Naira, während du von eurem Auftrag, Nevynns Paket und eurem Gespräch mit Nyall erzählst, dreht euch Eileen den Rücken zu. Sie beginnt ihre Hände erneut im Wasser zu schrubben, macht dann eine Pause und scheint ein paar Herzschläge zu warten. Eine kurze Stille legt sich auf den Raum, bis die rothaarige Frau ein Handtuch nimmt und sich Hände und Gesicht damit abtupft. Sie nimmt drei Becher und eine Karaffe und stellt sie an den Tisch.
Jetzt, als sie so nah vor euch steht, könnt ihr erkennen, dass die Augen noch mit Tränen gefüllt sind. Sie nickt traurig.
"Das stimmt, Nevynn ist auch verschwunden. Seitdem scheint es ruhiger geworden zu sein, aber hier in diesen Landstrichen... die Kaiserin bann mich, aber manche Höfe sind so weit weg, so richtig sicher kann man sich nie sein, wie es den Leuten dort geht. Wenn ich dorthin gerufen werde, drei, vier Tagesreisen von Willow Lake entfernt... Nun, meist ist es dann auch schon zu spät... Sicher kann man sich da einfach nicht sein."
Sie lächelt schmal, räuspert sich und schenkt drei Becher eines leicht rötlichen Saftes ein und schiebt zwei Stiepen und Deidre hin. Der dritte bleibt unberührt am Tisch stehen. Sie zupft ein paar der getrockneten Blätter von einer der Schnüre und riecht daran. Dann fängt sie an, die Blätter in einen Mörser zu geben.
"Die Mär vom Monster ist älter als alle hier in Willow Lake denken können. Eamonn meinte..." sie stockt, konzentriert sich dann aber auf den Mörser, fängt an, die Blätter zu zerreiben, ganz leicht und leise, sanft und ohne Hast. "Nun, er gab nichts auf die Gerüchte und wollte das alles genauer untersuchen. Sah es als seine Pflicht an."
"Es heißt, dass ein Biest um den See herum schleicht, die Kinder in der Nacht frisst, wenn sie nicht artig sind. Dem Monster wird hier alles zugeschrieben und es ernährt sich spannenderweise immer am liebsten von jenen, die gerade recht kommen. Unartige Kinder, Bastarde und Frauen, die es wagen, ihren Blick nicht auf Männer des Dorfes oder der Forelle zu richten." Sie beginnt dabei grimmig zu grinsen, ein kurzes Schnauben und ein schneller Blick zu Deidre, als sie den Mörser weiter sanft kreiseln lässt.
"Nun, jedes Dorf braucht seine Märchen und wenn man auf den See und seine Nebel blickt... Es fällt uns oft nicht mehr auf, da wir alle damit aufwachsen und es nicht anders kennen, aber der See ist unheimlich. Keiner traut sich, weiter als ein paar Meter hineinzupaddeln, wenn es um die Fischerei geht. Ständig liegt er in Nebel verhangen da. Ich kann mir gut vorstellen, dass das die Fantasie mancher Geschichtenerzähler angeregt hat."
Erneut greift sie nach ein paar Blätter, riecht und leckt daran, hängt sie aber wieder zurück. Dann lächelt sie Naira an.
"Also nein, ich glaube auch nicht an das Biest. Nyall ist ein kluger Halbling, lammfromm und nett, aber geschwätzig und ein Geschäftsmann durch und durch. Ihr tatet gut daran, in der Forelle nichts zu sagen, was nicht das ganze Dorf wissen sollte."
Sie befeuchtet einen Finger, nimmt etwas Pulver aus dem Mörser auf und beginnt, daran zu saugen. Dann blickt sie sich im Wald der getrockneten Blätter um, greift einen Zweig mit ein paar Beeren, die sie abzupft und in den Mörser wirft.
"Von Rotkappen hören wir immer mal wieder, doch eigentlich nicht so nah am Dorf. Ihr solltet Than Wulfric darüber informieren. Wenn er was macht, würde es mich am Ende überraschen, aber vielleicht hat sein Kettenhund dann endlich mal eine vernünftige Aufgabe."
Mit unbekümmerter Stimme fragt sie, mit Blick auf Naira und den Halbling.
"Was hat das denn alles mit den Münzprägungen zu tun? Nevynn war alt, aber nicht senil."