Autor Thema: Die Rückkehr der großen (und kleinen) Alten  (Gelesen 1087 mal)

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Achamanian

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Die Rückkehr der großen (und kleinen) Alten
« am: 31.05.2019 | 20:34 »
Wahrscheinlich ist das banal bzw. längst festgestellt, aber ich finde es ganz interessant, wie derzeit jenseits der D&D-OSR alte Spiele in neuen Editionen wiederkehren, die sich regelseitig dicht an den Urfassungen orientieren. Das war doch nicht immer so, oder? Lange Zeit wurde mit jeder Edition wild geschraubt, jetzt wollen sich ganz viele zurückbesinnen - RuneQuest, Warhammer 4, demnächst Cyberpunk Red (das wird regelseitig nach dem Witcher-Rollenspiel zu urteilen ja auch dicht am Original sein) ... das sind ja alles keine Nostalgieprodukte, sondern neue Editionen, die aber ganz klar propagieren, dass die alten Vorbilder von den Regeln her so wie sie waren im Prinzip schon gut waren. Also nix, was (nur) wohlig an alte Zeiten mit all ihren Ecken und Kanten erinnern soll, sondern ein Produkt, das vermittelt: "Hallo, ich bin auf der Höhe der Zeit."

RuneQuest ist da ein sehr gutes Beispiel, da gab es ja keine Scheu, an allen Ecken und Enden zu "enhancen" (Artwork, Einbindung der SC ins Setting, Präsentation des Settings, auch ein ganzes Regelmodul zu Runen und Leidenschaften oben drauf), aber am Regelkernbestand der 2. Edition hat man nur ganz, ganz vorsichtig was verändert. Das vermittelt doch: Wir machen das Gleiche, nur in fetter (was ich überhaupt nicht negativ meine).

Finde ich irgendwie interessant. Ich sehe diese "Renaissance"-Produkte (hier finde ich den Begriff tatsächlich sogar angemessener als bei Nostalgie-Produkten) als neue Entwicklung, die ich auch von Spielen, die eher kontinuierlich bei weitgehend gleichen Regeln geblieben sind (Cthulhu, Midgard) abgrenzen würde.

Offline Jiba

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Re: Die Rückkehr der großen (und kleinen) Alten
« Antwort #1 am: 31.05.2019 | 20:42 »
Die 20th Anniversary-Produkte der Old WoD würde ich auch dazu rechnen.
Engel – ein neues Kapitel enthüllt sich.

“Es ist wichtig zu beachten, dass es viele verschiedene Arten von Rollenspielern gibt, die unterschiedliche Vorlieben und Perspektiven haben. Es ist wichtig, dass alle Spieler respektvoll miteinander umgehen und dass keine Gruppe von Spielern das Recht hat, andere auszuschließen oder ihnen vorzuschreiben, wie sie spielen sollen.“ – Hofrat Settembrini

Achamanian

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Re: Die Rückkehr der großen (und kleinen) Alten
« Antwort #2 am: 31.05.2019 | 20:44 »
Die 20th Anniversary-Produkte der Old WoD würde ich auch dazu rechnen.

Da kenne ich mich nicht so gut aus - sind das unveränderte Neudrucke, oder überarbeitete Neuauflagen?
Passt aber jedenfalls ins Bild ...

Offline Jiba

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Re: Die Rückkehr der großen (und kleinen) Alten
« Antwort #3 am: 31.05.2019 | 20:49 »
Überarbeitete Neuauflagen. Aber die Regeln wurden mehr behutsam angepasst, im Esprit der alten Spiele.
Engel – ein neues Kapitel enthüllt sich.

“Es ist wichtig zu beachten, dass es viele verschiedene Arten von Rollenspielern gibt, die unterschiedliche Vorlieben und Perspektiven haben. Es ist wichtig, dass alle Spieler respektvoll miteinander umgehen und dass keine Gruppe von Spielern das Recht hat, andere auszuschließen oder ihnen vorzuschreiben, wie sie spielen sollen.“ – Hofrat Settembrini

Offline YY

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Re: Die Rückkehr der großen (und kleinen) Alten
« Antwort #4 am: 31.05.2019 | 21:03 »
Warhammer und Cyberpunk sind insofern interessant, dass beide "Rückkehr-Editionen" auf kommerziell nicht erfolgreiche und inhaltlich/spielmechanisch kontroverse Versuche folgen, völlig neue Wege zu gehen.

