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Pen & Paper - Spielsysteme => D&D - Dungeons & Dragons => D&D5E => Thema gestartet von: Play-t-pus am 24.03.2016 | 20:40

Titel: Curse of Strahd und die Perpetuierung antiziganistischer Klischees [Spoiler]
Beitrag von: Play-t-pus am 24.03.2016 | 20:40
 So, das ganze ist mir irgendwie etwas unangenehm, trotzdem versuche ich mal anzufangen:
Letzte Woche hatte ich das D&D-Modul "Curse of Strahd" erworben und hatte nach kurzem Überfliegen dann auch umgehend mit der Rundenvorbereitung begonnen (Habe mit den Spielern auch schon erste Charaktere erstellt etc.) Beim nochmaligen  Durchlesen des Moduls blieb bei mir allerdings ein schlechter Nachgeschmack zurück,  denn die Darstellungen der Vistani (quasi die Roma des Settings) weisen eine ganze Reihe von klassischen antiziganistischen Klischees auf:
So sind sie generell betrunken (gilt tatsächlich für beide Vistanilager sowie für die zufälligen Gruppen, denen man begegnen kann), vernachlässigen (na gut, teilweise, die gleiche Szene enthält auch Vistani-Eltern, die sich um ihre Kinder kümmern) ihre Kinder (ein Vistani-Mädchen wird entführt und möglicherweise im See als Opfer ertränkt, weil die Erwachsenen- genau- betrunken waren) und sind zu einem guten Teil Hochstapler( versuchen etwa, unwirksame Gegengiftnebeltränke zu verkaufen).
Darüber hinaus weisen nahezu alle namenlosen Vistani eine neutrale oder böse Gesinnung auf (im Gegensatz zu namenlosen Barovianern, die in der Regel Lawful Good sind) und werden fast immer durch die Werte eines Banditen repräsentiert (die letzten beiden Dinge sind zugegebenermaßen nur Kleinigkeiten). Das oben genannte kommt natürlich zu den generellen Problemen mit den Vistani hinzu, etwa ihre übernatürlichen Fähigkeiten wie Flüche, böser Blick und Wahrsagen (die natürlich bis zu einem gewissen Grad genrebedingt sind und so stark Teil des Ravenloft-Hintergrunds geworden sind, dass man sie nicht mehr verändern kann- zumindest nicht, ohne von einem Haufen wütender Fans gemobbt zu werden).

Ach ja, ebenfalls unschön:
Mit Van Richten und Ezmeralda D'Avenir gibt es gleich zwei Charaktere,  die man mit dem klassischen antiziganisten Vorurteil des Kinderdiebstahls in Verbindung bringen kann: Van Richtens Sohn wurde von Vistani entführt und an einen Vampir verkauft ( was dann zum Beginn seiner Monsterjägerkarriere führte) und Ezmeralda könnte als Anspielung auf die bekannte Figur aus Hugos "Notre-Dame de Paris" verstanden werden, die als kleines Kind ebenfalls von den "Zigeunern" entführt wurde.

Mir ist natürlich klar, das viele dieser Klischees sich zu einem gewissen Grad einfach aus dem Quellenmaterial ergeben ( Das Abenteuer ist stark von Dracula inspiriert,  dessen Handlanger in Transsilvanien im Roman Roma waren), dass viele Dinge aufgrund der D&D -Tradition nicht mehr ohne weiteres geändert werden können (die Vistani und ihre Fähigkeiten sind halt etablierter Teil des Ravenloft-Settings) und das die Darstellung der Vistani sich gegenüber dem Original- Modul ( wo sie, glaube ich einfach nur Gypsies hießen und bis auf Madam Eva alle böse waren ::)) stark verbessert hat.
Trotzdem habe ich gemerkt, dass ich mich in den letzten zwei Tagen bei dem Gedanken, dass Modul zu leiten, unwohl gefühlt habe und dass ich ernsthaft darüber nachgedacht habe, das ganze Abzublasen und was anderes zu Spielen, eben weil diese Klischees letzten Endes auf antiziganistische Vorurteile zurück gehen und durch derartige Darstellungen eben bis zu einem gewissen Grad am Leben erhalten werden. Und weil ich mich eigentlich auf das Modul gefreut hatte, wollte ich ich meine Gedanken dazu einfach mal hier rein stellen und von euch wissen:  Seh ich das ganze zu Einseitig? Nehme ich das Ganze zu Ernst? Oder sollte man die Perpetuierung antiziganistischer Klieschees insbesondere angesichts der deutschen Geschichte doch äußerst ernst nehmen? Und kann man es vielleicht trotzdem mit gutem Gewissen spielen, wenn man sich die Problematik bewusst macht?

Daniel

Edit: Spoilerwarnung
Titel: Re: Curse of Strahd und die Perpetuierung antiziganistische Klischees
Beitrag von: Samael am 24.03.2016 | 20:52
und das die Darstellung der Vistani sich gegenüber dem Original- Modul ( wo sie, glaube ich einfach nur Gypsies hießen und bis auf Madam Eva alle böse waren ::)) stark verbessert hat.

Ehrlich gesagt gibt's da genau 2 Encounter mit Gypsies. Eine Gruppe ist LN, die andere NE, jedoch nicht auf Streit aus. Madam Eva ist CN. Außerdem gibt es sie als random Encounter mit folgendem Text:

Gypsies' traditions, humor, and language are dark and mysterious.
Only the gypsies can pass through Barovia at will. Their
leader, Madam Eva, foreshadows the events that befall adventurers.
Gypsies may be found anywhere.
The gypsies speak in long flowing riddles of often useless
information. They tell tales of their forefathers that are almost
certainly untrue. Their riddles and stories are a front, for the
gypsies are a most serious people. They are quick to act when their
lives or traditions are threatened. They are merciless when diey feel
they must be.
Gypsies readily tell adventurers that they have a potion that
protects them from the vampire. Although this is a lie, they
attempt to sell their fake potion for as much money as they can get.
The gypsies always try to appear as though they are helpful. In
truth, the only information that they ever give away is misleading
at best and often a lie. The gypsies are in the service of Strahd von
Zarovich and fear the consequences of disobedience.

Ich finde dass was du aus dem neuen Modul beschreibst eigentlich eher problematisch. Sieht man von der Verwendung des offenbar potentiell als Beleidigung aufgefassten Namens "gypsies" ab.
Titel: Re: Curse of Strahd und die Perpetuierung antiziganistische Klischees[Evtl. Spoiler]
Beitrag von: Play-t-pus am 24.03.2016 | 21:14
Vielen Dank!
Ich habe halt mit der dritten Edition angefangen und bin mit den ganzen alten Modulen daher nur bedingt vertraut.

Man muss dazu sagen, dass es im neuen Ravenloft-Modul mit Ezmerelda eine Vistani-Monsterjägerin gibt, die explizit gut ist und die Gruppe im Kampf gegen Strahd unterstützt (jepp, das heißt auch, dass die Vistani endlich mal nicht nur quasi-neutrale Plot Devices bzw. Antagonisten sind, was in meinen Augen schon ein deutlicher Fortschritt gegenüber vielen älteren Ravenloft-Produkten ist)- das ändert aber nichts an den problematischen Punkten.
Titel: Re: Curse of Strahd und die Perpetuierung antiziganistische Klischees[Evtl. Spoiler]
Beitrag von: Der Rote Baron am 24.03.2016 | 21:33
Und bei Indiana Jones, Hell Boy und zahllosen anderen Hollywood-Schinken sind 95% aller Deutschen Nazis. Oder böse. Oder böse Nazis.
Und alle Mafiosi sind Italiener. Der Rest quatscht ständig von "Mama!" und ist Spaghetti und Pizza an einem Riesentisch mit dem Rest der (Mafia-)Familie. Aber alle sind arbeitsscheu.
Und Iren sympathisieren mit der IRA - bis auf die, die sowieso Mitglieder sind. Außerdem besaufen sie und prügeln sie sich oder machen zumindest eines davon. Und haben mindetsens einen Priester in der Familie.
Schwarze sind entweder in Gangs oder eben gerade nicht in Gangs und so überbetont "middle class", dass es schmerzt. Das aber nur wegen der Vorurteile der Weißen oder der ganzen Gangmitglieder in der (früheren) Nachbarschaft/ Familie - ja, man hat's nicht leicht mit dunkler Haut.
Asiaten sind dagegen Wissenschaft-und Mathegenies und arbeiten eingentlich ständig. Manchmal sind sie auch in Tongs oder bei der Yakuza.
Juden sind weiße Asiaten, aber nie kriminell. Sie nenen ihr Weihnachten Hanuka und sind ansonstens wie alle anderen WASPs - außer, dass sie eben nicht "P"s sind. In den Filmen, in denen alle Deutschen Nazis sind, sind sie Opfer.

Ich könnte so fortfahren - und natürlich gibt es für jedes der Verallgemeinerungen auch Gegenbeispiele.

Alles Böse? Dürfen wir nun auch keine Indiana Jones Filme mehr schauen? Sind alle Warhammer 40K-Spieler religiöse Weltraum-Faschisten?

Die machen aber auch alles falsch bei WotC: Nun haben sie schon Schwarze in Barovia, Strahd beißt nun auch stramme, schöne Jünglinge und lässt seinen homophilen Neigungen freien Lauf und ich wette (habe es im Schrank, aber noch nicht gelesen) irgendwo ist auch ein heterosexueller Halbling (Achtung! DARF man "Halbling" noch sagen oder impliziert dies nicht, dass sie nur "halb" so viel sind wie andere. Dass da was fehlt? Das kann dann auch auf Kleinwüchsige/ Personen unter 150 cm bezogen sein! Obacht!).
Wurden starke Frauenrollen und den Genderkanon sprengende Jungmänner genug bedacht oder ist das Abentezer nicht auch unter Genderaspekten fragwürdig?

