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Pen & Paper - Rollenspiel => Pen & Paper - Allgemein => Thema gestartet von: Boba Fett am 25.08.2015 | 13:20

Titel: Weltmeister im schlechtreden...?
Beitrag von: Boba Fett am 25.08.2015 | 13:20
Eines muss ich mich übrigens mal fragen...
Bei der Menge der Rollenspielregelwerke, die es derzeit so (in deutsch) gibt...

DSA5, DnD5, Midgard5, Shadowrun 5, Earthdawn 4, Star Wars aRdI, Fate, Vampire V20, 13th Age, Lied von Eis und Feuer, Pathfinder, ...

Ich meine, das Geraffel verkauft sich ja auch, sonst würden nicht so viele Produkte veröffentlicht werden.

Angebot und Nachfrage...
Zur Nachfrage:
Laut Wired haben die DSA Quellenbücher (nicht Regelwerke) eine Auflage von 3.000 Stück.
Aborea wurde 5.000 mal verkauft. Das sind doch keine schlechten Zahlen, auch wenn das nicht mit 100.000 DSA aus den 80ern konkurrieren kann.
Aber (auch bei redundanter Kundschaft) existieren ja noch eine menge schwergewichtiger Produktlinien mit ähnlichen Zahlen.
Und in Summe macht das schon was aus, während 1984 DSA allein auf weiter Flur stand,
und man auch nicht vergessen darf, dass Schmidt Spiele seinerzeit die Spieleläden ja auch mit Knebelverträge den Absatz der 100.000 Exemplare quasi erzwingen konnte.
"Du wollen haben Kniffel? Gut, dann Du nehmen DSA! Los, Igorrrr, lad drei Paletten ab!"  >;D
Die Verkaufssituation in einem Gesellschaftsspiele/Spielzeug-Laden, dessen Verkäufer die Spiele loswerden musste,
um die Regale wieder volzukriegen und allerlei Kinder, Mamis, Omas und Tanten belabern konnte, dass DSA das
beste seit geschnitten Brot zu Weihnachten und zum Geburtstag sei, ist eine ganz andere, als heute.

Zum Angebot:
Wenn ich mal zurückdenke, dann haben wir noch nie so viel Angebot besessen, wie heute.

Wieso haben wir eigentlich irgendeine Rollenspielkrise und Nachwuchssorgen?
Titel: Re: Weltmeister im schlechtreden...?
Beitrag von: Kaskantor am 25.08.2015 | 13:23
Ich bin diese Untergangsrufe auch langsam leid. Deswegen schrieb ich an anderer Stelle auch, dass ich finde das sich da seit letzter Zeit (enorm seit 2013) einiges tut.

P.S. DnD5 gibt's leider nicht auf deutsch. Ich denke sonst würden das auch noch mehr kennen.
Titel: Re: Weltmeister im schlechtreden...?
Beitrag von: Luxferre am 25.08.2015 | 13:25
Haha ... Rollenspiel ist tot!


Ernsthaft? I call bullshit!
Und mehr gibts dazu nicht zu sagen. Sollen die Miesepeter und Schwarzmacher unter sich bleiben und ihre elitäre Kellerkultur ohne Blick über den Tellerrand feiern.  :headbang:
Titel: Re: Weltmeister im schlechtreden...?
Beitrag von: Noir am 25.08.2015 | 13:26
Könnte mir nur vorstellen, dass diese Masse an Rollenspielen dafür sorgt, dass es weniger Spieler als früher für ein bestimmtes System gibt, weil: Gleicher Kuchen, aber mit mehr Geschmacksrichtungen. Das lässt viele vermutlich an das Ende des Rollenspiels denken.
Titel: Re: Weltmeister im schlechtreden...?
Beitrag von: Darius am 25.08.2015 | 13:29
Was halt einfach wirklich mangelhaft ist, ist die Werbung für das Spiel. Ich wünsche mir einfach eine deutlich offensivere Werbung für Rollenspiele. Ja, das ist kostenintensiv, aber zahlt sich doch auch aus.

Gerade bei so Hypes um Game of Thrones, könnte man z.B. mal eine echt gute Werbekampagne starten. Ich habe für Pen and Paper noch nie Werbung im Fernsehen oder in Zeitschriften gesehen. Jedes "Kack Farm-a-Rama" Browser Game wird da ohne Ende beworben.
Titel: Re: Weltmeister im schlechtreden...?
Beitrag von: bobibob bobsen am 25.08.2015 | 13:31
Trifft auf mich und meinen Bekanntenkreis nicht zu. Spiele aktuell in 4 demnächst in 5 Runden und da sind alle ziemlich begeistert vom Rollenspiel. Wenn mal einer ausscheidet aus den Runden hat das eigentlich immer mit dem beruf zu tun. Für meine neue Numenera Runde am Do. habe ich vor einer Woche einige Anzeigen gestartet und ich habe jetzt schon mehr potenzielle Mitspieler als Plätze frei sind.

Bei Spielerzentrale und RPGBoard finde ich auch immer wieder Annocen von absoluten Rollenspielneulingen.
Titel: Re: Weltmeister im schlechtreden...?
Beitrag von: LushWoods am 25.08.2015 | 13:31
Da muss man bei so einer Aussage schon etwas differenzieren.

Was heißt tot oder schlechtgeredet?
Sprechen wir von Verkaufszahlen? Wenn ja verglichen mit wann? Verglichen mit wo?
Reden wir von der Zahl der Rollenspielläden?
Reden wir von der Vielfalt an Rollenspielen? Wenn ja, nur deutsche Rollenspiele? Deutsche Übersetzungen? Englische? Alle Sprachen?
Reden wir von der Anzahl der Neuspieler?
Oder was jetzt?

Und so weiter und so fort ...

Ich glaub diese ewigen Diskussionen um das Thema rühren zum großen Teil daher das da alles irgendwie in einen Topf geworfen wird und jeder parallel von was anderem redet.
Titel: Re: Weltmeister im schlechtreden...?
Beitrag von: Luxferre am 25.08.2015 | 13:32
Vielleicht reden viele Rollenspieler auch einfach nicht über ihr Hobby in der Öffentlichkeit  8]
Titel: Re: Weltmeister im schlechtreden...?
Beitrag von: Kowalski am 25.08.2015 | 13:50
Wieso haben wir eigentlich irgendeine Rollenspielkrise und Nachwuchssorgen?

Weil sich der Rollenspielhype der 80-er Jahre gelegt hat und die Industrie und wir Fans dem Nachtrauern?
Weil Rollenspielmaterial aus den Mainstreamläden verschwunden ist?
Weil es eine Diversifizierung des Hobbies in die unterschiedlichen Systeme, in LARP und in MMORPGs gibt?
Weil es ein zurückkehren zu einem teuren Hobby statt eines Vollzeitjobs bei den meisten Autoren geworden ist?
Weil die FLGS sich ausgedünnt haben?
Weil wir in P&P RPGs nie wieder die Wachstumszeiten wie um 1993 haben werden?

Ich würde sagen Rollenspiel ist wieder auf das in Zeiten von Amazon und Internet mögliche Normalmass zurückgechrumpft.

Im Vergleich zu 20 Jahren früher hat sich die Vielfalt und die Qualität der im Zugriff befindlichen Publikationen gesteigert.
Als Konsument geht es uns besser als je zuvor.
Aber abseits von Kickstartern und den etablierten Verlagen mit ihren Fanbois/girlz werden wir keine grosse Menge an Blockbustern mehr erwarten können.
Es gibt andere Industrien da läßt sich einfacher mit Geld verdienen.
Gemessen an den
Titel: Re: Weltmeister im schlechtreden...?
Beitrag von: Doomprayer am 25.08.2015 | 14:02
Alle Leute, mit denen ich rollenspiele, sind etwa in meinem Alter +8/-2 Jahre. Ich habe einen ziemlich festen Kreis an Rollenspielern um mich, aus dem ich mich "bediene". Also, woher soll ich wissen, in welchem Umfang Jungspunde (< 30 Jahre) Rollenspiel als Hobby betreiben? In der Uni höre ich manchmal wohlwollend die Begriffe "Star Wars" und "Rollenspiel" in einem Satz, so mit halbem Ohr in der Mensa und zu meiner Freude fällt auch gelegentlich das Wort "Shadowrun". Aber sonst...

Millionen werden's in Deutschland nicht sein, sonst hätte selbst ich das mitbekommen, aber ausgestoben sein kanns ja auch nicht, ich sehe ab und zu junge Leute in der Rollenspielecke meines lokalen Dealers.
Titel: Re: Weltmeister im schlechtreden...?
Beitrag von: JS am 25.08.2015 | 14:15
Wieso haben wir eigentlich irgendeine Rollenspielkrise und Nachwuchssorgen?

Haben wir denn eine Krise?
Haben wir Nachwuchssorgen? Und falls ja: Kümmern sie die breite Spielerschar?
Titel: Re: Weltmeister im schlechtreden...?
Beitrag von: Boba Fett am 25.08.2015 | 14:15
"Weil wir in P&P RPGs nie wieder die Wachstumszeiten wie um 1993 haben werden?"

1993 jammerten die Rollenspielläden, weil Magic, das neue Kartenspiel auf dem Markt kam, an jedem Kiosk zu kaufen war und alle das Ende des Rollenspiels in seiner damaligen Form propagierten.

Rollenspiel war noch NIE (!) etwas, mit dem sich massig geld verdienen ließ. TSR ist 99 auch mal gekauft worden und die hatten D&D...
Nicht selten waren in Deutschland Rollenspiel-Redaktionen Bestandteile eines großen Spieleverlages, wie Schmidt, Pegasus oder Heidelberger...

"Aber abseits von Kickstartern und den etablierten Verlagen mit ihren Fanbois/girlz werden wir keine grosse Menge an Blockbustern mehr erwarten können."

Erwartet das denn jemand?
Titel: Re: Weltmeister im schlechtreden...?
Beitrag von: Boba Fett am 25.08.2015 | 14:16
Haben wir denn eine Krise?
Haben wir Nachwuchssorgen?
Das sind die Fragen, die ich mit dem verklausulierten Wieso eigentlich stellen will...
Titel: Re: Weltmeister im schlechtreden...?
Beitrag von: JS am 25.08.2015 | 14:23
Oh.

Haben wir denn eine Krise?
Nö.

Haben wir Nachwuchssorgen?
Vermutlich.

Kümmern sie die breite Spielerschar?
Nur teilweise.
Titel: Re: Weltmeister im schlechtreden...?
Beitrag von: Gorbag am 25.08.2015 | 14:26
Also für einen großen Blockbuster ist der Markt doch mittlerweile viel zu zerfasert. Früher als man Rollenspiel in der Geschmacksrichtung Fantasy oder SiFi/Cyberpunk wählen konnte und das war es dann an Auswahl, ja da hätte man noch einen echten Blockbuster landen können.
Aber heute ist das Hobby doch in so viele Subgenres zerfallen und man hat sich auch an Regeln unterschiedlichster Komplexität gewöhnt, gerade so wie es einem selbst passt. Was müsste denn dieser Blockbuster für eine papiergewordene Lichtgestalt sein, um all diese Lager wieder auf ein Produkt vereinen zu können? Es ist in meinen Augen einfach heute nicht mehr Möglich, ein RPG abzuliefern, das wirklich weite Teile der Spielerlandschaft erreicht und glücklich macht.

Wenn wir schon den Untergang des Abendlandes propagieren wollen, dann doch eher an der Nachwuchsfront. Da passiert in meinen Augen zu wenig bzw. es ist schwer die Leute langfristig zu begeistern für das Hobby. Bei mir im Verein Jedenfalls ist die Gruppe <20 ganz dünn besetzt. Wir verzeichnen zwar einen stetigen Zuwachs an Mitgliedern, aber der ist selten im Bereich des P&P begründet bzw. die Leute kommen erst nach dem Vereinseintritt an das Hobby P&P ran (wird haben auch Tabletop, LARP und Brettspieler im Verein).
Titel: Re: Weltmeister im schlechtreden...?
Beitrag von: Altansar am 25.08.2015 | 14:50
Aber was sollen wir tun?

Wir haben Foren, Vereine, Conventions, Einsteigerrunden, den Gratis Rollenspielt Tag und es gibt einige die mit Hilfe von Schulen, Büchereien und anderen Jugendeinrichtungen zusammen arbeiten und das ist alles freiwillig.

Die RPC ist die einzige Massentaugliche Convention, da diese ein breites Publikum anzieht und ggf auch mal Leute aus anderen Hobbygruppen anlockt.
Wir bieten RP auch auf Anime Conventions an um einige der Cosplayer zu locken.

Rollenspielläden gibt es kaum und ohne Internetverkauf und Stammkundschaft und ggf Nebenlinien wie TT, Brettspiele, Comics usw. halten sich diese Läden auch nicht.
DriveThru, Amazon, Ebay sind die großen Plattformen. "Insider" kennen noch den Sphärenmeister oder andere I-Net Händler und eben die kleinen Lokalen, die man auf kleinen Cons oder eben in seiner Region antrifft, die RP eben nebenbei anbieten.

Ulisses, Heidelberger und co findet man in keinem Müller, Vedes und Toys'r'us oder zumindesten in keinem den ich kenne.
Pegasus bietet zumindestens seine Brettspiele dort an.

