Weil die Starterbox inzwischen erschienen ist und ich mich mal schlau gemacht habe, was bei Catalyst so alles los ist und wie es um die Reihe steht –
Daß bei diesem Produkt etwas seltsam ist, kann man schon erahnen, wenn man die Bezeichnung der Box sieht. Die aktuelle Veröffentlichung heißt
Starterbox und sieht so aus:
Nicht zu verwechseln mit der
Einsteigerbox, die so aussieht:
Damit es nicht zu konfus wird, nenne ich die neu erschienene Starterbox (mit der Mad Cat vorne drauf) hier die neue Clan-Box, und die alte Einsteigerbox (von 2014, mit dem Atlas vorne drauf – enthält die gut gemachten, überholten Kunststoffminiaturen drin) nenne ich alte Einsteigerbox.
Es gibt auch noch den Vorgänger der alten Box, da war ein Hammerhands vorne drauf; die enthielt die sehr lieblos gemachten uralten Miniaturen, die für die Ausgabe von 2014 nochmal ordentlich neu gemacht wurden.
Jedenfalls, das neue Ding ist mehr oder weniger ein Lückenbüßer, den Ulisses behelfsmäßig zusammengenagelt hat.
Das liegt hauptsächlich daran, daß Catalyst ein unglaublich desorganisierter Saftladen ist, der aus nur noch vier Leuten besteht, die sich wohl hauptsächlich als Buchverlag verstehen und ein kleines Rudel Freiberufler und Fans als zusätzliche Autoren und sonstwas anheuern für das, was die Vier selbst nicht schaffen. Daß die Website von Catalyst samt Foren und Webshop alle naselang abstürzt und im Augenblick sogar seit fast einer Woche nicht mehr erreichbar ist – „unplanmäßige Instandhaltungsarbeiten“, d.h. sie wurden gehackt und ziehen komplett um – läßt in etwa erahnen, wie effizient da alles strukturiert ist. Und wenn der alte line developer gegangen wird und dann der art director das übernehmen muß … naja, mal sehen, vielleicht macht der das ja mal ordentlich.
Daß die verschiedenen Lizenzen für BT (Bücher & Romane, Brettspiel & Plastikminiaturen, Metallminiaturen, Videospiele etc) auf mehrere Lizenznehmer aufgespalten sind und die Rechteinhaber immer ein Stück mitreden wollen, hilft sicher auch nicht. Oder daß einer der Firmengründer versehentlich 800 000 Dollar in die eigene Tasche steckt. Von den zig Rechtsstreitereien mal ganz zu schweigen. Catalysts Steampunk-Luftschiff-Miniaturenspiel Leviathans ging übrigens auch in die Binsen, weil die Rechte an den Modellen irgendwie verloren gingen. Kurz, Catalyst ist nicht gerade das, was im Wörterbuch unter „businesslike“ steht. Egal, lieber noch eine Produktfamilie aufmachen und einen D&D deck builder auf den Markt werfen. Das wird alles retten.
Es war anscheinend von Catalyst schon länger eine Clan-Version der alten Einsteigerbox geplant; das ist sie allerdings nicht. (Anscheinend. Ob die Clan-Box von Ulisses jemals erscheint, steht in den Sternen.) Im Augenblick geplant hat Catalyst, wenn ich das richtig sehe und man da irgendetwas überhaupt „geplant“ nennen kann, eine neue, etwas kleinere und günstigere Einsteigerbox mit Plastikmechs der „Nuseen“.
Also der ganz alten Macross/Gundam-Klassiker („Unseen)“, neu neu modelliert nach den Entwürfen von Alex Iglesias (an denen sich auch die Mechs in Mechwarrior Online orientieren). Die sehen richtig gut aus. Hier als Beispiel vier bemalte Prototypen der neu-neuen „Nuseen“:
Zucker. Kurz zum Vergleich der alt-neue „Reseen“-Warhammer:
Eine Metallfigur des neu-neuen Shadow Hawk gibt es übrigens schon bei Metalwind; weitere Mechs waren schon kurz zu kaufen, aber da lag schon wieder irgendwas quer …
Wann das soweit ist, weiß kein Mensch. Im Augenblick spielt BT bei Catalyst nur eine Nebenrolle; im August soll zum GenCon eine Kompaktversion des Regelwerks erscheinen, das
BattleMech Manual, das einen ziemlich guten Eindruck macht, aber sonst weiß man nichts.