Aber egal: nun kann man das nicht leiten, weil eine Fantasy-Volksgruppe an die realweltlichen Zigeunern (neben Sinti und Roma bibt es noch andere Gruppen - daher als Oberbegriff AUCH AUSGRENZEND!) bzw. deren Stereotypen angelehnt ist? Ich sage: Quark!

Nebenbei:
"Gypsy" wird im Englischen ohne Konotation verwnedet (siehe "Gypsy Kings" - die nennen sich SELBST so!). Und ich sage auch weiterhin Zigeuner, denn "Sinti und Roma" ist eine rein deutsche Verwendung - international nur Roma und selbst das umfasst die einzelnen Gruppierungen nicht (z.B. nicht die Jenischen, die Irish Traveller/ Tinkers usw.), die mit den Roma außer einer z.T. noch gegebenen beruflichen Beschäftigung im Schaugewerbe (Kirmes) wenig bis nichts zu tun haben - weder sprachlich noch ethnisch noch nach dem Siedlungsgebiet.

In Ravenloft dienen die Vistani Strahd und sind somit böse. Ja, das ist nicht PC - es ist FANTASY!

Seltsamerweise hat niemand ein Problem dabei, dass Vampire immer osteuropäisch daherkommen und von Zarovich WEISS und nach dem Namen mal wieder ein böser Volksdeutscher/ Siebenbürgersachse mit rumanischen Einsprengseln ist.

Aber da sist wahrscheinlich nicht so schlimm: weiß und deutsch und Blutsauger - das passt schon!

P.S: Wer es noch nicht gemerkt hat - das Ganze PC-Geschwätz nervt mich in seiner vorauseilender Empfindsamkeit und gleichzeitiger Bemessung nach zweierlei Maß sowas von an!


Titel: Re: Curse of Strahd und die Perpetuierung antiziganistische Klischees[Evtl. Spoiler]
Beitrag von: Samael am 24.03.2016 | 21:38
Gypsy ist sehr wohl ein Schimpfwort und daher auch die Namensänderung zu Vistani.

Aber ich fürchte wir betreten grad SC Themen.
Titel: Re: Curse of Strahd und die Perpetuierung antiziganistische Klischees[Evtl. Spoiler]
Beitrag von: Skyrock am 24.03.2016 | 21:45
Und bei Indiana Jones, Hell Boy und zahllosen anderen Hollywood-Schinken sind 95% aller Deutschen Nazis. Oder böse. Oder böse Nazis.
Siehe etwas Falkovnia (das Pseudodeutschland Rabenhorsts), das im wesentlichen Nazideutschland mit Vlad dem Pfähler als Führer.
Oder Dementlieu mit seinen handgelenksschwachen, modebewussten Franzosen.
Oder Mordent, dessen Bewohner sich nach der Fuchsjagd erst mal eine Teezeit gönnen.

Rabenhorst ist als Kampagnensetting nur so von Klischees über die alte Welt durchtränkt (wie kaugummikauende, Mountain Dew trinkende, mit Schrotflinten auf Eichhörnchen ballernde, verklemmt-religiöse Amis sie sich vorstellen - ups, Klischee!). Man kann es lieben oder es lassen.
Titel: Re: Curse of Strahd und die Perpetuierung antiziganistische Klischees[Evtl. Spoiler]
Beitrag von: D. M_Athair am 24.03.2016 | 21:48
Zitat
[...] eben weil diese Klischees letzten Endes auf antiziganistische Vorurteile zurück gehen [...]
Die Vorurteilserklärung ist mir deutlich zu einfach. Es gibt diese "klischeehaften" Verhaltensweisen bei Roma tatsächlich.
Es handelt sich nicht nur! um Zuschreibungen sondern ist das Ergebnis jahrhundertelanger Marginalisierung. Da stecken systemische Mechanismen drin, die man nicht ganz unberücksichtigt lassen sollte. Und: Klar, die Realität kennt mehr Roma, als im Familienverband durch die Gegend tingelnde Schausteller, Messerschleifer, Tand- und Zeitschriftenverkäufer.

MMn spiegelt Ravenloft da eine unfair zugespitzte Variante von Dingen wider, die z.T. in der Realität belegt werden können.


Bleibt die Frage, wie man damit umgehen will.
Man könnte Ursachen für "So sind sie generell betrunken [...]" thematisieren und die Generalisierung abschwächen.
Man könnte Stereotype aufbrechen, indem man eine gewisse Vielfalt sichtbar macht.
Auch "Hochstapelei" also Betrug wird für gewöhnlich ja nur gegenüber Personen und Gruppen angewandt, gegen die keinerlei Gedanken der Solidarität empfunden wird. Soll heißen: Das könnte man als eine konkrete Wirkung von Ausgrenzung und Abschottung darstellen.


... so ungefähr.
Titel: Re: Curse of Strahd und die Perpetuierung antiziganistische Klischees[Evtl. Spoiler]
Beitrag von: Play-t-pus am 24.03.2016 | 21:55
@Der Rote Baron:
Also, die Vistani sind zumindest in den älteren Ravenloft-Büchern allein schon durch die Namen ihrer Tasquen (Kaldresh, Boem und Manusa) ziemlich eindeutig als Roma-Äquivalent zu erkennen.

@t. Sgeyerog :DDDD:
Das ist sicherlich richtig- allerdings dürfte es sich weder bei den Deutschen noch den Franzosen im Allgemeinen um diskriminierte und von vielen abgelehnte Minderheiten handeln- insofern finde ich, dass man es nicht wirklich vergleichen kann. Aber das ist natürlich nur meine persönliche Einschätzung.
Titel: Re: Curse of Strahd und die Perpetuierung antiziganistische Klischees[Evtl. Spoiler]
Beitrag von: Play-t-pus am 24.03.2016 | 22:04
btw,
kann mir jemand erklären, wie ich diesen peinlichen :-[ Rechtschreibfehler aus dem Threadtitel rausbekomme?
Titel: Re: Curse of Strahd und die Perpetuierung antiziganistische Klischees[Evtl. Spoiler]
Beitrag von: tartex am 24.03.2016 | 22:07
Trotzdem habe ich gemerkt, dass ich mich in den letzten zwei Tagen bei dem Gedanken, dass Modul zu leiten, unwohl gefühlt habe und dass ich ernsthaft darüber nachgedacht habe, das ganze Abzublasen und was anderes zu Spielen, eben weil diese Klischees letzten Endes auf antiziganistische Vorurteile zurück gehen und durch derartige Darstellungen eben bis zu einem gewissen Grad am Leben erhalten werden.

Wie wäre es damit sie zu reskinnen und auch die Namen zu ändern?

Meinetwegen als Elfen mit Elfennamen.

Falls sie mit Wagen rumfahren, könnte man die Wagen auch noch reskinnen.
Titel: Re: Curse of Strahd und die Perpetuierung antiziganistische Klischees[Evtl. Spoiler]
Beitrag von: Play-t-pus am 24.03.2016 | 22:15
@Contains Diseases
Natürlich gibt es diese Verhaltensweisen (auch), das Problem taucht halt dann auf, wenn sie einen weit überproportionalen Anteil in der Darstellung einnehmen und die Rest- Bevölkerung Barovias in vielerlei Hinsischt als besser darsgestellt wird.

Wenn man davon absieht, dass 90% der Barovier keine Seele haben ~;D
Titel: Re: Curse of Strahd und die Perpetuierung antiziganistische Klischees[Evtl. Spoiler]
Beitrag von: Pyromancer am 24.03.2016 | 22:17
Trotzdem habe ich gemerkt, dass ich mich in den letzten zwei Tagen bei dem Gedanken, dass Modul zu leiten, unwohl gefühlt habe und dass ich ernsthaft darüber nachgedacht habe, das ganze Abzublasen und was anderes zu Spielen, eben weil diese Klischees letzten Endes auf antiziganistische Vorurteile zurück gehen und durch derartige Darstellungen eben bis zu einem gewissen Grad am Leben erhalten werden.

Wenn du dich dabei unwohl fühlst, dann blas es ab. Warum willst du dich quälen, wenn es 1000 unproblematische Alternativen gibt, bei denen du keine Bauchschmerzen haben musst?

Zitat
Und kann man es vielleicht trotzdem mit gutem Gewissen spielen, wenn man sich die Problematik bewusst macht?

"Man" kann das sicher. Die relevante Frage ist aber, ob du das kannst/willst.
Titel: Re: Curse of Strahd und die Perpetuierung antiziganistische Klischees[Evtl. Spoiler]
Beitrag von: Lichtbringer am 24.03.2016 | 22:59
Also irgendwie finde ich Playtpus' Angaben weniger hart als die, die Samael zitierte. Wovon Playtpus berichtet, entspricht sicher gruseligen Klischees, aber es sind auch Einzelfallberichte, die nicht unbedingt für die ganze Volksgruppe stehen. Samaels Zitat dagegen trifft eine generelle Aussage mit der gesamten Schlagkraft der Harte-Fakten-Schaffens, die ein Abenteuerautor hat.
Titel: Re: Curse of Strahd und die Perpetuierung antiziganistische Klischees[Evtl. Spoiler]
Beitrag von: D. M_Athair am 25.03.2016 | 00:45
Vor dem Hintergrund:
Zitat
The gypsies are in the service of Strahd von
Zarovich and fear the consequences of disobedience.

... macht die Beschreibung Sinn. Und in dem Sinn handelt die Gruppe - so wie sie handelt - nicht nur nachvollziehbar sondern auch schlau.
Wenn es das Spiel erlaubt den Schleier der Furcht einmal zu lüften, könnten die SC Menschen mit ihren eigenen eigenen Sitten und Gebräuchen wahrnehmen.


Kurz gesagt: Ich seh das Problem, halte es aber nicht für unlösbar.
Titel: Re: Curse of Strahd und die Perpetuierung antiziganistische Klischees[Evtl. Spoiler]
Beitrag von: Bad Horse am 25.03.2016 | 01:02
btw,
kann mir jemand erklären, wie ich diesen peinlichen :-[ Rechtschreibfehler aus dem Threadtitel rausbekomme?

