Autor Thema: Wollen Spieler überhaubt Herrschen ?  (Gelesen 6616 mal)

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Pyromancer

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Re: Wollen Spieler überhaubt Herrschen ?
« Antwort #50 am: 19.06.2017 | 19:12 »
Also, mal so zum Beispiel konstruiert: deine Wildhüter erwischen einen Wilderer und führen ihn dir vor. Er verteidigt sich mit wohlgesetzten Worten. Was machst jetzt da. Wenn du ihn bestrafst, giltst du als fieser Tyrann; wenn du ihn laufen lässt, als rückgratloser Softie.

Sowas gilt es meines Erachtens zu vermeiden -- in einer Fantasywelt darf es durchaus auch eine Königslösung geben, für deren Weisheit du bewundert wirst.

Oder zumindest sollten nicht alle Optionen NUR negative Auswirkungen haben.
Wenn man den Wilderer bestraft, dann findet die Law-and-Order-Fraktion das gut, und weitere Wilderer werden abgeschreckt. Aber die einfache Dorfbevölkerung findet das vielleicht überzogen merkt sich das, um es bei der nächsten Rebellion als Munition und Rechtfertigung zu verwenden.
Wenn man den Wilderer laufen lässt, dann zieht man das einfache Volk auf seine Seite, und vielleicht auch Mitglieder einer Barmherzigkeit predigenden Kirche, aber der Wildbestand in den Wäldern wird sich in nächster Zeit rapide verringern, weil jetzt Hinz und Kunz mit dem Wildern anfängt - passiert ja nix.
Und klar: WENN die Spieler auf einen Königsweg und eine salomonische Lösung kommen, dann MUSS man das entsprechend belohnen und darf dann nicht anfangen, das hintenrum wieder madig zu machen.

Offline nobody@home

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Re: Wollen Spieler überhaubt Herrschen ?
« Antwort #51 am: 19.06.2017 | 19:52 »
Oder zumindest sollten nicht alle Optionen NUR negative Auswirkungen haben.
Wenn man den Wilderer bestraft, dann findet die Law-and-Order-Fraktion das gut, und weitere Wilderer werden abgeschreckt. Aber die einfache Dorfbevölkerung findet das vielleicht überzogen merkt sich das, um es bei der nächsten Rebellion als Munition und Rechtfertigung zu verwenden.
Wenn man den Wilderer laufen lässt, dann zieht man das einfache Volk auf seine Seite, und vielleicht auch Mitglieder einer Barmherzigkeit predigenden Kirche, aber der Wildbestand in den Wäldern wird sich in nächster Zeit rapide verringern, weil jetzt Hinz und Kunz mit dem Wildern anfängt - passiert ja nix.
Und klar: WENN die Spieler auf einen Königsweg und eine salomonische Lösung kommen, dann MUSS man das entsprechend belohnen und darf dann nicht anfangen, das hintenrum wieder madig zu machen.

Kommt natürlich auch auf das Strafmaß an. Zwischen "Zack, Rübe ab!" und einfach mit einem Klaps auf den Po laufen lassen gibt's ja zum Glück noch ein paar Optionen -- Bußgeld beispielsweise (wenn der Kerl das Geld nicht hat, kann er's ja abarbeiten), und als Gefängnisse noch nicht so populär waren, gab's historisch als Alternative auch gerne noch mal die Verbannung...

Offline Feuersänger

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Re: Wollen Spieler überhaubt Herrschen ?
« Antwort #52 am: 19.06.2017 | 20:15 »
als Gefängnisse noch nicht so populär waren, gab's historisch als Alternative auch gerne noch mal die Verbannung...

...die de facto für die meisten auch nur ein Todesurteil ohne Henker war - was willst denn machen als Bauer, wenn du nur bauern (und ein wenig wildern) kannst und dann auf einmal der komplette soziale und wirtschaftliche Unterbau ebenso wegfällt wie das Dach über dem Kopf.

Vergleiche hierzu diese Studie.
(Ein bißchen Spaß muss sein)

--

Nebenbei ist das - "wie bestrafe ich welches Vergehen" - gerade ein aktueller Punkt in unserer Kingmaker-Runde. ;) Da tendiert es durchaus in die von dir genannten Richtungen: Schadenersatz leisten, Schuld abarbeiten, Rauswurf, Leibesstrafen stehen alle im Katalog, Haftstrafen nicht. ^^
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Zitat von: ErikErikson
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Offline Runenstahl

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Re: Wollen Spieler überhaubt Herrschen ?
« Antwort #53 am: 11.07.2017 | 19:42 »
Je nachdem wie Historisch man das handhabt sollte man bedenken das es oftmals gar kein Gesetzbuch gab und auch der König keine Gesetze erlassen hat (oder konnte). Vielmehr wurde vieles durch Traditionen und Präzedensfälle geregelt (welche von Weisen bzw Priestern ausgelegt / interpretiert wurden).
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Re: Wollen Spieler überhaubt Herrschen ?
« Antwort #54 am: 12.07.2017 | 11:30 »
Ich lasse SCs gerne mal herrschen und auch die Kampagne als Herrschende anfangen, und es ist bisher immer gut angekommen. Dabei lasse ich mich von folgenden Annahmen leiten:

1) Herrschen soll Spaß machen. Die SCs haben einen Haufen Hol-mal-geh-mal-mach-mals, die tun, was sie wollen, leben in dem Maß an Saus und Braus, den die Domäne hergibt, und ihre Untertanen erstarren in Ehrfurcht, wenn sie sich in Gegenwart ihrer Souveräne befinden. Leute herumschubsen ist immer lustig und gefürchtet/geachtet sein auch.

