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Pen & Paper - Rollenspiel => Pen & Paper - Allgemein => Thema gestartet von: Visionär am 8.09.2010 | 21:33
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Was sind für euch Kernelemente, die Cyberpunk atmosphÄrisch und stilistisch prÄgen?
1/ Existenz eines Cyberspace, Webs, Matrix
2/ Verbindung mit dem Cyberspace über KAbel, die aus der SchlÄfe schauen
3/ Verbesserung des MEnschen durch mechatronische Implantate, sprich: Cyberware
4/ Verspiegelte Augen
5/ Starke Konzerne
6/ schwache Staaten
7/ Synthetische Drogen
8/ Synth-Musik
9/ dunkle Strassen umragt von gigantischen dreckigen Betonbauten
10/ abgefuckte Clubs
11/ Waffen!
12/ Sex ohne Liebe
13/ Vertraue niemandem!
14/ Synthetisches Essen, geschmackloser Kaffee
15/ Zombiedronenhafte Konzernarbeiter
Ihr seid dran!
Diskussionen erwünscht!
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Ich würd ja 3, 4, 12, 13 und 15 zusammenfassen zu Entmenschlichung
/16 Keine echte Hoffnung
/17 Aufkommende künstliche Intelligenz
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Ich finde Cyberpunk eigentlich aktuell wie nie (oder immer?), dabei wurde es schon so oft für tot erklärt. Das liegt aber meiner Meinung nach daran, dass es so flexibel und damit universell ist. Eigentlich kann man in jeder Zeit ein Cyberpunk machen, die Beschränkung auf 80er Ästhetik finde ich unnötig.
Cyberpunk ist für mich im Kern Near-Future-Gesellschaftskritik. Das kann satirisch, parodistisch, oder ernst und düster, oder beides sein. Cyber steht dabei allgemein für den technischen Fortschritt der den Menschen zwangsläufig verändert und Punk steht für die anarchistische, gesellschaftkritische bis -feindliche Haltung (der Protagonisten, bzw. des ganzen Genres).
Elemente die da vorkommen können und häufig vorkommen sind:
- Verbindung von Mensch und Technik (nicht zwangsläufig Biomodding)
- die Gesellschaft als Feindbild (Kapitalismus, Ideologie), der Mensch als Opfer seiner selbst
- Konzerne, undurchsichtige Gruppierungen, Staaten, Verschwörungen, (Terroristen!)
- Antihelden
- Coolness und Designfetischismus im Kontrast zu Dreck und Verfall
Ich glaub ich will mal wieder Cyberpunk spielen! 8)
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@Boomslang: Interessant. Für mich ist die 80er-Ästhetik für das Cyberpunk, das ich als RPG spielen will, ganz wichtig. Bei Romanen sieht das anders aus.
@Woodman: Klar, kann man machen. ICh bin halt nicht so an grossen Kategorien interessiert, sondern mehr an den vielen kleinen Details, die das Setting ausmachen. Na gut, eigentlich bin ich an beidem interessiert.
weiter in der Liste
*/ illegale Konzernexperimente an MEnschen
*/ Prostitution
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- Film Noir - Anstrich
- Bizarre Charaktere wie der Finne aus der Neuromancer - Trilogie oder JF Sebastian aus Blade Runner
- Das Gefühl, das es einfach zu viele Menschen um einen herum gibt
- Asiatische Trockennudeln
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Ach so Details! Mit sowas halte ich mich ja normalerweise nicht auf. ;)
Aber welche der Details die du genannt hast sind denn 80er spezifisch?
Ansonsten:
Waffen finde ich wichtig. Gunporn und so. Gehört zum Aspekt Anarchie. Man muss sich selbst verteidigen können, weil's sonst keiner tut. Der Stärkere hat Recht (oder?). Außerdem Technik = Macht, vor allem Technik die Bumm macht.
Drogen, gehören zum Menschen und seinem Elend dazu. Außerdem, in der Leistungsgesellschaft geht's vielleicht nicht ohne.
Prostitution und sowieso jede Untergrundwirtschaft gehört natürlich zum gleichen Thema. Gebt den Menschen was sie wollen!
