Tanelorn.net

Pen & Paper - Rollenspiel => Pen & Paper - Rollenspieltheorien => Thema gestartet von: DasTaschentuch am 26.11.2009 | 01:51

Titel: Definition Railroding: Ja was isses denn nun?
Beitrag von: DasTaschentuch am 26.11.2009 | 01:51
Hab die letzte Stunde damit verbracht mich durch den köstlichen Thread
"Ist exzessives Würfeln Railroading?" zu lesen. Absolut köstlich,hatte teilweise Tränen in den Augen.

Aber eins ist mir dabei aufgefallen,der Begriff Railroding ist so schwammig,daß er eigentlich in einer ernsthaften Diskussion nicht benutzbar ist. Was R für den einen oder den anderen ist,unterscheidet sich ganz erheblich. Für mich muß R beispielsweise keinerlei negative Komponente haben.
Deswegen gibts eine Definition,die zumindest hier im Forum allgemein anerkannt ist und auf die man sich beziehen kann?
Oder ist es sinnvoll alternative Begriffe zu definieren?

Wenn 11 Seiten lang Leute scheinbar aneinander vorbeireden, weil sie alle unterschiedliche Aufassungen zu R haben ist das zwar ausgesprochen unterhaltsam (ich werd nie wieder in einem Spiel ohne Bedenken über eine Brücke gehen können und endlich weis ich,wie sinnvoll eine Finte in DSA wirklich ist) aber sehr sinnvoll erscheint es mir nicht.

Auf dem letzten Nordcon gabs auch mal eine kleinere Diskussion ums R. ,dabei prallten auch ganz unterschiedliche Meinungen des Begriffs aufeinander.


Beispiel vor 4 Stunden bei uns am Spieltisch:
Egal was wir bei einer Tauchen-Probe gewürfelt haben,es kamen Sirenen und zogen uns in eine magische Unterwasserwelt. Railroding? Für die meisten ja.
Aber wir Spieler wollten da auch hin! Also Railroding ohne negative Komponente,was für viele eigentlich mitentscheidend für den Begriff ist.

Ich benutz sowas auch ab und an als Spielleiter. Wenn ich "Tempel of elemental Evil" spiel, dann kommen die Spieler zu diesem blöden Tempel. Das is ja auch Sinn des Abenteuers, beschwert hat sich deswegen noch keiner.
Railroding?
Titel: Re: Definition Railroding: Ja was isses denn nun?
Beitrag von: 1of3 am 26.11.2009 | 01:56
Nein, das wär ja nun sinnentleert.

Wenn überhaupt herrscht Railroading, wenn sich Teilnehmer in ihren Handlungsmöglichkeiten unfreiwillig eingeschränkt fühlen.
Titel: Re: Definition Railroding: Ja was isses denn nun?
Beitrag von: Akhorahil am 26.11.2009 | 07:29
Jep, es hängt an der Wahrnehmung.

Hast du ein stark gescriptetes Abenteuer und die Spieler merken nicht, das sie kaum eine Wahl haben, ist alles gut.
Merken sie es und gibst du ihnen ( vielleicht auch nur scheinbare Optionen ), ist in der Regel auch alles gut.
Das unangenehme Gefühl kommt erst dann auf, wenn es den Spielspass schmälert und sich Leute beschweren, weil sie ich genötigt fühlen.

Intelligente Spieler versuchen dem Plot zu folgen, denn das ist ja das, was sie im Grunde wollen. Railroading-Erlebnisse hatte ich bei solchen Abenteuern meist mit Leuten mit Hang zum Verlassen des Plots. Und selbst das kann man mit etwas Improvisationsgabe lösen. Spielerideen honorieren, auch wenn sie abwegig sind ! Immerhin hatte der Spieler eine ;)
Titel: Re: Definition Railroding: Ja was isses denn nun?
Beitrag von: Friedensbringer am 26.11.2009 | 08:32
Railroading hat nichts mit der Wahrnehmung der Spieler zu tun.

Meine Meinung.

In meinen Augen ist Railroading definiert als: "Die Entscheidungen der Spieler spielen keine Rolle."

Damit ist jede Form von Illusionismus (den Spielern vorgaukeln ihre Entscheidung wäre wichtig gewesen, obwohl sie es nicht ist) genauso railroading (ungeachtet der Wahrnehmung der Spieler) wie krassere Formen ("du kannst das jetzt nicht tun"). Nach meiner bisherigen Erfahrung ist damit jede Form von DSA Kampagne railroading nach Strich und Faden.
Railroading muss allerdings nicht immer schlecht sein. Will ich ein klar definiertes Abenteuer durchziehen, bleibt mir im Normalfall keine andere Wahl. "Schlecht" wird Railroading dann, wenn ich den Spielern "verspreche" das sie freies Spiel bekommen, ihre Entscheidungen den Lauf der Geschichte beeinflussen, ich aber nur den Plot durchziehe. Mache ich vor dem Spiel klar, dass es nicht, oder nur eingeschränkt, um die Charaktere gehen wird, dann ist gegen etwas (oder auch mehr) Railroading nichts einzuwenden.
Titel: Re: Definition Railroding: Ja was isses denn nun?
Beitrag von: Samael am 26.11.2009 | 08:54
Railroading hat nichts mit der Wahrnehmung der Spieler zu tun.

Meine Meinung.


Meine auch.
Titel: Re: Definition Railroding: Ja was isses denn nun?
Beitrag von: Chiungalla am 26.11.2009 | 08:59
Railroading ist in meinen Augen einfach ein Spielleiter-Werkzeug.
Wann immer ein Spielleiter die Handlungsmöglichkeiten der Spieler einschränkt, weil er zu einem bestimmten (Zwischen-)Ziel kommen möchte, ist das in meinen Augen Railroading.

Somit sind natürlich die allermeisten Kaufabenteuer und auch die aller meisten niedergeschriebenen Abenteuer aus Spielleiterfedern massiv mit diesem Werkzeug gespickt, bzw. sie stoßen ohne Railroading durch den Spielleiter sehr schnell an ihre Grenzen, wo der Spielleiter dann improvisieren muss.

Manchmal fährt man eine ganze Sitzung auf Schienen, manchmal geben die Schienen nur die grobe Richtung vor und manchmal verhindern die Schienen nur ein Abbiegen in eine vom Spielleiter/Abenteuer nicht gewünschte Richtung.
Aber eigentlich sind Schienen fast immer im Spiel.

Das Problem beginnt eben dann, wenn man im Hinterkopf hat, dass Railroading etwas negatives ist.
Dann beinhaltet der eigene Spielstil natürlich kein Railroading. Und das eben gekaufte und für toll befundene Kaufabenteuer auch nicht. Und der SL bei dem man so gerne spielt macht natürlich auch niemals Railroading.

Aber im Grunde machen so gut wie alle Spielleiter es von Zeit zu Zeit, und viele ständig.
Das ist nichts schlimmes.

Es sei denn es ist schlecht gemacht. Dann rutschen wir schnell in den Bereich des "bösen Railroadings" der immer dann erreicht ist, wenn es den Spielern auffällt und es die Spieler stört. Da es sie in aller Regel nur dann stören kann, wenn es ihnen auch auffällt, kann man auch sagen, es ist "böses Railroading" wenn es die Spieler stört.

Und was die Spieler nun stört, dass liegt ja sehr im Ermessen der Spieler.
Die einen mögen einen omnipotenten Spielleiter der ihnen quasi ein Märchen erzählt, ohne eigene relevante Handlungsoptionen, und mit ein paar Monstern zum tot würfeln hi und da.

Die anderen mögen einen Spielleiter lieber der ihnen alle Freiheiten gibt, womit wieder andere vollkommen überfordert wären.

Viele bevorzugen auch eine Lösung dazwischen, wo der Spielleiter wohl railroaded, aber es geschickt mit der Illusion von Handlungsfreiheit kaschiert.

Das Problem ist halt wirklich, dass Railroading sehr negativ belastet ist, weil fast alle Spieler schon mal einen Spielleiter erlebt haben, der dieses Werkzeug zu Tode geritten hat, und damit der ganzen Gruppe den Spielspaß ruiniert hat.
"Böses Railroading" fällt halt sehr viel mehr auf, als wenn man dieses Werkzeug gezielt, subtil und in Maßen einsetzt, und deshalb verbinden die meisten Spieler Railroading eher mit der negativen Spielart.
Titel: Re: Definition Railroding: Ja was isses denn nun?
Beitrag von: sir_paul am 26.11.2009 | 09:18
Meine auch.

Und auch meine. Die Begründung dazu hat Friedensbringer ja auch schon gegeben.

Titel: Re: Definition Railroding: Ja was isses denn nun?
Beitrag von: Medizinmann am 26.11.2009 | 09:23
Railroading hat nichts mit der Wahrnehmung der Spieler zu tun.

Meine Meinung.

In meinen Augen ist Railroading definiert als: "Die Entscheidungen der Spieler spielen keine Rolle."
  +1
Ich stimme da völlig mit Friedensbringer Überein

Hough !
Medizinmann

guckt nach unten .....Und Medizinmann. ;)
Titel: Re: Definition Railroding: Ja was isses denn nun?
Beitrag von: Ein am 26.11.2009 | 09:24
Vergleiche Friedensbringer, Samael, sir_paul.
Titel: Re: Definition Railroding: Ja was isses denn nun?
Beitrag von: Beral am 26.11.2009 | 11:10
Schließe mich ebenfalls Friedensbringer an.

Railroading ist ein Werkzeug und als solches wertneutral. Manche haben ein Problem damit, wenn es eingesetzt wird, andere nicht.
Titel: Re: Definition Railroding: Ja was isses denn nun?
Beitrag von: Medizinmann am 26.11.2009 | 12:05
Schließe mich ebenfalls Friedensbringer an.

Railroading ist ein Werkzeug und als solches wertneutral. Manche haben ein Problem damit, wenn es eingesetzt wird, andere nicht.

Ähhhm, Nein !
Ab dem Zeitpunkt wo die Spieler unzufrieden sind kommt es zum Railroading.
Railroading ist die Bezeichnung für den falschen Spielstil ! Solange die Spieler nicht eingschränkt werden /Ihre Entscheidungen ignoriert werden ist es kein Railroading.
Wenn der Dämon um Mitternacht von den Kultisten erweckt wird,weil das so im Plot steht,ist das noch kein Railroading.Wenn die Helden das Ritual verhindern,der Dämon aber dennoch erscheint,weil das so im Plot steht,dann ist das Railroading

Hough !
Medizinmann
Titel: Re: Definition Railroding: Ja was isses denn nun?
Beitrag von: Chiungalla am 26.11.2009 | 12:14
Wenn die Helden das Ritual verhindern,der Dämon aber dennoch erscheint,weil das so im Plot steht,dann ist das Railroading.

Und wenn das den Spielern gefällt, ist das dann kein Railroading mehr?

In dem Moment wo man sagt das Railroading davon abhängt ob die Spieler es mitbekommen, oder ob es sie stört, hat man ein Problem. Dann ist ein und das selbe Verhalten eines Spielleiters mal Railroading und mal nicht, obwohl er beide Male das gleiche Werkzeug benutzt.

Daher muss man ganz klar trennen zwischen dem Werkzeug "Railroading" und dem falschen Gebrauch dieses Werkzeugs.
Sonst kommt man mehr als oft in Teufels Küche, weil man aneinander vorbei redet. Railroading für sich genommen ist nichts perse schlechtes.
Titel: Re: Definition Railroding: Ja was isses denn nun?
Beitrag von: Samael am 26.11.2009 | 12:16
Railroading ist kein Werkzeug, sondern schlechter Stil und mE immer negativ konnotiert.
Titel: Re: Definition Railroding: Ja was isses denn nun?
Beitrag von: Roland am 26.11.2009 | 12:18
Und wenn das den Spielern gefällt, ist das dann kein Railroading mehr?

Wenn Railroading = Entscheidungen/Aktionen der Spieler entwerten, dann ist Railroading höchstwahrscheinlich schlecht, denn die Spieler werden sich im Normalfall für Dinge entscheidenen, die ihnen gefallen und die sie im Spiel sehen wollen.
Titel: Re: Definition Railroding: Ja was isses denn nun?
Beitrag von: Chiungalla am 26.11.2009 | 12:23
@ Samael:
Wie würdest Du es denn nennen, wenn ein Spielleiter "railroaded" und damit den Spielspaß der gesamten Gruppe fördert?

Wenn Railroading = Entscheidungen/Aktionen der Spieler entwerten, dann ist Railroading höchstwahrscheinlich schlecht, denn die Spieler werden sich im Normalfall für Dinge entscheidenen, die ihnen gefallen und die sie im Spiel sehen wollen.

Es sei denn die Entscheidungen/Aktionen der Spieler sind vollkommene Grütze, und der Spielleiter rettet ihnen durch sein Railroading das Erfolgserlebnis (vorrausgesetzt die Spieler stehen natürlich darauf das er das tut).
Titel: Re: Definition Railroding: Ja was isses denn nun?
Beitrag von: Samael am 26.11.2009 | 12:25
@ Samael:
Wie würdest Du es denn nennen, wenn ein Spielleiter "railroaded" und damit den Spielspaß der gesamten Gruppe fördert?

Du meinst, wenn der SL im wesentlichen eine Geschichte erzählt und die Spieler ab und an mal Sprechrollen haben?

Dann ist das kein Rollenspiel mehr und daher der Begriff Railroading nicht mehr applizierbar.
Titel: Re: Definition Railroding: Ja was isses denn nun?
Beitrag von: Friedensbringer am 26.11.2009 | 12:25
Das Railroading als solches ist schon irgendwo neutral. Habe ich das vorher mit den Spielern besprochen, ist gegen Railroading nichts einzuwenden. Sie finden sich damit ab, dass sie eine vorgegebene Geschichte "nachspielen" und keinerlei echte Freiheit besitzen. Habe das selbst schon bei dem einen oder anderen One-Shot gemacht.

Ein Problem, und die negative-konnotation, entsteht erst wenn die Spieler Handlungsfreiheit "wollen", der SL aber ihre Entscheidungen ignoriert/zurechtbiegt. Es ist immernoch das gleiche Railroading wie oben, widerspricht aber dem Gruppenvertrag (da sieht man mal, wie wichtig so Theoriebegriffe werden können) und ist deswegen ein schlechtes Werkzeug.

Ganz schlecht ist meiner Ansicht nach, wenn man den Spielern verspricht sie bekommen Freiheit in der Welt, aber in wirklichkeit entwertet man alles mittels Illusionismus. Das kommt leider sehr häufig vor, und gibt dem Railroading das negative Bild das die meisten haben.
Titel: Re: Definition Railroding: Ja was isses denn nun?
Beitrag von: ErikErikson am 26.11.2009 | 12:30
Ich finde der Grad der Entscheidungsfreiheit definiert RR, aber das muss die Gruppe echt ausmachen. Ich als SL bin übel übefordert, wenn ich mehr als ne mir extrem bekannte Stadt simulieren soll. Und simulieren muss einer, entweder Sl oder Spieler, sobald man freier spielt. Selbst wenn ich die umgebung sehr gut kenn isses mir zu nervig, den ganzen Abend nur zu simulieren, deshalb geb ich immer ne klare Aufgabe.


Hmm, ich finde Railroading hat zwei Komponenten, wenn man die Freiheitsgrade aussen vor lässt.

Erstmal isses ein Schagwort das Spieler bringen, wenn was nicht so läuft wie sie wollen. Wenn irgendwas passiert was die Spieler nicht wollen, meist ist das ein Misserfolg, und es ist nicht ganz klar ein Ergebniss von definierten Regeln, kann es zu RR werden.

Bsp: Das Monster ist zu stark, kamma ja gar ned besiegen, der NSC ist zu uneinsichtig, kamma ja gar nicht überzeugen, die Situation ist zu schwierig, kamma ja gar ned lösen, der hat ein blaues Hemd an, ich hasse blau, dauernd treffen wir auf Leute mit Blauen Hemden ohne was dagegen tun zu können. usw.

Für den Sl ist RR, wenn er den Spielern keine Entscheidungsmöglichkeiten gibt, oder diese Möglichkeiten sich von Spielerseite nicht ausspielen lassen, meist weil sie belanglos sind.  

Bsp. wenn der NSC so böse ist, dass man ihn faktisch töten muss und sich kein moralischer Konflikt ergibt. oder wenn die Spieler sich entscheiden dürfen ob sie links oder rechts gehen, was ne völlig belanglose Sache ist, wenn da nicht noch extra Info dranhängt was denn links und rechts kommt.
Titel: Re: Definition Railroding: Ja was isses denn nun?
Beitrag von: Chiungalla am 26.11.2009 | 12:33
Du meinst, wenn der SL im wesentlichen eine Geschichte erzählt und die Spieler ab und an mal Sprechrollen haben?

Naja, er muss ja nicht gleich die ganze Story skripten und railroaden.
Reicht ja auch wenn er einfach nur kleine Stücke railroaded.
Wie würdest Du das dann nennen?
Titel: Re: Definition Railroding: Ja was isses denn nun?
Beitrag von: Samael am 26.11.2009 | 12:43
Man kommt ja um den bösen Begriff herum, wenn man das zBsp "scene fraiming" nennt. Wichtig ist, dass dafür:

- der SL keine wichtigen Spieleraktionen vorschreibt
- immer wenn die Spieler aufgefordert sind zu handeln eine Ergebnisoffenheit vorliegt

Einstiege wie: "Nach Jahren trefft ihr euch in der Hauptstadt zufällig wieder und seid gerade in eurer alten Stammkneipe zusammen als plötzlich..." ist KEIN Rairoading.
Titel: Re: Definition Railroding: Ja was isses denn nun?
Beitrag von: Medizinmann am 26.11.2009 | 12:43
Und wenn das den Spielern gefällt, ist das dann kein Railroading mehr?
 .
Wie kann es denn Spielern gefallen,wenn Sie nichts zum Rollenspiel Abend beitragen können,wenn es egal ist was Sie & Ihre Chars machen?....Das wird dann (Wie Samael schon schreibt) eine reine Erzählgeschichte

 
meinst Du bei
Es sei denn die Entscheidungen/Aktionen der Spieler sind vollkommene Grütze, und der Spielleiter rettet ihnen durch sein Railroading das Erfolgserlebnis (vorrausgesetzt die Spieler stehen natürlich darauf das er das tut).
Sowas absurdes wie:
(Spieler1:" Ok wir könnten zwar das Ritual verhindern,aber dann kommt der Dämon trotzdem"
Spieler2:" Ey das find Ich klasse,
Spieler3:"ok lass uns die Bank ausrauben und die Kunden alle abschlachten, das Ist ja Auch egal
wir werden nicht verhaftet,weil der SL das schon hinbiegt
Spieler2: "Ey,das find Ich klasse")
Dann glaube Ich ,hast Du kein Problem mit Railroading sondern mit der sozalen Funktion (oder dem fehlen der Sozialen Funktion) dieser Gruppe.

HokaHey
Medizinmann

 
Titel: Re: Definition Railroding: Ja was isses denn nun?
Beitrag von: Beral am 26.11.2009 | 12:47
Railroading ist die Bezeichnung für den falschen Spielstil !
Das ist den ARSianern geschuldet, die mit ihrer Prämisse der totalen Handlungsfreiheit Railroading schlecht finden müssen und einen Feldzug gegen dieses Werkzeug gestartet haben. Deswegen wird es heute teilweise synonym zu schlechtem Spielstil verwendet. Das ist aber eine einseitige Betrachtungsweise.

Wenn nicht die Handlungsfreiheit der Charaktere, sondern das Erleben der Story im Vordergrund steht, wird Railroading zu einem guten Mittel, das auch im Sinne der Spieler eingesetzt werden kann. Die Spieler müssen gar nicht merken, dass sie auf Schienen geschoben werden. Das ist wohl die optimale Umsetzung von Railroading.
Titel: Re: Definition Railroding: Ja was isses denn nun?
Beitrag von: Humpty Dumpty am 26.11.2009 | 13:02
Das ist den ARSianern geschuldet, die mit ihrer Prämisse der totalen Handlungsfreiheit Railroading schlecht finden müssen und einen Feldzug gegen dieses Werkzeug gestartet haben. Deswegen wird es heute teilweise synonym zu schlechtem Spielstil verwendet. Das ist aber eine einseitige Betrachtungsweise.

Wenn nicht die Handlungsfreiheit der Charaktere, sondern das Erleben der Story im Vordergrund steht, wird Railroading zu einem guten Mittel, das auch im Sinne der Spieler eingesetzt werden kann. Die Spieler müssen gar nicht merken, dass sie auf Schienen geschoben werden. Das ist wohl die optimale Umsetzung von Railroading.
Sehe ich ganz ähnlich. Ergänzend bzw. (mit Verlaub) korrigierend Anmerkungen dazu:

Railroading ist nicht alleinig ein Instrument des SL, sondern es spricht nichts dagegen, dass Spieler es auch verwenden, um z.B. eigene Aktivitäten inklusive deren Ausgang zu umschreiben. Wenn der SL nicht zustimmt, hakt er ein und korrigiert. Ebenso sollten sich Spieler bemerkbar machen, wenn sie sich in ihrer Handlungsfreiheit zu stark eingeschränkt sehen. Die Beschränkung auf die Sicht des SL ist aber beim Railroading kurzsichtig.

Das ist insbesondere deshalb der Fall, weil bei einem funktionalen Erzählspiel ja, wie Du korrekt anmerkst, das gemeinschaftliche Erzeugen und Erleben der Fiktion im Vordergrund steht. Die am Spiel Beteilgten mögen insofern durchaus ahnen, dass Railroading stattfindet, aber im Interesse des üebrgeordneten Zieles wird das so lange akzeptiert, wie die individuellen Grenzen tolerierbarer, externer Eingriffe in die eigene Handlungsfreiheit nicht überschritten werden. Eines der Stichworte in diesem Zusammenhang ist beispielsweise Suspension of Disbelief (sehr zum Misfallen von Tolkien andererseits; aber da sind wir dann letztendlich wieder bei der Unterscheidung von taktischem Spiel und Erzählspiel).

Zuletzt: Das oben dargestellte, weit verbreitete Missverständnis zieht sich durch zahllose weitere Debatten, beispielsweise die Frage, ob Rollenspiel eine Kunstform sei. Wenn wir den Kunstbegriff aus Wikipedia zugrunde legen:

Zitat
Im engeren Sinne werden damit [Kunst] Ergebnisse gezielter menschlicher Tätigkeit benannt, die nicht eindeutig durch Funktionen festgelegt sind. Kunst ist ein menschliches Kulturprodukt, das Ergebnis eines kreativen Prozesses.

Damit wird dann verständlich, weshalb viele Leute auf den Kunstbegriff so allergisch reagieren. Denn demnach sind taktische Spiele aufgrund der verbindlichen Regelmechaniken und Weltensimulation gerade KEINE Kunst, Erzählspiele jedoch durchaus. Angesiedelt ist das entstandene Kunstwerk im Bereich zwischen darstellender Kunst (Prozessperspektive) und Literatur (Ergebnisperspektive). EDIT: Über die Qualität des Oeuvres ist damit natürlich noch rein gar nichts gesagt - im Gegenteil: nach meiner Erfahrung breitet man darüber besser den Mantel des Schweigens.
Titel: Re: Definition Railroding: Ja was isses denn nun?
Beitrag von: oliof am 26.11.2009 | 13:06
(Klicke zum Anzeigen/Verstecken)
Titel: Re: Definition Railroding: Ja was isses denn nun?
Beitrag von: Humpty Dumpty am 26.11.2009 | 13:11
(Klicke zum Anzeigen/Verstecken)
Ich stimme Dir vollkommen zu. Hatte deshalb noch kurz nacheditiert, aber Du hattest blitzschnell gelesen. Es ging mir aber eigentlich in diesem Fall weniger um die (zweifellos spannende) Frage, ob der Simulationsprozess selbst bereits eine kreative Leistung darstellt. Ich würde Dir generell sogar darin zustimmen, dass dem so ist. Viel verbreiteter ist ja aber die Ansicht, dass Rollenspiele per se keine Kunst sein oder erzeugen können. Und diese Position ist Unfug. Das Buch schaue ich mir übrigens tatsächlich mal an, wenn wieder Luft ist. Danke für den Tip!
Titel: Re: Definition Railroding: Ja was isses denn nun?
Beitrag von: Chiungalla am 26.11.2009 | 13:14
Man kommt ja um den bösen Begriff herum, wenn man das zBsp "scene fraiming" nennt.

Screne Framing ist railroading.

Einstiege wie: "Nach Jahren trefft ihr euch in der Hauptstadt zufällig wieder und seid gerade in eurer alten Stammkneipe zusammen als plötzlich..." ist KEIN Rairoading.

Das sehe ich ganz anders.
Klar ist das Railroading, nur eben kein negatives.

Wie kann es denn Spielern gefallen,wenn Sie nichts zum Rollenspiel Abend beitragen können,wenn es egal ist was Sie & Ihre Chars machen?....Das wird dann (Wie Samael schon schreibt) eine reine Erzählgeschichte

Es sagt ja niemand das sie den ganzen Abend nichts dazu beitragen können.
Es ist auch schon Railroading wenn ihnen eine Option verboten oder ein Weg aufgezwungen wird.

Man kann den ganzen Spieltag railroaden und nur ein paar Abzweigungen einbauen am Abend, und trotzdem eine spannende Geschichte erzählen, in der die Spieler Wahlmöglichkeiten haben. Computerrollenspiele arbeiten oft so, aufgrund der Limitierungen des Mediums.

meinst Du bei
Es sei denn die Entscheidungen/Aktionen der Spieler sind vollkommene Grütze, und der Spielleiter rettet ihnen durch sein Railroading das Erfolgserlebnis (vorrausgesetzt die Spieler stehen natürlich darauf das er das tut).
Sowas absurdes wie:

Nein, sowas abstruses meine ich nicht.

Ich meine solche Situationen wo die Spieler durch einfaches Versagen (sei es im Spiel selbst oder durch Würfelwürfe) den Plot eigentlich versieben, aber der Spielleiter ihnen halt via Railroading doch noch zum Erfolg verhilft.
Titel: Re: Definition Railroding: Ja was isses denn nun?
Beitrag von: ErikErikson am 26.11.2009 | 13:22
Grade wenn die Spieler irgendwie versagen musst du railroaden wenn dir irgendwas an deinem Plot liegt. Da würd ich RR auch immer akzeptieren. Den Spielern Resis wegnehmen ist dann halt die Alternativ-Negativ -Konsequenz.

Wenn ich bei Spielerversagen nicht railroaden wöllt bräucht ich mir erst gar keinen Plot auszudenken, weil die Spielrealität nie ganz sauber definiert ist, und die Spieler so sehr leicht dumme Sachen machen.
Titel: Re: Definition Railroding: Ja was isses denn nun?
Beitrag von: Joe Dizzy am 26.11.2009 | 13:37
Ich finde dieser Thread wird um einiges lesbarer, wenn man sich vor Augen hält, dass Chiungalla keine Ahnung hat wovon er da redet.
Titel: Re: Definition Railroding: Ja was isses denn nun?
Beitrag von: Falcon am 26.11.2009 | 13:38
Teilweise wird hier RR auch mit normaler Gängelung verwechselt.
- Railroading: der SL passt sein Muster an, so daß Ereignisse so oder so geschehen, "ihr geht links? gut, dann ist das Monster links"
- Gängelung: der SL hat ein starres Muster, daß nur den Weg erlaubt, den er vorbereitet hat, "links und rechs ist abgeschlossen, es geht nur geradeaus".

Ich glaube in RL tritt in den wenigsten Situationen wirklich RR auf, denn ich kann mir denken, daß nur wenig Spielleiter so behämmert sind und auf die Art den Spielern das Spiel vermiesen (die Spieler können das natürlich auch ganz geil finden, aber ich glaube auch davon gibt es nur sehr wenige, unabhängig davon ist es RR).

In den meisten Fällen wird es einfach nur Gängelung sein, nur weil die meisten das aber nicht auseinanderhalten können und RR so ein schöner Kampfbegriff ist, wird der gleich rausgeschrien. Natürlich können die Spieler auch Gängelung super finden, das hängt dann meist davon ab wie exzessiv es eingesetzt wird.

zu bemerken ist, daß man RR und die Gängelung auch kombinieren kann:
"Wie, du hast die Dietriche dabei? Äh, links und rechts sind jetzt aber keine Schlüssellöcher (mehr)".
Titel: Re: Definition Railroding: Ja was isses denn nun?
Beitrag von: Medizinmann am 26.11.2009 | 13:43
Ich meine solche Situationen wo die Spieler durch einfaches Versagen (sei es im Spiel selbst oder durch Würfelwürfe) den Plot eigentlich versieben, aber der Spielleiter ihnen halt via Railroading doch noch zum Erfolg verhilft.
Ohhhkeeeey
Vielleicht bin Ich ja zu Oldschool, aber für Mich bedeutet ein einfaches Versagen(einen Wurf nicht geschafft) noch lange nicht das der Plott versiebt wurde. Es gibt ja inzwischen bei vielen Systemen einen Rettungsanker (Edge,Bennies,Actionpoints whatever)gerade dafür.
Und selbst wenn der Plot versiebt wurde,was solls ? Shit Happens. Mir ist es Lieber Ich versage Anständig und Fair als das mir der SL mit Railroading den Plot rettet,denn dann hätte er (für Mich !) genau das Gegenteil geschafft,er hätte Mir das Abenteuer vermiest. Und Ja,Ich kann Glauben,das es solche Spieler gibt,denen der Plott wichtiger ist,aber Ich will jetzt nicht schreiben,was Ich davon halte. Ich bin halt zusehr vom Conan der Barbar Film beeinflusst  ;)

Einstiege wie: "Nach Jahren trefft ihr euch in der Hauptstadt zufällig wieder und seid gerade in eurer alten Stammkneipe zusammen als plötzlich..." ist KEIN Rairoading.

Genau das   :d
Also Sorry wir werden uns im Kreis drehen. Ich definiere Railroading als Begriff für einen Spielstil der sich über die Entscheidungen der Spieler hinweg setzt. Wenn Chiungalla noch etwas anderes als Railroading definieren will,dann Ist das So als wenn Er zusätzlich zur Sonne auch den Mars und Jupiter und den Halleyschen Kometen als Sonne definiert .

OK Das mit RR und Gängelung ist OK,das kann Ich/will Ich noch verstehen :D
Wobei Ich da ,ehrlich gesagt ,keine Synapsen verschwenden will um darüber nachzudenken was doofere
Ohren hat

Mit Sonnentanz
Medizinmann
Titel: Re: Definition Railroding: Ja was isses denn nun?
Beitrag von: Teylen am 26.11.2009 | 13:49
Teilweise wird hier RR auch mit normaler Gängelung verwechselt.
 - Railroading: der SL passt sein Muster an, so daß Ereignisse so oder so geschehen, "ihr geht links? gut, dann ist das Monster links"
Woher sollen die Spieler den Wissen das das Monster spontan nach links umdeponiert wurde?

Nun und wenn man einen Plot kreiert setzt man doch vorraus das die Spieler mit bestimmten Begebenheiten - zB dem Monster - konfrontiert werden, egal was sie machen. Sonst braeuchte man ja keinen Plot zu kreieren.
Titel: Re: Definition Railroding: Ja was isses denn nun?
Beitrag von: Horatio am 26.11.2009 | 14:09
Hm, man muss ja nicht alles machen wie der Forge es sagt, aber dafür, dass sie eine einheitliche Terminologie geschaffen haben, bin ich ihnen wirklich dankbar. Je nachdem wie man es sehen will, möglicherweise der größte Verdienst des Ladens.

Hier mal die Forge Definition von Railroading und verwandten Konzepten, um besser Abgrenzen zu können. Einfach mal lesen, anderer Meinung sein kann man immer noch :D.

taken from:
http://indie-rpgs.com/_articles/glossary.html


Illusionism

A family of Techniques in which a GM, usually in the interests of story creation, story creation, exerts Force over player-character decisions, in which he or she has authority over resolution-outcomes, and in which the players do not necessarily recognize these features. Term coined by Paul Elliott

Force

The Technique of control over characters' thematically-significant decisions by anyone who is not the character's player. When Force is applied in a manner which disrupts the Social Contract, the result is Railroading. Originally called "GM-oomph" (Ron Edwards), then "GM-Force" (Mike Holmes).

Railroading

Control of a player-character's decisions, or opportunities for decisions, by another person (not the player of the character) in any way which breaks the Social Contract for that group, in the eyes of the character's player. The term describes an interpretation of a social and creative outcome rather than any specific Technique.

Black Curtain

The effects of a variety of Techniques a GM may employ to keep his use of Force hidden from the other participants in the game, such that they are at least somewhat under the impression that their characters' significant decisions are under their control.
Titel: Re: Definition Railroding: Ja was isses denn nun?
Beitrag von: Samael am 26.11.2009 | 14:21
Screne Framing ist railroading.

Das sehe ich ganz anders.
Klar ist das Railroading, nur eben kein negatives.


Ich mach mir die Welt, widdewiddewie...

etc.
Titel: Re: Definition Railroding: Ja was isses denn nun?
Beitrag von: Chiungalla am 26.11.2009 | 15:05
Ich definiere Railroading als Begriff für einen Spielstil der sich über die Entscheidungen der Spieler hinweg setzt. Wenn Chiungalla noch etwas anderes als Railroading definieren will,dann Ist das So als wenn Er zusätzlich zur Sonne auch den Mars und Jupiter und den Halleyschen Kometen als Sonne definiert .

Nur ist die Sonne allgemeingültig definiert, Railroading nicht. Was einen riesigen Unterschied macht.
Du hast Deine Definition von Railroading, ich hab eine andere. Das ist etwas völlig anderes, als hätte ich eine andere Definition für Sonne. Du stellst Dich hier hin und behauptest quasi Deine Sicht der Dinge wäre der Weisheit letzter Schluss, mit keinem anderen Argument als "ich sehe das so".

Railroading weiter zu fassen, als es nur für den schlechten Spielstil zu gebrauchen, macht bei näherer Betrachtung allerdings durchaus Sinn, und es gibt auch gute Gründe dafür.
Denn das was das Bild der Eisenbahn umschreibt, trifft eben auch auf viel positiv verwendetes "railroading" zu, und sei es nur das man die Spielercharaktere mit der Eisenbahn bis zum Startpunkt des Abenteuers bringt, oder sie mit Schienen daran hindert von einer Brücke zu fallen...

Ich mach mir die Welt, widdewiddewie...

Das Du Dir die Welt machst wie sie Dir gefällt, war mir schon klar.
Und das Du Deine Definition für des Weisheits letzter Schluss hältst, ohne das Du es für nötig hältst dafür Argumente vorzubringen, ebenfalls.
Titel: Re: Definition Railroding: Ja was isses denn nun?
Beitrag von: Funktionalist am 26.11.2009 | 15:09
@Chiungalla

Dass Dich dann niemand mehr versteht, ist dann auch klar, oder?

Railroading ist halt einfach, wenn der SL Spielerentscheidungen entwertet. Im Letzten Wort steckt drin, dass es etwas negativ entfundenes ist.
Unabhängig davon ob es jemand mitbekommt, oder nicht.


Sceneframing ist Railroading, wie Salat Völlerei.
Das eine ist eine Leittechnik, das andere eine Leitunart.

Titel: Re: Definition Railroding: Ja was isses denn nun?
Beitrag von: sir_paul am 26.11.2009 | 15:11
Verzeihung DK, es gibt hier genug Leute die Chiungalla verstehen und es zumindest ähnlich sehen, aber das scheinen die anderen 50% der Poster wohl verdrängt zu haben.
Titel: Re: Definition Railroding: Ja was isses denn nun?
Beitrag von: Samael am 26.11.2009 | 15:14
Der Begriff Railroading ist solange ich ihn kenne (und das geht in die 90er zurück) immer KLAR NEGATIV KONNOTIERT gewesen. Wer da jetzt eine wertneutrale "Leittechnik" draus machen will, der deutet den Begriff um, ganz einfach.
Titel: Re: Definition Railroding: Ja was isses denn nun?
Beitrag von: sir_paul am 26.11.2009 | 15:15
Der Begriff Railroading ist solange ich ihn kenne

Deine Meinung sei dir gelassen, ganz einfach!

Titel: Re: Definition Railroding: Ja was isses denn nun?
Beitrag von: Funktionalist am 26.11.2009 | 15:20
Jetzt gleitet das gleich in eine Machtbegriffsdefinitionsschlacht aus...

ich schmeiße trotzdem einmal den Begriff Machtmißbrauch in den Faden.

Ich habe nie positiv konnotiertes RR gesehen und diese Bedeutung  kommt eigentlich nur in den Definitionsthreads auf. Da der BEgriff aus der FOrgeumgebung stammt, sollte man dort auch die Definitionshoheit vermuten.
Ich gehe ja auch nicht hin und sage, dass für mich ultrametrisch etwas ganz anderes bedeutet...
Titel: Re: Definition Railroding: Ja was isses denn nun?
Beitrag von: sir_paul am 26.11.2009 | 15:24
Nein natürlich nicht, allerdings darfst du auch nicht übersehen das für einen (recht großen) Teil dieses Forums der Begriff Railroading scheinbar eine andere Bedeutung hat.

Ich persöhnlich sehe mich hier nicht in der Position zu sagen, deine Definition ist falsch und meine ist richtig. Eventuell wäre es eine gute Idee ein Tanelorn Glossar anzugehen um die Begriflichkeiten wenigstens für Diskussionen im :T: definiert zu haben. Ich würde mich dann auch mit für mich "falschen" Deffinitionen zufrieden geben da man wenigstens eine gesicherte Basis hat.
Titel: Re: Definition Railroding: Ja was isses denn nun?
Beitrag von: Medizinmann am 26.11.2009 | 15:27
Der Begriff Railroading ist solange ich ihn kenne (und das geht in die 90er zurück) immer KLAR NEGATIV KONNOTIERT gewesen. Wer da jetzt eine wertneutrale "Leittechnik" draus machen will, der deutet den Begriff um, ganz einfach.
Und wie Ich  ;) Und meine Erfahrung geht bis Mitte der 80er zurück und ist genau die Gleiche :D
Anscheinend gibt es Leute,denen es nicht gefällt das man Railroading Negativ konnotiert (seltsames Wort ?!) und deshalb eine neue/andere Definition möchten,das ist vielleicht verständlich ,aber Falsch....
Ein Kind muss man auch beim Namen nennen können ,wenn der Name Hässlich ist

HougH!
Medizinmann
Titel: Re: Definition Railroding: Ja was isses denn nun?
Beitrag von: sir_paul am 26.11.2009 | 15:30
Oh ja, jetzt geht es wieder los, senile Rollenspieler unter sich: "Ich spielte schon Rollenspiel als ihr noch in die Hoose geschissen habt und natürlich kann sich die Welt nicht weiterentwickelt haben" ;)

Samael und Medizinmann, manchmal ändern sich Dinge einfach ;)
Titel: Re: Definition Railroding: Ja was isses denn nun?
Beitrag von: Teylen am 26.11.2009 | 15:32
Als relativer Neuling faende ich einen  :T: Glossar recht nuetzlich.
Von mir aus kann man ja bei Railroading beide Definitionen dabei schreiben,..
Titel: Re: Definition Railroding: Ja was isses denn nun?
Beitrag von: sir_paul am 26.11.2009 | 15:34
Einen Begriff mit zwei Definitionen zu belegen wäre kontraproduktive, denn dann hätte man wieder eine wackelige Basis.
Titel: Re: Definition Railroding: Ja was isses denn nun?
Beitrag von: Joe Dizzy am 26.11.2009 | 15:35
Als relativer Neuling faende ich einen  :T: Glossar recht nuetzlich.

Gibt's schon. (Wobei der Railroad-eintrag vielleicht mal etwas vereinfacht werden sollte.)

Ändert nichts an der engstirnigen Besserwisserei einiger Leute. Eher im Gegenteil.

Titel: Re: Definition Railroding: Ja was isses denn nun?
Beitrag von: Teylen am 26.11.2009 | 15:37
Gibt es in (Fremd-)Woerterbuechern doch auch.
Zumal mehrere Definitionen, auf die man referenzieren kann, zielfuehrender als keine ist.

Wo findet man den Glossar?
Ich habe ihn bisher im Theorie Board nicht gefunden.
Titel: Re: Definition Railroding: Ja was isses denn nun?
Beitrag von: 6 am 26.11.2009 | 15:40
Railroading - RPG-Info (http://www.rpg-info.de/Railroading)
Titel: Re: Definition Railroding: Ja was isses denn nun?
Beitrag von: Falcon am 26.11.2009 | 15:40
Zitat von: Teylen
Woher sollen die Spieler den Wissen das das Monster spontan nach links umdeponiert wurde?
Bei schlechten SLs, oder wenn man keine Lust hat es zu verschleiern, merkt man das SOFORT! Es gibt auch genug Szenen, die vom Aufbau her schon offensichtlicher sind als diese Links/Rechts Geschichte. Spielweltkonsistenz ist ein fragiles Gerüst. Ein anderes Argument habe ich leider nicht.
Wenn sie es nicht merken, ist es ja automatisch Illusionismus (oder Glück für den SL, je nachdem wie man es sieht).

Zitat von: teylen
Nun und wenn man einen Plot kreiert setzt man doch vorraus das die Spieler mit bestimmten Begebenheiten - zB dem Monster - konfrontiert werden, egal was sie machen. Sonst braeuchte man ja keinen Plot zu kreieren.
Man kann aber auch ohne Plot spielen ;)
Oder man kann den Plot offener gestalten, so daß bestimmte Teile (wie das Monster) herausfallen ("Die Spieler finden am Ende des Tunnels den Schatz, entweder kämpfen sie gegen das Monster oder umgehen es").

Ich finde ausserdem auch, daß RR und Gängelung negativ behaftet sind. Das liegt aber nicht daran, daß sie von Natur aus böse und niederträchtig sind, wie das hier manche scheinbar glauben, sondern das 99,9% aller Spieler es negativ FINDEN, es ist eben Usus. Eigentlich ist es neutral und wer weiss wie das in 20Jahren ist. Aber das hatte ich eigentlich schon indirekt geschrieben.
Titel: Re: Definition Railroding: Ja was isses denn nun?
Beitrag von: Joe Dizzy am 26.11.2009 | 15:41
Wo findet man den Glossar?
Ich habe ihn bisher im Theorie Board nicht gefunden.

Hier unter Theorie-FAQ. (http://tanelorn.net/index.php/board,222.0.html)

Oder direkt unter diesem Link (http://tanelorn.net/index.php/topic,28747.0.html).
Titel: Re: Definition Railroding: Ja was isses denn nun?
Beitrag von: Medizinmann am 26.11.2009 | 15:41
Oh ja, jetzt geht es wieder los, senile Rollenspieler unter sich: "Ich spielte schon Rollenspiel als ihr noch in die Hoose geschissen habt und natürlich kann sich die Welt nicht weiterentwickelt haben" ;)

Samael und Medizinmann, manchmal ändern sich Dinge einfach ;)

Jupp ;D gutes Beispiel:
ganz Früher,als man die Würfel noch selbst bemalen musste ,war der Begriff "Rollenspielerische Herausforderung "auch noch nicht Ironisch unterlegt  ;)
und natürlich hat Sie sich die Rollenspielwelt weiterentwickelt,Ich beobachte das ganze schon
und deshalb bin Ich mir sehr,sehr Sicher ,das der Begriff Railroading immer noch den schlechten Spielstil beschreibt bei dem man den Spielern keien Wahl lässt,bzw Ihre Wahl ignoriert

Mit Tanz auf der sich drehenden Weltkugel
Medizinmann
Titel: Re: Definition Railroding: Ja was isses denn nun?
Beitrag von: Humpty Dumpty am 26.11.2009 | 15:41
Hier noch mal die da oben von jemandem aus der Forge zitierte Definition:

Railroading
Control of a player-character's decisions, or opportunities for decisions, by another person (not the player of the character) in any way which breaks the Social Contract for that group, in the eyes of the character's player. The term describes an interpretation of a social and creative outcome rather than any specific Technique.

Nach dieser Definition wäre das typische DSA-Abenteuer kein Railroading, weil kein Gruppenvertrag gebrochen wird. Das erscheint mir hochgradig unsinnig. Nach meinem Gefühl bestehen die meisten DSA aus etwas, das ich Railroading nennen würde. Meinetwegen können wir uns auch auf die obigen Definition einigen. Dann soll aber niemand mehr ankommen und behaupten, die meisten DSA-Runden würden sich im Railroading suhlen. Das wäre dann nämlich nach meinem Eindruck Quatsch.

Unter anderem aus diesem Grund erscheint es mir für die deutsche Szene sinnvoll zu sein, von der oben zitierten Definition abzuweichen. Für mich besteht Railroading in einem Eingriff in die Entscheidungsautonomie eines Spielers. Eine Verschleierung dieses Eingriffs und somit eine spezielle Unterform von Railroading ist der Illusionismus. Eine weitere Unterform des Railroading, in der mutmaßlich irrelevante Handlungsinhalte übersprungen werden, ist das Scene Framing. So klingt das für mich sinnvoll.

Mir erschließt sich übrigens auch gar nicht der Sinn, den Begriff des Railroading zwingend mit einer negativen Konnotation zu versehen. Das klingt für mich dann zu sehr nach unbrauchbarem Kampfbegriff, denn offensichtlich gibt es doch andererseits Leute, die Railroading in ihrer Gruppe unter bestimmten Bedingungen begrüßen. Denen eine solche Negativdefinition vor den Latz zu knallen, erscheint mir unnötig unhöflich.

EDIT: Danke schön. Den Eintrag in der RPG Info finde ich sehr gelungen.
Titel: Re: Definition Railroding: Ja was isses denn nun?
Beitrag von: Medizinmann am 26.11.2009 | 15:44
und Hier noch ein Copy & Paste von der Wikia

Railroading is a GMing style in which, no matter what the PCs do, they will experience certain events according to the GMs plan. In general, this is considered a flaw, displaying a lack of flexibility, naturalness of the scenario, and lack of respect for meaningful choices by the players.
bzw
Railroading as a pejorative

Because railroading essentially negates the central activity of a role-playing game, it is generally used to refer to a dysfunctional role-playing style. Consequently, it is often used to characterize whenever the GM constrains PC choices to the detriment of the players' enjoyment.


Und hier von der RPGNet Wiki

 R
Railroading
A style of GMing in which the GM has only one specific plot line in mind, and forces the players to follow that plot regardless of whether they want to do so. From an analogy to a railroad, which constrains the train to one specific route. Sometimes referred to as The D&M Railroad (by reference to numerous real-world railroads, but especially the B&O Railroad referenced in the game Monopoly).


 


HougH!
Medizinmann

Titel: Re: Definition Railroding: Ja was isses denn nun?
Beitrag von: 6 am 26.11.2009 | 15:55
Da finde ich aber den Eintrag von rpg-info noch am informativsten.
Titel: Re: Definition Railroding: Ja was isses denn nun?
Beitrag von: Humpty Dumpty am 26.11.2009 | 15:56
Da finde ich aber den Eintrag von rpg-info noch am informativsten.
Eindeutig. Und das Zitieren irgendwelcher RPG-Wikis erscheint mir gelinde gesagt ansonsten ohnehin in diesem Fall nicht als Königsweg der Lösungsfindung.
Titel: Re: Definition Railroding: Ja was isses denn nun?
Beitrag von: K!aus am 26.11.2009 | 15:57
Wenn wir wieder Railroading Diskussionen führen, dann muss ich wieder meinen Senf dazu geben, dass es bei einem guten SL nach wie vor eine Illusion ist, dass die Spieler Entscheidungsfreheit hätten.

Und das ganze meine ich auch überhaupt nicht negativ, denn ich spreche an dieser Stelle von einem guten SL, der ein Gespür für das Gemüt seiner Spieler hat.

Ich hatte es ja mal in einem alten Thread (http://tanelorn.net/index.php/topic,49422.msg957488.html#msg957488) thematisiert und am Ende sogar einigermaßen Recht bekommen.

Ich denke mit das beste Beispiel hatte ich in diesem Post (http://tanelorn.net/index.php/topic,49422.msg957923.html#msg957923) gegeben, wo es alles eine Frage der Stimmung der Gruppe ist, wie es weitergehen sollte.

Gruß,
Klaus.
Titel: Re: Definition Railroding: Ja was isses denn nun?
Beitrag von: Teylen am 26.11.2009 | 15:58
Oder direkt unter diesem Link (http://tanelorn.net/index.php/topic,28747.0.html).
Ah, Danke :D
Liest sich stimmig, und imho kann man es so problemlos verwenden. ^^
Titel: Re: Definition Railroding: Ja was isses denn nun?
Beitrag von: Humpty Dumpty am 26.11.2009 | 16:01
Ah, Danke :D
Liest sich stimmig, und imho kann man es so problemlos verwenden. ^^
Okay, dann solltet Ihr aber auch DSA-Runden nicht mehr so freimütig Railroading vorwerfen. Das ist dann nämlich in den meisten Fällen inkorrekt.
Titel: Re: Definition Railroding: Ja was isses denn nun?
Beitrag von: Teylen am 26.11.2009 | 16:08
Okay, dann solltet Ihr aber auch DSA-Runden nicht mehr so freimütig Railroading vorwerfen. Das ist dann nämlich in den meisten Fällen inkorrekt.
Ja, mag sein.
Aber man koennte ihnen doch immernoch, wenn man mag, vorwerfen das sie zu sehr geskriptetes Spiel moegen oder das ihre Spielweise gemessen am eigenen Spiel Stil Railroading waere.
Titel: Re: Definition Railroding: Ja was isses denn nun?
Beitrag von: Humpty Dumpty am 26.11.2009 | 16:23
Aber man koennte ihnen doch immernoch, wenn man mag, vorwerfen das sie zu sehr geskriptetes Spiel moegen
Das kann man Ihnen sagen, klar.

das ihre Spielweise gemessen am eigenen Spiel Stil Railroading waere.
Das ist schon kritischer, weil in den meisten DSA-Runden mit hoher Wahrscheinlichkeit niemand den Gruppenvertrag bricht. Es ist bei DSA halt spielimmanenter als in anderen Spielen, dass der Plot Vorfahrt hat. Das kann man mögen oder nicht mögen. Wenn die Gruppe sich in diesem Punkt jedoch einig ist, dann handelt es sich nach der von Dir präferierten Definition auch nicht um Railroading. Punkt.

Wie gesagt: wenn die Forge das so verstanden haben will und Georgios, Teylen und diverse weitere so verstehen wollen: bitte sehr, dann soll das meinetwegen so sein. Ich habe jedoch den Eindruck, dass dieses Railroadingverständnis der Intuition einer Mehrheit zuwiderläuft.
Titel: Re: Definition Railroding: Ja was isses denn nun?
Beitrag von: Horatio am 26.11.2009 | 16:25
[..]Unter anderem aus diesem Grund erscheint es mir für die deutsche Szene sinnvoll zu sein, von der oben zitierten Definition abzuweichen. [..]

[..]Mir erschließt sich übrigens auch gar nicht der Sinn, den Begriff des Railroading zwingend mit einer negativen Konnotation zu versehen. Das klingt für mich dann zu sehr nach unbrauchbarem Kampfbegriff, denn offensichtlich gibt es doch andererseits Leute, die Railroading in ihrer Gruppe unter bestimmten Bedingungen begrüßen. Denen eine solche Negativdefinition vor den Latz zu knallen, erscheint mir unnötig unhöflich.[..]


Mir erschließt sich da insbesondere nicht, weshalb du einen bereits etablierten Begriff umbiegen willst, das führt in erster Linie zu Missverständnissen. Ich sehe da auch insbesondere keinen Grund für, wenn du einfach das unter Railroading verstehst, was im Forge unter GM-Force läuft. GM-Force wird von vielen Leuten begrüßt, insbesondere wenn sie durch entsprechend Black Curtain Techniques verschleiert wird.

Railroading wird von niemanden begrüßt, außer man folgt deiner Definition von Railroading. Dann wäre es aber gerade nichts negatives mehr was du irgendwem vor den Latz knallen könntest. So oder so, der Begriff Railroading hat für viele die negative Konnotation und das wirst du nicht über eine Neudefinition des Begriffes ändern; wäre in etwa so, wie wenn du plötzlich Sekte als Begriff für religiöse Gruppierung verwenden wolltest.
Titel: Re: Definition Railroding: Ja was isses denn nun?
Beitrag von: Joe Dizzy am 26.11.2009 | 16:27
Okay, dann solltet Ihr aber auch DSA-Runden nicht mehr so freimütig Railroading vorwerfen. Das ist dann nämlich in den meisten Fällen inkorrekt.

Wer ist denn "ihr"?
Titel: Re: Definition Railroding: Ja was isses denn nun?
Beitrag von: Falcon am 26.11.2009 | 16:31
in dem Moment, wo "ihr" RR am Empfinden des Spielers festmacht kann man jede spielerentscheidungseinschränkende Konstellation im Spiel wahlweise als RR oder Nicht-RR an und aus knipsen.

Ich finds aber toll.
Ich auch
Also ich finds total scheisse
ich nicht

ist also nur situationsabhängig brauchbar.

das ändert natürlich nichts daran, daß die meisten Spieler das allg. bekannte RR eher als negativ sehen. Das heisst aber nicht, daß es das ist, zumindest nicht, so lange es keine Menschenrechte verletzt.
Titel: Re: Definition Railroding: Ja was isses denn nun?
Beitrag von: Teylen am 26.11.2009 | 16:32
Zitat
das ihre Spielweise gemessen am eigenen Spiel Stil Railroading waere.
Das kann man Ihnen sagen, klar.
Das ist schon kritischer, weil in den meisten DSA-Runden mit hoher Wahrscheinlichkeit niemand den Gruppenvertrag bricht.
Ich meinte damit wenn du es an *deinem* eigenen Gruppenvertrag misst anstelle an *ihrem*.
Nachdem Motto: "Wenn ich mitspielen wuerde waere es fuer mich Railroading"
In dem Fall waere DSA hin oder her, das ganze Railroading.

Zitat
Wie gesagt: wenn die Forge das so verstanden haben will und Georgios, Teylen und diverse weitere so verstehen wollen: bitte sehr, dann soll das meinetwegen so sein. Ich habe jedoch den Eindruck, dass dieses Railroadingverständnis der Intuition einer Mehrheit zuwiderläuft.
Jaein. Es laeuft doch nur in sofern der Intuition der anderen Seite entgegen als das die Definition nicht hinreichend bekannt ist und so aus dem Begriff selbst bzw. dem Bild (Schienen legen) etwas eigenes abgeleitet wird.

Das was ihr meint waere doch eher "Route to Rome"?
Titel: Re: Definition Railroding: Ja was isses denn nun?
Beitrag von: Humpty Dumpty am 26.11.2009 | 16:34
@ Horatio: Du verstehst mich nicht. Noch einmal: mir ist vollkommen wurst, wie Railroading definiert werden soll. Ich richte mich da nach der Meinung der Gelehrten. Aber: im allgemeinen Sprachgebraucht beispielsweise hier im Forum wird von der Definition der Forge ganz klar abgewichen. Da ist ein Bruch des Gruppenvertrages nämlich nicht im Railroadingverständnis enthalten. Beispiel: Die Aussage: "Das Jahr des Feuers [ersetzt gerne durch Borbaradkampagne, die Attentäter oder was auch immer] ist voller Railroading." wäre demnach vollkommener Unfug, weil Railroading nur abhängig vom Gruppenvertrag interpretiert werden könnte. Bei der Aussage schwingt einfach ein anderes Railroadingverständnis mit, das von der Definition nicht abgedeckt wird. Insofern ändere ich nach meinem Eindruck keine bestehende, gemeinsam geteilte Definition, sondern rege nur an, einen vollkommen kontraintuitiven Ansatz im Sinne des besseren Verständnisses zu korrigieren.

@ Georgios: Ich hatte den Eindruck, dass auch Du der Meinung sein könntest, dass die meisten DSA-Abenteuer starke Railroadinganteile aufweisen.

@ Forge-Glossar (Roads of Rome etc.): Bin ich nicht dran interessiert. Meinetwegen nennt das Phänomen auch Roads of Rome. Mir ist das egal. Ich wollte lediglich auf eine weit verbreitete intellektuelle Fehlleistung aufmerksam machen, die auf einer nach meiner Ansicht unplausiblen Definition basiert.
Titel: Re: Definition Railroding: Ja was isses denn nun?
Beitrag von: Joe Dizzy am 26.11.2009 | 16:42
Ich hatte den Eindruck, dass auch Du der Meinung sein könntest, dass die meisten DSA-Abenteuer starke Railroadinganteile aufweisen.

Ich halte den Begriff ehrlich gesagt für mittlerweile völlig nutzlos. Vor allem weil es - dieser Thread zeigt es ja sehr schön - zu viele Leute gibt, die umdeuten, verdrehen und Begriffe beliebig gebrauchen und darauf bestehen "dass das nun mal so ihre Meinung ist".

Railroading ist schlechtes Spielleiten. Punkt. Das ist der Kern dieses Begriffs. Railroading ist eine bestimmte Art ein schlechter SL zu sein. Die konkrete Umsetzung, also die Entwertung von Spielerentscheidungen oder das Brechen von Absprachen oder auch das Zwingen der Spieler in diese oder jene Richtung, ist Detailfrage. Oder besser gesagt, lässt sich das nur in einer konkreten Runde und einer konkreten Gruppe bestimmen.

Die Kritik an DSA-Abenteuern (wobei ich hier nur davon reden kann was über die Abenteuer gesagt wird, ich selbst habe bisher nur 1 einzige Runde DSA gespielt und das ist gut 10 Jahre her) geht wenn dann nur in die Richtung, dass der Handlungsraum der Spieler sehr willkürlich gezogen wird und sich an nichts festmachen lässt, was durch das Spiel gegeben wird, sondern allein durch den Autor des Abenteuers. Wie gesagt nur mein Eindruck aus der Ferne ohne Anspruch auf Richtigkeit.

Mit Railroading hat das nicht zwingend zu tun.

Titel: Re: Definition Railroding: Ja was isses denn nun?
Beitrag von: Humpty Dumpty am 26.11.2009 | 16:53
Railroading ist schlechtes Spielleiten. Punkt. Das ist der Kern dieses Begriffs. Railroading ist eine bestimmte Art ein schlechter SL zu sein. Die konkrete Umsetzung, also die Entwertung von Spielerentscheidungen oder das Brechen von Absprachen oder auch das Zwingen der Spieler in diese oder jene Richtung, ist Detailfrage. Oder besser gesagt, lässt sich das nur in einer konkreten Runde und einer konkreten Gruppe bestimmen.
Aber merkst Du denn nicht, dass die obigen Aussagen nebulös durch die Gegend wabern? Zwischen der Entwertung von Spielerentscheidungen und dem Brechen von Absprachen besteht ein gewaltiger Unterschied. Das ist das Gegenteil einer Detailfrage. Sorry für das Insistieren, aber Du übergehst da nach meinem Eindruck ein wenig vorschnell den entscheidenden Punkt.

Ich habe beispielsweise lange bei einem SL gespielt, dessen Schienenstränge sich den Spielern stählern in den Körper zwangen. An jedem Spielabend. Dafür war dieser SL aber der mit Abstand beste Erzähler, den ich je erleben durfte. Das Spektrum an Figuren, die Kreativität und Cleverness bei der Plotentwicklung, die unfassbare Detailfülle der Beschreibungen sind auch heute noch absolut ungeschlagen. Dafür haben die Spieler es gerne in Kauf genommen, in bestimmten Situationen partizipativ auf den sich bietenden Weg einzugehen. Natürlich wäre es besser, wenn der gleiche SL die Grandiosität der Performance entscheidungsunabhängig zustande gebracht hätte. Aber das ist, der festen Überzeugung bin ich, vollkommen menschenunmöglich. Insofern habe ich in diesem Fall das, was ich als Railroading empfinde, gerne und explizit billigend in Kauf genommen. Ebenso wie der Rest der Gruppe übrigens, allesamt Rollenspieler mit mindestens 20 Jahren Spielerfahrung aus diversen unterschiedlichen Runden.

