Autor Thema: [Ich erzähle von] My Father's Sword  (Gelesen 365 mal)

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Offline sma

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[Ich erzähle von] My Father's Sword
« am: 20.01.2025 | 00:13 »
Nachdem ein paar schwedische Rollenspielurgesteine ein Dragonbane Supplement namens Windheim geschrieben haben, war ihr nächstes Projekt ihr eigenes Rollenspiel **My Father's Sword'**, das ich mir als 40 seitiges PDF per Kickstarter gegönnt habe.

Dem Layouter hat man gesagt, mach es ähnlich wie Mörkborg, aber freundlich bunt und bitte nur in langweilig Times-Roman gesetzt. Drehe dafür aber jeden zweiten Textkasten ein bisschen nach links oder rechts, damit es keine rechten Winkel gibt.

Das Spiel basiert auf dem "make shit up" Prinzip.

Man denke sich Namen (Torge), Alter (33), Beschreibung (unscheinbar), Reichtum (reich), Ausrüstung (hat alles) und Persönlichkeit (nett) aus. Danach denke man sich einen Hintergrund (Stadtwächter) und Kultur (Drachenperson - gibt's zwar nicht in der einzige Liste für alle diese Sachen, wird aber auf einem Bild auf der Seite davor abgebildet) aus. Nun denkt man sich eine Heldenfähigkeit aus (kann jeden mit einem Vortrag einschläfern) und eine Schwäche (zu perfekt) und ein Prinzip (hashtag-reichwerden - ja ernsthaft, die haben ein Beispiel mit Hashtag). Außerdem soll man sich in Absprache mit der SL einen Ort ausdenken, den der SC schon mal besucht hat (Lübeck, dort ist er Wächter) und ein Ereignis, das er oder sie geprägt hat (Schlägerei am Hansetag) und eine Person (Kanalbauer), die sie oder er mal getroffen hat. Schlussendlich hat der SC einen Feind (Geist der noch nicht verstorbenen Mutter).

All das macht man, ohne Regeln oder auch nur eine Idee, wie die Regeln funktionieren, außer das die SL von -2 bis +2 Boni bei Proben verteilen kann.

Das ändert sich auf Seite 24, wo man erfährt, dass es acht Fertigkeiten gibt (Physisches, Soziales, Wissen, Geistiges, Wahrnehmung, Kampf, Magie und Geheimes), auf die man nun die Zahlen 1 bis 8 verteilen soll.

Auf Seite 26 lernen wir dann endlich, dass man eine Probe mit 1W8 <= Fertigkeitswert + Modifikatoren würfelt, wobei 1 ein kritischer Erfolg und 8 ein kritisches Misserfolg ist. Bei vergleichenden Proben, insbesondere Kampf, würfeln beide Seiten und es gewinnt, wer weiter unter seinem modifizierten Fertigkeitswert ist. Das Regelwerk entschuldigt sich, dass man so viel "Mathe" braucht, um insbesondere die Differenz zu bestimmen, beruhigt aber damit, dass man häufig auch einfach sehen kann, wer besser war. Ich lach gleich.

Seite 28 meint, dass man spätestens jetzt gesehen haben müsste, dass sich das Spiel selbst nicht ernst nimmt und es daher wichtig ist, Klischees als Teil des Spiels zu akzeptieren. Wenn etwas unmöglich sein sollte, kann man das mit Hilfe eines Klischeepunkts doch schaffen. Diese verdient man sich, indem man Klischees ausspielt.

Im Kampf entscheidet die SL inspiriert durch ein oder zwei Proben, alles und denkt sich ad-hoc etwaige Konsequenzen aus. Lebenspunkte oder Verletzungen gibt es als Mechanik nicht. Die SCs sterben normalerweise nicht. Sie können auch Zaubern, wenn's ins Konzept passt, aber wie das funktioniert soll sich die SL ausdenken. Wenn die Spieler die Kräfte ihrer SCs unverantwortlich offensiv benutzen, muss man sie halt irgendwie balanzieren, oder Magie aus dem Setting bannen. Man hätte auch mit weniger Worten sagen können, "eigentlich haben wir überhaupt keine Lust, uns irgendwas hier auszudenken".

Die Doppelseite mit GM-Tipps habe ich daher schon gar keine Lust mehr zu lesen. Bleibt nur noch eine Doppelseite mit einem Abenteuergenerator, wo man je 1W8 für ein Problem (jemand will etwas böses beschwören), einen Grund (wegen einer Wette), einen Gegner (durchgedrehte verrückte Gottheit), ein Opfer (Weisenkinder) und einen Plottwist (Gegner ist der SC aus der Zukunft) würfeln kann und dann ist diese Tortur von einem Regelwerk vorbei.

Das war ein Fehlkauf. Da hilft auch nicht, dass auf Seite 18+19 der Glücksdrache aus der unendlichen Geschichte dafür sorgt, dass hier relativ wenig Text steht.

Ich glaube ja, da lief 'ne Wette bei Nordic Skalds: "Du traust dich nicht, diesen wirren Fiebertraum zu veröffentlichen" "Wetten doch?" "OK, um einen Kasten Aquavit" "Lass und den trinken, während wir's schreiben" "Großartige Idee.".