Die einzigen Messen wo die Verlage aktiv dabei sind: RPC und die Spiel in Essen.
Aber es trägt sich ja auch kaum. Durch RPGs wird man nicht reich und viele, die in den Verlagen sitzen, spielen die Spiele auch gerne.

Ich würde gerne mehr machen aber für die Region Unterfranken (Würzburg) setze ich bereits alle Hebel in Bewegung um das Rollenspiel mehr aus dem Schatten zu führen aber es ist eben ein langwieriger vorgang und ohne die Ressourcen ist man recht schnell an der Grenze des Möglichen
Titel: Re: Weltmeister im schlechtreden...?
Beitrag von: Kaskantor am 25.08.2015 | 14:57
Wir reden jetzt aber nur über die deutsche Szene oder?
Titel: Re: Weltmeister im schlechtreden...?
Beitrag von: Chiungalla am 25.08.2015 | 15:10
Was halt einfach wirklich mangelhaft ist, ist die Werbung für das Spiel. Ich wünsche mir einfach eine deutlich offensivere Werbung für Rollenspiele. Ja, das ist kostenintensiv, aber zahlt sich doch auch aus.

Nur wenn man glaubt, dass Rollenspiel ein unglaublicher Wachstumsmarkt ist und Werbung alles ist was fehlt um unser Hobby zum Massenphänomen zu machen.

Ich mag gar nicht daran zweifeln, dass der eine oder andere Werbespot den einen oder anderen neuen Spieler anlocken könnte. Um wirtschaftlich sinnvoll zu sein müsste aber jede kleine bis mittelgroße Werbekampagne hunderte oder tausende neue und kaufwillige Spieler anlocken. Darauf das das passiert mag eben niemand mehrere 10.000 Euro wetten.

Ich habe für Pen and Paper noch nie Werbung im Fernsehen oder in Zeitschriften gesehen. Jedes "Kack Farm-a-Rama" Browser Game wird da ohne Ende beworben.

Jedes Farm-a-Rama browser game generiert vermutlich auch mehr Umsatz. Und bei jedem dieser Spiele ist der Umsatz durch Neukunden dann (so gut wie) Reingewinn. Die haben ja keine Druckkosten u.s.w. Das heißt bei denen sieht die Kalkulation für die Werbung fundamental anders aus.

@ Topic:
Rollenspiele sind kein Massenmarkt. Trotzdem bekommen wir für unser Nerd-Hobby Produkte auf professionellen Niveau. Und tatsächlich leben weltweit (und auch in Deutschland) viele Menschen von unserem (und ihrem) Hobby.

Ich sehe da alles im grünen Bereich.
Titel: Re: Weltmeister im schlechtreden...?
Beitrag von: Kowalski am 25.08.2015 | 15:13
"Weil wir in P&P RPGs nie wieder die Wachstumszeiten wie um 1993 haben werden?"

1993 jammerten die Rollenspielläden, weil Magic, das neue Kartenspiel auf dem Markt kam, an jedem Kiosk zu kaufen war und alle das Ende des Rollenspiels in seiner damaligen Form propagierten.

Nein. 1993 machten gerade viele neue Läden auf die sich hauptsächlich mit Magic über Wasser hielten. Als dann immer mehr auf den Zug aufsprangen und einige der Editionen, z.B. Fallen Empires in ZU GROSSEN Stückzahlen auf den Markt gedrückt wurde waren dann plötzlich die Märkte Kaputt und einige der Läden auch.

1993 war noch voll Hype auch und vor allem für die Läden. Nicht so sehr für die Anbieter von P&P RPGs.

Erst Ende 1994 platzte das ganze weil die Wizards in Ihrer Gier einfach zu viele Karten drucken ließen.
The Dark ging noch, Fallen Empires war dann von Anfang an mit doppelt so hoher Auflage versehen als The Dark und das war halt zu viel für den Markt wo die Seltenheit der Karten einen Teil des Markwertes ausmachte.

Rollenspiel war noch NIE (!) etwas, mit dem sich massig geld verdienen ließ. TSR ist 99 auch mal gekauft worden und die hatten D&D...

Weil sie UNBEDINGT auf den Sammelkartenzug aufspringen wollten. Und statt 2 lieber gleich 12 D&D Bücher rausgeben wollten, das war 1996.
1997 wurde dann TSR gerade von Wizards gekauft.

Und TSR hatte davor durchaus ordentlich Geld verdient. 1996 machten sie einen Umsatz von 40 Millionen $, damit kannst Du schon den einen oder anderen Mitarbeiter bezahlen.
1999 wurde dann Wizards von Hasbro gekauft.

Nicht selten waren in Deutschland Rollenspiel-Redaktionen Bestandteile eines großen Spieleverlages, wie Schmidt, Pegasus oder Heidelberger...

Die mußt Du trotz, oder gerade wegen, der Größe ja bezahlen.
Das Problem an Rollenspielen ist das sie hohe Einstandskosten haben.

Viel Text der lektoriert, gesetzt und gedruckt werden will. Artwork, die Künstler machen das auch nicht für lau.
Playtesting, Promos, etc., da gehst Du selbst bei nur 2 bis 5 Tausend Regelwerken mit 20k+ Euro in Vorleistung.

Da ist ein Brett- oder Kartenspiel viel leichter produziert.

Und die späteren Verkaufsmargen sind ähnlich. 40 bis 60% Nachlass je nach Abnahmemenge das erwarten die Händler schon.

"Aber abseits von Kickstartern und den etablierten Verlagen mit ihren Fanbois/girlz werden wir keine grosse Menge an Blockbustern mehr erwarten können."

Erwartet das denn jemand?

Wenn man Gute Zeiten (TM) haben will, schon.
Als Nische, dann eher nicht.

Titel: Re: Weltmeister im schlechtreden...?
Beitrag von: YY am 25.08.2015 | 15:31
Wenn man Gute Zeiten (TM) haben will, schon.

Was heißt denn schon gute Zeiten?

Will ich in erster Linie Geld verdienen, muss ich überlegen, was ich welcher Zielgruppe am Leichtesten in großen Mengen mit hohen Gewinnen andrehen kann.
Und da sind Rollenspiele ziemlich weit unten auf der Kandidatenliste...
Titel: Re: Weltmeister im schlechtreden...?
Beitrag von: Kowalski am 25.08.2015 | 16:02
Eine Industrie muss von irgendwas leben.
Kann sie davon nicht leben verschwindet sie als Industrie und lebt ggf. als Hobbyistenkultur weiter.

Das tut der Qualität nicht unbedingt abbruch, aber es macht den Zugang zu P&P RPGs zu einem selteneren Gut.
Titel: Re: Weltmeister im schlechtreden...?
Beitrag von: YY am 25.08.2015 | 16:32
Kann sie davon nicht leben verschwindet sie als Industrie und lebt ggf. als Hobbyistenkultur weiter.

Die meisten Rollenspiele bewegen sich ohnehin in der Grauzone zwischen beiden Bereichen.

Und wenn ich mir anschaue, was mit Kickstarter, PoD usw. alles geht - und was da teilweise an tollen Produkten rumkommt -, mache ich mir ehrlich gesagt keine großen Sorgen, irgendwann ohne Spiele da zu stehen, wenn es die "Großen" nicht mehr gäbe.


Der Gedanke vom "selteneren Gut" ist ja etwas irreführend, wenn vor Allem die Sachen verschwinden, die einen ohnehin nicht so recht interessieren.
Titel: Re: Weltmeister im schlechtreden...?
Beitrag von: Maarzan am 25.08.2015 | 16:37
Der 150hp Barbar ist nicht tot, weil er nur noch 32 hp hat, aber wohl fühlt er sich auch nicht mehr. Nun kommt dazu, dass seine Einzelteile sich so weit voneinander entfernt haben, dasss sie sich nur in Ausnahmefällen noch unterstützen und statt dessen um das immer weniger werdene Blut kloppen, welches dann die nachwachsenden Spieler darstellt.
Früher hieß es D&D oder DSA mit ein paar auch noch verstehbaren Merslern oder Midgardianern, aber letztlich alles irgendwo kompatibel. Heute haben die Extreme nahezu keine Überschneidungsbereiche mehr.

Die ursprüngliche Basis, mit welcher damals (tm) primär eingestiegen wurde in Form klassischer Dungeons/Abenteuerspiels wird nun einmal von der Elektronik mit weniger Aufwand besser bedient. Da ist es umso schwer den Übergang zum erst einmal aufwändigeren und weniger zu bieten haben scheinende PnP zu machen. Die Details, welche dann die meisten Leute dann je nach Geschmack fesselten, kamen ja auch meist erst später zum Zuge.

Wobei sich meines Erachtens die Bereitschaft sich zu interessieren und zu engagieren und auch Arbeit oder Rückschläge zu akzeptieren heutzutage erheblich gewandelt hat - nicht nur im Spiel, sondern auch in Sport und Schule. Schlechte Karten für ein Hobby, welches eben doch einen gewissen Aufwand und Kompromiusse erfordert.

An Industrie ist in dem Umfang kaum noch zu denken. Die Auflagen für ein System sind einfach kaum noch lohnend, aber umgekehrt will der Kunde in der Regel für sein Geld eben auch entsprechend etwas in den Händen halten oder passt bzw. wenn er sich so weit auskennt improvisiert oder bedient sich einer der zahlreichen freien Lösungen.

So bleiben letztlich nur Sammler und alte Fanboys udn deren persönlichen Aquirierungen. Es wird noch gespielt aber eben mit einer in Relation deutlich geringeren allgemeinen Präsenz.   
Titel: Re: Weltmeister im schlechtreden...?
Beitrag von: Abaton23 am 25.08.2015 | 16:44
An wen richtet sich die Frage, an Spieler oder an Macher?

Ist Opel-Bochum in der Krise oder die privaten Autofahrer? Ich vermute, die Antworten wären unterschiedlich.
Sind Insider in der Krise, die mit 20 Jahren alten Rollenspielen und kostenfreien Indiespielen rumpaddeln, oder die Verlage, die ihre Mitarbeiter bezahlen müssen? Ich vermute, die Antworten wären unterschiedlich.
Kriegen Insider mit, wo es ein spezifisches Spieleangebot gibt oder Noch-nicht-Spieler, deren Interesse geweckt würde, wenn sie davon erfahren? Ich vermute, die Antworten wären unterschiedlich.
Titel: Re: Weltmeister im schlechtreden...?
Beitrag von: tartex am 25.08.2015 | 16:50
Bei mir im Verein Jedenfalls ist die Gruppe <20 ganz dünn besetzt. Wir verzeichnen zwar einen stetigen Zuwachs an Mitgliedern, aber der ist selten im Bereich des P&P begründet bzw. die Leute kommen erst nach dem Vereinseintritt an das Hobby P&P ran (wird haben auch Tabletop, LARP und Brettspieler im Verein).

Ich habe mich mit 20 auch vor den älteren Rollenspielern geekelt. Die haben immer versucht meine Freundinnen anzugraben und überhaupt konnte mich mir keinen Grund vorstellen, warum ein Dreißigjähriger was mit uns zu tun haben wollten - außer wegen der Mädels. Ich habe mich dann von denen immer fern gehalten. Erst als ich selbst festestens vergeben war, habe ich mich dann ganz allein auf solche Leute eingelassen. :D Aber da war ich auch schon 27.

Ist wohl ein Altersding. Für einen 18jährigen ist ein 20jähriger mitunter unendlich weit alterstechnisch entfernt. Ich kann mich auch erinnern mit 21 nicht mehr in Clubs zu gehen, wo das Publikum 18 war.
Titel: Re: Weltmeister im schlechtreden...?
Beitrag von: Kowalski am 25.08.2015 | 17:56
Der Gedanke vom "selteneren Gut" ist ja etwas irreführend, wenn vor Allem die Sachen verschwinden, die einen ohnehin nicht so recht interessieren.

Du machst den Fehler von Dir auf andere zu schließen.
So nach dem Motto: Wieso EIN Geisterfahrer, es sind HUNDERTE!
Titel: Re: Weltmeister im schlechtreden...?
Beitrag von: Gorbag am 25.08.2015 | 18:08
Ich habe mich mit 20 auch vor den älteren Rollenspielern geekelt. Die haben immer versucht meine Freundinnen anzugraben und überhaupt konnte mich mir keinen Grund vorstellen, warum ein Dreißigjähriger was mit uns zu tun haben wollten - außer wegen der Mädels. Ich habe mich dann von denen immer fern gehalten. Erst als ich selbst festestens vergeben war, habe ich mich dann ganz allein auf solche Leute eingelassen. :D Aber da war ich auch schon 27.

Ist wohl ein Altersding. Für einen 18jährigen ist ein 20jähriger mitunter unendlich weit alterstechnisch entfernt. Ich kann mich auch erinnern mit 21 nicht mehr in Clubs zu gehen, wo das Publikum 18 war.

Unsere sonstigen Veranstaltungen werden übrigens sehr gut von Leuten zwischen 16-22 Jahren besucht. Die sind nur meistens kein Vereinsmitglied. Da die meisten P&Pler auch auf den anderen Events rumhängen, nehme ich einfach mal an, dass wir sooooo ekelig nicht sein können :D.
Aber ja, ich verstehe da durchaus deine Ausführungen. Ich erinnere mich da auch an einige Erlebnisse mit älteren Rollenspielern in meiner Jugend die nicht gerade dazu einluden den Kontakt zu denen zu suchen. Ich hoffe einfach das ich besser gealtert bin :D
Titel: Re: Weltmeister im schlechtreden...?
Beitrag von: YY am 25.08.2015 | 18:18
Du machst den Fehler von Dir auf andere zu schließen.

