, was ist denn Rollenspiel eigentlich?!?
Beitrag von: reinecke am 11.07.2008 | 16:11
Als Spielleiter identifiziere ich mich in der Regeln nicht mit meinen NSCs, ich steuere sie, aber Identifikation ist was anderes.

daher sagt mir Settembrinis "Definition" mehr zu. Zur Wiederholung:
Da aber unser Hobby = Abenteuerrollenspiele = Methode + Genre (Fantasy, SciFi, Superhelden) + Usancen (DM, Charakter, Würfel)
Wundern tue ich mich aber über die Exklusivität des "Abenteuerrollenspiels".

Und die Methode Rollenspiel würde ich nicht zwangsläufig über die Identifikation klären,
sondern eben über den gemeinsamen Vorstellungsraum und die Interaktion mit diesem.
Die meisten werden sich sicherlich mit min. 1 Person identifizieren, sogar bei Seminarrollenspielen, aber das ist eher ne Usance. ;)

Also sehe ich das richtig, das Setti eigentlich nichts gemacht, als unsere "Merkmalsliste" in "Usancen" umzubennen?
Jippi! Und ich dachte schon.

@Spieldiskussion
das ist sowas von OT, darüber was ein SPIEL ist, diskutiert doch bitte woanders.
Titel: Re: Zur Hölle, was ist denn Rollenspiel eigentlich?!?
Beitrag von: Settembrini am 11.07.2008 | 16:21
Andere Usancen, andere Sorte Rollenspielhobby, in einem Kontinuum.

Die kann man benamsen, und so wie bei allen Stildiskussionen oder komplexen Abgrenzungen kommen eben nur sich überschneidende Wolken dabei heraus.

DSA ist z. B. ganz klar D&D-Derivat, aber Hardcore Stimmungsspiel hat Usancen (Regelperversion, Railroading, mangelnder Einfluß auf bestimmte Ereignisabläufe), die nicht mehr deckungsgleich mit dem eigentlichen ARS sind.

Puristen sagen, Stimmungsspiel verdreht das Abenteuerrollenspiel zu einer Travestie. In anderen Diskussionen ist das Vereinende mit D&D viel größer als das Trennende.

Multidimensional und Betrachtungswinkel, worüber spricht man gerade usw.

So wie Heavy Metal auch irgendwie Rock n Roll ist.
Oder die ganzen Metals auch irgendwie Metal aber auch irgendwas eigenes. USW.
Titel: Re: Zur Hölle, was ist denn Rollenspiel eigentlich?!?
Beitrag von: reinecke am 11.07.2008 | 16:25
Kurzum. Man kann das = Abenteuerrollenspiele auch ersatzlos streichen. :)
Titel: Re: Zur Hölle, was ist denn Rollenspiel eigentlich?!?
Beitrag von: Merlin Emrys am 11.07.2008 | 16:27
@Merlin:
Usance (http://de.wikipedia.org/wiki/Usance) (auch Usanz) ist durchaus ein passender Begriff für das, was Settembrini benennen wollte.
Ach?  "...ein Handelsbrauch, der im Handel zwischen Geschäftsleuten in einem gesetzlich begrenzten Gebiet (z. B. Österreich) und bzw. oder in einer bestimmten Branche (z. B. Holzhandel) angewandt wird." Nein, ich bin kein Geschäftsmann, ich spiele auch nicht nur in Österreich oder "einem gesezlich begrenzten Gebiet"... was soll der Begriff also? Kann man ihn nicht verlustfrei und weit verständlicher durch "Brauch" oder "Abkommen" ersetzen? Welchen Vorteil bietet ein Begriff, der internationale Handelvereinbarungen bezeichnet, gegenüber einem, der für alle verständlich ist, z.B. shlicht und einfach "Vereinbarungen"? Oder braucht nicht doch wieder jemand Fremdworte, um die verachtenswerten "Nichteingeweihten" aus der Diskussion auszuschließen?

Titel: Re: Zur Hölle, was ist denn Rollenspiel eigentlich?!?
Beitrag von: reinecke am 11.07.2008 | 16:32
@Merlin
Also sehe ich das richtig, das Setti eigentlich nichts gemacht, als unsere "Merkmalsliste" in "Usancen" umzubennen?
Wenn das so weitergeht mach ich gleich noch mit beim:
Tuuuut!
 ~;P

Obwohl der der einzige ist, der hier "böse" Fremdwörter missbraucht.
Es wäre toll, wenn du bei der Diskussion bleiben könntest. Denn schließlich wurde die "Usancen" geschichte schon vorher aufgeworfen (siehe Merkmalsliste) und nachher auch schon wieder (siehe mein vorletzter Post).
Titel: Re: Zur Hölle, was ist denn Rollenspiel eigentlich?!?
Beitrag von: Merlin Emrys am 11.07.2008 | 16:35
Es findet eine Identifikation mit mindestens einer Person aus der Vorstellung statt. (-> Rolle)
Vielleicht kann man es leicht ausweiten:
Es findet die Steuerung oder eine Identifikation mit mindestens einer (persönlichkeitsbehafteten) Entität aus der Vorstellung statt. (-> Rolle)

Berge ohne Persönlichkeit zu spielen wäre jedefalls irgendwie langweilig...
Titel: Re: Zur Hölle, was ist denn Rollenspiel eigentlich?!?
Beitrag von: Beral am 11.07.2008 | 16:48
Man kann auch Ameisenstämme oder Konzerne spielen.
Oder vier Krieger.
Oder ein Gebirge.
Ja, aber das ist kein Problem. Wir müssen nur Person durch ein geeignetes Wort ersetzen, das auch Ameisten und Gebirge umfasst.

Oder keiner spielt was festes, sondern alle das gleiche.
Das leuchtet mir noch nicht ein. Hast du ein Beispiel?

Als Spielleiter identifiziere ich mich in der Regeln nicht mit meinen NSCs, ich steuere sie, aber Identifikation ist was anderes.
Hier haben wir ein Missverständnis mit dem Begriff Identifikation, glaube ich. Gemeint ist damit, dass eine Rolle übernommen wird. Wie weit man sich persönlich damit identifiziert, ist eine andere Frage. Manche Spieler übernehmen bewusst Charaktere, mit denen sie sich überhaupt nicht identifizieren können. Einfach als Herausforderung.

Formulieren wir es anders:
Es wird mindestens eine Rolle in der Vorstellung übernommen. (-> Rolle)
Titel: Re: Zur Hölle, was ist denn Rollenspiel eigentlich?!?
Beitrag von: Beral am 11.07.2008 | 17:01
Rollenspiel nach Drehbuch ist Schauspiel.
Titel: Re: Zur Hölle, was ist denn Rollenspiel eigentlich?!?
Beitrag von: reinecke am 11.07.2008 | 17:16
Wenn ich mit dem "vorstellungsraum" interagiere, wie anders kann ich das tun, als wenn ich eine "Rolle" übernehme? Wenn Rolle jetzt scheinbar alles sein darf.

Wenn ich dann im gVR ein Gewitter aufziehen lassen, war ich halt in der Rolle des "Wetters"?!
-> Also diesen Rollensache würde ich draußen lassen, es ist absolut unnötig! Sondern eben ein Merkmal "vieler" Rollenspiele, aber es so schwammig zu machen, hilft uns nicht weiter.

@Merlin
Berge spielen langweilig? Das Spaß nicht unbedingt Teil des Rollenspiels sein muss, hatten wir schon.
und bei den RPG Poems aus Norwegen sind noch deutlich verrücketere sachen dabei!
Titel: Re: Zur Hölle, was ist denn Rollenspiel eigentlich?!?
Beitrag von: Dr.Boomslang am 11.07.2008 | 17:19
@Spieldiskussion
das ist sowas von OT, darüber was ein SPIEL ist, diskutiert doch bitte woanders.
Das ist natürlich auch sowas von falsch. Wenn Rollenspiel ein Spiel ist ist es sehr wohl interessant was ein Spiel ist. Ich stimme aber zu das wir das hier nicht unbedingt diskutieren müssen.


Und die Methode Rollenspiel würde ich nicht zwangsläufig über die Identifikation klären,
sondern eben über den gemeinsamen Vorstellungsraum und die Interaktion mit diesem.
Vorsichtig, nicht wieder Begriffe missbrauchen. Interaktion setzt mehrere agierende voraus. Eine eigene Fiktion kann nicht agieren also kann man mit ihr auch nicht interagieren, es sei denn da sind andere Akteure sprich Spieler beteiligt.
In einem weiteren Begriff von Interaktion fällt dann zwar auch sowas wie ein agierendes System als Gegenpart, aber es muss schon unabhängig vom Akteur sein sonst gibt's da kein "inter" sondern nur Aktion.

Zur Rolle der "Rolle": Das kann man ganz unterschiedlich sehen. Einmal kann man behaupten jemand müsse die Rolle einer Person spielen. Dass das zu speziell ist haben ja mehrerer betont (Setti u.a.). Sehe ich auch so.
Wie Beral meint muss man jetzt einfach nur "Person durch ein geeignetes Wort ersetzen". Das bedeutet aber nichts anderes als das man Rolle als eine Begrenzung des Einflusses innerhalb der Fiktion ansieht. Es gibt etwas das meine Rolle ist also gibt es auch etwas das nicht meine Rolle ist. Dann kann man sich fragen wie dann die Fiktion entsteht wenn man seinen Einfluss darauf begrenzt: Ganz einfach indem andere die Rollen übernehmen die man grade selber nicht hat. So ist die "Rolle" in Rollenspiel nichts weiter als ein Hinweis auf die nötige Interaktion. So interpretiere ich die "Rolle" in Rollenspiel.

@ TW
Ich rege mich nicht auf. Ich weise dich nur darauf hin dass du mit deiner momentanen Methode nirgendwo ankommen wirst, du fängst quasi bei jedem Post bei null an.
Du willst wissen was Rollenspiel ist. Nun hör mal Setti zu: Rollenspiel ist ein kulturelles Mischmasch dass sich über einige Jahrzehnte entwickelt hat. Jetzt kannst du die Historie und alle jemals verwendeten Mittel aufzählen und quantifizieren, dann hast du die einzige objektive Antwort.
Wenn es aber darum geht dies analytisch zu untersuchen und irgendwie zu systematisieren kommt man nicht darum herum Definitionen zu verwenden. Die legt man einfach fest. Ausgehend von vernünftig scheinenden Grundlagen baut man sich das dann Schritt für Schritt zusammen. Anscheinend scheinst du diese Methode nicht zu verstehen. Denn du leugnest immer wieder sämtliche Grundlagen die es schon gibt und willst dann doch eine Antwort haben, da gibt's aber keine. Wenn dann kannst nur du dir diese Antwort selber geben.
Titel: Re: Zur Hölle, was ist denn Rollenspiel eigentlich?!?
Beitrag von: Eulenspiegel am 11.07.2008 | 17:22
Ok, das kann ja sinnvoll sein. Aber es muss klar sein, dass man dies dann an der Definition von Spiel festmachen muss und nicht an Rollenspiel im Speziellen. Ab wann spielt eine Runde Autoren ein Spiel? Ab wann wird ein Gespräch zum Spiel? usw.
Es gab mal ein Spiel (ich glaube von MB), in der musste jeder Teilnehmer eine Karte ziehen und daraus eine Geschichte bilden.
Es verlief nach bestimmten Kriterien:
Derjenige, der zuerst dran war, fing die Geschichte an.
Der nächste, musste einerseits die Geschichte des Vorgängers weitererzählen und andererseits aber auch als zentrales Leitmotiv das Bild auf seiner Karte verwenden.
Anschließend gab es noch eine Bewertung um einen Gewinner festzustellen.

Das ist in meinen Augen durchaus ein Spiel. Aber eben kein Rollenspiel, sondern ein Spiel um "Geschichten erzählen".
Der Unterschied zwischen Rollenspiel und Geschichten erzählen ist also nicht: "Das eine ist ein Spiel und das andere nicht." Der Unterschied liegt woanders. (Und hier würde ich vermuten: Beim einen identifiziert man sich mit einer bestimmten Figur aus der Fiktion und im anderen nicht.)

Wenn ich dann im gVR ein Gewitter aufziehen lassen, war ich halt in der Rolle des "Wetters"?!
Nicht unbedingt. Du musst dich auch mit dem Gewitter identifizieren.

In einem Spiel mit Player Empowerment, kann ein Spieler zum Beispiel auch Personen auftreten lassen, ohne dass er in die Rolle der Personen schlüpft. (Der Spieler kann dann zwar sagen: "Dort steht ein fetter Wirt am Tresen, der mich schmierig anlächelt.", ohne dabei jedoch die Rolle des Wirtes zu übernehmen.)

Zitat
-> Also diesen Rollensache würde ich draußen lassen, es ist absolut unnötig!
Und wie würdest du dann das Geschichten erzählen vom Rollenspiel abgrenzen?
Titel: Re: Zur Hölle, was ist denn Rollenspiel eigentlich?!?
Beitrag von: Beral am 11.07.2008 | 17:23
Wenn Du mir mit solchen Haarspaltereien kommst, dann ist auch Vampire von WW kein Rollenspiel sondern ein Erzählsystem (Story Telling System).  ::)
Ne, das soll keine Haarspalterei sein. Ich sehe einen entscheidenden Unterschied zwischen Schauspiel und Rollenspiel. Beim Schauspiel ist der Ausgang vorbestimmt. Beim Rollenspiel ist der Ausgang offen. Davon abgesehen deckt sich beides aber sehr stark.
Und die Grenzen können auch hier fließend sein, z.B. wenn Rollenspielsitzungen nach Drehbuch ablaufen oder wenn Schauspieler vom Regisseur bewusst keine genauen Vorgaben bekommen, sondern Teile der Szene offen bleiben und allein in der Hand des Schauspielers liegen.

(Anders formuliert: Der Schauspieler interagiert nicht mit, sondern im Vorstellungsraum - in der Regel jedenfalls.)
Titel: Re: Zur Hölle, was ist denn Rollenspiel eigentlich?!?
Beitrag von: reinecke am 11.07.2008 | 17:29
Interaktion mit dem gemeinsamen Vorstellungsraum:
(Neu) eingebrachte Fakten verändern/bestimmen den Raum derart, dass die Spieler darüber nachdenken müssen, wie sie mit der Situation umgehen. Sie können den Vorstellungsraum verändern, aber Änderungen haben meist Konsequenzen oder "höhere Gewalt" sorgt dafür, dass der Vorstellungsraum sich ohne Eingriff der Spieler ändert.

"höhere Gewalt"?
Sowas wie Spielleiter gibts ja auch bei Seminarrollenspielen. z.B. "Ereigniskarten", die gezogen werden müssen.
Historisch gesehen, ist auch der Spielleiter eher daraus entstanden, als tatsächlich selbst "Spieler".

So gesehen, kann man die Identifikation mit einer ROlle vielleicht doch reinnehmen, da der Spielleiter eigentlich gar kein Rollenspiel betreibt, sondern so wie die "Ereigniskarten" und die "Regeln" Teil des Spielmaterials sein muss.

Edit: Spiele ohne SL sind natürlich immer noch ROllenspiel. Da ist die Funktion nur auf andere aufgeteilt.

Das übernehmen eine Rolle ist also doch zwingend Teil des Rollenspiels? Also Teil der METHODE?
Titel: Re: Zur Hölle, was ist denn Rollenspiel eigentlich?!?
Beitrag von: Dr.Boomslang am 11.07.2008 | 17:45
Es gab mal ein Spiel (ich glaube von MB), in der musste jeder Teilnehmer eine Karte ziehen und daraus eine Geschichte bilden.
...
Das ist in meinen Augen durchaus ein Spiel. Aber eben kein Rollenspiel, sondern ein Spiel um "Geschichten erzählen".
Man kann natürlich Rollenspiel vom Geschichten erzählen nicht immer durch das Merkmal "Spiel" alleine abgrenzen. Es kann im Prinzip auch ein Spiel ums Geschichten erzählen geben, das kein Rollenspiel ist, aber da ist für mich der Übergang schon sehr fließend.

Wie ich das beantworten würde kann man sich ja nun eventuell denken: Es kommt auf die Interaktion an. Ist es bei dem Spiel tatsächlich nötig sich über die Fiktion vermittelt zu einigen? Für mich wäre das in deinem Beispiel dann der Fall wenn nur die Spieler selbst entscheiden könnten ob bestimmte fiktionale Anforderungen erfüllt wurden, ob z.B. ein Leitmotiv aufgenommen wurde oder nicht. Dann ist es ein Rollenspiel oder zumindest ein Erzählspiel, dass die gleiche Methode nutzt. Könnten die Spieler einfach nur nach Regeln erzählen ohne die Fiktion der anderen zu betrachten, also könnten sie genauso ohne sie weiter spielen, dann ist es kein Rollenspiel. Das ist ein Kontinuum, je mehr Interaktionsmöglichkeiten über die Fiktion umso mehr fühlt es sich wie Rollenspiel an.

Die Differenzierung Erzählspiel, Rollenspiel zielt dann tatsächlich darauf ab zwischen dem Spielen von Personen und dem Spielen einer Geschichte (also im Prinzip alles nicht persönliche = alles andere) zu unterscheiden. Für mich ist das unwichtig, weil nur zum Schutz einer Historischen Kategorie gedacht. Ich kann das aber nachvollziehen, es hat sich ja auch schon teilweise die Bezeichnung Erzählspiel eingebürgert.
Je nach Geschmack ist dann ein Rollenspiel eine Unterform des Erzählspiels, oder umgekehrt, oder die beiden teilen sich nur gewisse Merkmale. Das ist mir aber inzwischen egal denn die Diskussion ist auch uralt und hat mit dem Begriff DAG (Distributed Authoring Game) (http://tanelorn.net/index.php/topic,14365.0.html) hier im Forum schon vor 4 Jahren so richtig  das erste mal abgehoben.
Titel: Re: Zur Hölle, was ist denn Rollenspiel eigentlich?!?
Beitrag von: Merlin Emrys am 11.07.2008 | 17:53
Berge spielen langweilig? Das Spaß nicht unbedingt Teil des Rollenspiels sein muss, hatten wir schon.
und bei den RPG Poems aus Norwegen sind noch deutlich verrücketere sachen dabei!
Gut, dann klarer formuliert: "spielen" ist für mich nicht nur, an einer Tabelle anzulesen, wie ein Würfelwurf zu interpretieren ist. Ein Berg agiert aber in der vorfindlichen Wirklichkeit nicht. Wenn eine Lawine an seinen Hängen eine Gruppe Bergsteiger verschüttet, hat nicht "der Berg die Lawine auf die Bergsteiger geworfen". Die Vorstellung dahinter ist anthropomoph - oder eine Wiederkehr der Zeiten, in denen man allen Dingen eine Persönlichkeit und Handlungsspielraum zugewiesen hat. Es ist offenbar sehr menschlich, so zu denken. "Da hat sich der Fluß an ihnen gerächt!" Aber es entspricht doch nicht unbedingt der Sichtweise, die moderne Naturwissenschaften vermitteln. In der Sichtweise könnte man allenfalls als Berg... nun ja, sich von äußeren Einflüssen (Würfeln?) beeinflussen lassen und entsprechend Ereignisse ermitteln, die daraufhin eintreten. Etwas, was im Grunde auch ein Zufallsgenerator mit Auswerteeinheit leisten könnte.
Andererseits ist, eine Entscheidung zu treffen, doch einer der Knackpunkte im Rollenspiel. Und wenn eine Entität keine Entscheidung rifft - was für Möglichkeiten hat man dann im Rollenspiel noch?
Deshalb denke ich, daß eine Persönlichkeit (und sei es eine anthropomorph zugewiesene Persönlichkeit) wichtig ist für eine Entität, die im Rollenspiel gespielt werden soll: weil es ohne diesen Persönlichkeitsaspekt nichts gibt, worin man im engeren Sinne "handeln" könnte.
Titel: Re: Zur Hölle, was ist denn Rollenspiel eigentlich?!?
Beitrag von: Dr.Boomslang am 11.07.2008 | 18:01
Ich kann in einer Sekunde Rollenspiel machen, in der nächsten schon nicht mehr.
Dann meinst du das was Setti die "Methode Rollenspiel" im Gegensatz zum Gesellschaftsspiel Rollenspiel nennt. Das ist aber auch ganz einfach weil dann nur der Spiel-Aspekt weg fällt. Jetzt hat man natürlich eine riesige Menge. In dem Sinne spielen Menschen nahezu überall mal Rollenspiel und mal nicht. Kommunikation und Fiktion sind eben sehr menschlich.

Diese Methode teilt das Spiel Rollenspiel im Prinzip mit allen Formen des Erzählens. Obwohl man auch hier vielleicht hinzufügen könnte -und das wäre in der Tat ein neuer wichtiger Punkt- dass es auf eigene Kreativität der Teilnehmer ankommt. Zuhören und Vorstellen alleine würde dann nicht ausreichen.
Titel: Re: Zur Hölle, was ist denn Rollenspiel eigentlich?!?
Beitrag von: Funktionalist am 11.07.2008 | 18:02
Es gab mal ein Spiel (ich glaube von MB), in der musste jeder Teilnehmer eine Karte ziehen und daraus eine Geschichte bilden.
Es verlief nach bestimmten Kriterien:
Derjenige, der zuerst dran war, fing die Geschichte an.
Der nächste, musste einerseits die Geschichte des Vorgängers weitererzählen und andererseits aber auch als zentrales Leitmotiv das Bild auf seiner Karte verwenden.
Anschließend gab es noch eine Bewertung um einen Gewinner festzustellen.

Das ist in meinen Augen durchaus ein Spiel. Aber eben kein Rollenspiel, sondern ein Spiel um "Geschichten erzählen".
Der Unterschied zwischen Rollenspiel und Geschichten erzählen ist also nicht: "Das eine ist ein Spiel und das andere nicht." Der Unterschied liegt woanders. (Und hier würde ich vermuten: Beim einen identifiziert man sich mit einer bestimmten Figur aus der Fiktion und im anderen nicht.)
Nicht unbedingt. Du musst dich auch mit dem Gewitter identifizieren.
dieses Spiel wird mMn sofort zum  Rollenspiel, sobald sich ein Spieler mit einer Figur identifiziert

vielleicht kommt es auf die

charakterzentrierte darstellung der Spielwelt

an?

Ich versuche es mal vom Hofrat inspiriert nicht genetisch:

Es ist nötig, dass:
-alle Spieler sich gedanklich in der gleichen fiktionalen Spielwelt befinden und (EDIT) kreativen Einfluss auf sie ausüben.
-Verhandlungen (moderiert, oder unmoderiert) entscheiden über Veränderungen der Spielwelt, die wiederum Einfluss auf die Argumente der Verhandlung hat.
- Es wird eine Rolle innerhalb der Spielwelt Übernommen und so zuimndest zeitweise aus Sicht eines Agenten in der Spielwelt geschildert/die Spielwelt gesehen.
Titel: Re: Zur Hölle, was ist denn Rollenspiel eigentlich?!?
Beitrag von: Dr.Boomslang am 11.07.2008 | 18:30
Heureka! Ich habs! ;D

Also mir hat die Diskussion jetzt was gebracht. Es war eigentlich völlig offensichtlich und man kann jetzt sagen, es war die ganze Zeit schon da und sowieso völlig klar, aber niemand hat es gesagt wo es nötig gewesen wäre: Die Kreativität!

Man kann das schon in Interaktion oder Verhandlung oder auch in den Rollen sehen, aber das entscheidende ist da immer die Kreativität. Alle Mitspieler müssen was beitragen können, nicht nur akzeptieren! Das ist eigentlich auch der Kernpunkt für mich bei den Rollen.

Damit und mit der Abgrenzung Spiel kann man alles was man will genau eingrenzen.

Alle Formen des Erzählens sind in Bezug auf die Kreativität völlig ungleich. Schauspieler spielen für ein Publikum das nicht kreativ beteiligt ist also keine "Rolle" im Sinne der Interaktion hat. Spiele ich alleine mit einem Buch wird niemand kreativ! Zumindest nicht in dem Moment. usw.
Titel: Re: Zur Hölle, was ist denn Rollenspiel eigentlich?!?
Beitrag von: Funktionalist am 11.07.2008 | 18:39
Erst dachte ich sehr guter Punkt, aber eine Gleiche Verteilung zu fordern ist sehr stark, denn auch beim klassischen RollenSpiel ist die Kreativität ungleich verteilt.

Es bleibt, dass Alle Spieler einen Einfluss auf die Spielwelt haben.

Sehr gut!!
ich editiere mal meinen Vorschlag da oben.

Titel: Re: Zur Hölle, was ist denn Rollenspiel eigentlich?!?
Beitrag von: Dr.Boomslang am 11.07.2008 | 18:43
Ich fordere ja keine gleiche Verteilung, sondern nur dass man selbst Fiktion kreiert die mit anderer Fiktion durch den Prozess der Verhandlung in Einklang gebracht werden muss. Es kommt nur drauf an ob überhaupt, nicht wie viel, das ist uninteressant.
Titel: Re: Zur Hölle, was ist denn Rollenspiel eigentlich?!?
Beitrag von: Crimson King am 11.07.2008 | 18:49
Ich versuche es mal vom Hofrat inspiriert nicht genetisch:

Es ist nötig, dass:
-alle Spieler sich gedanklich in der gleichen fiktionalen Spielwelt befinden und (EDIT) kreativen Einfluss auf sie ausüben.
-Verhandlungen (moderiert, oder unmoderiert) entscheiden über Veränderungen der Spielwelt, die wiederum Einfluss auf die Argumente der Verhandlung hat.
- Es wird eine Rolle innerhalb der Spielwelt Übernommen und so zuimndest zeitweise aus Sicht eines Agenten in der Spielwelt geschildert/die Spielwelt gesehen.


 :d
Titel: Re: Zur Hölle, was ist denn Rollenspiel eigentlich?!?
Beitrag von: Funktionalist am 11.07.2008 | 19:03
@Boomslang
Arg, sorry. habe aus einem "nicht völlig ungleich" ein "annähernd gleich" gemacht und es nicht als Untertreibung gelesen.

@Def.
man sollte noch hinzufügen:

"Werden die notwendigen Bestandteile als Spiel empfunden, handelt es sich um ein Rollenspiel in unserem Sinne"
Titel: Re: Zur Hölle, was ist denn Rollenspiel eigentlich?!?
Beitrag von: Dr.Boomslang am 11.07.2008 | 19:51
Im Rückblick sehe ich auch grade dass Eulenspiegel diese Definition hier (http://tanelorn.net/index.php/topic,42100.msg791002.html#msg791002) schon hatte. Nur schade dass er dann nachher selber davon abgerückt ist, weil es irgendwie einen Konflikt mit Erzählspielen gab.
"Einfluss auf den SIS" kann man eben auch missverstehen als Einfluss durch den Verhandlungsprozess, der ja auch durchaus passiv und/oder nicht fiktional sein kann. So hatte ich das da zumindest verstanden und deshalb nicht als neu beachtet.

Besser ist man betont den Aspekt der Verhandlung von Fiktion durch das Schaffen eigener Fiktion. Es geht ja immer darum unterschiedliche Fiktion zu einer gemeinsamen zu integrieren, nicht nur sich auf irgendwas zu einigen was man sich gemeinsam vorstellt.
Interaktion und kreativer Einfluss sind da nicht zu trennen. Das war bisher noch in keiner Definition für mich klar zu erkennen.

Viele haben das wahrscheinlich auch schon mit Interaktion gemeint, obwohl das nicht ganz richtig wäre denn es gibt durchaus Interaktion ohne kreative Beteiligung z.B. zwischen Schauspielern, Erzählern o.ä. und Publikum.

Wie gesagt, neu ist es ja nicht, nur ist es mir zumindest jetzt klarer.
Titel: Re: Zur Hölle, was ist denn Rollenspiel eigentlich?!?
Beitrag von: Funktionalist am 11.07.2008 | 20:57
Ich sehe da den Unterschied nicht.

EInfluss auf den gemeinsamen Vorstellungsraum nehmen vs. kraetiv den Vorstellungsraum mitgestalten

Man sollte es villeicht ausdrücklich erwähnen, dass es auf den Input ankommt und das Verhandeln, ob dieser umgesetzt wird, von der Äußerung des Inputs getrennt sein kann.

Eulenspiegel hatte in seiner Def allerdings das übernehmen einer Roll/Schildern in Perspektive ausgelassen, das viele Erzählspiele ausschließt.

ich lese mir morgen nochmal die Seiten nach Eulenspiegels Def durch.
 besten gruß,
Alex
Titel: Re: Zur Hölle, was ist denn Rollenspiel eigentlich?!?
Beitrag von: Settembrini am 11.07.2008 | 21:05
Kurzum. Man kann das = Abenteuerrollenspiele auch ersatzlos streichen. :)

Reinecke war der letzte, der was sinnvolles gepostet hat.

Antwort: Nein, kann man nicht. Du kannst es anders nennen. Puristen behaupten, nur die historisch gewachsenen D&D-Derivate sind überhaupt Rollenspiele. Ich nenne die lieber ARS, weil es deutlicher macht, daß sie ein Paket aus Tradition und objektiven Eigenschaften sind. Und gerade deswegen kann man den Namen nicht streichen. Nenne es meinetwegen anders.

Aber wenn du es auch einfach RSP nennst, dann ist der Begriff doppelt belegt, unschön.

Da Weseley Adventure Games vorschlug, und jahrzehntelang auf TD "adventure gaming" stand, ist es recht und billig usw. usf.

*TD = The Dragon
Titel: Re: Zur Hölle, was ist denn Rollenspiel eigentlich?!?
Beitrag von: Dr.Boomslang am 11.07.2008 | 21:38
Einfluss auf den gemeinsamen Vorstellungsraum nehmen vs. kraetiv den Vorstellungsraum mitgestalten
Einfluss muss nicht kreativ sein, das ist der Unterschied. Und der war eben noch nicht so klar.
Wenn es um Fiktion geht heißt kreativ sein eben eigene Fiktion zu schaffen, selber was zu erzählen. Verhandeln und Einigen bedeutet erstmal nur das ich Sachen auch ablehnen kann. Einfluss kann dann bedeuten ich benutze ein vorgegebenes System. Ich kann z.B. auf einem Spielbrett Einfluss ausüben wenn ich Figuren nach Regeln hin und her schiebe. Wenn ich das per Konvention an eine Vorstellung binde kann ich indirekt Einfluss ausüben (das war ja die ganze Zeit der Vergleich zu Brettspielen u.ä). Das reicht aber eben nicht für ein Rollenspiel, weil ich hierbei selber in Bezug auf die Fiktion nicht kreativ werden kann. Alle Bindungen von Spielbrett zu Fiktion sind fest und werden als Teil des Spiels nicht verhandelt. Ich kann nichts neues schaffen, also nichts kreieren.
Da liegen doch die viel beschworenen unendlichen Möglichkeiten des Rollenspiels gegenüber allen anderen Spielen.

@ Setti
War mir klar dass du natürlich alles schon genau so wusstest / alles irrelevant ist. Gut dass es leicht fällt dir zu glauben dass du nur zu dämlich / zu arrogant bist es auch zu erklären.
Aber danke dass du trotzdem was sinnvolles sagen konntest.
Titel: Re: Zur Hölle, was ist denn Rollenspiel eigentlich?!?
Beitrag von: Settembrini am 11.07.2008 | 21:42
Häh?

TUUUT?
Titel: Re: Zur Hölle, was ist denn Rollenspiel eigentlich?!?
Beitrag von: Settembrini am 11.07.2008 | 22:23
TUUUUT  ~;P

Warum haben denn nun wieder die Laufvögel ohne Flugfähigkeit übernommen?
Titel: Re: Zur Hölle, was ist denn Rollenspiel eigentlich?!?
Beitrag von: Beral am 11.07.2008 | 22:35
Kreativität als Alleinstellungsmerkmal reicht nicht aus. Aber der Punkt ist interessant.

Es wird immer wieder der SIS als Notwendigkeit angeführt, aber das bezweifle ich. Ich behaupte, Rollenspiel kann auch in einem individuellen Vorstellungsraum stattfinden. Und zwar wenn ich mir eine Spielwelt mit klaren Regeln ausdenke und in dieser Spielwelt Rollen übernehme (z.B. abwechselnd die Handlung des Bösewichts und des guten Ritters). Den Verhandlungsprozess führe ich mit mir selbst durch.

Oder nicht?
Titel: Re: Zur Hölle, was ist denn Rollenspiel eigentlich?!?
Beitrag von: Drudenfusz am 12.07.2008 | 04:57
Kreativität ist etwas schönes, nur ist sie etwa genauso präzise wie der Begriff Rollenspiel oder Liebe oder oder oder...
Ihn also zur Beschreibung von Rollenspiel heranzuziehen ist also eher fragwürdig.
Nicht das wir uns mißverstehen, glaube das Kreativität durchaus zum Rollenspiel gehört, aber meine Kreativität kann auch ohne Rollenspiel in Bezug auf Vorstellungswelten freiwerden, zum Beispiel weil man ein Bild eines Charakters malt von welchem man in einem Roman gelesen hat (und das hat mit Rollenspiel nichts mehr zu tun, man siehe sich auch einfach mal Fan-Fiction und Fan-Art zu allem möglichen an).
Deshalb ist auch Kreativität kein Abgrenzungsmerkmal.
Titel: Re: Zur Hölle, was ist denn Rollenspiel eigentlich?!?
Beitrag von: Maarzan am 12.07.2008 | 05:44
Wie wäre es bei der Verbindung von Einfluss und SIS mit:

Bein einem Rollenspiel zeichnet sich der eigentliche Rollenspielakt durch die Einflussnahme auf den SIS durch die idealerweise nur durch die SIS selbst beschränkte Entscheidungsfindung für eine Entität innerhalb dieses SIS und deren Auflösung nach den zu diesem Zeitpunkt gültigen durch den SIS bestimmten Regeln für diese Entität aus.

Rollenspiel wäre demnach ein Rückkopplungsmechanismus Spielwelt prägt Entität -> Entität verändert Spielwelt

Hilfsaktionen, welche den SIS bzw. dessen Regeln anderweitig verändern, bzw. die Grundaufstellung erst generieren - sei es durch den Spielleiter oder Player enpowerment - stehen dem nicht entgegen, solange es eine Trennung zwischen diesem Rollenspielmodus und dem Hilfsmodus gibt.

Titel: Re: Zur Hölle, was ist denn Rollenspiel eigentlich?!?
Beitrag von: killedcat am 12.07.2008 | 08:24
Bein einem Rollenspiel zeichnet sich der eigentliche Rollenspielakt durch die Einflussnahme auf den SIS durch die idealerweise nur durch die SIS selbst beschränkte Entscheidungsfindung für eine Entität innerhalb dieses SIS und deren Auflösung nach den zu diesem Zeitpunkt gültigen durch den SIS bestimmten Regeln für diese Entität aus.

Rollenspiel wäre demnach ein Rückkopplungsmechanismus Spielwelt prägt Entität -> Entität verändert Spielwelt

Hilfsaktionen, welche den SIS bzw. dessen Regeln anderweitig verändern, bzw. die Grundaufstellung erst generieren - sei es durch den Spielleiter oder Player enpowerment - stehen dem nicht entgegen, solange es eine Trennung zwischen diesem Rollenspielmodus und dem Hilfsmodus gibt.

Öhm...
okay - ich bin ja mal gespannt, auf welche Definition ihr euch mal eingigen werdet. Aber wenn die hinterher so aussieht, werde ICH sie nicht verwenden. Weil ich sie nicht verstehe. Ich denke auch, dass sie dann nur für die Theorie geeignet ist. Wenn Forge-Begriffe in der Defintion sind (SiS gehört glaube ich dazu) ist sie gar nur für die geeignet, welche sich mit den Ergebnissen der Forge (zumindest zum Teil) identifizieren können.

Das soll niemenden davon abhalten, eine solche Definition zu finden, ich möchte nur auf den eingeschränkten Nutzen hinweisen. Ich weiß ja nicht, wozu diese Unterscheidung Rollenspiel / andere Spiele hinterher dienen soll.
Titel: Re: Zur Hölle, was ist denn Rollenspiel eigentlich?!?
Beitrag von: Maarzan am 12.07.2008 | 08:43
Dann versuche ich es einmal "weltlicher" zu formulieren.