Du kannst im ersten Post auf "ändern" klicken und den Titel editieren. :)
Titel: Re: Curse of Strahd und die Perpetuirung antiziganistischer Klischees[evtl. Spoiler]
Beitrag von: Play-t-pus am 25.03.2016 | 06:51
@Bad Horse 8
Vielen Dank :)
Titel: Re: Curse of Strahd und die Perpetuirung antiziganistischer Klischees[evtl. Spoiler]
Beitrag von: Samael am 25.03.2016 | 07:21
Also irgendwie finde ich Playtpus' Angaben weniger hart als die, die Samael zitierte. Wovon Playtpus berichtet, entspricht sicher gruseligen Klischees, aber es sind auch Einzelfallberichte, die nicht unbedingt für die ganze Volksgruppe stehen. Samaels Zitat dagegen trifft eine generelle Aussage mit der gesamten Schlagkraft der Harte-Fakten-Schaffens, die ein Abenteuerautor hat.

Bitte beachte, dass dass keine "Volksbeschreibung" per se ist, sondern der Text zum Random Encounter der Gypsies, die in Strahds Manor anzutreffen sind.
Titel: Re: Curse of Strahd und die Perpetuirung antiziganistischer Klischees[evtl. Spoiler]
Beitrag von: Radulf St. Germain am 25.03.2016 | 07:26
Also ich finde es prinzipiell gut, dass man etwas mehr auf Inklusion aus ist. Ich habe auch schon in Abenteuern Dinge gelesen, die mir sauer aufgestoßen sind (da war irgendwas bei Dungeonslayers - alle Schwarzen die im XY Dschungel leben sind laut Beschreibung böse - explizit keine Ausnahmen!) Gleichzeitig machen Tropes (und das will ich von Vorurteil/Klischee abgrenzen) auch eine Menge Spaß.

Ich denke aber, man kann die coolen Gypsie-Tropes übernehmen (Wahrsager, wandernes Volk) und trotzdem positive Eigenschaften einbauen: Der charmante Gauner (Han Solo/Lando Calrissian), die weise alte Frau etc. Gleichzeitig könnten auch die Barovianer Vorurteile zeigen, damit man sieht, dass die Vistani machen können was sie wollen und trotzem hält man sie für böse.

Abschließend möchte ich sagen, dass ich finde, dass Play-t-pus richtig rangeht. Er sieht die Probleme (die aus seiner Sicht bestehen) ohne gleich ein Drama draus zu machen. Solche Diskussion enden schnell in "Du bist ein Nazi" - "Du bist ein Policital Correctness Nazi", was eigentlich nicht sein muss.  :)
Titel: Re: Curse of Strahd und die Perpetuirung antiziganistischer Klischees[evtl. Spoiler]
Beitrag von: Kaskantor am 25.03.2016 | 07:50
Das hier ist ein Fantasyspiel. Kann es sein, dass wir hier manchmal zu "erwachsen" an sowas rangehen?
Ich glaube auch, dass sich da niemand Gedanken drüber macht, außer mal wieder wir.
Wenn wir hier schon vergleichen, sollten wir nicht die Zeiten vergessen. Wir betrachten das nach heutigen Maßstäben, müssten aber eher in "Mittelalter" denken. Wenn wir sagen dass schwarze Kanibalen sind, hat das einen bitteren Beigeschmack, aber wenn Elfen und Zwerge gegenseitig rassistische Vorurteile gegenüber haben finden wir das ok.
Man kann das natürlich so abändern, dass es sowas in der Spielwelt nicht gibt, aber mMn gehört es dazu. Z.B auch in Shadowrun Metas gegen Normalos, alle gegen Ghule usw.
Ich finde man sollte das nicht zu verbissen sehen, da es heute einfach anderst ist. Wenn wir zB. den Glöckner von Notre Dame nehmen, da werden die Zigeuner auch Klischeehaft dargestellt, da es aber die "guten" sind sagt da keiner was:).
Titel: Re: Curse of Strahd und die Perpetuirung antiziganistischer Klischees[evtl. Spoiler]
Beitrag von: nobody@home am 25.03.2016 | 08:11
Eine der besseren Methoden, Klischees und Vorurteile über Gruppen anzugehen, dürfte immer noch sein, ihre Mitglieder als Individuen zu behandeln. Dann ist vielleicht Strahds hypothetischer Roma-Majordomus loyal, weil er das für seine Leute tatsächlich für das beste hält, die Waschfrau hat schon zuviel gesehen, aber trotzdem noch ein weiches Herz für sympathische Neuankömmlinge, und von den Zimmermädchen ist eine das totale Vampir-Fangirl und die andere ihre Schwester, die sie vor Dummheiten bewahren will...

Ist natürlich schwieriger, eine Reihe solcher Einzelbeschreibungen im Kopf zu behalten, als alle "Zigeuner" über einen Kamm zu scheren (was auch mit ein Grund ist, warum es Klischees und Vorurteile überhaupt gibt), also darf der Spielleiter durchaus abwägen, ob er sich den Mehraufwand antun, das Klischee bewußt zumindest für dieses Mal am Platz lassen, oder das Problem einfach ganz ausklammern möchte, letzteres im Extremfall, indem er das Abenteuer schlicht nicht leitet...ist ja schließlich auch seine Freizeit.

Ach ja, eins noch: man findet ja mitunter das Szenario "alle Angehörigen von Gruppe XYZ sind gleich bis auf die eine strahlende Alibi-Ausnahme, die (a) demonstrieren soll, wie unvoreingenommen wir doch in Wirklichkeit sind, und (b) Gruppe XYZ gleich noch eine reinwürgt, indem sie ja 'zeigt, daß es auch anders geht' und damit impliziert, daß die anderen alle nur so sind, weil sie es selber wollen". Wie man wahrscheinlich schon aus meiner Formulierung ablesen kann, halte ich diesen Ansatz im Allgemeinen nicht für eine gute Lösung...
Titel: Re: Curse of Strahd und die Perpetuirung antiziganistischer Klischees[evtl. Spoiler]
Beitrag von: Kaskantor am 25.03.2016 | 08:21
Natürlich darf er... Mir gehtes bei meiner Aussage hauptsächlich darum, das ich finde das man sich hier zuviele Gedanken macht. Ansonsten dürfen wir bald auch keine Orks, Goblins und sonstige Individuen mehr schnätzeln.
Titel: Re: Curse of Strahd und die Perpetuirung antiziganistischer Klischees[evtl. Spoiler]
Beitrag von: Radulf St. Germain am 25.03.2016 | 08:36
Natürlich darf er... Mir gehtes bei meiner Aussage hauptsächlich darum, das ich finde das man sich hier zuviele Gedanken macht. Ansonsten dürfen wir bald auch keine Orks, Goblins und sonstige Individuen mehr schnätzeln.

Bin da übrigens bei Dir, dass der Spaß verloren geht, wenn alles potentiell böse und diskriminierend ist. Ich muss z.B. schlucken, wenn ich das Gefühl habe, dass ich als Mann immer als potentieller Sexist gesehen werde. (Ob ich dieses Gefühl zu recht habe, ist wieder eine andere Frage, aber das ist ein anderes Thema.)
Umgekehrt ist es halt auch schade, wenn man Leute vom Hobby abhält. Ich bin fest überzeugt, dass ein Schwarzer ein Spiel im dem Schwarze nur als Gegner oder Statisten vorkommen nicht unbedingt spielen möchte. Und das finde ich schade, weil es mein geheimer Plan ist, die Welt komplett zu nerdifizieren.    8)

[Edit: Unklare Formulierung richtig gestellt - hoffentlich]
Titel: Re: Curse of Strahd und die Perpetuirung antiziganistischer Klischees[evtl. Spoiler]
Beitrag von: nobody@home am 25.03.2016 | 08:59
Natürlich darf er... Mir gehtes bei meiner Aussage hauptsächlich darum, das ich finde das man sich hier zuviele Gedanken macht. Ansonsten dürfen wir bald auch keine Orks, Goblins und sonstige Individuen mehr schnätzeln.

Das hat ja auch im Allgemeinen mit der Rasse/Spezies/Bioform/was-auch-immer erst mal weniger zu tun und mehr damit, daß die Orks, Goblins usw., mit denen der Durchschnittsabenteurer meist zu tun hat, von vornherein feindliche Soldaten, Banditen oder ähnliches Gesocks sind. Die friedlichen Orkbauern und -handwerker bleiben ja eher zu Hause, wo das Risiko, daß plötzlich so ein tollwütiger Menschling mit Schwert, Schaum vor dem Mund und dem Kampfschrei "XP für die nächste Stufe!" auftaucht, etwas geringer ist... ;)
Titel: Re: Curse of Strahd und die Perpetuirung antiziganistischer Klischees[evtl. Spoiler]
Beitrag von: Rhylthar am 25.03.2016 | 09:05
Abgesehen davon, dass wir hier gerade an der SC-Steilwand kraxeln, geht das ein wenig in Richtung des Threads, den Luxferre eröffnet hat, nämlich "Gut" und "Böse" in RPG-Welten.
Wir treffen doch hier wieder mal auf das "klassische" D&D-Gesinnungsproblem, weil "böse" hier absolut dargestellt wird.

