Tanelorn.net

Pen & Paper - Rollenspiel => Pen & Paper - Allgemein => Thema gestartet von: Ludovico am 30.11.2010 | 18:39

Titel: Den Anführer finden und werben
Beitrag von: Ludovico am 30.11.2010 | 18:39
Moin Leute!

Ich hab mir gerade Conan der Zerstörer angesehen (hat mir mal wieder sehr gut gefallen) und gerade in der Schlußszene fiel mir auf, dass die restlichen Mitglieder ihre neuen Posten am Hof der neuen Königin erst antraten, nachdem es Conan ihnen erlaubte.

Derzeit hab ich aktiv keine Runde und kann auch gerade keine haben, aber für die Zukunft interessiert mich das Thema sehr, denn es gibt interessante RPGs, bei denen ein Chef nun mal notwendig ist (über den Standpunkt der Notwendigkeit möchte ich nicht diskutieren).

Um jetzt eine Runde a la (Film-)Conan zu erstellen, muss man imho erstmal den richtigen Anführer haben. Wenn der Boss nix taugt und Schnapsideen hat, ist es oft nicht weit mit der Loyalität.

Die Problematik, die ich hier diskutieren möchte, besteht aus 2 Fragen:
1. Woran kann man erkennen, welcher Spieler (nicht SC) die Rolle des Anführers sinnvoll übernehmen kann?
2. Da imho die guten Anführer eher selten den Posten imho haben wollen: Wie kann man ihn dafür gewinnen?
Titel: Re: Den Anführer finden und werben
Beitrag von: 1of3 am 30.11.2010 | 18:51
Zunächst:

Nur dass es die Figur des Anführers gibt, impliziert nicht, dass es eine von einem Spieler zu übernehmende Rolle gibt, die mit dieser Figur identisch ist.

Wenn es eine solche Rolle gibt, ist es zunächst einmal nötig und hinreichend, dass über die Zuteilung derselben Klarheit besteht.

Erst wenn die Übernahme der Rolle bedeutet, dass die Ideen des betreffenden Spielers mit den Ideen die Effektivität der Anführerfigur bestimmen, kann es dazu kommen, dass der Spieler nicht "taugt".
Titel: Re: Den Anführer finden und werben
Beitrag von: Dragon am 30.11.2010 | 18:53
Erstmal würd ich frage ob jemand Lust hat das zu machen - sofern es wirklich notwendig ist, dass es von Anfang an einen Anführer gibt, i.d.R. kristallisiert sich die Rolle mit der Zeit sowieso von alleine irgendwie aus (meine Erfahrung).
Titel: Re: Den Anführer finden und werben
Beitrag von: Bad Horse am 30.11.2010 | 18:58
Das mit dem Herauskristallisieren ist u.U. ein Problem: Nämlich dann, wenn die Gruppe schon einen Anführer hat, aber jemand anders dann die Führungsrolle übernimmt.

Ansonsten ist ein idealer Anführer jemand, der auch mal andere Leute machen lässt - das im Rollenspiel essentiell. Außerdem darf der Spieler auf Angriffe auf seine Autorität nicht angefressen reagieren.

Oder: Nicht derjenige, der als erstes das Maul aufmacht, sondern derjenige, der dann das letzte Wort hat.  ;)
Titel: Re: Den Anführer finden und werben
Beitrag von: Zwart am 30.11.2010 | 18:58
Zitat
1. Woran kann man erkennen, welcher Spieler (nicht SC) die Rolle des Anführers sinnvoll übernehmen kann?
2. Da imho die guten Anführer eher selten den Posten imho haben wollen: Wie kann man ihn dafür gewinnen?
Über das Thema kann man Bücher füllen.

Wenig überraschend dürfte aber sein das man einen Anführer daran erkennt das er die Werte und Normen der Gruppe prägt und Orientierung vorgibt. Der Stil kann aber höchst unterschiedlich sein.

Werben muss man einen Anführer eigentlich nie. Er ist es einfach. Ihm wird die Führungskompetenz aus verschiedenen Gründen eigentlich immer automatisch zugestanden.

Titel: Re: Den Anführer finden und werben
Beitrag von: Ludovico am 30.11.2010 | 19:02
@Bad Horse
Danke! Manchmal braucht es meiner Meinung nach einen Anführer von Anfang an (worüber ich nicht diskutieren will) und dann ist es schlecht, wenn es der Falsche ist.

Desweiteren habe ich es selten erlebt, dass sich ein echter Anführer, eine richtige Respektsperson von selbst herauskristallisierte. Eher kenne ich es, dass es entweder mehrere gute Anführer in der Runde gab (was kein Problem zu den jeweiligen Zeitpunkten war, da es keine offizielle Chefposition gab) oder eher gar keiner.
Titel: Re: Den Anführer finden und werben
Beitrag von: Dragon am 30.11.2010 | 20:27
ok, also woran erkennt man einen guten Anführer?
Die Frage ist ja nicht wirklich rollenspielspezifisch... ich würde sagen:
natürliches ausstrahlen von Autorität, also jemand, der sich nicht erst Gehör verschaffen muss, sondern es bekommt (erinnert euch an eure Schulzeit, das sind i.d.R. die besten Lehrer)
eine moralisch gefestigte Person (mal hü, mal hott kommt selten gut an)
eine Person, die sich durchsetzen kann, ohne dabei handgreiflich werden zu müssen
eine Person, die die Kompetenz (d.h. Wissen und Erfahrung) hat die Gruppe nicht gleich umzubringen
eine Person, die Verantwortungsbewusst ist und sich der Bedürfnisse der Gruppe bewusst
...
mmh mir würde bestimmt auch noch mehr einfallen
Titel: Re: Den Anführer finden und werben
Beitrag von: Terrorbeagle am 30.11.2010 | 21:40
Also ich würde sagen, dass eine Führungsfigur fast immer eine Bereicherung für eine Spielguppe darstellen kann, vorausgesetzt dass die Spieler mit einer Hierarchie innerhalb der Gruppe umgehen können. Es gibt genug Spieler, die damit ein Problem haben. Dabei halte ich das Konzept einer solchen Führerfigur für sehr sinnvoll; manchmal ist sie notwendig, aber selbst wenn nicht, ist es ein schöner Bonus.