Im Gegenteil, ich kaufe tendentiell eher bei den mittleren bis großen Anbietern.

Aber es interessiert eben nicht alle jedes Spiel, bei weitem nicht.
Da bekommt man es ggf. gar nicht richtig mit, wenn Teile des Gesamtangebotes wegfallen.
Titel: Re: Weltmeister im schlechtreden...?
Beitrag von: Chiungalla am 25.08.2015 | 18:28
Letztendlich finde ich gar nicht so schlecht, dass die Geschmäcker und Marktanteile heute viel weiter gestreut sind als zu Zeiten in denen es (gefühlt fast) nur DSA und D&D gab. Von den 150.000 Exemplaren DSA damals ist doch letztendlich vermutlich recht wenig bei den Autoren angekommen. Man braucht nicht mehr Autoren, weil sich ein Buch häufiger verkauft. Ein Teil ging für Werbung drauf und der Rest war dann zu einem vergleichweise großen Teil Verlagsgewinn.

Verlage und Unternehmer werden in der Branche heute nicht mehr reich. Aber dafür braucht es viel mehr Schreiberlinge, Lektoren u.s.w.

Titel: Re: Weltmeister im schlechtreden...?
Beitrag von: Kowalski am 25.08.2015 | 20:07
Letztendlich finde ich gar nicht so schlecht, dass die Geschmäcker und Marktanteile heute viel weiter gestreut sind als zu Zeiten in denen es (gefühlt fast) nur DSA und D&D gab.


Ins deutsche Übersetzt war das so, ja. Sobald man sich an englische Regeln wagte war sogar schon 1984 einiges mehr verfügbar.

Von den 150.000 Exemplaren DSA damals ist doch letztendlich vermutlich recht wenig bei den Autoren angekommen.

Nun, immer noch genug um zu expandieren und einige hauptberuflich einzustellen.

Man braucht nicht mehr Autoren, weil sich ein Buch häufiger verkauft.


Das zwar nicht, aber man braucht einen Mindestabsatz damit man Layout, Artwork und die Übersetzer, Autoren vergüten kann.
Oder man ist willkommen in der prekären Beschäftigung wo das eigene Gehalt nicht ausreicht und der Partner die eigentlichen Brötchen verdienen muss.
Das macht für die Leute auf Dauer keinen Sinn.

Ein Teil ging für Werbung drauf und der Rest war dann zu einem vergleichweise großen Teil Verlagsgewinn.

Da der Aufwand Rollenspiele zu verlegen recht groß ist kann es nicht so weit her gewesen sein. Schließlich hat Schmidt Spiele 1997 dann Insolvenz angemeldet, sowohl MtG als auch den DSA Büchern geschuldet, vermute ich mal. An den eher langweiligen aber halt auch von Oma und Opa verstandenen Spielesammlungen und den anderen Brett, Würfel und Kartenspielen wird es nicht gelegen haben.

Verlage und Unternehmer werden in der Branche heute nicht mehr reich. Aber dafür braucht es viel mehr Schreiberlinge, Lektoren u.s.w.

Ich sage ja. Willkommen im arbeitenden Präkariat.
Nicht von ungefähr gibt und gab es einen Brain Drain weg von den P&P RPGs hin zu Computerspielen und, weniger aber doch, auch zur Filmindustrie.

Das Lamantieren hilft nichts, man muss das so wie es ist akzeptieren und sich an neue Formen der Vermarktung und Finanzierung wagen.
Kickstarter sind hier ein wunderbarer Ansatz.

Hat man eine Idee kann man die mit spitzem Bleistift durchrechnen damit man ein sowohl erreichbares Finanzierungsziel sowie, und das ist optional, eine leicht über dem Mindestlohn liegende Vergütung der daran arbeitenden hat.
Die Stretch Goals sind dann die Sahne drauf.
Und PoD, weitere Auflagen, etc. dann die Schokostreusel oben drauf.
Titel: Re: Weltmeister im schlechtreden...?
Beitrag von: Talasha am 25.08.2015 | 20:22
http://www.traumthal.de/2014/03/26/hinter-den-kulissen-umsaetze-im-rollenspiel/

Was Prometheus hier über Umsatz und Verkauf aus dem Nähkästchen plaudert sagt schon viel aus.
Titel: Re: Weltmeister im schlechtreden...?
Beitrag von: Text am 25.08.2015 | 20:35
Ich finde es bezeichnend, dass wir bei einer Ausgangsfrage um "Rollenspielkrise und Nachwuchssorgen" jetzt schon wieder bei der prekären Beschäftigungssituation angekommen sind. (Natürlich kann man die prekäre Lage der Rollenspiel-Macher auch als eine Art von "Rollenspielkriese" sehen - aber ich glaube nicht dass der Verge-Artikel darauf hinaus will.)

Glaubt hier ernsthaft wer, dass die prekäre Situation der Rollenspiel-Macher kausal mit einer Krise des Rollenspiel-Hobby oder mit Nachwuchssorgen zusammenhängt? Und falls ja, in welche Richtung ist die Kausalität? ("man kann mit Rollenspielen nicht mehr seinen Lebensunterhalt verdienen, weil uns in den letzten Jahren Millionen von Kunden weggebrochen sind" oder "das Rollenspiel-Hobby stirbt aus, weil der Markt nicht mehr von finanzstarken Firmen mit riesigem Marketing-Budget bedient wird" - beides klingt mir eher nach Wunschdenken)
Titel: Re: Weltmeister im schlechtreden...?
Beitrag von: Space Pirate Hondo am 25.08.2015 | 20:43
Ich finde es bezeichnend, dass wir bei einer Ausgangsfrage um "Rollenspielkrise und Nachwuchssorgen" jetzt schon wieder bei der prekären Beschäftigungssituation angekommen sind. (Natürlich kann man die prekäre Lage der Rollenspiel-Macher auch als eine Art von "Rollenspielkriese" sehen - aber ich glaube nicht dass der Verge-Artikel darauf hinaus will.)

Glaubt hier ernsthaft wer, dass die prekäre Situation der Rollenspiel-Macher kausal mit einer Krise des Rollenspiel-Hobby oder mit Nachwuchssorgen zusammenhängt? Und falls ja, in welche Richtung ist die Kausalität? ("man kann mit Rollenspielen nicht mehr seinen Lebensunterhalt verdienen, weil uns in den letzten Jahren Millionen von Kunden weggebrochen sind" oder "das Rollenspiel-Hobby stirbt aus, weil der Markt nicht mehr von finanzstarken Firmen mit riesigem Marketing-Budget bedient wird" - beides klingt mir eher nach Wunschdenken)

+1

Boba fängt das Thema positiv an und 3 Posts später wird nur noch geheult über alles...
Titel: Re: Weltmeister im schlechtreden...?
Beitrag von: Rentin am 25.08.2015 | 20:49
http://www.traumthal.de/2014/03/26/hinter-den-kulissen-umsaetze-im-rollenspiel/

Was Prometheus hier über Umsatz und Verkauf aus dem Nähkästchen plaudert sagt schon viel aus.
Ja, der Christian erklärt das imho sehr gut und da ich ihn zumindest ein wenig kenne, glaube ich ihm das auch.
Auch meine Einblicke in andere Verlage decken sich mit dem, was Christian sagt.

Aber zum Thema:
Rollenspiel hat sich nach 40 Jahren einen Platz in der Spieleindustrie erarbeitet und wird, solange die Kundschaft nicht drastisch steigt oder fällt dort bleiben.
Da unser Hobby zum großen Teil auf Fantasie aufbaut, welche kein (Computer)-Spiel bietet, wird es immer Spieler geben. Was sich ändern wird, ist die Anzahl der Verlage. Da werden Spiele verschwinden, Neue hinzukommen, aber schlußendlich wird es sich wieder einpendeln.
Meiner Meinung nach wird Rollenspiel weiter ein entspanntes Leben als Sachbearbeiter mit einer schönen Wohnung, einem Kompaktwagen und jeder Menge Kindern führen.
Titel: Re: Weltmeister im schlechtreden...?
Beitrag von: Chiungalla am 25.08.2015 | 21:01
@ Kowalski:
Deine Vermutungen muss ich nicht mitgehen. DSA alleine wird Schmidt Spiele nicht ruiniert haben, es sei denn sie haben echt schlecht gewirtschaftet. Und MtG ist kein Rollenspiel, also für diese Diskussion irrelevant.

Die Probleme der vielen kleinen Verlage in der Rollenspielbranche sind ja gerade ganz basale Marktwirtschaft:
Es gibt mehr Anbieter als der Markt tragen kann. Oder besser gesagt, als der Markt tragen würde, wenn vernünftige Gehälter bezahlt werden würden. Das liegt sicher vor allem daran, dass dort viele ihr Hobby zum Beruf machen (wollen). Und das führt letztendlich dazu, dass jeder nur einen sehr kleinen Teil eines eh schon nicht besonders großen Kuchens abgreift.

Und natürlich verdient dann nicht jeder Autor, Layouter, u.s.w. das gleiche Geld wie in der restlichen freien Wirtschaft. Oft auch nichtmal genug um ohne Sozialhilfe oder Wohngeld über die Runden zu kommen. Aber das ist ja letztendlich das Risiko eines jeden Arbeitnehmers der in einem übersättigten Markt sein Hobby zum Beruf machen möchte, oder?

Kickstarter und ähnliches sehe ich da durchaus als gute Lösung für die Verlage. Aber nicht nur um frisches Geld zu mobilisieren, sondern vor allem auch dafür um im Vorfeld am Markt nachzufragen, ob das Produkt überhaupt (zu einem realistischen Preis) benötigt wird. Es ermöglicht einem Verlag einfach eine sehr viel bessere Kalkulation und macht so vieles einfacher. Weil es de facto kein Risiko mehr gibt mehr oder weniger für den Altpapierhändler zu produzieren.

Ganz sicher wird das aber auch dazu führen, dass in der Zukunft das eine oder andere System schon an dieser Hürde scheitert, der eine oder andere Autor gar  nicht erst eine Anstellung findet, u.s.w.

Früher hatten wir wenige große Verlage. Jetzt haben wir viele kleine. Das Angebot für die Spieler ist größer und diverser geworden.
Titel: Re: Weltmeister im schlechtreden...?
Beitrag von: 6 am 25.08.2015 | 21:40
@ Kowalski:
Deine Vermutungen muss ich nicht mitgehen. DSA alleine wird Schmidt Spiele nicht ruiniert haben, es sei denn sie haben echt schlecht gewirtschaftet. Und MtG ist kein Rollenspiel, also für diese Diskussion irrelevant.
Ich glaube Kowalski war hier sarkastisch. Schmidt-Spiele ist an seinem Warensortiment jenseits von DSA "drauf gegangen". DSA spielte damals nur eine sehr geringe bzw. garkeine Rolle.
Titel: Re: Weltmeister im schlechtreden...?
Beitrag von: Tyloniakles am 25.08.2015 | 21:41
Werner Fuchs sagte, ich glaube es war bei den Drachenvätern, dass Schmidt Spiele die Einführung eines neuen Logistiksystems das Genick gebrochen hat, das Hunderte falsche Auslieferungen und entsprechende Retouren verursachte.

Hier bei Google Books nachzulesen:https://books.google.de/books?id=67atBQAAQBAJ&pg=PA55&lpg=PA55&dq=schmidt+spiele+drachenv%C3%A4ter&source=bl&ots=mTJyvEOgWT&sig=sjj4eIcQdcmH_Q6qm_apcuGQHBE&hl=en&sa=X&ved=0CDAQ6AEwAGoVChMImqLosP7ExwIVgZUsCh1KjQoY (https://books.google.de/books?id=67atBQAAQBAJ&pg=PA55&lpg=PA55&dq=schmidt+spiele+drachenv%C3%A4ter&source=bl&ots=mTJyvEOgWT&sig=sjj4eIcQdcmH_Q6qm_apcuGQHBE&hl=en&sa=X&ved=0CDAQ6AEwAGoVChMImqLosP7ExwIVgZUsCh1KjQoY)
Titel: Re: Weltmeister im schlechtreden...?
Beitrag von: 6 am 25.08.2015 | 21:48
Oder so. Man beachte die damaligen Gesamtumsatzzahlen von Schmidt-Spiele(120 Mio DM!). Da war DSA nur eine sehr kleine Nummer.
Btw. bei WotC haben sogar einen noch höheren Umsatz (durch MtG). 2013 oder 2014 war er bei 320 Mio $.
Titel: Re: Weltmeister im schlechtreden...?
Beitrag von: Archoangel am 25.08.2015 | 23:33
Au contrair: DSA war damals eines der Zugpferde bei Schmidt, weshalb sich FanPro auch bei der Übernahme der Marke (vom Insolvenzverwalter) finanziell fast das Genick gebrochen hat: dieser Name wurde nämlich für sehr viel Geld verkauft ...