Cyberspace finde ich persönlich relativ unwichtig, auch wenn's ein Klassiker ist. Ergibt einfach zu wenig Sinn, bzw. wird zu schnell von der Realität überholt. Ich meine wir haben das Internet, bald html5 in 3D und alles, Hallo!? Aber Informationsgesellschaft und Vernetzung ist natürlich ein wichtiges Thema.
Ghettos oder Kampfzonen, Bereiche der Anarchie, oder im Gegenteil saubere Polizeistaaten sind auch immer beliebt.
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Ghettoisierung
Überlebenskünstler
Schwarzmarkt
Cyberware
Leben und Tod auf der Strasse
Gangs
Technikfetisch
Der Traum vom schnellen Geld
Drogen
Statusgeilheit und Protzerei
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Elfen, sehr dystopisch.
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Prostitution halte ich nicht für cyberpunkspezifisch. Prostitution gibt es in (fast) jeder menschlichen Gesellschaft. Im Cyberpunk muss sie meiner Meinung nach nicht einmal zwingend auffälliger sein als in anderen Settings.
Und Elfen? Definierend für Cyberpunk? Du meinst SR, nicht wahr? Mein Cyberpunk braucht keine Elfen. In gefühlten 90% meiner Cyberpunkwelten gibt es keine Elfen.
Ansonsten:
\Protzige Fahrzeuge (Autos, Motorräder etc.)
\Der Versuch der Gleichschaltung (Medienmissbrauch)
\sowie der Widerstand dagegen ("Punker")
\tägliches Risiko (selbst für die ganz Reichen: die haben täglich das Risiko abzustürzen durch geplatzte Spekulationen, Drogen, Attentäter, schlechte Presse oder sonstwas)
btw: Was heir gesucht ist, sind offensichtlich nicht "definierende" Merkmale des Cyberpunk: das wären wesentlich weniger. Ich antworte mal in dem Stil, den der Threadersteller begonnen hat...
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Stimmt genau, ich suche nicht die definierenden Elemente, sondern nach dem, was für euch jeweils Cyberpunk ausmacht. Insofern ist es wahrscheinlich sprachlich unsauber von definierenden Elementen oder Kernelementen zu reden.
Also formuliere ich mal um:
Was sind für dich die Elemente und Details, die für dich Cyberpunk ausmachen? Was sind die Dinge, an denen du fest machst "aH! Das ist Cyberpunk! So muss es sein, das gehört dazu!"?
Elfen (Zwerge, Trolle, ...) finde ich schrecklich in CP-Settings. SR finde ich genau aus dem Grund zum davonlaufen.
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Prostitution halte ich nicht für cyberpunkspezifisch.
Spezifisch nicht, aber es berührt mehrere große typische Themen: Der Mensch als Ware. Auch moderne Sklaverei und Abhängigkeit (wirtschaftliche Ausbeutung). Und schließlich Vergnügungssucht und Sittenverfall.
Medien und Medienwahn (Konsumwahn) gehört natürlich auch rein (Robocop z.B.).
Ich fand auch immer Aliens oder Urban Fantasy Elemente nicht unbedingt verkehrt, aber subtil und versteckt. Das fällt in den Bereich Verschwörungen / undurchsichtige, unbeherrschbare Welt.
Elfen und Zwerge mag ich zwar eigentlich überall, aber nicht in meinem Cyberpunk! SR go home!
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/Neon-Kanji/Hanzi.
/20 Minutes in the Future (d.h. Welt noch als unsere erkennbar.)
/Rebellion gegen das System - und zwar auch und gerne mit Erfolg (Bin von Walter Jon Williams' Hardwired geprägt, aber Gibson gibt das eigentlich auch her.)
