Tatsächlich war dafür der Rahmen, in welchem man selbst etwas schuf, viel kleiner. Es war nur vorgesehen, man solle sein eigenes Verlies bauen. Rollenspiel, wie wir es uns vorstellen, wurde nicht von Gygax und Arneson erfunden, sondern von der Gemeinschaft in Reaktion auf D&D. Unter anderem, weil man die Lücken füllen wollte, die das Fehlen von Chainmail hinterließ. Die allermeisten Spieler hatten nämlich D&D, aber kein Chainmail, und somit ein unvollständiges Regelwerk.
Ich sage: "Das Regelwerk hatte Lücken unter anderem, weil es unvollständig war. Die Gemeinschaft füllte es mit eigenem Zeug."
Dem werten Leser fällt auf, diese Aussagen sind bei weitem nicht deckungsgleich.
Und viele deiner Aussagen bedürften eines Beleges.
Z.B.: "Die allermeisten Spieler hatten nämlich D&D, aber kein Chainmail, und somit ein unvollständiges Regelwerk."
Ist D&D hier gleichbedeutend mit den 3 LBBs? Selbst wenn wir uns das Auszählen sparen, werden wir feststellen, dass zumindest jene Spieler, die wargame-Erfahrung mitbrachten, gar kein Chainmail BRAUCHTEN.
(Ob das so richtig ist, ist eine andere Frage. Die bereits organisierten Kosim-Spieler hinterließen naturgemäß mehr Quellen als Leute, die außerhalb dieser Szene standen und mit D&D anfingen.)
Dem gegenüber haben wir ja auch jede Menge Dokumentation von Nicht-Wargamern (z.B. aus APAs). Aber ja, unsere Quellen sind dahingehend begrenzt. Wird aber auch von Peterson selbst besprochen. Der Vorteil an historischen Quellen: Wir können uns zu ihnen verhalten, über sie sprechen, über sie nachdenken. Über die Spielerfahrungen jener, die nicht darüber geschrieben haben, können wir natürlich nur spekulieren.
Dieser Teil demonstriert gut, dass du vielleicht deine Scheuklappen in Bezug auf RPGs und Rollozock noch ablegen kannst (wir ignorieren den Pleonasmus):
"Das Regelwerk hatte Lücken unter anderem, weil es unvollständig war."
Das ist keine falsche Aussage insofern wir sie z.B. ausschließlich auf die 3 LBBs beziehen. Die Frage ist, woran lag das? Peterson gibt die Antwort (welche mir sehr plausibel scheint): Weil Gygax u.a. davon ausgegangen ist, dass die Spielerschaft D&D in den Kontext ihrer anderen Spielpraktiken einordnet (Diplomacy, Braunstein etc.). Das Regelwerk mag aus jener Perspektive als "unvollständig" gelten, hatte aber auch nie den Anspruch, "vollständig" zu sein und z.B. Diplomacy-artige Spiele auf strategischer Ebene zu ersetzen. (Die ontologische Frage nach einem vollständigen Text zu einem nahzu unbegrenztem Spiel sei an schlauere Leut als mich gestellt.)
Die Unterscheidung zwischen Methode Rollenspiel, Roleplaying game und Rollozock (als Beschreibung für die emergente Praxis) helfen. Die Transformation von RPG zu Rollozock beinhaltet eben noch viel mehr als nur, was im RPG steht. Generell sind RPGs nur ein Baustein in der reichhaltigen Praxis des Rollozocks.