2) Ich spiele klassisches D&D und NSCs sind in meinen Herrschafts-Kampagnen 0. Stufe Punkt. Die 0.-Stufe-Stadtwachen sind gut darin, 0.-Stufe-Diebe zu drangsalieren und sich mit 0.-Stufe-Ruhestörern herumzuplagen, werden aber mit Monstern und kompliziertem Krams überfordert, so dass die SCs sich um außergewöhnliche Bedrohungen und anspruchsvolle Ermittlungen schlussendlich doch selber kümmern müssen.

2a) Weil NSCs 0. Stufe sind, habe ich keine Probleme mit Gedankenspielen wie "Was würden 100 5.-Stufe-Magier auf dem Schachtfeld anrichten?". SC-Zaubernde sind im Großen&Ganzen in ihrer Domäne die einzigen, die so was können, und gut is'.

2b) Es kam noch nicht auf, aber es kann zur Abwechslung ja auch mal ganz unterhaltsam sein zu schauen, wie B/X-Drachen gegen 50 oder 100 Bogenschützen unter Führung der SCs abschneiden (Prognose: die Drachen werden in Nullkommanix zu Nadelkissen).

3) Andererseits werden bestimmte Monster viel ekeliger, wenn man sie mit 0.-Stufe-Opfern füttert (Stufenraub-Untote z.B., die ihre Opfer als ihresgleichen und unter ihrer Kontrolle wiederauferstehen lassen), also bleibt das klassische Abenteuer-Prinzip von den SCs als Helden, die Sachen regeln müssen, im wesentlichen unangetastet.

4) Historisch betrachtet lassen Untertanen sich eine Menge gefallen, bis sie rebellieren (und vermutlich noch viel mehr in einer Welt, in der die Souveräne ihre Untertanen vor echten Monstern beschützen), also werden die SCs sicher im Sattel sitzen, so lange sie nicht ihre chaotisch-bösen Tendenzen an ihrer eigenen Bevölkerung auslassen.

5) Einnahmen und Ausgaben werden gehandwedelt. Jede Familie generiert 1 GM/Monat, die für Soldaten verwendet werden kann. Kombiniert mit den D&D-Söldnertabellen gibt das Truppenstärken, die mir nicht allzuweit entfernt von geschichtlichen Vorbildern entfernt zu sein scheinen. Truppen im Einsatz kosten das doppelte, also haben die SCs Anlaß, sich eine Kriegskasse anzulegen.

6) Massenschlachten: Jede Einheit von 10/100/wie-auch-immer Soldaten wird wie ein einzelner NSC behandelt. Eine Einheit, die Schaden nimmt, aber nicht sofort zerstört wird, macht einen Moralwurf oder flieht. Verteidiger in einer Festung erhalten +4 RK und schaffen immer ihre Moralwürfe. Ein Schlaf-Zauber tötet eine 10er-Einheit, ein Feuerball eine 100er-Einheit.

Diese Punkte erschaffen mir ein einfaches und robustes Gerüst, das ich beliebig modifizieren und komplizieren kann.   

Offline bobibob bobsen

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Re: Wollen Spieler überhaubt Herrschen ?
« Antwort #55 am: 12.07.2017 | 12:15 »
Also meine Mitspieler wollen.
Micromanagement kann man klein oder groß halten ganz wie die Gruppe es gern hätte. Wir halten es klein.

Offline Nelly

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Re: Wollen Spieler überhaubt Herrschen ?
« Antwort #56 am: 12.07.2017 | 12:49 »
Zitat
Genau das finde ich nun wieder uninteressant. Klar ist es gut, wenn eine derartige Ausrichtung der Kampagne von vornherein bekannt ist, damit man sich einen Charakter ausdenken kann, der sich für die Verantwortung erwärmen können wird. Aber _gerade_ da will ich mir Rang und Titel _verdienen_. Mein Charakter soll nicht nur durch so einen fadenscheinigen Grund wie Geburtsrecht legitimiert sein, sondern durch seine eigenen Taten.

Nur weil du adelig bist, heisst das noch lange nicht das du auch einen Anspruch auf den Thron hast. Du kannst auch einen armen Landsadligen spielen der ganz unten auf der Leiter steht und sich erstmal den Respekt der hohen Adligen verdienen muss.