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/Kybernetische Interfaces (Cyberware)
/Hacking (in Verbindung mit Cyberware)
/Urbane Umgebungen, primär westliche Metropolen
/Regen und Nebel sind häufigste Wetterlage
/Dunkelheit - Nacht - als vorherrschende Lichtstimmung
/Farbige Neonbeleuchtung
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Ich kann mich zum größten Teil den gennanten Merkmalen anschließen aber ergänze noch was von meiner Warte aus:
-extreme Umweltverhältnisse
Der Mensch hat Mist gebaut mit der Natur, an einigen Orten wucherts wie wild und mutiert munter vor sich hin, an anderen Orten ist die Luft kaum noch atembar, ausser saurem Regen und Staub gibts da nichts mehr. Ob das nun von Umweltverschmutzung, direkten Eingriffen ins Weltklima oder der Explosion einer neuartigen Waffengattung herrührt ist dann nurnoch Detailfrage :)
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Zügellose Werbung
Yuppies
Das organisierte Verbrechen in all seinen Formen (Mafia, Yakuza, Triaden, Bikergangs, etc ...)
Medienstars jedweder Coleur, je abgefahrener desto besser
Asiatisches bzw. überhaupt exotisches Essen
Leibwächter
Schützenswerte Plätze unberührter Natur, die bedroht sind
Japanische Gärten
Konzernpaläste
brutale Sportveranstaltungen/geschmacklose Massenspektakel
Medien-Overkill - je dümmer desto besser
Coole Klamotten, bemerkenswerte Kopfbedeckungen und Sonnenbrillen
Verrückte Frisuren und Haarfarben
Tätowierungen und Körperschmuck
Individualisten und Nonkonformisten
Streetlife und überhaupt die City als der Schauplatz schlechthin
Zynismus und Sarkasmus
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Hmmm, mal überlegen:
-Moralische Werte und Unbestechlichkeit sind sehr selten geworden;
-Die Arbeiterschaft lebt nur noch, um zu arbeiten und sich durch omnipräsente Medien berieseln zu lassen;
-Individualismus ist zur bloßen Illusion geworden;
-Religiöse Eiferer und Sektierer sind überall präsent;
-Paranoia ist zu einem Lebensstil geworden.
Hoffe, ich hab nix wiederholt, es ist spät... :)
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Da fällt mir auf: Diese Japanophilie im Cyberpunk (Straßensamurai, Yen bei SR, usw.usf.) die hier auch schon genannt wurde ist für mich so ein typisches Relikt der 80er, weil man da dachte die Japaner übernehmen demnächst die Weltherrschaft von den USA.
Heute könnte man ähnliche Themen mit China aber auch mit dem Islam machen um das zu aktualisieren (das zugrunde legende ist da der Kulturkampf).
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OT: Aus der US-Popkultur-Warte sind eher die Koreaner die neuen Japaner, nicht irgendwelche Kommunisten oder Al-Qaida-Anhänger.
Allerdings hat die Weltwirtschaft eh eine viel globalere Ausprägung, so dass es kein Schock mehr für die Amerikaner ist, dass irgendwer anderes auch gut produzieren kann.
Hinzukommt, dass Japan und auch Deutschland(!) besondere Schmankerl sind, weil beide in so nem Krieg von den Amis mühevoll zu Boden geringt wurden und es daher um so erstaunlicher war, dass sie eine Generation später die USA zu überholen drohten.
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- Der Kontrast von Sprawl und besseren Gegenden
- ein entmachteter Staat, eine entmachtete oder korrupte Polizei
- Konzerne als eigentliche Machthaber
- Der Kontrast von konzerngestützter Ordnung und Sprawl-Anarchie (passend zu Punkt 1)
- Mehr Schein, weniger Sein. Auf das Image kommt es an.
- Moralische Grauzonen, kein Schwarz/Weiß!
- Jeder kämpft letztlich nur für sich
- eine eigene Sprache (Cowboy, Hotdogger, Sprawl, 'Plex, Input..)
