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Pen & Paper - Rollenspiel => Pen & Paper - Spielleiterthemen => Thema gestartet von: piotr am 1.06.2016 | 15:47

Titel: Zeitmanagement im Improspiel
Beitrag von: piotr am 1.06.2016 | 15:47
Hi 'zam!
Mir ist letztens so ein Problem aufgefallen, mit dem ich mich schon länger plage. Ich leite gerne One-Shot-Improvisationsrunden, vorwiegend mit Fate, in denen ich gemeinsam mit den Spieler_innen das Abenteuer aus den Hintergründen der Charaktere zusammenstricke. Meiner bescheidenen Meinung nach klappt das auch meistens ganz gut, bis der Punk kommt:

Spieler_in: "Du, ich müsste mal langsam. Mein letzter Bus fäht gleich."
Ich: "Oh, ähm, ja, allzu lange dauert es nicht mehr..."

Und dann ziehe ich das Tempo stark an, spare an Details, gebe keine neuen Hooks mehr und mache den Bosskampf (wenn vorhanden) schnell und leicht. Alles was geht, wird ins Epilog gepackt, dass noch während dem Aufräumen schnell erzählt wird. Für mich immer etwas unbefriedigend.

Beispiel im Spoilertag:
(Klicke zum Anzeigen/Verstecken)

Habt ihr Methoden und Techniken, ein besseres Zeitmanagement in eure Improrunden zu bringen? Gibt es Wege, schon von Anfang an eine voraussehbare Zeitstruktur ins Abenteuer zu bringen, egal was passiert? Ich freu mich auf eure Ideen :)
Titel: Re: Zeitmanagement im Improspiel
Beitrag von: KhornedBeef am 1.06.2016 | 15:50
Sind deine Spieler denn zufrieden?
Titel: Re: Zeitmanagement im Improspiel
Beitrag von: Ucalegon am 1.06.2016 | 16:12
Charaktere on the fly erstellen und in medias res anfangen?

Wenn dir das große Finale bzw. der Bosskampf besonders wichtig ist, könntest du den ja auch an den Anfang der Sitzung stellen und danach oder währenddessen in Flashbacks rekonstruieren, wie es dazu gekommen ist.

Grds. kannst du vielleicht versuchen, das Tempo von Anfang an anzuziehen und nicht erst gegen Ende bzw. Szenenwechsel auch mal forcieren et cetera. Wenn du ohnehin improvisiert und regelleicht leitest, hast du die Zeit(struktur) doch als SL eigentlich komplett in der Hand, oder nicht?

Edit: Falls du ihn nicht ohnehin kennst, würde ich dir übrigens noch den Abschnitt "The Power of the Pickup Game" aus Spirit of the Century ans Herz legen.
Titel: Re: Zeitmanagement im Improspiel
Beitrag von: bobibob bobsen am 1.06.2016 | 16:17
Charaktere würde ich vorher schon erstellen und nur noch die Verknüpfungen bei beginn besprechen.
Das spart Zeit.
Was spricht dagegen einen TwoShot zu machen. Man kann dann wärend des spielens anzukündigen (wenn es denn absehbar ist) das man wohl heute nicht fertig wird. keiner will gern durchs Finale hetzen. Also muss ein zweiter Termin her.
Titel: Re: Zeitmanagement im Improspiel
Beitrag von: Jiyu am 1.06.2016 | 16:18
Ist vielleicht banal, aber mein Tipp wäre diese geschilderte Situation

Spieler_in: "Du, ich müsste mal langsam. Mein letzter Bus fäht gleich."
Ich: "Oh, ähm, ja, allzu lange dauert es nicht mehr..."

zu vermeiden, indem am Anfang der Session (grob) geklärt wird, wie lange man denn heute spielen kann. Das erlaubt, das Pacing über die gesamte Session im Auge zu behalten, anstatt von jetzt auf gleich mit Zeitdruck konfrontiert zu sein.
Titel: Re: Zeitmanagement im Improspiel
Beitrag von: piotr am 2.06.2016 | 09:27
Großartig! Vielen Dank euch allen für die vielen und schwindelerregend schnell geposteten Tipps.