Im Gegensatz dazu würde ich einen SL, der mir gegen meinen Willen über den Mund fährt, garantiert auf sein Fehlverhalten hinweisen und bei Wiederholung die Gruppe verlassen. Das ist nach meinem Eindruck das, was die Forge als Railroading verkauft. Meinetwegen.

Wenn ich mich nicht täusche, versteht die Mehrheit der Leute aber unter Railroading eben nicht den Bruch des Gruppenvertrags, sondern die Entwertung von Spielerentscheidungen.

EDIT: Mach doch jemand mal eine Abstimmung auf. Am besten Forced Choice mit 2 Spielszenen zur Auswahl.
Titel: Re: Definition Railroding: Ja was isses denn nun?
Beitrag von: Joe Dizzy am 26.11.2009 | 17:04
Aber merkst Du denn nicht, dass die obigen Aussagen nebulös durch die Gegend wabern?

Ich denke, du verstehst die Begriffsbildung hier nicht. Es ist nicht die Form, die ausmacht ob ein SL Railroading betreibt, es ist die Wirkung die seine Entscheidungen auf auf das Spielgefühl haben. Das ist es was mit einem Begriff betitelt wurde: SL-Entscheidungen, die dir als Spieler etwas wegnehmen, was du nicht weggenommen haben willst.

Wenn ich mich nicht täusche, versteht die Mehrheit der Leute aber unter Railroading eben nicht den Bruch des Gruppenvertrags, sondern die Entwertung von Spielerentscheidungen.

Das eine schliesst das andere nicht aus. Es kann sich überschneiden, muss es aber nicht. Weshalb dein Argument meiner Meinung nach ziemlich in die Leere stochert.

(Und ausserdem: Sprache ist nicht basisdemokratisch. ;) )
Titel: Re: Definition Railroding: Ja was isses denn nun?
Beitrag von: Humpty Dumpty am 26.11.2009 | 17:10
Das ist es was mit einem Begriff betitelt wurde: SL-Entscheidungen, die dir als Spieler etwas wegnehmen
So, und nun ersetz doch Dein unscharfes "etwas" einfach durch "Entscheidungsautonomie". Und dann vergleich das Ergebnis mal mit meinem Vorschlag weiter oben:
Für mich besteht Railroading in einem Eingriff in die Entscheidungsautonomie eines Spielers.
Da steht inhaltlich das Gleiche. Wo ist der Gruppenvertrag? Verschwunden. Richtig so.
Titel: Re: Definition Railroding: Ja was isses denn nun?
Beitrag von: Joe Dizzy am 26.11.2009 | 17:14
Wo ist der Gruppenvertrag? Verschwunden. Richtig so.

Aber ich rede doch gar nicht von "Gruppenverträgen"?

(Zumal ich Entscheidungsautonomie für einen schrecklich unhandlichen Begriff halte, um zu sagen, dass man das in dem Spiel tut, was man in dem Spiel nun mal tut.)
Titel: Re: Definition Railroding: Ja was isses denn nun?
Beitrag von: Samael am 26.11.2009 | 17:15
Ich auch nicht.
Titel: Re: Definition Railroding: Ja was isses denn nun?
Beitrag von: Maarzan am 26.11.2009 | 17:16
Ich würd mir aus den diversen Einflüssen folgende Definition basteln:
Railroading ist die dem Gruppenvertrag wiedersprechende Vorenthaltung der ansonsten angemessenen Auflösung einer dem Spieler zustehenden und gewünschten Handlung.

Wenn die Spieler mit der Änderung bewußt einverstanden sind, ist es kein Railroading.
Solange sie es nicht wissen, ist es erst einmal Illussionismus - weiteres folgt, wenn es denn entdeckt wird.
Nicht alles was als solches beklagt wird ist Railroading, den nicht alle spielweltinternen Kausalitäten sind den Spielern immer bekannt, Vielleicht ist es auch kein Gleis sondern ein einfacher Hügel im Weg, der mit ein bischen Überblick umgangen werden könnte. Wiederholte Vorfälle werden aber zumindest die Akzeptanz der Spieler entsprechend senken und die Vorwurfwahrscheinlichkeit erhöhen.

Sceneframing oder abrupte Spielstarts wäre also in dem Moment Railroading, wo der Spielleiter nicht von vorneherein das OK  für so etwas bekommen hätte und gleichzeitig mit dem Cut/Einstieg noch ausstehende und gewünschte Spielerentscheidungen abgewürgt hätte, der Cut also nicht Vorschlags- sondern Zwangscharakter hat.

DSA ist damit kein Railroading in seinen Spielinstanzen, denn die müssen sich an den Gruppenvorstellungen orientieren und da sollte man halt wissen, was man an DSA hat.
In der allgemeinen Diskussion wird aber an dem üblichen Spielverhalten gemessen und die informelle Abstimmung der Diskussionspartner bestimmt angesichts des sich so herauskristallisierenden "anzunehmenden Normalvertrag" was railroadig ist.

Übertragen gesagt sind in manchen Beziehungen Schläge im Bett keine sexuelle Gewalt sondern von beiden Seiten gewünscht. Und ebenso übertragen haben wir hier Leute die sagen man darf Prügel im Bett nicht als sexuelle Gewalt betrachten, da es Ausnahmen gibt und andere die fragen, ob das mit dem momentanen beiderseitigen Einverständnis nicht doch eine dunklere Vorgeschichte hat und solche Praktiken nicht doch besser grundsätzlcih abgelehnt werden sollten.

bezgl.Gruppenvertrag:
Gruppenvertrag ist wichtig, da die Entscheidungsautonomie immer Grenzen hat und je nachdem wo diese liegen unterschiedliche Spiele zustande kommen. Will man dasselbe Spiel spielen und damit keinen Ärger haben, sollte das vorher geklärt werden.

Titel: Re: Definition Railroding: Ja was isses denn nun?
Beitrag von: Horatio am 26.11.2009 | 17:18

Ich habe beispielsweise lange bei einem SL gespielt, dessen Schienenstränge sich den Spielern stählern in den Körper zwangen. An jedem Spielabend. Dafür war dieser SL aber der mit Abstand beste Erzähler, den ich je erleben durfte. Das Spektrum an Figuren, die Kreativität und Cleverness bei der Plotentwicklung, die unfassbare Detailfülle der Beschreibungen sind auch heute noch absolut ungeschlagen. Dafür haben die Spieler es gerne in Kauf genommen, in bestimmten Situationen partizipativ auf den sich bietenden Weg einzugehen. Natürlich wäre es besser, wenn der gleiche SL die Grandiosität der Performance entscheidungsunabhängig zustande gebracht hätte. Aber das ist, der festen Überzeugung bin ich, vollkommen menschenunmöglich. Insofern habe ich in diesem Fall das, was ich als Railroading empfinde, gerne und explizit billigend in Kauf genommen. Ebenso wie der Rest der Gruppe übrigens, allesamt Rollenspieler mit mindestens 20 Jahren Spielerfahrung aus diversen unterschiedlichen Runden.

Im Gegensatz dazu würde ich einen SL, der mir gegen meinen Willen über den Mund fährt, garantiert auf sein Fehlverhalten hinweisen und bei Wiederholung die Gruppe verlassen. Das ist nach meinem Eindruck das, was die Forge als Railroading verkauft. Meinetwegen.


Erstes Beispiel GM-Force, zweites Railroading. Macht noch gar keine Aussagen über Illusionism, was du als Unterform deines intuitiv verstandenen Railroading-Begriff begreifen willst, was auch nach deiner Definition wenig Sinn ergibt.

Im übrigen bin ich der Meinung, das im deutschsprachigen Raum der Begriff des „skripten“ für GM-Force verbreiteter ist und Railroading, wenn es verwendet wird, tatsächlich als dysfunktionales Skripten verstanden wird.

Nebenbei: Fachwörter kann man nicht intuitiv erfassen, die beschreiben immer einen komplexen Sachverhalt, der einem erst verständlich gemacht werden muss. Aber hey, wenn du das kannst, erfass mir mal "Creative Denial" im Bezug auf Rollenspiele intuitiv, vielleicht hat der Forge da auch unrecht :D:

btw.: Und ich geb btw. auch auf 100 Jährige RSP Erfahrung gar nix, wenn die nur in den eigenen 1-2 Gruppen vor Ort stattgefunden hat ;). Insofern ist 20-Jahre RSP Erfahrung ein ganz doofes und ziemlich nichtssagendes Argument :P.
Titel: Re: Definition Railroding: Ja was isses denn nun?
Beitrag von: Humpty Dumpty am 26.11.2009 | 17:24
btw.: Und ich geb btw. auch auf 100 Jährige RSP Erfahrung gar nix, wenn die nur in den eigenen 1-2 Gruppen vor Ort stattgefunden hat ;). Insofern ist 20-Jahre RSP Erfahrung ein ganz doofes und ziemlich nichtssagendes Argument :P.
Ganz schnell: selektives Lesen ist meistens schlecht. Schau Dir den Satz noch mal genau an, Sherlock. Ansonsten ist ein intuitives Erfassen von Fachbegriffen, das in eine diskutierfähige Definitionsvorlage mündet, in Ermangelung einer gültigen oder gemeinhin akzeptierten Referenz der einzig mögliche Standard insbesondere in einem Bereich, dessen Theorieentwicklung sich auf ein paar Foren beschränkt. Aber schön, dass Du mir den Prozess von Wissensgenerierung erklären willst, Naseweis. Immerhin hast Du bei der Erklärung der Forgebegriffe brav aufgepasst hast. Bringt nur leider nix, wenn die unscharf, überlappend oder kontraintuitiv definiert wurden ;)

EDIT:
Aber ich rede doch gar nicht von "Gruppenverträgen"?

Vielleicht verstehe ich Dich auch falsch. Schau mal dort:
Railroading (auch SL-Willkür)
Kurz: Ein Bruch der gemeinsamen Absprache (Social Contracts), bei dem der Spieler sein Spiel durch die Spielhandlungen des SLs behindert und gestört sieht.
Oder dort:
Die konkrete Umsetzung, also die Entwertung von Spielerentscheidungen oder das Brechen von Absprachen oder auch das Zwingen der Spieler in diese oder jene Richtung, ist Detailfrage. Oder besser gesagt, lässt sich das nur in einer konkreten Runde und einer konkreten Gruppe bestimmen.
Gut, die beiden Aussagen widersprechen sich ein bisschen. Aber dort ist doch von Gruppenverträgen die Rede. Oder?


Titel: Re: Definition Railroding: Ja was isses denn nun?
Beitrag von: Horatio am 26.11.2009 | 17:39
@ TAFKAKB
Ich seh da eigentlich nur, dass da mit "divers" und "unterschiedlich" zwei Synonyme hintereinander stehen.. im weiteren dann, dass der Poster sehr auf Fremdworte steht, aber auf gängige RPG Terminologien weniger gibt.. was ich irgendwie paradox finde. ;)
Titel: Re: Definition Railroding: Ja was isses denn nun?
Beitrag von: Humpty Dumpty am 26.11.2009 | 17:42
@ TAFKAKB
Ich seh da eigentlich nur, dass da mit "divers" und "unterschiedlich" zwei Synonyme hintereinander stehen.. im weiteren dann, dass der Poster sehr auf Fremdworte steht, aber auf gängige RPG Terminologien weniger gibt. ;)
Ah, das Niveau jetzt. Verstehe. Vergiss es. Viel Spaß noch beim Diskutieren. Kannst ja mal Philister nachschlagen, Sherlock.
Titel: Re: Definition Railroding: Ja was isses denn nun?
Beitrag von: Joe Dizzy am 26.11.2009 | 17:48
Vielleicht verstehe ich Dich auch falsch. Schau mal dort: Oder dort:Gut, die beiden Aussagen widersprechen sich ein bisschen. Aber dort ist doch von Gruppenverträgen die Rede. Oder?

Wenn ich Gruppenverträge meinen würde, dann würde ich auch Gruppenverträge schreiben.

Was ich meine sind Absprachen. Also das was "social contract" im englischen Sprachfeld in dem Zusammenhang darstellt. Gruppenvertrag ist im Deutschen allgemein und in diesem Forum speziell ein Begriff, der nicht gängig benutzt werden kann, weil es einfach kein gängiges Verständnis darüber gibt, wovon die Rede ist.

Deshalb spreche ich nicht von Gruppenverträgen. Ich spreche von Absprachen und diese können explizit ("Als Spieler entscheidet man ob der Charakter dieses, dieses oder jenes tut.") oder halt implizit ("Wir spielen ein Rollenspiel, weißt scho'.") sein. Und wenn diese gebrochen werden, kann das durch Railroading passieren. Es kann durch andere Dinge passieren. Schliesslich können diese Absprachen recht weit fassen.

Warum du jetzt darauf bestehst Gruppenverträge hier reinzubringen (du warst der erste der das überhaupt reinbrachte) und diese dann irgendwie dann doch wieder rauszuboxen, das weißt nur du. Wenn du aber versuchen willst Absprachen als essentiellen Bestandteil zur Betrachtung von Rollenspielen und auch von "Railroading" rauszuschmeissen... dann stehst du alleine da. Das halte ich für vollkommen an der Realität vorbei.
Titel: Re: Definition Railroding: Ja was isses denn nun?
Beitrag von: Joerg.D am 26.11.2009 | 18:18
Noch mal für alle Blöden und ganz Blöden die
Erklärung von Lord Verminard: (http://tanelorn.net/index.php/topic,41669.0.html)
Zitat
(Crosspost mit den Blutschwertern.)

SL: „Bei Sonnenaufgang wacht ihr auf.“
Spieler: „Boah nee, voll das Railroading!“

Mal echt jetzt. Um ein für alle mal meinen Sermon dazu abgelassen zu haben und in Zukunft hierauf verweisen zu können. Manche Leute haben eine absurde Vorstellung davon, was Railroading sein soll. Die denken, immer wenn der SL etwas entscheidet ohne die Spieler oder die Regeln einzubeziehen, ist das Railroading. Der SL, der gar nichts mehr allein entscheiden darf, ist aber ganz schön aufgeschmissen. Also noch mal von vorn.

Railroading soll ja etwas Negatives bezeichnen. Was ist am Railroading negativ? Die Entmachtung der Spieler. Dass der SL Entscheidungen der Spieler entwertet, indem er den Entscheidungen der Spieler einen Einfluss auf den Fortgang der Ereignisse verwehrt.Zum Mitschreiben: Einfluss auf den Fortgang der Ereignisse.

Wenn der SL, ohne die Spieler zu fragen, bestimmt, was mit den Charakteren geschieht... dann ist es möglicherweise Railroading. Aber nur dann, wenn die Spieler ein Interesse daran hatten, diese Geschehnisse zu beeinflussen. Wenn den Spielern diese Geschehnisse aber völlig egal sind, bzw. sie überhaupt erst den Ausgangspunkt für eine Szene darstellen, auf deren Ausgang die Spieler allen Einfluss haben... dann ist es auch kein Railroading.

Sondern dann ist es Scene Framing. Der SL überspringt unwichtige Ereignisse und unterstellt bestimmte Dinge, denen zu widersprechen die Spieler gar keinen Grund haben, weil es egal ist. Weil die interessante Situation erst noch kommt. Scene Framing heißt Schwerpunkte setzen. Heißt dahin steuern, wo es interessant wird (im Gegensatz zu wahllos einfach alles ausspielen).

Man kann Scene Framing auch sehr aggressiv betreiben. Ist Geschmacksfrage.

SL: „Nachdem ihr zwei Tage unbehelligt durch den Zentaurenwald gewandert seid, haben sie eure Spur aufgenommen. Eine Weile konntet ihr ihnen entgehen, doch schließlich bleibt euch nichts übrig, als euch auf einem Hügel zu verschanzen. Die Zentauren lassen sich Zeit, euch einzukreisen, ehe sie mit wütendem Gebrüll einen Sturmangriff beginnen. Initiative bitte!“

Das ist kein Railroading! Das ist Aggressive Scene Framing. Natürlich gibt es Spieler, die das ablehnen. Die wollen gerne die Verfolgung ausspielen, bzw. vorher schon ausspielen, wie sie es vielleicht schaffen, nicht entdeckt zu werden. Und dann, wenn sie doch verfolgt werden, selbst entscheiden, ob und wann sie sich verschanzen und den Angriff erwarten.

Railroading ist es, wenn man all das ausspielt und die Charaktere am Ende trotzdem genau auf diesem Hügel von Zentauren eingekreist enden, für den der SL praktischer Weise bereits einen Bodenplan vorbereitet hat.

Klar soweit?

Hervorhebungen von mir.

Das ist soweit ich weiß die Deutung von Railroading, wie sie sich an diesem Forum nach einer langen und intensiven Doskussion durchgesetzt hat. Wenn ihr über dieses Thema schreibt, dann sollte dieser Text als gemeinsame Grundlage des Verstehens und Diskutieren herhalten.

Denn sonst redet der Eine über Gurken und der andere über Bananen.

Titel: Re: Definition Railroding: Ja was isses denn nun?
Beitrag von: oliof am 26.11.2009 | 18:21
Ach, es ist vergebens. Die Diskussionen hier verlaufen doch in sehr vorhersehbaren Kreisbahnen.

Das Tanelorn verkommt quasi zu einem Railroading-Forum. Oder ist es doch nur Illusionismus?
Titel: Re: Definition Railroding: Ja was isses denn nun?
Beitrag von: Humpty Dumpty am 26.11.2009 | 18:27
Vollkommen korrekt, Jörg:

Einfluss auf den Fortgang der Ereignisse.

Nix mit social contracts (die sich natürlich fundamental von Gruppenverträgen unterscheiden, sonst wäre das selbstverständlich erwähnt worden).

Nur bei dem Zusammenhang zwischen Scene Framing und Railroading müsste Frank aus meiner Sicht noch mal nachdenken. Dann wird er vermutlich zu einem anderen Ergebnis kommen. Oder auch nicht. Wenn ich ein Brett vorm Kopf habe, gebe ich das gerne zu. Meinetwegen auch hier im Thread übrigens. Aber dieser Quatsch mit dem "Railroading kann nur in der Gruppe beobachtet werden" ist doch hanebüchen. Wenn in einem Abenteuer geschrieben steht "Borbarad überlebt diese Begegnung zwingend", dann konstituiert das aus meiner Sicht eindeutig den Umstand von Railroading. Da muss ich nicht wissen, ob die Gruppe sowas in Ordnung findet oder nicht. Und dazu muss ich auch nicht wissen, ob ein Social Contract was anderes ist als ein Gruppenvertrag. Schwachsinn.

oliof: Deine Meinung würde mich interessieren. Spendier doch mal eine Zeile bitte.
Titel: Re: Definition Railroding: Ja was isses denn nun?
Beitrag von: Samael am 26.11.2009 | 18:34
Jörg:

Bitte locker bleiben und das Rumschreien und Beleidigungen unterlassen.
Titel: Re: Definition Railroding: Ja was isses denn nun?
Beitrag von: Joe Dizzy am 26.11.2009 | 18:35
Nix mit social contracts (die sich natürlich fundamental von Gruppenverträgen unterscheiden, sonst wäre das selbstverständlich erwähnt worden).

Du stellst dich doch sonst nicht so an? Glaubst du denn es geht bei der Frage wer darüber bestimmt wie etwas im Rollenspiel weitergeht NICHT um Absprachen?

Aber dieser Quatsch mit dem "Railroading kann nur in der Gruppe beobachtet werden" ist doch hanebüchen. Wenn in einem Abenteuer geschrieben steht "Borbarad überlebt diese Begegnung zwingend", dann konstituiert das eindeutig den Umstand von Railroading. Da muss ich nicht wissen, ob die Gruppe sowas in Ordnung findet oder nicht. Punkt.

Davon redet nur niemand. Du verstehst nicht was ich dir die ganze Zeit sage. Welche Form Railroading annimmt, hängt von der Gruppe ab.

Railroading ist Borbarads Überleben erst, wenn die Frage, ob er lebt oder stirbt überhaupt zur Debatte steht. Wenn es also überhaupt darum geht, dass Borbarad im Laufe des Spiels von den Charakteren abgemurkst werden kann. (Ich kenne das Abenteuer nicht und setze das einfach mal blind voraus.) Und ob das der Fall ist, hängt von der Gruppe ab. So schwer ist das doch wirklich nicht.

Wenn der SL zu Beginn des Abenteuer sagt: "hört mal Kinners, Borbarad wird erst sterben, wenn XYZ passiert ist und vorher könnt ihr dem nix" und alle am Tisch sagen: "ist super, so machen wir das". Dann ist das kein Railroading. So einfach ist die Chose. Ob das im Abenteuer so steht oder nicht oder wie die Szene aussieht und ob der SL dafür dem Charakter sein Schwert wegnehmen muss... völlig egal.
Titel: Re: Definition Railroding: Ja was isses denn nun?
Beitrag von: Joerg.D am 26.11.2009 | 18:35
Ich wüsste nicht, wo ich geschrienen habe.

Zitat
Wenn in einem Abenteuer geschrieben steht "Borbarad überlebt diese Begegnung zwingend", dann konstituiert das aus meiner Sicht eindeutig den Umstand von Railroading. Da muss ich nicht wissen, ob die Gruppe sowas in Ordnung findet oder nicht. Und dazu muss ich auch nicht wissen, ob ein Social Contract was anderes ist als ein Gruppenvertrag. Schwachsinn.

Frage: Nimmt dieser Satz den Spielern den Einfluss auf den Fortgang der Geschichte?

Wenn ja: Railroading
Wenn nein: Kein Railroading

Titel: Re: Definition Railroding: Ja was isses denn nun?
Beitrag von: Samael am 26.11.2009 | 18:43
Dein Beitrag kam irgendwie aggro rüber.
Titel: Re: Definition Railroding: Ja was isses denn nun?
Beitrag von: Feuersänger am 26.11.2009 | 18:53
*einmisch*

Frage: Nimmt dieser Satz [["Borbarad überlebt zwingend"]] den Spielern den Einfluss auf den Fortgang der Geschichte?

Wenn ja: Railroading
Wenn nein: Kein Railroading

Klar. Wobei dieser Satz natürlich quasi der absolute Archetyp des Railroadingmechanismus ist. Weiter ausgewalzt heisst es doch nichts anderes als "Egal was die Spieler sich ausdenken, wie sie es auch drehen und wenden, egal wieviel Initiative sie zeigen, ihre Bemühungen sind immer null und nichtig."
Oder umgedreht: könnten sie Borbarad in der betreffenden Szene bereits killen, wäre das ja wohl der größtmögliche Einfluss auf den Fortgang der Geschichte, der in dieser Kampagne denkbar ist.
Also 100% Railroading.
Titel: Re: Definition Railroding: Ja was isses denn nun?
Beitrag von: oliof am 26.11.2009 | 19:02
TAFKAKB: Bei einer Zeile wirds nicht bleiben, deswegen

(Klicke zum Anzeigen/Verstecken)
Titel: Re: Definition Railroding: Ja was isses denn nun?
Beitrag von: Medizinmann am 26.11.2009 | 19:06
Okay, dann solltet Ihr aber auch DSA-Runden nicht mehr so freimütig Railroading vorwerfen. Das ist dann nämlich in den meisten Fällen inkorrekt.

Hmmm,Mir kommt da der Vergleich zu Gewalt/Schläge im Schlafzimmer.
Die ja auch schon erwähnt wurden
Auch wenn das beide Partner wollen, ist das Immer noch Gewalt/Schläge.
Auch wenn die DSA Gruppe Ihr Railroading will ist es immer noch Railroading

mit vergleichendem Tanz
Medizinmann
Titel: Re: Definition Railroding: Ja was isses denn nun?
Beitrag von: Joerg.D am 26.11.2009 | 19:14
@ Feuersänger

Dieser Satz kann dazu führen, dass es Railroading gibt. Er wird aber in meinen Augen erst dann wichtig, wenn die Gruppe Borberad mit dem Ziel angreift, ihn zu töten.

Solange dieses Vorgehen der Spieler nicht gegeben ist, muss ich als SL kein Railroading walten lassen. Meine Gruppe hat in der Saga nicht im Geringsten den Versuch gemacht ihn zu töten. Sie haben ihn gefangen genommen und ihn später gegen eine unschuldige Maid ausgetauscht die sonst getötet worden währe. Klar kann man sagen, das war wieder illusionismuss, den egal, was die Spieler machen, es läuft auf das Selbe raus. Aber das ist es halt nicht, denn die Spieler hatten den ernsthaften Gedanken daran, dem guten Mann die Kehle durchzuschneiden und die Maid mit Plan B zu befreihen.

Aber sie haben sich entschieden, das sie Helden sind und den Tausch gemacht. Da kann man als SL auch mal tricksen und sie OT auf ihren Status hinweisen oder ganz plump sagen, was es für Auswirkungen auf die Welt haben könnte, wenn sie es machen (Träume schicken, die als Folge des Todes von Borberad den Untergang der Welt nach sich ziehen, war meine Alternative um Druck aus zu üben)
Titel: Re: Definition Railroding: Ja was isses denn nun?
Beitrag von: Chiungalla am 26.11.2009 | 19:17
@ Jörg D.:
Irgendwie kommt mir das was Du da von Vermi gepostet hast mehr wie eine Abgrenzung von Scene Framing zu Railroading vor, als wie ein Definitionsversuch für Railroading.

@ Topic:
Das Problem an der klassischen Definition von Railroading, und der Grund warum ich diese ablehne ist folgender:

Wenn man Railroading als schlechten Spielleiterstil definiert der den Spielern Einflussmöglichkeiten raubt, die die gerne hätten, dann begibt man sich auf sehr sehr sehr dünnes Eis.
Das ist eine äußerst schwammige Definition und es ist im Einzelfall so gut wie unmöglich objektiv zu sagen, ob etwas bestimmtes Railroading war oder nicht.

Das sieht man in jedem x-beliebigen Railroading-Thread im Forum.
Ein Spielleiter oder auch ein frustrierter Spieler beschreibt sehr detailiert eine bestimmte Situation.
Dann folgen dutzende subjektive Meinungen warum und wieso das denn jetzt Railroading (nach der Definition als schlechter SL-Stil) ist, und alle sind sich im Grunde uneinig.
Was sagt der Gruppenvertrag dazu? Wie haben es die anderen Spieler empfunden? Hat der SL aus guten Absichten gehandelt? u.s.w.

Also hat man so zwar einen klar umrissenen Begriff, der aber fast nie (außer in absoluten negativen Extremfällen) unzweifelhaft anzuwenden ist. Damit taugt die Definition in meinen Augen ausschließlich als Schlag- und Schimpfwort.

Während man eine Definition von Railroading die nur das Stilmittel ohne Wertung in den Mittelpunkt stellt sehr viel leichter objektiv zu bewerten ist. Da spielt es plötzlich nämlich keine Rolle mehr wie es den Spielern gefallen hat.
Titel: Re: Definition Railroding: Ja was isses denn nun?
Beitrag von: Falcon am 26.11.2009 | 19:27
da muss ich Chiungalla zustimmen. Oder er mir? Ist ja egal.
Viel weiter ist das hier zumindest noch nicht, wenn dieselben Argumente schon das dritte Mal ausgetauscht werden.

dieser Wikiquote zuvor ist doch völlig i.O. und sagte auch schon dasselbe aus:

"Railroading is a GMing style in which, no matter what the PCs do, they will experience certain events according to the GMs plan. In general, this is considered a flaw, displaying a lack of flexibility, naturalness of the scenario, and lack of respect for meaningful choices by the players."
Titel: Re: Definition Railroding: Ja was isses denn nun?
Beitrag von: Ein am 26.11.2009 | 19:38
6 hat mit seinem Verweis auf RPG-info wirklich alles gesagt.

@The Rest
Ihr langweilt.
Titel: Re: Definition Railroding: Ja was isses denn nun?
Beitrag von: Feuersänger am 26.11.2009 | 19:42
@Jörg: dann ist das aber trotzdem entweder Railroading oder schlechter Illusionismus. Sorry wenn ich jetzt hier mit Eulenspiegelschen Fallunterscheidungen anfange, aber:
A: die Spieler denken, dass sie B. töten könnten, wenn sie wollten. Entscheiden sie sich trotzdem für den Austausch, dann ist es Illusionismus im Sinne von Vorspiegelung falscher Tatsachen, nämlich ihrer Entscheidungsfreiheit. Die Seifenblase würde sofort platzen, wenn sie sich anders entscheiden würden.
B: die Spieler wissen (meta), dass das Skript verbietet, B. zu töten. Dadurch werden sie von vornherein in ihrer Planung beeinflusst, denn sie werden es gar nicht erst versuchen. Sie werden quasi dazu gezwungen, ihn auszutauschen. Railroading.
Titel: Re: Definition Railroding: Ja was isses denn nun?
Beitrag von: ErikErikson am 26.11.2009 | 19:45
Naja, is ja ganz nett, das RR nur dann ist, wenn der SL Entscheidungen verwehrt, an denen die Spieler interessiert sind.

Nur was wenn die Spieler auch noch an Entscheidungen interessiert sind, die dem SL total irrelevant erscheinen?

SL: Ihr wacht am Morgen auf...
Spieler: Ey Mann, voll das Railroading. Ich wollte heut eigentlich ohne speziellen Grund schon vor Morgengrauen aufstehn.
(bzw. der Spieler meint; Hey Meister, Ich bestimme ALLES über meinen Char, lass deine Schmutzfinger weg.)

Dann haste aber den Ärger.  
Titel: Re: Definition Railroding: Ja was isses denn nun?
Beitrag von: Joerg.D am 26.11.2009 | 19:55
@ Feuersänger=

a.) Wirklich, oder wird es erst zu illusionismuss wenn sie sich anders entscheiden und ich ihn irgenwie retten muss? Ich sehe das etwas differenzierter, weil es um eine Könnte Situation geht und nicht um eine Ist-Situation.

b.) Nein, Du schreibst mit Verlaub gesagt zu diesem Punkt Schwachsinn.

Noch mal der Kernpunkt von Vermis Aussage:

Zitat
Railroading soll ja etwas Negatives bezeichnen. Was ist am Railroading negativ? Die Entmachtung der Spieler. Dass der SL Entscheidungen der Spieler entwertet, indem er den Entscheidungen der Spieler einen Einfluss auf den Fortgang der Ereignisse verwehrt.Zum Mitschreiben: Einfluss auf den Fortgang der Ereignisse.

Wenn der SL, ohne die Spieler zu fragen, bestimmt, was mit den Charakteren geschieht... dann ist es möglicherweise Railroading. Aber nur dann, wenn die Spieler ein Interesse daran hatten, diese Geschehnisse zu beeinflussen. Wenn den Spielern diese Geschehnisse aber völlig egal sind, bzw. sie überhaupt erst den Ausgangspunkt für eine Szene darstellen, auf deren Ausgang die Spieler allen Einfluss haben... dann ist es auch kein Railroading.

Der SL entmachtet die Spieler nicht. Er verlangt von ihnen, das die den Author Stance (http://tanelorn.net/index.php/topic,46811.0.html) benutzen um die Folgen ihrer Handlungen zu beachten. Er übergibt ihnen die Macht über die Situation. Er nimmt ihnen nicht den Einfluss auf den Fortgang der Ereignisse. Er gibt ihnen den Einfluss sogar unmittelbar, vertraut auf sie und bindet ihre Entscheidung, die sie aufgrund des Wissen haben ins Spiel ein.

Titel: Re: Definition Railroding: Ja was isses denn nun?
Beitrag von: Joerg.D am 26.11.2009 | 19:56
@The Rest
Ihr langweilt.

Ich habe dich auch lieb Ein.
Titel: Re: Definition Railroding: Ja was isses denn nun?
Beitrag von: Humpty Dumpty am 26.11.2009 | 19:59
(Klicke zum Anzeigen/Verstecken)
Titel: Re: Definition Railroding: Ja was isses denn nun?
Beitrag von: Feuersänger am 26.11.2009 | 20:04
zu B.: also macht der SL die Spieler zu Storynutten?  >;D
Mag sein, dass das tatsächlich die beste Möglichkeit ist, G7 "by the book" zu spielen. Immerhin ist den Spielern dann auch gleich klar, was sie erwartet. Andererseits ist dieser Spielstil halt (mit Recht) nicht jedermanns Geschmack. Der Durchschnittspieler (behaupte ich mal) will eben ein Abenteuer doch eher erleben - und mit seinem Charakter Einfluss nehmen - als inszenieren.
Titel: Re: Definition Railroding: Ja was isses denn nun?
Beitrag von: Humpty Dumpty am 26.11.2009 | 20:11
zu B.: also macht der SL die Spieler zu Storynutten?  >;D
Die Borbaradkampagne kann man nur als Storynutte mit Freude spielen. Ja. Aber gemäß der Forge-Definition wäre der gewaltige Schienenstrang des Abenteuers kein Railroading, weil ja keine Absprache gebrochen wurde. Das finde ich ja gerade so hanebüchen.

Mag sein, dass das tatsächlich die beste Möglichkeit ist, G7 "by the book" zu spielen. Immerhin ist den Spielern dann auch gleich klar, was sie erwartet. Andererseits ist dieser Spielstil halt (mit Recht) nicht jedermanns Geschmack. Der Durchschnittspieler (behaupte ich mal) will eben ein Abenteuer doch eher erleben - und mit seinem Charakter Einfluss nehmen - als inszenieren.
Schon klar. Mein präferierter Stil ist das auch nicht. Aber man kann doch die vielen begeisterten Railroader nicht als minderwertig abkanzeln. Das schwingt doch hier im Hintergrund mit. "Böh, Du bist Railroader, Pappnase. Nur ich weiß, wie gutes Rollenspiel geht." So ein Unfug. Aber halt aus mittlerweile aus der anderen ideologischen Richtung mit Wucht vorgetragen.
Titel: Re: Definition Railroding: Ja was isses denn nun?
Beitrag von: Crimson King am 26.11.2009 | 20:20
Wenn Scene Framing Railroading ist, ist alles Railroading, was nicht das Einverständnis der Spieler einholt. Wenn man nicht von einer Szene zur nächsten offensichtlich plotrelevanten springt, sondern jeden Mist dazwischen ausspielen will, weil theoretisch irgendwas passieren könnte, ist das von daher kein Railroading, weil es die Entscheidungsfreiheit der Spieler nicht einschränkt. Es sind nämlich überhaupt keine Entscheidungen zu treffen. Aber die meisten Scene Framer springen auch nicht einfach so nach Laune, sondern mit Einverständnis der Spieler, zur nächsten Szene.

Wenn ein SL railroadet, sobald er Fakten schafft, weil er damit die Einflussmöglichkeiten der Spieler einschränkt, ist die Definition von Railroading für die Praxis vollkommen wertlos.
Titel: Re: Definition Railroding: Ja was isses denn nun?
Beitrag von: Feuersänger am 26.11.2009 | 20:26
Also, Scene Framing hat imho mit RR nix zu tun, aber die Diskussion hatten wir auch schon "mal".
Bei uns hat sich das so eingebürgert, dass der SL fragt "Habt ihr jetzt grad noch was akutes vor, oder können wir springen?" oder halt sinngemäß in der Art.
Titel: Re: Definition Railroding: Ja was isses denn nun?
Beitrag von: Joerg.D am 26.11.2009 | 20:57
zu B.: also macht der SL die Spieler zu Storynutten?  >;D
Mag sein, dass das tatsächlich die beste Möglichkeit ist, G7 "by the book" zu spielen. Immerhin ist den Spielern dann auch gleich klar, was sie erwartet. Andererseits ist dieser Spielstil halt (mit Recht) nicht jedermanns Geschmack. Der Durchschnittspieler (behaupte ich mal) will eben ein Abenteuer doch eher erleben - und mit seinem Charakter Einfluss nehmen - als inszenieren.

Jede Gruppe muss ihre eigene Art finden, das Abenteuer zu spielen. Es gibt keine allgemein gültige Aussage zum guten Geschmack. Ich habe es mit einer Mischung aus dem bei mir sehr beliebten agressiven Scene Framing, etwas Illusionismuss und einer Priese Railroading gespielt und die Spieler waren hoch zufrieden.

Entscheidend ist, wie viel Spaß die Runde am Ende hatte und nicht wie es dazu gekommen ist. Jeder mag bitte nach seiner eigenen Facon spielen.

Ich hätte die Gruppe Borberad auch umbringen lassen um ihn an einer anderen Stelle wieder auftauchen zu lassen. Dass wäre dann Illusionismus gewesen, aber so ist es, wenn man diese Abenteuer spielt und die Leute darauf bestehen sie bis zum Ende zu spielen.

Die Dosis macht das Gift und man sollte nich alle Mittel pauschal als schlecht verdammen. Ab und an darf man auch mal zu "schlechten" Mitteln greifen um den Plott wieder in die richtige Richtung zu lenken.
Titel: Re: Definition Railroding: Ja was isses denn nun?
Beitrag von: Eulenspiegel am 26.11.2009 | 20:59
Wie kann es denn Spielern gefallen,wenn Sie nichts zum Rollenspiel Abend beitragen können,wenn es egal ist was Sie & Ihre Chars machen?....Das wird dann (Wie Samael schon schreibt) eine reine Erzählgeschichte
Keine Ahnung, wieso es manchen Spielern gefällt. Da musst du schon diese fragen.

Und klar: Manche Menschen mögen Erzählgeschichten. Wieso sollten alle Menschen Erzählgeschichten hassen? (Deinem Post entnehme ich, dass du keine Erzählgeschichten magst. Aber du kannst nicht von dich auf andere schließen.)
Titel: Re: Definition Railroding: Ja was isses denn nun?
Beitrag von: Medizinmann am 26.11.2009 | 22:14
Wieso sollten alle Menschen Erzählgeschichten hassen?
Erstens :Wer redet von hassen ? (Du bist der Erste der von hassen redet !)
Zweitens :Wieso Sollte Ich Erzählgeschichten hassen ? Ich bin mit den griechischen und nordischen Sagen Gross geworden und hab Grimms und Russische Märchen geliebt (die waren zum Teil sehr schaurig).
Nur haben die Nichts beim Rollenspiel verloren ,ebensowenig wie Geschichten um WoW Raids

Mit Tanz zur Nacht
Medizinmann
Titel: Re: Definition Railroding: Ja was isses denn nun?
Beitrag von: Chiungalla am 26.11.2009 | 22:25
Es geht hier doch nicht um Erzählonkelspiel.

Ihr habt das Thema aufgebracht als ich schrieb, dass es Spieler gibt die Railroading auch durchaus zu schätzen wissen.
Dann habt ihr den Bogen zum Erzählonkelspiel geschlagen indem ihr einfach davon ausgegangen seid, dass einmal Railroading bedeutet das der Spielleiter immer und den ganzen Abend railroaded. Wie kommt ihr darauf?

Viel realistischer und realitätsnäher ist aber das ein Spielleiter (mit dem Wissen und der Billigung der Spieler) in einzelnen Situationen am Spielabend railroaded, und ihnen am Rest des Abends freie Hand lässt.

Also greift ihr nur einen Strohmann an, wenn ihr Railroading alla Erzählgeschichten kritisiert, weil diese nie gemeint waren.

Titel: Re: Definition Railroding: Ja was isses denn nun?
Beitrag von: Eulenspiegel am 26.11.2009 | 23:50
Erstens :Wer redet von hassen ? (Du bist der Erste der von hassen redet !)
OK, dann habe ich mich undeutlich ausgedrückt:
Wieso sollte es keine Menschen geben, die Erzählgeschichten beim RPG mögen?

Zitat
Zweitens :Wieso Sollte Ich Erzählgeschichten hassen ? Ich bin mit den griechischen und nordischen Sagen Gross geworden und hab Grimms und Russische Märchen geliebt (die waren zum Teil sehr schaurig).
Nur haben die Nichts beim Rollenspiel verloren ,ebensowenig wie Geschichten um WoW Raids
Wieso haben Erzählgeschichten nichts beim RPG verloren?
Wieso haben Geschichten um WoW Raids nichts beim Rollenspiel verloren?

Wenn du sie beim RPG hasst nicht magst, ist das dein gutes Recht. Aber andere Leute können daran gefallen finden.

BTW:
"griechsiche und nordische Saga" ist ja wohl eindeutig ein Strohmann. Es geht hier um Erzählspiel bezüglich RPG!
(Dass man das extra erwähnen muss.  ::))
Titel: Re: Definition Railroding: Ja was isses denn nun?
Beitrag von: Joe Dizzy am 26.11.2009 | 23:51
Die Borbaradkampagne kann man nur als Storynutte mit Freude spielen. Ja. Aber gemäß der Forge-Definition wäre der gewaltige Schienenstrang des Abenteuers kein Railroading, weil ja keine Absprache gebrochen wurde. Das finde ich ja gerade so hanebüchen.

Nun versuch doch bitte wie ein erwachsener Mensch mitzureden.

Es ist kein Railroading FALLS keine Absprache gebrochen wurde; nicht WEIL sie nicht gebrochen wurde. Ob eine Absprache gebrochen wurde oder nicht, dass kann man oft nicht am Text des Abenteuers erkennen. Dafür braucht man eine tatsächliche Gruppe, die das Ding dann spielt. Erst dann kann man sagen welche Absprachen gebrochen wurden, durch eine bestimmte Textstelle im Abenteuer.

Dafür dass du hier betonst, du könntest deine Fehlleistungen eingestehen, scheinst du sehr stur zu sein, wenn es darum geht einfach mal von deiner wiederholt als falsch ausgewiesenen Interpretation abzurücken.

"Borbarad überlebt" ist eigentlich nur dann zwigend eine Form von Railroading, wenn du voraussetzt, dass jeder NSC ermordbar sein muss. Und das... ist eine sehr alberne Auffassung von Rollenspiel.
Titel: Re: Definition Railroding: Ja was isses denn nun?
Beitrag von: Akhorahil am 27.11.2009 | 00:09
5 Seiten seit heute morgen, das schlägt meine schlimmsten Befürchtungen^^

Über einige Definitionen kann man sich stundenlang auslassen. 2 Leute, 3 Meinungen, Kreisverkehr. Solange man akzeptiert, das jeder seine eigene Meinung hat und andere Erfahrungen gemacht hat, kann man sich auch sachlich darüber austauschen.

Immerhin sind einige Sachen dabei, die ich guten Gewissens bestätigen und unterstreichen kann bzw. kommentieren möchte :

Zitat
Railroading ist schlechtes Spielleiten

Bedingt, denn ( gleicher Autor, gleicher Post ) :

Zitat
Es ist nicht die Form, die ausmacht ob ein SL Railroading betreibt, es ist die Wirkung die seine Entscheidungen auf auf das Spielgefühl haben.

Korrekt. Wobei der Autor davon ausgeht, DAS besagte SL-Entscheidungen NEGATIVE Auswirkungen auf das SPielgeschehen haben.

Und das muss, wie ich schon zu Anfang sagte, nicht immer in negativen Erlebnisen enden, auch wenn der Begriff an sich negativ behaftet ist. Es gibt Spieler und Runden, die wollen zumindest ab und an gerailroaded werden und nehmen sowas auch in Kauf wenn es der Story dient, selbst wenn sowas vorher nicht definitiv abgesprochen wurde. Meine Meinung aus mehreren Runden.

Zitat
Sceneframing oder abrupte Spielstarts wäre also in dem Moment Railroading, wo der Spielleiter nicht von vorneherein das OK  für so etwas bekommen hätte und gleichzeitig mit dem Cut/Einstieg noch ausstehende und gewünschte Spielerentscheidungen abgewürgt hätte, der Cut also nicht Vorschlags- sondern Zwangscharakter hat.

Das stellt sich aber in der Spielpraxis eher locker dar. Kommt die Ansage zum Sprung in die nächste Szene und einem Spieler fällt noch was ein was er gerne machen wollte, wird das kurz gemacht und weiter gehts.
Radikal springen tue ich für meinen Teil erst dann, wenn sich eine Diskussion um die korrekte Vorgehensweise der Spieler sichtlich im Kreise dreht und zu keinem Ergebnis führt. Das mag zwar auf den ersten Blick Railroading sein, es hat sich aber ( beim Diskussionsbeispiel ) in der Praxis gezeigt, das selbst eine kleine Pause mit kurzer Erzähleinlage eine hitzig geführte Debatte wieder soweit runterkühlt, das man danach recht schnell zu einer Entscheidung kommt. Es war also eher eine "Hilfe zur Selbsthilfe" und kein "Abnehmen" oder "Diktieren" von Entscheidungen.

Abrupte Spielstarts wie direktes "in die Szene springen" habe ich noch nie die Erfahrung gemacht, das irgendwer gemeckert hat - höchstens kamen verwunderte Blicke, dann waren alle mit Eifer dabei. Auch eine Vorankündigung dafür gab es nicht - das hätte sämtliche Neugier und Spannung auf die nächsten Ereignisse zunichte gemacht. Und letzten Endes waren alle von der Sitzung begeistert.

Und was den Cut angeht : in 99% aller Fälle würgt man damit keine Spielerentscheidungen ab. Bei der nächsten Sitzung passiert im Grunde nichts anderes als "loading last savegame". In den allermeisten Fällen cuttet man nicht wie bei einem Cliffhanger, sondern wie bei einem normalen Episodenende, also in einer ruhigen Szene, die leicht wieder zu memorieren ist. Die anderen Fälle sind häufig aus der Not geboren, da man in RL-Zeitnot ist, den letzten Bus/Zug erwischen muss etc. Ein Cut aus Zeitmangel ist nun wikrlich kein Railroading auch wenn er erzwungen ist und den Spielern keine Wahl bleibt. Selbst wenn man tief ins Klo gegriffen hat und einen Cliffhanger machen muss oder in einer Kampfszene gezwungen ist zu cutten, gilt bei der nächsten Sitzung "last known information".

Zitat
Was ist am Railroading negativ? Die Entmachtung der Spieler. Dass der SL Entscheidungen der Spieler entwertet, indem er den Entscheidungen der Spieler einen Einfluss auf den Fortgang der Ereignisse verwehrt.

Die Definition von Vermi finde ich gar nicht mal schlecht. Wobei ich auch hier zu bedenken gebe, das der Faktor Mensch immer mitspielt und dessen Wahrnehmung solcher Methoden ist und bleibt verschieden.

Zitat
SL: „Nachdem ihr zwei Tage unbehelligt durch den Zentaurenwald gewandert seid, haben sie eure Spur aufgenommen. Eine Weile konntet ihr ihnen entgehen, doch schließlich bleibt euch nichts übrig, als euch auf einem Hügel zu verschanzen. Die Zentauren lassen sich Zeit, euch einzukreisen, ehe sie mit wütendem Gebrüll einen Sturmangriff beginnen. Initiative bitte!“

Das ist kein Railroading! Das ist Aggressive Scene Framing. Natürlich gibt es Spieler, die das ablehnen. Die wollen gerne die Verfolgung ausspielen, bzw. vorher schon ausspielen, wie sie es vielleicht schaffen, nicht entdeckt zu werden. Und dann, wenn sie doch verfolgt werden, selbst entscheiden, ob und wann sie sich verschanzen und den Angriff erwarten.

Railroading ist es, wenn man all das ausspielt und die Charaktere am Ende trotzdem genau auf diesem Hügel von Zentauren eingekreist enden, für den der SL praktischer Weise bereits einen Bodenplan vorbereitet hat.

Schwierig. Framing in dieser Art würde ich aus meiner Sicht als SL nicht betreiben, weil ich weiss, wie das auf meine Gruppe wirkt. Dann doch lieber das Ausspielen der Verfolgung. Solange die Spieler nicht WISSEN, das sie DEFINITIV eingeholt werden, bleiben Spannung und Spielspass erhalten. Ob da nun im Hintergrung unbemerkt die Eisenbahn längstzuckelt, ist den Leuten in dieser Situation herzlich schnuppe. Und hey, wenn sie wirklich findig sind und einen Ausweg finden, heil aus dem Wald zu kommen, warum nicht ? Gesetz den Fall ich leite nicht komplett out of the blue, würde ich für einen solchen Fall alternative Storyverläufe parat haben.

Einigen Spielern kann alleine die Tatsache, das bereits ein Bodenplan existiert, der Gedanke an Machtlosigkeit kommen, ebenso wenn sie nicht die Chance hatten ihren Verfolgern zu entkommen. OK, die Wahl beim Aggressive Szene Framing war schlicht nicht existent, es wurde vorrausgesetzt, das dies passiert, dennoch bleibt ein leicht schaler Beigeschmack.

Zitat
B: die Spieler wissen (meta), dass das Skript verbietet, B. zu töten. Dadurch werden sie von vornherein in ihrer Planung beeinflusst, denn sie werden es gar nicht erst versuchen..... Railroading.

Hier zeigt sich wieder : je weniger die Spieler wissen was vorgesehen ist und was nicht, desto besser. Und selbst wenn sie es wissen - in konkretem Falle stehen ihre Figuren dem mächtigsten Schwarzmagier der Geschichte Aventuriens gegenüber. Die SPIELER werden vielleicht so denken, ihre FIGUREN tun es mit Sicherheit nicht !

Die Tatsache das B. bei der Sache in der Form mitgemacht hat kann ich mir nur mit der ihm typischen Art von krankem Humor und Forscherdrang erklären  >;D

Sowohl in meiner damaligen Runde G7 als auch in der derzeitigen kam keiner auf eine solche Idee.

Zitat
zu B.: also macht der SL die Spieler zu Storynutten?    
Mag sein, dass das tatsächlich die beste Möglichkeit ist, G7 "by the book" zu spielen. Immerhin ist den Spielern dann auch gleich klar, was sie erwartet. Andererseits ist dieser Spielstil halt (mit Recht) nicht jedermanns Geschmack. Der Durchschnittspieler (behaupte ich mal) will eben ein Abenteuer doch eher erleben - und mit seinem Charakter Einfluss nehmen - als inszenieren.

Das Storynuttengewerbe bildet sich von ganz alleine, selbst wenn den Spielern nicht klar ist, was genau als nächstes passiert. Klar ist das nicht jedermanns Sache, aber solange alle mit Spass und Eifer bei der Sache sind und den nächsten Abschnitt der Geschichte kaum erwarten können, ist dagegen nichts einzuwenden.

Und gerade die G7 kann man erleben ( nicht nur als Storynutte, obwohl das Gewerbe echt Spass macht  ~;D ) - die SCs sind mit die Hauptakteure. Das darf aber nicht darüber hinwegtäuschen, das sie sich etwas gegenüberstehen, was während des überwiegenden Teils der Kampagne weit jenseits ihrer Möglichkeiten operiert und sie selbst erst allmählich zu wirklichen Big Playern werden. Ein zunehmend wichtiger werdendes Zahnrad im Getriebe, das viel zum letztendlichen Ende der Kampagne beisteuert, und das auch im Idealfall zwischen den Abenteuern. Beim ersten Mal hab ich diesen Aspekt nicht genug Beachtung geschenkt, beim zweiten Mal geben gerade die Zeiträume zwischen den grossen Teilabschnitten den SCs viel Raum zum handeln.

Zitat
Jede Gruppe muss ihre eigene Art finden, das Abenteuer zu spielen. Es gibt keine allgemein gültige Aussage zum guten Geschmack.
...
Entscheidend ist, wie viel Spaß die Runde am Ende hatte und nicht wie es dazu gekommen ist. Jeder mag bitte nach seiner eigenen Facon spielen.
.....
Die Dosis macht das Gift und man sollte nich alle Mittel pauschal als schlecht verdammen. Ab und an darf man auch mal zu "schlechten" Mitteln greifen um den Plott wieder in die richtige Richtung zu lenken.

*unterschreib* !

PS :

Zitat
Ich hätte die Gruppe Borbarad auch umbringen lassen um ihn an einer anderen Stelle wieder auftauchen zu lassen. Dass wäre dann Illusionismus gewesen, aber so ist es, wenn man diese Abenteuer spielt und die Leute darauf bestehen sie bis zum Ende zu spielen.

Eine Szene, wo es ausnahmsweise mal praktisch ist, den Background zu kennen ;). Ich hätte kein Problem als SL mit dieser Vorgehensweise - in konkretem Fall ist das sogar leicht in-game zu erklären. Mit einem "normalen" NSC würde ich anders verfahren.

Titel: Re: Definition Railroding: Ja was isses denn nun?
Beitrag von: Humpty Dumpty am 27.11.2009 | 08:45
@ Georgios: Ich habe das schon korrekt erfasst. Allerdings halte ich die Forge-Definition weder für brauchbar noch für ökonomisch noch für breit geteilt. Das liegt an der unsinnigen Koppelung des Begriffs an den "social contract". Ich halte das wie gesagt für unnötig. Wir drehen uns aber im Kreis. Insofern verzichte ich auf weitere Beiträge, zumal ich Deinen Diskussionsstil nicht mag und den Austausch sehr unerquicklich finde. Immerhin habe ich gelernt, dass die Forge-Definition von Railroading aus meiner Sicht Kappes ist. Das sehen in diesem Thread außer Horatio und Dir nach meinem Eindruck übrigens nahezu alle Leute so. Kann man ja mal empirisch in einer Umfrage prüfen. Fänd ich spannend.
Titel: Re: Definition Railroding: Ja was isses denn nun?
Beitrag von: Joe Dizzy am 27.11.2009 | 09:45
Das sehen in diesem Thread außer Horatio und Dir nach meinem Eindruck übrigens nahezu alle Leute so. Kann man ja mal empirisch in einer Umfrage prüfen. Fänd ich spannend.

Ach so. Es geht dir um Rechthaberei und nicht um Verständnis.

Dann ist ja alles klar.
Titel: Re: Definition Railroding: Ja was isses denn nun?
Beitrag von: Crimson King am 27.11.2009 | 09:50
Dafür dass du hier betonst, du könntest deine Fehlleistungen eingestehen, scheinst du sehr stur zu sein, wenn es darum geht einfach mal von deiner wiederholt als falsch ausgewiesenen Interpretation abzurücken.

Bevor das hier ausartet, sage ich einfach mal, dass ich den TAFKAKB darin unterstütze, dass mein intuitives Verständnis von Railroading,so aussieht, dass das SL keine (geschriebenen oder ungeschriebenen) Regeln brechen muss und dass Railroading auch bei Zustimmung durch die Spieler immer noch Railroading ist. Es ist dann halt nicht mehr schlimm.

Aber: was Wissenschaftler wissen sollten, ist, dass man sich über Korrektheit von Definitionen nicht streiten kann. Recht im eigentlichen Sinne haben also beide Parteien. Man kann sich über die Sinnhaftigkeit einer Definition streiten. Und genau dafür ist dieser Thread laut Überschrift da. Deshalb wäre es gut, persönliche Angriffe zu unterlassen.
Titel: Re: Definition Railroding: Ja was isses denn nun?
Beitrag von: Crimson King am 27.11.2009 | 09:55
Anhang: man sollte bei der Verwendung von Forge-Definitionen nie vergessen, dass das Big Model einen Schwerpunkt auf den soziologischen Aspekt des Spiels setzt. Es geht bei der Forge immer sehr viel um Gemeinschaftlichkeit und Zustimmung.
Titel: Re: Definition Railroding: Ja was isses denn nun?
Beitrag von: sir_paul am 27.11.2009 | 10:01
Aber: was Wissenschaftler wissen sollten, ist, dass man sich über Korrektheit von Definitionen nicht streiten kann.

Es bleibt aber offen ob die Definitionen ausserhalb des gegebenen Rahmens (z.B. FORGE) gültig sind. Oder aber ob die gegebenen Definitionen als allgemeingültig angesehen werden können.

Und da ist der Hund begraben, es gibt (meiner Meinung nach) keine Definitionen in der Rollenspieltheorie welche das Prädikat "allgemeingültig" erworben haben.

Sehen wir mal diese Beispiel an "Railroading", schon in diesem Thread wurden einige links zu entsprechenden Definitionen angegeben, wenn man sich diese mal anschaut gibt es beträchtliche unterschiede zwichen diesen. Welche ist nun aber die allgemeingültige Definition welche in wissenschaftlichen Diskussionen genutzt werden muss?

Ich gebe aber durchaus zu das ich mich in diesem Punkt täuschen kann ;)

Aber solange es keine allgemeingültige Definition gibt kann man als Antwort auf die ursprüngliche Frage nur sagen, es gibt nicht das Railroading aber folgende Definitionen exestiren und meine Meinung ist ...
Titel: Re: Definition Railroding: Ja was isses denn nun?
Beitrag von: Joe Dizzy am 27.11.2009 | 10:04
Bevor das hier ausartet, sage ich einfach mal, dass ich den TAFKAKB darin unterstütze, dass mein intuitives Verständnis von Railroading,so aussieht, dass das SL keine (geschriebenen oder ungeschriebenen) Regeln brechen muss und dass Railroading auch bei Zustimmung durch die Spieler immer noch Railroading ist. Es ist dann halt nicht mehr schlimm.

Das glaube ich dir gern. Das Schwierige daran ist, wie ich finde, das damit der Zweck dieses Begriffs (eben eine Form des schlechten Spielleitens betiteln) ausgehöhlt wird und eben unnütz wird, bzw. ist das ja schon passiert, weshalb ich den Begriff derzeit für unbrauchbar halte.

Aber schwieriger finde ich ja bei deiner Einschätzung, dass Railroading dann einfach nur "der SL entscheidet was passiert" heißt und das mal gut und mal schlecht sein kann. Nun ist es aber in fast jedem Rollenspiel so, dass der SL mal mehr und mal weniger häufig entscheidet was passiert. Anders kann man ja so sein Spiel gar nicht spielen. Warum braucht man dafür 1. ein Fremdwort und 2. eins das für einen wertenenden Zweck erschaffen wurde?

(Wobei ich ja auch die Einwände, von wegen mit Absprachen hat "railroading" nix zu tun, überhaupt nicht nachvollziehen kann. Die Unstimmigkeiten wenn der SL etwas tut, was als Railroading aufgefasst wird, entstehen ja nur deshalb weil Absprachen - implizit oder nicht - eben gebrochen wurden. Gerade auch bei dieser "anderen", angeblich überall verbreiteten Auffassung.)
Titel: Re: Definition Railroding: Ja was isses denn nun?
Beitrag von: sir_paul am 27.11.2009 | 10:11
Aber schwieriger finde ich ja bei deiner Einschätzung, dass Railroading dann einfach nur "der SL entscheidet was passiert" heißt

Soll es ja nicht, ich stimme immer noch eher Friedensbringer zu:

In meinen Augen ist Railroading definiert als: "Die Entscheidungen der Spieler spielen keine Rolle."
Titel: Re: Definition Railroding: Ja was isses denn nun?
Beitrag von: Crimson King am 27.11.2009 | 10:12
Aber schwieriger finde ich ja bei deiner Einschätzung, dass Railroading dann einfach nur "der SL entscheidet was passiert" heißt und das mal gut und mal schlecht sein kann. Nun ist es aber in fast jedem Rollenspiel so, dass der SL mal mehr und mal weniger häufig entscheidet was passiert. Anders kann man ja so sein Spiel gar nicht spielen. Warum braucht man dafür 1. ein Fremdwort und 2. eins das für einen wertenenden Zweck erschaffen wurde?

Ich sage garnicht, dass das mal gut und mal schlecht sein kann. Ich sehe das wertfrei.

Spieltheoretiker, die sich mit Rollenspiel befassen, verwenden Railroading so, wie die meisten hier, aus einem einfachen Grund. Betrachtet man Rollenspiel nicht von der zwischenmenschlichen, sondern von der technischen Seite, so erkennt man, dass diese Definition das Spiel als solches (im Sinne des englischen Wortes Game, im Deutschen wird da nicht unterschieden) aushöhlt, weil ein "Game" ergebnisoffen sein muss und Railroading diese Ergebnisoffenheit unterläuft. Das tut sie unabhängig davon, ob dadurch der Social Contract gebrochen wurde oder nicht. Und das darf man dann auch als schlecht ansehen.

