Habe ich mal aus einer Laune heraus verschriftlicht. Ist nicht viel aber es brachte mir Spaß daran weiterzuarbeiten und ich denke ich werde das auch noch ein bisschen tuen. Stellt den Versuch dar, dass fast-alltägliche (
) Leben eines Drunenkelten darzustellen:
(Prolog)“Nichts ist gewisser als der Tod, nichts ungewisser als seine Stunde.”Anselm von Canterbury
Blut. In breiten Bahnen rann glitzernder Regen über seinen glänzenden Oberkörper, der sich steif im Rhytmus seines hämmernden Pulses wog. Donner. Ein dreckiges Kratzen mischte sich in das seichte Nieseln des ströhmenden Regens als Barin die schwere Klinge über den trockenen Boden schleifen ließ, während er wankend vorwärts stolperte. Sein geschundener Körper besaß kaum mehr die Kraft sie empor zu recken oder gar gegen einen Gegner zu führen. Krähenschreie. Ein angespanntes Knistern lag in der Luft als der Wyrd anhielt, um das schlackige Wasser in einer der zahlreichen, purpurnen Pfützen zu betrachten. Müde erinnerte er sich an die aufmunternden Worte ihres Truppführers Narrn:
Die Schlacht ist erst dann verloren, wenn der letzte Mann fällt.
Schließlich schloss der Kelte seine Augen und lauschte einen momentlang dem Heulen des Windes, bevor das purpurne Wasser ihn mit einem lauten Platsch willkommen hieß. Glaube gewann wo Fleisch und Stahl versagten.
Wiedertod und Geburt(Kapitel I)
“Es nimmt der Augenblick, was Jahre geben.”Johann Wolfgang von Goethe
Wasser. Barins Kehle brannte so trocken wie ein Kohlefeuer und ein unstillbarer Durst drohte ihn zu übermannen. Hammel. In seinem Magen tobte ein wildes Biest, das röhrend nach Nahrung verlangte und ihn bald zu überwältigen schien. Sehen. Langsam schlug der alte Kelte seine Augen auf und versuchte die glänzenden Lichter, die vor seinen Augen tanzten, wegzublinzeln: das hässliche und vernarbte Antlitz einer grauhäutigen Gestalt schob sich grinsend vor seine Augen.
“Prynn! Was ist mit mir geschehen?”
Der Alte richtete sich, auf seinen rechten Arm gestützt, auf und ließ seine schmerzenden Beine von der Steinliege baumeln. Noch immer zerrissen menschliche Bedürfnisse seinen Körper und nur zögerlich und voller Pein kam der Atem über seine ausgedorrte Zunge gekrochen.
“Nicht so hastig-hastig mein Freund. Prynn musste viele Strapatzen-Patzen auf sich nehmen um deinen Körper wieder herzustellen. Die Götter werden dich ni-”
“Heißt das ich bin tot?”
Der schäbige, bucklige Prynn klimperte mit seinen verklebten Wimpern und machte ein überraschtes Gesicht. Mit seinen fettigen, kleinen Wurstfingern rieb er rasch in dem pilzigen Flaum der wild unter seinem Doppelkinn wucherte und versuchte wohl nachdenklich auszusehen, bevor die Stille – gelegentlich vom röchelnden Atem des Wyrd unterbrochen – selbst ihm zu drückend wurde.
“Ich fürchte schon das-da-”
“Keine Ausflüchte; Sag mir die Wahrheit”
Prynn machte ein unglückliches Gesicht und zog eine Schnute. Selten war ein Wiedererweckter so schnell dabei, die Umstände zu begreifen unter denen er erneut die Gewölbe im Schattenberg Silence erblicken konnte. Dem Körperflicker wie er sich selbst nannte war aber schon seit er Barin kannte klar gewesen, dass dieser eines Tages unter ganz besonderen Umständen auf einer seiner Streckbanken landen würde. Er blinzelte.
“Ja. Malice hat deine Seele gerade noch fangen können, bevor sie irgend'nem Gott zu Gute gekomm'n wär-wär. War'n schönes Stück Arbeit hat'er gemeint. N' Wunder das du überhaupt noch zu retten warst-warst. Drei Tage tot ist ein neuer Rekord wenn du mich fragst-fragst.”
