Autor Thema: [Tremulus] Hat das schon wer gespielt?  (Gelesen 6036 mal)

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Offline Bluecaspar

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Re: [Tremulus] Hat das schon wer gespielt?
« Antwort #25 am: 25.08.2018 | 18:36 »
Das "Problem" mit dem "Bereaved"-Playbook ist, dass das Weitergeben von Schaden teilweise durch den Vertrauenswert gedeckelt ist und du zusätzlich Moves hast, um anderen Charakteren Vertrauen in dich aufzuzwingen. Im Prinzip fängt der Rest der Gruppe dauernd Kugeln und Klauenhiebe, die für dich gedacht waren, wird aber regeltechnisch dazu gezwungen, dich auch noch dafür zu mögen und mit dir arbeiten zu wollen, selbst wenn du gar nichts zurückgibst.

Ja, das "Bereaved"-Playbook kann man mal außen weg lassen. Der eine Move ist zumindest ganz schön heftig. Es gibt da auch noch andere Playbook die ihre Eigenheiten haben. Das Sorcerer, Psychic, oder Dreamer Playbook sind da auch ganz schön eigen. Aber das sind ja alles auch keine Standard Playbooks.

Andere Playbooks haben andere "Probleme", weil die Moves halt teilweise nützlich für die Gruppe sind und die Geschichte voranbringen, teilweise vor allem nützlich für andere Leute (die ganzen Heilberufe) oder für einen selbst (die ganze Geldverdienerei).

Gut, dass der Doctor und der Alienist jeweils einen Move haben, mit dem sie andere behandeln können, ist absolut sinnig. Im Gegenteil, es wäre unsinnig, wenn sie nicht einen solchen Move hätten. Ein Arzt, der nicht heilen kann. Was wäre das denn? Im Gegenzug zu anderen Playbook bekommen sie diesen Move sogar geschenkt und können sich genauso wie alle anderen Playbooks noch zwei weitere Moves aussuchen. Was ich auch ok finde. Schließlich sind es Moves die eher den anderen was bringen.

Das mit dem Geld bekommen finde ich auch ok. Die Ärzte haben eine laufende Praxis, der Antiquitätenhändler hat einen Laden, der Autor und der Künstler sind besonders erfolgreich und bekannt, der Dilettant hat noch eine große Erbschaft auf die er zurückgreifen kann. Bei Call of Cthulhu und Trail of Cthulhu kann ich auch einfach die Kreditwürdigkeit hoch setzen. Einen Move in Tremulus auszuwählen finde ich zwar teurer als in Call of Cthulhu oder Trail of Cthulhu eine Fertigkeit höher zu setzen aber ok, so habe ich dafür aber auch geregelt, das jemand gleich seinen eigenen Laden und eventuell auch noch ein paar Arbeiter hat, die zusätzlich behilflich sein können.

Ich sehe jedenfalls immer noch nicht, das die Moves aus den Standard Playbooks nicht vernünftig aufeinander aufbauen. Ich glaube, wir kommen hier auch nicht weiter. Zumindest sind mir da die Argumente warum sie nicht wirklich aufeinander aufbauen zu knapp. Das mit der "Bereaved" ist auch nur ein Fall. Ich hab mal nachgezählt. Es gibt insgesamt 44 Playbooks. Wenn da einer nicht passt, dann kann man ihn auch getrost weg lassen. Es gibt immer noch genug Auswahl.

