Ich habe gerade mal zwei alte Fighting-Fantasy-Spielbücher rausgekramt und gespielt (bzw. bin gerade beim zweiten), "Spectral Stalkers" und "Creature of Havoc". Die deutschen Übersetzungen der Reihe waren (noch vor DSA) mein erster Kontakt mit sowas wie Rollenspiel.
Die Dinger sind schon lustig - ich bin immer wieder verblüfft, wie die es mit ihrem tiefschwarzen, martialischen Humor in die Jugendbuchabteilung geschafft haben (auf Deutsch damals immerhin beim renommierten Verlag Thienemann). Was genau meinen Erinnerungen entsprach, ist allerdings auch der wahnsinnige Frust über Sackgassen, über "du darfst nur einen Gegenstand aussuchen" (und wenn es der falsche war, dann später - Sackgasse!), über Hihi-Reingelegt-Abschnitte, bei denen man absolut nicht ahnen konnte, dass man sich mit seiner Entscheidung in die Scheiße reitet ... mir ist auch klar geworden, dass ich früher brav die Kämpfe gewürfelt habe ... aber habe ich wirklich von vorne angefangen, wenn ich verloren habe? Ich kann's mir eigentlich nicht vorstellen.
Jedenfalls gehören beide Titel für mein Gefühl zu den besseren der Reihe: "Spectral Stalkers", ein eher später Titel, ist ein Gonzo-mäßiges Dimensionsreiseabenteuer, bei dem mich allein das Ian-Miller-Cover unglaublich angemacht hat. Ein bisschen beliebig, wie man da durch den Welten springt, um das das gesamte Multiversum enthaltende Artefakt Aleph in Sicherheit zu bringen, aber die Welten selbst stecken voller wunderbar schräger Ideen, insbesondere die abschließende Welt Ziggurat mit ihrer Stufenform, ihren insektoiden Drachen, säurespuckenden Blumen, gemeinen Elfen und Ophidianern in Kletter-Spiegel-Rüstungen. Den Sieg habe ich mir natürlich am Ende zurechtgeschummelt, der läuft allerdigs auch über eine ziemlich dümmliche und unbefriedigende Wendung ... aber die vielen Settings, durch die man sich bewegt, sind toll!
"Creature of Havoc" gilt als schwer, was im FF-Jargon "beliebig" heißt, auch hier habe ich schon viel geschummelt, weil es so viele Insta-Deaths und Sackgassen gibt ... aber es ist von Steve Jackson, der schreiben kann, und es macht wirklich Spaß, weil man am Anfang ein schuppiges, umgeschlachtes Monster spielt, Abenteurergruppen mordet und saftige Hobbits verspeist. Außerdem bekommt man am Anfang eine ausführliche Hintergrundgeschichte zu der Region Allansias, in der es spielt, die noch mal vermittelt, was für eine wunderbar trashige Welt voller böser Magier mit Weltherrschaftsplänen das ist!