Und bei Warhammer war das ja bereits mit der 2. Edition schon so, die mit großem zeitlichen Abstand auf die 1. folgte und sehr erfolgreich war, indem sie "nur" die Produktqualität speziell in Sachen Artwork ordentlich angehoben hat, aber ansonsten mit eher kosmetischen Änderungen das Gleiche gemacht hat wie die 1. Edition.
Warhammer 4 ist mechanisch schon ein gutes Stück Weiterentwicklung, auch wenn man sehr darauf geachtet hat (und mMn ein gutes Händchen dafür hatte), liebgewonnene bis nostalgisch verklärte Regelelemente beizubehalten oder nur sehr behutsam zu modernisieren.


Zum Vergleich:
So ein bisschen Rückbesinnung kann man auch bei DSA5 finden, aber da ist das nur eine Unterströmung von vielen. Richtig zurück geht es da wohl nie mehr.

Shadowrun erfindet sich spielmechanisch gerade zum zweiten Mal völlig neu (zum dritten Mal, wenn man Anarchy mitzählt) und da steht das endgültige Urteil zwar noch aus, aber so konkret darüber nachgedacht wäre mir auch dort eine offizielle Rückbesinnung auf eine modernisierte und etwas aufgeräumte 2. Edition schon sinnvoll erschienen. Auch dort: das wird wohl nie stattfinden und man stürzt sich lieber Hals über Kopf in völlig Neues.
Gerade der direkte Vergleich zu Cyberpunk Red wird da mMn spannend - zumindest auf der Metaebene ist diese direkte Konkurrenzsituation dann wieder wie früher  ;D
 
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Offline schneeland

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Re: Die Rückkehr der großen (und kleinen) Alten
« Antwort #5 am: 31.05.2019 | 21:48 »
Ja, ich würde sagen, das tritt zumindest gefühlt gerade häufiger auf als früher. Wobei das vielleicht auch nur mehr auffällt, weil, wie von YY schon erwähnt, die Kontinuität zwischenzeitlich unterbrochen wurde - entweder weil die Marke nicht mehr aktiv mit neuem Material versorgt wurde oder weil es kontroverse und teilweise auch nicht wirklich erfolgreiche Editionen gab, auf die man für weitere Überarbeitungen nicht zurückgreifen möchte.

Ich bin der Meinung, dass Nostalgie aber schon einen beträchtlichen Anteil hat*; ebenso wie die Tatsache, dass der Markt einfach gerade (von D&D5 getrieben) wieder wächst und es dank Crowdfunding eine einfachere Möglichkeit gibt, eine Finanzierung für Produkte auf den Weg zu bringen, die vielleicht beim klassischen Publikationsmodell nicht durch die Risikoabschätzung gekommen wären. Und es ist gerade sogar einigermaßen "cool" ein Nerd zu sein (zumindest wenn man gleichzeitig ein gutaussehender Schauspieler ist), insofern gibt es da gerade auch nicht so ein starkes soziales Stigma, Geld auf sowas zu werfen.

* meine Hypothese an dieser Stelle ist, dass die Leute, die in den 80ern und 90ern gespielt haben, verfügen jetzt im Schnitt über hinreichend viel Geld, um es für Nostalgieprodukte auszugeben - gleichzeitig sind aber die eigenen Ansprüche an die "Production Values" viel höher. Genau wie beim Videospiel-Remake möchte man etwas, das sich so anfühlt wie damals, nicht etwas, das wirklich so ist wie damals.

