Tanelorn.net

Medien & Phantastik => Sehen, Lesen, Hören => Sehen => Thema gestartet von: Jiba am 13.03.2012 | 13:02

Titel: Megalith
Beitrag von: Jiba am 13.03.2012 | 13:02
Okay, wie ein paar Leuten auf dem GROSSEN versprochen, will ich mal meine Eindrücke zu "Megalith" posten. Ich habe den Film auf dem Treffen irgendwann morgens gesehen - hatte ihn selbst ein paar Tage vorher vom Grabbeltisch mitgenommen (war so eine 3 für 1-Aktion in meiner Videothek). Und für's Treffen schien der mir auch richtig zu sein, da wird ja in Nerdzimmer ständig so ein Scheiß geguckt.  ;D

Also, worum geht's.

"Megalith" ist ein SciFi-Horror-Film von 1978, also direkt aus dem Goldenen Zeitalter der B-Movie-(S)Exploitation. Und das merkt man dem Film an. Regie führte ein portugiesischer Regisseur namens João Caridade – hab vorher noch nie was von dem gehört, aber ich kenne mich mit Science Fiction-B-Movies auch nicht so aus. Ein paar von den Schauspielern kamen mir bekannt vor, aber wirklich gekannt habe ich nur Gardner McKay und den auch nur vom Sehen. Das Ganze war wohl auch eher so eine Direct-on-VHS-Geschichte mit ganz wenigen Vorstellungen in ausgewählten Kinos, oder so. Merkt man dem Film auch an.

Aber zur Story: Der Klappentext auf der DVD-Hülle sagt eigentlich schon eine Menge über die Story aus, also zitiere ich das einfach mal...

Zitat
Im Jahre 2999 ist die Menschheit vollständig von computergesteuerten Systemen abhängig, deren Quantentechnik auf dem seltsamen Mineral "Megalit" basiert. Auf einer weit entfernten Minenkolonie wird bereits seit Jahren "Megalit" abgebaut. Doch dann müssen die unerschrockenen Minenarbeiter und deren Familien feststellen, dass sie nicht alleine sind – irgendwas wurde aufgeschreckt und dieses Etwas ist sehr verärgert...
Hat diese Intelligenz etwas mit dem "Megalit" zu tun?
Ist man dem Kampf gegen die unsichtbare Gefahr gewachsen?
Und wo bleibt das verdammte Versorgungsschiff?

Wer die Informationen hier für dürftig hält, den wird es wenig freuen, dass man nach den 87 Minuten, die der Film dauert, immer noch nicht viel schlauer ist. Aber für die, die den Film nicht mehr sehen wollen, hier ein kleiner Spoiler: Effektiv baut sich das Ganze als schnöde Survival-Horror-Kiste auf. Das Megalit ist ein Kristallerz, das aus dem Inneren des Asteroiden gewonnen wird und dass irgendwann am Anfang des Films plötzlich intelligent wird, kontrolliert wachsen kann und die elektromagnetischen Ströme in der Atmosphäre lenkt. Warum das so ist und wieso ein Mineral plötzlich wachsen und sich bewegen kann: Keine Ahnung! Ach ja, das Zeug kann auch hochfrequente Geräusche erzeugen und Maschinen kontrollieren und sogar die Gehirne von Menschen infizieren, die dann wie willenlose Zombies seine Befehle ausführen.

Im Laufe des Films geht es dann um eine Gruppe von Leuten, die herausfinden, was es mit den seltsamen Todesfällen in der Mine so auf sich hat. Dabei sind die Ärztin Megan MacIntyre (so hieß die, glaub ich, gespielt von Jill Banner) und ein Sicherheitssoldat, dessen Namen ich nicht mehr weiß (McKay) irgendwie die Hauptpersonen (mein heimlicher Favorit ist aber der Radiomoderator, der zu allem seinen Senf dazu geben muss, war aber mehr ein Sidekick ;) ). Die Handlung ist so krude, dass ich es kaum mehr zusammenkrieg: Also nach einem "Unfall" eines Minenarbeiters fangen die Kristalle an zu wuchern und übernehmen langsam die ganze Station. Die kleine überlebende Gruppe um Jane und den Soldaten wird mit der Zeit immer kleiner (Rob, der Techniker wird von dem Megalit gehirngewaschen und der Wissenschaftler, den die dabei haben, dreht völlig ab und versucht ohne Rücksicht auf Verluste als Einziger das Shuttle zur Erde zu erreichen (und das macht er ziemlich unmotiviert). Die Special-Effects sind für die Zeit, in der der Film entstanden ist und bei dem knappen Budget gar nicht so schlecht, aber dem Megalith merkt man den "Glasfaser mit Neon-LEDs"-Look leider an einigen Stellen an. Sonst ist das Ganze reichlich Ramba-Zamba mit Explosionen und blutigen Toden – da muss ich besonders die Assistentin des Wissenschaftlers (sorry, dass ich die Namen nicht mehr zusammenkrieg: hab den Film verliehen und Wiki hat anscheinend keinen Eintrag dazu) erwähnen, der in der radioaktiven Laborkammer der Kopf explodiert... Umso banaler ist dann schließlich die Auflösung...

