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Pen & Paper - Rollenspiel => Pen & Paper - Allgemein => Thema gestartet von: Jed Clayton am 4.07.2011 | 17:35

Titel: Wieso gibt es eigentlich keine türkischen Rollenspieler?
Beitrag von: Jed Clayton am 4.07.2011 | 17:35
Diese Frage fiel mir bereits vor etwa einem Jahr ein, letzten Sommer. Aber ich habe sie damals nicht gepostet, weil ich instinktiv irgendwie schon spürte, wie leicht ein solches Thema missverstanden werden könnte und welche Art Diskussion man damit eventuell anfacht...

Außerdem habe ich es nicht letzten Sommer gepostet, um zu verhindern, dass diese Frage mit der blöden Thilo-Sarrazin-Debatte in den Medien zusammenfällt.

Trotzdem schleppte ich diese Frage weiterhin unbeantwortet mit mir herum. Ich poste sie jetzt mal ganz frei heraus. Es ist wirklich nur ganz naiv gemeint, es ist bloß etwas, das mir in den letzten Jahren aufgefallen ist:

Wieso gibt es eigentlich keine türkischen Rollenspieler?

Anders ausgedrückt: Ich sehe auf Spieleveranstaltungen, Vereinstreffs, Messen und in den Läden niemals, und das heißt wirklich absolut niemals (!), Leute aus der türkischstämmigen (türkisch-deutschen? deutschtürkischen? turkdeutschen? deutschländischen?) Minderheit. Das Hobby scheint also diese Minorität überhaupt nicht anzusprechen oder die Minorität umgeht es gezielt... könnte man zumindest denken.

Auf einer großen deutsch-türkischen Veranstatung in Nürnberg hörte ich mal in der Eröffnungsrede, dass in der Stadt Nürnberg jeder zwanzigste Einwohner (also 5%) Wurzeln in der Türkei, einen türkischen Namen etc. hat. Damit wäre das dort mit Abstand die größte "Ausländergruppe". Aber als Gamer Geek bemerke ich natürlich früher oder später, welche Leute ebenfalls Gamer Geeks sind und welche nicht, und dabei ist mir eben aufgefallen, dass es scheinbar keine türkischstämmigen Rollenspieler gibt.

Ich kann dazu bloß sagen, dass ich auch eine Handvoll türkisch- und kurdischstämmiger Bekannter habe, und von denen hat keiner eine Ahnung, was das Hobby "Rollenspiel" sein soll und was das immer für komische Spiele sind, von denen ich ab und zu erzähle. Warum ist das nur so? Ich habe generell gesehen, dass meine Bekannten mit Wurzeln im "Orient", also Zuwanderer oder Kinder von Zuwanderern aus der Türkei und auch aus arabischen Ländern generell überhaupt kein Interesse an Sciencefiction, Fantasy, Fantastik, Comics und generell an dem gesamten Spektrum "nichtmimetischer" Literatur haben. Manchmal kennen sie gerade noch Actionfilme, also Schwarzenegger, Bruce Willis und so weiter, aber das ist alles.

Die oben gestellte Frage könnte ich vielleicht ausweiten im Sinne von:
Wieso gibt es so wenige Rollenspieler aus Minderheiten?

In unserem Verein für Rollen- und Brettspiele haben wir jetzt zufällig ein paar zugewanderte Russen und einen Spieler mit polnischen Vorfahren. Ansonsten sind bei uns die Österreicher die exotischste Gruppe. Auf Spiele-Cons in Deutschland habe ich im Laufe der Jahre natürlich Amerikaner, Engländer, Australier, einmal einen Neuseeländer, ein paar wenige Niederländer, Franzosen, Belgier und Schweizer gesehen. Ansonsten nur Deutsche. Bei einer einzigen Veranstaltung war einer der Spielleiter glaube ich ein Sri-Lankaner (oder heißt das Sri-Lankese? Sri-Lanka-Bewohner?). Das waren aber auch alle Minoritäten, die mir jetzt einfallen. Wobei ja noch dazukommt, dass die Amerikaner und Engländer nicht wirklich als Minorität zählen, sondern zufällig anwesende Touristen oder Studenten waren. Aus dem türkischen "Milieu" war dagegen nie jemand dabei.

Ich würde das gern mal diskutieren. Ich möchte bloß keine Dönerbuden-Klischees lesen, keine Erkan-und-Stefan-Witze... auch lieber nichts über das Thema Islam und Religiosität. Der Islam verbietet bestimmt kein Rollenspiel und keine Fantasy! Der Islam verbietet nur das Glücksspiel, und das auch nur in bestimmten Auslegungen, und es wird auch nicht überall berücksichtigt. (Es gibt ja massenweise türkische Sportwettenbüros usw.) Außerdem denken viele meiner türkischen Bekannten überhaupt nicht islamisch und wollten auch nicht als Klischee-Muslime hingestellt werden.
Titel: Re: Wieso gibt es eigentlich keine türkischen Rollenspieler?
Beitrag von: Sashael am 4.07.2011 | 17:43
Naja, die Türken, die ich kenne und die rollenspielen, die machen das eher als Spaß nebenbei. Cons sind schon ne Nummer zuviel, da wird lieber auf Konzerte oder andere Partys gegangen.

Allerdings hatte davon mindestens einer gewisse Gewissensbisse, was das Rollenspiel in Bezug auf den Islam angeht. Es gibt halt das absolute Verbot, etwas anderes anzubeten als Allah und da sind die Phantasiegötter der Rollenspiele schon ein Grenzfall. Selbst nur so zu tun, als ob man einen anderen Gott anbetet, kann schon Zweifel säen, ob Rollenspiel das Richtige für einen ist.
Titel: Re: Wieso gibt es eigentlich keine türkischen Rollenspieler?
Beitrag von: Gwynplaine am 4.07.2011 | 17:48
Wir hatte mal eine Runde, die wir "Randgruppenrollenspiel" genannt haben. Unter anderem nahmen teil: ein Türke, ein Boxer und ein Kiffer (und das waren drei verschiedene Personen  >;D ).

Das Spiel lief auch gut und war keinesfalls chaotisch oder so. Im Gegenteil: es kam sehr viel Atmosphäre auf und das Spiel wurde ernst genommen (Albernheiten gab es hier natürlich auch). Die Gruppe blieb mehrere Jahre zusammen (wobei ausser mir keiner von denen als Hardcorerollenspieler zu bezeichnen ist. Auf Cons gehen die Jungs nicht [aber immerhin habe ich sie jedes Jahr mit auf die SPIEL bekommen]).

Ich habe auch mehrere Türken unter meinen Tabletopfreunden.

Generell hast Du aber wohl recht.
Titel: Re: Wieso gibt es eigentlich keine türkischen Rollenspieler?
Beitrag von: First Orko am 4.07.2011 | 17:52
Allerdings hatte davon mindestens einer gewisse Gewissensbisse, was das Rollenspiel in Bezug auf den Islam angeht. Es gibt halt das absolute Verbot, etwas anderes anzubeten als Allah und da sind die Phantasiegötter der Rollenspiele schon ein Grenzfall. Selbst nur so zu tun, als ob man einen anderen Gott anbetet, kann schon Zweifel säen, ob Rollenspiel das Richtige für einen ist.

Dasselbe gilt für Christen, und da habe ich schon einige kennengelernt, die derart fanatische Ansichten hatten und Rollenspiele als "Werke der Verführung" und böse anzusehen. Wobei natürlich der Glaube in der türkischen Kultur noch weitaus fester verankert ist als in bspw. D oder USA (wobei letzteres...naja. Ich erinnere mich da noch an eine DnD-Hass-Kampagne, kam die nicht auch aus kirchlichen Kreisen?).

Die Frage wird schwierig zu beantworten, weil da einfach diverse gesellschaftliche Faktoren mit reinspielen, die man kennen muss. Ich hab zBsp keine Ahnung von türkische "Spielekultur" im Allgemeinen, also wie sehr und wie gern spielt man Gesellschaftsspiele, welcher Art sind diese? Geht es mehr um Wettbewerb oder sind das eher Beschäftigungen nebenbei um ein Grund zum klönen zu haben?

Dazu kommt, dass man schon in einer Gesellschaft mit gewissen Wohlstand leben muss um einfach genug Zeit für solche DInge übrig zu haben. Und ich weiß, dass es in der Türkei gerade auf dem Land noch durchaus Gebiete gibt, die doch noch recht weit von dem entfernt sind, was wir als Existenzminimum verstehen.
Titel: Re: Wieso gibt es eigentlich keine türkischen Rollenspieler?
Beitrag von: Tigerbunny am 4.07.2011 | 18:01
Nun, auch wenn Du nichts über den Islam lesen willst, so willich kurz von meinen eigenen Erfahrungen berichten: Ich wurde von Glaubensbrüdern vor dem Hobby gewarnt, da es ja um Polytheismus und auch um Magie ginge. Dasselbe hab ich aber auch von gemäßigten Christen auch schon gehört.
Wobei ich noch dazu sagen sollte, das ich in einer sunnitischen Moschee bete(die strengere der beiden großen Sekten) und selber Halbaraber bin.

Einer der beiden, die da mit mir drüber gesprochen haben, mag aber durchaus Fantasyfilme und spielt Videospiele(durchaus auch Rollenspiele).
Ansonsten scheint es mir auch so, das dieses Hobby wenig bis keine Verbreitung in den orientalischen Kulturen gefunden hat. Wobei man dort allen Dingen, die aus Amerika oder sonst einer "christlichen" Kultur stammen, generell mit großer Skepsis gegenübersteht.
Ich denke, dass bei den Deutschtürken(besonders der altersmäßigen Hauptzielgruppe) die Prioritäten einfach anders gesetzt werden. Das Finden einer potentiellen Ehefrau, das Gründen einer Familie und beruflicher Erfolg scheinen einfach viel wichtiger zu sein als Zeit mit "Stubenhocken" zu verbringen. Mit Freunden wird stattdessen eher rausgegangen. Ausser Sport sind mir insgesamt sehr wenig Hobbies begegnet.
Titel: Re: Wieso gibt es eigentlich keine türkischen Rollenspieler?
Beitrag von: Jed Clayton am 4.07.2011 | 18:06
In ländlichen Gegenden in der Türkei herrscht viel Armut, das ist klar. Da trifft man eine noch recht archaische und bodenständige Bauerngesellschaft an... (aber das Gleiche könnte ich vielleicht auch ohne größere Abstriche über irgendein kleines bayerisches Alpendorf sagen)

Es ging mir aber auch nicht um Türken in der Türkei, sondern um die türkischstämmigen Personen bei uns.

Man könnte natürlich erst mal vom bildungsmäßigen Gesichtspunkt an die Sache herangehen und festhalten, dass die allermeisten deutschen Rollenspieler aus der typischen oberen Mittelschicht kommen, relativ vermögende Eltern haben, nie in Billiglohnjobs körperliche Arbeit machen mussten, meistens Abitur und auch studiert haben, und dass man für die bloße Lektüre vieler Rollenspielbücher mindestens ein Gymnasiums-Level in Englisch haben muss. Aber auch unter den türkischstämmigen Menschen (man verzeihe mir die gestelzte Formulierung), die hier zur Schule gegangen sind und Abi gemacht haben, finde ich keine Rollenspieler. Die studieren meist gleich Jura und BWL und wollen für so einen "Kinderkram" keine Zeit verschwenden. ;)
Titel: Re: Wieso gibt es eigentlich keine türkischen Rollenspieler?
Beitrag von: Boba Fett am 4.07.2011 | 18:10
Nebenbei bemerkt...
Es gibt türkische Rollenspieler.
In dem stark von migrationsstämmigen Jugendlichen frequentierten Jugenhaus, in dem ich eine Zeit lang gejobbt habe, gab es eine Rollenspielrunde mit zumindest 2 oder 3 türkischen Jugendlichen. Schulbildung war Realschule bei zumindestens zweien.
In einem anderen habe ich selbst mal für ein halbes Jahr ein solches Angebot gemacht und hatte einen Türken dabei. Schulbildung Hauptschule

Ich kann dementsprechend also nicht bestätigen, es gäbe keine...

Und die "man muss schon Abi haben" These kann ich auch nicht bestätigen.
Ich habe mein Studium (ergo auch das Abi) auch über den zweiten Bildungsweg bestritten und die ersten 4 Jahre Rollenspiel mit Realschulabschluss bestritten...

PS&OT: ich verfluche die iPad Tastatur...
Titel: Re: Wieso gibt es eigentlich keine türkischen Rollenspieler?
Beitrag von: Jed Clayton am 4.07.2011 | 18:16
@Boba Fett:
Toll, dann hast du Glück gehabt. Ich habe bloß das geschrieben, was ich mitbekommen habe (wie gesagt in den vier Situationen Laden/Verein/Con/Spielrunde zu Hause). In anderen Gegenden kann das völlig anders aussehen.