- menschliche Verkommenheit und selbtverschuldete Entmachtung
- organisierte Kriminalität
- hohe Arbeitslosigkeit, extremer Leistungsdruck für Konzernangestellte
- Dreck
- weniger "Runs", dafür mehr arme Schweine aus dem Sprawl, die für die Kohle so ziemlich alles machen
- ein kleiner Fokus. Keine Schießereien zwischen Konzerntruppen und der Streitmacht des Ghettos, lieber dreckige, kleine Straßenkämpfe zwischen Mülltonnen und Trafohäuschen. Dabei geht es nicht um Ideale, sondern darum, wer den Strich der Gegend kontrolliert und wer hier Shit verkaufen darf
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- der Arbeiter nur noch als Aktivposten in der Bilanz, Menschenleben allgemein noch weniger wert
- mächtige Konzerne, denen Gesetze und Regeln egal sind
- Schmutz, hohe Kriminalität und geringe Infrastruktur, außerhalb der Konzernwelten
- Modifikationen am Körper (Cyberware, Schönheits-OPs, Umwandlung, Cyborgs etc.)
- moderne Technik (allerdings noch in technologisch erklärbarem Rahmen)
- Umweltverschmutzung
Das sind so grob die Eckpunkte, die meine Cyberpunk-Welt haben muss.
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Cyberpunk ist vor allem eins, nämlich tot. Das wäre für mich das definierende Element, dass eigentlich alle Autoren des Genres mittlerweile begriffen haben.
Wir bräuchten meiner Meinung da mal auch auf der RPG-Elemente dringend etwas neues. Ende der 80er, Anfang der 90er konnte man Cyberpunk noch als halbwegs glaubwürdige Zukunftsvision betrachten, heute funktioniert das einfach nicht mehr. Definierend waren zum Beispiel:
- Allmächtige Konzerne, die weltweit agieren und nicht mehr unter der Kontrolle irgendeiner Instanz stehen (gibt's heute schon)
- An weltumspannendes Informationsnetz (gibt's heute schon)
- High tech, low life (gibt's heute schon)
- Ubiquitous Computing (gibt's heute schon)
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Sorry fürs offtopic, aber die Zeile hat mich aufhorchen lassen:
...konnte man Cyberpunk noch als halbwegs glaubwürdige Zukunftsvision betrachten, heute funktioniert das einfach nicht mehr
Ist das denn auch nur annähernd wichtig bei einem Rollenspiel-Setting? Wieviele Genres müsste man dann sofort einmotten, weil niemand sich je vorstellen würde, daß dieser Zustand mal eintrifft/ vor langer Zeit mal so gewesen ist?
Ich spiele ein Setting um des Settings Willen, die Relevanz dabei "ob das mal irgendwann so sein könnte" steht da bei... nullkommanull.
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Geiler Thread, übrigens.
für mich gehören noch bestimmte, meist verzweifelte Beziehungen hinzu, wie die der Protagonistin aus Hardwired zu ihrem Bruder,
eine Flucht vor der Realität in a) Matrix b) Orbit c) Konzernenklave
die Suche nach Liebe
die Angst vor Nähe
Verrat.
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@Chobe: Hmm, Cyberpunk definiert sich ja gerade durch seine Gesellschaftskritik gegenüber einer wahrscheinlichen, aber zukünftigen Gesellschaft. Wenn der sich selbst überlebt hat, dann finde ich persönlich ihn als Setting uninteressant, weil diese Kritik für mich sein zentrales Element ist. Wenn Dir an CP andere Dinge wichtig sind, verstehe ich das natürlich.
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Ich schließe mich denjenigen hier an, die sich auf die menschliche Misere im CP konzentriert haben.
Zentraler Punkt ist mMn der Kampf für eine (vllt. entstellte) Form von Menschlichkeit gegen den Technofetisch.
Lieber Schmerz als gar keine Gefühle, lieber sehnsüchtiges Verlangen als gar keine Liebe, lieber Einsamkeit als gar keine Identität. Emogeschwafel.
*/ Rebellentum wider die Struktur und für eine Facette des Menschseins
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Emo. :P
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Emo. :P
Son neumodischer Kram kommt mir nich in meinen Cyberpunk
Als Musik gehört da Coldwave oder Post-Punk rein
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Ich bezog mich auf DK.
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CP ist emo. ;D
Aber ich mag Gattaca lieber als Bladerunner, zumindest, was die Filme angeht. Equilibrium ist thematisch auch interessant, dabei beschäftigen sich alle drei Filme mit genau den Inseln der Menschlichkeit.
(nagut, Gattaca und Equilibrium sind nur am Rande Cyberpunk.)
