Gormenghast ist schwere Kost. Praktisch keine Action, jede Szene wird extrem stark ausgeleuchtet, intensiv und ausführlich beschrieben, jeder Charakter ist grenzenlos eigenartig und überzeichnet, aber auch sehr interessant. Das Ergebnis ist, dass das Tempo ziemlich niedrig ist. Der dritte Roman der Trilogie ist nicht ganz fertig geworden. Inhaltlich ist er wohl geschlossen, aber stilistisch hinkt er hinter den beiden anderen hinterher.
Ansonsten hätte ich folgendes zu bieten:
E.R.R. Eddison (GB) - Der Wurm Ouroboros. High Fantasy-Klassiker aus den frühen 20ern. Sehr cooler Storyaufbau, passend zum Wurm, der sich selbst in den Schwanz beißt. Ich empfehle allerdings, den Roman zu lesen und erst dann an die Erläuterungen zu gehen.
C.J. Cherryh (USA) - Tore ins Chaos (Morgaine-Zyklus). High/Low Fantasy-Mischung. Der Clou wird leider relativ früh schon verraten. Das Verhältnis der beiden Hauptcharaktere bleibt aber durch alle drei Romane hindurch sehr interessant. Die Welten, die man kennenlernt, ebenfalls.
China Miéville (GB) - New Crobuzon-Reihe (Die Falter + Der Weber, Die Narbe + Leviathan, Der Eiserne Rat). Sehr schräge, düstere Steampunk-Serie, die meistens fälschlicherweise bei Science Fiction einsortiert ist. Mit Science haben die Romane wirklich garnichts zu tun. Dafür gibt es tolle, glaubwürdige Charaktere, bizarre Mensch/Tier-Rassen und ausgefallene Plots. Das Ganze ist mit einer schönen subtilen linkslastigen Message versehen.
Maria Szepes (Ungarn) - Der rote Löwe. Nicht ganz leicht zu lesender Stoff über einen Menschen, der die Wandlung vom normalen Sterblichen zum perfekten Individuum mit goldener Seele hin vollzieht. Als Basis dient das alchimistische Weltbild. Demnach ist der Roman auch sehr esoterisch angehaucht. Nichtsdestotrotz war er nett zu lesen.
Stormbringer