@Saulus Traiton:
Danke für deinen Beitrag.

Ich meinte nicht, dass ich generell gar nichts darüber lesen will. Ich habe sogar mal den ganzen Koran auf Englisch gelesen. Ich hatte nur gemeint, hier in diesem Forumthread sollte man sich nicht gleich auf das Thema Islam stürzen, weil wir dann wahrscheinlich über etwas diskutieren, das die wenigsten von uns selber kennen oder praktizieren. Es sollte kein Thread über Religion werden.

Ich selbst hatte nie weltanschauliche Probleme mit dem Hobby. Ich bin übrigens Unitarier und nebenbei auch noch neo-pagan, ich darf mir so gut wie alles erlauben. ;)

Stubenhocken scheint in der türkischen Minderheit tatsächlich verpönt zu sein, und das mit dem Gründen der eigenen Familie stimmt auch. Es gibt da fast keine Singles über 25. Das ist aber im ganzen Mittelmeerraum und in allen orientalischen Ländern so.
Titel: Re: Wieso gibt es eigentlich keine türkischen Rollenspieler?
Beitrag von: 8t88 am 4.07.2011 | 18:21
@Jed
Schwierig da mit dem Bildungsstand zu suchen.
Ich bin ein Kind von "ganz unten", und kenne 10 Akademiker die dieses Hobby intensiv betreiben.
Die klassischen "Metalheads" und "Goths" die ich kenne (in dem Alter) sind auch eher gemischt was Bildung angeht, und zocken durchaus.
Und Englisch ist ja dafür nicht notwendig, dank Übersetzungen und deutscher Produkte.
Titel: Re: Wieso gibt es eigentlich keine türkischen Rollenspieler?
Beitrag von: killedcat am 4.07.2011 | 18:35
Türken spielen Ü&Ü (http://www.lustigesrollenspiel.de/index.php?option=com_ponygallery&Itemid=31&func=detail&id=86). Wissen wir doch. (http://www.lustigesrollenspiel.de/index.php?option=com_ponygallery&Itemid=31&func=detail&id=85)

(Um mal die Klischees zu bedienen)
Titel: Re: Wieso gibt es eigentlich keine türkischen Rollenspieler?
Beitrag von: Tigerbunny am 4.07.2011 | 18:44
@Jed
Wir verstehen uns schon, weltanschauliche Probleme sind mir da ebenfalls fremd. Nach dem einen Gespräch hat zumindest in den letzten sieben Jahren niemand aus der Gemeinde dieses Thema nochmal angeschnitten, obwohl bekannt ist, das ich das Hobby durchaus noch praktiziere(inzwischen sogar wieder häufiger als früher).

Wobei Gesellschaftsspiele, insbesondere Tavlah(Backgammon), Schach, Dame und Domino schon sehr verbreitet sind.
Titel: Re: Wieso gibt es eigentlich keine türkischen Rollenspieler?
Beitrag von: Jed Clayton am 4.07.2011 | 19:11
@Jed
Wir verstehen uns schon, weltanschauliche Probleme sind mir da ebenfalls fremd...

Gut so, ich wollte von Anfang an keine Missverständnisse aufkommen lassen.

Zitat
Wobei Gesellschaftsspiele, insbesondere Tavlah(Backgammon), Schach, Dame und Domino schon sehr verbreitet sind.

Das stimmt allerdings. Das Backgammon sieht man ganz oft in türkischen Vereinen und Gaststätten, und Schach und eine Version von Pachisi (Mensch-ärgere-Dich-nicht, Ludo, usw.) werden im gesamten Orient gespielt.

Aber der Weg von alten traditionellen Brettspielen hin zu RPGs scheint weit zu sein, auch der Weg von Computerspielen zu RPGs.
Titel: Re: Wieso gibt es eigentlich keine türkischen Rollenspieler?
Beitrag von: Master Li am 4.07.2011 | 19:15
Wieso gibt es eigentlich keine türkischen Rollenspieler?

Anders ausgedrückt: Ich sehe auf Spieleveranstaltungen, Vereinstreffs, Messen und in den Läden niemals, und das heißt wirklich absolut niemals (!), Leute aus der türkischstämmigen (türkisch-deutschen? deutschtürkischen? turkdeutschen? deutschländischen?) Minderheit.

Weil man die Herkunft vielleicht nicht jedem ansieht? Ich habe schon mit Persern zusammen gespielt und kenne auch einige Türken, die das spielen... insofern ist Deine Grundannahme schon mal falsch und nur ein subjektiver Eindruck. Demnach ist Deine Frage nur von Dir selbst zu beantworten ;)
Titel: Re: Wieso gibt es eigentlich keine türkischen Rollenspieler?
Beitrag von: Skele-Surtur am 4.07.2011 | 19:15
Einer der Vorstände vom Würfel und Schwert (http://wuerfelundschwert.de/wordpress/?page_id=498) in München Fürstenfeldbruck ist Türke. Steht ganz oben, ohne Bild. Aber der macht afaik mehr LARP als PP.
Titel: Re: Wieso gibt es eigentlich keine türkischen Rollenspieler?
Beitrag von: Jed Clayton am 4.07.2011 | 19:18
Weil man die Herkunft vielleicht nicht jedem ansieht? Ich habe schon mit Persern zusammen gespielt und kenne auch einige Türken, die das spielen... insofern ist Deine Grundannahme schon mal falsch und nur ein subjektiver Eindruck. Demnach ist Deine Frage nur von Dir selbst zu beantworten ;)

Jepp, da hast du gar nicht Unrecht. Danke für den Hinweis. Man sieht's nicht allen an. Aber spätestens, wenn man mal den Namen hört oder liest, ist es relativ klar. Und türkische Namen sind relativ klar zu erkennen, ist eben so.
Titel: Re: Wieso gibt es eigentlich keine türkischen Rollenspieler?
Beitrag von: Tigerbunny am 4.07.2011 | 19:26
Aber der Weg von alten traditionellen Brettspielen hin zu RPGs scheint weit zu sein, auch der Weg von Computerspielen zu RPGs.

Ist zwar OT, sehe ich aber gar nicht so. Traditionelle Brettspiele können durchaus zu modernen Brettspielen und diese wieder zu den "brettspieligen" RPGs(D&D4 u. a.) führen. Leider findet sich gegenwärtig in den Brettspielecken kein einziges Grenzprodukt mehr.
Wenn man sich dagegen für Computerspiele begeistert, kommt man an MMORPGs nicht mehr wirklich vorbei, und da liegt der Übergang durchaus auch nahe. Was die Blockbustergames angeht, da sind auch seit Jahren schon RPGs dabei(Dragon Age, Mass Effect, Baldur's Gate, Neverwinter Nights, um nur einige zu nennen).
Titel: Re: Wieso gibt es eigentlich keine türkischen Rollenspieler?
Beitrag von: Auribiel am 4.07.2011 | 19:37
Also ein türkischer Mitspieler aus einem DSA-Chat war auch schonmal (kurz) auf der RatCon. Eine halbtürkische Mitspielerin war schon mehrfach (extensiv) auf der RatCon.

In meiner ersten Rollenspielrunde hatte ich einen Libanesen - leider nicht lange.

Allerdings muss ich zugeben, dass ich wirklich wenige Türken/Libanesen/Araber etc. kenne, die RPGs spielen. Könnte am selben Problem scheitern, aus dem häufig auch weniger Frauen in den Runden sind (hoffentlich hauen sie mich für den Vergleich nicht): Ein Türke/ein Mädel allein spielt eher ungern in einer Runde, besser wenn wenigstens ein zweiter Türke/ein zweites Mädel dabei ist.
Vielleicht gilt Rollenspiel auch eher als uncool. Aber zumindest der Türke, den ich aus dem DSA-Chat kannte, war auch sehr gläubig (soweit ich das beurteilen kann) und hatte keine Probleme damit, im Spiel dann einen strenggläubigen Praiosgeweihten oder Korgeweihten zu spielen. Daher fällt es mir persönlich schwer, mir vorzustellen, dass es vor allem daran liegen sollte?
Titel: Re: Wieso gibt es eigentlich keine türkischen Rollenspieler?
Beitrag von: Jed Clayton am 4.07.2011 | 19:47
Ist zwar OT, sehe ich aber gar nicht so. Traditionelle Brettspiele können durchaus zu modernen Brettspielen und diese wieder zu den "brettspieligen" RPGs(D&D4 u. a.) führen. Leider findet sich gegenwärtig in den Brettspielecken kein einziges Grenzprodukt mehr.
Wenn man sich dagegen für Computerspiele begeistert, kommt man an MMORPGs nicht mehr wirklich vorbei, und da liegt der Übergang durchaus auch nahe. Was die Blockbustergames angeht, da sind auch seit Jahren schon RPGs dabei(Dragon Age, Mass Effect, Baldur's Gate, Neverwinter Nights, um nur einige zu nennen).

Gut, verstehe ich auch ähnlich.

Allerdings ist es verhältnismäßig schwierig, Spieler für Pen & Paper RPGs zu gewinnen, die zunächst nur Computer- und PC-Spiele gespielt haben. Und ich habe einige Brettspieler und Kartenspieler getroffen (hat wiederum nichts mit Deutschen oder Türken zu tun), die sich geradezu mit Händen und Füßen dagegen gewehrt haben, so etwas Abgedrehtes oder Esoterisches wie ein RPG auszuprobieren.

Es gibt Brettspieler, die wirklich ganz fest nur bei Brettspielen bleiben.
Es gibt Computerspieler, die wirklich ganz fest bei Computerspielen bleiben.

Man kann schwer Leute "abwerben", die sich nicht bereits richtig für die andere Spielgattung interessieren.
Titel: Re: Wieso gibt es eigentlich keine türkischen Rollenspieler?
Beitrag von: Darius der Duellant am 4.07.2011 | 20:07
Ich habe generell gesehen, dass meine Bekannten mit Wurzeln im "Orient", also Zuwanderer oder Kinder von Zuwanderern aus der Türkei und auch aus arabischen Ländern generell überhaupt kein Interesse an Sciencefiction, Fantasy, Fantastik, Comics und generell an dem gesamten Spektrum "nichtmimetischer" Literatur haben. Manchmal kennen sie gerade noch Actionfilme, also Schwarzenegger, Bruce Willis und so weiter, aber das ist alles.

Es gab in der Sabel-Schule in München über viele Jahre hinweg jedes Wochenende ein ziemlich großes Treffen an Karten und Tabletopspielern, das war (wohl auch aufgrund der räumlichen Nähe zu Little-Istanbul) voll mit jungen Türken und Arabern.
Die haben zwar statt Magic eher YugiOh gespielt, aber einen mangel an Interesse an der Materie konnte ich nun wirklich nicht feststellen.

Ich bin mal so frech und werfe die These in den Raum, dass es auch auf Cons türkischstämmige Spieler gibt, es manchem nur nicht auffällt, weil sie sich eben so wie jeder andere Mensch dort kleiden und benehmen.

Die Namenssache wurde ja schon angesprochen, aber ich kann mir nicht vorstellen dass dort jeder hinz und kunz mit nem Namensschildchen rumläuft.



Nun, auch wenn Du nichts über den Islam lesen willst, so willich kurz von meinen eigenen Erfahrungen berichten: Ich wurde von Glaubensbrüdern vor dem Hobby gewarnt, da es ja um Polytheismus und auch um Magie ginge. Dasselbe hab ich aber auch von gemäßigten Christen auch schon gehört.

Es gibt halt in jeder Gruppe solche und solche.
Religiosität und RPG müssen sich prinzipiell nicht gegenüber stehen.
In meiner Gruppe spielen auch ne Pfarrerin in spe sowie eine Nebenfach-Theologin mit und der SL ist Relgionswissenschaftler.
Probleme gabs trotzdem noch nie.
Titel: Re: Wieso gibt es eigentlich keine türkischen Rollenspieler?
Beitrag von: Gaming Cat am 4.07.2011 | 20:10
Aber zumindest der Türke, den ich aus dem DSA-Chat kannte, war auch sehr gläubig (soweit ich das beurteilen kann) und hatte keine Probleme damit, im Spiel dann einen strenggläubigen Praiosgeweihten oder Korgeweihten zu spielen.
Interessant...der einzige arabischstämmige Deutsche, den ich mal in einer längeren Runde erlebt habe, spielte auch mit Inbrunst einen (nordischen) Priester...war aber insgesamt nicht sooo ne angenehme Erfahrung. Wir haben uns dann irgendwann "in gegenseitigem Einvernehmen" getrennt.  ::) Wie strenggläubig er war kann ich nicht beurteilen (der Spieler nicht der Char  ;D).
Titel: Re: Wieso gibt es eigentlich keine türkischen Rollenspieler?
Beitrag von: Tigerbunny am 4.07.2011 | 20:12
Daher fällt es mir persönlich schwer, mir vorzustellen, dass es vor allem daran liegen sollte?