... das nur so am Rande.
Titel: Re: Weltmeister im schlechtreden...?
Beitrag von: 6 am 25.08.2015 | 23:53
Das heisst DSA hätte einen Löwenanteil an den 120 Mio DM Jahresumsatz gehabt?
Sorry, aber das glaube ich nicht.

Werner Fuchs schrieb ja selber, dass er mehrere Hunderttausend DM auftreiben musste, um an die Marke und vor allem an die Lagerbestände ranzukommen. Das ist ein paar Hausnummern kleiner.

EDIT:
Hab mal in dem Dokument nachgelesen: Laut Fuchs: DSA-Umsatz am Ende von Schmidt ~ 7 - 8 Mio. Also um die 6% - 7%. Verdammt gut im Vergleich zu heute, aber für Schmidt damals nu echt nicht die Welt.
Titel: Re: Weltmeister im schlechtreden...?
Beitrag von: Archoangel am 26.08.2015 | 11:20
Kommt darauf an, wie du dies lesen möchtest: bei 7-8 Mio. und 120 Mio. Jahresumsatz => 18 Marken. ich denke mal Schmidt hatte mehr als 18 Marken. Und ich denke mal, dass Schmidt nicht gerade 120 Mio. Umsatz in dem Jahr hatte in dem sie Konkurs angemeldet haben. Ergo: DSA war zu Zeiten des Konkurses eine Marke mit der man nochmal Geld reinholen konnte, also eines der Zugpferde = etwas das noch Gewinn erwirtschaft hat (im Gegensatz zu vielen anderen Teilen). Die Aussage kann also so stehen bleiben.
Titel: Re: Weltmeister im schlechtreden...?
Beitrag von: 6 am 26.08.2015 | 12:09
Kommt darauf an, wie du dies lesen möchtest: bei 7-8 Mio. und 120 Mio. Jahresumsatz => 18 Marken. ich denke mal Schmidt hatte mehr als 18 Marken.
Kommt drauf an, wie Marke definiert ist. Brettspiele (ohne Puzzle) alleine dürfte sicherlich bei Minimum 30 - 40% gelegen haben (und das dürfte vom Ausstoss an verschiedenen Material sicherlich mehr als vergleichbar zu DSA sein).
Zitat
Und ich denke mal, dass Schmidt nicht gerade 120 Mio. Umsatz in dem Jahr hatte in dem sie Konkurs angemeldet haben.
Die 120 Mio waren die Aussage aus dem Dokument.
Zitat
Ergo: DSA war zu Zeiten des Konkurses eine Marke mit der man nochmal Geld reinholen konnte, also eines der Zugpferde = etwas das noch Gewinn erwirtschaft hat (im Gegensatz zu vielen anderen Teilen). Die Aussage kann also so stehen bleiben.
Aussage des Dokumentes: Insolvenz durch Logistikprobleme. Die Verluste kamen also durch den Vertrieb auf allen Ebenen (auch DSA). ->Kein Gewinn durch was auch immer (auch DSA nicht).

EDIT: Aber ja. DSA müsste zu dem Zeitpunkt noch gewinnträchtig gewesen sein. Sonst hätte das Wagnis von FanPro sicherlich nicht funktioniert.
Titel: Re: Weltmeister im schlechtreden...?
Beitrag von: Boba Fett am 26.08.2015 | 12:18
Können wir bitte mal zurück zum Thema kommen...
Titel: Re: Weltmeister im schlechtreden...?
Beitrag von: Chiungalla am 26.08.2015 | 12:19
(Klicke zum Anzeigen/Verstecken)
Titel: Re: Weltmeister im schlechtreden...?
Beitrag von: Boba Fett am 26.08.2015 | 12:26
Ich finde es bezeichnend, dass wir bei einer Ausgangsfrage um "Rollenspielkrise und Nachwuchssorgen" jetzt schon wieder bei... angekommen sind.

Boba fängt das Thema positiv an und 3 Posts später wird nur noch geheult über alles...

Genau das ist es, was ich mit "Weltmeister im schlechtreden meine"...

Rollenspiel hat sich nach 40 Jahren einen Platz in der Spieleindustrie erarbeitet und wird, ... dort bleiben.

Genau das fasst meine Meinung gut zusammen (danke!) und damit komme ich zum Schluß, dass wir eigentlich ziemlich dumm sind,
wenn/daß wir uns ständig unser Hobby kleinreden (lassen) und dystopische Zukunftsperspektiven an die Wand zeichnen.
Warum eigentlich?
Wir haben ein echt geiles Hobby, ein Spiel, dass man zusammenspielt, dass Fantasy und Kommunikation zum Kerninhalt macht und das sonst seinegleichen sucht.
Trotzdem zeichnet ständig seit 25 Jahren irgendwer den Untergang des Ganzen auf oder macht es madig.
Ist doch kein Wunder, dass sich Leute (besonders) junge, entgeistert abwenden...

(http://www.allmystery.de/dateien/gg60158,1265099704,the-end-is-near.jpg?bc)

Durch so eine Grundhaltung zieht man doch niemand in seinen Bann...

Titel: Re: Weltmeister im schlechtreden...?
Beitrag von: Wisdom-of-Wombats am 26.08.2015 | 12:28
Also bei den Rollenspielen ist sicherlich nicht alles eitel Sonnenschein. Dafür gibt es sehr unterschiedliche Gründe:

- Die Unzahl an Systemen bedient immer noch den gleichen Markt. Sprich: alle wollen ein Stück vom Kuchen, aber niemand arbeitet ernsthaft daran, den Kuchen zu vergrößern. Das ist auch einer der entscheidenden Punkte von D&D. D&D kann mit der Marketingmaschine von WotC/Hasbro im Rücken, den Markt (Kuchen) vergrößern.
- Rollenspiele sind die einzige Branche, die daran arbeitet, sich selbst zu de-professionalisieren. Es gibt eine unglaublich große "Kostenlos-Mentalität", bei der man an Gewinn quasi schon gar nicht mehr denken darf.
- Rollenspiele sind von Anfang bis Ende ein sehr zeitintensives Hobby. Regelschinken mit 300-400 Seiten wollen erstmal gelesen werden. Und es wird auch nicht kürzer, weil:
   * Unterpunkt a): Rollenspielautoren nach Wörtern bezahlt werden, nicht nach Designarbeit. Wer schwafelt hat am Ende mehr Geld in der Tasche.
   * Unterpunkt b): Gerade in der heimischen Szene wollen die Leute dicke Regelschwarten und Charakterblätter wie Steuererklärungen. Also wird bedarfsgerecht produziert.
- Rollenspiele zu spielen kostet Vorbereitungszeit, Charaktererstellungszeit und v.a. Spielzeit. In der gleichen Zeit kann ich 6-8 launige Gesellschaftsspiele spielen.
- Es gibt leichtfüßigere Konkurrenz mit erheblich schnellerem Vergnügungsfaktor: Computerrollenspiele, Gesellschaftsspiele, Sammelkartenspiele. In der Hochzeit der Rollenspiele (Mitte 80er bis Mitte 90er) gab es keine Computer mit faszinierenden Grafik, kein WoW, kein Magic. Da waren Rollenspiele gerade im Bereich der Phantastik alternativlos. Heute ist die Konkurrenz riesig und auch noch leichter zugänglich.
Titel: Re: Weltmeister im schlechtreden...?
Beitrag von: tartex am 26.08.2015 | 12:37
Durch so eine Grundhaltung zieht man doch niemand in seinen Bann...

Rate mal, warum gefühlte 50% der deutschsprachig entwickelten Spiele Endzeitsettings haben.  ~;D

Titel: Re: Weltmeister im schlechtreden...?
Beitrag von: tartex am 26.08.2015 | 12:39
Sprich: alle wollen ein Stück vom Kuchen, aber niemand arbeitet ernsthaft daran, den Kuchen zu vergrößern. Das ist auch einer der entscheidenden Punkte von D&D. D&D kann mit der Marketingmaschine von WotC/Hasbro im Rücken, den Markt (Kuchen) vergrößern.

Also ich habe D&D4 als ernsthaften Versuch angesehen den Kuchen zu vergrößern. Das ist dann wohl nicht so gut bei der bestehenden Spielerschaft angekommen...
Titel: Re: Weltmeister im schlechtreden...?
Beitrag von: Chiungalla am 26.08.2015 | 12:42
@ Boba Fett:
Wie dieser Thread hier ja zeigt wird die Zukunft des Rollenspiels von verschiedenen Leuten sehr unterschiedlich eingeschätzt. Und letztendlich bist Du ja auch zu pessimistisch, wenn Du in Deinem Beitrag die wenige Pessimisten als Status Quo darstellst.  >;D

Pessimistisch zu sein hat aber durchaus eine nützliche Funktion: Man ist vorsichtig und wird selten von negativen Entwicklungen überrascht. Oft wird man sogar positiv überrascht. Nur leider sind Pessimisten selten gute Verkäufer (außer vielleicht für Luftschutzbunker).

Die meisten Menschen sind eher optimistisch veranlagt, und das führt dann zu so Fiaskos wie Stuttgard 21, dem neuen Berliner Flughafen oder der Elbphilamonie. Weil man zu optimistisch kalkuliert und die Problem ignoriert bis sie nicht mehr zu ignorieren sind.

Realistisch und objektiv ist letztendlich niemand.
Titel: Re: Weltmeister im schlechtreden...?
Beitrag von: Wisdom-of-Wombats am 26.08.2015 | 12:44
Also ich habe D&D4 als ernsthaften Versuch angesehen den Kuchen zu vergrößern. Das ist dann wohl nicht so gut bei der bestehenden Spielerschaft angekommen...

Das war eine Bauchlandung. Und eine, die richtig übel nach hinten losgegangen ist. WotC hat seine Spielerbasis gespalten und gleichzeitig Pathfinder zur umsatzstärksten Marke befördert. WotC hat dadurch die Marktführerschaft verloren (und trotz D&D 5 auch immer noch nicht wirklich wiedererlangt, weil D&D jetzt eine Marke ist und das Rollenspiel nur noch als Grundlage dient).
Titel: Re: Weltmeister im schlechtreden...?
Beitrag von: JS am 26.08.2015 | 12:46
Trotzdem zeichnet ständig seit 25 Jahren irgendwer den Untergang des Ganzen auf oder macht es madig.
Ist doch kein Wunder, dass sich Leute (besonders) junge, entgeistert abwenden...
Durch so eine Grundhaltung zieht man doch niemand in seinen Bann...

- Das ist normal. Metal, Techno und eben Rollenspiel sind schon seit Jahrzehnten tot, wenn man allgemeinen Aussagen folgen mag.
- Eine zuuu optimistische Grundhaltung führt aber auch nicht weiter. Wenn ich teilweise las, welch klägliche "Erfolge" z.B. an diesen GRT schon hochgejubelt wurden zur "großen Renaissance des Rollenspiels", dann staunte ich auch still vor mich hin.
- Fakt ist doch leider, daß wir von fast keinem Verlag und keiner RSP-Linie zuverlässige Zahlen haben und Entwicklungen ableiten können. Das führt letztlich zur anekdotischen Betrachtung der Branche. Ich beobachte z.B., daß es heute zwar zahlreiche Kleinverlage und Indies und diverse Produkte geben mag, aber die Besucherzahl der Cons stagniert oder ist deutlich geringer als noch vor z.B. 10 Jahren. Selbst mein hartnäckiger Rollenspielladen an der Ecke setzt immer mehr auf Tabletop und Brettspiele und hat die Rollenspielabteilung massiv reduziert. Viele Webshops handel(te)n ähnlich. Auch die Produktqualität so mancher Kleinverlage ist dürftig, teilweise beklagenswert.

Mache ich mein Hobby schlecht, wenn ich das anmerke? Nö.
Bin ich der Meinung, Hobbypessimismus sei die Ursache für Nachwuchsmangel? Nö.
Sehe ich dieses Hobby als siechend an? Nö, vor allem, weil ich dann wieder Lichtblicke wahrnehme: FFG mit Star Wars, Uhrwerk mit FATE und Splittermond und UBI, Ulisses mit DSA 5 usw. usf. Da geht noch was.
Mache ich mir Sorgen um die Zukunft dieses Hobbys? Nö, aber ich habe bisher auch einige wenige treue Mitstreiter und "kann gut reden".
Titel: Re: Weltmeister im schlechtreden...?
Beitrag von: Wisdom-of-Wombats am 26.08.2015 | 12:48
Die meisten Menschen sind eher optimistisch veranlagt, und das führt dann zu so Fiaskos wie Stuttgard 21, dem neuen Berliner Flughafen oder der Elbphilamonie. Weil man zu optimistisch kalkuliert und die Problem ignoriert bis sie nicht mehr zu ignorieren sind.

Die Planer waren optimistisch. Die sind in der Minderheit. Die Bevölkerung in der Mehrheit ist, wenn nicht pessimist, dann neophob. Wäre die Bevölkerung in der Mehrheit optimistisch, würden sie die genannten Projekte mit Kusshand annehmen, statt monatelang auf Konfrontation zu gehen. Über die Planungsdebakel Berliner Flughafen und Elbphilharmonie kann man Doktorarbeiten schreiben. Hauptgrund dürfte knappe Kalkulation und danach einbringen von Unmengen Änderungsanträgen sein.
Titel: Re: Weltmeister im schlechtreden...?
Beitrag von: Ucalegon am 26.08.2015 | 12:49
Also bei den Rollenspielen ist sicherlich nicht alles eitel Sonnenschein. Dafür gibt es sehr unterschiedliche Gründe:

- "Kostenlos-Mentalität" finde ich gut.
- Zu den zeitintensiven (Lesezeit/Spielzeit) Regelschinken gibt es gerade heute so viele Alternativen.
- Kickstarter und Co. verändern die ganze Finanzierungssache gerade ohnehin sehr stark.
- Der Retro-Charme und die soziale Komponente stehen gegen die Konkurrenz gar nicht mal so schlecht da, würde ich meinen.