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Offline auerochse

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Re: Die Rückkehr der großen (und kleinen) Alten
« Antwort #6 am: 31.05.2019 | 22:45 »

RuneQuest ist da ein sehr gutes Beispiel, da gab es ja keine Scheu, an allen Ecken und Enden zu "enhancen" (Artwork, Einbindung der SC ins Setting, Präsentation des Settings, auch ein ganzes Regelmodul zu Runen und Leidenschaften oben drauf), aber am Regelkernbestand der 2. Edition hat man nur ganz, ganz vorsichtig was verändert. Das vermittelt doch: Wir machen das Gleiche, nur in fetter (was ich überhaupt nicht negativ meine).

und da möchte ich fast gegenteilig behaupten: erst durch die regelleichte 4. version von moongoose kam RQ erst wieder in die gänge.
RQ3 ist für mich ein schreckliches buch, was nix mit intuitivem spiel zu tun hat. regelwust, bis die schwarte kracht.
"ich hasse george lucas", sagte einst john milius. wer so was sagt, kann kein schlechter mensch sein!

schaut vernünftige actioner: https://www.youtube.com/watch?v=iPA9TIMBFHg

Achamanian

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Re: Die Rückkehr der großen (und kleinen) Alten
« Antwort #7 am: 1.06.2019 | 09:24 »
und da möchte ich fast gegenteilig behaupten: erst durch die regelleichte 4. version von moongoose kam RQ erst wieder in die gänge.
RQ3 ist für mich ein schreckliches buch, was nix mit intuitivem spiel zu tun hat. regelwust, bis die schwarte kracht.

Ich sehe da gar keinen Widerspruch. Das ist ja genau der Vorgang, den ich meine: Man hat sich bei Chaosium - nachdem das ja erst durchaus erwägt wurde - dagegen entschlossen, an die Tradition der Neu-/Weiterentwicklungen anzuknüpfen, die bei Mongoose (mit sehr gemischtem Echo der Community) anfing und bei RuneQuest6/Mythras vorerst ihren Endpunkt hat. Man hat ja sogar RQ3 weitgehend ignoriert und ganz bewusst gesagt, dass man jetzt die neue Edition auf Grundlage der (mit der ersten ja weitgehend identischen) 2. entwickelt, als wäre dazwischen nix gewesen.
Trotzdem tritt das Ganze aber nicht als Nostalgieprodukt auf (dafür gibt es ja auch schon den Reprint der 2nd), sondern als neue, zeitgemäße Edition von RuneQuest, die nicht nur Grognards ansprechen will, sondern auf einen breiten Markt abzielt. Und der Erfolg gibt Chaosium recht - zumindest ist man m.W. sehr zufrieden mit den Verkaufszahlen, und das positive Echo der Fans ist auch überwältigend.

Unabhängig vom Erfolg finde ich es einfach interessant, dass nicht nur Chaosium es vernünftig finden, mit der neuen Edition wieder sehr dicht an den Ursprung zu gehen, ohne dabei vordringlich die Nostalgieschiene zu fahren (bei Chaosium überrascht es auch nicht so, die stehen ja seit jeher für sehr geringe regelseitige Veränderungen bei ihren Spielen, das radikalste "Experiment" bei denen war CoC7), sondern dass ander Rollenspiele gerade einen ähnlichen Weg gehen (also WHFRP, Cyberpunk, die Classic WoD).

Ein bisschen hat es wohl auch D&D5 vorgegeben, das zwar regelseitig längst nicht in dem Maße "Back to the Roots" ist wie die genannten, aber sich doch zumindest ein bisschen so präsentiert.

Offline auerochse

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Re: Die Rückkehr der großen (und kleinen) Alten
« Antwort #8 am: 7.06.2019 | 19:29 »
ich habe irgendwie einen leichten "RQ3-knacks". mein erstes buch was ich mir damals kaufte.
also! von 0 auf rollenspiel mit diesem system, oder besser: von 0 auf RQ3. habs damals nach 2 wochen in die ecke geworfen, weil ich alles auswendig lernen wollte... na ja...^^

bestimmt kein schlechtes system, wenn man schon rpg-erfahrung hat, aber ich war für einige jahre geheit...=)
(habe mich dann wirklich jahrelang nicht mehr mit rpg´s beschäftigt)
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