Bei einem Film haben wir einerseits den Schauspieler, der den Protagonisten verkörpert und nach Drehbuch handelt. Und andererseits den Zuschauer, der das Drehbuch nicht kennt.
Hier kann durchaus Spannung dadurch erzeugt werden, dass der Zuschauer die Gefahr bemerkt, obwohl der Protagonist die Gefahr nicht bemerkt. - Manchmal kann sich das sogar als "falsche Gefahr" herausstellen: Der Zuschauer sieht, wie sich ein dunkler Schatten langsam an den Protagonisten heranschleicht, der vor seinen Unterlagen vertieft ist. Die Kreatur setzt zum Sprung an und...
... man hört ein mauzen. Die Katze springt auf die Beine des Protagonisten und wird gestreichelt.
Hier wird dem Zuschauer glauben gemacht, es gäbe eine Gefahr, obwohl es in Wirklichkeit keine Gefahr gibt. (In einigen Horror-Streifen taucht genau DANN die echte Gefahr auf und tötet den Protagonisten: Der Zuschauer hat sich gerade entspannt, weil der Schatten nur eine harmlose Katze war. Plötzlich wird der Vorhang zur Seite geschoben und der Mörder ersticht den Protagonisten.)
Auf alle Fälle: Der Zuschauer muss sich nicht überlegen, was der Protagonist tut. Er kann sich in den Protagonisten hineinversetzen, ohne sich dessen Handlungen überlegen zu müssen.
Bei einem RPG sieht das anders aus:
Hier muss ich mir die ganze Zeit überlegen: Mein SC weiß ja nichts von der Gefahr. Würde er vielleicht trotzdem aufstehen und das Schloss an der Tür überprüfen? Oder würde er sich jetzt so hinsetzen, dass er mit dem Rücken zur Wand sitzt? Oder stelle ich mir diese Fragen nur, weil ich von der Gefahr weiß?
Wenn ich als Spieler nichts von der Gefahr weiß, kann ich einfach so agieren, wie ich es für richtig halte: Ich würde vielleicht aufstehen und das Schloss an der Tür überprüfen. Und ich würde mich vielleicht mit dem Rücken zur Wand hinsetzen, so dass ich das Fenster und die Tür im Auge behalten kann. Und das ganze könnte ich tun, ohne ein schlechtes Gewissen zu haben, da ich als Spieler ja nicht mehr weiß als der SC.