Online schneeland

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Re: [Ich erzähle von] My Father's Sword
« Antwort #1 am: 20.01.2025 | 00:28 »
Na da kann man nur sagen: Prost!
Und Dir danke für die Warnung!
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Offline klatschi

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Re: [Ich erzähle von] My Father's Sword
« Antwort #2 am: 20.01.2025 | 06:10 »
Vielen Dank für diese kurze knackige und witzige Besprechung :)
Liest sich ein bisschen einfallslos…

Offline Fulko

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Re: [Ich erzähle von] My Father's Sword
« Antwort #3 am: 20.01.2025 | 07:57 »
Wenn schon das besprochene Regelwerk Depressionen auszulösen vermag, sollte zumindest die Besprechung kurzweilig und witzig sein. Und das ist sie. Ich musste einige Male lachen. Danke dafür.
« Letzte Änderung: 20.01.2025 | 08:17 von Fulko »
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Online Raven Nash

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Re: [Ich erzähle von] My Father's Sword
« Antwort #4 am: 20.01.2025 | 08:07 »
Sowas Ähnliches hatte ich bei der KS-Beschreibung schon vermutet - und die Finger davon gelassen.
Ich warte lieber auf den nächsten Teil der Windheim-Kampagne. Die ist nämlich wirklich gut und die Bücher sehr schön.
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Offline heja

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Re: [Ich erzähle von] My Father's Sword
« Antwort #5 am: 20.01.2025 | 10:43 »
danke :daumen_hoch:
Ja, mach nur einen Plan! Sei nur ein großes Licht!
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Offline HEXer

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Re: [Ich erzähle von] My Father's Sword
« Antwort #6 am: 20.01.2025 | 10:46 »
Die Rezension ist so cool - ich finde, wir sollten eine eigene Kategorie machen: Witzige Verrisse
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Offline Edgar Allan Poe

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Re: [Ich erzähle von] My Father's Sword
« Antwort #7 am: 20.01.2025 | 11:07 »
Danke für die Warnung ~;D

Aber by the way: "Gegner ist der SC aus der Zukunft" find ich ja mal einen richtig coolen Ansatz :)
Den Akkusativ zu nutzen ist sexy.

Offline flaschengeist

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Re: [Ich erzähle von] My Father's Sword
« Antwort #8 am: 20.01.2025 | 12:35 »
Wenn schon das besprochene Regelwerk Depressionen auszulösen vermag, sollte zumindest die Besprechung kurzweilig und witzig sein. Und das ist sie. Ich musste einige Male lachen. Danke dafür.

+1.

@Raven Nash: Weißt du zufällig aus dem Kopf, was der Kickstarter ungefähr eingespielt hat?
Perfektion ist nicht dann erreicht, wenn es nichts mehr hinzuzufügen gibt, sondern dann, wenn man nichts mehr weglassen kann (frei nach Antoine de Saint-Exupéry). Ein Satz, der auch für Rollenspielentwickler hilfreich ist :).
Hier findet ihr mein mittelgewichtiges Rollenspiel-Baby, das nach dieser Philosophie entstanden ist, zum kostenfreien Download: https://duodecem.de/

Offline HEXer

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Re: [Ich erzähle von] My Father's Sword
« Antwort #9 am: 20.01.2025 | 12:38 »
Knapp 3.700 €
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Offline sma

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Re: [Ich erzähle von] My Father's Sword
« Antwort #10 am: 20.01.2025 | 13:27 »
Sowas Ähnliches hatte ich bei der KS-Beschreibung schon vermutet - und die Finger davon gelassen.
Ich warte lieber auf den nächsten Teil der Windheim-Kampagne. Die ist nämlich wirklich gut und die Bücher sehr schön.
Ich fand beim ersten Kickstarter den Companion okayish (ich meine, ich schrieb dazu hier auch was), habe die Kampagne selbst noch nicht gelesen, muss aber anerkennen, dass die Bücher von guter Qualität sind und insbesondere die Insel-Karte haptisch sehr schön geworden ist. Daher hatte ich mich auch beim aktuellen Kickstarter wieder beteiligt, noch bevor ich dieses Machwerk gelesen hatte.

Übrigens vielen Dank für das Lob, dann haben sich meine 3,5€ für das PDF ja doch noch gelohnt :)

Offline flaschengeist

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Re: [Ich erzähle von] My Father's Sword
« Antwort #11 am: 20.01.2025 | 13:34 »
Knapp 3.700 €

Danke dir :d.
Perfektion ist nicht dann erreicht, wenn es nichts mehr hinzuzufügen gibt, sondern dann, wenn man nichts mehr weglassen kann (frei nach Antoine de Saint-Exupéry). Ein Satz, der auch für Rollenspielentwickler hilfreich ist :).
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Re: [Ich erzähle von] My Father's Sword
« Antwort #12 am: 20.01.2025 | 13:43 »
Ich fand beim ersten Kickstarter den Companion okayish (ich meine, ich schrieb dazu hier auch was), habe die Kampagne selbst noch nicht gelesen, muss aber anerkennen, dass die Bücher von guter Qualität sind und insbesondere die Insel-Karte haptisch sehr schön geworden ist. Daher hatte ich mich auch beim aktuellen Kickstarter wieder beteiligt, noch bevor ich dieses Machwerk gelesen hatte.
Der aktuelle KS ist bei mir leider durchgefallen. Zum einen mag ich nicht ein altes Abenteuer aufgewärmt kriegen (das macht Hollywood schon genug, danke), zum anderen kommt das nur als PDF raus - und erfahrungsgemäß verschimmeln Abenteuer als PDFs bei mir auf der Festplatte, nachdem sie einmal überflogen wurden. Wäre also wirklich nur rausgeschmissenes Geld (wenngleich nicht viel).
Warum die für 6 € Heftchen allerdings einen KS machen, erschließt sich mir auch nicht. Ist ja nicht so, als könnte man das nicht via DTRPG vertreiben...
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