Es ist meines Erachtens also eher eine Frage der Akzeptanz der Gruppe als die Qualitäten  eines einzelnen Spielers. Ist diese nicht gegeben, sollte man eher davon ablassen, eine solche Führungsfigur ins Spiel einbringen zu wollen.

Übrigens kann es auch eine schöne Quelle für Drama und Spannung sein, wenn der Anführer eben nicht der Größte und Kompetenteste Charakter ist, sondern sich eben auf die Anderen verlassen muß, um das Richtige tun. Ich würde für die Anführerrolle auch nicht den redegewaltigsten und egozentrischsten Spieler als Anführer einzusetzen.  Damit schafft man jemand der eh sehr laut ist, eine Plattform.
Ich würde ja eher einen etwas ruhigeren Spieler da mit beauftragen, damit er sich etwas stärker einbringen kann, wenn man dies als Ermunterung aufbauen kann.
Titel: Re: Den Anführer finden und werben
Beitrag von: Sephiron am 30.11.2010 | 23:18
Vorschlag:
Wenn alle Spieler aufeinander treffen, erstmal 15min Kennenlernen, dann bestimmt die Gruppe gemeinsam, wers ist. Sollte eigtl problemlos funktionieren.
Titel: Re: Den Anführer finden und werben
Beitrag von: Bad Horse am 30.11.2010 | 23:26
Ja, es ist zwar schön, wenn du einen charismatischen Spieler hast, der die Führungsperson übernimmt - aber das kann dazu führen, dass dann letzten Endes dieser Spieler ständig alle Entscheidungen treffen darf. Das ist mir passiert, und das hat keinen großen Spaß gemacht.

Prinzipiell brauchst du einen Spieler, der keinen super-kompenten Führer spielt, sondern jemanden, der auf die Hilfe und Unterstützung der anderen angewiesen ist, ohne dabei sofort die Vollwurst zu sein. Jemanden, der sich auch mal ein Stück weit manipulieren lässt, ohne dass ihm ein Zacken aus der Krone fällt. Woran du den jetzt aber erkennst, kann ich dir auch nicht sagen.

Zumal es ja auch Unfrieden stiften kann, wenn du jemandem, der gern den Anführer spielen würde, sagen musst: "Nee, du nicht, das packst du nicht, lass das mal den XY machen."
Titel: Re: Den Anführer finden und werben
Beitrag von: pharyon am 30.11.2010 | 23:51
Die Problematik, die ich hier diskutieren möchte, besteht aus 2 Fragen:
1. Woran kann man erkennen, welcher Spieler (nicht SC) die Rolle des Anführers sinnvoll übernehmen kann?
2. Da imho die guten Anführer eher selten den Posten imho haben wollen: Wie kann man ihn dafür gewinnen?
Zu 1.: Worin liegt deiner Meinung nach denn der hauptsächliche Sinn, des Anführers?

Wenn es darum geht, der Gruppe Zusammenhalt und Einheit zu geben, dann eher ein Spieler, der sehr angenehm ist und durchaus viele soziale Kompetenzen aufweist.
Wenn es darum geht, Autorität durchzusetzen genügt evtl. ein sturer Spieler, der nicht schnell eingeschnappt ist.

Damit es im Spiel auch Spaß macht, sollten soziale Kompetenzen (Empathie, Selbstsicherheit, klare Kommunikation, etc.) auf jeden Fall vorhanden sein.

Zu 2.: Irgendwie setzt du hier schon teilweise voraus, dass ein "guter Anführer" schon klar umrissen ist. ME sind viele Anführer durchaus gut geeignet, wenn sie den Posten auch übernehmen wollen (was nicht heißt, dass jeder der Chef sein will auch Chef sein kann... bzw. da brauchts dann evtl. noch Training). Ggf. würde ich bei Bedarf den Posten belohnen (obwohl der meistens eigentlich schon belohnung genug sein dürfte), bzw. möglicherweise wahrgenommene Widrigkeiten aus dem Weg räumen.

Gruß, p^^
Titel: Re: Den Anführer finden und werben
Beitrag von: Terrorbeagle am 1.12.2010 | 00:01
Sozialkompetenz ist eine allgemeine Tugend beim Rollenspiel, völlig unabhängig davon, ob man nun den glorreichen Anführer oder Hanswurst den Comic Relief Charakter spielt. Wenn es eine unumstößliche Regel gibt, die für jedes Rollenspiel, oder eigentlich für jede Form des Sozialen Zusammenseins gilt, dann ist es eine einfache Verkürzung von Kants Kategorischem Imperativ: Sei Kein Arschloch.
Titel: Re: Den Anführer finden und werben
Beitrag von: pharyon am 1.12.2010 | 00:09
Zugegeben, aber für den Spieler, der den Part eines Anführers übernehmen soll, gilt das nochmal im Besonderen.

Davon abgesehen verstehe ich unter sozialer Kompetenz eher die Fähigkeit ein gesittetes Zusammenleben speziell und bewusst gestalten zu können. Die Grundregel "Sei kein Idiot." fällt da mE eher nicht drunter.

p^^
Titel: Re: Den Anführer finden und werben
Beitrag von: Dimmel am 1.12.2010 | 00:13
In einer Spielrunde  (http://www.orkenspalter.de/viewtopic.php?f=38&t=9685)haben wir uns einmal auf einen Anführer geeinigt. Das war zunächst ich. Dabei sah ich meine Aufgabe vor allem darin, dafür zu sorgen, dass jeder Spieler sein Spotlight bekommt und keiner zu kurz kommt. Das halt eben jeder seinen Spass kriegt und seinen Charakter auch richtig ausspielen kann.