Hat ja auch niemand behauptet.
Allerdings sind die Familien- und Gemeindebande sehr viel enger als bei den meisten Deutschen(Mich grüssen auf der Strasse Leute, die ich nicht bewußt kenne, weil wir in die gleiche Moschee gehen, dabei gehe ich nicht so regelmäßig, wie ich sollte). Bei strengläubigen Familien, die die üblichen religiös begründeten Vorturteile gegen das Hobby hegen, ist der "Hebel" viel ausgeprägter. Junge Orientalen leben meist auch viel länger mit der Familie unter einem Dach.

Das mag also nicht der ausschlaggebende Punkt sein, hat aber bestimmt viel Gewicht.

Ich bin dahingehend eher ein Ausnahmefall, da meine Familie erstens aus Syrien stammt, zweitens nicht viele in Deutschland leben und drittens nicht in der gleichen Stadt wohnen wie ich. Zudem sind das meine deutlich jüngeren Geschwister und meine Stiefmutter, mein Vater ist schon lange verstorben. Ich stehe in der Gemeinde folglich ziemlich allein da, es gibt also keinen familiären Hebel.
Titel: Re: Wieso gibt es eigentlich keine türkischen Rollenspieler?
Beitrag von: Jed Clayton am 4.07.2011 | 23:10
Ich finde es schon mal toll und informativ, was Saulus hier als Mann mit syrischer Herkunft beisteuern kann. Daher schon mal danke.

Aber zur Eingangsfrage: Gibt es zufällig türkischstämmige Tanelorn-Mitglieder? Das würde ja mein "Vorurteil" am besten mit einem Streich widerlegen. Wenn es so jemanden gibt und es ihm oder ihr nicht zu persönlich ist, könnte er oder sie sich ja kurz in diesem Thread melden.
Titel: Re: Wieso gibt es eigentlich keine türkischen Rollenspieler?
Beitrag von: Auribiel am 5.07.2011 | 00:19
Interessant...der einzige arabischstämmige Deutsche, den ich mal in einer längeren Runde erlebt habe, spielte auch mit Inbrunst einen (nordischen) Priester...war aber insgesamt nicht sooo ne angenehme Erfahrung. Wir haben uns dann irgendwann "in gegenseitigem Einvernehmen" getrennt.  ::) Wie strenggläubig er war kann ich nicht beurteilen (der Spieler nicht der Char  ;D).

Habe auch aufgehört mit ihm zu spielen, da er im Chat massives Power-Emoting betrieb und auch (zumindest mir war's zuviel) mit dem PG übertrieb. Wobei ich jetzt speziell letzteres aber nicht auf seine Herkunft, sondern vorurteilsbehaftet eher auf sein Alter und Geschlecht geschoben hätte. :-[
Außerhalb des DSA-Plays war er mir aber sehr sympathisch. ;)


@Saulus:

Auch von mir ein Danke für die Auskunftsbereitschaft! :)


Titel: Re: Wieso gibt es eigentlich keine türkischen Rollenspieler?
Beitrag von: Bentley Silberschatten am 5.07.2011 | 00:23
Auch wenn ich schon Spieler anderer Nationalitäten in meiner Runde hatte, es waren immer nur Einzelfälle, egal welche Nationalität. Schade eigentlich.

Deutlich stärker sind die Spieler vertretten die keine Uni gemacht haben. Sicher, die Studierten sind in der Überzahl, warum auch immer, RPG ist kein Spiel das man mit einem einfachen Bildungsweg nicht spielen kann. (In meinem Umfeld würd ich die Studierenden oder Studierten auf 80% Schätzen.)

Da es angeschnitten wurde will ich auch noch kurz was zu den Christen sagen. Auch da muss ich sagen das im meinem Umfeld in unserer Gemeinde sehr aktive Katholiken gibt die durchaus in unseren Runden mitspielen.
Da unser Verein das Katholische Jugend/Gemeindehaus mit nutzt haben wir da auch gute Kontakte und in einer meiner Runden hat sogar mal ein Pfarrer mitgespielt um zu sehen was Rollenspiel eigentlich ist.
Titel: Re: Wieso gibt es eigentlich keine türkischen Rollenspieler?
Beitrag von: Auribiel am 5.07.2011 | 00:30
Kurzes OT:

Da ein Mitspieler unserer Runde beruflich zwei Jahre in Indien war, dachte ich, ich frage ihn mal, wie es da denn mit (potentiellem) Interesse an RPGs steht. Seine Aussage war sehr ernüchternd: Dort hat man andere (weltlichere) Probleme, als das man sich den Luxus des RPGs leisten könnte. Selbst bei den hochgebildeten und reicheren Schichten steht so etwas wie ein so zeitumfassendes Spiel deutlich hinter Grundversorgung, Beruf, Familiengründung etc. zurück.
Was auch der Grund sein könnte, wieso sich Immigranten aus entsprechenden Kulturkreisen auch hier in D nicht oder nur bedingt für RPGs interessieren: Einfach zu sehr abseits der gewohnten Lebensrealität.
Titel: Re: Wieso gibt es eigentlich keine türkischen Rollenspieler?
Beitrag von: Jed Clayton am 5.07.2011 | 02:30
Auch wenn ich schon Spieler anderer Nationalitäten in meiner Runde hatte, es waren immer nur Einzelfälle, egal welche Nationalität. Schade eigentlich.

Habt ihr überhaupt schon mal an die Frage der Sprachbarriere gedacht? - Gut, ich zum Beispiel könnte natürlich auch auf Englisch eine Runde leiten, aber bei anderen ist das nicht selbstverständlich (auch wenn sie die Rollenspielbücher auf Englisch lesen).

Zitat
Deutlich stärker sind die Spieler vertreten, die keine Uni gemacht haben. Sicher, die Studierten sind in der Überzahl, warum auch immer, RPG ist kein Spiel das man mit einem einfachen Bildungsweg nicht spielen kann. (In meinem Umfeld würd ich die Studierenden oder Studierten auf 80% Schätzen.)

Das ist in meinen Runden fast genauso. Bei mir spielen aber auch mehrere langjährige Spieler mit Realschulabschluss, FOS-Abschluss, Fachabitur, Berufsschule und so weiter. Einer meiner besten Spieler ist ein gelernter Steinmetz, was ich auch irgendwie cool finde. Andere, die ich kennengelernt habe, waren berufsmäßig zum Beispiel Autohändler, Supermarktverkäufer, oder auch etwas Künstlerisches wie Maler, Zeichner, Designer u.a.
Interessanterweise heißt es doch immer, dass Unis bzw. in Amerika die Colleges die entscheidenden aktiven Stätten für das Rollenspielhobby sein sollen. Ich habe aber in meinen Jahren an der Uni wesentlich weniger oft gespielt als in der Zeit davor und danach. Ich kannte kaum Studenten, die wie ich regelmäßig spielten oder sich über Neuerscheinungen informierten (... ich bildete damals schon die Ausnahme ...). Ich war viele Jahre lang selbst Studi, aber in der gesamten Zeit habe ich nur 4x in einer Studenten-WG oder einem Wohnheim gespielt, und das waren immer kleine und kurzlebige Runden, die nicht richtig in die Gänge kamen. Allerdings kenne ich heute erstaunlich viele Ex-Studenten, die erst nach der Uni richtig mit RPGs losgelegt haben.

Zitat
Da es angeschnitten wurde will ich auch noch kurz was zu den Christen sagen. Auch da muss ich sagen das im meinem Umfeld in unserer Gemeinde sehr aktive Katholiken gibt die durchaus in unseren Runden mitspielen.
Da unser Verein das Katholische Jugend/Gemeindehaus mit nutzt haben wir da auch gute Kontakte und in einer meiner Runden hat sogar mal ein Pfarrer mitgespielt um zu sehen was Rollenspiel eigentlich ist.

Kann ich bestätigen. Vor zwanzig Jahren war bereits eine meiner ersten Spielrunden (in dem Fall war es Shadowrun) in einem Raum in einem katholischen Gemeindezentrum direkt neben einer Kirche. Dort fanden sowieso schon regelmäßig Diskussionsrunden und Jugendbetreuungsangebote statt... auch wenn es bloß Tischfußball war. ;)

Von katholischen Gemeinden habe ich da auch nie Probleme mitbekommen oder etwas Ablehnendes gehört. Das kann damit zusammenhängen, dass die großen Kirchen in den letzten Jahren sowieso immer liberaler werden, vor allem im Laienbereich, oder dass die Kirche sich heutzutage freut, dass überhaupt noch irgendeiner ins Gemeindezentrum kommt, egal wie "beknackt" er ist.

Ich kenne es aber echt nur so, dass die Entrüstung und die Anfeindungen gegen Rollenspiele eher aus Randgruppen wie Zeugen Jehovas oder irgendwelchen evangelischen Kleinkirchen, Baptisten u.a. kommt. (Ich weiß nicht auswendig, zu welcher Kirche der Verfasser der "Chick Tracts" gehört.)

Heute schätze ich meine Mitspieler in Rollenspielrunden aber als das ein, was man statistisch wohl als "kirchenfern" bezeichnen würde: ungefähr 70-80% sind atheistisch oder agnostisch, 20% sind entweder liberal-theistisch, New Age oder neo-pagan. Die reale Religionszugehörigkeit hat bei uns nie eine Rolle gespielt (no pun intended).
Titel: Re: Wieso gibt es eigentlich keine türkischen Rollenspieler?
Beitrag von: Tigerbunny am 5.07.2011 | 04:53
In einem ganz normalen evangelisch-methodistischen Gemeindehaus sind in Witten aber auch schon schon Rollenspielrunden verboten worden, mit den üblichen "Argumenten". Seit da der Pastor gewechselt hat und ein Rollenspieler im Presbyterium sitzt, gibbet keine Probleme mehr.

Was meine Person angeht, ich bin schon sehr deutsch sozialisiert, da ich bei meiner deutschen Mutter aufgewachsen bin.
Titel: Re: Wieso gibt es eigentlich keine türkischen Rollenspieler?
Beitrag von: Hróđvitnir (Carcharoths Ausbilder) am 5.07.2011 | 06:32
Mmmh, ich persönlich teile die Eindrücke von Jed. Kann es sein, daß unser beider optischer Erwartungshaltung geprägt ist von jener Gruppe Deutschtürken, deren rein deutsches (angelsächsisches, französisches....) Äquivalent auch niemals in die Nähe eines RSP käme? Setzen wir ein bestimmtes Klischee mit der gesamten Ethnie gleich?

Oh, meine Gruppen? 100% Akademiker, seitdem ich die Schule verlassen habe, 100% deutsch, außer einem Deutsch-Navajo. Ich selbst bin Deutsch-Schotte. (EDIT also ca. 96% deutsch)

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Titel: Re: Wieso gibt es eigentlich keine türkischen Rollenspieler?
Beitrag von: Bentley Silberschatten am 5.07.2011 | 07:22
Habt ihr überhaupt schon mal an die Frage der Sprachbarriere gedacht? - Gut, ich zum Beispiel könnte natürlich auch auf Englisch eine Runde leiten, aber bei anderen ist das nicht selbstverständlich (auch wenn sie die Rollenspielbücher auf Englisch lesen).

Also fern des Rollenspiels verstehen die meisten Ausländischen Mitbürger auch unsere Sprache, demzufolge sollte das kein so großes Problem sein. Problematisch kanns natürlich sein bei Gästen aus dem Ausland oder eben bei jenen die noch nicht lange da sind.