Rollenspiel ist, wenn man sagt, was ein Etwas (weil man ja von der Einzelperson in der Definition wegkommen will) in der Spielwelt macht, und dabei auf die Zustände und Regeln aufbaut, die für dieses Etwas in der Spielwelt gerade gelten.
Durch dieses Machen wird wiederum die Spielwelt aus sich selbst heraus verändert und bildet die Grundlage weiterer Aktionen (Rückkopplung).

Spielleiter und ähnliche von außen stammende Eingriffe wären damit erst einmal außen vor, sind aber Teil von dem, was man bei Rollenspielen so beobachtet. Also soll als Zusatz so ein (meist nötiger) Einfluss erlaubt werden, solange er von dem eigentlichen Rollenspielakt getrennt ist.


Das ganze wird deshalb so gestelzt, weil ja auch der letzte Exot mitberücksichtigt sein will.

Titel: Re: Zur Hölle, was ist denn Rollenspiel eigentlich?!?
Beitrag von: 6 am 12.07.2008 | 10:14
Sag mal ein paar schlagkräftige Argumente warum es die Kreativität nicht ist.
Du glaubst gar nicht wie kreativ die Leute beim Ausarbeiten von Strategien und Taktiken für diverse Brettspiele werden...
Titel: Re: Zur Hölle, was ist denn Rollenspiel eigentlich?!?
Beitrag von: Merlin Emrys am 12.07.2008 | 10:34
Warum haben denn nun wieder die Laufvögel ohne Flugfähigkeit übernommen?
Die Sache mit den toten Pferden... Lebende Strauße tragen einen weiter ;-) .

Gibt es eine Form von Rollenspiel, in dem kreative, innovative Charakterhandlung nicht vor kommt?
Gibt es eine Form von Nicht-Rollenspiel, die aus kreativer, innovativer Charakterhandlungen entsteht?
Ich würde ersteres vermutlich dann als "Nicht-Rollenspiel" einstufen. Aber das zweite scheint mir vorkommen zu können. Und zwar dann, wenn ich Romane "verarbeite". Dann beschäftigen sich meine Gedanken mit den Charakteren und der Handlung, ich überlege, ob nicht meiner Vorstellung nach andere Handlungen sinnvoller gewesen wären und welche Folgen sie gehabt hätten...
Auch das wäre für mich kein Rollenspiel, weil ich die Rollen nicht aus einer "ich"-Perspektive führe. Ich spiele gedanklich mit ihnen, aber ich spielen nicht gedanklich sie (anders als Jimmy z.B.). Wie kreativ und innovativ ich dabei werde, darüber kann man natürlich streiten... aber so ein bisschen doch schon.

@ Maarzan: Ich würde es für eine gute Teildefinition halten, nur eben noch nicht ganz vollständig... aber ich sehe auch die Notwendigkeit nicht so ganz, die Exoten zu berücksichtigen.
Titel: Re: Zur Hölle, was ist denn Rollenspiel eigentlich?!?
Beitrag von: Maarzan am 12.07.2008 | 11:32


 aber ich sehe auch die Notwendigkeit nicht so ganz, die Exoten zu berücksichtigen.

Ich eigentlich auch nicht, aber da ich etwas Langeweile habe, habe ich auch mal versucht nett zu sein. ;)

Wenn man sagt, Storysteller, Tabletopper und Larper sind raus, gucken manche Leute so böse  ... .


Ja, das stimmt. Kreativität im allgemeinen Sinn ist kein Alleinstellungsmerkmal für Rollenspiel.
Aber vielleicht die Kreativität in Bezug auf eine Charakterhandlung?

Es geht beim Rollenspiel natürlich auch um die Kreation eines gemeinsamen Vorstellungsraumes im Allgemeinen und um Fiktion, aber im Speziellen vor allem um die Kreation von Charakterhandlungen.
Die Kreation einer Fiktion unterscheidet die bloße Erstellung einer Fiktion in der Hinsicht, dass sie in irgend einer Weise innovativ sein muss.

Gibt es eine Form von Rollenspiel, in dem kreative, innovative Charakterhandlung nicht vor kommt?
Gibt es eine Form von Nicht-Rollenspiel, die aus kreativer, innovativer Charakterhandlungen entsteht?

kreativ und innovativ sind leider auch so Worte, die man nicht unbedingt immer gleich verstehen muss.

Man kann sicherlich pro forma Rollenspielen, indem man die Charakterhandlungen steril und quasi im Automatikmodus ausführen läßt, heck- es gibt Leute die scheinen real so zu leben.

Umgekehrt gibt es genug Werke mit innovativen und kreativen Charakterhandlungen, wenn ich jetzt nicht die falsche Definition von Charakterhandlungen benutze.

Ich würde mal sagen, dass der Unterschied beim Schreiben einer Geschichte meist eben in der nicht geschlossenen Stufe der Charakterhandlung liegt, sondern in der ich vermutlich mal für diesen Zweck natürlicheren integrierten Sichtweise aufs Ganze.
Wenn aber ein Autor und Tagträumer diesen inneren Wechsel zwischen Charakterführung und Weltrückkopplung bewußt und gewissenhaft vollführen würde, könnte das schriftliche Ergebnis durchaus so etwas wie ein Rollenspiellog sein, die Erschaffungsprozedur also Rollenspiel. Im Extrem könnte dies sogar durch einen würfelnden Autor passieren.
Durch den Kontrollverlust als Autor kann bzw. wird dies häufig natürlich zu einem Qualitätsverlust für den Leser führen, der eben spätestens durch den Mangel an eigener Involviertheit inkl.- Einflussmöglichkeiten nicht die besondere Identifikation eines Spielers hat, der sozusagen unter Adrenalin den einen und anderen Stolperer eher verzeiht oder gar erwartet im Gegensatz zu dem distanzierteren Leser.
Titel: Re: Zur Hölle, was ist denn Rollenspiel eigentlich?!?
Beitrag von: wjassula am 12.07.2008 | 12:39
Zitat
Ansonsten braucht man für ein Phänomen wie das Hobby keine Axiome. Sondern Zeitungsleserwissen, sprich (triviale) geisteswissenschaftliche Diskursweise.
Axiome und Beweise können nach Hause gehen.

Ebenso können alle biologischen Determinismen nach Hause gehen, aber das ist eine andere Geschichte...

Es war mir wichtig zu posten, dass das sehr stimmt.
Titel: Re: Zur Hölle, was ist denn Rollenspiel eigentlich?!?
Beitrag von: Maarzan am 12.07.2008 | 13:04


In der Kreativität liegt insofern der Anspruch einer gewissen Undefiniertheit durch die Regeln. Also der kommunikative Prozess zwischen den Spielern, der zur Fiktion führt. Ein kommunikativer Prozess, der eine einmalige Übereinkunft darstellt, die nicht mit einer Spielregel gleichzusetzen ist, weil sie nur in diesem einen Fall Gültigkeit hat. Das ist - zumindest in meinen Augen - schon eine Beschreibung mit der man etwas anfangen kann. Hast dafür jemand ein Gegenbeispiel?


Also Kreativität als ein "Über die fixierten Regeln des Spiels" hinausgehen können, denn die Regeln bezüglich der Person und Handlung aus der Spielwelt bleiben doch wohl erhalten, oder?

Dann sollte aber auch die Möglichkeit der entsprechenden Rückwirkung auf die Spielwelt vorgesehen sein, denn solange ich mit meinen Charakterhandlungen im "Fluff" bleibe, ist auch bei Brettspielen einiges möglich. Ich darf hier nur keine Rückkopplung erwarten.

Wie sieht es aber in den Fällen aus, wo es keine fixierten Regeln gibt, über die man dann herauswachsen könnte, also z.B. gemeinschaftliches Geschichtenerzählen oder eben auch sehr freiem Rollenspiel.

Sollte man dann nicht eher umdrehen und sagen: Trotz des immer begrenzten Abdeckungsraum von Spielregeln, darf die Kreativität/Bandbreite der Handlungsoptionen bei einem Rollenspiel nur aus der Spielwelt, bzw. der Existenz des Chars darin selbst begrenzt sein?

Titel: Re: Zur Hölle, was ist denn Rollenspiel eigentlich?!?
Beitrag von: Funktionalist am 12.07.2008 | 13:21
Eine Interaktion ist dann Rollenspiel, wenn.
-alle Spieler sich gedanklich in der gleichen fiktionalen Spielwelt befinden und (EDIT) kreativen Einfluss auf sie ausüben.
-Verhandlungen (moderiert, oder unmoderiert)  über Veränderungen der Spielwelt entscheiden, die wiederum Einfluss auf die Argumente der Verhandlung hat.
- Es wird eine Rolle innerhalb der Spielwelt Übernommen und so zuimndest zeitweise aus Sicht eines Agenten in der Spielwelt geschildert/die Spielwelt gesehen.

Der kreative Einfluss auf den Vorstellungsraum äußert sichdarin, dass jeder Spieler Dinge hinzuerfinden kann, zumindest in kleinem Rahmen.
Als uralt DnDler: Ich kann von Dingen aus der Vergangenheit meines Chars erzählen, die nie gespielt wurden, ich kann meinem Char auf einmal cholerische Züge geben, oder ihn/sie sich in die Barmaid verknallen lassen...

Das aushecken der besten Attacke-Parade Kombination fällt da allerdings nicht drunter.
@Marzaan
Ich eigentlich auch nicht, aber da ich etwas Langeweile habe, habe ich auch mal versucht nett zu sein. ;)

Wenn man sagt, Storysteller, Tabletopper und Larper sind raus, gucken manche Leute so böse  ... .
 
Ich zum Beispiel. ;D
Rollenspiel ist halt mehr geworden als Kellerplündern. Es ist noch echtes Rollenspiel(tm), sowie anders moderiertes Spiel und und und... dazugekommen.

@Seettembrini
konstruktive Phase schon vorbei? naja, wäre ja zu schön gewesen. Vom Tonfall abgesehen hat es mal Spaß gemacht Dich als Teilnehmer an einer Diskussion dabeizuhaben.  ;)

sers,
Alex
Titel: Re: Zur Hölle, was ist denn Rollenspiel eigentlich?!?
Beitrag von: Arbo am 12.07.2008 | 14:14
-alle Spieler sich gedanklich in der gleichen fiktionalen Spielwelt befinden und (EDIT) kreativen Einfluss auf sie ausüben.

Hm, wie willst Du sicher stellen, dass sich alle (!) gedanklich in der gleichen (!!) fiktionalen (!!!) Spielwelt befinden?

JedeR besitzt doch einen eigenen Kopf und denkt sich (!) selbst diese Spielwelt. Daher müsste es eher um die subjektiven Spielwelten gehen, die sich - wahrnehmbar - überlappen und dieses multi-interpretative Spielweltsubstrat wird dann mittels kreativem Einfluss verändert.


@ Generell:

Identifizieren oder nicht? Klärt bitte vorher mal ab, was denn "identifizieren" heißt oder wie weit das geht. Ich persönlich finde es doch ziemlich haltlos, zu sehr auf einer einseitigen "Identifikation" zu verharren. Wann beginnt die denn? Ich meine, Rollenspiel ist das gedankliche Spielen in subjektiv fiktiven Räumen, dazu gehört Theaterspielen und mit insbesondere hohem improvisierten Anteil, Rollenspiel findet sicher auch beim Lesen statt oder von mir aus auch beim Tagträumen. Es wäre mir auch viel zu verkürzt, wenn so getan wird, als ob "Berge spielen" kein Rollenspiel ist, weil das kein Charakter und entsprechend keine Identifikation mit sich führt. Wenn ich mir überlege, was PP'n'P ist ... lassen sich auch ganz andere "gegenständliche" RS denken ... bei denen diese bornierte Einteilung schon mal gar nicht klappt.

Also nochmal: Wann beginnt "Identifikation" eigentlich? Erfordert nicht selbst schon das "gedankliche Spielen" eine gewisse Akzeptanz "fiktiver" Vorstellungen (aka fiktive Spielwelt) und ist mithin auch durch einen gewissen Teil "Indentifikation" - nämlich als "Rolle" in dieser Spielwelt - gekennzeichnet? Außerdem schließt das Bild, welches ein "Beobachter" von einer Person haben kann (Draufsicht), nicht aus, dass dieser Beobachter sich ebenso mit dieser Person/Rolle identifiziert: In dem Fall wird die Perspektive geändert, O.K. ... Aber das Ganze ohne Identifikation? Ich meine, überall da, wo es Interesse gibt, muss doch zumindest ein Bezug zu sich selbst hergestellt sein ... und ist das nicht auch ein gewisses Maß an Identifikation?

Btw.: Vielleich sollte mensch sich auch mal von der Vorstellung trennen, das eine RS-Welt immer so fassbar ist, wie mensch sich das auch gerne "wünscht". Das zeigt sich auch schön am Punkt "Kreativität", der oben aufgeworfen wurde. NIEMAND kann einer Person verbieten, NICHT kreativ zu sein. Um was es wohl wirklich geht, ist, inwiefern die persönliche Kreativität kommuniziert und wahrgenommen wird und wie sie entsprechend in ein "Spielweltsubstrat" einfließen kann. Das hat dann auch mit "Machtverhältnissen" zu tun, was im Übrigen wieder zeigt, welche Wechselwirkungen zwischen "realer" Welt und dem multi-interpretativen Spielweltsubstrat existieren.

Arbo
Titel: Re: Zur Hölle, was ist denn Rollenspiel eigentlich?!?
Beitrag von: Dr.Boomslang am 12.07.2008 | 14:16
Ich habe glaube ich alles wichtige gesagt. Langsam wird es allerdings etwas ermüdend. Ich glaube TW und Destruktive Kritik haben schon den Kern dessen erfasst was ich sagen wollte.

Man muss alles im Zusammenhang betrachten Kreativität alleine definiert schon mal gar nix, es war hier nur das letzte Puzzle-Teil.

Es hat nichts mit über die Regeln hinaus gehend zu tun und Charaktere sind nicht notwendig, nur Rollen. Wenn man eine Rolle festlegt wie etwa, "der Spieler spielt seinen Charakter", oder "der SL spielt NSC und die Welt", dann ist da alles drin enthalten was Kreativität betrifft. Ohne Kreativität in der Fiktion sind diese Rollen nicht sinnvoll beim Rollenspiel auszufüllen. Vom Spieler der eine Rolle bekommt wird erwartet fiktionale Inhalte seine Rolle betreffend selbst zu erfinden, ob das ein Charakter ist oder nicht. Anders kann er nicht am Verhandlungsprozess teilnehmen und gleichzeitig das Spiel richtig spielen.

In einem Brettspiel braucht man aber keine neuen fiktionalen Inhalte beisteuern, sondern nur das benutzen was schon da ist. Ja man kann sogar gar keine eigenen Inhalte die Fiktion betreffend beisteuern, außer man erweitert das Spiel selbst, und dann geht man eben in Richtung Rollenspiel, was natürlich durchaus möglich ist.
Klar kann jemand auch bei Strategien kreativ werden oder er wird dabei kreativ seine Mitspieler zu bescheißen, aber das ist klarerweise nicht gemeint.

Also Definition: Rollenspiel ist die Verhandlung von geteilter Fiktion. Diese Verhandlung entsteht durch das Schaffen von fiktionalen Inhalten durch alle beteiligten Spieler und die Bewertung der Interaktion dieser Inhalte.

Wie man sieht ist gegenüber meiner ursprünglichen Definition von Seite 3 oder so, nur das "Schaffen fiktionaler Inhalte" aka Kreativität hinzu gekommen, bzw. es ist nicht hinzu gekommen, es war auch schon vorher da, nur ist jetzt ein deutlicher Bezug zum Verhandlungsprozess hergestellt der vorher fehlte.
PS: Man kann jetzt die "Rolle" im Rollenspiel schon leicht erkennen, bzw. leicht dazu definieren, indem man einfach die Rolle mit dem kreativen Eigenanteil jedes Spielers identifiziert.
Titel: Re: Zur Hölle, was ist denn Rollenspiel eigentlich?!?
Beitrag von: Crimson King am 12.07.2008 | 14:22
Der Rollenaspekt fehlt allerdings noch. Ich kann auch nicht sehen, dass der implizit gegeben ist.
Titel: Re: Zur Hölle, was ist denn Rollenspiel eigentlich?!?
Beitrag von: Arbo am 12.07.2008 | 14:26
Das mit den Brettspielen sehe ich anders, da meines Wissens nach fast alle mit fiktiven "Räumen" verbunden sind ... sprich Vorstellungen, die über ein konturloses Spielbrett und ebensolche Spielfiguren usw. usf. hinausgehen. Mit anderen Worten, da haben sicher zumindest in der Entstehung "Fantasien" eine Rolle gespielt. Beim Spiel selbst müssen die auch "irgendwie" noch eine Rolle spielen, sonst bräuchte mensch wirklich nur mit farblosen Blipps oder einfachen Steinen spielen. Selbst Schach besitzt Figuren, mit charakterisierenden Namen und ganz bestimmten Eigenschaften. Ansonsten reicht auch ein Blick in diverse Spielanleitungen von Gesellschaftsbrettspielen: Im Vergleich zu manchenm Regelwerken im RS-Bereich nehmen die sich nichts.

Zur Definition: Da würde ich lieber von Verhandlungsprozessen reden ... weil sich durchaus auch Rückkopplungs- und Wechselwirkungsschleifen ergeben, die eine "Verhandlung" nicht abschließen.


@ Crimson King:

Der Aspekt ist im "fiktionalen Inhalt" enthalten, da es sich bei dieser Rolle - zumindest zum Teil - um einen fiktionalen Inhalt handelt. "Rolle" würde das ggf. zu sehr auf "Personen" fokussieren.
Titel: Re: Zur Hölle, was ist denn Rollenspiel eigentlich?!?
Beitrag von: Crimson King am 12.07.2008 | 14:33
Fiktionaler Inhalt kann aber auch ohne Rollen geschaffen, verhandelt und geändert werden.

Es muss in die Definition, dass das Verhandeln der Fiktion über die Rollen geschieht.
Titel: Re: Zur Hölle, was ist denn Rollenspiel eigentlich?!?
Beitrag von: Arbo am 12.07.2008 | 14:40
Nö, muss ja auch nicht über die Rollen geschehen. Gut, die können "intermediär" eine Rolle spielen (haha, Wortspiel ;) ). Aber m.E. ist "fiktionaler Inhalt" eine übergeordnete Kategorie, die z.B. durch den Begriff "Rolle" näher beschrieben sein kann. Mit anderen Worten: Dass dies über Rollen geschieht, wird nicht ausgeschlossen, aber es wird auch nicht zu sehr ein Fokus darauf geworfen.

(Mal als Beispiel: Bei zwei oder mehreren SpielleiterInnen ist das mit der Rolle nicht mehr so einfach. Ebenso, wenn einE SpielerIn eine Idee zum Spielweltsubstrat hat. Das kann sich auch auf einen "Logikfehler" beziehen, der von allen als solcher wahrgenommen und dann entsprechend verändert wird.)
Titel: Re: Zur Hölle, was ist denn Rollenspiel eigentlich?!?
Beitrag von: Eulenspiegel am 12.07.2008 | 14:41
Hm, wie willst Du sicher stellen, dass sich alle (!) gedanklich in der gleichen (!!) fiktionalen (!!!) Spielwelt befinden?
Bevor wir diese Frage erläutern können, müssen wir erstmal klären, was Spielwelt überhaupt ist.
In dem Thread Definitionssuche: Was ist eine Spielwelt? (http://tanelorn.net/index.php/topic,42097.0.html) kamen wir ja zu einer vorläufigen Definition, nach der man innerhalb einer Gruppe per Definition nicht in unterschiedlichen Spielwelten spielen kann.

Aber vielleicht meinst du auch keine Spielwelt, sondern einfach nur unterschiedliche Vorstellungsräume.

Zitat
Identifizieren oder nicht? Klärt bitte vorher mal ab, was denn "identifizieren" heißt oder wie weit das geht.
Ich denke, das istd er Unterschied, der im englischen auch häufig mit "actor stance" vs. "author stance" bezeichnet wird:
Beim "author stance" betrachtet man die gesamt Situation als Autor und sieht den SIS eher als Roman an.
Beim "actor stance" sieht man die Handlung aus der Sicht einer Entität. (Ob die Entität nun ein Mensch, Tier, Plüschtier, Waschmaschine oder sonstwas ist, ist egal.)

Aber festzustellen ist, dass "author stance" halt eher bei Romanautoren Anwendung findet, während "actor stance" eher bei Rollenspielen anzufinden ist. (Die Verhandlung über einen gemeinsamen SIS, gibt es auch bei Autoren, wenn mehrere Autoren an einem Roman schreiben.)

Zitat
Ich persönlich finde es doch ziemlich haltlos, zu sehr auf einer einseitigen "Identifikation" zu verharren. Wann beginnt die denn? Ich meine, Rollenspiel ist das gedankliche Spielen in subjektiv fiktiven Räumen, dazu gehört Theaterspielen und mit insbesondere hohem improvisierten Anteil,
Jain. Improvisationstheater würde ich durchaus als Rollenspiel bezeichnen. (Vor allem, da sich der Schauspieler ja auch mit seiner Rolle identifiziert und auch Einfluss auf den SIS hat, da er seine Handlungen selber bestimmen kann.)

Nichtimprovisiertes Theater ist jedoch kein Rollenspiel, da der Schauspieler keinen Einfluss auf den SIS hat. (Und die Autoren des Stückes betreiben auch kein Rollenspiel, da sie sich im Gegensatz zu den Schauspielern nicht mit den Rollen identifizieren/den SIS aus dem Blickwinkel einer Rolle/Entität betrachten.)

Zitat
Also nochmal: Wann beginnt "Identifikation" eigentlich? Erfordert nicht selbst schon das "gedankliche Spielen" eine gewisse Akzeptanz "fiktiver" Vorstellungen
Also "Identifikation" existiert, sobald du den SIS aus dem Blickwinkel einer Entität des SIS wahrnimmst. (Sobald du den SIS also nicht von außen, sondern von Innen betrachtest.)
Titel: Re: Zur Hölle, was ist denn Rollenspiel eigentlich?!?
Beitrag von: Dr.Boomslang am 12.07.2008 | 14:42
Fiktionaler Inhalt kann aber auch ohne Rollen geschaffen, verhandelt und geändert werden.
Ja? Wie denn? Bei einer geteilten Vorstellung...

Man kann noch betonen dass jedem Spieler immer irgendwann und irgendwie ein Bereich zugeordnet ist. Aber ich sehe dass schon als gegeben. Vielleicht sollte man es noch klarer ausdrücken.

Vielleicht geht es auch um den Begriff Rolle. Damit meine ich die Rolle des Spielers. Der kann auch die Rolle "der Welt" übernehmen oder sowas, da muss kein Charakter, keine Person gemeint sein, das ist nur ein Bereich in dem der Spieler in dem Moment eben kreativ werden darf und muss.
Titel: Re: Zur Hölle, was ist denn Rollenspiel eigentlich?!?
Beitrag von: Crimson King am 12.07.2008 | 14:51
Ja? Wie denn? Bei einer geteilten Vorstellung...

Entscheidend ist, dabei eine Rolle innerhalb der Vorstellung einzunehmen.

Eine Handvoll Autoren können auch gemeinsam eine Geschichte erschaffen, indem sie den Fortlauf der Geschichte untereinander ausdiskutieren. Dabei nehmen sie keine Rollen innerhalb des SIS ein, wirken aber auf diesen ein und nehmen Veränderungen des SIS auf, um sie weiterzuverarbeiten.
Titel: Re: Zur Hölle, was ist denn Rollenspiel eigentlich?!?
Beitrag von: Funktionalist am 12.07.2008 | 14:55
@Arbo
Zitat
Hm, wie willst Du sicher stellen, dass sich alle (!) gedanklich in der gleichen (!!) fiktionalen (!!!) Spielwelt befinden?

JedeR besitzt doch einen eigenen Kopf und denkt sich (!) selbst diese Spielwelt. Daher müsste es eher um die subjektiven Spielwelten gehen, die sich - wahrnehmbar - überlappen und dieses multi-interpretative Spielweltsubstrat wird dann mittels kreativem Einfluss verändert.

Du beschreibst die Auswirkungen von mangelhafter Kommunikation (perfekte gibt es nicht ;) ). Es reicht eigentlich, dass alle Spieler in der gleichen Spielwelt spielen wollen, das heißt bei Differenzen zu Verhandlungen bereit sind, bis es wieder passt ("ich dachte der Tisch stand bei der Tür...ui, dann machte das ja keinen Sinn...""gut, dann stehst du halt an der anderen Wand...""OK")
Wenn Dir eine Formulierung einfällt, die besser ist raus damit! ;D
Es geht ja nur um die Idee dahinter und darum ,dass man sie treffend formuliert.
(der einzige Unterschied zur Seite3 Def. ist auch nur, dass Boomslangs kreativer Schöpfungseinfluss auf die Spielwelt durch jeden Spieler, und sei nur im Rahmen seines Charakters, eingefügt wurde.)


Zitat
Ja? Wie denn? Bei einer geteilten Vorstellung...
Die ist ja nicht zwangsläufig gegeben. Beispiel Runde überlegt sich für die gleiche Spielwelt einen legendenhintergrund.
Titel: Re: Zur Hölle, was ist denn Rollenspiel eigentlich?!?
Beitrag von: Dr.Boomslang am 12.07.2008 | 15:02
Eine Handvoll Autoren können auch gemeinsam eine Geschichte erschaffen, indem sie den Fortlauf der Geschichte untereinander ausdiskutieren.
Naja, so lange sie innerhalb der Fiktion alle kreativ werden ist es auch ein Rollenspiel und nach meinem Begriff von Rolle übernehmen sie auch Rollen. Wenn z.B. der eine Autor sagt: "Jetzt sollte unser Held doch aber mal auf Widerstand stoßen, damit Dramatik rein kommt" und dann sagt der andere "Ok, dann kommt sein alter Feind Biff vorbei und haut ihm ordentlich was auf die Fresse". Dann kann man da Rollen sehen (Protagonist, Antagonist, Schicksal, Welt, wasauchimmer) und auch keinen wirklichen Unterschied mehr zu Rollenspiel.

Aber Vorrrrsicht! Hier geht es wieder um die "Methode Rollenspiel" nicht um das Gesellschaftsspiel Rollenspiel. Autoren spielen kein Spiel (Game), sondern sie wollen eine Fiktion für einen externen Konsumenten schaffen.

Wenn du Rolle ausschließlich über irgend ein Identitätsgefühl definieren möchtest, dann sehe ich das als höchst problematisch an, denn das ist eine ganz subjektive Sache.
Titel: Re: Zur Hölle, was ist denn Rollenspiel eigentlich?!?
Beitrag von: Settembrini am 12.07.2008 | 15:12

@Seettembrini
konstruktive Phase schon vorbei? naja, wäre ja zu schön gewesen. Vom Tonfall abgesehen hat es mal Spaß gemacht Dich als Teilnehmer an einer Diskussion dabeizuhaben.  ;)

sers,
Alex

Nee, Eure konstruktive Phase ist vorbei.  Ihr dreht euch im Kreis, und diskutiert an Sachen weiter, die schon geklärt waren.

Am besten atmet ihr durch, postet einen Tag nicht, lest nochmal von Anfang und macht dann weiter.
Titel: Re: Zur Hölle, was ist denn Rollenspiel eigentlich?!?
Beitrag von: Arbo am 12.07.2008 | 15:27
Bevor wir diese Frage erläutern können, müssen wir erstmal klären, was Spielwelt überhaupt ist.
In dem Thread Definitionssuche: Was ist eine Spielwelt? (http://tanelorn.net/index.php/topic,42097.0.html) kamen wir ja zu einer vorläufigen Definition, nach der man innerhalb einer Gruppe per Definition nicht in unterschiedlichen Spielwelten spielen kann.

Aber vielleicht meinst du auch keine Spielwelt, sondern einfach nur unterschiedliche Vorstellungsräume.

Jain. Ich meine, dass zunächst einmal jeder natürlich eine eigene Vorstellung hat. Aber wie willst Du davon ausgehen, dass es sich wirklich (!) um EINE Spielwelt handelt? Aufgrund der Tatsache, dass jede Person eine eigene Vorstellung hat, kannst Du m.E. nur davon ausgehen, dass es sich bei dem, was Du als "Spielwelt" beschreibst, nur um "Überlappungen" dieser subjektiven Vorstellungen über die Spielwelt handelt. Und das wird noch dadurch erschwert, dass Du nicht zu 100% sagen kannst, wie dieses "Substrat" kommunziert und wahrgenommen wird. Mit anderen Worten: Selbst wenn die SpielerInnen zu 100% die gleiche Vorstellung von Spielwelt besitzen, heißt das nicht, dass alles so wahrgenommen wird wie es "kommuniziert" wird.

Deshalb ist ja Kommunikation - hier auch verstanden als Prozess - so wichtig beim Rollenspiel.

Ich denke, das istd er Unterschied, der im englischen auch häufig mit "actor stance" vs. "author stance" bezeichnet wird:
Beim "author stance" betrachtet man die gesamt Situation als Autor und sieht den SIS eher als Roman an.
Beim "actor stance" sieht man die Handlung aus der Sicht einer Entität. (Ob die Entität nun ein Mensch, Tier, Plüschtier, Waschmaschine oder sonstwas ist, ist egal.)

Aber festzustellen ist, dass "author stance" halt eher bei Romanautoren Anwendung findet, während "actor stance" eher bei Rollenspielen anzufinden ist. (Die Verhandlung über einen gemeinsamen SIS, gibt es auch bei Autoren, wenn mehrere Autoren an einem Roman schreiben.)
Jain. Improvisationstheater würde ich durchaus als Rollenspiel bezeichnen. (Vor allem, da sich der Schauspieler ja auch mit seiner Rolle identifiziert und auch Einfluss auf den SIS hat, da er seine Handlungen selber bestimmen kann.)

Keine Ahnung, was die obigen Begriffe betrifft. Aber das was Du schreibst, scheint zunächst einzuleuchten.

Was dagegen eine pure Behauptung ist, sind solche Feststellungen, dass "author stance" eher bei RomanautorInnen Anwendung findet. Kann ja sein, dass die urpsrüngliche Intention darin lag, die oben von Dir beschriebenen Unterschiede herauszuarbeiten. Aber ich schließe nicht aus, dass selbst einE AutorInn sowohl "author stance" als auch "actor stance" betreibt. Schließlich gibt es auch unterschiedliche Erzählstile. Und unabhängig davon kannst du da keinem in den Kopf schauen: Vielleicht ist es ja eine Praxis, sich zunächst in eine "Rolle" zu versetzen, um dann später in der "Draufsicht" das zu schreiben, was drumrum geschieht. Vielleicht ist es auch eine Praxis, sich einen "Metaplot" auszudenken und sich dann (!) in die handelnden Personen einzudenken. Dabei können die Übergänge zu beidem fließen sind, sogar simultane Abhängigkeiten wären denkbar.

Insofern stimme ich Dir zu, dass eine derartige Unterscheidung sehr wohl Sinn macht. Sie aber tendenziell nur auf das Eine oder das Andere zu beziehen ist nicht zwangsläufig.

Nichtimprovisiertes Theater ist jedoch kein Rollenspiel, da der Schauspieler keinen Einfluss auf den SIS hat. (Und die Autoren des Stückes betreiben auch kein Rollenspiel, da sie sich im Gegensatz zu den Schauspielern nicht mit den Rollen identifizieren/den SIS aus dem Blickwinkel einer Rolle/Entität betrachten.)
Also "Identifikation" existiert, sobald du den SIS aus dem Blickwinkel einer Entität des SIS wahrnimmst. (Sobald du den SIS also nicht von außen, sondern von Innen betrachtest.)

Du lässt außer Acht, dass es selbst im Nichtimprovisierten Theater "Bereiche" gibt, die sehr wohl dem Einfluss der SpielerInnen unterliegen: Mimik, Haltung, Sprachfärbung usw. usf. ... All das sind Dinge, deren Rahmen sicherlich dem Drehbuch entspringt, dann allerdings doch im Verantwortungs- und Kreativbereich der SchauspielerInnen  unterliegt. Insofern lassen sich ein und die selbe Charakterperson unterschiedlich darstellen ... und schließlich auch interpretieren. Darüber ist demnach durchaus ein Einfluss auf Deinen SIS möglich. Und ob Autoren nicht auch einen Einfluss auf den SIS haben/hatten, ist aus obigen Gründen ebenfalls nicht auszuschließen. Warum sollte sich ein Autor in bestimmten Situationen nicht auch "identifizieren"? Wie gesagt, es gibt verschiedene Erzählstile usw. usf. ... sich nur auf "Entitäten" zu beschränken, ist zu verkürzt. Insofern ist m.E. auch der Zeitfaktor vernachlässigt.


@ Destruktive Kritik:

Jup, es geht aber auch um Wahrnehmung. Ich meine, klar, das geht alles nicht zu 100% ... und genau deshalb würde ich nicht zwangsläufig von EINER oder von der "gleichen" Spielwelt sprechen wollen. Es wäre schon viel geholfen, wenn erstmal erkannt wird, dass es Differenzen in der Wahrnehmung und der Kommunikation gibt. Dass also auch nicht von "einer" Spielwelt zu sprechen ist.

Vielleicht ist das vielen nicht so bewusst, aber gerade dass es diese eine Spielwelt nicht gibt, ist doch ein wesentliches Charakteristikum des Rollenspiels, wie wir es als Hobby betreiben: Es geht doch im Grunde sehr oft darum, einfach andere Perspektiven einzunehmen, herauszufinden, was übersehen wurde und wird sowie - im positiven Sinne - die anderen damit auch zu überrumpeln. ;)

Ansonsten stimme ich Dir zu ... letztlich läuft es darauf hinaus, dass die unterschiedlichen Vorstellungen in eine gewisse Richtung "fließen". Also "gewollt" ist schon eine "gemeinsame Spielwelt" ... irgendwie ... schon aus "Machtgründen" (ist ja schließlich die argumentative Referenz im Spiel). Aber geben wird es sie m.E. nur als Substrat.

Aber gut, vielleicht bin ich einfach nur konstruktivistisch angehaucht. ;)

Arbo
Titel: Re: Zur Hölle, was ist denn Rollenspiel eigentlich?!?
Beitrag von: Funktionalist am 12.07.2008 | 15:39
@Sett
da OT:
(Klicke zum Anzeigen/Verstecken)

@Arbo
Spielwelt als Substrat

da kommen dann wieder Ziele ins Spiel, was bedeutet, dass wir an den versch. Zielsetzungen scheitern werden.
Dabei habe all diese versch. Zielsetzungen den Willen gemein (aus welchen >Gründen auch immer), eine einheitliche Spielwelt in den Köpfen der Spieler zu erwecken (dafür werden dann Battlemaps benutzt, oder R-Maps, Charakterbeschreibungen, Ausrüstungslisten, Assoziative Stichwörter...).
Deshalb glaube ich, dass der Begriff einer gemeinsamen Vorstellung von der gleichen Spielwelt in die Definition gehört. Ob jetzt nur der Wald ein Buchenhallenwald, oder ein Mischwald ist, ist erstmal egal, da das bei Bedarf verhandelt wird und jeder Zugeständnisse an die mangelhafte Kommunikation macht. (Das ist so fundamental, das darf so breit unrelativiert rausschreien, oder?)