Es kam dann nach ein, zwei Runden dazu, das ein Mitspieler den Spass an seinem Charakter verloren hat, eben weil es eigentlich niemals Situationen gab, in denen er glänzen konnte. wir haben ihm dann die Rolle des Anführers übertragen, wodurch er dann plötzlich eine ganz andere Charakterseite entdecken konnte. Durch den Wechsel der Anführerrolle hat er also wieder Spass an seinem Charakter gefunden.

Wenn das mit dem Anführer funktionieren soll, dann muss der entsprechende Spieler, wie auch der gesamten Gruppe hinter der Sache stehen. Der Anführer verteilt die Aufgaben so, dass keiner zu kurz kommt, die Gruppe gibt ihm dazu die Autorität. Wenn die Gruppe da mitmacht, dann ist das ein Gewinn für alle.

Gruß Dimmel
Titel: Re: Den Anführer finden und werben
Beitrag von: Naldantis am 1.12.2010 | 00:13
Zunächstmal fehlt IMHO da eine andere Frage: wie findet man Spieler, die mit ihren Charakteren auch bereit sind, sich unterzuordnen?

zu 1: mit Ihnen spielen, sie in dieser Rolle erleben, wenn sie sie nicht von sich aus anstreben, sie ihnen offensichtlich zeitlich befristet im Plot zuweisen (jaja, RR, ich weiß. geht aber nicht anders).

zu 2: laaangsam heranführen und mit vorsichtigen IG-RP-Boni belohnen; besser noch, ein oder zwei der anderne Spieler als Vasallen, Fans, Frendue, Lover, etc. anfixen, die ihm den Rücken stärken und Verantwortung schmackhaft machen.


Titel: Re: Den Anführer finden und werben
Beitrag von: pharyon am 1.12.2010 | 00:17
Zunächstmal fehlt IMHO da eine andere Frage: wie findet man Spieler, die mit ihren Charakteren auch bereit sind, sich unterzuordnen?
Ich hätte kein Problem damit, einen SC zu spielen, der sich einem anderen SC unterordnet. Ich glaube, das geht vielen RPGlern ähnlich.

Problematisch wäre es dann, wenn der Spieler auch außerhalb des Spielbereichs einen auf "dicke Hose" macht. Da gilt mEn
Sei Kein Arschloch.
auf jeden Fall.

p^^
Titel: Re: Den Anführer finden und werben
Beitrag von: Naldantis am 1.12.2010 | 00:25
Nur dass es die Figur des Anführers gibt, impliziert nicht, dass es eine von einem Spieler zu übernehmende Rolle gibt, die mit dieser Figur identisch ist.

Damit, darauf zu verzichten, haben wir in meinen Runden NUR schlechte Erfahrungen gemacht: ein NPC-Anführer, der ständig hinter einemSteht und Anweisungen gibt, hat parktisch jeden nur genervt.

Zitat
Erst wenn die Übernahme der Rolle bedeutet, dass die Ideen des betreffenden Spielers mit den Ideen die Effektivität der Anführerfigur bestimmen, kann es dazu kommen, dass der Spieler nicht "taugt".

Ansonsten könnte man doch auch gleich drauf verzichten, oder?
 
Titel: Re: Den Anführer finden und werben
Beitrag von: Naldantis am 1.12.2010 | 00:33
Werben muss man einen Anführer eigentlich nie. Er ist es einfach. Ihm wird die Führungskompetenz aus verschiedenen Gründen eigentlich immer automatisch zugestanden.

Ist das ein Erfahrungswert?

Meiner Erfahrung nach ist so ein echter Anführer eher die Ausnahme,
...viel häufiger eind Charaktere, die das als Konzept haben, aber entweder im Ansatz scheitern oder von den anderen Charakteren nicht ernst genommen werden und deren angestrebte Position systhematisch untergraben bzw. ignoriert wurde.
Auch häufiger als ein Anführer was der temporär als Schein-Anführer (Gruppensprecher, Faceman) ausgewählte (öfter durch Ziehen des kürzesten Streicholzes als nicht) Char, der, sollte ihm seine Rolle zu Kopfe steigen, d.h. er ernsthaft Anweisungen geben wollen, schnell auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt wurde.

Diese von Dir angedeutete harmonische Amtsübernahme habe ich nur als Ausnahme erlebt.
 
Titel: Re: Den Anführer finden und werben
Beitrag von: Dragon am 1.12.2010 | 00:36
Zitat
dann ist es eine einfache Verkürzung von Kants Kategorischem Imperativ: Sei Kein Arschloch.
;D oh das hast du aber schön Verkürzt

Für alle die damit nichts anfangen können: ser kategorische Imperativ von Kant sagt ja eigentlich aus, dass jeder immer so handeln soll, dass sein Handeln Gesetzt für alle sein könnte.
Nur um mal etwas klugscheißerisch zu sein.
Titel: Re: Den Anführer finden und werben
Beitrag von: 1of3 am 1.12.2010 | 08:17
Damit, darauf zu verzichten, haben wir in meinen Runden NUR schlechte Erfahrungen gemacht: ein NPC-Anführer, der ständig hinter einemSteht und Anweisungen gibt, hat parktisch jeden nur genervt.
(...)
Ansonsten könnte man doch auch gleich drauf verzichten, oder?

Du denkst in der Kiste.

Zunächst kann die Person, die die Figur spielt durchgetauscht werden. SLCs gibt nicht, weils keine Spielleiter gibt.