Natürlich kann man darüber diskutieren, ob der englische Begriff "Roleplaying Game", nach Wortbedeutung verwendet, Spielformen ausschließt, die durchaus als Rollenspiel bezeichnet werden dürfen. Das ist aber eine andere Geschichte.
Titel: Re: Definition Railroding: Ja was isses denn nun?
Beitrag von: Joe Dizzy am 27.11.2009 | 10:59
Betrachtet man Rollenspiel nicht von der zwischenmenschlichen, sondern von der technischen Seite, so erkennt man, dass diese Definition das Spiel als solches (im Sinne des englischen Wortes Game, im Deutschen wird da nicht unterschieden) aushöhlt, weil ein "Game" ergebnisoffen sein muss und Railroading diese Ergebnisoffenheit unterläuft. Das tut sie unabhängig davon, ob dadurch der Social Contract gebrochen wurde oder nicht. Und das darf man dann auch als schlecht ansehen.

Aber dieser Schritt ist meiner Meinung nach unzulässig. Ohne das Zwischenmenschliche bleibt von P&P Rollenspielen überhaupt nichts mehr übrig. Die Intensität, die Flexibilität und die unerreichte Ergebnisoffenheit ist nur durch die zwischenmenschlichen Aspekte in einer nennenswerten Qualität möglich. Wenn man das Zwischenmenschliche nicht betrachtet, dann gibt es nichts was am Rollenspiel interessant oder von Bedeutung wäre.
Titel: Re: Definition Railroding: Ja was isses denn nun?
Beitrag von: Beral am 27.11.2009 | 11:14
Anfangs hatte ich das Gefühl, es gibt eine Kontroverse zwischen zwei Deutungsmöglichkeiten:

a) Railroading ist eine Wahrnehmung des Spielers.
b) Railroading ist eine Mechanik. Ob sie wahrgenommen wird oder nicht, spielt für die Definition des Begriffs keine Rolle.

Auf der ersten Seite war mir dieser Unterschied noch recht offensichtlich. Später dann ist es ausgefranst und ich habe den Überblick verloren. Geht es im Kern schon um etwas anderes?
Titel: Re: Definition Railroding: Ja was isses denn nun?
Beitrag von: sir_paul am 27.11.2009 | 11:21
Aber dieser Schritt ist meiner Meinung nach unzulässig. Ohne das Zwischenmenschliche bleibt von P&P Rollenspielen überhaupt nichts mehr übrig.

Aber es gibt doch definitionen im Rollenspielbereich welche ohne den zwischenmenschlichen Faktor getroffen werden. Z.B. die vielzitierten Spielertypen stehen erstmal für sich.

In einem zweiten Schritt kann man dann das zwischenmenschliche einbringen und Rückschlüsse daraus ziehen.

Da sehe ich keinerlei Wiederspruch.
Titel: Re: Definition Railroding: Ja was isses denn nun?
Beitrag von: Humpty Dumpty am 27.11.2009 | 11:29
Das ist doch nun wirklich Quatsch jetzt, Georgios. Natürlich kann man Phänomene auch losgelöst von der Gruppenebene alleinig auf der Individualebene betrachten. Schau Dir mal Fachbücher der Soziologie und Psychologie an. Solche Behauptungen sind doch nun wirklich Auflösungserscheinungen und Rückzugsfechte, zudem unter Deinem Niveau. Noch mal kurz der Überblick, auch weil Beral danach gefragt hat.

@ Beral: Es stehen sich zwei Verständnisse von Railroading gegenüber, die nicht miteinander vereinbar sind.

Definition 1: Railroading besteht in einer Einschränkung der Entscheidungsautonomie eines Spielers.

Definition 2: Railroading besteht in einer Einschränkung der Entscheidungsautonomie eines Spielers in einer Form, welche den "social contract" der Gruppe bricht.

Ich halte den Zusatz der zweiten Definition für unnötig. Diese Ansicht wird recht breit geteilt. Aber es gibt auch diverse Leute, die das komplett anders sehen.

EDIT: Eine Umfrage, die das Meinungsspektrum zu dieser Frage erfassen soll, läuft gerade hier (http://tanelorn.net/index.php/topic,51497.msg1010735.html#msg1010735). Das Ergebnis ist deutlich heterogener als ich erwartet hätte. Sehr spannend, das.
Titel: Re: Definition Railroding: Ja was isses denn nun?
Beitrag von: Crimson King am 27.11.2009 | 11:30
Aber dieser Schritt ist meiner Meinung nach unzulässig. Ohne das Zwischenmenschliche bleibt von P&P Rollenspielen überhaupt nichts mehr übrig. Die Intensität, die Flexibilität und die unerreichte Ergebnisoffenheit ist nur durch die zwischenmenschlichen Aspekte in einer nennenswerten Qualität möglich. Wenn man das Zwischenmenschliche nicht betrachtet, dann gibt es nichts was am Rollenspiel interessant oder von Bedeutung wäre.

Es ist ja nicht so, dass die Spieltheorie den Aspekt, dass mehrere Leute mitspielen, ignoriert. Sie sagt nur ganz klar: wenn keine Ergebnisoffenheit vorliegt, geht der Spiel-Aspekt verloren.

Ich sehe auf der anderen Seite halt keine Notwendigkeit, Railroading per se zu dämonisieren bzw. die Definition so hinzubiegen, dass etwas Negatives dabei raus kommen muss. Wo ist das Problem, wenn jemand Spaß daran hat, sich railroaden zu lassen?

Eine Definition ist dann sinnvoll, wenn sie in der Praxis anwendbar ist. Wertende Definitionen sind aus meiner Sicht allerdings zu hinterfragen. Die Wertung sollte individuell vorgenommen werden.
Titel: Re: Definition Railroding: Ja was isses denn nun?
Beitrag von: sir_paul am 27.11.2009 | 11:34
Eine Definition ist dann sinnvoll, wenn sie in der Praxis anwendbar ist. Wertende Definitionen sind aus meiner Sicht allerdings zu hinterfragen. Die Wertung sollte individuell vorgenommen werden.

Na, dem kann ich nur voll zustimmen  :d
Titel: Re: Definition Railroding: Ja was isses denn nun?
Beitrag von: Maarzan am 27.11.2009 | 11:46
Den Nutzen bzw. das Anwendungsfeld der Spiel-Theorien (und da ist sie ja wohl auch draus entstanden) ist die Bescheibung, Analyse und Lösung von Spieltischkonflikten, sei es nun Threefold, GNS oder Vorgänge wie Railroading.

Die meiste Zeit vergeht an den meisten Tischen doch recht flüssig und harmonisch - man läßt es halt rollen.

Problematisch wird es erst dann, wen Interessen aufeinanderprallen udn diese dann - auch mangels Sprache - nicht angemessen und schnell geklärt werden könne oder bessernoch im Vorfeld vermieden werden durch Vorababsprachen - wie auch immer man die nun nennen möchte.

In dem Sinne halte ich die Verwässerung des Railroadingbegriffs für sinnentleerend, unfunktional und damit falsch.
Der Spieler wird trotzdem angepisst sein, wenn er eine solche Situation vermutet, auch wenn er den begriff nach Definition X nun so nichtmehr benutzen sollte.

Entsprechend vermute ich hinter den Verwässerern gewohnheitsmäßige Anwender von Railroading, welche ihre gegenüber durch Beschneidung des Vokabulars mundtot machen wollen.

Umgekehrt kann man aber auch die Tendenz erkennen mit einer gruppenunabhängigen Definition von Railroading den Runden, welche mit den dahinterliegenden Techniken an ihrem Tisch kein Problem haben ihr Spiel als falsch zu brandmarken.
Titel: Re: Definition Railroding: Ja was isses denn nun?
Beitrag von: Hector am 27.11.2009 | 12:01
Wenn ich mir diese und viele weitere Diskussionen über "Railroading" hier im Forum (und in anderen Internetforen zum Thema Rollenspiel) ansehe, gelange ich zu dem Schluss, dass im vorliegenden Fall der Gebrauch eines Fremdworts mehr schadet als nutzt und somit völlig überflüssig wird. Ein Fremdwort sollte sinnvollerweise genutzt werden, um es den Kommunizierenden zu ermöglichen, sich entweder komplexere Erläuterungen durch den Gebrauch eines klar definierten Fachworts zu ersparen oder einen in der deutschen Sprache umständlichen bzw. sperrigen Begriff durch den Gebrauch eines gleichbedeutenden Einzelworts zu ersetzen.

Beides wird im vorliegenden Fall nicht erreicht. Das Wort trägt mehr zur Verwirrung als zur Klärung bei und sollte in künftigen Diskussionen durch Umschreibungen ersetzt werden, da es, je nach persönlichem Geschmack des jeweiligen Benutzers offenbar entweder:

- sämtliche in irgendeiner Weise fragwürdigen Entscheidungen eines Spielleiters beschreibt oder
- ein Synonym für den Erzählonkel-Spielleiterstil ist oder
- Abenteuer oder Regelsysteme charakterisiert, die sich durch enge Plotvorgaben auszeichnen oder
- Abenteuer oder Regelsysteme charakterisiert, die dem Spielleiter zu viel Macht über den Spielablauf geben oder
- jegliches Verhalten des SL charakterisiert, mit dem die Handlungsfreiheit von Spielern eingeschränkt wird, oder
- eine von den Spielern als negativ empfundene Handlung des Spielleiters im Zusammenhang mit der teilweisen und entgegen den Gruppenwünschen erfolgenden Entmachtung eines Spielers beschreibt oder
- etc., etc.

Tut euch das nicht an. Umschreibt das, was ihr sagen wollt, lieber mit klar verständlichen, eigenen Worten.  ;)

Titel: Re: Definition Railroding: Ja was isses denn nun?
Beitrag von: Joe Dizzy am 27.11.2009 | 12:02
Natürlich kann man Phänomene auch losgelöst von der Gruppenebene alleinig auf der Individualebene betrachten.

Natürlich kann man das.

Es ist nur in diesem Fall hier - also in einem Hobbyforum das irgendwo auch immer den praktisch nutzbaren Erkenntnisgewinn zum Ziel hat - irrelevant was man alles kann. Sondern nur ob es etwas bringt.

Und genau das sehe ich halt ohne Einbeziehen der zwischenmenschlichen Ebene eben nicht.

Umschreibt das, was ihr sagen wollt, lieber mit klar verständlichen, eigenen Worten.  ;)

Genau das denke ich auch.
Titel: Re: Definition Railroding: Ja was isses denn nun?
Beitrag von: Humpty Dumpty am 27.11.2009 | 12:07
Natürlich kann man das.

Es ist nur in diesem Fall hier - also in einem Hobbyforum das irgendwo auch immer den praktisch nutzbaren Erkenntnisgewinn zum Ziel hat - irrelevant was man alles kann. Sondern nur ob es etwas bringt.

Und genau das sehe ich halt ohne Einbeziehen der zwischenmenschlichen Ebene eben nicht.

Genau das denke ich auch.
Beispiel für eine Betrachtung auf der Individualebene, die dem Spiel förderlich ist: eine Klassifikation nach Spielertypen. Ob das nun Laws, das leicht abgewandelte Ding aus D&D4 oder das wieder andere Teil aus dem DSA-Meisterhandbuch ist: allesamt Ansätze rein auf der Individualebene, um das letztendliche Spiel zu bereichern. Ich sehe da einen gewaltigen Erkenntnisgewinn. Insofern ist Dein Argument klar widerlegt.
Titel: Re: Definition Railroding: Ja was isses denn nun?
Beitrag von: Joe Dizzy am 27.11.2009 | 12:09
Ich sehe da aber eine Einbeziehung der zwischenmenschlichen Ebene. Die Spielertypen sind doch genau das.

Damit ist mein Argument klar bewiesen.
Titel: Re: Definition Railroding: Ja was isses denn nun?
Beitrag von: 1of3 am 27.11.2009 | 12:14
Definition 1: Railroading besteht in einer Einschränkung der Entscheidungsautonomie eines Spielers.

Definition 2: Railroading besteht in einer Einschränkung der Entscheidungsautonomie eines Spielers in einer Form, welche den "social contract" der Gruppe bricht.

Ich halte den Zusatz der zweiten Definition für unnötig. Diese Ansicht wird recht breit geteilt. Aber es gibt auch diverse Leute, die das komplett anders sehen.

Klares jein.

Der Spieler hat gar keine Entscheidungsautonomie, bevor es die Spielgruppe gibt. Es gibt vor der Spielgruppe kein Rollenspiel. Es gibt höchstens die Vorerfahrungen mit anderen Rollenspielrunden, die die Teilnehmer mitbringen, und geschriebene Regelwerke von irgendwelchen Dritten.

Mit dem Zusammentreten der Spielrunde tritt ein Entwicklungsprozess ein, der evtl. zu einer gut funktionieren Gruppe führt. Dabei werden am Umständen schon am Anfang Kategorien wie "Spieler" definiert und mit bestimmten Rechten ausgestattet oder es bildet sich über die Zeit ein Modus operandi heraus.

In jedem Falle ist "Railroading" eine Empfindung von einzelnen Teilnehmern, die sich in ihren Rechten angegriffen sehen. Ob sie die nun hatten oder nicht, ist da letzlich ziemlich irrelevant. Der entsprechende Gegenpart dürfte sich nämlich höchst wahrscheinlich auch im Recht gesehen haben.

Es ist also meist nicht die Frage, ob ein "Gruppenvertrag" "gebrochen" wurde, sondern es existieren im Zweifelsfall unausgesprochene Annahmen in der Gruppe, welche die Gruppe für sich klären und aufräumen muss, sofern sie produktiv zusammenspielen möchte.

Der Schrei "Railroading!" ist also ein Phänomen, das von einem, wenn man so möchte, noch nicht ausgereiften Gruppenvertrag herrührt.
Titel: Re: Definition Railroding: Ja was isses denn nun?
Beitrag von: Crimson King am 27.11.2009 | 12:14
Der Vermi schreibt (http://blog.wildelande.de/index.php?/archives/154-Railroading-Gespenst-und-Wirklichkeit.html) eigentlich alles Notwendige in seinem Blog.

Die Laws'schen Spielertypen sind inkonsistent, weil sie unterschiedliche Ebenen, nämlich die Spielebene und die soziale Ebene, miteinander vermischen. Es gibt Spielertypen, deren Definition nur die Spielebene umfasst, und welche deren Definition sich nur auf die soziale Ebene bezieht. Dass man gleichzeitig von ganzem Herzen Casual Gamer und Buttkicker sein kann, weil die beiden Typen sich über disjunkte Bereiche definieren, wird außen vor gelassen.

Edit: den Ansatz, Railroading über die Wahrnehmung des Spielers zu definieren, halte ich tatsächlich für unpraktikabel, weil wahrgenommene SL-Willkür in vielen Fällen lediglich mangelnder Information auf Seiten des Spielers geschuldet ist.
Titel: Re: Definition Railroding: Ja was isses denn nun?
Beitrag von: Humpty Dumpty am 27.11.2009 | 12:22
Ich sehe da aber eine Einbeziehung der zwischenmenschlichen Ebene. Die Spielertypen sind doch genau das. Damit ist mein Argument klar bewiesen.
Dann haben wir ein unterschiedliches Verständnis von Individual- und Gruppenebene. Eine Analyse von Spielertypen firmiert in allen Quellen, die ich kenne (vor allem in den wissenschaftlichen), unter der Individualebene neben Begrifflichkeiten wie Werten, Einstellungen, Entscheidungen, Motivation, soziodemographische Faktoren, Intelligenz oder auch Persönlichkeit. Auf der Gruppenebene werden Konzepte diskutiert wie Konflikt, Verhandlung, Führung, Macht, Mikropolitik etc. Unterschied klar? Gut.

@ Crimson King: Bitte lass uns nicht den Sinn und Unsinn von Laws hier noch reinbringen. Vielleicht hätte ich besser die klassischen Dinge genannt, die Menschen motivieren: Macht, Anschluss und Erfolg. Dabei knüpft Anschluss beispielsweise in seiner Wirkung an die Gruppenebene an, ist jedoch alleinig ein Bedürfnis des Individuums. Ansonsten schreibt Vermi das schön zusammen, bleibt aber in dem aus meiner Sicht entscheidenden Punkt (Gruppenvertrag oder nicht) vage.

@ 1of3: Ein Gruppenvertrag kann natürlich auch implizit sein. Insofern würde Dein Beitrag dafür sprechen, den Gruppenvertrag einzuschließen. Da Du nach meinem Eindruck relativ häufig clevere Sachen zu den Theoriediskussionen beiträgst, gibt mir das zu denken.

Werde mich nun erst mal wieder ausklinken. Bis später!
Titel: Re: Definition Railroding: Ja was isses denn nun?
Beitrag von: Joe Dizzy am 27.11.2009 | 12:26
Dann haben wir ein unterschiedliches Verständnis von Individual- und Gruppenebene. Eine Analyse von Spielertypen firmiert in allen Quellen, die ich kenne (vor allem in den wissenschaftlichen), unter der Individualebene neben Begrifflichkeiten wie Werten, Einstellungen, Entscheidungen, Motivation, soziodemographische Faktoren, Intelligenz oder auch Persönlichkeit. Auf der Gruppenebene werden Konzepte diskutiert wie Konflikt, Verhandlung, Führung, Macht, Mikropolitik etc. Unterschied klar? Gut.

Ich rede hier nur von meinem Hobby und da fasse ich die beiden Punkte als zwischenmenschlich zusammen. Denn so werden sie von uns am Tisch wahrgenommen und die Differenzierung ist für das Spielen, Spielleiten und auch Reflektieren über beide Dinge noch nicht relevant gewesen.

Du kannst ja gerne "wissenschaftliche" Standards aus deinem Studium einbringen, aber kaum als bindend voraussetzen.
Titel: Re: Definition Railroding: Ja was isses denn nun?
Beitrag von: Humpty Dumpty am 27.11.2009 | 12:30
Ich rede hier nur von meinem Hobby und da fasse ich die beiden Punkte als zwischenmenschlich zusammen. Denn so werden sie von uns am Tisch wahrgenommen und die Differenzierung ist für das Spielen, Spielleiten und auch Reflektieren über beide Dinge noch nicht relevant gewesen.

Du kannst ja gerne "wissenschaftliche" Standards aus deinem Studium einbringen, aber kaum als bindend voraussetzen.
Naja, aber man kann doch nicht einerseits hingehen und selbstverständlich erwarten, dass allen Lesern der Unterschied zwischen "social contract" in seiner ursprünglichen Form und einem Gruppenvertrag bekannt ist, während man andererseits wirklich grundlegende Standards mit dem Hinweis ignoriert, das sei für praxisbezogenes Spielen irrelevant. Mir offenbart sich da ein Widerspruch. Entweder legt man einen gewissen Standard an. Und das tun ja die Leute von der Forge und Du nach meiner Wahrnehmung auch. Oder man lässt es auf einer umgangssprachlichen Allerweltsebene und akzeptiert die mannigfaltigen Missverständnisse, die zwangsläufig resultieren. Aber so als krude Mischung ist das doch nix, finde ich.

Übrigens ist mein Studium schon SEHR lange her.
Titel: Re: Definition Railroding: Ja was isses denn nun?
Beitrag von: Joe Dizzy am 27.11.2009 | 12:33
Naja, aber man kann doch nicht einerseits hingehen und selbstverständlich erwarten, dass allen Lesern der Unterschied zwischen "social contract" in seiner ursprünglichen Form und einem Gruppenvertrag bekannt ist, während man andererseits wirklich grundlegende Standards mit dem Hinweis ignoriert, das sei für praxisbezogenes Spielen irrelevant.

Dir ist vielleicht aufgefallen, dass ich sowohl den Begriff "social contract" wie auch Gruppenvertrag meide. Aus eben solchen Gründen. Ich versuche mich so weit es geht mit allgemein verständlichen Begriffen wie "Absprachen" auszudrücken, weil ich diese Spezialbegriffe eben nur für einen sehr kleinen Kreis und auch nur für sehr kleine Fragestellungen für hilfreich halte.
Titel: Re: Definition Railroding: Ja was isses denn nun?
Beitrag von: 1of3 am 27.11.2009 | 12:34
Die Laws'schen Spielertypen sind inkonsistent, weil sie unterschiedliche Ebenen, nämlich die Spielebene und die soziale Ebene, miteinander vermischen.

Sie sind nur inkonsistent, wenn man sie aus ihrem Kontext löst. Sie stellen nämlich Anweisungen dar, auf welche Weisen ein Spielleiter seine Mitspieler zu bespaßen suchen könnte. Validität ist daher auch nicht der zentrale Anspruch.


Zitat
Edit: den Ansatz, Railroading über die Wahrnehmung des Spielers zu definieren, halte ich tatsächlich für unpraktikabel, weil wahrgenommene SL-Willkür in vielen Fällen lediglich mangelnder Information auf Seiten des Spielers geschuldet ist.

Wenn du mich damit meinst, habe ich das auch nicht versucht eine semantische Definition zu liefern, sondern versucht den pragmatischen Kontext beschreiben, in dem sich ein Teilnehmer einer Rollenspielrunde über Railroading beschweren würde.

Das kann man auch machen, wenn man nicht weiß, was das Wort bedeutet. Würde der Betreffende in der gleichen Situation "Gurkensalat!" sagen, käme das gleiche Ergebnis dabei heraus. Es ist auch egal, ob Leute in fachlichen Diskussionen über Railroading sprechen und es da wertneutral sehen. Sie spielen dann ein anderes Sprachspiel, in dem dieselbe Äußerung eine ganz andere Intention haben kann.
Titel: Re: Definition Railroding: Ja was isses denn nun?
Beitrag von: Crimson King am 27.11.2009 | 12:38
Es ist auch egal, ob Leute in fachlichen Diskussionen über Railroading sprechen und es da wertneutral sehen. Sie spielen dann ein anderes Sprachspiel, in dem dieselbe Äußerung eine ganz andere Intention haben kann.

Das habe ich jetzt nicht verstanden. Oder meinst du, dass eine fachliche Definition von Railroading sich von der umgangssprachlichen unterscheiden kann?

Dem ist natürlich so. Allerdings ergibt die Verwendung (im Allgemeinen unscharfer) umgangssprachlicher Definitionen nur selten Sinn.
Titel: Re: Definition Railroding: Ja was isses denn nun?
Beitrag von: Maarzan am 27.11.2009 | 12:42
Ich würde die wertneutrale Definition entsprechend eher als "politische" Definition sehen.
Und ob Politik wirklich dazu beiträgt oder überhaupt nur die Intention hat Klarheit zu schaffen ... .
Titel: Re: Definition Railroding: Ja was isses denn nun?
Beitrag von: 1of3 am 27.11.2009 | 13:11
Zitat
Das habe ich jetzt nicht verstanden. Oder meinst du, dass eine fachliche Definition von Railroading sich von der umgangssprachlichen unterscheiden kann?

Nein. Ich habe grade gar nicht von Definitionen und Begrifflichkeiten geredet, sondern über Sprechakte (http://de.wikipedia.org/wiki/Sprechakt) und damit auf den Kontext (also das Sprachspiel (http://de.wikipedia.org/wiki/Sprachspiel)) verwiesen, in dem das Wort ursprünglich mal aufgekommen ist.

Die Benutzung des Wortes mag sich in einem "fachlichen" Kontext von der ursprünglichen am Spieltisch unterscheiden. Ich unterstelle auch gar keine "politischen" Absichten, bei jener wertneutralen Verwendung. Höchstens eine gewisse Unaufgeklärtheit, was linguistische Pragmatik (http://de.wikipedia.org/wiki/Pragmatik_(Linguistik)) angeht. Das kommt aber in den besten Familien vor.

Es ist mir an sich auch ziemlich egal (http://de.wikipedia.org/wiki/Deskription), was hier nun für die richtige (http://de.wikipedia.org/wiki/Pr%C3%A4skription) Nutzung gehalten wird.
Titel: Re: Definition Railroding: Ja was isses denn nun?
Beitrag von: Beral am 27.11.2009 | 13:36
Soweit ich sehe, gibt es doch mehr als zwei diskutierte Möglichkeiten.

a) Spieler nimmt Einschränkung der Entscheidungsautonomie wahr. => RR
b) Spieler nimmt Einschränkung der Entscheidungsautonomie wahr, aber solcherlei Einschränkungen sind laut Gruppenvertrag erlaubt. => kein RR
c) Die Schienen sind ausgelegt. => RR
d) Die Schienen sind ausgelegt, aber die Spieler bewegen sich zufällig von selbst auf dem Weg der Schienen. => kein RR
e) Die Schienen sind ausgelegt, die Spieler weichen davon ab und werden vom SL mehr oder weniger gewaltsam zurückgeholt. => RR
f) Die Schienen sind ausgelegt. Wenn die Spieler abweichen wollen, deutet ihnen der SL an, wohin die Schienen verlaufen, die Spieler ändern freimütig die Entscheidungen ihrer Chars. => ?

In der Diskussion werden einige Komponenten zu verschiedenen Kombinationen zusammengesetzt. An Komponenten haben wir (kein Anspruch auf Vollständigkeit):
Einschränkung der Entscheidungsautonomie
Wahrnehmung der Einschränkung
Unmut über die Einschränkung
Einschränkung wird sichtbar / bleibt unsichtbar
Einschränkung wird den Spielern gegen Widerstand aufgezwungen / Spieler beugen sich freiwillig der Einschränkung

Alles nicht ganz einfach. Mittlerweile glaube ich, dass wir ein Problem damit haben, den Begriff an die Entscheidungsautonomie zu koppeln.

Mir persönlich gefällt die wörtliche Auslegung von "Railroading" sehr gut. Auf Schienen fahren. Wenn ich nur daran denke, erscheint alles recht klar. Ob das im Einverständnis mit den Spielern erfolgt, ob die Spieler das gut oder schlecht finden, ob sie die Schienen wahrnehmen oder nicht, ob sie freiwillig draufspringen oder draufgezogen werden müssen, sind für mich Fragen, die losgelöst von der Definition diskutiert werden können.
Titel: Re: Definition Railroding: Ja was isses denn nun?
Beitrag von: Hector am 27.11.2009 | 14:02
Wie wäre es denn dann mit:

- Mein Spielleiter versucht bei seinen Abenteuern, eine sehr eng gesteckte Rahmenhandlung durchzudrücken!
- Mein Spielleiter gibt uns nicht genug Autonomie über unsere Entscheidungen!
- Mein Spielleiter hat sich eine tolle Story ausgedacht, bei der unsere Handlungsmöglichkeiten manchmal etwas eingeschränkt sind, aber das ist okay!

Offenbar könnte man jeden dieser Sätze durch: "Mein Spielleiter railroadet" ersetzen. Dann weiss keiner, was gemeint ist. Ich komme immer mehr zu dem Schluss, dass der Begriff durch seine Verwässerung in keiner Weise mehr hilfreich ist und ebnsogut aus dem Diskussionsvokabular gestrichen werden könnte.

Titel: Re: Definition Railroding: Ja was isses denn nun?
Beitrag von: Humpty Dumpty am 27.11.2009 | 14:13
Ich komme immer mehr zu dem Schluss, dass der Begriff durch seine Verwässerung in keiner Weise mehr hilfreich ist und ebnsogut aus dem Diskussionsvokabular gestrichen werden könnte.
Ich auch! Das war mir aber vorher nicht klar. Vielmehr ging ich davon aus, dass meine Vorstellungen von dem, was denn Railroading sein müsse, recht breit geteilt werden. Das hat sich als falsch herausgestellt. Super, wieder was gelernt  :D
Titel: Re: Definition Railroding: Ja was isses denn nun?
Beitrag von: Beral am 27.11.2009 | 14:30
Ich komme immer mehr zu dem Schluss, dass der Begriff durch seine Verwässerung in keiner Weise mehr hilfreich ist und ebnsogut aus dem Diskussionsvokabular gestrichen werden könnte.
Nein, so schlimm ist es bei weitem nicht. Dieser Eindruck ergibt sich immer dann, wenn ein Definitionsversuch gestartet wird. In solchen Fällen können wir uns nicht einmal darauf einigen, was Rollenspiel ist. Wenn explizite Definitionen so wichtig für die Kommunikation wären, müssten wir zu jeder Diskussion über Rollenspielstoff unfähig sein. Das ist natürlich nicht der Fall.

In dieser RR-Diskussion kreisen wir auch nicht um total unterschiedliche Phänomene. Wir legen es hier bewusst darauf an, verschiedene Nuancen der Begriffsdeutung als vorherrschend durchzudrücken. Bei dieser mikroskopischen Betrachtung erscheint jedes Sandkörnchen riesig groß. Wenn man vom Mikroskop weggeht, werden die Sandkörnchen für unser Auge unsichtbar, statt winziger Einzelteile hat man das Gesamtkonstrukt im Blickfeld. Und dann merkt man, dass wir sooo weit nicht auseinanderliegen.

Wenn die Begriffe im Kontext bestimmter Diskussionen verwendet werden, verstehen wir uns ganz gut. Wir verstehen in der Regel die Botschaft, die transportiert werden soll. Darauf kommt es letztlich an.

Titel: Re: Definition Railroding: Ja was isses denn nun?
Beitrag von: Joe Dizzy am 27.11.2009 | 14:39
Wenn die Begriffe im Kontext bestimmter Diskussionen verwendet werden, verstehen wir uns ganz gut. Wir verstehen in der Regel die Botschaft, die transportiert werden soll. Darauf kommt es letztlich an.

Zumindest in meiner Spielrunde kann ich mehr oder minder unbefangen von "railroading" sprechen ohne dass es Missverständnisse gibt. Aber sowohl online wie auch im Gespräch mit Leuten mit denen ich nicht schon recht viel gespielt und über Rollenspiele geredet habe, würde ich "railroading" auch eher vermeiden. Es vereinfacht das Verständnis ganz einfach nicht, sondern ist nur sprachliche Bequemlichkeit. Lieber 1 Wort, statt 3 Sätze.
Titel: Re: Definition Railroding: Ja was isses denn nun?
Beitrag von: Hector am 27.11.2009 | 14:40
@ Beral: Pardon, aber faktisch weiss in manchen Diskussionen keiner, ob nun von Spielleiterwillkür oder freiwilligem Erzählrollenspiel die Rede ist.
Titel: Re: Definition Railroding: Ja was isses denn nun?
Beitrag von: DasTaschentuch am 27.11.2009 | 14:41
Ich bin inzwischen auch geneigt den namen Railroding aus meinem Wortschatz zu streichen...
Wir haben früher übrigens nie RR gesagt,sondern immer von plot hammering gesprochen. Kennt den Begrif keiner sonst?

Aber dafür kenn ich jetzt aggresive Scene Framing, GM Force und Storynutten,das entschädigt :-)
Titel: Re: Definition Railroding: Ja was isses denn nun?
Beitrag von: Feuersänger am 27.11.2009 | 14:48
Nee, Plot Hammering kannte ich noch nicht.

Railroading kenn ich auch erst seit so ungefähr 10 Jahren (also deutlich kürzer als ich RS spiele).

"Railroading" ist übrigens auch so ein Wort wie Handy oder Public Viewing. Im englischsprachigen Raum nennt man das RR-Phänomen eher "hedging".
Titel: Re: Definition Railroding: Ja was isses denn nun?
Beitrag von: Hector am 27.11.2009 | 14:52
Wir haben es früher "Brecheisenmethode" oder "Vorschlaghammer-Spielleiten" genannt. Und meinten damit Spielleiten über die offensichtlichen Wünsche der Gruppe hinweg. Und jeder hat's verstanden...  ;D
Titel: Re: Definition Railroding: Ja was isses denn nun?
Beitrag von: DasTaschentuch am 27.11.2009 | 14:54
Geistiges Bild vor Augen:

Spieler springt wütend auf:
Du railrodender DM mit deinem hedging! Pack deine DM Force sonst wo hin, sonst schau ich hinter deinen black curtain und scene farme dich so aggressiv,daß du glaubst alles sei nur Illusionismus! *fluch und zeter*
Spielleiter kpmplett verwirrt: ....??? wtf??
 ~;D
Titel: Re: Definition Railroding: Ja was isses denn nun?
Beitrag von: sir_paul am 27.11.2009 | 14:55
 ;D
Titel: Re: Definition Railroding: Ja was isses denn nun?
Beitrag von: Beral am 27.11.2009 | 14:59
@ Beral: Pardon, aber faktisch weiss in manchen Diskussionen keiner, ob nun von Spielleiterwillkür oder freiwilligem Erzählrollenspiel die Rede ist.
Aus dem Kontext ist das meistens gut erkennbar. Wenn Jörg berichtet, mit welchen Mitteln er seine Spieler in bestimmte Richtungen lenkt, meint er Erzählrollenspiel. Wenn Maarzan von RR spricht, dann ist immer SL-Willkür gemeint.

Abgesehen davon ist die Grenze zwischen gewollten Erzählspiel und SL-Willkür fließend und wenn du ein paar Gruppen fragst, was davon auf sie zutrifft, wirst du oft keine einheitliche Antwort bekommen.

Andere Begriffe werden es nicht anders machen. Öffne einen Thread, in dem du fragst, was die Leute unter Scene Framing, Plot Hammering, Brechstangen-SL, Story-Nutte usw. verstehen und du hast genau die gleiche Diskussion wie mit Railroading.
Titel: Re: Definition Railroding: Ja was isses denn nun?
Beitrag von: Hector am 27.11.2009 | 15:02
Ich sage nicht, dass es andere Kunstbegriffe besser machen. Ich sage, dass es mit ein paar "normalen" Worten deutlich besser erklärt werden kann als mit einem unterschiedlich definierten, vermeintlichen Fachausdruck.
Titel: Re: Definition Railroding: Ja was isses denn nun?
Beitrag von: Feuersänger am 27.11.2009 | 15:04
Also mal anders gesagt: als ich damals das erste Mal den Begriff Railroading gehört habe, hab ich doch eigentlich sofort und ohne weitere Erörterung verstanden, was damit gemeint war. Auch ohne zehnseitige Theoriediskussion.
Titel: Re: Definition Railroding: Ja was isses denn nun?
Beitrag von: Crimson King am 27.11.2009 | 15:10
@ Beral: Pardon, aber faktisch weiss in manchen Diskussionen keiner, ob nun von Spielleiterwillkür oder freiwilligem Erzählrollenspiel die Rede ist.

Was ist denn freiwilliges Erzählrollenspiel?

SL-Willkür kann schlicht und ergreifend akzeptiert, ja sogar gewollt sein. Was nichts am Fakt ändert, dass es sich um SL-Willkür handelt.

Ob man nur dann von Railroading spricht, wenn SL-Willkür nicht akzeptiert ist, steht auf einem anderen Blatt.
Titel: Re: Definition Railroding: Ja was isses denn nun?
Beitrag von: Humpty Dumpty am 27.11.2009 | 15:12
Also mal anders gesagt: als ich damals das erste Mal den Begriff Railroading gehört habe, hab ich doch eigentlich sofort und ohne weitere Erörterung verstanden, was damit gemeint war. Auch ohne zehnseitige Theoriediskussion.
Ja, ich auch. Aber das ist ja gerade das Verführerische und Irreführende an dem Begriff. Du und ich haben nach meinem Eindruck das gleiche Verständnis, Großkomtur hingegen ein anderes.
Titel: Re: Definition Railroding: Ja was isses denn nun?
Beitrag von: sir_paul am 27.11.2009 | 15:13
Aber die Frage ist doch, habt ihr den Begriff Railroading auch so verstanden wie euer Gegenüber ihn gemeint hat?
Titel: Re: Definition Railroding: Ja was isses denn nun?
Beitrag von: Hector am 27.11.2009 | 15:21
Was ist denn freiwilliges Erzählrollenspiel?
Das Erdulden, ja sogar Begrüßen eines Spielleiters, der gerne mal ganze für den Handlungsverlauf relevante Plotsequenzen vorträgt, als sie durchzuspielen.

Zitat
SL-Willkür kann schlicht und ergreifend akzeptiert, ja sogar gewollt sein. Was nichts am Fakt ändert, dass es sich um SL-Willkür handelt.
Nach Ansicht des Bundesverfassungsgerichts ist "Willkür (...) bei einer Maßnahme gegeben, welche im Verhältnis zu der Situation, der sie Herr werden will, tatsächlich und eindeutig unangemessen ist." Wer sollte so etwas wollen?
Titel: Re: Definition Railroding: Ja was isses denn nun?
Beitrag von: Crimson King am 27.11.2009 | 15:22

Mein Definitionsvorschlag: Von Railroading spricht man, wenn der SL durch eigene Entscheidungen dafür sorgt, dass die erspielte Handlung einem von ihm selbst im Vorfeld geplanten Ablauf folgt.

Das würde dann bedeuten, dass
1. der SL nicht notwendigerweise den Gruppenvertrag brechen muss
2. der SL nicht notwendigerweise die Spielregeln brechen muss
3. die Spieler nicht notwendigerweise erkennen müssen, dass es sich um Railroading handelt
4. aus dem Gefühl des Spielers, gerailroadet zu werden, nicht folgt, dass er tatsächlich gerailroadet wird

Klassische Techniken wären
1. dafür zu sorgen, dass alle Entscheidungen der Spieler zum gleichen Ergebnis führen
2. dafür zu sorgen, dass es für die Spieler nur eine einzige sinnvolle Entscheidung geben kann, es also de facto nichts zu entscheiden gibt
Titel: Re: Definition Railroding: Ja was isses denn nun?
Beitrag von: Horatio am 27.11.2009 | 21:39
Hm.. also Zwang oder Einschränkungen können sich aus vielen Umständen ergeben und gehören in jedes Abenteuer rein und sicher ist nicht jedes lineare Abenteuer oder jeder Konflikt, der nur auf eine Art entschieden werden kann, automatisch Railroading.

Hier ein paar Beispiele über die ich in dem Zusammenhang gerne diskutieren möchte. Nach meinem Verständnis ist keins davon Railroading. Ich würde aber in jedem einzelnen Railroading sehen, wenn es gegen direkte oder konkludente Absprachen der Gruppe gehen würde. Mich würde interessieren wie die Poster, die dies nicht als notwendige Komponente von Railroading sehen, diese bewerten :).

Ebenso würde es mich freuen, wenn die Leute, die Railroading schon dann sehen, wenn die Entscheidungen der Spieler nicht nur praktisch sondern nur theoretisch eingeschränkt werden, ein paar Beispiele konstruieren könnten, in denen kein Railroading bezüglich einer für das weitere Fortkommen der Geschichte nötigen Entscheidung besteht^^.


a.) Die Charaktere wollen die Prinzessin des Landes aus der belagerten Stadt bringen. Im Hafen findet sich kein Schiff das in ihre Richtung unterwegs ist, Pferde zum mieten sind alle aus und für den Bergpass findet sich kein Führer. Einzige Option ist eine Handelskarawane, die genau durch das Lager der feindlichen Armee führt. Die Spieler finden das klasse, weil sie damit die interessanteste Situation schaffen und sie damit nicht rechtfertigen müssen, warum ihre Charaktere nicht einen sicheren Weg wählen.

aa.) Nehmen wir an, Spieler nennen die Optionen und sagen dann: „Hm die Karawane klingt am spannendsten, aber die anderen wirken alle sicherer und unsere Charas würden eher eine von denen wählen". Der SL beschließt erst dann, dass doch nur die Karawane wirklich verfügbar ist.

bb.) Wie wäre es, wenn dieses Dorf wirklich nur durch einen Weg zu erreichen wäre der durch das Lager der Armee führt? Bspw. weil es auf einer großen Klippe gebaut wurde?

b.) Ein Spieler gibt seinem Charakter C die Besonderheit, dass dieser kein Duell von einem anderen Edelmann ablehnen kann. Die Truppe schnappt im ersten Abenteuer den adligen Oberbösewicht O. Der SL hat schon für den Fall festgelegt, dass dieser den C zum Duell um seine Freiheit fordert, falls sie ihn den fangen sollten. C freut sich, weil er Duelle wo so viel auf dem Spiel steht ganz besonders mag, selbst wenn er in diesem Fall von seinen Werten her keine Chance hat. C verliert und O ist wieder frei.

c.) Der SL möchte den Spielern die Eigenheiten der Spielwelt zeigen und hat ein klassisches Reiseabenteuer vorbereitet. Diese müssen von A nach B, durch verschiedene Regionen und in jeder gibt es einen Encounter, der zu dem Gebiet passt. Die Spieler finden es schön, die Dinge die sie bisher nur in den Quellenbüchern gelesen haben jetzt live zu erleben.

d.) In Western City werden Szenen, vor dem "eigentlichen Spiel", durch die Spieler in ihren Grundzügen festgelegt und dann chronologisch geordnet bevor man beginnt die Geschichte zu spielen. Railroading?

@ Crimson King
Mein Definitionsvorschlag: Von Railroading spricht man, wenn der SL durch eigene Entscheidungen dafür sorgt, dass die erspielte Handlung einem von ihm selbst im Vorfeld geplanten Ablauf folgt.

Hoffe ich zwinge dich jetzt nicht in eine Diskussion auf die du keinen Bock hast, aber ich erlaube mir einfach mal deinen Definitionsvorschlag auf meine Beispiele anzuwenden^^:

Danach sind a.) und c.) wohl Railroading. Bei bb.) und c.) bin ich mir nicht sicher. Durch die lineare Natur des Abenteuers gibt es einen festen Ablauf. Reicht das nach deiner Definition schon um als Railroading zu gelten? Was sagst du zu d.) da es in Western City ja keinen SL bzw. nur SLs gibt?
Titel: Re: Definition Railroding: Ja was isses denn nun?
Beitrag von: Humpty Dumpty am 27.11.2009 | 21:54
Bin zwar nicht Crimson King, antworte aber trotzdem mal, da ich eine ähnliche Sichtweise bei uns vermute. Deine Beispiele aa) und c) sind aus meiner Sicht mit absoluter Sicherheit klassische Beispiele für Railroading, da Spielerentscheidungen künstlich eingeschränkt werden.

Im Beispiel bb) kann man das nur dann beurteilen, wenn man die Beweggründe des SL kennt. Solche Beweggründe werden bisweilen schon mal moralisch oder sittlich genannt.
Generell: geht es dem SL bei der Konstruktion der Situation darum, die Entscheidungsfreiheit der Spieler einzuschränken, handelt es sich um Railroading.
Speziell: Wenn sich das Lager aus nachvollziehbaren, insbesondere aus der Logik des Settings herleitbaren Gründen dort befindet und dadurch alternative Handlungen per se ausgeschlossen werden, ist das kein Railroading. Wurde das Lager dort aber intentional so platziert, dass die Spieler zwingend hindurch müssen, dann handelt es sich um Railroading.
Da die Überlegungen des SL nicht immer nach außen erkennbar sind, gibt es bei der Beurteilung von Railroading eine recht große Grauzone. Das meinte ich übrigens mit:
Natürlich ist Railroading ansonsten nicht unbedingt ein dichotomes Merkmal und lässt sich zudem nur sehr schlecht in der Außenansicht beurteilen. Deshalb kommen ja viele Railroadinghasser auch immer mit irgendwelchen sittlichen Argumentationen. Es ist eine der grundlegenden Fragen in der Herangehensweise an Rollenspiele.
Ähnlich wie bei bb) verhält es sich im Beispiel b).

Western City in Beispiel d) ist ein Sonderfall, denn das Spielprinzip entzieht sich einer Diskussion über Railroading. Gilt übrigens für beide Definitionsansätze.
Titel: Re: Definition Railroding: Ja was isses denn nun?
Beitrag von: Bad Horse am 27.11.2009 | 22:06
Das ist einfach eine Frage davon, was passiert, wenn die Spieler etwas tun, womit der SL nicht rechnet, und dann diese Möglichkeit verwehrt bekommen, nicht weil es Sinn macht, sondern weil der SL das anders geplant hat und seinen Plan durchziehen will.

aa) Das ist gar kein Problem - der SL und die Spieler ziehen an einem Strang. Keiner der Charaktere wird versuchen, etwas unerwartetes zu tun (ein Floß zu bauen o.ä.), weil niemand daran Interesse hat. Unter Railroading verstehe ich eigentlich nicht so sehr das Einschränken der Optionen der Charaktere, sondern das Einschränken der Optionen der Spieler.

bb) Auch da seh ich noch kein Railroading. Das kommt erst, wenn die Charaktere ihre Flügel des Flugs auspacken, die der SL vergessen hatte, und die dann nicht nutzen können, weil der SL sich irgendwelche magieresistenten Ionenströme aus den Fingern saugt.

b) Schon wieder kein Problem. Das taucht dann auf, wenn die Charaktere versuchen, C zu boosten oder O zu vergiften und der SL ihnen da plötzlich unerwartete Steine in den Weg legt (dass O vorsichtig ist, ist okay und verständlich, aber wenn er plötzlich eine Giftresistenz von 99,9% hat, dann railroadet es).

c) Und? Railroading wird´s erst dann, wenn die Spieler beschließen, ihre Charaktere umkehren zu lassen, und der SL mit Wirbelstürmen und tiefgefrorenen Kühen wirft.

d) Nein. Da versucht nicht einer, mittels seiner besonderen Machtstellung seine Vorstellungen auf Kosten der anderen durchzudrücken. Zumindest nicht, ohne dass diese anderen sich revanchieren könnten.

Railroading kommt für mich in dem Moment zustande, wo der SL oder jemand anderes mit einer besonderen Machtstellung, die nur er und er allein innehat eben diese Machtstellung ausnutzt, um den Ausgang einer Szene von vorneherein festzulegen, und nicht bereit ist, von seinem geplanten Ausgang auch nur einen Millimeter weit abzuweichen, egal, was die Spieler mit ihren Charakteren anstellen.
Titel: Re: Definition Railroding: Ja was isses denn nun?
Beitrag von: Joerg.D am 27.11.2009 | 22:10
In Wetsren City sind die Szenen mit einem von den Spielern gewünschten Bestandteil festgelegt. Wenn also das passiert was der Spieler will ist es Railroading? Zumal noch überhaupt nicht festgelegt ist, was in der Szene sonst so passiert und wie es sonst so läuft.

Der Framer stellt die Szene und die anderen Mitspieler haben ein Veto Recht, wenn sie etwas nicht wollen. Letzten Endes entscheidet ein Würfelwurf darüber, wie der Konflikt ausgeht. Aber es gibt ja auch Leute die behaupten, das Würfeln Railroading ist.

*Kopfschüttel*

Wenn die Gruppe Railroading im Rahmen des Gruppenvertrages gut heißt ist und bleibt es übrigens immer noch Railroading. Es wird bloß nicht negativ besetzt.

*wieder zum AD&D enschwindet*
Titel: Re: Definition Railroding: Ja was isses denn nun?
Beitrag von: Joe Dizzy am 27.11.2009 | 22:18
Wenn jemand einen Fremden von seinem Konto Geld abheben lässt und das mit einer Einzugsvollmacht gut heißt, ist und bleibst es übrigens immer noch Diebstahl. Es wird bloß nicht negativ besetzt.

The Stupid. It burns.
Titel: Re: Definition Railroding: Ja was isses denn nun?
Beitrag von: Bad Horse am 27.11.2009 | 22:20
Wenn jemand einen Fremden von seinem Konto Geld abheben lässt und das mit einer Einzugsvollmacht gut heißt, ist und bleibst es übrigens immer noch Diebstahl.

Nein, dann ist das ein Geschenk.
Titel: Re: Definition Railroding: Ja was isses denn nun?
Beitrag von: Preacher am 27.11.2009 | 22:22
Verwirr den Mann nicht.
Titel: Re: Definition Railroding: Ja was isses denn nun?
Beitrag von: Humpty Dumpty am 27.11.2009 | 22:23
The Stupid. It burns.
Damit meintest Du jetzt aber Deine hirnverbrannte Analogie oder?
Titel: Re: Definition Railroding: Ja was isses denn nun?
Beitrag von: Joe Dizzy am 27.11.2009 | 22:33
Nein, dann ist das ein Geschenk.

Genau das.
Titel: Re: Definition Railroding: Ja was isses denn nun?
Beitrag von: Thalamus Grondak am 27.11.2009 | 22:46
Ja, ich auch. Aber das ist ja gerade das Verführerische und Irreführende an dem Begriff. Du und ich haben nach meinem Eindruck das gleiche Verständnis, Großkomtur hingegen ein anderes.
Nein. SIE wollen euch nur glauben machen das sei das Verführerische und Irreführende. Manche Dinge sind ganz simpel, und sie werden mit jedem versuch der Erklärung unverständlicher.
Jeder der nicht angefangen hat in Theoriediskussionen darüber zu lamentieren weiß sehr genau was Railroading ist, und jeder hat auch eine andere Schwelle an der Railroading negativ wird und erst oberhalb dieser Schwelle macht der Begriff überhaupt Sinn.
Es Diskutiert doch auch keiner darüber, das Streicheln eigentlich auch nur Schmerzen sind, nur halt unterhalb der Schwelle ab der es weh tut.
Titel: Re: Definition Railroding: Ja was isses denn nun?
Beitrag von: Horatio am 27.11.2009 | 23:29
Hm mir ist grad ein Beispiel aus dem wahren Leben eingefallen, an dem ich glaube, meine Position gut klar machen zu können^^. War ein 7th Sea Abenteuer, das ich vor einigen Jahren geleitet hatte (stark verkürzt und ja, ich würde nicht mehr alles so machen ;)).

Die Spieler sind an eine mysteriöse Tafel gekommen. Ein äußerst interessierter Pastor aus den Eisenlanden, der ihnen eine Story von einem vergrabenem Heiligenrelikt auftischt, zu dem eine Kombination von Tafeln führt, verspricht sie zu entlohnen und bei dem Baron der Region erstmal einzuquartieren.

Die Spieler stellen fest, dass mit der ganzen Heiligen Geschichte was nicht stimmt, finden durch freies Nachforschen in der Stadt und dem angeschlossenen Kloster und die richtigen Fragen am richtigen Ort stellen (plus entsprechende Schlussfolgerungen) nach und nach raus, was wirklich dahinter steckt und wer so in etwa beteiligt ist. Sie gehen ein paar weiteren Spuren im Anwesen des Baron selbst nach und finden Beweise für eine Verschwörung, sowie die restlichen Platten und können sie entschlüsseln. Sie machen sich dann auf den Weg zum Grab. Das war ein klassischer linearer Dungeon, in dem die Tafeln zusätzlich mysteriöse Hinweise auf die nächste Falle geben. Am Ende sind die Aufzeichnungen (die das Geheimnis der Bearbeitung von Dracheneisen beinhalten sollten) natürlich größtenteils von Ratten zerfressen und die ganze Aufregung war ein wenig umsonst (auch wenns einen kleinen „Schatz“ für die Spieler gab :D).

Am Ausgang stehen natürlich alle Baron samt Pastor und deren Gang, und es kommt dort zum (von einigen Spielern lang erwarteten) Showdown. Die Spieler obsiegen und entscheiden sich den alten Baron beiseite zu schaffen, so dass seine Tochter, die eine besserer Herrscherin abgegeben würde, an dessen Stelle tritt.

Einige Sachen waren mir damals im Vorfeld klar:

1.)Der Baron wäre nicht vor dem Showdown gestorben, egal was die Spieler angestellt hätten. Den brauchte ich noch für die Handlung.
2.)Ich hatte noch eine fette Katze in petto, die die Spieler auf den Geheimgang im Anwesen aufmerksam gemacht hätte, falls sie diesen Partout nicht gefunden hätten.
3.)Wären sie nicht in das Gab gestiegen, sondern hätten den Eisenfürsten des Gebietes informieren wollen, wären sie geschnappt worden und in das Grab gezwungen worden um für die Intrigierenden die Aufzeichnungen da raus zu holen.
4.)Selbst wenn sie so vorsichtig wie möglich gewesen wären und alles perfekt abgestimmt hätten, ich hätte eine Erklärung gefunden, weshalb die „Bösen“ am Ende doch vor dem Ausgang stehen (da war auch ein Porte dabei, insofern wäre das auch nicht sooo schwer gewesen :D)

Ich lasse mir da sagen, dass ich in diesen Punkten zu RR bereit gewesen wäre, definitiv! Ich bin aber nicht der Meinung, dass diese Abenteuer gerailroadet habe, nur weil ich eine Handvoll Aktionen verhindert hätte, wäre es nötig gewesen.

So wer widerspricht mir :D.
Titel: Re: Definition Railroding: Ja was isses denn nun?
Beitrag von: Bad Horse am 27.11.2009 | 23:49
Hast du deine Vormachtstellung als SL ausgenutzt, um deine Vorstellung davon, wie die Story "besser" wird, gegenüber den Spielern durchzudrücken?

 - Aussagen wie "Der Fürst wäre nicht gestorben, egal, was die Spieler gemacht hätten", weisen auf Railroading hin. Wenn die Spieler nichts in der Richtung versucht haben - Glück gehabt und der bösen Railroading-Falle entkommen.
- Fette Katze als Hinweis ist okay, solange die Spieler die Wahl haben, die Katze zu ignorieren.
- Ins Grab gestiegen: Siehe Punkt 1. Glück gehabt.
- Böse stehen zum Showdown bereit: Auch wieder Punkt 1.

Dazu muss man natürlich auch sagen, dass eine Gruppe, in der die Spieler den SL-Plot ohnehin verfolgen und nicht versuchen, ihn mutwillig zu sabotieren, viel seltener Railroading-Probleme hat - niemand muss seine Machtstellung ausnutzen, um sich durchzusetzen, wenn eh alle der gleichen Meinung sind.
Titel: Re: Definition Railroding: Ja was isses denn nun?
Beitrag von: Akhorahil am 28.11.2009 | 01:09
Alles richtig gelaufen würde ich sagen. Und ich bin mir relativ sicher, das jeder als SL bereits vergleichbares erlebt hat.

In der Regel gibt es folgende Möglichkeiten, wenn man als SL einen Plot leitet, der mehr oder weniger vorgescriptet ist :

1. Die Spieler und ihre Figuren folgen dem vorgesehenen idealen Handlungsverlauf.

Alles super : Spieler zufrieden weil immer die richtigen Entscheidungen getroffen, SL zufrieden weil er weder alternative Handlungsstränge bemühen noch sachte korrigierend eingreifen musste.

2. Die Spieler entscheiden sich zu einer leichten Abweichung vom idealen Handlungsstrang.

Alles super, wenn der SL darauf eingeht, die Situation vorrausgesehen hat oder gekonnt improvisiert, je nach konkreter Situation kann man auf den idealen Strang zurückgehen oder aber einen vorbereiten alternativen Verlauf angehen. Da gibts kein Patentrezept, es gibt mindestens so viele Lösungsmöglichkeiten wie es Ausgangssituationen gibt.

Gefahr : je nachdem wie gut die Improvisation oder die Vorbereitung ist, kann die Abweichung vom idealen Handlungsstrang für die Spieler mehr oder weniger offensichtlich werden.

-> Das ist NOCH nicht schlimm. Rassige Storynutten haben damit die wenigsten Probleme, Spieler mit einem gewissen Hang zum aggressiven Durchsetzen ihrer Vorstellung der Story die meisten. Hier greift die Railroading-Definition : sobald es für die Spieler OFFENSICHTLICH ist, das ihre Entscheidungen keinen Einfluss auf die Story haben UND sie diesen Umstand als NEGATIV empfinden, ist die Kacke am Dampfen.

Solange man diese Dinge geschickt verschleiern kann, hat man keine Probleme.

3. Die Spieler stampfen den Handlungsstrang ein.

Aus meiner Erfahrung passiert das extrem selten. Anekdote dazu :

Ich habe bisher erst eine einzige derartige Situation erlebt - und war zu meiner Schande auch noch selbst als Spieler beteiligt  ::). Unser Glück war, was sowohl Spieler als auch SL das mit einer dicken Portion Humor aufgenommen haben. Der Plot wurde zwar am Ende total durchgeknallt, aber zum Schluss wurde dann auf das Ur-Böse angestossen und alle hatten ihren Spass  ~;D.

Titel: Re: Definition Railroding: Ja was isses denn nun?
Beitrag von: Crimson King am 28.11.2009 | 01:36
@ Crimson King
Hoffe ich zwinge dich jetzt nicht in eine Diskussion auf die du keinen Bock hast, aber ich erlaube mir einfach mal deinen Definitionsvorschlag auf meine Beispiele anzuwenden^^:

Danach sind a.) und c.) wohl Railroading. Bei bb.) und c.) bin ich mir nicht sicher. Durch die lineare Natur des Abenteuers gibt es einen festen Ablauf. Reicht das nach deiner Definition schon um als Railroading zu gelten? Was sagst du zu d.) da es in Western City ja keinen SL bzw. nur SLs gibt?

Aus meiner Sicht sind a, aa und c Railroading. Bei a ist es allerdings völlig unproblematisch, weil die Spieler problemlos mit dem Railroading leben können. a und aa wirken so konstruiert, dass die Spieler eben nur tun können, was der SL will.

Zu bb stellt sich mir die Frage, ob die Situation so konstruiert ist und welche Optionen, das Lager zu überwinden, die Spieler haben.

Alle anderen beschriebenen Situationen sind aus meiner Sicht völlig ergebnisoffen und stellen dementsprechend zwar SL-Entscheidungen dar, aber keine solchen, die die Spielerentscheidungen einschränken oder entwerten. Sie machen Spielerentscheidungen sogar erst möglich, weil sie dem Spieler etwas zum Entscheiden geben.
Titel: Re: Definition Railroding: Ja was isses denn nun?
Beitrag von: Akhorahil am 28.11.2009 | 02:03
Zitat
Der Witz dabei ist, dass der SL eigentlich keine Force benutzt und die Spieler deshalb auch kein wirklich schlechtes Gefühl bekommen, aber die Spieler im Abenteuer nur dann weiter kommen, wenn sie die nächste geplante Station anfahren.

Und eben das kann man recht gut steuern, ohne viel Druck auszuüben. Übrigens auch mit ein Grund, warum man mit dem Roten Hering sparsam sein sollte und solche leicht zu identifizieren sein sollten - zu leicht steigen Spieler darauf ein, versteifen sich darauf und dann hat man den Salat.
Titel: Re: Definition Railroding: Ja was isses denn nun?
Beitrag von: Humpty Dumpty am 28.11.2009 | 10:23
Hatte noch was im Hinterkopf.

In einem ausgezeichneten Text (http://www.metstuebchen.de/cgi-bin/metstuebchen.pl?command=showathread;thread=SpielstilezumFrhs1199423472biggd;tpage=1) fasst Dom verschiedene, im Umfeld der Forge entstandene Spielstildefinitionen zusammen und erwähnt in diesem Zusammenhang, dass Railroading nur dann auftritt, wenn die Spieler sich durch Eingriffe gestört fühlen,  also gemäß Forgedoktrin eine Absprache verletzt wird. Wörtlich:
Zitat
Sobald sich die Spieler durch die Kontrolle des SL gestört fühlen (z.B. weil er die gewünschte Illusion nicht aufrecht erhalten kann), spricht man von Railroading.

In der sich anschließenden Diskussion merkt aber Boomslang in einem Nebensatz an, dass Railroading alleinig definiert sei als Eingriff in die Spielerautonomie. Wörtlich:
Zitat
Der definierende Punkt von Railroading ist jedoch ganz generell nur der empfundene Eingriff eines Spielers (hier ist auch der SL gemeint) in den Bereich eines anderen.