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Cyberpunk ist vor allem eins, nämlich tot. Das wäre für mich das definierende Element, dass eigentlich alle Autoren des Genres mittlerweile begriffen haben.
Meinst du 'tot' im Sinne von: Genre hat nichts mehr zu sagen oder ist irrelevant oder ist kommerziell erledigt?
Wenn ich mir hier nämlich die Eckpunkte so anschaue und die damit implizierte Gesellschaftskritik, dann ist Cyberpunk prinzipiell ja noch hochgradig aktuell und relevant - jedenfalls mehr, als praktisch jedes andere Genre.
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Cyberpunk ist vor allem eins, nämlich tot.
Und deine Begründung dafür es sei tot, ist das Cyberpunk mit allem Recht hatte wtf?
Naja, das kann man so oder so sehen. Das prophetische Element geht natürlich Stück für Stück verloren, aber das kann man ja wieder erneuern indem man einfach wieder ein Stück in die Zukunft schaut. Ich finde Cyberpunk wie gesagt leicht zu aktualisieren.
Man darf sich natürlich eben nicht an den 80er Tropen aufhalten, da gebe ich dir Recht, das hätte dann noch nostalgischen Wert, der mich meist nicht interessiert.
Aus der US-Popkultur-Warte sind eher die Koreaner die neuen Japaner, nicht irgendwelche Kommunisten oder Al-Qaida-Anhänger.
Ja, das mag stimmen. Obwohl es auch erstaunlich ist wie richtig Cyberpunk mit der kulturellen Dominanz Japans Recht hatte (es lernen Kinder freiwillig Japanisch und Anime und Mange dominieren alles).
Ich meinte eher grundsätzlich die Bedeutung bestimmter Kulturen als Feinde der "westlichen Welt" im Kampf der Kulturen.
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Der moderne Cyberpunk ist nicht mehr dreckig. Die Angst vor der Spaltung der Gesellschaft ist einer sehr viel persönlicheren gewichen als man sich selbst mit den ersten Technologien auseinandersetzen musste, die alte Werte wie Privatsphäre, Nicht-anonymität usw angriffen.
Technische Neuerungen stehen also nicht mehr im Mittelpunkt, sondern eher ihre Wirkung.
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@Chobe: Hmm, Cyberpunk definiert sich ja gerade durch seine Gesellschaftskritik gegenüber einer wahrscheinlichen, aber zukünftigen Gesellschaft. Wenn der sich selbst überlebt hat, dann finde ich persönlich ihn als Setting uninteressant, weil diese Kritik für mich sein zentrales Element ist. Wenn Dir an CP andere Dinge wichtig sind, verstehe ich das natürlich.
War zwar nicht an mich gerichtet, aber ich antworte trotzdem mal:
Ich glaube, dass Gesellschaftskritik grundsätzlich, also auch in der Ausprägung Cyberpunk, sich auf die momentan erlebte Gesellschaft bezieht. Die Gesellschaftskritik eines Setting (wenn man die so pauschal überhaupt bestimmen kann) hängt also nicht an der Realisierbarkeit und auch nicht an der noch-nicht-Aktualität von Einzelelementen. Ein Victorian-Age-Setting kann genauso gesellschaftskritisch sein wie ein Cyberkunksetting wie ein Far-Future-Setting wie ... etc.
Das einzige Problem, das man dem "klassischen" Cyberpunk heute diagnostizieren könnte (von eventuellen kommerziellen Problemen abgesehen, da habe ich keine belastbaren Quellen), ist in meinen Augen mangelnde Vorstellbarkeit, da einige Teile eingetreten sind, andere nicht, und es manchen Leuten schwer fallen mag, sich vorzustellen, dass die restlichen Teile auch eintreten, ohne dass die bereits realisierten sich bis dahin weiterverändern. (Kompliziert formuliert... ich hoffe es ist verständlich.) Wenn man genauer darüber nachdenkt, ist sollte die Suspension of Disbelief aber nicht weiter belastet werden als bei einem beliebigen Alternate-History-Setting. Wenn man damit immer noch ein Problem hat, kann, wie hier ja auch schon angesprochen wurde, Cyberpunk relativ problemlos "modernisiert" werden.