Probleme sehe ich eher bei den Rollenspielern.
 
Titel: Re: Weltmeister im schlechtreden...?
Beitrag von: Wisdom-of-Wombats am 26.08.2015 | 12:54
- Zu den zeitintensiven (Lesezeit/Spielzeit) Regelschinken gibt es gerade heute so viele Alternativen.

Nur die Alternativen machen keinen Umsatz. Damit kann sich ein Verlag auch nicht über Wasser halten. Shadowrun, DSA 5, SpliMo, D&D, Numenera leben vom Produktausstoß. Mit schlanken Regeln gewinnst Du keinen Blumentopf. -> Deprofessionalisierung

- Kickstarter und Co. verändern die ganze Finanzierungssache gerade ohnehin sehr stark.

Nö. Weil gerade Kickstarter kleinerer Verlage bzw. von Eigenverlagen gnadenlos falsch kalkulieren. Da wird letztlich nur auf Produktionskosten, Bilder und Porto geschaut. An Gewinn denkt keiner. -> Kostenlos-Mentalität

Wenn ich qualitativ hochwertige Produkte haben möchte (Design, Layout, Kunst, Text), dann darf ich an keinem der Punkte sparen. D.h. aber auch das die Produkte bei den mikrigen Auflagen (1000-5000) für deutlich mehr Geld über den Ladentisch gehen müssen und Preise von 39,99 oder 49,99 nicht ausreichen, sondern eher Richtung 89,99 oder 99,99.
Titel: Re: Weltmeister im schlechtreden...?
Beitrag von: Gorbag am 26.08.2015 | 12:56
Ich bin übrigens mal sehr gespannt auf die Ergebnisse der Spielemesse in Essen dieses Jahr, um hier mal den Optimismus was zu schüren. Pegasus ist da immer einer der wenigen wirklich großen Stände und dieses Jahr ist man ja noch agressiver mit Shadowrun 5 unterwegs durch das enorm günstige Softcover. Dazu kommt dann noch die mittlerweile recht ordentliche Produktpalette an sonstigen SR 5 Büchern. Das gepaart mit der Tatsache, dass da viele Nicht-Rollenspieler rumlaufen, die aber zu weiten Teilen an Fantasy und SciFi gewöhnt sind bietet ja mal die Perspektive den Kuchen etwas zu vergrößeren.
Klar ist die Reichweite der Messe nicht so enorm, aber wenn man darüber einige neue Spielleiter gewinnt hätte man einen wichtigen Multiplikator gewonnen.

Ich hätte ja sowieso mal wirklich gerne die Absatzzahlen von SR 5, gerade wegen der "verwegenen" Preispolitik.
Titel: Re: Weltmeister im schlechtreden...?
Beitrag von: JS am 26.08.2015 | 13:01
Mich würde auch sehr interessieren, ob für die Verlage das Konzept des freien PDF oder Regelwerke zum Spottpreis aufgeht. Ich z.B. bin über die freien PDF zum Printkäufer für Degenesis, Splittermond und Fate geworden, und SR 5 ging nur an mir vorbei, weil ich mir kurz zuvor fast alles zu SR 4 gekauft hatte. Selbst DSA 5 werde ich mir kaufen, weil es broschiert für 20,- zu haben ist. Doch ich stehe eben nur für mich - etwas wenig für eine zuverlässige Statistik.
Titel: Re: Weltmeister im schlechtreden...?
Beitrag von: Gorbag am 26.08.2015 | 13:12
Mich würde auch sehr interessieren, ob für die Verlage das Konzept des freien PDF oder Regelwerks zum Spottpreis aufgeht. Ich z.B. bin über die freien PDF zum Printkäufer für Degenesis, Splittermond und Fate geworden, und SR 5 ging nur an mir vorbei, weil ich mir kurz zuvor fast alles zu SR 4 gekauft hatte. Selbst DSA 5 werde ich mir kaufen, weil es broschiert für 20,- zu haben ist. Doch ich stehe eben nur für mich - etwas wenig für eine zuverlässige Statistik.

Es gab zu Degenesis gratis PDFs? Dem Rebirth? Oder reden wir noch vom Alten (da war mir das bekannt)?

SR hat übrigens noch einen weiteren Vorteil: Videospiele. Gerade ist ja Shadowrun Hong Kong rausgekommen das etwas über 30.000 Unterstützer auf Kickstarter hatte. Und das GRW ist sogar billiger als das Videospiel, wenn man das Softcover als Maßstab annimmt.
Als Verlag würde ich da fast schon drüber nachdenken nen Deal zu machen, dass jeder Käufer des Videospiels mein Regelwerk  als PDF hinterhergeworfen bekommt (oder rabatiert), um da Neukunden zu gewinnen.
Titel: Re: Weltmeister im schlechtreden...?
Beitrag von: Chiungalla am 26.08.2015 | 13:15
Die Planer waren optimistisch. Die sind in der Minderheit.

Empirische Befunde aus der Psychologie (optimism bias) falsifizieren Deine Meinung da sehr gut.
Titel: Re: Weltmeister im schlechtreden...?
Beitrag von: Auribiel am 26.08.2015 | 13:18
Könnte mir nur vorstellen, dass diese Masse an Rollenspielen dafür sorgt, dass es weniger Spieler als früher für ein bestimmtes System gibt, weil: Gleicher Kuchen, aber mit mehr Geschmacksrichtungen. Das lässt viele vermutlich an das Ende des Rollenspiels denken.


Ich hatte immer den Eindruck, dass es früher mehr Systeme als heute gab? Als ich 1994/95 eingestiegen bin, ist so eine Menge an neuen Systemen auf den Markt gedrängt, dass sich für mich als Neuspieler der Markt total unübersichtlich dargestellt hat, da finde ich heute den Markt eher überschaubar?
Wobei ich natürlich auch nur die Mainstream-Systeme wahrnehme, viele Indies gehen leider sang- und klanglos an mir vorbei - das gilt aber sich auch für einen Großteil der Spieler. Stärkere Zerfaserung des Hobbys sehe ich aber eigentlich nicht? *grübel*
Titel: Re: Weltmeister im schlechtreden...?
Beitrag von: Boba Fett am 26.08.2015 | 13:19
Es gab zu Degenesis gratis PDFs? Dem Rebirth? Oder reden wir noch vom Alten (da war mir das bekannt)?
Das alte
Titel: Re: Weltmeister im schlechtreden...?
Beitrag von: Boba Fett am 26.08.2015 | 13:20
Als ich 1994/95 eingestiegen bin, ist so eine Menge an neuen Systemen auf den Markt gedrängt, ...

deutsch(sprachig)e Systeme
Titel: Re: Weltmeister im schlechtreden...?
Beitrag von: Auribiel am 26.08.2015 | 13:32
deutsch(sprachig)e Systeme

Stehe auf dem Schlauch, wie meinen?  :-[
Titel: Re: Weltmeister im schlechtreden...?
Beitrag von: Chiungalla am 26.08.2015 | 13:37
Er will wissen ob Du damals von einer Flut deutschsprachiger Systeme erschlagen wurdest. Weil es hier vor allem um den deutschsprachigen Rollenspielmarkt geht bzw. ursprünglich irgendwann mal ging.
Titel: Re: Weltmeister im schlechtreden...?
Beitrag von: Auribiel am 26.08.2015 | 13:40
Er will wissen ob Du damals von einer Flut deutschsprachiger Systeme erschlagen wurdest. Weil es hier vor allem um den deutschsprachigen Rollenspielmarkt geht bzw. ursprünglich irgendwann mal ging.

Vielleicht trügt mich meine Erinnerung, aber ich war damals vor allem auf deutsche Systeme fixiert (auch da ich was Englisch anging noch nicht so fit war), daher bin ich (wenn ev. auch fälschlicherweise) davon überzeugt, dass das schon deutsche Systeme + Übersetzungen ins Deutsche waren.
Titel: Re: Weltmeister im schlechtreden...?
Beitrag von: Kowalski am 26.08.2015 | 13:42
@ Boba Fett:
Wie dieser Thread hier ja zeigt wird die Zukunft des Rollenspiels von verschiedenen Leuten sehr unterschiedlich eingeschätzt. Und letztendlich bist Du ja auch zu pessimistisch, wenn Du in Deinem Beitrag die wenige Pessimisten als Status Quo darstellst.  >;D

Warum sollte eine Zustandsbeschreibung pessimistisch sein?

Pessimistisch zu sein hat aber durchaus eine nützliche Funktion: Man ist vorsichtig und wird selten von negativen Entwicklungen überrascht. Oft wird man sogar positiv überrascht. Nur leider sind Pessimisten selten gute Verkäufer (außer vielleicht für Luftschutzbunker).

Die meisten Menschen sind eher optimistisch veranlagt, und das führt dann zu so Fiaskos wie Stuttgard 21, dem neuen Berliner Flughafen oder der Elbphilamonie. Weil man zu optimistisch kalkuliert und die Problem ignoriert bis sie nicht mehr zu ignorieren sind.

Umm. Nö.
Deine aufgeführten Projekte sind einfach politisch gesteuert, teils mit Scope Creep und mit sich ändernden Vorgaben geschlagen.
Zum Teil machen das Amateure die so Projekte ein einziges mal im Leben durchziehen werden und mit so komplexen Arbeiten keine Erfahrung haben und keine Lehren ziehen konnten.

Stuttgart 21: politisch gewolltes Projekt. Zahlen abstimmungstechnisch motiviert und nicht realistisch. Beteiligungs und Marketingfail.
BER: politisch gewolltes Projekt. Erste Zahlen abstimmungstechnisch motiviert und nicht realistisch. Paradebeispiel politischen Reinredens in die Planung und Ausführung.
Elbphilharmonie: politisch gewolltes Projekt. Erste Zahlen abstimmungstechnisch motiviert und nicht realistisch.

Einige der Kardinalsfehler deutscher Ausschreibungspolitik:
Es gewinnt immer der güstigste Anbieter. Für die Kontrolle fehlt oft Geld und Expertise.

Eigentlich sind die Planer so pessimistisch das sie von vorneherein davon ausgehen das, bei realisitschen Zahlen und Zeiträumen, bestimmte Projekte in Parlamenten scheitern.

Realistisch und objektiv ist letztendlich niemand.

Wenn man Erfahrung gesammelt hat, dann kann das schon passieren.
Die Frage ist halt ob man aus Fehlern und Rückschlägen lernt, oder einfach nur heult und liegen bleibt.
Man sollte
Titel: Re: Weltmeister im schlechtreden...?
Beitrag von: Chiungalla am 26.08.2015 | 13:56
Warum sollte eine Zustandsbeschreibung pessimistisch sein?

Weil sie nur den negativen Teil des Spektrums abbildet und ihn damit verallgemeinert. Im Mittel gleichen sich die positiven und negativen Stimmen in diesem Thread mehr oder weniger aus. Aber trotzdem bleibt Boba bei seiner Meinung, dass schwarz gemalt wird.

Die Grundsatzdebatte zur Psychologie und Objektivität gehört hier nicht her. Daher nur ganz kurz ohne auf die einzelnen Punkte einzugehen: Niemand ist jemals objektiv. Selbst gut ausgebildete und erfahrene Profis sind oft fast genau so anfällig für biases und heuristics wie andere Menschen auch. Im Anchor-Effect macht professionelle Erfahrung nicht wirklich viel aus. Ähnliches gilt für den optimism bias.

Titel: Re: Weltmeister im schlechtreden...?
Beitrag von: Wisdom-of-Wombats am 26.08.2015 | 14:20
Die Grundsatzdebatte zur Psychologie und Objektivität gehört hier nicht her. Daher nur ganz kurz ohne auf die einzelnen Punkte einzugehen: Niemand ist jemals objektiv. Selbst gut ausgebildete und erfahrene Profis sind oft fast genau so anfällig für biases und heuristics wie andere Menschen auch. Im Anchor-Effect macht professionelle Erfahrung nicht wirklich viel aus. Ähnliches gilt für den optimism bias.

Bist Du Psychologe, so wie Du mit den Fachbegriffen hier um Dich wirfst? Bias, heuristics, anchor-effect... Damit kann doch kein normaler Mensch was anfangen...  ~;D
Titel: Re: Weltmeister im schlechtreden...?
Beitrag von: Chiungalla am 26.08.2015 | 14:28
Bist Du Psychologe, so wie Du mit den Fachbegriffen hier um Dich wirfst?

Nur interessierter Laie der sich seid einigen Jahren mit solchen Themen beschäftigt.