Wir reden hier doch gerade über eine Definition der MEthode, oder?
zuindest war das, was ich gepostet habe so gemeint und erwähnt deshalb weder Zielsetzung noch Anwendungsbereiche.
Titel: Re: Zur Hölle, was ist denn Rollenspiel eigentlich?!?
Beitrag von: Falcon am 12.07.2008 | 15:59
oh, mann. Settembrini hat auf jeden Fall Recht, ihr dreht euch nur noch im Kreis. Schon sehr lange.
Falcon schrieb auf Seite FÜNF!:
Zitat
« Antworten #115 am: 10.07.2008 | 10:39 »
   Zitat
....heutzutage kann der Prozess selbst auch Kunst sein.
Aber lassen wir uns auf die Trennung ein: Das sehe ich nicht so. RPG ist die Methode.
Das einzige, was wir definieren können ist das Endprodukt (wie du schon sagst, das Ölgemälde in der Kunst). Es gibt aber so viele unterschiedliche Gemälde und alle sind seperat definiert.
Titel: Re: Zur Hölle, was ist denn Rollenspiel eigentlich?!?
Beitrag von: Eulenspiegel am 12.07.2008 | 16:28
Naja, so lange sie innerhalb der Fiktion alle kreativ werden ist es auch ein Rollenspiel und nach meinem Begriff von Rolle übernehmen sie auch Rollen. Wenn z.B. der eine Autor sagt: "Jetzt sollte unser Held doch aber mal auf Widerstand stoßen, damit Dramatik rein kommt" und dann sagt der andere "Ok, dann kommt sein alter Feind Biff vorbei und haut ihm ordentlich was auf die Fresse". Dann kann man da Rollen sehen (Protagonist, Antagonist, Schicksal, Welt, wasauchimmer) und auch keinen wirklichen Unterschied mehr zu Rollenspiel.
Für mich schon.
Damit es Rollenspiel ist, müsste sich der eine zum Beispiel mit Biff oder dem Helden identifizieren. Der Autor müsste sagen:
"OK, dann komme ich vorbei und haue dem Helden ordentlich auf die Fresse." oder auch
"Ok, dann kommt mein alter Feind Biff vorbei und haut mir ordentlich was auf die Fresse".

Das wäre Rollenspiel, weil sich der Autor entweder mit dem Helden oder mit Biff identifiziert.
Aber solange der Autor sagt: "Biff schlägt den Helden auf die Fresse" identifiziert er sich weder mit dem Helden noch mit Biff. Das könnte sicherlich ein guter Roman werden. Aber es ist kein Rollenspiel. (Disclaimer: Es könnte natürlich sein, dass der Autor sich mit einem Zeugen identifiziert, der in der Szene zufällig anwesend ist und die Schlägerei miterlebt. Dann wäre es wieder Rollenspiel.)

Zitat
Aber Vorrrrsicht! Hier geht es wieder um die "Methode Rollenspiel" nicht um das Gesellschaftsspiel Rollenspiel. Autoren spielen kein Spiel (Game), sondern sie wollen eine Fiktion für einen externen Konsumenten schaffen.
Nicht unbedingt. Es ist nur natürlich, dass du nur die Autoren bzw. Bücher kennst, die für Konsumenten geschaffen wurden.
Aber gerade in der Manga-Szene habe ich sehr viele Leute kennengelernt, die sich zu zweit oder zu dritt hinsetzen und nach mehr oder minder expliziten Regeln eine Geschichte schreiben. Sie schreiben diese Geschichte nicht, um sie einem Publikum zugänglich zu machen, sondern es ist für sie ein Spiel, diese Geschichte zu schreiben. (Aber es ist dennoch kein Rollenspiel, sondern ein "Roman-Schreibe-Spiel".)

Jain. Ich meine, dass zunächst einmal jeder natürlich eine eigene Vorstellung hat. Aber wie willst Du davon ausgehen, dass es sich wirklich (!) um EINE Spielwelt handelt?
Was ist für dich der Unterschied zwischen Vorstellung und Spielwelt?

Ich sehe es so: Jeder Spieler hat eine eigene Vorstellung.
Ganz ganz grob kann man jetzt sagen: Der Schnitt über alle Vorstellungen ist der gemeinsame Vorstellungsraum.
Und die Vereinigung über alle Vorstellungen ist die Spielwelt.

Zitat
Was dagegen eine pure Behauptung ist, sind solche Feststellungen, dass "author stance" eher bei RomanautorInnen Anwendung findet. Kann ja sein, dass die urpsrüngliche Intention darin lag, die oben von Dir beschriebenen Unterschiede herauszuarbeiten. Aber ich schließe nicht aus, dass selbst einE AutorInn sowohl "author stance" als auch "actor stance" betreibt.
Klar kann es sein, dass einige Autoren Actor stance betreiben. Aber imho ist das, was sie dann schreiben viel eher eine "Diary of Session" als ein Roman.

Klar, wenn ich ein fertiges Schriftstück vor mir liegen habe, kann ich nicht unbedingt feststellen, ob das von einem Autor geschrieben wurde, oder ob es das Tagebuch einer Rollenspielsitzung ist. (Häufig kann man es feststellen, aber theoretisch könnten diese beiden Schriftstücke auch identisch sein.)
Und wenn ein Autor ein Roman schreibt, wobei er sich selber in die Perspektive einer Rolle versetzt, dann spielt er, ohne es zu wissen, ein Solo-RPG.

Zitat
Schließlich gibt es auch unterschiedliche Erzählstile. Und unabhängig davon kannst du da keinem in den Kopf schauen: Vielleicht ist es ja eine Praxis, sich zunächst in eine "Rolle" zu versetzen, um dann später in der "Draufsicht" das zu schreiben, was drumrum geschieht.
Klar, ich kann nicht in den Kopf von z.B. Stephen King gucken.
Vielleicht schreibt er einen Roman. Vielleicht macht er aber auch bloß ein kleines Rollenspiel und schreibt die Erlebnisse dieses Rollenspieles in Schriftform nieder. Das weiß ich nicht. Ich kann bloß das Ergebnis beurteilen und nicht den Erschaffungsprozess. (Aber nicht das Ergebnis, sondern der Erschaffungsprozess entscheidet darüber, ob es jetzt Rollenspiel war oder nicht. - Ergo kann ich nicht beurteilen, ob Stephen King beim Romanschreiben ein Rollenspiel gespielt hat oder nicht.)

Zitat
Du lässt außer Acht, dass es selbst im Nichtimprovisierten Theater "Bereiche" gibt, die sehr wohl dem Einfluss der SpielerInnen unterliegen: Mimik, Haltung, Sprachfärbung usw. usf.
Ja, dies alles beeinflusst den SIS. Aber hier habenw ir keien Rückkopllung: Der so kreiierte SIS hat keinen Einfluss auf meine Handlungen.

Wiegesagt, für ein Rollenspiel müssen (unter anderem) zwei Sachen gegeben sein:
1) Meine Handlung beeinflusst den SIS.
2) Der so geschaffene SIS beeinflusst meine Handlung.

Die Art und Weise, wie ich die Mimik in einem nichtimprovisierten Theaterstück nutze, beeinflusst aber nicht die weitere Handlung. Wir haben also nur Punkt 1) gegeben.

@ Falcon
Ja, RPG ist eine Methode. So wie jedes Spiel ebenfalls eine Methode ist und das Endprodukt (Habe ich gewonnen oder verloren?) eher irrelevant ist.
Aber trotzdem muss man diese Methode doch näher definieren können. Was unterscheidet die Methode "RPG" von der Methode "Ich schreibe einen Roman" oder von der Methode "TableTop spielen"?

Als Gemeinsamkeit kann man aufführen: Alle drei Methoden erschaffen einen SIS.
Als Unterschiede kann man dann halt aufzählen:
- Bei "Ich schreibe einen Roman" fehlt die Identfikation, während bei "RPG" eine Identifikation vorhanden ist.
- Bei "Ich spiele TableTop" fehlt die Rückrichtung. Das heißt, der SIS hat keinen Einfluss auf das weitere Spiel." während bei "RPG" der SIS einen Einfluss auf das weitere Spiel hat.

Es geht (mir) also gar nicht darum, das Endprodukt zu beschreiben, sondern die Methode von anderen ähnlichen Methoden abzugrenzen.
Titel: Re: Zur Hölle, was ist denn Rollenspiel eigentlich?!?
Beitrag von: Falcon am 12.07.2008 | 16:40
@Eulenspiegel: stimmt, die Methode lässt sich definieren. Topic geklärt würde ich sagen.

aber ob das, was hinten rausktommt dann auch immer Rollenspiel ist, werdet ihr nie klären können.
Titel: Re: Zur Hölle, was ist denn Rollenspiel eigentlich?!?
Beitrag von: Eulenspiegel am 12.07.2008 | 16:47
Naja, die Frage ist halt, wie du die Methode definieren willst.

Und was verstehst du unter "hinten rauskommen"?
Wenn jemand Rollenspiel betreibt, dann betreibt er Rollenspiel. (Trivial, oder?) Als Endprodukt hast du dann "einen gemütlichen Abend", eine "Diary of Session im Forum" oder einfach nur "Spaß".
Titel: Re: Zur Hölle, was ist denn Rollenspiel eigentlich?!?
Beitrag von: Dr.Boomslang am 12.07.2008 | 16:50
Nun, Settl hat schon recht. Ich war jetzt auch schon nicht mehr in der Diskutier-Phase sondern in der Erklär-Phase. Ich bin mir auch nicht zu schade was 10 mal in unterschiedlicher Weise zu wiederholen, wenn es dann einer begreift, aber in Richtung 20 mal wird's mir dann auch zu viel, also ungefähr jetzt ;)

Ich denke einige haben es begriffen und es geht jetzt um Sachen die ich für uninteressant halte, wie das mit der Identifikation. Ob irgendwer "ich" sagt oder sowas, kann kein definierender Faktor für Rollenspiel sein. Wenn ihr da was vernünftiges raus bekommt sollte es mich wundern, aber ich sehe es mir dann später mal an.

Ich habe fertig! ;D
Titel: Re: Zur Hölle, was ist denn Rollenspiel eigentlich?!?
Beitrag von: Eulenspiegel am 12.07.2008 | 17:15
Also ob jemand "ich" oder "mein Char" sagt, ist tatsächlich irrelevant. Er dürfte sogar "der Char" sagen.

Aber wenn jemand "der Char" sagt, ist es zumindest ein Indiz dafür, dass sich die Person nicht mit der Rolle identifiziert. (Es ist natürlich möglich, dass jemand "der Char" sagt, obwohl er sich mit dem Char identifiziert. Und es kommt ja auch nur darauf an, ob eine Identifikation stattfindet und nicht, ob er sie ausdrückt.)

Die Frage ist halt: Sieht man "Romane schreiben" als Rollenspiel an oder nicht?
Die meisten Leute würden es nicht als Rollenspiel bezeichnen, wenn sich ein paar Leute hinsetzen und zusammen einen Roman  schreiben. Also muss es einen Unterschied zwischen "Romane schreiben" und "Rollenspiel spielen" geben.

Ein Vorschlag war: "Der Rollenspieler spielt in einer Gruppe und der Romanautor schreibt alleine."
Nun, es gibt Computer-RPGs, wo man alleine spielt und es gibt auch Solo-RPGs.
Andererseits gibt es auch Romanautoren, die zusammen an einer Geschichte schreiben.
Das kann also nicht der Unterschied sein.
Ein Vorschlag war: "Der Rollenspieler spielt aus Spaß und der Romanautor schreibt, um Geld zu verdienen."
Das würde aber bedeuten, dass jeder Hobbyautor, der kein Geld verdienen will, keine Romane schreibt, sondern Rollenspiel betreibt.
Hmm, das wird wohl nicht der Unterschied sein.

Ein weitere Vorschlag war: "Der Rollenspieler spielt für sich, der Romanautor schreibt für eine konsumierende Masse."
Das würde bedeuten, dass Railroading SLs, in Wirklichkeit kein Rollenspiel betreiben, sondern einen Roman schreiben. (OK, mit dieser Definition könnten sich wohl viele anfreunden. ;))
Aber es würde auch bedeuten, dass Autoren, die ihre Werke nicht veröffentlichen wollen, sondern sie nur für sich geschrieben haben, plötzlich Rollenspieler sind.
Das halte ich nicht für allzu passend.

Ein weiterer Vorschlag war: "Der Rollenspieler zieht seinen Spaß aus der Tätigkeit selber, während der Romanautor Spaß am Endprodukt hat."
Da kenne ich aber halt auch viele Autoren (hauptsächlich aus der Manga-Szene), denen das Endprodukt recht unwichtig ist und das in irgendeiner Schublade verstaubt. Ihnen war der kreative Schaffungsprozess zusammen mit anderen wichtig.

Und ein Vorschlag war: "Der Rollenspieler identifiziert sich mit einer Rolle, während der Romanautor seine Geschichte von außen betrachtet."
Das hat zur Folge, dass der SL, wenn er keine Meisterperson führt, als Autor gilt und nur die Spieler selber auch Rollenspiel betreiben.

Das mag auf den ersten Blick erstaunlich wirken: "Was, alle Spieler betreiben Rollenspiel, nur einer nicht? Da kann doch was nicht stimmen!"
Aber bei näheren nachdenken, ist dies doch nicht so erstaunlich, wie im ersten Augenblick gedacht:
Bei vielen Leuten habe ich erlebt, dass sie entweder das Spielerdasein oder das SL-Dasein bevorzugen.
Den wenigsten Rollenspielern ist es komplett egal, ob sie nun Spieler oder SL sind. Sie wären natürlich bereit, beide Rollen zu übernehmen, aber eine von beiden bevorzugen sie doch extrem.

Desweiteren habe ich zumindest in meinem Freundeskreis bemerkt, dass viele Leute, die lieber SL sind auch passionierte Weltenbastler oder Romanschreiberlinge sind, während Leute, die gerne SCs spielen, aber mit dem SL-Job nichts anfangen können, auch keine Lust auf Romane schreiben haben. (Außer natürlich ihr eigener Char ist im Mittelpunkt der Geschichte.)

Das alles veranlasst mich zu der Vermutung dass die Frage Identifikation oder Nicht-Identifikation das große Unterscheidungskriterium zwischen Rollenspielern und Romanautoren sind.
Titel: Re: Zur Hölle, was ist denn Rollenspiel eigentlich?!?
Beitrag von: Drudenfusz am 12.07.2008 | 17:24
Kann mich doch auch als Autor von Geschichten mit den Charakteren darin Identifizieren, genau so wie mit Charakteren welche mir nur auf der Leinwand präsentiert werden (Horror zum Beispiel funktioniert doch fast nur darüber wirklich).
Titel: Re: Zur Hölle, was ist denn Rollenspiel eigentlich?!?
Beitrag von: Arbo am 12.07.2008 | 19:12
Jup, genau das ist der Punkt. Wenn ich leite, dann habe ich mir immer auch ne Story zu diversen NSCs ausgedacht ... und dann diese NSCs gespielt. Ich meine, sicher, ist es so, dass mensch als SL sich Gedanken im Vorfeld macht ... das mag "author stance" sein. Aber die konkrete Situation lässt sich nicht planen. Und da kommt dann das Rollenspiel ins Feld. Oder, was wahrscheinlicher ist: Es vermischen sich beide Bereiche, sind also untrennbar.

Insofern will ich nicht abstreiten, dass es bisweilen sinnvoll ist, zumindest "funktional" zwischen "author stance" und "actor stance" zu unterscheiden. Letztlich wirklich richtig unterscheiden lässt es sich aber nicht. Wenn z.B. jemand sagt "der Char sagt" ... sagt das nämlich noch nichts darüber aus, ob da nicht auch eine Identifikation statt findet. Zudem vermute ich stark, dass immer eine Identifikation statt findet. Möglicherweise halt aber unterschiedlich stark ausgeprägt.


@ Eulenspiegel:

Zitat
Ich sehe es so: Jeder Spieler hat eine eigene Vorstellung.
Ganz ganz grob kann man jetzt sagen: Der Schnitt über alle Vorstellungen ist der gemeinsame Vorstellungsraum.
Und die Vereinigung über alle Vorstellungen ist die Spielwelt.

So würde ich es auch sehen ... mit einem Unterschied. Diese Vereinigung über alle Vorstellungen - bei mir als "Überlappungen" beschrieben - ist ein theoretisches Konstrukt. Es ist etwas "Unfertiges", etwas sich ständig Re-Interpretierendes. Denn Du wirst niemanden finden können, der diese Vorstellungen "allwissend" bündelt. Und noch ketzerischer: Weißt Du denn auch alles, was Du weißt? ;)

Und selbst wenn alle diese Vereinigungen "gebündelt" vorliegen würden ... würde sie doch jede Spielpartei wieder anders wahrnehmen/interpretieren ... und kommunizieren. Verzerrungen sind vorprogrammiert.

(Und sie sind nicht mal schlimm, weil sie ggf. der Triebmotor in unserem Hobby sind.)

Zitat
Die Art und Weise, wie ich die Mimik in einem nichtimprovisierten Theaterstück nutze, beeinflusst aber nicht die weitere Handlung. Wir haben also nur Punkt 1) gegeben.

Du lässt außer Acht, dass dieses "Gedankenspielen" und kreativ-Sein zwar in bestimmten Grenzen abspielt, aber in diesen Bereichen durchaus Identifikation und also auch Rollenspiel statt finden kann (gänzlich abgesehen davon, dass Du nie sagen kannst, ob sich SchauspielerInnen nicht einen ganz anderen Handlungsverlauf denken). Es liegt hier also keine binäre Schwarz-Weiß-Logik vor. Daher: Klar, Schauspiel ist zum Teil auch Rollenspiel. Und Rollenspiel kann in extremen Formen sicher auch eher einer Theaterinszenierung gleichen.


@ Destruktive Kritik:

Zitat
Deshalb glaube ich, dass der Begriff einer gemeinsamen Vorstellung von der gleichen Spielwelt in die Definition gehört. Ob jetzt nur der Wald ein Buchenhallenwald, oder ein Mischwald ist, ist erstmal egal, da das bei Bedarf verhandelt wird und jeder Zugeständnisse an die mangelhafte Kommunikation macht. (Das ist so fundamental, das darf so breit unrelativiert rausschreien, oder?)

Auf der einen Seite hast Du Recht. Auf der anderen Seite sehe ich es so, dass wieder versucht wird, etwas zu definieren, was im Nachhinein nur wieder für Murx sorgt. Denn in aller Regel werden mit solchen Begriffen dann Dinge beschrieben, denen - aus meiner Sicht (!) - ganz mangelhafte Annahmen zu Grunde liegen. Es macht schon einen enormen Unterschied, ob ich generell von einem "Vorstellungsraum" ausgehe, auf den sich alle geeinigt haben, oder ob ich von unterschiedlichen Vorstellungsräumen ausgehe (die sich in einer Schnittmenge vereinigen können). Zumindest im Theorieteil sollte das ausformuliert sein.

Davon hängt ja maßgeblich ab, welche Methoden ich dann anwende ... und spätestens da wird es vor allem auch wieder ziemlich praxisrelevant, weil sich so auch wieder Fragen beantworten lassen, wie mit unterschiedlichen Wissensbeständen/Erfahrungen in einer Gruppe umgegangen werden kann, wie sich Charakterrollen (i.S. von Klassen u.ä.) auswirken (das dürfte nämlich auch sehr stark davon geprägt sein, was als "Spielwelt" wahrgenommen wird ... ) ... bis hin zu Fragen, wie ich als SL oder Spieler bestimmte Dinge kommuniziere ... usw. usf.

Wie gesagt, ich würde das nicht unterschätzen ... sicher hängt da letztlich auch eine Menge Spielspaß von ab.

Arbo
Titel: Re: Zur Hölle, was ist denn Rollenspiel eigentlich?!?
Beitrag von: Merlin Emrys am 12.07.2008 | 19:31
Hm, wie willst Du sicher stellen, dass sich alle (!) gedanklich in der gleichen (!!) fiktionalen (!!!) Spielwelt befinden?
Ein Stück weit sollte sich das einfach ergeben. Natürlich nur soweit das Gemeinsame des gemeinsamen Vorstellungsraums reicht, aber doch auch nicht weniger weit.

Klärt bitte vorher mal ab, was denn "identifizieren" heißt oder wie weit das geht.
Wie auctorial ist ein "Ich-Erzähler"? Beliebte Frage für Deutschklausuren ;-). Für mich ist "Rollenspiel", wenn ich eine Rolle auch tatsächlich übernehme, nicht nur von etwas erzähle. Ich kann von einem Hamster erzählen, der sich mit einem Hasen trifft und den mag - und auch wenn jemand etwas über einen Hasen erzählt, der sich mit einem Hamster trifft, erzählen wir beide und etwas über zwei Tiere. Wenn ich von mir als Hamster usw., dann ist es "Rollenspiel", weil ich dann die Rolle des Hamsters übernehme. Andererseits reicht mir nicht, wenn man sagt, daß beides ja "Rollen" sind, auch wenn man nur über sie redet.
Ob ich mich aber nun mit dem Hamster identifiziere... das stellt sich mir als Problem irgendwie nicht.
Auch bei zwei Spielleitern, die bestimmte Rollen wechselnd übernehmen, ist das Problem für mich nicht so da: Wenn sie die Rollen aus einer fiktiven "ich"-Perspektive übernehmen, und sei es nur kurz, spielen sie sie ja.
Und wenn sie dem Gewitter eine anthropomorphe Persönlichkeit zusprechen und es mit Blitzen nach kleinen Wesen werfen lassen - solange das Gewiiter persönlich ist, kann es eine Rolle sein, die gespielt wird.

... Rest später, muß grad raus.
Titel: Re: Zur Hölle, was ist denn Rollenspiel eigentlich?!?
Beitrag von: Settembrini am 12.07.2008 | 19:46
Für mich ist "Rollenspiel", wenn ich eine Rolle auch tatsächlich übernehme, nicht nur von etwas erzähle.


Das ist so falsch, das es wehtut es lesen zu müssen.
Titel: Re: Zur Hölle, was ist denn Rollenspiel eigentlich?!?
Beitrag von: Eulenspiegel am 12.07.2008 | 20:09
Kann mich doch auch als Autor von Geschichten mit den Charakteren darin Identifizieren, genau so wie mit Charakteren welche mir nur auf der Leinwand präsentiert werden (Horror zum Beispiel funktioniert doch fast nur darüber wirklich).
Klar ein Autor kann sich mit einer Figur aus seiner Geschichte identifizieren.

Und wenn mehrere Autoren an einer Geschichte schreiben und sich jeder Autor mit einer Figur identifiziert, dann betreiben diese Autoren Rollenspiel.
Wenn diese Autoren aber eine Geschichte schreiben, ohne sich mit einer Figur zu identifizieren, dann betreiben sie kein Rollenspiel.

(Ich persönlich bezweifle, dass sich ein Autor normalerweise so sehr mit einer Figur aus seinem Roman identifiziert, dass er von "ich" spricht, wenn er in Wirklichkeit die Romanfigur meint. Aber es ist natürlich nicht auszuschließen, dass es solche Autoren gibt. - Vor allem bei Mary Sues (http://de.wikipedia.org/wiki/Mary_Sue) vermute ich mal, dass die Autoren sich mit ihrer Mary Sue identifizieren)

Zudem vermute ich stark, dass immer eine Identifikation statt findet. Möglicherweise halt aber unterschiedlich stark ausgeprägt.
Wie gesagt: Bei den Spielern vermute ich auch, dass immer eine Identifikation statt findet. (Dort habe ich aber bisher auch nur erlebt, dass jemand "mein Char" oder "ich" gesagt hat. Bei Spielern habe ich noch nie "der Char" gehört.)

Aber beim SL bezweifle ich, dass der SL sich großartig mit den 10 Orks identifiziert, die er dort auftreten lässt.
Oder wenn der böse Schwarzmagier die Prinzessin entführt, dann identifziert sich der SL in den seltensten Fällen mit der Prinzessin oder dem Schwarzmagier. (Es sei denn, der Schwarzmagier ist ein SC, den der SL mal in einer anderen Runde gespielt hat und den er hier als Meisterperson auftreten lässt. Dann identifiziert er sich durchaus mit dem Schwarzmagier. - Aber dann haben wir wieder die Mary Sue Problematik.)

Zitat
Du lässt außer Acht, dass dieses "Gedankenspielen" und kreativ-Sein zwar in bestimmten Grenzen abspielt, aber in diesen Bereichen durchaus Identifikation und also auch Rollenspiel statt finden kann (gänzlich abgesehen davon, dass Du nie sagen kannst, ob sich SchauspielerInnen nicht einen ganz anderen Handlungsverlauf denken).
Ja, sie können sich einen anderen Handlungsverlauf denken. (Das ist aber wieder die Richtung: Handlung beeinflusst den Vorstellungsraum.)
Die Frage ist: Wird eine Person dadurch, dass Person A ihre Mimik geändert hat, selber die Handlung ändern?

Oder um in Rollenspieltermen zu sprechen: Hat der Fluff eine Auswirkung auf den Crunch?

Man kann durch seine Handlungen problemlos den Vorstellungsraum beeinflussen. (Also die Vorstellung, was für eine Handlung in der Fiktion jetzt abläuft.)
Aber kann diese Fiktion im Vorstellungsraum jetzt auch wieder "zurückprallen" und die geregelte Handlung der Schauspieler beeinflussen?

@ Settembrini
Nicht unbedingt. Es ist halt die Frage, ob man glaubt, dass die "Erzählspiele" eher in Richtung RPG oder eher in Richtung "Romane schreiben" tendiert.

Natürlich kannst du sagen "Erzählspiele sind doch eindeutig RPG." Aber ebenso legitim ist es zu sagen, "Erzählspiele sind kein RPG, sondern sind vielmehr gemeinschaftliches Geschichten erzählen/Romane schreiben."
Titel: Re: Zur Hölle, was ist denn Rollenspiel eigentlich?!?
Beitrag von: Drudenfusz am 12.07.2008 | 20:33
Wenn Spielleiter sich nie mit ihren NSCs identifizieren würden gäbe es auch nicht so Phänomene wie Pet-NSCs...

Selbst wenn mir ein NSC durch ein Scourcebook vorgegeben ist, wird von mir immer versucht sich mit diesem zu identifizieren, damit seine Motivationen im Spiel auch spontan umgesetzt werden können und er lebendiger von mir dagestelt werden kann...

Aber theoretisch kann man auch sicherlich auch spielen ohne sich zu identifizieren, wenn zum Beispiel mal wieder nicht über die Taktik auf der Battle-Grit hinausgeht, wenn man mehr als einen Charakter gleichzeitig führt und bestimmt noch in vielen anderen Situationen.
Titel: Re: Zur Hölle, was ist denn Rollenspiel eigentlich?!?
Beitrag von: Merlin Emrys am 12.07.2008 | 21:22
Das ist so falsch, das es wehtut es lesen zu müssen.
Wenn ich eine Aussage über mich treffe, qualifizierst Du sie als falsch? Sag mal, kann man Dir eigentlich noch beibringen, daß Du nicht Gott bist und auch sonst nicht allwissend, oder ist es schon zu spät dafür? Bleib lieber bei Deinem "Tuut", das ist immer noch weniger schwachsinnig als so eine Aussage.

Nun, es gibt Computer-RPGs, wo man alleine spielt und es gibt auch Solo-RPGs.
Die Frage ist, ob man beim PC-Rollenspiel die von der Software gesteuerten Charaktere als "richtige Charaktere" qualifiziert. Immerhin interagieren manche von denen inzwischen schon halbwegs vernünftig... Und die vom Autor "festgeschriebenen" Charaktere, wie "richtig" sind die?
Ein Einwand wäre natürlich, daß der Charakter nur sehr wenig Kreativität einbringen kann. Meist geht es ja darum, Multiple-Choice-Entscheidungen zu treffen, wie kreativ kann man da schon werden? Wenn man jetzt aber von den vorgegebenen Formulierungen abweicht, sich "überzeugendere" oder "passendere" vorstellt - hat man vielleicht gerade da die Schwelle von "einen vorgegebenen Pfad optimieren" zu "Rollenspiel" überschritten? Der Unterschied wäre dann genau da zu finden, wo man die "Unzulänglichkeiten des Mediums Buch" überspielt, um Rollenspiel treiben zu können.

Ein weitere Vorschlag war: "Der Rollenspieler spielt für sich, der Romanautor schreibt für eine konsumierende Masse."
Das würde bedeuten, dass Railroading SLs, in Wirklichkeit kein Rollenspiel betreiben, sondern einen Roman schreiben. (OK, mit dieser Definition könnten sich wohl viele anfreunden. ;))
Aber es würde auch bedeuten, dass Autoren, die ihre Werke nicht veröffentlichen wollen, sondern sie nur für sich geschrieben haben, plötzlich Rollenspieler sind.
Wenn ein Spielleiter seinen Bahnen so eng folgt wie ein Buschschreiber, vielleicht; aber dann müßte er im Grunde den Spielern die Antworten nur zum Abnicken vorlegen. Wenn er das nicht tut, reagiert er im gemeinsamen Vorstellungsraum... vielleicht genügt das?
Titel: Re: Zur Hölle, was ist denn Rollenspiel eigentlich?!?
Beitrag von: Eulenspiegel am 12.07.2008 | 22:34
@ Drudenfusz
Den Ausdruck Pet-NSCs kenne ich nicht. Aber ich nehme mal an, du meinst damit das gleiche, was ich mit Mary Sue meine.

Und ja, ich habe ja geschrieben, dass es hin und wieder Mary Sues gibt. Diese sind aber die Ausnahme.

Die Frage ist, ob man beim PC-Rollenspiel die von der Software gesteuerten Charaktere als "richtige Charaktere" qualifiziert. Immerhin interagieren manche von denen inzwischen schon halbwegs vernünftig... Und die vom Autor "festgeschriebenen" Charaktere, wie "richtig" sind die?
Es ging nicht um die Anzahl der Charaktere, sondern um die Anzahl der Spieler.

Es ist ein Unterschied, ob ein Spieler 5 Charaketere spielt oder ob 5 Spieler einen Charakter spielen.

Zitat
hat man vielleicht gerade da die Schwelle von "einen vorgegebenen Pfad optimieren" zu "Rollenspiel" überschritten?
Was verstehst du unter "vorgeschriebenen Pfad optimieren"?
Und was hat das mit dem Unterschied zwischen Rollenspiel und Roman schreiben zu tun?
Titel: Re: Zur Hölle, was ist denn Rollenspiel eigentlich?!?
Beitrag von: Settembrini am 13.07.2008 | 00:16


@ Settembrini
Nicht unbedingt. Es ist halt die Frage, ob man glaubt, dass die "Erzählspiele" eher in Richtung RPG oder eher in Richtung "Romane schreiben" tendiert.

Natürlich kannst du sagen "Erzählspiele sind doch eindeutig RPG." Aber ebenso legitim ist es zu sagen, "Erzählspiele sind kein RPG, sondern sind vielmehr gemeinschaftliches Geschichten erzählen/Romane schreiben."

Der Gegensatz den Du da meisnt ist vollkommen irrelevant. Vor allem weil DU vollkommen verpeilst, worum es bei der Methode geht.

Beispiel:

Spieler: "Die 45. Gravpanzerdivision greift hier *deut* im Morgengrauen wie dargelegt an."
Leiter: *öttel-öttel* *blätter* "Sie gerät unter starken Mesonenkanonenbeschuß"
Spieler: "Triangulierung möglich?"
Leiter: "Ja, Kräfteansatz? Im Endeffekt nutzt man ja die Verluste als Datenpunkte!"
Spieler: "Mmmm. Wenn ich mir die Werte des Divisionskommandeurs angucke...er setzt 1/3 der verbleibenden Kräfte ein."

...usw. usf.
Titel: Re: Zur Hölle, was ist denn Rollenspiel eigentlich?!?
Beitrag von: Eulenspiegel am 13.07.2008 | 01:25
LOL, erst dachte ich, du hättest vielleicht doch eine Ahnung, wovon du redest. Aber dein letzter Post überzeugt mich vom Gegenteil.

1) Das, was du beschreibst, kann man vielleicht als KoSim (http://de.wikipedia.org/wiki/Konfliktsimulation) durchgehen lassen oder als Strategiespiel. Aber ein Rollenspiel ist es eben nicht unbedingt.

2) Man könnte natürlich auch den Ansatz verfolgen, dass der Spieler die Rolle von Armee X übernimmt und sich mit dieser identifiziert. Dann wäre es wieder ein Rollenspiel.
Aber in diesem Fall hätten wir ja auch wieder eine Rollenverteilung (bzw. Identifizierung mit einer Rolle), von der du behauptest, dass sie nicht nötig wäre.
Titel: Re: Zur Hölle, was ist denn Rollenspiel eigentlich?!?
Beitrag von: Drudenfusz am 13.07.2008 | 01:56
Nur weil man beim Spiel auf Optionen aus dem Regelwerk zurückgreift, ist es dann plötzlich kein Rollenspiel mehr?
Das ist Lächerlich!
Titel: Re: Zur Hölle, was ist denn Rollenspiel eigentlich?!?
Beitrag von: Eulenspiegel am 13.07.2008 | 02:15
Ich weiß nicht, ob Rollenpiel Rückkopplung haben muss. Gib mal ein Beispiel für eine erforderliche Rückkopplung.
SL: "Am Tor stehen Wachen."
Spieler 1: "Ich schreie laut um Hilfe und lock so die Wachen vom Tor weg."
Spieler 2: "Während die Wachen weg sind, schleiche ich ins Haus."
SL: "OK, mach eine Schleichenprobe, die um 5 Punkte erleichtert ist, weil die Wachen nicht mehr vor der Tür stehen."

Die ersten drei Sätze sind da, um den SIS zu beschreiben. Der SL erklärt die Situation und die beiden Spieler beschreiben, was sie tun. Dies ist alles ein Teil des SIS, ohne dass bisher eine Rückkopplung aufgetreten ist.
Im letzten Satz vom SL taucht jetzt aber eine Rückkopplung von SIS zur Regelebene auf:
Die Wachen sind nicht mehr da. (Teil des SIS)
--> Die Schleichenprobe ist erleichtert (Teil des Regelwerkes)

Der SIS hat also direkte Auswirkung darauf, ob die Probe erleichtert oder erschwert ist. (In anderen Situationen hat der SIS sogar eine Auswirkung darauf, was für eine Probe verlangt wird.)

Diese Rückkopplung muss sich nicht nur darauf auswirken, dass sich die Regeln durch den SIS verändern. Man kann so eine  Rückkopplung auch in Systemen finden, die kein Regelsystem verwenden.
Beispiel:
Spieler 1: "Ich schreie laut um Hilfe und lock so die Wachen vom Tor weg."
SL: "Eine Wache kommt nachschauen, woher die Hilfeschreie kommen. Die andere bleibt aber am Tor stehen und schaut jetzt erst recht aufmerksam in die Dunkelheit.
Spieler 2: "Verdammt, ich wollte eigentlich hineinschleichen. Naja, muss ich mir jetzt etwas anderes einfallen lassen."

Auch hier hat der SIS einen Einfluss darauf, was Spieler 2 tut:
- Würden beide Wachen weggehen, würde er hineinschleichen.
- Wäre es eine dunkle Gasse und Neumond, würde er vielleicht über die Mauer klettern.
- Wäre es tagsüber, würde er vielleicht zur Wache gehen und sie bestechen.
- Würde er die Schritte der Ablösung hören, wie sie zum Tor kommt, würde er vielleicht das vorhaben auch abblasen und es irgendwann später nochmal probieren.

Auf alle Fälle beeinflusst der SIS, wie das Spiel jetzt weiter verläuft.

Aber wenn die Dreieckspeilung der Gegner durch eigene Verluste eine kreative Idee ist, die nicht durch die Regeln vorgefertigt wurde, dann würde ich in diesem Moment eine kreative Charakterhandlung - und damit Rollenspielerische Aktivität - sehen.
1) Also Kreativität kann man auch beim Schach, bei KoSims, und bei zig anderen Sachen finden.
Ob etwas ein kreativer Akt ist oder nicht, hat imho nichts damit zu tun, ob es nun Rollenspiel ist oder nicht. (Ich kann auch Rollenspiel betreiben, ohne großartig kreativ tätig zu werden und ich kann kreative Höchstleistungen erbringen, ohne Rollenspiel zu spielen.)

2) Was du vielleicht meinst, ist, dass eine Rückkopplung stattfindet:
Wir haben im SIS einen Mesonenbeschuss und der SIS sagt, dass man eine Kreuzpeilung durchführen kann.
Also haben wir die Rückkopplung auf die weitere Handlung, die dazu führt, dass ich den Gegner orten kann.