Aber auch ich, der nicht sonderlich gut englisch kann, habe schon für eine Französin eine Runde auf Englisch geleitet. Sicherlich war es hilfreich das der Freund dabei war der alle drei Sprachen fließend beherrscht. Aber es geht, man muss sich nur trauen.
Titel: Re: Wieso gibt es eigentlich keine türkischen Rollenspieler?
Beitrag von: Sir Markfest am 5.07.2011 | 08:17
In meinem Umfeld kann ich Jeds Wahrnehmung bestätigen: türkische Rollenspieler habe ich auch noch nie bewußt wahrgenommen.
Kroaten, Ungarn, Montenegrer, das schon, Türken aber nicht.
Und: sieht man sich die Autorenaufzählungen im Impressum der deutschen Rollenspielpublikationen an, dann stößt man auch hier kaum auf türkischen Namen.
Titel: Re: Wieso gibt es eigentlich keine türkischen Rollenspieler?
Beitrag von: LöwenHerz am 5.07.2011 | 08:28
Ich habe mit einem Türken in meiner Jugend gespielt. Viel ist da nicht hängen geblieben, aber sein AD&D 2nd Barbar hieß Conan  ~;D

Ich kenne ansonsten keinen nicht-Deutschen persönlich, der Rollenspiele spielt.
Titel: Re: Wieso gibt es eigentlich keine türkischen Rollenspieler?
Beitrag von: El God am 5.07.2011 | 08:51
Und ich behaupte, die meisten, die hier schon mit Türken gespielt haben, hatten trotzdem nur deutsche Staatsbürger in der Gruppe ^^

Khouni stammt übrigens afaik aus dem Iran und spielt auch Rollenspiele, allerdings ist der Iran weder türkisch (ein Turkvolk) noch arabisch. Und Khouni ist kein Moslem.
Titel: Re: Wieso gibt es eigentlich keine türkischen Rollenspieler?
Beitrag von: Master Li am 5.07.2011 | 08:59
Und ich behaupte, die meisten, die hier schon mit Türken gespielt haben, hatten trotzdem nur deutsche Staatsbürger in der Gruppe ^^

Ja, sehr sicher sogar. Aber die Ursprungsfrage ging ja nicht nach Staatsbürgerschaft, sondern nach Ethnie oder ethnischer Herkunft ;)
Titel: Re: Wieso gibt es eigentlich keine türkischen Rollenspieler?
Beitrag von: Mimöschen am 5.07.2011 | 09:20
Mein erster SL war Pakistani - ohne deutsche Staatsbürgerschaft.
Titel: Re: Wieso gibt es eigentlich keine türkischen Rollenspieler?
Beitrag von: Oberkampf am 5.07.2011 | 09:37
In meinem Umfeld kann ich Jeds Wahrnehmung bestätigen: türkische Rollenspieler habe ich auch noch nie bewußt wahrgenommen.

Ich kenne auch keine, die P&P-RPG spielen. Aber auch keine anderen Spieler mit Migrationshintergrund, bestenfalls eine Frau mit britischer Mutter aus meinem Bekanntenkreis, von der ich weiß, dass sie Rollenspiele spielt.

Nebenbei, wenn auch ins OT abdriftend: neulich beim Abenteuerschreiben fiel mir auf, was für ein Gratwanderung es für mich ist, NSCs mit arabischer Herkunft (und mit muslimischem Glauben) zu entwerfen.
Titel: Re: Wieso gibt es eigentlich keine türkischen Rollenspieler?
Beitrag von: Yehodan ben Dracon am 5.07.2011 | 09:39
Rohe Eier und so...?  8]
Titel: Re: Wieso gibt es eigentlich keine türkischen Rollenspieler?
Beitrag von: Oberkampf am 5.07.2011 | 09:43
Rohe Eier und so...?  8]

Von der Schwierigkeit des Handhabens? Ja, kommt etwa hin. Hing natürlich auch vom Gegenwartssetting DF mit Urban Mystery/ Urban Fantasy ab.
Titel: Re: Wieso gibt es eigentlich keine türkischen Rollenspieler?
Beitrag von: גליטצער am 5.07.2011 | 09:46
Zumindest gab es bei uns an der Schule einen Magic-spielenden türkischstämmigen Schüler. Ich glaub' es gibt halt einfach gar nicht so viel Türken in De wie uns die NPD und Herr Sarrazin immer erzählen wollen. Und dann schau mal wieviel Prozent der Bevölkerung Rollenspieler sind. Jetzt gehen wir einfach einmal davon aus, dass sich das in beiden Ethnien gleich verhält, dann liegt die Wahrscheinlichkeit einen türkischstämmigen Spieler zu treffen wo?

... Wieso poste ich hier eigentlich ?....
Titel: Re: Wieso gibt es eigentlich keine türkischen Rollenspieler?
Beitrag von: Malachit am 5.07.2011 | 09:58
Westeuropäer sind oft viel hedonistischer groß geworden als Kinder aus ärmeren Kulturkreisen. Meine Freundin ist ursprünglich Bulgarin. Sie kann mit meinem Hobby fast überhaupt nichts anfangen. Es hängt vielleicht wirklich mit dem Reichtum und der Armut der unterschiedlichen Ursprungsländer zusammen. Das wirkt sich auch auf die Erziehung der Kinder aus. Hab auch einige Polen kennen gelernt, die Rollenspieler waren, aber als ich einem Ukrainer das Hobby näher bringen wollte, vermisste er sofort den Praxisbezug aufs "echte Leben".
Titel: Re: Wieso gibt es eigentlich keine türkischen Rollenspieler?
Beitrag von: Horatio am 5.07.2011 | 10:03
Aus dem Escrima kannte ich einen rollenspielenden Halbtürken :). Der hatte sogar rollenspielbezogene Tatoos auf dem Körper. Eigentlich Schade, dass ich da den Kontakt zu verloren hab, war ein sehr angenehmer Mensch :).
Titel: Re: Wieso gibt es eigentlich keine türkischen Rollenspieler?
Beitrag von: Schokolade +2 am 5.07.2011 | 10:08
Zum Thema Sprachbarriere: Ich glaube, es gab zumindest D&D 3 in türkischer Übersetzung. In einem der deutschen Foren (ich glaube es war das D&D-Gate) bin ich vor einigen Jahren mal über ein Urlaubsphoto gestolpert, dass ein Forenmitglied nach einem Türkeiurlaub gepostet hatte und welches das türkische Forgotten Realms Campaign Setting zeigte. Ich habe eben mal versucht, das Photo wieder zu finden, hatte aber kein Glück. Ich bleib' aber dran.

EDIT: Da isser: http://forum.dnd-gate.de/index.php/topic,20088.0.html  (http://forum.dnd-gate.de/index.php/topic,20088.0.html) Leider ist der Link zu dem Photo tot. Und meine Erinnerung hat getäuscht. Es wahr wohl ein Forgotten Realms Roman. Und davon gibt es wohl eine ganze Reihe in türkischer Übersetzung, siehe den Link auf den türkischen Buchhändler weiter unten im verlinkten Thread.
Titel: Re: Wieso gibt es eigentlich keine türkischen Rollenspieler?
Beitrag von: Auribiel am 5.07.2011 | 10:35
Hoppla, jetzt hab ich noch die Halbiranerin unterschlagen, die bei uns schon Shadowrun und WoD mitgespielt hat.

Hab ich jetzt den Jackpot gewonnen? Ich meine weiblich UND mit orientalischem Hintergrund?  8] :Ironie:
Titel: Re: Wieso gibt es eigentlich keine türkischen Rollenspieler?
Beitrag von: Yehodan ben Dracon am 5.07.2011 | 10:38
Ach quatsch, meiner subjektiven Einschätzung nach sind viele iranische Frauen schon recht weit, was Selbstverständnis und -bewusstsein angeht...weiter als manche ländliche Kurden...  ;D

Ich war jedenfalls über moderne iranische Frauen in einschlägigen Dokumentationen immer überrascht, wenn man das Regime dort bedenkt.
Titel: Re: Wieso gibt es eigentlich keine türkischen Rollenspieler?
Beitrag von: Minne am 5.07.2011 | 10:41
Abgesehen von der Frage, wie viele Rollenspieler mit türkischem Hintergrund es tatsächlich gibt, wäre vielleicht die Frage zu stellen, ob es vielleicht a) in der Rollenspielszene und b) in gängigen deutsprachigen Rollenspielen vielleicht etwas gibt, was Nichtweisse allgemein oder Menschen mit türkischem Migrationshintergrund im Speziellen ausschließt.  Und wenn ich mir das allzeit beliebte DSA anschaue, dann würde ich zumindest zu Punkt b) sagen, dass da jede Menge rassistische und orientalistische Klischees bedient werden, die für Rollenspielcharaktere die nicht der weißen Norm entsprechen eigentlich nur die Rolle des Exoten übrig lassen. Mich würde sowas abtörnen.

Übrigens scheint mir das bei DND etwa anders zu sein. Da wird meines Eindrucks nach in den Illustrationen eine weiße Norm eher vermieden und wenger rassistischen Stereotype reproduziert. Ich habe sowieso den Eindruck, dass die USA in solchen Fragen an einigen Stellen fortschrittlicher ist als Deutschland, wo Menschen mit Migrationshintergrund im allgemeinen Sprachgebrauch erstmal garkeine Deutsche (oder bestenfalls hybriden) sein können, selbst wenn sie es wollten. Nebenbei finde ich es etwas merkwürdig im Kontext von "Türken" zu sprechen, schließlich dürften die Meisten der entsprechenden Personen die deutsche Staatsbürgerschaft haben.

PS: Das ist hier mal wieder ne Gelegenheit Bulshit-Bingo zu spielen!
Titel: Re: Wieso gibt es eigentlich keine türkischen Rollenspieler?
Beitrag von: Yehodan ben Dracon am 5.07.2011 | 10:45
 Und wenn ich mir das allzeit beliebte DSA anschaue, dann würde ich zumindest zu Punkt b) sagen, dass da jede Menge rassistische und orientalistische Klischees bedient werden, die für Rollenspielcharaktere die nicht der weißen Norm entsprechen eigentlich nur die Rolle des Exoten übrig lassen. Mich würde sowas abtörnen.

Guter Punkt. Allerdings ist DSA glaube ich derzeit ein deutsches Rollenspiel für Deutsche, wenn man das hier so sagen darf. Es reitet einfach ganz extrem auf der romantisierten deutschen Vorstellung des Hochmittelalters/Frührenaissance herum. Wer Drakensang kennt und dort an die Lichtverhältnisse und Kulissen denkt, weiß, wovon ich rede.
Titel: Re: Wieso gibt es eigentlich keine türkischen Rollenspieler?
Beitrag von: Minne am 5.07.2011 | 10:53
Du meinst für weiße Deutsche mit im weitesten Sinne christlichem Sozialisationshintergrund.
Titel: Re: Wieso gibt es eigentlich keine türkischen Rollenspieler?
Beitrag von: Malachit am 5.07.2011 | 10:59
Nebenbei finde ich es etwas merkwürdig im Kontext von "Türken" zu sprechen, schließlich dürften die Meisten der entsprechenden Personen die deutsche Staatsbürgerschaft haben.
PS: Das ist hier mal wieder ne Gelegenheit Bulshit-Bingo zu spielen!

Das ist doch nicht abwertend von den anderen gemeint. Es geht doch nur darum, die Mentalitäten unterschiedlicher Herkunft zuzuordnen und zu verstehen. Wo ist es denn "Bullshit-Bingo" ??
Titel: Re: Wieso gibt es eigentlich keine türkischen Rollenspieler?
Beitrag von: MadMalik am 5.07.2011 | 10:59
Bessere Frage, warum sind Rollenspieler aus Familien mit Migrationshintergrund nicht so verkappte Nerds wie ihre Weissbrotbrüder? Bzw, warum ist das was schelchtes?

Ich hab mit einem gearbeitet und auch mit zweien gespielt. Was schon recht viel ist, weil eigentlich zock ich nicht ausserhalb meines etablierten Freundeskreises, denn Rollenspieler sind mir suspekt. Und das Bushido zB in jungen Jahren Shadowrun gespielt hat ist auch kein Geheimnis.

Und wie im OP erwähnt, mich findet man auch nicht bei Vereinstreffen, Messen oder Cons.. weil da sind mir zu viele Rollenspieler. Der einzige Laden wo ich ab un an mal war ist der Pegasus in Friedberg, der war immer angenehm leer zu den Zeiten wo ich da war, heisst es waren meist keine Rollenspieler anwesend bis auf ein paar Magic Kids, aber die sind ja noch recht normal. Und das Personal bestand nicht aus sozial inkompetenten RPisten die eigentlich am liebsten nur die 'beste' Edition ihres lieblingsrollenspiels verkaufen würden und jeden, der was andere anschaut mit abwertenden Blicken strafne.  :gasmaskerly:

Einfach mal so, ohne jetzt den Faden gelesen zu haben.
Titel: Re: Wieso gibt es eigentlich keine türkischen Rollenspieler?
Beitrag von: Jiriki am 5.07.2011 | 11:04
Inwiefern schlägt sich denn der christliche Sozialisationshintergrund in DSA nieder? I.d.R. sind Glaubenssysteme in Fantasysettings polytheistisch angehaucht. Mal abgesehen davon das der Religionsvergleich eh etwas hinkt, da man in der den meisten Settings die Existenz göttlicher Wesen de facto "beweisen" kann, was innerspielweltlichen Religionsdebatten einen ganz anderen Aspekt verleiht.

