Thema: Was gefällt euch am Mantel & Degen Genre?

[Chiarina]

In meiner Experimental-Runde ist die Entscheidung gefallen, dass wir ein Weilchen Archipelago in einem Mantel & Degen Setting spielen.

Archipelago freut mich sehr, ich kann nicht genug davon bekommen.

Das Mantel & Degen Genre ist mir bisher allerdings recht fremd geblieben. Es hat mich nie gepackt... aber das heißt ja nicht, dass das so bleiben muss.

Weil Archipelago spielleiterlos ist, kann ich nicht auf einen Spielleiter vertrauen, der seine Sache sicherlich schon irgendwie vorbereitet haben wird. Ich muss selbst ´ran.

Statt jetzt aber am Ende eines Stranges vor einer langen Liste mit Büchern und Filmen zu stehen, die ich sowieso nicht abarbeiten kann, frage ich ´mal gezielt die Freunde des Genres:

Was sind für euch die wichtigsten Elemente des Mantel und Degen Genres und was gefällt euch besonders an Rollenspiel vor einem solchen Hintergrund?

Vielleicht kann ich mich ja schneller damit anfreunden, wenn ich ein paar Antworten gelesen habe.

[Luxferre]

Ich persönlich mag agile und gewitzte Charaktere, schnelle Klingen, heiße Frauen und Männer, südländisches Flair, Essens- und Trinkkultur, den Klang der Sprachen, Namen und Titel, das Wetter, die Architektur, savoir vivre, fado, Pizza und Nata

Mir fällt es dementsprechend leicht, mich in einen solchen Charakter hineinzuversetzen, finde schöne Charakterzüge auch abseits von edel, stolz und charmant.

Der leichtgerüstete Zweiwaffenkämpfer/-Duellant, der Messerstecher, der Don, der Pate, der Kardinal, der Inquisitor, der Agitator ... die Archetypen eines solchen Settings sind toll!


PS: als Jugendlicher war mein Lieblingsband:

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[Vigilluminatus]

Hmmm ... okay, mal aus dem Stegreif:

- dramatische Motivation: Es reicht für M&D-Heroen einfach nicht, nur aus Abenteuerlust auszuziehen - es braucht schon starke Grundmotivationen wie Rache gegen durch und durch verdorbene Erzfeinde ("You killed my father - prepare to die!") oder Geliebte in Gefahr (a la Princess Bride), auch wenn die vielleicht erst später im Spiel vorkommen.
- Sticheleien: Kämpfe im M&D-Genre sind nicht komplett ohne Monkey-Island-artige Sticheleien gegen den Gegner (siehe Princess Brides "Ich bin kein Linkshänder" oder Fluch der Karibiks "Du könntest aufgeben"). Auch wenn vielleicht nicht jedes Wortspiel trifft, ein grimmiger, schweigender Schlagabtausch passt nicht ins Genre.
- Die Helden wirken meist so, als hätten sie immer einen flotten Spruch auf den Lippen und vor keiner Gefahr Angst (außer ev. wenn's um die dramatische Motivation geht). Selbst wenn's keine edelmütigen Helden sind (Piraten!), haben sie doch Tugenden wie Schlagfertigkeit und Furchtlosigkeit, die sie dem Publikum näherbringen.

Das alles ergibt oft eine lockere Atmosphäre mit viel Witz und überspieltem Drama, in der man oft schmunzeln muss - so was gefällt mir hie und da ganz gut, gibt ja einen Grund, warum man sich Fluch der Karibik oder Princess Bride immer wieder anschaut.

[korknadel]

Mir gefällt der Hintergrund mit Renaissance- und Barockarchitektur schon mal extrem gut. Das Mittelalter ist uns ja doch einige Ecken fremder, aber M&D spielt in einer Zeit, die schon deutlich besser handelbar ist für uns. Es geht da um flotte Kämpfe, fiese, aber nicht allzu düstere und komplexe Intrigen, um Feinsinn und womöglich auch Liebe, um Dialoge mit Witz. Es geht vor diesem Hintergrund meistens sehr leicht und abenteuerlich zu. Wer mag, kann in Alexandrinern sprechen und zum Mond reisen. Man kann zur Inspiration den genialen Comic "Mit Mantel und Degen" lesen und darin ein Musikstück von Lully entdecken. Die Welt ist eine Bühne.

[nobody@home]

- dramatische Motivation: Es reicht für M&D-Heroen einfach nicht, nur aus Geldgier und zum Schätzeraffen auszuziehen - es braucht schon starke Grundmotivationen wie Rache gegen durch und durch verdorbene Erzfeinde ("You killed my father - prepare to die!") oder Geliebte in Gefahr (a la Princess Bride), auch wenn die vielleicht erst später im Spiel vorkommen.

Fixed that for you -- "Abenteuerlust" ist nämlich für M&D-Protagonisten nicht nur nichts Schlechtes, sondern fast schon Bedingung.