Ich möchte dann ma lieber die Aufmerksamkeit auf andere Dinge umlenken. Viel kritischer finde ich eigentlich, wie man erklären kann, dass jemand durch irgendeine Aktion einen Lore Punkt bekommt und diesen dann mit seinen Lore Move einsetzen kann. Oder die Möglichkeit durch sich umsehen plötzlich irgendwelche Gegenstände zu finden. Ich denke mal, da kann man schon ganz schön in Erklärungsnöte kommen. Oder wie geht ihr damit um?
« Letzte Änderung: 25.08.2018 | 18:52 von Bluecaspar »

Offline Der Läuterer

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Re: [Tremulus] Hat das schon wer gespielt?
« Antwort #26 am: 25.08.2018 | 20:43 »
Oder die Möglichkeit durch sich umsehen plötzlich irgendwelche Gegenstände zu finden. Ich denke mal, da kann man schon ganz schön in Erklärungsnöte kommen. Oder wie geht ihr damit um?
Es kann mitunter zum Erklärungsnotstand kommen. Aber das passt schon, wenn die Spieler sich selbst auch zurücknehmen können.
Das Ganze Konzept kommt dem, was ich unter Player Empowerment verstehe, ziemlich nahe.
Die Spieler greifen in die Geschichte positiv ein und führen die Geschichte fort.

Stell Dir vor, eine Gruppe durchsucht einen Raum, in dem etwas ist, findet aber nichts. Das ist mir viel unangenehmer, als wenn die Gruppe etwas findet, das eigentlich gar nicht vorgesehen ist.
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Offline Bluecaspar

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Re: [Tremulus] Hat das schon wer gespielt?
« Antwort #27 am: 3.09.2018 | 23:32 »
Ich denke auch, dass es der Geschichte recht zuträglich sein kann, wenn die Spieler eine solche Einflussmöglichkeit haben. Ich denke aber auch, dass es hier wichtig ist die Spieler darauf hinzuweisen, dass sie auch im Kopf behalten sollten, dass sie dadurch eine größere Mitverantwortung für die Geschichte haben. Ich seh den Move "Poke around" aber auch ein wenig wie in Fate die Aktion "Einen Vorteil erschaffen". Durch die Clues die man bekommen kann, kann man nämlich prima einen späteren Move leichter machen.

Was mir gerade Kopf zerbrechen bereitet ist der Move "Act Under Pressure". Dieser Move wird ja meine ich auch verwendet wenn ich Aktionen wie
  • Vor etwas wegrennen
  • Eine Tür aufbrechen
  • Irgendwo drüber springen
  • Heimlich umherschleichen
durchführen will.
Das Ding ist halt, dass "Act Under Pressure" immer in Verbindung mit dem Attribut Reason ausgewüfelt wird, was ja soviel wie Intellekt, Bildung und ich meine auch so was wie Coolness ist. Ich denke aber, dass in den meisten Fällen das Attribut Might passender bei solchen Aktionen wäre, da dieses Attribut ja für Körperkraft und Schnelligkeit steht. Da komme ich schon ganz schön in Erklärungsnot, warum jetzt Reason und nicht Might genutzt wird.

Alternativ könnte man vielleicht den Move "Take Control" nehmen, wenn irgendwie Schaden droht. Oder sehe ich das falsch?

Offline Scimi

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Re: [Tremulus] Hat das schon wer gespielt?
« Antwort #28 am: 4.09.2018 | 01:29 »
Ich habe mir immer vorgestellt dass Tremulus weniger in eine Pulp-Action-Richtung geht und mehr Richtung Ermittlungsabenteuer: Scooby Doo, Sherlock Holmes, Akte X, sowas. Die Charaktere reden mit Zeugen, beobachten Verdächtige, untersuchen Tatorte, recherchieren Hintergründe und geraten dann und wann mal mit einem Monster aneinander.

Da finde ich für "Act Under Pressure" Reason ganz nachvollziehbar: Etwas Unvorhergesehenes, Gefährliches passiert und der Charakter bewahrt einen kühlen Kopf und reagiert richtig. Das wird natürlich nicht alle Fälle perfekt abdecken, aber oft genug passen.

Wenn das Spiel eine Richtung nimmt, wo man häufig Türen einrennt, von Dach zu Dach springt, durch Fenster schwingt oder sich von gegnerischem Feuer wegrollt, würde ich vielleicht eher einen eigenen Move für so etwas einbauen.

