Es gehört zu den wenigen Regelwerken von denen ich eher abraten würde. Das nachfolgende ist meine persönliche Meinung und ich bin sicher, viele sehen es anders, aber ich gebe sie trotzdem mal zum Besten.
Zunächst einmal ist die Aufteilung der Regeln für den Spielleiter zum Nachschlagen eine echte Zumutung. Meistens sind die Themen in einem allgemeinen Bereich vorne und einem spezifischen Kapitel weiter hinten untergebracht. Das ist zum Lernen ganz ok, aber nicht mehr zum Nachschlagen. Dazu kommt, dass immer mal wieder relevante Regeln dann noch in Kästchen am Rand verstreut sind.
The Witcher hat ein recht tödliches Kampfsystem mit Kritischen Treffern. Die kommen recht häufig und dann heißt es sich durch mehrere Tabellen zu würfeln. Ich empfinde das als unnötig kompliziert und nervig. Überhaupt ist die korrekte Abwicklung des Kampfes deutlich komplizierter, als es auf den ersten Blick erscheint. Ich hatte damit begonnen, mir dafür ein Flussdiagramm zu erstellen und es irgendwann aufgegeben, weil es einfach viel zu groß wurde. Außerdem macht es auch nicht Spaß ständig neue Charaktere einbauen zu müssen, weil mal wieder ein Nekker mit einem einzelnen Treffer die Gedärme eines Charakters über den Boden verteilt hat.
Wo ich gerade bei kritischen Treffern bin. Natürlich geht dabei ständig Ausrüstung kaputt. Könnte ich mit leben, wenn die Regeln zur Reparatur sinnvoll wären. Leider hat jemand gedacht, dass Crafting sollte wie im Computerspiel funktionieren. Das funktioniert mit Schemas (Rezepten). Man suche also all die tollen Zutaten zusammen und folge der Anleitung zum Bau. Reparaturen funktionieren nun so ähnlich, nur dass man von jeder Zutat eben nur jeweils eine Einheit braucht. Dann nur noch den Preis zusammenzählen und gut ist. Allerdings dauert das eine halbe Stunde, bis man in diesem Regelwerk alle Zutaten zusammengesucht hat. Warum nicht einfach 10% des Listenpreises, oder so ähnlich?
Und dann ist da noch ein inherentes Problem mit dem Witcher an sich. Der Kampf gegen Monster ist ohne einen Witcher wirklich kein Spaß. Nur er kennt sich mit ihren Schwächen aus, hat die Waffenöle oder ein Silberschwert. Mit einem Witcher besteht allerdings sehr schnell die Gefahr, dass die anderen Charaktere zu Sidekicks degradiert werden. Ist halt wie mit den Jedis in Star Wars. Sicher lässt sich auch das lösen, aber man muss aufpassen.
Darüber hinaus tat ich mich persönlich ein wenig schwer mit der Handlung. Im Grunde haben wir einen Krieg zwischen dem Norden und Nilfgaard. Wenn die Charaktere nicht gerade auf Niveau der Adelshäuser oder anderen einflussreichen Persönlichkeiten spielen, dann ist der Handlungsrahmen sehr eingeschränkt. Und herumzuziehen und dem Witcher zu helfen die Monster zu jagen ist auch nicht für jeden besonders erfüllend.
Naja, wie gesagt, meine Meinung. Hoffe, andere hatten damit mehr Spaß.