Bias, heuristics, anchor-effect... Damit kann doch kein normaler Mensch was anfangen...  ~;D

Google ist Dein Freund.
Titel: Re: Weltmeister im schlechtreden...?
Beitrag von: YY am 26.08.2015 | 14:41
- Es gibt leichtfüßigere Konkurrenz mit erheblich schnellerem Vergnügungsfaktor: Computerrollenspiele, Gesellschaftsspiele, Sammelkartenspiele. In der Hochzeit der Rollenspiele (Mitte 80er bis Mitte 90er) gab es keine Computer mit faszinierenden Grafik, kein WoW, kein Magic. Da waren Rollenspiele gerade im Bereich der Phantastik alternativlos. Heute ist die Konkurrenz riesig und auch noch leichter zugänglich.

Faszinierende Grafik gab es damals nicht, aber immerhin Spiele, die abseits davon so gut waren, dass ich sie heute ab und an noch spiele.
Und das, was P&P-Rollenspiele damals den Computer(rollen)spielen voraus hatten, haben sie ihnen heute immer noch voraus.

Permanente Verfügbarkeit ist ja nun nicht das einzige Kriterium.

P&P macht mehr Arbeit, aber im Idealfall hat man auch mehr davon.

Nur die Alternativen machen keinen Umsatz. Damit kann sich ein Verlag auch nicht über Wasser halten. Shadowrun, DSA 5, SpliMo, D&D, Numenera leben vom Produktausstoß. Mit schlanken Regeln gewinnst Du keinen Blumentopf. -> Deprofessionalisierung

Da bin ich ja immer im Zwiespalt...
Einerseits ist es bei anderen Sachen, die ich so treibe, i.d.R. meine Maxime, nur das Nötige zu machen und nicht zum Selbstzweck irgendwelche irrelevanten Mehrinhalte zu produzieren.

Im Rollenspielbereich gibt es das teils unfreiwillig, wenn Systeme kurz nach dem GRW wieder eingehen, oder mit Plan und Absicht, wenn tatsächlich nur die vorher geplante Handvoll Bücher (oder sogar nur ein GRW) geschrieben wird und dann ist das System eben "fertig".

Die geplante Variante ist mir also durchaus sympathisch, aber ich frage mich da andererseits auch, ob sich das alleinstehend, also ohne den "Nährboden" der Systeme mit hohem Ausstoß, wirklich halten könnte.
Als allgemeiner Ansatz würde das das Rollenspiel wieder komplett in die "Kellerproduktion" verlegen - wobei die mittlerweile noch nicht mal schlecht sein muss.

Wenn ich qualitativ hochwertige Produkte haben möchte (Design, Layout, Kunst, Text), dann darf ich an keinem der Punkte sparen. D.h. aber auch das die Produkte bei den mikrigen Auflagen (1000-5000) für deutlich mehr Geld über den Ladentisch gehen müssen und Preise von 39,99 oder 49,99 nicht ausreichen, sondern eher Richtung 89,99 oder 99,99.

Wenn alles Genannte stimmt, werden diese Preise auch bezahlt - siehe das neue Degenesis.

Andererseits steigt damit zumindest bei den Nutzern (im Gegensatz zu den reinen Sammlern) auch der Anspruch an die inhaltliche Qualität, auch wenn die damit erst mal nichts zu tun hat - in dem Sinne, dass man nicht einfach mehr Geld in die Hand nehmen kann und damit "automatisch" ein gutes Regelwerk bekommt.

Als Nutzer zahle ich z.B. bestimmt keine 90 € für ein schlecht lektoriertes, unausgegorenes Regelwerk.
Da bleibt dem betreffenden Verlag nur der Weg über Kampfpreise, wenn er genau weiß, dass er nicht auf der erforderlichen Stufe agieren kann.

Und schon stehen diese zwei Extreme sich gegenüber, und dazwischen haben wir den bisher meist gegangenen Mittelweg...

Mich würde auch sehr interessieren, ob für die Verlage das Konzept des freien PDF oder Regelwerke zum Spottpreis aufgeht. Ich z.B. bin über die freien PDF zum Printkäufer für Degenesis, Splittermond und Fate geworden

Zumindest für die freien PDFs gibt es einige Erfolgsgeschichten, z.B. Eclipse Phase und Splittermond.

Es muss natürlich immer noch ein gutes Spiel sein, aber die Tendenz der Spielerschaft, sich das Ding aus diversen Gründen dann auch "in echt" ins Regal zu stellen, ist stark genug, um dieses Modell erfolgreich zu machen.
Titel: Re: Weltmeister im schlechtreden...?
Beitrag von: Space Pirate Hondo am 26.08.2015 | 15:07

Zumindest für die freien PDFs gibt es einige Erfolgsgeschichten, z.B. Eclipse Phase und Splittermond.


Ich fand gut, dass es zum PC-Spiel "Drakensang" auch eine PDF vom DSA-GRW gab. Das war zwar die vorherige Edition, aber wenn das Interesse erstmal geweckt ist, lässt sich mit dem Hinweis auf die neue Edition schon ein paar neue Spieler anlocken. Wenn es schon Umsetzungen von Rollenspielen in anderen Medien gibt, sollte man die Chance am Schopfe packen. Die Einstellung andere Medien als "den Feind" zu betrachten ist nicht gerade förderlich.
Titel: Re: Weltmeister im schlechtreden...?
Beitrag von: JS am 26.08.2015 | 15:11
Gibt es Zahlen für die "Erfolgsgeschichten"?
;)
Titel: Re: Weltmeister im schlechtreden...?
Beitrag von: YY am 26.08.2015 | 15:32
Zumindest a) nicht von mir  :) und b) nicht in einer Weise, dass sie für die Fragestellung brauchbar wären.

Man kann ja schlicht nicht sagen, wie viele Printkäufer das letztlich wegen der kostenlosen PDF getan haben.


Rob Boyle hat zu EP immerhin mal geäußert, dass es sehr viel positives Feedback bez. der kostenlosen PDF gegeben hätte.
Da kann man also schon davon ausgehen, dass es ein Erfolgsfaktor war.
Genauer wird es aber wohl nicht.
Titel: Re: Weltmeister im schlechtreden...?
Beitrag von: Wisdom-of-Wombats am 26.08.2015 | 15:39
Als Nutzer zahle ich z.B. bestimmt keine 90 € für ein schlecht lektoriertes, unausgegorenes Regelwerk.
Da bleibt dem betreffenden Verlag nur der Weg über Kampfpreise, wenn er genau weiß, dass er nicht auf der erforderlichen Stufe agieren kann.

Ist das ne Anspielung auf Shadowrun, die ich gerade nicht verstehe? V.a. weil Pegasus ja in der Regel erratierte GRWs gegenüber dem Original erstellt...

Zum Topic: Was Du beschreibst, ware ja perfekte Marktwirtschaft. Ich weiß, dass meine Qualität nicht stimmt und behandele mein Rollenspielprodukt wie H&M seine Klamotten. Und wenn meine Qualität stimmt, dann kann ich in luftigen Höhen der Sammlerausgaben agieren. (Spielt eigentlich irgendjemand Degenesis: Rebirth?).
Titel: Re: Weltmeister im schlechtreden...?
Beitrag von: Sashael am 26.08.2015 | 15:42
Google ist Dein Freund.
Nur mal als Anmerkung: Wenn ich dreimal Google benutzen muss, um einen Post zu verstehen, dann interessiert mich der Post nicht mehr. Die Lesefreundlichkeit sollte man bei öffentlichen Postings schon beachten. Alles andere erweckt einen unangenehmen Anschein von Hochnäsigkeit. ;)
Titel: Re: Weltmeister im schlechtreden...?
Beitrag von: YY am 26.08.2015 | 15:57
Ist das ne Anspielung auf Shadowrun, die ich gerade nicht verstehe? V.a. weil Pegasus ja in der Regel erratierte GRWs gegenüber dem Original erstellt...

Ich hatte dabei auch SR im Kopf, obwohl das hier durch die "Zweiseitigkeit" noch mal eine besondere Ausgangslage ist.

Als Beispiel kann es dennoch herhalten:
Das englische GRW hätte ich mir nicht geholt; das deutsche ließ ich mir dann doch nachwerfen.
Aber Pegasus kann bzw. darf nicht aus Scheiße Gold machen und muss sich damit begnügen, etwas Glitter draufzuwerfen  :P ;D

Ansonsten s.u..

Ich weiß, dass meine Qualität nicht stimmt und behandele mein Rollenspielprodukt wie H&M seine Klamotten. Und wenn meine Qualität stimmt, dann kann ich in luftigen Höhen der Sammlerausgaben agieren. (Spielt eigentlich irgendjemand Degenesis: Rebirth?).

Es läuft nicht immer so, aber manchmal schon.
Wobei ich schwer davon ausgehe, dass der Denkansatz sehr selten tatsächlich ist "Für den Mist gibt uns keiner 40 €", sondern man eher auf eine möglichst breite Kundenbasis für Erweiterungen abzielt - und das sind eben hauptsächlich Leute, die ein GRW haben.

Savage Worlds bekam man ja stellenweise auch billiger als eine Kinokarte, und das war bestimmt nicht, weil Pinnacle auf einmal der Meinung war, sie würden es anders gar nicht mehr loswerden.


Andersrum gibt es Limited Editions, die weggehen wie warme Semmeln, obwohl der Preis in keiner Weise gerechtfertigt ist.
Da geht es nach Abverkauf dann ggf. noch mal auf Ebay & Co. munter weiter...


Kurz:
Der Preis hat nicht durchgehend so direkt mit der Produktqualität zu tun.
Einerseits schade, aber andererseits auch gut so.


Und was Degenesis angeht:
Ich kenne mehrere Leute, die es in Windeseile gekauft und seither noch nicht mal gelesen haben. An Spielen ist da gar nicht zu denken ;D
Titel: Re: Weltmeister im schlechtreden...?
Beitrag von: Ucalegon am 26.08.2015 | 16:11
Gibt es Zahlen für die "Erfolgsgeschichten"?
;)

Für Eclipse Phase gibt es ausnahmsweise mal Zahlen, ja. http://eclipsephase.com/posthuman-2010-year-end-review (http://eclipsephase.com/posthuman-2010-year-end-review)

Adam Jury über CC: http://adamjury.com/2010/creative-commons-part-of-why-we-give-our-games-away/ (http://adamjury.com/2010/creative-commons-part-of-why-we-give-our-games-away/)

Adam Jury aus dem story-games Forum zu EP-CC:
Zitat
I'm pretty damned sure that CC-licensing Eclipse Phase has been a net positive in terms of exposure, marketing, and sales.

Letztgültig beweisen können sie das also selbst nicht. Es ist nur sehr wahrscheinlich. ;-)

Rob Boyle aus dem EP-Forum:
Zitat
I would say that is true and I think there's a growing body of evidence supporting the idea that giving away your product digitally increases print sales, and serves in effect as a grassroots marketing method as people who like it pass it on to their friends.

I would hesitate to say that this is going to be true for all things given away for free. I still feel that quality is a big issue. I don't think EP would have been as widely accepted if we'd had a poor graphic presentation, or hadn't put as much effort into the setting, or things like that. This is a criticism that gets leveled at Cory Doctorow and his CC evangelism too -- that his method of putting books out for free online works for him because he is a good writer and somewhat famous already, and that it doesn't work as well for new authors who are completely unknown. While I do think this approach is going to be of some benefit to just about everyone trying it, I think actual *success* is still going to be determined by other quality factors.
Titel: Re: Weltmeister im schlechtreden...?
Beitrag von: Wisdom-of-Wombats am 26.08.2015 | 16:42
Bei Eclipse Phase ist die CC eigentlich Teil der Ideologie des Spiels...  (Off-topic: Warum hat EP kein gutes Regelsystem? Ich würde das Spiel so gerne spielen.)
Titel: Re: Weltmeister im schlechtreden...?
Beitrag von: Chiungalla am 26.08.2015 | 16:46
Eine Frage die ich mir da stelle (den tatsächlichen Erfolg des Konzepts vorausgesetzt):

Funktioniert das mit den Gratis-PDFs auch, wenn das jeder macht?
Oder sind der Marketing- und Werbeeffekt vor allem davon abhängig, dass es eben nicht alle machen?
Titel: Re: Weltmeister im schlechtreden...?
Beitrag von: Ucalegon am 26.08.2015 | 16:54
Funktioniert das mit den Gratis-PDFs auch, wenn das jeder macht?
Oder sind der Marketing- und Werbeeffekt vor allem davon abhängig, dass es eben nicht alle machen?

Warum sollten die Effekte vor allem davon abhängig sein? Posthuman haben/hatten natürlich den "Wir sind die mit CC"-Buzz, aber die Argumentation geht darüber ja schon hinaus.

(Off-topic: Warum hat EP kein gutes Regelsystem? Ich würde das Spiel so gerne spielen.)

Naja, ein großer Teil der Publikationen ist Setting. Ein paar Conversion-Ansätze gibt es. Eclipse FATE ist vlt. auch irgendwann mal fertig. Und das Originalsystem ist mMn nicht so schlecht, wie es teilweise dargestellt wird.  ;)
Titel: Re: Weltmeister im schlechtreden...?
Beitrag von: Gorbag am 26.08.2015 | 16:56
Eine Frage die ich mir da stelle (den tatsächlichen Erfolg des Konzepts vorausgesetzt):

Funktioniert das mit den Gratis-PDFs auch, wenn das jeder macht?
Oder sind der Marketing- und Werbeeffekt vor allem davon abhängig, dass es eben nicht alle machen?