[Issi]

Ich mag es auch. (Auch wenn ich die Zeit im Rollenspiel eher selten bespiele)
Prunk und Protz der Adligen passt gut zu Intrigen am Königshof.
Das ist eine Mischung aus Seifenoper, Duelle und Mordanschlag.
Wer mit Wem? Wer gegen Wen? Wer auf welcher Seite? Wem kann man (noch) trauen? Wie verhindert man das? Wie schaltet man die aus?
Und nicht zu vergessen: "Die Ehre", die Ehre ist das Wichtigste überhaupt.
"Was? Das ist eine Beleidigung! Ich verlange Satisfaktion!"
Usw. 

[Lichtschwerttänzer]

Seahawks, 3 Musketiere, Peter Blood, Deluge, Sindbad, Cavaliers and Roundheads, Scarlet Pimpernell

[Slokmig]

Für mich die wichtigsten Elemente:
- cineastische Aktion(-szenen)
- Liebe & Drama
- Mutige, coole Charaktere und noch coolere Sprüche
- Intrigen
- Der protzige Adel und die ärmliche Unterschicht
- Seefahrt & Piraten

Und das Wichtigste: Klischees !
Ich LIEBE die Klischees, die einen einfachen Einstieg in einen Charakter und in das Setting bieten. Endlich kann man mal total überspitze Charaktere ohne Scham ausspielen, und meisten glänzen sie in der Runde auf ihre Art & Weise. Und lustig ist es allemal .

[Boba Fett]

Was mir gefällt:

- Gegner sind in der Regel Menschen und keine Monster
- Powerlevel bleibt auf erträglichem Niveau
- die Attitüde der Charaktere (SCs und NSCs)
- der genrespezifische Fluff
- Kanonen und Vorderlader
- Degen und Säbel statt Schwerter und Äxten

Was mir mißfällt: Es gibt bisher kaum ein schönes (Regel-) System.
"Pirates of the spanish main" und "All4One" sind brauchbar, aber sonst?
(kommt mir bitte nicht mit 7te See)

[KhornedBeef]

Wie es oben schon genannt wurde: die Protagonisten strahlen Spaß an der Sache aus, wenn sie sich mit lebensbedrohlichen Hiebinstrumenten angehen.

[Der Läuterer]

In Mantel & Degen Filmen spielt der Held immer mit seinen Gegnern.
Obwohl oft in Gefahr, gelingt dem Held so gut wie alles. Das verleiht dem Ganzen eine grosse Leichtigkeit.
Zur Leichtigkeit trägt sicher auch die Waffe bei. Ein Degen ist eine schnelle, schöne Waffe.

Als Kind war ich vom Film 'Der Rote Kosar' und von 'Die Drei Musketiere' aus den 70ern fasziniert.

Na ja. Und 'Die Braut des Prinzen'?
Muss man noch mehr sagen. Das sind gute Laune Filme.

[Crimson King]

Geht es konkret um Mantel & Degen oder Swashbuckling allgemein?

Zu Mantel & Degen:

+ Ich mag es, Figuren zu spielen, die sowohl larger than life sind als auch moralisch auf der richtigen Seite stehen. Ein Mantel & Degen-Charakter kann üblicherweise nichts Übermenschliches, aber er kann vieles am oberen Limit menschlicher Leistungsfähigkeit. Die Kombination aus geschickt, gewitzt, charismatisch, aber auch mit der einen oder anderen persönlichen Schwäche ausgestattet, macht mich generell an.

+ Ich mag das dramatische Potenzial üblicher Mantel&Degen-Helden. Wir haben hier keine simplen Glücksritter auf der Suche nach Gold, sondern Personen, die durch ausgeprägte persönliche Motive angetrieben werden, Liebe, Rache, Gerechtigkeit, Loyalität.

+ Ich mag cinematische Action. Das Duell auf der Freitreppe, das sowohl mit Worten aus auch mit Klingen gefochten wird, die Verfolgungsjagd durch die engen Gassen von Paris oder per Pferd und Kutsche durch die Provinz, den eleganten Sprung aus dem Fenster im dritren Stockwerk auf die ausgebreitete Markise und von dort ins gegenüberliegende Haus. Das setzt allerdings voraus, dass die handelnden Personen entsprechend kompetent sind.

+ Ich mag das barocke Flair und Intrigenspiel, in dem man auch selbst mitmischt, was auch moralisch ok ist, weil man ja auf der richtigen Seite steht.

+ Ich mag die kurzen, knackigen, kompakten Regelwerke, mit denen man sowas umsetzt. PDQ# ftw!

+ Ich mag die Klischees des Genres und die Möglichkeiten, diese zu brechen. Das macht es leicht rein zu kommen, erlaubt es aber immer, die Spieler zu überraschen.

+ Ich mag das Augenzwinkern bei der ganzen Sache. Das Genre nimmt sich selbst nicht bierernst und jedem ist klar, dass das hier einfach nur Unterhaltung ist.


Ich kann auch noch was zum Piratengenre sagen, das ich ebenfalls sehr mag, das sich aber in zwei, drei wesentlichen Punkten von Mantel&Degen unterscheidet.

[Radulf St. Germain]

So wie pulp ist es sehr leichtmütig - Helden lösen Probleme mit einem flotten Spruch auf den Lippen.

Ausserdem das Barocke, die aufkommende Moderne gemixed mit mit Unverständnis der "dunklen Zeitalter".

Und: Männer können Strumpfhosen tragen ohne albern zu wirken. 

[General Kong]

Ich mag den historischen Hintergrund!