Und die Entscheidungen der Figur können retroaktiv so hingedreht werden, dass sie richtig waren.
Titel: Re: Den Anführer finden und werben
Beitrag von: Zwart am 1.12.2010 | 08:49
@Naldantis
Ich bin mir sicher das Du eine solche harmonische Amtsübernahme auch schon erlebt hast. ;) Der Anführer einer Rollenspielgruppe ist nämlich im Normalfall der Spielleiter. Die Spieler besetzen andere Gruppenrollen. Das macht es mMn so "schwer" einen Anführer für eine Spielergruppe zu finden. Derjenige der den Job machen könnte sitzt hinter dem SL-Schirm.
Titel: Re: Den Anführer finden und werben
Beitrag von: Terrorbeagle am 1.12.2010 | 09:01
Ich sehe ja auch eher ein Problem in der Akzeptanz in der Spielrunde, aber darüber kann man halt geteilter Meinung sein. Entweder akzeptieren die Spieler eine Hierarchie unter den Charakteren, oder sie tun's nicht. Obwohl man da auch Mischformen hinbekommt - es soll ja auch verwegene Schurkencharaktere geben, die ein generelles Autoritätsproblem haben. Auch das kann man spielen, idealerweise in Form der loyalen Opposition.
Was man vielleicht noch überlegen könnte, wäre der Unterschied zwischen Führungsspielern und Führungscharakteren - sprich, wählt man im Voraus für die Spieler Rollen innerhalb des Sozialverbands der Gruppe anhand dieser Vorgabe (sprich "Ulf, du spielst jetzt den Anführer, Klara macht die Schlaumeierin, Joachim spielt den großen Beschützer, und Ina den Comic Relief Charakter") und baut dann Charaktere an Hand dieses Rasters, oder wählt man aus den fertigen Charakteren eine potentielle Führungsfigur aus ("Ulf, dein Gewürzhändler/Schmuggler ist sowas von cool... will der nicht unser ANführer werden?")  


Zitat von: 1of3
Und die Entscheidungen der Figur können retroaktiv so hingedreht werden, dass sie richtig waren.

Würde man damit nicht die Tragweite der Entschiedung zu nichte machen? Eine Entscheidung wird ja erst dadurch zu einer relevanten Größe, dass sie auch Konsequenzen hat. Hebelt man die Konsequenzen aus (denn erst dadurch, dass das Potential entsteht, Fehlentscheidungen zu treffen, kann man auch richtige Entscheidungen treffen - ist alles das selbe, gibt es da keinen Unterschied mehr), wird die Entscheidung zur reinen Beschreibung und somit entwertet.
Eine solche Geschichsklitterung wäre zu Mindest für mich ein absolutes No-Go. Da scheiter ich doch lieber mit Pauken und Trompeten.


Zitat von: Svart
Der Anführer einer Rollenspielgruppe ist nämlich im Normalfall der Spielleiter. Die Spieler besetzen andere Gruppenrollen.

Das setzt aber voraus, dass die Spieler auch innerhalb der Spielgruppe zu Mindest für das Spiel selbst eine gewisse Hierarchie bewusst anerkennen (unbewusst gibts diese Hierarchie im traditionellen Rollenspiel glaub ich fast automatisch, schlicht auf Grund unterschiedlicher Definitionshoheit.) Auch eine der Spielleiter ist primus inter pares Definition kann zu erbitterten Widerstand führen.
Titel: Re: Den Anführer finden und werben
Beitrag von: Zwart am 1.12.2010 | 09:19
Zitat
Das setzt aber voraus, dass die Spieler auch innerhalb der Spielgruppe zu Mindest für das Spiel selbst eine gewisse Hierarchie bewusst anerkennen
Ein Anführer steht nicht automatisch hierachisch über den anderen Gruppenmitgliedern. Er ist häufig "nur" ordnende Kraft und Organisator.

Und davon abgesehen: Ich weiß das in vielen Rollenspielern kleine anti-autoritäre Rebellenherzen schlagen. Aber, gegen einen Anführer wird sich im allgemeinen nur gewehrt wenn er nicht den richtigen Führungsstil an den Tag legt. Er macht dann also etwas falsch und kann nicht der Anführer dieser spezifischen Gruppe sein.
Titel: Re: Den Anführer finden und werben
Beitrag von: Terrorbeagle am 1.12.2010 | 09:25
Zitat
Er ist häufig "nur" ordnende Kraft und Organisator.

Kann sein, dass ich gerade auf dem Schlauch stehe, aber setzt die Rolle einer ordnenden Kraft nicht voraus, dass die anderen auch auf die Koordinations- und Organisationshinweise hören, bzw. diese umsetzen? Denn das wäre meinem Verständnis nach eine Hierarchie - jemand tut, was jemand anders sagt.
Titel: Re: Den Anführer finden und werben
Beitrag von: Teylen am 1.12.2010 | 10:50
Waere nicht das naehliegenste, wenn man moechte das ein Spieler die Rolle uebernimmt und dabei von anderen Spielern unterstuetzt bzw. mit getragen wird, die Spieler selbst waehlen / bestimmen zu lassen?

Eine andere Frage waere wie geschickt es ist die Rolle in Spieler Haende zu ueberantworten, wenn man sehr konkrete Vorstellungen davon hat wie der Anfuehrer agieren soll. Eventuell bietet sich an einen NSC die Rolle ausfuellen zu lassen.
Titel: Re: Den Anführer finden und werben
Beitrag von: AceOfDice am 1.12.2010 | 10:59
Ich vermute, das Thema ist verwandt mit dem alten Problem, wie man die Spieler dazu kriegt, sich "authentisch" vor Respektspersonen zu verhalten. Das funktioniert bei NSCs schon nur selten, obwohl diese den Vorteil haben, dass sie vom SL entsprechend "inszeniert" werden können. Wir haben das bei uns mal diskutiert, und rausgekommen ist sinngemäß, dass die Leute in ihrem normalen Leben schon genug Leute haben, vor denen sie Respekt haben müssen (Arbeitgeber, Uniprofessoren etc.) und dass sie keinen Wert darauf legen, das auch noch im Rollenspiel zu tun. Was ich persönlich verstehen kann, auch wenn's für mich nicht gilt. Aber ich bin auch 92% Storyteller und 67% Method Actor. :)