Lustig, dass sich auch zwei ausgesprochene Theoriekenner dieses Unterschiedes im Begriffsverständnis ganz offensichtlich nicht bewusst sind. Die Theorienteressierten mögen aber durchaus auch an den 4 Lösungen Spaß haben. Doms Spielleiten-Buch thematisiert ja bewusst die vierte Lösung, das Bass Playing.
Titel: Re: Definition Railroding: Ja was isses denn nun?
Beitrag von: oliof am 28.11.2009 | 11:16
Die Erweiterung des speziellen auf den allgemeinen Fall ist doch aber kein Widerspruch, oder?
Titel: Re: Definition Railroding: Ja was isses denn nun?
Beitrag von: Humpty Dumpty am 28.11.2009 | 11:28
Die Erweiterung des speziellen auf den allgemeinen Fall ist doch aber kein Widerspruch, oder?
Naja, bemerkenswert ist zunächst mal der Umstand, dass die unterschiedlichen Vorstellungen von Dom und Boomslang exakt die hier im Thread zum Ausdruck gekommenen Differenzen reflektieren.

Ansonsten: Natürlich ist der Ansatz von Dom/Forge/Georgios/Boba etc. eine Untermenge des Verständnisses von Boomslang/Feuersänger/Crimson King/mir/etc. Und da es sich um eine Definition handelt, liegt selbstredend auch ein Widerspruch vor. Es kann nur entweder die eine oder die andere Variante gültig sein.
Titel: Re: Definition Railroding: Ja was isses denn nun?
Beitrag von: oliof am 28.11.2009 | 11:39
Was? Das lese ich zum ersten mal. Ist das sone "geisteswissenschaftler vs. Naturwissenschaftler" Kiste bzgl. des Begriffs "Definition"?

Wenn du recht haettest, waeren alle sl-losen spiele nach doms definition railroading-sicher. Boomslang unterscheidet doch nur, weil er allen mitspielern die moeglichkeit zum railroaden zuspricht.

Einen Widerspruch kann ich nicht erkennen
Titel: Re: Definition Railroding: Ja was isses denn nun?
Beitrag von: Humpty Dumpty am 28.11.2009 | 11:46
??? Ich verstehe Dich nicht. Vermutlich liegt es daran. Noch mal:

Dom: Railroading ist es, wenn ein Spieler in die Entscheidungshoheit eines anderen Spielers eingreift UND sich jener andere Spieler dadurch gestört fühlt.

Boomslang: Railroading ist es, wenn ein Spieler in die Entscheidungshoheit eines anderen Spielers eingreift.

Boomslangs Definition schließt den Ansatz von Dom ein. Andersherum ist das natürlich nicht der Fall, denn nicht jedes Railroading nach Boomslang wäre Railroading nach Dom.

EDIT: Fühle mich übrigens nicht als Geisteswissenschaftler und bediene mich in der Forschung naturwissenschaftlicher Methoden.
Titel: Re: Definition Railroding: Ja was isses denn nun?
Beitrag von: Humpty Dumpty am 28.11.2009 | 11:59
Sorry für den Doppelpost, aber ich vermeine in den beiden unterschiedlichen Verständnissen ein Muster zu erkennen.

Hypothese: Diejenigen, die sich mit Theorie zur Hochzeit der Forge beschäftigt haben, sind entsprechend sozialisiert und folgen mehrheitlich diesem Ansatz. In der Folge wurde der Begriff aber zunehmend verwässert und verallgemeinert, so dass er sich mittlerweile in anderer Form manifestiert hat. Insofern verstehen diejenigen, die später in Theoriediskussionen eingestiegen sind, unter Railroading die mutierte, jüngere Version. Plausibel?

Jedenfalls erscheint mir das ein Unterscheidungskriterium zwischen den beiden Gruppen zu sein. oliof tanzt ein bisschen aus der Reihe, aber der ist ja auch schon seit gefühlten Jahrzehnten im Diskurs und gilt nicht  ~;D
Titel: Re: Definition Railroding: Ja was isses denn nun?
Beitrag von: Humpty Dumpty am 28.11.2009 | 12:40
Wenn Du damit Rollenspielforschung meinst: fail.
Danke. Aber Rollenspielforschung meinte ich nun wirklich nicht.
Titel: Re: Definition Railroding: Ja was isses denn nun?
Beitrag von: Skele-Surtur am 28.11.2009 | 12:42
Ich dachte immer, Railroading ist es, wenn mir der Handlungspfad vorgegeben wird, ohne dass ich Einfluß darauf nehmen kann. Tja. Ich bin wohl nicht wissenschaftlich genug.  ::)
Titel: Re: Definition Railroding: Ja was isses denn nun?
Beitrag von: Humpty Dumpty am 28.11.2009 | 12:45
Ich dachte immer, Railroading ist es, wenn mir der Handlungspfad vorgegeben wird, ohne dass ich Einfluß darauf nehmen kann. Tja. Ich bin wohl nicht wissenschaftlich genug.  ::)
Ne, genau das meine ich auch. Aber es gibt Leute, die sehen das anders. Lies Dir den Thread noch mal durch, Padawan.
Titel: Re: Definition Railroding: Ja was isses denn nun?
Beitrag von: Boba Fett am 28.11.2009 | 12:48
Dann machen wir doch mal weiter mit der Auflistung von Vorstellungen:

Dom: Railroading ist es, wenn ein Spieler in die Entscheidungshoheit eines anderen Spielers eingreift UND sich jener andere Spieler dadurch gestört fühlt.
Boomslang: Railroading ist es, wenn ein Spieler in die Entscheidungshoheit eines anderen Spielers eingreift.
Boba: Railroading ist es, wenn der Spielleiter in die Entscheidungshoheit eines anderen Spielers eingreift, um den Fortgang des Handlungsverlaufes nach seinen Vorstellungen zu beeinflussen UND sich jener andere Spieler dadurch gestört fühlt.

Wichtig für mich dabei:
- Die Intention (denn wenn wir schon von "Road" sprechen, geht es eindeutig um die Beeinflussung des Handlungsverlaufes).
(Klicke zum Anzeigen/Verstecken)
- die Beschränkung darauf, dass der Spielleiter als einziger Railroading betreiben kann.
(Klicke zum Anzeigen/Verstecken)
Titel: Re: Definition Railroding: Ja was isses denn nun?
Beitrag von: Skele-Surtur am 28.11.2009 | 12:52
Ich meine, dass das "Gestört sein" eigentlich kein Faktor ist.

Railroading, also auf Schienen fahren, meint, dass der Handlungsverlauf vorbestimmt ist. Egal wie die Spieler sich entscheiden, die Story wird DIESEN Verlauf nehmen und keinen anderen. Das ist für mich Railroading. Es gibt Spieler, die haben damit offensichtlich kein Problem. Klingt komisch, ist aber so.
Titel: Re: Definition Railroding: Ja was isses denn nun?
Beitrag von: Humpty Dumpty am 28.11.2009 | 12:57
Ich meine, dass das "Gestört sein" eigentlich kein Faktor ist.

Railroading, also auf Schienen fahren, meint, dass der Handlungsverlauf vorbestimmt ist. Egal wie die Spieler sich entscheiden, die Story wird DIESEN Verlauf nehmen und keinen anderen. Das ist für mich Railroading. Es gibt Spieler, die haben damit offensichtlich kein Problem. Klingt komisch, ist aber so.
So komisch klingt das gar nicht. Schau Dir mal das Beispiel von Horatio (http://tanelorn.net/index.php/topic,51472.msg1011202.html#msg1011202) an. Dabei handelt es sich nach Deinem und meinem Verständnis um recht hartes Railroading, aber ich könnte mir vorstellen, als Spieler den Abend über Spaß gehabt zu haben und generell gerne in der Runde mitzuspielen. So oder ähnlich laufen nach meinem Verständnis ohnehin die meisten Runden ab. Insofern verstehe ich das ganze Bashing ja auch nicht.

Und das mit dem "Gestört sein" ist ja gerade der Punkt, in dem sich Dein und mein Verständnis zum Beispiel von dem der Forge unterscheidet.
Titel: Re: Definition Railroding: Ja was isses denn nun?
Beitrag von: Skele-Surtur am 28.11.2009 | 13:14
Ich war schon bei Heroes of Might and Magic III gegen die Forge (kleiner Insider-Joke).
Titel: Re: Definition Railroding: Ja was isses denn nun?
Beitrag von: Crimson King am 28.11.2009 | 13:22
Der Witz dabei ist, dass der SL eigentlich keine Force benutzt und die Spieler deshalb auch kein wirklich schlechtes Gefühl bekommen, aber die Spieler im Abenteuer nur dann weiter kommen, wenn sie die nächste geplante Station anfahren.

Es besteht ein gravierender Unterschied zwischen dem Vorgehen, den Spielern durch Hinweise bestimmte Entscheidungen nahezulegen, aber andere Entscheidungen zuzulassen, oder dem Vorgehen, keine andere Entscheidung zuzulassen. Dito für Lösungswege zu einem Problem.

Generell: dass sich ein Spieler durch durch die Bevormundung seitens des SL gestört fühlen muss, halte ich als Teil der Definition einfach für nicht brauchbar. Eine Definition von RR sollte die notwendige Handlung des SL beschreiben und nicht die Wertung des Spielers. Ansonsten wäre die gleiche Handlungsweise des SL mal RR und mal kein RR.

Eine Definition über den Gruppenvertrag halte ich wiederum für akzeptabel, auch wenn mein persönliches Verständnis in eine andere Richtung geht.
Titel: Re: Definition Railroding: Ja was isses denn nun?
Beitrag von: Aramoor am 28.11.2009 | 13:34
Aber, Crimson King, eine Definition über den Gruppenvertrag würde doch das selbe bewirken, wie eine Definition über das "gestört sein": Ein und die selbe SL-Handlung wäre, je nach Gruppenvertrag, mal Railroading mal nicht. Denn ein Gruppenvertrag besteht aus Tolerierung und Nicht-Tolerierung bestimmter Dinge. Also darum, von was man sich gestört fühlt und von was nicht. Also kann man mMn nicht das "gestört sein" raus nehmen, aber den Gruppenvertrag mit einbeziehen, oder?

Oder habe ich dich vollkommen falsch verstanden?
Titel: Re: Definition Railroding: Ja was isses denn nun?
Beitrag von: Crimson King am 28.11.2009 | 13:41
Aber, Crimson King, eine Definition über den Gruppenvertrag würde doch das selbe bewirken, wie eine Definition über das "gestört sein": Ein und die selbe SL-Handlung wäre, je nach Gruppenvertrag, mal Railroading mal nicht.

Einmal wäre die Handlung ein Regelverstoß, das andere Mal nicht. Man nennt dann nicht mehr die Handlung RR, sondern den Regelverstoß.
Titel: Re: Definition Railroding: Ja was isses denn nun?
Beitrag von: Horatio am 28.11.2009 | 13:44
Das gestört sein ist eigentlich erst der zweite Punkt in dem wir uns uneinig sind.

Ich hab das 7th Sea Beispiel insbesondere deshalb gewählt, weil es vor meinen ganzen Begenungen mit dem Forge und Konsorten war und dementsprechend von solchen theoretischen Ideen erstmal unbeleckt.

Tatsächlich würde ich heute einiges etwas anders konzipieren, aber mein Punkt war: Ich habe faktisch in keinem Moment in dem Abenteuer in die "Entscheidungshoheit" der Spieler eingegriffen.

Sie haben selbstständig agiert, haben sich entschieden Nachforschungen anzustellen (natürlich gab es schon ein paar Anzeichen, dass etwas nicht stimmt) sind selbst auf den Trichter gekommen was dahinter steckt (auch mit dem ein oder anderen Kniff den ich nicht bedacht habe, der aber gut ins Szenario gepasst hat) und als es in den Dungeon ging, war ihnen schon klar, dass sie deutliche Spuren im Anwesen hinterlassen hatten (inklusive eines Pferde Diebstahl :D); da ich weiß wie wild einige Spieler davon waren, dass es zu einer solchen Auseinandersetzung kommt, waren sie möglicherweise sogar ein wenig absichtlich fahrlässig^^.

Ich hab die Spieler machen lassen und musste sie kein einziges Mal wieder "auf Kurs bringen" und keiner fühlte sich gegängelt.

Wie kann man von Railroading sprechen, wenn ich keine Handlung oder Idee der Spieler aufgehalten oder zurechtgebogen habe? Sl Wilkür ohne das der SL handelt?  Das leuchtet mir nicht ein.
Titel: Re: Definition Railroding: Ja was isses denn nun?
Beitrag von: Aramoor am 28.11.2009 | 13:48
@CK:Ah, ok. Damit kann ich leben. Finde ich zwar nicht unbedingt sinnvoll, aber ich verstehs immerhin.
Titel: Re: Definition Railroding: Ja was isses denn nun?
Beitrag von: Crimson King am 28.11.2009 | 13:50
Wie kann man von Railroading sprechen, wenn ich keine Handlung oder Idee der Spieler aufgehalten oder zurechtgebogen habe? Sl Wilkür ohne das der SL handelt?  Das leuchtet mir nicht ein.

Es besteht ein Unterschied darin, ob die Spieler von sich aus die Entscheidungen treffen, die der SL von ihnen erwartet, oder ob sie diese Entscheidungen vom SL souffliert oder aufgedrückt bekommen.
Titel: Re: Definition Railroding: Ja was isses denn nun?
Beitrag von: Bad Horse am 28.11.2009 | 14:02
Das ist eben der Unterschied zwischen einem Diebstahl und einem Geschenk. In beiden Fällen gibst du jemandem dein Geld - nur einmal freiwillig und einmal nicht.  ;)
Titel: Re: Definition Railroding: Ja was isses denn nun?
Beitrag von: Horatio am 28.11.2009 | 14:14
Nochmal zu meinem Beispiel:

Ok, ich mache klar, dass der Baron durchaus ein fähiger Kämpfer ist, paranoid was Ermordungsversuche seinerseits angeht (was nicht wenig verwunderlich ist, sieht man sich an, worum es bei der ganzen Chose ging) und sich mit fähigen Leuten als Leibwächter umgibt, plus ich weiß, dass die Spieler auch nicht der Meinung sind, das es nicht die beste Idee ist, in seinem eigenen Reich den Herrscher umzubringen, wenn man sich danach dort noch frei bewegen möchte.

Ist das schon souflieren und damit Railroading?

.. aber ok, nehmen wir an die Spieler kommen mit eineer tollen Idee und ich – weil der Abend so geil war und ich so viel Spass als SL hatte - im Moment Entscheide, ah ok, so wie die Baron entsorgen müssten sie durchkommen und der Pastor hat eigentlich noch genug Motivation und Mumm um das alleine durchzuziehen, na gut eigentlich wollte ich das anders, aber das ist auch schön. Bisher war der Abend so gut und alle haben Spass, lass ich sie mal.

Heißt das ich habe bis zu diesem Moment gerailroadet?

Ich möchte hier gar nicht meinen damaligen Spielstil als geil und toll verkaufen und ich weiß inzwischen wesentlich besser, was warum damals gut lief (wie dieses Abenteuer) und was warum eher daneben ging, aber ich möchte doch klar machen, das eine so harte RR Definition zu weit geht :).

Mal eine Analogie: Wenn sich ein Depp auf ner Party denkt: „Wenn der mich nochmal so anmacht, dann hau ich dem eine rein“. Er wird jetzt aber nicht dumm angemacht, ist das dann schon ne Körperverletzung?
Titel: Re: Definition Railroding: Ja was isses denn nun?
Beitrag von: Bad Horse am 28.11.2009 | 14:18
Mal eine Analogie: Wenn sich ein Depp auf ner Party denkt: „Wenn der mich nochmal so anmacht, dann hau ich dem eine rein“. Er wird jetzt aber nicht dumm angemacht, ist das dann schon ne Körperverletzung?

Nein. Ich denke, das ist dir auch klar.

...und damit beantwortest du deine Frage schon selbst.  :)
Titel: Re: Definition Railroding: Ja was isses denn nun?
Beitrag von: Horatio am 28.11.2009 | 14:38
Öhm ja ist wohl so^^.

Ich denke die Frage richtet sich nach momentanem Diskussionsstand in erster Linie an TAFKAKB, der meinte, mein 7th Sea Beispiel zeigt klassiches (wenn auch wohl spaßiges) Railroading :).

Hier nochmal die Aussage auf die ich mich beziehe:

So komisch klingt das gar nicht. Schau Dir mal das Beispiel von Horatio (http://tanelorn.net/index.php/topic,51472.msg1011202.html#msg1011202) an. Dabei handelt es sich nach Deinem und meinem Verständnis um recht hartes Railroading, aber ich könnte mir vorstellen, als Spieler den Abend über Spaß gehabt zu haben und generell gerne in der Runde mitzuspielen.
Titel: Re: Definition Railroding: Ja was isses denn nun?
Beitrag von: oliof am 28.11.2009 | 14:55
??? Ich verstehe Dich nicht. Vermutlich liegt es daran. Noch mal:

Dom: Railroading ist es, wenn ein Spieler in die Entscheidungshoheit eines anderen Spielers eingreift UND sich jener andere Spieler dadurch gestört fühlt.

Boomslang: Railroading ist es, wenn ein Spieler in die Entscheidungshoheit eines anderen Spielers eingreift.

Das hat Boomslang aber garnicht geschrieben. Du hast da ein "empfundene" übersehen.
Titel: Re: Definition Railroding: Ja was isses denn nun?
Beitrag von: Akhorahil am 28.11.2009 | 22:40
Dann sind die beiden sich doch recht ähnlich wenn ich es richtig lese.
Titel: Re: Definition Railroding: Ja was isses denn nun?
Beitrag von: Humpty Dumpty am 29.11.2009 | 14:49
Einige Sachen waren mir damals im Vorfeld klar:

1.)Der Baron wäre nicht vor dem Showdown gestorben, egal was die Spieler angestellt hätten. Den brauchte ich noch für die Handlung.
2.)Ich hatte noch eine fette Katze in petto, die die Spieler auf den Geheimgang im Anwesen aufmerksam gemacht hätte, falls sie diesen Partout nicht gefunden hätten.
3.)Wären sie nicht in das Gab gestiegen, sondern hätten den Eisenfürsten des Gebietes informieren wollen, wären sie geschnappt worden und in das Grab gezwungen worden um für die Intrigierenden die Aufzeichnungen da raus zu holen.
4.)Selbst wenn sie so vorsichtig wie möglich gewesen wären und alles perfekt abgestimmt hätten, ich hätte eine Erklärung gefunden, weshalb die „Bösen“ am Ende doch vor dem Ausgang stehen (da war auch ein Porte dabei, insofern wäre das auch nicht sooo schwer gewesen :D)

Ich lasse mir da sagen, dass ich in diesen Punkten zu RR bereit gewesen wäre, definitiv! Ich bin aber nicht der Meinung, dass diese Abenteuer gerailroadet habe, nur weil ich eine Handvoll Aktionen verhindert hätte, wäre es nötig gewesen.

So wer widerspricht mir :D.
Ich widerspreche Dir. Mit der obigen Abenteuerplanung weichst Du planvoll von der in sich stimmigen Konstruktion der Welt ab und manipulierst Abläufe und Ereignisse auf eine Weise, welche die Spielerentscheidungen so beeinflusst, dass am Ende der von Dir gewünschte Ausgang dabei herauskommt. Insofern verengst Du künstlich das Möglichkeitenspektrum und greifst damit in die Handlungsfreiheit der Spieler ein. Das ist nach meiner Auffassung Railroading. Wie gesagt: ich finde das in bestimmten Situationen gar nicht schlimm.


Bitte. Dummerweise geht es aber in diesem Thema genau darum.
Ich verstehe Dich nicht. Wenn Du mir etwas mitteilen möchtest, bitte ich um Erläuterung. Ist aber vermutlich nicht weiter wichtig.


Das hat Boomslang aber garnicht geschrieben. Du hast da ein "empfundene" übersehen.
Das macht keinen Unterschied für die Frage.
Titel: Re: Definition Railroding: Ja was isses denn nun?
Beitrag von: oliof am 29.11.2009 | 14:58
Jetzt verstehe ich garnix mehr. Ich dachte die Frage war, ob es schon Railroading ist, wenn man es garnicht mekrt, und ich hatte den Eindruck, daß Du in dieser Hinsicht Boomslang und Dom gegeneinanderstellen willst.

Was hast Du denn gemeint?
Titel: Re: Definition Railroding: Ja was isses denn nun?
Beitrag von: Humpty Dumpty am 29.11.2009 | 15:03
Jetzt verstehe ich garnix mehr. Ich dachte die Frage war, ob es schon Railroading ist, wenn man es garnicht mekrt, und ich hatte den Eindruck, daß Du in dieser Hinsicht Boomslang und Dom gegeneinanderstellen willst.

Was hast Du denn gemeint?
Es geht bereits die ganze Zeit um die Frage, ob Railroading bereits vorliegt, wenn der Handlungsspielraum eines Spielers durch einen anderen eingeengt wird, oder ob für Railroading zusätzlich noch der Bruch einer Absprache notwendig sein muss. Und in dieser Auffassung unterscheiden sich Dom und Boomslang ebenso wie die Leute hier im Forum.
Titel: Re: Definition Railroding: Ja was isses denn nun?
Beitrag von: Akhorahil am 29.11.2009 | 15:08
Zitat
Dom: Railroading ist es, wenn ein Spieler in die Entscheidungshoheit eines anderen Spielers eingreift UND sich jener andere Spieler dadurch gestört fühlt.

Boomslang: Railroading ist es, wenn ein Spieler in die Entscheidungshoheit eines anderen Spielers eingreift.

Dann ist die Formulierung hier in Bezug auf den Bruch von Absprachen komisch ( denn beide funktionieren auch ohne solche ), obwohl ich sie zutreffender finde als irgendeine Formulierung, in der eine wie auch immer geartete Absprache gebrochen wird.
Titel: Re: Definition Railroding: Ja was isses denn nun?
Beitrag von: oliof am 29.11.2009 | 16:59
Es geht bereits die ganze Zeit um die Frage, ob Railroading bereits vorliegt, wenn der Handlungsspielraum eines Spielers durch einen anderen eingeengt wird, oder ob für Railroading zusätzlich noch der Bruch einer Absprache notwendig sein muss. Und in dieser Auffassung unterscheiden sich Dom und Boomslang ebenso wie die Leute hier im Forum.

Ich sehe dahingehend keinen definitorischen Unterschied in Doms und Boomslangs Definition (außer dass Boomslang von "Spielleiter" auf "anderer Spieler" erweitert). Was übersehe ich?
Titel: Re: Definition Railroding: Ja was isses denn nun?
Beitrag von: Humpty Dumpty am 29.11.2009 | 17:07
Ich sehe dahingehend keinen definitorischen Unterschied in Doms und Boomslangs Definition (außer dass Boomslang von "Spielleiter" auf "anderer Spieler" erweitert). Was übersehe ich?

Dom:
Zitat
Sobald sich die Spieler durch die Kontrolle des SL gestört fühlen (z.B. weil er die gewünschte Illusion nicht aufrecht erhalten kann), spricht man von Railroading.

Boomslang:
Zitat
Das Missverständnis in Bezug auf Railroading ist nun ganz häufig das folgende: Railroading wird gesehen, als ginge es dabei darum, wie sehr ein Plot mit den freien Handlungen von Charakteren kollidiert und wie sehr die Handlungen dieser Charaktere dadurch eingeschränkt werden. Für das klassische Rollenspiel mit der Annahme (SL=Plot, Spieler=SC) ist das auch richtig, aber die meisten stellen sich eben nur klassisches Rollenspiel dabei vor.
Der definierende Punkt von Railroading ist jedoch ganz generell nur der empfundene Eingriff eines Spielers (hier ist auch der SL gemeint) in den Bereich eines anderen.

Ja, oliof, Boomslang ging es eigentlich nur darum etwas spitzfindig klarzustellen, dass Railroading nicht unbedingt vom SL ausgehen muss. Und dabei definiert er im Vorbeigehen Railroading, weicht dabei aber von Doms Vorstellungen genau in der Weise ab, wie sich das auch hier im Thread manfestiert. Lustig finde ich daran, dass dieser Widerspruch den beiden bzw. zumindest Boomslang nicht aufgefallen ist.
Titel: Re: Definition Railroding: Ja was isses denn nun?
Beitrag von: Humpty Dumpty am 29.11.2009 | 17:35
Ich komme auch zu diesem Schluss.
Das scheint weitgehend Konsens zu sein, oder? Sehr überraschendes Ergebnis, finde ich.
Titel: Re: Definition Railroding: Ja was isses denn nun?
Beitrag von: Joerg.D am 29.11.2009 | 23:29
Was hat die Postinganzahl mit dem Verstehen zu tun?

Ich lerne aus diesem Thread nur eins.

Egal wie man es dreht und wendet. Solange wir keine feste Definition für solche Begriffe haben, ist die Diskussion sinnlos.

Mir stellt sich die Frage, ob es die negative oder positive Einstellung vieler Poster nicht zu schwer macht das Thema zu erörtern.

Sollte man so eine Sache nicht ohne negative oder positive Bedeutung diskutieren? Aslo was ist Railroading? Ob es gut oder schlecht ist, kann dann jeder für sich alleine entscheiden.
Titel: Re: Definition Railroding: Ja was isses denn nun?
Beitrag von: Falcon am 30.11.2009 | 00:02
Zitat von: Tafkakb
Ich komme immer mehr zu dem Schluss, dass der Begriff durch seine Verwässerung in keiner Weise mehr hilfreich ist und ebnsogut aus dem Diskussionsvokabular gestrichen werden könnte.
Bitte was? Ich weiss zwar nicht, worüber die letzten 5Seiten geredet wurde aber der Begriff (Railroading) ist doch genauso deutlich geblieben, wie am Anfang schon geklärt.


Zitat von: Jörg
Sollte man so eine Sache nicht ohne negative oder positive Bedeutung diskutieren? Aslo was ist Railroading? Ob es gut oder schlecht ist, kann dann jeder für sich alleine entscheiden.
Das Problem ist ja unter Anderem, daß es einige in ihre imho falsche Definition mit einfliessen lassen (dann kommt so etwas heraus wie: "Railroading ist es nur, wenn es schlecht ist...")
Titel: Re: Definition Railroding: Ja was isses denn nun?
Beitrag von: oliof am 30.11.2009 | 00:56
Ja, oliof, Boomslang ging es eigentlich nur darum etwas spitzfindig klarzustellen, dass Railroading nicht unbedingt vom SL ausgehen muss. Und dabei definiert er im Vorbeigehen Railroading, weicht dabei aber von Doms Vorstellungen genau in der Weise ab, wie sich das auch hier im Thread manfestiert. Lustig finde ich daran, dass dieser Widerspruch den beiden bzw. zumindest Boomslang nicht aufgefallen ist.

Also, das behauptest Du jetzt schon wiederholt, aber ich kann nicht erkennen, worauf dieser Widerspruch fußen soll. Ich nehme aber an, daß wir das hier im Thread nicht mehr klären können.
Titel: Re: Definition Railroding: Ja was isses denn nun?
Beitrag von: Eulenspiegel am 30.11.2009 | 01:07
Oliof, bei dir benötigt man einen "gestört fühlen" mindestens eines Spielers, damit Railroading vorliegt.

Bei Boomslang ist das nicht nötig: Hier reicht es aus, dass man in den Kompetenzbereich eines anderen Spielers eingreift. - Ob sich dieser Spieler dadurch gestört fühlt oder nicht, ist für die Frage, ob es Railroading ist, unerheblich.

@ Topic
Anstatt vorzutragen, was man persönlich für Railroading hält, sollte man sich vielleicht erstmal überlegen, welches Ziel man verfolgt: Was bezweckt man mit der Definition?
Wenn jemand sagt: "Ich will verschiedene SL-Techniken klassifizieren und eine dieser SL-Techniken habe ich halt Railroading genannt." ist das ein Ansatz, den man verfolgen kann und wo man sich überlegen kann, wie hierfür die optimale Definition aussieht.

Ein anderer sagt dagegen: "Ich fühle mich in einigen Spielrunden unwohl. Und dem Grund, weshalb ich mich dort unwohl finde, möchte ich einem Namen geben. (Und ich habe mich halt für den Namen Railroading entschieden.)"
Das ist ein vollkommen anderer Ansatz, aber genau so legitim.

Bevor man sich überlegt, wie man etwas definieren will, sollte man sich also erstmal überlegen, wieso man etwas definieren will.
Titel: Re: Definition Railroding: Ja was isses denn nun?
Beitrag von: oliof am 30.11.2009 | 01:25
Oliof, bei dir benötigt man einen "gestört fühlen" mindestens eines Spielers, damit Railroading vorliegt.

Bei Boomslang ist das nicht nötig: Hier reicht es aus, dass man in den Kompetenzbereich eines anderen Spielers eingreift. - Ob sich dieser Spieler dadurch gestört fühlt oder nicht, ist für die Frage, ob es Railroading ist, unerheblich.
Aber Boomslang schreibt doch auch was von "empfunden"? Warum ist das irrelevant?
Titel: Re: Definition Railroding: Ja was isses denn nun?
Beitrag von: Humpty Dumpty am 30.11.2009 | 09:51
Aber Boomslang schreibt doch auch was von "empfunden"? Warum ist das irrelevant?
Weil zwischen einem "empfundenen Eingriff" und einem "als störend empfundenen Eingriff" nun mal ein gewaltiger Unterschied besteht.
Titel: Re: Definition Railroding: Ja was isses denn nun?
Beitrag von: Crimson King am 30.11.2009 | 09:57
Ich halte wie gesagt garnix davon, das Empfinden der Spieler in die Definition einzubinden. Es kann doch nicht sein, dass die Befindlichkeit eines Spielers zu einer Handlung des SL den Unterschied ausmacht, ob diese Handlung nun RR ist oder nicht.

Insofern halte ich den Begriff in keinster Weise für verwässert. Die einzige Frage, die offen steht, ist, ob für RR ein Vertragsbruch vorliegen muss oder nicht.

Selbst wenn ein Vertragsbruch vorliegt, muss das das Empfinden der Spieler in keinster Weise tangieren. Und anders herum.
Titel: Re: Definition Railroding: Ja was isses denn nun?
Beitrag von: Hector am 30.11.2009 | 10:16
Nicht zwingend. Es gibt durchaus Fachbegriffe, bei denen die Erfüllung des Tatbestands vom subjektiven Empfinden des Betroffenen abhängt. Vgl. beispielsweise Belästigung. Ohne, dass sich jemand belästigt fühlt, kann es keine Belästigung geben. Und es gibt nun mal Leute, die der Meinung sind, dass es Bedingung für das Vorliegen von Railroading ist, dass sich jemand dadurch gestört fühlt. Die Argumentation ist also gar nicht so abwegig, wie es zunächst scheinen mag.
Titel: Re: Definition Railroding: Ja was isses denn nun?
Beitrag von: oliof am 30.11.2009 | 11:41
Weil zwischen einem "empfundenen Eingriff" und einem "als störend empfundenen Eingriff" nun mal ein gewaltiger Unterschied besteht.

OK, jetzt weiß ich worauf Du hinauswillst. Jetzt bleibt mir nur noch eine Frage an Boomslang, der hier evtl ja mitliest: Hast Du diese feinsinnige Unterscheidung bewußt vorgenommen? Unbewußt?
Titel: Re: Definition Railroding: Ja was isses denn nun?
Beitrag von: Feuersänger am 30.11.2009 | 12:02
Ich wollte zunächst instinktiv protestieren und sagen, dass ein "empfundener Eingriff" an sich quasi automatisch störend sein müsste. Aber nach kurzem nachdenken erkenne ich, dass dem nicht so ist. Für manchen SL-Eingriff bin ich sogar dankbar, z.B. wenn die Spieler drauf und dran sind, sich in irgendeiner Nebensächlichkeit zu verrennen. Und das würde ich dann auch nicht als Railroading bezeichnen.

Für RR in Bestform wiederum hab ich hier noch ein schönes Beispiel, kennt vllt noch nicht jeder:
A very specific level of tired (http://www.shamusyoung.com/twentysidedtale/?p=615)
Titel: Re: Definition Railroding: Ja was isses denn nun?
Beitrag von: Horatio am 30.11.2009 | 15:58
@ TAFKAKB
Da wir sind uns anscheinend nicht mal einig sind, ob RR einen Eingriff bedingt oder bereits die Bereitschaft des SLs zum Eingreiffen ausreicht. Klären wir vielleicht erstmal das^^. (natürlich kann sich da auch gerne der Rest beteiligen :))

Einige Sachen waren mir damals im Vorfeld klar:

1.)Der Baron wäre nicht vor dem Showdown gestorben, egal was die Spieler angestellt hätten. Den brauchte ich noch für die Handlung.
2.)Ich hatte noch eine fette Katze in petto, die die Spieler auf den Geheimgang im Anwesen aufmerksam gemacht hätte, falls sie diesen Partout nicht gefunden hätten.
3.)Wären sie nicht in das Gab gestiegen, sondern hätten den Eisenfürsten des Gebietes informieren wollen, wären sie geschnappt worden und in das Grab gezwungen worden um für die Intrigierenden die Aufzeichnungen da raus zu holen.
4.)Selbst wenn sie so vorsichtig wie möglich gewesen wären und alles perfekt abgestimmt hätten, ich hätte eine Erklärung gefunden, weshalb die „Bösen“ am Ende doch vor dem Ausgang stehen (da war auch ein Porte dabei, insofern wäre das auch nicht sooo schwer gewesen :D)

Ich lasse mir da sagen, dass ich in diesen Punkten zu RR bereit gewesen wäre, definitiv! Ich bin aber nicht der Meinung, dass diese Abenteuer gerailroadet habe, nur weil ich eine Handvoll Aktionen verhindert hätte, wäre es nötig gewesen.

So wer widerspricht mir :D.
Ich hab die Spieler machen lassen und musste sie kein einziges Mal wieder "auf Kurs bringen" und keiner fühlte sich gegängelt.

Wie kann man von Railroading sprechen, wenn ich keine Handlung oder Idee der Spieler aufgehalten oder zurechtgebogen habe? Sl Wilkür ohne das der SL handelt?  Das leuchtet mir nicht ein.
Ich widerspreche Dir. Mit der obigen Abenteuerplanung weichst Du planvoll von der in sich stimmigen Konstruktion der Welt ab und manipulierst Abläufe und Ereignisse auf eine Weise, welche die Spielerentscheidungen so beeinflusst, dass am Ende der von Dir gewünschte Ausgang dabei herauskommt. Insofern verengst Du künstlich das Möglichkeitenspektrum und greifst damit in die Handlungsfreiheit der Spieler ein. Das ist nach meiner Auffassung Railroading. Wie gesagt: ich finde das in bestimmten Situationen gar nicht schlimm.

1.) Du vermischst da mehrere Ebenen. Ob ich in die stimmige Konstruktion der Welt eingreife, hängt alleine davon ab, wie plausibel und konsistent meine Rechtfertigung für die Wendung die bspw. den Baron rettet oder den Schergen erlaubt der Spur der Helden zu folgen, ist. Solange die werder die Möglichkeiten des Settings überschreitet, keine bisher eingeführten Fakten ungültig werden lässt und keine Regel des Spielsystems bricht, bin ich in keinem einzigen Punkt von der „stimmig konstruierten Welt“ abgewichen.

Das dient nur zur Klarstellung. In meinem Beispiel habe ich tatsächlich nirgendwo eine Abweichung vorgenommen. Ich wäre lediglich bereit gewesen, bestimmte Handlungen der Charaktere – im Einklang mit der „stimmigen Konstruktion der Welt – nicht zum gewünschten Spielererfolg kommen lassen.

2.) Hierzu hätte ich gerne auch noch ein Statement^^:
.. aber ok, nehmen wir an die Spieler kommen mit einer tollen Idee und ich – weil der Abend so geil war und ich so viel Spass als SL hatte - im Moment Entscheide, ah ok, so wie die Baron entsorgen müssten sie durchkommen und der Pastor hat eigentlich noch genug Motivation und Mumm um das alleine durchzuziehen, na gut eigentlich wollte ich das anders, aber das ist auch schön. Bisher war der Abend so gut und alle haben Spass, lass ich sie mal.

Heißt das ich habe bis zu diesem Moment gerailroadet?



Noch ein paar Beispiele um aufzuzeigen, warum ich der Meinung bin, dass Railroaden nicht ohne subejktive Komponente auskommt:

Nehmen wir an, die SCs töten den Baron mit einem schönen, durchdachten, unaufälligen Gift Attentat. Ich denke mir als SL: „Gut, dann macht der Pastor alleine weiter, so ist der denke ich drauf“; schmatze dann noch einmal zufrieden und klopfe mir selbst auf die Schulter, weil ich die Story doch noch mal gerettet hab. Ist das Railroaden?

a.) Wäre das Railroaden wenn ich es vorher geplant hätte?

b.) Macht es einen Unterschied, ob die Spieler nur den Baron tot sehen wollen oder die Verschwörung aufhalten wollen? Geht es also beim RR darum, dass ich den Erfolg der Aktion verhindere oder darum, dass die Spieler nicht erreichen, was sie eigentlich wollen?

c.) Nehmen wir an, der Baron wäre nicht gestorben, weil er gegen ausgerechnet dieses Gift imun wäre; was ich mir nicht mal ausgedacht hätte, sondern von mir aus in irgend einer Publikation so aufgeführt worden wäre (bspw. der Metaplotschurke Villanova hat davon einige). Ist das dann RR? Ist es RR, wenn ich, weil ich den Spielern entgegen kommen will, diese Imunität unter den Tisch fallen lasse und der Baron stirbt?

d.) Nehmen wir an, die Spieler denken sich: " Warte, wir haben keinen Bock das Haus zu durchsuchen. Unserer Charaktere üben ein Attentat auf den Baron auf, weil sie die Verschwörung aufhalten wollen, aber dadurch werden sie gefangengenommen und in das Grab geschicht. Das ist voll Indy 3, das wollen wir". Durch korretes Einhalten der Regeln und Folgen der "stimmig konstruierten Welt" (insbesondere, weil der tough wirkende Baron ne Lusche und nur Gefolgsmann ist), liegt der Baron plötzlich tot am Boden. Die Spieler sind baff und ein wenig angepisst, weil wieder ich meine Story durchdrücken will und ja nur meinen tollen Rechersche Teil im Anwesen unbedingt drinhaben wollte, auch den ja keiner außer mir wirklich Bock gehabt hätte.

Railroading? Wärs Railraoding gewesen wenn ich den Baron dann doch in einen toughten Schurken verwandelt hätte und alle Spieler gesagt hätten: Genau so hab ich es mir vorgestellt?

Heißt das also, dass ich sogar dann Railroade, wenn ich Dinge so verändere, dass die Spieler da ankommen wo sie wollen? Oder um bei TAFKAKBs Definition zu bleiben, reicht die Bereitschaft dazu den Spielern in meinem Szenario spontan etwas entgegen zu kommen, wenn sie bestimmte Entwicklungen und Situationen gerne hätten?

.. oder kommt es etwa darauf an, worauf man sich vorher geeinigt hat?
Titel: Re: Definition Railroding: Ja was isses denn nun?
Beitrag von: Eulenspiegel am 30.11.2009 | 16:31
Da wir sind uns anscheinend nicht mal einig sind, ob RR einen Eingriff bedingt oder bereits die Bereitschaft des SLs zum Eingreiffen ausreicht. Klären wir vielleicht erstmal das^^. (natürlich kann sich da auch gerne der Rest beteiligen :))
Nach meinem Verständnis ist etwas Railroading, wenn die Spieler sich auf einer Eisenbahnlinie bewegen.
Das heißt, egal, was sie tun, sie kommen nicht von der Eisenbahnlinie runter.
DANN ist es für mich Railroading.

Jetzt kann es natürlich sein, dass die Spieler die Schienen gar nciht bemerken und von sich aus in die Richtung laufen, in der die Schienen liegen.
Das heißt, der SL muss gar nicht manipulieren,w eil die Spieler zufällig sowieso in die Richtung laufen, in der die Schienen ausgelegt sind.

Das ändert imho aber nichts daran, dass da trotzdem Schienen sind und dass das somit trotzdem Railroading ist.

Zitat
b.) Macht es einen Unterschied, ob die Spieler nur den Baron tot sehen wollen oder die Verschwörung aufhalten wollen? Geht es also beim RR darum, dass ich den Erfolg der Aktion verhindere oder darum, dass die Spieler nicht erreichen, was sie eigentlich wollen?
Ihr Aktionen müssen einen plotrelevanten Einfluss haben.

Wenn es Teil des Plottes ist, ob der Baron nun stirbt oder nicht, dannr eicht es bereits aus, dass die Aktionen des Spielers einen Einfluss darauf haben, ob der Baron stirbt oder nicht. (Ob sie die Verschwörung aufhalten können oder nicht, ist erstmal egal, da es in dem Plot ja nicht nur um die Verschwörung geht, sondern auch der Tod des Barons eine plotrelevante Handlung ist.)

Wenn der Tod des Barons aber keine eigenständige Bedeutung hätte, sondern nur Mittel zum Zweck wäre, um die Verschwörung aufzuhalten, dann wäre es Railroading, da die Handlung der Spieler keinen Einfluss auf den Plot (Verschwörung aufhalten) hat.

Zitat
c.) Nehmen wir an, der Baron wäre nicht gestorben, weil er gegen ausgerechnet dieses Gift imun wäre; was ich mir nicht mal ausgedacht hätte, sondern von mir aus in irgend einer Publikation so aufgeführt worden wäre (bspw. der Metaplotschurke Villanova hat davon einige). Ist das dann RR? Ist es RR, wenn ich, weil ich den Spielern entgegen kommen will, diese Imunität unter den Tisch fallen lasse und der Baron stirbt?
Hattest du von Anfang an geplant, dass der Baron stirbt? Dann ist es Railroading.

Stirbt der Baron jedoch, weil die Spieler es so wollen (und du ihnen entgegenkommst), dann ist es kein Railroading, weil die Wünsche der Spieler ja einen Einfluss auf den Plot haben.

Zitat
d.) Nehmen wir an, die Spieler denken sich: " Warte, wir haben keinen Bock das Haus zu durchsuchen. Unserer Charaktere üben ein Attentat auf den Baron auf, weil sie die Verschwörung aufhalten wollen, aber dadurch werden sie gefangengenommen und in das Grab geschicht. Das ist voll Indy 3, das wollen wir". Durch korretes Einhalten der Regeln und Folgen der "stimmig konstruierten Welt" (insbesondere, weil der tough wirkende Baron ne Lusche und nur Gefolgsmann ist), liegt der Baron plötzlich tot am Boden. Die Spieler sind baff und ein wenig angepisst, weil wieder ich meine Story durchdrücken will und ja nur meinen tollen Rechersche Teil im Anwesen unbedingt drinhaben wollte, auch den ja keiner außer mir wirklich Bock gehabt hätte.
Würde der Showdown so oders o schnell zu Ende gehen? Dann ist es Railroading.

Ist der Showdown nur deswegen so schnell am Ende weil die Spieler sich "falsch" verhalten haben? Oder anders ausgedrückt: Hätten die Spieler sich anders verhalten, gäbe es einen längeren Showdown? Dann hatte die Handlung der Spieler einen Einfluss auf die Story und somit ist es kein Railroading.

Zitat
Railroading? Wärs Railraoding gewesen wenn ich den Baron dann doch in einen toughten Schurken verwandelt hätte und alle Spieler gesagt hätten: Genau so hab ich es mir vorgestellt?
Du musst dir immer die frage stellen: Was wäre, wenn die Spieler sich anders verhalten hätten? Würde es dann einen anderen Ausgang nehmen? Wenn ja, ist es kein Railroading.

Wenn der Plot aber im Prinzip immer der gleiche wäre, egal, wie sich die Spieler verhalten, wäre es Railroading.

Zitat
Heißt das also, dass ich sogar dann Railroade, wenn ich Dinge so verändere, dass die Spieler da ankommen wo sie wollen?
Ja, sogar das kann Railroaden sein. (Nämlich dann, wenn du die Dinger so oder so in diese Richtung verändert hättest, egal, ob die SPieler es wollen oder nicht.)

Oder anders ausgedrückt:
1) Der SL will den Plot X und die Spieler wollen Plot Y. Der SL drückt seinen Plot X durch.
Am Ende des Abends stellt sich raus, dass X und Y das gleiche ist, also SL und Spieler das gleiche wollten. --> Railroading.
(Der SL hat also getan, was die Spieler wollten, aber eher zufällig. Er hat es nicht getan, "weil es die Spieler wollten", sondern eher, "obwohl es die Spieler wollten".)

2) Dem SL ist der Plot egal und die Spieler wollen Plot Y. Also erschafft der SL Plot Y.
Dann ist es kein Railroading. (Weil hier der SL auf die Handlungen der Spieler reagiert und nicht seinen eigenen Plot durchzieht.)

Zitat
Oder um bei TAFKAKBs Definition zu bleiben, reicht die Bereitschaft dazu den Spielern in meinem Szenario spontan etwas entgegen zu kommen, wenn sie bestimmte Entwicklungen und Situationen gerne hätten?
Das wäre imho kein Railroading, sondern im Gegenteil eine sehr sehr schwache Form von Player Empowerment.
Titel: Re: Definition Railroding: Ja was isses denn nun?
Beitrag von: Wolf Sturmklinge am 30.11.2009 | 16:48
Wtf? Railroading ist ja wohl so simpel zu erklären, da brauch es schon ne ordentliche Tanelornoffensive um das Thema hier so weich zu diskutieren.

Railroading:
Ziel und Weg eines Abenteuerabschnitts können nicht durch die Spieler beeinflusst werden, obwohl eine theoretische Chance bestehen muss.

Beispiele:
Gruppe kommt an eine Kreuzung, ...

...egal welchen Weg sie einschlagen, sie kommen immer an der Burg das Lehnsherren an.
...wählen sie einen Weg der nicht zur Burg führt oder bleiben an der Kreuzung stehen, geschieht ein Ereignis das sie veranlasst zur Burg zu gehen.

Das ist Railroading. Am Ende kommt man immer am Bahnhof an. Fenster des Zuges sind unzerstöbar und lassen sich nicht öffnen und der Zug ist gegen jegliche Manipulation geschützt.
Titel: Re: Definition Railroding: Ja was isses denn nun?
Beitrag von: Eulenspiegel am 30.11.2009 | 17:38
Ziel und Weg eines Abenteuerabschnitts können nicht durch die Spieler beeinflusst werden, obwohl eine theoretische Chance bestehen muss.
Wieso muss eine theoretische Chance bestehen?

Beispiel:
Gruppe steigt in ein Passagierflugzeug, um nach xyz zu fliegen.
Kampfjets tauchen auf und schießen das Flugzeug ab.
Flugzeug stürzt ab und es gibt keine Überlebende. (Entweder prallen sie auf einen Berg oder in ein Hochhaus und das Flugzeug explodiert oder das Flugzeug stürzt mitten im Ozean ab und weit und breit kein Schiff, das sie rettet.)

Es besteht keinerlei theoretische Chance, dass die SCs irgendetwas ändern können. Trotzdem würde ich das als Railroading bezeichnen.

Beispiele:
Gruppe kommt an eine Kreuzung, ...
Ja, dein Beispiel ist schon irgendwie klar. Und darüber besteht auch keinerlei Diskussionsbedarf. (Dass das RR ist, da sind sich hierwohl die meisten einig.)

Aber schau dir mal die oberen Beispiele (z.B. von Horatio) an und beantworte, ob du diese als Railroading empfindest oder nicht.
Titel: Re: Definition Railroding: Ja was isses denn nun?
Beitrag von: Teylen am 30.11.2009 | 17:45
Wuerde darueber Konsens herrschen gaebe es keine 9 Seiten Diskussion.
Aktuell gibt es im groben zwei Fraktionen.
Die eine sagt Railroading ist...
...wenn Dinge passieren auf die der Spieler keinen Einfluss hat
Als Folge davon kann Railroading positiv sein.

Die andere sagt Railroading ist...
...wenn Dinge passieren auf die der Spieler keinen Einfluss hat und es als stoerend empfinden
Als Folge davon ist Railroading in jedem Fall negativ.
Titel: Re: Definition Railroding: Ja was isses denn nun?
Beitrag von: Dr.Boomslang am 30.11.2009 | 20:06
Jetzt bleibt mir nur noch eine Frage an Boomslang, der hier evtl ja mitliest: Hast Du diese feinsinnige Unterscheidung bewußt vorgenommen? Unbewußt?
Ich habe den ganzen Thread nicht gelesen und will das auch nicht tun, da ich den starken Verdacht habe dass ich sowas ähnliches schon ungefähr 387 mal gelesen habe. Aber so wie ich das vom drüber lesen sehe wurde irgendwas von mir aus dem Metstübchen zitiert...
(Juhu, ich werde zitiert ohne dabei zu sein! Jetzt bin ich echter Theoretiker  ::) )

Meine Definition im Metstübchen ist im Kontext zu verstehen, wenn man ins Detail gehen will, und außerdem war sie damals nicht ganz mit Forge konform (wie jeder im Glossary nachlesen kann). Das ist ein Fehler den ich häufiger mache (den Diskussionsstand mit alten Forge Definitionen zu verwechseln). Forge Definitionen sind meist klassischer angelegt als man denkt (als ich denke).

Mein Beitrag zur Diskussion: Wichtig sind für die Forge Definition in erster Linie zwei Konzepte, ohne die RR nicht zu verstehen ist, Social Contract und Force. RR ist definiert als Force die in einer Weise angewandt wird die den SoCo bricht. Force bedeutet in den Bereich eines Spielers einzugreifen (genauer sogar in "den Charakter" eines Spielers, obwohl man dass ohne Probleme verallgemeinern dürfte). Hier geht es also um Eingriffe um eine Grenzüberschreitung, wobei aber noch keine Wertung vorliegt ob das in Ordnung ist oder nicht. Es könnte also sogar erwünscht sein (Partizipationismus). Man kann sich dann weiter fragen warum man überhaupt eine Rolle so definiert dass für funktionales Spiel gerade diese definierte Grenze überschritten werden muss, aber das ist eben eine andere Frage. Tatsache ist, es gibt sowas. Dies ist also der Tatbestand für unsere "RR ist nur eine (neutrale) Technik"-Freunde. Das ist aber eigentlich eben nicht RR sondern Force.
RR liegt erst dann vor wenn Force den SoCo bricht. SoCo steht hier für "Abmachungen und Erwartungen" (das sind zumindest die hier wichtigen Teile). Das heißt wenn jemand gegen meine Erwartung in meinen Charakter eingreift ist das RR. Jetzt kann man weiter spitzfindig sein und fragen ob das denn zwingend schlecht sei. Ich gehe sehr davon aus dass es so gemeint war. Ein "Bruch" des SoCo bedeutet das funktionales Spiel zusammenbricht, da ein bestehender SoCo als Voraussetzung für Rollenspiel gilt. RR ist also damit etwas schlechtes. Das ist die "RR ist das BöseTM"-Fraktion (und die hat natürlich Recht ;) ).

Abschließend zum eigentlichen: Wenn ich von einem "empfundenen Eingriff" gesprochen habe meinte ich damit in diesem Falle also nicht nur Force sondern Eingriff als Verletzung des SoCo, auch wenn man es natürlich genau anders verstehen kann. Deshalb muss man eben den Kontext des BigModel kennen (und beachten dass ich über RR spreche und nicht Force) um genau zu verstehen was gerade gemeint ist.

Wer jetzt die Forge-Hoheit nicht anerkennen möchte den kann niemand dazu zwingen. Definieren darf wer will, die Frage wäre dann ob das einen interessiert. Das wäre eine ganz andere Diskussion.
Titel: Re: Definition Railroding: Ja was isses denn nun?
Beitrag von: Funktionalist am 30.11.2009 | 20:23
kurzer  Einwurf:
"Bruch des Vertrages" ist weniger als "als störend empfunden".

Einer Oma auf der Kaffefahrt 50€ für ne Tupperdose aus der Tasche zu ziehen ist so oder so Betrug.
Wird die Oma vollständig informiert, bricht die Vertrauensbasis zusammen.

RR funktioniert analog nach der Forgedefinition.
Titel: Re: Definition Railroding: Ja was isses denn nun?
Beitrag von: Horatio am 30.11.2009 | 21:31
Ich bedanke mich bei Boomslang und Destruktive_Kritik für die Ausführungen :). Hat mir die Forge Definition noch mal etwas näher gebracht^^.

Wenn ich mir das jetzt so ansehe, hat sich tatsächlich die Diskussion nicht nur unfassbar weit vom Forge Verständnis von Railroading, sondern auch vom Verständnis des Forge von Force entfernt^^. Naja als Tanelron Neuling bin ich dem noch nicht so ganz überdrüssig und werd noch ein wenig weiter diskutieren ;).  (und am Ende doch auf den Forge Glossar verweisen :D)


@ Eulenspiegel
1.) Wenn es nur um die reine Möglichkeit der Einwirkung auf den Plot geht, ob es denn jetzt "Railraoding" ist und du jede entgegenkommen des SLs im Bezug auf die Wünsche des Spielers nicht als RR sondern als Player empowerment siehst, wie kannst du dann „Railroading“ definieren, ohne einzubeziehen, ob der Eingriff nun die Vorstellung der Spieler unterstützt oder ihr entgegen geht?

2.) Auch spontan reagierend kann ich mich den Spielern entgegen stellen oder ihre Vorstellungen unterstützen. Ich sehe da aber keinen Unterschied, ob ich mir dazu schon im Vorfeld Gedanken mache, bspw. Pastor übernimmt wenn Baron stirbt, oder das Spontan entscheide.

3.) Einwirkung auf den Plot kann da meines Erachtens kein wirkliches Kriterium sein. Eine Aktion kann auf viele Arten auf den Plot Einfluss nehmen und oft liegt es an mir als SL, die genauen Auswirkungen zu bestimmten. Da es nur in sehr wenigen Fällen so sein wird, dass ich tatsächlich sagen kann, dass es genau eine einzelne stimmige Folge gibt, werde ich als SL immer eine Abwägung treffen müssen und die kann auch so ausfallen, dass die Spieler sich gegängelt fühlen.
Titel: Re: Definition Railroding: Ja was isses denn nun?
Beitrag von: Eulenspiegel am 30.11.2009 | 21:59
@ Horatio
zu 1)
Bei der Frage, ob etwas RR ist, kommt es darauf an, warum der Eingriff die Vorstellung der Spieler unterstützt:
War es Sinn und Zweck des Eingriffes, den Spielern entgegenzukommen? Dann ist es kein RR.

War es aber nur rein zufällig, dass der Eingriff den Spielern entgegenkommt? Dann kann es RR sein.

Mal als Beispiel:
Der Showdown kann ein Kampf sein oder eine riesige politische Intrige/Weltverschwörung.

a) Wenn der SL es jetzt so hinbiegt, dass es immer zum Kampf kommt, egal, was die Spieler tun oder wollen, dann ist das RR:
Die Spieler wollen einen Kampf? Es gibt Kampf.
Die Spieler wollen keinen Kampf? Es gibt trotzdem Kampf.
Den Spielern ist es egal, ob es Kampf gibt? Mir egal, was die Spieler wollen, es gibt Kampf.

Es ist völlig unerheblich, ob die Spieler nun den Kampf wollen oder nicht: Es wird so oder so Kampf geben.
Wenn die Spieler also auch Kampf wollen, dann ist das nur ein Zufall. Der Spielerwunsch nach Kampf ist aber nicht die Ursache dafür, dass es Kampf gibt.
Daher Railroading. (Weil es den Kampf gibt, egal, was die Spieler wollen.)

b) Wenn der SL es jedoch so hinbiegt, dass die Spieler das bekommen, was sie wollen, ist es Player Empowerment:
Die Spieler wollen Kampf: Es gibt Kampf.
Die Spieler wollen keinen Kampf: Es gibt keinen Kampf.

Der SL richtet sich beim Showdown nach dem, was die Spieler wollen.

Das heißt, sowohl bei a) als auch b) gibt es als Showdown den Kampf. Und in beiden Fällen können die Spieler auch den Kampf wollen.
Aber nur in b) ist der Wunsch der Spieler nach Kampf auch die Ursache dafür, dass es den Kampf gibt.
In a) ist der Spielerwunsch nach Kampf rein zufällig und hat keine Auswirkungen darauf, dass es zum Kampf kommt.

zu 2) Da stimme ich dir zu: Ich sehe auch keinen Unterschied.
Ob ich die Gleise spontan lege oder sie schon vor dem Spielabend verlegt habe, ist egal. Es kommt nur darauf an, dass ich Gleise verlege.

zu 3)
Die Einwirkung auf den Plot ist für mich das Hauptkriterium:
Natürlich hat der Spieler Einfluss auf tausend verschiedene Sachen:
Der Spieler kann entscheiden, ob der SC jetzt den Adligen beleidigt oder nicht.

Aber wenn die Entscheidung des Spielers keinen Einfluss auf die Handlung hat, dann ist das schon ein Zeichen für Railroading.
Beispiel 1:
Der SL hat geplant, dass der Adlige die SCs gefangen nimmt.
Der Spieler kann also mit seinem SC tun und lassen was er will. - Aber es hat keine Auswirkungen auf den Plot. (SCs werden gefangen genommen.) Und deswegen ist das Railroading. (Wenn das mit allen plotrelevanten Sachen so verläuft.)

Beispiel2:
Neues Abenteuer. Diesmal hat der SL geplant, dass ein Adliger den SCs einen Auftrag gibt, den die SCs dann ausführen werden.

Der Spieler kann also mit seinem SC tun und lassen was er will. - Aber es hat keine Auswirkungen auf den Plot. (SCs führen Auftrag aus.) Und deswegen ist das Railroading. (Wenn das mit allen plotrelevanten Sachen so verläuft.)

In beiden Fällen hat der Spieler vollkommene Handlungsfreiheit über seinen SC. - Aber er hat keinen Einfluss auf den Plot.

Zitat
Da es nur in sehr wenigen Fällen so sein wird, dass ich tatsächlich sagen kann, dass es genau eine einzelne stimmige Folge gibt, werde ich als SL immer eine Abwägung treffen müssen und die kann auch so ausfallen, dass die Spieler sich gegängelt fühlen.
Klar. Aber nur, weil der Spieler sich gegängelt fühlt, muss es noch lange kein Railroading sein.

Es können alle vier Situationen auftreten:
1) SL railroadet und Spieler fühlt sich gegängelt.
2) SL railroadet und Spieler fühlt sich nicht gegängelt.
3) SL railroadet nicht und Spieler fühlt sich nicht gegängelt.
4) SL railroadet nicht, aber Spieler fühlt sich trotzdem gegängelt.
Titel: Re: Definition Railroding: Ja was isses denn nun?
Beitrag von: Sashael am 30.11.2009 | 23:05
Ich wollte mal kurz auf einen Unterpunkt in diesem Thread zu sprechen kommen: Wenn der Plot nach Schema F abläuft, egal was die Spieler tun, dann ist es Railroading. AUCH dann, wenn die Spieler sich aus freien Stücken zielgerichtet auf der Eisenbahnschiene bewegen.

Damit habe ich ein Verständnisproblem. RailroadING bedingt ja ein AKTIVES Handeln/Eingreifen. Sonst wärs zwar ne Railroad, aber kein RailroadING. Ob die Spieler eine andere Option gehabt hätten oder nicht, ist doch am Ende des Abenteuers ungefähr so relevant wie die Anzahl der Reiskörner im berühmten Sack in China. Sie haben (scheinbar) ihren Plot durchgezogen und waren erfolgreich. Dass sie gar keine andere Wahl hatten, werden sie niemals erfahren.

