Autor Thema: Oper?  (Gelesen 12324 mal)

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Pyromancer

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Re: Oper?
« Antwort #25 am: 26.10.2015 | 22:13 »
Siegfried ist tot, Hagen will den Ring, erschlägt Gunter, zieht es dann aber vor, unmotiviert die Bühne zu verlassen. Die Rheintöchter bauen einen kleinen Schreibtisch auf, mit einem Laptop, und Brünnhilde setzt sich dran und fängt an zu twittern. Ende.  wtf?

Offline Chiarina

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Re: Oper?
« Antwort #26 am: 26.10.2015 | 22:32 »
Ah.

Ich bin eigentlich ein Freund moderner Operninszenierungen. Nach deinen Worten konnte ich mir auf deine Inszenierung aber auch keinen Reim machen. Ich habe aber dann immerhin nochmal gegoogelt und eine Kritik zu deiner Vorstellung gefunden:

http://www.sueddeutsche.de/kultur/oper-bruennhilde-twittert-1.2688557

Ein bisschen mehr versteht man nach dem Artikel, denke ich. Trotzdem... doll liest sich das für mich auch nicht. Ich kann dein Missfallen nachvollziehen.
« Letzte Änderung: 26.10.2015 | 22:35 von Chiarina »
[...] the real world has an ongoing metaplot (Night´s Black Agents, The Edom Files, S. 178)

Pyromancer

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Re: Oper?
« Antwort #27 am: 26.10.2015 | 22:52 »
Moderne Inszenierungen sind schwer. Der Nürnberger "Ring" ist da insgesamt schon sehr gut, vor allem der Siegfried, aber das Ende der Götterdämmerung haben sie halt total verhunzt.

Diese Kritik bringt es auf den Punkt:
http://www.merkur.de/kultur/richard-wagners-goetterdaemmerung-staatstheater-nuernberg-schmeissen-5636125.html

El God

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Re: Oper?
« Antwort #28 am: 27.10.2015 | 04:26 »
In welchem Ausland hast Du denn deutlich günstigere Operntickets bekommen?

Wir waren zum Beispiel in der Prager Staatsoper und dort sehr zufrieden, ich kann aber den genauen Preis nicht mehr aus dem Hut zaubern.

Pyromancer

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Re: Oper?
« Antwort #29 am: 20.09.2016 | 22:42 »
Ich komme gerade aus "Rigoletto" am Nürnberger Staatstheater: Eine Super-Inszenierung, eindringlich gespielt und gesungen, vor allem Ina Yoshikawa als Gilda hat mir sehr gut gefallen. Die Inszenierung ist "modern" und drastisch-realistisch, aber ziemlich werktreu. Einzig das Ende ist ein wenig konfus. Trotzdem: Hammer! Anschauen!

Pyromancer

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Re: Oper?
« Antwort #30 am: 20.09.2016 | 23:25 »
Mittlerweile gibt's ja sogar für die Operninszenierungen Youtube-Trailer: https://www.youtube.com/watch?v=mQqZ-DzRQYQ

Pyromancer

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Re: Oper?
« Antwort #31 am: 28.10.2018 | 11:31 »
Ich hab gestern "Krieg und Frieden" in Nürnberg gesehen. Das Original ist wohl in bester Sowjet-Manier leicht größenwahnsinnig, viereinhalb Stunden mit über 70(!) Solo-Rollen, in Nürnberg auf dreieinhalb Stunden und 40 Solo-Rollen runtergekürzt, wobei die 20 Solisten zum Teil 2-3 verschiedene Rollen singen. Das ganze ist "halbmodern", aber sinnbewahrend inszeniert, mit einigen netten Ideen, und insgesamt gut gemacht! Empfehlung!

El God

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Re: Oper?
« Antwort #32 am: 28.10.2018 | 17:27 »
Ich musste erstmal nachlesen, wer die geschrieben hat, aber zu Prokofjew habe ich abseits von Peter und der Wolf nie Zugang gefunden.

Offline felixs

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Re: Oper?
« Antwort #33 am: 28.10.2018 | 18:25 »
Moderne Inszenierungen sind schwer.

Ich habe noch nie eine gesehen, die mir gefallen hätte.
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Pyromancer

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Re: Oper?
« Antwort #34 am: 28.10.2018 | 19:07 »
Ich habe noch nie eine gesehen, die mir gefallen hätte.

Ich krieg in Nürnberg fast nur moderne Inszenierungen zu sehen, und da sind schon gute oder zumindest erträgliche dabei. Rigoletto war phantastisch; Carmen, Zauberflöte, Aida sehr gut; der Ring weitestgehend gut, ... richtig schlechte gab's aber natürlich auch.  :gasmaskerly:

Pyromancer

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Re: Oper?
« Antwort #35 am: 30.10.2018 | 17:14 »
Nochmal zur Preis-Debatte: In Nürnberg ist inzwischen in allen Ticket-Preisen die An- und Abreise per ÖPNV mit drin, und wenn man das nutzt, dann ist Oper auf den normalen Plätzen billiger als Kino, und auf den billigen Plätzen und/oder mit Ermäßigung quasi umsonst, bzw. man zahlt weniger, als die An- und Abreise per ÖPNV alleine kosten würde.