Wenn ich in die Gleichung jetzt noch die Tatsachen werfe,
- dass Anführer-SCs sich im Spiel genauso hin und wieder blamieren werden wie alle anderen auch,
- dass jeder irgendwie im Spotlight stehen möchte,
- dass die SCs nicht immer Gelegenheit haben, sich im Vorfeld abzusprechen und somit
- dass ihr Schicksal oftmals von der Entscheidung des Anführers abhängen wird,
- dass man Anführer-Qualitäten nur schwer spielen kann, sondern eher haben muss,

würde ich die Chancen, dass so eine dedizierte Anführer-Rolle in einer durchschnittlichen Rollenspiel-Gruppe funktioniert, für sehr gering halten.
Titel: Re: Den Anführer finden und werben
Beitrag von: Joerg.D am 1.12.2010 | 11:09
Ich weiß aus eigener Erfahrung, dass es in vielen Kampagnen zu Problemen kommt, wenn es keinen Anführer gibt oder der Anführer seinen Job nicht richtig macht.

Noch schlimmer als kein Anführer ist allerdings ein Spieler den den Anführer das ganze Spiel über torpediert und seine Entscheidungen in Frage stellt oder lächerlich macht.

Wenn man als SL so einen Spieler hat den den Chef machen kann und es nicht will sollte man sich nicht scheuen, ihn dazu zu bestimmen, wenn er den sonstigen Kandidaten das Leben ohne den Chefposten zu schwer macht.

Titel: Re: Den Anführer finden und werben
Beitrag von: Teylen am 1.12.2010 | 11:16
Ich sehe das Problem weniger.
Die Herausforderung ist, meiner Vermutung nach, eher, das gewuenscht ist, das der Anfuehrer bestimmten Anspruechen des Spielleiters genuegen soll. So wurde der Aspekt das er korrekte Entscheidungen trifft betont.
Wenn ich mir den Verlauf der Sabbat Gruppe ansehe war es, selbst mit rebellischen / anarchistischen Charakter Konzepten in der Runde, kein Problem das ein Charakter zum Anfuehrer ernannt wird. Die Herausforderung, zumindest in Bezug auf das Eingangsposting, ist eher das es keinen Zwang gibt Weise zu handeln oder Fuehrungsqualitaeten zu zeigen beziehungsweise auszuspielen.

Das heisst ohne Absprache oder Machtworte heisst die Tatsache das ein Anfuehrer bestimmt wurde normalerweise nicht das man sich aehnlich bedingungslos unterordnet wie bei Conan. Es kann halt zur Revolution kommen.

Wobei ich mich fragte ob, gerade mit dem Verweis auf Conan, das RPG Barbaren! nicht bereits regelseitig die Frage klaert.
Titel: Re: Den Anführer finden und werben
Beitrag von: Voronesh am 1.12.2010 | 11:25
Ich weiß aus eigener Erfahrung, dass es in vielen Kampagnen zu Problemen kommt, wenn es keinen Anführer gibt oder der Anführer seinen Job nicht richtig macht.

Noch schlimmer als kein Anführer ist allerdings ein Spieler den den Anführer das ganze Spiel über torpediert und seine Entscheidungen in Frage stellt oder lächerlich macht.

Mann muss ja meist zwischen benignem RP-Witzelei und Sticheleien, die zwar von der Autorität des Anführers etwas abziehen unterscheiden und der wirklich störenden Torpedierung der Vorschläger etwa durch negativistisches Immer das Gegenteil machen oder so. Ersteres wird sich wohl in vielen RP-Runden nicht vermeiden lassen und kann meist strikt als OT abgetan werden, ohne dass jemand sich daran stört, letzteres ist ja dann auch fast wieder ein größeres Problem was potentiell nach einem OT-Gespräch verlangt.

Was ich immer wieder nett finde, ist das Prinzip Aufgabenteilung, jeder hat sein Ding in dem er Anführer ist. Dabei kann sich auch der Charismatische oder Taktische Anführer als Gruppenanführer herausstellen.

Bietet sich natürlich nicht immer in dieser Form an, da manche Spielideen ja auf einen "feudalistischen" oder ganz klar Vorgesetzten aufbauen. Die haben aber wie alle Vorgesetzten das Problem, dass sie sich nur begrenzt Fehler erlauben dürfen. In jedem anderen Fall landen sie schnell in der Schublade "Unfähig". Nicht aktiv, aber das Unterbewusstsein wird jeden anderen am Tisch immer daran erinnern, dass das eh nix werden kann.
Titel: Re: Den Anführer finden und werben
Beitrag von: Deep One am 1.12.2010 | 11:30

1. Woran kann man erkennen, welcher Spieler (nicht SC) die Rolle des Anführers sinnvoll übernehmen kann?
Drauf schauen, wer IRL erfolgreich Führungsverantwortung wahrnimmt, wer die Führung in der informellen Gruppe der Spieler innehat, wer ein Alphatier ist.
Zitat
2. Da imho die guten Anführer eher selten den Posten imho haben wollen: Wie kann man ihn dafür gewinnen?
Vorteile im Spiel. Ruhm. Ehre. Prestige. Privilegien. Materielle Vorteile. NSC-Schergen zum Rumschubsen.
Titel: Re: Den Anführer finden und werben
Beitrag von: Nin am 1.12.2010 | 12:04
Ich weiß, dass es nicht als Diskussionsbeitrag gewünscht ist, aber ich muss es trotzdem los werden: Die Vorstellung zu glauben, dass ein Anführer unter den SpielerInnen eine Bereicherung wäre, finde ich ziemlich schrecklich und - aus meiner Erfahrung - unnötig.

Aber bitte...
... jedem das seine.