Ansonsten bin ich bei Kaskantor; man muss sich nicht über alles Gedanken machen. Sonst dürfte ich auch nie wieder "Snatch" gucken.
Titel: Re: Curse of Strahd und die Perpetuirung antiziganistischer Klischees[evtl. Spoiler]
Beitrag von: Radulf St. Germain am 25.03.2016 | 09:06
Was ist eigentlich SC?  :o
Titel: Re: Curse of Strahd und die Perpetuirung antiziganistischer Klischees[evtl. Spoiler]
Beitrag von: Luxferre am 25.03.2016 | 09:23
SC - Speaker Corner



Es sind DEINE Vistani. wenn díe bei Dir sympathische Gauner in Chaotisch Gut sind, ist doch alles paletti  :d
Titel: Re: Curse of Strahd und die Perpetuirung antiziganistischer Klischees[evtl. Spoiler]
Beitrag von: Samael am 25.03.2016 | 09:25
Die ehemalige Politik & Gesellschaftsecke hier ("Speakers Corner"). Die wurde aus gutem Grund geschlossen und entsprechende Diskussionen in anderen Bereichen des Boards sind unerwünscht bzw. per Hausordnung untersagt.
Titel: Re: Curse of Strahd und die Perpetuirung antiziganistischer Klischees[evtl. Spoiler]
Beitrag von: Play-t-pus am 25.03.2016 | 10:26
Tut mir echt leid, wenn ich aus Versehen gegen Forennormen verstoßen haben sollte, in dem Fall sollte der Thread natürlich geschlossen werden  :-[
Ich glaube, mein Problem war einfach, dass ich beim ersten Überfliegen von dem Modul  begeistert war und dann beim genaueren Nachlesen immer mehr *für mich*  Problematische Aspekte entdeckt habe.
@Pyromancer: Na ja, ich würde das Modul schon gerne Leiten, weil es jede Menge cooler Ideen enthält und einfach auf einem Klassiker basiert, den ich noch nie gespielt oder geleitet habe. Im großen und ganzen finde ich das Modul auch immer noch toll, aber dieser eine Aspekt ist mir halt doch sehr unangenehm.

@tartex
Re-Skinnen würde ich nur sehr ungern, eben weil die Vistani hält ein klassischer Bestandteil des Settings und des Abenteuers sind. Es mir halt nur unangenehm, wenn ein sehr großer Teil der Darstellung Vorurteile aufgreift,  die eben auch zur Verfolgung der realen Bevölkerungsgruppen beigetragen haben. Es müssten ja noch nicht mal alle Vistani gut sein( was in einem Gothic Horror Setting, wo die Abgründe der menschlichen Seele immer auch eine wichtig Rolle spielen, wahrscheinlich auch unpassend wäre), aber ein bisschen mehr Bewusstsein für die Problematik hätte ich mir von den Machern  schon gewünscht.

Daniel

Titel: Re: Curse of Strahd und die Perpetuirung antiziganistischer Klischees[evtl. Spoiler]
Beitrag von: Selganor [n/a] am 25.03.2016 | 10:38
Strahd war ganz klar der "D&D Dracula", das haben die Autoren des Abenteuers ja mehrfach bestaetigt.
Das dann dort noch die ganzen Klischees aus Buch, Verfilmungen, ... mit drin sind war dann wohl klar.

Seither sind die "Vistani" aber auch ein klassischer Teil von Ravenloft/Barovia geworden.

Wenn man dann in der Neuauflage die Vistani auf einmal weggelassen (oder noch schlimmer: irgendwie veraendert) haette waere wohl noch ein groesserer Aufschrei durch die Fangemeinde gegangen.

BTW: Was genau soll denn das Thema dieses Threads sein?

Das ist mir auch auf Seite 2 des Threads noch nicht ganz klar geworden.
Titel: Re: Curse of Strahd und die Perpetuirung antiziganistischer Klischees[evtl. Spoiler]
Beitrag von: Play-t-pus am 25.03.2016 | 10:51
Mir ging es eigentlich nur darum, Perspektiven von anderen auf die
von mir angesprochenen Probleme zu bekommen, einfach um zu sehen, ob es überhaupt so ein Problem ist, wie es mir vorkam und um vielleicht ein paar Tips zu bekommen, wie ich damit umgehen kann,  ohne das Abenteuer gleich in seinem Wesensgehalt zu verändern.

Daniel
Titel: Re: Curse of Strahd und die Perpetuirung antiziganistischer Klischees[evtl. Spoiler]
Beitrag von: Chruschtschow am 25.03.2016 | 11:06
Ich fände es wesentlich alarmierender, wenn ich ein schlechtes Gefühl bezüglich der Diskriminierung von Minoritäten, die da wirklich lange, ausgiebig und auch noch heute unter diesen Vorurteilen leiden, nicht mehr äußern darf, weil sich Mitglieder der privilegierten  Mehrheitsgesellschaft gestört fühlen und mit ihrem "Oje, wie PC"-Gejammer loslegen. :(
Titel: Re: Curse of Strahd und die Perpetuirung antiziganistischer Klischees[evtl. Spoiler]
Beitrag von: Hector am 25.03.2016 | 11:09
Du könntest die dargestellten Klischees derart übertreiben, dass Du ihnen die Spitze nimmst. Wir spielen in unseren Gruppen gerne mit Klischees und Vorurteilen und blasen sie auf sarkastische Art dermaßen auf, dass man sich ihrer Lächerlichkeit in aller Deutlichkeit bewusst wird. Dann kann man ganz entspannt drüber lachen.
Titel: Re: Curse of Strahd und die Perpetuirung antiziganistischer Klischees[evtl. Spoiler]
Beitrag von: Selganor [n/a] am 25.03.2016 | 11:25
Du könntest die dargestellten Klischees derart übertreiben, dass Du ihnen die Spitze nimmst. Wir spielen in unseren Gruppen gerne mit Klischees und Vorurteilen und blasen sie auf sarkastische Art dermaßen auf, dass man sich ihrer Lächerlichkeit in aller Deutlichkeit bewusst wird. Dann kann man ganz entspannt drüber lachen.
Ein sehr guter Vorschlag.
Titel: Re: Curse of Strahd und die Perpetuirung antiziganistischer Klischees[evtl. Spoiler]
Beitrag von: Der Oger (Im Exil) am 25.03.2016 | 12:56
Wenn ich ein schlechtes Gefühl dabei habe, benutze ich es nicht oder ändere es nach meinen Vorstellungen ab. Es geht, meiner Erfahrung nach, nie gut, wenn ich etwas tun soll, bei dem ich als SL Bauchschmerzen habe.

Ich fände es wesentlich alarmierender, wenn ich ein schlechtes Gefühl bezüglich der Diskriminierung von Minoritäten, die da wirklich lange, ausgiebig und auch noch heute unter diesen Vorurteilen leiden, nicht mehr äußern darf, weil sich Mitglieder der privilegierten  Mehrheitsgesellschaft gestört fühlen und mit ihrem "Oje, wie PC"-Gejammer loslegen. :(

+1.

Du könntest die dargestellten Klischees derart übertreiben, dass Du ihnen die Spitze nimmst. Wir spielen in unseren Gruppen gerne mit Klischees und Vorurteilen und blasen sie auf sarkastische Art dermaßen auf, dass man sich ihrer Lächerlichkeit in aller Deutlichkeit bewusst wird. Dann kann man ganz entspannt drüber lachen.

Eine weitere Methode, die ich ganz gerne verwende, ist ein Klischee zu nehmen, und diese als Tarnschleier für gegensätzliche und widersprüchliche Eigenschaften zu nutzen, den die Spieler dann nach und nach runterreißen können, wenn sich die Gelegenheit ergibt.   
Titel: Re: Curse of Strahd und die Perpetuierung antiziganistischer Klischees [Spoiler]
Beitrag von: Play-t-pus am 25.03.2016 | 15:48
Also, die Methode mit dem Überzeichnen schließe ich für mich zumindest in dem Fall schon mal aus, weil es a) Mir immer noch äußerst unangenehm wäre und b) die Stimmung des Moduls weiter in eine Richtung verschieben würde, die ich für das Modul eigentlich nicht anstrebe (das Modul hat ja schon einige humorige Szenen, etwa mit den Spielzeugen des Spielzeugmachers oder den Namen in der Gruft, aber man sollte es nicht übertreiben),
Über die vom Oger vorgeschlagene Methode müsste ich noch nachdenken...
Trotzdem schon mal vielen Dank für eure Hilfe und Meinungen dazu.

Daniel
Titel: Re: Curse of Strahd und die Perpetuierung antiziganistische Klischees[Evtl. Spoiler]
Beitrag von: El God am 25.03.2016 | 15:55
Ich könnte so fortfahren - und natürlich gibt es für jedes der Verallgemeinerungen auch Gegenbeispiele.

Kennst du den Begriff "Whataboutism"?

Zitat
P.S: Wer es noch nicht gemerkt hat - das Ganze PC-Geschwätz nervt mich in seiner vorauseilender Empfindsamkeit und gleichzeitiger Bemessung nach zweierlei Maß sowas von an!

Wenn dich die Beispiele, die du oben anbringst, stören, dann kritisiere sie. Wenn du kein Problem damit hast, dass jemand rassistische Klischees nutzt, dann sag von mir aus, dass es dir egal ist. Aber jemanden dafür anzugreifen, dass er versucht, solchen Klischeen durch Aufklärung zu begegnen, ist doch etwas voreilend rassistisch, oder?  ;)

Zum konkreten Beispiel: Solche Figuren gibt es in sehr vielen Settings, offenbar erfüllen sie auch eine gewisse dramaturgische Funktion. Die geheimnisvollen fremden Nomaden, die zwar kaum Rechte haben, aber sich so manches "herausnehmen", was sich einegessene nicht trauen.... Sicher gibt es einige Plots, die ohne solche Rollen gar nicht funktionieren. Aber man kann sich beschränken und sagen: Das sind Rollen. Und eine diversere Gestaltung der dargestellten Kultur ist sicher nicht verkehrt.
Titel: Re: Curse of Strahd und die Perpetuierung antiziganistische Klischees[Evtl. Spoiler]
Beitrag von: Eulenspiegel am 25.03.2016 | 16:36
Gypsy ist sehr wohl ein Schimpfwort und daher auch die Namensänderung zu Vistani.
Ob es ein Schimpfwort ist, sei mal dahingestellt. Aber die Namensänderung hat andere Gründe:

Wie schon gesagt, handelt es sich bei dem Setting um Fantasy. Und in Fantasy will man generell auf reale Namen verzichten. (Ausnahmen sind mir bisher nur bei Ars Magica und bei diversen Steampunk-Subgenres aufgefallen. Hier werden ausnahmsweise tatsächlich die historisch korrekten Namen verwendet.)