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Re: Oper?
« Antwort #36 am: 30.10.2018 | 18:35 »
Oder man geht ins Kino und schaut sich die Opern von der Met an. Klar. Live ist besser als Kino, aber auch (mit Anreise) preislich nicht vergleichbar.
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Re: Oper?
« Antwort #37 am: 30.10.2018 | 19:44 »
Bei richtig großen Häusern oder DVD-Produktionen ist halt oft die Besetzung um so viel besser als bei der lokalen Oper. Dieser Qualitätsunterschied gleicht oftmals das fehlende Live-Erlebnis aus.

Offline felixs

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Re: Oper?
« Antwort #38 am: 30.10.2018 | 19:57 »
Ups... Gerade erst gerafft, dass es hier nur um Oper geht.

Bei Opern habe ich noch überhaupt nie etwas erträgliches gesehen. Ich mag aber auch einfach das Konzept nicht, die "modernisierte" Darreichungsform als Musical ist auch nichts für mich.

Ich dachte, es geht um Theater. Das mag ich manchmal ganz gern, aber mit Verfremdungseffekten und Brüchen kann ich nichts anfangen. Es ärgert mich, wenn der Regisseur ostentativ schlauer sein wollte als Autor und Publikum. Noch ärgerlicher, wenn dabei dann auch keine klare Aussage gemacht wird, sondern alles irgendwie anheim gestellt werden soll.
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Offline korknadel

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Re: Oper?
« Antwort #39 am: 31.10.2018 | 07:20 »
Nochmal zur Preis-Debatte: In Nürnberg ist inzwischen in allen Ticket-Preisen die An- und Abreise per ÖPNV mit drin, und wenn man das nutzt, dann ist Oper auf den normalen Plätzen billiger als Kino, und auf den billigen Plätzen und/oder mit Ermäßigung quasi umsonst, bzw. man zahlt weniger, als die An- und Abreise per ÖPNV alleine kosten würde.

Vor allem im Vergleich zu Konzertkarten aus dem Bereich Rock/Pop (sofern es sich um größere Namen handelt) ist Oper und Klassikkonzert in fast allen Fällen günstiger. Freunde von mir waren ja kürzlich bei Queen in Berlin, und für den Preis eines Tickets hätte ich mir in der Deutschen Oper ein Abo auf ordentlichen Plätzen kaufen können.
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Pyromancer

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Re: Oper?
« Antwort #40 am: 6.11.2018 | 20:04 »
Oder man geht ins Kino und schaut sich die Opern von der Met an. Klar. Live ist besser als Kino, aber auch (mit Anreise) preislich nicht vergleichbar.

Die einfache Fahrt vom Rand des Verbundgebiets in die Innenstadt (Oper, Kino) ist in Nürnberg teurer als die billigste reguläre Opernkarte. D.h. wenn ich von dort ins Kino will kann ich über die Hälfte des Fahrpreises (hin, zurück) sparen, wenn ich statt des ÖPNV-Tickets eine Opernkarte kaufe. :)

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Re: Oper?
« Antwort #41 am: 6.11.2018 | 20:21 »
Die einfache Fahrt vom Rand des Verbundgebiets in die Innenstadt (Oper, Kino) ist in Nürnberg teurer als die billigste reguläre Opernkarte. D.h. wenn ich von dort ins Kino will kann ich über die Hälfte des Fahrpreises (hin, zurück) sparen, wenn ich statt des ÖPNV-Tickets eine Opernkarte kaufe. :)
Klar. (Bei mir ist das anders, weil Kino in Gehreichweite, während die nächste Oper ca. 30 Minuten Fahrzeit mit dem Auto weg ist. Über ÖPNV reden wir besser nicht.)
Allerdings dürfte das Ticket für die Met samt Anreise ... äh... ein wenig teurer sein. ;)
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Re: Oper?
« Antwort #42 am: 7.11.2018 | 13:05 »
Während des Studiums bin ich auch mit Freunden von Zittau bis nach Prag getourt, um dort via Abendkasse in die Staatsoper zu gehen. Aber auch z.B. in Dresden kann man am Abend Restkarten für nen 10er ergattern. Man darf nur nicht allzu wählerisch sein, was das Angebot und der Platz hergibt.

Offline korknadel

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Re: Oper?
« Antwort #43 am: 5.12.2018 | 10:01 »
Also, gestern Staatsoper Unter den Linden, Berlin, es wurde gegeben Hippolyte & Aricie von Jean-Philippe Rameau (1683-1764). Der Simon Rattle hat das Freiburger Barockorchester dirigiert, gesungen haben unter anderem die Prohaska und die Kozena (da gehört irgendwo noch ein Akzent drauf).