Wenn es denn nun sein soll, dann würde ich nicht auf einer Trennung zwischen Spieler und Charakter bestehen.
Ich würde zu einem Spiel greifen, in dessen Regeln und Setting Hierarchien vorgeben und genutzt werden. Da ist es spielerisch möglich diese Rolle zu übernehmen. Und, wenn diese auch immer wieder zur Disposition steht, dann ist genügend Spielraum für unterschiedliche Tagesformen, Situationen und SpielerInnen.
Titel: Re: Den Anführer finden und werben
Beitrag von: Joerg.D am 1.12.2010 | 16:59
Naja, bei den Spielern ist der SL der Boss in der Gruppe meistens wer Anders. Das führt auch zu keinen Problemen, wenn genügend gute Spieler da sind, die das können.

Von meiner Seite aus sind alle Versuche mit einer demokratischen Gruppe falsch gelaufen. Seit dem vertraue ich auf den freundlichen Despoten aus der Runde, der die Gruppe zur Not mal mit einer Entscheidung in eine Richtung bringt.
Titel: Re: Den Anführer finden und werben
Beitrag von: Ludovico am 1.12.2010 | 22:03
Dank an alle wie etwa Jörg für sinnvolle Beiträge!

Desweiteren zur Klärung des Threads:
Ich gehe hier von einem Anführer aus, der nicht vom SL übernommen wird und auch nicht von einem NSC, der von den Spielern im Wechsel dargestellt wird, sondern von einem reinen Vollzeit-SC, der von einem Spieler dargestellt wird.
Mich interessieren auch nicht die Vorzüge dieser beiden von mir im Thread unerwünschten Methoden.
Titel: Re: Den Anführer finden und werben
Beitrag von: Naldantis am 2.12.2010 | 00:31
Naja, bei den Spielern ist der SL der Boss in der Gruppe meistens wer Anders. Das führt auch zu keinen Problemen, wenn genügend gute Spieler da sind, die das können.

Von meiner Seite aus sind alle Versuche mit einer demokratischen Gruppe falsch gelaufen. Seit dem vertraue ich auf den freundlichen Despoten aus der Runde, der die Gruppe zur Not mal mit einer Entscheidung in eine Richtung bringt.

Ich habe ganz entgegengestzt die Erfahrung gemacht, daß hierarchische geplante Gruppen selten funktionieren; meist ist nur die Frage, läßt man den 'Anführer' rumhampeln, solange er die eigenen Interessen nicht einschränkt und macht sonst sein Ding, oderfühlt man sich getrieben, den Führungsanspruch zu unterminieren, am Thron zu sägen, den Boss aufzuziehen, in peinliche Situatioen zu bringen, etc.

Wenn sowas klappen soll, erfordert es viel Fingerspitzengefühl.
 
Titel: Re: Den Anführer finden und werben
Beitrag von: Deep One am 2.12.2010 | 08:31
Was auch klappen *könnte*, ist, dass Du den SC eines Gruppenmitglieds zum Anführer bestimmst, welches bei den Mitspielern sehr beliebt ist aber dem Du die Rolle eigentlich nicht zutrauen würdest. Möglicherweise würde diese Vorgehensweise die Mitspieler dazu bringen, den Anführer in besonderem Maße zu unterstützen und eventuelle Sabotageaktionen zu unterlassen. Hängt natürlich sehr von der Gruppenstruktur ab, ob das klappt.
Titel: Re: Den Anführer finden und werben
Beitrag von: Arkam am 2.12.2010 | 13:05
Hallo zusammen,

ein Anführer müsste für mich folgende Eigenschaften aufweisen.

Spieler
Der Spieler sollte das Regelsystem kennen. Spezialbereiche etwa die Magie kann er auch gerne an den entsprechenden Experten delegieren.
Er muss den bespielten Hintergrund kennen.
Er muss mit dem Spielleiter auf einer Wellenlänge sein sowohl menschlich als auch von System und Hintergrund her.
Er sollte Ressourcen fair verteilen können also nicht alle Rechenzeit des Spielleiters und die besten Gegenstände im Spiel an sich ziehen.
Er sollte auch bei Kämpfen, besonders wenn taktisch gespielt wird, auch als Anführer in Erscheinung treten.

Charakter
Der Charakter sollte, wenn im System vorgesehen, auch ein Anführer sein. Ansonsten sollte er einen Hintergrund haben an den sich die unterschiedlichen Charaktere anschließen können. Der Dieb in einer Runde die auch ehrliche Charaktere enthält oder der Nichtmagier innerhalb einer Magierrunde können Fehlbesetzungen sein die Ärger im Spiel und in der Runde mit sich bringen.
Soweit das System Fertigkeiten oder Vorteile für einen Anführer kennt sollte der Charakter diese haben.

Der Spielleiter sollte einen solchen Anführer dann auch mit einem entsprechenden Abenteuer unterstützen.

Gruß Jochen
Titel: Re: Den Anführer finden und werben
Beitrag von: Teylen am 2.12.2010 | 13:08
1. Woran kann man erkennen, welcher Spieler (nicht SC) die Rolle des Anführers sinnvoll übernehmen kann?
Ich denke, wenn du ihn, ohne zoegern, zum Co-SL machen wuerdest.
Titel: Re: Den Anführer finden und werben
Beitrag von: Blechpirat am 2.12.2010 | 13:15
Ich hatte neulich das Problem, dass wir nur zwei Männer waren, beide Spieler. SL und zwei weitere Spieler waren Frauen. Wir Männer waren angeblich unerträglich zickig - jedenfalls waren wir uns ständig uneins und immer anderer Meinung als der jeweils andere. Ein echtes Problem für die Gruppe. M.E. ein Problem, weil wir gerade keinen Führungsspieler festlegen konnten.
Titel: Re: Den Anführer finden und werben
Beitrag von: Voronesh am 2.12.2010 | 13:21
 ::)

Naja auch irgendwie eher ein Mannproblem oder?

