Die Schwarze Madonna ist richtig harter Tobak. Cool ist erstmal das 90er-Flair, dass sie mit sich bringt. Da sind Tipps drin, wie man die Stimmung rüberbringt, welche Musik man laufen lassen kann, usw. Aber wenn es dann and Eingemachte geht, sind starke Nerven gefragt. Die vornehmlichen Themen sind Kindesmissbrauch und die Schrecken des zweiten Weltkriegs. Und die Kampagne geht nicht sensibel damit um.
Gleichzeitig ist sie aber sehr linear und auch eine Schnitzeljagd. Man braucht die richtige Gruppe, denke ich, damit es funktioniert. Und man muss sich vor Augen halten, dass es mal für ein Agentenrollenspiel geschrieben wurde (die Kult-Kosmologie ist hinterher aufgeflanscht worden). Aber der Sense of Wonder ist groß, gerade weil es in der "Gegenwart" spielt und die Charaktere zunächst mehr oder weniger im Realismus verankert sind. Aber die müssen da halt die eine oder andere Nummer abziehen (ich sag nur "Rituale"), die hier und da ne X-Card triggern dürften.
Mit den alten Regeln wäre es sicherlich recht sauber zu handeln gewesen, aber mit den neuen, die ja PTBA sind, bin ich nicht sicher, wie gut sich eine solche lange und lineare Kampagne umsetzen lässt. Helmgast hat ja dazu mal geschrieben, dass es ihnen hauptsächlich darum ging,das Buch endlich auf Englisch verfügbar zu machen. Es ist nämlich so eine Art Bundeslade der Kult-Spieler. Alle waren sich sicher, es gibt das Buch, aber niemand wusste, was drin steht, weil es bis vor kurzem nur auf Schwedisch und Französisch verfügbar war.
Ich spiele seit den 90ern Kult und wollte die Madonna immer haben. Ich werde sie mit meiner Gruppe wohl nie spielen, aber ich konnte sie endlich lesen und habe sie im Schrank stehen, was auch ein gewisses Maß an Befriedigung mit sich bringt.
Aber vllt kann ich die Kollegen ja nochmal irgendwann davon überzeugen, das Ding zu spielen. Aber ich müsste viiiieeeeeles entschärfen. Sind alle Eltern, und die würden nicht mal ansatzweise auf die Idee zu den abstrusen Dingen kommen, die die Kampagne von den SpielerInnen erwartet.