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Vielleicht sollten wir den "Ist Cyberpunk tot?" Teil mal abtrennen, denn er ist heftig OT.
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Jeder ist ein potentieller Terrorist. Jeder kann Informationen, kulturelle Werte oder Institutionen angreifen - oft auch ganz beiläufig.
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Sorry fürs offtopic, aber die Zeile hat mich aufhorchen lassen:
Ist das denn auch nur annähernd wichtig bei einem Rollenspiel-Setting?
Das ist nicht nur bei einem Rollenspielsetting vollkommen unwichtig, das ist auch bei einem Subgenre der SF-Literatur vollkommen unwichtig. SF als realistische Zukunftsvision ist meiner unbescheidenen Meinung nach überhaupt keine SF. Und gleich noch 'ne gewagte These hinterher: Selbst SF, die sich für eine realistische Zukunftsvision hält, ist unbeabsichtigt das, was gute SF mit Absicht ist - eine wie auch immer ausgerichtete Verarbeitung aktueller gesellschaftlicher Zustände und Probleme.
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- schon gehabt aber egal: Weltbeherrschende Konzerne welche absolut unantastbar sind(auch die in SR können an den pranger der Medien gestellt werden und Prestige verlieren).
- von den Konzernen kontrollierte Medien und krasse zensur(schaut euch da einfach Running Man an wie das Video gefaket wurde so das die Kons ihre Massaker einfach verschleiern und nem typen in die schuhe schieben welcher dann von allen gehasst wird)
-Die Kongesellschaft extram prüde und Drohnenhaft..zweifeln nicht an ihren Herren
-Die Ghettos in totaler Anarchie, nur von Banden beherrscht..scheiß auf organisiertes Verbrechen
-Untergrundrebellen gegen die Konzerne/Medien
-wurde ja schonmal genannt..unmenschliche Spielshows(wie in Running Man ::) Der Film hat da einfach gute sachen gebracht) oder wie in Gamer..wo Menschen sich von anderen steuern lassen gegen Bezahlung oder Verbrecher, Kriegspielen dürfen um frei gelassen zu werden)
-Die Ghettos total zügel, hemmungslos und brutal..weg mit der prüderie, knappe Klamotten, fette Knarren und ein abgefahrenes Outfit muss her, dazu noch coole sprüche^^(so inetwa wie in Tank Girl)
-abgefunkte Kneipen, Clubs und..andere..
-mucke: fetziger electo, harter Metal, dreckiger Punk, aber auch melancholische depresives
-Fetisch..egal welcher art
-Cyberkram welcher mehr versteckt ist...offensichtliche cyberware ist bäh :P
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Fanatische Religion - im muslimischen, aber auch im evangelischen Bereich.
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@Chobe: Hmm, Cyberpunk definiert sich ja gerade durch seine Gesellschaftskritik gegenüber einer wahrscheinlichen, aber zukünftigen Gesellschaft. Wenn der sich selbst überlebt hat, dann finde ich persönlich ihn als Setting uninteressant, weil diese Kritik für mich sein zentrales Element ist. Wenn Dir an CP andere Dinge wichtig sind, verstehe ich das natürlich.
Nein, nicht ganz. Die nahe Zukunft ist nur eine Folie für gegenwärtige Gesellschaftskritik. Deshalb mögen sich einige Themen aus den Achtzigern abgenutzt haben, andere sind nach wie vor aktuell. Ich kann nur die BR-Hörspielserie "Jonas - der letzte Detektiv" empfehlen. Die erste Folge stammt aus der Mitte der Achtziger, die letzten von 2008 (also kurz vor 2009, dem Datum der ersten Folge). Abgesehen davon, dass der Autor den Euro vorhergesehen hat, gibt es ein paar Themen, die sich in den 20 Jahren nahezu nicht geändert haben: Globale Konzerne, die Medien zeigen Snuff-Videos, Organhandel, Systematische Beseitigung der Alten durch Geheimpolizeien, Terrorismus, Failed states und kontaminierte Todeszonen. Mordende Kindergangs, Giftmülldeponien, nichtatomare Kriege, Polizeikorruption.