Insgesamt hab ich persönlich auch die Erfahrung gemacht, das in meinem Umkreis gerade exotische Charaktere und Welten besonders gerne be/ge-spielt werden.

Asiatisch inspirierte Rollenspiele erfreuen sich ja auch einer gewissen Beliebtheit, und das trotz unserer kulturellen Entfernung. Ich glaube nicht das die persönliche kulturelle Prägung ein Argument gegen Fantasy ist, die die eigene Prägung nicht aufgreift.
Titel: Re: Wieso gibt es eigentlich keine türkischen Rollenspieler?
Beitrag von: Yehodan ben Dracon am 5.07.2011 | 11:11
Ich glaube Minne ging es weniger um die Religion als um die "übergeschwappten" Normen und Gesellschaftsstrukturen.
Titel: Re: Wieso gibt es eigentlich keine türkischen Rollenspieler?
Beitrag von: Jiriki am 5.07.2011 | 11:14
Naja, die Darstellung typischer "europäischer" Kulturen zeichnet sich auch nicht gerade durch ein differenziertes Bild aus, oder?

Ich hab Religion einfach mal als Bestandteil der Kultur herausgegriffen, kann natürlich ein unpassendes Beispiel sein.
Titel: Re: Wieso gibt es eigentlich keine türkischen Rollenspieler?
Beitrag von: Auribiel am 5.07.2011 | 11:15
Abgesehen von der Frage, wie viele Rollenspieler mit türkischem Hintergrund es tatsächlich gibt, wäre vielleicht die Frage zu stellen, ob es vielleicht a) in der Rollenspielszene und b) in gängigen deutsprachigen Rollenspielen vielleicht etwas gibt, was Nichtweisse allgemein oder Menschen mit türkischem Migrationshintergrund im Speziellen ausschließt.  Und wenn ich mir das allzeit beliebte DSA anschaue, dann würde ich zumindest zu Punkt b) sagen, dass da jede Menge rassistische und orientalistische Klischees bedient werden, die für Rollenspielcharaktere die nicht der weißen Norm entsprechen eigentlich nur die Rolle des Exoten übrig lassen. Mich würde sowas abtörnen.

a) Hauptsetting von DSA ist (und das wird auch durch die Dichte der Publikationen belegt) das Mittelreich und das Horasreich, also Ritter-Renaissance Setting in Mittel-/Südeuropa. Das dann die meisten anderen Kulturen nur Exoten sein können, lässt sich da wohl leider nicht verhindern.

b) Werden doch auch was die weißen Völker Aventuriens angehen nur Klischee bedient. Man betrachte sich dazu doch bitte einmal die Darstellung der Weidener, der Koscher, der Almadanis, der etc.pp.


Zitat
Übrigens scheint mir das bei DND etwa anders zu sein. Da wird meines Eindrucks nach in den Illustrationen eine weiße Norm eher vermieden und wenger rassistischen Stereotype reproduziert.

Dafür bekommt man dann bei DND den totalen Einheitsbrei, bei der an irdische Vorbilder angelehnte Kulturen jegliche Individualität verlieren. Und trotzdem findet man noch Klischees. Dann doch lieber DSA, mit etwas mehr Identifikationsmöglichkeiten. Für's Bullshit-Bingo: Integration ja, Assimilation nein danke!
Da spiele ich lieber ein rein orientalisches/indisches/sonstwas Setting, in dem meine reale Kultur die exotische ist und klischeehaft dargestellt wird*, als das Gemansche bei DND zu haben.

*Ich finde das eher interessant zu sehen, wie andere Kulturen die eigene wahrnehmen und würde mich auch nicht dran stoßen, wenn die Deutschen als kulturlos, spröde, übermäßig strebsam, ohne Rhythmus, überkorrekt, unhöflich, etc. dargestellt werden. Die columbienstämmige Mitspielerin hat immer noch nicht verkraftet, dass wir in D eine Hundesteuer haben, sie dachte, wir wollen sie nur veräppeln.


Zitat
Ich habe sowieso den Eindruck, dass die USA in solchen Fragen an einigen Stellen fortschrittlicher ist als Deutschland, wo Menschen mit Migrationshintergrund im allgemeinen Sprachgebrauch erstmal gar keine Deutsche (oder bestenfalls hybriden) sein können, selbst wenn sie es wollten.

Kommt immer drauf an, wie sich die Deutschen mit Migrationshintergrund selber sehen. Wenn ich meine türkischstämmigen Schüler frage, dann antworten sie erstmal "Türke" oder "Kurde" und ich muss nachfragen: "Du hast doch einen Deutschen Pass, dann bist du doch Deutscher?" ehe ich eine eindeutige Aussage bekomme. Also bitte den Schuh nicht nur den Deutschen anziehen!

Zitat
Nebenbei finde ich es etwas merkwürdig im Kontext von "Türken" zu sprechen, schließlich dürften die Meisten der entsprechenden Personen die deutsche Staatsbürgerschaft haben.

Wobei auch türkischstämmig noch falsch wäre, wie man sieht sind wir ja schon bei den Libanesen und Halbiranern gelandet. Orientalischer Abstammung also?

Titel: Re: Wieso gibt es eigentlich keine türkischen Rollenspieler?
Beitrag von: Suro am 5.07.2011 | 11:39
Dafür bekommt man dann bei DND den totalen Einheitsbrei, bei der an irdische Vorbilder angelehnte Kulturen jegliche Individualität verlieren. Und trotzdem findet man noch Klischees. Dann doch lieber DSA, mit etwas mehr Identifikationsmöglichkeiten.
Das mag daran liegen, dass DND kein Setting ist, sondern im höchstfall einen Kern mitgibt (wie sehen DND-Kobolde aus? Was sind die Standard DND-Zauber?), der dann in den jeweiligen Settings integriert wird. Und gut, du kannst auch Dark Sun und Eberron Einheitsbrei vorwerfen, aber - warum poste ich in diesem Faden? Das gehört doch eigentlich sicher woanders hin.
Titel: Re: Wieso gibt es eigentlich keine türkischen Rollenspieler?
Beitrag von: MadMalik am 5.07.2011 | 11:45
Die kulturelle Integrität meines ausgedachten Volkskörpers wird durch Überfremdung zum Einheitsbrei.  :'(
Titel: Re: Wieso gibt es eigentlich keine türkischen Rollenspieler?
Beitrag von: Auribiel am 5.07.2011 | 11:49
Das mag daran liegen, dass DND kein Setting ist, sondern im höchstfall einen Kern mitgibt (wie sehen DND-Kobolde aus? Was sind die Standard DND-Zauber?), der dann in den jeweiligen Settings integriert wird. Und gut, du kannst auch Dark Sun und Eberron Einheitsbrei vorwerfen, aber - warum poste ich in diesem Faden? Das gehört doch eigentlich sicher woanders hin.

Zugegeben: Für Dark Sun (Eberron kenne ich leider nicht) mag das nicht gelten, ich dachte gerade eher an Forgotten Realms oder Dragon Lance oder auch Ravenloft.

Und ja: Das sollte man in einen eigenen Thread überführen.
Titel: Re: Wieso gibt es eigentlich keine türkischen Rollenspieler?
Beitrag von: AcevanAcer am 5.07.2011 | 11:53
Ach, typische DSA Fanboys. Neulich hat jemand versucht mir zu erzählen DSA hat das Point Buy erfunden.
Titel: Re: Wieso gibt es eigentlich keine türkischen Rollenspieler?
Beitrag von: Ein am 5.07.2011 | 11:59
@Auribiel
Sicher, dass du schon mal auf den FR gespielt hast? Abgesehen vom Umstand, dass D&D stark über Rassen differenziert, gibt es unzählige Menschenvölker und verschiedene Regionen. Und die Calishite werden sich bedanken mit den Chondathan, den Illuskan und anderen Barbarenvölkern in einen Topf geworfen zu werden.

Da man bei D&D aber vor allem damit das zu tun, womit bei DSA vor allem NSC beschäftigt sind, bleibt natürlich wenig Zeit daneben zu stehen und aus Langeweile seine Lokalkolorität (lustige Minderheitensprachen und bunte Trachten) zu betonen.
Titel: Re: Wieso gibt es eigentlich keine türkischen Rollenspieler?
Beitrag von: El God am 5.07.2011 | 12:00
Ein Tiefschlag zwar, aber ein Treffer.
Titel: Re: Wieso gibt es eigentlich keine türkischen Rollenspieler?
Beitrag von: Oberkampf am 5.07.2011 | 12:47
Edit rät mir, in Zukunft Threads bis zum Ende zu lesen, damit ich keinen dreimal gesagten Brei wiederhole. Naja, ich lass es mal verspoilert drin.

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*Ich finde das eher interessant zu sehen, wie andere Kulturen die eigene wahrnehmen und würde mich auch nicht dran stoßen, wenn die Deutschen als kulturlos, spröde, übermäßig strebsam, ohne Rhythmus, überkorrekt, unhöflich, etc. dargestellt werden.

Und wieder eine meiner Lieblingsempfehlungen: Spiel(t alle mehr) Warhammer  :d
Egal welche Edition, die rocken alle, und du bekommst das Imperium mit all der Liebe beschrieben, die nur echte Briten Deutschland geben können.
Titel: Re: Wieso gibt es eigentlich keine türkischen Rollenspieler?
Beitrag von: Minne am 5.07.2011 | 14:58
Zitat
Das ist doch nicht abwertend von den anderen gemeint. Es geht doch nur darum, die Mentalitäten unterschiedlicher Herkunft zuzuordnen und zu verstehen. Wo ist es denn "Bullshit-Bingo" ??

Kleiner Exkurs:

Personen allein aufgrund ihrer Herkunft bestimmte Mentalitäten zuzuordnen ist alles andere als unproblematisch, ich wäre dabei sehr zurückhaltend. In der Regel werden dabei nur rassistische und völkische Bilder reproduziert, auch wenn man dabei von "Kulturen" anstatt von "Rassen" redet. Das Konstrukt von diskreten und sich gegenüberstehenden Kulturen, die im Prinzip unveränderliche Wesenskerne haben, ist nämlich im Prinzip die Weiterführung eines rassistischen Diskurses, der den Biologismus durch den Kulturalismus ersetzt. Die Grenzen die dadurch gezogen werden in der Regel schlicht willkürlich und haben oft die Funktion Ausschluss oder Herrschaft zu legitimieren. Erklärungsmodelle wie "Kulturkreise" gehören deshalb in mein Bullshit-Bingo, und werden übrigens auch von der modernen Ethnologie nicht mehr verwendet.

Zitat
Inwiefern schlägt sich denn der christliche Sozialisationshintergrund in DSA nieder? I.d.R. sind Glaubenssysteme in Fantasysettings polytheistisch angehaucht. Mal abgesehen davon das der Religionsvergleich eh etwas hinkt, da man in der den meisten Settings die Existenz göttlicher Wesen de facto "beweisen" kann, was innerspielweltlichen Religionsdebatten einen ganz anderen Aspekt verleiht.
Es geht mir garnicht um die Religion und religiöse Inhalte im speziellen. Es geht darum, dass DSA eben ein Spiel ist, dass auf die Perspektive und die Normen der dominanten Mehrheit in Deutschland verengt ist und in dem sich Menschen die dominanten Gruppe angehören oft nur als exotisiertes Fremdbild wiederfinden. Ich hätte neben dem "christlich" und "weiss" auch "hetereosexuell" und  "männlich" hinzufügen können. Dass Menschen die Auseinandersetzung mit diesem Fremdbild vielleicht nicht als unterhaltsam empfinden dürften, da sie eben in ihrem Alltag damit konfrontiert werden und diese möglicherweise auch mit Diskriminierungserfahrungen verbunden sind, scheint mir naheliegend.

Zitat
a) Hauptsetting von DSA ist (und das wird auch durch die Dichte der Publikationen belegt) das Mittelreich und das Horasreich, also Ritter-Renaissance Setting in Mittel-/Südeuropa. Das dann die meisten anderen Kulturen nur Exoten sein können, lässt sich da wohl leider nicht verhindern.
Lenkt vom Thema ab. Dass das Setting so ist, wie es ist, ist klar. Meine These ist, dass das Setting, weil es so ist, und weil es das populärste Rollenspiel in Deutschland ist, wahrscheinlich dazu beiträgt bestimmte Menschen vom Hobby fernzuhalten.