BattleMech Manual, wohlgemerkt. Ein eingedampftes Regelwerk, das nur Regeln für Mechs enthält, davon aber alle, die nötig sind, inklusive Feuer, Schleudersitz, Artillerieschläge, etc. Hauptvorteil: Der Regeltext wurde auf unnützes Geschwurbel durchgekämmt und lesbar umgeschrieben, außerdem sind zig Seiten Errata eingearbeitet. 150 Seiten, also so viel wie die alten Master Rules; enthält auch etwa den gleichen Regelumfang, aber eben nur für Mechs und ohne Regellücken. Kurz, ein BT-Regelwerk, wie man es sich vor 10 bis 20 Jahren schon gewünscht hätte. An den etwas antiquierten Regeln selbst geändert hat sich nichts. Aber immerhin, ein Regelwerk, das man jedem Einsteiger getrost in die Hand drücken kann. Mit Total Warfare und den dazugehörigen anderen sechs (!) Regelklötzen schlägt man die Leute er- oder in die Flucht.
Ich habe lediglich die Beta-Version vom Mech Manual gesehen, aber die läßt mich immerhin ein klein wenig hoffen für BT in der Ära Catalyst. D.h., ich hoffe, daß die geplanten Einsteigerboxen mit den neuen Plastik-Nuseen noch rechtzeitig erscheinen, um zusammen mit dem Manual den Schwung des neuen Computerspiels mitzunehmen.
Von den neuen „Nuseen“-Plastikminiaturen ist nach zwei kleinen Jährchen noch nichts in Sicht. Wie ich es verstehe, hat Ulisses in der Not zu den alten, lieblos gemachten Plastikmechs aus der City-Tech-Box gegriffen und damit eine eigene Clan-Box gebastelt, so gut es im Rahmen der Lizenz ging. Alles in allem nichts, was man irgendwie bräuchte. Zu den Miniaturen gibt es ein Regelheftchen mit kleiner Kampagne, in der die Clans erstmals auftauchen, reichlich Pappaufsteller, zwei Übersichtsbögen mit Tabellen, und ein Heft Datenbögen. Wer bereits BT-Sachen im Regal stehen hat, kann darauf verzichten.
Eine Sache hingegen ist neu und wirklich gut, oder besser, zwei Sachen: Die Karten. Die sind nämlich von Jan Rehse alias Tallassia, der auch das Kartenset 7 gemacht hat. Und das heißt, die sind wirklich gut. Da kann man nämlich bei jedem Feld die Höhe auch aus der Entfernung sofort erkennen, ohne erst die Beschriftung studieren zu müssen. (Wer die alten gelben Battleground-Karten kennt, die Guido Klein-Raufhake damals verlegt hatte, oder die grünen Tallassia-Karten – die sind vom gleichen Macher.) So sehen die aus:
Die linke Karte, „Mine“, ist für die Szenarien der Box gemacht; von der war ich am Anfang extrem enttäuscht, weil sie so unglaublich konfus und unübersichtlich wirkte. Aber sobald man einmal erkannt hat, wie der Licht- und Schattenwurf läuft, hat man keinerlei Probleme mehr. Die rechte Karte heißt „Countryside 3“, was mich hoffen läßt, daß es da noch zwei weitere davon gibt. (Auf der Rückseite sind leider nur die altbekannten Open Terrain 1 und City Ruins.) Es handelt sich natürlich um Exemplare der neuen, in sechs Panele unterteilten Karten aus dicker Pappe. Die sind überhaupt ziemlich gut. Und, ach ja, das hier sind
die ersten und einzigen neuen Karten, die für BT seit 15 Jahren veröffentlicht wurden. (Wirklich seltsam, daß die Fangemeinde immer mehr abnimmt und BT für Catalyst keine Geldmaschine mehr ist. Merkwürdig. Lieber noch eine
time line mehr aufmachen und die abgenudelten Hausbücher zum vierten Mal neu veröffentlichen. Wer braucht schon Karten. Catalyst ist schließlich kein Spieleverlag, Catalyst macht Bücher. Keinen Spielkram.)
Zusammenfassung: Catalyst ist ein Saftladen; Ulisses hat notgedrungen aus Resten eine neue Einsteigerbox gekocht; die Karten darin sind super, aber sonst nichts.