Ich denke da Frauen anders ticken, läuft bei denen das Hierarchiegerangel ganz anders ab.
Titel: Re: Den Anführer finden und werben
Beitrag von: Blechpirat am 2.12.2010 | 13:23
::)

Naja auch irgendwie eher ein Mannproblem oder?

Ich denke da Frauen anders ticken, läuft bei denen das Hierarchiegerangel ganz anders ab.
Ohne Zweifel. Da hätte ein dritter Mann sicherlich geholfen, ab da gibts ne Hierarchie.
I.Ü. sind solche "Gerangel" unter Frauen für die anderen auch nicht angenehmer. Anders als uns das Internet glauben lässt, tragen Frauen das nämlich nicht in Form von Bikinischlammcatchen aus :(
Titel: Re: Den Anführer finden und werben
Beitrag von: Voronesh am 3.12.2010 | 01:33
Stimmt schon.

Für nen SozPäd wär jetzt interessant warum Frauen nicht helfen unter Männern eine Hierarchie zu etablieren. Aber die reale Welt ist nicht so weit wie die meisten Rollenspiele einfach auf den kleinen Unterschied zu verzichten. Andererseits muss im RP niemand aufs Klo, also was solls. ~;D
Titel: Re: Den Anführer finden und werben
Beitrag von: Sid am 3.12.2010 | 09:31
M.M.n. ist das Sozialgefuege ausschlaggebend.
Ein Anfuehrer(Spieler) wird immer von seinen Mitspielern dazu gemacht.

Menschen moechten sich im normalen Leben schon ungern unterordnen und das tun sie auch im Rollenspiel nur wenn es sich "lohnt".

Ergo, wenn irgendeine Form von Belohnungsmechanismus greift.


Fuer einen Anfuehrer gilt:

Der Ritter der seinen Knappen(spieler) scheucht, wird ihn vergraulen.

Der Ritter der seinen Knappen in Scene setzt wird einen treuen Gefolgsmann mit viel Spielspass an seiner Seite wissen.

Und der Knappenspieler wird die Ritterauthoritaet kaum in Frage stellen, denn er hat aus frueheren Erfahrungen gelernt, dass es sich fuer ihn lohnt zu vertrauen (Spotlights, Lob fuer gutes Rollenspiel, usw.)


Einen eher zurueckhaltenden Spieler zum Anfuehrer zu "bestimmen" ist m.E.n. sehr risikoreich, weil es gegen die Persoenlichkeit des Spielers geht, das fuehrt oft zum schlimmsten aller Frustfaktoren - der Ueberforderung.


Gute Anfuehrer erkennt man m.M.n. nicht an der Lautstaerke, sondern an folgenden Punkten:

1.)
Treiben sie den Plott selbst voran? Sind sie aktiv?
2.)
Setzen sie ihre Mitspieler in Scene?
3.)
Sind sie diplomatisch?


Gruesse von jemandem der selbst meist in der Anfuerer Rolle landet.



Etwas persoenliches noch:

Ein Anfuehrer hat nicht nur soziale Verantwortung, er muss auch oft zurueckstecken.
Er ueberlaesst oft anderen Helden das magische Handwerk und das Kaempfen, damit eben jeder zu seinen "Momenten" kommt.
Er muss sich definitiv mit anderen mitfreuen koennen. Vielleicht hilft ja die gute Gewissheit, dass er einen entscheidenden Beitrag zum Spielspass Aller beitraegt.

LG

Sid
Titel: Re: Den Anführer finden und werben
Beitrag von: Dragon am 3.12.2010 | 14:07
Zitat
Menschen moechten sich im normalen Leben schon ungern unterordnen
also das seh ich so nicht wirklich.
Wir BEHAUPTEN nur immer gerne es wäre so... aber schon mal Untersuchungen zum menschlichem Rudelverhalten oder zum Verhalten Autoritätspersonen gegenüber gelesen oder gesehen?

Zwei Beispiele:
1. in einem gut besuchten Biergarten werden am Eingang eine Karre Gießkannen, Eimer what ever (also völlig unnütze Dinge in einem Biergarten) hingestellt. Zwei, drei Testpersonen nehmen sich so ein teil mit an den Tisch und nach einem halben Tag standen auf allen Tischen Gießkannen. Auf die Frage warum die Leute die Teile mitgenommen haben kamen Antwort wie: keine Ahnung, aber das haben ja alle gemacht...

2. der fast schon berühmt berüchtigte Versuch:
Ein Typ im weißen Kittel stelle sich der Versuchsperson als Versuchsleiter xy vor (kein akademischer Titel, nichts, nur ein Name und ein weißer Kittel!). Die Versuchsperson weiß nicht das SIE die Versuchsperson ist.
In einem zweiten Raum sitzt hinter einer einseitigen Glasscheibe (wie ein Verhörzimmer aus dem Fernsehen) ein Mensch auf einer Art elektrischem Stuhl. Dieser stellt die vermeintliche Versuchsperson da, ist aber in Wirklichkeit ein Schauspieler.
Dieser Schauspieler soll nun Fragen beantworten und bei jeder falschen Antwort soll die Versuchsperson dem Schauspieler einen Stromschlag verpassen. Erst nur mit wenig Volt, dann immer höher. Die Person wird vorher darüber unterrichtet, ab wann es für einen Menschen tödlich wäre.
Der Mann im weißen Kittel sagt immer nur: "machen sie weiter" oder "das Experiment erfordert das sie weiter machen", mehr nicht.
Die meisten Menschen haben wenn überhaupt nur wenig gezögert das Teil langsam aber sicher bis zum Anschlag (angeblich weit über 400 Volt, natürlich hat der Schauspieler nicht wirklich Stromschläge bekomme, sondern das nur gespielt) aufzudrehen, auch als sich der Schauspieler nicht mehr bewegt hat!
Und das NUR weil ein Mann im weißen Kittel gesagt hat "machen sie weiter!"...