Aber die Frage ist, ob das ohne Rollenverteilung ein Rollenspiel ist.
Spieler: "Die 45. Gravpanzerdivision greift hier *deut* im Morgengrauen wie dargelegt an."
Leiter: *öttel-öttel* *blätter* "Sie gerät unter starken Mesonenkanonenbeschuß"
Spieler: "Triangulierung möglich?"
Leiter: "Ja, Kräfteansatz? Im Endeffekt nutzt man ja die Verluste als Datenpunkte!"
Spieler: "Mmmm. Wenn ich mir die Werte des Divisionskommandeurs angucke...er setzt 1/3 der verbleibenden Kräfte ein."
Leiter: "OK, die verbleibenden Kräfte sind darüber nicht sehr erfreut, aber machen sich murrend auf den Weg."
Spieler: "Der Feind ahnt bestimmt schon, dass der Divisionskommandeur seine Leute losschickt und wechselt den Ort.
Leiter: "Ja, allerdings ist so eine Mesonenkanone ein sehr schweres Gerät und sehr schwer zu transportieren.
Spieler: "Die Leute bringen eine Sprengladung an dem Gerät an und ziehen sich zurück. Sobald der Feind auftaucht und die Mesonenkanone angreifen, erleben sie einen riesigen Knall."

Das klingt schon weniger nach Rollenspiel und mehr nach Geschichtenerzählen, weil der Spieler seine Rolle verlassen hat: Er hatte am Anfang die Steuerung der Divisionseinheiten und am Ende hat er die Mesonenkanoneneinheiten gesteuert.
Und selbst hier kann man sagen, dass der Spieler zumindest zeitweise immer in einer Rolle war:
Am Anfang des Gefechtes hatte er die Rolle des Divisionskommandeurs und seiner Einheiten inne.
Nach dem Angriff hat er die Rolle gewechselt und hatte die Rolle der Mesonenkanonen-Kompanie inne.

Er wechselte zwar seine Rolle, blieb kurzfristig aber immer in einer Rolle stecken.
Jetzt stell dir vor, dass der Spieler nichtmal die Rolle zwischen den beiden verfeindeten Einheiten wechselt, sondern ihre Handlungen beide gleichzeitig beschreibt.

Zitat
Irgend ein Spiel kann sein: Sir Archibald schlägt jetzt auf Sir Wilhelm.
Ein Rollenspiel ist: Sir Archibald schlägt in blinder Eifersucht auf Sir Wilhelm ein, weil er sah wie dieser sich seiner Liebsten unzüchtig näherte. Die Kreativität, die ich hier sehe ist die emotionale Motivation.
1) Unterschied "Geschichte erzählen" vs. Rollenspiel:
Das, was du beschreibst, kann man auch als Unterschied zwischen einem guten und einem schlechten Roman werten. Es hilft nicht, den Unterschied zwischen einem Roman und einem Rollenspiel zu fassen.

2) Unterschied Brettspiel vs. Rollenspiel:
Wie gesagt: Dass er in blinder Eifersucht zuschlägt, kann man in jedem Spiel (sogar Schach) haben. Dafür braucht man kein Rollenspiel.
Ein Rollenspiel zeichnet sich (unter anderem) dadurch aus, dass es eine Rückkopplung gibt. Also etwas in dem Maßen:
"OK, weil du blind vor Eifersucht auf Sir Wilhelm einschlägst, kannst du ihn ohne Probleme übermannen. Aber du bemerkst auch nicht die beiden Gardisten, die beiden Polizisten, die durch Wilhelms Hilfeschreie alarmiert wurden und sich dir nähern."
Titel: Re: Zur Hölle, was ist denn Rollenspiel eigentlich?!?
Beitrag von: Maarzan am 13.07.2008 | 04:15
Zum Thema Identifikation:
Nachdem ich noch einmal die Stances nachgelesen habe, würde ich sagen, das der Rollenspielakt als ein Merkmal untrennbar mit dem Actorstance verbunden ist.
Nur dort liegt der Schwerpunkt wirklich auf dem Ausspielen der Rolle als Ausspielen der Entität nach deren eigenen Wurzeln, wenn man nicht einfach und sinnfrei alles zur Rolle erklärt.
Identifikation hätte dann nichts mit Formulierungen oder Einfühlung zu tun, sondern mit Handlungsmotivationen und -limits des Spielers.

Um ein komplettes Spiel aufzuziehen sind die anderen Stances aber ebenfalls von Nöten, genauso wie zu einem kompletten. d.h. offiziellen Fußballspiel ein richtiger Ball, Markierungen, Tore und ein Schiedrichter bzw. jemand der erstere Punkte organisert etc. gehören- keiner davon spielt selbst Fußball.
Sie bilden als Actorstance z.B. den Kit, den eine Gruppenarbeit dann braucht, um nicht auseinander zu laufen (der es z.B. erlaubt ,bei der Aushandlung der SIS-Einflüsse Kompromisse einzugehen) , bzw. erlaubt es als Direktorstance die Bühne für die Actorstance erst zu bereiten.

Wichtig ist nur die Trennung der einzelnen Stances, die z.B. beim reinen Geschichtenerzählen meist verwischt. Verwischt sie ein Autor zu einem Zeitpunkt nicht, spielt er gerade ein SoloRPG.

Entsprechend dem Anteil den die jeweiligen Stances einnehmen. umso rollenspielerischer ist das Spiel (was je nach Sitzung auch unterschiedlcihe Ausmaße annehmen kann).

Ich persönlich würde noch die Stancebeibehaltung über einen kompletten Kontrollzyklus setzen:
> Szene ist extern gesetzt.
> Aufnahme der Situation in Actorstance
> Erklären der Handlung in Actorstance
> Unabhängige Auflösung (nach Möglichkeit durch jemand anderes, um hier eine Verwischung bzw. Vermischung von Stances/Interessen zu vermeiden ) Solange Actorstance gilt, habe ich keinen "Editiermodus" sondern bin an die zu dem Punkt geltenden Regeln gebunden. Zum Editieren mus ich diese Stance verlassen.

Solange man an keinem Ende 100% erreicht hat, ist die Grenze, wo dann ein Spiel ein "richtiges" Rollenspiel ist, dann Geschmackssache.


Blieben als weitere notwendige Merkmale von Rollenspielen noch:

-die Bindung der Handlungsmöglichkeiten an die Spielwelt bzw. der Rolle Charaktere innerhalb dieser, nicht an den Umfang der vorher fixierten Regeln oder Spielflächen.
-die Rückwirkung aller Handlungen entsprechend deren Relevanz in eben dieser Spielwelt.

Du lässt außer Acht, dass es selbst im Nichtimprovisierten Theater "Bereiche" gibt, die sehr wohl dem Einfluss der SpielerInnen unterliegen: Mimik, Haltung, Sprachfärbung usw. usf. ... All das sind Dinge, deren Rahmen sicherlich dem Drehbuch entspringt, dann allerdings doch im Verantwortungs- und Kreativbereich der SchauspielerInnen  unterliegt.

Ich kann auch bei einer Runde Monopoly den J.R. Ewing mimen. Nur wirkt das halt nicht nennenswert in den Spielraum zurück.


Bezgl. Biff-Szene:
Direktor: Wir brauchen jetzt mal einen kleinen Konflikt für unseren Helden.
Autor: Ich überlege mir eine Motivation warum Biff gerade jetzt Ärger sucht
Actor: Ich handle jetzt für Biff, basierend auf dieser gerade festgestellten Motivation und was mir sonst noch über Biff bekannt ist. Sollte der Held allerdings die passenden Knöpfe finden z.B.weil er Biff als alten Feind auch ganz gut kennt, kann er den Konflikt dieses Mal ggf. auch abwenden.

@ turning wheel
Für den Rollenspielaakt selbst sehe ich diese Speilweltgrenezn als notwendig an.

Das ist es ja eben, was Rollenspiel vom Brettspiel z.B. unterscheidet. Was ich in einem Rollenspiel mache geht, wenn nicht wiedersprochen wird, in den SIS ein - und steht damit für weitere Handlungen als Fakt fest.

Wenn ich in Monopoly jemanden, der bei mir viel zahlen muss als böser Kapitalist noch verbal misshandle, werden sich hier die Mieten, die ich später in umgekehrter Rolle zahlen muss nicht erhöhen, der Kartenwert zählt. Im Rollenspiel dürfte das je nach Charakter des Exopfers anders aussehen.

Wenn eh die Spieler zählen, dann ist das über die fixierten Regeln hinauswachsen doch eh Makulatur oder, den letzlich müßte ich dann doch über die Vorstellungsfähigkeit der Mitspieler oder zumindest des Sl hinausgehen um kreativ zu sein, oder?
Und ob etwas Rollenspiel ist oder nicht würde dann nicht mehr von der Handlung am Spieltisch abhängen, sondern ob irgendwer irgendwo zu einer identischen Handlung mal eine Regel aufgestellt hat - das kann doch nicht sein, ggf. sogar im selben Spiel, wenn die Spieler unterschiedlich gute Kenntnisse der Regeln haben.

Letztendlich sind die fixierten Regeln Hilfsmittel. Im (tyischerweise nicht erreichten) Idealfall würden sie gar nicht (mehr) gebraucht. Aber vom Grad ihrer Nutzung als Hilfsmittel kann eigentlich nicht Rollenspiel abhängig sein, solange die Regeln keine Elemente haben, die selbst eine Verletzung der Rollenspielmerkmale darstellen. (z.B. Widersprüche zur sonstigen Spielweltdarstellung)

Bezgl. Rückkopplung/Einverständnis:
Um in den SIS zu kommen, also rückkoppeln zu können ist immer ein Einverständnis notwenig. Wo das über die fixiert geregelten Bereiche hinausgeht (sonst funktioniert das auch in anderen Systemen)erfordert das entsprechend auch ein aktuelles Einverständnis in dieser Sítuation.

Bezüglich Schach:
 Bewertung, Handlung aus Sicht des Bauern . Kann ein solcher Bauer in der entsprechenden Spielweltentsprechung (Plänkler auf Schlachtfeld) dies tun (ja)  -> Rollenspiel
Es kann aber nach meiner Sicht auch Rollenspiel sein, wenn die Regeln einen Moralwurf vorsehen würden, den der Bauer versemmelt hat. Kein Rollenspiel wäre es, wenn er sich eben nicht zurückziehen dürfte obwohl seine
Entsprechung es könnte und Anlass dazu hätte.
Titel: Re: Zur Hölle, was ist denn Rollenspiel eigentlich?!?
Beitrag von: Drudenfusz am 13.07.2008 | 05:57
Ich bin dieses dekonstruierenden Getutes von Settembrini genauso müde wie irgendwelchen anderen platten Verneinungen.
Wenn es so lächerlich ist, dann gib mir ein kurzes, prägnantes Gegenbeispiel und wir können dieses Missverständnis meinerseits zu den Akten legen - oder darüber reden was wir davon halten. Mit 'Du hast nicht Recht' gibt es keinerlei Zukunft für eine sinnvolle Diskussion.
Wenn du dich mit Kritik schwer tust dann solltest du deine Finger con solchen Diskussionen lassen (und nicht welche starten), halte das Spielen ohne dabei Regeln außer kraft zu setzten für nicht weniger Kreativ. Im Gegenteil mir sind einige Powergamer (mit denen meine Wenigkeit sehr gerne spielt) bekannt, die sehr Kreativ mit den Regeln umgehen (staune manchmal was die so alles finden und bin dann begeistert wie sie es im Spiel einsetzten). Wenn der Hofrat oder meine Person anmerkungen machen, dann doch nur um aufzuzeigen das gerade Müll produziert wird.
Titel: Re: Zur Hölle, was ist denn Rollenspiel eigentlich?!?
Beitrag von: Settembrini am 13.07.2008 | 06:12
LOL, erst dachte ich, du hättest vielleicht doch eine Ahnung, wovon du redest. Aber dein letzter Post überzeugt mich vom Gegenteil.

1) Das, was du beschreibst, kann man vielleicht als KoSim (http://de.wikipedia.org/wiki/Konfliktsimulation) durchgehen lassen oder als Strategiespiel. Aber ein Rollenspiel ist es eben nicht unbedingt.

2) Man könnte natürlich auch den Ansatz verfolgen, dass der Spieler die Rolle von Armee X übernimmt und sich mit dieser identifiziert. Dann wäre es wieder ein Rollenspiel.
Aber in diesem Fall hätten wir ja auch wieder eine Rollenverteilung (bzw. Identifizierung mit einer Rolle), von der du behauptest, dass sie nicht nötig wäre.


DAS IST DAS DÜMMSTE WAS HIER BIS JETZT GESCHRIEBEN WURDE! EULENSPIEGEL GEWINNT EINEN PREIS!

EDIT: Thread bitte wegen anhaltender Beklopptheit schließen. Tschüß, und schmort schön im Saft der dummen Vielschreiber...
Titel: Re: Zur Hölle, was ist denn Rollenspiel eigentlich?!?
Beitrag von: Merlin Emrys am 13.07.2008 | 12:14
Es ist ein Unterschied, ob ein Spieler 5 Charaketere spielt oder ob 5 Spieler einen Charakter spielen.
Ich zitiere nochmal vollständig, woraus ich nur einen Abschnitt zitiert hatte:
Die Frage ist halt: Sieht man "Romane schreiben" als Rollenspiel an oder nicht?
Die meisten Leute würden es nicht als Rollenspiel bezeichnen, wenn sich ein paar Leute hinsetzen und zusammen einen Roman  schreiben. Also muss es einen Unterschied zwischen "Romane schreiben" und "Rollenspiel spielen" geben.

Ein Vorschlag war: "Der Rollenspieler spielt in einer Gruppe und der Romanautor schreibt alleine."
Nun, es gibt Computer-RPGs, wo man alleine spielt und es gibt auch Solo-RPGs.
Andererseits gibt es auch Romanautoren, die zusammen an einer Geschichte schreiben.
Das kann also nicht der Unterschied sein.
Da sehe ich jetzt nicht, wo die Anzahl der Charaktere ins Spiel kommt. Ich kann sowohl im Rollenspiel-Solo eine Gruppe führen, oder ich kann in einer Rollenspiel-Gemeinschaft eine Gruppe führen. Spieler, die sich gut vertragen, können wohl auch zu fünft nur einen Charakter führen, und Autoren, die sich gut vertragen, können wohl auch zu fünft einen Roman über eine Einzelperson verfassen. Ich kann auch als Einzelautor eine Einzelperson führen oder eine Gruppe... gibt es da jeweils irgendeinen Unterschied in bezug auf die Anzahl der Charaktere?
Insofern verstehe ich im Moment Deinen Einwand nicht wirklich.
Für mich ist der Unterschied, daß die Autoren eben genau so handeln, wie Du selbst geschrieben hast:
(Ich persönlich bezweifle, dass sich ein Autor normalerweise so sehr mit einer Figur aus seinem Roman identifiziert, dass er von "ich" spricht, wenn er in Wirklichkeit die Romanfigur meint. ...)
Sowie darin, daß das Computerpsiel wie das Solo einen Vorstellungsraum vorgeben, der nicht der des Spielenden ist, anders als im Falle des Autors, der seinen Vorstellungsraum aktuell nur selbst bestimmt. (Was vielleicht aber auch nicht immer zutrifft; wenn er z.B. einen Romen für eine bekannte Serie oder so schreibt...?)

Und was hat das mit dem Unterschied zwischen Rollenspiel und Roman schreiben zu tun?
Das weiß ich auch in bezug auf Deine Aussage, "Nun, es gibt Computer-RPGs, wo man alleine spielt und es gibt auch Solo-RPGs." offenbar nicht so genau. Weder der Spieler am PC noch der 'Solist' schreiben einen Roman. Sie gehen vorgefertigte Pfade, und zwar mehr oder weniger allein. Aber was heißt "allein"? Daß nur ein Charakter im Spiel ist? Das muß bei PC-Spielen nicht sein (ich kann durchaus zwei Charaktere gleichzeitig steuern) und im Solo nicht (ich kann auch da mehrere Charaktere führen, wenn der Autor das vorgesehen hat, oder zumindest in Begleitung von NSCs sein).

Was verstehst du unter "vorgeschriebenen Pfad optimieren"?
Die meisten RPG-Solo-Abenteuer, die ich bisher in die Hände bekommen habe, ließen sich mit einem gewissen technischen Aufwand auf einen "optimalen" Lösungspfad hin optimieren. "Optimal" muß man dabei durchaus charakterabhängig sehen, aber es gab immer eine "aus der Sicht eines auctorial Beurteilenden zu präferierende Lösung". Aber um die zu finden, braucht man keine Kreativität - nur einen funtkionierenden Algorithmus.

SL: "Am Tor stehen Wachen."
Spieler 1: "Ich schreie laut um Hilfe und lock so die Wachen vom Tor weg."
Spieler 2: "Während die Wachen weg sind, schleiche ich ins Haus."
SL: "OK, mach eine Schleichenprobe, die um 5 Punkte erleichtert ist, weil die Wachen nicht mehr vor der Tür stehen."

Die ersten drei Sätze sind da, um den SIS zu beschreiben. Der SL erklärt die Situation und die beiden Spieler beschreiben, was sie tun. Dies ist alles ein Teil des SIS, ohne dass bisher eine Rückkopplung aufgetreten ist.
Im letzten Satz vom SL taucht jetzt aber eine Rückkopplung von SIS zur Regelebene auf:
Die Wachen sind nicht mehr da. (Teil des SIS)
--> Die Schleichenprobe ist erleichtert (Teil des Regelwerkes)
Irgendwie habe ich meine Probleme mit dem Satz: "Dies ist alles ein Teil des SIS, ohne dass bisher eine Rückkopplung aufgetreten ist.", weil ich in "... lock so die Wachen vom Tor weg" eine Rückbindung an "Am Tor stehen Wachen." sehe. Wenn da keine Wachen stünden, würde der Charakter ja nicht schreien, um sie dort wegzulocken. Order ist "Rückkopplung" für Dich eingeschränkt auf "Rückkopplung vom Vorstellungsraum auf die Anwendung der Regeln"?
Aber im zweiten Beispiel sagst Du ja:
Auch hier hat der SIS einen Einfluss darauf, was Spieler 2 tut:...

Der Unterschied zum ersten Beispiel wäre nur, daß dort die NSCs aufgrund einer Aussage über den Vorstellungsraum etwas tun, kein SC.

Wichtig ist nur die Trennung der einzelnen Stances, die z.B. beim reinen Geschichtenerzählen meist verwischt. Verwischt sie ein Autor zu einem Zeitpunkt nicht, spielt er gerade ein SoloRPG.
Ich bin mir nicht sicher, ob ich das wirklich so verstehe, wie Du es gemeint hast. (Zumal mir bei Autor immer ein Schreiberling vorschwebt und "mitschreiben" ja keine der genannten "Stances" ist?)
Titel: Re: Zur Hölle, was ist denn Rollenspiel eigentlich?!?
Beitrag von: Ebenezer_Arvigenius am 13.07.2008 | 12:35
Wenn du dich mit Kritik schwer tust dann solltest du deine Finger con solchen Diskussionen lassen (und nicht welche starten)

Soweit ich das sehen kann tut er sich nicht mit Kritik schwer, sondern mit unbegründeter Kritik.

Bemerkungen wie

Zitat
DAS IST DAS DÜMMSTE WAS HIER BIS JETZT GESCHRIEBEN WURDE!

oder

Zitat
Das ist Lächerlich!

tragen zur Diskussion nichts bei, da sie keine Gründe angeben. Das ist letztlich Trolling oder Selbstglorifizierung.

, halte das Spielen ohne dabei Regeln außer kraft zu setzten für nicht weniger Kreativ. Im Gegenteil mir sind einige Powergamer (mit denen meine Wenigkeit sehr gerne spielt) bekannt, die sehr Kreativ mit den Regeln umgehen (staune manchmal was die so alles finden und bin dann begeistert wie sie es im Spiel einsetzten).

Es geht nicht darum, dass sie weniger Kreativ sind, sondern darum, dass sie nicht die Sorte Kreativität aufweisen, die Rollenspiel ausmacht. Das postulierte Merkmal war (mal Spieltheoretisch gesprochen) dass die Handlungsmöglichkeiten der Spieler nicht durch die Regeln abschließend definiert sind.

Wenn jemand im Rahmen der Regeln kreativ handelt (also eine nicht offensichtliche, optimale Lösung findet) ist das zwar kreativ, kann aber in gleicher Weise auch beim Codeoptimieren oder der Bilanzanalyse stattfinden. Die Besonderheit des Rollenspiels liegt demgegenüber in der nahezu völligen Freiheit der möglichen Aktionen.

Im übrigen ist das ein negatives Auswahlkriterium. Natürlich ist es nicht (qualitativ oder quantitativ) mehr Rollenspiel, wenn mehr Regeln existieren an die man sich nicht halten muss. Es ist aber kein Rollenspiel, wenn die existierenden Regeln die gesamte Bandbreite der Handlungsmöglichkeiten vorgeben.

Zitat
OT: Das ist im übrigen einer der Gründe, warum sich viele Leute so schwer damit tun, D&D 3.x + als Rollenspiel zu sehen (und bevor es losgeht: ich teile diese Meinung ausdrücklich NICHT ;)). Wesentliche Teile des Spiels (Kämpfe) sind weitgehend durchgeregelt und erlauben (in der durchschnittlichen Gruppe) aus Gründen der Balance keine Abweichungen. Man hat dann also ein Rollenspiel mit starken Brettspielanteilen

Wenn der Hofrat oder meine Person anmerkungen machen, dann doch nur um aufzuzeigen das gerade Müll produziert wird.

Dann sollten Du oder der Hofrat (Settembrini?) sich eben die Mühe machen, ihre Meinungen zu begründen statt Müll zu schreiben. TUUT ::) (Sorry, das musste jetzt mal sein).
Titel: Re: Zur Hölle, was ist denn Rollenspiel eigentlich?!?
Beitrag von: Eulenspiegel am 13.07.2008 | 13:18
Man muss unterscheiden zwischen "Ich spiele eine Rolle." und "Ich spiele ein Rollenspiel."
Es gibt viele Spiele, in denen man eine Rolle spielt. Aber nicht jedes Spiel, in dem man eine Rolle spielt, ist auch ein Rollenspiel.

Beispiel:In allen diesen Spielen spielt man eine Rolle. Aber man spielt kein Rollenspiel.
Wieso sind die oben genannten Spiele also kein Rollenspiel, obwohl man eine Rolle spielt?

@ Turning Wheel
Ich befürchte, du hast das, was ich mit "Rückkopplung" gemeint habe, falsch verstanden.
Ich bringe mal ein Beispiel für Rückkopplung und eines ohne:
mit Rückkopplung:
Spieler 1: "Ich schleiche an den Wachen vorbei ins Haus."
SL: "OK, mache eine normale Schleichenprobe."
Spieler 2: "Ich werfe einen Stein, um die Wachen wegzulocken."
SL: "OK, die Wachen sind weg."
Spieler 2: "Ich schleiche ins Haus."
SL: "Mach eine Schleichenprobe, die um 5 Punkte erleichtert ist."

ohne Rückkopplung:
Spieler 1: "Ich schleiche an den Wachen vorbei ins Haus."
SL: "OK, mache eine normale Schleichenprobe."
Spieler 2: "Ich werfe einen Stein, um die Wachen wegzulocken."
SL: "OK, die Wachen sind weg."
Spieler 2: "Ich schleiche ins Haus."
SL: "OK, mache eine normale Schleichenprobe."

Du siehst: Am SIS hat sich nichts geändert: In beiden Fällen ist die Wache weggeschlichen und die beiden Spieler sind reingeschlichen.
Der einzige Unterschied ist: Bei der Rückkopplung hat der Zustand "Wachen sind weg." einen Einfluss auf die Würfelprobe.
Ohne Rückkopplung ist es vollkommen egal, ob die Wachen im SIS noch dastehen, weg sind, bewusstlos geschlagen wurden oder ob sonst etwas mit ihnen passiert ist. Dies hat keinen Einfluss auf die Würfelprobe.

Ich bringe hier nochmal ein beispiel für Monopoly, wo man auch einen SIS haben kann, dieser jedoch keine Rückkopplung zulässt.
*Spieler 1 würfelt und gelangt auf die Schlosstraße, die Spieler 2 gehört, der dort bereits ein Hotel stehen hat."
Spieler 1: "Verdammt. Das wird teuer. Dafür will ich aber auch die Luxus Suite."
Spieler 2: "Das macht 8.000 €."

*nach einer Runde hat Spieler 1 Pech und landet wieder auf der Schlosstraße*
Spieler 1: "Die Luxus Suite war mir zu teuer. ich nehme diesmal nur ein normales Zimmer.
Spieler 2: "Ja, das kostet 8.000 €."
Spieler 1: "Was, das normale Zimmer ist genau so teuer, wie die Luxus Suite?"
Spieler 2: "Ja, die Inflation. Du verstehst?"

*nach einer Runde hat Spieler 1 wieder Pech und landet erneut auf der Schlosstraße
Spieler 1: "So mir reicht's. Dein Hotel ist mir zu teuer. ich schlafe auf der Straße.
Spieler 2: "Tja, in der Nacht wirst du ausgeraubt. Der Dieb hat dabei 8.000 e erbeutet."

*nach einer weiteren Runde das gleiche Spiel: Spieler 1 landet wieder auf der Schlosstraße*
Spieler 1: "So, diesmal passe ich auf, dass ich nicht ausgeraubt werde."
Spieler 2: "Dafür brauchst du eine Pistole. Aber diese bekommst du beim örtlichen Dealer für nur 8.000 €."

*noch eine Runde später landet Spieler 1 erneut auf der Schlosstraße.*
Spieler 1: "So, ich übernachte wieder auf der Straße. Diesmal habe ich ja glücklicherweise schon eine Pistole."
Spieler 2: "Unglücklicherweise kommt ein Polizist vorbei und du musst 8.000 € Strafe wegen unerlaubten Waffenbesitzes zahlen."

Es gab also einen SIS. Und man könnte in diesem SIS auch sicherlich seine Rolle spielen. Aber es gab keine Rückkopplung: Egal, was der Spieler auch getan hat: Er musste 8.000 € zahlen, weil er auf der Straße gelandet ist.
Der SIS war also völlig unerheblich und hatte keinerlei Auswirkungen auf das Spiel. (Er hätte sich auch irgendetwas anderes einfallen lassen können. - Er müsste so oder so 8.000 € bezahlen. Denn die Höhe des Geldes hängt nicht davon ab, was er im SIS tut, sondern allein davon, wieviele Häuser bzw. Hotels Spieler 2 dort schon gebaut hat.)

Ich zitiere nochmal vollständig, woraus ich nur einen Abschnitt zitiert hatte:Da sehe ich jetzt nicht, wo die Anzahl der Charaktere ins Spiel kommt. Ich kann sowohl im Rollenspiel-Solo eine Gruppe führen, oder ich kann in einer Rollenspiel-Gemeinschaft eine Gruppe führen.
Ja, die Anzahl der Charaktere kann variieren. Aber die Anzahl der Spieler bleibt immer gleich.

Bei einem Offline-Computerrollenspiel, spielt aber in der Regel immer nur 1 Spieler mit.
Und bei einem Solo-RPG gibt es auch immer nur 1 Spieler. (Sonst wäre es kein Solo-RPG.)

Wenn du dir den von mir zitierten Text durchliest, fällt dir auf, dass ich nicht auf die Anzahl der Charaktere, sondern auf die Anzahl  der Spieler eingegangen bin. Wieviel Charaktere ein Spieler nun steuert, ist (für diese Betrachtung) völlig irrelevant.

Zitat
Aber was heißt "allein"? Daß nur ein Charakter im Spiel ist?
Nein. Allein bedeutet, dass es nur einen Spieler gibt.
Wievele Charaktere es gibt, ist irrelevant.

@ Settembrini
Bisher hattest du es ja geschafft, dein Niveau wenigstens halbwegs hochzuhalten. Aber mit deinem letzten Post hast du echt den Vogel abgeschossen und hast dich in Sachen Blödheit selbst übertroffen. (Ich dachte bisher immer, blöder als deine "TUUT" Kommentare kann es nicht kommen. Aber du hast mich eines Besseren belehrt.)

Wenn du dem Thread jetzt fernbleibst, kann das ganze nur besser werden.

HAST DU ÜBERHAUPT EINE AHNUNG, WAS ROLLENSPIEL IST?
Scheinbar nicht.

Danke weitermachen. (Nein, das gilt nicht für dich Settembrini, du solltest dich erstmal informieren, bevor du hier weitermachst.)

Ich kann ja verstehen, dass du dein Ego aufpolieren musst. Aber ich bezweifle, dass es dir auf diese Art und weise gelingt.
Titel: Re: Zur Hölle, was ist denn Rollenspiel eigentlich?!?
Beitrag von: Maarzan am 13.07.2008 | 14:47
Ich habe mir die anlässlich der Indentifikationsfrage die Defintion von Stances noch einmal besorgt (von der forge):

Stance is defined as how a person arrives at decisions for an imaginary character's imaginary actions.
>In Actor stance, a person determines a character's decisions and actions using only knowledge and perceptions that the character would have.
>In Author stance, a person determines a character's decisions and actions based on the real person's priorities, then retroactively "motivates" the character to perform them. (Without that second, retroactive step, this is fairly called Pawn stance.)
>In Director stance, a person determines aspects of the environment relative to the character in some fashion, entirely separately from the character's knowledge or ability to influence events. Therefore the player has not only determined the character's actions, but the context, timing, and spatial circumstances of those actions, or even features of the world separate from the characters.

Diese Stances kommen ja alle in Rollenspielen vor, bzw. sind auch dafür nötig - also kann man nicht sagen Stance xy ist Anzeichen für "kein Rollenspiel". Aber irgendwo dadrin gibt es einen Unterschied im Spielgefühl, der das Bauchgefühl "Rollenspiel oder nicht" bestimmt. Also habe ich mich gefragt, wo denn dann die Bauchschmerzen herkommen und bin zu dem Schluss gekommen, dass die Anordnung bzw. der Übergang dieser Stances den Unterschied machen könnten.

Eine Rolle wird danach explizit nur dann gespielt, wenn man im Actorstance ist, denn nur dann ist die übernommene Rolle Grundlage der Handlungsentscheidungen. Die anderen Stances sind aber wichtig um diese Momente zu erlauben/vorzubereiten. Die Limits dieser Rolle (aus der Spielwelt geboren) sind dabei auch die Limits, welche den Spielcharakter ausmachen. Die fixierten Regeln sind nur Hilfsmittel.
Daher wäre die Trennung der Stances nach dieser Idee dann eines der Kernmerkmale von Rollenspielen und würde auch das hartnäckige weitgehenden Festhalten an einem Spielleiter oder an Zufallselementen erklären.
Sie sind ein Mittel diese Trennung der Stances, insbesondere zum director zu unterstreichen. 
Bei einem Geschichtenerzählen liegt z.B. eine ganz andere Priorität vor (meist die eines übergeordneten Zusammenhangs und ästhetischer Gestaltung) und so wird viel beiläufiger die Rolle wieder verlassen und zum director gegriffen, im Rollenspiel wirkt so etwas dann als Bruch und z.B. auswerfend aus der Immersion.

Der Anteil an den jeweiligen Stances variiert nach dem jeweiligen Spielstil und gibt dann einen bestimmten Spieleindruck, der je nach Geschmack als Rollenspiel oder eben nicht empfunden wird.
(zusätzlich dazu noch die Sache mit der im Rahmen der Spielwelt gegebenen Handlungsfreiheit und die relevante Rückwirkung der Handlung auf dieselbe - dann ist man relativ komplett denke ich)

Der Nachsatz war nur für den ja öfters angeführten Extremfall des Bücher Schreibens. Wenn jemand quasi Schitzophren sorgsam zwischen den einzelnen Stances wechselt, kann er quasi mit sich selbst rollenspielen. Das ist aber natürlich eine Menge Aufwand, wenn man ein Buch schreiben will und tendiert dazu für den Leser unbefriedigendere Ergebnisse zu erzeugen, auf der anderen Seite läßt sich das Rollenspielerlebnis leichter und ich meine befriedigender in der Gruppe erzielen - dürfte also recht selten sein und im Ergebnis so oder so zu vergleichsweise bescheidenen Ergebnissen führen.
Titel: Re: Zur Hölle, was ist denn Rollenspiel eigentlich?!?
Beitrag von: Beral am 13.07.2008 | 22:16
Ich möchte etwas zum Vorwurf sagen, dass wir uns hier im Kreis drehen:

Wir tun das auch, aber das liegt nicht daran, dass wir zu dumm sind, die einzig wahre Definition zu erkennen, die uns hier in 50-facher Ausführung präsentiert wird. Das Problem ist, dass wir nicht exakt auf den Punkt kommen. Wir ziehen zwar sehr enge Kreise darum, aber wir treffen eben nicht genau den Punkt. Das Problem könnte auch in Kommunikationsproblemen bestehen. Mag sein, dass Settembrini oder Boomslang den Punkt getroffen haben (ich nehme für mich selbstverständlich das gleiche an, auch schon seit 5 Threadseiten). Aber wenn die Erleuchteten es nicht vermitteln können, ist es für die anderen nichts wert. Selbstbeweihräucherung nach dem Motto "Ich hab's schon längst und ihr Deppen könnt von mir aus weiter debattieren" ist arrogant und lächerlich. Außer dem Schlaumeier selbst, den keiner kapiert, kann keiner seine Schläue bestätigen. Aber vielleicht glauben es die Leute, wenn man sich nur laut und oft genug lobpreist...

Ach ja, es gibt theoretisch eine dritte mögliche Ursache: Rollenspiel lässt sich gar nicht definieren. So fehlt beispielsweise für den Begriff "Sport" ebenfalls eine einheitliche Definition, obwohl ein ganzer Wissenschaftszweig sich genau damit seit Jahrzehnten beschäftigt und obwohl jeder Mensch weiss, was Sport ist. Es müsste uns Hobbytheoretikern nicht peinlich sein, wenn wir feststellen, dass der Begriff Rollenspiel durch seine Geschichte und seinen Gebrauch so viele verschiedene Bedeutungen bekommen hat, dass eine einheitliche Definition nicht mehr möglich ist.
Aber angesichts der Tatsache, dass wir Rollenspiel doch schon sehr eng eingezäunt haben, bin ich persönlich optimistisch, dass eine Einigung möglich ist.

Inhaltlich möchte ich auf einen Aspekt aufmerksam machen, der mir bisher nicht zur Genüge angesprochen scheint und der möglicherweise das ein oder andere Verständnisproblem verursacht. Es ist mir heute beim Lesen der letzten Seiten aufgefallen.

Wir sind uns einig, dass wir die Methode Rollenspiel definieren wollen. Ich meine, dass wir diese Methode nur über die Motivation sicher definieren können und nicht über den sichtbaren Prozess der Methodenanwendung oder des Endergebnisses.

Ein von außen gesehen identischer Prozess könnte Rollenspiel sein oder auch nicht. Je nachdem, welche Motivation die Handelnden antreibt. Das trifft genau auf die Beispiele des Romanschreibens, des Erzählens u.a. zu, über die streckenweise heftig diskutiert wird. Diese Schwierigkeit würde sich auflösen, wenn wir uns darauf einigen, dass nicht der sichtbare Prozess für die Beurteilung entscheidend ist, sondern die Zielsetzung dieses Prozesses.

Titel: Re: Zur Hölle, was ist denn Rollenspiel eigentlich?!?
Beitrag von: Preacher am 13.07.2008 | 22:28
Thread bitte wegen anhaltender Beklopptheit schließen.

Ja, ich bin schwer in Versuchung. Das Thema wurde schon vor ein paar Seiten getötet.

Ich klage des Mordes an: Eulenspiegel, Dr. Boomslang, Merlin Emrys. Die üblichen Verdächtigen also. Eigentlich wundert es mich, daß Thalamus hier  nicht aufgetreten ist, der fehlt nämlich noch.

Wirklich erhellende und informative Beiträge wurden hier von den wenigsten geschrieben.

Wenn du dem Thread jetzt fernbleibst, kann das ganze nur besser werden.

HAST DU ÜBERHAUPT EINE AHNUNG, WAS ROLLENSPIEL IST?
Scheinbar nicht.

Danke weitermachen. (Nein, das gilt nicht für dich Settembrini, du solltest dich erstmal informieren, bevor du hier weitermachst.)
Mein lieber Eule, ich sag nur Glashäuser und Steine... ::)


Naja.
Ruhe in Frieden, lieber Thread. Du hattest durchaus interessante Momente.
Titel: Re: Zur Hölle, was ist denn Rollenspiel eigentlich?!?
Beitrag von: Drudenfusz am 13.07.2008 | 22:40
Für mich ist der Thread auch ziemlich gestorben...
Titel: Re: Zur Hölle, was ist denn Rollenspiel eigentlich?!?
Beitrag von: Kinshasa Beatboy am 13.07.2008 | 22:44
Ja, ich bin schwer in Versuchung. Das Thema wurde schon vor ein paar Seiten getötet.