(Klicke zum Anzeigen/Verstecken)

Jetzt werden sich sicher ein paar Leute fragen, warum ich euch mit so einem käsigen Film eure wertvolle Zeit stehle: Naja, trotz der Tatsache, dass der Film insgesamt finsterster Trash war, mit hölzernen Darstellern und miesen Dialogen und gerade mal annehmbaren Horror, hatte ich doch richtig Spaß daran. Ich kann mir auch nicht helfen: Der Film wäre sicher besser gewesen, wenn der Fokus mehr auf den Figuren gelegen hätte, damit die mehr werden als so unmotivierte Blutpuppen. Cool fand ich aber die Idee mit dem Megalit (hurra, ein kristalliner Stoff, der mehr drauf hat als Alien, der Blob und Dracula zusammen) und den filmischen Kniff, dass sich die Stimme des Radiomoderators wie ein roter Faden durch den Film zieht (in jeder Szene stand irgendwo ein eingeschaltetes Radio rum und der Typ hat das Geschehen kommentiert – zumindest solange, bis auch ihn das Megalit geholt hat).

Alles in allem fällt der Film also in die "So Trash, dass er schon wieder gut ist"-Kategorie – das "Lexikon des internationalen Films" hat schon Recht, wenn es den Streifen als "possenhaften Weltraumschocker mit sichtbar knappem Budget" bezeichnet. Aber irgendwie war "Megalith" doch mehr als die Summe seiner Teile. Ich würde ihn (mit ein paar Bier nahebei) schon noch einmal gerne gucken. Die Kommentarschlacht, die wir uns auf dem GROSSEN dabei geliefert haben, war auf jeden Fall legendär.  :d
Titel: Re: Megalith
Beitrag von: Timberwere am 13.03.2012 | 23:19
Hehe, ja, stimmt. Das war schon irgendwie sehr spaßig. Ich meine, bei so einem Film ist ja irgendwie klar, dass nur einer am Ende überlebt, aber ich hätte ja glaub eher mit dem Quotenschwarzen oder der Wissenschaftler-Tante gerechnet. Und dass es auch den Radiomoderator erwischt, war fies. Der war doch eigentlich so als Running-Gag-der-überleben-muss angelegt, dachte ich.

Aber alles in allem hab ich doch sehr gelacht, gerade wegen der "Kommentarschlacht". Den Film alleine zu gucken, wäre vermutlich unerträglich gewesen. :D
Titel: Re: Megalith
Beitrag von: Waldviech am 14.03.2012 | 00:07
Schreibt sich der Titel wirklich "Megalith". Als alter Freund sauschlechter SF-Filme habe ich natürlich sofort danach gegoogelt, aber leider nüschte darüber gefunden.  :'(
Titel: Re: Megalith
Beitrag von: DarkSilver am 14.03.2012 | 10:18
Ja, der schreibt sich "Megalith". Ich glaube "Der Schrecken aus dem All" war der Untertitel, wenn ich mich nicht ganz irre.
@Jiba Kannst ja mal das Cover posten, wenn Du den Streifen wieder zurück bekommen hast.

Soweit ich das mit den Kristallen verstanden habe, sind die im Film nicht intelligent geworden, sondern die waren wohl schon intelligent. Nur war das halt so eine Art "Schwarmintelligenz" und so wurden die "Viecher" immer intelligenter und stärker, je mehr vom dem Zeug auf auf einem Haufen lag. Und weil die Minenarbeiter die Kristalle ja abgebaut und in einer riesigen Lagerhalle haufenweise gelagert hatten, wurde der zu Anfang noch farblose, durchsichtige Kristall plötzlich so blau-violett glühend. Wäre der Spezialeffekt nicht so offensichtlich schlecht gewesen, wäre das sogar ne recht coole Szene! Jedenfalls hatten wir dabei viel zu lachen und zu lästern!

Also im Prinzip sind die Megalit-Kristalle eine auf Silizium basierende Lebensform, die in eine Art "Dämmerschlaf" gelegen hat und durch das Zusammenführen großer Mengen der Kristalle konnten diese sich auf Quantenebene miteinander austauschen und immer schneller immer intelligenter werden. Von der reinen Idee her eigentlich ein saugeiles Szenario. Aber es wird halt nicht wirklich geklärt warum das Megalit dann anfängt alle wahllos zu killen. Irgendwie hat die Handlung keine Hand und keinen Fuß und ist regelrecht an den Haaren vorbei gezogen.

Die Charaktere sind ebenfalls ziemlich flach und eindimensional, auch wenn es Ausnahmen gibt (Der Moderator hat einfach einen dicken COOLNESS bonus ^^). Am geilsten ist ja noch, dass einer der langweiligsten Charaktere, nämlich dieser Sicherheitschef (ich mein der hieß Jay Jay), am Ende der einzige Überlebende und damit der große Held der Geschichte ist. Ich hab ja den leisen Verdacht, dass der Film vom Militär finanziert wurde. Denn zumindest in der Darstellung "cooler Waffen" und "heftigen Explosionen" ist der Film gar nicht mal so schlecht.