Unruhig spielte der Diener mit seinen wulstigen Fingern und versuchte gelegentlich nervöse Seitenblicke auf den Wyrd zu werfen; die Wenigsten blieben ruhig bei dem Gedanken daran, die bevorstehende Ewigkeit in einem verrottenden Leib zu verbringen. Barin rührte sich nicht. Er hatte die Hände zu, vor kaltem Zorn bebenden, Fäusten geballt und stierte mit leerem Blick zu Boden, während die stinkenden Winde des schwarzen Waldes, die verblassenden Todesschreie Gefolterter an sein Ohr trugen. Prynn redete unaufhörlich auf ihn ein und berichtete ihm von all den Vorzügen seines neuen Daseins, doch Barin hörte nicht zu.
“Ich gehe.”
“Euer Körper nimmt zudem seine Umge- Was?”
“Ich sagte: Ich gehe.”
“Aber-Aber. Das könnt Ihr doch nicht tun; Nicht ohne Meister Dracthyl Bericht zu erstatt-”
“Ich gehe.”
Der alte Kelte hatte sich erhoben und sich einen Mantel aus Menschenhaut übergeworfen, der an einem Ständer in der Ecke des blutverkrusteten Raumes gestanden hatte. Fassungslos starrte der kleine Diener ihn an, als der zwei Schritt große Wyrd sein Schwert in der Rechten wog. Es fiel ihm um einiges leichter die Waffe zu halten; dennoch war die Kälte ihres Stahls nichts im vergleich zur Kälte die seinem Körper innewohnte. Atmen war eine Option und der angestaute Hass in seinem Körper verhinderte, dass der Drune sich die Gelegenheit entgehen ließ den Waffenständer zu demolieren. Es gelang ihm mühelos.
“Folge mir, Prynn.”
“Aber ich kann unmögli-”
“Folge mir. Ich habe dir einige Fragen zu stellen.”
“Aber Meister Dracthyl-”
Mit einem harten Griff hatte der Wyrd seine streifen Finger um den Nacken des Dieners gelegt und verhinderte somit, dass dieser entkommen konnte. Ein schrilles Quiken war die einzige Verteidigungsmaßnahme des Gnoms und so hatte Barin keine Probleme damit, sich Prynn gefügig zu machen: Gemeinsam tauchten sie in das bleiche Licht des vollen Mondes und der Wyrd spürte bereits, wie dessen Kraft ihn durchfloss.
Er würde Rache nehmen an allen, denen er diese Existenz zu verdanken hatte. Er spürte bereits den herrlichen Geschmack von Eisen auf der trockenen Zunge und kannte sein Ziel genauestens. Fenrir der Vorace... Und der Familiar würde ihm dabei helfen ihn zu finden.
Pfad der Rache(Kapitel II)
“Im Abschied ist die Geburt der Erinnerung.“ Deutsches Sprichwort
Mit gläsernem Blick starrte der Wyrd in das knisternde Feuer das hustend einige Funken in die kühle Nacht entsand. Zwei Tage war es nun schon her, dass Barins Seele einen neuen, ihm fremden Körper bewohnte und langsam lernte er die Vorzüge zu schätzen die ihm dieser Leib brachte. Er warf einen Seitenblick zu Prynn, der bedrückt auf seinem mossüberwucherten Baumstumpf saß und schwieg. Der Wyrd schob sich eine Hülsenfrucht in den Mund zermalmte und zermahlte sie mit den Zähnen und spie aus.
“Es hat also niemand überlebt?”
Die Frage war nicht an ihn gerichtet, das wusste Prynn. Schließlich hatte der Drunenzauberer sie heute mindestens ein Dutzend mal gestellt und jedes Mal verständnisslos auf ihn herabgeschaut, wenn er sie mit ja beantwortet hatte. Der Familiar fiepte kleinlaut.
“Nicht einmal in diesem Zustand?”