Zitat
Kommt immer drauf an, wie sich die Deutschen mit Migrationshintergrund selber sehen. Wenn ich meine türkischstämmigen Schüler frage, dann antworten sie erstmal "Türke" oder "Kurde" und ich muss nachfragen: "Du hast doch einen Deutschen Pass, dann bist du doch Deutscher?" ehe ich eine eindeutige Aussage bekomme. Also bitte den Schuh nicht nur den Deutschen anziehen!
1. Lenkt das auch vom Thema ab, 2. ist es falsch hier sowas wie eine Gleichgewichtigkeit zu unterstellen: Die letztendliche Definitionsmacht über Zugehörigkeit und Nicht-Zugehörigkeit zum "wir" liegt bei den "Mehrheitsdeutschen".

Zitat
Wobei auch türkischstämmig noch falsch wäre, wie man sieht sind wir ja schon bei den Libanesen und Halbiranern gelandet. Orientalischer Abstammung also?
Ich habe mich an der Eingangsfrage orientiert. Warum wir von Menschen mit türkischem Migrationshintergrund zu Libanesen und Iranern gekommen sind, kann ich mir nur in der gefährlichen Vorstellung erklären, man könne von diesen ganzen "orientalischen" Ländern wie von einem homogenen Ort sprechen. Von Menschen von "Orientalischer Abstammung" zu Reden geht wohl nur, indem man die Perspektive des Orientalismus (http://en.wikipedia.org/wiki/Orientalism_%28book%29) einnimmt.
Titel: Re: Wieso gibt es eigentlich keine türkischen Rollenspieler?
Beitrag von: Minne am 5.07.2011 | 15:02
Die kulturelle Integrität meines ausgedachten Volkskörpers wird durch Überfremdung zum Einheitsbrei.  :'(
>;D
Titel: Re: Wieso gibt es eigentlich keine türkischen Rollenspieler?
Beitrag von: Ludovico am 5.07.2011 | 15:14
Meiner Erfahrung nach haben Personen aufgrund ihrer Herkunft bestimmte Menthalitäten. Die Deutschen, die ich im Ausland erlebt habe, erfüllten die über uns gängigen Klischees ebenso wie andere Völker, die ich traf. Selber merkte ich dann auch, wie deutsch ich bin.

Titel: Re: Wieso gibt es eigentlich keine türkischen Rollenspieler?
Beitrag von: Sir Markfest am 5.07.2011 | 15:16
Es geht darum, dass DSA eben ein Spiel ist, dass auf die Perspektive und die Normen der dominanten Mehrheit in Deutschland verengt ist und in dem sich Menschen die dominanten Gruppe angehören oft nur als exotisiertes Fremdbild wiederfinden. Ich hätte neben dem "christlich" und "weiss" auch "hetereosexuell" und  "männlich" hinzufügen können.

Kurzer OT Einspruch:
"Christlich" und "weiss" von mir aus, aber "hetero" und "männlich" passen nun aber gar nicht zu dem DSA seit den späten 1990er Jahren. In den Romanen war die Gleichgeschlechtlichen-Szene lange fast obligat, und im Metaplot steigt die Zahl der weiblichen Herrscherpersonen kontinuierlich an.
Titel: Re: Wieso gibt es eigentlich keine türkischen Rollenspieler?
Beitrag von: El God am 5.07.2011 | 15:17
Mal anders und bitte ohne Klischees: Wie müsste denn eurer Meinung nach ein Rollenspiel gestrickt sein, um überhaupt (um mal in Deutschland zu bleiben) türkischstämmige Spieler anzusprechen? Ich habe da nämlich gerade überhaupt keine Vorstellungen... Phantastik und Heldenklischees kennen die Türken auch, SF stelle ich mir schwierig vor - aber ich lasse mich da gern belehren.
Titel: Re: Wieso gibt es eigentlich keine türkischen Rollenspieler?
Beitrag von: Yehodan ben Dracon am 5.07.2011 | 15:23
Da gabs doch diesen türkischen Actionfilm, der so berühmt wurde...irgendwas mit Wölfen...
Titel: Re: Wieso gibt es eigentlich keine türkischen Rollenspieler?
Beitrag von: MadMalik am 5.07.2011 | 15:24
40K Deathwatch spielen; der Imperator kommt aus Anatolien, alle Primarchen sind aus seinem Genmaterial, alle Spacemarines sind mit ihren Genmaterial gespliced, daher alle zumindest teilweise Türken.  

Das große gothisch-ottomanische Imperium des 40sten Jahrtausends :gasmaskerly:
Titel: Re: Wieso gibt es eigentlich keine türkischen Rollenspieler?
Beitrag von: Jiriki am 5.07.2011 | 15:24
Ich halte diese Betrachtungsweise prinzipiell für logisch und schlüssig. Vor allem aber geht das imho von einem stark analytisch, ins wissenschaftliche übergreifendem Blickwinkel aus.
Die Auseinandersetzung mit normierten Verhältnissen, die dem "typisch deutschen" vertraut erscheinen, setzt ja voraus, dass die soziale Ebene auch eine Bedeutung hat. Das gilt wohl nicht für alle Spielstile.
Oder anders ausgedrückt: Zahlreiche Computerspiele bewegen sich ja auf einem ähnlichem Settingboden, nur das der kaum bis wenig Bedeutung bekommt. Und die erfreuen sich wohl einer größeren Verbreitung, auch bei bspw. Türken. (Ich entziehe mich mal der Debatte hinsichtlich eines politischen korrekten verallgemeinernden Namen derer, die im OT gemeint sind. Verallgemeinerung sind selten PC.)

Und um auf die Eingangsfrage zurückzukommen: Es lassen sich sicherlich patriarchale, eurozentrierte, ..., Strukturen finden und aufdecken - aber ich kann mir nur schwer vorstellen, das das eine allzu repräsentative Erklärung darstellt dafür, das man kein Interesse an Rollenspielen hegt.
Titel: Re: Wieso gibt es eigentlich keine türkischen Rollenspieler?
Beitrag von: Minne am 5.07.2011 | 15:29
Zitat
Kurzer OT Einspruch:
"Christlich" und "weiss" von mir aus, aber "hetero" und "männlich" passen nun aber gar nicht zu dem DSA seit den späten 1990er Jahren. In den Romanen war die Gleichgeschlechtlichen-Szene lange fast obligat, und im Metaplot steigt die Zahl der weiblichen Herrscherpersonen kontinuierlich an.
Kann gut sein, ich bin kein DSA Spezialist, spiele es seit Jahren nicht mehr und habe auch noch nie einen DSA Roman gelesen. Ich habe was das Thema Sexualität betrifft da nur Illustrationen aus altem DSA Material in Erinnerung.

Edit: Ich habe noch nie ein Volk getroffen.
Titel: Re: Wieso gibt es eigentlich keine türkischen Rollenspieler?
Beitrag von: 8t88 am 5.07.2011 | 15:33
OT:
Zitat
In den Romanen war die Gleichgeschlechtlichen-Szene lange fast obligat, und im Metaplot steigt die Zahl der weiblichen Herrscherpersonen kontinuierlich an.
An ersterem ist Lena Falkenhagen schuld... sonst gabs das irgendwie nirgends.
Letzteres hat auch mit einigen Frauen in der Redaktion zu tun.
Bei unseren aktuelleren DSA-Runden begann jedenfalls das große Frauensterben, als wir Aventurien für unsere Spielrunden vorbereitet haben.
Titel: Re: Wieso gibt es eigentlich keine türkischen Rollenspieler?
Beitrag von: Sashael am 5.07.2011 | 18:09
Und um auf die Eingangsfrage zurückzukommen: Es lassen sich sicherlich patriarchale, eurozentrierte, ..., Strukturen finden und aufdecken - aber ich kann mir nur schwer vorstellen, das das eine allzu repräsentative Erklärung darstellt dafür, das man kein Interesse an Rollenspielen hegt.
Ein Deutsch-Türke, den ich im Urlaub in der Türkei kennengelernt habe, hat mir mal erklärt, warum umfangreiche und komplexe Computerspiele nix für Türken sind.
"Wir Türken, wir wollen sofort irgendwo draufballern. Ran, einschalten und ab geht die Post. Wenn wir da erst mal hundert Seiten Text lesen müssen oder Armeen aufbauen oder sowas, dann vergeht uns halt schnell die Lust. Wir brauchen die Action!"
Der Mann war ansonsten sehr intelligent, offen und gebildet. Er entsprach dem "Klischee-Türken" höchstens in seiner Begeisterung fürs Fitness-Studio. (;))
Also abschreckende Sozialstrukturen waren bei ihm (und anscheinend auch seinem Bekanntenkreis) nicht der auslösende Faktor für das fehlende Interesse an Rollenspielen.

Das mit den hundert Seiten Text ist aber auch für Deutsche oft ein Hindernis. Dass man für den Spass am Tisch theoretisch nicht eine einzige Seite Regelwerk gelesen haben muss, wird schon nicht mehr wahrgenommen. Die meisten sehen nur eine "Spielanleitung", die dicker ist als die von Siedler von Catan und treten mental sofort den Rückzug an.
Titel: Re: Wieso gibt es eigentlich keine türkischen Rollenspieler?
Beitrag von: Malachit am 5.07.2011 | 18:48
Kleiner Exkurs:

Personen allein aufgrund ihrer Herkunft bestimmte Mentalitäten zuzuordnen ist alles andere als unproblematisch, ich wäre dabei sehr zurückhaltend. In der Regel werden dabei nur rassistische und völkische Bilder reproduziert, auch wenn man dabei von "Kulturen" anstatt von "Rassen" redet. Das Konstrukt von diskreten und sich gegenüberstehenden Kulturen, die im Prinzip unveränderliche Wesenskerne haben, ist nämlich im Prinzip die Weiterführung eines rassistischen Diskurses, der den Biologismus durch den Kulturalismus ersetzt. Die Grenzen die dadurch gezogen werden in der Regel schlicht willkürlich und haben oft die Funktion Ausschluss oder Herrschaft zu legitimieren. Erklärungsmodelle wie "Kulturkreise" gehören deshalb in mein Bullshit-Bingo, und werden übrigens auch von der modernen Ethnologie nicht mehr verwendet.

Und wie benenne ich jetzt bestimmte Phänomene, die ich nur in bestimmten Kulturen sehe und in anderen nicht? Was ist die Alternative?
Titel: Re: Wieso gibt es eigentlich keine türkischen Rollenspieler?
Beitrag von: Auribiel am 5.07.2011 | 20:54
@Auribiel
Sicher, dass du schon mal auf den FR gespielt hast?

Jupp, habe ich, ist aber schon lange her und konnte mich leider nicht sonderlich begeistern.

Zitat
Da man bei D&D aber vor allem damit das zu tun, womit bei DSA vor allem NSC beschäftigt sind, bleibt natürlich wenig Zeit daneben zu stehen und aus Langeweile seine Lokalkolorität (lustige Minderheitensprachen und bunte Trachten) zu betonen

Nein, dafür betont man lieber den Umfang und Länge der Waffen und die Angriffskraft oder noch interessanter das Xte Monsterhandbuch. Daher nicht mein Lieblingsrollenspiel, ebenso wie DSA wohl nicht dein Lieblingsrollenspiel ist. Weil, man stelle sich vor, wir wohl unterschiedliche Vorlieben haben. ;)


Ach, typische DSA Fanboys. Neulich hat jemand versucht mir zu erzählen DSA hat das Point Buy erfunden.

Absoluter Quatsch, der gute ist wohl erst mit DSA4 eingestiegen?
Und das man mich (?) als DSA-Fanboy bezeichnet muss ich mir rot im Kalender anstreichen, im DSA-Chan beschimpft man mich immer als böse Lästerkritikerin und empfiehlt mir, kein DSA mehr zu spielen. So können sich die Empfindungen unterscheiden. ;)


Und wieder eine meiner Lieblingsempfehlungen: Spiel(t alle mehr) Warhammer  :d
Egal welche Edition, die rocken alle, und du bekommst das Imperium mit all der Liebe beschrieben, die nur echte Briten Deutschland geben können.

Wenn ich über jemanden mal die Bücher ausleihen kann, dann schau ich es mir gerne an. Soweit ich mich erinnere wird bei 7te See auch ein recht klischeehaftes Bild über das historische zerstrittene Mitteleuropa (bzw. Deutschland) gezeichnet. Fand ich sehr interessant. ^^
Noch besser bei Asterix und Obelix und die... Goten? Hab mich sehr amüsiert! :)
Mir sind Leute unsympathisch, die nicht über die eigene klischeehafte Darstellung lachen können. So sind es gerade meine italienischen/österreichischen Verwandten die mir in Witzen immer wieder das klischeehafte Bild von Italienern/Österreichern vor Augen führen:

Was steht hinter der Fahrerkabine italienischer Busse? -
(Klicke zum Anzeigen/Verstecken)
Was ist der Unterschied zwischen einem Österreicher und einem Terroristen in Deutschland? -
(Klicke zum Anzeigen/Verstecken)

Lenkt vom Thema ab. Dass das Setting so ist, wie es ist, ist klar. Meine These ist, dass das Setting, weil es so ist, und weil es das populärste Rollenspiel in Deutschland ist, wahrscheinlich dazu beiträgt bestimmte Menschen vom Hobby fernzuhalten.