Ich klage des Mordes an: Eulenspiegel, Dr. Boomslang, Merlin Emrys. Die üblichen Verdächtigen also. Eigentlich wundert es mich, daß Thalamus hier  nicht aufgetreten ist, der fehlt nämlich noch.

Wirklich erhellende und informative Beiträge wurden hier von den wenigsten geschrieben.
Mein lieber Eule, ich sag nur Glashäuser und Steine... ::)


Naja.
Ruhe in Frieden, lieber Thread. Du hattest durchaus interessante Momente.

Naja, ob das nun in Ton und Inhalt, zudem von einem Moderator, zielführend ist, darf sicherlich ebenso bezweifelt werden. War aber vermutlich ohnehin nicht konstruktiv gemeint. Insofern sorry für OT. Gelernt habe ich aber, dass eine Definition schwieriger ist als erwartet. Settembrinis kurzen, lichten Moment inmitten des Gepöbels fand ich gut und hab das vorgeschlagene Dreigestirn aus Methode, Genre und Usancen für den Hausgebrauch dankend übernommen.
Titel: Re: Zur Hölle, was ist denn Rollenspiel eigentlich?!?
Beitrag von: Funktionalist am 13.07.2008 | 22:53
Wobei die Methode von Settembrinis Seite her de facto undefefiniert blieb.
Danach drehte sich die Diskussion um eben eine Definition der Methode....ichwarte mal ab, bis sich die Herren hier über geeinigt haben, ob Biff nun Rollenspielt, oder nicht und dann schaue ich mal, ob es noch Kritik zu den Def.Versuchen gibt.
man kann ja mal alle einfahc nebeneinander posten, denn ehrlich gesagt, außer der dreiteilung, den zwei oder drei Varianten der "Vorstellungsraum+Kreativität"-Schiene gabs nichts brauchbares hier.


sers,
Alex
Titel: Re: Zur Hölle, was ist denn Rollenspiel eigentlich?!?
Beitrag von: Funktionalist am 14.07.2008 | 01:48
@kreativität

Ich hatte sie im Rahmen dieses Threads und insbesondere bzgl. der Def. so verstadnen, dass ein kreativer Einfluss auf den Vorstellungsraum eine Möglichkeit zur Erweiterung desselben um ein Element bedeutet.
Das heißt jeder darf prinzipiell (unterEinschränkungen) gestalterisch in den "Sis" eingreifen.
Titel: Re: Zur Hölle, was ist denn Rollenspiel eigentlich?!?
Beitrag von: Drudenfusz am 14.07.2008 | 04:08
Turning Wheel, du hast erkannt das mein Problem im zusammenhang zwischen Reglen und Kreativität existiert. Da es mir nicht in den Kopf will, daß man allen die sich innerhalb von Regel-Korsetts bewegen hier plötzlich das Rollenspiel abspricht (halte diesen Ansatz, für wie bereits geschrieben, für etwas lächerlich). Nehmen wir ein Beispiel aus einer meiner letzten D&D-Abende: gespielt wurde D&D4, meine WEnigkeit spielte ein Fighter mit einem Schild. Irgendwann im Dungeon gab es einen Raum mit Fallen, den Wurf um zu erkennen welche Felder die Fallen auslösen hatte keiner geschafft, aber alle war nach dem auslösen der ersten Falle klar woher die Projektile kommen. Fragte also die Spielleiterin ob mein Charakter nicht einfach das Schild vor der Mündung in der Wand halten kann, damit die anderen Charaktere und meiner auch möglichst unbeschadet passieren können (ob das sonderlich Kreativ ist kannst du gerne entscheiden). Die Spielleiterin entschied dagegen (warum auch immer), und jeder der auf eine falsche Bodenplatte trat bekam einen normalen Angriff gegen Reflex ab, wenn meine Person SL gewesen wären hätten alle einen Bonus von +2 bekommen (aber auch dieser wäre mit den Regeln vereinbar gewesen, da die Charaktere im Vorteil gegenüber der Falle wären, ohne das dieser Fall expliziert im Regelwerk so vorkommt). Rege mich also auf, das nach dem was hier so geschrieben wird es sich so liest als wäre es nur echtes Rollenspiel, wenn man die Regeln bricht, was aber bei mir und vielen meiner bekannten eher ungern gesehen ist (kann mich gar nicht daran erinnern wann bei uns das letzte Mal Regeln wirklich gebrochen wurden). Und wie gesagt, für mich ist Rollenspiel, was man daraus macht, kann also nur darauf hinweisen das hier gewisse Spieler und deren Spielvorlieben gerade nicht mehr einbezogen werden; es soll doch um eine allgemeingültige Definition gefunden werden, oder?
Titel: Re: Zur Hölle, was ist denn Rollenspiel eigentlich?!?
Beitrag von: Drudenfusz am 14.07.2008 | 06:33
@ Drudenfusz:
Danke, dass Du doch noch am Thema teil nimmst.
Die Katze kann das Mausen nicht sein lassen...

Der Punkt ist das nur weil es für etwas Regeln gibt, welche man gegebenenfalls benutzt es dadurch nicht weniger Rollenspiel wird. Moderne Erzählspiele haben so abstrakte Regeln, daß sich quasi alles mit ihnen erklären läßt. Oder wird es für dich wieder zum Rollenspiel, wenn es zwar eine Regel gibt, der Spieler diese aber nicht kennt, sondern einfach handelt? Für Gamisten zum Beispiel ist es auch häufig wichtig das die Regeln umgesetzt werden, spielen die alle kein Rollenspiel? Sind Leute die ein System nutzen das eigentlich alles regelt (wenn auch teils ziemlich abstrakt), keine Rollenspieler mehr? Wenn mein Spielleiter mir sagt das er es nach Buch machen will (und der mir trotz meiner Idee keinen weiteren Bonus zugestehen möchte, wobei es durchaus auch möglich gewesen wäre mir einen Bonus zu gewähren, aber mir ist nicht danach mich im Spiel mit Spielleitern zu streiten), wird es dann weniger Rollenspiel? Glaube also weiterhin das man da nicht einfach eine Grenze irgendwo ziehen kann, wo auf der einen Seite Rollenspiel ist und auf der anderen nicht. Wie gesagt, halte auch MMO-RPGs für Rollenspiele, und bei denen kann man gar nichts an den Regeln ändern oder interpretieren.
Titel: Re: Zur Hölle, was ist denn Rollenspiel eigentlich?!?
Beitrag von: Crimson King am 14.07.2008 | 09:38
Es ist ziemlich schwer, sich nicht außerhalb der Regeln (lies: Mechanik, so ist es denke ich auch gemeint) zu bewegen, solange man keine sturen Dungeon Crawls spielt.

Descent z.B. lässt nur eine Option zu: Kampf. Bei D&D kann man verhandeln, den vermeintlichen Gegner umgehen, man kann ein Loch in den Boden bohren und eine Fackel rein stecken, damit man sie nicht mehr in der Hand halten muss etc. Da hat man auch die kreative Einflussnahme auf den SIS ohne Anwendung der Mechanik.

Allerdings lässt sich immer noch diskutieren, ob Descent und Konsorten trotzdem Rollenspiele sind oder doch nicht.
Titel: Re: Zur Hölle, was ist denn Rollenspiel eigentlich?!?
Beitrag von: Falcon am 14.07.2008 | 09:52
TW schrieb;
Zitat
Regeln anzuwenden ist nicht kreativ sondern reproduktiv. Man führt vorgegebene Handlungen durch.
Ein Powergamer mag taktisch kreativ sein, aber wir sprechen hier immer nur von kreativen Charakterhandlungen.
Eine Taktik kann durchaus kreativ sein, wenn sie aus einer vogegebenen Liste von Handlungen eine neue Kombination darstellt.
Ich hab so meine Probleme damit. Was ist mit stark erzähllastigen Regeln? Sagen wir in TheShadowOfYesterday ist man genötigt eine Standardaktion für seinen Charakter zu interpretieren damit der Konflikt weitergehen kann und das System nicht auseinander bricht (passiert mir in Erzählsystemen regelmäßig), war man dann kreativ in den Regeln (wo ist da der Powergamer?) oder kreativ in der Handlung?
Mir scheint Handlung und Regel werden da teilweise zu strickt getrennt.

zur Simulation: in der perfekten Simulation hast du alle Aktionen die der charakter tun kann geregelt. Du wählst also nicht eine Option sondern eine Handlung, und die ist dann geregelt. Welche Handlung du ausführst ist deiner Kreativität überlassen und da es keine Einschränkung gibt ist es egal ob es innerhalb der Regeln passiert.
Was du kritisierst ist also nicht die Beeinträchtigung simulationistischer Regeln auf die Kreat. sondern die bislang mangelhaften Umsetzungen und das umfasst leider alle (mir bekannten) Simsysteme.
Titel: Re: Zur Hölle, was ist denn Rollenspiel eigentlich?!?
Beitrag von: Beral am 14.07.2008 | 11:32
Regeln sind nicht dazu da, die Kreativität einzuschränken. Sie haben den Zweck, die Komplexität der Spielwelt und der Spielrunde so weit zu strukturieren, dass Streitigkeiten aufgrund unterschiedlicher Situationsinterpretationen vermieden werden. ("Das kann mein Char so machen in dieser Situation" - "Nein! Das ist doch total unrealistisch.")
Innerhalb der Regeln kann sich Kreativität frei entfalten. Dass die Rollenspiele tendenziell immer mehr regeln (keine Ahnung, ob das wirklich stimmt), wird daran liegen, dass es Bedarf daran gibt, mehr zu regeln, weil innerhalb der Spielgruppen die Ansichten so weit auseinander gehen, dass es ohne klare Regelungen zu häufig Streitigkeiten gibt.
Einen Widerspruch zwischen Regeln und Kreativität sehe ich nicht.
Titel: Re: Zur Hölle, was ist denn Rollenspiel eigentlich?!?
Beitrag von: Maarzan am 14.07.2008 | 11:48
Ich sehe auch keine Probleme mit Regeln und Kreativität.

Letztendlich muss ja für jede jemals probierte Handlung eine Regelung gefundne werden. Wenn die nicht in den fixierten Regeln behandelt ist, muss dann eben der Spielleiter einspringen.
Wie bisher von mir wahrgenommen wäre dann Kreativität eine bisher noch vorhandene Lücke in den fixierten Spielregeln zu finden.
Wenn der SL seine Regelung zu der kreativen Rollenspielaktion als Hausregel fixiert, ist diese Handlung in einer späteren ähnlichen Situation dann nicht mehr kreativ/Rollenspiel?

Bezgl. Computer"RPG".
Sehe ich ohne Mensch dahinter bei der bisherigen Entwicklungsstufe nicht als Rollenspiel, da es eben keine der Rolle entsprechende freie Handlung in der Spielwelt erlaubt.
Hier geht wirklich nur, was der Programmierer sich hat vorher einfallen lassen.
Titel: Re: Zur Hölle, was ist denn Rollenspiel eigentlich?!?
Beitrag von: Beral am 14.07.2008 | 12:35
Wie bisher von mir wahrgenommen wäre dann Kreativität eine bisher noch vorhandene Lücke in den fixierten Spielregeln zu finden.
Hehe, woher kommt eigentlich die Fixiertheit, Regellücken auszunutzen?
Man kann auch kreativ Regellücken ausnutzen, aber das ist nur ein kleiner Teil der Gesamtkreativität.

Eine Räuberleiter zu benutzen, um einem schlechten Kletterer über die 2,50 m hohe Mauer zu helfen, kann einfach nur eine kreative Lösung sein, die sich voll innerhalb bestehender Regeln bewegt.

Vielleicht verstehen wir etwas anderes unter Regellücke?
Ich verstehe darunter eine Regelanwendung, die laut Regeltext in Ordnung ist, die aber in dieser Form höchstwahrscheinlich nicht gewollt ist. Sowas lässt sich selten vermeiden.
Man könnte unter Regellücke auch all das verstehen, was nicht explizit von der Regel erfasst wird. Aber dann bedeutet zum Beispiel die Regel "Hilfestellung durch einen anderen Charakter bringt einen Bonus von +1" nur eine einzige riesige Regellücke. 
Titel: Re: Zur Hölle, was ist denn Rollenspiel eigentlich?!?
Beitrag von: Funktionalist am 14.07.2008 | 12:39
Ich sehe Kreativität unabhängig von den Regeln....Man greift dann kreativ in den Sis ein, wenn man ihm ein neues Detail hinzufügt.
Ob das jetzt geregelt ist, oder nicht ist egal.
Ich verstehe eure Obsession mit Regellücken gerade nicht, und ich glaube, dass sie einfach aus der Gesprächsdynamik gewachsen ist.
Es kommt mMn nicht darauf an, ob etwas geregelt nicht oder nicht, dass man kreativ sein kann.

Dass das akzeptieren nicht geregelter Situationen typisch fürs Rollenspiel heißt aber nicht, dass es ein definierendes Merkmal ist. Bei einem perfekten Spiel gäbe es diese unklarheiten nicht und es wäre immernoch ein Rollenspiel...
Titel: Re: Zur Hölle, was ist denn Rollenspiel eigentlich?!?
Beitrag von: Crimson King am 14.07.2008 | 14:30
Decent würde ich schon als klassisches Brettspiel sehen. Die Tatsache, dass es mit schönen Plastikfigürchen gespielt wird und die Spielhandlung sich gefühlsmäßig mit der Handlung vieler Rollenspiele sind keine Gründe für das Vorhandensein von Rollenspiel.

Da ich nicht doof bin und diesen Abschnitt auch nach mehrmaligem Lesen nicht verstanden habe, gehe ich davon aus, dass da ein paar haarsträubende Formulierungsfehler drin sind.

Der letzte Teilsatz kein Verb, so nebenbei.
Titel: Re: Zur Hölle, was ist denn Rollenspiel eigentlich?!?
Beitrag von: Lord Verminaard am 14.07.2008 | 14:31
Grundsätzlich bin ich ja der Meinung, dass selten jenseits von S. 4 noch irgendwas Sinnvolles in einem Thread steht, aber hier waren sogar noch einige Erkenntnisgewinne nach S. 4 drin, das ist doch schon mal was. Da ich aber auch den Zeitpunkt verpasst habe, den Thread sinnvoll zu schließen, lasse ich ihn weiter offen und belasse es bei dem Appell an alle, einfach mal einen Tag zu warten, bevor sie entscheiden, ob es noch was zu sagen gibt, das noch nicht gesagt wurde.

@ destruktive Kritik: Ich finde nicht, dass die Definition der Methode Rollenspiel unzureichend ist. Sie ist sehr breit, aber jeder Versuch, sie zu präzisieren, würde nur wieder endlose Diskussionen nach sich ziehen und sie nicht zutreffender machen. Jedenfalls die Behauptung, sie sei „de facto undefiniert“, ist schlicht falsch. Vielleicht kommt dir die Definition zu banal/allumfassend vor, um schon ausreichend zu sein. Aber das ist ja gerade der Witz daran, wie eigentlich an allen guten Definitionen.
Titel: Re: Zur Hölle, was ist denn Rollenspiel eigentlich?!?
Beitrag von: Crimson King am 14.07.2008 | 15:04
Geht so. Eine Definition muss ja unbedingt die notwendigen Bedingungen beinhalten. Sie muss exakt alles umfassen, was Rollenspiel ist. Nicht weniger, aber vor allem auch nicht mehr.

Sehr allgemein gehaltene Definitionen sind außerdem in der Praxis oft wertlos, weil die Nachprüfbarkeit nicht gegeben ist.

Wenn ich mich recht entsinne, ist DK auch Mathematiker (wie ich auch), und kein Berufszweig dürfte sich mit sauberen Definitionen besser auskennen.
Titel: Re: Zur Hölle, was ist denn Rollenspiel eigentlich?!?
Beitrag von: Merlin Emrys am 14.07.2008 | 15:15
Ich möchte noch einmal auf dies zurückkommen:
Die Frage ist halt: Sieht man "Romane schreiben" als Rollenspiel an oder nicht? ... Also muss es einen Unterschied zwischen "Romane schreiben" und "Rollenspiel spielen" geben.
Ich habe noch einmal darüber nachgedacht und habe gefunden, daß für mich der wesentliche Unterschied darin liegt, daß beim Rollenspiel (wie ich es in meinen Gruppen gewöhnt bin - ich weiß nicht, ob es anders sein kann!) die Szenen in einer linearen Folge eintreten, die üblichweise chronologisch aneinandergereiht sind. Es gibt Ausnahmen (Zeitreisen), aber selten ein konsequenten Verwischen der zeitlichen Reihenfolge parallel zur gespielten Reihenfolge. Und jede Szene, die einmal gespielt wurde, bleibt dann auch so im Vorstellungsraum.
Beim Schreiben gehe ich selbst weniger chronologisch vor; aber wesentlicher scheint mir, daß Szenen umgeschrieben werden können und auf eine Spannungslinie hin optimiert werden können. Beim Rollenspiel kann man im Grunde kaum etwas im Rahmen von Wiederholungen "optimieren". Die Möglichkeiten des Schreibers, an einer Handlungslinie gemessen zu optimieren und dafür Szenen rückwirkend umzuschriben, scheint mir ein deutlicher Unterschied zum Rollenspiel, in dem gilt: "Gesagt ist gesagt, getan ist getan."

Ist jemand der Meinung, dass Computerrollenspiel ein Rollenspiel darstellt? Und warum?
MMORPGs sind in meinen Augen durchaus eine Form von "Rollenspiel", weil man mit anderen Menschen interagiert und sich daraus nicht von einer Software vorgegebene Inhalte ergeben. Solo-PC-RPGs kann man meines Erachtens so spielen, daß sich eine rudimentäre Form von Rollenspiel ergibt, indem man sie als Basis für kreativ gespielte Rollen nimmt und Inhalte, die das Spiel vorgibt, souverän verwirft ;-). Das heißt: Wenn man sie nicht ganz so spielt, wie sie eigentlich zu benutzen sind, kommt man schon auch mit ihnen in den Rollenspielbereich.  

Ich sehe Kreativität unabhängig von den Regeln....Man greift dann kreativ in den Sis ein, wenn man ihm ein neues Detail hinzufügt.
Ob das jetzt geregelt ist, oder nicht ist egal.
Dem kann ich mich anschließen. Ich denke, ob Kreativität eine "Regellücke" erfodert oder nicht, hängt auch sehr an der Art der Regeln. Wenn (was es nicht gibt) ein Kampfablauf so vollständig von Regeln erfaßt wäre, daß er praktisch nur in Abhängigkeit von den Würfelergebnissen abhinge ("wenn Schlag X einen Schaden von Y macht, muß darauf die Reaktion Z erfolgen"), wäre dort tatsächlich kein Raum für irgendeine "Kreativität" und nur eine Regellücke würde Kreativität erlauben. Wenn aber die Regel, wie von Falcon bereits als Beispiel gebracht wurde, eine beliebig kreative Ausgestaltung durch den Spieler erfordert, ist die Kreativität natürlich jederzeit voll innerhalb des "geregelten Bereichs". Ich denke, zumeist liegt die Wirklichkeit irgendwo zwischen diesen Polen, und dementsprechend die Antwort auf die Frage, wann Kreativität mit Regeln in Konflikt gerät und wann nicht.

Welche Handlung ich in einer perfekten Simulation mache ist lediglich meiner Wahl überlassen. Kreativität wäre meines Erachtens das falsche Wort, weil ich nichts neues hinzufüge.
Wie ist das, was ich "hinzufüge", zu verstehen?
Daran hängt für mich der Punkt, in dem ich vermutlich nicht zustimmen kann. Das "Hinzufügen" kann ja auch eine neue Kombination von Altbekanntem sein. Eine "neue Eröffnungsvariante beim Schach" fügt der Wirklichkeit etwas hinzu, nämlich ebendiese neue Variante, aber ohne dabei die Schachregeln zu verlassen. Für mich ist das eine kreative Leistung. Auch das Schaffen neuer Begriffe ist für mich eine kreative Leistung, auch wenn die Laute und der Inhalt schon da sind, bevor der Begriff auftaucht. Und in diesem Sinne ist auch eine neue "Strategie" in einem Rollenspiel eine kreative Leistung.
(Nicht kreativ wäre in diesem Sinne genau all das, was sich ohne Wahlmöglichkeit aus der Summe der Umstände ergibt. Da ich ein Vertreter der Ansicht bin, daß der freie Wille nicht nur ein Irrtum oder eine Einbildung ist, sondern ein wirklicher Freiraum innerhalb der umgebenden Wirklichkeit, halte ich auch Kreativität nicht nur für ein "sich nicht der Umstände bewußt sein, die diese Entscheidung notwendig gemacht haben". Aber das ist nun wirklich deutlich philosophisch.)
Titel: Re: Zur Hölle, was ist denn Rollenspiel eigentlich?!?
Beitrag von: Boba Fett am 14.07.2008 | 15:24
@ Vermi:
Schließen? Schon? Was soll denn das jetzt?
Wir sind hier doch erst am Anfang zu verstehen, was die anderen meinen.
Auf Seite 12?  wtf?
Meinst Du das ernst oder ironisch?

Nebenbei: Du als Themenstarter kannst jederzeit das Thema schliessen.
Titel: Re: Zur Hölle, was ist denn Rollenspiel eigentlich?!?
Beitrag von: Funktionalist am 14.07.2008 | 15:38

@ destruktive Kritik: Ich finde nicht, dass die Definition der Methode Rollenspiel unzureichend ist. Sie ist sehr breit, aber jeder Versuch, sie zu präzisieren, würde nur wieder endlose Diskussionen nach sich ziehen und sie nicht zutreffender machen. Jedenfalls die Behauptung, sie sei „de facto undefiniert“, ist schlicht falsch. Vielleicht kommt dir die Definition zu banal/allumfassend vor, um schon ausreichend zu sein. Aber das ist ja gerade der Witz daran, wie eigentlich an allen guten Definitionen.
Zu dem, was Crimson King geschrieben hat wollte ich noch hinzufügen, warum ich diese "Definition" von Sette nicht akzeptiere.
Als ein Beispiel gegeben wurde, was noch in diese Definition reinfällt, aber nicht in unsere Vorstellung von Rollenspiel (breite Definition->vllt etwas einschränken?) kam als Antwort, dass das BSP. falsch sei, denn diese Def. würd etwas anderes aussagen.
Sie wurde daraufhin nicht weiter erklärt. Das ist keine Defnition, wenn sie noch nichteinmal die Idee transportiert, was gemeint sein könnte.
Titel: Re: Zur Hölle, was ist denn Rollenspiel eigentlich?!?
Beitrag von: Lord Verminaard am 14.07.2008 | 15:54
Leute, das bringt so nichts, ihr müsst schon lesen und verstehen, was die anderen schreiben. Die Methode Rollenspiel umfasst, wie Set von Anfang an gesagt hat, viel mehr als das, was wir gemeinhin als (P&P-)Rollenspiel verstehen. Eure Kritik liegt neben der Sache. Das, was wir gemeinhin als (P&P-)Rollenspiel verstehen, ist eine bestimmte Anwendung der Methode Rollenspiel. Diese ist aber nicht exklusiv, und jede Grenze dessen, was noch (P&P-)Rollenspiel ist und was nicht mehr, muss vor diesem Hintergrund zwangsläufig willkürlich gezogen sein. Set versucht z.B. eine bestimmte Grenze zu ziehen, durch seine historische "D&D-Derivat"-Auslegung von ARS. Man kann auch andere Grenzen ziehen. Aber dafür muss man erstmal eine Grundlage haben. Man kann ja nur die existierenden Aktivitäten ("das Hobby") zu beschreiben versuchen. Aber dafür muss man sich erstmal entscheiden, welche Aktivitäten man denn noch mit reinnehmen will, und welche nicht.
Titel: Re: Zur Hölle, was ist denn Rollenspiel eigentlich?!?
Beitrag von: Crimson King am 14.07.2008 | 16:00
Die Methode Rollenspiel umfasst, wie Set von Anfang an gesagt hat, viel mehr als das, was wir gemeinhin als (P&P-)Rollenspiel verstehen.

Genau deshalb ist sie ja als Definition ungeeignet. Als Grundlage taugt sie aber.

Edit: grundsätzlich fehlt mir der Rollenaspekt und Actor Stance in Settis Aussagen. Er ist ja der Meinung, auch Ameisenschwärme und Berge seien Rollen. Ich halte dies für abwegig und will alleine deshalb schon eine präzisere Definition. Die habe ich für mich allerdings auch gefunden, dank der Arbeit der anderen Threadteilnehmer. Dass eine Definition letzten Endes davon abhängt, was man eigentlich definieren will, ist auch klar.
Titel: Re: Zur Hölle, was ist denn Rollenspiel eigentlich?!?
Beitrag von: Funktionalist am 14.07.2008 | 16:09
Leute, das bringt so nichts,...

Arg...wie oft noch?
Wenn jemand etwas schreibt, das mehr als zweideutig ist und offensichtlich falsch verstanden wird und das nicht klärt, dann kann das auch keine Grundlage sein!
Kannst Du die Definietion des Hofrates mal etwas ausführlicher niederschreiben, damit auch die Leute, die Probleme mit definitionen haben damit zurechtkommen? Ich denke da jetzt mal an Leute, die durch die Lehrbücher ihres Fachebreiches verwöhnt sind.
Dann würde dieser Geistesblitz nicht verloren gehen...
Titel: Re: Zur Hölle, was ist denn Rollenspiel eigentlich?!?
Beitrag von: Lord Verminaard am 14.07.2008 | 16:24
Also ich sag mal, was ich denke, ohne den Anspruch zu erheben, dass Settembrini dasselbe denkt. Eigentlich hat es Tobias D. bereits auf Seite 1 gesagt. Die Methode (oder meinetwegen auch Handlung) Rollenspiel, wie sie gleichermaßen in Assessment Centers, Kinderspielen, manchen BDSM-Praktiken und eben auch im P&P-Rollenspiel vorkommt, ist gekennzeichnet durch:


Oder, um mal aus meine Forge in a Nutshell (http://tanelorn.net/index.php/topic,25170.0.html) zu zitieren:

Zitat
Rollenspiel ist das gemeinsame Erschaffen von Fiktion
Die Mitspieler beim Rollenspiel erschaffen durch das Spiel ein imaginäres Geschehen. Dabei ist es erforderlich, dass das Bild in den Köpfen der Mitspieler im Wesentlichen übereinstimmt. Dieses übereinstimmende Bild nennen wir den Shared Imagined Space (gemeinsamen Vorstellungsraum).

Der gemeinsame Vorstellungsraum entsteht durch Verhandlung
Die Interaktion der Spieler am Spieltisch ist darauf gerichtet, bestimmte Gegebenheiten oder Ereignisse in den gemeinsamen Vorstellungsraum aufzunehmen. Das hin und her, das dabei entsteht, lässt sich am besten als Verhandlungsprozess begreifen. Nur wenn alle Spieler – und sei es auch stillschweigend – dem neuen Inhalt des Vorstellungsraums zugestimmt haben, kann das Spiel auf dieser Grundlage fortgesetzt werden.
Titel: Re: Zur Hölle, was ist denn Rollenspiel eigentlich?!?
Beitrag von: Crimson King am 14.07.2008 | 16:36
Jau. Und meines Erachtens reicht das eben nicht als Definition. Also versuchen wir zu präzisieren. Bzw. die anderen versuchen, und ich les' mir das durch. ;)

Für mich ist wie gesagt die mindestens zeitweise Übernahme einer Rolle innerhalb des SIS zum Zwecke der Einflussnahme auf denselben zwingend. Dann passt es im Grunde auch für mich.
Titel: Re: Zur Hölle, was ist denn Rollenspiel eigentlich?!?
Beitrag von: Eulenspiegel am 14.07.2008 | 16:55
Danach drehte sich die Diskussion um eben eine Definition der Methode....ichwarte mal ab, bis sich die Herren hier über geeinigt haben, ob Biff nun Rollenspielt, oder nicht und dann schaue ich mal, ob es noch Kritik zu den Def.Versuchen gibt.
man kann ja mal alle einfahc nebeneinander posten, denn ehrlich gesagt, außer der dreiteilung, den zwei oder drei Varianten der "Vorstellungsraum+Kreativität"-Schiene gabs nichts brauchbares hier.
Seltsam, ich fand genau diese Dreiteilung sinnlos.

Was bringt es, wenn man sagt: "Ich kann zwar nicht sagen, wie Rollenspiel definiert ist, aber ich sage mal, dass wir hierzulande Abenteuerrollenspiel betreiben."?

Und auch ansonsten, finde ich die Aufspaltung in Methode, Genre und Usance überflüssig:
Muss nun alles drei einen bestimmten Wert annehmen, damit es Rollenspiel ist. Müssen zwei von drei Sachen einen bestimmten Wert annehmen, damit es Rollenspiel ist?
Oder reicht es aus, dass eine von den drei Sachen, einen bestimmten Wert annimmt, damit es Rollenspiel ist?

Desweiteren wurden zwar viele Beispiele gebracht, was denn nun in den Bereich Methode, in den Bereich Genre und in den Bereich Usancen fällt. Aber was diese drei Sachen nun genau sind, wurde nicht definiert.

Alles in allem halte ich diesen Ansatz für völlig fehlgeleitet. Da halte ich den Ansatz "Wir geben x Eigenschaften und wenn y von den x Eigenschaften erfüllt sind, dann ist es RPG" für wesentlich zielführender. (Und optimalerweise erhalten wir sogar x=y.)
Aber ich bin offen für Argumente, wieso die Dreiteilung ziehlführender ist.

Vielleicht kann mir ein Anhänger dieser Dreiteilung ja verraten, wie man mit dieser Dreiteilung das Rollenspiel vom Brettspiel und vom "Romane schreiben" trennen kann. (Und wieso hier die Trennung besser vonstatten geht, als mit der "y von x Punkten" Methode.)

Wobei die Methode von Settembrinis Seite her de facto undefiniert blieb.
Nicht nur die Methode. Auch bei Genre und Usancen hat er verzichtet, zu definieren, was es ist und in welchem Verhältnis es zu Rollenspiel steht.
(Wenn Rollenspiel sich nur über die Methode definiert und Genre und Usance für die Frage, ob eine Sache jetzt Rollenspiel oder kein Rollenspiel ist, unerheblich ist, dann kann man wieder nicht von einer Dreiteilung sprechen, sondern er hat den Begriff "Rollenspiel" einfach durch den Begriff "Methode" ersetzt. Und hat, um darüber hinwegzutäuschen, dann noch zwei weitere Begriffe eingeführt, die für die Betrachtung völlig irrelevant ist.)

@ Turning Wheel
bzgl. Kreativität:
Hier habe ich auch Probleme mit diesem Begriff, da er doch stark doppeldeutig ist und nicht sofort klar wird, was genau damit gemeint ist.
Anstatt also von "kreativ tätig werden" zu reden, würde ich eher von "den SIS beeinflussen" sprechen.
Das bringt diese spezielle Handlung besser auf den Punkt.

Ist jemand der Meinung, dass Computerrollenspiel ein Rollenspiel darstellt? Und warum?
Jain, Sachen wie Diablo 2 sind keine Rollenspiele. Sachen wie Gothic oder 'The Witcher' sind Rollenspiele.
Begründung: Wenden wir doch einfach mal meine Definition von Rollenspiel auf ein Computer-RPG an:

(Nochmal kurz meine bisherige Definition von Rollenspiel:
1) Es existiert ein gemeinsamer Vorstellungsraum (SIS).
2) Der SIS beeinflusst das weitere Geschehen.
3) Jeder Teilnehmer hat die Möglichkeit, zumindest minimal Einfluss auf den SIS auszuüben.
4) Der Teilnehmer identifiziert sich mit einer Entität des SIS.)

zu 1) Ist vorhanden: Sowohl bei Diablo als auch bei Gothic stelle ich mir vor, in dieser Welt zu sein. (Und da ich der einzige Spieler bin gilt sogar automatisch: Vorstellungsraum = gemeinsamer Vorstellungsraum.)

zu 2) Dies ist bei Gothic gegeben: Je nachdem, wie ich mich in den Charakter hineinversetze und was ich von der Umwelt denke, wird mein Charakter anders handeln. (Der eine übergibt den magischen Ring an den Auftraggeber, weil er Mitleid mit ihm hat. Der andere behält ihn lieber für sich, weil er die Vorstellung hat, dass der Auftraggeber bescheuert ist.)
Bei Diablo ist das nicht der Fall: Hier tötet man alle Monster und erfüllt alle Aufträge, die man erfüllen kann. (bzw. ob man einen Auftrag erfüllt hängt nicht von der SIS betrachtung ab, sondern von den spieltechnischen Werten.)

3) Ja, ist bei beiden klar erfüllt: Natürlich kann ich mir vorstellen, dass mein Char höflich oder unhöflich ist. Ich kann mir vorstellen, dass Deckard Kain ein alter Mann ist oder eine junge Frau, die sich nur als Mann verkleidet hat.
Den Vorstellungsraum kann ich immer verändern.

4) Bei Gothic ist das eindeutig gegeben: Der Spieler identifiziert sich mit seinem Char. Bei Diablo bin ich mir nicht so sicher: Hier habe ich das Gefühl, das Itemsammeln liegt im Vordergrund. Andererseits existiert zumindest eine teilweise Identifikation mit dem Char.

Zusammenfassung:
Diablo ist kein RPG, da Punkt 2 nicht erfüllt ist.
Gothic ist ein RPG, da alle 4 Punkte erfüllt sind.

Es geht Dir darum, dass unterschiedliche Handlungen unterschiedlichen Einfluss oder überhaupt Einfluss auf den Spielverlauf haben, oder?
Richtig.

Zitat
Ich gaube aber nicht, dass die Rückkopplung der springende Punkt ist, den nur das Rollenspiel aufweist, denn es wäre ja durchaus eine Monopolyversion vorstellbar, bei der sich der Spieler zwischen verschiedenen vorgegebenen Optionen entscheiden dürfte und auch eine Rückkoplung auslöst. Z. B. Luxussuite: 8000 EUR und beim nächsten Würfelwurf 1 Feld mehr ziehen dürfen (weil man ausgeruhter ist). Oder normales Zimmer für 4000 EUR und nächstes Mal normal würfeln.
In diesem Fall wäre aber "In Luxus-Suite übernachten" und "normales Zimmer übernachten" kein Teil des SIS, sondern ein Teil der Regeln.
Anstatt es also "in Luxus-Suite übernachten" und "in normales Zimmer übernachten" zu nennen, könnte man ebenfalls die Regel einführen:
"Wenn jemand doppelt so viel zahlt, dann darf er im nächsten Zug ein Extrafeld laufen." Das ist im Prinzip die Regel, die du vorgeschlagen hast. Und sie ist komplett entkoppelt vom SIS.

Man zieht im nächsten Zug kein Extrafeld, weil man sich vorstellt, wie gut der Charakter ausgeruht ist, man zieht im nächsten Zug ein Extrafeld, weil die Regeln das so sagen.

Zitat
Bei Monopoly gibt es ja auch Felder, in denen man Entscheidungen fällen kann - wenn auch nicht sehr oft.
Wiegesagt:
1) Man kann bei Monopoly manchmal Entscheidungen treffen, die eine Auswirkung auf das Spiel haben. Dies sind aber keine ingame Entscheidungen, sondern regeltechnische Entscheidungen.
2) Man kann bei Monopoly auch ingame Entscheidungen treffen. (Sogar auf JEDER Straße.) Diese regeltechnischen Entscheidungen haben aber keinerlei Einfluss auf das weitere Spiel.

Und nochmal bzgl. deiner Kreativität:
In meinem Monopoly-beispiel waren die beiden Spieler ja kreativ:
Spieler 1 kam auf die Idee, sich eine Waffe zu kaufen. Und Spieler 2 kam auf die Idee, den Spieler anschließend von einem Polizisten überprüfen zu lassen.
Das heißt, beide Spieler waren kreativ (im Sinne von "haben eine Handlung begangen, die von den Regeln nicht explizit ermöglicht wurde), aber das Problem war nunmal, dass diese kreative Handlung keinen Einfluss auf das weitere Spiel hatte.

