Ich denke, dass für den kommerziellen Erfolg Setting, Flair, Thematik und nicht zuletzt grafische Aufmachung eines Rollenspiels wesentlich entscheidender sind als Regelmechanismen. Nur die wirklich ausgefuchsten Rollenspiel-Fanatiker kaufen sich ein System, weil sie sich vornehmlich für die Regeln interessieren. Natürlich sind stimmige, benutzerfreundliche Regeln ein Vorteil und umständliche Regeln ein Nachteil. Aber der Erfolg von Vampire basiert nicht auf dem W10-Pool, sondern darauf, dass man Vampire spielt. Der Erfolg von Shadowrun basiert nicht auf der Initiativregeln, sondern auf "Elfenpunk".
Also, wer Innovation auf Regel-Ebene sucht, der wird sich zunächst in den Nieschen aufhalten und vielleicht, ganz vielleicht Prozesse mit in Gang setzen, die sich irgendwann auch in den neuen Editionen der "Großen" widerspiegeln und so eine Art Evolution des Rollenspiels vorantreiben. Wer hingegen Geld verdienen will, sollte auf der Regelebene lieber auf Vertrautes setzen und Innovation höchstens im Kleinen wagen. Konzept, Atmosphäre, Setting, damit muss man die Leute vom Hocker hauen. Mir persönlich fällt da spontan nichts bahnbrechendes ein. Aber das ist ja der Witz an Innovation, nicht? Dass nicht jeder sofort drauf kommt.
Dass man sich mit Rollenspielen, selbst wenn sie echt gut laufen, keine goldene Nase verdient, dürfte auch klar sein.
@ Fredi: Natürlich macht es Sinn, ein eigenes GUPRS lite o.ä. für ein neues Rollenspiel zu entwerfen, wenn man dieses unter die Leute bringen will. Denn ein vollständiges Rollenspiel verkauft sich nun mal eher als ein Buch, dass nur aus Setting und Spielkonzept, ohne Regeln, besteht. Da würden die Käufer - zu Recht- rügen, das Produkt sei nicht komplett. Für Einsteiger wäre es komplett ungeeignet. Also, wer keine Lizenzgebühren zahlen will, bastelt halt selbst sein persönliches Kondensat. Eine Alternative sind in den Staaten natürlich OGL-Produkte, aber das geht zumindest in Deutschland aus den bekannten Gründen nicht. Außerdem würde ich für die zahlreichen erklärten d20-Feinde immer noch einen alternativen Unisystem-Verschnitt einbauen. Ist ja schließlich keine große Sache.