Autor Thema: Gruppen aufbauen, motivieren und zusammenhalten  (Gelesen 4948 mal)

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Offline Mondsänger

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Re: Gruppen aufbauen, motivieren und zusammenhalten
« Antwort #25 am: 28.08.2018 | 13:40 »
Also ich habe eine langfristig laufende Runde. Der Kern an Spielern ist seit 11 Jahren in der Runde, die sich einmal die Woche am Mittwoch Abend trifft. Zu besonderen Gelegenheiten (Weihnachten o.ä.) auch mal am Wochenende, aber das kommt maximal 1-2 mal im Jahr vor. Wir haben in der Runde lange Kampagnen (G7 von Anfang bis Ende), kürzere Kampagnen (15 Abende) und natürlich One- und Fewshots gespielt. Manches hat gut geklappt, anderes wiederum nicht so gut. Wenn ich die Runde mit anderen vergleiche, dann fallen wir ein paar Eckpunkte auf, die meiner Meinung nach für Kontinuität und Verlässlichkeit gesorgt haben

1) Ein fester Termin statt Doodle. Jede Woche Mittwoch. Punkt. Wir haben auch Selbstständige und Schichtdienstler dabei. Dann fällt manchmal halt eine Runde aus, oder wir suchen ausnahmsweise einen Ersatztermin. Aber grundsätzlich gilt. Mittwoch ab 20:00 Uhr am Spielort. Wer um 20:15 nicht da ist, wird angerufen. Wer unentschuldigt fehlt kriegt Lack ;-)

2) Das System und die SL werden öfter mal gewechselt. Verhindert - vor allem nach Kampagnen - Ermüdungseffekte beim SL oder der Spielerschaft

3) Offene Kommunikation. Wer an einer Kampagnen keinen Spaß hat, der soll das offen und frühzeitig sagen. Dann wird geguckt, ob man was ändern kann oder ob man die Kampagne abbricht. Spielspaß und Kollegialität kommt vor "Ich will das aber spielen!" Im Zweifel muss eben ein Kompromiss gesucht werden, der das gemeinsame Spiel ermöglicht.

4) Akzeptanz des Anderen. Würde man pur nach Theorie gehen, dann könnte die Runde nicht funktionieren, da völlig verschiedene Spielertypen und Vorlieben dabei sind. Mit der Zeit hat man gelernt, wer was macht und wer an was Spaß hat und wen man für was nicht gebrauchen kann.

5) Ehrliche Reflektion. Wenn ein Spieler merkt, dass ihn die Runde nicht mehr flasht oder er kürzer treten will, dann kann man jederzeit eine Auszeit nehmen. Wir hatten mehrere Spieler, die wegen Studium, Kind oder Jobstress zeitweise die Runde verlassen haben. Alle sind wieder zurück gekommen. So schlecht kann es also nicht laufen :-)


Natürlich laufen manche Dinge nicht immer rund. Leute bekommen sich in die Haare usw. Aber wenn man als Gruppe so lange beisammen ist, dann ist das wohl normal. Ist ein bisschen wie ne alte Ehe :-)
Hans Hermann Lohenstein
Professor für Historische Wissenschaften, 55
Charakter für das Tanelorn-Forenspiel Spawn of Azathoth

Offline Tante Petunia

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Re: Gruppen aufbauen, motivieren und zusammenhalten
« Antwort #26 am: 28.08.2018 | 15:25 »
Ich würde das etwas umdefinieren:
"Spiele mit Leuten, die regelmäßig fragen, wann sie denn endlich mal wieder zum Grillen vorbeischauen dürfen."

Natürlich muß es menschlich passen und natürlich muß auch die "Don't be a dick!" Regel zutreffen.
Sympathie, Gesunder Menschenverstand und Sozialkompetenz ist immer die Basis für gemeinsame Freizeitbetätigung.

Aber - und da ergänzt mein Satz - die Leute müssen auch Rollenspielen wollen und das impliziert, dass sie so viel Motivation haben, dass sie bereit sind, sich ausreichend Zeit dafür zu nehmen und das immer wieder.

Motivation ist das Zauberwort und dazu kommt dann noch Selbstreflektion.

Selbstreflektion um zu erkennen, dass man bei einem Spiel nur Spaß haben kann, wenn alle die Regeln beherrschen und alle sich Zeit dafür nehmen.
Und das muss nicht der Spielleiter wissen, das müssen alle erkannt haben.
Und die Motivation bedingt, dass man sich die Mühe macht, die Regeln zu lernen, bei Terminen anwesend zu sein und Komunikation möglich zu machen.

