als alter Internatsschüler - ich würde einen alten, wirklich alten, auf den ersten Blick romantischen Gebäudekomplex wählen, eventuell angeschlossen an eine alte Kirche. Auf den ersten Blick willst Du ja sicher eine Schule in die Eltern ihre Kinder gerne schicken. Ein wichtiger Aspekt ist die Omnipräsenz der Mitschüler und Lehrer. Man ist wirklich nie alleine, oder besser, alleine zu sein ist ein Luxus, so haben beispielsweise nur Schüler mit hohem sozialen oder akademischen (im besten Fall beides) Verdienst Einzelzimmer, sonst für junge Schüler, bis Klasse zehn, Vierer, dann Zweier Zimmer.
Unterschätze das nicht als atmosphärisches Element. Häufig werden Schüler in der Mitte des Schuljahres neu hinzukommen, da sie in ihren anderen Schulen Probleme hatten oder sich abzeichnete, dass sie nicht versetzt werden würden und nun besondere Aufmerksamkeit brauchen. Für gewöhnlich hat ein Flur, ca drei bis fünf Zimmer, einen Mentor, also einen Lehrer der auf dem Flur lebt und verantwortlich ist.
Wenn man dann plötzlich am Abend zurück in sein Zimmer kommt und da ein neuer Schüler auf dem Bett sitzt, etwas verschlossen, etwas zu dunkel, zu schräg angezogen, und der mitten in der Nacht anfängt im Schlaf zu weinen, zu flehen und zu schimpfen... das kann schon außerhalb des Rollenspiels bedrückend sein;)
Natürlich möchte man 1. hin und wieder alleine oder zu zweit sein
2. sich amüsieren, etwas trinken, Drogen nehmen.
in den Mädchen Bau einzusteigen (traditionell werden die Gebäude. Flure der Mädchen immer abgeschlossen, bei älteren Jungs geschieht das eher nicht mehr) ist immer ein Abenteuer, denn wenn man erwischt wird bedeutet das richtig viel Ärger. Wir haben uns Nachts häufig in den finsteren, Spinnweben verhangenen, riesigen Speichern der Schule getroffen, Labyrinthesk und wirklich unheimlich, um zu trinken/feiern, oder auch um dort bei Kerzenschein Rollenspiele zu spielen. Überhaupt den Weg in diese Speicher zu finden kann schon ein Abenteuer für sich sein. Verbunden mit viel herumstöbern, klettern, schleichen etc. in unserem Fall war die Speicheranlage mit der alten Kirche verbunden und plötzlich stand man direkt unterhalb der Kuppel, mitten in der Nacht sehr beeindruckend und unheimlich. Das Internat wird eher abgelegen sein und die nächste Stadt, der nächste Ort wird mindestes einige Stunden Fußmarsch entfernt sein.
Also geht man auch gerne in die Natur. Da wird es wiederum bestimmte Plätze geben die man traditionell auf sucht. Lichtung im Wald, vielleicht eine Höhle und über all diese Orte wird man sich Geschichten erzählen. Im Speicher hat sich mindestens ein Schüler erhängt in der Höhle ist mal jemand verschwunden und die Lichtung war (vielleicht spielst Du in Main?) ein Versammlungsort von Hexen.
Internate haben einen überraschenden Einfluss auf die Orte in ihrer Nähe. Internatsschüler sind wohlhabend, also bringen sie Geld, Hotels und Restaurants leben von ihnen und ihren Eltern. Für Kneipen, Pubs etc ist das verlockend, also wird die Schulleitung großen Druck aufbauen - in den gängigen Kneipen sind Internatsschüler entweder nicht ohne Begleitung Erwachsener geduldet, oder es herrscht eine sehr strenge 'no alcohol' Politik. Also weicht man auf die eher verruchten, eher schäbigen Plätze aus... ebenso wenn man Alkohol kaufen möchte, in den Läden wird man nicht bedient, also braucht man einen 'Dealer', das sind natürlich zwielichtige Gestalten, die natürlich gerne weitere Drogen anbieten.
Ganz wichtig sind generell Rituale. Der Morgenlauf, pünktlich um 6.45 - gehasst von allen Schülern. Vor allem wenn es im Wald noch neblig und feucht ist. Versammlungen hat man mindestens einmal die Woche, außerschulische Aktivitäten sind Pflicht, meist irgendwas 'soziales' im nächsten Dorf, prima Gelegenheit abgedrehte Leute kennen zu lernen. Von der Freiwilligen Feuerwehr bis zum Vorleser im Altersheim kannst Du da eigentlich Alles möglich einbauen.
Es gibt ganz klar Grüppchen, aber nicht so intensiv wie man es sich eventuell vorstellt. Man ist ja schon das Grüppchen Internatsjugend, das schweißt zusammen. Natürlich gibt es feste Freundeskreise, Feindschaften, aber meist nicht in klar unterteilten Kategorien. Wenn man ständig auf einander hockt schließt man sich wirklich eher mit Leuten zusammen mit denen man sich gut versteht, auch wenn die sich anders anziehen oder andere Musik hören. Gleiches gilt für Rassismus, führt eh zum sicheren Rausschmiss und drängt sich einfach nicht auf, da man als Internatsschüler internationale Klassen gewohnt ist.
Wichtig ist glaube ich zu vermitteln, wie gut man sich kennt. Gerüchte, Klatsch. Tratsch sind wahnsinnig wichtig in Internaten. Man lebt im Grunde auf einer Insel. Ganz wichtig auch die Frage 'weshalb bist Du hier' klar, ist gute Tradition, weil es eine tolle Schule ist blablabla... aber vergiss nicht, bei mindestens der Hälfte der Schüler steckt was Anderes dahinter - nur aus meiner Erfahrung und ganz profan:
Eltern sind Diplomaten, ständig unterwegs, Eltern sind geschieden, Mutter hat zwanzig Jahre jüngeren Fitnesstrainer geheiratet, darauf hin hat der Vater sich erschossen, Eltern sind im 'Kaffee' Geschäft in Kolumbien zwinker-zwinker, Großvater ist reicher Geschäftsmann, während die Mutter 'Probleme hat' und zehn Monate im Jahr in einem edel Sanatorium in der Schweiz verbringt, Vater? Habe ich nie kennen gelernt, Schüler war schon in vier anderen Internaten, es gab... diese Vorfälle... etc. dringender Rat, diese Hintergründen, gespickt mit vielen, vielen Gerüchten sind wichtig für die Atmosphäre.