Wieso ist es also Railroading (ing, aktive Handlung/Ausführung), wenn der SL gar nicht aktiv eingreifen musste, um die Spieler auf der Schiene zu halten?
Titel: Re: Definition Railroding: Ja was isses denn nun?
Beitrag von: Eulenspiegel am 30.11.2009 | 23:50
Damit habe ich ein Verständnisproblem. RailroadING bedingt ja ein AKTIVES Handeln/Eingreifen. Sonst wärs zwar ne Railroad, aber kein RailroadING.
Das sehe ich anders. Das ING bedeutet nichts aktives.
Es heißt ja auch "going by train", wenn man sich ganz passiv vom Zug fahren lässt.
Oder auch "falling", wenn man ganz passiv irgendwo herunterfällt.

"...ing" kann aktiv sein. Aber es kann ebensogut etwas Passives sein.

Aber falls du dich dann besser fühlst, kann man das ganze ja auch "railroaden" ohne "...ing" am Ende nennen. (Oder sehe es so: Das Aktive ist, die Schienen zu verlegen. Wenn sich dann anschließend herausstellt, dass die Spieler sowieso den Schienen folgen wollen, ist das zwar schön, ändert aber nichts daran, dass der SL vorher die Schienen verlegt hat. - Und Schienen verlegen ist ja ziemlich aktiv.)

Zitat
Ob die Spieler eine andere Option gehabt hätten oder nicht, ist doch am Ende des Abenteuers ungefähr so relevant wie die Anzahl der Reiskörner im berühmten Sack in China.
Nope.
Manche Spieler finden es toll, wenn sie wissen, dass sie das bewirkt haben. Dass sie dafür verantwortlich sind, dass es so geendet hat, wie es geendet hat.

Sehe es wie beim Skat:
Es macht einen Unterschied, ob du gewinnst, obwohl ich mich angestrengt habe, oder ob du gewinnst, weil ich dich habe gewinnen lassen.
In beiden Fällen hast du das Spiel gewonnen. Aber einmal kannst du stolz auf deinen Siegs ein, beim andern Mal fühlst du dich verarscht, sobald es herauskommt, dass ich absichtlich verloren habe.

Beim Railroading ist das genau so:
Wenn es herauskommt, dass der Spieler nicht verantwortlich für den Plot war, sondern der SL ihn hat "gewinnen lassen", dann könnte ers ich verarscht vorkommen. (Genau so wie beim Skat.)

Zitat
Sie haben (scheinbar) ihren Plot durchgezogen und waren erfolgreich. Dass sie gar keine andere Wahl hatten, werden sie niemals erfahren.
Du hast das falsche Wort betont. Ich würde hier eher das Wort "scheinbar" betonen.
Sie dachten nur, dass es ihr Plot wäre. Aber in Wirklichkeit war es eben nicht ihr Plot.
Titel: Re: Definition Railroding: Ja was isses denn nun?
Beitrag von: Bad Horse am 1.12.2009 | 00:01
Und was ist, wenn der SL selber nicht sicher war, ob er railroaden will oder nicht, aber gar nicht in die Situation kam, in der er das herausfinden musste?

Railroading passiert mMn dann, wenn die Spieler die Schienen verlassen wollen und nicht dürfen. Nicht in dem Moment, wo der SL die Gleise verlegt. Der Knackpunkt ist: Können sie runter, wenn sie wollen? Wenn ja, war´s kein Railroading. Wenn nein, dann schon. Fertig.
Titel: Re: Definition Railroding: Ja was isses denn nun?
Beitrag von: Feuersänger am 1.12.2009 | 00:15
Richtig. Wobei natürlich andererseits auch gilt: der SL ist nicht der Pausenclown, und hat Anspruch auf ein wenig Kooperation seitens der Spieler. Insofern sollte man m.E. gerade die Hinführung auf ein Abenteuer nicht unnötig als RR (was ja negativ konnotiert ist) bezeichnen.
Wie drück ich das nun möglichst allgemein gehalten aus... also kurz, wenn der SL die Party auf das von ihm vorbereitete AB hinführen will, und die Spieler ziehen nicht mit, hat der SL eben die Wahl - die Gruppe in sein AB zu railroaden oder aber klipp und klar zu sagen "Jungs, Mädels, _das_ ist es was ich für heute vorbereitet habe. Wenn ihr das nicht spielen wollt, sind wir fertig für heute."

Mitten im AB schaut es freilich anders aus. Da wird RR meistens als "Rettungsanker" eingesetzt, wenn die Spieler mal wieder irgendwas machen, womit der SL nun überHAUPT nicht gerechnet hat.
Titel: Re: Definition Railroding: Ja was isses denn nun?
Beitrag von: Sashael am 1.12.2009 | 00:22
@Eulenspiegel
Going by train ist übrigens eine sehr aktive Handlung. Man legt eine Strecke zurück und delegiert nur die Anstrengung an Andere.
 
Dann:
What is he doing? He is falling down.
What is he doing? He is railroading an adventure.

In beiden Fällen benutzt das Englische den Aktiv. In Deutsch klappt das so nicht ganz. Aber ich bin kein Germanist, also dürfen solchige gerne ihren Senf zum Thema Aktiv vs. Passiv dazugeben. ;)

Railroaden ist übrigens nur eine denglische Version und sagt damit genau dasselbe aus wie Railroading.

Zum Thema Manche Spieler finden es toll ...:
Wenn die Spieler nach dem Abend nicht das Abenteuer sezieren und hypothetische Gedankenspiele betreiben, werden sie nichts bemerken. Sie haben ihre Entscheidungen getroffen und zwar aus freien Stücken. Ergo dürften sie mit sich ganz zufrieden sein.
Titel: Re: Definition Railroding: Ja was isses denn nun?
Beitrag von: Eulenspiegel am 1.12.2009 | 01:28
Und was ist, wenn der SL selber nicht sicher war, ob er railroaden will oder nicht, aber gar nicht in die Situation kam, in der er das herausfinden musste?
Das ist genau das gleiche wie "Was ist, wenn ich mir nicht sicher bin, ob ich Angst habe?"

Zitat
Railroading passiert mMn dann, wenn die Spieler die Schienen verlassen wollen und nicht dürfen.
Das kann gerne deine Definition sein. Ich habe im Nachbarthread ja bereits gesagt, dass es keine richtigen und falschen Definitionen gibt, sondern nur unterschiedliche.

Aber das "Ich will die Schienen verlassen und darf das nicht.", würde ich dann getreu der Eisenbahn-Analogie eher als "schaffnern" bezeichnen: Die Fahrgäste wollen die Eisenbahn verlassen, aber der Schaffner hindert sie daran.


Zitat
Nicht in dem Moment, wo der SL die Gleise verlegt. Der Knackpunkt ist: Können sie runter, wenn sie wollen?
Klar: Wenn sie die Gleise ohne Probleme verlassen können, wenn sie wollen, dann gab es ja scheinbar keine Gleise. Gleise zeichnen sich ja dadurch aus, dass man sie nicht ohne Weiteres verlassen kann. (Nicht ohne den Zug zu entgleisen, oder irgendwie den Absprung vom Zug zu schaffen. :))

Aber es geht ja gar nicht um die Frage: "Was ist, wenn die Spieler den Plot verlassen wollen?"

Die Frage lautet ja: "Was ist, wenn die Spieler den Plot nicht verlassen können, aber ihn auch gar nicht verlassen wollen?"

Wir haben insgesamt 4 Möglichkeiten:
1) Spieler wollen den Plot ändern und können das auch. --> kein Railroading
2) Spieler wollen den Plot ändern, aber können das nicht. --> Railroading
3) Spieler wollen den Plot nicht ändern, aber könnten es, falls sie wollten --> kein Railroading
4) Spieler wollen den Plot nicht ändern und könnten es auch nicht, selbst wenn sie wollten --> Punkt über den Uneinigkeit herrscht.

Nochmal:
Wenn man den Plot verlassen kann, existieren keine Gleise und somit auch kein Railroading.
Die Frage lautet ja: "Was ist, wenn man den Plot nicht verlassen kann (und auch keinen Einfluss auf den Plot ausüben kann)?" Ist es dann immer Railroading?

Going by train ist übrigens eine sehr aktive Handlung. Man legt eine Strecke zurück und delegiert nur die Anstrengung an Andere.
Also wenn du das als aktiv betrachtest, dann ist "einen Plot planen und durchziehen" ja wohl erst recht aktiv.

Zitat
Railroaden ist übrigens nur eine denglische Version und sagt damit genau dasselbe aus wie Railroading.
Kommt darauf an, wie du Railroaden definierst.  :P

Man kann definieren, dass Railroaden das gleiche wie Railroading ist. Aber man kann die beiden Begriffe auch unterschiedlich definieren.

Zitat
Wenn die Spieler nach dem Abend nicht das Abenteuer sezieren und hypothetische Gedankenspiele betreiben, werden sie nichts bemerken.
Ja, so etwas nennt man auf gut deutsch "Betrug".

Eine Wesenheit von Betrug ist es, dass die Leute sehr häufig niemals merken, dass sie betrogen wurden. (Und den Betrüger evtl. sogar in guter Erinnerung behalten, bis sie irgendwann evtl. sogar Jahre später herausfinden, dass er ein Betrüger ist.)

Ich habe das Skatbeispiel nicht ohne Grund gewählt: Wenn du das Skatspiel nicht anschließend genau sezierst (was viele Skatspieler durchaus tun), dann wirst du niemals herausfinden, dass dein Mitspieler betrogen hat.

Zitat
Sie haben ihre Entscheidungen getroffen und zwar aus freien Stücken. Ergo dürften sie mit sich ganz zufrieden sein.
Ja, dass sie ihre Entscheidungen getroffen haben, bestreitet doch niemand!
Es geht darum, dass ihre Entscheidung keinen Einfluss auf den Plot hat.

Sie können also nicht beurteilen, ob es eine gute oder schlechte Entscheidung war. Weil die Entscheidung einfach nichtig ist.

Versteh mich nicht falsch: Wenn du damit zufrieden bist, dass deine Entscheidungen keinen Einfluss haben, dann ist das schön für dich. Dann bist du einer derjenigen Spieler, die Spaß am Railroaden haben.
Aber es denken eben nicht alle Spieler wie du. Es gibt durchaus Spieler, die daran keinen Spaß haben.

@ Feuersänger
Für dich
hat Railroading eine negative Konnotation. Für mich dagegen nicht.
Titel: Re: Definition Railroding: Ja was isses denn nun?
Beitrag von: Sashael am 1.12.2009 | 13:42
Versteh mich nicht falsch: Wenn du damit zufrieden bist, dass deine Entscheidungen keinen Einfluss haben, dann ist das schön für dich. Dann bist du einer derjenigen Spieler, die Spaß am Railroaden haben.
Aber es denken eben nicht alle Spieler wie du. Es gibt durchaus Spieler, die daran keinen Spaß haben.
Ich habe keinen Spass am Railroaden.
Wenn ich merke, dass ich nicht eine Geschichte erlebe, sondern erraten muss, wie es jetzt weitergehen soll, dann verlier ich komplett die Motivation und fange an, sehr schlechtes Rollenspiel zu betreiben. Wenn ich aber (aus welchen Gründen auch immer) zufällig immer genau dem Gedankengang des Autors des Abenteuers folge (möglicherweise, weil der Autor mich persönlich kennt und sein Abenteuer an meine Denke angepasst hat), dann werde ich großartig spielen und wir alle haben verdammt viel Spass.

Ist jetzt das Abenteuer jetzt Railroading?
Objektiv betrachtet - ja.
Subjektiv habe ich aber das Gefühl, ich kann machen was ich will und komme im Abenteuer super voran.

Und das ist doch der Knackpunkt. Railroading ist doch per se eine subjektive Sache. Der Versuch, sie durch objektive Analyse wertneutral zu machen, muss scheitern. Was für den einen Railroading, das ist für den anderen Scene Framing und für den Dritten stinknormales RP. Die persönlichen Meinungen und Erfahrungen sind entscheidend für die Wahrnehmung von Railroading. Daher MUSS eine auch nur annähernd allgemeingültige Definition die Befindlichkeiten der Betroffenen mit einbeziehen. Ansonsten wird es immer jemanden geben, der sagt "Nö, das ist auf gar keinen Fall Railroading".

Aber das "Ich will die Schienen verlassen und darf das nicht.", würde ich dann getreu der Eisenbahn-Analogie eher als "schaffnern" bezeichnen: Die Fahrgäste wollen die Eisenbahn verlassen, aber der Schaffner hindert sie daran.
Das ist es, was ich meine. Die einen bezeichnen dieses Verhalten als Railroading, du sagst, dass es etwas anderes sei, nämlich "schaffnern". Du erschaffst einen neuen Begriff für ein Phänomen, das eine Menge anderer Leute bereits mit dem Begriff Railroading belegt haben. Du versuchst, einen negativ konotierten Begriff wertneutral zu beschreiben und weil du dabei an eine Grenze stößt, erfindest du für Dinge, die hinter dieser Grenze passieren, einen neuen Begriff.

So kann es aber nicht funktionieren.
Titel: Re: Definition Railroding: Ja was isses denn nun?
Beitrag von: Callisto am 1.12.2009 | 14:06
@Sashael: Deswegen hab ich ja auch ZWEI Definitionen von RR. Einmal eine allgemeine und einmal eine Definition von "verdammungswürdigem" RR. Dann ist nur zweiteres negativ, wobei ersteres das zweitere beinhaltet.
Titel: Re: Definition Railroding: Ja was isses denn nun?
Beitrag von: Eulenspiegel am 1.12.2009 | 14:24
Ich habe keinen Spass am Railroaden.
Ich habe nicht gesagt, dass du Spaß an Railroaden hast. (Was schon deswegen schwierig ist, weil wir zwei verschiedene Vorstellung von Railroaden haben. - Wenn, dann würde ich sagen: Du hast Spaß am Eulenspiegelschen Railroaden, aber keinen Spaß am Sashaelschen Railroaden.)

Ich habe nur gesagt, dass du (scheinbar) Spaß daran hast, wenn deine Entscheidungen keinen Einfluss haben. (Ob dem so ist, weiß ich natürlich nicht. Aber so lesen sich nunmal deine letzten beiden Posts.)

Ob "Spaß daran, obwohl Entscheidungen keinen Einfluss haben" jetzt auch "Spaß, obwohl Railroading" bedeutet oder etwas anderes ist, hängt von der Definition von RR ab.

Zitat
Und das ist doch der Knackpunkt. Railroading ist doch per se eine subjektive Sache.
Vielleicht so, wie du es definierst.
Aber ganz sicher nicht so, wie ich es definiere.

Zitat
Die persönlichen Meinungen und Erfahrungen sind entscheidend für die Wahrnehmung von Railroading.
Wieso?

Zitat
Du erschaffst einen neuen Begriff für ein Phänomen, das eine Menge anderer Leute bereits mit dem Begriff Railroading belegt haben.
Das Problem ist:
Eine Menge Leute haben ein Phänomen mit einem Wort besetzt, dass schon belegt ist.

Jetzt kann man ein und das gleiche Wort (Railroading) entweder für zwei verschiedene Phänomene verwenden, oder aber man überlegt sich, dem einen Phänomem einen neuen Namen zu geben.

Und da "Railroad" im Deutschen nunmal die Eisenbahn bzw. die Schienengleise sind, wäre ich dafür, doch einfach bei der Bahnmetapher zu bleiben.

Zitat
Du versuchst, einen negativ konotierten Begriff wertneutral zu beschreiben und weil du dabei an eine Grenze stößt, erfindest du für Dinge, die hinter dieser Grenze passieren, einen neuen Begriff.
Falsch.

Es gibt zwei verschiedene Phänomene:
1) Der SL hat einen Plot, den er auf alle Fälle durchzieht.
2) Die Spieler sind mit dem Plot, so wie er gespielt wird unzufrieden, aber können ihn nicht ändern.

Das Problem ist nun, dass einige Leute Phänomen 1 den Namen "Railroading" verpasst haben und andere Leute haben Phänomen 2 den Namen Railroading verpasst.

Wie ich schon im Nachbarthread sagte, gibt es keine richtigen und falschen Definitionen. Es gibt nur sinnvolle und weniger sinnvolle Definitionen.

So oder so, muss man bei einem Gespräch aber klar machen, ob man über Phänomen 1 oder Phänomen 2 spricht. Und am einfachsten geht dies, wenn man einem der beiden Phänomene einen neuen Namen gibt.

Und hier gilt nunmal:
Bei "Der SL hat einen Plot, den er auf alle Fälle durchzieht", denke ich automatisch an eine Eisenbahn und die Spieler sitzen in dieser Eisenbahn und folgen den Schienen.
Die Metapher ist sonnenklar.
Daher bin ich persönlich dafür, dieses Phäomen 1 auch "Eisenbahnwesen" oder auf englisch halt "Railroading" zu nennen.

Bei Phänomen 2 dagegen kann ich keine Eisenbahmetapher erkennen.
Klar, die Spieler sind unzufrieden mit dem Plot. - Aber irgendwie baut sich vor meinem inneren Auge kein Bild von einer Eisenbahn oder von Schienen auf. Daher kann ich auch nicht verstehen, wieso man dieses Phänomen unbedingt Railroading nennen will.

Die Metapher "Spieler können den Plot nicht verlassen. --> Spieler befinden sich in einer Eisenbahn." ist mir sonnenklar.
Aber die Metapher "Spieler sind mit dem Plot unzufrieden, aber können ihn nicht verlassen --> Spieler befinden sich in einer Eisenbahn", will sich mir nicht so recht einleuchten.
Die Metapher passt einfach nicht.

Zitat
So kann es aber nicht funktionieren.
Les dir mal den Thread über Definitionen durch.
Titel: Re: Definition Railroding: Ja was isses denn nun?
Beitrag von: Hector am 1.12.2009 | 14:27
...
Es gibt zwei verschiedene Phänomene:
1) Der SL hat einen Plot, den er auf alle Fälle durchzieht.
2) Die Spieler sind mit dem Plot, so wie er gespielt wird unzufrieden, aber können ihn nicht ändern.

Das Problem ist nun, dass einige Leute Phänomen 1 den Namen "Railroading" verpasst haben und andere Leute haben Phänomen 2 den Namen Railroading verpasst.

Wie ich schon im Nachbarthread sagte, gibt es keine richtigen und falschen Definitionen. Es gibt nur sinnvolle und weniger sinnvolle Definitionen.

So oder so, muss man bei einem Gespräch aber klar machen, ob man über Phänomen 1 oder Phänomen 2 spricht. Und am einfachsten geht dies, wenn man einem der beiden Phänomene einen neuen Namen gibt.

Und hier gilt nunmal:
Bei "Der SL hat einen Plot, den er auf alle Fälle durchzieht", denke ich automatisch an eine Eisenbahn und die Spieler sitzen in dieser Eisenbahn und folgen den Schienen.
Die Metapher ist sonnenklar.
Daher bin ich persönlich dafür, dieses Phäomen 1 auch "Eisenbahnwesen" oder auf englisch halt "Railroading" zu nennen.

Bei Phänomen 2 dagegen kann ich keine Eisenbahmetapher erkennen.
Klar, die Spieler sind unzufrieden mit dem Plot. - Aber irgendwie baut sich vor meinem inneren Auge kein Bild von einer Eisenbahn oder von Schienen auf. Daher kann ich auch nicht verstehen, wieso man dieses Phänomen unbedingt Railroading nennen will.

Die Metapher "Spieler können den Plot nicht verlassen. --> Spieler befinden sich in einer Eisenbahn." ist mir sonnenklar.
Aber die Metapher "Spieler sind mit dem Plot unzufrieden, aber können ihn nicht verlassen --> Spieler befinden sich in einer Eisenbahn", will sich mir nicht so recht einleuchten.
Die Metapher passt einfach nicht.

Wieso passt die nicht?

Variante 1: Die Spieler sitzen fröhlich lachend im Zug und erfreuen sich an der an ihnen vorbeiziehenden Landschaft, weil sie Eisenbahnfahren toll finden.
Variante 2: Die Spieler sitzen mit verkniffenen Gesichtern im Zug und meckern über die an ihnen vorbeiziehende Landschaft, weil sie lieber zu Fuß gehen würden.
Titel: Re: Definition Railroding: Ja was isses denn nun?
Beitrag von: Eulenspiegel am 1.12.2009 | 14:56
Wie gesagt:
Railroading sagt ja erstmal nur, ob die Spieler im Zug sitzen oder nicht.

Ob die Spieler nun fröhlich lächelnd oder mit verkniffenen Gesichtern im Zug setzen, darüber sagt "Railroading" imho nichts aus.

Das heißt, wenn jemand sagt: "Ich betreibe Railroading.", weiß ich nur, dass er im Zug sitzt.
Ob ihm die Zugfahrt Spaß macht, oder ob er Zug fahren blöde findet, weiß ich jedoch nicht. Darüber sagt das Wort "Zug fahren" bzw. "Railroaden" nichts aus.
Titel: Re: Definition Railroding: Ja was isses denn nun?
Beitrag von: Teylen am 1.12.2009 | 14:59
Die Spieler sitzen aber doch so oder so in einem Zug da jeder SL der nicht komplett aus dem Aermel herraus improvisiert doch allein dadurch railroaden wuerde das er einen Plot erstellt,..

Nun und da wirklich fast alle Zug fahren finde ich es unnoetig einen extra Begriff allein dafuer einzufuehren. Da ergibt Zug fahren aber eigentlich net Zug fahren wollen / im falschen Zug sitzen eher Sinn.
Titel: Re: Definition Railroding: Ja was isses denn nun?
Beitrag von: Hector am 1.12.2009 | 15:02
Wie gesagt:
Railroading sagt ja erstmal nur, ob die Spieler im Zug sitzen oder nicht.

Ob die Spieler nun fröhlich lächelnd oder mit verkniffenen Gesichtern im Zug setzen, darüber sagt "Railroading" imho nichts aus.

Das heißt, wenn jemand sagt: "Ich betreibe Railroading.", weiß ich nur, dass er im Zug sitzt.
Ob ihm die Zugfahrt Spaß macht, oder ob er Zug fahren blöde findet, weiß ich jedoch nicht. Darüber sagt das Wort "Zug fahren" bzw. "Railroaden" nichts aus.

Aber gerade diese Argument zeigt doch, wie überflüssig ein neutral belegtes Railroading ist. Der Begriff bringt nicht weiter, weil er dann viel zu allgemein ist.
Titel: Re: Definition Railroding: Ja was isses denn nun?
Beitrag von: Eulenspiegel am 1.12.2009 | 15:14
@ Teylen
Die Spieler sitzen aber doch so oder so in einem Zug da jeder SL der nicht komplett aus dem Aermel herraus improvisiert doch allein dadurch railroaden wuerde das er einen Plot erstellt,..
Nein. "Normalerweise" haben die Spieler einen Einfluss auf den Plot.

Der SL überlegt sich vielleicht grob eine Plotstruktur. Aber wie der Plot nun genau aussieht, in welche Richtung sich der Plot entwickelt und wie er ausgeht, das alles wird von den Spielern durch ihre Aktionen mitbestimmt.
Die Entscheidungen der Spieler sind also nicht nur Farbe,sondern haben einen signifikanten Einfluss auf den verlauf des Plottes.

Vielleicht war es vor 10 Jahren noch so, dass wirklich alle Zug gefahren sind. Und vielleicht kennen einige Altmeister das auch gar nicht anders. Oder vielleicht hast du das Glück/Pech, in Gruppen zu spielen, in denen nur Zug gefahren wird.
Das ändert aber nichts daran, dass es zahlreiche andere Gruppen gibt, in denen nicht Zug gefahren wird. (In denen die Spieler also nicht dem Plot des SLs folgen, sondern den Plot eigenständig fortentwickeln.)

Zitat
Nun und da wirklich fast alle Zug fahren finde ich es unnoetig einen extra Begriff allein dafuer einzufuehren. Da ergibt Zug fahren aber eigentlich net Zug fahren wollen / im falschen Zug sitzen eher Sinn.
1) Wie gesagt: Es gibt zahlreiche Runden, in denen man keinen Zug fährt.
2) Wenn man kein Problem mit Zug fahren hat und einfach nur mit dem aktuellen Zug unzufrieden ist (sich aber in einem anderen Zug vollkommen wohl führen würde), dann ist das etwas vollkommen anderes als Leute, die mit Zug fahren sowieso unzufrieden sind und sich lieber vollkommen frei ohne Gleisbeschränkung bewegen wollen.

Und ja, es gibt beides:
1) Leute, die den aktuellen Zug nicht mögen, aber prinzipiell keine Probleme mit Zügen haben. (Die also kein Problem mit vorgefertigten Plots haben, sondern nur diesen speziellen Plot nicht mögen.)
2) Leute, die prinzipiell keine Züge mögen. (Die also immer Probleme mit vorgefertigten Plots haben und den Plot mitentwickeln wollen.)

@ Großkomtur
Nein, der Begriff bringt einem so enorm viel weiter.
Denn damit kann man aussagen, ob man Probleme damit hat, dass der SL den Plot definiert und die Spieler ihm nur folgen (man also ein Problem mit Railroading hat) oder ob man es gut findet, dass der SL den Plot vorgibt und die Spieler den Plot einfach nur folgen wollen (an also Railroading toll findet).

Bei meiner Definition könnte ein Gespräch in etwa so aussehen:
Spieler 1: "Ich hasse Railroading."
Spieler 2: "Also mir macht Railroading hin und wieder Spaß."
Spieler 3: "Wenn unser SL nur selten Railroadet, ist das ja in Ordnung. Aber ich hasse es, wenn das zu häufig passiert."

Bei deiner Definition würde genau das gleiche Gespräch so aussehen:
Spieler 1: "Wenn der SL einen Plot fest vorgibt und ich keine Einflussmöglichkeiten darauf habe, dann ist es für mich Railroading."
Spieler 2: "Also für mich wäre so eine Situation hin und wieder kein Railroading."
Spieler 3: "Wenn unser SL nur selten einen Plot fest vorgibt und ich keine Einflussmöglichkeiten habe, ist das nicht unbedingt Railroading. Aber es ist Railroading, wenn er das zu häufig macht."

Beide male wurde exakt das gleiche gesagt. Aber bei meiner Definition ist das Gespräch viel kürzer (und imho exakter) gewesen. In meiner Definition kann Spieler 1 seine Meinung kurz und prägnant auf den Punkt bringen. Wenn er dagegen deine Definition verwendet, muss er elend lang erzählen.
Titel: Re: Definition Railroding: Ja was isses denn nun?
Beitrag von: Hector am 1.12.2009 | 15:23
@ Großkomtur
Nein, der Begriff bringt einem so enorm viel weiter.
Denn damit kann man aussagen, ob man Probleme damit hat, dass der SL den Plot definiert und die Spieler ihm nur folgen (man also ein Problem mit Railroading hat) oder ob man es gut findet, dass der SL den Plot vorgibt und die Spieler den Plot einfach nur folgen wollen (an also Railroading toll findet).

Bei meiner Definition könnte ein Gespräch in etwa so aussehen:
Spieler 1: "Ich hasse Railroading."
Spieler 2: "Also mir macht Railroading hin und wieder Spaß."
Spieler 3: "Wenn unser SL nur selten Railroadet, ist das ja in Ordnung. Aber ich hasse es, wenn das zu häufig passiert."

Bei deiner Definition würde genau das gleiche Gespräch so aussehen:
Spieler 1: "Wenn der SL einen Plot fest vorgibt und ich keine Einflussmöglichkeiten darauf habe, dann ist es für mich Railroading."
Spieler 2: "Also für mich wäre so eine Situation hin und wieder kein Railroading."
Spieler 3: "Wenn unser SL nur selten einen Plot fest vorgibt und ich keine Einflussmöglichkeiten habe, sit das nicht unbedingt Railroading. Aber es ist Railroading, wenn er das zu häufig macht."

Beide male wurde exakt das gleiche gesagt. Aber bei meiner Definition ist das Gespräch viel kürzer (und imho exakter) gewesen. In meiner Definition kann Spieler 1 seine Meinung kurz und prägnant auf den Punkt bringen. Wenn er dagegen deine Definition verwendet, muss er elend lang erzählen.
Pardon, das stimmt nicht. Mit der klassischen (von dir mit "meiner") Definition wäre das Gespräch eher so:
Spieler 1: Ich hasse Railroading!
Spieler 2: Ja, aber ein bisschen Erzählonkel ab und zu ist ganz okay.
Spieler 3: Wenn's zuviel wird, ist es nicht okay.
Titel: Re: Definition Railroding: Ja was isses denn nun?
Beitrag von: Teylen am 1.12.2009 | 15:28
Zitat
Nein. "Normalerweise" haben die Spieler einen Einfluss auf den Plot.
Nein, in den meisten Systemen, ist kein kreativer Einfluss des Spielers auf den Plot selbst vorgesehen. Konzepte bei denen Spieler Szenerien erschaffen wie bei Western City sind doch deutlich in der Unterzahl.

Zitat
Der SL überlegt sich vielleicht grob eine Plotstruktur.
Richtig, und damit "railroadet" er.
Unabhaengig davon ob er es im Abschluss bzw. im Verlauf wage haelt oder eine Vielfalt von Abzweigungen festlegt.

Solange der SL die Plotstruktur bestimmt ist das freie handeln der Spieler nichts weiter als eine Illusion bei der sie letztenendes doch nur die Farbe bestimmen.

Die Signifkants der Entscheidung ist dabei nicht wesentlich hoeher als bei einem PC Spiel, hoechstens variabler.


Wenn man ein Begriff braucht der Konzepte wie Western City im Gegensatz zu traditionellen Runden abbildet sollte man es Player Empowerment (oder so) nennen. Nur ist selbst da das Gegenteil von Player Empowerment nicht Railroading.
Zumal der Begriff Railroading immer eine Abwertung gegenueber der Person stellt die so gezwungen wird ihn fuer ihre Spielweise zu verwenden.
Titel: Re: Definition Railroding: Ja was isses denn nun?
Beitrag von: K!aus am 1.12.2009 | 15:33
Gut zu wissen, dass es andere Leute noch genau so sehen wie ich!

Go Teylen, GO!  :d
Titel: Re: Definition Railroding: Ja was isses denn nun?
Beitrag von: Eulenspiegel am 1.12.2009 | 15:43
Pardon, das stimmt nicht. Mit der klassischen (von dir mit "meiner") Definition wäre das Gespräch eher so:
Spieler 1: Ich hasse Railroading!
Das wäre ja (fast) eine Tautologie.
Da könnte Spieler 1 genau so sagen: "Der Ball ist rund." oder "Schmerz tut weh." oder "Das Viereck hat vier Ecken."
Alles sind Tautologien, weil du das definierende nur noch mal erwähnst.

Nach deiner Definition hasst JEDER Mensch Railroading. (Weil es ja per Definition nur Railroading ist, wenn du es nicht magst.)

In meinem Gespräch hat der Spieler aber nicht gesagt, dass er es hasst, wenn ein Plot gespielt wird, den er nicht mag. Er hat ausgesagt, dass er es nicht mag, wenn der SL den Plot vorgibt.

Verglichen wir die drei Sätze doch mal, indem wir das Definierende in die Definition einsetzen.
Wir haben die drei folgenden Sätze:
1) "Ich hasse eulenspiegelsches Railroading."
2) "Wenn der SL einen Plot fest vorgibt und ich keine Einflussmöglichkeiten darauf habe, dann ist es für mich großkomtursches Railroading."
3) "Ich hasse großkomtursches Railroading."

So, jetzt ersetzen wir mal in allen drei Aussagen die Definition. Dann erhalten wir:
bei 1) "Ich hasse es, wenn der SL einen Plot fest vorgibt und ich keine Einflussmöglichkeiten darauf habe."
bei 2) "Wenn der SL einen Plot fest vorgibt und ich keine Einflussmöglichkeiten darauf habe, dann ist es für mich so, dass der SL den Plot fest vorgibt, ich keine Einflussmöglichkeiten darauf habe und ich den Plot nicht toll finde."

Jetzt können wir Aussagenlogik darauf anwenden, etwas kürzen und erhalten bei 2):
"Wenn der SL einen Plot fest vorgibt und ich keine Einflussmöglichkeiten darauf habe, dann ist es für mich so, dass ich den Plot nicht toll finde."

bei 3) "Ich hasse es, wenn der SL den Plot fest vorgibt, ich keine Einflussmöglichkeiten darauf habe und ich den Plot nicht toll finde."

Du siehst: Bei 1 und bei 2 werden die gleichen Aussagen getroffen:
Sie finden es nicht toll, wenn der SL den Plot fest vorgibt und sie keine Einflussmöglichkeiten haben.

Bei deinem Spieler weiß man jedoch nicht, ob er es toll oder schlecht findet, wenn der SL den Plot fest vorgibt und der Spieler keine Einflussmöglichkeiten hat.
Bei deinem Spieler weiß man nur, dass er es nicht toll findet, wenn er den Plot nicht toll findet.

Aber darüber, ob er es toll finden würde, wenn er den Plot an sich toll finden würde (obwohl der SL den Plot fest vorgibt und er keine Einflussmöglichkeiten hat), darüber hat Spieler 3 keine Aussage getroffen.

Bei 1) und bei 2) erfahre ich etwas neues über den Spieler:
Er findet es nicht toll, dass der SL den Plot fest vorgibt und die Spieler keine Einflussmöglichkeiten haben.

Bei 3 (also den Satz, den du vorgeschlagen hast), erfahre ich nur etwas, was ich im Prinzip sowieso schon wusste:
Er findet es nicht toll, dass er den Plot nicht toll findet.

Deine Aussage hat also keinerlei Mehrwert, sondern ist fast schon eine Tautologie.

Zitat
Spieler 2: Ja, aber ein bisschen Erzählonkel ab und zu ist ganz okay.
Spieler 3: Wenn's zuviel wird, ist es nicht okay.
Was ist jetzt schon wieder ein Erzählonkel?
Ist "Erzählonkel" für dich das gleiche wie Railroading oder ist das etwas anderes?
Titel: Re: Definition Railroding: Ja was isses denn nun?
Beitrag von: Hector am 1.12.2009 | 15:48
Erzählonkel ist für mich das Eulenspiegelsche Railroading.  ;D

Edit: In Großkomturschen Worten: Einer labert, die andern hören zu und findens gut oder auch nicht. Und wenns sie's nicht gut finden, dann ist es für die betroffenen Railroading.
Titel: Re: Definition Railroding: Ja was isses denn nun?
Beitrag von: Callisto am 1.12.2009 | 16:00
Die Spieler sitzen aber doch so oder so in einem Zug da jeder SL der nicht komplett aus dem Aermel herraus improvisiert doch allein dadurch railroaden wuerde das er einen Plot erstellt,..

Nun und da wirklich fast alle Zug fahren finde ich es unnoetig einen extra Begriff allein dafuer einzufuehren. Da ergibt Zug fahren aber eigentlich net Zug fahren wollen / im falschen Zug sitzen eher Sinn.

Neyneyney. Im Normalfall gibt es regelmäßig Weichen, die die Spieler umstellen dürfen, bei verdammenswertem RR gibts die nicht. Im Idealfall können Spieler auch Weichen stellen, obwohl da vorher gar keine vorgesehen waren. Laßt die Spieler Autofahren, vielleicht wollen sie ja ans selbe Ziel wie der Zug.
Titel: Re: Definition Railroding: Ja was isses denn nun?
Beitrag von: Teylen am 1.12.2009 | 16:04
Spieler 1: Ich hasse Railroading!
Das wäre ja (fast) eine Tautologie.
Richtig. Deshalb ist die Aussage unsinnig.

Ebenso waere es nach deinem Vorschlag eine Tautologie zu sagen "In der DSA Runde gestern wurde gerailroadet" weil in jeder DSA Runde die kein System hat bei denen sich die Spieler Einflussnahme auf das Plot Design kaufen koennen jede Runde gerailroadet waere.

Es macht durchaus auch Sinn es negativ zu belegen wenn der Ansatzpunkt ist eine Befindlichkeit fest zustellen. Wenn Spieler 1 sagt:
"Gestern hatte ich das Gefuehl von Railroading."
Bringt er damit zum Ausdruck das der Plot in negativer Weise Fremd bestimmt wurde.

Als praktisches Beispiel.
Ich finde den Plot von Dragon Age ganz okay, nur bei der Szene des Vorspiel zum adligen Menschen hatte ich das Gefuehl das ganz uebel gerailroadet wurde.

Railroading ist ein Mangel innerhalb einer Erzaehltechnik.

Zitat
Er hat ausgesagt, dass er es nicht mag, wenn der SL den Plot vorgibt.
Die SL gibt den Plot aber fuer gewoehnlich immer vor.
Egal was Spielern mit Weichen im Detail machen.
Deswegen ist es auch eine Spiel*Leitung* weil sie leitet.
Die ursaechliche Daseinsberechtigung / Sinn von SLs ist der Plots vorzugeben.

Die Aussage: "Ich fand das es zu Railroading kam." Ist nicht analog zu
"Ich hasse es wenn der SL einen Plot mit eingeschraenkten Moeglichkeiten vorgibt." sondern zu:
"Ich hasse es wenn der SL einen Plot mit eingeschraenkten Moeglichkeiten vorgibt welche mir in dem Kontext den Spielspass verdarben."

Basierend auf der letzten Aussage kann man dann analysieren wieso er es in dem Fall nicht mochte. Das koennte sein weil:
 - Er allgemein starre Plot Strukturen schlecht findet
 - Weil die Szene unstimmig beschrieben ward
 - Weil der Verlauf der Szene mit der Erwartungshaltung hinsichtlich der Moeglichkeiten des Charakters kollidierte
 - Weil der Verlauf der Szene mit der Erwartungshaltung hinsichtlich der Entwicklung der Geschichte kollidierte
 - Weil die Pizza noch schief im Magen lag
[..]
Titel: Re: Definition Railroding: Ja was isses denn nun?
Beitrag von: Hector am 1.12.2009 | 16:16
Richtig. Deshalb ist die Aussage unsinnig.

Leute, wenn Ihr klugscheißert, klugscheißert bitte richtig. Etwas hassen ist nicht gleichbedeutend mit etwas nicht mögen oder etwas als störend empfinden. Nicht im Ansatz. Also wirklich.   wtf?
Titel: Re: Definition Railroding: Ja was isses denn nun?
Beitrag von: Teylen am 1.12.2009 | 16:18
Etwas hassen ist nicht gleichbedeutend mit etwas nicht mögen oder etwas als störend empfinden. Nicht im Ansatz. Also wirklich.   wtf?
Also es gibt Sachen die du hasst aber dennoch magst und die dich auch nicht stoeren?  wtf?
Titel: Re: Definition Railroding: Ja was isses denn nun?
Beitrag von: Hector am 1.12.2009 | 16:23
Nein. Es gibt Sachen, die ich als störend empfinde. Unangemessenen Eingriff des Spielleiters in meine Handlungen (aka Railroading) zum Beispiel. Es gibt Sachen, die ich nicht mag. Kohlsuppe beispielsweise. Und es gibt Sachen die ich hasse. Nazis beispielsweise. Ich würde aber nicht so weit gehen, zu sagen, dass ich Railroading hasse. Ich kenne aber sehr wohl Leute, die das tun.

Und warum bitteschön, ist es daher Unsinn, wenn jemand sagt: Ich hasse Railraoding?
Titel: Re: Definition Railroding: Ja was isses denn nun?
Beitrag von: Eulenspiegel am 1.12.2009 | 16:28
Leute, wenn Ihr klugscheißert, klugscheißert bitte richtig. Etwas hassen ist nicht gleichbedeutend mit etwas nicht mögen oder etwas als störend empfinden. Nicht im Ansatz. Also wirklich.
Geh doch lieber auf den Inhalt ein, anstatt hier rumzuklugscheißen.

Falls es dir dann besser geht, kann ich den ganzen Post nochmal editieren und überall, wo hassen steht, dieses durch "nicht mögen" ersetzen. Die Aussage meines Posts bleibt die selbe.
Titel: Re: Definition Railroding: Ja was isses denn nun?
Beitrag von: Teylen am 1.12.2009 | 16:33
Gut, die Runde Erbsen geht an dich. Man kann natuerlich feststellen in welchen Grad man einem negativen Sachverhalt negativ eingestellt ist. Wobei es insofern nichts bringt als das es nicht impliziert das es eine positive Seite gibt.
Wenn ich sage: "Ich hasse schlechte Nachrichten in Belgien"
Heisst das nicht das schlechte Nachrichten wo anders positiv sein koennen.
Titel: Re: Definition Railroding: Ja was isses denn nun?
Beitrag von: Hector am 1.12.2009 | 16:36
Damit rennst Du bei mir offene Türen ein.
Titel: Re: Definition Railroding: Ja was isses denn nun?
Beitrag von: Eulenspiegel am 1.12.2009 | 16:40
Na scheinbar nicht:

Man kann definieren:
- "Gummiblablub sind Nachrichten in Belgien."
Dann ist es sinnvoll zu sagen: "Ich hasse Gummiblablub."

Man kann aber auch definieren:
- "Gummiblablub sind Nachrichten in Belgien, die ich nicht mag."
Dann ist der Sachverhalt "Ich hasse Gummiblablub." weit weniger sinnvoll. (Er ist nicht falsch. Und er ist nicht tautologisch. Und er hat sicherlichen einen winzigkleinen Sinn. Aber die Sinnhaftigkeit ist nicht so hoch, wie bei dem oberen.)

Aber wiegesagt: Anstatt sich am Wörtchen "hassen" aufzuhängen, ersetze einfach in den obigen Posts das Wörtchen "hassen" einfach durch "nicht mögen".
Titel: Re: Definition Railroding: Ja was isses denn nun?
Beitrag von: Sashael am 1.12.2009 | 19:41
Wenn die Defnitionen der verschiedenen Leute soweit abweichen, dann sollte man doch mal noch mal zurückgehen und fragen:

Was bedeutet es, wenn ein Spieler sagt "Der SL hat das ganze Abenteuer gerailroaded"?

Was will der Spieler damit aussagen? Ist der Satz wertneutral oder will er damit seine Emotionen über das Abenteuer beschreiben?
Titel: Re: Definition Railroding: Ja was isses denn nun?
Beitrag von: Eulenspiegel am 1.12.2009 | 19:57
Kommt auf die Betonung des Satzes an.

Aber Gegenfrage: Was bedeutet es, wenn der Spieler sagt: "Der SL hat die ganze Zeit mit der neuen Spielerin rumgeflirtet."

oder wenn der Spieler sagt: "Der SL hat die ganze Zeit erst in der Nase gepopelt und dann in die Chipstüte gefasst."

oder wenn der Spieler sagt: "Der SL hat die ganze Schokolade alleine aufgegessen."

Sind diese Aussagen wertneutral oder bedeuten sie was und der Spieler will damit seine Emotionen über den Abend ausdrücken?

Und angenommen: "In der Nase popeln und anschließend in die Chipstüte fassen" ist nicht wertneutral, sondern abwertend gemeint: Was sagt uns das jetzt über die Definition von "Nase popeln" und "in die Chipstüte fassen" oder von "ganze Schokolade alleine essen"?
Titel: Re: Definition Railroding: Ja was isses denn nun?
Beitrag von: Funktionalist am 1.12.2009 | 20:01
Teylen hat damit mMn die krasseste Defintion von RR.

Sie lässt noch nicht einmal den moderierten Einfluss der Spieler auf den Plot gelten, der ausgeübt wird, wenn der SL "seine Geschichte" an die Handlungen der Spieler anpasst/ diese zählen lässt.
("Ich bringe ihn um!"-"Ok, dann gibt es im Showdown keinen Grafen.")

Ich finde, das geht zu weit.

@Großkomtur
Auch Deine Definition ist härter als die der Forge.

Es ist nicht nötig, dass jemand dahinter kommt, dass er betrogen wurde, damit es ein Betrug ist.
Die Prämisse ist die, dass jeder am Spieltisch möchte, dass sein Beitrag einen Einfluss auf das Spielergebnis hat (insbesondere auf die Handlung).


@Eulenspiegel
keine roten Heringe bitte.
Titel: Re: Definition Railroding: Ja was isses denn nun?
Beitrag von: Sashael am 1.12.2009 | 20:05
Sehr schön Eulenspiegel. Ganz großes Kino. Nicht auf die Frage antworten, sondern absoluten vollkommen kontextlosen Schwachsinn posten.

Hallo!?!? Was zur Hölle haben deine Sinnlossätze mit meinem Satz zu tun? Kannst du auf meine Frage nicht antworten? Oder willst du nicht?

Wahrscheinlich Letzeres. Aber du darfst mir gern das Gegenteil beweisen.
Titel: Re: Definition Railroding: Ja was isses denn nun?
Beitrag von: Teylen am 1.12.2009 | 20:32
Teylen hat damit mMn die krasseste Defintion von RR.
Wie kommst du darauf?
Meine Definition von RR ist einfach:
Railroading ist wenn der Spieler sich durch die Art und Weise wie die Handlung gestrickt wird in negativer Weise beschränkt wird.

Zitat
Sie lässt noch nicht einmal den moderierten Einfluss der Spieler auf den Plot gelten, der ausgeübt wird, wenn der SL "seine Geschichte" an die Handlungen der Spieler anpasst/ diese zählen lässt.
("Ich bringe ihn um!"-"Ok, dann gibt es im Showdown keinen Grafen.")
Wieso sollte ich so was machen bzw. wie kommst du darauf? @_@
Das einzige ketzerische was ich Vorschlug was entfernt in die Richtung ging war einfach sinnlos würfeln zu lassen. "Wir möchten Borbard aufhalten" "Würfelt X" *würfelt X* "Klappt nicht."

Zitat
Es ist nicht nötig, dass jemand dahinter kommt, dass er betrogen wurde, damit es ein Betrug ist.
Man muss sich aber betrogen fühlen um betrogen worden zu sein.
Nun und es muss ein Betrug vorliegen.

Das die Spielleitung den Plot designed und der Einfluss der Spieler entsprechend begrenzt ist kein Betrug sondern in dem Regelfall natürlich.
(Nicht in den Regelfall fallen Systeme wo sich Spieler Plot Design kaufen können)
Titel: Re: Definition Railroding: Ja was isses denn nun?
Beitrag von: Funktionalist am 1.12.2009 | 20:41
Wie kommst du darauf?
Du hast in einem Post gefordert, dass Spieler den Plot völlig frei bestimmen können müssen, um nicht geRR werden zu werden.
Auf die Aussage, dass Spieler einen Einfluss auf die Geschichte hätten, hast Du geantwortet:
Nein, in den meisten Systemen, ist kein kreativer Einfluss des Spielers auf den Plot selbst vorgesehen. Konzepte bei denen Spieler Szenerien erschaffen wie bei Western City sind doch deutlich in der Unterzahl.
Was schon eine sehr starke Forderung ist.

Im Nachfolgenden Satz wurde die Aussage dann auf jede Form von Playerempowerment ausgeweitet, aber selbst das ist mMn nicht notwendig, um den Spielern einen (indirekten) Einfluß zu ermöglichen.

Bsp. improvisierter Abend, bei dem der SL Ideen der SPieler aufgreift und weiterspinnt.

Man muss sich aber betrogen fühlen um betrogen worden zu sein.
Nein.
Es reicht aus, Opfer eines Betruges zu sein und mit Stolz den falschen Picasso im Wohnzimmer hängen zu haben.

lieben Gruß,
Alex
Titel: Re: Definition Railroding: Ja was isses denn nun?
Beitrag von: Teylen am 1.12.2009 | 20:56
Du hast in einem Post gefordert, dass Spieler den Plot völlig frei bestimmen können müssen, um nicht geRR werden zu werden.
Wenn man Railroading dadurch definiert das es den Spieler einen Plot vorgibt müßte, um Railroading zu vermeiden, der Plot völlig frei bestimmbar sein. Ja.

Zitat
Auf die Aussage, dass Spieler einen Einfluss auf die Geschichte hätten, hast Du geantwortet:
"Nein, in den meisten Systemen, ist kein kreativer Einfluss des Spielers auf den Plot selbst vorgesehen. Konzepte bei denen Spieler Szenerien erschaffen wie bei Western City sind doch deutlich in der Unterzahl."
Was schon eine sehr starke Forderung ist.
Es ist keine Forderung sondern eine Feststellung bzw. Beobachtung.
Das heißt, just um das Missverständnisse zu vermeiden, die Spieler haben schon in der Hinsicht Einfluss als das sie über die Charaktere agieren und die Welt die NSCs entsprechend reagieren bzw. der Spielleiter den Plot entspricht in die Richtung leitet in die die Spieler steuern.

Nur nehmen die Spieler damit keinen kreativen Einfluss auf den Plot selber.
Das heißt der Spieler kann sagen das er an der T-Kreuzung Recht oder Links abbiegen möchte oder stehen bleiben. Aber was Recht oder Links dann ist oder was passiert wenn sie stehen bleiben (der Plot) entscheidet dann der Spielleiter. Der dafür da ist.
Das ist dann auch kein gefälschter Picasso sondern ganz normale Rollenspiel Kunst.

Zitat
Im Nachfolgenden Satz wurde die Aussage dann auf jede Form von Playerempowerment ausgeweitet, aber selbst das ist mMn nicht notwendig, um den Spielern einen (indirekten) Einfluß zu ermöglichen.
Wie soll es den sonst ermöglicht werden?

Selbst bei einem improvisierten Abend, ohne Playerempowerment im Sinne von Plot Events kaufen, entscheidet letztlich der Spielleiter auf welchen Schienen die Geschichte verläuft.

Weshalb ich dagegen bin das ganze Railroading zu nennen bzw. zu schimpfen.
Weil das auslegen der Schienen ist kein Betrug oder dergleichen am Spielern sondern schlicht eine Notwendigkeit die aus dem gemeinsamen Rollenspiel entsteht.
Railroading ist es wenn der Spieler die Schienen nicht mag und eigentlich wirklich wo anders hin will, quasi im falschen Zug sitzt. Nun und wenn er dann sagt das er sich nun gerailroadet fühlt kann man den Zug anhalten und wieder in die richtige Richtung fahren lassen,..

liebe grüße,
Jenny
Titel: Re: Definition Railroding: Ja was isses denn nun?
Beitrag von: Funktionalist am 1.12.2009 | 21:04
Ah, jetzt sehe ich, was Du meinst.
Aber das hier:
http://www.youtube.com/watch?v=9rk1s-aGHO8 (Ab2.30)
ist eigentlich kein RR.

Bei RR, so wie ich es verstanden habe, werden Entscheidungen und Absichten von Spielern entwertet/übergangen (um vorher festgelegte Ablüufe durchzusetzen.)
Das heißt, dass die Schienen schon liegen und nicht erst gebaut werden. (Was eigentlich ein Musterbeispiel für ein gesundes Spiel ist.)

sers,
Alex
Titel: Re: Definition Railroding: Ja was isses denn nun?
Beitrag von: Akhorahil am 1.12.2009 | 21:22
Ah, da wart ihr schneller ;) dennoch hier eine Ergänzung.

Zitat
Man muss sich aber betrogen fühlen um betrogen worden zu sein.
Nun und es muss ein Betrug vorliegen.

Betrug ist die böswillige Steigerung von Übervorteilen. Auch wenn du den Betrug nicht merkst, so ist er dennoch vorhanden.

Anders ist es, wenn du zwar merkst das du übervorteilt wurdest, es dir aber egal ist, weil du mit dem Ergebnis zufrieden bist. Beispielsweise bei Tauschgeschäften. Wenn ich auf Gegenstand xyz meines Tauschpartners scharf bin, nehme ich dafür auch eine Übervorteilung in Kauf.

Zitat
Das die Spielleitung den Plot designed und der Einfluss der Spieler entsprechend begrenzt ist kein Betrug sondern in dem Regelfall natürlich.

Sehr häufig. Die restlichen Anteile des Kuchens teilen sich sehr frei gestaltete Runden und Systeme wie Western City. Aber ich vermute der überwiegende Teil der Community spielt so, das der SL den Plot designed und die Spieler mit dem Plot interagieren.

Und da liegt der Hase im Pfeffer :

Wie designe und kalkuliere ich, damit ich auf den Löwenanteil der zu erwartenden Situationen vorbereitet bin ?

Ideal kann man das bei Eigenkonstruktionen umsetzen. Bei Kaufabenteuern hilft nur, das Buch zu inhalieren, mit ihm unterm Kopfkissen zu schlafen etc., und eine WIRKLICH gute Vorbereitung - und ein Verständnis dafür, warum und wieso im Plot was passiert ( siehe das Borbarad-Beispiel im ähnlichen Thread im Allgemein-Bereich ).

Meine These : je gründlicher die Vorbereitung, desto weniger entsteht das Gefühl für die Spieler, gegenüber dem Plot machtlos zu sein oder auf eine Schiene gedrängt zu werden.

Einfaches Aktion-Reaktion-Prinzip. Jede Aktion der SCs provoziert eine wie auch immer geartete Reaktion entweder von Seiten der NSCs oder des Plottes selbst. Oder es passiert einfach mal gar nichts ( was genaugenommen auch eine Reaktion darstellt ). Je mehr alternative Handlungsstränge, die hypothetisch eintreten können und je besser man selbst und die SCs das Konstrukt verstehen, durch was die SCs sich bewegen, desto weniger muss man korrigierend eingreifen. Und je logischer und nachvollziehbarer die dadruch entstehenden Plottwists sind, desto weniger stellt sich ein merkwürdiges Gefühl bei den SCs ein.
Sollte man dennoch einmal korrigierend eingreifen müssen oder wollen, sollte man das behutsam und nicht mit der Holzhammermethode tun. Um mal das neverending Beispiel mit der Kreuzung wieder auszubuddeln *schäm* :

Kreuzung mit 4 Wegen, egal auf welchem Weg die SCs wandeln, sie kommen zur Burg des Landesherrn.

( folgendes gilt, wenn nicht an der Kreuzung ersichtlich ist, welcher Weg zur Burg führt - dann ist die ganze Tüdelei für die Katz )

KENNEN die SCs den Weg und schlagen bewusst einen anderen Weg ein, ist es dämlich, sie zur Burg kommen zu lassen. Das sieht ein Blinder mit Krückstock, das da was faul ist. Dann baut man später einen ausgeschilderten Seitenpfad ein. Wenn die SCs nicht drauf anspringen, OK.

Kennen sie den Weg NICHT ( vorher nicht im Dorf gefragt ) und ist es Ziel der SCs zur Burg zu kommen, kann man sich aussuchen, ob man die Burg ans Ende des Weges legt - weder die Spieler noch deren Figuren wissen wo genau sie Burg liegt und im Grunde ist es eine 33%-Chance, das sie den richtigen Weg treffen. Zur Not kann man auch auslosen, ob sie den richtigen Weg nehmen.

Kennen sie den Weg nicht und es ist der Anfang des Abenteuers ist es ähnlich wie im Beispiel weiter oben, mit dem Unterschied, das ich hier keinerlei Wahlmöglichkeiten lassen und die symbolische "Kreuzung" einfach skippen würde. Es ist der Abenteueraufhänger und wahrscheinlich schlicht Zufall und spät am Abend, das die SCs an der Burg vorbeikommen. Ich persönlich kenne keine Gruppe, die eine solche Gelegenheit ausser Acht lassen würde. Falls dennoch, so tut man gut daran, vorher einen alternativen Einstieg parat zu haben ( Stichwort Vorbereitung ).

Was man natürlich nicht tun sollte ist die Burg nach Bedarf umzusetzen ;). Ist der Standort einmal ermittelt, ist er für den Rest der Welt/des Abenteuers fix. Alles andere wäre zweifelsohne RR.

Wissen ist Macht. In allen Beispielen haben die SCs die Wahl, die Burg letzten Endes zu ignorieren. Wichtig ist aber, ob sie WISSEN, welcher Weg zur Burg führt oder nicht. Wandeln sie bewusst auf einem "falschen" Weg und kommen dennoch zur Burg, kann man das eventuell mit falschen Informationen durch Reisende / Dorfbewohner / etc. erklären, aber das mus schon richtig gut begründet sein. Ebenso wenn sie auf dem "richtigen" Weg sind und NICHT zur Burg kommen ( das wäre bei einem Spukschloss schon einfacher zu erkären, warum die Dörfler falsche Infos rausgegeben haben ).
Haben sie aber KEINE Infos, welcher Weg zur Burg führt und probieren sie einen x-beliebigen Weg aus, haben sie dennoch eine Chance ( 33% ), das der gewählte Weg auch der richtige Weg ist. Ob ich auf dem Plan nachschaue, es at random auslose oder einfach spontan entscheide wo die Burg liegt ist eher marginaler Natur.
Titel: Re: Definition Railroding: Ja was isses denn nun?
Beitrag von: Eulenspiegel am 2.12.2009 | 00:40
@ Teylen
(Klicke zum Anzeigen/Verstecken)

@ Sashael
Sehr schön Eulenspiegel. Ganz großes Kino. Nicht auf die Frage antworten, sondern absoluten vollkommen kontextlosen Schwachsinn posten.
1) Ich habe dir eine Antwort gegeben:
"Es kommt auf die Betonung des Satzes an."

2) Eigentlich bin ich der Meinung gewesen, dass du durch meine Fragen und ihrer Beantwortung auch die Beantwortung deiner Fragen findest. (Denn der Trick ist folgender: Die Antwort auf meine Fragen ist genau die gleichen Antwort, wie auf deine Fragen. Du hättest also nur meine Fragen beantworten müssen, um deine Frage auch beantwortet zu bekommen.)

3) Aber OK, dann beantworte ich dir eben deine Frage direkt, wenn du das unbedingt möchtest:
(Klicke zum Anzeigen/Verstecken)

So, nachdem ich also deine Fragen extra ausführlich beantwortet habe, habe ich auch zwei Fragen an dich:
1) Welchen Sinn haben deine Fragen?
2) Was hast du dir von meiner Antwort erhoffst? Bzw. wieso wolltest du, dass ich dir diese Fragen beantworte?

Ich hoffe, dass du meine Fragen auch beantwortest.
Titel: Re: Definition Railroding: Ja was isses denn nun?
Beitrag von: Sashael am 2.12.2009 | 10:04
@Eulenspiegel
Will ich gerne tun.

Kann man etwas wertneutral benutzen, wenn ALLE es immer nur mit einer negativen Konotation verwenden?
Die Betonung könnte die Aussage relativieren, allerdings wird sie dann mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit durch einen Nebensatz ergänzt.
Der SL hat das gesamte Abenteuer gerailroaded, aber es war trotzdem spassig.
Der Sinn meiner Frage zielt auf deine Definition der Wertneutralität des Begriffes Railroading ab. Diese ist schlicht nicht gegeben. Railroading ist nicht nur eine Technik zum Leiten, sondern es ist eine schlechte Technik. Aber diese Technik wird von Spielern nur dann thematisiert, wenn sie sie bemerkt haben UND sich von ihr eingeschränkt fühlten.  Damit ist der Begriff Railroading nicht wertneutral, sondern negativ belegt. Deshalb funktionieren allgemeingültige Definitionen nicht, die eine Wertneutralität des Begriffes annehmen. Gewisse Dinge lassen sich nicht wertneutral definieren. Ein anderes Beispiel wäre Folter. Rein objektiv betrachtet ist Folter auch nur eine Technik zur Befragung. Sie ist aber eine schlechte und verdammenswerte Technik. Übrigens gilt auch hier, wenn das "Opfer" die Folter nicht bemerkt, ist es keine Folter. Ein Heavy Metaler, dem 24 Stunden lang Juliane Werding vorgedudelt wird, dürfte das als Folter bezeichnen. Einem Juliane Werding Fan tut man damit höchstens einen Gefallen.

Wenn jemand von Railroading spricht, dann redet er eben NICHT von einem starren unveränderlichen Plot, sondern er redet davon, dass er sich gegängelt fühlt. Eine allgemeine Definition von Railroading muss also beachten WANN und WARUM der Begriff benutzt wird.
Titel: Re: Definition Railroding: Ja was isses denn nun?
Beitrag von: Funktionalist am 2.12.2009 | 10:18
@Sashael,
Ich stimme in Zwei Punkten nicht mit Dir überein.