Jedenfalls waren wir alle sehr traurig über den Tod des Radiomoderators und dann ist der noch so unsinnig gestorben. Hätte es geiler gefunden, wenn der sich bis zum Schluss mit seiner Feueraxt durch die Kristalle gekämpft hätte  ;D
Titel: Re: Megalith
Beitrag von: Timberwere am 14.03.2012 | 13:57
Ich hab ja den leisen Verdacht, dass der Film vom Militär finanziert wurde.

Ich dachte ja eher, von Greenpeace oder so. Ich meine, hallo, der Twist am Ende?
(Klicke zum Anzeigen/Verstecken)
Titel: Re: Megalith
Beitrag von: Jiba am 14.03.2012 | 14:06
Ich dachte ja eher, von Greenpeace oder so. Ich meine, hallo, der Twist am Ende?
(Klicke zum Anzeigen/Verstecken)

Hey, verdammt, das habe ich ganz vergessen zu erwähnen.  :D
Titel: Re: Megalith
Beitrag von: First Orko am 14.03.2012 | 14:20
Ich dachte ja eher, von Greenpeace oder so. Ich meine, hallo, der Twist am Ende?
(Klicke zum Anzeigen/Verstecken)


Ich hab das - ebenso wie die Gewächshausszene auf der Station- mehr als Reminiszenz an "Silent Running" gesehen wobei natürlich beide auch Kinder ihrer Zeit sind. Hat aber auf jeden Fall Spass gemacht, das Teil - ich MUSS nächstes Mal auch mit ins Nerdzimmer ;)
Titel: Re: Megalith
Beitrag von: Timberwere am 14.03.2012 | 14:22
Ist es arger Frevel, wenn ich gestehe, dass ich Silent Running nie gesehen habe? Dass dessen Inhalt und Tropen nur so vage über das kollektive Popgedächtnis in mich hineingefiltert sind?
Titel: Re: Megalith
Beitrag von: First Orko am 14.03.2012 | 14:24
Ist es arger Frevel, wenn ich gestehe, dass ich Silent Running nie gesehen habe? Dass dessen Inhalt und Tropen nur so vage über das kollektive Popgedächtnis in mich hineingefiltert sind?

Nope. Also man muss schon ziemlich Fan von so 70er SciFi sein, um sich den anzugucken finde ich...

Aber "Dark Star" - DER ist PFLICHT! Der ist einfach so dermaßen kultig!
Titel: Re: Megalith
Beitrag von: 6 am 14.03.2012 | 14:33
@Timber:
Wenn ich mich nicht ganz täusche, lässt sich die Bildungslücke schliessen. :)
Titel: Re: Megalith
Beitrag von: Daniel am 14.03.2012 | 15:05
Ich fand den Film schon ziemlich klasse, auch wenn manchmal den Eindruck hatte, als wäre da ohne Drehbuch gearbeitet worden.  :D
Titel: Re: Megalith
Beitrag von: Jiba am 14.03.2012 | 15:09
Bei den Dialogen gebe ich dir da voll recht! :D
Titel: Re: Megalith
Beitrag von: DarkSilver am 14.03.2012 | 17:28
Ja, auch bei der Handlung. So als hätte jemand die Schauspieler ins Set geworfen und gesagt: "So, jetzt macht ma!"

Improvisierte Filmkunst....... hmmmmmmm  :d
Titel: Re: Megalith
Beitrag von: Jiba am 14.03.2012 | 17:47
Hui, da hat es wohl eine ebay-Aktion gegeben, ist aber jetzt abgelaufen. Aber: Ich konnte ein Bild vom Cover abstauben. Meins sieht aber anders aus. Das hier scheint einfach irgendein RetroSciFi-Bild zu sein, was man da drauf geklatscht hat.

(http://dl.dropbox.com/u/2460694/IMG_0321.JPG)

@DarkSilver: Der Untertitel ist übrigens "Es kommt aus dem All!" Was natürlich ziemlicher Blödsinn ist, denn die Kristallmonster kommen ja aus dem Asteroiden. Im englischen war der Untertitel bestimmt anders.
Titel: Re: Megalith
Beitrag von: DarkSilver am 14.03.2012 | 17:56
Ja genau, "Es kommt aus dem All". Aber irgendwas mit All hatte ich noch im Kopf. Finde beide Untertitel ziemlich blödsinnig  :D
Vermutlich gab's im englischen Original nicht mal einen. Aber das Cover ist schon irgendwie cool. Könnte ich mir auch auf nem Roman vorstellen ^^
Titel: Re: Megalith
Beitrag von: Kurna am 15.03.2012 | 04:46
Ist es arger Frevel, wenn ich gestehe, dass ich Silent Running nie gesehen habe? Dass dessen Inhalt und Tropen nur so vage über das kollektive Popgedächtnis in mich hineingefiltert sind?

Definitiv. :)

Einer der besten SF-Filme, die es gibt. Am Ende muss ich mir immer mühsam eine Träne wegdrücken.  :-[

Tschuess,
Kurna