Mir hat Rollenspiel schon lange nicht mehr so viel Spass gemacht - wohl gerade weil mein Charakter draufgegangen ist. Das Spiel beschäftigt mich auch noch nach der Session und ich warte schon sehnsüchtig darauf, dass es weitergeht - halt mit neuem Charakter. Mein Ehrgeiz ist geweckt. Generell bin ich ja ein Adrenalinjunkie am Spieltisch. Nur wenn es bei fast jedem Würfelwurf um Leben oder Tod geht, habe ich den Eindruck, dass Rollenspiel etwas bietet, was man sonst nirgends haben kann.
Das Leben und Sterben des Beppo PeepTeil 1: Vorspiel
Beppo Peep ist ein abgemagerter, blasser Halbling gewesen, der seine karottenfarbige Lockenpracht mit einer armseligen Mütze unter Kontrolle zu halten versuchte. In der Lagunenstadt konnte man wenig gutes über ihn hören - außer wenn er selbst zu Wort kam. Der stolze Dieb in abgerissener Kleidung, der jedem gerne seine Visitenkarte präsentierte und für Aufträge jedes Kalibers zu haben war, hat leider nur einmal seine Heimatstadt verlassen und ist niemals dorthin zurückgekehrt.
Dabei war ihm anfangs das Glück so hold. In seiner allerersten Wachschicht in einer warmen Sommernacht in der Wildnis schien ihm tatsächlich ein Geschenk der Götter direkt aus dem Himmel in den Schoß zu fallen: ein bestimmt 100 Goldstücke teurer, blauer Edelstein! Er steckte ihn ein und während er seinen Gefährten, den Halbelfen-Paladin Sir Reginald, ein durch und durch von der Natur bevorzugtes Individuum, stark, weise und charismatisch, aufweckte um ihn zu warnen, dass er ein verdächtiges Geräusch vernommen habe, verschwand der Edelstein unauffällig in Beppos Ärmel.
Sir Reginalds Suche nach Gefahren blieb ereignislos: so weit festzustellen war, hatte sich niemand dem Lager hier draußen in der Wildnis genähert. So konnten der Rest der Gruppe bis zum Morgen ausschlafen, um beim ersten Sonnenlicht jene Höhle zu erkunden, in die vor einigen Tagen ein gewisser Enzo Savara verschwunden sein sollte. Enzos reiche Mutter Donna Isabella hatte Sir Reginald, Beppo, sowie einen Zwergen-Druiden namens Morx und die wunderschöne Kriegerin Lola angeworben um den verschollenen Sohn gesund nach Hause zu bringen. Enzo war offensichtlich unter die Grabforscher gegangen um den maroden Palazzo der Familie mit den Früchte seines historischen Interesses zu sanieren.
Bei Tageslicht stellten der wagemutigen, aber unerfahrene Bergungstrupp fest, dass keine frischen Fußspuren zum schnell entdeckten Hölleneingang führten: es schienen sich hier als weder Wegelagerer noch Bestien herumzutreiben. Die einzige Spur, die zur Höhle führte, musste einige Tage alt sein, und stammte wohl von Enzos Expedition. Beppo zündete seine Laterne an. Im Gegensatz zu Morx und Sir Reginald, waren er und Lola ohne Lichtquelle aufgeschmissen.
Er atmete noch einmal kräftig durch und betrat dann mit seinen Gefährten die Grotte.