Finde ich alles auch heute noch brisant und aktuell genug.
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Ich vermute an dieser Stelle, dass die Definition, was denn nun Cyberpunk ist, auch ziemlich divergiert. Meine scheint da deutlich enger gefasst zu sein als die der meisten anderen Poster hier.
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Ich dachte, bei Cyberpunk geht es im Grunde nur um zwei Ideale: Menschlichkeit (Cyber) und Freiheit (Punk) und das Genre werde dadurch definiert und nicht durch die Stilmittel der Technik und Gesellschaft.
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Okay, können wir wieder weg von der Definitionsdiskussion und zurückkommen zu den vielen kleinen Details, die es für euch ausmachen? :)
*/ private Konzernsicherheitsdienste, die Militärwaffen besitzen
*/ tödliche Abwehrprogramme im Cyberspace
*/ Jugendgangs mit seltsamem Stil und mit Spass an Gewalt (wie auch in Clockwork Orange)
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-Verschwörungstheorien? :P
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Ich denke nicht, dass Cyberpunk "tot" ist. Manche Details sind sicher überholt - die 80er-Jahre-Ästhetik (Spiegelbrillen!) beispielsweise, die Dominanz Japans oder Netrunner, die durch zinksulfidgrüne 3D-Vektorgraphiken fliegen. Danach, dass all das noch irgendwann kommen wird, sieht es heute tatsächlich nicht mehr aus. Aber das sind alles eher Oberflächlichkeiten, die Kernpunkte liegen woanders.
Und die Kernpunkte des CP sind immer noch brandaktuell! Unterhöhlung gesellschaftlicher Strukturen durch Konzerne und Finanzheuschrecken, Computerisierung sämtlicher Lebensbereiche, Umweltzerstörung, Entmenschlichung der Arbeitswelt, Verschärfung sozialer Klassengegensätze, Vermischung von und Spannungen zwischen verschiedenen Weltkulturen, neuartige Bedrohungen durch Terrorismus und "asymmetrische Kriege" und dergleichen mehr. Davon liest und hört man doch andauernd in Zeitungen und Nachrichtensendungen. Insofern gehört der Cyberpunk nun wirklich nicht zum alten Eisen. Ich kann auch heute noch etwa einen Gibson-Roman lesen und mir von ein paar Nebensächlichkeiten abgesehen immer noch vorstellen, dass so etwas in einigen Jahrzehnten passieren könnte.
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Unterhöhlung gesellschaftlicher Strukturen durch Konzerne und Finanzheuschrecken, Computerisierung sämtlicher Lebensbereiche, Umweltzerstörung, Entmenschlichung der Arbeitswelt, Verschärfung sozialer Klassengegensätze, Vermischung von und Spannungen zwischen verschiedenen Weltkulturen, neuartige Bedrohungen durch Terrorismus und "asymmetrische Kriege" und dergleichen mehr. Davon liest und hört man doch andauernd in Zeitungen und Nachrichtensendungen.
Eigentlich ist das überhaupt nicht neu, sondern ist schon mindestens aus dem Imperialismus bekannt.
Von daher bleiben wohl wirklich nur Spiegelbrillen und Punkfrisuren.
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Ich wundere mich, dass es noch nicht aufgetaucht ist (oder ich hab´s überlesen):
- Virtuelle Realität
- Bedrohliche Massivarchitektur neben zerfallenen Müllslums.
- Der Protagonist als Außenseiter in der Gesellschaft, als jemand, der zumindest die Illusion von Freiheit hat
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Arcology & Slums
Streetgang-Fights in all Streets
Media evereywhere
Corrupt Cop Corp
Ex Farmer Nomade Clans
Acid Rain, smoke & dust (no Greenpeace bullshit)
Hire & Fire Corporations with violent ways to keep their interrests
Sex, drugs and Rock'n Roll for evereyone
Style over substance, attitude is everything!
Every days Brand New Fashion style
Metal is Better than meat!
Yesterday is Dead, Tomorrow everyone is Dead, only now is important.
No Future and Nobody cares!
Coffin Hotels and Fastfood for live.