Aber "Italiener" oder "Wikinger" sind auch keine Schimpfwörter. Trotzdem wurden sie in DSA halt in "Horasier" und "Thorwaler" umbenannt.

Die Nichtverwendung von historisch korrekten Namen scheint in Fantasy üblich zu sein. Das hat jedoch nichts mit Schimpfwörter zu tun.
Titel: Re: Curse of Strahd und die Perpetuierung antiziganistischer Klischees [Spoiler]
Beitrag von: Samael am 25.03.2016 | 16:45
Ob es ein Schimpfwort ist, sei mal dahingestellt. Aber die Namensänderung hat andere Gründe:
Wie schon gesagt, handelt es sich bei dem Setting um Fantasy. Und in Fantasy will man generell auf reale Namen verzichten. (Ausnahmen sind mir bisher nur bei Ars Magica und bei diversen Steampunk-Subgenres aufgefallen. Hier werden ausnahmsweise tatsächlich die historisch korrekten Namen verwendet.)

Äh, und woher nimmst du diese Weisheit? Behauptest du mal einfach und dozierst so vor dich hin.

Falls du Zweifel hast, dass "Gypsy" von zumindest einigen Roma als schwere Beleidigung aufgefasst wird, googel einfach mal "Gypsy a racial slur" und lies ein paar Blogbeiträge oder Meinungsäußerungen von Betroffenen.

Das mit "Italienern" oder "Wikingern" in eine Reihe zu stellen ist ziemlich dämlich.


Titel: Re: Curse of Strahd und die Perpetuierung antiziganistischer Klischees [Spoiler]
Beitrag von: Skyrock am 25.03.2016 | 17:05
Es gibt wahrscheinlich keinen guten Oberbegriff, der allen mit "Zigeuner" beschriebenen Gruppen Gerechtigkeit tut. "Landfahrer" ist auch nicht gerade positiv besetzt.
Titel: Re: Curse of Strahd und die Perpetuierung antiziganistischer Klischees [Spoiler]
Beitrag von: Rhylthar am 25.03.2016 | 17:06
"Fahrendes Volk"...ist jetzt aber aus der Hüfte geschossen.

Edit:
Auch nicht, außer man ist Schweizer, dann ist "Fahrende" in Ordnung. Dann bleibt noch "Reisende".
Titel: Re: Curse of Strahd und die Perpetuierung antiziganistischer Klischees [Spoiler]
Beitrag von: Urias am 25.03.2016 | 17:15
Auch nicht wirklich. Die ganze Referenz auf das Umherreisen als Charakteristikum der Roma ist ein absolut überzeichnetes Klischee. Die meisten Roma sind sesshaft.
Titel: Re: Curse of Strahd und die Perpetuierung antiziganistischer Klischees [Spoiler]
Beitrag von: Samael am 25.03.2016 | 17:21
Äh, waru
Es gibt wahrscheinlich keinen guten Oberbegriff, der allen mit "Zigeuner" beschriebenen Gruppen Gerechtigkeit tut. "Landfahrer" ist auch nicht gerade positiv besetzt.

Wie wärs mit Roma? Also jetzt realweltlich.
Titel: Re: Curse of Strahd und die Perpetuierung antiziganistischer Klischees [Spoiler]
Beitrag von: ErikErikson am 25.03.2016 | 17:23
Generell bekommen die Vistani in Ravenloft die tollen Sachen nachgeschmissen. Sie sind die einzigen ,die den Nebel navigieren können, sie können das Schicksal vorhersagen (was extrem wichtig ist in ravenloft), sie sind generell gutaussehend und haben auch entsprechendes Artwork, sie altern (anscheinend) teils nicht, sie haben mehr Ahnung was abgeht als die anderen, sie haben einige sehr starke NSC usw.

Noch dazu sind sie mit Stradh verbündet, der in den Romanen der "Held" ist.

Und jetzt schau dir an was die typischen Stradhschen Bauern bekommen. Relativ tumbe Dorftrottel, die absolut nix gegen ihren Vampirherrscher gebacken bekommen und in alten Lehhütten im Dreck hocken. 

Also ich wär da gerner ein Vistani. Was van Richten angeht, die Story ist viel komplexer, er versöhnt ich irgendwann mit den Vistani als er einsieht, das er genauso ein Arschloch war wie sie damals.
Titel: Re: Curse of Strahd und die Perpetuierung antiziganistischer Klischees [Spoiler]
Beitrag von: Play-t-pus am 25.03.2016 | 17:24
@Stahlstadtkind
Jepp. Und laut den in Wikipedia genannten Quellen ist das auch schon seit Jahrhunderten so.

Daniel
Titel: Re: Curse of Strahd und die Perpetuierung antiziganistischer Klischees [Spoiler]
Beitrag von: Rhylthar am 25.03.2016 | 17:51
Auch nicht wirklich. Die ganze Referenz auf das Umherreisen als Charakteristikum der Roma ist ein absolut überzeichnetes Klischee. Die meisten Roma sind sesshaft.
In der Schweiz ist das ein rechtlicher Terminus und bezeichnet u. a. Sinti.

Ich tue mich btw. gerade extrem schwer, vor dem Hintergrund eines Gothic Horror Szenarios mit Anleihen aus dem vorletzten (?) Jahrhundert ein echtes Problem für mich darin zu sehen. Insbesondere, wenn ich das von ErikErikson gesagte noch hinzuziehe, weil ich damit noch weniger eine Abwertung sehe.

Aber gilt nur für mich.
Titel: Re: Curse of Strahd und die Perpetuierung antiziganistischer Klischees [Spoiler]
Beitrag von: Eulenspiegel am 25.03.2016 | 17:55
Äh, und woher nimmst du diese Weisheit? Behauptest du mal einfach und dozierst so vor dich hin.
Nein, ich habe mir diverse Rollenspielsysteme für Fantasy durchgelesen: Egal ob DSA, D&D, Midgard, DungeonSlayer, etc. Nirgendwo finde ich die historisch korrekten Namensbezeichnungen. Ars Magica und einige aus dem Steampunk Subgenre habe ich ja als Ausnahmen genannt.

Zitat
Falls du Zweifel hast, dass "Gypsy" von zumindest einigen Roma als schwere Beleidigung aufgefasst wird, googel einfach mal "Gypsy a racial slur" und lies ein paar Blogbeiträge oder Meinungsäußerungen von Betroffenen.
Ähm, hast du meinen Beitrag gelesen?

Ich habe doch extra gesagt, dass es NICHT um die Frage geht, ob Gypsy beleidigend ist oder nicht! Vielleicht ist es beleidigend, vielleicht ist es nicht beleidigend! Aber darum geht es nicht! Die Entscheidung, wie die Völker in Fantasy benannt werden, ist UNABHÄNGIG davon, ob es beleidigend ist oder nicht.

Und nein, Italiener und Wikinger in dieser Reihe zu stellen, ist nicht dämlich. Denn wenn die These korrekt wäre und man nur beleidigende Namen umbenennt, dann müssten Italiener und Wikinger ja noch so heißen und im Fantasy nicht umbenannt werden.
Oder wie würdest du die These "Namen wurden wegen beleidigendem Charakter umbenannt" überprüfen?
Titel: Re: Curse of Strahd und die Perpetuierung antiziganistischer Klischees [Spoiler]
Beitrag von: Skyrock am 25.03.2016 | 18:06
Wie wärs mit Roma? Also jetzt realweltlich.
Roma würde Sinti, Jenische und andere Gruppen unterschlagen, die unter dem Oberbegriff "Zigeuner" verstanden werden.
Titel: Re: Curse of Strahd und die Perpetuierung antiziganistischer Klischees [Spoiler]
Beitrag von: Eulenspiegel am 25.03.2016 | 18:16
Außerdem gibt es noch die Pavee (https://de.wikipedia.org/wiki/Pavee), die nichts mit den Roma zu tun haben. Und zumindest im Englischen zählen die Pavee zu den "Gypsy".

Aber zur Erinnerung: Es geht hier ja nicht um die realweltlichen Sinti, Roma, Jenische, Pavee etc.
Es geht um die Fantasy-Kultur der Vistani.

Und wenn es schon große Unterschiede zwischen Roma und Pavee gibt, so sind die Unterschiede zwischen Roma und Vistani noch wesentlich größer.