1. RailRoading ist keine Technik, sondern ein Leitstil.
Techniken, die bei RR verwendet werden sind u.a. Illusionismus (ob rechts, oder links...es ist der richtige Weg), Mary Sues, Force (z.B. unüberwindbare Hindernisse auf anderen Wegen),...

2. Railroading muss nicht negativ auffalen, um eines zu sein. Es reicht, wenn Spielerentscheide übergangen wird, auch wenn das nicht bemerkt wird. Ich meine, gewollte Einflussnahme des SPielers konsequent untergraben wird.

Der Vergleich mit Folter hinkt mMn, da RR gewissermaßen Betrug ist und so viel näher an Neppergeschäften liegt.
Titel: Re: Definition Railroding: Ja was isses denn nun?
Beitrag von: Tudor the Traveller am 2.12.2009 | 10:50
Meine Gedanken zu Railroading, ohne den gesamten Faden zu lesen (man verzeihe mir die Mühsalsverweigerung):

Railroading ist, wenn die Story linear, meist auch chronologisch, einem einzelnen Strang folgt, ohne links und rechts der Storyline Raum für Aktivitäten der SC zu lassen. Die Railroad wird also beim Plotaufbau schon erstellt und ist integraler Bestandteil des Plots.
Sie hat restriktiven Charakter, weil sie die SC in der Storyline festhält. Der restriktive Charakter tritt aber erst zu Tage, wenn die SC beginnen, von der Storyline abzuweichen. Die Abweichung kann von den SC gewünscht sein oder unbeabsichtig (z.B. durch Fehlinterpretation der Storyline-relevanten Informationen) passieren. Ist die Abweichung gewünscht, wird die Restriktion als Gängelung empfunden und negativ bewertet.
Ist die Abweichung unbeabsichtigt, führt die Railroad die SC automatisch zurück zur Storyline. Die Restriktion nimmt dabei den Charakter einer Sicherung bzw. Hilfestellung an, was positiv empfunden werden kann, sofern starke Führung seitens der Spieler erwünscht ist.
Ich würde daher für mich in aktives und passives bzw. offenes und verdecktes Railroading unterscheiden, sowie aktives Railroading in sich nochmal in zwingend und helfend.
Passiv: Die SC folgen der RR freiwillig; die RR tritt in ihrem restriktiven Charakter gar nicht in Erscheinung.
Aktiv/zwingend: Die SC wollen die RR beabsichtigt verlassen, werden aber durch die Restriktion daran gehindert. Das beschneidet die SC massiv in der Entscheidungsfreiheit und wird gemeinhin stark negativ empfunden.
Aktiv/helfend: Die SC wollen die RR unbeabsichtigt verlassen, werden aber durch die Restriktion daran gehindert. Das hilft den SC bei der Orientierung und führt sie zurück zur Storyline, was positiv als Unterstützung aufgefasst wird.

Weiterhin kann RR offen oder verdeckt geschehen. Verdecktes RR kann dabei als Illusionismus aufgefasst werden, d.h. den SC wird ein Raum jenseits der Storyline dargestellt, in den sie aber nicht eindringen können; meist wird dabei das Eindringen in den "Abseits-Raum" als nicht erstrebenswert suggeriert, womit die SC gar nicht in den Raum einzudringen versuchen. Letzteres ist Bedingung, um die Illusion aufrecht erhalten zu können, wenn die RR "hart" ist (d.h. der Wechsel von der Storyline in den "Abseits-Raum" erfolgt abrubt nach Überwinden der Barriere (verlassen der Schienen)). Um die Illusion zu erleichtern, kann die RR auch weich sein, d.h. der Wechsel von der Storyline in den "Abseits-Raum" erfolgt nur allmählich.
Offenes RR zeigt dagegen klar die Nicht-Existenz des "Abseits-Raumes".
Verdecktes RR kann zu offenem RR werden, wenn die Spieler beginnen, die Illusion bzw. den Deckmantel zu erfassen, z.B. durch unplausible Elemente in der Illusion. Der Übergang von verdecktem zu offenem RR wird in der Regel besonders negativ empfunden, wenn die Spieler sich nicht bewusst waren, auf einer Railroad zu sein und kann einen Bruch des Gruppenvertrages bedeuten, wenn RR im Vertrag - explizit aber auch implizit - ausgeschlossen worden ist.

Wie es meist der Fall ist, werden negative Aspekte stärker wahrgenommen als positive. Das Railroading ist daher generell negativ behaftet.
Titel: Re: Definition Railroding: Ja was isses denn nun?
Beitrag von: Eulenspiegel am 2.12.2009 | 11:47
Kann man etwas wertneutral benutzen, wenn ALLE es immer nur mit einer negativen Konotation verwenden?
Es geht nicht darum, wie man es benutzt, sondern wie man es verwendet:
Und da gilt:
Ja, es gibt viele Definitionen,die wertneutral sind, obwohl sie immer mit negativer Konnotation verwendet werden:

Beispiele:
- "in der Nase popeln" wird wertneutral definiert, hat aber meistens eine negative Konnotation.
- "jemanden meucheln" wird wertneutral definiert, hat aber meistens eine negative Konnotation.
- "scheißen und pissen" wird wertneutral definiert, hat aber zumindest eine negative Assoziation.

Und das gleiche trifft auch auf Railroading zu:
Es wird wertneutral definiert, hat aber häufig eine negative Konnotation.

Zitat
Die Betonung könnte die Aussage relativieren, allerdings wird sie dann mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit durch einen Nebensatz ergänzt.
Der SL hat das gesamte Abenteuer gerailroaded, aber es war trotzdem spassig.
Hier verweist das "aber" darauf, dass es sich um zwei Gegensätze handelt. (Das heißt, dein Sprecher hat eigentlich keine Lust auf Railroading, aber es gab einige andere Sachen, die ihm am Abend trotzdem gefallen haben.")

Ein Spieler könnte aber ebensogut darauf antworten: "Also mich hat das Railroading nicht gestört."
Oder "Ich fand es ganz nett, mal wieder ein Railroading-Abenteuer zu spielen."

Zitat
Diese ist schlicht nicht gegeben. Railroading ist nicht nur eine Technik zum Leiten, sondern es ist eine schlechte Technik.
Jain, jetzt muss man differenzieren:
Wir haben die Technik:
"Der SL führt die Spieler durch den Plot und verhindert, dass die Spieler vom Plot abweichen."

Jetzt kann man deinen Satz auf zwei Arten verstehen:
1) Diese eben beschriebene Technik ist immer schlecht.
2) Diese eben beschriebene Technik ist nicht immer schlecht. - Aber nur, wenn sie schlecht ist, nennt man sie Railroading.

Jetzt ist halt die Frage, ob du mit schlechter Technik Punkt 1) oder 2) meinst. (Ich würde keiner der beiden Sachen zustimmen, sondern eher "Diese Technik ist häufig schlecht, aber wird immer Railroading genannt.")

Zitat
Aber diese Technik wird von Spielern nur dann thematisiert, wenn sie sie bemerkt haben UND sich von ihr eingeschränkt fühlten.  Damit ist der Begriff Railroading nicht wertneutral, sondern negativ belegt.
Klar wird diese Technik kaum thematisiert, wenn diese Technik allen Spielern gefällt. Das ändert aber nichts daran, dass es diese Technik auch gibt und sie allen Spielern Spaß machen kann. (Sie wird dann halt nur nicht thematisiert.)

Du musst unterscheiden, ob eine Sache negativ definiert wurde oder nur negativ assoziiert wurde.
Ich habe am Anfang dieses Postes eine Reihe von Beispielen, die alle eine negative Assoziation haben, obwohl sie wertneutral definiert sind. (Siehe dazu auch Euphemismus-Tretmühle (http://de.wikipedia.org/wiki/Euphemismus-Tretmühle).)

Das gleiche ist mit Railoroading: Ich will nicht abstreiten, dass es eine negative Assoziation hat. Aber das schließt nicht aus, dass es wertneutral definiert ist. (Bzw. dass es sinnvoll ist, es wertneutral zu definieren.)

Zitat
Gewisse Dinge lassen sich nicht wertneutral definieren. Ein anderes Beispiel wäre Folter. Rein objektiv betrachtet ist Folter auch nur eine Technik zur Befragung. Sie ist aber eine schlechte und verdammenswerte Technik.
Folter ist ein sehr gutes Beispiel dafür, dass etwas wertneutral definiert ist und trotzdem eine negative Konnotation hat.
Klar ist Folter eine verdammenswerte Technik. Das ist aber nicht Teil der Definition!

Es ist ein Unterschied, ob ich definiere:
"Folter ist, wenn ich einem Menschen Schmerzen zufüge, um Informationen von ihm zu erhalten." (wertneutrale Definition)

oder ob ich definiere:
"Folter ist, wenn ich einem Menschen Schmerzen zufüge, um Informationen von ihm zu erhalten, und es verdammenswert ist." (wertende Definition)

Die Problematik der wertenden Definition sieht man sehr gut am (imaginären) Beispiel der USA in Abu-Ghuraib-Gefängnis:
Mit der wertneutralen Definition würde ein Gespräch so ablaufen:
UN-Menschenrechtler: "Beendet sofort eure Folter in Abu-Ghuraib-Gefängnis."
US-Offizier: "Wir foltern in dem Gefängnis, aber das ist gerechtfertigt."
UN-Menschenrechtler: "Nein, die Folter in dem Gefängnis ist nicht gerechtfertigt.

Da die Definition wertneutral ist, sind sich Offizier und Menschenrechtler einig, dass in dem Gefängnis gefoltert wird. Es wird nur noch darüber gestritten, ob diese Folter gerechtfertigt ist oder nicht.

Bei einer wertenden Definition sähe das gleiche Gespräch ganz anders aus:
UN-Menschenrechtler: "Beendet sofort eure Folter in Abu-Ghuraib-Gefängnis."
US-Offizier: "Wir foltern in dem Gefängnis gar nicht."
UN-Menschenrechtler: "Doch, die Befragungen im Gefängnis sind nicht gerechtfertigt."

Hier sind sich die beiden uneinig, ob es eine Folter im Gefängnis gibt. - Der Sachverhalt, dass dort Menschen durch Zufügung von Schmerzen verhört werden, ist beiden Parteien klar und wird in meinem (imaginären) Beispiel auch von niemanden bestritten. Es herrscht aber Uneinigkeit darüber, ob es gerechtfertigt ist oder nicht.
Daher wird nun darüber gestritten, ob es Folter ist oder nicht.

Das finde ich persönlich kontraproduktiv. - Viel effektiver, als sich darüber zu streiten, ob man diese Verhörmethode nun Folter nennen darf oder nicht, wäre es, diese Verhörmethode einfach Folter zu nennen und sich dann darüber zu streiten, ob man sie anwenden darf oder nicht.

Wie gesagt: Die Aussagen von Menschenrechtler und US-Offizier ändern sich nicht.
In beiden Fällen haben wir:
UN-Menschenrechtler ist der Meinung, dass dort Leute durch Zufügung von Schmerzen verhört werden und das nicht in Ordnung geht."
US-Offizier ist der Meinung, dass dort Leute durch Zufügung von Schmerzen verhört werden und das in Ordnung geht."

Aber bei der wertneutralen Definition könnte man die Meinung des US-Offiziers wie folgt zusammenfassen:
Er ist der Meinung, dass im  dortigen Gefängnis gefoltert wird, aber das in Ordnung geht.

Bei der wertenden Definition würde man seine Meinung so zusammenfassen:
Er ist der Meinung, dass im dortigen Gefängnis nicht gefoltert wird.

Klar halte ich persönlich Folter für verdammenswert. Aber dies hat NICHTS in der Definition verloren. Die Definition selber muss frei von einer Wertung bleiben. (Unter anderem weil Sätze wie "Folter ist verdammenswert" sonst zu einer Tautologie verkommen.)

Zitat
Wenn jemand von Railroading spricht, dann redet er eben NICHT von einem starren unveränderlichen Plot, sondern er redet davon, dass er sich gegängelt fühlt.
Wenn jemand von Railroading redet,d ann redet er davon, dass ihm das Railroading nicht gefallen hat.
Wenn ihm das Railroading gefallen hat, dann redet er zwar nicht drüber, aber es ist immernoch Railroading.

Mal ein kleines Gedankenexperiment:
Der SL entwirft einen Plot und führt die Spieler durch den Plot. Die Spieler haben keinerlei Einflussmöglichkeiten.
Spieler 1 ist begeistert von dem hervorragenden Plot und schwärmt von diesem Spielabend.
Spieler 2 fühlt sich gegängelt und findet den Spielabend total bescheuert und hätte viel lieber mehr Handlungsfreiheit.

Hat der SL nach deiner Definition nun gerailroadet oder nicht?
Titel: Re: Definition Railroding: Ja was isses denn nun?
Beitrag von: Funktionalist am 2.12.2009 | 11:58
Betrug ist auch wertneutral und trotzdem wird jemand übers Ohr gehauen unabhängig davon, ob er es gut findet.

Wenn er die Variante kennenlernt, die ohne Betrug auskommt, wird er die wählen, also gibt es keine Möglichkeit, den Betrug selbst gut zu finden. Es kann höchstens eine Kostenabwägung dahinter stecken. Frei nach dem Motto: "Der betrügt mich, aber wenigstens ist er manchmal da."

Aufs Rollenspiel übertragen heißt das:
Das RR ist nicht das positive, sondern die Tatsache, dass die Geschichte toll ist. RR ist dabei immer "suboptimal", wenn auch "wertfrei" als Wort.
Titel: Re: Definition Railroding: Ja was isses denn nun?
Beitrag von: Mike am 8.01.2010 | 09:45
Ich finde Railroading nicht zwangsläufig schlecht. Wenn ich einen Mitspieler in der Gruppe habe, der es als ganz großen Spaß empfindet, es dem Spielleiter schwer zu machen eine interessante und atmosphärische Handlung auf zu bauen, indem er seinen Charakter immer genau das tun läßt, was man von ihm eigentlich nicht erwarten würde, dann nervt mich das eigentlich mehr als wenn der Spielleiter dann irgendwann mit seinen Mitteln dafür sorgt, dass das spannende Abenteuer dennoch beginnen kann und der Plot vorangeht. Man muss als Spieler doch dem Spielleiter auch etwas entgegen kommen und nicht versuchen, eine total freie Welt ohne Grund und Motivation zu erkunden. Gutes Rollenspiel lebt doch auch davon, dass sich die Spieler auf ein Abenteur einlassen und nicht sagen "Nein, wir retten die entführte Prinzessin nicht, weil wir uns dazu genötigt fühlen könnten und dies unser Empfinden einer vollkommen freien Spielwelt beinträchtigt".
Titel: Re: Definition Railroding: Ja was isses denn nun?
Beitrag von: Medizinmann am 8.01.2010 | 09:52
Ich empfinde Railroading wie Gewalt in der Ehe 
Von Grund auf Schlecht,da kann die Frau den Mann noch so Lieben und der Mann noch so oft sagen"Manchmal haben Frauen etwas Schläge gern"(Ich weiß nicht ,ob es daran liegt das Ich ohne DSA mit Rollenspielen gross geworden bin oder nur das Glück hatte die richtigen Gruppen(ganz ohne Railroad Abenteuer) zu haben ,deshalb also gegenüber Railroading vielleicht nicht "Desensibilisiert " wurde....)
Jetzt darüber zu diskutieren wieviel Schläge sie vertragen kann
ist Sinnlos.
Schläge ganz weglassen ist das einzig richtige ImO

HougH!
Medizinmann
Titel: Re: Definition Railroding: Ja was isses denn nun?
Beitrag von: Ein am 8.01.2010 | 09:58
Ich empfinde deinen Vergleich als unangebracht und äußerst geschmacklos. Was kommt als nächstes Railroading = Judenverfolgung?
Titel: Re: Definition Railroding: Ja was isses denn nun?
Beitrag von: Tantalos am 8.01.2010 | 10:16
Nein, besonders toll ist der Vergleich nicht. Aber ich würde ihn nicht als geschmacklos bezeichnen. In so fern braucht man da jetzt kein Fass aufmachen.
Titel: Re: Definition Railroding: Ja was isses denn nun?
Beitrag von: Mike am 8.01.2010 | 10:25
Bevor man railroadet kann man also auch alternativ seine Frau verprügeln? (http://www.smilies.4-user.de/include/Ugly/smilie_ugly_018.gif)
Titel: Re: Definition Railroding: Ja was isses denn nun?
Beitrag von: Teylen am 8.01.2010 | 10:25
Naja, Geschmack ist relativ. Besonders Taktvoll Leuten die Railroading spielen oder moegen vor zu werfen sie seien mit Gewaltverbrechern gleich zusetzen ist es nicht.

Railroading im Sinne davon das der SL einen Plot entwirft und die Spieler diesem mehr oder weniger direkt folgen mit ggf. hier und da eingeschraenkten Einfluss empfinde ich nicht als negativ.
Ganz im Gegensatz zu dem Ansatz das es keinen wirklichen Plot gibt und man darauf vertraut das beim Spielen schon irgendwas auf quasi kommunistischen Wege zustande kommen mag.
Titel: Re: Definition Railroding: Ja was isses denn nun?
Beitrag von: Ein am 8.01.2010 | 10:33
@TTim
Amüsanterweise wurde ein anderer User für ähnliche Äußerungen vor einer Weile gebannt. Aber ist klar, da ging es ja gegen Frauen, während es hier spezifisch gegen Männer geht. Und als Mann oder Railroader ist es ja vollkommen okay als Gewaltverbrecher hingestellt zu werden.
Titel: Re: Definition Railroding: Ja was isses denn nun?
Beitrag von: Tantalos am 8.01.2010 | 10:35
Ich finde deinen Vergleich geschmacklos  ;)

Titel: Re: Definition Railroding: Ja was isses denn nun?
Beitrag von: Ein am 8.01.2010 | 10:36
Ich stelle keinen Vergleich, ich ziehe ein Resüme.
Titel: Re: Definition Railroding: Ja was isses denn nun?
Beitrag von: Humpty Dumpty am 8.01.2010 | 10:37
Was kommt als nächstes Railroading = Judenverfolgung?

Ich stelle keinen Vergleich

Mööp  ~;D
Titel: Re: Definition Railroding: Ja was isses denn nun?
Beitrag von: Ein am 8.01.2010 | 10:39
Ist immer noch kein Vergleich, sondern die Frage nach der Richtigkeit einer Extrapolation.
Titel: Re: Definition Railroding: Ja was isses denn nun?
Beitrag von: Tantalos am 8.01.2010 | 10:39
Es ist jetzt gut.
Können wir es jetzt wieder wie Teylen machen und uns am Thema reiben und nicht an uns selber...
Titel: Re: Definition Railroding: Ja was isses denn nun?
Beitrag von: Medizinmann am 8.01.2010 | 11:23
Der Vergleich mag ein bischen Stark sein,
Aber eine Rollenspielrunde ist (jedenfalls für Mich)ein Freundeskreis
und wenn von einem Macht ausgeht wird,dem sich die anderen nicht entziehen können,die sogar gegen Ihren Willen ausgeübt wird
Ist das (abgesehen von der Gewalt und den Schlägen ) in minen Augen die gleiche Schublade.

Wie man da auf Judenverfolgung kommen kann....
Ich denke für Ein (und viele andere einschliesslich mir) ist Gewalt,die gegen andere ausgeübt wird schlecht und Ein's Steigerung von Gewalt gegen einzelne ist eben Gewalt gegen eine ganze Ethnik/Religion

Und (natürlich) ist das noch viel schlimmer,hat aber mit dem Thema Railroading (also Zwang im Freundeskreis) nicht mehr viel zu tun

mit relativierendem Tanz
Medizinamnn
Titel: Re: Definition Railroding: Ja was isses denn nun?
Beitrag von: Beral am 8.01.2010 | 11:25
Gewalt in der Ehe ist ein interessanter Vergleich. Es gibt Ehen, wo die Partner einander auspeitschen und verprügeln und das auch noch richtig geil finden. Nennt sich SM.

Nun wird vielleicht nicht jeder SM-Praktiken als Gewalt in der Ehe bezeichnen. Gewalt impliziert, dass derjenige, der die Schläge empfängt, sie nicht wirklich will. Und genau das unterstellt man permanend den Railroader-Gruppen: Die Spieler wollen nicht, aber der SL misshandelt sie. So einseitig ist das aber nicht. Viele Spieler wollen auf Schienen geführt werden. Für diese Spieler ist ein Vergleich mit häuslicher Gewalt absoluter Quatsch.
Titel: Re: Definition Railroding: Ja was isses denn nun?
Beitrag von: Hector am 8.01.2010 | 11:28
Spieler: "Hey, Meister, wir haben das Gefühl, es ist egal was wir machen, Du drückst immer nur das durch, was Du willst!"
Spielleiter: "Ach kommt, schon, stellt Euch nicht so an, Ihr wollt das doch auch..."
Titel: Re: Definition Railroding: Ja was isses denn nun?
Beitrag von: Medizinmann am 8.01.2010 | 11:35
@Großkomtur
Böse ,aber das meinte Ich
@Beral
Viele Spieler wollen auf Schienen geführt werden.
Dann ist aber Railroading  (für Mich ) nicht der richtige Begriff 
Für Mich ist Railroading das die Spieler gegen ihren Willen
Irgendwohin gebracht werden.
Da hast Du mit deinem SM Vergleich wirklich recht.
Wenn das die Spieler wollen .... !

HokaHey
Medizinmann

Titel: Re: Definition Railroding: Ja was isses denn nun?
Beitrag von: ErikErikson am 8.01.2010 | 11:46
Schon wieder das RR Thema? Schämt euch!
Titel: Re: Definition Railroding: Ja was isses denn nun?
Beitrag von: Sashael am 8.01.2010 | 11:52

Für Mich ist Railroading das die Spieler gegen ihren Willen
Irgendwohin gebracht werden.
Das würde ja bedeuten, dass es für dich kein Railroading ist, wenn der SL gut genug ist, dass die Spieler die Zugfahrt gar nicht bemerken.
Titel: Re: Definition Railroding: Ja was isses denn nun?
Beitrag von: Teylen am 8.01.2010 | 11:57
Die Unterstellung das Leute die nichts gegen Railroading haben mit Leuten gleichzusetzen sind die sadomasochistische sexuelle Vorlieben haben oder auf Bondage stehen ist nicht sehr viel weiter hergeholt als die das sie Gewalttaeter sind. Liegt beides, aus meiner Sicht, in Absurdistan.
[Weil es doch unterstellt von der Norm, in diesem Fall Sexualitaet, abzuweichen]

Das es in einer Rollenspiel Runde eine Abstufung zwischen demjenigen der das Spiel leitet und denjenigen welche das Spiel spielen bzw. geleitet werden gibt ist, meiner Ansicht nach, fuer den Zweck eines vernuenftigen Rollenspiel notwendig. Ein dem Spiel, sowie der allgemeinen Spielfreude, dienlicher Umstand.

Das dabei eine Hirachie impliziert wird bei welcher der Spielleiter in bestimmten Bereichen mehr Macht hat als die Spieler, ist doch kein Punkt der die Souveraenitaet der Spieler schaedigt oder sie im sozial Gefuege abwertet.

Einerseits ist es, fuer den Spielspass, schlicht notwendig. So aehnlich wie einer bei Monopoly die Bank spielt. Nur weil die Person die Bank spielt und damit ueber Macht verfuegt ist sie auch kein boeser, wenig sozialer Kapitalist.

Andererseits laeuft es nicht einseitig.
Das heisst der Spielleiter bezahlt zunaechst die Macht damit das er nicht als Spieler mit spielen kann. Nicht nur das ihm die Ebene der Teilnahme entzogen wird und das Spiel hinsichtlich des Plot Ausgangs und der Wendungen recht ueberraschungslos ist traegt er auch noch die Verantwortung des Plot Design. Heisst das er sich etwas einfallen laesst, das er es entworfen bekommt und das sich die Spieler sowohl innerhalb der Schienen als auch in Bezug auf das Ende moeglichst wohl fuehlen. Heisst hinter jedem vermeintlich boesen/gewalttaetigen Railroading SL steckt doch auch jemand der da muehesam ein Schienennetz zu recht gebaut hat und versucht in Takt zu halten.

Die Spieler auf der anderen Seite gewinnen dadurch das sie ein Teil der Macht an die Spielleitung abgegeben die Freiheit sich auf ihren Charakter zu konzentrieren. Ein entsprechendes Abenteuer erfahren zu koennen und sich hier und da ueberraschen lassen zu koennen. Etwas wie Improvisations Theater mit einem Regiseur.


Ohne Railroading zu spielen ist doch so als wollte jeder Spielleitung sein. Also als wenn man mit einem Boot rudert und anstelle einen Captain und 4 Ruderer 5 Ruderer hat. Damit kommt man doch nicht vom Fleck.

Nun und mir als Spieler wuerde ohne Plot orientierten SL ganz massiv eine vernuenftige Form fehlen sowie die Ueberraschung und ein Stueckweit auch den Rahmen fuer die Machtbegrenzung fuer die Figur. Es kommt auch keine vernuenftige Geschichte mehr zu stande.
[Imho laeuft es so bei freien Forenrollenspielen - und das ist schlicht etwas was mir so so rein gar nicht mehr zusagt, nachdem ich es ~7 Jahre ausprobierte. An Charakter Zielen als reine Motivatoren glaube ich nicht mehr.]

Ansonsten, da SM schon erwaehnt wurde..
Ohne "Railroading" Rollenspiel zu spielen ist vielleicht etwas wie nackt ueber eine Strasse in nem Nudisten Dorf zu rollen. Macht am anfang vielleicht Spass, wird aber schnell langweilig und ist sinnlos. :P

@ErikErikson
Das ist der RR Thread.
Da ist mit dem RR Thema zu rechnen ^^
Titel: Re: Definition Railroding: Ja was isses denn nun?
Beitrag von: ErikErikson am 8.01.2010 | 12:03
Der RR Thread ist eine Schande für das ganze Forum, und gehört vergraben und vergessen.  ;)
Titel: Re: Definition Railroding: Ja was isses denn nun?
Beitrag von: Achamanian am 8.01.2010 | 12:12
Unsinn, RR ist Blümchensex mit klar verteilten Rollen und Sicherheitsgefühl für alle.
Nur Sandboxing ist echter, knallharter SM!
Titel: Re: Definition Railroding: Ja was isses denn nun?
Beitrag von: Teylen am 8.01.2010 | 12:14
Hauptsache am Ende kommen beide ~;D
Titel: Re: Definition Railroding: Ja was isses denn nun?
Beitrag von: Medizinmann am 8.01.2010 | 12:15
@Teylen
Ich weiß jetzt nicht worum sich dein Post dreht,aber jedenfalls nicht um Railroading

Ohne Railroading zu spielen ist doch so als wollte jeder Spielleitung sein. Also als wenn man mit einem Boot rudert und anstelle einen Captain und 4 Ruderer 5 Ruderer hat. Damit kommt man doch nicht vom Fleck.
Du hast wirklich eine andere Definition von Railroading als Ich....ganz Definitiv :).
Natürlich hat der SL (ähnlich wie der Bankhalter bei Monopoly) eine andere Position.
Für mich wäre es ,wenn der Bankhalter bei Monopoly sagt:"so Ihr kriegt jetzt alle kein Geld,bis Ihr nicht wenigstens 1x in den Knast geht,weil Ich hab Mir Überlegt,das es toll ist ,wenn Ihr alle mal im Knast wart"."Aber hey, wir wollen nicht in den Knast.Wir will ganz normal nach den Regeln spielen"."Ruhe,Ihr sollt alle in den Knast " Das ist Railroading bei Monopoly

Nun und mir als Spieler wuerde ohne Plot orientierten SL ganz massiv eine vernuenftige Form fehlen sowie die Ueberraschung
Eien Plot zu haben und den zu spielen ist ja auch richtig und gut.  aber darauf zu bestehen,das die Spieler im Knast landen(weil das so im Plot geplant war) auch wenn die Spieler sich da rauskaufen/kämpfen/schummeln oder /whatever könnten, das ist Railroading

HougH!
Medizinmann
Titel: Re: Definition Railroding: Ja was isses denn nun?
Beitrag von: Sashael am 8.01.2010 | 12:17
Ohne "Railroading" Rollenspiel zu spielen ist vielleicht etwas wie nackt ueber eine Strasse in nem Nudisten Dorf zu rollen. Macht am anfang vielleicht Spass, wird aber schnell langweilig und ist sinnlos. :P
ROFL

Unsinn, RR ist Blümchensex mit klar verteilten Rollen und Sicherheitsgefühl für alle.
Nur Sandboxing ist echter, knallharter SM!
SM ist ungeplantes Aufeinanderlosgehen mit Malschaunwaskommt und ohne Sicherheitsabsprachen? Wär mir neu ...  ;D
Titel: Re: Definition Railroding: Ja was isses denn nun?
Beitrag von: Beral am 8.01.2010 | 12:18
Dann ist aber Railroading  (für Mich ) nicht der richtige Begriff 
Für Mich ist Railroading das die Spieler gegen ihren Willen
Irgendwohin gebracht werden.
Ja, wir drehen uns damit schon längst im Kreis. Für die einen ist Railroading = Schienenfahrt, für die anderen = ungewollte Schienenfahrt.
Titel: Re: Definition Railroding: Ja was isses denn nun?
Beitrag von: Achamanian am 8.01.2010 | 12:20

SM ist ungeplantes Aufeinanderlosgehen mit Malschaunwaskommt und ohne Sicherheitsabsprachen? Wär mir neu ...  ;D


So machen's halt die Harten  >;D
Titel: Re: Definition Railroding: Ja was isses denn nun?
Beitrag von: Mike am 8.01.2010 | 12:27
Nur die Toten haben das Ende der Railroad gesehen.  >;D
Titel: Re: Definition Railroding: Ja was isses denn nun?
Beitrag von: ErikErikson am 8.01.2010 | 12:30
Was ist eigentlich am Ende der Schienen? RR ist ja auch ein Dogma und Glaubenskonzept.

Ist der Meister wirklich der Erschaffer der Welt? Passt sich die Schiene an die Bedürfnisse der Gruppe an?
Ändert sich die Gleisrichtung, wenn man lange genug hinschaut? Fragen über Fragen...
Titel: Re: Definition Railroding: Ja was isses denn nun?
Beitrag von: Medizinmann am 8.01.2010 | 12:31
Das würde ja bedeuten, dass es für dich kein Railroading ist, wenn der SL gut genug ist, dass die Spieler die Zugfahrt gar nicht bemerken.

Ich bin mir nicht sicher....  wtf?
das ist so als Ob jemand hinter meinem Rücken mir ein Beil in den Rücken hauen will aber danebenschlägt und Ich es nicht bemerke.
Es ist von der Intention her falsch,aber wenn Mir nix passiert...."nur 1/2 so schlimm"

@EricErickson

Wenn Sich die Schienen an die Bedürfnisse der Gruppe anpassen,dann verschwinden die Schienen...Dann ist man am Ende der Schienen angekommen

der mit dem Rücken an der Wand tanzt
Medizinmann
Titel: Re: Definition Railroding: Ja was isses denn nun?
Beitrag von: Teylen am 8.01.2010 | 12:33
@Teylen
Ich weiß jetzt nicht worum sich dein Post dreht,aber jedenfalls nicht um Railroading
Railroading ist nachdem was ich verstanden habe:
 - Wenn die Spielleitung einen Plot designed [klassisch mit Anfang, Mitte, Ende]
 - Es innerhalb des Plots bestimmte feststehende Ereignisse, Abfolgen gibt
 - Die Spieler bei allzu Plotfremden Sachen mehr oder weniger sanft wieder auf Plotkurs gebracht werden [bestenfalls durch Illusionismus nicht erst abkommen]

Optional / Diskutiert:
 - Wenn es einen oder mehrere Spieler stoert

Zitat
Für mich wäre es ,wenn der Bankhalter bei Monopoly sagt:"so Ihr kriegt jetzt alle kein Geld,bis Ihr nicht wenigstens 1x in den Knast geht,weil Ich hab Mir Überlegt,das es toll ist ,wenn Ihr alle mal im Knast wart"."Aber hey, wir wollen nicht in den Knast.Wir will ganz normal nach den Regeln spielen"."Ruhe,Ihr sollt alle in den Knast " Das ist Railroading bei Monopoly
Das waere Spielleiter Willkuer bei Monopoly.
Railroading ist es wenn ein Spieler sagt: Ich moechte ein Hotel bauen. Die Bank aber feststellt: Sorry, dafuer hast du aber nicht das Geld. Und der Spieler dann angefressen ist weil es sein Spiel stoert bzw. er findet das die Bank auch mal was Hippie Artiger sein koennte.
Nun oder der Spieler auf das "Geh ins Gefaengnis Feld kam..." und anfaengt rumzuheulen das er nicht in's Gefaengnis will und die Bank total fies ist, weil sie ihn zwingt, er einen Ueberredenwurf fuer die Gerichtsverhandlung haben sollte oder eben den Polizisten der ihn abfuehren will niederschlaegt.
Titel: Re: Definition Railroding: Ja was isses denn nun?
Beitrag von: Mike am 8.01.2010 | 12:34
Ich bin mir nicht sicher....  wtf?
das ist so als Ob jemand hinter meinem Rücken mir ein Beil in den Rücken hauen will aber danebenschlägt und Ich es nicht bemerke.
Wenn ein Baum im Wald umstürzt, aber niemand nimmt Kenntniss davon, steht der Baum dann noch?
Titel: Re: Definition Railroding: Ja was isses denn nun?
Beitrag von: Funktionalist am 8.01.2010 | 12:35
Ich bin mir nicht sicher....  wtf?

Naja, wenn Macht angewandt wird und Entscheidungen entwertet werden, ohne dass es bemerkt wird, ist es immernoch RR.
Wenn die Entscheidungen der SPieler berücksichtigt werden und die Spieler brav der Schiene folgen, indem sie sich "richtig" entscheiden, dann ist doch alles in Ordnung...

Es kommt dann darauf an, was der SL macht, wenn es mal schief geht und die Spieler in die falsche Richung laufen.
(Wenn er das OT klärt und die Gruppe einverstanden ist, ist es auch kein RR.)

klar?
Titel: Re: Definition Railroding: Ja was isses denn nun?
Beitrag von: Achamanian am 8.01.2010 | 12:42

das ist so als Ob jemand hinter meinem Rücken mir ein Beil in den Rücken hauen will aber danebenschlägt und Ich es nicht bemerke.

Der punkt ist doch, dass es prinzipiell schlecht für dich ist, wenn dir jemand ein Beil in den Rücken zu hauen versucht, auch wenn er nicht trifft. Daran gibt es nichts schönzureden.

Deshalb ist ein wertfreier RR-Begriff in meinen Augen sinnvoller: Sagen wir, du magst eigentlich keine Filme über edle Indianer. Wenn jemand dir aber einen Film über edle Indianer unterjubelt, indem er sie als blaue Außerirdische verkleidet, merkst du es vielleicht gar nicht, und der Film gefällt dir dann doch. Oder du merkst es, und es verleidet dir den Film. Jemand ganz anders sagt vielleicht: "Edle-Indianer-Filme sind toll, und der mit den blauen Außerirdischen ist auch toll!"

Der Punkt ist, dass dieser Jemand dir im Prinzip nichts Schlimmes angetan hat, indem er dir edle Indianer unterjubelt. Du kannst aber trotzdem Anstoß daran nehmen und sagen: "Mir gefällt das nicht. Warum macht nicht mal wer einen Film über grausame Kannibalen?"

Nervig wird es, wenn jemand dir erzählen will, dass überhaupt nur Filme über edle Indianer richtige Filme sind und es Filme über grausame Kannibalen gar nicht geben kann, das funktioniert doch nie! Oder umgekehrt. Oder, wenn jemand sich angegriffen fühlt, weil ein anderer seine edlen Indianer nicht mag.
Titel: Re: Definition Railroding: Ja was isses denn nun?
Beitrag von: ErikErikson am 8.01.2010 | 12:48
Aber: Wenn man RR unterstütz, beschneidet man damit die Freiheit des Spielers. Selbst wenn ihm das gefällt, ist das schlecht. Denn der Spieler soll lernen, selbstständig zu denken und zu handeln. Wenn man ihm das vorkaut, wird der zum unmündigen Subjekt, das am Ende nicht mal wählen geht.

Ich vergleiche jetzt mal ( in der tradition dummer Vergleiche) den RR Spieler mit den Leuten aus 1984, die glücklich ihre Drogen schlüfern und nicht mal merken, wie schlecht es ihnen geht. 
Titel: Re: Definition Railroding: Ja was isses denn nun?
Beitrag von: Achamanian am 8.01.2010 | 12:52
Aber: Wenn man RR unterstütz, beschneidet man damit die Freiheit des Spielers. Selbst wenn ihm das gefällt, ist das schlecht. Denn der Spieler soll lernen, selbstständig zu denken und zu handeln. Wenn man ihm das vorkaut, wird der zum unmündigen Subjekt, das am Ende nicht mal wählen geht.

Ich vergleiche jetzt mal ( in der tradition dummer Vergleiche) den RR Spieler mit den Leuten aus 1984, die glücklich ihre Drogen schlüfern und nicht mal merken, wie schlecht es ihnen geht. 

Ich finde, selbstinduzierte vorübergehende Unmündigkeit ist zur Entspannung völlig legitim. Ich habe da keinen Erziehungsanspruch.
Andererseits habe ich selbst tendenziell mit weniger RR mehr Spaß.
Titel: Re: Definition Railroding: Ja was isses denn nun?
Beitrag von: Teylen am 8.01.2010 | 12:54
Aber: Wenn man RR unterstütz, beschneidet man damit die Freiheit des Spielers. Selbst wenn ihm das gefällt, ist das schlecht. Denn der Spieler soll lernen, selbstständig zu denken und zu handeln. Wenn man ihm das vorkaut, wird der zum unmündigen Subjekt, das am Ende nicht mal wählen geht.

Wenn man ohne "Railroading" spielt ist das Resultat langweilig, oede und anspruchslos.
Nun und es hat nichts mit fehlender Muendigkeit zu tun.

Boesartig behauptet koennte man unterstellen das den Gegnern die Faehigkeit abgeht sich auch nur zum Zweck des Spieles in eine Hirachie einzuordnen..
Zitat
Ich vergleiche jetzt mal ( in der tradition dummer Vergleiche) den RR Spieler mit den Leuten aus 1984, die glücklich ihre Drogen schlüfern und nicht mal merken, wie schlecht es ihnen geht.
Bei 1984 gibt es keine Drogen (die wurden nur indoktriniert), das war Brave new World was du meinst.
Nun und ich befuerworte Railroading da ich freie Spieler zu lange ausprobiert habe und sie mich eher in meiner Intelligenz beleidigen und anspruchslos sind als das sie das Spielziel bzw. den Spass foerdern.
Titel: Re: Definition Railroding: Ja was isses denn nun?
Beitrag von: Achamanian am 8.01.2010 | 13:05

Wenn man ohne "Railroading" spielt ist das Resultat langweilig, oede und anspruchslos.
Nun und es hat nichts mit fehlender Muendigkeit zu tun.

Also, ich habe mit Dungeonkloppen angefangen, dann lange Zeit RR gespielt, dann sporadisch etwas freiere, trotzdem plotorientierte Abenteuer und ganz selten "echte" Sandkästen. Hat alles manchmal Spaß gemacht, wenn es so richtig gezündet hat, meistens war es okay, manchmal auch öde. Die schlimmsten Schnarcherfahrungen habe ich allerdings in letzter Zeit mit DSA-RR-Abenteuern gemacht. In jedem Fall ist deine Behauptung, dass jede Form von Nicht-RR prinzipiell öde sei, schlicht und einfach Unsinn. das werde wohl nicht nur ich aus eigener Erfahrung feststellen können.

Boesartig behauptet koennte man unterstellen das den Gegnern die Faehigkeit abgeht sich auch nur zum Zweck des Spieles in eine Hirachie einzuordnen.

Den Vorwurf der Unfähigkeit, sich in eine Hierarchie einzuordnen, würde ich tendenziell eher als Kompliment verstehen.
Titel: Re: Definition Railroding: Ja was isses denn nun?
Beitrag von: ErikErikson am 8.01.2010 | 13:06
@Teylen:Quatsch, Spieler haben einen innewohnende Kreativität, die heraus will! Die muss nur richtig gefördert werden, dann bricht die herraus wie eine erblühende Orchidee. Du wirst dich umgucken. Nicht nur werden die Spieler selbst Spannung erzeugen, es wird auch viel spannender werden, als es ein Meister je designen könnte! Und der Spaß, der Spaß!

Das das bei dir nicht geklappt hat, lag sicher daran, dass deine Spieler wegen der politischen Lage depremiert waren, oder so. ;)
Titel: Re: Definition Railroding: Ja was isses denn nun?
Beitrag von: Ein am 8.01.2010 | 13:08
Zitat
Den Vorwurf der Unfähigkeit, sich in eine Hierarchie einzuordnen, würde ich tendenziell eher als Kompliment verstehen.
Ich würde mich da eher fragen, wie derjenige in der Welt zurecht kommt.

@EE
Stimmt nicht ganz. Viel hängt da von Chemie ab. Außerdem wollen nicht alle Spieler kreativ werden. Und weiterhin muss nicht jeder kreativer Input auch zu einem spannenden Ergebnis führen, gerade nicht wenn man zusammen etwas kreativ erschafft.
Titel: Re: Definition Railroding: Ja was isses denn nun?
Beitrag von: Sashael am 8.01.2010 | 13:08
Aber: Wenn man RR unterstütz, beschneidet man damit die Freiheit des Spielers. Selbst wenn ihm das gefällt, ist das schlecht. Denn der Spieler soll lernen, selbstständig zu denken und zu handeln. Wenn man ihm das vorkaut, wird der zum unmündigen Subjekt, das am Ende nicht mal wählen geht.
Ich sehe den Vorwurf vor allem deshalb kritisch, weil ich in vielen Jahren viele Szenen voll railroadig entworfen habe, weil ich die Spieler (oder besser, den "Anführer" der Gruppe) so gut kannte, dass ich einfach wusste, wie er auf bestimmte Ereignisse und Trigger reagiert und welche Entscheidung er treffen wird.
Sprich, der Spieler hat sich aus seiner eigenen Persönlichkeit heraus entschieden. Er hat seine eigene Entscheidung gefällt und selbstständig gehandelt. Ich habe es "nur" vorhergesehen und dementsprechend den Plot gestaltet.  De facto habe ich die Gruppe gerailroaded. Also habe ich die "böse" Technik benutzt. Ich finde daran allerdings nichts Schlimmes. Doof wird es erst, wenn der SL nicht bei einem Plot-GAU in der Lage ist, zu improvisieren.

Allerdings gebe ich auch zu, dass ich keine Spieler mag, die sich aktiv meinen Plothooks verweigern. Wenn die Erznemesis von SC A den Ally von SC B entführt und dabei SC C framed und dann die Spieler sagen, wir fahren jetzt erst mal in Urlaub nach Floriwaii auf den Karihmas weil wir da schon immer mal hinwollten, dann hol ich Dominion oder Descent raus und wir vergessen das RP.
Titel: Re: Definition Railroding: Ja was isses denn nun?
Beitrag von: Akhorahil am 8.01.2010 | 13:12
Zitat
Aber: Wenn man RR unterstütz, beschneidet man damit die Freiheit des Spielers. Selbst wenn ihm das gefällt, ist das schlecht. Denn der Spieler soll lernen, selbstständig zu denken und zu handeln. Wenn man ihm das vorkaut, wird der zum unmündigen Subjekt, das am Ende nicht mal wählen geht.

RRen tut idR der SL, aus welchen Gründen auch immer. In erster Linie ist es ein Stilmittel. Solange die Spieler von ihnen unbemerkt dem geplanten optimalen Handlungsstrang folgen, treten keinerlei Probleme auf. Wenn die Spieler merken, das sie auf der richtigen Fährte sind, sind sie eh glücklich. Sollten sie den geplanten Weg verlassen, ist der SL gefragt und kann entscheiden, ob er die Spieler mittels RR wieder auf die Plotschiene bringt ( quasi eine Art "Leitplanke" installiert ) oder ob er einen Umweg oder Alternativroute zum Ziel entsinnt ( "Umgehungsstrasse" ). Ersteres wird häufig als negativ empfunden ( nicht immer ! ), letzteres ist in der Praxis ( nach meiner Erfahrung ) meist die Regel und wird selten als negativ empfunden, da es die Handlungsfreiheit der Spieler kaum tangiert und obendrein auf ihre Ideen eingeht.

RR als Stilmittel ist risikoreich und nicht die feine englische Art, muss aber nicht zwangsläufig als negativ empfunden oder gar beachtet werden. Ist der Plot und die Mitspieler reizvoll, ist mir persönlich ein wenig RR schnuppe.

Die totale Freiheit hat ein Spieler ohnehin nie, weil ihn immer die Regeln und seine Denkweise in der Wahl seiner Optionen im Spiel begrenzen. Dennoch degeneriert ein Spieler selbst bei RR nicht zum unmündigen Subjekt, denn selbst bei einem linearen Plot geschieht an einem *normalen* Rollenspielabend weit mehr an zwischenmenschlicher Interaktion als wenn er sich *nur* bespassen lassen würde.
Titel: Re: Definition Railroding: Ja was isses denn nun?
Beitrag von: Medizinmann am 8.01.2010 | 13:13
Railroading ist nachdem was ich verstanden habe:
 - Wenn die Spielleitung einen Plot designed [klassisch mit Anfang, Mitte, Ende]
 - Es innerhalb des Plots bestimmte feststehende Ereignisse, Abfolgen gibt
 - Die Spieler bei allzu Plotfremden Sachen mehr oder weniger sanft wieder auf Plotkurs gebracht werden [bestenfalls durch Illusionismus nicht erst abkommen]


ich sag ja, Wir haben eine ganz verschiedene Definition von Railroading :)
Ein Plot zu entwickeln ist gut,Toll und richtig. Sich als SL Überlegen :In den "Nordbergen" gibt es rote Drachen und einer von denen ist böse geworden,bei den Spielern ist ein Paladin/Ritter/Held,der will das bestimmt unterbinden.
(Das ist die tolle RPG- Landschaft)
Jetzt zu bestimmen: Der Held muss unbedingt gegen den Drachen kämpfen,Ihm keine andere Wahl zu lassen als gegen Ihn zu Kämpfen.Bestechen klappt nicht,andere Ritter um Hilfe bitten auch nicht,etc
Das ist das schlechte.(Das sind die Schienen auf denen der Zug entlangfährt,wo die Spieler vorher nirgends aussteigen dürfen um  woanders hin zu kommen .Die "Haltestellen":Hilfe holen,Bestechung oder wegreiten werden gar nicht erst angefahren)

Jupp Railroading ist eine Art SL-Willkühr und ist deswegen schlecht

HeyaHeyaHeyaJe
Medizinmann
Titel: Re: Definition Railroding: Ja was isses denn nun?
Beitrag von: Teylen am 8.01.2010 | 13:15
In jedem Fall ist deine Behauptung, dass jede Form von Nicht-RR prinzipiell öde sei, schlicht und einfach Unsinn. das werde wohl nicht nur ich aus eigener Erfahrung feststellen können.
Just als Definition Nicht RR Abenteuer sind meiner Meinung nach freie Abenteuer ohne echten Plot.
Das habe ich zwischen 95-97 bis etwa 04 ausprobiert, in verschiedenen Forenrunden und meine Erfahrung ist das jede Form von Nicht-RR eigentlich nicht geht.
Ebenso das etwaige Fantasy Blueten nichts als Einbildung sind hin zu einem "Abenteuer" das sich im generischem, beliebigen verlaeuft. (So depremiert war da auch keine politische Lage sein um es zu rechtfertigen.)

Danach gab es noch sandboxiges oWoD V:tM das aber auch nur wirklich gut wurde wenn jemand dann doch mal einen Plot auspackte.
Titel: Re: Definition Railroding: Ja was isses denn nun?
Beitrag von: Preacher am 8.01.2010 | 13:15
Wenn man ohne "Railroading" spielt ist das Resultat langweilig, oede und anspruchslos.
Das ist so ziemlich die falscheste Aussage, die ich jemals in diesem Forum gelesen habe.
Titel: Re: Definition Railroding: Ja was isses denn nun?
Beitrag von: Achamanian am 8.01.2010 | 13:17

Allerdings gebe ich auch zu, dass ich keine Spieler mag, die sich aktiv meinen Plothooks verweigern. Wenn die Erznemesis von SC A den Ally von SC B entführt und dabei SC C framed und dann die Spieler sagen, wir fahren jetzt erst mal in Urlaub nach Floriwaii auf den Karihmas weil wir da schon immer mal hinwollten, dann hol ich Dominion oder Descent raus und wir vergessen das RP.

Von solchen Fällen von Spielerrenitenz hört man ja immer wieder, ist mir aber kaum mal untergekommen. Eigentlich springen doch normalerweise alle Spieler dankbar an, wenn man ihnen einen auf den Charakter zugeschnittenen Plothook präsentiert. Die Probleme gehen ja tendenziell eher dann los, wenn sie einen ganz anderen Plan entwickeln - du dachtest, dass sie sich bei Nacht und Nebel in die Burg des Feindes einschleichen, und dann beschließen sie plötzlich, verkleidet als Delegation aus Oberknorpfingen aufzutreten und den Erzfeind nicht selbst zu erledigen, sondern ihn mit seinen Spielschulden zu erpressen ... und dann musst du dich eben entscheiden: railroade ich die jetzt auf Biegen und Brechen zum nächtlichen Einbruch, oder denke ich um?
Titel: Re: Definition Railroding: Ja was isses denn nun?
Beitrag von: Ein am 8.01.2010 | 13:17
Zitat
Jupp Railroading ist eine Art SL-Willkühr und ist deswegen schlecht
RR ist nur dann willkürlich, wenn es einen rechtlichen Rahmen (den Gruppenvertrag) gibt, der RR verbietet. Ansonsten ist es absolut legitim, da wir ja alle freie Rechtssubjekte sind und Vertragsfreiheit haben.

Nachtrag:
Außer man definiert RR als allgemeingültige Straftat, dann bräuchte man allerdings einen seperaten Begriff für dieselbe SL-Technik, wenn sie nicht auf Widerwillen stösst, sondern vielleicht sogar begrüsst wird.
Titel: Re: Definition Railroding: Ja was isses denn nun?
Beitrag von: Achamanian am 8.01.2010 | 13:25
Just als Definition Nicht RR Abenteuer sind meiner Meinung nach freie Abenteuer ohne echten Plot.
Das habe ich zwischen 95-97 bis etwa 04 ausprobiert, in verschiedenen Forenrunden und meine Erfahrung ist das jede Form von Nicht-RR eigentlich nicht geht.


Ist ja schade für dich, das macht deine Aussage aber nicht richtiger. Vielleicht habt ihr den Dreh ja einfach nicht rausgekriegt.
Vielleicht definierst du aber auch jede Form von Vorausplanung durch den SL als RR, was mir wiederum sinnlos vorkäme. Das Entscheidende ist ja nicht, ob man sich als SL einen wahrscheinlichen Verlauf für die Spielsitzung zurechtgelegt hat, sondern. ob man am Spieltisch dann ggf. auch einen anderen Verlauf mitmacht.
Dass aus dem ganzen eine Geschichte wird, liegt bei freierem Spiel allerdings auch zum Teil in der Verantwortung des Gesamtgruppe. Es hilft, wenn die Spieler die Motivationen ihrer Charaktere klar haben und Ereignisse auch selbst in einen bestimmten Kontext rücken, der ihnen Bedeutung verleiht.

Das freieste Spiel, das ich bisher gespielt habe, war eine Runde Prime Time Adventures, und was da rausgekommen ist, war als Geschichte absolut stimmig und und hatte einen besseren Spannungsbogen als so ziemlich jedes vorgeplottete Abenteuer, das ich bisher gespielt habe. Muss nicht so laufen (ich hatte auch schon eine öde PTA-Runde), kann aber.
Titel: Re: Definition Railroding: Ja was isses denn nun?
Beitrag von: ErikErikson am 8.01.2010 | 13:28
Nicht RR Abenteuer sind glaub ich sowas, das man die Parteien und deren Ziele festlegt, und dann simuliert man das ganze.
Titel: Re: Definition Railroding: Ja was isses denn nun?
Beitrag von: Ein am 8.01.2010 | 13:30
Das sind keine Abenteuer, das sind Szenarien. Und selbst in diesem Fall hängt RR alleni vom SL ab. Wenn dem innerhalb des Szenarios eine bestimmte Konstellation von Ereignissen gefällt und diese erzwingt, kann man durchaus von RR reden, wenn dabei Spielerentscheidungen entwertet werden.
Titel: Re: Definition Railroding: Ja was isses denn nun?
Beitrag von: ErikErikson am 8.01.2010 | 13:32
Nein, weil er simuliert das. Damit mein ich, er lässt die Ereignisse so geschehen, wie er sie aus Zielen und Definitionen der Parteien und der Umgebung ableitet.

Und wenn das Szenarien sin, was ist dann ein freies Abenteuer? Ein modulares wohl nicht.
Titel: Re: Definition Railroding: Ja was isses denn nun?
Beitrag von: Hróđvitnir (Carcharoths Ausbilder) am 8.01.2010 | 13:37
Eigentlich springen doch normalerweise alle Spieler dankbar an, wenn man ihnen einen auf den Charakter zugeschnittenen Plothook präsentiert.

Jaja, uneigentlich gibt es gelegentlich Spieler, die ich schon am Tisch hatte, deren Stimmi-Prediger-Paladin-SC-Charakterspiel nach einer (!) Stunde (!!) abgewürgt habe, um zu Potte gekommen. Danach hat er renitentes, plotstörendes "Charakterspiel" aufgebaut, bis er aus der Gruppe gevoted wurde. Ebenso plotstörend verhalten sich manche Spieler, die tatsächlich unter SL-Willkür gelitten haben bzw. den SL als "Feindbild" pflegen (waren bei mir zwei SR-Opfer), die gewöhnen sich i.d.R. aber recht schnell um. Ebenso habe ich schon sehr störende "Sandboxer", die aus der derzeitigen Pseudo-Old-School-Welle kommen, als Mitspieler erleben müssen und kann als Fazit nur ziehen, daß der hier oft postulierte Glaube an das riesige, von bösen SL unterdrückte kreative Potential des durchschnittlichen Spielers reichlich überschätzt wird.

Zur Einschätzung dieses Posts

Was ist RR? Beginnt bei Shadows over Bögenhafen und vollendet sich bei Unter dem Nordlicht.
Mag ich RR? Nein.
Wie leite ich? Plotzentriert, aber komplett ergebnisoffen. (What is good game-mastering? Trying to fix the mess your group left behind last session. Ein Rat den ich nur wärmstens weitergeben kann.)
Titel: Re: Definition Railroding: Ja was isses denn nun?
Beitrag von: Medizinmann am 8.01.2010 | 13:41
@Teylen
Railroading ist es wenn ein Spieler sagt: Ich moechte ein Hotel bauen. Die Bank aber feststellt: Sorry, dafuer hast du aber nicht das Geld. Und der Spieler dann angefressen ist weil es sein Spiel stoert bzw. er findet das die Bank auch mal was Hippie Artiger sein koennte.

 wtf?
Haähhh ?

Das hat doch absolut nix mit Railroading zu tun. Das sind die Regeln des Spiels. Wenn Die regeln sagen:Du brauchst 1000 $ für ein Hotekl und Du hast das geld nicht dann gehts nicht Feddich.
Wenn Dann der Spieler moppert, ist der Spieler doof weil er die Regeln(die für alle gelten) nicht einsieht. Wenn er dann darauf besteht das für Ihn eine Ausnahme geamcht wird ist das extrem unfair den anderen Spielern gegenüber....Aber das hat nichts (Absolut nichts) mit Railroading zu tun......
Jetzt kann Ich auch deinen Posts mit den Nakedeien etwas besser verstehen

Der gerne nach den Regeln tanzt
Medizinmann

Titel: Re: Definition Railroding: Ja was isses denn nun?
Beitrag von: Medizinmann am 8.01.2010 | 13:43
Das ist so ziemlich die falscheste Aussage, die ich jemals in diesem Forum gelesen habe.

Weil Teylen Railroading mit Abenteuerplot verwechselt/ersetzt ;)

HokaHey
Medizinmann
Titel: Re: Definition Railroding: Ja was isses denn nun?
Beitrag von: Achamanian am 8.01.2010 | 13:48
kann als Fazit nur ziehen, daß der hier oft postulierte Glaube an das riesige, von bösen SL unterdrückte kreative Potential des durchschnittlichen Spielers reichlich überschätzt wird.


Mag sein - in Gruppen mit den von dir geschilderten Kommunikationsstörungen sind Diskussionen über bevorzugte Spielstile wahrscheinlich eh nicht zu führen. Da muss man wahrscheinlich ganz woanders ansetzen, nämlich beim Erlernen der Fähigkeit, überhaupt so etwas wie einen impliziten oder expliziten "Gruppenvertrag" zu entwickeln, ganz egal, ob der nun RR, Sandboxing oder kleine, pelzige Wesen von Alpha Centauri enthält.

(What is good game-mastering? Trying to fix the mess your group left behind last session. Ein Rat den ich nur wärmstens weitergeben kann.)


Häng ich mir an die Wand!
Titel: Re: Definition Railroding: Ja was isses denn nun?
Beitrag von: Hector am 8.01.2010 | 13:51
Meines Wissens nach bezeichnete der Begriff Railroading ursprünglich im Kern einen von einem Spieler als störend empfundenen Eingriff in dessen Entscheidungsfreiheit.

Rollenspiel ist ja grundsätzlich deswegen so anders als andere Gesellschaftsspiele, weil es den Spielern eben mehr Entscheidungsfreiheiten gibt. Die Spieler haben – bei einem klassischen System im Rahmen der systemintern vorgegebenen Spielmechanismen, die man spieltechnisch mit Naturgesetzen gleichsetzen kann – die Entscheidungsfreiheit über die Handlungen ihrer Charaktere. Und sie haben grundsätzlich auch die Freiheit, sich Vorgaben durch den Autor des gespielten Abenteuers oder des Spielleiters zu verweigern und in eine andere Richtung zu gehen, die ihnen besser gefällt.

Railroading (wenn man es auf Handlungen des Spielleiters anwendet) heißt nun, dass der Spielleiter die Spieler „zur Eisenbahn macht“ (das Wort existiert in der englischen Sprache nur als Substantiv, wo es „Eisenbahnwesen“ bedeutet, was aber im Zusammenhang mit Rollenspielen, wo es als aktives Verb gebraucht wird, keinen Sinn ergeben würde). Der Spielleiter ist also aktiv und er tut etwas mit den Spielern. Er schreibt ihnen exakt vor, wo es langgehen soll. Die Spieler sind passive Objekte seines Willens. So, wie ein Zug gezwungen ist, sich auf Schienen zu bewegen. Der Zug kann nichts dagegen tun. Er kann selbst keine Weichen stellen (darüber entscheidet das Bahnpersonal), er kann das Tempo nicht bestimmen (das macht der Lokführer) und er kann die Schienen nicht verlassen (höchstens durch einen Unfall). Ersetzt man nun den Zug durch eine Persönlichkeit, nämlich einen Spieler, so sieht sich dieser den durch den Spielleiter angewendeten Spielmechanismen gegenüber hilflos ausgeliefert. Er hat keine Entscheidungsfreiheit und wird zum reinen Konsumenten. Insofern unterscheidet er sich nicht von jemandem, der ein Adventure im Stil von „Monkey Island“ spielt. Er kann zwar Dinge tun und Ideen haben, Auswirkungen auf das Spiel zeigen aber nur die Aktionen, von denen der oder die Designer dachten, dass sie den passenden Lösungsweg darstellen. Es gibt keine Alternative zur vorgegebenen Route. Insofern müsste der betroffene Spieler eigentlich auch kein Rollenspiel spielen. Ich persönlich spiele unter Anderem deswegen Rollenspiele und nicht mehr Monkey Island, weil ich so oft (aus meiner Sicht) tolle Ideen hatte und mich geärgert habe, dass die Designer diese nicht zuließen.