Zitat
Bei Deinem Beispiel habe ich das Gefühl, dass es immer 8000 kostet, weil der Gegenspieler nicht einverstanden ist mit der Kreativität des anderen und sie durch eine eigene kreative Antwort unschädlich macht. Insofern sieht mir die fehlende Rückkopplung in dem Beispiel auch wieder nur nach einem Mangel an Einverständnis aus.
Nein. natürlich könnte man an jeder Straße die Übernachtung ausspielen und vom ausspielenabhängig machen, wieviel der Char nun bezahlen muss und wie es ihm sonst so geht. Das könnte man problemlos so machen.
Das wäre dann aber nicht mehr Monopoly, sondern ein anderes Spiel. (Es wäre sogar ein Spiel, das ich durchaus als "Rollenspiel" bezeichnen würde, im Gegensatz zum Original-Monopoly, welches kein Rollenspiel ist.)

Das, was du vorschlägst (also ausspielen und den weiteren Verlauf des Spiels vom Ausspielen abhängig machen), wäre eher ein Rollenspiel-Monopoly.
Und das Rollenspiel-Monopoly unterscheidet sich vom Spielgefühl her doch signifikant vom Brettspiel-Monopoly.

Zitat
Im Prinzip würde ich aber schon sagen, dass hier der Versuch unternommen wird, Rollenspiel zu machen. Und es eigentlich auch statt findet. Denn die Geschichte mit der Pistole und dem Polizist und alles ist in meinen Augen absolut kreativ.
Wiegesagt: Kreativ ist das auf alle Fälle. Das bezweifel ich auch nicht. Ich bezweifel nur, dass Kreativität ausreicht, um aus einem Spiel ein Rollenspiel zu machen.
(In meinen Augenist mein beispiel zwar ein Beispiel für ein kreatives Spielen, das dennoch kein Rollenspiel ist.)

Ich gehe sogar so weit und sage, dass die beiden Spieler beide deine Rolle gespielt haben. Aber wie ich im letzten Post schon sagte: "Eine Rolle spielen reicht nicht aus, um ein Rollenspiel zu spielen".

Zitat
Wäre es für dich Rollenspiel gewesen, wenn 6000 für die Waffe und 10.000 Strafe für Waffenbesitz kreieren worden wäre?
Wenn es nicht regeltechnisch abgedeckt worden wäre, sondern sich aus dem SIS selber heraus gebildet hätte: Dann ja.

@ Rest
So, zu den anderen Posts später mehr, wenn ich wieder Zeit habe.
Titel: Re: Zur Hölle, was ist denn Rollenspiel eigentlich?!?
Beitrag von: Funktionalist am 14.07.2008 | 17:11
@Vermi
Danke, das ist schonmal mehr (im Sinne von Anforderungen)als sich aus:
"Wegen der Methode Rollenspiel, also der mündlichen Verhandlung des weiteren Verlaufs fiktiver Situationen."
herauslesen lässt. Und es ist schön formuliert :d.

Ich bin noch der Meinung, dass der Gedanke, eine Rolle in der gemeinsamen Vorstellungswelt zu übernehmen, da reingehört.
Ansonsten
 hatte ich auf Seite 9 ja genau das(Deine Definition um den Rollenaspekt erweitert) in der Form:
(Klicke zum Anzeigen/Verstecken)
geschrieben.

Denn das rollenbezogene Schildern der Spielwelt unterscheidet das Rollenspiel vom "Geschichtenerzählen", übrigens auch das Seminarrollenspiel von einem "fiktiven Szenario".

sers,
Alex
Titel: Re: Zur Hölle, was ist denn Rollenspiel eigentlich?!?
Beitrag von: Beral am 14.07.2008 | 17:17
Über die kreativität von MMORPGs müsste ich erst mal nachdenken. Ich habe nie eines gespielt, nur zugeschaut und mir stndenlange Berichte darüber anhören müssen. Kann man dort Handlungen durchführen, die nicht vorgegeben sind?
MMORPGs sind Rollenspiele. Ich habe jahrelang Ultima Online gespielt, da kann man seine Handlungen teilweise viel freier ausführen als bei einer p&p Runde. Das hängt aber nicht davon ab, ob es p&p oder ein PC-Spiel ist, sondern ob die Handlungsfreiheit zugelassen wird.

Solo-PC-Spiele sind für mich keine Rollenspiele. Die Rolle ist nämlich prinzipiell egal. In manchen Spielen ist der Handlungsverlauf sogar vorgegeben und das Spiel geht nicht weiter, wenn ich einen anderen Weg einschlagen möchte. Wenn aber ein Spieler zu seiner Figurhülle einen Charakter ausdenkt und die Figur gemäß des Charakters lenkt (und nicht gemäß anderer Vorgaben, die völlig unabhängig vom Charakter sind), dann wird auch das Solo-PC-Spiel zum Rollenspiel.
Titel: Re: Zur Hölle, was ist denn Rollenspiel eigentlich?!?
Beitrag von: Beral am 14.07.2008 | 18:17
Muss es eine gemeinsame Fiktion sein?

Ich nerve wahrscheinlich, denn ich stelle die Frage schon zum dritten Mal und sie wird jedes Mal übergangen. Irgendwie fühlt sich keiner dazu berufen, sich Gedanken dazu zu machen oder mich wenigstens aufzuklären, warum jemand nicht mit sich selbst Rollenspiel machen kann, wie ich es in Beispielen weiter oben geschildert habe.
Titel: Re: Zur Hölle, was ist denn Rollenspiel eigentlich?!?
Beitrag von: Merlin Emrys am 14.07.2008 | 18:29
@ Merlin:
Was Du sagst ist richtig. Wir haben zwar gerade in der letzten Runde eine Szene rückwirkend gespielt, die wir vergessen hatten. War mein Fehler als SL. Aber die eine Spielerin hat darauf bestanden das nachträglich zu spielen, was ich eigentlich auch problemlos fand.
Die feste Reihenfolge von Szenen sind zwar ein Unterschied zum Schreiben, aber kein Unterschied zu anderen Spielen, denn ein linearer Ablauf von Handlungen ist bei den meisten Spielen Programm.
Es ging mir auch speziell nur um den Unterschied Rollenspiel - Roman. Und ich gebe zu, daß das Rollenspiel zuweilend auch rückwirkende Änderungen zuläßt, weshalb ich mich auf einen zweifelhaften "Normalfall" zurückziehen muß.
Daß Rollenspielrunden nicht aufgeschrieben werden (anders als Romane... öh, zumindest im "klassischen" Fall :-o ), stimmt glaube ich auch in den meisten Fällen... aber wie man an der japanischen Praxis sieht, vielleicht auch nicht immer. 

@Beral: Meines Erachtens nein. Das Jimmy-Beispiel oben fand ich sehr hilfreich, um sich darüber klarzuwerden. Meines Erachtens spielt er in jedem Fall eine Form von Rollenspiel... und trotzdem bin ich der Ansicht, daß es Möglichkeiten gibt, das P&P-Rollenspiel davon abzugrenzen, und im P&P-Rollenspiel wiederum würde ich auf das "gemeinsame" bestehen wollen.

Titel: Re: Zur Hölle, was ist denn Rollenspiel eigentlich?!?
Beitrag von: Crimson King am 14.07.2008 | 19:52
Muss es eine gemeinsame Fiktion sein?

Ich nerve wahrscheinlich, denn ich stelle die Frage schon zum dritten Mal und sie wird jedes Mal übergangen. Irgendwie fühlt sich keiner dazu berufen, sich Gedanken dazu zu machen oder mich wenigstens aufzuklären, warum jemand nicht mit sich selbst Rollenspiel machen kann, wie ich es in Beispielen weiter oben geschildert habe.

Geht meines Erachtens. Die Verhandlung über den SIS ist dann allerdings recht einfach. ;)
Titel: Re: Zur Hölle, was ist denn Rollenspiel eigentlich?!?
Beitrag von: Beral am 14.07.2008 | 21:08
Gibt es dann überhaupt einen SIS? Man kann ihn in diesem Fall natürlich mit dem individuellen Vorstellungsraum gleichsetzen, aber die beiden Konstrukte unterscheiden sich im Inhalt per Definition ganz entscheidend, weswegen ich eine Gleichsetzung ablehnen würde.

Eine Verhandlung ist nicht ausgeschlossen bei einem Solo-Rollenspiel. Nur verhandle ich dann mit mir selbst. Sowas gibt's.
Titel: Re: Zur Hölle, was ist denn Rollenspiel eigentlich?!?
Beitrag von: Merlin Emrys am 14.07.2008 | 21:36
Gibt es dann überhaupt einen SIS? Man kann ihn in diesem Fall natürlich mit dem individuellen Vorstellungsraum gleichsetzen, aber die beiden Konstrukte unterscheiden sich im Inhalt per Definition ganz entscheidend, weswegen ich eine Gleichsetzung ablehnen würde.
Das überrascht mich jetzt, denn ich hatte den individuellen Vorstellungsraum als einen ganz und gar unproblematischen Spezialfall des gemeinsamen Vorstellungsraums gesehen. Er ist ja weiterhin nicht mit der fiktiven Welt identisch (ich kann jederzeit Elemente einführen, die es rückwirkend dann "schon immer" gab), und mit der wirklichen selbstredend auch nicht. Wo siehst Du die entscheidenden Unterschiede?

Eine Verhandlung ist nicht ausgeschlossen bei einem Solo-Rollenspiel. Nur verhandle ich dann mit mir selbst. Sowas gibt's.
Hmm... ja, manchmal könnte man das, was ich für meine Romane erwäge, auch so nennen, glaube ich ;-) .
Titel: Re: Zur Hölle, was ist denn Rollenspiel eigentlich?!?
Beitrag von: Lord Verminaard am 15.07.2008 | 09:54
Für mich ist wie gesagt die mindestens zeitweise Übernahme einer Rolle innerhalb des SIS zum Zwecke der Einflussnahme auf denselben zwingend. Dann passt es im Grunde auch für mich.

Ich bin noch der Meinung, dass der Gedanke, eine Rolle in der gemeinsamen Vorstellungswelt zu übernehmen, da reingehört.

Okay, "zumindest zeitweise Übernahme einer Rolle" gehört wohl wirklich mit dazu. :) Wobei man sich jetzt natürlich wieder streiten kann, was "Rolle" heißt und was "Übernahme"... ;)
Titel: Re: Zur Hölle, was ist denn Rollenspiel eigentlich?!?
Beitrag von: Lord Verminaard am 15.07.2008 | 09:56
Gibt es dann überhaupt einen SIS? Man kann ihn in diesem Fall natürlich mit dem individuellen Vorstellungsraum gleichsetzen, aber die beiden Konstrukte unterscheiden sich im Inhalt per Definition ganz entscheidend, weswegen ich eine Gleichsetzung ablehnen würde.

Das auch noch in diesem Thread mit zu diskutieren, würde ihn sicher endgültig sprengen. ;)
Titel: Re: Zur Hölle, was ist denn Rollenspiel eigentlich?!?
Beitrag von: Funktionalist am 15.07.2008 | 10:36
Okay, "zumindest zeitweise Übernahme einer Rolle" gehört wohl wirklich mit dazu. :) Wobei man sich jetzt natürlich wieder streiten kann, was "Rolle" heißt und was "Übernahme"... ;)
:)

vllt. könnte man es so etwas weniger missverständlich ausrücken:
Rolle:
Sichtweise eines empfindenden oder denkenden  Agenten im Vorstellungsraum. (das oder ist ein und,oder und Agent bedeutet, dass die Entinität handeln kann)

Eine Rolle im Vorstellungsraum übernehmen heißt, jede Veränderung des Vorstellungsraumes durch ihre Auswirkungen auf die ROlle zu interpretieren und daraufhin den Agenten im Vorstellungsraum rollengerecht zu steuern.
Titel: Re: Zur Hölle, was ist denn Rollenspiel eigentlich?!?
Beitrag von: Crimson King am 15.07.2008 | 10:51
Okay, "zumindest zeitweise Übernahme einer Rolle" gehört wohl wirklich mit dazu. :) Wobei man sich jetzt natürlich wieder streiten kann, was "Rolle" heißt und was "Übernahme"... ;)

Übernahme ist eigentlich klar: die Verwendung des Actor Stance.

Rolle ist sicherlich schwieriger zu definieren. Das sieht man alleine daran, dass Setti der Meinung ist, Berge und Ameisenschwärme können als Rolle verkörpert werden. Dies widerspricht erstmal meinem intuitiven Rollenverständnis. Ob meine Intuition hier richtig liegt oder falsch, ist eine andere Sache.

Meine Definition von Rolle: die Verkörperung genau einer aus eigenem Antrieb handelnde Entität. Damit fällt der Berg raus, weil er nicht aus eigenem Antrieb handelt. Ob ein Ameisenschwarm das tut, ist diskussionswürdig. Eine Armee (wurde auch als Beispiel genannt) ist mal keine Rolle, denn ihr fehlt der eigene Antrieb. Der Oberbefehlshaber der Armee ist natürlich eine Rolle.
Titel: Re: Zur Hölle, was ist denn Rollenspiel eigentlich?!?
Beitrag von: Lord Verminaard am 15.07.2008 | 14:29
Zitat
Übernahme ist eigentlich klar: die Verwendung des Actor Stance.

Argh! Bitte kein Forge-Sprech, wo wir gerade anfangen, uns zu verstehen! Das stimmt zwar ungefähr überein mit "jede Veränderung des Vorstellungsraumes durch ihre Auswirkungen auf die ROlle zu interpretieren", aber das halte ich für viel zu eng.

Übernahme einer Rolle = Übernahme einer Rolle, das kann man glaube ich nicht besser umschreiben. Bei vielen Anwendungsformen heißt es im wahrsten Sinne des Wortes, eine Figur körperlich darzustellen, bei anderen heißt es, zu beschreiben, was die Figur tut oder manchmal auch nur, wie sie denkt und fühlt. Steuerung ist schon zu aktiv, manchmal ist die Rolle auch passiv. Ich sag nur BDSM! >:D
Titel: Re: Zur Hölle, was ist denn Rollenspiel eigentlich?!?
Beitrag von: Skele-Surtur am 15.07.2008 | 14:33
Hineinversetzen in eine Rolle und entsprechend handeln bzw. einen entsprechendes Handlungskonzept entwickeln und ggf. darstellen. Das ist jetzt so die allgemeinste Umschreibung die mir einfällt. Glaube Surtur.
Titel: Re: Zur Hölle, was ist denn Rollenspiel eigentlich?!?
Beitrag von: Beral am 15.07.2008 | 16:13
Das überrascht mich jetzt, denn ich hatte den individuellen Vorstellungsraum als einen ganz und gar unproblematischen Spezialfall des gemeinsamen Vorstellungsraums gesehen. Er ist ja weiterhin nicht mit der fiktiven Welt identisch (ich kann jederzeit Elemente einführen, die es rückwirkend dann "schon immer" gab), und mit der wirklichen selbstredend auch nicht. Wo siehst Du die entscheidenden Unterschiede?
Der gemeinsame Vorstellungsraum ist nur ein Teil des individuellen Vorstellungsraumes. Wenn überhaupt, dann ist der gemeinsame Vorstellungsraum ein Spezielfall. Von einem Spezialfall würde ich aber nicht sprechen, weil es verschiedene Konstrukte sind. Das eine ist A und das andere ist die Schnittmenge von A1-Ax (wobei x>1). Die Schnittmenge kann nur in Sonderfällen mit A identisch sein (wenn nämlich alle Spieler einen absolut identischen Vorstellungsraum haben), aber diese Sonderfälle treten in der Praxis nicht auf.

- Der GVR unterscheidet sich also grundsätzlich vom IVR.
- GVR ist weniger als IVR.
- Es hat noch keiner schlüssig erklärt, warum Solo-Rollenspiel kein Rollenspiel sein soll. Alle, die sich dazu geäußert haben, tendieren eher dazu, Solo-Rollenspiel zu akzeptieren.
- Solo-Rollenspiel hat keinen GVR, sondern nur einen IVR. Da IVR mehr ist als GVR, kann es nicht durch GVR ersetzt werden.
=> Der Bezug auf den GVR in allgemeinen Rollenspieldefinitionen ist damit nicht angebracht, denn Solo-Rollenspiel wird damit bewusst ausgeklammert.

Ich torpediere damit alle bisherigen Definitionen, die den GVR als ein entscheidendes Kriterium beinhalten.
Ich bin offen für eine plausible Begründung, warum Solo-Rollenspiel kein Rollenspiel sein soll - das würde meine Argumentation entkräften.
Ich biete einen Lösungsvorschlag an, der mit meiner Kritik vereinbar ist: Wenn wir nicht GVR, sondern die Spielwelt als Definitionsmerkmal nehmen, ist das Problem vom Tisch. Das Konstrukt Spielwelt ist offener als GVR oder IVR und umgeht die Problematik einer zu eng gezogenen Definition.
Außerdem hat noch immer keiner die Hypothese widerlegen können, dass Rollenspiel zwingend eine Spielwelt benötigt. Dieses Problem wäre ebenfalls vom Tisch. Mit GVR ist das noch nicht der Fall, weil ein gemeinsamer Vorstellungsraum weder mit der Spielwelt identisch ist noch überhaupt eine Spielwelt beinhalten muss, sondern rein auf die Realität beschränkt sein kann.

Statt "SIS + Interaktion darin" schlage ich "Spielwelt + Interaktion darin" als Grundlage einer Rollenspieldefinition vor.
Titel: Re: Zur Hölle, was ist denn Rollenspiel eigentlich?!?
Beitrag von: Crimson King am 15.07.2008 | 16:38
Wenn der Berg einfach nur ein Berg ist, dann würde ich auch "Nein" sagen.
Aber der Berg könnte böse werden, wenn die Charaktere auf ihm herumklettern. Oder er könnte bei einer Verfolgung Partei ergreifen und den ungeliebten Wanderern Gerölllawinen schicken oder ein Beben.

Dann hat der Berg einen eigenen Willen und Handlungsfähigkeit. Im Berg lebt ein Geist, ein Gott etc. Ja, dann ist das eine Rolle. Ich halte es allerdings für falsch, die Umgebung des Charaktere, die ja im Allgemeinen durch den SL gesteuert wird, aber im Grunde rein auf Basis physikalischer Zusammenhänge funktioniert, als Rolle zu sehen.

Der Ameisenschwarm agiert als Schwarm und Schwarmverhalten ist schon in gewissem Maße mit dem Verhalten einer Entität gleichzusetzen. Der Schwarm besteht nicht aus Individuen im eigentlichen Sinne, sondern alles ist Teil des Ganzen (im Gegensatz zur Armee, wo Individuen desertieren, Befehle verweigern oder falsch ausführen können etc.). Allerdings ist die Entität dann doch sehr abstrakt.

Der gemeinsame Vorstellungsraum ist nur ein Teil des individuellen Vorstellungsraumes. Wenn überhaupt, dann ist der gemeinsame Vorstellungsraum ein Spezielfall. Von einem Spezialfall würde ich aber nicht sprechen, weil es verschiedene Konstrukte sind. Das eine ist A und das andere ist die Schnittmenge von A1-Ax (wobei x>1). Die Schnittmenge kann nur in Sonderfällen mit A identisch sein (wenn nämlich alle Spieler einen absolut identischen Vorstellungsraum haben), aber diese Sonderfälle treten in der Praxis nicht auf.

- Der GVR unterscheidet sich also grundsätzlich vom IVR.
- GVR ist weniger als IVR.
- Es hat noch keiner schlüssig erklärt, warum Solo-Rollenspiel kein Rollenspiel sein soll. Alle, die sich dazu geäußert haben, tendieren eher dazu, Solo-Rollenspiel zu akzeptieren.
- Solo-Rollenspiel hat keinen GVR, sondern nur einen IVR. Da IVR mehr ist als GVR, kann es nicht durch GVR ersetzt werden.
=> Der Bezug auf den GVR in allgemeinen Rollenspieldefinitionen ist damit nicht angebracht, denn Solo-Rollenspiel wird damit bewusst ausgeklammert.

Ich torpediere damit alle bisherigen Definitionen, die den GVR als ein entscheidendes Kriterium beinhalten.
Ich bin offen für eine plausible Begründung, warum Solo-Rollenspiel kein Rollenspiel sein soll - das würde meine Argumentation entkräften.
Ich biete einen Lösungsvorschlag an, der mit meiner Kritik vereinbar ist: Wenn wir nicht GVR, sondern die Spielwelt als Definitionsmerkmal nehmen, ist das Problem vom Tisch. Das Konstrukt Spielwelt ist offener als GVR oder IVR und umgeht die Problematik einer zu eng gezogenen Definition.
Außerdem hat noch immer keiner die Hypothese widerlegen können, dass Rollenspiel zwingend eine Spielwelt benötigt. Dieses Problem wäre ebenfalls vom Tisch. Mit GVR ist das noch nicht der Fall, weil ein gemeinsamer Vorstellungsraum weder mit der Spielwelt identisch ist noch überhaupt eine Spielwelt beinhalten muss, sondern rein auf die Realität beschränkt sein kann.

Statt "SIS + Interaktion darin" schlage ich "Spielwelt + Interaktion darin" als Grundlage einer Rollenspieldefinition vor.

Korrekt wäre: der GVR ist die Schnittmenge der IVRs (geschwollen und exakt: der GVR ist die Menge aller Dinge aus den IVRs der Teilnehmer, die einmal verhandelt wurden und sich gemessen am benötigten Detailgrad nicht offensichtlich widersprechen). Der GVR kann identisch mit allen IVRs sein. Beim Solo-Rollenspiel entspricht der GVR dem IVR.

Solo-Rollenspiel ist Rollenspiel. Dass Rollenspiel zwingend eine Spielwelt benötigt, ist offensichtlich, da der Inhalt des GVR Teil der Spielwelt ist, und meines Erachtens vollkommen belanglos.
Titel: Re: Zur Hölle, was unterscheidet denn Rollenspiel eigentlich von anderen Spielen?!?
Beitrag von: Lord Verminaard am 15.07.2008 | 16:45
Bitte einen neuen Thread zu GVR/IVR. Danke. :)
Titel: Re: Zur Hölle, was unterscheidet denn Rollenspiel eigentlich von anderen Spielen?!?
Beitrag von: Funktionalist am 16.07.2008 | 12:38
Argh! Bitte kein Forge-Sprech, wo wir gerade anfangen, uns zu verstehen! Das stimmt zwar ungefähr überein mit "jede Veränderung des Vorstellungsraumes durch ihre Auswirkungen auf die ROlle zu interpretieren", aber das halte ich für viel zu eng.

Übernahme einer Rolle = Übernahme einer Rolle, das kann man glaube ich nicht besser umschreiben. Bei vielen Anwendungsformen heißt es im wahrsten Sinne des Wortes, eine Figur körperlich darzustellen, bei anderen heißt es, zu beschreiben, was die Figur tut oder manchmal auch nur, wie sie denkt und fühlt. Steuerung ist schon zu aktiv, manchmal ist die Rolle auch passiv. Ich sag nur BDSM! >:D
HUch, da sieht man mal, wie einfach es ist, etwas nicht exakt auszudrücken...*an die eigene Nase fass*

Ich wollte bewusst nicht zwischen den beiden Forgesprechhinweisen unterscheiden.
Auch der Regisseur sieht die Welt mit seinem Protagonisten im Vordergrund und interpretiert die Ereignisse hauptsächlich als Einfluss auf seine Lieblingsfigur.
Ich wollte nicht zwischen "miterleben" und "geschichte um den Char weben" unterscheiden.

Anscheinend ist übernahme einer Rolle echt schon sehr suggestiv...
sers,Alex
Titel: Re: Zur Hölle, was unterscheidet denn Rollenspiel eigentlich von anderen Spielen
Beitrag von: Falcon am 16.07.2008 | 12:45
lässt sich die Topic Frage nicht am Ehesten beantworten in dem man Antworten auf die Frage sammelt:

"Warum spiele ich eigentlich Rollenspiel?" 

(ich weiss es :) )
Titel: Re: Zur Hölle, was unterscheidet denn Rollenspiel eigentlich von anderen Spielen
Beitrag von: Beral am 16.07.2008 | 17:19
lässt sich die Topic Frage nicht am Ehesten beantworten in dem man Antworten auf die Frage sammelt:

"Warum spiele ich eigentlich Rollenspiel?" 
Nein.
Moritz spielt Rollenspiel, weil das einer der wenigen Anlässe ist, die ihn noch mit seinen Freunden zusammenbringen. Er will die sozialen Kontakte pflegen und ob der Anlass Schach oder DSA oder ein Geburtstag ist, ist ihm weniger wichtig.
Titel: Re: Zur Hölle, was unterscheidet denn Rollenspiel eigentlich von anderen Spielen
Beitrag von: Crimson King am 16.07.2008 | 17:22
lässt sich die Topic Frage nicht am Ehesten beantworten in dem man Antworten auf die Frage sammelt:

"Warum spiele ich eigentlich Rollenspiel?" 

(ich weiss es :) )

Weil's Spaß macht.

Um die Frage zu beantworten, muss man ja erstmal wissen, was Rollenspiel ist. Vorher weiß ich garnicht, ob ich Rollenspiel spiele.
Titel: Re: Zur Hölle, was unterscheidet denn Rollenspiel eigentlich von anderen Spielen
Beitrag von: Falcon am 16.07.2008 | 17:54
na gut, wenn ihr nicht wollt. dreht euch doch weiter und lebt in ewiger Ungewissheit was ihr da tut.

Bei mir: Einen Charakter zu spielen, der genau meinen Vorstellungen entspricht, die Möglichkeit haben ihn Dinge tun zu lassen, die sonst nirgendwo gehen und Mitspieler zu haben die gnädigerweise darauf reagieren, als würde es wirklich passieren.
Ich kenne sonst kein Spiel, bei dem das geht.
Titel: Re: Zur Hölle, was unterscheidet denn Rollenspiel eigentlich von anderen Spielen
Beitrag von: Merlin Emrys am 16.07.2008 | 18:25
Um die Frage zu beantworten, muss man ja erstmal wissen, was Rollenspiel ist. Vorher weiß ich garnicht, ob ich Rollenspiel spiele.
Naja, ich weiß schon, daß ich Rollenspiel spiele - weil's nämlich Konsens ist, daß das, was ich dabei tue, im "Kernbereich" des Hobbies P&P-RPG liegt. Ob dies und jenes andere nun auch noch P&P-RPG ist, darüber kann man, wie man sieht, dann trefflich streiten :-) . In dem Moment, in dem man keine Konsensdefinition mehr zuläßt, stellt man doch die Sinnhaftigkeit jeder Diskussion um Abgrenzung und damit irgendwo den Sinn der Sprache infrage... 
Insofern denke ich, man kann zu diesem Zeitpunkt der Diskussion schon für sich festmachen, ob man, enn man spielt, was man selbst 'Rollenspiel' nennt, dabei etwas tut, das nach praktisch allgemeinem Dafürhalten auch als 'Rollenspiel' zu bezeichnen ist, oder ob man etwas spielt, was nicht mehr in jeder Definition eingeschlossen ist.
Könntest Du es auf dieser Basis nochmal versuchen? ;-)

Was mich angeht: Da finde ich ein ganzes Bündel an Motivationen, und Spaß nicht zuletzt...
Titel: Re: Zur Hölle, was unterscheidet denn Rollenspiel eigentlich von anderen Spielen
Beitrag von: Beral am 16.07.2008 | 19:04
Ich habe neulich eine (vermutlich) wissenschaftliche Definition von Rollenspiel, irgendwo aus der therapheutischen/beraterischen Ecke, gelesen:

Rollenspiel ist danach "...a method of instruction, in which participants act out designated roles relevant to real-life situations in a risk free environment".
Zitiert aus: A. Zeuch - Training professioneller intuitiver Selbstregulation. 2004.
Von Zeuch zitiert nach: Kaiser, 1976.
Dummerweise hat es der gute Kaiser nicht ins Quellenverzeichnis von Zeuch geschafft, so dass die komplette Ursprungsquelle und die Einordnung der Definition im Verborgenen bleibt. Aber vielleicht regt die Definition ein paar neuartige Gedanken an oder bestätigt bereits vorhandene.
Titel: Re: Zur Hölle, was unterscheidet denn Rollenspiel eigentlich von anderen Spielen
Beitrag von: Falcon am 16.07.2008 | 19:04
@TW: mmh, ich denke schon. Sonst würde ich es ja alleine spielen.
Es ist ja auch weniger eine Bestätigung als ein Gemeinsames erschaffen, denn das geht ja in beide Richtungen (SIS wir erinnern uns :) ?)
Titel: Re: Zur Hölle, was unterscheidet denn Rollenspiel eigentlich von anderen Spielen
Beitrag von: Falcon am 16.07.2008 | 19:20
Ich finde durch die eigene Vorstellung treten sogar mit die meissten Probleme beim Rollenspiel auf.
Sehr interressante Ansicht :o

Ich hab sogar oft erlebt das Spieler das alleine nicht mal hinkriegen (die unkonzentrierten, die sich beim Spielen langweilen, stören und nerven) also auf die anderen (vor allem den SL) angewiesen sind, nicht mal ihre eigenen Handlungen beschreiben können.

Nicht zuletzt ist das ja Nichts Besonderes. Wenn ich ein Buch lese stelle ich mir das Meisste auch so vor wie ich will. Und in vielen anderen Dingen. Es geht um Alleinstellungsmerkmale, was dein Bekannter beschreibt geht nicht nur beim RPG.
Titel: Re: Zur Hölle, was unterscheidet denn Rollenspiel eigentlich von anderen Spielen?!?
Beitrag von: Merlin Emrys am 16.07.2008 | 19:21
Auf die Frage dieses Threads hat ein Bekannter von mir kürzlich folgendes gesagt:
"Im Rollenspiele sehe ich vor allem den Vorteil, dass sich jeder seine eigene Vorstellung von den beschriebenen Situationen machen kann."

Das fand ich sehr interessant, weil es der Erstellung einer gemeinsamen Fiktion eigentlich widerspricht.
Ich bin mir nicht sicher, ob das, was Dein Bekannter gesagt hat, wirklich eine "Verneinung" des gemeinsamen Vorstellungsraums bedeutet? Meines Erachtens steckt der weiterhin in "den beschriebenen Situationen". Es bewertet nur den über den gemeinsamen hinausgehenden eigenen Vorstellungsraum (als "Spielplatz" der in manchen Definitionen ja schon erwähnten Kreativität?) sehr hoch. Lassen sich die Definitionen auf diese Weise vielleicht doch noch retten? ;-)

Edit:
@ Beral: Ergibt sich aus dem Kontext der o.g. Definition, wie "instruction" und "designated" zu übersetzen sind?
Titel: Re: Zur Hölle, was unterscheidet denn Rollenspiel eigentlich von anderen Spielen
Beitrag von: Eulenspiegel am 16.07.2008 | 19:28
Auf die Frage dieses Threads hat ein Bekannter von mir kürzlich folgendes gesagt:
"Im Rollenspiele sehe ich vor allem den Vorteil, dass sich jeder seine eigene Vorstellung von den beschriebenen Situationen machen kann."
Dann würde ich deinem Bekannten mal raten, gemeinsames Geschichten erzählen zu betreiben und/oder KoSims zu spielen.
Aber auch GermanBoardgames erfüllen seine Wünsche wahrscheinlich wesentlich stärker, als es ein RPG jemals tun könnte.
Titel: Re: Zur Hölle, was unterscheidet denn Rollenspiel eigentlich von anderen Spielen
Beitrag von: Beral am 16.07.2008 | 20:25
@ Beral: Ergibt sich aus dem Kontext der o.g. Definition, wie "instruction" und "designated" zu übersetzen sind?
Ich weiss nicht. Es geht darum, Rollenspiel als ein Mittel zur Schulung der intuitiven Selbstregulation einzusetzen. Rollenspiel wird also als ein didaktisches Mittel für andere Zwecke verstanden. In diesem Kontext wird erwähnt, dass Rollenspiele schon seit langem in klinischen Anwendungen sowie zum Training therapheutischer, sprachlicher und beraterischer Fähigkeiten zum Einsatz kommt. Anschließend wird Kaisers Definition zitiert. Mich bringt das hinsichtlich der Übersetzungsmöglichkeiten nicht weiter, aber vielleicht hilft es dir.
Titel: Re: Zur Hölle, was unterscheidet denn Rollenspiel eigentlich von anderen Spielen
Beitrag von: Thalamus Grondak am 16.07.2008 | 22:16
Dann würde ich deinem Bekannten mal raten, gemeinsames Geschichten erzählen zu betreiben und/oder KoSims zu spielen.
Aber auch GermanBoardgames erfüllen seine Wünsche wahrscheinlich wesentlich stärker, als es ein RPG jemals tun könnte.
Quatsch.
Rollenspiele bieten genau das. Durch das fehlen eines festen Vorstellungsrahmens, wie sie ein Tabletop oder ein Computerspiel bieten, hat jeder Teilnehmer die Möglichkeit sich sein eigenes Bild zu machen. Merlin hat da am ehesten Recht. Die Basis des eigenen Vorstellungsraumes bietet der Gemeinsame Vorstellungsraum und dessen Basis bieten die Regeln und das geschriebene Setting.
Titel: Re: Zur Hölle, was unterscheidet denn Rollenspiel eigentlich von anderen Spielen
Beitrag von: Eulenspiegel am 16.07.2008 | 22:40
Eben nicht. Dadurch, dass der Vorstellungsraum keine Rolle für das Spiel bildet, ist man in der Gestaltung des Vorstellungsraumes völlig frei.

Mal ein Beispiel aus Empire in Earth:
Jeder hat eine andere Vorstellung, wieso es zum Krieg kam. In einem Rollenspiel müsste man sich also irgendwie darauf einigen, welche Vorstellungen denn nun richtig sind und welche nicht.
Bei Empire in Arms ist das nicht notwendig. - Hier kann jeder Spieler seine eigene ganz persönliche Vorstellungen vom Geschehen haben, die mit den anderen Vorstellungen nicht konform geht, ohne dass es das Spiel beeinträchtigt.

Anderes Beispiel aus Empire in Arms:
In der Schlacht wird das französische Heer durch das preußische Heer fast vernichtend geschlagen und der Heerführer kann noch gerade so mit wenigen Einheiten entkommen.
Auch hier gilt: Bei einem Rollenspiel ist es wichtig, welcher der beiden Vorstellunsgräume nun wahr ist und in den SIS aufgenommen wird.
In einem KoSim wie Empire in Arms, ist das nicht notwendig. Hier können beide Vorstellunsgräume getrennt voneinander weiter existieren und man kann problemlos weiterspielen. (Ohne sich darauf zu einigen, welcher Vorstellungsraum nun in den SIS wandert und welcher nicht.)

Disclaimer:
Natürlich ist es auch bei einem KoSim vorteilhaft, wenn man sich auf einen gemeinsamen SIS einigt. - Aber es ist eben nicht notwendig.
Titel: Re: Zur Hölle, was unterscheidet denn Rollenspiel eigentlich von anderen Spielen
Beitrag von: Settembrini am 16.07.2008 | 23:46
@ Threadtitelfrage: Die Methode. Thread schließen, alles wurde gesagt.
Titel: Re: Zur Hölle, was unterscheidet denn Rollenspiel eigentlich von anderen Spielen
Beitrag von: Eulenspiegel am 17.07.2008 | 00:29
@ Settembrini
Du hast nichts verstanden. Also raus aus dem Thread und komme erst wieder, wenn du die Frage verstanden hast.

Aber ich übersetze die Frage mal für Settembrini:
"Zur Hölle, was unterscheidet die Methode beim Rollenspiel eigentlich von anderen Methoden?"

So, hast du es jetzt auch endlich verstanden?
Titel: Re: Zur Hölle, was unterscheidet denn Rollenspiel eigentlich von anderen Spielen
Beitrag von: Arbo am 17.07.2008 | 10:13
@ Eulenspiegel:

Zitat
Jeder hat eine andere Vorstellung, wieso es zum Krieg kam. In einem Rollenspiel müsste man sich also irgendwie darauf einigen, welche Vorstellungen denn nun richtig sind und welche nicht.