Das auch die Mitteleuropäer nur klischeehaft (und nicht unbedingt im positiven Sinne) dargestellt werden ist also unerheblich...

Zitat
1. Lenkt das auch vom Thema ab, 2. ist es falsch hier sowas wie eine Gleichgewichtigkeit zu unterstellen: Die letztendliche Definitionsmacht über Zugehörigkeit und Nicht-Zugehörigkeit zum "wir" liegt bei den "Mehrheitsdeutschen".

Sehe ich einfach anders als du, aber unterschiedliche Sichtweisen sind ja wohl hoffentlich kein Problem.


Zitat
Ich habe mich an der Eingangsfrage orientiert. Warum wir von Menschen mit türkischem Migrationshintergrund zu Libanesen und Iranern gekommen sind, kann ich mir nur in der gefährlichen Vorstellung erklären, man könne von diesen ganzen "orientalischen" Ländern wie von einem homogenen Ort sprechen. Von Menschen von "Orientalischer Abstammung" zu Reden geht wohl nur, indem man die Perspektive des Orientalismus (http://en.wikipedia.org/wiki/Orientalism_%28book%29) einnimmt.

Nette Unterstellung. Aber so einfach kannst du es dir auch nicht machen. Es gibt in gewissem Rahmen eine politische und religiöse Übereinstimmung der meisten orientalischen (als Ort) Völker. Ob man das nun Mentalität nennen will, keine Ahnung, aber es unterscheidet sich doch z.T. erheblich von den religiösen und politischen Einstellungen der Westeuropäer. Das mag nicht für einzelne Individuen oder Teilgruppen der Bevölkerung gelten, aber es lassen sich doch gewisse Tendenzen erkennen.
Jedenfalls haben die Kurden, Türken und Libanesen die ich kennen lernen durfte eine deutlich andere politische, religiöse und tw. auch einfache Lebens-Einstellung gehabt, als selbst sehr orthodoxe Serben, Spanier oder Italiener.
Titel: Re: Wieso gibt es eigentlich keine türkischen Rollenspieler?
Beitrag von: Bad Horse am 5.07.2011 | 21:19
Leute, es wäre nett, wenn ihr ein bißchen disziplinierter beim Thema bleiben könntet. Ich kann in diesem Thread die OT-Debatten nicht auslagern, weil das bei einigen Posts, die dann doch wieder zum Thema passen, sinnentstellend werden würde - ganz zu schweigen von den Neu-Threads.

Ich kenne auch keine türkischstämmigen Rollenspieler. Wir haben in meinem weiteren Bekanntenkreis einen Kroaten, einen Halbfinnen, eine Halbitalienerin, einen Halbösterreicher und etliche Schwaben, aber das war´s auch schon.

@Minne: Es gibt nun mal Leute, die sich selbst als "Türken" sehen, auch wenn sie in Deutschland wohnen oder hier geboren sind, und sich (vielleicht nicht nur, aber auch) über dieses Türkischsein definieren. Das ist nun mal eine signifikante Minderheit von Personen in unserem Land (ich glaube sogar, die größte), und die Frage, warum es da so wenige Rollenspieler drunter gibt, ist mindestens legitim - ich muss sagen, ich habe mich auch schon darüber gewundert.
Titel: Re: Wieso gibt es eigentlich keine türkischen Rollenspieler?
Beitrag von: Deltacow am 5.07.2011 | 21:22
Als eher linkspolitisch denkender Mensch der Zeit seines Lebens zu etwa gleichen Teilen in einem klassischen Gemeindebau (eine Wohnung die von der Stadt Wien zur Verfügung gestellt wird), einem Genossenschaftsappartement (das einer recht hohen Anzahlung bedurfte um danach geminderte Miete zu zahlen) und einem Einfamilienhaus in einer Großstadt wohnt/e habe ich jedwede Nachbarschaften von klassisch "arm" bis übelst "reich" bereits neben und um mich wohnen gehabt und gerade in meinen jüngeren Jahren natürlich auch Umgang mit dem jeweiligen Nachwuchs gepflegt.

Und da Wien einen sehr großen Ausländer-Anteil hat, wobei ich da eben der Großteil neben Türken aus dem früheren Jugoslawien stammt, ist mir über die Jahre nur eines aufgefallen: Es gab kaum ein kulturelles Zusammentreffen das sich schwieriger gestaltete, als das mit Mitbürgern türkischen Migrationshintergrunds.

Und obwohl ich zumeist annehme ein sehr toleranter Mensch, darf man mir meine Worte nun nicht zuwider legen, wenn ich zumindest was mein Erfahrungsumfeld betrifft feststelle: Mir ist auf Wien bezogen vollkommen klar warum es keine türkischen Rollenspieler gibt.

"Die" (bitte nicht wertend verstehen) haben eine - auch wenn hier geboren - vollkommen andere Kultur und brachialst andere Entwicklung. Viele klassische Dinge wie Matchbox-Autos oder Star Wars geht an so manchem vollkommen vorbei. Außerdem herrscht in Wien eine starke Rudelmentalität. Kommst Du aus einem Kulturkreis und in Verbindung damit vielleicht noch aus einem davon besiedelten Gebiet in Wien - hast Du meiner Meinung nach schon gar nicht die Chance anders zu entwickeln als der "Generic-Standard-Türke" (insert jedwede andere Kultur, Herkunft, whatever - bitte nicht an den Termini aufhängen).

Abschließend frage ich mich allerdings bis heute wie's der klischeehaft "krantige" Wiener es eigentl. geschafft hat eine RP-Community zu etablieren ;-)

lG
Titel: Re: Wieso gibt es eigentlich keine türkischen Rollenspieler?
Beitrag von: mattenwilly am 5.07.2011 | 21:58
Okay also ich mach jetzt mal die Ausnahme:

+ Ich kenne mindestens ZWEI Türkische Rollenspieler

Einen in meinem Heimatort, der Spielt sogar dieses komische deutsche Ding das ich nie anfassen werde (Er sagt immer Das Spielen Alle) und einen an meinem jetzigen Wohnort der eigentlich nur vernünftige Sachen spielt (StarWars o.ä)

Und auch noch ein paar mehr Spieler mit (teilweise) nicht-Deutschem Hintergrund

+ 1.5 Holländer
+ Zwei aus der DDR
+ Einen aus Brasilien
+ Zwei Kroaten
+ Und zwei BAOR Soldaten aus ner Twilight:2000 Runde während eines Reforger
+ Einen Russland-Deutschen

Und das sind jetzt die, die ich zuordnen kann. Diverse "Ausländer" erkennt man ja nicht da voll integriert und z.T. auch mit deutschem Vornamen (Einer meiner türkischen Mitschüler heisst z.B. Jan)

Das könnte auch das "Problem" sein - die Ausländer die in einer typischen Runde mitspielen sind idR. so integriert, das man es gar nicht mehr mitbekommt. Wie einer meiner Arbeitskollegen mit Name "Koslowski". Hab mir nie was gedacht, ihn für einen der Kohle-Polen aus dem 18./19. Jahrhundert gehalten. Falsch - der Mann IST Pole und arbeitet in D als Ingenieur. Spricht perfekt deutsch (Besser als unser seit 20 Jahren in D lebender Nörgel-Iwan), den erkennst du nicht mehr als "Ausländer"
Titel: Re: Wieso gibt es eigentlich keine türkischen Rollenspieler?
Beitrag von: Scimi am 5.07.2011 | 22:15
Bei Zahlen über türkischstämmige Deutsche oder Deutschtürken bekomme ich immer etwas zwischen 1,5 und 3 Millionen heraus. Selbst bei der höchsten Zahl sind das weniger als 4%. Selbst wenn die Rollenspielszene die deutsche Gesamtbevölkerung darstellen würde, wäre vielleicht allerhöchstens jeder 26. Rollenspieler türkischstämmig.
Dazu kommt, dass die türkischstämmigen Migranten im Vergleich zu anderen Gruppen schlecht in die Gesellschaft integriert sind und dass es bei ihnen große Probleme mit Bildungsmangel und Arbeitslosigkeit gibt. Ohne das jetzt im Einzelnen auswerten zu wollen, wird das in jedem Fall den Kontakt zum Hobby erschweren und für viele Menschen aus der Gruppe liegt die Priorität für eine teure, zeitraubende Freizeitbeschäftigung, die nur der Unterhaltung dient, wahrscheinlich sehr niedrig.

Wenn man sich jetzt spaßeshalber einmal vorstellt, dass das alles dazu führt, dass jeder fünfzigste Rollenspieler "Türke" ist, dann kann man wahrscheinlich ziemlich lange Rollenspiel machen, ohne je einem zu begegnen.

Ich würde daraus nicht schließen, dass irgendwas Türken vom Rollenspiel abhält, trotz aller Medienpräsenz gibt es einfach wenige von denen und noch weniger, die eine gute Voraussetzung haben, um ins Hobby zu kommen.
Titel: Re: Wieso gibt es eigentlich keine türkischen Rollenspieler?
Beitrag von: Sashael am 5.07.2011 | 22:46
Und auch noch ein paar mehr Spieler mit (teilweise) nicht-Deutschem Hintergrund

+ 1.5 Holländer
+ Zwei aus der DDR
...
Da würde mich jetzt echt mal interessieren, warum du die mit aufführst.
Titel: Re: Wieso gibt es eigentlich keine türkischen Rollenspieler?
Beitrag von: Bad Horse am 5.07.2011 | 23:02
Vielleicht, weil ich schon die Schwaben aufgeführt hatte...  ;)
Titel: Re: Wieso gibt es eigentlich keine türkischen Rollenspieler?
Beitrag von: Maarzan am 6.07.2011 | 06:23
Mangel an Internationalität ansonst hatten wir bisher nicht, Südamerikaindio, Schwarzafrikaner, Ostasiaten, ein paar Mittel-, und Süd- und ein Haufen Osteuropäer.
Aber die kurzen Episioden mit erkennbaren Moslems sind alle in Gewaltdrohungen in Bezug auf "Anstößigkeiten" des Settings geendet.
Titel: Re: Wieso gibt es eigentlich keine türkischen Rollenspieler?
Beitrag von: Jed Clayton am 6.07.2011 | 13:26
Mangel an Internationalität ansonst hatten wir bisher nicht, Südamerikaindio, Schwarzafrikaner, Ostasiaten, ein paar Mittel-, und Süd- und ein Haufen Osteuropäer.

Stark! So würde das in meiner Wunschvorstellung auch aussehen. Wo genau spielst du denn? Bei den United Nations of Roleplaying?

Zitat
Aber die kurzen Episoden mit erkennbaren Moslems sind alle in Gewaltdrohungen in Bezug auf "Anstößigkeiten" des Settings geendet.

Ich hatte noch nie solche Episoden, da ja solche deutlich erkennbaren frommen Muslime (aus Moscheevereinen, aus dem türkischen Stadtviertel usw.) sich gar nicht erst zu unseren Vereinstreffs und Spieleveranstaltungen begeben. Und ich hatte bislang auch noch nicht angeregt, dass wir Experten vom Spieleverein als "Missionare" durch die Immigrantenviertel ziehen und Rollenspielbroschüren und Würfel in der Fußgängerzone verteilen. ;)

@Auribiel:
Zitat
Da ein Mitspieler unserer Runde beruflich zwei Jahre in Indien war, dachte ich, ich frage ihn mal, wie es da denn mit (potentiellem) Interesse an RPGs steht. Seine Aussage war sehr ernüchternd: Dort hat man andere (weltlichere) Probleme, als das man sich den Luxus des RPGs leisten könnte. Selbst bei den hochgebildeten und reicheren Schichten steht so etwas wie ein so zeitumfassendes Spiel deutlich hinter Grundversorgung, Beruf, Familiengründung etc. zurück.

Das ist auch wieder schade. Noch nicht mal die wohlhabende Schicht spielt dort ein bisschen Geek-Zeug? Das würde ich so gern ändern. Ich stelle mir Spiele wie Pathfinder, Mutants and Masterminds und andere auf Marathi ganz toll vor. Dann würde auch das Schriftbild sehr stylisch aussehen.