Soviel dazu.
Menschen lassen sich nur viel zu gerne die Verantwortung durch einen Anführer oder eine vermeintliche Respektsperson abnehmen, weil sie sich dann selber nicht mehr verantwortlich fühlen müssen wenn was schief geht. Solange es keine Macht mehr gibt, die direkt über dem Anführer steht (also die Versuchsperson von aller Verantwortung dem Gesetz gegenüber frei gesprochen wurde), folgen die meisten Menschen dem mehr oder weniger Willenlos, zumindest solange sie nicht ihr eigenes Leben aufs Spiel setzten.

Edit:
Sorry das ist jetzt vielleicht doch etwas zu OT mäßig geworden.

Was die Sache mit Frauen und Anführerrolle angeht... ich für meinen Teil hab weder mit anführen, als auch mit folgen (solange es mir vernünftig erscheint) keine Probleme  - im Rollenspiel ;)
Titel: Re: Den Anführer finden und werben
Beitrag von: sir_paul am 3.12.2010 | 14:20
Hi Dragon,

zumindest dein zweites Beispiel hat mit "normalem Leben" nichts mehr zu tun. Beim ersten würde ich sagen "Herdentrieb" ob das etwas mit aktivem Unterordnen (unter einem Anführer) zu tun hat bezweifle ich auch erstmal, lasse mich aber gerne eines besseren belehren.

Gruß
sir_paul
Titel: Re: Den Anführer finden und werben
Beitrag von: Dragon am 3.12.2010 | 14:27
Zitat
zumindest dein zweites Beispiel hat mit "normalem Leben" nichts mehr zu tun.
Es ist ein Extrembeispiel, ja. Aber auch im "normalen Leben",. nimmt der Großteil der Bevölkerung hin was eine Respektsperson sagt. Die wenigsten von euch werden anzweifeln oder nachprüfen was euch euer Arzt verschreibt. Es geht um eine Art "Betriebsblindheit", die letztendlich auch anerzogen/kulturbedingt ist, wenn eine vermeintliche Anführerperson einem sagt: tuen sie das, das ist richtig so!
Es geht darum, dass wir nur zu gerne Verantwortung abgeben und war die Reaktion auf das hier:
Zitat
Menschen moechten sich im normalen Leben schon ungern unterordnen

Zitat
b das etwas mit aktivem Unterordnen (unter einem Anführer) zu tun hat bezweifle ich auch erstmal, lasse mich aber gerne eines besseren belehren.
jain, es ist das aktive unterordnen unter der Mehrheit und das nicht anzweifeln von aufgestellten Regeln.

Das hat insofern etwas mit der Frage zu tun, als dass man im normalen Leben den meisten Leuten nur einen kompetent wirkenden Anführer vor die Nase stellen muss und die meisten werden tun was er sagt!
Wie das Beispiel des Fallschirmspringers, der auf die falsche Ansage seines Lehrers hörte und in eine Stromleitung flog, OBWOHL er die Leitung gesehen hat!

Im Rollenspiel mag das nicht so gut funktionieren, da die Spieler am Tisch im besten Fall alle gleich kompetent in diesem Spiel sind und das auf ihre SC's übertragen.
Titel: Re: Den Anführer finden und werben
Beitrag von: Maarzan am 3.12.2010 | 15:03
Der Prophet gilt aber auch nichts im eigenen Land und NSc erst recht nicht. Auf eine generelle Unterordnung von SC würd ich da mal nicht hoffen.

Und Sc sollten/dürften bei den von ihnen zu übernehmenden Aufghaben auch etwas kompetenter/fachkundiger sein als irgendwer, der zufällig zu einem psychologischen Experiment herangezogen wird.

Kernproblem auf Spielerseite dürfte aber sein, dass in der Realität Leute, welche systematisch nicht kooperieren oder in bestehenden Strukturen einpassen normalerweise aus diesen ausgeschlossen werden, am Spieltisch aber toleriert werden. (und wenn nicht, auch in der Realität die Gruppe den Bach runter geht, wenn Leute gegen die Gemeinschaft arbeiten)

Unterstützen kann man Spieler von Anführern, indem man sie per Fertigkeiten des SCs über zumindest den anzunehmenden Grundstock an notwendigen Informationen verfügen lässt um qualifizierte Entscheidungen zu vereinfachen.


Titel: Re: Den Anführer finden und werben
Beitrag von: Dragon am 3.12.2010 | 15:52
Zitat
Vielleicht auch Spieler, die oft Spielleiter sind.
ja selber SL, guter Taktiker und das damit einhergehende vorhandene Wissen über die Regeln und Spielmechaniken sind eine gute Vorraussetzung
Titel: Re: Den Anführer finden und werben
Beitrag von: Sid am 6.12.2010 | 12:25
Gott zum Grusse,

meine Aussage:

Die Menschen moechten sich im normalen Leben schon ungern unterordnen


ist offensichtlich zu allgemein gehalten.

Hier der Versuch der Umformulierung:

Menschen die sich auf gleicher Kommunikationsebene begegnen, streben danach sie beizubehalten.


Der Besuch beim Arzt ist ein freiwilliges Begeben in die Kommunikationsebene des Lehrer-Schueler-Verhaeltnisses.
Und das tut der Mensch, weil er glaubt, es lohne sich fuer ihn.

Siehe Beispiel: Ritter-Knappe aus meinem letzten Post.

Der Arzt macht den Menschen Gesund, der Polizist regelt den Verkehr, der Fallschirmspringlehrer bringt einem das Fallschirmspringen bei, Jesus verspricht den Menschen Erloesung.

Diese Dinge widersprechen sich also garnicht. :)

Das andere Thema das angeschnitten wurde:

Der Wunsch die Verantwortung ueber sein Handeln und Schicksal abgeben zu koennen.

Dies greift nicht am Rollenspieltisch, dort treffen sich die Menschen oft um das Schicksal ihrer Figuren zu gestallten.
Manchmal gerade deshalb, weil sie glauben es im RL nicht zu koennen.

LG
Sid