Ich denke das würde sich leicht negativ auf die Absätze auswirken. Man würde den "Die sind cool, die haben eine vernünftige Einstellung zum Copyright" Bonus verlieren, der sicherlich ein paar Käufer generiert. Den hat dann einfach jeder und damit ist es kein Bonus mehr.
Produkte die eine gute Qualität aufweisen dürften aber wohl weiterhin ein Absatzplus verbuchen, denn ich halte den angesprochenen Werbeeffeckt auch für sehr relevant.

Ein leicht anderes Thema ist auch: Wirkt sich das Bereitstellen von "gratis" PDFs bei Kauf des Produkts spürbar positiv auf den Absatz aus?
Das würde mich interessieren, nur glaube ich das hier belastbare Zahlen wirklich schwer zu bekommen sind. Die zu ermitteln fällt ja fast schon in Marktwirtschaftsesoterik.
Titel: Re: Weltmeister im schlechtreden...?
Beitrag von: Arkam am 26.08.2015 | 17:04
Hallo zusammen,

ich denke der Trend das kommerzielle Rollenspiel in die Krise zu reden basiert auf einen Artikel den Frank Heller im Envoyergeschrieben hat und der den Titel "Pen & Paper Rollenspiel am Ende trug". Direkt in der Einleitung wurde klar gemacht das das Ende eben nicht nur rein rhetorisch gemeint war. Ich habe den Artikel auf die Schnelle nur unter http://www.rollenspiel-leipzig.de/forum/showthread.php?6637-Pen-amp-Paper-Rollenspiel-am-Ende-(von-Frank-Heller) (http://www.rollenspiel-leipzig.de/forum/showthread.php?6637-Pen-amp-Paper-Rollenspiel-am-Ende-(von-Frank-Heller)) gefunden.
Als Spieler ist die Situation im Moment doch blendend. Es gibt Rollenspiele für jeden Geschmack. Es gibt sie auch als PDFs die eben keinen Regal Platz beanspruchen und zum ausprobieren einladen. Die Qualität, selbst von Fan Produkten, hat dank passender Computerprogrammen und einem gestiegenen Anspruch tatsächlich zugenommen.

Gruß Jochen
Titel: Re: Weltmeister im schlechtreden...?
Beitrag von: Chiungalla am 26.08.2015 | 17:22
Warum sollten die Effekte vor allem davon abhängig sein?

Ich stellte ja bewusst eine Frage und machte keine Aussage.

Aber trotzdem:
Ein Spieler der sich heute nach neuen Systemen umguckt hat die Wahl zwischen vielen kostenpflichtigen Systemen (illegale Downloads mal außen vor) und einigen wenigen kostenlosen Systemen. Da bekommen die kostenlosen Systeme natürlich mehr Aufmerksamkeit, einfach weil man sich ohne weitere Kosten an einem stillen Donnerstag Nachmittag das PDF runterladen und schmökern kann. Bei Gefallen wird dann später vielleicht gekauft.

So kauft dieser Spieler vielleicht letztendlich System a statt System b. Denn System a gab es als Gratis-PDF. System b nicht.
Gibt es jetzt aber System a und System b als Gratis-PDFs ändert sich nichts an der Kaufentscheidung des Spielers und er nimmt System b.
In diesem Szenario würden beide Verlage Spieler an die "mir reicht die PDF-Version"-Fraktion verlieren und hätten wenig zu gewinnen.

Das ganze könnte sich sogar in spieltheoretischen Überlegungen (die nur so heißen, oft aber sehr reale Auswirkungen haben) verlieren und Szenarien generieren in denen jeder Verlag Gratis-PDFs anbieten "muss", obwohl es ihm im Grunde schadet. Weil niemand derjenige sein will (kann) der das nicht macht.

Das sind natürlich nur einige von vielen denkbaren Szenarien. Deshalb ja auch die Formulierung als Frage statt als Aussage. Es gibt natürlich auch Szenarien in denen die Gratis-PDFs den Kuchen wachsen lassen, ihn schrumpfen lassen, u.s.w. Da kann man eine Menge spekulieren. Wirklich vorhersagen kann man das aber denke ich nicht. Und ich würde da nicht wetten wollen.
Titel: Re: Weltmeister im schlechtreden...?
Beitrag von: Chruschtschow am 26.08.2015 | 17:31
Manche Verlage veröffentlichen ja durchaus Zahlen, z.B. Evil Hat (http://www.evilhat.com/home/q2-sales-numbers-spring-forward/). Da sieht man durchaus, dass auch freie PDFs Geld generieren.
Titel: Re: Weltmeister im schlechtreden...?
Beitrag von: YY am 26.08.2015 | 17:40
Bei PWYW ist das ja auch gut erfassbar.

Aber "echt" kostenlose PDFs lassen sich als Kaufanreiz für Printversionen oder kostenpflichtige PDFs (in dem Moment auch nur undurchsichtigeres PWYW bzw. PIYW ;) ) nicht quantifizieren.
Titel: Re: Weltmeister im schlechtreden...?
Beitrag von: Gecq am 26.08.2015 | 23:11

Aber trotzdem:
Ein Spieler der sich heute nach neuen Systemen umguckt hat die Wahl zwischen vielen kostenpflichtigen Systemen (illegale Downloads mal außen vor) [...]

Mit dem außen vor lassen der illegalen Donwloads machst Du meines Erachtens einen Fehler. Gratisrollenspiele signalisieren einen geringeren Wert. Die bekannten und kostenpflichtigen Systeme signalisieren und haben einen höheren Status. So besorgen sich sehr viele erstmal diese Systeme illegal (das war auch früher so, da wurde fotokopiert). Wenn das System dann verfängt/gefällt/begeistert, werden die wichtigen Sachen auch kostenpflichtig angeschafft und bei entsprechendem Wohlstand bricht dann gerne auch die Sammelleidenschaft aus.
Zum Kennenlernen sind gratis und illegal annähernd gleichschwellig. Für den Status ist gratis nachteilig.
Man kann aber auch eine Mischstrategie fahren, wie eben pay what you want oder wie es Uhrwerk mit dem Gratis Downloads des Kernprodukts von Splittermond gemacht hat. Der Rest und der Druck ist dann immer noch kostenpflichtig, aber die Verbreitung unterstützt es gewiss.

Wohlgemerkt: Ich rede von Status und Verbreitung. Ich will damit nichts über die Qualität der jeweiligen Produkte sagen. Die ist bei manchen Gratissachen sehr hoch und umgekehrt (Historia Aventurica ...)
Titel: Re: Weltmeister im schlechtreden...?
Beitrag von: Archoangel am 26.08.2015 | 23:40
Ich denke - und das bezieht sich auf Wissen, Halbwissen, Erfahrungswerte und Bauchgefühl - Frank Hellers Artikel von 2009 trifft es ziemlich genau: Rollenspiel geht nicht unter, aber der dt. markt und die Spielerschaar verringert sich jedes Jahr ein wenig - zumindest im langfristigen Trend.

Gründe gibt es sicher viel und sie wurden schon vielfach erschöpfend diskuttiert. Salopp gesagt: früher war einiges deutlich anders als heutzutage und deshalb gibt es heute einfach weniger Spielende als früher.
Die zersplitterung des Marktes, die Hobbyherausgeber, die nicht davon leben müssen, illegale Raubkopien, Gratis-pdfs und das Internet als solches, also vor allem als Plattform für durchaus auch hervorragendes Fanmaterial machen es für die Verbliebenen Spieler sicher temporär traumhaft, langfristig werden sie aber die Abwärtsspirale eher beschleunigen, da schließlich dadurch der ohnehin geringe Werbeetat der großen Hersteller ständig beschnitten wird und somit eine Neukundenrequirierung immer unwahrscheinlicher wird - also: noch unwahrscheinlicher, da die Alternativen natürlich nicht mehr mit 1984 zu vergleichen sind.

Die Spielerschaft altert und das Hobby wird sicher einge noch bis zum Sarge beschäftigen und auch darüber hinaus. Aber der Markt und die Spielerschraft schrumpft eben beständig. Mein persönliches gefühl sagt mir, dass ich mich mehr als wundern würde, wenn es aktuell in D noch 80.000 aktive P&P-RPGler gäbe, aber mehr als 40.000 dürften es noch sein. Zudem vermute ich, dass die Gesammtzahl der Menschen in diesem lande, die schonmal gespielt haben bei ca. 800.000 liegen dürfte, also etwa 1% der Bevölkerung, was dann natürlich immernoch hinter den amerikanischen 3,5% der letzten Wizards-Studie hinterherhinkt, aber immernoch recht ebachtlich ist. Zumindest wird man nicht mehr allzu schräg angeshen, wenn man scheinbar Unbeteiligten von seinem Hobby erzählt. Bei mir auf der Arbeit bin ich der einzige aktive Spieler, 3 Kollegen haben mal gespielt als sie jünger waren und ein halbes Dutzend hat ziemlich genaue Ahnung worum es bei diesen Spielen geht. Der Rest sagt zumindest nichts negatives - das ist doch auch schonmal was!

Vei den Kiddies ist es etwas anders: con den ca. 1000 Kiddies, die ich schon beschulen durfte hätte wohl ohne meine Projektwoche kein einziger jemals Kontakt mit P&P gehabt. Aktuell spielen noch ca. 10 regelmäßig, aber dieses Wort lässt sich schwer im selben Zusammenhang wie in meiner Kindheit/Jugend verwenden. Die Prioritätetn und das Zeitbudget der Heranwachsenden lassen es nicht mehr zu 3 bis 5 Tage die Woche zu spielen, ja selbst ein regelmäßiger wöchentlicher Termin scheint unmöglich. So kommt es dann, dass ich alter Sack mit meinen ein bis drei Runden und etwa 20-40 Spielterminen im Jahr deutlich häufiger spiele als die Kiddies, die es auf 6-15 Termine schaffen. Und das scheint mir dann doch ein Beleg für das Altern der Szene und den fehlenden Nachwuchs: bedenkt einfach mal wie viele Leute ihr kennt/kanntet, die it 8-17 angefangen haben, wie viele es dann im prä-beruflichen Alter waren, wie viele im prä-familiären Alter noch vorhanden waren und wie viele tatsächlich dann im gesetzten Alter ab 40, also als so genannte "Leistungsträger der Gesellschafft", also mit Verantwortung im Beruf, eigenen Kindern, Kümmern um die Eltern, Hausbau&Co. tatsächlich noch übriggeblieben sind.

Die Alterspyramide der Gesellschafft findet sich also sicher irgendwie auch bei den Spielern wieder, nur das unsere Spitze wohl nicht in die 100+ übergeht ... noch nicht. Zu unserer Zeit (alte Säcke) gab es die klassische Pyramide, aktuell sind wir beim Baum angekommen und wenn wir in Rente gehen wird es günstigstenfalls noch eine umgekehrte Pyramide sei - wobei die Gesammtzahl deutlich geschrumpft sein dürfte. Wobei ich als Christ natürlich stets bereit bin an Wunder zu glauben ... die 3E-Ära hat ja auch einen kurzfristigen, völlig unerwarteten Boom gebracht, wer weis also, was die Zukunft noch bringen mag.
Titel: Re: Weltmeister im schlechtreden...?
Beitrag von: Kowalski am 27.08.2015 | 15:28
Hallo zusammen,

ich denke der Trend das kommerzielle Rollenspiel in die Krise zu reden basiert auf einen Artikel den Frank Heller im Envoyergeschrieben hat und der den Titel "Pen & Paper Rollenspiel am Ende trug". Direkt in der Einleitung wurde klar gemacht das das Ende eben nicht nur rein rhetorisch gemeint war.


Der Artikel ist mir neu, das Ende der P&P RPG Geschichte wurde mit dem Boom der TCGs um 1993 befuerchtet. Wo die Leute Ihr Geld statt in RPGs in TCGs gesteckt haben. Taschengeld, frei verfuegbares Einkommen, ist halt eine ENDLICHE Ressource.

Schliessen der FLGS, Shift zu Ebay und Amazon, alles Faktoren die die Verbreitung der Rollenspiele negativ beeinflusst haben.

Ich habe den Artikel auf die Schnelle nur unter http://www.rollenspiel-leipzig.de/forum/showthread.php?6637-Pen-amp-Paper-Rollenspiel-am-Ende-(von-Frank-Heller) (http://www.rollenspiel-leipzig.de/forum/showthread.php?6637-Pen-amp-Paper-Rollenspiel-am-Ende-(von-Frank-Heller)) gefunden.
Als Spieler ist die Situation im Moment doch blendend. Es gibt Rollenspiele für jeden Geschmack. Es gibt sie auch als PDFs die eben keinen Regal Platz beanspruchen und zum ausprobieren einladen. Die Qualität, selbst von Fan Produkten, hat dank passender Computerprogrammen und einem gestiegenen Anspruch tatsächlich zugenommen.