Oder aber, du bist 15er in der Reihe zum Thron und der Thronfolger ist gerade dabei alle Nebenbuhler auszuschalten damit es niemanden gibt der ihn selbst ausschalten kann.... da gibts soviele Wege sich seinen Rang zu verdienen, Adlig selbst heisst nicht das man sich nicht etwas verdienen muss ;)
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Re: Wollen Spieler überhaubt Herrschen ?
« Antwort #57 am: 12.07.2017 | 13:53 »
Nur weil du adelig bist, heisst das noch lange nicht das du auch einen Anspruch auf den Thron hast. Du kannst auch einen armen Landsadligen spielen der ganz unten auf der Leiter steht und sich erstmal den Respekt der hohen Adligen verdienen muss.

Oder aber, du bist 15er in der Reihe zum Thron und der Thronfolger ist gerade dabei alle Nebenbuhler auszuschalten damit es niemanden gibt der ihn selbst ausschalten kann.... da gibts soviele Wege sich seinen Rang zu verdienen, Adlig selbst heisst nicht das man sich nicht etwas verdienen muss ;)

Oder der Thron ist selber gar keine so wirklich große Geschichte, weil riesige Nationen mit Hunderttausenden von Untertanen unter einem einzigen Oberhäuptling ihrerseits zumindest in deiner Gegend noch gar nicht erfunden worden sind und du bestenfalls unabhängiger Chef deines eigenen Stadtstaats unter Dutzenden von anderen bist -- mehr Majestix oder Odysseus als Kaiser Wilhelm halt. ;)

Offline Stagger

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Re: Wollen Spieler überhaubt Herrschen ?
« Antwort #58 am: 5.08.2017 | 21:42 »
Ich wurde als Spieler einst ins kalte Wasser geworfen. Mein Charakter hat durch Zufall den Herrscher eines kleinen, aber aufstrebenden Reichs gerettet und wurde geadelt. Der Charakter wollte das nicht. Ich als Spieler wollte das nicht. Aber die Homebase war da. Muss man sich drauf einlassen.
Was machte also mein Charakter, der nun Land besitzen und andere herumbossen durfte? Er nahm sich Land an der Grenze, revolutionierte das Agrarwesen, behandelte die Menschen fair und wurde mehr und mehr einflussreich. Alle Händler, Krieger und Entdecker auf gleichem Stand haben ihn gehasst, weil er per Du mit jedem Bauern, aber auch jedem einflussreichen Bewohner der Gegend war. Irgendwie avancierte er zu dem Schlag eines hipsteresken Dorian Grey mit enormer politischer Power und das garniert mit seiner defensiven, passiven Magie machte ihn zur größten spielerischen Herausforderung für mich. Es war interessant.
Oh Lord, please, don't let me be misunderstood.

Offline Feuersänger

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Re: Wollen Spieler überhaubt Herrschen ?
« Antwort #59 am: 5.08.2017 | 22:28 »
Gnihihi. Das erinnert mich an einen kleinen Running Gag in unserer Kingmaker-Kampagne. Wenn das Volk mal wieder undankbar ist oder sich opportunistisch wie die Entenhausener von jedem dahergelaufenen Hinz und Kunz aufhetzen lässt, spielen wir gerne mal mit dem Gedanken, dass wir auch die Staatskasse plündern und uns absetzen könnten -- "macht euern Dreck alleene". So wie die KM-Regelmechanik funktioniert (nämlich extrem gamistisch), würde der Staat als Ganzes dadurch augenblicklich implodieren und sich in Anarchie auflösen.
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Online Maarzan

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Re: Wollen Spieler überhaubt Herrschen ?
« Antwort #60 am: 5.08.2017 | 22:34 »
Könnte der realistischste Teil des Systems sein ?  ~;D
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Re: Wollen Spieler überhaubt Herrschen ?
« Antwort #61 am: 9.08.2017 | 19:22 »


Ich glaube, den meisten Spieler(innen) würde es gefallen, wenn man sich eben nur die Rosinen herauspickt was die anstehenden Entscheidungen angeht. Wenn man vom "normalen" Abenteuerleben ausgeht, dann minimiere Ich auch Dinge wie den Garten in der Heimat jäten oder die Schindeln auf dem Dach erneuern - weil das eben nicht so spannend ist. Auch spiele Ich nicht die Rasur des Jägers jeden Morgen aus.

Wenn man zB über eine kleine Provinz herrschst, sollten also die Entscheidungen so verteilt sein, daß man eine gute Mischung aus Micromanagment und Macromanagment erreicht. Spricht, es sollte eben nicht Beamtentum - Das Rollenspiel sein, sondern eher so wie bei vielen PC-Spielen dargestellt wird - Wichtige Entscheidungen mit klaren Konsquenzen.

Bestenfalls sollte die Gruppe also viele Büttel haben und Kanzler etc. die sich um Kleinigkeiten kümmern und bei den dicken Oschis kommen die Helden ins Spiel.

Ähnlich wie bei den BioWare Spielen.

Aktuelle Runde(n):
DSA3 - Der Kreis des Schwarzen Turms spielen gerade Die Verschwörung von Gareth (Gruppe Aktiv seit 2013)
DSA3 - Die Hüter des Drachenhortes spielen gerade Gen Norden (Gruppe Aktiv seit 2018)