Das wäre noch so ein Traum von mir: Rollenspiele auf Marathi. :)
Titel: Re: Wieso gibt es eigentlich keine türkischen Rollenspieler?
Beitrag von: Maarzan am 6.07.2011 | 16:25
Das waren Spieletreffen an der lokalen VHS bzw. in einem Jugendzentrum, zeitweise über einen Spieleclub organisiert, aber eben grundlegend offen für jeden, der hinkam und immer wieder auch mit Laufkundschaft versehen, bzw. weil Leute Mitspieler suchten haben sie sich die zum Teil auch "vor der Tür weggefangen".

Entsprechend gab es eine sehr bunte und häufigst wechselnde Zusammensetzung der Besetzung.


Bezgl. Auslandsspieler: In China gibt es zumindest genügend Sammelkartenspieler. Ansonsten hat aber wohl WoW das Rollenspielerpotential abgegriffen. PnP ist nicht bekannt.
Titel: Re: Wieso gibt es eigentlich keine türkischen Rollenspieler?
Beitrag von: Space Pirate Hondo am 6.07.2011 | 16:42
Ich kenn zwar keinen türkischstämmigen Rollenspieler, aber einen Pro-Gamer (Counter Strike usw.). Der sieht aber überhaupt wie ein Türke aus, da er als Kellerkind auch nicht viel Sonne gesehen hat. Das einzige was wirklich seine Herkunft verrät, ist sein Name.

Wobei ich auch gemerkt habe, dass die richtigen Nerd/Geek-Rollenspieler sich nicht großartig um die Religionszugehörigkeit auf ihrer Lohnsteuerkarte oder die Kultur der Nicht-Nerds/Geeks scheren. Dadurch stört sie es kaum, wenn in einem Setting eine echte Gottheit oder gleich das ganze Patheon verunglimpft werden.
Titel: Re: Wieso gibt es eigentlich keine türkischen Rollenspieler?
Beitrag von: Das Grauen am 7.07.2011 | 11:40
Einen türkischen Rollenspieler kenne ich soweit auch nicht. Das liegt denke ich wirklich meist an der strengen Glaubenserziehung. Mit polnischen oder kroatischen Spielern hatte ich auch schon öfters Runden, obwohl diese auch eine ähnliche christlich-konservative Erziehung hatten, wie ich. Bei mir in der Familie steht meine Mutter dem Rollenspiel an sich auch sehr kritisch gegenüber - sogar heute, einige Diskussionen später, noch.
Titel: Re: Wieso gibt es eigentlich keine türkischen Rollenspieler?
Beitrag von: mattenwilly am 7.07.2011 | 12:06
Einen türkischen Rollenspieler kenne ich soweit auch nicht. Das liegt denke ich wirklich meist an der strengen Glaubenserziehung. Mit polnischen oder kroatischen Spielern hatte ich auch schon öfters Runden, obwohl diese auch eine ähnliche christlich-konservative Erziehung hatten, wie ich. Bei mir in der Familie steht meine Mutter dem Rollenspiel an sich auch sehr kritisch gegenüber - sogar heute, einige Diskussionen später, noch.

Türke != Türke. Mach dir mal den Spass nach 3-4 Bier mit einem "europäischen Türken" über die Anatolier oder Kurden zu sprechen. Da kommen z.T. Sprüche die einen Skinhead erblassen lassen.

Dazu kommt das gerade Anhänger des Kemalismus (und die kommen dann oft aus dem "europäischen teil") oft sehr weltlich sind. Die erkennt man nur oft nicht als "Türken" da sie voll integriert sind.
Titel: Re: Wieso gibt es eigentlich keine türkischen Rollenspieler?
Beitrag von: Das Grauen am 7.07.2011 | 16:30
Türke != Türke. Mach dir mal den Spass nach 3-4 Bier mit einem "europäischen Türken" über die Anatolier oder Kurden zu sprechen. Da kommen z.T. Sprüche die einen Skinhead erblassen lassen.
Das glaube ich gerne. Mit Türke meinte ich natürlich Deutsch-Türken, kam vielleicht nicht so deutlich rüber.
Titel: Re: Wieso gibt es eigentlich keine türkischen Rollenspieler?
Beitrag von: Auribiel am 7.07.2011 | 16:39
@Auribiel:
Das ist auch wieder schade. Noch nicht mal die wohlhabende Schicht spielt dort ein bisschen Geek-Zeug?

Das war auch meine Frage: Die gut ausgebildeten Inder (vorurteilsbehaftet meinerseits: gerade in der Informatikbranche) würden doch genau die von uns erwartete Zielgruppe für Rollenspiele erfüllen.

Mein Mitspieler der in Indien war hat mir den Zahn dann sehr schnell gezogen: Meist haben die Familien dieser gutausgebildeten und verhältnismäßig reichen Inder alles für sie und ihre Ausbildung geopfert. Sie sind quasi die erste Generation, die ein wenig Reichtum und Erfolg hat. Da verbringt man die Freizeit nicht mit geekigem Rollenspiel, sondern ist damit bemüht die Erwartungen der Familie zu erfüllen und "zurückzuzahlen" was diese für einen geopfert haben.

Vielleicht ja in ein oder zwei Generationen...


[Ironie]Laut seiner Aussage sind die Inder auch extrem unselbständig (da massiv so vom Elternhaus erzogen) und seine Untergebenen ließen sich jede noch so kleine Entscheidung nochmal von ihm bestätigen und absegnen, daher:
Also wenn die Inder mal anfangen mit dem Rollenspiel, müssen wir ganz dringend DSA auf Englisch übersetzen! :P [/Ironie]
Titel: Re: Wieso gibt es eigentlich keine türkischen Rollenspieler?
Beitrag von: Tigerbunny am 7.07.2011 | 16:43
Mein Mitspieler der in Indien war hat mir den Zahn dann sehr schnell gezogen: Meist haben die Familien dieser gutausgebildeten und verhältnismäßig reichen Inder alles für sie und ihre Ausbildung geopfert. Sie sind quasi die erste Generation, die ein wenig Reichtum und Erfolg hat. Da verbringt man die Freizeit nicht mit geekigem Rollenspiel, sondern ist damit bemüht die Erwartungen der Familie zu erfüllen und "zurückzuzahlen" was diese für einen geopfert haben.

Das ist übrigens bei den Orientalen hier ganz ähnlich: Viele kommen vom Land und die Familie hat viel investiert, um hier einen guten Start zu ermöglichen. Und die Reste dieser "Familienschulden" erstrecken sich häufig in die dritte oder vierte Generation also die "Integrierten".
Titel: Re: Wieso gibt es eigentlich keine türkischen Rollenspieler?
Beitrag von: גליטצער am 7.07.2011 | 16:44
Das glaube ich gerne. Mit Türke meinte ich natürlich Deutsch-Türken, kam vielleicht nicht so deutlich rüber.
Ja, nur wat is denn dat nu für einer? Mein Lieblingsdönerimbiss gehört z.B. einem deutschen Kurden. Die "Deutschtürken" sind halt leider bei weitem nicht so homogen, wie sie durch die Medien dargestellt werden.
Titel: Re: Wieso gibt es eigentlich keine türkischen Rollenspieler?
Beitrag von: Auribiel am 7.07.2011 | 17:27
In der Tat ein Problem.

Könnte ev. daran liegen, dass wir als (West-)Europäer die orientalischen Dialekte nicht sauber zuordnen können. Bei (West-)Europäern habe ich damit kein Problem zu sagen, woher jemand/dessen Familie stammt. Ob jemand nun Russland-Deutscher, in Deutschland lebender Pole oder gar Ungar ist - da hätte ich auch Differenzierungsprobleme... ebenso wie ich nicht sagen kann, ob jemandes Vorfahren Türken, Kurden, Iraker oder Libanesen waren.

Titel: Re: Wieso gibt es eigentlich keine türkischen Rollenspieler?
Beitrag von: Scimi am 7.07.2011 | 17:36
Objektiv kann man es nur an der Staatsbürgerschaft oder am Heimatland der Person oder ihrer Eltern und Großeltern festmachen. Wie sich das für den kulturellen Hintergrund, das Selbstverständnis und die äußere Wirkung der Person auswirkt, kann man nur von Fall zu Fall sehen, in der großen Masse ist das nicht abzugrenzen.
Titel: Re: Wieso gibt es eigentlich keine türkischen Rollenspieler?
Beitrag von: Jed Clayton am 8.07.2011 | 01:39
Mein Mitspieler der in Indien war hat mir den Zahn dann sehr schnell gezogen: Meist haben die Familien dieser gutausgebildeten und verhältnismäßig reichen Inder alles für sie und ihre Ausbildung geopfert. Sie sind quasi die erste Generation, die ein wenig Reichtum und Erfolg hat. Da verbringt man die Freizeit nicht mit geekigem Rollenspiel, sondern ist damit bemüht die Erwartungen der Familie zu erfüllen und "zurückzuzahlen" was diese für einen geopfert haben.

Vielleicht ja in ein oder zwei Generationen...

Ach ja. Bis dahin haben wir als Vorreiter dafür immerhin die Figur des Dr. Rajesh Koothrappali ... ihr wisst schon, das ist der nette braune Mann hier (http://www.youtube.com/watch?v=PsDGbhpwJ94). ;D

Zitat
[Ironie]Laut seiner Aussage sind die Inder auch extrem unselbständig (da massiv so vom Elternhaus erzogen) und seine Untergebenen ließen sich jede noch so kleine Entscheidung nochmal von ihm bestätigen und absegnen, daher:
Also wenn die Inder mal anfangen mit dem Rollenspiel, müssen wir ganz dringend DSA auf Englisch übersetzen! :P [/Ironie]

[Ironie]Vielleicht schon, ja... DSA ist ja so cool und für alle geeignet.[/Ironie]
Titel: Re: Wieso gibt es eigentlich keine türkischen Rollenspieler?
Beitrag von: Callisto am 8.07.2011 | 02:54
Und wie benenne ich jetzt bestimmte Phänomene, die ich nur in bestimmten Kulturen sehe und in anderen nicht? Was ist die Alternative?
Vorurteile?

Anyway. Meine erste Rollenspielerfahrung wurde von einem Türken gespielleitet. Es war systemlos und weird, aber spaßig. Und er ist gläubiger Moslem. Als ich dann viel später eine Gruppe gefunden hatte, hat er nur einmal mitgespielt. DSA lag ihm nicht so, an SR wäre er eher interessiert gewesen. Aber das wollte ja die damalige Gruppe nicht spielen. Heute ist der Kontakt mit ihm abgebrochen, aber kurz zu seinem Hintergrund: Er ist in Deutschland geboren und aufgewachsen, seine Eltern sind nach D emigriert, er besuchte damals relativ regelmäßig die Moschee, er hatte viele türkische Bekannte (eben aus der Moschee), aber sein Freundeskreis bestand sonst aus eher aus Deutschen, wohl weil er nicht im türkischen "Ghetto" vor ort aufgewachsen ist, die meisten Nachbarkinder waren nun mal deutsch oder stammten von nicht-orientalischen Minderheiten ab. Achja, der Grund warum er nicht tiefer in die RPG-Materie eingestiegen ist, damals, lag meines Erachtens daran, dass ihm die Leute nicht so lagen. Die waren, abgesehen von mir, deutsch bis ins Mark.

Ich meine es gibt genügend gläubige Moslems die genauso gläubig sind wie der durchschnittlische gläubige deutsche Christ, also so gläubig das sie mit dem "Fantasieglauben" genauso umgehen.

Ein Arbeitskollege, 46, zwar kein Rollenspieler aber durchaus aufgeschlossen, ich bin recht sicher, wenn er Zeit hätte und ich eine gescheite Gruppe anzubieten, würde er es mal ausprobieren. Er ist in der Türkei geboren aber hier aufgewachsen.

Anderer Arbeitskollege, Anfang 20, ist ebenfalls Rollenspieler. Er hat zwar selten Zeit dazu, hat mich aber neulich trotzdem gefragt, ob ich nicht in einer Runde mitmachen möchte. (War mir zu weit weg und ich erschauderte beim Gedanken an eine Anfängerrunde ["Um Regeln musst du dir keine Gedanken machen, ist eine Anfängerrunde" kinda settles my case] ) In Deutschland geboren und aufgewachsen, aber türkische Eltern.

Wenn ich so näher überlege, 40 % meiner türkischstämmigen Arbeitskollegen wären oder sind RPG-aufgeschlossen. Das sind mehr als meine nicht-türkischstämmigen Arbeitskollegen.

Dazu möchte ich erwähnen das die drei türkischstämmigen RPG-interests auch große Film- und/oder Seriennerds sind.

Ich sehe einfach nicht, dass es keine geben würde. Mustafa kommt wahrscheinlich öfters zum Spielen als ich, vllt sollte ich ihn mal fragen welcher Ethnie seine Mitspieler angehören.