Autor Thema: Horror/Rabenhorst/etc. ... Echte Furcht? Oder wenigstens gespielt?  (Gelesen 5941 mal)

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Offline Boba Fett

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Man muss bitte zwischen "Buttkicker-Gruppe" und "Buttkicker-Faktor" unterscheiden...
Eine Buttkicker Runde besteht aus Spielern die dem von Robin D. Laws definierten Spielertyp Buttkicker angehören.
Bei solchen Runden dürften die Abenteuer aussehen, wie der harte Teil von "Starship Trooper(s)".
Der Buttkicker Faktor ist einfach der Effekt, dass man dazu neigt Charaktere zu spielen die möglichst wenig / keine Schwächen haben, bzw. die Schwächen von Charakteren gezielt überwindet.
Zum Horror gehören aber nun mal Schwächen bei den Charakteren dazu. Denn wenn sie keine Schwächen haben, sind sie nicht angreifbar. Letztendlich wird die Fähigkeit "Angst" zu empfinden schon alleine als Schwäche angesehen.
Wer das bei seinem Charakter nicht zulässt, verhindert, dass Horror-Rollenspiel das benutzt, wofür es geschaffen wurde - um Angst zu erzeugen.

Die WoD ist imho absolut kein Horror Rollenspiel. Einfach weil es in den allermeisten Fällen nicht mit "Angst" oder "Ängsten" eingesetzt wird. Das Klischee der coolen Ledermanteltragenden Vampire passt einfach nicht dazu.
Vampire Rollenspiel beispielsweise sieht meistens aus, wie der Film "Underworld" und wo zeigen da irgendwelche Vampire irgendwelche Ängste.
Die WoD ist genau wegen dem Buttkicker Faktor so erfolgreich geworden.

Horror Rollenspiel hat als allererste Bedingung, dass die Spieler Charaktere spielen, die Angst haben können und dass sie, die Spieler dies auch zulassen. Ohne Ängste macht Horror Rollenspiel keinen Sinn.
Und letztendlich hat der Spielleiter ja genau die Aufgabe: Die Ängste zu wecken.
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Offline Bitpicker

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Ich denke, es kommt zum einen auf die Präsentation und zum anderen auf die Bereitschaft der Spieler an, ob es zu Horror im Rollenspiel kommt. Das Spiel selbst ist dabei eher unwesentlich. Ich habe z.B. eine WoD-Kampagne mit den Über-Buttkickern schlechthin,  Get of Fenris-Werwölfen, gespielt, und es gab genug Horror-Szenen, bei denen die Spieler passend zu ihren SC gehörig Schiss bekamen. Ebenso Vampire-Kampagnen - es ist immer irgendwas noch schlimmer da draußen, kein SC steht jemals an der Spitze der Nahrungskette.

Robin
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Offline Boba Fett

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"Bereitschaft der Spieler" ist genau das richtige Wort... 8)

Und da Horror letztendlich keine wirklichen "Regeln" braucht, sondern nur die Bereitschaft und die richtige "Stimmung" kann man auch mit jedem System Horror Rollenspiel machen.
Mein intensivstes Horror-Erlebnis hatte ich bisher mit DSA - Die Orklandkampagne, als sich die recht unerfahrenen Spieler so vor den Raben, die um einen Turm kreisten, gruselten, dass sie partout nicht in den Turm wollten. Auch im Turm war die Atmosphäre so gruselig, dass wirklich alle ihre Gänsehaut hatten. Das war echt toll und hat mich ziemlich beeindruckt.
Seit dem beschäftige ich mich ziemlich oft mit dem Thema Horror im Rollenspiel.
Und deswegen ist die WoD für mich auch kein typisches Horror-Rollenspiel, wie z.B. kleine Ängste (thx an Tim).
Man kann mit der WoD Horror erzeugen, wie mit jedem anderen System auch, aber es ist nicht extra dafür geschaffen worden. Ich möchte behaupten mehr als 95% der Spieler spielen Vampire wie Shadowrun mit Blutsaugern.
Die "Maskeraden"-Vampire haben einen ähnlichen Reiz, wie die Dunkelelfen bei AD&D. (ich weiss, das ist eine böse Behauptung) Sie sind mächtig und haben einen dunklen Touch. Aber mehr auch nicht (leider).
Aber das ist speziell meine Meinung. Andere werden das wieder ganz anders sehen.

Um zum Thema zurückzukommen:
Rabenhorst ist eigentlich ein schönes Horrorspiel - nicht zuletzt, weil die Bösen eigentlich so mächtig sind, dass man da gar nicht gewinnen kann - es hat also etwas tragisches und auch genug Potential, um Horror zu erzeugen.
Gefällt mir sehr. Mit einer Spielerrunde, die Bereit ist, Horror zu spielen, kann das sehr schaurig sein. 8)

Es liegt allein an der Bereitschaft...
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Teclador

  • Gast
Ja der Begriff Bereitschaft gefällt mir auch viel besser!
Denn wie Bitpicker richtig sagt: Wenn die Bereitschaft bei den Spielern vorhanden ist, sind auch mächtige oder übernatürliche Charaktere kein Problem in einer Horror-Runde bzw. stehen dieser nicht im Weg.

Und was Boba über Rabhorst sagt, kann ich bedenkenlos unterschreiben. Was ich aber auch als besondere Würze empfinde: Das Böse ist zwar überall und quasi nicht zu besiegen, aber es ist einfach eine besondere Art der Gerechtigkeit und Balsam auf der Seele der Helden, dass jede Domäne in Rabenhorst ja auch zugleich ein Gefängnis für das Böse darin (und den Domänenherrscher im besonderen) ist.

Einfach schaurig schön...

Irrsinniger

  • Gast
Angst im Rollenspiel zu erzeugen ist für mich ganz leicht: Ich brauche nur in irgendwelchen Zetteln zu blättern und zu nicken, schon schlottern meinen Spielern die Knie...

Und das, obwohl bei mir nie einer von ihnen stirbt!!

Offline Edorian

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@ Irrsinniger: Herzlichen Glückwunsch zur perfekten Konditionierung deiner Schü... äh, ich meine Spieler  >;D (Lehrersein kann auch Spaß machen: "Hefte raus.")

Solange die Spieler bereit sind, schale Spontanwitze zu reißen, auf die Regeln zu pochen ("wie will der mich denn sehen?!" *motz*) oder dem Meister einfach nur nicht zuzuhören, kann jeder Versuch, Stimmung zu verbreiten, nur scheitern. Das Stichwort Bereitschaft der Spieler wurde ja bereits genannt.
Jetzt muss nur noch der Meister in der Lage sein, den Spielern (geneigte) ein Setting zu bieten/ beschreiben, in dem ihre Charaktere sich angemessen fürchten können. Tadaa: Rollenspiel, wie ich es gern hätte, bisweilen.
Vielleicht hilft es, den Spielern mit Vergleichen die Situation zu verdeutlichen: man nehme die eigenen Albträume, (mehr oder weniger) schlimme Erinnerungen oder konkrete Beispiele aus dem Alltag. Zahnarztbohrer kennt jeder und genügend Leute können bei dem Geräusch echt abdrehen. Wenn es sein muss, kann man auch auf diverse Horrorfilme zurückgreifen.

All das kann aber auch nur funktionieren, wenn die Spieler nicht krampfhaft darauf bestehen, dass ihr Held sich nicht fürchtet (aus welchen Gründen auch immer).
"Strahlender Ritter in kratzfester Rüstung, stets zu Diensten."

"Neun von zehn Stimmen in meinem Kopf sagen aus, ich wäre nicht verrückt. Die zehnte summt C64 Lieder..."