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Die starken Mächte sind und waren immer die Fonds&Holdings, die Leute, welche die Geldströme kontrollieren. Das kommt in der 80er Literatur nicht so raus, primär weil Leute wie Case und Molly den Kram aus der Ameisenperspektive betrachten. Zudem haben das konsequent alle Cyberpunk-Rollenspiele falsch gemacht.
Tatsächlich bezieht sich 80er Cyberpunk aber auf die Keiretsu (http://de.wikipedia.org/wiki/Keiretsu) und ihren angsterregenden Erfolg. Da gab es halt 10 Jahre oder so, wo die Leute wirklich dachten, die Japaner haben das überlegene Kontrollmodell aufgestellt und übernehmen jetzt die Welt. Dann kam aber ziemlich schnell die Wirtschaftskrise, die Japan bis heute im Griff hat.
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Bei Cyberpunk 2020 ist es eigentlich das Eurotheater (ein vereinigtes Europa), das die Wirtschaftsmacht schlechthin ist.
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Und hier noch ein bisschen copypasta von 4chan (http://suptg.thisisnotatrueending.com/archive/12068709/), tangentiell mit diesem Thema verwandt und gut zu lesen.
Africa is science fiction.
Not the science fiction of your grandfather or the Foundation of your Asimov, no. Africa lends herself to the dystopian gloom of failed states, the iron rule of corruption, cartels snaking cold fingers into the upper echelons of government, and high tech gangs of disillusioned youth. Follow her streets into dark melancholy and taste her despair, the bitter and the sweet simmering together to form her unique flavor. Follow the trails of waste spilling out from her gutters, follow them down to the banks of her industrial empires, her charred forests, and damp mines. You will not find your Jedi warriors here, but you might run into some street thugs or hackers, scammers, drug dealers, con men and women, street children, ritual murderers, wandering evangelists preaching hope and doom. The only Force here is hard currency, and it’s dark on both sides. Embrace her reality.
Africa is cyberpunk.
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Bei Cyberpunk 2020 ist es eigentlich das Eurotheater (ein vereinigtes Europa), das die Wirtschaftsmacht schlechthin ist.
Ja, das war damals die Prognose, dass sich die europäischen Nationen zu einer Union mit gemeinsamer Währung (Eurodollar) zusammenschliessen und mit einem Stabilitätspakt dem wirtschaftlichen Abschwung entgegenwirken, der Amerika in den Ruin stürzt, sobald die Finanzblase platzt und die Illusion des ewigen Fortschritts aufgelöst ist...
War imho aber völlige Utopie...!
Genauso abwegig wie die Krise im Mittleren Osten, die für 2000 prognostiziert wurde, die Kriege ums Öl, das Erstarken der Medienmächte. ;D
-scnr-
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Am schönsten finde ich den Hinweis auf die GeldstabilitÄt im Eurotheater: Alle Staaten wirtschaftlich stabil mit Ausnahme: Griechenland, Spanien, Italien und Portugal. *g* Und der Eurodollar heisst ja kurz auch: Euro.
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Ja, das war damals die Prognose, dass sich die europäischen Nationen zu einer Union mit gemeinsamer Währung (Eurodollar) zusammenschliessen und mit einem Stabilitätspakt dem wirtschaftlichen Abschwung entgegenwirken, der Amerika in den Ruin stürzt, sobald die Finanzblase platzt und die Illusion des ewigen Fortschritts aufgelöst ist...
War imho aber völlige Utopie...!
Genauso abwegig wie die Krise im Mittleren Osten, die für 2000 prognostiziert wurde, die Kriege ums Öl, das Erstarken der Medienmächte. ;D
-scnr-
Ja, alles total abwegig! Wie wir wissen, sollten die alten Space-Opera-Hasen Recht behalten. Das mit dem Tachyonenantrieb klappt zwar noch nicht so richtig, aber die Kernfusion hat alle Energiesorgen beseitigt und die Kolonisation von Mond und Mars hat einen nie zuvor gesehenen Wirtschaftsboom ausgelöst und damit alle Szenarien von Hackern in der Gosse ad absurdum geführt ;)