Diejenigen Diskussionsteilnehmer, die vehement behaupten, man könne den Begriff „Railroading“ auch positiv oder wertneutral sehen, verwechseln meines Erachtens die mit dem Railroading verbundene Plotdiktatur (also einen vom Spielleiter vorgegebenen, unabänderlichen Betonplot) mit einem stark vordefinierten, aber immer noch änderbaren Plot. Ein Spielleiter, der railroadet, weigert sich  – trotz der offensichtlich vorhandenen Wünsche seiner Spieler, den Plot mit zu gestalten – auch nur einen Zentimeter von seiner Geschichte abzuweichen. Es würde wenig Unterschied machen, wenn er sich stattdessen einfach nur hinsetzen und seine Geschichte vorlesen würde. In diesem Moment haben wir aber kein Rollenspiel mehr, sondern ein Zuhörspiel. Es gib nur das, was im Skript steht. „Lehnt Euch zurück und genießt meine Geschichte. Und ab und zu dürft ihr Würfel rollen, damit ihr nicht einschlaft. Es wird aber nichts daran ändern, was passiert.“
Der Spielleiter mit dem stark vordefinierten, aber immer noch flexiblen Plot hat zwar, wie der Railroader auch, eine hohe Meinung von seinen eigenen Ideen und Erzählkünsten, respektiert aber grundsätzlich, dass die Spieler, auch wenn sie überwiegend passiv sind, hin und wieder einen interessanten und neuen Aspekt in seine Geschichte einbringen können. Er ist kein Railroader, sondern quasi ein Pusher. Er schubst die Spieler in eine  bestimmte Richtung und gibt ihnen immer wieder neue Schubse, um sie noch mehr in Richtung seines Plots zu bringen. Aber er fesselt sie nicht an diesen Plot, sondern lässt sie auch darum herum laufen und davon abschweifen. Er ist ein Anführer, aber kein Despot. Der Railroader ist ein Diktator.

Fazit:
Ich glaube nicht, dass irgendjemand, der Rollenspiel machen will, dabei wirklich gerailroadet werden möchte. Wer will denn ein Spiel, das eigentlich davon lebt, dass man der Geschichte seinen eigenen Stempel  aufdrücken kann, als machtloser Zuschauer spielen? Diejenigen, die immer wieder behaupten, sie fänden ab und zu ein bisschen Railroading ganz toll (manchmal, aber nur manchmal...), meinen damit wohl eher, dass sie es mögen, wenn der Spielleiter sie hin und wieder auf den Kern seine coolen Geschichten aufmerksam macht, wenn sie gerade Gefahr laufen, sich in einer Sackgasse zu verrennen. Sie möchten geführt und dirigiert, aber ganz bestimmt nicht unterdrückt werden.

Edit: Ein paar Schreibfehler korrigiert.
Titel: Re: Definition Railroding: Ja was isses denn nun?
Beitrag von: ErikErikson am 8.01.2010 | 13:54
Danke für den "Pusher"-Begriff. Hoffentlich setzt sich der durch. Kann man den nicht Sticky machen, oder so?
Titel: Re: Definition Railroding: Ja was isses denn nun?
Beitrag von: Teylen am 8.01.2010 | 13:54
Weil Teylen Railroading mit Abenteuerplot verwechselt/ersetzt ;)
Das ist richtig diagnostiziert, Medizin Mann :)

Wobei ich es damit gleichsetze weil ich das Gefuehl habe das es allgemein damit gleich gesetzt wird. Das heisst selbst wenn man etwas freier spielt und nur Plot Hooks, anstelle eines kompletten Plot hat, ist das, so wie der Begriff verwendet wird (bzw. ich meine ihn hier verwendet zu sehen), Railroading.
Insbesondere dann wenn der SL dem Spieler zur Not die Plot Haken in den Ruecken wirft um sie Richtung Plot zu ziehen oder sie den Plot Haken nicht ausweichen koennen.

Wie leite ich? Plotzentriert, aber komplett ergebnisoffen. (What is good game-mastering? Trying to fix the mess your group left behind last session. Ein Rat den ich nur wärmstens weitergeben kann.)
Imho muss etwas nicht komplett Ergebnisoffen sein. Eine Gute Geschichte hat ja neben Anfang und Mittelteil auch noch ein Ende.
Nun und dieses "Trying to fix the mess your group left behind last session." funktioniert ja auch nur wenn man dauer SL ist, oder?
Titel: Re: Definition Railroding: Ja was isses denn nun?
Beitrag von: Hróđvitnir (Carcharoths Ausbilder) am 8.01.2010 | 13:58
Imho muss etwas nicht komplett Ergebnisoffen sein. Eine Gute Geschichte hat ja neben Anfang und Mittelteil auch noch ein Ende.
Nun und dieses "Trying to fix the mess your group left behind last session." funktioniert ja auch nur wenn man dauer SL ist, oder?

a) Natürlich muß es nicht, ich bevorzuge es nur so, weil ich beim Leiten im Kopf dann auch freier bin.
b) Yopp. Ich halte nichts von wechselnden SL innerhalb einer Kampagne.
Titel: Re: Definition Railroding: Ja was isses denn nun?
Beitrag von: Thalamus Grondak am 8.01.2010 | 13:59
Wer meint Railroading als absoluten Begriff definieren zu können, der hat schon verloren.
In dem Falle gebe es "fast" kein Railroading.
Railroading ist ein sxtrem belasteter Sammelbegriff für die Auswirkungen eines bestimmten Spiel- und Leitverhaltens.
Dieses Verhalten kann stark ausgeprägt sein, oder weniger Stark.
Titel: Re: Definition Railroding: Ja was isses denn nun?
Beitrag von: Medizinmann am 8.01.2010 | 14:07
Wobei ich es damit gleichsetze weil ich das Gefuehl habe das es allgemein damit gleich gesetzt wird. Das heisst selbst wenn man etwas freier spielt und nur Plot Hooks, anstelle eines kompletten Plot hat, ist das, so wie der Begriff verwendet wird (bzw. ich meine ihn hier verwendet zu sehen), Railroading.

Dein Gefühl täuscht dich
Das was Großkomtur weiter oben schreibt ist (ImO) die richtige Definition von Railroading. und nebenbei eine gute :)
Wenn man einen Plot (egal ob eine ganze Geschichte,Nur ein paar Ideen oder Hooks hat ist es (wieder ImO) ganz wichtig sich als SL auch und gerade auf die Spieler einzulassen. Wenn Sie den bösen Drachen nicht bekämpfen wollen (weil Sie sich für zu schwach halten oder sie erst noch den Mord an ihrem treuen Knappen rächen wollen) dann sollte man als SL darauf eingehen.Ob Sie dann den Mörder des Knappen finden ist dann das neue Abenteuer. Den bösen roten Drachen kann man ja auch noch später bringen,der "stirbt" einem ja nicht weg

mit flexiblem Tanz
Medizinmann
Titel: Re: Definition Railroding: Ja was isses denn nun?
Beitrag von: Achamanian am 8.01.2010 | 14:08

Wobei ich es damit gleichsetze weil ich das Gefuehl habe das es allgemein damit gleich gesetzt wird. Das heisst selbst wenn man etwas freier spielt und nur Plot Hooks, anstelle eines kompletten Plot hat, ist das, so wie der Begriff verwendet wird (bzw. ich meine ihn hier verwendet zu sehen), Railroading.
Insbesondere dann wenn der SL dem Spieler zur Not die Plot Haken in den Ruecken wirft um sie Richtung Plot zu ziehen oder sie den Plot Haken nicht ausweichen koennen.

Ich finde, genau da liegt der Unterschied: Einen Plot Hook können die Spieler aufgreifen, und wenn er gut auf die Charaktere zugeschnitten ist, kann man davon ausgehen, dass sie das auch tun (es sei denn, sie wollen einem als SL eins auswischen, und dann liegt das Problem auf einer viel grundsätzlicheren Ebene). Das ist noch kein RR.
Wenn ich "Haken in den Rücken werfe", dann wird's halt tendenziell railroadig, weil ich einfach nicht akzeptiere, dass die Spieler einen anderen Weg einschlage. Wenn die Spieler nur aus Versehen vom Plot abweichen und froh sind, dass man sie zurückholt, ist das auch völlig legitim (obwohl in meinen Augen immer noch RR). Wenn sie aber wirklich wo anders lang wollen, werden sie genervt sein. Dann kann man natürlich versuchen, den Unmut präventiv iullusionistisch abzufangen, das kann aber missglücken, und dann ist der Unmut oft noch größer, weil man sich als Spieler verarscht fühlt.
Titel: Re: Definition Railroding: Ja was isses denn nun?
Beitrag von: Mike am 8.01.2010 | 14:47
Andrerseits würde ich mich als Spieler genervt fühlen, wenn unsere Gruppe einen Weg einschlägt der leider völlig am Plot vorbei geht, und wir damit nur die pure Langeweile erleben anstelle ein spannendes Abenteuer.
Titel: Re: Definition Railroding: Ja was isses denn nun?
Beitrag von: Hróđvitnir (Carcharoths Ausbilder) am 8.01.2010 | 14:49
Mmmmh. RR-Maßnahmen können in Einzelfällen angeraten sein, wenn der SL seine Verantwortung für den Erhalt der Gruppe ernst nimmt und erkennt, daß das, was die Gruppe jetzt aus ihrer Ameisenperspektive für toll hält, mittelfristig zur riesigen Spaßbremse wird?

EDIT/ Nachgedacht. Ja.
Titel: Re: Definition Railroding: Ja was isses denn nun?
Beitrag von: Mike am 8.01.2010 | 14:52
Ja, dem würde ich mich anschließen. Schließlich trägt der Spielleiter auch irgendwo mit die Verantwortung für ein tolles Spielerlebnis.
Titel: Re: Definition Railroding: Ja was isses denn nun?
Beitrag von: Teylen am 8.01.2010 | 14:59
@Tearmaster
Bei uns rotiert die SL nicht innerhalb einer Kampagne sondern eines Setting / Szenario mit einem Set Charakteren. ^^; Innerhalb Kampagnen (grossen Plots) macht es auch kaum Sinn ^^;

Wenn ich "Haken in den Rücken werfe", dann wird's halt tendenziell railroadig, weil ich einfach nicht akzeptiere, dass die Spieler einen anderen Weg einschlage.
Jaein.
(Plot-)Haken sind doch dafuer bestimmt das sich jemand dran haengt. Ist wie beim Angeln.
Man legt keinen Haken aus und kuemmert sich dann nicht wenn nix dran anbeisst.
Man haelt die dem Spieler ja nicht hin und ist dann nicht verstimmt wenn diese nicht anbeissen.
Weil wenn die Spieler nicht anbeissen wollen hat der SL keinen Plot mehr und wenn sie denken sie koennten wo anders lang - und glauben das es gehen muss - kann es einfach sein das sie unsanft an eine Wand geworfen werden, sich verennen und der Plot nicht mehr funktioniert.

Die These das es egal ist ob Spieler auf einen Plot Haken anspringen halte ich fuer Illusion ^^;
Ist doch nur ein erzaehlerischer Kniff wo der Spieler statt ggf. Schienen ein Schlauch Level kriegt wo er zwar weiter nach rechts / links kann, aber letztlich gefuehrt wird, oder?

Zumal das von A-Z RR wie bei Großkomtur beschrieben doch schlicht kaum Menschen-Moeglich sein duerfte? Irgendwo kriegen die Spieler doch immer was zu tun?
Titel: Re: Definition Railroding: Ja was isses denn nun?
Beitrag von: Achamanian am 8.01.2010 | 15:03
Andrerseits würde ich mich als Spieler genervt fühlen, wenn unsere Gruppe einen Weg einschlägt der leider völlig am Plot vorbei geht, und wir damit nur die pure Langeweile erleben anstelle ein spannendes Abenteuer.

Da wäre ich dann auch wieder "narrativistisch" und würde sagen, dass der SL eben versuchen muss, die Handlungen der Charaktere in Richtung einer Geschichte zu bündeln. Ich finde nicht, dass man rein simulationistisch an die Sache rangehen muss, das kann tatsächlich öde werden. Entscheidend ist in meinen Augen eher, dass die Handlungen der Charaktere Konsequenzen haben. Möglichst interessante Konsequenzen.

Es ist ja nicht so, dass ein SL, der RR vermeiden möchte, sich zwangsläufig zurücklehnt und sagt "sollen sie machen, was sie machen wollen, und dann simulieren wir die Folgen immer ordentlich Schritt für Schritt anhand meiner Schauplatz- und NSC-Beschreibungen durch." Oder "Nach Norden gibt es nur einen langweiligen Wald ohne Wölfe, ihr kriegt jetzt also zwei Stunden Landschaftsbeschreibung."

Entscheidend wird es aber doch meistens, wenn die Spieler bereits ansatzweise über eine Situation informiert sind ("Der Baron hat die Prinzessin entführen lassen, um sich ihre hellseherischen Kräfte zunutze zu machen!"), sich dann aber für ein anderes Vorgehen entscheiden, als der SL/der Abenteuertext es plant: ("Großartig! der Baron ist ein schlauer Mann, mit dem können wir doch sicher verhandeln, damit er uns die Prinzessin kurz überlässt und wir ihre Fähigkeiten nutzen können, um das Geheimversteck dieses nervigen Kults von Al'Zuul zu finden, das uns beim letzten Mal durch die Lappen gegangen ist!"). Potentiell auch ein interessantes Abenteuer, obwohl der SL vielleicht geplant hat, dass die Aufrechten Helden die Prinzessin befreien.

Das bedeutet natürlich, dass die Spieler zumindest bereit sein müssen, sich ausgehend von der Situation, in der sie sich befinden, in irgendeinen Konflikt einzutreten - sei es einer, der von außen an sie herangetragen wird, oder einer, den sie von selbst lostreten. Wenn sie einfach allem aus dem Weg gehen, dann können sie eben nicht viel erleben - außer vielleicht, auf der Flucht zu sein.
Titel: Re: Definition Railroding: Ja was isses denn nun?
Beitrag von: Tudor the Traveller am 8.01.2010 | 15:12
Das RR, das Komtur da definiert, gibt es aber nicht. Selbst die schlimmsten Railroader, unter denen ich gespielt habe, haben die Ergebnisse der Spieleraktionen ins Spiel eingebunden. Insofern kann man nicht behaupten, die Aktionen hätten keine Auswirkung.
Außerdem lässt diese Definition eine Frage offen: Was ist, wenn der SL nur "seinen" Weg zulässt, die Spieler aber ohnehin diesen Weg gehen? Kein Railroading? Wäre unlogisch. Dennoch werden die Spielerentscheidungen NICHT entwertet, weil sie ja derart sind, wie es sich der SL gewünscht hat und folglich zu 100% umgesetzt werden.

RR ist etwas, das sich Spieler ausgedacht haben, die ein Problem damit haben, wenn es nicht nach ihrer Nase läuft.
Titel: Re: Definition Railroding: Ja was isses denn nun?
Beitrag von: Achamanian am 8.01.2010 | 15:12
Weil wenn die Spieler nicht anbeissen wollen hat der SL keinen Plot mehr und wenn sie denken sie koennten wo anders lang - und glauben das es gehen muss - kann es einfach sein das sie unsanft an eine Wand geworfen werden, sich verennen und der Plot nicht mehr funktioniert.

Das nennt man schlicht und einfach Kommunikationsstörung. Wenn der SL einen derart festgelegten Plot hat, muss er seiner Gruppe vorher klarmachen, dass der Plot des Abenteuers von ihm vorangetrieben wird und nicht von Spielern und SL gemeinsam. Wenn die Spieler ihre Charaktere dann vor Wände laufen lassen und frustriert sind, obwohl der SL ihnen die Hooks vor der Nase baumeln lässt, sind sie selber schuld.

Wenn der SL aber so tut, als hätten die Spieler die freie Entscheidung, was sie tun, und sie dann einfach nur deshalb vor die Wand laufen lässt, weil er keinen Plot vorbereitet hat, der in die entsprechende Richtung führt (und nicht etwa, weil sie sich blödsinnig verhalten und es nur logisch ist, dass sie vor die Wand laufen), dann hat der SL halt schlecht vermittelt, was gespielt wird. Oder die Spieler haben schlecht vermittelt, was sie gerne spielen möchten.

In meiner DSA-Gruppe reden wir tendenziell vor jedem Abenteuer drüber, ob der SL da eher railroadet, damit wir uns an den großen Bombastszenen erfreuen können und nichts verpassen, oder ob das Abenteuer eher aufgebohrt wird, um viel Handlungsfreiheit zu ermöglichen.
Titel: Re: Definition Railroding: Ja was isses denn nun?
Beitrag von: Hróđvitnir (Carcharoths Ausbilder) am 8.01.2010 | 15:16
Außerdem lässt diese Definition eine Frage offen: Was ist, wenn der SL nur "seinen" Weg zulässt, die Spieler aber ohnehin diesen Weg gehen?

Die Frage ist nicht offen: Die Definition baut darauf, daß die Spieler eben nicht den Weg des SL gehen wollen: "Ein Spielleiter, der railroadet, weigert sich  – trotz der offensichtlich vorhandenen Wünsche seiner Spieler, den Plot mit zu gestalten – auch nur einen Zentimeter von seiner Geschichte abzuweichen." Wären SL und Spielerwollen übereinstimmend, bestünde keine Notwendigkeit, von der Geschichte abzuweichen.
Titel: Re: Definition Railroding: Ja was isses denn nun?
Beitrag von: Tudor the Traveller am 8.01.2010 | 15:24
Er schreibt ihnen exakt vor, wo es langgehen soll. Die Spieler sind passive Objekte seines Willens.

Das habe ich als zentrale Definition herausgefiltert. Das bedeutet, dass es auch RR ist, wenn sich die Spieler freiwillig passiv verhalten und dem Weg des SL exakt folgen.

Und genau das ist der Knackpunkt, an dem man ansetzt, wenn man sich RR neutral nähert.
Titel: Re: Definition Railroding: Ja was isses denn nun?
Beitrag von: Hector am 8.01.2010 | 15:44
Neutrales Railroading, das eben keinen negativen Aspekt beinhaltet, setzt m.E. voraus, dass man eine Gruppe hat, die eine Art von Spiel machen möchte, die mit Rollenspiel im klassischen Sinne in etwa so viel zu tun hat wie MBs HeroQuest.
Titel: Re: Definition Railroding: Ja was isses denn nun?
Beitrag von: Tudor the Traveller am 8.01.2010 | 15:58
Mit anderen Worten, du grenzt einfach eine bestimmte Gruppe von Rollenspielern aus, weil sie kein wahres RPGTM machen.

Meines Erachtens verhält es sich so, dass quasi jedes Rollenspiel sich irgendwo zwischen 100% Railroading und 100% Freiheit bewegt.
Titel: Re: Definition Railroding: Ja was isses denn nun?
Beitrag von: Hector am 8.01.2010 | 16:01
Ich grenze niemanden aus. Rollenspiel im klassischen Sinne bedeutet, einen Charakter so handeln lassen, wie man es selbst für angemessen hält. Wenn ich meinen Charakter ausschließlich so handeln lasse, wie es der Spielleiter für angemessen hält, ist das schlicht und ergreifend eine andere Sorte Spiel. Ich habe nicht gesagt, dass sie schlechter ist. Aber es ist dann kein Rollenspiel mehr.

Edit: Wenn mein Charakter nur so handelt, wie der Spielleiter es will, ist der Spielleiter eigentlich kein Spielleiter, sondern mehr ein kombinierter Regisseur/Drehbuchautor und ich bin kein Rollenspieler, sondern Schauspieler.  ;)
Titel: Re: Definition Railroding: Ja was isses denn nun?
Beitrag von: Tudor the Traveller am 8.01.2010 | 16:04
Und warum nicht? Bei PC-RPGs ist es doch auch so. Sind das jetzt keine RPGs?
Titel: Re: Definition Railroding: Ja was isses denn nun?
Beitrag von: Hector am 8.01.2010 | 16:06
Ja nu, wenn Du mit meinem Terminus "Rollenspiel im klassischen Sinne" nichts anfangen kannst, tausche es halt gegen "Pen & Paper Rollenspiel" aus.
Titel: Re: Definition Railroding: Ja was isses denn nun?
Beitrag von: Maarzan am 8.01.2010 | 16:07
Er schreibt ihnen exakt vor, wo es langgehen soll. Die Spieler sind passive Objekte seines Willens.

Das habe ich als zentrale Definition herausgefiltert. Das bedeutet, dass es auch RR ist, wenn sich die Spieler freiwillig passiv verhalten und dem Weg des SL exakt folgen.


Wenn die Spieler keine eigene Richtungspräferenz haben, ist auch kein Zwang, kein auf die Schiene biegen notwenig, denn die Spieler haben ja keine Eigenrichtung, aus der sie per Schiene gedrückt werden müssen -> kein Railroading.
Railroading ist nur da der Fall, wo die Spieler mit einer Schiene in eine Richtung gedrückt werden, welche ihnen nach den ursprünglichen Parametern offen stehen müßte.

Ansonsten:
Wenn der Fisch nicht an den Haken geht, war der Köder wohl Mist.
Aber es ist wohl leichter über blöde Spieler zu schimpfen und den "Fraß" ihnen runter zu zwingen oder zu tricksen , denn mal ein anständiges Spiel zu leiten/ Abenteuer zu schreiben.

Überhaupt die Aussage, es gibt doch Leuten denen es Spaß macht an der Nase geführt zu werden - klar gibt es solche, aber wenn Railroading als Vorwurf auf den Tisch kommt, hat es zumindest einem keinen Spaß gemacht. Und da anstatt über den Vorwurf und dessen Berechtigung über die Begriffsdefinition und Qualitäten von Railroading diskutiert wird, legt für mich nahe, das man den Vorwurf selbst wohl nicht stichhaltig entkräften kann.
Statt dessen wird typischerweise unpersönlich definierter Spaß oder bessere Story/ Plot bemüht.
In dem Sinne kann ich auch verstehen, wo die Assoziation zu "Sie will es doch auch" herkommt.
Titel: Re: Definition Railroding: Ja was isses denn nun?
Beitrag von: Achamanian am 8.01.2010 | 16:10
Neutrales Railroading, das eben keinen negativen Aspekt beinhaltet, setzt m.E. voraus, dass man eine Gruppe hat, die eine Art von Spiel machen möchte, die mit Rollenspiel im klassischen Sinne in etwa so viel zu tun hat wie MBs HeroQuest.

Ich habe den Eindruck, dass die Diskussion jetzt in Richtung einer RR-Definition geht, die bsagt: "RR ist eine so extreme Form der Gängelung von Spielern, dass wirklich jeder sie ganz doll bäh findet!" Ich wüsste aber nicht, welchen Zweck so eine Definition in einer Diskussion hat, außer, einen bestimmten Spielstil maximal abzuwerten oder im Zirkelschluss allgemeine Einigkeit darüber herzustellen, dass RR doof ist ("Was ist RR?" - "Das, was alle doof finden.")
Mir erscheint das witzlos. Klar ist RR als Begriff geprägt worden, um etwas vorher nur diffus Empfundenes zu kritisieren, also erstmal negativ konnotiert. Und klart wird er öfter zur Kritik als im Sinne einer positiven Bezugnahme verwendet, denn wer mit einem Spielstil zufrieden ist, muss ihn gar nicht erst zur Sprache bringen. Aber wenn man sich fragt, welche Elemente RR ausmachen, dann hat es doch keinen Sinn, festzulegen, dass all diese Elemente erst dann RR sind, wenn jemand das als negativ empfindet, nur, weil die Definition ihren Ausgang von der Kritik eines bestimmten Spielstils her genommen hat.

Neutral empfundenes RR habe ich nebenbei gesagt subjektiv durchaus erlebt - eben Abenteuer aus der DSA-7G-Kampagne, bei denen man eben auch als Spieler schon irgendwie merkt, dass es nun mal so läuft und nicht anders. Solange die Story einen noch interessiert, lauscht man, macht ein bisschen Intime-talk, seine Würfelwürfe und überlegt hier und da mal rum, was das AB jetzt wohl von einem erwartet, bis man drauf kommt und es weitergeht. Dabei nimmt als Spieler zwar Einfluss auf Abläufe, nie aber auf deren Konsequenzen. Das kann durchaus entspannend sein, weil man weiß, dass es schon irgendeinen vorgeplanten Weg geben wird, die ganze Sache zu packen und am Ende als Sieger dazustehen.
Es kann aber auch nerven, wenn man gerade eine eigene Idee hat, die mindestens ebenso folgerichtig ist, die der SL aber verhindern muss, weil er nicht darauf vorbereitet ist. Wenn man gerne etwas Risiko im Spiel hätte (und zwar darüber hinaus, dass man einen Patzer im Kampf würfeln könnte).
Titel: Re: Definition Railroding: Ja was isses denn nun?
Beitrag von: Tudor the Traveller am 8.01.2010 | 16:12
Ja nu, wenn Du mit meinem Terminus "Rollenspiel im klassischen Sinne" nichts anfangen kannst, tausche es halt gegen "Pen & Paper Rollenspiel" aus.

Das sind doch Wortklaubereien. Nur weil es eine Art beschnittenen RPGs wäre, die dir keinen Spaß machen würde, wäre es imo dennoch RPG.

@Maarzan: Wenn der SL in seinen Plot eine Wand gebaut hat, durch die ein Spieler unbedingt mit dem Kopf hindurch will, bei wem liegt da wohl das Fehlverhalten? Was ich sagen will, ist, dass imo viele RR-Vorwürfe erhoben werden, weil der SPIELER sich nicht den Grenzen des Szenarios unterordnen will. Der oft beschriebene Fall, bei dem der SL einem Spieler sagt, er könne etwas nicht tun, ohne einen zwingenden Grund zu nennen, kommt m.E. sehr viel seltener vor, als die RR-Vorwüfe glauben lassen. Da passt etwas einfach nicht zusammen.
Titel: Re: Definition Railroding: Ja was isses denn nun?
Beitrag von: Hector am 8.01.2010 | 16:23
Das ist ganz gewiss keine Wortklauberei. Alle mir bekannten Definitionen des Begriffs Pen & Paper Rollenspiel nennen als Bestandteile Spieler, die gemeinsam eine Geschichte entwickeln. Wenn nur einer die Geschichte entwickelt und alle anderen lediglich passive Konsumenten dieser Geschichte sind, spielen sie offensichtlich etwas anderes.
Titel: Re: Definition Railroding: Ja was isses denn nun?
Beitrag von: Achamanian am 8.01.2010 | 16:34
Das ist ganz gewiss keine Wortklauberei. Alle mir bekannten Definitionen des Begriffs Pen & Paper Rollenspiel nennen als Bestandteile Spieler, die gemeinsam eine Geschichte entwickeln. Wenn nur einer die Geschichte entwickelt und alle anderen lediglich passive Konsumenten dieser Geschichte sind, spielen sie offensichtlich etwas anderes.

Heißt das dann, dass die gesamte 7G-Kampagne von DSA definitionsgemäß - zumindest nach dem, was einem als SL laut Abenteuertext nahelegt wird - kein Pen&Paper-Rollenspiel ist?
Titel: Re: Definition Railroding: Ja was isses denn nun?
Beitrag von: Maarzan am 8.01.2010 | 16:35


@Maarzan: Wenn der SL in seinen Plot eine Wand gebaut hat, durch die ein Spieler unbedingt mit dem Kopf hindurch will, bei wem liegt da wohl das Fehlverhalten? Was ich sagen will, ist, dass imo viele RR-Vorwürfe erhoben werden, weil der SPIELER sich nicht den Grenzen des Szenarios unterordnen will. Der oft beschriebene Fall, bei dem der SL einem Spieler sagt, er könne etwas nicht tun, ohne einen zwingenden Grund zu nennen, kommt m.E. sehr viel seltener vor, als die RR-Vorwüfe glauben lassen. Da passt etwas einfach nicht zusammen.

Wenn die Wand/grenzen des Szenarios nicht vorher abgeklärt waren und sich auch nicht sinnvoll aus der Spielwelt erklären, dann ist der Plot/das Szenario einfach SCHEISSE, und ein Spielleiter, der dies durchzwingt auch. Und die Gründe, welche für "etwas geht nicht" angegegeben werden, sind es häufig auch. Der Protest gegen einen Railroader erwächst ja typischerwiese nicht nach der ersten Wand, sondern nach der x-ten, wo dann der Vertrauensvorschuss aufgebraucht ist.
Titel: Re: Definition Railroding: Ja was isses denn nun?
Beitrag von: Hector am 8.01.2010 | 16:38
@ Achamanian: Das einzige Mal, dass ich DSA gespielt habe, war 1985 auf einer Con, und das Abenteuer hieß, glaube ich, "Das Wirtshaus zum Schwarzen Keiler". Insofern kann ich da leider nicht mitreden. DSA soll aber, nach allem was man hört, ziemlich prädestiniert für den Missbrauch durch Diktatoren-SL sein.
Titel: Re: Definition Railroding: Ja was isses denn nun?
Beitrag von: Tudor the Traveller am 8.01.2010 | 16:38
Oh, an der Gemeinsamkeit des Spiels hänge ich mich da auch gar nicht auf. Aber das Entwickeln fasse ich dann doch graduell auf. Und viele Spieler, die ich kenne, wollen zu 90% konsumieren und wenig Mühe in tatsächliche Entwicklung der Geschichte stecken. Sie wollen etwas "serviert" bekommen ohne groß Eigenleistung zu erbringen; genau darüber stöhnen doch auch die SLs viel hier im Forum. Willst du da jetzt anfangen zu differenzieren, in der Art "RPG ist es aber nur wirklich, wenn alle gleichmäßig zur Entwicklung einer Geschichte beitragen, die allen Spaß macht"? das ist vielleicht ideales RPG, aber nicht unbedingt das, was ich beobachte.

Ich wehre mich einfach dagegen, durch einen Kunstgriff die Definition von RR derart zu gestalten, dass RR schon per Definition schlecht ist. Genausowenig, wie Medizinmann sagen kann, Gewalt ist per Definition schlecht.

Wenn die Wand/grenzen des Szenarios nicht vorher abgeklärt waren und sich auch nicht sinnvoll aus der Spielwelt erklären, dann ist der Plot/das Szenario einfach SCHEISSE, und ein Spielleiter, der dies durchzwingt auch. Und die Gründe, welche für "etwas geht nicht" angegegeben werden, sind es häufig auch. Der Protest gegen einen Railroader erwächst ja typischerwiese nicht nach der ersten Wand, sondern nach der x-ten, wo dann der Vertrauensvorschuss aufgebraucht ist.

Tja, und jetzt heißt das, dass der Vorwurf des RR gerechtfertigt ist, weil bei Spieler A die Frustgrenze niedriger ist, als der SL einkalkuliert hat? Damit kann man jegliche Definition von RR bzw. jegliche Diskussion um RR vergessen, weil RR reine Gefühlssache wird, und allein an der Frustgrenze eines Spielers festzumachen ist. Damit kann aber doch nicht arbeiten.
Titel: Re: Definition Railroding: Ja was isses denn nun?
Beitrag von: Hector am 8.01.2010 | 16:40
Klar, man kann Schimpfworte auch positiv belegen. Manche Leute finden es ja auch cool, wenn man sie Motherfucker nennt, obwohl es im eigentlichen Sinne des Wortes eher negativ belegt ist...
Titel: Re: Definition Railroding: Ja was isses denn nun?
Beitrag von: Medizinmann am 8.01.2010 | 16:44
Das RR, das Komtur da definiert, gibt es aber nicht.  ...
Doch das giebt es !
Wir hatten in unsere Dragonlance Kampagne(muß 2006 gewesen sein) so einen SL.Der hat sein Ding 2 Sessions lang durchgeführt (jetzt alles aufzuführen würde zu lange dauern),dann hab Ich und ein weiterer Mitspieler erst mit den anderen Spielern geredet und gemerkt,das Sie das auch nicht mögen,nach der 4 ten Session mit dem SL geredet und ihn gebeten so nicht mehr weiter zu machen und als er nach der 6ten Session nicht aufgehört hat(und auch zur 7ten so spät kam,das wir dachten er würde gar nicht mehr kommen) haben wir Ihn abgewählt.Als er dann (2 oder 3 Stunden später ohne anzurufen )doch noch kam,saß jemand anders im SL Sessel (Jupp wir haben einen SL Thron  ;D ).Wir haben ihm alles erklärt und Ihm angeboten weiter als Spieler mitzumachen,damit er
versteht was wir meinen,er ist aber nie wieder vorbeigekommen

mit einem Tanz in Bielefeld (das giebts auch,entgegen anderer gerüchte)
Medizinamnn
Titel: Re: Definition Railroding: Ja was isses denn nun?
Beitrag von: Achamanian am 8.01.2010 | 16:45
Klar, man kann Schimpfworte auch positiv belegen. Manche Leute finden es ja auch cool, wenn man sie Motherfucker nennt, obwohl es im eigentlichen Sinne des Wortes eher negativ belegt ist...

Es geht nicht um positiv belegen, es geht darum, sich zu entscheiden, ob man einem Begriff eine analytische Funktion zukommen lassen will. Wenn man RR nur als Schimpfwort braucht und will, dann ist das in Ordnung, dann kann man sich aber eigentlich jegliche Definitionsdiskussion sparen, weil RR dann Definitionsgemäß genau die Form von Spielergängeglung ist, die man selbst Kacke findet. Am heimischen Spieltisch mag das sinnvoll sein, in Forendiskussionen bringt es gar nichts.
Titel: Re: Definition Railroding: Ja was isses denn nun?
Beitrag von: Tudor the Traveller am 8.01.2010 | 16:51
Klar, man kann Schimpfworte auch positiv belegen. Manche Leute finden es ja auch cool, wenn man sie Motherfucker nennt, obwohl es im eigentlichen Sinne des Wortes eher negativ belegt ist...

Keine Ahnung, wie du das jetzt meinst. Um bei der Gewalt zu bleiben: Nur weil heute jeder bei Gewalt gleich an körperliche Gewaltekzesse denkt, heißt das noch lange nicht, dass das der Definition von Gewalt im Allgemeinen gerecht wird. Ich sage nur: Gewaltenteilung, Staatsgewalt, Entscheidungsgewalt... da schwingt nichts Negatives mit, oder?

Es geht nicht um positiv belegen, es geht darum, sich zu entscheiden, ob man einem Begriff eine analytische Funktion zukommen lassen will. Wenn man RR nur als Schimpfwort braucht und will, dann ist das in Ordnung, dann kann man sich aber eigentlich jegliche Definitionsdiskussion sparen, weil RR dann Definitionsgemäß genau die Form von Spielergängeglung ist, die man selbst Kacke findet. Am heimischen Spieltisch mag das sinnvoll sein, in Forendiskussionen bringt es gar nichts.

Genau das denke ich auch.
Titel: Re: Definition Railroding: Ja was isses denn nun?
Beitrag von: Maarzan am 8.01.2010 | 16:58
Oh, an der Gemeinsamkeit des Spiels hänge ich mich da auch gar nicht auf. Aber das Entwickeln fasse ich dann doch graduell auf. Und viele Spieler, die ich kenne, wollen zu 90% konsumieren und wenig Mühe in tatsächliche Entwicklung der Geschichte stecken. Sie wollen etwas "serviert" bekommen ohne groß Eigenleistung zu erbringen; genau darüber stöhnen doch auch die SLs viel hier im Forum. Willst du da jetzt anfangen zu differenzieren, in der Art "RPG ist es aber nur wirklich, wenn alle gleichmäßig zur Entwicklung einer Geschichte beitragen, die allen Spaß macht"? das ist vielleicht ideales RPG, aber nicht unbedingt das, was ich beobachte.

Aktiv teilnehmen muss letztlich keiner. Wer nur mitschwimmen will, kann das ja tun. Die Existenz solcher Mitspieler kann aber nicht Rechtfertigung des Beschneiden der ihnen zustehenden Mitgestaltungsrechte der anderen Mitspieler sein.

Zitat
Ich wehre mich einfach dagegen, durch einen Kunstgriff die Definition von RR derart zu gestalten, dass RR schon per Definition schlecht ist. Genausowenig, wie Medizinmann sagen kann, Gewalt ist per Definition schlecht.

Ein Vergewaltiger redet dann auch von Vergewohltätigen und verweist darauf, das es doch Leute gibt, die es etwas härter wollen.
Letztlich läuft es darauf hinaus, das jede Person gegenüber ihr eigenes Recht auf Spaß und die ihr zustehende Beteiligung an der Gestaltung dieses Spaß hat.
Es ist egal wie toll man glaubt das eine Story ist oder wie toll es andere finden so zu spielen. Grundlage des Spiels wie auch guten sozialen Umgangs ist das, was explizit am jeweiligen Spieltisch passiert. Und wenn sich jemand am Spieltisch betrogen vorkommt, hat man sich auch dort und genau damit auseinander zu setzen.
Diese (R)Umdefiniererei empfinde ich als genau den Versuch sich auf externe abstrakte Werte des Geschmacks zurück zu ziehen (anstelle den Leuten am Tisch gerecht zu werden), von Gleichgesinnten Unterstützung zu werben und den lästigen Spieler von hoher Warte mundtot zu machen.

Und das Problem sind dann weniger die Idiotenspielleiter - die kann man vermeiden oder verlassen- als die Spieler, welche ihre Spielweisen davon geprägt entwickeln und entsprechend ge-/verstört agieren.
Titel: Re: Definition Railroding: Ja was isses denn nun?
Beitrag von: Thalamus Grondak am 8.01.2010 | 17:01
Ich grenze niemanden aus. Rollenspiel im klassischen Sinne bedeutet, einen Charakter so handeln lassen, wie man es selbst für angemessen hält. Wenn ich meinen Charakter ausschließlich so handeln lasse, wie es der Spielleiter für angemessen hält, ist das schlicht und ergreifend eine andere Sorte Spiel. Ich habe nicht gesagt, dass sie schlechter ist. Aber es ist dann kein Rollenspiel mehr.
Aber ein Railroadender SL ändert ja nicht die Handlung deines Chars, sondern nur die Konsequenzen die sich aus der Handlung ergeben.
Titel: Re: Definition Railroding: Ja was isses denn nun?
Beitrag von: Hector am 8.01.2010 | 17:06
Ihr versucht wegzudiskutieren, dass "Railroading" per ursprünglicher Definition ganz klar negativ belegt war. In dem Moment, wo eigentlich fest definierte Begriffe umdefiniert werden und jeder sich dann etwas eigenes darunter vorstellt, werden sie aber diskussionsuntauglich. Dann braucht man wieder neue Begriffe, und plötzlich geistert negatives, positives und neutrales Railroading in der Gegend herum. Wenn jemand früher gesagt hat: "Der SL railroadet" war klar, dass der SL sich da etwas herausgenommen hat, das den Spieler, der die Aussage gemacht hat, stört. Dass er die Autonomie des Spielers über seinen Anteil am Plot beschneidet. Aber dann taucht die "Railroading ist doch cool"-Fraktion auf und definiert munter um. Und dann ist Bass Playing auf einmal auch eine Form von Railroading, und Scene Framing ist Railroading, und wenn man sagt: "wir machen eine Kippenpause" ist es Railroading, etc. Das war ja der Grund für diesen Thread.

Edit:
Aber ein Railroadender SL ändert ja nicht die Handlung deines Chars, sondern nur die Konsequenzen die sich aus der Handlung ergeben.

Der Railroader-SL entwertet die Aktionen meines Charakters, indem er sie ignoriert. Er verweigert meinen Aktionen einen Einfluss auf den Ablauf der Geschichte, die eigentlich gemeinsam gestaltet werden sollte. Insofern wird es beim RR-SL egal, ob oder wie mein Charakter handelt, weil ja ohnehin immer das gleiche passieren wird.
Titel: Re: Definition Railroding: Ja was isses denn nun?
Beitrag von: Tudor the Traveller am 8.01.2010 | 17:15
Aktiv teilnehmen muss letztlich keiner. Wer nur mitschwimmen will, kann das ja tun. Die Existenz solcher Mitspieler kann aber nicht Rechtfertigung des Beschneiden der ihnen zustehenden Mitgestaltungsrechte der anderen Mitspieler sein.

Es ist u.a. sogar Aufgabe des SL, die "Gestaltungsrechte" der Spieler zu beschneiden, denn dadurch, dass er deren Optionen vermindert, erzeugt er erst die oft gewollte Herausforderung. Die Beschneidung sollte eben nur in einer Art geschehen, die unterhält. Was genau unterhält, ist aber nicht so ohne Weiteres abzugrenzen. Wenn die SC in Gefangenschaft geraten, ist ihre Entscheidungsfreiheit massiv beschitten, dennoch ist dies nicht unbedingt immer Railroading durch den SL, denn das wäre absurd, da Gefangenschaft an sich ein schlüssiges Szenario ist.

Letztlich läuft es darauf hinaus, das jede Person gegenüber ihr eigenes Recht auf Spaß und die ihr zustehende Beteiligung an der Gestaltung dieses Spaß hat.
Es ist egal wie toll man glaubt das eine Story ist oder wie toll es andere finden so zu spielen. Grundlage des Spiels wie auch guten sozialen Umgangs ist das, was explizit am jeweiligen Spieltisch passiert. Und wenn sich jemand am Spieltisch betrogen vorkommt, hat man sich auch dort und genau damit auseinander zu setzen.
Diese (R)Umdefiniererei empfinde ich als genau den Versuch sich auf externe abstrakte Werte des Geschmacks zurück zu ziehen (anstelle den Leuten am Tisch gerecht zu werden), von Gleichgesinnten Unterstützung zu werben und den lästigen Spieler von hoher Warte mundtot zu machen.

Die Definition ist nötig, wenn man unterscheiden will, ob ein SL diktatorisch leitet oder ein Spieler einfach nur Probleme hat, sich der Autorität des SLs unterzuordnen. Denn der SL hat ja nunmal auch Gestaltungsrechte, die meist weit über die der Spieler hinausgehen. Un deine wertneutrale Definition von Railroading wäre hilfreich, die Grenze zu lokalisieren, wo Spielerrechte anfangen und SL-rechte aufhören. Spaß als Kriterium ist dafür viel zu vage und zu individuell.

Ihr versucht wegzudiskutieren, dass "Railroading" per ursprünglicher Definition ganz klar negativ belegt war. In dem Moment, wo eigentlich fest definierte Begriffe umdefiniert werden und jeder sich dann etwas eigenes darunter vorstellt, werden sie aber diskussionsuntauglich.

Wenn eine Definition sich als unbrauchbar erweist, muss sie nunmal geändert werden. Das ist in der Wissenschaft gang und gäbe.
Titel: Re: Definition Railroding: Ja was isses denn nun?
Beitrag von: Thalamus Grondak am 8.01.2010 | 17:16
Der Railroader-SL entwertet die Aktionen meines Charakters, indem er sie ignoriert. Er verweigert meinen Aktionen einen Einfluss auf den Ablauf der Geschichte, die eigentlich gemeinsam gestaltet werden sollte.
Da kommen wir schon weiter.
Vorhin hast Du Rollenspiel grob als "Man spielt einen Charakter" definiert.
Jetzt schreibst Du "Man gestaltet gemeinsam eine Geschichte".
Klassisches Rollenspiel ist meiner Meinung nach: Man erlebt im "Virtuellen Körper" einer anderen Rolle eine Geschichte. Und diese Definition wird durch Railroading nicht gebrochen.
Titel: Re: Definition Railroding: Ja was isses denn nun?
Beitrag von: Achamanian am 8.01.2010 | 18:07
Ihr versucht wegzudiskutieren, dass "Railroading" per ursprünglicher Definition ganz klar negativ belegt war. In dem Moment, wo eigentlich fest definierte Begriffe umdefiniert werden und jeder sich dann etwas eigenes darunter vorstellt, werden sie aber diskussionsuntauglich. Dann braucht man wieder neue Begriffe, und plötzlich geistert negatives, positives und neutrales Railroading in der Gegend herum. Wenn jemand früher gesagt hat: "Der SL railroadet" war klar, dass der SL sich da etwas herausgenommen hat, das den Spieler, der die Aussage gemacht hat, stört. Dass er die Autonomie des Spielers über seinen Anteil am Plot beschneidet. Aber dann taucht die "Railroading ist doch cool"-Fraktion auf und definiert munter um. Und dann ist Bass Playing auf einmal auch eine Form von Railroading, und Scene Framing ist Railroading, und wenn man sagt: "wir machen eine Kippenpause" ist es Railroading, etc. Das war ja der Grund für diesen Thread.

Edit:
Der Railroader-SL entwertet die Aktionen meines Charakters, indem er sie ignoriert. Er verweigert meinen Aktionen einen Einfluss auf den Ablauf der Geschichte, die eigentlich gemeinsam gestaltet werden sollte. Insofern wird es beim RR-SL egal, ob oder wie mein Charakter handelt, weil ja ohnehin immer das gleiche passieren wird.

Die ursprünglich negative Belegung will doch niemand wegdiskutieren. Aber wenn du die zur Bedingung einer Definition machst, dann funktioniert deine Definition ganz schnell nicht mehr. Sagt also ein Spieler: "Mensch, der SL lässt meinen Charakter überhaupt keinen Einfluss auf den Verlauf der Geschichte nehmen, das nervt voll, nenn ich das mal Railroading!" Sagt der andere: "Na, aber dafür ist die Geschichte toll. Wenn immer alle Charaktere kriegen, was sie wollen, zerfasert das nur, und am Ende schafft man es vielleicht nicht, das Abenteuer zu lösen, weil man sich in was Falsches verrennt. Ich stelle meinen Charakter gern in den Dienst der Geschichte, wenn die nur gut ist!"

Spieler 2 kannst du jetzt sagen:
a) Du bist doch echt ein Dosenbrot, man hat dich voll gerailroadet, und du bedankst dich auch noch dafür!
b) Naja, für Spieler 1 war das Railroading, weil es ihm nicht gefallen hat. Für dich war es aber keins, weil du's ja Spitze fandest.
c) Du spielst gar kein Rollenspiel, weil du gar kein Interesse daran hast, die Geschichte mitzugestalten. Nur Spieler 1 ist ein richtiger Rollenspieler.

oder eben Möglichkeit d): Spieler 1 hat schon recht mit seiner Kritik, und es ist auch sinnvoll, einen Begriff für den kritisierten Spielstil zu finden, nehmen wir also RR. Der Umstand, dass Spieler 2 Spaß an der Sache hatte, nimmt der Kritik nichts von ihrer Berechtigung, da beide schlicht und einfach mit unterschiedlichen Ansprüchen ans Spiel gehen.

Nun wird Spieler 1 sicher viel öfter empört ausrufen: "Das ist doch RR!", während Spieler 2 wahrscheinlich eher davon schwärmen wird, was für eine tolle Geschichte er hier erlebt und wie stimmungsvoll das alles ist. Weil RR als Begriff eben auf die Frage der Handlungsfreiheit der Charaktere abzielt, was logischerweise der Fokus des Kritikers ist, und was Spieler 2 gar nicht so interessiert. Für eine Definition macht es aber keinen Sinn, darauf abzuheben, dass 2 unterschiedliche Spieler eine jeweils eigene Perspektive auf den gleichen Stil des Spielleitens haben. Wenn Person A Hunde mag und Person B nicht, dann ist ein Hund für Person B trotzdem nicht plötzlich eine Ratte.

Oder, man muss sich halt darauf einigen, dass RR prinzipiell nur mit abwertender Konnotation zu gebrauchen ist, und braucht schon wieder einen neuen Begriff als "neutrale Form" - sowas wie "narrativer Spielstil, bei dem die Handlungsfreiheit der Charaktere dem geplanten Fortgang der Geschichte untergeordnet ist".

EDIT: Noch zum Thema "Umwertung von Begriffen": Mir erscheint das als ganz gewöhnlicher Vorgang. Hack'n'Slay diente auch mal der reinen Abwertung, inzwischen gibt es einen Haufen Leute, die das als neutrale Spielstilbeschreibung sehen - kann halt auch mal Spaß machen. Und dass etwas "unrealistisch" wäre, ist mir früher im Rahmen von Rollenspielen auch nur als negative Kritik untergekommen, inzwischen stehen die allermeisten Systeme dazu, dass sie eben "unrealistisch" sind - na schön, da wählt man hübschere Begriffe wie "cinematisch". Viele Sachen werden eben zum ersten Mal auf den Begriff gebracht, um sie zu kritisieren.
Titel: Re: Definition Railroding: Ja was isses denn nun?
Beitrag von: Dr.Boomslang am 8.01.2010 | 18:24
Die ursprünglich negative Belegung will doch niemand wegdiskutieren. Aber wenn du die zur Bedingung einer Definition machst, dann funktioniert deine Definition ganz schnell nicht mehr...
Ich bring mal ein Gegenbeispiel: Straftatbestände sind analytische, willkürliche, aber dennoch eindeutig negative Definitionen, die trotzdem zu gebrauchen sind. Wenn mich jemand schneidet ist das Körperverletzung, wenn mich ein Arzt schneidet den ich darum gebeten habe ist es keine. Wenn ich jemanden töte und ich bin ein Soldat der auf rechtmäßigen Befehl handelt, dann ist das eine straffreie Tötung die unter leicht anderen Umständen ein Mord gewesen wäre.
Ist jetzt die Definition von Körperverletzung oder Mord sinnlos weil sie (absichtlich) negativ belegt ist, oder weil sie von subjektiven Faktoren und Kontext abhängt? Sollte man jetzt jede Tötung Mord nennen und dafür in gerechten Mord und ungerechten Mord unterscheiden? Nein, denn das war gerade schon der Sinn der Definition von Mord (in gerechtfertigte und ungerechtfertigte Tötungen zu unterscheiden).
Man dreht sich im Kreis. Wer das Prinzip begreift hat Railroading verstanden und kann sich 15 Seiten Thread und 30 zukünftige Diskussionen sparen.
Titel: Re: Definition Railroding: Ja was isses denn nun?
Beitrag von: Achamanian am 8.01.2010 | 18:37
Ich bring mal ein Gegenbeispiel: Straftatbestände sind analytische, willkürliche, aber dennoch eindeutig negative Definitionen, die trotzdem zu gebrauchen sind.

Im Strafrecht oder in ethischen Fragen sind solche relationalen Definitionen ja auch sinnvoll, in denen es um das Verhältnis von Handlung, Zwang und Willen geht und vor allem darum, bestimmte Konstellationen (z.B. Nötigung) als moralisch (und juristisch) verurteilbar zu definieren.

Natürlich kannst du nach dem Modell auch RR definieren als "Gängelung eines Spielers durch einen Spielleiter gegen den Willen des Ersteren." Aber ich sehe wenig Sinn in der Sache, außer, dass man damit den SL "verurteilen" kann. Es interessiert mich aber gar nicht, einen SL zu verurteilen, sondern, rauszufinden, was genau es ist, was mich an einer bestimmten Weise des Spielleitens stört. Und deshalb finde ich den Begriff des RR viel nützlicher im Sinne einer Spielstilbeschreibung als im Sinne einer hochrichterlichen Anklage.
Titel: Re: Definition Railroding: Ja was isses denn nun?
Beitrag von: Eulenspiegel am 8.01.2010 | 18:40
Eine Körperverletzung ist immer eine Körperverletzung. Der Unterschied ist nur der, ob er straffrei oder strafbar ist:
1) Ein Arzt verletzt deinen Körper nicht, sondern heilt ihn. (Ja, ein Chirurg schneidet deinen Körper auf. Aber nur, um ihn zu heilen und nicht, um ihn zu verletzen..) Daher begeht der Arzt keine Körperverletzung, sondern eine Heilung.

2) Wenn man sich im SM Club auspeitschen lässt, dann ist das eine echte Körperverletzung. Der Peitscher geht aber straffrei aus, da die Körperverletzung einvernehmlich war. (Ändert aber nichts daran, dass es trotzdem eine Körperverletzung war. - Halt bloß eine straffreie Körperverletzung.)

Das gleiche mit töten:
Es gibt verschiedene Arten von töten: hinrichten, morden, im Kampf fürs Vaterland töten, abtreiben etc.
Alle diese Unterdefinitionen von töten haben unterschiedliche Konnotationen.
Aber ihnen allen gemein ist, dass man sie erst vernünftig definieren kann, wenn man das wertungsfreie "töten" definiert.

Das heißt, man definiert erst, was "töten" bedeutet. Und zwar vollkommen wertneural.
Anschließend kann man dann definieren:
- Mord ist, wenn man eine Person aus niederen Motiven tötet.
- Hinrichtung ist es, wenn man einen Gefangenen tötet.
- xyz ist es, wenn ein Soldat den Gegner in einem Krieg tötet.
- Abtreibung ist es, wenn man ein ungeborenes Kind tötet.
- etc.

Und diesen ganzen Unterdefinitionen kann man durchaus auch Bewertungen innerhalb der Definition zugrundelegen. Aber Voraussetzung ist, dass man erstmal vollkommen wertfrei "töten" definiert hat.

Das gleiche mit Railroading:
Klar kann man eine Menge wertender Unterdefinitionen finden. Aber Grundlage ist, dass man erstmal die wertfreie Variante definiert.
Titel: Re: Definition Railroding: Ja was isses denn nun?
Beitrag von: Dr.Boomslang am 8.01.2010 | 18:58
Natürlich kannst du nach dem Modell auch RR definieren als "Gängelung eines Spielers durch einen Spielleiter gegen den Willen des Ersteren." Aber ich sehe wenig Sinn in der Sache, außer, dass man damit den SL "verurteilen" kann.
Wenn ich sage: "Da gab es ein Missverständnis" ist das dann sinnlos weil ich damit nur jemanden anklagen will? Müssen wir Missverständnis jetzt relativieren, weil es ja auch erwünschte Missverständnisse geben könnte und die Missverstandenen sich missverstanden fühlen. Ich verstehe nicht wie man nicht den Sinn darin sehen kann ein unerwünschtes Ereignis zu bezeichnen. Messfehler, Autounfall, Flugzeugabsturz. Alles negative Sachen und die Wörter sagen auch mehr als dass was Unerwünschtes passiert ist, sie geben weiteren Kontext dazu unter welchen Umständen es passierte und welche Art von unerwünschter Sache eingetreten ist. Nicht anders war der Begriff Railraoding jemals gedacht gewesen, er sagt uns was falsch gelaufen ist (Art des Fehlers), aber nicht warum, wie oder was man dagegen tun kann.
Titel: Re: Definition Railroding: Ja was isses denn nun?
Beitrag von: Eulenspiegel am 8.01.2010 | 19:08
Wenn ich sage: "Da gab es ein Missverständnis" ist das dann sinnlos weil ich damit nur jemanden anklagen will? Müssen wir Missverständnis jetzt relativieren, weil es ja auch erwünschte Missverständnisse geben könnte und die Missverstandenen sich missverstanden fühlen.
Ob es im RL erwünschte Missverständnisse gibt oder nicht, ist irrelevant.
Wichtig ist nur, dass erwünschte Missverständnisse nicht per definitionem ausgeschlossen werden.

Vielleicht gibt es tatsächlich keine erwünschten Missverständnisse. Keine Ahnung.

Man kann aber auf alle Fälle nicht sagen: "Es gibt per definitionem keine erwünschten Missverständnisse."
(Man beachte: Streicht man das "per definitionem" wird der Satz wahr. Lässt man das "per definitionem" aber im Satz stehen, ist er falsch.)

Zitat
Messfehler, Autounfall, Flugzeugabsturz. Alles negative Sachen und die Wörter sagen auch mehr als dass was Unerwünschtes passiert ist,
Ja, aber die Sachen enthalten das Unerwünschte nicht in der Definition. Es folgt vielleicht aus der Definition, aber ist kein Teil der Definition.

richtige Definition von Autounfall:
"Unfall, bei dem ein Auto involviert war."

falsche Definition von Autounfall:
"Unfall, bei dem ein Auto involviert war, und mindestens ein Beteiligter findet es Scheiße."

Das zweite ist eine Folge der Definition, aber nicht Teil der Definition.

BTW:
Es gibt durchaus erwünschte Flugzeugabstürze: Wenn man zu Testzwecken Flugzeuge abstürzen lässt.
Oder wenn das Militär einen gegnerischen Flieger runterholt.
Titel: Re: Definition Railroding: Ja was isses denn nun?
Beitrag von: Achamanian am 8.01.2010 | 19:18
Mir ist bei der Sache unklar, warum es so schlimm ist, RR als neutralen Begriff zuzulassen. Man kann ihn ja trotzdem ablehnend verwenden. Man räumt aber auch die Möglichkeit ein, dass jemand anders sich mit dem gleichen Begriff auf den gleichen Spielstil positiv bezieht. Da dient doch der allgemeinen Verständigung.

Ich habe ziemlich ausgiebig im DSA-Forum Alveran über RR diskutiert, und festgestellt, dass es viele Leute gibt, die genau das, was ich als RR bezeichnen, schätzen, und dafür sogar Gründe anführen können. Ich habe mich sogar noch einer Weile erinnert, dass ich selbst RR lange Zeit geschätzt habe (allerdings auch, weil ich nichts anderes kannte). Soll ich jetzt sagen: "Damals war das kein RR, weil's uns ja allen Spaß gemacht hat?" Das kann's doch irgendwie auch nicht sein ...
Titel: Re: Definition Railroding: Ja was isses denn nun?
Beitrag von: Dr.Boomslang am 8.01.2010 | 19:35
Letztlich läuft alles immer wieder auf Definitionshoheiten heraus. Es ist doch völlig klar und hinlänglich bekannt dass es bestimmte Techniken gibt die unter gewissen Umständen wünschenswert sind oder nicht bzw. je nach Geschmack gewünscht werden oder nicht und die man dann Railraoding oder anders nennen kann, darüber wurde doch hinreichend diskutiert. Diese Dinge sind bekannt und benannt.
Aber in allen RR Diskussionen geht es darum gar nicht mehr, sondern nur darum wer jetzt seinen Liebling RR nennen darf weil das Wort Publicity mit sich bringt, da es schon bekannt ist. Das ist ein ähnlicher Grund warum Christen Jesus Geburt ausgerechnet zur Wintersonnenwende feiern müssen, obwohl sie wahrscheinlich selbst wissen dass das nicht stimmt.

Diese Diskussion ist völlig Sinnfrei und wird nie zu einem Ziel führen. Argumente warum man was so und nicht so nennen sollte kann es da nicht mehr geben, weil der eigentliche Grund nichts mit Praxis oder tatsächlich erkannten Vorgängen oder Vorlieben im Spiel zu tun hat, sondern nur noch mit Macht über Worte bzw. mit Tatsachen im Sprachgebrauch. Macht lässt sich aber nicht argumentieren, sondern nur ausüben, feststellen oder eben nicht.
Es ist mir klar dass unter dem Vorwand der Diskussion einfach die Wahrnehmung des Sprachgebrauchs geändert werden soll und das funktioniert ja auch. Aber das kann man auch einfacher haben. Gebt euch doch irgend einen Anstrich von Autorität, macht Abstimmungen, oder gründet den Railroading e.v. oder registriert euch railroading.org und schreibt eure Definition dahin oder editiert Wikipedia, oder sonstwas. Aber mit Argumenten hat das alles nichts zu tun. Argumentativ ist das auf der Ebene: "Rot und Grün heißen jetzt hellblau und dunkelblau, wer ist dafür?"
Titel: Re: Definition Railroding: Ja was isses denn nun?
Beitrag von: Achamanian am 8.01.2010 | 20:13
@ Dr. Boomslang:

Meine Güte, ist doch nicht so schlimm! Ich hab überhaupt keine Definitionsmachtgelüste ...
Ich kann meine Haltung ja mal ganz subjektiv biographisch erklären: da spiel ich an die 20 Jahre DSA (und hier und da mal Shadowrun, Cthulhu, Midgard, AD&D 2nd, Sturmbringer, MERS ...), und irgendwann stelle ich fest, dass mich das irgendwie alles schrecklich ermüdet, und dass das gar nicht unbedingt an der abgekauten Fantasy-Hintergrundwelt liegt, sondern irgendwie ... tja ... an der Art, wie das alles abläuft. Dann stoße ich irgendwo auf den schönen RR-Begriff und identifiziere das, was mich so ermüdet, als RR.
Alles hätte ein schönes Ende nehmen können, meine Gruppe ist flexibel, wir reden über sowas und erzielen nach und nach ein besseres Mischverhältnis aus festgelegten Plotelementen, freier Entfaltung, Spiel, Spannung, Schokolade. Dann treibe ich mich in einschlägigen DSA-Foren rum, berichte von meinem Glück - und stelle fest, dass ganz viele genau das, was ich als RR-Stil kritisiere, schätzen. Noch mehr, mir fällt ein, dass ich das ja selber mal so mochte!