Ich habe ganz viele superliebe Freunde, mit denen ich früher Rollenspiel gemacht hab, die ich immer noch mag, aber mit denen ich nicht mehr spielen wollen würde.
Eben aus den im Eingangsbeitrag beschriebenen Erlebnissen. Der Spielleiter ist nicht die Kümmermutti, die allen den Terminplan pflegt, sie noch vorher anruft und erinnert,
dass sie bitte nicht zu spät kommen und ihnen noch die Würfel, die Chips und die Coke einsteckt, damit sie auch ja alles dabei haben.
Man spielt mit Erwachsenen zusammen und die erwarten, dass man sie behandelt, wie Kleinkinder? Rollenspiel ist doch kein Kindergarten!
Wenn das passiert, hat das zwei mögliche Ursachen...
Entweder ist man selber mit einem völlig übertriebenen Helferchen-Gen ausgestattet, oder aber den Leuten ist das gemeinsame Spielen, nicht so wichtig (als dass sie sich um das nötige kümmern würden).

Entweder die wollen (wirklich), und dann sind sie in der Lage, sich um Termine zu kümmern, sich um Kommunikation zu bemühen und die Regeln zu lernen, oder nicht.
Und dann sollte man sich keine Illusionen machen. Dann wird das auf kurz oder lang nichts.
Das hätte ich nicht besser ausdrücken können! Danke @ Boba! :d
Slüschwampf

Offline Issi

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Re: Gruppen aufbauen, motivieren und zusammenhalten
« Antwort #27 am: 28.08.2018 | 15:57 »
Ich spiele auch mit Leuten, die ich nicht total gern zum Grillen einladen würde. Das heißt nicht, dass ich sie nicht leiden könnte, Smalltalk macht für kurze Zeit mit ihnen Spaß. Aber für's Kumpel sein reicht's dann nicht, "menschlich passen" wir nicht so sehr zueinander. Ist ein bisschen wie im Sportverein.
Danke für die Erklärung, das klingt spannend. :)

Und könntest Du dir in der Gruppe :" und wenn sie nicht gestorben sind, dann spielen sie noch heute" vorstellen?




Offline Weltengeist

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Re: Gruppen aufbauen, motivieren und zusammenhalten
« Antwort #28 am: 31.08.2018 | 12:04 »
Ich würde das etwas umdefinieren:
"Spiele mit Leuten, die regelmäßig fragen, wann sie denn endlich mal wieder zum Grillen vorbeischauen dürfen."

Aufgrund meiner jüngsten Erfahrung kann ich zu dieser Verbesserung meines Zitats nur aus vollem Herzen Beifall klatschen.
(Wobei es immer noch Leute sein sollten, die ich auch selbst gerne einladen würde... ;))
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Offline Derjayger

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Re: Gruppen aufbauen, motivieren und zusammenhalten
« Antwort #29 am: 5.09.2018 | 16:03 »
Danke für die Erklärung, das klingt spannend. :)

Und könntest Du dir in der Gruppe :" und wenn sie nicht gestorben sind, dann spielen sie noch heute" vorstellen?

Ja, der Gruppenzusammenhalt ist perfekt, wir spielen in mehreren seit ca. zwei Jahren. Die Leute fragen immer mal "wann spielen wir wieder" usw. Davor hatte ich jahrelange RPG-Pause und davor hielt die Gruppe auch jahrelang. Also weit weg von den Horrorstories hier.
Der einzige Vorteil von echten RPG-Freunden der mir einfällt ist das Spiel an besonderen Orten. Weil dann alle mitkämen ohne vorher groß was besprechen zu müssen.
« Letzte Änderung: 5.09.2018 | 16:05 von Derjayger »
D&D 5E Quick-Combat (Mechanik, um Kämpfe erzählerisch und schnell als Group-Check abzuhandeln) -> wieder online

D&D 5E Buying Magic Items (Wie man 1. Inventar von Magiegeschäften generieren und 2. mit der Suche nach spezifischen magischen Gegenständen umgehen kann)

Offline Issi

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Re: Gruppen aufbauen, motivieren und zusammenhalten
« Antwort #30 am: 5.09.2018 | 17:07 »
Ja, der Gruppenzusammenhalt ist perfekt
Das war doch das, was ich meinte.
In einer dysfunktionalen Gruppe, würde das mEn. niemand so beschreiben.

Man kann sonst ja z.B. sehr unterschiedliche Interessen, Temperamente und Meinungen haben.
Das kann sogar  bei Freundschaften so sein.

Edit.
Oder anders herum:
Eine funktionale Gruppe muß nicht zwingend aus Leuten bestehen, die abseits des Spieltisches ganz dicke Freunde sind.- Die sich ganz stark ähneln.
Es können auch Leute sein, mit denen man am Spieltisch gut klar kommt.
Aber eben das ist mMn. schon wichtig.

Das "zum Grillen einladen" interpretiere ich so, dass einem diese Menschen angenehm genug sind, um das ggf. zu tun.
Würdest Du ja auch.
(selbst wenn es vielleicht wenige gemeinsame Themen gibt,  oder das Kommunikationsverhalten stark verschieden ist, ..etc.)

Und mit "menschlich" meine ich  die Ebene, die sich der Sprache entzieht. -Oder die so selbstverständlich ist, das man, falls sie funktioniert, nicht viel drüber reden muss.
(Ein Mindest Maß an gegenseitiger Wertschätzung z.B.)
« Letzte Änderung: 5.09.2018 | 17:42 von Issi »