Ein eigenes Kind verschiebt ja bekanntermaßen und nachvollziehbarerweise die Prioritäten der eigenen Freizeitgestaltung - ganz einfach, indem "meine" Freizeit zu "unsere" Freizeit wird und (zumindest in den ersten Lebensmonaten) im Grund kaum Zeit ohne Kind ist. Die wenige Zeit will also möglichst gut gefüllt werden, was meinen Blick auf Freizeitgestaltung mal wieder verändert hat.
Interessanterweise komme ich jetzt wieder dazu, am Stück zu lesen -aber halt "nur" 1-2 Bücher zur Zeit - bei denen komme ich aber stetig voran Vorher wollte ich möglichst VIEL lesen, was aber den Fokus komplett wegnahm. Jetzt habe ich nicht mehr die Zeit dazu und muss etwas tun, was ich in den letzten Jahren schon mehrfach mit unterschiedlichen Medien gemacht habe: Ausmisten, Reduzieren, Beschränken.
Ich habe das, was hier beschrieben wird jetzt schon bei PC-Spielen durch Steam und bei Filmen durch Netflix & Co. lernen müssen: Man. Kann. Nicht. Alles. Konsumieren. Wir haben einfach derzeit einen multimediales Überangebot und sitzen wie bei Fahrenheit 451 zwischen unseren vier Videowänden, lassen uns berieseln und finden keine Zeit mehr für bewusstes Wahrnehmen. Das ist ein Problem, was wir uns zum Teil auch selbst geschaffen haben und was ja auch vor dem Rollenspielhobby nicht halt macht (ich sehe Bilder von Regalen, wo mehr Seiten stehen als so Manche in der Freizeit ihres Restlebens nicht mal mehr lesen könnten).
Im Endeffekt ist es aber ein Wohlstandsproblem und vielleicht hilft ja die Überlegung, dass die Verfügbarkeit von (fast) Allem überall eben nicht dazu verpflichtet, auch möglichst VIEL konsumieren zu müssen. Aber dass ich an alles herankommen kann ohne erst lang zur nächsten Großstadt die Indie-Buchläden nach [Obskuren Fantasyautor] abgrasen musst, befreit eigentlich auch.
Es bringt aber die Selbstverpflichtung mit sich, sich einmal genau zu überlegen, was man lesen/sehen/hören will. So kann man sich eigene Filter überlegen, nach denen man sich mit dem entsprechenden Medium in einem gewissen Zeitraum beschäftigen will: Die Top 100 besten Alben aller Zeiten hören zum Beispiel. Oder sich eine Folge von allen Podcast über Theoretische Physik anhören und zu entscheiden, welche mir langfristig gefallen könnten. Nur Youtube-Kanäle abonieren, die sich mit meinen Hobbies beschäftigen. Bücher einer Autor·in lesen oder einer bestimmten Epoche. Oder oder oder! Man begrenzt sich künstlich selbst, statt die voher von außen gegebene Begrenzung (Buchläden in der Umgebung) akzeptieren zu müssen.
Statt also mit dem nächsten angesagten Serienbinge oder auf Tiktok beworbenem 421bändigen Buchepos anzufangen lohnt es sich ja vielleicht, mal ein paar Minuten/Stunden/Tage zu investieren, und so eine Art mediales Ausmisten vornzehmen und zu überlegen, womit man die einem verbliebene Freizeit so füllen will.
Ich habe zum Beispiel festgestellt, wie letztlich unwichtig und irrelevant mir Serien immer mehr werden. Zumindest dergestalt, dass ich mit meiner Freundin nicht mehr als 2-3 Serien parallel über einen laaaangen Zeitraum gucke und auch keine bingewatchen, und davon ist immer mindestens eine Comedy - um bei schlechten Tagen doch noch was zum Lachen zu finden. Was gerade angesagt ist geht mir dafür komplett vorbei, manchmal (wie bei Foundation) gibt es zufällig eine Interessensübereinstimmung aber mittlerweile kann ich das Meiste einfach mit einem Schulterzucken abtun.