Gruß Jochen

Ja, als Konsument ist es einfacher was passendes zu finden.
Aber ein Produzent, ein Verlag, ein Laden der von etwas nicht Leben kann wird entweder diversifizieren, oder RPGs ganz aufgeben, zumindest wenn er nicht ganz Gaga ist.
Titel: Re: Weltmeister im schlechtreden...?
Beitrag von: Kowalski am 27.08.2015 | 15:42
So kommt es dann, dass ich alter Sack mit meinen ein bis drei Runden und etwa 20-40 Spielterminen im Jahr deutlich häufiger spiele als die Kiddies, die es auf 6-15 Termine schaffen. Und das scheint mir dann doch ein Beleg für das Altern der Szene und den fehlenden Nachwuchs: bedenkt einfach mal wie viele Leute ihr kennt/kanntet, die it 8-17 angefangen haben, wie viele es dann im prä-beruflichen Alter waren, wie viele im prä-familiären Alter noch vorhanden waren und wie viele tatsächlich dann im gesetzten Alter ab 40, also als so genannte "Leistungsträger der Gesellschafft", also mit Verantwortung im Beruf, eigenen Kindern, Kümmern um die Eltern, Hausbau&Co. tatsächlich noch übriggeblieben sind.

Dabei vergisst Du das wir uns auf eines der Hobbies eingeschossen haben.
Die Kids suchen sich halt IHR Ding.
Und da ist P&P RPG ein aufwendiges und esoterisches Hobby.

Man muss schon gut angefixt werden damit man in ein Hobby mehr Zeit investiert als nur das Reinschnuppern. Oder gute und mitreissender Mentoren haben.

Aber ansonsten stimme ich Dir 101%-ig zu!
Titel: Re: Weltmeister im schlechtreden...?
Beitrag von: Deltacow am 27.08.2015 | 19:33
Meine persönlichen Erfahrungswerte - ausschließlich aus Wien und Umgebung (bzw. Teile Niederösterreichs die ich mal einfach so vernachlässigen werde) haben mich aber folgende Erfahrung immer und immer wieder machen lassen: Menschen die vorwiegend PC-Rollenspiele als ihr Genre spielen, inbegriffen auch MMO(RPG)s kennen auch Pen and Paper bzw. haben es gespielt oder möchten es probieren. Die Mehrzahl derer die am PC Rollenspiele zockt kann mit der Begrifflichkeit ad hoc was anfangen.
Titel: Re: Weltmeister im schlechtreden...?
Beitrag von: Luxferre am 28.08.2015 | 09:58
Probleme sehe ich eher bei den Rollenspielern.

Jetzt springe ich in die Bresche für den Titel: ja, das ist so!

Ich überlege mir ab und zu, wie ich als absoluter Neuling, der an das T verwiesen wurde reagieren würde.
- OK, ich werde freundlich empfangen
- jaja, es gibt (k) eine Verschwörung ...
- Upps, es gibt ja mehr als ein Dutzend Systeme
- äh, was ist das Ding da mit der Theorie?
- wie jetzt, ich werde erst ernst genommen, wenn ich etwas zu tiefgreifend und wichtigen Themen beitragen kann?
- hä? wer ist dieser Mehlem? Und dieser Kennig? Oder Preuss? Und warum kennt die hier jeder, außer mir?
- Treffen? Ich MUSS auf ein Treffen kommen? Äh .. neee!!


Der Verein der Rollenspieler ist ein ziemlich eingeschworener Haufen. Und nicht jedem liegt es, sich dort einzufinden.
Dann gibt es noch diese wunderbaren Eliterollenspieler, die aber auch hier zum Glück mehr oder minder belächelt werden.
Tja, dann muss man einfach mal festhalten, dass sich eine Menge Freaks unter Unseresgleichen tummeln. Das hat wenig, SEHR WENIG Anziehungskraft.
Dann dieses Rollenspielersprech. Was soll das?
Auch wenig hilfreiche oder mangelnde Verweise in vielen Postings. Es wird zu wenig Norddeutsch gesprochen! Wie in fast jedem "Fach"gebiet.

Alles Punkte, die es einem Interessierten nicht leichter machen.
Und obiges Beispiel mit unserem schönen :T: soll das Ganze lediglich mit einem Augenzwinkern verdeutlichen.
Titel: Re: Weltmeister im schlechtreden...?
Beitrag von: JS am 28.08.2015 | 10:01
- hä? wer ist dieser Mehlem? Und dieser Kennig? Oder Preuss? Und warum kennt die hier jeder, außer mir?

Wer sind diese Personen?

Ich fand bisher, daß Neulinge hier herzlich und mitteilsam aufgenommen wurden. Daß der Rollenspielbereich dann eine gewisse Komplexität mit sich bringt, die verwirrend sein kann, läßt sich leider nicht vermeiden. Man schaue sich nur mal im Feld der Musikstile um, das ist ja noch größer und zerfaserter.
Titel: Re: Weltmeister im schlechtreden...?
Beitrag von: Kaskantor am 28.08.2015 | 10:15
Wie ich schon geschrieben habe, sehe ich dieses Hobby absolut nicht in den Keller rutschen.
Bei uns ist ein sehr guter und erfahrener Spielleiter, der arbeitsbedingt bei uns in der Nähe war, wieder in seine Heimat zurückgekehrt. Dort hat er mittlerweile wieder 2 eigene Gruppen aufgemacht.
Ein anderer Freund aus der Gruppe hat die hiesige übernommen und weiter ausgebaut. Ich selbst habe ebenfalls eine eigene Gruppe aufgemacht. Alle Gruppen haben so zwischen 5-6 Spieler + SL.
Und das obwohl ich denke, dass bei mir nicht gerade ein Ballungsgebiet des Rollenspiels ist.
Eine lustige Anekdote noch, wie einer meiner Spieler dazukam. Ich habe im Keller einen eigenen Rollenspielraum eingerichtet. Dafür haben wir eigens einen Tisch geschreinert, die Wände mit Klinkertapete tapeziert( Dungeonfeeling) usw. Er war Schornsteinfeger und musste an die Heizung. Dafür muss man durch den Rollenspielraum. Der hat ganz schön große Augen gemacht. Ruck zuck sind wir ins Gespräch gekommen, er hat mir einfach seine Nummer da gelassen und sobald ein Platz frei wurde, habe ich angerufen und seitdem ist er dabei und ein guter Freund geworden. 3 der Spieler sind aus dem MMO Bereich und hatten vorher noch keine Tischrollenspiele gespielt. Ich habe leider in letzter Zeit auch interessierten absagen müssen, da wir voll sind. Ich denke mit dem ein oder anderen Spielleiter wäre noch mehr drin. Und auch wenn es wegen des Internets vielleicht nicht mehr soviele Heimtisch Gruppen gibt, darf man nicht vergessen, dass es wegen des Internets möglich ist mit Leuten aus der ganzen Welt zu spielen.
Titel: Re: Weltmeister im schlechtreden...?
Beitrag von: Sashael am 28.08.2015 | 10:21
Tja, dann muss man einfach mal festhalten, dass sich eine Menge Freaks unter Unseresgleichen tummeln. Das hat wenig, SEHR WENIG Anziehungskraft.
Die durchgeknallten Vollpfosten im Fussbalfantum schrecken mich auf eine Weise ab, die ich nicht mehr in Worte fassen kann. Das scheint auf die allgemeine Anziehungskraft aber keinen Einfluss zu haben. Und da rede ich nur von den lauten Krakeelern. Nicht eingerechnet die Besoffenen, die wirklich Gewalttätigen oder die creepy freaks, die sich halt überall in der Gesellschaft herumtreiben.

Ich finde dieses Argument schon seit Jahren schwach, SEHR SCHWACH. ;)
Titel: Re: Weltmeister im schlechtreden...?
Beitrag von: Auribiel am 28.08.2015 | 11:11
Tja, dann muss man einfach mal festhalten, dass sich eine Menge Freaks unter Unseresgleichen tummeln. Das hat wenig, SEHR WENIG Anziehungskraft.

Nehme ich aber im PC- und Manga-/Anime- und Comic-Bereich noch viel deutlicher wahr - da tummeln sich weit mehr Freaks und Nerds, als im P&P-Bereich und die wachsen ja auch bzw. sind konstant. Wer sich von Cosplay nicht abschrecken lässt, der hält auch die P&P-Freaks aus.  ~;D
Titel: Re: Weltmeister im schlechtreden...?
Beitrag von: tartex am 28.08.2015 | 14:57
Tja, dann muss man einfach mal festhalten, dass sich eine Menge Freaks unter Unseresgleichen tummeln. Das hat wenig, SEHR WENIG Anziehungskraft.

Naja, wenigstens kann ich potentielle Hardcore-Rollenspieler gleich erkennen, oder im warsten Sinne des Wortes herausschnuppern. Hat auch seine Vorteile. Die Trefferquote ist überraschend groß.
Titel: Re: Weltmeister im schlechtreden...?
Beitrag von: Listir am 28.08.2015 | 16:23
Letztes Jahr gab es an einer  Schule hier in der Gegend in der Projektwoche eine Rollenspiel-AG, in der die Schüler (ja, alle männlich, so um die 16 Jahre) das erste Mal mit DSA konfrontiert waren und ziemlich angetan davon waren, also vom Hobby im Allgemeinen. Ich denke, dass man durchaus auch heute noch Jugendliche für PnP-Rollenspiele begeistern kann (nicht nur für DSA ~;D), trotz aller medialer Konkurrenz wie WoW und Co. Nachwuchs ist also möglich  ;D.
Titel: Re: Weltmeister im schlechtreden...?
Beitrag von: Arkam am 29.08.2015 | 08:11
Hallo zusammen,

zum Thema schlechte Zeiten gibt es unter dem Titel "Gute Zeiten für Rollenspiele, schlechte Zeiten für Verlage." http://www.tanelorn.net/index.php/topic,9694.msg184062.html#msg184062 (http://www.tanelorn.net/index.php/topic,9694.msg184062.html#msg184062) schon einen Thread aus 2004.

Gruß Jochen
Titel: Re: Weltmeister im schlechtreden...?
Beitrag von: Wisdom-of-Wombats am 29.08.2015 | 11:45
Yeah, in 11 Jahren hat sich nix getan :)
Titel: Re: Weltmeister im schlechtreden...?
Beitrag von: Der Rote Baron am 29.08.2015 | 16:59

Rollenspiel war noch NIE (!) etwas, mit dem sich massig geld verdienen ließ. TSR ist 99 auch mal gekauft worden und die hatten D&D...


Kommt natürlich auf die Definition von "massig" an und darauf, WEN du mit verdienen meinst.
Ich weiß nur aus direkter Quelle, dass das, was mein lokaler Rollenspielladen heute so zum Weihnachtsgeschäft an Umsatz macht, füher (Ende 90er, Anfang 200er) für gewöhnlich "normaler, eher mäßiger Verkaufsmonat" hieß.
Im Ruhrgebiet kannte ich früher dutzende von Läden, heute weiß ich noch von drei oder vieren und einer sit davon seit einigen Jahren praktisch nur noch ein Versandhandel mit begehbarem Regallager (nach Anmeldung).

Und was den Nachwuchs angeht: Jugendliche spielen heute keine (nein - nicht "Pänn'nd Päper"!) Rollenspiele mehr. Es fehlt zum einen die Verbindung (Werbung = Null; Auftritt im normalen Spielwarenfachhandel = Null; kaum noch Kaufhäuser mit diversifiziertem Warensortiment, so dass auch Omma nicht mehr auf Pathfinder neben der Barbie stolpert) und zum anderen sind Computer-"Rollenspiele" leichter komsumierbar ("Hey, ich lass mich mal spielen!"): gute/tolle Grafik, gefällige Geschichtchen, keine Freunde oder Sozialkontakte oder Verabredungen notwendig und Phantasie optional bzw. gar nicht nötig, dafür Äktschn!Äktschn!Äktschn!

Wenn sich die nun arg elitär, negativ und herablassend anhört - ja. Ist so gemeint. Denn Rollenspiel hat auch einen Bildungseffekt - und keinen Kleinen!

Allerdings möchte ich einschränkend sagen, dass ich als 13-Jähriger wohl auch eher am Computer sitzen würde und Orks jagte, als meine Freunden wie 1983 durch die Festung Nebelfried führen würde.
Und ich würde mich freuen und es toll finden und es lieben - weil ich nicht einem einen Dunst davon hätte, was mir (neben eine super Spielerlebnis) gerade alles entgeht. Aber dafür wäre alles so schön bunt ...
Titel: Re: Weltmeister im schlechtreden...?
Beitrag von: dima am 11.09.2015 | 19:21
Ich habe für Pen and Paper noch nie Werbung im Fernsehen oder in Zeitschriften gesehen.
Es ist zwar schon ewig (gefühlt) her, aber es gab mal Fernsehwerbung für DSA als es damals (84 glaub ich) auf den Markt gekommen ist, dadurch bin ich ja zum Rollenspiel gekommen hier in der ländlichen Provinz  :)

Muss zugeben, ich dachte erst es ist ein VR-Videospiel da sich da einer diese seltsame DSA1-Maske des Meisters überzog und man dann einen Trailer aus dessen Auge als Char sah, war genial gemacht - oder aber von mir gerade nostalgisch verklärt jetzt... Finde aber leider dazu bei Youtube nichts.

So ein Trailer zu heutiger Zeit, mit einen System das auch ein günstiges Einsteiger-Kit anbietet wo man quasi während des Spiels die Regeln lernt, glaub das würde schon nochmal einiges an Spielern bringen.
Titel: Re: Weltmeister im schlechtreden...?
Beitrag von: JS am 11.09.2015 | 19:28
Ja, die gabe es, ich sah sie selbst noch auf dem alten S/W-Röhrenfernseher meiner Oma.
:)