Weshalb muss mensch sich darauf einigen? Geht es im Rollenspiel nicht oft auch darum, erst im Spielgeschehen selbst zu erfahren, was mensch für "richtig" und "falsch" hält? Wie sieht es mit Dilemma-Situationen aus? Insofern geht es nicht mal mehr um "falsch" oder "richtig", sondern schlicht um das Heraufbeschwören "moralischer" Konflikte - d.h. die Rechtfertigung einer Entscheidung. Das kannst Du im Übrigen auch im Komputer-RS haben, so dort dynamische Handlungsstränge existieren (z.B. bei "The Fall", wo Du irgendwann überlegen musst, welche der vorhandenen Parteien am Glaubwürdigsten auftritt und welche Du vertreten willst).

Fazit: Innerhalb einer RS-Gruppe geht es nicht immer darum, ob eine von vielen Vorstellungen "richtig" oder "falsch" ist ... es wird eher die Entscheidung der ganzen Chargruppe/Spielergruppe, eines Chars/Spielergruppe oder der damit für plausibel gehaltenen und ausgespielten Konsequenzen ... ähm ... erlebt.


@ Robot:

Früher wäre ich auch dazu geneigt gewesen, das als Alleinstellungsmerkmal zu sehen. Zweifelsohne ist es auch ein wichtiges Charakteristikum des Rollenspiels, wie es häufig gespielt wird. Aber findet "Interaktion" nicht auch in anderen Spielen statt? Ich würde die Interaktion auch nicht herabwürdigen wollen, indem ich dann mit dem Argument "mechanischer Spielzüge" komme ...

Arbo
Titel: Re: Zur Hölle, was unterscheidet denn Rollenspiel eigentlich von anderen Spielen
Beitrag von: Eulenspiegel am 17.07.2008 | 16:11
@ Turning Wheel
Ich wollte die Erklärung deines Freundes nicht angreifen. Ich selber spiele auch für mein Leben gerne KoSims und German Board Games. Und ich kann mir halt gut vorstellen, dass dein Freund ebenfalls Spaß an solchen Spielen hätte.

@ Arbo
Ja, man kann auch erst im Spiel erfahren, um was es geht. Aber dann ist es gemeinsamer Fakt, dass die Ursachen den Chars unbekannt sind.
Es geht schlecht:
SL: "Aus bisher unbekannten Gründen ist ein Krieg zwischen Frankreich und Preußen ausgebrochen."
Spieler1: "Nö, die Ursachen für den Krieg sind doch vollkommen bekannt. Mein Char kennt sie, der Wirt am Tresen kennt sie. Und eigentlich jeder andere kennt die Ursachen für den Krieg ebenfalls."

Hier muss man sich nun einigen: Sind die wahren Gründe für den Krieg dem einfachen Volk bekannt oder sind die wahren Gründe dem einfachen Volk unbekannt? (Vor allem, wenn der SL ein Abenteuer darum stricken will, dass die SCs hinter die wahren Gründe kommen, ist das relevant.)
Titel: Re: Zur Hölle, was unterscheidet denn Rollenspiel eigentlich von anderen Spielen
Beitrag von: Thalamus Grondak am 17.07.2008 | 16:36
@ Turning Wheel
Ich wollte die Erklärung deines Freundes nicht angreifen. Ich selber spiele auch für mein Leben gerne KoSims und German Board Games. Und ich kann mir halt gut vorstellen, dass dein Freund ebenfalls Spaß an solchen Spielen hätte.
Nochmal auf Deutsch: Die Begründung seines Freundes hat nichts mit Cosims zu tun. Seiner eigenen Vorstellung zu folgen, ist ein Essentieller Bestandteil eines Rollenspiels.
In einem GBG kannst du strategisch denken und dir noch Namen für deine Spielfigürchen ausdenken, aber das kommt nicht Ansatzweise an das ran, was man sich im Rollenspiel für sich alleine Vorstellen kann. Ich behaupte, das sogar der absolut größte Teil des Vorstellungsraums im Rollenspiel persönlicher Vorstellungsraum und nciht Gemeinsamer Vorstellungsraum ist.
Titel: Re: Zur Hölle, was unterscheidet denn Rollenspiel eigentlich von anderen Spielen
Beitrag von: Falcon am 17.07.2008 | 16:53
tja, wenn TWs Bekannter dies als Besonderheit von Rollenspiel nur für ihn geltend sieht, kann niemand was dagegen sagen ist aber auch relativ belang-/ und nutzlos.
Jemand anderes sieht vielleicht die Besonderheit von RPG für sich darin währenddessen seine Zinnfiguren zu bemalen weil ihn das inspiriert oder er Ruhe dabei hat (habs erlebt). Ist genauso belanglos.
Als ich die Frage beantwortet hatte, hab ich ja versucht sie so zu beantworten, daß sie eine Allgemeine Eigenschaft beinhaltet, die für mich aber der Spielgrund ist.

im Grunde kann man diese rein individuellen Besonderheiten mit hinein nehmen. Theoretisch müssten nur genug die Frage beantworten, dann werden sich schon über kurz oder lang Gemeinsamkeiten zeigen.
Sonst gäbe es das Hobby ja gar nicht.
Titel: Re: Zur Hölle, was unterscheidet denn Rollenspiel eigentlich von anderen Spielen
Beitrag von: 6 am 17.07.2008 | 16:56
In einem GBG kannst du strategisch denken und dir noch Namen für deine Spielfigürchen ausdenken, aber das kommt nicht Ansatzweise an das ran, was man sich im Rollenspiel für sich alleine Vorstellen kann.
*hust*Das ewige Spiel(Magira)*hust* (KoSim)

Wegen GBG: Ich habe Empire (die deutsche History of the World-Variante) verwendet um mir ein komplettes Setting mit Geschichte zu erspielen.

Vorstellen kann man sich in Brettspielen sehr viel...
Titel: Re: Zur Hölle, was unterscheidet denn Rollenspiel eigentlich von anderen Spielen
Beitrag von: Thalamus Grondak am 17.07.2008 | 16:58
tja, wenn TWs Bekannter dies als Besonderheit von Rollenspiel nur für ihn geltend sieht, kann niemand was dagegen sagen ist aber auch relativ belang-/ und nutzlos.
Jemand anderes sieht vielleicht die Besonderheit von RPG für sich darin währenddessen seine Zinnfiguren zu bemalen weil ihn das inspiriert oder er Ruhe dabei hat (habs erlebt). Ist genauso belanglos.
Dafür müsste man erstmal klären ob es sich dabei tatsächlich um eine Besodnerheit voneinzelnen handelt, die AUCH im Rollenspiel betrieben werden kann, oder ob es essentiell ist. Nur wegen der in der Theorie vorherrschenden Fixierung auf den gemeinsamen Vorstellungsraum nur noch keiner düber nachgedacht hat, ob das für ihn auch zutrifft. Ich denk edas Beispiel mit dem Elfenwald weiter oben hat schon jeder im Rollenspiel mal erlebt. Wenn etwas im Rollenspiel passiert, das Interpretationen zulässt, (und das gibt es quasi immer) dann stellt sich jeder darunter etwas anderes vor.

Mach dir mal den Spaß und lass jeden deiner Spieler nach einem Abenteuer aufschreiben, was ihr Char erlebt hat. Du wirst staunen wie unterschiedlich die Berichte sein werden.

Vorstellen kann man sich in Brettspielen sehr viel...
und ich habschon mit dem D&D Brettspiel Rollenspiele gespielt. Man kann alles, eben auch Zinnfiguren beim RPG bemalen. Die Frage ist doch eher ob es Essentiell, oder wenigstens "Allgemein üblich" ist
Titel: Re: Zur Hölle, was unterscheidet denn Rollenspiel eigentlich von anderen Spielen
Beitrag von: 6 am 17.07.2008 | 17:06
Die Frage ist doch eher ob es Essentiell, oder wenigstens "Allgemein üblich" ist
Bei dem Begriff "Essentiell" sind wir wieder bei der Rückkoppelung. Damit etwas essentiell sein kann, muss es in dem Fall beim Spiel eine Bedeutung haben. Es kann aber nur dann eine Bedeutung haben, wenn Deine Vorstellungen mit der Vorstellungen der anderen interagieren kann. Und da wären wir wieder bei Setts Definition über die Methode Rollenspiel...
Titel: Re: Zur Hölle, was unterscheidet denn Rollenspiel eigentlich von anderen Spielen
Beitrag von: Eulenspiegel am 17.07.2008 | 17:08
Nochmal auf Deutsch: Die Begründung seines Freundes hat nichts mit Cosims zu tun. Seiner eigenen Vorstellung zu folgen, ist ein Essentieller Bestandteil eines Rollenspiels.
Nochmal:
Seiner eigenen Vorstellung zu Folgen hat nichts mit Rollenspiel zu tun. Es gibt viele Spiele, in denen man seiner eigenen Vorstellung folgen kann, ohne Rücksicht auf fremde Vorstellungen zu nehmen.
Und in KoSims kann man wesentlich besser seiner eigenen Vorstellung folgen, als in Rollenspielen, wo man seine eigene Vorstellung immer mit den anderen absprechen muss.

Zitat
In einem GBG kannst du strategisch denken und dir noch Namen für deine Spielfigürchen ausdenken, aber das kommt nicht Ansatzweise an das ran, was man sich im Rollenspiel für sich alleine Vorstellen kann.
OK, ich merke gerade, du hast noch nie ein KoSim gespielt. (Oder du hast bisher nur so abstrakte KoSims wie Diplomacy gespielt.)

Zitat
Ich behaupte, das sogar der absolut größte Teil des Vorstellungsraums im Rollenspiel persönlicher Vorstellungsraum und nicht Gemeinsamer Vorstellungsraum ist.
Aber alles relevante wird in den gemeinsamen Vorstellungsraum importiert.
Im persönlichen Vorstellungsraum sitzt nur unwichtige Color. Alles wichtige liegt im gemeinsamen Vorstellungsraum.
Titel: Re: Zur Hölle, was unterscheidet denn Rollenspiel eigentlich von anderen Spielen
Beitrag von: Falcon am 17.07.2008 | 17:11
Thalamus schrieb:
Zitat
Mach dir mal den Spaß und lass jeden deiner Spieler nach einem Abenteuer aufschreiben, was ihr Char erlebt hat. Du wirst staunen wie unterschiedlich die Berichte sein werden.
klar, aber das passiert auch bei Unfallberichten. Deswegen ist die Realität aber kein Rollenspiel. Es ging um die persönliche Vorstellung, es ist doch ziemlich klar ersichtlich, daß es nicht essentiell ist. Man muss es sich bei der Beurteilung nicht schwerer machen als es ist.

wenn sich die Frage nicht über Theorielösen lässt gehts nunmal nur über die Intelligenz der Masse. Wenn man genug Rollenspieler fragt wird die große Gemeinsamkeit die für RPG spricht schon eine Besonderheit sein, denke ich weil diese sicher die größte Anziehungskraft ausübt.
Titel: Re: Zur Hölle, was unterscheidet denn Rollenspiel eigentlich von anderen Spielen
Beitrag von: Merlin Emrys am 17.07.2008 | 18:37
Aber alles relevante wird in den gemeinsamen Vorstellungsraum importiert.
Im persönlichen Vorstellungsraum sitzt nur unwichtige Color. Alles wichtige liegt im gemeinsamen Vorstellungsraum.
Alles, was für die Gemeinschaft wichtig ist - das vielleicht (und nichtmal da bin ich sicher).
Das, was für einen einzelnen Spieler wichtig ist, kann aber etwas völlig anderes sein; etwas, das weder kommuniziert werden muß noch vielleicht sogar kommuniziert werden kann. Und vielleicht ist es sogar etwas, das dem Vorstellungsraum der andern widerspricht.
(An den Haaren herbeigezogenen Beispiel: Ein Spieler schafft sich einen Charakter, der eigentlich in eine den anderen Charakteren feindlich gegenüberstehende Gruppe gehört und der in dieser Gruppe eine Leitungsfunktion anstrebt; darüber ist nur der Spielleiter noch informiert. Es gibt eine Gestaltungslinie dessen, was diese Gruppe, zu der er gehört, tut und wie sie sich entwickelt, und der Spieler steht nun vor der Aufgabe, einerseits auf die Ereignisse, die in dieser Gruppe stattfinden, zu reagieren und andererseits die anderen Charaktere nichts davon merken zu lassen. Unter Umständen ist für ihn ein Abend wunderbar gelaufen, an dem er diesen Spagat in einer schwierigen Situation perfekt hinbekommen hat - obwohl die restliche Gruppe den Abend nur "so naja" fand. Sein persönlicher Vorstellungsraum ist nun vielleicht voll von beeindruckten Gruppenmitgliedern, von denen nicht mal der Spielleiter etwas geahnt hat, als er kurz und summarisch die Information gegeben hat: "Dein Ruf in der Gruppe hat sich deutlich verbessert." Und trotzdem kann es durchaus das Wichtigste am ganzen Spielabend gewesen sein...)
Titel: Re: Zur Hölle, was unterscheidet denn Rollenspiel eigentlich von anderen Spielen?!?
Beitrag von: Crimson King am 17.07.2008 | 18:48
So langsam verstehe ich Hendrik. ;)

Der GVR beinhaltet genau die Dinge, die von einem Mitspieler eingebracht und von allen akzeptiert wurden.

Der Detailgrad dürfte dementsprechend gering sein. Jeder darf sich einen 10 Meter langen roten Drachen vorstellen, wie er will. Insofern darf jeder seiner eigenen Vorstellung folgen. Entscheidend ist, dass alle sich einen 10 Meter langen roten Drachen vorstellen.
Titel: Re: Zur Hölle, was unterscheidet denn Rollenspiel eigentlich von anderen Spielen
Beitrag von: Eulenspiegel am 17.07.2008 | 18:52
Ein Spieler schafft sich einen Charakter, der eigentlich in eine den anderen Charakteren feindlich gegenüberstehende Gruppe gehört und der in dieser Gruppe eine Leitungsfunktion anstrebt;
OK, es ist nicht Teil des SIS. Aber es ist mehr, als nur eine persönliche Vorstellung. (Da ja auch der SL informiert ist. Es muss also mindestens eine Absprache zwischen Spieler und SL stattgefunden haben.)

Anders wäre es, wenn der Spieler ganz alleine für sich entscheidet, dass er zur Gruppe x gehört, ohne dass der SL etwas davon weiß.

Der Detailgrad dürfte dementsprechend gering sein. Jeder darf sich einen 10 Meter langen roten Drachen vorstellen, wie er will. Insofern darf jeder seiner eigenen Vorstellung folgen. Entscheidend ist, dass alle sich einen 10 Meter langen roten Drachen vorstellen.
Genau. Und im KoSim wäre es noch extremer:
Dort kann sich jeder einen "großen Gegner" wie er will, vorstellen. Wichtig ist nur, dass sich jeder Spieler einen "großen Gegner" vorstellt. Die ganzen Details, ob er sich nun einen Drachen, Lindwurm, Elefanten, Roboter oder sonstwas vorstellt, ist nicht Teil des SIS, sondern Teil des persönlichen Vorstellungsraumes.
Titel: Re: Zur Hölle, was unterscheidet denn Rollenspiel eigentlich von anderen Spielen?!?
Beitrag von: Crimson King am 17.07.2008 | 18:54
Mich würde wundern, wenn KoSim-Spieler sich überhaupt viel bildhaft vorstellen. Im Allgemeinen ist die Spielebene doch eher abstrakt. Insofern kann ich von dem Beispiel nichts halten.
Titel: Re: Zur Hölle, was unterscheidet denn Rollenspiel eigentlich von anderen Spielen
Beitrag von: Thalamus Grondak am 17.07.2008 | 19:02
Im persönlichen Vorstellungsraum sitzt nur unwichtige Color. Alles wichtige liegt im gemeinsamen Vorstellungsraum.
ist es wichtig, ob es wichtig für das Spiel an sich ist?
Ich denke nicht.
Um definierend zu sein, muss es Essentiell sein, Essentiell ist ungleich wichtig.
Es ist Essentiell für Kunst das sie den Menschen individuell berührt. Für das Kunstobjekt selbst ist diese Eigenschafft jedoch vollkommen irrelevant.

Und was Boardgames und Cosims betrifft: Wo gibt es bitte einen enger gefassten Gemeinsamen Vorstellungsraum, als bei diesen? Der SIS ist bei Brettspielen genaustens definiert, und abweichungen davon sind nur in geringem Maße möglich, ohne den SIS der anderen Spieler zu misachten.
Titel: Re: Zur Hölle, was unterscheidet denn Rollenspiel eigentlich von anderen Spielen
Beitrag von: Merlin Emrys am 17.07.2008 | 19:15
OK, es ist nicht Teil des SIS. Aber es ist mehr, als nur eine persönliche Vorstellung. (Da ja auch der SL informiert ist. Es muss also mindestens eine Absprache zwischen Spieler und SL stattgefunden haben.)
Korrekt. Ich hatte nur Sorge, das Beispiel könnte ausufernd komplex werden, wenn ich eine weitere Person einführe. Aber theoretisch denkbar wäre das schon auch: ein guter Freund oder eine Freundin, die in der Spielwelt zuhause ist und (z.B. als Mitbewohner einer WG) bei den Spielsitzungen anwesend ist, mit dem oder der der Spieler ausgemacht hat, daß sein Charakter einer feindlichen Gruppe angehört, und der oder die die Ereignisse dieser Gruppe gestaltet. Dann hätten wir zwar auch wieder einen gemeinsamen Vorstellungsraum, aber nicht mehr innerhalb der Rollenspielergruppe, sondern "nach draußen". Bezogen auf die Rollenspielergruppe wäre es nicht in einem geteilten Vorstellungsraum.
(Wenn er eine lange Ereignistabelle gebastelt hat und auf der ehrlich auswürfelt, was passiert, würde es sogar nicht einmal eine weitere Person brauchen, um diese parallele Linie weiterzuführen. Dann wüßte nämlich vielleicht wirklich niemand außer ihm davon. Andererseits nehme ich an, daß das auch das "Erfolgserlebnis" schmälern würde und daher vielleicht nicht ganz so tiefe Emotionen weckt, wie wenn ein zweiter Mensch beteiligt ist.)
Titel: Re: Zur Hölle, was unterscheidet denn Rollenspiel eigentlich von anderen Spielen
Beitrag von: Eulenspiegel am 17.07.2008 | 19:26
@ Crimson King
Es gibt solche und solche KoSims. Viele KoSims sind sehr abstrakt, das stimmt. Aber es gibt ebenso viele KoSims, die kein bisschen abstrakt, sondern im Gegenteil sehr konkret sind.

Und was Boardgames und Cosims betrifft: Wo gibt es bitte einen enger gefassten Gemeinsamen Vorstellungsraum, als bei diesen?
Was verstehst du unter "eng gefasst"?
Der SIS selber ist sehr klein gehalten, was es halt ermöglicht, sehr viel Sachen, die beim RPG in den SIS gehören, beim KoSim auf der Ebene des persönlichen Vorstellungsraumes zu gestalten.

Denn, wenn der SIS wächst, dann tut er dies ja auf Kosten des persönlichen Vorstellungsraumes. (Wenn ich einen Fakt in den SIS tue, dann muss ich meine Vorstellungen aus dem persönlichen Vorstellungsraum, die dem widersprechen, revidieren.)

Wir haben beim KoSim also: Gerade weil der SIS so klein ist, ist der persönliche Vorstellungsraum so groß.

Zitat
Der SIS ist bei Brettspielen genaustens definiert, und abweichungen davon sind nur in geringem Maße möglich, ohne den SIS der anderen Spieler zu misachten.
1) Der SIS ist bei Brettspielen wesentlich kleiner als bei RPGs. Und je kleiner ein SIS ist, desto leichter fällt es, ihn zu definieren.
2) Abweichungen vom SIS sind überall (auch beim RPG) nur möglich, wenn man den SIS missachtet. (Oder wenn man eine Regel anwendet, die eine Änderung des SIS erlaubt.)

Aber es ging ursprünglich ja nicht um den SIS, sondern um den persönlichen Vorstellungsraum. Und den kann man immer problemlos ändern, solange das neue nicht im Widerspruch zum bisherigen SIS steht.
Und hier gilt: Je kleiner der SIS ist, desto leichter kann ich meinen persönlichen Vorstellungsraum ändern. Bei einem sehr großen SIS, muss ich aufpassen, dass mir nicht aus Versehend ein Fehler unterläuft und meine neue Vorstellung ein Widerspruch zum bisherigen SIS erzeugt.
Bei einem kleinen SIS lässt sich das leicht vermeiden. (Außerdem habe ich mehr Freiheiten bei der Wahl des persönlichen Vorstellungsraumes.)

3) Wenn sich beim RPG die Spieler uneins über den SIS sind, führt das zu Komplikationen: "Wie, der schießt auf mich? Ich dachte, wir hätten ihn nackt gefesselt und ins Verlies gesperrt."

Wenn sich bei einem KoSim die Spieler uneins über den SIS sind, ist das nicht weiter problematisch, da der SIS keinen Einfluss auf das Spiel hat. "Laut Regeln kann er auf dich schießen. Die Fesselkarte, die du ausgespielt hast, gibt ihm bloß ein -4 auf die Probe."
Titel: Re: Zur Hölle, was unterscheidet denn Rollenspiel eigentlich von anderen Spielen
Beitrag von: Thalamus Grondak am 17.07.2008 | 19:46
Und hier gilt: Je kleiner der SIS ist, desto leichter kann ich meinen persönlichen Vorstellungsraum ändern. Bei einem sehr großen SIS, muss ich aufpassen, dass mir nicht aus Versehend ein Fehler unterläuft und meine neue Vorstellung ein Widerspruch zum bisherigen SIS erzeugt.
1. Stimmt es nicht, das ein enger SIS den PIS vergrößert.
Beim Schach z.B. habe ich einen sehr kleinen SIS, aber ich kann mir da schlecht vorstellen das es um ein Autorenen geht, sondern höchsten welche Farbe der Bart des Königs wohl hat. Oder Warum der weisse Bischof den schwarzen nun geschlagen hat.
Bei einem Rollenspiel wo der SIS Riesig ist, lässt jedes Stückchen SIS einen riesigen PIS zu.

Wenn sich bei einem KoSim die Spieler uneins über den SIS sind, ist das nicht weiter problematisch, da der SIS keinen Einfluss auf das Spiel hat.
Richtig. der PIS ist bei einem KoSim, so wie beim Schach und auch beim Autofahren (den da kann ich mir auch alles mögliche Vorstellen) völlig unerheblich und beinahe schon vom Spiel unbeeinflußt. Beim Rollenspiel nicht, deshalb ist er Essentiell fürs Rollenspiel und nicht Essentiell für ein Cosim.
CoSims kann man völlig ohne PIS spielen, Rollenspiele nicht. Wer keinen PIS in einem Rollenspiel hat, kann diesen auch nicht ins Verhältnis zum SIS setzen, und nur daraus entsteht ein SIS.
Titel: Re: Zur Hölle, was unterscheidet denn Rollenspiel eigentlich von anderen Spielen
Beitrag von: Falcon am 17.07.2008 | 20:01
Thalamus schrieb:
Zitat
1. Stimmt es nicht, das ein enger SIS den PIS vergrößert.
Beim Schach z.B. habe ich einen sehr kleinen SIS, aber ich kann mir da schlecht vorstellen das es um ein Autorenen geht, sondern höchsten welche Farbe der Bart des Königs wohl hat. Oder Warum der weisse Bischof den schwarzen nun geschlagen hat.
Bei einem Rollenspiel wo der SIS Riesig ist, lässt jedes Stückchen SIS einen riesigen PIS zu.
Das hast du falsch verstanden. Eulenspiegel meinte (ich darf doch?) sicher die Überschneidung. Der SIS ist groß gehalten, daß heisst er umfasst sehr viel vom Material, daß zur Verfügung steht (prozentual sozusagen), du kannst dir nicht viel selber vorstellen ohne ins Gerangel mit anderen Spielern zu kommen, dadurch wird der PIS (hihihi, er hat Pis gesagt :) ) automatisch klein. Alles was im SIS ist, kann nicht im PIS sein. Da heisst wohl, alles was du dir selber vorstellst ist immer und ausschliesslich nur für dich, kann also nicht SIS sein, denn sonst wäre es nicht persönlich.
Wenn du dir den Bart von einem König vorstellst im RPG, war er offensichtlich nicht im SIS.
Wenn dieser SIS nun alles in der Spielwelt umfasst, hast du zwar jede Menge Inhalt, aber du kannst dir nix davon selber vorstellen.
so verstehe ich das.

alles was man sich innerhalb des SIS selber vorstellen kann gehört automatisch nicht mehr hinein.

das sagt wohl gemerkt nichts über die Größe der Spielwelt aus, die zur Verfügung steht, nur über die Freiheiten die man hat und im Schach ist nunmal fast alles, was zur Verfügung steht frei vorstellbar, was zugegebenermaßen nicht viel ist, auch wenn die Forgotten Realms z.b. viel mehr Inhalt haben und der PIS darin womöglich Anteilsmäßig viel kleiner ist.
Das ist ein relatives Verhältnis PIS-SIS; nicht absolut. Klein bezieht sich nicht auf die Menge an Inhalt.
Titel: Re: Zur Hölle, was unterscheidet denn Rollenspiel eigentlich von anderen Spielen
Beitrag von: Falcon am 17.07.2008 | 20:07
ja genau. Und ich hab Thalamus so verstanden, daß er glaubt er könne sich innerhalb des SIS viel selber vorstellen, dabei ist der Anteil daran genau und immer Null. Der SIS lässt gar keinen PIS zu, daß ist ja der Sinn der Sache.

den wenigsten Spass hätte TWs Bekannter also in einem RPG, daß zu 100% aus SIS besteht (Gedankenverschmelzung :) ?). Da SIS hier aber angeblich ein Merkmal von RPG ist, naja, den Rest überlasse ich dem Leser..
Titel: Re: Zur Hölle, was unterscheidet denn Rollenspiel eigentlich von anderen Spielen
Beitrag von: Thalamus Grondak am 17.07.2008 | 20:25
ja genau. Und ich hab Thalamus so verstanden, daß er glaubt er könne sich innerhalb des SIS viel selber vorstellen, dabei ist der Anteil daran genau und immer Null.
Du hast mich richtig verstanden aber Falsch geschlussfolgert.
Innerhalb des SIS bedeutet hier (Das hab ich vllt etwas verkürzt dargestellt) innerhalb des vom SIS zur Verfügung gestellten Rahmens.
Beim Schach ist der SIS ein Kampf zwischen 2 Königreichen, und die Bezeichnung der Figuren. Das war es eigentlich auch schon. Innerhalb dieser Vorgaben kann man sich relativ begrenzt etwas vorstellen.

Beim Rollenspiel ist der SIS unendlich variabel, und selbst wenn er das selbe darstellt wie beim Schach: nämlich den Krieg zwischen 2 Königreichen, dann ist er doch unendlich facettenreicher weil eben mehr im SIS passiert, als das was unbedingt für die Regeln des Spiels benötigt wird.
Der König hat evtl einen Narren, der für den Ausgang des Krieges völlig belanglos ist, aber den Narren kann ich in meinem PIS(wirklich nicht grad glücklich die abk.) in beliebigem Verhältnis zum SIS setzen, solange dieser Teil nicht Teil des SIS wird. Wenn der SL also den Narren sehr Detailiert beschreibt, dann bleibt für mich nicht mehr viel übrig um meinen Persönlichen Vorstellungsraum zu füllen. Wenn er aber nur sagt da ist ein Narr, dann kann ich mir zwar etwas vorstellen, aber es hat keine Relevanz. Wenn der SL sagt der Narr singt ein Lied: Dann habe ich eine Verknüpfung zwischen meinem PIS und dem SIS, denn der SL beschreibt das Lied nicht genau, aber liefert über den SIS den Input für meinen PIS.
Das stelle ich mir als eine art Kettenreaktion vor, in der sich SIS eigentlich erst aus unendlich vielen kleinen PIS-Anteilen zusammensetzt.

Nehmen wir mal eine Einleitung auseinander:
"Ihr seid gerade auf dem Weg von Schwarzfurt nach kleinwagotien. Eure Pferde schleppen sich durch den Staubigen Dunst der Wüste und der Strahlend blaue Himmel verheisst keinen kühlenden Tropfen Nass für die nächsten Tage"
Schon bei "Ihr seid auf dem Weg" fängt die Imagination jedes einzelnen Spielers an zu rattern. Man stellt sich einen Weg vor, oder sieht sich gar auf einem Wolkenschiff.
"von Schwarzfurt nach kleinwagotien" Vllt kennen die Spieler Schwarzfurt und sehen hinter sich die hohen Magiertürme die so typisch für die Stadt sind verschwinden.
"Eure Pferde" spätestens hier werden Anpassungen durch den Input im PIS vorgenommen, die dann gemeinsam den SIS ergeben. Derjenige der sich in einem Wolkenschiff sah, holt sich zurück auf die Erde. Der der im Unterreich spazieren ging, holt sich an die Oberfläche. Durch diesen Vorgang entsteht der SIS eigentlich erst. Und alles was an Fransen drüber hängt, über dem was für den SIS nötig ist, das ist der PIS. Und dieser entsteht bei Rollenspiel durch die Schaffung des SIS aus dem PIS. Bei anderen Spielen entsteht der PIS nur aus persönlichem Willen sich jetzt etwas vorstellen zu wollen, was über das spiel hinaus geht. Beim Rollenspiel ist es Essentiell. Ohne PIS kein SIS, ohne SIS kein Rollenspiel.
Titel: Re: Zur Hölle, was unterscheidet denn Rollenspiel eigentlich von anderen Spielen
Beitrag von: Eulenspiegel am 17.07.2008 | 20:30
1. Stimmt es nicht, das ein enger SIS den PIS vergrößert.
Du hast mich falsch verstanden.
Ich meinte nicht, dass ein kleiner SI automatisch einen großen PIS bedeutet. Ich meinte, wenn man den SIS verkleinert, dann vergrößert dies den PIS. (Und eigentlich vergrößert es den PIS auch nicht, sondern es erhöht bloß die Möglichkeiten, die alle im PIS landen können.)

Die Größe der Spielwelt wird dadurch nicht verändert. Die Spielwelt bleibt die ganze Zeit über konstant. Aber wenn ich Sachen in die den SIS tue (und damit die Spielwelt in dieser Hinsicht festlege), dann habe ich keine Möglichkeiten, mir andere Faktoren im PIS auszusuchen.

Zitat
Beim Schach z.B. habe ich einen sehr kleinen SIS, aber ich kann mir da schlecht vorstellen das es um ein Autorenen geht, sondern höchsten welche Farbe der Bart des Königs wohl hat.
Also im Schach wird ja nur eine einzige Schlacht geschlagen.
Aber ob ich die Schlacht nun mit Schachregeln oder mit D&D Regeln oder mit DSA regeln oder mit KoSim Regeln durchspiele, ändert etwas.

Und hier gilt halt, dass die meisten Rollenspiele im Kampf sehr brettspielig sind. Das bedeutet, es macht für den SIS und den PIS tatsächlich keinen großen Unterschied, ob ich nun den Kampf mit Rollenspielregeln (DSA, D&D, Shadowrun, etc), mit TableTop Regeln, mit KoSim Regeln oder mit Schachregeln ausspiele.
Der Einfluss des SIS auf den Kampf ist größtenteils immer gleich.

Wenn man also Unterschiede sehen will, muss man ein Spiel nehmen, das nicht nur Kampfhandlungen beinhaltet. (Hier habe ich halt schon mehrmals Empire in Arms erwähnt, das zwar in kriegerischen Zeiten spielt, wo es aber auch immer wieder Friedensphasen und diplomatische Verhandlungen gibt.)

Zitat
Oder Warum der weisse Bischof den schwarzen nun geschlagen hat.
Das wäre zum Beispiel eine Vorstellung, die dir in vielen RPGs nicht freigestellt ist. Dort sagen dir die Regeln meistens, wie du den Gegner nun genau getötet hast.

Zitat
Richtig. der PIS ist bei einem KoSim, so wie beim Schach und auch beim Autofahren (den da kann ich mir auch alles mögliche Vorstellen) völlig unerheblich und beinahe schon vom Spiel unbeeinflußt. Beim Rollenspiel nicht, deshalb ist er Essentiell fürs Rollenspiel und nicht Essentiell für ein Cosim.
Falsch. Der PIS ist IMMER (auch beim RPG) völlig unerheblich für das Spiel.
Was das KoSim vom RPG unterscheidet ist der Einfluss des SIS. Der SIS hat einen Einfluss auf das weitere Spiel. (Was ich weiter oben ja auch als ein definierendes Merkmal von RPGs aufgezählt habe.)

Zitat
CoSims kann man völlig ohne PIS spielen, Rollenspiele nicht.
1) Ja, man KANN KoSims ohne PIS spielen. Aber ein Spieler, der Interesse am PIS hat, kann sich auch einen riesengroßen PIS erschaffen. Es gibt keinen SIS, der einen daran hindert.

Daher ist das KoSim ja auch für beide Spieler interessant: Leute, die keine Lust auf PIS haben, werden bei KoSim ihre Freude haben. Und Leute, die einen PIS wollen, werden ebenfalls an KoSim ihre Freude haben. Es erfüllt eben beide Geschmäcker.

2) Man kann auch RPGs ohne PIS spielen. Der SIS ist extrem wichtig fürs Rollenspiel. Ohne SIS könnte man kein RPG spielen. Aber auf den PIS kann man verzichten, wenn man kein Interesse daran hat.

Ansonsten Zustimmung zu Falcon, der das ganze auch schön auf den Punkt gebracht hat.
Titel: Re: Zur Hölle, was unterscheidet denn Rollenspiel eigentlich von anderen Spielen
Beitrag von: Falcon am 17.07.2008 | 20:31
Thalamus schrieb:
Zitat
Innerhalb des SIS bedeutet hier (Das hab ich vllt etwas verkürzt dargestellt) innerhalb des vom SIS zur Verfügung gestellten Rahmens.
Beim Schach ist der SIS ein Kampf zwischen 2 Königreichen, und die Bezeichnung der Figuren. Das war es eigentlich auch schon. Innerhalb dieser Vorgaben kann man sich relativ begrenzt etwas vorstellen.
Vielleicht hast du meinen kompletten Post nicht mehr mitbekommen weil er noch nicht fertig war.. aber
du hängst immer noch an der asboluten Menge fest.
Im Schach gibts nicht viel, stimmt aber davon kannst du dir 99% selber vorstellen weil nur 1% im SIS sind.
Auf Aventurien gibt es viel mehr, aber davon sind 60% im SIS fesgelegt (ein Großteil von dem was SIS bezeichnet wird, ist ja eigentlich Settinghintergrund), das wird dann oft durch die Beschreibungen des SL noch erhöht ("der Ork hat die Axt in der linken Hand"). Du kannst dir davon 40% selber vorstellen aber im Verhältnis zu Schach ist das trotzdem nicht viel.
Ist jetzt die Frage worauf man mehr Gewicht legt, absolut oder relativ? Ich denke relativ ist entscheidend, denn es ist ja nicht festgelegt wieviel Menge ein Rollenspiel enthalten muss. Es gilt aber (imho), jeder höher der SIS Satz ist, desto besser. Deswegen gibt Schach ja auch so ein mieses RPG ab.

und SIS kommt wunderbar ohne PIS aus. Ich höre PIS in Bezug zu Rollenspiel überhaupt hier das allererste Mal (was nichts heisst). PIS hat doch gar nix mit RPG zu tun, es geht nur AUCH im RPG (aber nicht besonders gut weil der SIS ja im Fordergrund steht... angeblich).