Titel: Re: Curse of Strahd und die Perpetuierung antiziganistischer Klischees [Spoiler]
Beitrag von: Hector am 25.03.2016 | 18:17
Um ein Abgleiten in SC-artige Grundsatzdiskussionen zu vermeiden solltet Ihr vielleicht mal vom konkreten Thema Sinti/Roma/whatever wegkommen und mehr über die allgemeine Thematik von Klischees und Stereotypen in Rollenspielszenarien debattieren? Wäre vielleicht gesünder fürs Klima? ;) n.o.m.
Titel: Re: Curse of Strahd und die Perpetuierung antiziganistischer Klischees [Spoiler]
Beitrag von: Samael am 25.03.2016 | 18:19
[edit] gelöscht. Großkomtur hat Recht.
Titel: Re: Curse of Strahd und die Perpetuierung antiziganistischer Klischees [Spoiler]
Beitrag von: Play-t-pus am 25.03.2016 | 18:37
@ErikErikson
Dass sie jede Menge kooler KräfteTM bekommen stimmt bis zu einem gewissen Grad, wenn auch der angeborene Wandertrieb (auch wieder ein antiziganistisches Vorurteil, der in dem konkreten Modul allerdings nicht erwähnt wird) diese Sache zumindest teilweise zunichte macht. Allerdings ändert die ganze Überhäufung mit übernatürlichen Gaben nichts daran, dass die Vistani einen großen Teil der den Roma häufig zugeschriebenen rassistischen Stereotypen insbesondere im Verhalten und Charakterzügen aufweisen.
Titel: Re: Curse of Strahd und die Perpetuierung antiziganistischer Klischees [Spoiler]
Beitrag von: Skyrock am 25.03.2016 | 18:47
@Samael:
Spoiler, da so langsam OT:
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Titel: Re: Curse of Strahd und die Perpetuierung antiziganistischer Klischees [Spoiler]
Beitrag von: Rhylthar am 25.03.2016 | 19:07
Zitat
Allerdings ändert die ganze Überhäufung mit übernatürlichen Gaben nichts daran, dass die Vistani einen großen Teil der den Roma häufig zugeschriebenen rassistischen Stereotypen insbesondere im Verhalten und Charakterzügen aufweisen.
Ist zwar länger her, dass ich es gelesen habe, aber wenn man dies hier (http://www.drivethrurpg.com/product/17511/Van-Richtens-Guide-to-the-Vistani-2e?it=1) liest, wird man wohl auch viele sehr Fantasy-spezifische Sachen finden, die nichts mit wirklichen Volksgruppen zu tun haben.
Titel: Re: Curse of Strahd und die Perpetuierung antiziganistischer Klischees [Spoiler]
Beitrag von: Play-t-pus am 25.03.2016 | 19:31
Vielleicht können wir wieder uns wieder auf den Kern des Ganzen konzentrieren. Die Idee von mir wären jetzt erstmal,  positivere Gegenbeispiele zu den genannten Klischees bzw.  (den Vorschlag vom Oger aufgreifend) Erklärungsmuster einzubauen:
*Eine Vistani-Karawane einbauen, (etwa Händler in Richtung Krezk- keine Ahnung, wie die sonst überleben wollen), die nicht für Strahd arbeitet und eben relativ normale Menschen (aller möglichen Gesinnungen) sind - sie könnten die Spieler z.B auch vor den falschen Tränken warnen
*Eine Vistani-Familie, die versucht hat,  sich niederzulassen (keine Ahnung, ob ich die Regeln für Mortu verwenden würde, tendiere aber zu nein) , aber von einem.wütenden Mob von Baroviern drangsaliert wird
*Eine/n jungen Vistana-Musiker einbauen, der Lieder über die Leidens- und Verfolgungsgeschichte der Vistani singt- und anschließend Strahd preist, der all dem ein Ende gemacht hätte

So, das wären zunächst mal meine Ideen. Ob das ausreicht,  um die bestehenden Stereotype auszugleichen und den impliziten Rassismus aufhebt, weiß ich nicht (wenngleich ich zu Nein tendieren würde), aber das wäre zunächst mal so mein erster Vorschlag.
Haltet ihr das für eine gute Idee?  Kann das zum Abbau von Sterotypen funktionieren?

Daniel

Titel: Re: Curse of Strahd und die Perpetuierung antiziganistischer Klischees [Spoiler]
Beitrag von: ErikErikson am 25.03.2016 | 19:32
@ErikErikson
Dass sie jede Menge kooler KräfteTM bekommen stimmt bis zu einem gewissen Grad, wenn auch der angeborene Wandertrieb (auch wieder ein antiziganistisches Vorurteil, der in dem konkreten Modul allerdings nicht erwähnt wird) diese Sache zumindest teilweise zunichte macht. Allerdings ändert die ganze Überhäufung mit übernatürlichen Gaben nichts daran, dass die Vistani einen großen Teil der den Roma häufig zugeschriebenen rassistischen Stereotypen insbesondere im Verhalten und Charakterzügen aufweisen.

Rassismus ist dann schon die Zuordnung von positiven Merkmalen zu einer Volksgruppe, alla "Asianten sind schlau". Da geh ich nicht mit. Rassismus-gegen den man was sagen sollte-bedingt für mich schon überwiegend negative Merkmale. Die Vistani sind cool. Wahrscheinlich das coolste Volk überhaupt. In einem Spiel das quasi jede bekannte osteuropäische Volksgruppe mehr oder weniger klischeehaft verwurstet ist das IMO nix negatives. 
Titel: Re: Curse of Strahd und die Perpetuierung antiziganistischer Klischees [Spoiler]
Beitrag von: Grubentroll am 25.03.2016 | 19:50
Ich kann mit "PC"-Gedöns im Allgemeinen nicht viel anfangen, und halte es da wie "Spirit of the Century" es erklärt.
Es ist nunmal eine klischeemäßige Fantasy-Darstellung von realweltlichen Volksgruppen und Geschehnissen, und diese ist aus einer Zeit, in der man solche Sachen naiver gehandhabt hat.

Würde ich das alles weglassen, dann verlasse ich damit das Genre, und dann kann ich es auch gleich sein lassen. Weil es dann keine Darstellung mehr von dem wäre, was ich klischeemäßig mit den 1920ern verbinde.

Wenn man das kurz anspricht am Tisch, dann ist das aus meiner Erfahrung normalerweise für alle Beteiligten kein Problem. Und wir hatten welche am Tisch bei der SotC-Runde, die sich aufgrund ihrer Herkunft über manches in dem Buch hätten aufregen können.
Titel: Re: Curse of Strahd und die Perpetuierung antiziganistischer Klischees [Spoiler]
Beitrag von: nobody@home am 25.03.2016 | 20:06
Rassismus ist dann schon die Zuordnung von positiven Merkmalen zu einer Volksgruppe, alla "Asianten sind schlau". Da geh ich nicht mit. Rassismus-gegen den man was sagen sollte-bedingt für mich schon überwiegend negative Merkmale. Die Vistani sind cool. Wahrscheinlich das coolste Volk überhaupt. In einem Spiel das quasi jede bekannte osteuropäische Volksgruppe mehr oder weniger klischeehaft verwurstet ist das IMO nix negatives.

Leider ist es kein konzeptionell wirklich so weiter Sprung von "Angehörige von Volksgruppe X sind schlau" zu alternativ "Angehörige von Volksgruppe X sind gerissen und hinterhältig" oder "Nicht-Angehörige von Volksgruppe X sind halt beschränkt". Also ja, auch die Zuordnung "positiver" Merkmale zu einer Volksgruppe, Spezies, Kultur oder was-auch-immer qua solcher geht schnell mal in Richtung Rassismus.

Zumal man gerade im Kontext von Fiktion (was Stereotypen und Klischees ja meistens ohnehin sind) nicht vergessen sollte, daß allzu perfekte und großartige Gruppierungen aller Art sich auch nicht überall der größten Beliebtheit erfreuen und dann gerne mal das "Mary Sue"-Etikett angepappt bekommen...
Titel: Re: Curse of Strahd und die Perpetuierung antiziganistischer Klischees [Spoiler]
Beitrag von: Eulenspiegel am 25.03.2016 | 20:10
Leider ist es kein konzeptionell wirklich so weiter Sprung von "Angehörige von Volksgruppe X sind schlau" zu alternativ "Angehörige von Volksgruppe X sind gerissen und hinterhältig" oder "Nicht-Angehörige von Volksgruppe X sind halt beschränkt".
Das ist Rassentheorie.

Rassismus ist etwas Wertendes, also zum Beispiel: "Diese Gruppe ist dumm, also ist sie weniger wert." oder "Diese Gruppe ist schlauer, also sollte sie das Sagen haben."

Mary Sues beziehen sich wiederum nicht auf ganze Gruppen, sondern nur auf einzelne Individuen.
Titel: Re: Curse of Strahd und die Perpetuierung antiziganistischer Klischees [Spoiler]
Beitrag von: Play-t-pus am 25.03.2016 | 20:16
Also, zunächst mal ging es ganz spezifisch um das Modul "Curse of Strahd", das soweit ich es beurteilen kann, sowieso einiges anders macht als die alten Ravenloft-Bücher (so können Vistani hier  explizit in andere Welten reisen, um Aufträge führ Strahd zu erledigen), weswegen ich Verweise auf die Bevölkerung anderer Domänen als problematisch erachte (die einzige Domäne, die in Ansätzen erwähnt wird, ist Darkon). Zweitens kann die Zuordnung positiver Merkmale sehr wohl rassistisch sein, insbesondere dann, wenn man es mit Zuschreibung von negativen Verhaltensweisen und Charaktereigenschaften kombiniert. Einige Spielarten des Antisemitismus (um mal eine andere relativ weit verbreitete Form von Rassismus aufzugreifen), schreiben Juden des öfteren eine hohe Intelligenz zu, kombinieren dies aber mit der Unterstellung, Juden seien von Natur aus gierieg, gerissen und würden nach der Weltherrschaft streben. In diesem Kontext wird eine zuzunächst einmal positiv scheinende Zuordnung von Eigenschaften negativ, weil es sie bedrohlicher erscheinen lässt. Aber das eigentliche Problem waren ja weniger die positiven Eigenschaften, sondern die häufig den Roma  zugeschriebenen Charaktereigenschaften,  Verhaltensweisen und "Laster" wie Trunksucht, Verantwortungslosigkeit, Skrupellosigkeit, Betrügerei und den absoluten Klassiker, den Kindesraub, geht. 


Daniel
Titel: Re: Curse of Strahd und die Perpetuierung antiziganistischer Klischees [Spoiler]
Beitrag von: Play-t-pus am 25.03.2016 | 20:47
Aber vielleicht sollten wir wieder umgekehrt zu dem zurückkehren, was ich Evtl. rausnehmen oder ändern sollte, um es weniger rassistisch zu machen:
* Die Geschichte,  wie die junge Vistana entführtt wurde, sollte ich vielleicht etwas ändern
* Den von Van Richten auf die Bekämpfung von Vistani trainierten Säbelzahntiger sollte ich vielleicht rausnehmen( andererseits kann man es evtl. benutzen, um den zu diesem Zeitpunkt- das ganze spielt 735- möglicherweise noch vorhandenen Ativistanismus von Van Richten aufzuzeigen)!
*Nur eine Kleinigkeit, aber die Zufallsbegegnungen mit Vistani diverser machen (sowohl von Beschreibung,  Gesinnung als auch Verhalten)

Daniel
Titel: Re: Curse of Strahd und die Perpetuierung antiziganistischer Klischees [Spoiler]
Beitrag von: ErikErikson am 25.03.2016 | 21:20
Dann lass doch einfach alles ,was dir nicht gefällt weg. Die Vistani sind größtenteils Antialkoholiker, arbeiten gegen Stradh, bleiben ihr Leben lang in ihrem Dorf, und entführen keine Kinder. Van Richten ist sauer auf Sie, weil eine Vistani ihn sitzengelassen hat. Sein Sohn wurde vom Vampir selbst entführt.
Titel: Re: Curse of Strahd und die Perpetuierung antiziganistischer Klischees [Spoiler]
Beitrag von: Eulenspiegel am 25.03.2016 | 21:31
Man könnte den Alkohol auch drin lassen und die Vistani nur 1,50 Meter groß und bärtig machen.