Sind deine Spieler denn zufrieden?
Kann sein :). Die zitierte Superheldenrunde war auf einem offenen Rollenspieltreff und ich habs verpasst, Feedback einzuholen. Eine Conrunde, in der die gleiche Situation aufgetreten ist, hat den Leuten gefallen. Aber leider mussten wir den tragischen Rebellentod der SCs in den Epilog packen.

Wenn dir das große Finale bzw. der Bosskampf besonders wichtig ist, könntest du den ja auch an den Anfang der Sitzung stellen und danach oder währenddessen in Flashbacks rekonstruieren, wie es dazu gekommen ist.
Sehr geile Idee. Werde ich auf jeden Fall mal ausprobieren, wenn ich Spieler finde, die da Bock drauf haben.

Wenn du ohnehin improvisiert und regelleicht leitest, hast du die Zeit(struktur) doch als SL eigentlich komplett in der Hand, oder nicht?
Hm, würde ich nicht so sehen. Je nach SC-Entscheidung können sich da ja schon schnell mal komplett neue, unvorhersehbare Handlungsstränge auftun. Aber Szenen schneller beenden ist definitiv was, woran ich arbeiten kann und das Kapitel in SotC geb ich mir auch mal.

Was spricht dagegen einen TwoShot zu machen.
Die Runden sind quasi-Conrunden. Man kriegt dieselben Leute kaum in der gleichen Konstellation wieder zusammen.

[...] indem am Anfang der Session (grob) geklärt wird, wie lange man denn heute spielen kann.
Meine neue goldene Regel :). Danke!
Titel: Re: Zeitmanagement im Improspiel
Beitrag von: Deep_Flow am 2.06.2016 | 09:55
- Bei Fate kann man die Charaktere auch während des Spiels erstellen. Konzept und Trouble vorher festlegen und dann einfach spielen und den Rest bei Bedarf ergänzen.

- Improvisation heißt für die Spielleitung: Die Handlung aktiv vorantreiben und konstant Handlungsdruck aufbauen sowie die Handlung auf einen zentralen Konflikt zu spitzen. Wenn die SCs nicht reagieren passiert X und X ist böse, das sieht man schon daran, dass gerade Y passiert. Da auch nicht darauf warten, dass die Spieler etwas machen...

- Nicht dauernd neue Fässer aufmachen, die man in der Zeit nicht wieder zu bekommt. "Cut it to the Fuck" nennt man das beim Film.
Titel: Re: Zeitmanagement im Improspiel
Beitrag von: Nørdmännchen am 2.06.2016 | 10:35
Ich vermute, deine Erfahrungen sind ganz typische Erlebnisse eines Impro-SL. Einige meiner Techniken:
(Wenn Dir was altklug erscheint, ignorier mich einfach!  ;))


Mehr, wenn mir mehr einfällt.
Titel: Re: Zeitmanagement im Improspiel
Beitrag von: Arkam am 4.06.2016 | 06:18
Hallo Pioter,

hole deine Spieler mehr ins Boot. Mach ihnen klar das ihr nur wenig Zeit habt und euch in dieser Konfiguration nicht mehr trefft.
Eineinhalb Stunden Charaktererstellung würde da garnicht gehen. Entweder die Spieler kennen sich aus und schaffen es schnell oder es gibt fertige Charaktere. - Vor allen wofür braucht ein Oneshoot Charakter eine Origin Story?
Eventuell die Charaktere etwas einheitlicher machen oder eine Klammer verwenden. So vermeidet man das die verschiedenen Parteien sich verzetteln. Eine Klammer könnte etwa ein gemeinsames Vorhaben oder eine wahrgenommene Bedrohung sein.
Charaktere wählen die auch wirklich handeln ohne zu zögern. Ein Wissenschaftler muss ja keine zögernde Laborratte sein sondern auch ein aktiver Feldforscher.

Gruß Jochen