Spielplantechnisch erst mal eine Sensation! In Berlin, eine Rameau-Oper! Okay, die Komische Oper hat in den letzten Jahren schon Castor & Pollux und Zoroastre gemacht, aber nachdem Castor & Pollux so ein total unangenehmes Fremdschämerlebnis war, habe ich mich gar nicht erst in den Zoroastre getraut. Die Staatsoper hat sich mit dem Orchester, den Sängern und bedingt auch mit Rattle wenigstens die richtigen Leute geholt, damit immerhin musikalisch schon mal nicht all zu viel schief gehen konnte.

Die Inszenierung war -- man erwartet es inzwischen ja auch gar nicht mehr anders -- äußerst underwhelming. Aber immerhin waren manche Bilder zwischendurch einigermaßen ausdrucksstark, es gab ein paar mitreißende Schlagabtausche auf der Bühne und: richtiges Ballet!! (In der Komischen Oper ist der Chor ohne erkennbaren Zusammenhang mit der Musik über die Bühne gestampft, so kann man einen der größten Komponisten für Balletmusik auch in die Geschmacksgüllegrube kippen). Der Gesamteindruck der Bühne war eher trist, es war oft dunkel, manchmal auch neblig, die Kostüme waren abstrakt fantasielos, es wurde viel mit trüben Lichteffekten gespielt. Wenigstens rannte niemand sinnlos auf der Bühne herum, die Sänger mussten sich nicht alle fünf Takte zu Boden werfen und wälzen. Eine nicht tolle, aber erträgliche Inszenierung.

Rameaus Musik hat aber für ein tolles Opernerlebnis gesorgt! An der Handlung ist ja nicht viel dran, sie dient in erster Linie und auf sehr geschmackvolle Weise dazu, immer wieder Anlass zu konfliktreichen, rezitativischen Monologen oder Dialogen, zu schönen kleinen oder auch größeren Arien und Ballet- und Choreinlagen zu geben, und in den groß angelegten Divertissements, wenn die Dämonen der Unterwelt herumtoben, Götter zu den Sterblichen herabsteigen oder Ungeheuer den Protagonisten verschlingen, da entfaltet Rameau ein sagenhaftes Feuerwerk.

So gut und fleißig der Chor der Staatsoper den Rameau einstudiert hat, so fehlte bei ihm noch das letzte Quäntchen. Man hört halt, dass er sonst Verdi und Wagner schmettert, der besondere Gestus des französischen Barock wollte sich nicht ganz einstellen, aber das ist Meckern auf hohem Niveau. Prohaska hat nach einem schwachen Einstieg im ersten Akt in den letzten beiden dann mal wieder ganz toll gesungen, und der Hippolyte war auch zum Dahinschmelzen.

Nebenbei mal wieder eine Lektion gelernt, ein welch schlichtes Gemüt das -- für Berliner Verhältnisse überraschend gut gekleidete -- Publikum hat: Als Diana die beiden leidgeplagten Liebenden am Ende miteinander vereinigt und das glückliche Ereignis vor arkadischer Idylle gefeiert wird, wird natürlich auch eine Musette zum Tanz aufgespielt, und wenn eine Musette getanzt werden soll, dann erklingen eben auch Musettes, in diesem Falle zwei, und als die wie eine Mischung aus Oboe und Dudelsack klingenden Instrumente lospfeifen, halten viele der Zuschauer das wohl für einen Witz (Dudelsack, witzig, ne?) und lachen.  :o Und im Rausgehen nach der Vorstellung höre ich einen hinter mir, der seiner Partnerin mansplained, wieso der Abend scheiße war, denn das war ja nur Geschrammel, weil die Franzosen ja so stockkonservativ waren in ihrem Absolutismus und von den Guten (und Fortschrittlichen!) wie Vivaldi und Bach ja gar nix wissen wollten und sich immer nur um ihren französischen Stil gezofft hätten und das kann ja nichts werden, alles Mist. Aha! Exakt so muss das gewesen sein mit diesen Franzosen damals, die waren wahrscheinlich noch schlimmer als die Russen! Schnell nach Hause rennen und Vivaldi und Bach streicheln!
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Pyromancer

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Re: Oper?
« Antwort #44 am: 31.05.2019 | 16:49 »
Lohengrin in Nürnberg lohnt sich! Musikalisch sowieso - das ist die unterhaltsamste, unanstrengendste Wagern-Oper, die ich bisher gehört habe. Aber die Inszenierung ist auch gut. Kostüme mit 19.-Jahrhundert-Charme (Hörnerhelme!), minimalistisches, aber gut eingesetztes Bühnenbild, gut gespielt und gesungen. Bis auf das Ende ganz am Ende ist es auch werk-getreu. Ich hab's zwar nicht kapiert, aber war jetzt auch nicht schlimm.