Oder man lässt die Vistani mehrere Jahrhunderte alt werden, verpasst ihnen spitze Ohren und die Sehnsucht, das Gebiet übers Meer zu verlassen.

Oder die Vistani waren ursprünglich mal ganz normale Barovianer, die vom Vampir verguhlt wurden. (Vorausgesetzt, deine Spieler stören sich bei Verguhlung nicht an der WoD-Hommage.)
Titel: Re: Curse of Strahd und die Perpetuierung antiziganistischer Klischees [Spoiler]
Beitrag von: Play-t-pus am 25.03.2016 | 21:39
@ErikErikson
Es geht ja nicht darum,  die Vistani als besser erscheinen zu lassen als die restliche Bevölkerung Barovias, sondern einfach nur darum,  sie als genauso gut( bzw. eben auch schlecht) darzustellen wie die allgemeine Bevölkerung und da, wo Schwächen und negative Eigenschaften aufgezeigt werden, eben möglichst wenig die üblichen antiziganistischen Klischees zu bedienen.

Daniel
Titel: Re: Curse of Strahd und die Perpetuierung antiziganistischer Klischees [Spoiler]
Beitrag von: Eulenspiegel am 25.03.2016 | 21:43
Richtig. Und ErikErikson und ich haben dir doch eine Möglichkeit genannt:
Ändere einfach die Klischees!

Anstatt ziganistischer Klischees nehme einfach die Klischees von Zwergen oder Elfen. - Da dürfte sich dann keiner auf den Schlips getreten fühlen.
Und wenn du komplett auf Klischees verzichten willst, dann überlege dir vollkommen neue Eigenschaften.

Das Abenteuer verträgt es problemlos, wenn man die Vestani verändert.
Titel: Re: Curse of Strahd und die Perpetuierung antiziganistischer Klischees [Spoiler]
Beitrag von: Chruschtschow am 25.03.2016 | 21:45
Ich kann mit "PC"-Gedöns im Allgemeinen nicht viel anfangen, und halte es da wie "Spirit of the Century" es erklärt.

Der Abschnitt "Some Ugly Truths" (S. 5 und 6) in SotC ist "PC"-Gedöns pur. Da wird doch klar der Finger drauf gelegt, dass Pulp gerne sexistisch, rassistisch und absolut westzentriert ist. Und dass die Runde darüber sprechen sollte, wie sie damit umgehen will. Das ist doch der erste und wichtigste Punkt, mit dem Thema umzugehen: es thematisieren und erkennen, dass es hier Probleme gibt. Damit verhinderst du, dass du da hinterher Spieler in der Runde sitzen hast, die bei jedem Wort zusammen zucken oder mit der geballten Faust in der Tasche dasitzen. Und mit Thematisieren meine ich keine stundenlange Gesprächsrunde zum Thema Rassismus im Rollenspiel. Einfach: "Hey, wir spielen Pulp. Da gibt es so zwei, drei Sachen, bei denen sich vielleicht jemand hier unwohl fühlen könnte: ... Wie seht ihr das?"

@Play-t-pus:
Im Prinzip hast du es ja schon. Biete mehr Vistani an, auch solche, die eben nicht für Strahd arbeiten. Lass auch ruhig mal die Nicht-Strahd-Vistani ein paar böse Worte über die Strahd-Vistani verlieren. Mach die Strahd-Vistani niederträchtig, weil sie für Strahd arbeiten, nicht weil sie Vistani sind.

Und / oder schnapp dir deine Runde und rede einfach mal Tacheles: "Ihr kennt Dracula? Der hat immer einen Haufen Zigeuner als Henchmen dabei, die böses Zeug tun. Ist hier auch so. Da werden teils heftige rassistische Klischees gewälzt. Ich find's nicht so toll. Was sagt ihr? Wie wollen wir damit umgehen?"
Titel: Re: Curse of Strahd und die Perpetuierung antiziganistischer Klischees [Spoiler]
Beitrag von: ErikErikson am 25.03.2016 | 22:05
@ErikErikson
Es geht ja nicht darum,  die Vistani als besser erscheinen zu lassen als die restliche Bevölkerung Barovias, sondern einfach nur darum,  sie als genauso gut( bzw. eben auch schlecht) darzustellen wie die allgemeine Bevölkerung und da, wo Schwächen und negative Eigenschaften aufgezeigt werden, eben möglichst wenig die üblichen antiziganistischen Klischees zu bedienen.

Daniel

Also ich finde Antialkoholismus und die ganze Zeit in einem Dorf bleiben als schlechte Eigenschaften. Wenn du das anders siehst, dann gib Ihnen halt beliebige zusätzliche Schwächen. Aber natürlich siehst du den Punkt, nämlich das sie dann gar nicht mehr als Zigeuner-Verschnitt erkennbar sind.

Wie wärs damit, du gibst Ihnen die ganzen positiven Züge, also das Reisen, die Weisheit, die cool powerz usw. lässt die schlechten weg wie Kindesraub und die Zusammenarbeit mit Stradh, und gibst Ihnen dafür irgendwas anderes, was den Zigeunern nie nachgesagt wurde, wobei das schwierig wird, da man ungeliebten Gruppen für gewöhnlich alles mögliche nachsagt. Wie wärs mit Geiz oder Wollust?

Titel: Re: Curse of Strahd und die Perpetuierung antiziganistischer Klischees [Spoiler]
Beitrag von: Play-t-pus am 25.03.2016 | 22:15
@ Chruschtschow
Du hast absolut recht und dabei kommt sonst von mir immer die Devise: "Kommunikation,  Kommunikation,  Kommunikation " :-[. Liegt vielleicht auch daran, dass ich das ganze etwas "gehypt" hatte, bis ich auf die problematischeren Aspekte aufmerksam geworden bin.
Ich habe jetzt erstmal eine Nachricht an die Spieler geschrieben,  in denen ich ich ihnen meine Probleme damit erläutere ( die Runde sehe ich in ihrer Gesamtheit  relativ selten, dass ganze sollte zumindest teilweise online stattfinden).
Nee, ehrlich, manchmal muss man scheinbar das offensichtlichste Aussprechen.
Vielen Dank!

Daniel
Titel: Re: Curse of Strahd und die Perpetuierung antiziganistischer Klischees [Spoiler]
Beitrag von: Play-t-pus am 25.03.2016 | 22:22
@ErikErikson
Das Problem ist nicht,  dass sie Alkohol trinken,  sondern dass sie es so exzessiv tun, dass man ihre Kinder problemlos entführen kann (was, btw , eine interessante Invertierung ist, fällt mir erst jetzt richtig auf).

Daniel
Titel: Re: Curse of Strahd und die Perpetuierung antiziganistischer Klischees [Spoiler]
Beitrag von: D. M_Athair am 25.03.2016 | 22:30
[...], sondern die häufig den Roma  zugeschriebenen Charaktereigenschaften,  Verhaltensweisen und "Laster" wie Trunksucht, Verantwortungslosigkeit, Skrupellosigkeit, Betrügerei und den absoluten Klassiker, den Kindesraub, geht.

Wie schon auf Seite 1 gesagt:
Zeige, dass die Vistani unter der Knechtung durch Stradh leiden. Dass oben genannte Verhaltensweisen (außer Verantwortungslosigkeit) Überlebensmechanismen, zu denen jeder, der in ihrer Lage steckt greifen könnte oder würde.
Was "Verantwortungslosigkeit" angeht: Konfrontiere die Spieler mit einem anderen Arbeitsethos, der seinen eigenen Wert hat. Mit einer Erziehung, bei der z.B. Kinder von treu sorgenden Eltern zur Freiheit, zum eigenen Weg und eben nicht zur Hörigkeit erzogen werden. Zeige, dass andere!! das als "Verantwortungslos" beurteilen.

Auch von Seite 1:
Eine der besseren Methoden, Klischees und Vorurteile über Gruppen anzugehen, dürfte immer noch sein, ihre Mitglieder als Individuen zu behandeln. Dann ist vielleicht Strahds hypothetischer Roma-Majordomus loyal, weil er das für seine Leute tatsächlich für das beste hält, die Waschfrau hat schon zuviel gesehen, aber trotzdem noch ein weiches Herz für sympathische Neuankömmlinge, und von den Zimmermädchen ist eine das totale Vampir-Fangirl und die andere ihre Schwester, die sie vor Dummheiten bewahren will...


(Klicke zum Anzeigen/Verstecken)
Titel: Re: Curse of Strahd und die Perpetuierung antiziganistischer Klischees [Spoiler]
Beitrag von: Grubentroll am 25.03.2016 | 22:48
Der Abschnitt "Some Ugly Truths" (S. 5 und 6) in SotC ist "PC"-Gedöns pur. Da wird doch klar der Finger drauf gelegt, dass Pulp gerne sexistisch, rassistisch und absolut westzentriert ist. Und dass die Runde darüber sprechen sollte, wie sie damit umgehen will. Das ist doch der erste und wichtigste Punkt, mit dem Thema umzugehen: es thematisieren und erkennen, dass es hier Probleme gibt. Damit verhinderst du, dass du da hinterher Spieler in der Runde sitzen hast, die bei jedem Wort zusammen zucken oder mit der geballten Faust in der Tasche dasitzen. Und mit Thematisieren meine ich keine stundenlange Gesprächsrunde zum Thema Rassismus im Rollenspiel. Einfach: "Hey, wir spielen Pulp. Da gibt es so zwei, drei Sachen, bei denen sich vielleicht jemand hier unwohl fühlen könnte: ... Wie seht ihr das?"