Jetzt habe ich also die Wahl: Gestehe ich mir ein, dass ich über fünfzehn Jahre lang mit der DSA-Deppeneisenbahn gefahren bin und knalle den anderen im Forum vor den Latz, dass ich inzwischen das Licht gesehen habe, während sie immer noch dumme kleine Railroader sind, die im übrigen nie Sex und viele Pickel haben? Und was, wenn ich wieder Spaß an RR-Abenteuern entwickle, bin ich dann degeneriert, ein Unterrollenspieler? Oder sage ich einfach: "Ja, das mit dem RR ist ein Spielstil, ich finde, auf die Dauer macht was anderes Spaß. Könnt ihr ja auch mal probieren, falls euch das, was ihr jetzt macht, zu langweilen anfängt."

Ich glaube auch nicht, dass ich damit viel umdefiniere. Allein, dass es einen Begriff wie "Illusionism" gibt, zeigt doch, dass Leute sich Gedanken darüber gemacht haben, dass RR unter gewissen Bedingungen zur Zufriedenheit aller funktionieren kann. Damit ist es ja niemandem unbenommen, RR für sich rundheraus abzulehnen. Man kann es sogar generell ablehnen, z.B. aus ethischen Gründen (weil es "verlogen" ist), weil man meint, dass es dumm macht, warum auch immer ...

Edit:
Zitat
Letztlich läuft alles immer wieder auf Definitionshoheiten heraus. Es ist doch völlig klar und hinlänglich bekannt dass es bestimmte Techniken gibt die unter gewissen Umständen wünschenswert sind oder nicht bzw. je nach Geschmack gewünscht werden oder nicht und die man dann Railraoding oder anders nennen kann, darüber wurde doch hinreichend diskutiert. Diese Dinge sind bekannt und benannt.

Genau das meine ich ja: Techniken, die je nach Geschmack gewünscht werden oder nicht, und die man (als "Gesamtstil") RR nennen kann. Nur geht das eben nicht, wenn man RR prinzipiell als unerwünscht definiert.
Titel: Re: Definition Railroding: Ja was isses denn nun?
Beitrag von: kirilow am 8.01.2010 | 20:19
@Achamanian
DSA-Deppeneisenbahn
Danke für diesen Begriff. Ich finde viele Beiträge von Dir zu DSA toll (ich kann mich nur nicht durchringen, die hiesige Diskussion zu lesen) aber das ist echt ein Perle. So schön.

Nebenbei:
Heißt das dann, dass die gesamte 7G-Kampagne von DSA definitionsgemäß - zumindest nach dem, was einem als SL laut Abenteuertext nahelegt wird - kein Pen&Paper-Rollenspiel ist?
Natürlich ist es das nicht. Das nennt sich Stimmungsspiel. ~;D
Titel: Re: Definition Railroding: Ja was isses denn nun?
Beitrag von: Achamanian am 8.01.2010 | 20:23

Nebenbei:Natürlich ist es das nicht. Das nennt sich Stimmungsspiel. ~;D

Ein neuer Begriff für DSA jagt in diesem Thread den anderen! "Herzlich willkommen zu unserem heutigen Stimmungsspieltreffen. Die Wolken dräuen, die Finsternis ist schwarz, die Blumen lassen traurig die Köpfe hängen, als ahnten sie, welch schweres Ungemach dieser Tage über das Dererund hereinbrechen soll ..."
Titel: Re: Definition Railroding: Ja was isses denn nun?
Beitrag von: Dr.Boomslang am 8.01.2010 | 21:12
Genau das meine ich ja: Techniken, die je nach Geschmack gewünscht werden oder nicht, und die man (als "Gesamtstil") RR nennen kann. Nur geht das eben nicht, wenn man RR prinzipiell als unerwünscht definiert.
Aber was ist das für eine Art von Argumentation? Wenn ich sage "Soldaten sind Mörder" (obwohl das juristisch gesehen nicht stimmt) dann könnten die Soldaten entweder sagen "Nein, wir sind keine Mörder obwohl wir manchmal auch töten" oder sie können sagen "Ja ok, wir sind aber keine bösen Mörder, sondern gute." Im ersten Fall ist da ganz vielleicht eine sinnvolle Diskussion zu finden im zweiten ist das nur noch absurd.
Man kommt sofort wieder zur Frage ob die Juristen nun die Hoheit über den Begriff "Mord" haben oder ob der Begriff auch in einem weiteren nicht juristischen Sinne zu gebrauchen sein sollte und wer sich nun gefälligst wem anzupassen hat, aber das ist dann eben keine Diskussion mehr über den Begriff selbst. Und außerdem ist diese Diskussion ohnehin sinnlos, denn darum geht es gar keinem Beteiligten.

Das ist hier ähnlich gelagert. Es kann doch nicht darum gehen ob jemand RR macht, oder nicht, nur aus Prinzip oder gestreng nach Definition eines leeren Begriffes, sondern es geht um die Bezeichnung eines realen Vorganges. Aber es gibt bei einer Neuschöpfung eines Begriffes kaum sinnvolle Argumente warum der Vorgang A und nicht B heißen sollte. Bei Definitionen geht es nur darum ob etwas sinnvoll zu definieren ist und dann später vielleicht noch ob die Definition verstanden wird, letzteres kann aber völlig nachrangig sein und ist häufig gar nicht zu erreichen.
Das ist ja wohl auch das Hauptproblem wenn ich das richtig sehe. Es gibt eine ganze Menge Leute die meinen sie hätten RR schon immer anders verwendet, andere hätten das anders verwendet usw. usf. Aber das ist für das Definierte erstmal völlig egal. Forge hat es z.B. definiert und diese Definition wurde auch verwendet. Man kann immer noch argumentieren diese Definition sei schlecht, weil jeder den Begriff anders kennt, oder man kann gar den Forgologen vorwerfen den Begriff erst fälschlich umdefiniert zu haben. Das kann man meinetwegen machen, aber diese Diskussion ist völlig uninteressant. Jede Argumentation in Richtung RR sollte Vorgang X bezeichnen und nicht Vorgang Y ist sinnlos. Warum sollte das irgend wen interessieren, außer es ginge um Hoheit über bestimmte Ressourcen, in diesem Fall um einen liebgewonnenen Begriff? Da gibt es keinerlei sinnvolle praktische Gründe.

Ich glaube das Problem um diesen Begriff entsteht dadurch dass manche Leute meinen in ihrem Spiel RR erkannt zu haben, sich aber nicht sagen lassen wollen dass das was sie da machen falsch ist. Das ist wie mit dem "Soldaten sind Mörder"-Beispiel. Anstatt dass diese Leute nun sehen dass offensichtlich RR als Vorwurf zu verstehen ist und zu versuchen diesen Vorwurf zu entkräften ("Ja wir machen das und das, das ist aber kein RR in eurem Sinne weil..."), dachte man sich wohl "RR das ist hip und modern wir stehen einfach dazu, wir machen aber nicht das böse sondern natürlich nur das gute RR".
Eine völlig sinnlose Diskussion, da geht es einfach um nichts. Der ganze Konflikt ist erfunden bzw. auf eine völlige Fantasieebene verlagert. Aber für Rollenspieler ist das ja vielleicht ganz passend ::)
Titel: Re: Definition Railroding: Ja was isses denn nun?
Beitrag von: ErikErikson am 8.01.2010 | 21:14
Ja. RR ist definitiv schlecht, wie man es auch deutet. Und die RR Spieler versuchen jetzt, ihren schlechten Spielstil mit Wortspielchen zu bemänteln.
Titel: Re: Definition Railroding: Ja was isses denn nun?
Beitrag von: Dr.Boomslang am 8.01.2010 | 21:32
Das einzige halbwegs gültige Argument was den Sprachgebrauch bezüglich RR angeht ist dass man es gar nicht benutzen sollte, wenn man irgendwas verständlich machen will weil es niemand versteht (oder verstehen will), wie solche Diskussionen immer wieder zeigen. Andererseits war RR immer als Vorwurf gedacht und die ewige Kontroverse zeigt auch das es so verstanden wird, insofern wäre wieder alles in Ordnung und für diesen einen Zweck könnte man es doch noch gebrauchen.
Genauso wie ja auch jemand den ich Idiot nennen würde, begreifen würde dass ich ihn beleidigen will. Der fängt dann nicht an "Idiot" neutral zu definieren, oder sich darüber zu beschweren dass es ja nichts bringe Idioten immer nur negativ zu sehen, weil das diskriminieren sei.
Titel: Re: Definition Railroding: Ja was isses denn nun?
Beitrag von: Maarzan am 8.01.2010 | 22:09
Es ist u.a. sogar Aufgabe des SL, die "Gestaltungsrechte" der Spieler zu beschneiden, denn dadurch, dass er deren Optionen vermindert, erzeugt er erst die oft gewollte Herausforderung. Die Beschneidung sollte eben nur in einer Art geschehen, die unterhält. Was genau unterhält, ist aber nicht so ohne Weiteres abzugrenzen. Wenn die SC in Gefangenschaft geraten, ist ihre Entscheidungsfreiheit massiv beschitten, dennoch ist dies nicht unbedingt immer Railroading durch den SL, denn das wäre absurd, da Gefangenschaft an sich ein schlüssiges Szenario ist.
Die Gestaltungsrechte des Spielers sind durch die Regeln, die Person der gespielten Figur und ggf. vorherige spezifische Absprachen bereits eingeschränkt. Es gibt Leutem welche dann schon Railroading schreien, aber die große Menge der Diskussionen, die ich erlebt habe entstehen, wenn der SL sich über diese gegebenen Grenzen hinaus bewegt und seine Entscheidungen nicht mehr durch Regeln, bzw Spielwelt gedeckt erscheinen. (üblicherweise auch erst nach mehreren solchen ?!?-Szenen).
Wenn eine Gruppe aus der Handlung heraus in Gefangenschaft gerät, so hat dies schlüssig aus Spielregeln und Spielwelt zu geschehen, oder wenn es diesen Basisleitlinien wiedersprechend trotzdem notwendig erscheint, ist es eben auf Metaebene auszudiskutieren. Im Railroadingfall entscheidet der SL dies aber aus eigener Ermächtigung und wenn es auffällt und eben nicht jedem mehr Spaß macht kommt es zum Knatsch.

Zitat
Die Definition ist nötig, wenn man unterscheiden will, ob ein SL diktatorisch leitet oder ein Spieler einfach nur Probleme hat, sich der Autorität des SLs unterzuordnen. Denn der SL hat ja nunmal auch Gestaltungsrechte, die meist weit über die der Spieler hinausgehen. Un deine wertneutrale Definition von Railroading wäre hilfreich, die Grenze zu lokalisieren, wo Spielerrechte anfangen und SL-rechte aufhören. Spaß als Kriterium ist dafür viel zu vage und zu individuell.

Railroading ist es, wenn die Grenze des Angemessenen einseitig überschritten wird (Wo das liegt, liegt an dem Gruppenvertrag der jeweiligen Spielgruppe, wer aber statt dessen zB. "bessere Story" oder "Ich weis, was am meisten Spaß macht" als Rechtfertigung aufführt, hat sich meines Erachtens bereits disqualifiziert).
Innerhalb der Vorgaben ist es einfach Aufgabenerfüllung der Spielleitung.
Wenn man gemeinsam und harmonisch noch Änderungen einfließen läßt, ist das einfach funktionierendes, gutes Gruppenverhalten, welchem keine Regeln oder Logikzwänge entgegen stehen.
Nicht jede Railroadingwarnung muss echt sein, aber das dann vermutete Fehlverhalten ist eben unzulässiger Zwang/Manipulation zu Lasten der Spielerbeteiligung.

Zitat
Wenn eine Definition sich als unbrauchbar erweist, muss sie nunmal geändert werden. Das ist in der Wissenschaft gang und gäbe.

Es gibt aber auch die politische Methode statt sich einem Problem zu stellen, auf formeller Ebene die Begrifflichkeiten mit denen das Problem beschrieben wird anzugehen und so lange herumzudoktern und zu verschleiern und zu verzerren bis das Problem in den Hintergrund gerät oder auf Grund der nun verwursteten Begrifflichkeiten als etwas ganz anderes erscheint, was man dann entsprechend angehen kann. Moving goal posts, reduktio ad absurdum ... . 
Titel: Re: Definition Railroding: Ja was isses denn nun?
Beitrag von: Achamanian am 8.01.2010 | 22:29
Jede Argumentation in Richtung RR sollte Vorgang X bezeichnen und nicht Vorgang Y ist sinnlos.

Das sagt auch keiner - bzw. ich zumindest Nicht. RR bleibt RR, Hack'n'Slay bleibt Hack'n'Slay, Sandboxing bleibt Sandboxing, Twix bleibt Twix.
Es geht mir darum, dass es einen Unterschied gibt zwischen der Hitze der Rebellion, wenn die Leute gerade erst entdeckt haben, dass es RR gibt und dass das schlecht ist und weg gehört, und der späteren Gelassenheit, wenn man feststellt, dass es ja auch ganz nette und kluge Leute gibt, die RR-mäßig spielen, weil sie das bequem finden oder weil sie Bock auf Märchenonkels haben, und wenn man weiß, dass man die nicht unbedingt bekehren muss, weil das Ganze so wichtig einfach nicht ist.

Ich glaube nicht, dass das ganze viel mit Railraodern zu tun hat, die sich das Wort jetzt aneignen, um damit ihre teuflische Ideologie unter die Leute zu bringen ("Railroadet! Das ist jung, das ist hipp, das macht Spaß, das wäscht das Gehirn so richtig durch!"). Die meisten lehnen den Begriff ja tatsächlich als auf sich gemünzt ab. Da empfinde ich es durchaus als Erfolgserlebnis, wenn ein Railroading-Fan mal nach längerer Erklärung sagt: "Gut, dann mache ich offenbar railroading, finde das aber okay, weil alle Spaß dabei haben." Dann kann man sich darüber einig sein, dass man mit dem gleichen Begriff das Gleiche bezeichnet, in der Bewertung dessen aber auseinanderliegt.

Ist es so schlimm, Leuten zu sagen: "Okay, ihr macht Railroading, viel Spaß, mein Bier ist das nicht"? Muss es denn unbedingt definitionsgemäß heißen: "Ihr ungewaschenen Stinker macht railroading, mir wird ganz schlecht, wenn ich das sehe"?
Titel: Re: Definition Railroding: Ja was isses denn nun?
Beitrag von: Tudor the Traveller am 9.01.2010 | 01:22
Genau. Der Streit um die Begrifflichkeit wird doch deshalb geführt, weil er als Vorwurf gegen einige SLs verwendet wird. "Was der SL macht, ist Railroading!!!" - "Ja, kann sein... und?" Offensichtlich ist die Aussage beim Empfänger nicht angekommen. Weil die Begrifflichkeit für den einen ganz anderes Gewicht hat, als für den anderen. Statt Railroading könnte man auch andere Begriffe nehmen: Gewalt, Zwang. Beide oftmals negativ belegt, obwohl nicht immer sinnvoll. Oha - nicht?  wtf? Beispiel gefällig?

Zurück zu Zug und Schiene. Schonmal daran gedacht, dass es absolut erwünscht ist, dass der Zug gezwungen ist, der Schiene zu folgen? Wie jetzt - eine Art "guter" Zwang? Anscheinend. Ist das Wort jetzt fehl am Platze? Gib mal bei Wikipedia "Zwang" ein. Du wirst erkennen, dass es neutrale Verwendungen des Wortes gibt - z.B. wissenschaftlich. Weil das Wort nunmal genau das treffend beschreibt, was passiert, aber dafür muss man es neutral betrachten. Die Dinge haben keine andere Möglichkeit, als sich so zu verhalten, wie sie es tun. Si eunterliegen einem Zwang, haben sozusagen keine Wahl. Und für manche Spieler ist es zuweilen gut, wenn sie keine Wahl haben, wenn sie einem Zwang unterliegen, wenn sie gerailroadet werden.

Dabei ist es VÖLLIG unerheblich, ob die Spieler es freiwillig tun. Sie haben schlichtweg keine Wahl. Die Gegenwart des Zwangs offenbart sich lediglich nur, wenn sie es nicht freiwillig tun. Ist der Zwang nicht da, wenn er sich nicht zeigt? Muss Zwang ausgeübt werden, um vorhanden zu sein? Ich denke nein. Die Wahlmöglichkeiten erweitern sich nicht, wenn man sich freiwillig oder nicht freiwillig fügt - sie bleiben gleich. Ergo ist m.E. der Zwang in beiden Fällen vorhanden, nur eben einmal aktiv und einmal inaktiv. Ein Baum erzeugt, wenn er fällt, auch ein Geräusch, wenn es niemand hört -Die Schallwellen sind da, nur eben unregistriert. Daher bin ich der festen Überzeugung, dass eine neutrale Definition von Railroading siinnvoll und hilfreich ist.

Ich möchte das Ganze mit einem Zitat Terry Pratchetts abschließen:

"Ein Stein hat keine feststellbare Meinung in Hinsicht auf Gravitation."
Titel: Re: Definition Railroding: Ja was isses denn nun?
Beitrag von: Eulenspiegel am 9.01.2010 | 04:23
@ Dr.Boomslang
Mir persönlich geht es gar nciht mal so sehr um Railroading. Mir geht es viel eher um "Wie verwendet man Definitionen richtig." und "Was ist der Unterschied zwischen einer Erklärung und einer Definition."

Vielleicht sollte ich dazu einen extra Thread aufmachen, in dem es nicht um Railroading, sondern um Definitionen allgemein geht. Aber eigentlich fand ich Railroading als Beispiel ganz geeignet, um zu erklären, was eine Definition ist und was der Unterschied zu einer Erklärung ist.

Aber was ist das für eine Art von Argumentation? Wenn ich sage "Soldaten sind Mörder" (obwohl das juristisch gesehen nicht stimmt) dann könnten die Soldaten entweder sagen "Nein, wir sind keine Mörder obwohl wir manchmal auch töten" oder sie können sagen "Ja ok, wir sind aber keine bösen Mörder, sondern gute." Im ersten Fall ist da ganz vielleicht eine sinnvolle Diskussion zu finden im zweiten ist das nur noch absurd.
1) Wie ich schon weiter oben schrieb:
Der wertende Begriff Mord ist nur deswegen sinnvoll, weil es den wertneutralen Begriff "Tötung" bereits gibt.

2) Ich sehe eher ein Problem, wenn man diskutiert, ob Soldaten Mörder sind oder nicht.
Wenn der Soldat nämlich darauf antwortet: "Nein, ich bin Soldat, aber kein Mörder." weiß man nicht, was er meint: Meint er, dass er noch nie jemanden getötet hat? Oder meint er, dass er seine Tötungen nicht schlimm fand?

Dieses Problem kann man umgehen, indem man einfach diskutiert, ob man Tötungen von Soldaten jetzt gut oder schlecht findet.
Dann schreibt die eine Seite: "Alle Soldaten töten und alle diese Tötungen sind schlecht." (Oder kürzer: "Ich finde es schlecht, dass alle Soldaten töten.")
Und die andere Seite kann schreiben:
1) Nicht alle Soldaten töten. (Sanitäter, Militärkapelle, Wachbataillon etc.)
2) Nicht alle Tötungen durch Soldaten sind schlecht.

Egal, auf welcher Seite man nun Recht gibt: Das ist wenigstens eine vernünftige Grundlage, auf der man diskutieren kann.

Jetzt habe ich also die Wahl: Gestehe ich mir ein, dass ich über fünfzehn Jahre lang mit der DSA-Deppeneisenbahn gefahren bin und knalle den anderen im Forum vor den Latz, dass ich inzwischen das Licht gesehen habe, während sie immer noch dumme kleine Railroader sind, die im übrigen nie Sex und viele Pickel haben?
Nein, du hast 15 Jahre lang einen Spielstil gespielt, für den es keinen Namen gab.
Und erst ab dem Augenblick, wo es dir keinen Spaß gemacht hat, wurde es zu Railroadiing.

Der Spielstil hat sich nicht geändert. Er ist der gleiche geblieben. Aber einmal war es Railroading und ein andernmal nicht. (Zumindest wenn man nach den Leuten geht, die "es macht den Spielern keinen Spaß" als teil der RR-Definition ansehen.)
Titel: Re: Definition Railroding: Ja was isses denn nun?
Beitrag von: Akhorahil am 9.01.2010 | 09:18
@Erik
Zitat
Ja. RR ist definitiv schlecht, wie man es auch deutet. Und die RR Spieler versuchen jetzt, ihren schlechten Spielstil mit Wortspielchen zu bemänteln.

*gähn* Ebenso könnte ich behaupten das freies spielen bzw. Sanboxing definitiv schlecht wäre, weil man die Spieler völlig konfus ohne Anleitung wie die aufgeschreckten Hühner durch die Welt stolpern lässt und sie nicht wissen was sie tun sollen. Auch das muss nicht von jedem Spieler so aufgefasst werden. Gleiches gilt für RR, auch wenn hier die Gefahr des Misserfolgs grösser ist und es leichte Unterschiede im Einsatz gibt. Aber der Vorwurf kann derselbe sein.

Beides sind Stilmittel bzw. Spielstile. Wie sie eingesetzt werden bzw. aufgefasst werden entscheidet über Erfolg oder Misserfolg.
Titel: Re: Definition Railroding: Ja was isses denn nun?
Beitrag von: Maarzan am 9.01.2010 | 10:18
@Erik
*gähn* Ebenso könnte ich behaupten das freies spielen bzw. Sanboxing definitiv schlecht wäre, weil man die Spieler völlig konfus ohne Anleitung wie die aufgeschreckten Hühner durch die Welt stolpern lässt und sie nicht wissen was sie tun sollen. Auch das muss nicht von jedem Spieler so aufgefasst werden. Gleiches gilt für RR, auch wenn hier die Gefahr des Misserfolgs grösser ist und es leichte Unterschiede im Einsatz gibt. Aber der Vorwurf kann derselbe sein.

Beides sind Stilmittel bzw. Spielstile. Wie sie eingesetzt werden bzw. aufgefasst werden entscheidet über Erfolg oder Misserfolg.

Freies Spiel oder Sandboxing oder auch HacknSlash sind Spielstile.

Railroading ist ein Missbrauchsvorwurf. Wenn die Handlung, welche so bezeichnet wird in der entsprechenden Situation akzeptiert werden würde, wäre der Zwang, der im Railroading enthalten ist erst gar nicht nötig und die Handlung damit kein Railroading.

Aber der Ganove redet eben auch lieber wertneutral von spontaner individueller sozialer Unverteilung statt von Raubüberfall.
Titel: Re: Definition Railroding: Ja was isses denn nun?
Beitrag von: ErikErikson am 9.01.2010 | 10:33
Tja, Akhorahil, du siehst, die Menge gibt mir Recht.  ;)
Titel: Re: Definition Railroding: Ja was isses denn nun?
Beitrag von: Thalamus Grondak am 9.01.2010 | 10:57
Railroading ist ein Missbrauchsvorwurf. Wenn die Handlung, welche so bezeichnet wird in der entsprechenden Situation akzeptiert werden würde, wäre der Zwang, der im Railroading enthalten ist erst gar nicht nötig und die Handlung damit kein Railroading.
Nein. Railroading ist vllt für Dich ein Missbrauchsvorwurf. Für mich ist er ein Spielstil.

Railroading wird erst zum RR wenn der selbe Spielstil den man Jahrelang gespielt hat einem nicht mehr gefällt? Großer Unfug.
Railroading ist keine Zustandsbeschreibung. Es ist eine Art zu Spielen.
Art zu Spielen = Spielstil.

Railroading ist ein schönes Spiel wenn es gefällt.
Wenn es nciht gefällt ist es einfach ein schlechtes Spiel. Das sind wertende Beschreibungen: gut und schlecht!
Beschreibungen die jeder unmissverständlich versteht.
Wenn also jemand sagt: Das spiel gestern war schlecht, weil es mir zuviel Railroading war.
Ist das Analog zu:
Das Essen war schlecht, weil es mir zu Scharf war.

Über beides kann man aber auch sagen:
Das Spiel Gestern war Super. Es war diffizil gerailroadet und hat uns so eine Spannende Geschichte Erleben lassen.
Analog zu:
Das Essen war Super, herrlich Scharf.

@EE: du siehst, die Menge verweist dich in die Ecke ;)
Titel: Re: Definition Railroding: Ja was isses denn nun?
Beitrag von: Achamanian am 9.01.2010 | 11:02
Freies Spiel oder Sandboxing oder auch HacknSlash sind Spielstile.

Railroading ist ein Missbrauchsvorwurf. Wenn die Handlung, welche so bezeichnet wird in der entsprechenden Situation akzeptiert werden würde, wäre der Zwang, der im Railroading enthalten ist erst gar nicht nötig und die Handlung damit kein Railroading.

Aber der Ganove redet eben auch lieber wertneutral von spontaner individueller sozialer Unverteilung statt von Raubüberfall.

Und was ist mit den Spielern, die in der Hitze des Gefechts vom Pfad abweichen, dann vom SL mit sanftem Druck zurückgezwungen werden, und hinterher froh sind, dass man sie bei der Hand genommen hat? Wurden die nun gerailroadet oder nicht? Wenn der SL sagt: "Ihr müsst das machen, sonst funktioniert das Abenteuer nicht", und die Spieler antworten ganz ehrlich: "Ach so, ja, klar, dann machen wir das natürlich", ist das dann kein RR?

Und das ist nicht an den Haaren herbeigezogen: ich kenne Spieler, die werden schrecklich nervös, wenn sie das Gefühl haben, dass der SL sie nicht in eine klare Richtung zwingt, schlimmer noch, wenn sie zwischen mehreren grundsätzlich unterschiedlichen Entscheidungen hin- und herüberlegen und der SL keine davon forciert, sondern ihnen die freie Wahl lässt.

Wenn Spieler und SL sich einig sind über das, was sie da tun, ist der railroadende SL eben kein Ganove, so einfach ist das. Ein Ganove ist er dann, wenn er das Gleiche mit Spielern macht, die keinen Bock darauf haben, und sie am besten noch mittels dünn bemänteltem Illusionism an der Nase herumzuführen versucht.
Titel: Re: Definition Railroding: Ja was isses denn nun?
Beitrag von: ErikErikson am 9.01.2010 | 11:06
Es stellt sich auch die Frage, wenn ein Baum umfällt und niemald hörts, wars dann RR?

Diese Frage hat die Philosophie in 400 Jahren noch nicht beantwortet, und ihr wollt das schaffen?
Titel: Re: Definition Railroding: Ja was isses denn nun?
Beitrag von: Hector am 9.01.2010 | 11:41
Wenn die Spieler das spielen, was sie wollen, dann ist liegt kein Railroading vor. Railroading ist kein Spielstil. Railroading drückt das subjektive Empfinden aus, gegen den eigenen Willen gegängelt zu werden. Wenn man sich mit eigenem Einverständnis die Richtung vorgeben lässt, liegt kein Railroading vor, weil es nicht gegen den Willen des Betroffenen geschieht. Es gibt nun mal Begriffe, die nicht allgemeingültig sind, sondern die ausschließlich das subjektiven Empfinden des Betroffenen beschreiben. "Unwohlsein" gehört dazu. Der eine empfindet Unwohlsein bei 40° im Schatten, der andere wird bei 40° erst richtig munter. Macht das Unwohlsein zu einem überflüssigen Begriff? Keineswegs. Jeder weiss, wenn der andere sagt: "Ich fühle mich nicht wohl", dann stört ihn etwas. Was das genau ist, bleibt zu klären. Und vor der Durchweichung des Begriffs wußte jeder, dass bei Railroading ein störender Einfluss des SL auf die Abenteuerentwicklung vorlag. Es war eine Möglichkeit, eine Diskussion zu eröffnen, mitzuteilen, dass etwas schief lief. Nicht mehr und nicht weniger.
Titel: Re: Definition Railroding: Ja was isses denn nun?
Beitrag von: Achamanian am 9.01.2010 | 12:18
Wenn die Spieler das spielen, was sie wollen, dann ist liegt kein Railroading vor. Railroading ist kein Spielstil. Railroading drückt das subjektive Empfinden aus, gegen den eigenen Willen gegängelt zu werden. Wenn man sich mit eigenem Einverständnis die Richtung vorgeben lässt, liegt kein Railroading vor, weil es nicht gegen den Willen des Betroffenen geschieht. Es gibt nun mal Begriffe, die nicht allgemeingültig sind, sondern die ausschließlich das subjektiven Empfinden des Betroffenen beschreiben. "Unwohlsein" gehört dazu. Der eine empfindet Unwohlsein bei 40° im Schatten, der andere wird bei 40° erst richtig munter.

Jau, aber 40° im Schatten bleiben 40° im Schatten, egal, ob sich einer dabei unwohl fühlt und der andere munter wird.
Der Unterschied besteht darin, dass "Unwohlsein" als Begriff sich nur auf das subjektive Empfinden bezieht. "Railroading" bezieht sich dagegen auf die Handlungsweise eines anderen, nämlich des SL. "Unwohlsein" ist nicht objektivierbar, deshalb wäre auch ein Diskussionsthread "Unwohlsein - was ist das eigentlich?" ziemlich witzlos. Railroading muss objektivierbar, damit der Vorwurf einen Sinn hat, sonst könnte eine Diskussion über RR nämlich etwa so aussehen: "Du railroadest." - "Warum?" - "Weil ich das nun mal so empfinde." Unwohlsein kann man allein aus seinem subjektiven Empfinden begründen, wenn man die Handlungen eines anderen beschreiben will, muss man das dagegen irgendwie objektivieren. "Ich finde aber, du hast mir auf den Fuß getreten, auch wenn du das nicht findest" - bringt irgendwie nix.

Stell dir vor, du nimmst das Unwohlsein bei 40° in die Definition von 40° hinein. dann sind es für den, der sich bei 40° wohlfühlt, plötzlich nicht mehr 40°?

Klar gibt es Umstände, unter denen sich rein logisch niemand wohlfühlt. 80° z.B. Das heißt aber nicht, dass in der Bedeutung von 80° enthalten ist, dass man sich unwohl fühlt. Genauso kannst du die Meinung vertreten, dass RR logischerweise niemandem gefällt (und wenn doch, sind die Leute Idioten). Dadurch wird das Nicht-gefallen aber nicht in die Bedeutung von RR reingeholt.

Im Übrigen die erstbeste RR-Definition, die ich so auf die Schnelle auftreiben konnte:

http://www.rpg-info.de/Railroading (http://www.rpg-info.de/Railroading)

Zitat
Die Methoden des Railroadings an sich werden nicht als problematisch empfunden, sondern nur Railroading, welches gegen die Wünsche der Spielenden geht.

Es gab noch irgendwo eine englischsprachige RSP-Wiki mit ausführlichen Einträgen zu den ganze Forge-Diskussionsergebnissen, vielleicht findet die ja wer anders, um mal zu vergleichen ...
Titel: Re: Definition Railroding: Ja was isses denn nun?
Beitrag von: Tudor the Traveller am 9.01.2010 | 12:19
Es stellt sich auch die Frage, wenn ein Baum umfällt und niemald hörts, wars dann RR?

Diese Frage hat die Philosophie in 400 Jahren noch nicht beantwortet, und ihr wollt das schaffen?

Deshalb gibt es Naturwissenschaften, die auf der Basis von harten Fakten arbeiten. Aber wir drehen uns im Kreis, beide Seiten wiederholen stur ihre Arguemente, ohne einen Millimeter nachzugeben, und ich habe keine Lust mehr.
Titel: Re: Definition Railroding: Ja was isses denn nun?
Beitrag von: Achamanian am 9.01.2010 | 12:21
Okay, der Vollständigkeit halber - Ron Edwards sagt's anders:
Zitat
Control of a player-character's decisions, or opportunities for decisions, by another person (not the player of the character) in any way which breaks the Social Contract for that group, in the eyes of the character's player. The term describes an interpretation of a social and creative outcome rather than any specific Technique.


http://indie-rpgs.com/_articles/glossary.html (http://indie-rpgs.com/_articles/glossary.html)
Titel: Re: Definition Railroding: Ja was isses denn nun?
Beitrag von: Hector am 9.01.2010 | 12:28
Zitat
Control of a player-character's decisions, or opportunities for decisions, by another person (not the player of the character) in any way which breaks the Social Contract for that group, in the eyes of the character's player. The term describes an interpretation of a social and creative outcome rather than any specific Technique.


Unterstreichungen von mir.
Titel: Re: Definition Railroding: Ja was isses denn nun?
Beitrag von: Achamanian am 9.01.2010 | 12:45
Bestens, dann hat doch jeder seine Lieblingsdefinition, die er bei Bedarf verlinken kann.
Titel: Re: Definition Railroding: Ja was isses denn nun?
Beitrag von: Thalamus Grondak am 9.01.2010 | 12:50
Unterstreichungen von mir.
Genau dieses "which breaks the Social Contract" ist eben Unsinn in dieser Definition von RR.
Aber das ist eben genau die Definition von einer Spielerriege, die eine ganz bestimmte Art des Rollenspiels/DAGs bevorzugt.
Eine Zweifelhafte Quelle für eine Definition eines Spielstils aus dem klassichen Rollenspiel.
Titel: Re: Definition Railroding: Ja was isses denn nun?
Beitrag von: wjassula am 9.01.2010 | 13:16
Zitat
Ist es so schlimm, Leuten zu sagen: "Okay, ihr macht Railroading, viel Spaß, mein Bier ist das nicht"? Muss es denn unbedingt definitionsgemäß heißen: "Ihr ungewaschenen Stinker macht railroading, mir wird ganz schlecht, wenn ich das sehe"?

Nein, das ist natürlich nicht schlimm. Ich denke, es ist der Beginn einer hoffentlich spannenden Ausprobierphase. Es gibt Spiele, die ganz aktiv versuchen, vollkommen andere Wege zu gehen und mittlerweile auch viele Überlegungen dazu, wie man im "klassischen" Rollenspiel RR begrenzt, umgeht, ausschließt, auf bestimmte Momente reduziert.

Ein Thread dazu, der dich vielleicht interessiert: Vermi erklärt Bass Playing (http://tanelorn.net/index.php/topic,41491.msg774471.html#msg774471). (Bass Plyaing ist eine Technik - oder Technik-Sammlung - aus dem Forge-Dunstkreis, um "klassisches" Rollenspiel weniger RR-lastig zu machen).

Etwas weiter holt aus: Kohärenz-es ist komplizierter (http://tanelorn.net/index.php/topic,45274.msg862583.html#msg862583),ebenfalls von Vermi, wo es um seinen Weg durch verschiedene Spielstile geht.



Titel: Re: Definition Railroding: Ja was isses denn nun?
Beitrag von: ErikErikson am 9.01.2010 | 13:21
Jo. Ich denke, wenn sich der Meister etwas bemüht, und die Spieler sich drauf einlassen, können auch alteingesessene RR-Fans noch lernen, wie gutes freies Spiel geht.
Titel: Re: Definition Railroding: Ja was isses denn nun?
Beitrag von: Eulenspiegel am 9.01.2010 | 14:51
Andererseits war RR immer als Vorwurf gedacht und die ewige Kontroverse zeigt auch das es so verstanden wird, insofern wäre wieder alles in Ordnung und für diesen einen Zweck könnte man es doch noch gebrauchen.
Ob etwas als Vorwurf gebraucht wird oder nicht, ist nicht Teil der Definition, sondern wird anhand der Stimmlage klar gemacht.

Wenn jemand mit gelangweilter Stimme sagt: "Das war total Hack'n'Slay." ist das ein Vorwurf.
Wenn jemand mit freudestrahlendem Gesicht und glänzenden Augen sagt: "Das war total Hack'n'Slay.", dann ist das ein Lob.

Wenn jemand fassungslos sagt: "Du hast dem Penner eben 100 € gegeben!?!", dann ist das ein Vorwurf.
Wenn jemand jedoch mit lobender Stimme sagt: "Du hast dem Penner eben 100 € gegeben!", dann ist das ein Lob.

Merke: Ob Lob oder Tadel, Anerkennung oder Vorwurf, entscheidet sich nicht an der Definition, sondern an der Stimmlage, die man benutzt.
Das ist im Internet halt etwas schwierig rüberzubringen, aber dafür gibt es ja Smileys. Im RL erkennt man aufgrund der Stimme aber sofort, ob etwas als Vorwurf oder als Lob gemeint war.

Zitat
Genauso wie ja auch jemand den ich Idiot nennen würde, begreifen würde dass ich ihn beleidigen will. Der fängt dann nicht an "Idiot" neutral zu definieren, oder sich darüber zu beschweren dass es ja nichts bringe Idioten immer nur negativ zu sehen, weil das diskriminieren sei.
Idiot ist vollkommen wertneutral definiert als ein Mensch mit einem IQ unter 20.

Beleidigend ist halt häufig, dass der Mensch, den man als Idioten bezeichnet, einen höheren IQ hat.
Die Beleidigung bei Idiot besteht also nicht darin, dass der Begriff abwertend gemeint ist, sondern darin, dass der betreffenden Person ein niedriger IQ unterstellt wird, obwohl sie eigentlich einen höheren hätte.

Wenn die Handlung, welche so bezeichnet wird in der entsprechenden Situation akzeptiert werden würde, wäre der Zwang, der im Railroading enthalten ist erst gar nicht nötig und die Handlung damit kein Railroading.
Sondern, was wäre es dann?
Wie würde man den Spielstil nennen, wenn ihn alle einvernehmlich folgen?

Zitat
Aber der Ganove redet eben auch lieber wertneutral von spontaner individueller sozialer Unverteilung statt von Raubüberfall.
Nein, ein Raubüberfall ist per Definition erstmal wertneutral!
Klar, die Folgen sind negativ. Aber die Defintion selber ist wertneutral!
Titel: Re: Definition Railroding: Ja was isses denn nun?
Beitrag von: Thalamus Grondak am 9.01.2010 | 16:01
Jo. Ich denke, wenn sich der Meister etwas bemüht, und die Spieler sich drauf einlassen, können auch alteingesessene RR-Fans noch lernen, wie gutes freies Spiel geht.
Es gibt kein gutes freies Spiel. Freies Spiel zeugt lediglich von der Unfähigkeit der Teilnehmer sich an Strukturen zu halten.
.... könnte man sagen, wenn man die gleichen, auf Schienen gesetzten, Denkstrukturen anwendet denen eine "RR ist immer Schlecht"-Einstellung entspringt.
Titel: Re: Definition Railroding: Ja was isses denn nun?
Beitrag von: Hector am 9.01.2010 | 17:41
Wisst Ihr was, nennt Fritten weiter Bier und werdet glücklich damit.  ::)
Titel: Re: Definition Railroding: Ja was isses denn nun?
Beitrag von: Eulenspiegel am 9.01.2010 | 18:22
Fritten und Bier sind zwei objektiv unterschiedliche Dinge. ::)

Passender wäre:
Pommes sind in Streifen geschnittene Kartoffeln, die frittiert wurde und gut schmecken.
Und in Streifen geschnittene Kartoffeln, die frittiert wurden und schlecht schmecken, heißen angeblich weiterhin "Kartoffel".

Aber du hast meine Frage noch nicht beantwortet Großkomtur*:
Wie würdest du den Spielstil nennen, bei dem fest vorgegeben ist, was passiert und die Spieler haben keinen wirklichen Einfluss auf den Plot. Aber den Spielern macht diese Art zu spielen Spaß.

Wie würdest du so etwas bezeichnen?

Oder nehmen wir mal ein Kaufabenteuer, das dadurch funktioniert, dass der Plot fest vorgegeben ist und die Spieler keinen Einfluss auf den Plot haben. (Ob die Gruppe, die sich das AB kauft nun Spaß daran hat oder nicht, weiß der Rezensent nicht.)
Was soll der Rezensent in seiner Rezension deiner Meinung nach nun schreiben: "Achtung, bei einigen Gruppen kann das Abenteuer Railroading enthalten, aber andere Gruppen werden das AB ohne Railroading spielen."?

*OK, eigentlich ging die Frage an Maarzan. Aber da du die gleiche Meinung wie er vertrittst, kannst du die Frage ja stellvertretend für ihn beantworten.
Titel: Re: Definition Railroding: Ja was isses denn nun?
Beitrag von: Maarzan am 9.01.2010 | 20:13
Und was ist mit den Spielern, die in der Hitze des Gefechts vom Pfad abweichen, dann vom SL mit sanftem Druck zurückgezwungen werden, und hinterher froh sind, dass man sie bei der Hand genommen hat? Wurden die nun gerailroadet oder nicht? Wenn der SL sagt: "Ihr müsst das machen, sonst funktioniert das Abenteuer nicht", und die Spieler antworten ganz ehrlich: "Ach so, ja, klar, dann machen wir das natürlich", ist das dann kein RR?

Druck ist nur notwendig, wenn die Leute etwas nicht wollen. Das es später Informationen gibt, welche nachträglich das Ergebnis des Eingriff rechtfertigen, bessert nicht die Last des Eingriffs.
Die Aussage des SL, wenn das heute klappen soll, müßt ihr aber dies und das machen, ist auch OK. Meist werden die Leute sich schon arangieren, zur Not Änderungen oder Kompensationen einfordern und im Extremfall halt auch mal aussteigen (und ggf. mit einem passenderen Charakter wieder einsteigen). Aberman hazt sich angemessen und auf Augenhöhe auf Metaebene ausgetauscht und nicht getrickst und Probleme auf Spielerebene in der Spielebene durchzudrücken versucht.

Zitat
Und das ist nicht an den Haaren herbeigezogen: ich kenne Spieler, die werden schrecklich nervös, wenn sie das Gefühl haben, dass der SL sie nicht in eine klare Richtung zwingt, schlimmer noch, wenn sie zwischen mehreren grundsätzlich unterschiedlichen Entscheidungen hin- und herüberlegen und der SL keine davon forciert, sondern ihnen die freie Wahl lässt.

Das habe ich auch erlebt und zwar primär als die Folge durch Railroadingmisshandlung. Wer Railroading gewöhnt ist, wird entsprechende Anpassungsverhalten hervorbringen, genauso wie jemand der gewohnt ist geschlagen zu werden.

Zitat
Wenn Spieler und SL sich einig sind über das, was sie da tun, ist der railroadende SL eben kein Ganove, so einfach ist das. Ein Ganove ist er dann, wenn er das Gleiche mit Spielern macht, die keinen Bock darauf haben, und sie am besten noch mittels dünn bemänteltem Illusionism an der Nase herumzuführen versucht.

Wenn die Leute sich einig sind, ist es erst gar kein Railroading. :).


Wie würdest du den Spielstil nennen, bei dem fest vorgegeben ist, was passiert und die Spieler haben keinen wirklichen Einfluss auf den Plot. Aber den Spielern macht diese Art zu spielen Spaß.


Fachbegriffe kenne ich noch keine offiziellen, habe aber sonst schon einmal irgendwo hitchhiking und backpacking gehört: Man fragt grob wohin die Reise gehen soll und überläßt das Lenken dann dem Fahrer und steuert nur ein bisschen Unterhaltung bei, bzw. erlebt die Reise vom Rucksack über die Schulter gesehen aus.
Es ist aber auch weniger ein anderer Spielstil, denn ein anderes Spiel, welches ein Mischen mit normalem Rollenspiel mit den entsprechenden Krächen und Internetdiskussionen belohnt.

Das würde Spielstil dann schon eher treffen. Einer erzählt Geschichten und fragt wo es ihm machbar erscheint die Zuhörer nach Details oder eben Teilszenen. "Und wie glaubst du hatunser Held sich an der Wache vorbei in den Palast gemogelt.
Um zu funktionieren /was durchasu sein und seinen eigenen Reiz haben kann) muss halt beiden Seiten klar sein, dass es belastbare Richtlinien geben muss, was Inhalt und Ergebnis eines solchen Zwischenszenarios sein kann. Nur Rollenspiel ist das eben nicht und führt zu den allseits bekannten Konfliktfällen wenn das nicht allen beteiligten am Tisch klar ist.

Titel: Re: Definition Railroding: Ja was isses denn nun?
Beitrag von: Thalamus Grondak am 9.01.2010 | 21:14
Das habe ich auch erlebt und zwar primär als die Folge durch Railroadingmisshandlung. Wer Railroading gewöhnt ist, wird entsprechende Anpassungsverhalten hervorbringen, genauso wie jemand der gewohnt ist geschlagen zu werden.
Redest Du dir ein....

Aber es geht garnicht um schrecklich nervös werden, sondern schlciht um eine bevorzugte Spielvariante.
Ich erlebe gerne Geschichten, die zusammen passen und einem Faden folgen.

Ich rede mir ja ein, das kategorische Railroadingablehner primär unter den Folgen von Ohnmachtserlebnissen leiden, und deshalb versuchen dieses Gefühl des Ausgeliefert seins wenigstens aus ihrem Hobby zu verdammen.
Titel: Re: Definition Railroding: Ja was isses denn nun?
Beitrag von: Purzel am 9.01.2010 | 21:39
Ich rede mir ja ein, das kategorische Railroadingablehner primär unter den Folgen von Ohnmachtserlebnissen leiden, und deshalb versuchen dieses Gefühl des Ausgeliefert seins wenigstens aus ihrem Hobby zu verdammen.
Ich bitte darum die Diskussion gesittet weiterzuführen OHNE die gegnerische Seite mit solch unnötigen Aussprüchen zu reizen, oder es einfach sein zu lassen.

Das gilt AUCH für die anderen! Macht doch mal ne Pause und esst ein Knoppers ::)

Danke.
Titel: Re: Definition Railroding: Ja was isses denn nun?
Beitrag von: Maarzan am 10.01.2010 | 07:51
Redest Du dir ein....

Das sind Beobachtungen an überängstlichen, turtelnden, passiv aggressiven Spielern, deren vorherige Spielleiter ich dann danach kennen gelernt habe und dann dort sehen konnte, wie diese seltsamen Verhaltensweisen plötzlich erklärbar wurden.

Zitat
Aber es geht garnicht um schrecklich nervös werden, sondern schlciht um eine bevorzugte Spielvariante.
Ich erlebe gerne Geschichten, die zusammen passen und einem Faden folgen.

Das ist nicht einfach nur ein anderer Spielstil, das ist ein anderes Spiel. Und wenn du dann mit Leuten am Tisch sitzt, welche klassisch Rollenspiel im Kopf haben, wird es zu einem für dich unbefriedigenden Ergebnis kommen oder du setzt dich halt durch und zwingst den anderen deine Vorstellungen auf. Eine klare Abgrenzung und damit gezielte Mitspielerauswahl würde da wohl deutlich besser helfen als Rollenspieler umzuerziehen. Wenn das Ergebnis eine bestimmte Qualität erreichen soll, darf der Weg dahin nicht frei dem Spiel unkoordinierter Kräfte unterliegen - und genau das liegt bei der Beteiligung verschiedener, vorher nicht auf Linie gebrachter Rollenspieler vor.

Zitat
Ich rede mir ja ein, das kategorische Railroadingablehner primär unter den Folgen von Ohnmachtserlebnissen leiden, und deshalb versuchen dieses Gefühl des Ausgeliefert seins wenigstens aus ihrem Hobby zu verdammen.

Diese Leute, nennen wir es mal EGOkompensierer,  gibt es in nicht unbeachtlicher Zahl auch - und diese schreien dann auch gerne Railroading (unabhängig davon, dass sie es typischerweise sind, die sich über Vorabparameter hinweg setzen) oder machen Aktionen, welche aus Realweltfrust geboren sind (überbordender Stolz und Aggressivität derFigur, grundsätzliche  Abneigung von Autoritätspersonen in der Spielwelt, massives Geltungsbedürfnis, heimtückisches Innergruppenverhalten, Spotlightjunkies ... )
Die erzählen dann aber auch etwas von Heldenunfehlbarkeit, Plotimmunity, cineastisch, Rule of cool, Roleplaying before Rollplaying... um ihren Schrott zu rechtfertigen unter ähnlichem Missbrauch der Begrifflichkeiten.
 
Diese Leute haben ein Realweltproblem, das man am Spieltisch nicht lösen kann.
Wovon ich geredet habe sind Leute, denen von einem railroadenden Spieleliter jede Eigeninitiative aberzogen wurde, die dann nur noch im Versuch den Spielleiter zu lesen reagieren, bzw. sich nicht bewegen, bis sie etwas entdecken, was ganz klar von den Regeln abgedeckt worden ist, in erster Linie ein Kampf gegen überschaubare oder offensichtlich vom SL freigegebenen Gegner. 
Titel: Re: Definition Railroding: Ja was isses denn nun?
Beitrag von: Achamanian am 10.01.2010 | 11:15
Das ist nicht einfach nur ein anderer Spielstil, das ist ein anderes Spiel. Und wenn du dann mit Leuten am Tisch sitzt, welche klassisch Rollenspiel im Kopf haben, wird es zu einem für dich unbefriedigenden Ergebnis kommen oder du setzt dich halt durch und zwingst den anderen deine Vorstellungen auf. Eine klare Abgrenzung und damit gezielte Mitspielerauswahl würde da wohl deutlich besser helfen als Rollenspieler umzuerziehen.

Das klingt für mich wieder nach dem reichlich sinnlosen "Wer RR spielt, spielt eigentlich kein Rollenspiel". Statt mich mit anderen Rollenspielern darüber zu streiten, ob das, was sie machen Rollenspiel ist, kann ich ihnen aber auch einfach einräumen, dass sie einen aderen Stil des Rollenspiels pflegen. Dann kann man sich im Ergebnis immer noch einig sein, dass man sich uneinig über eine gewinnbringende Spielweise ist.
Ich habe über 20 Jahre hinweg unterschiedlichste unterschiedlichste Rollen gespielt in Spielen, die sich als Rollenspiele ausweisen, und ein guter Teil davon war vorrangig einvernehmliches RR. Soll ich mir jetzt sagen lassen, das war kein Rollenspiel, weil du das so definierst? Ich meine, ist auch nicht so schlimm, dann sage ich eben, ich habe fünfzehn Jahre lang irgendwas komisches anderes gespielt und spiele erst seit drei oder vier Jahren richtiges Rollenspiel. Erscheint mir aber irgendwie sehr viel umständlicher als zu sagen: Ich habe meinen bevorzugten Spielstil geändert.


Diese Leute, nennen wir es mal EGOkompensierer,  gibt es in nicht unbeachtlicher Zahl auch - und diese schreien dann auch gerne Railroading (unabhängig davon, dass sie es typischerweise sind, die sich über Vorabparameter hinweg setzen) oder machen Aktionen, welche aus Realweltfrust geboren sind (überbordender Stolz und Aggressivität derFigur, grundsätzliche  Abneigung von Autoritätspersonen in der Spielwelt, massives Geltungsbedürfnis, heimtückisches Innergruppenverhalten, Spotlightjunkies ... )
Die erzählen dann aber auch etwas von Heldenunfehlbarkeit, Plotimmunity, cineastisch, Rule of cool, Roleplaying before Rollplaying... um ihren Schrott zu rechtfertigen unter ähnlichem Missbrauch der Begrifflichkeiten.
   

Gerade wegen denen finde ich es ja sinnvoll, eine vom subjektiven Empfinden losgelösten RR-Definition zu haben. Was will man denn sonst dem Idioten entgegnen, der sagt: "Alter, das find ich voll Railroading, dass du mir das übern Fluss schwimmen in Gestechrüstung um 15 erschwerst, du willst mir ja nur meine Rüstung abnehmen!"
Titel: Re: Definition Railroding: Ja was isses denn nun?
Beitrag von: Maarzan am 10.01.2010 | 12:05
Das klingt für mich wieder nach dem reichlich sinnlosen "Wer RR spielt, spielt eigentlich kein Rollenspiel". Statt mich mit anderen Rollenspielern darüber zu streiten, ob das, was sie machen Rollenspiel ist, kann ich ihnen aber auch einfach einräumen, dass sie einen aderen Stil des Rollenspiels pflegen. Dann kann man sich im Ergebnis immer noch einig sein, dass man sich uneinig über eine gewinnbringende Spielweise ist.

Umgekehrt wir dein Schuh draus. Weil Leute die eigentlich unterschiedliche Spiele spielen oder meinetwegen auch grob unterschiedliche Spielstile und sich dessen weder bewußt sind oder aus anderen Gründen darauf verzichtet haben das zu bemerken (z.B. weil man sonst keine Mitspieler/opfer/ Zuhörer gefundne hätte), sehen sich manche Zietgenossen bemüßigt und aus höherer Kraft (bessere Story, Funverstädnnisautorität) berechtigt, ihre Spielvorstellung anderen aufzudrücken und wenn das dann zu viel wird, kommt es zu den berechtigten Railroadingvorwürfen.

Zitat
Gerade wegen denen finde ich es ja sinnvoll, eine vom subjektiven Empfinden losgelösten RR-Definition zu haben. Was will man denn sonst dem Idioten entgegnen, der sagt: "Alter, das find ich voll Railroading, dass du mir das übern Fluss schwimmen in Gestechrüstung um 15 erschwerst, du willst mir ja nur meine Rüstung abnehmen!"
Über den Railroadingvorwurf und die Leute am Tisch selbst reden statt über eine Definition. Das Problem geht nicht weg wenn man sagt nach Theorie/Definition xy dürfte es überhaupt kein Problem geben oder andere Leute hätten das Problem nicht.
In dem Fall hier sollte es wohl Spielregeln geben, welche das klären.
In jedem Fall sollte die bewußte und klare Startdiskussion darüber, was man zu spielen gedenkt, eine Menge Problemfälle vermeiden helfen.

Die Tendenz sacheint aber eher zu sein: Fangen wir erst einmal an, Hauptsache genug Mitspieler und wir sind ja alle Rollenspieler und im Zweifel regelt das der gute Menschenverstand etc..  Und dann gibt es das böse Erwachen.

Wenn jemand den Railroadingvorwurf aufgebracht hat, ist es eigentlich schon zu spät. Da ist jemandem der Vertrauensvorschuss abhanden gekommen und die Messer kommen raus. Ziel müßte eigentlich nicht die Bekämpfung dieser Meldung/ des Symptoms sein, sondern Maßnahmen, wie man beim Erstellen der Runde so viele wie mögliche Fallstricke bereits entschärft.
Irgendwie ist das aber vielerseits gar nicht erwünscht.
Ich vermute einmal weil es als Arbeit erscheint, andererseits, weil es Kompromisse erfordert und ggf. Mitspieler verscheucht, wo man andererseits noch hoffen kann, dass das Problem vielleicht gar nicht auftaucht oder man im Spiel noch die Oberhand gewinnen kann, z.B. aus der erhöhten Machtposition eines Spielleiters heraus.
Titel: Re: Definition Railroding: Ja was isses denn nun?
Beitrag von: Achamanian am 10.01.2010 | 12:30
Über den Railroadingvorwurf und die Leute am Tisch selbst reden statt über eine Definition. [...] In jedem Fall sollte die bewußte und klare Startdiskussion darüber, was man zu spielen gedenkt, eine Menge Problemfälle vermeiden helfen.

Die Tendenz sacheint aber eher zu sein: Fangen wir erst einmal an, Hauptsache genug Mitspieler und wir sind ja alle Rollenspieler und im Zweifel regelt das der gute Menschenverstand etc..  Und dann gibt es das böse Erwachen.

Wenn jemand den Railroadingvorwurf aufgebracht hat, ist es eigentlich schon zu spät. Da ist jemandem der Vertrauensvorschuss abhanden gekommen und die Messer kommen raus. Ziel müßte eigentlich nicht die Bekämpfung dieser Meldung/ des Symptoms sein, sondern Maßnahmen, wie man beim Erstellen der Runde so viele wie mögliche Fallstricke bereits entschärft.
 

Dann sind wir uns ja einig, das predige ich doch die ganze Zeit: Darüber reden, welchen Spielstil man pflegt. Ich habe eine seit fünf oder sechs Jahren gut funktionierende Gruppe, in der genau das immer mehr gemacht wird. Das Phänomen, einfach mal beliebige Leute einzusammeln und loszuspielen, ist mir ohnehin völlig fremd, habe ich noch nie so gemacht.
Unter einem Spielleiter, den ich schätze und der ein Freund ist, sage ich aber nicht: "Übrigens, das gefällt mir so alles nicht mehr, und ich weiß auch warum, ich habe jetzt nämlich einen FORGE-Thread gelesen: Das ist gar kein Rollenspiel, was du da mit uns machst, das ist Railroading. Du kannst echt voll nach Hause gehen, du Noob." Ich sag doch lieber, dass ich gerne mal ergebnisoffener spielen würde, und dann weise ich darauf hin, dass diese DSA-Abenteuer eben wahnsinnig railroadig sind, wenn man sie nach Programm durchzieht.
Wenn selbiger Spielleiter dann Spieler ist (wechselt bei uns), und er wird nervös, weil er den klaren Plot nicht erkennt, dann sage ich ihm auch nicht: "Du degenerierter Vollidiot, du bist nicht mal mehr zu richtigem Rollenspiel in der Lage, weil die RR-Mafia dir seit Jahren ins Hirn scheißt!" Stattdessen versuche ich, ihn zu eigenständigen Entscheidungen zu animieren - und wenn das droht, verkrampft zu werden, na dann passiert eben auch mal etwas, das ihm die Richtung vorgibt.

Diese ganze Unvereinbarkeitsbehauptung zwischen RR und "richtigem" Rollenspiel geht sowieso völlig an meinen Erfahrungen vorbei. Eines der ergebnisoffensten Abenteuer, das wir in letzter Zeit gespielt haben (festsitzen in einer belagerten Stadt und sich überlegen, wie man evtl. mit dem Feind draußen fertig wird oder einfach nur entkommt) war immer wieder unterbrochen von Einschüben, in denen der SL NUR erzählt hat, was unsere Zweitcharaktere gerade so treiben, also reine "Märchenonkelei". Hat aber bestens funktioniert, da es die Belagerung in einen größeren Kontext gesetzt hat und da wir uns darauf geeinigt hatten, dass es in Ordnung ist, wenn der SL schlaglichtartig aus den Abenteuern unserer anderen Charaktere erzählt.
Titel: Re: Definition Railroding: Ja was isses denn nun?
Beitrag von: DasTaschentuch am 10.01.2010 | 13:22
Puh, 17 Seiten und immer noch kein Konsens ins Sichtweite. Immerhin haben wir viele verschiedene Ansichten gehört. Ich mach den Thread mal zu. Wenn jemand doch noch was revolutionär neues zu dem Thema einfällt ist das dann auch einen eigenen Thread wert.

Schalten sie nächste Woche wieder ein wenn es heist "Schlechtes Spielleiten: Ja was isses denn nun" (Scherz)