Man darf aber auch nicht vergessen, dass ein Move nicht dasselbe ist wie eine Aktion in anderen Spielen, sondern meistens einen größeren Handlungsbrocken abdeckt: "Resort To Violence" (der Nachfolger von "Take Control" in der Endfassung) ist eine ganze Kampfsequenz, bei der man austeilt, selbst Schaden kassiert und vielleicht die Position wechselt. Für eine Einzelaktion wie "eine Türe aufbrechen" oder "über ein Hindernis springen" würde ich eventuell nichtmal einen Move verwenden, sondern es entweder einfach gelingen lassen (wenn z.B. das Abenteuer sowieso nicht weitergeht, bis die Türe offen ist) oder als Gelegenheit für einen Keeper Move nehmen: "Tell Them The Possible Consequences And Ask" hat z.B. als Beispiel: Turnbull can get the drop on the doctor by smashing through the window, but everyone on the estate will be alerted to his presence. Or he can take his time and carefully pry the lock open, though the doctor shall likely be elsewhere in the house by then. What does he do?

"Annouce Trouble Elsewhere", "Put Someone In Harm's Way", "Offer An Opportunity With Or Without A Cost", "Let The Dice Decide", "Make A Hazard Move", "Foreshadow Future Trouble" etc. wären alles Dinge, mit denen ich arbeiten könnte.

Generell sollten Player Moves Dinge abdecken, in denen die Charaktere fit sind und die sie im Abenteuer häufig tun werden. Keeper Moves füllen die Lücken, wenn kein Player Move ausgelöst wird.

Offline LushWoods

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Re: [Tremulus] Hat das schon wer gespielt?
« Antwort #29 am: 4.09.2018 | 07:21 »
Nur als kurze Anmerkung: Leute die mit tremulus nicht so ganz klar kommen, könnten auch einen Blick in Mythos World werfen, das ist um einiges komprimierter und mehr auf den Punkt gebracht (nicht unbedingt besser, das muss jeder selbst entscheiden).

https://www.drivethrurpg.com/product/154364/Mythos-World

Soll auch auf deutsch kommen:
https://www.system-matters.de/mythos-world-erscheint-auf-deutsch/

Offline Bluecaspar

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Re: [Tremulus] Hat das schon wer gespielt?
« Antwort #30 am: 11.09.2018 | 00:18 »
Nur als kurze Anmerkung: Leute die mit tremulus nicht so ganz klar kommen, könnten auch einen Blick in Mythos World werfen, das ist um einiges komprimierter und mehr auf den Punkt gebracht (nicht unbedingt besser, das muss jeder selbst entscheiden).
Die Sprache ist nicht das Problem. Ich finde aber, dass Tremulus sich von den Moves und den Playbooks sich interessanter lesen lässt. Außerdem ist das Artwork von Mythos World wirklich hässlich. Zumindest, was die englische Version betrifft. Dieses Act Under Pressure gibt es aber auch in anderen Power by the Apocalypse Versionen wie z. B. Apocalypse World oder Monster of the Week. Irgendwas müssen sie sich also dabei gedacht haben.

Da finde ich für "Act Under Pressure" Reason ganz nachvollziehbar: Etwas Unvorhergesehenes, Gefährliches passiert und der Charakter bewahrt einen kühlen Kopf und reagiert richtig. Das wird natürlich nicht alle Fälle perfekt abdecken, aber oft genug passen.
Wenn ich so drüber nachdenke, muss man eigentlich auch gar nicht unbedingt auf Might würfeln. Man kann eigentlich auch einfach eine Probe auf Act Under Pressure würfeln lassen und das Ergebnis dann abhängig von der Might des Charakters mitgestalten. Der Weg von Powered by the Apokalypse ist eh lieber zu wenig als zuviel zu würfeln.