Barin hob den Kopf und sah seinem Wegbegleiter direkt in die Augen. Das kleine grüne Feuer das darin züngelte verunsicherte Prynn, der so etwas noch nie in einem Wiedererweckten gesehen hatte, aber instinktiv wusste er, dass er nun Antwort geben musste.
“Nein, Meister.”
“Vorace...”
Ohne jeden Mut schüttelte der Gnom den Kopf und wusste, dass Barin nur laut gedacht hatte; auch er starrte mitlerweile in das Kohlefeuer und lauschte den nächtlichen Geräuschen des schwarzen Waldes.
Der Wind drehte und mit ihm die Richtung in der die Funken davon tanzten, wenn sie den wärmenden Leib ihrer Mutter verließen. Barin griff zu seiner Waffe und sah sich um. Er spürte Gefahr und all seine Sinne dürstete es dannach, sie zu ergründen. Er wies seinen Diener mit einer harschen Geste an zu schweigen, während er selbst einem dumpfen Klopfen lauschte, dass der Wind leise an sein Ohr trug. Mit tödlicher Gelassenheit blickte der Drune sich um; Prynn indes versuchte, sich so klein wie möglich zu machen.
Der Wyrd schloss die Augen und konzentrierte sich einzig und allein auf Auren in der Nähe. Zeitgleich öffnete er seinen Blick für das Reich der Geister und Gespenster, jene Augen in den Äther, die ihn davor bewahrt hatten, so zu Enden wie all die anderen Toten an jenem
verhängnissvollen Abend der Schlacht vor fast einer Woche.
Carnix hatte diese Gabe astrales Bewusstsein getauft und ihn in der Hoffnung, dass aus ihm mal ein bekannter Seelenfänger würde ausgebildet. Malice war immer der bessere Schüler gewesen, doch der Alte hatte ihn aus unerfindlichen Gründen immer lieber gemocht. Barin kümmerte dies jedoch im Moment nicht und er sich nur eine gedankliche Notiz in diese Richtung, während er weiter nach einer fremden Aura tastete. Nichts.
Erleichtert öffnete er die Augen und blickte in das erregte Gesicht seines Dieners, der zitternd über die Schulter des Drunen wies. Barin fluchte leise, dass er dem Diener das Schweigen geboten hatte.
Todesbote(Kapitel III)
“Leid gehört geradezu zum Leben. Ohne Leid ist das Reden vom Glück bloße Utopie.”Alfred R. Sonnenfeld
“Du siehst was mit denen geschieht die Dracthyl nicht folge Leisten, Barin.”
Die schrille Stimme, verhalf dem Drunenwyrd sich endlich von dem Anblick zu lösen, den die verstümmelte Leiche bot, die an einem dornenübersähten Galgenstrick hinter ihm an einem Ast gehongen hatte. Hastig wirbelte er herum und spürte, wie die Kälte die er bislang immer Empfunden hatte, sich in einen frostigen Sturm verwandelte der in seinem Inneren tobte. Nafthalla, die Lanyfh, räkelte sich unmittelbar vor seinen hasserfüllten Augen. Nie war der Zorn des Drunen stärker auf die Hexenkriegerin gewesen als in diesem Moment obgleich sie sich, vor Aeonen wie es Barin schien, einst geliebt hatten.
“Was willst du, Dämonenbuhlin?”
“Aber, aber, wir wollen doch nicht patzig werden Lieb-”
“Schickt dich Dracthyl?”
Die Hexenkriegerin zog eine Schnute, die so garnicht zu ihren spitzen Gesichtszügen passen wollte. Erst jetzt bemerkte der Drunenzauberer, dass sie mit einem schwarzen Dolch herumspielte; Prynn hatte sich hinter den Baumstamm geworfen auf dem er vorhin gesessen hatte.
“Wenn du so bist verkürzen wir den Prozess eben: Ja, er schickt mich dich zu holen. Seine Befehle waren eindeutig.”
“Und wenn ich nicht-”
“Wenn du nicht kommst? Dann ergeht es dir wie Malice.”
“Malice?”