Der PIS wird regelmäßig beim RPG zu einem Handfesten Problem, wenn der Dinge vorweg greift, die nachträglich im SIS festgelegt werden ("ach, ich dachte die Wachen kommen von Links").

im Prinzip hätten Eulenspiegel und ich uns die Worte auch sparen können wenn nur klar wird:
Eulenspiegel gings um Prozentsatz und Ausschluss von PIS und SIS, dir gehts um asbsolute Menge und der Meinung SIS hinge von PIS ab (was imho nicht der Fall ist, gegensätzlicher gehts eigentlich nicht mehr).
Wenn hohe SIS Menge viel PIS zulässt, liegt das nur an der Inperfektion (gibts das Wort?) vom SIS. Der perfekte SIS lässt absolut Null und gar keinen PIS zu. Deswegen habe ich Gedankenverschmelzung erwähnt, alles was der eine sagt,tut oder denkt, weiss auch der andere.
Das hängt im Grunde nur von der nicht vollendeten menschlichen Kommunikation ab, sonst gäbs gar keine PIS im RPG. Was für ein Glück für deinen Bekannten ;D
Der SL liefert unwillkürlich immer PIS Potential mit, das stimmt wohl, aber das ist ja nicht die Absicht des SL, der will ja, daß man sich das so vorstellt, wie er sich das denkt.
Titel: Re: Zur Hölle, was unterscheidet denn Rollenspiel eigentlich von anderen Spielen
Beitrag von: Thalamus Grondak am 17.07.2008 | 20:45
Ich habe shcon verstanden, das er den Porzentualen Anteil meint, aber das sind wieder so Wortklauberien an denen ich kein Interesse habe. Für ich geht es hier, und das habe ich auch schon mehrfach geschrieben um die Relevanz.
Eulenspiegel hat ja schon geschrieben, das CoSims und andere Brettspiele auch ohne PIS unbeeiflusst funktionieren.
Beim Autofahren kann ich mir auch alles Mögliche Vorstellen, also ist der PIS für Brettspiel, und Autofahren und viele andere Dinge vollkommen ohne jeden Belang und muss nicht diskutiert werden.

Was ich Anzweifel ist folgende Aussage:
2) Man kann auch RPGs ohne PIS spielen. Der SIS ist extrem wichtig fürs Rollenspiel. Ohne SIS könnte man kein RPG spielen. Aber auf den PIS kann man verzichten, wenn man kein Interesse daran hat.
Dazu nehme ich meinen letzten Absatz und ich halte ihn für Richtig. Ohne PIS kann kein SIS entstehen. Wenn das jemand wiederlegen kann bin ich daran sehr interessiert. Momentan bin ich überzeugt von dieser Aussage.
"Eure Pferde" spätestens hier werden Anpassungen durch den Input im PIS vorgenommen, die dann gemeinsam den SIS ergeben. Derjenige der sich in einem Wolkenschiff sah, holt sich zurück auf die Erde. Der der im Unterreich spazieren ging, holt sich an die Oberfläche. Durch diesen Vorgang entsteht der SIS eigentlich erst. Und alles was an Fransen drüber hängt, über dem was für den SIS nötig ist, das ist der PIS. Und dieser entsteht bei Rollenspiel durch die Schaffung des SIS aus dem PIS. Bei anderen Spielen entsteht der PIS nur aus persönlichem Willen sich jetzt etwas vorstellen zu wollen, was über das spiel hinaus geht. Beim Rollenspiel ist es Essentiell. Ohne PIS kein SIS, ohne SIS kein Rollenspiel.
Titel: Re: Zur Hölle, was unterscheidet denn Rollenspiel eigentlich von anderen Spielen
Beitrag von: Falcon am 17.07.2008 | 20:47
Thalamus, der PIS wird regelmäßig beim RPG zu einem handfesten Problem, wenn er Dinge vorweg greift, die nachträglich im SIS festgelegt werden ("ach, ich dachte die Wachen kommen von Links"). Der PIS ordnet sich automatisch immer unter (es sei denn man hat einen einzelnen Spieler mit wirklich spitzen Ellenbogen und sonst nur Duckmäusern). Das ist doch schon eine Widerlegung.
Der unterstützt gar nix im SIS.

ob nun relativ oder absolut. Ich glaube sogar, daß ganze Rollenspielrunden auseinander fallen weil es Probleme im PIS gibt.



Lustig wirds bei der Frage was der SL eigentlich zur Verfügung stellt. Ist "da stehen eure Pferde" der PIS des SL, den die anderen bei sich einbauen und so darauf den SIS errichten?
Das wäre mir zu kleinkrämerisch gedacht und zu viel theoretisches Blabla. Ich meine der SL stellt den SIS zur Verfügung in den die anderen Einsteigen und alles was er auslässt ist frei für den PIS.
Titel: Re: Zur Hölle, was unterscheidet denn Rollenspiel eigentlich von anderen Spielen
Beitrag von: Eulenspiegel am 17.07.2008 | 21:00
@ Thalamus Grondak
Der PIS beeinflusst nicht direkt die Spiele. Das stimmt. Und wenn du kein Interesse am PIS hast, dann ist er für dich tatsächlich ohne Belang.
Wenn jemand aber Interesse am PIS hat, dann sollte er sich ein Spiel suchen, das den PIS fördert. (Dass der PIS nicht das Spiel direkt beeinflusst, ist relativ belanglos. Wichtig ist, dass das betreffende Spiel den PIS fördert.) Und da habe ich die Erfahrung gemacht, dass KoSims den PIS sehr stark fördern.

"Eure Pferde" spätestens hier werden Anpassungen durch den Input im PIS vorgenommen, die dann gemeinsam den SIS ergeben.
Nein. Wahrscheinlicher ist, dass es bisher noch gar kein PIS gab, und erst jetzt durch diesen Satz im SIS die Vorstellung von Pferden existiert.

Wenn im PIS eines Spielers vorher bereits die Vorstellung von einem Luftschiff oder von einer Kutsche vorhanden war, dann  würde sich jetzt der Spieler beschweren. Es würde erstmal eine Diskussion ausbrechen, ob man nun auf dem Pferd oder mit Kutsche oder mit dem Luftschiff unterwegs ist.
Nur dadurch, dass kein PIS zum Transportmittel vorhanden war, wird die Tatsache, dass alle zu Pferd unterwegs sind, auch so problemlos akzeptiert.

Zitat
Derjenige der sich in einem Wolkenschiff sah, holt sich zurück auf die Erde.
Derjenige, der sich im Wolkenschiff befand, beschwert sich über das üble Railroading und dass er nun auf einen Pferd reiten muss und nicht mehr im Wolkenschiff sitzt.

Ohne den PIS gäbe es das Problem nicht. Dann hätte er problemlos die Pferde akzeptiert.
Titel: Re: Zur Hölle, was unterscheidet denn Rollenspiel eigentlich von anderen Spielen
Beitrag von: Falcon am 17.07.2008 | 21:09
Zitat
"Eure Pferde" spätestens hier werden Anpassungen durch den Input im PIS vorgenommen, die dann gemeinsam den SIS ergeben.
Der einzige SIS daran ist eigentluch nur: Da existieren irgendwo Pferde.
Das ist 100% SIS und nichts an dieser Information kann man selber ausmalen.

Alles was man sich zu den Pferden vorstellt ist PIS, stört das SIS günstigsten Fall nicht (wenn jeder denkt die Pferde sind braun) oder ganz erheblich (wenn sich irgendwelche Vorstellungen sich als nicht wahr heraustellen).
Aber unterstützen? pff, wie denn?
Dadurch, daß die Kommunikation Lückenhaft ist, gibts Freiheit für den PIS, das hat der SL aber bestimmt nicht beabsichtigt.
Titel: Re: Zur Hölle, was unterscheidet denn Rollenspiel eigentlich von anderen Spielen
Beitrag von: Merlin Emrys am 17.07.2008 | 21:09
und SIS kommt wunderbar ohne PIS aus. Ich höre PIS in Bezug zu Rollenspiel überhaupt hier das allererste Mal (was nichts heisst). PIS hat doch gar nix mit RPG zu tun, es geht nur AUCH im RPG (aber nicht besonders gut weil der SIS ja im Fordergrund steht... angeblich).
Ich gebe zu, daß Inkohärenzen zwischen persönlichem und gemeinsamen Vorstellungsraum zu gravierenden Problemen führen können, aber das spricht ja nun dafür, daß persönliche Vorstellungsräume doch gar nicht so selten sind. Ich würde mich in diesem Punkt der Position Thalamus' anschließen und behaupten, daß ein gemeinsamer Vorstellungsraum ohne persönliche Vorstellungsräume gar nicht erst entstehen kann - er lebt ja davon, daß er von ihnen "gefüttert" wird.
Und ich bin mir ziemlich sicher, daß es Bereiche im Rollenspiel gibt, die überwiegend im persönlichen und weniger im gemeinsamen Vorstellungsraum abgesiedelt sind: Und zwar jene, die die innere Motivaion, die Überlegungen, praktisch das "Selbst" einer Rolle (d.h. eines fiktiven Charakters) ausmachen. Der gemeinsame Vorstellungsraum kennt üblicherweise nur das Ergebnis, aber nicht, was nach Ansicht des Spielers den Charakter bewogen hat, so zu handeln. Dennoch wird der gemeinsame Vorstellungsraum in Abhängigkeit von solchen persönlichen Überlegungen und Abwägungen gestaltet, sie beeinflussen das Spiel mithin ebenfalls.
Titel: Re: Zur Hölle, was unterscheidet denn Rollenspiel eigentlich von anderen Spielen
Beitrag von: Thalamus Grondak am 17.07.2008 | 21:11
Thalamus, der PIS wird regelmäßig beim RPG zu einem handfesten Problem, wenn er Dinge vorweg greift, die nachträglich im SIS festgelegt werden ("ach, ich dachte die Wachen kommen von Links"). Der PIS ordnet sich automatisch immer unter (es sei denn man hat einen einzelnen Spieler mit wirklich spitzen Ellenbogen und sonst nur Duckmäusern). Das ist doch schon eine Widerlegung.
Das bezweifel ich garnicht. Die Regeln beim Fußball sind immer das Subjekt für Kontroversen.
War das jetzt Abseits oder nicht? War das ein Faul.
Das bedeutet aber doch nicht, das Fußball auch ohne Regeln funktioniert.

Was es zu widerlegen gilt ist die These, das es keine SIS ohne PIS geben kann.


Wenn im PIS eines Spielers vorher bereits die Vorstellung von einem Luftschiff oder von einer Kutsche vorhanden war, dann  würde sich jetzt der Spieler beschweren. Es würde erstmal eine Diskussion ausbrechen, ob man nun auf dem Pferd oder mit Kutsche oder mit dem Luftschiff unterwegs ist.
Du hast komische Spieler
Titel: Re: Zur Hölle, was unterscheidet denn Rollenspiel eigentlich von anderen Spielen
Beitrag von: Falcon am 17.07.2008 | 21:13
Man kann nur die Informationen ausmalen die nicht gesagt wurden, also die, die sich direkt auf das Gesagte (die Pferde) beziehen aber auch alles andere (stehen sie auf dem Mond?). Aber allein das dort Pferde existieren und keine Elefanten schränkt den PIS ein.
Nennen wir das Blöde Ding doch beim Namen, PIS ist die Phantasie bzw. Vorstellungskraft die jeder Spieler hat und durch jede feste Information, wird sie eingeschränkt und gelenkt.

den Fussball vergleich verstehe ich nicht. Den Zusammenhang zu Regeln auch nicht.

@merlin: PIS ist sicher nicht selten, vermutlich genauso häufig wie SIS (in der Regel vermutlich sogar viel größer vom Inhalt), aber ich sehe das als unerwünschtes Nebenprodukt im gemeinschaftlichen RPG und sicher nicht als tolle Sache und zeigt eigentlich die Ineffektivität von RPG.

mir ist schon klar, daß die persönliche Vorstellung unweigerlich dazu gehört aber wenn ich als SL die Wahl hätte dies sofort allen Mitspielern zu übermitteln (die Dinge, die ihre charakter wahrnehmen) und diese untereinander dasselbe könnten, um den PIS so klein wie möglich zu halten, würde ich das bevorzugen und tun.
Dann bleiben nur die Dinge übrig, die jemand anderes nicht wahrnehmen kann (Gedanken, Gefühle der Charaktere usw., das ist dann der Rest PIS, der aber direkt von der gemeinsamen Vorstellung beeinflusst wird -> eingeschränkte Wahrnehmung der Spielweltfiguren, momentane Situation etc.pp, das kann in Settings mit Gedankenlesern aber z.b. schon wieder ein ganzes Stück kleiner sein).


Soloabenteuer bestehen zu 100% auf PIS, also kann man wohl sagen SIS ist nicht essentiell für RPG (oder sind Soloabenteuer kein RPG?).

Die Gedankengänge zu persönlichen Motivationen der Charaktere sind auch ein guter Punkt, allerdings finde ich den Ausgang im SIS ganz entscheidend, die Gedankengänge zum Charakter sind ja auch eingeschränkt durch den SIS und muss sich daran orientieren. Wenn der Char ein NPC Kind trösten muss (die Info hat er in der SIS) kann er sich zwar vorstellen Amok zu laufen (wir tun jetzt mal so als wäre das eine unpassende Handlung) aber in der Regel passt er die Handlung und die Motivation des Charakters an die Situation im SIS an und nicht anders herum. Alle Gedankengänge, die nicht zum SIS passen stören doch auch die persönliche Spielatmosphäre. Der SIS füttert also die PIS (hier sei nochmal angemerkt, daß alles gesagt vom SL per se schonmal die SIS ist).
Titel: Re: Zur Hölle, was unterscheidet denn Rollenspiel eigentlich von anderen Spielen
Beitrag von: Eulenspiegel am 17.07.2008 | 23:00
Soloabenteuer bestehen zu 100% auf PIS, also kann man wohl sagen SIS ist nicht essentiell für RPG (oder sind Soloabenteuer kein RPG?).
Das sehe ich anders.
Ob der SL mir nun direkt gegenüber sitzt und sagt: "Es kommt dir eine Kutsche mit 4 Pferden entgegen." oder ob der Autor diesen Text niederschreibst und du liest: "Es kommt dir eine Kutsche mit 4 Pferden entgegen.", macht letztendlich keinen Unterschied.
In beiden Fällen erhalte ich "von außerhalb" die Information, dass es 4 Pferde und eine Kutsche gibt. Das ist also in beiden Fällen SIS.
Und in beiden Fällen stelle ich mir vielleicht vor, dass die Pferde schwarz sind. (Das ist dann in beiden Fällen PIS.)

Daher denke ich: Alles was der SL sagt (und von den Spielern akzeptiert wird) und alles, was im Buch steht (und von den Spielern akzeptiert wird) ist Teil des SIS.
Der Unterschied ist nur folgender: Wenn ich die Beschreibung des SL bescheuert finde, kann ich es ihm sofort sagen und er wird seine Beschreibung hoffentlich ändern.
Wenn ich die Beschreibung im Buch blöd finde, kann ich höchstens dem Autoren einen bösen Leserbrief schreiben und hoffen, dass er mir irgendwann darauf antwortet, oder die Beschreibung in der nächsten Edition anpasst.

Mir als Spieler fällt es also leichter, auf die Beschreibung des Ploterfinders einzuwirken und diese zu verändern, wenn er mir direkt gegenüber sitzt, anstatt, wenn ich die ganze Beschreibung nur in Form eines Buches vor mir habe.

Aber das ist eher ein quantitativer und kein qualitativer Unterschied. Ich würde beides als SIS bezeichnen.
Titel: Re: Zur Hölle, was unterscheidet denn Rollenspiel eigentlich von anderen Spielen
Beitrag von: Falcon am 17.07.2008 | 23:07
robot schrieb:
Zitat
Doch die typischen Soloabenteuer aus Büchern haben einen SIS. Der PIS des SL liegt aber in schriftlicher Form statt in mündlicher vor.
Ja, so kann man das wohl sehen. Dann verbleibt für den persönlichen Vorstellungsraum wohl nur noch das Innere des Spielcharakters als wichtiger Bestandteil, für alles andere ist die persönliche Vorstellung mMn unwichtig (und in vielen Fällen störend fürs gemeinsame Spiel).

natürlich steht es jedem Frei die Lücken, die der SIS offenbart als ganz tollen, wichtigen Teil des Rollenspiels anzusehen. Für mich bleibt es einfach unvollkommene Spielweise. 
Titel: Re: Zur Hölle, was unterscheidet denn Rollenspiel eigentlich von anderen Spielen
Beitrag von: Merlin Emrys am 17.07.2008 | 23:21
@merlin: PIS ist sicher nicht selten, vermutlich genauso häufig wie SIS (in der Regel vermutlich sogar viel größer vom Inhalt), aber ich sehe das als unerwünschtes Nebenprodukt im gemeinschaftlichen RPG und sicher nicht als tolle Sache und zeigt eigentlich die Ineffektivität von RPG.
Hm, da scheiden sich dann wohl mal wieder die Geister. Ich meine, so Dinge wie die Erlaubnis an Spieler, Dinge in den gemeinsamen Vorstellungsraum einzubringen (sogenanntes "Player Empowerment") kann es doch nur geben, wenn jeder Spieler einen persönlichen Vorstellungsraum hat, aus dem er sie nehmen und in den gemeinsamen Vorstellungsraum einbringen kann.
Wenn ich mich wirklich auf die paar Worte beschränken sollte, die ein Spielleiter sagt... ja, was sagt er denn?
"Da kommt jemand." Okay, das sagt nun gar nichts, dieser Jemand kann ein Riese oder ein Zwerg sein. Aber wenn ich mitten in Gareth stehe, ist es wohl ein Mensch, alles andere wäre nämlich erwähnungsbedürftig. Und schwupps habe ich einen menschlichen Jemand vor Augen. Der hat zwei Arme, zwei Beine, Haare usw. Nichts davon hat der Spielleiter gesagt. Aber wie sollte ich mir denn einen Menschen ohne Arme, Beine und Haare vorstellen? Einen Torso mit Glatzkopf, der sich bewegt? Das Problem ist doch, daß Kommunikation Zeit kostet und das die Phantasie der Hörer all das ergänzt, wozu die Zeit zur Beschreibung zu kostspielig wäre. Die Phantasie der Hörer löst dies Problem. In Deinen Augen offenbar unzureichend... aber ich kann mir wirklich nicht vorstellen, wie eine Kommunikation aussehen sollte, die wirklich alle Elemente des Vorstellungsraums zu benennen hätte.

Wenn der Char ein NPC Kind trösten muss (die Info hat er in der SIS) kann er sich zwar vorstellen Amok zu laufen (wir tun jetzt mal so als wäre das eine unpassende Handlung) aber in der Regel passt er die Handlung und die Motivation des Charakters an die Situation im SIS an und nicht anders herum. Alle Gedankengänge, die nicht zum SIS passen stören doch auch die persönliche Spielatmosphäre. Der SIS füttert also die PIS (hier sei nochmal angemerkt, daß alles gesagt vom SL per se schonmal die SIS ist).
Beide Vorstellungsräume tauschen sich pausenlos aus, das ist richtig. Aber wenn der Char ein Kinderhasser ist, wird er anders handeln, als wenn er nachts wachliegt und sehnsüchtig an seine Kinder denkt. Keins von beidem muß bis dahin kommuniziert worden sein, vielleicht kommt es grad dann heraus. Ich stimme Dir zwar zu, daß die Handlungen an den gemeinsamen Vorstellungsraum angepasst werden, bei den Motivationen stimme ich nicht zu. Die Grundmotivation meiner Charaktere festzulegen, ist für mich ein Teil der Charaktererschaffung und damit später nur noch schwer zu "überschreiben" oder zu modifizieren.
Ich denke auch nicht, daß der persönliche Vorstellungsraum den gemeinsamen "stört". Wie gesagt, ergänzt er ihn und erlaubt damit skizzenhafte Beschreibungen, die, würde man sie auf ihren Wortlaut beschränken, weniger bildhaft wären als ein beliebiger Comic. Was stört, ist nur die Haltung der Spieler, den persönlichen Vorstellungsraum für "bindender" zu halten als den gemeinsamen. Wo das nicht geschieht, sondern die Spieler bereitwillig den gemeinsamen Vorstellungsraum übernehmen, wenn er ihren persönlichen Vorstellungen widerspricht, sehe ich das beschriebene Problem nicht mehr.
In dieser Weise betrachtet, zeigt es auch die Grenze auf, die zuweilen berühert wird: Wenn nämlich der Teil des gemeinsamen Vorstellungsraum verändert werden soll, der direkt den Charakter betrifft. Der Spielleiter hat nicht das Recht zu sagen: "Du freust Dich." Das zu entscheiden ist das Recht des Spielers. Und genau dann kann er - so denke ich zumindest - mit Fug und Recht beanspruchen, das in den gemeinsamen Vorstellungsraum aufgenommen wird, was er entscheidet.

Edit:
Man kann nur die Informationen ausmalen die nicht gesagt wurden, also die, die sich direkt auf das Gesagte (die Pferde) beziehen aber auch alles andere (stehen sie auf dem Mond?). Aber allein das dort Pferde existieren und keine Elefanten schränkt den PIS ein.
Oder es erweitert ihn - um alle Assoziationen zum Thema Pferde, die einem Spieler so einfallen können, die ihm aber zu "unterwegs sein zwischen..." nicht eingefallen sind. Und so kann jeder Schlüsselbegriff eine Kaskade von Erweiterungen für den persönlichen Vorstellungsraum sein. Voraussetzung ist eine "anregbare" Phantasie... aber die scheint mir bei doch einer ganzen Reihe von Spielern gegeben.
Damit wächst der individuelle Vorstellungsraum mit jedem Element des gemeinsamen um viele Elemente... und jede neue Idee im gemeinsamen Vorstellungsraum macht den persönlichen um ein Vielfaches größer - bis er eine ganze "Welt" abdecken kann.
(Wenn es so ist, verstehe ich auch problemlos, warum der erwähnte Mensch Rollenspiel braucht, um einen für ihn angenehmen persönlichen Vorstellungsraum zu entwickeln - weil er ständig Anregungen bekommt, die Assoziationsketten explodieren lassen, die er aber in anderen Spielen so vielleicht noch nie bekommen hat, weil keiner aus seinem persönlichen Vorstellungsraum plaudert.)
Titel: Re: Zur Hölle, was unterscheidet denn Rollenspiel eigentlich von anderen Spielen
Beitrag von: Falcon am 17.07.2008 | 23:40
Ich meine, ich spiele nunmal RPG um Abenteuer mit anderen Leuten zu erspielen, nicht um mir selbst was vorzustellen.
wo wir mal wieder bei der Ausgangsfrage sind ;D

merlin schrieb:
Zitat
Dinge in den gemeinsamen Vorstellungsraum einzubringen (sogenanntes "Player Empowerment") kann es doch nur geben, wenn jeder Spieler einen persönlichen Vorstellungsraum hat, aus dem er sie nehmen und in den gemeinsamen Vorstellungsraum einbringen kann.
Da mangelt es vermutlich mal wieder an einer genauen definition von persönlichem Vorstellungsraum.
Was du da beschreibst ist für mich allenfalls das Potential, also die Kreativität, daß was herauskommt ensteht ja direkt im SIS und macht keinen Umweg.
Ich meine der Vorstellungsraum ist etwas Beständiges. Das Bild, das sich aufbaut. Ich füttere mit meiner Kreativität also entweder den PIS im "normalen Spiel" oder den SIS übers Player empowerment oder wie du schon sagst, wie sich der Charakter fühlt als "Grundrecht des Spielers", wenn er es denn zeigt (sonst bleibts halt im PIS).
Ist doch klar, daß alles was in der Spielwelt passiert irgendjemaden im Hirn entspringt. Dafür braucht man doch keinen tollen Modebegriff wie PIS.

Merlin schrieb:
Zitat
"Da kommt jemand." Okay, das sagt nun gar nichts, dieser Jemand kann ein Riese oder ein Zwerg sein. Aber wenn ich mitten in Gareth stehe, ist es wohl ein Mensch, alles andere wäre nämlich erwähnungsbedürftig. Und schwupps habe ich einen menschlichen Jemand vor Augen....
Das passiert aber alles nur weil die Kommunkation unvollkommen ist. Meinst du der SL hat das so beabsichtigt oder kommt ihm in irgendeiner Weise entgegen? Es ist allenfalls Zufall, wenn der Mensch genuso aussieht, wie du ihn dir vorstellst, das Maximum ist also "nicht SIS störend".
Ich sehe da nichts Positives. Du nennst es wichtigen Bestandteil, ich nenne es störenden Nebeneffekt mit dem man nunmal leben muss. Es ist das Werkzeug mit dem man der nicht vollendeten Kommunaktion entgegenkommt aber besser wärs doch man bräuchte es nicht.
PIS hat auf jeden Fall seinen Platz im RPG aber eben nur da, wo niemand anderes hin soll (wie meinetwegen die Motivation) und das wäre der Bereich wo die persönliche Vorstellung wirklich den SIS bereichern kann (also wie fühlt sich der Charakter und was davon bringe ich jetzt ein?).

In Extremen kann man so schön Auswirkungen beobachten. Was wäre denn denn das Optimum des Rollenspiels?
Wirklich in einer Spielwelt zu stehen und Abenteuer selbst erleben. Jetzt kann man sich überlegen, was davon stellt man sich in der Situation vor, was nicht: Alles was im Kopf des Chars passiert, der Rest ist "echt" (also quasi der Zustand, in dem man sich vor dem PC befindet).
Also wären optimale Spielwelt beschreibung und das Innere des Charakters für mich die beiden abgegrenzten Bereiche, die man zum Rollenspiel braucht. In echten Rollenspielrunden ist das aber nunmal alles verzerrt.
Titel: Re: Zur Hölle, was unterscheidet denn Rollenspiel eigentlich von anderen Spielen
Beitrag von: Merlin Emrys am 18.07.2008 | 00:11
Ich meine, ich spiele nunmal RPG um Abenteuer mit anderen Leuten zu erspielen, nicht um mir selbst was vorzustellen.
wo wir mal wieder bei der Ausgangsfrage sind ;D
Das heißt immerhin: Wir sind on-topic ;-) .
(Und ja... es scheint mir auch so, daß es da eine Motivationsdifferenz zwischen uns gibt.)

Was du da beschreibst ist für mich allenfalls das Potential, also die Kreativität, daß was herauskommt ensteht ja direkt im SIS und macht keinen Umweg.
Gut, jetzt wird es schon wieder philosophisch oder so was. Ich bin der Ansicht, daß jedes Element, bevor es in den gemeinsamen Vorstellungsraum gelangen darf, erst im persönlichen Vorstellungsraum "beweisen" muß, daß es stimmig ist. Es wird also zunächst privat geprüft und nur der Gemeinschaft zur Übernahme vorgelegt, wenn es dazu geeinget ist. (Vielleicht machen das wirklich nicht alle Menschen so, aber Leute, die einfach mal wild alles vorschlagen, und sei es ein Schlangenpriester in Bree, sind nicht meine Lieblingsmitspieler. Ich habe es wirklich lieber, wenn man zuerst überlegt, ob man etwas in den gemeinsamen Vorstellungsraum einbringt, auch wenn das länger dauert. Zieht man die anschließende Diskussion mit in die Betrachtung ein, verliert man durch jede unausgegorene Idee mehr Zeit.)

In Extremen kann man so schön Auswirkungen beobachten. Was wäre denn denn das Optimum des Rollenspiels?
Wirklich in einer Spielwelt zu stehen und Abenteuer selbst erleben. Jetzt kann man sich überlegen, was davon stellt man sich in der Situation vor, was nicht: Alles was im Kopf des Chars passiert, der Rest ist "echt" (also quasi der Zustand, in dem man sich vor dem PC befindet).
Also wären optimale Spielwelt beschreibung und das Innere des Charakters für mich die beiden abgegrenzten Bereiche, die man zum Rollenspiel braucht. In echten Rollenspielrunden ist das aber nunmal alles verzerrt.
Das heißt, um mal ein Bild für den gemeinsamen Vorstellungsraum zu assoziieren: Das star-trek'sche Holodeck. Das gibt alle Sinneseindrücke, die ein Wesen aufnehmen kann. (Aber nicht ganz, denn die äußerlich sichtbaren Bewegungen des fiktiven Charakters usw. würden noch zum Holodeck-Bereich gehören, nur sein Inneres nicht.)
Eine perfekte Holodeck-Inszenierung wäre für Dich also das Optimum?

Nun gut, für mich wäre es ein Optimum, aber nicht das einzige. Es wäre tatsächlich für mich eine Art eingeschränkter Phantasie. Das Tischrollenspiel, das die Welt in meinen Kopf entstehen läßt, ist ein anderes, aber auch eins, das ich schätze.
Titel: Re: Zur Hölle, was unterscheidet denn Rollenspiel eigentlich von anderen Spielen
Beitrag von: Falcon am 18.07.2008 | 00:27
@prüfen im PIS: wenn das so ist, dann sind das alles nur Vorstufen. Was imho zählt ist das festgelegte Bild mit dem man arbeitet (das also ein Pferd im Kopf nicht auf einmal wieder braun wird statt schwarz bleibt).

Du gehst mir da einfach zu weit. Im Grunde genommen findet unsere Gesamte Wahrnehmung in der eigenen Vorstellung statt, dann gäbe es nicht mal eine Realität zumindest könnten wir das nicht beweisen.
So gibt es ja auch.. Theorien z.b. die Traumwelt auf dieselbe Ebene zu stellen wie die Realität weil sie an der selben Stelle ensteht.
Ich sehe das nicht so philosophisch, ich versuche praktisch zu sein aber deine Vorstellung scheint mir sehr in diese Richtung zu gehen ;)
Zumindest wüsste ich nicht wozu eine solche Definition von PIS von Nutzen wäre. Das erinnert an die unsägliche Neudefinition von System (die sich ja wohl mittlerweile überlebt hat)

das Holodeck wäre nahe dran ja. Deswegen spiele ich RPG. War wir am Tisch machen ist ja nur eine andere, nicht besonders effektive Methode um dahin zu kommen, das hatte ich schon auf Seite 2 gesagt (die Diskussion hängt wirklich schon ein wenig ;) ). Und die Methode kann viele Formen (in Spielstilen/Systemen) annehmen.
Was für mich zumindest unverständlich ist, ist daß Spieler Teile dieser Methode (Figuren herumschieben, eigene Vorstellungen, würfeln, Steigern....) nun selbst als Spielziel annehmen dabei aber imho den Kern von RPG, eine selbstständige Rolle in einem Abenteuer zu spielen, dabei aus den Augen verlieren.

wo kann man denn noch eine selbstständige Rolle in einem Abenteuer spielen?
Titel: Re: Zur Hölle, was unterscheidet denn Rollenspiel eigentlich von anderen Spielen
Beitrag von: Merlin Emrys am 18.07.2008 | 00:41
So gibt es ja auch.. Theorien z.b. die Traumwelt auf dieselbe Ebene zu stellen wie die Realität weil sie an der selben Stelle ensteht.
Ich sehe das nicht so philosophisch, ich versuche praktisch zu sein aber deine Vorstellung scheint mir sehr in diese Richtung zu gehen ;)
Wie kann das sein? Ich bin doch bekennender Wirklichkeitspositivist ;-) !
Es ist allerdings richtig, daß ich die beiden Vorstllungsräume qualitativ nicht unterscheide. Was sich unterscheidet, ist die Verbindlichkeit für die anderen und die Quelle der Verbindlichkeit für den Spieler selbst, aber nicht das, auf was diese Verbindlichkeit angewendet wird.

Der Nutzen? Für mich liegt er darin, daß es mir einen Rahmen gibt, in dem ich einordnen kann, wie ein Entscheidungsprozeß abläuft, welche Stufen er durchläuft, worauf es dabei jeweils ankommt usw. Dazu gehört aber auch, daß ich damit eine Richtschnur habe, um zu entscheiden, wer verlangen darf, daß seine Setzung für die anderen verbindlich wird.
Denn so ganz deckungsgleich sind für mich Phantasie, Kreativität und der persönliche Vorstellungsraum dann doch nicht. Der persönliche Vorstellungsraum ist immer schon eingeschränkt und bleibt es - schon allein dadurch, daß ich eine feste Rolle einnehme und nicht beliebig in den Rollen hin- und herspringe, wie ich das als Buchautor ja durchaus kann. Eher ist dieser Vorstellungsraum die Schnittmenge meiner Phantasie mit dem Rollenspiel (also mit mehr als nur dem gemeinsamen Vorstellungsraum).
Titel: Re: Zur Hölle, was unterscheidet denn Rollenspiel eigentlich von anderen Spielen
Beitrag von: Falcon am 18.07.2008 | 00:46
dann wäre es für dein Konstrukt doch einfacher gar nicht zwischen SIS und PIS zu unterscheiden.
Es gibt halt die persönliche Vorstellung und bestimmte Teile davon akzeptieren alle und man durchläuft bestimmte Stufen um die Vorstellung aufzubauen.
Wenn dir nur der Prozess wichtig ist, gibts für dich ja keinen Nutzen die allg. akzeptierte Vorstellung jetzt noch in ein Wort zu fassen für ein Objekt, das es gar nicht gibt.

Da Ulkige, im Grunde hast du ja Recht, den natürlich GIBT es ja keinen SIS, es passiert ja schliesslich alles im PIS, das läuft dann nur zufälligerweise synchron. :)

Dann würde ich vielleicht zwischem dem Gesagten, was alle Vorstellung beeinflusst, und dem Gedachten, was nur das Persönliche beeinflusst, unterscheiden. Dann lässt sich an der Methode nämlich schon direkt ersehen wozu es eigentlich nützlich ist (gesagt=>für alle Vorstellungen bestimmt) und es ist auch sofort ersichtlich warum es beides im RPG geben muss!
So ein Modell scheint mir auch viel intuitiver zu sein als dieses SIS Geschwurbel. Leider ist das nicht Konsens im Netz :)
Titel: Re: Zur Hölle, was unterscheidet denn Rollenspiel eigentlich von anderen Spielen
Beitrag von: Merlin Emrys am 18.07.2008 | 10:39
Es gibt halt die persönliche Vorstellung und bestimmte Teile davon akzeptieren alle und man durchläuft bestimmte Stufen um die Vorstellung aufzubauen.
Wenn dir nur der Prozess wichtig ist, gibts für dich ja keinen Nutzen die allg. akzeptierte Vorstellung jetzt noch in ein Wort zu fassen für ein Objekt, das es gar nicht gibt.
Doch, es gibt "das, was alle akzeptieren", und dieser Bereich hat ein anderes Gewicht als "das, was nur ich annehme". Es gelten verschiedene Regeln in bezug auf die beiden Vorstellungsräume, z.B. im Punkt der Veränderlichekit, der Verbindlichkeit... Mit dem "gemeinsamen Vorstellungsraum" ginge in meinen Augen also ein entscheidender Bereich verloren.
Es nur auf das "Gesagte" einzugrenzen, halte ich für zweifelhaft, weil ich davon ausgehe, daß auch im gemeinsamen Vorstellungsraum Dinge vorhanden sind, die niemals gesagt wurden, sondern vielleicht gattungstypisch ergänzt. Außerdem finden sich im gemeinsamen Vorstellungsraum auch Pendents von "Zeichenhandlungen" und Pendents von gezeigten Bildern (Abbildungen von Wesen der fiktiven Welt), wobei man die wohl einfach durch "Gesagtes, Gesehenes und Getanes" (gibt es das Wort?) einbinden könnte.

Je mehr explizite Informationen aus dem PIS in den SIS transportiert werden, desto größer ist die Chance, dass unterschiedliche Erwartungshaltungen miteinander kollidieren. Das ist übrigens ein ganz wichtiger Kniff bei der Trivialliteratur (also auch fürs Rollenspiel ratsam). Es werden ganz bewusst unscharfe Formulierungen gewählt (z. B. bei erotischen Beschreibungen), dass jeder Leser seinen eigenen geliebten PIS entwickeln kann.
Das ist interessant... ich war bisher davon ausgegangen, daß exakte Formulierungen unscharfen vorzuziehen wären. Und in bezug auf das, was geschieht und worauf andere reagieren müssen, würde ich das weiterhin so sehen. Aber vielleicht gibt es Bereiche, auf die das gar nicht so zutrifft.
Es ist im Rollenspiel nur schwieriger als im Buch, als man darauf achten muß, daß die verschiedenen Vorstellungen trotzdem immer zueinander "kompatibel" bleiben, zumindest soweit es die gemeinsame Handlung angeht. (Bei Büchern müssen die verschiedenen Vorstellungen ja nur in Sonderfällen aneinander angeglichen werden, im Rollenspiel ist es der Normalfall.)