Bei der Situation z.B. wenn man eine Tür aufbrechen will, ergeben sich dann außerdem auch nicht so seltsame Situationen, wie dass der Kraftprotz durch einen schlechten Wurf nichts an der Tür ausrichtet und der schmale Hänfling sie stattdessen durch einen guten Wurf gleich aus den Angeln hebt. Wenn der Kraftprotz dann bei Act Under Pressure schlecht würfelt, wird er zwar immer noch die Tür aufbrechen können, aber halt nicht schnell genug, so dass nicht vielleicht jemand anderes auch noch mit durch kann ohne dass ihn irgendwas erwischt. Der schmale Hänfling wird hingegen bei einen guten Wurf auf Act Under Pressure zumindest früh genug erkennen, dass er bei der Tür keinen Erfolg haben wird und hat zumindest noch Zeit um irgendwas anderes zu versuchen.

Ich denke es ist viel wichtiger, sich erst einmal Gedanken zu machen, inwiefern ein Würfelwurf zu einen besseren bzw. spannenderen Ergebnis der Spielgeschichte beiträgt. Wenn nicht gewürfelt werden muss, dann sollte man es auch nicht.

In den anderen Spielstationen könnte man es auch so handhaben.

Bei der Verfolgungsjagd zum Beispiel könnte man auch einfach sagen, dass jemand mit einen hohen Might Wert jemand anderen einfach in 4 Runden einholen wird, wenn nichts noch dazwischen kommt. Und dass kann man wiederum mit Act Under Pressure abhandeln. Dann kommt es halt darauf an, wie schnell man zum Beispiel eine verwinkelte Seitengasse erfasst und z.B. begreift, dass man den Müllcontainer dort prima nutzen könnte, um von diesen über den Zaun dahinter zu springen, oder dass man sich auch einfach darin verstecken könnte. Auf freien Feld, sagt man dann halt eventuell, ok, keine Chance zu entkommen. In 4 Runden wirst du geschnappt. Nichts was man irgendwie zu seinen Vorteil nutzen könnte. Dann ist das halt so.
« Letzte Änderung: 11.09.2018 | 00:31 von Bluecaspar »

Offline Bluecaspar

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Re: [Tremulus] Hat das schon wer gespielt?
« Antwort #31 am: 16.01.2019 | 14:41 »
Bezüglich einer Rezension bei Teilzeithelden zu Tremulus möchte ich mal einen Kommentar loslassen:

Manche Sachen in Tremulus sind nicht ganz rund, dass sehe ich auch so. Manchen Kritikpunkt zu Tremuls sehe ich in dieser Rezension jedoch als nicht gerechtfertigt. Es ist eher so, dass Dungen World einige Dinge anderes macht, als die meisten anderen Varianten der Powerd by the Apocalypse Reihe. Nicht umgekehrt. Was man eher sagen kann, ist dass im Tremulus Band die Regeln ausführlicher hätten beschrieben werden können. Wenn man sich die Regeln anderer Varianten der Powered by the Apocalypse Reihe durchliest, wird vieles klarer. Im Übrigen, Kritikpunkte wie dem, dass bei einem Damage Move ein weiterer Wurf nötig wird zeigen für mich, dass der Rezensent sich gar nicht richtig mit der Powered by the Apocalypse Reihe auskennt. Solche Moves gibt es auch in anderen Varianten. Hier zwei Beispiele: Der Harm Move auf S. 206 in Apocalypse World 2e oder der Indure Injury Move auf S. 92 in KULT Divinity Lost - Players Guide. Für mich macht die Rezension eher den Eindruck, dass man seiner Antisympathie kund tun wollte und nicht ganz objektiv bleiben konnte. Das mit dem Sanity Check lässt sich übrigens ganz einfach lösen indem man anstatt Reason einfach nur Shock hinzunimmt. Man handelt das dann ganz ähnlich wie einen Damage Move ab, da man dann anstatt Harm halt Shock bekommt. Nur die Ergebnisse sind dann halt anders. So werden dann nur noch zwei Moves mit Reason abgehandelt. Genauso wie zwei Moves mit Might abgehandelt werden. Klingt fair. Man kann in diesen Punkt noch weiter dran rumfeilen aber damit ist das Problem denke ich schon größtenteils gelöst.