Hast du den zweiten Teil von meinem Text überhaupt gelesen oder warum wiederholst du eigentlich nur was ich eh schon geschrieben habe?
Titel: Re: Curse of Strahd und die Perpetuierung antiziganistischer Klischees [Spoiler]
Beitrag von: Chruschtschow am 25.03.2016 | 23:16
Hast du den zweiten Teil von meinem Text überhaupt gelesen oder warum wiederholst du eigentlich nur was ich eh schon geschrieben habe?

Nur dass du nicht schreibst, was eben in dem Text steht, auf den du dich beziehst: "Würde ich das alles weglassen, dann verlasse ich damit das Genre, und dann kann ich es auch gleich sein lassen. Weil es dann keine Darstellung mehr von dem wäre, was ich klischeemäßig mit den 1920ern verbinde." gegenüber " [...] feel free to ignore or otherwise remove their existence in your game." Du bestehst auf die Genrekonvention. Am Ende meines Textes steht eine Frage an die Runde, wie es gehandhabt wird. Ich vermute aber mal, dass du es ähnlich und nicht so absolut handhabst. Es gibt ja wenig Grund zu sprechen, wenn das Ergebnis feststeht. ;)

[Edit]
Vor allem wollte ich aber darauf hinaus, dass eben genau dieses Darübersprechen das verpönte PC-Gedöns ist. Ich vertrete sehr wohl die Meinung, dass Rassismus, Sexismus und so weiter im Rollenspiel stattfinden dürfen. Ich habe ein Problem damit, wenn Leute wie ein i-Männchen hochgehen und Denk- und Sprechverbote fordern, als Beispiel der Text von "Der Rote Baron" auf Seite 1, der einen riesigen Sermon wider das Thematisieren von Rassismus in Medien raushaut. BREAKING NEWS: Der Herr der Ringe, Indiana Jones und viele Werke mehr enthalten auch rassistische Darstellungen. Das nimmt beiden nicht ihre Stellung als Meilensteine ihres Genres. Aber ist deshalb jede Kritik verboten?

Das ist ein bisschen wie mit Krebs und rotem Fleisch. "So ein Unfug. Jetzt wollen die uns das Fleisch verbieten." 1) Niemand sprach von einem Verbot (so wie Play-t-pus ja auch nicht jeglichen Rassismus in Rollenspiel verbieten wollte). 2) Nur weil Fleisch erst jetzt offiziell mit Krebsrisiko kommt, hat es vorher nicht auch schon Tumore im Hintern verursacht (die Analogie zum Rassismus kann sich jeder beliebig blumig ausmalen, aber es hat einen Grund, warum ich eine Metapher mit Fäkalien gewählt habe).
Titel: Re: Curse of Strahd und die Perpetuierung antiziganistischer Klischees [Spoiler]
Beitrag von: Forlorn am 26.03.2016 | 00:09
Ich verstehe überhaupt kein bisschen, was hier das Problem sein soll. Die Vistani sind mit Abstand die lebendigsten und sympathischsten Wesen in Ravenloft und werden im Abenteuer auch so dargestellt. Sie sind die einzigen, die durchweg noch Seelen haben in einem seelenlosen Land. Direkt am Anfang kann man einen tollen Abend am Lagerfeuer mit ihnen genießen und ich sehe überhaupt nicht ein, dass da irgend etwas Unangenehmes dran sein soll, dass sie ein fahrendes Volk sind. Dass sie etwas schurkisch und opportun dargestellt werden, ist der natürlich düsteren Umgebung geschuldet. Einige von ihnen sind Diener Strahds, das stimmt. Diesen Status haben sie sich aber nicht ausgesucht, sondern aufgrund herzlicher Gastfreundlichkeit und Ehrenhaftigkeit über sich gebracht, indem sie ihn in seiner Jugend vor dem Tod gerettet haben.

Edith:

Ich finde sogar, dass die Vistani die traditionelle "böse/gut" Dichotomie von D&D etwas verwischen, da sie im Prinzip einfach nur über die Runden kommen wollen. Die Spielergruppe entscheidet letztendlich, wie sie mit dieser Situation umgehen soll und welche Rolle die Vistani in der Kampagne spielen werden. Aber "on sight" werden sie von ihnen sicher nicht angegriffen, wie von den typischen Orks.
Titel: Re: Curse of Strahd und die Perpetuierung antiziganistischer Klischees [Spoiler]
Beitrag von: Teylen am 26.03.2016 | 01:35
Bestünde nicht eine Möglichkeit darin den Alkoholismus zu streichen?

Das heißt anstelle betrunken könnten es gewöhnliche, eventuell gut gelaunte Menschen sein. Wobei man ggf. auf andere Rauschmittel, wenn nötig, zurückgreifen kann. (Tabak, Pilze, Mittel)
Anstelle ihre Kinder zu verlieren weil sie betrunken waren könnten sie entweder andersweitig abgelenkt worden sein (Angriff?) oder niederträchtig abgelenkt (unbemerkt Rauschmittel zugeführt).

Dafür bräuchte man sie nicht in das andere extrem zu schreiben (Antialkoholiker) und behält die Geschichte / Plotpunkte im Ruder.
Titel: Re: Curse of Strahd und die Perpetuierung antiziganistischer Klischees [Spoiler]
Beitrag von: Play-t-pus am 26.03.2016 | 17:30
So, ich habe jetzt mit meinen Spielern gesprochen. Naja, das Ergebnis ist jetzt wohl, das ich ein paar kleinere Veränderungen vornehmen werde und die verbleibenden problematischen Aspekte wohl im Anschluss kritisch reflektiert werden ( die Idee geht auf den Studienreferendar der Gruppe zurück ;D). Naja, jedenfalls vielen Dank für einige der Anregungen und noch mal ein fettes Dankeschön an Chruschtschow, der Ratschlag mit dem drüber Sprechen hat mir echt weiter geholfen, obwohl es eigentlich offensichtlich sein sollte. Auf jeden Fall fühle ich mich jetzt deutlich wohler bei dem Gedanken, das Modul zu leiten.

Daniel
Titel: Re: Curse of Strahd und die Perpetuierung antiziganistischer Klischees [Spoiler]
Beitrag von: Grashüpfer am 26.03.2016 | 19:30
Gute Diskussion. Finde es auch gut, dass Play-t-pus einfach mit seinen Leuten über die Probleme und für ihn unangenehmen Stellen gesprochen hat.
Stereotype, Klischees und Rassismen bekommen auch dann eine stärkere Wirkung, wenn man sie verschweigt, absolut tabuisiert und dämonisiert. Man sollte über Klischees offen reden können und dadurch aufzeigen, wie bescheuert die eigentlich sind. Dann werden sie auch zu Klischees: Man kann über sie lachen und in einem begrenzten Raum mit ihnen spielen (z.B. im Film, im Kabarett oder eben beim Rollenspiel) aber am Ende weiß man einfach, dass das absoluter Bullshit ist.

Ich glaube, dass man bei D&D und Konsorten immer wieder Klischees begegnen und auch selber nutzen kann. Der ganze pseudo-Mittelalter-Humbug von D&D lebt ja auch davon, dass das alles voll von Klischees und dadurch an aus dem Alltag bekannte Denkmuster anknüpft.
Jedenfalls sollte man als Gegengewicht auch einige Klischeebilder immer wieder ins Gegenteil verkehren, um zu zeigen, dass das Klischee eben ein solches ist. Dann gibt es halt ein paar sturzbesoffene Vistani. Aber vielleicht gibt es auch einige Vistani-Freischärler, die sich dem organisierten Kampf gegen Strahd verschrieben haben.
Es muss halt beides geben, damit es organisch und eben nicht stereotyp bleibt.

Titel: Re: Curse of Strahd und die Perpetuierung antiziganistischer Klischees [Spoiler]
Beitrag von: Rhylthar am 26.03.2016 | 19:35
Zitat
( die Idee geht auf den Studienreferendar der Gruppe zurück ;D)
"Evaluation" ist ja auch einer der Begriffe, die man im Referendariat per Gehirnwäsche eingebläut bekommt.  :o
Titel: Re: Curse of Strahd und die Perpetuierung antiziganistischer Klischees [Spoiler]
Beitrag von: ErikErikson am 26.03.2016 | 21:11
Hervorragend. Wieder ein Schritt gegen die Diskriminierung der Sinti und Roma.
Titel: Re: Curse of Strahd und die Perpetuierung antiziganistischer Klischees [Spoiler]
Beitrag von: Mann mit Ukulele am 27.03.2016 | 16:30
Wer dazu etwas nachlesen möchte, vielleicht insbes. Playtpus, dessen Angst, sich falsch zu verhalten, möglicherweise durch Wissen abgeschwächt werden kann,
dem lege ich den Artikel "Zigeuner" aus Elisabeth Frenzels Motive der Weltliteratur ans Herz. In der 6. Auflage von 2008 ist eine wissenschaftlich aufbereitete, objektive
und recht umfassende Sicht auf das in der Literatur (und anderen Medien) stets wiederkehrende Motiv des Zigeuners geboten.

Da kann man sich sicher das Eine oder Andere für künftiges Rollenspiel (oder just FYI) mitnehmen.
Titel: Re: Curse of Strahd und die Perpetuierung antiziganistischer Klischees [Spoiler]
Beitrag von: El God am 27.03.2016 | 19:06
Auch nett zum Thema: http://www.suhrkamp.de/buecher/europa_erfindet_die_zigeuner_42263.html