Kann es sein, dass ich hier ehrlich noch nicht meine über alles verehrte Patricia McKillip beworben habe? Das muss ich doch gleich mal nachholen ...
Zwei ihrer Romane ragen für mich turmhoch über das Fantasy-Genre heraus: Winter Rose und Ombria in Shadow. Beides keine leichte Kost, aber die Bücher verzaubern nicht nur durch eine wundervoll poetische Sprache, sondern bieten auch originelle, kraftvolle Fantasy abseits jeder Klischeekiste.
Kurz ein paar Worte zum Inhalt:
Winter Rose besticht vor allem durch seine Schlichtheit. Es geht nicht um das Schicksal des Universums, der Welt oder auch nur eines Reiches, nein: Die gesamte Handlung spielt sich in einem beschaulichen, kleinen Dorf ab. Im Zentrum steht ein Familienfluch über einem verlassenen Gehöft, dessen Erbe überraschend ins Dorf kommt.
In der Darstellung der Dorfgemeinschaft bricht McKillip mit praktisch allen etablierten "Der Mensch ist schlecht"-Klischees. So wird der Neuankömmling allen Gerüchten über den Fluch zum Trotz herzlich aufgenommen und findet sofort hilfreiche Nachbarn, die ihm beim Wiederaufbau des verfallenen Gutshauses zur Hand gehen. Die Protagonistin, eine junge Frau namens Rois, ist trotz ihres verschrobenen Einzelgängertums im Dorf akzeptiert und wird von niemandem angefeindet. Und als der Fluch zuschlägt, sind alle Nachbarn voller Hilfsbereitschaft zur Stelle -- sie können nur nichts ausrichten. Rois allein besitzt die nötigen Fähigkeiten ...
Im Gegensatz dazu präsentiert sich Ombria in Shadow auf den ersten Blick als klassisch-episches Szenario: Als der Fürst des mächtigen Stadtstaats Ombria stirbt, hinterlässt er als Thronerben seinen vierjährigen Neffen Kyle. Die Stadt macht schwere Zeiten durch: Die Straßen wimmeln von Halsabschneidern, den Hafen beherrschen Piraten. Im Palast errichtet eine Zauberin als Regentin für den kleinen Thronerben eine erbarmungslose Schreckensherrschaft, während eine Gruppe junger, rebellischer Adliger zum Sturz eben dieser Regentin seine Ermordung plant. Inmitten dieser Wirren sehen Lydia, die Mätresse des verstorbenen Fürsten, und Ducon, sein Cousin, nur das kleine Kind, das seinen Vormund verloren hat und trauert -- und das sie beschützen wollen, damit es nicht den Machtspielen und Ränken zum Opfer fällt.