“Dreh dich doch nochmal um”
Unter dem spitzen Gelächter der Lanyfh durchzuckte den Drunen ein Blitz der Erkenntnis. Sein langjähriger Spielkamerad, Mitschüler, Feind, Gegenspieler und Unlebensretter war derjenige gewesen, der hinter ihm an einem Strick baumelte. Nie hätte er es gewagt zu vermuten, dass Nafthalla so kaltblütig war ihren eigenen Bruder aus niederen Motiven zu ermorden. Alles in ihm schrie nach ihrem Tod.
“Du dreckige Mistschlamp-”
Ein lautes Schnipsen der kaltblütigen Mörderin schnitt ihm das Wort ab, als ein gelblich schimmernder und durchscheinender Pfeil mit Lichtschwanz aus dem Dickicht auf ihn zugeschossen kam und seine Schulter durchbohrte. Der Schmerz kam rasch und überwältigend. Hinter ihm vernahm er ein krächzendes Gelächter.
“Du hast Mitleid mit ihm? Das ist allerdings nicht sehr Drunenhaft, Barin, Schätzchen. Aber im Eifer unseres kleinen Gespräches habe ich ganz vergessen dir meinen Mitstreiter vorzustellen: Barin, dies Cirith.”
Der angesprochene Wyrd spie aus.
“In deiner Situation hätte ich nicht so viel Mut. Was ist nun: Kommst du?”
Die Stimme der Hexenkriegerin hatte einen lauernden und kaltblütigen Unterton angenommen und während der Drunenzauberer die schmächtige und feingliedrige Gestalt musterte, die sich durch die Büsche schob, wurde ihm allmählich klar, welches Spiel hier gespielt wurde.
“Warum hast du den Auftrag mich zu holen? Welches Interesse hätte ein Formor wie Dracthyl an einem schwächlichen kleinen Seelenfänger wie mir?”
Wieder lachte die Botin und richtete sich auf, den Dolch immernoch in der linken Hand.
“Du denkst mit und gerade das liebe ich so an dir.”
Barins Augenbraue zuckte nervös, und aus Gewohnheit leckte er mit seiner verdorrten Zunge über seine rissigen Lippen.
“Dir war sicher bewusst, dass der Meister nur auf einen Augenblick wie diesen gewartet hat um die Macht zu ergreifen. Narrn hat seinen Kriegern versprochen, die Feldzüge auf die mein Herr schon zu lange drängt ist in Angriff zu nehmen, sobald er es den Greifen heimgezahlt hat, die sich in die Wälder verlaufen hatten. Nun; Narrn ist tot und der einzige der nun noch in Frage käme die Drunen von Gwyrd An Caern zu führen ist Dracthyl.”
Die Feuer die in den Augen des Wyrds brannten hatten sich in ein loderndes Inferno verwandelt, dass sich nichts sehnlicher wünschte als den Körper der Lanyfh zu verzehren, während in seinem Innern eisiger Grimm ihren Tod forderte. Er wusste genau worrauf dies hinauslaufen würde.
“Allerdings gab es bislang noch keinen Feldmarschall von Gwyrd An Cearn, dem nicht ein Wyrd seine Unterstützung zugesichert hätte-”
“Warum nehmt ihr nicht einen Anderen; Ich bin nicht der einzigeste Wyrd in diesem Wald und obendrein ziemlich unfähig wenn es um Magie geht.”
“Szo dumm kannszt nichteinmal du szein, Made. Denk nach!”
Wand der Magier ein, der näher an Barin herangetreten war als er es zugelassen hätte, wenn er es bemerkt hätte. In der Ferne hörte der Drunenzauberer den Donner grollen.
“Das Herz der Finsterniss.”
“Exakt - und nun folge mir.”
Die Lanyfh war von ihrer erhöhten Position herunter gesprungen und sah ihm direkt in die Augen. In ihrer Anspannung umklammerte sie den Dolch so fest, dass ihre Knöchel weiß hervorgetreten wären, wenn die Hexenkriegerin nicht so entsetzlich bleich gewesen wäre.
“Gestatte mir noch eine Frage: Warum tötet ihr mich nicht auf der Stelle?”
Nafthalla biss sich auf die Unterlippe.