Autor Thema: [Offen] Müssen Regeln eine Anleitung sein?  (Gelesen 11263 mal)

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Offline Maarzan

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Re: [Offen] Müssen Regeln eine Anleitung sein?
« Antwort #50 am: 24.02.2006 | 16:54 »
Vollkommen richtig, was du sagst. Deshalb ist es auch (zumindest meistens) Blödsinn, funktionierende Mechanissmen durch einen 'Gesunden Menschenverstand' zu ersetzen...

Aber was hat das mit dem Anleitungscharakter von Rpg-Systemen zu tun *wunder*

Es ging oben darum, dass erfahrenere Rollenspieler oft sagen, man kommt ohne viel Regeln, insbesondere die Anleitungen aus, aber letztendich man dann doch nur eben diese paar Leute und ihre eingespielte Truppe sind.
Die Regelwerke und damit die Anleitungen müssen aber auch die Neulinge und Umsteiger, bzw. Leute, die keine eingespielte Truppe haben bedienen.
Die zweite Sorte Leute, die keine Regeln haben wollen sind Leute, die eben keine verbindlichen Absprachen und Vereinbarungen mit anderen einzugehen willens sind. Und da wird der GMV eben häufiger als Alibi benutzt, um einer solchen Bindung aus dem Weg zu gehen.
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Offline Roland

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Re: [Offen] Müssen Regeln eine Anleitung sein?
« Antwort #51 am: 24.02.2006 | 17:32 »

Wir sind doch alles mehr oder weniger alte Hasen hier; braucht ihr wirklich noch eine Anleitung zum Rollenspielen?


Ja. Genauer gesagt ích will sie. Denn es gibt immer wieder neue Rollenspiele, die mir durch ihre Herangehensweise neue Perspektiven im Spiel eröffnen und meinen Horizont erweitern.

Was ich eigentlich nicht brauche, sind normale Regelsysteme. Denn Regeln wie man Atrribut zu Fertigkeit und Würfelwurf addiert, kenne ich schon genug.

Ich kann meinen Mitspielern schnell erklären, wie Rollenspielen für mich funktioniert:
"Tu so als seist du dein Charakter, aber bleib dabei am Tisch sitzen. Handlungen brauchst du nur zu beschreiben, Gespräche solltest du tatsächlich führen" - Fertig.

Und wenn der Autor eines Rollenspiels eine andere Vorstellung vom Spiel hat als Du? Wenn er will, dass Spieler, denen Rollenspiel bisher nur von Dir (oder Bitpicker, mir, wem auch immer) vorgeführt/erklärt wurde, erfahren, wie er sich das Spiel vorstellt?

Diese Spiele waren qualitativ sehr hochwertig und sehr suchtfördernd. Und die Anleitungen (zumindest zu The Sims) war sehr einsteigerfreundlich.
Trotzdem erklären sie Dir nicht was Du zu tun hast

Stimmt, dafür gibts die Strategy Guides. Die werden separat verkauft.  ;)

Ich muss allerdings dazusagen, dass ich nicht durch den Kauf von Regelmaterial zum Rollenspieler geworden bin. Ich bin eingeladen worden, mitzuspielen. Und in einem solchen Fall (den ich insgeheim für den Regelfall halten würde) ist das Fehlen bestimmter Festlegungen im Regelwerk vielleicht sogar ein gravierender Vorteil. Er erlaubt es nämlich der einzelnen Runde, bestimmte Dinge unbenommen einer Autorenvorgabe so zu handhaben, wie es der Gruppe gerade gefällt. Und kein Besserwisser kann eine endlose Diskussion darüber vom Zaun brechen, daß aber doch im Regelwerk auf Seite xx steht... Statt dessen spielt man eine Zeit (so, wie die eigene Gruppe eben spielt), leitet vielleicht irgendwann selbst und wird unversehens zu einem "Experten"

Oder man wird zu jemandem, der glaubt seine Art (oder die seiner Gruppe) zu spielen, sei die einzig existierende Methode. Oder schlimmer noch, die einzig Vernünftige. Ich sehe ab und zu immer noch verwunderte oder sogar verärgerte Gesichter, wenn ich als SL Spieler nach ihren Wunschszenen frage, oder als Spieler andere Spieler ooc bitte, ihren Charakter auf eine bestimmte Weise handeln zu lassen.
« Letzte Änderung: 24.02.2006 | 17:53 von Roland »
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Pyromancer

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Re: [Offen] Müssen Regeln eine Anleitung sein?
« Antwort #52 am: 24.02.2006 | 18:30 »
Wenn ich einfach alles entscheiden würde, wie es mir am besten passt, könnte ich auch gleich einen Roman schreiben. Das hätte ich mit 'kein System': es gäbe keine Überraschungen mehr. Die Plausibilität, die Immersion, das Erlebnis gingen flöten.

Ich hab auch eine Zeit lang diese "weniger ist mehr"-Phase was Regeln angeht durchgemacht, und an Überraschungen arm war diese Zeit sicher nicht. Dafür gibt es ja die Spieler.

Offline Bitpicker

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Re: [Offen] Müssen Regeln eine Anleitung sein?
« Antwort #53 am: 24.02.2006 | 18:54 »
Brauchst du eine Anleitung zum Kartenspielen? Nein, du weisst wie man Karten spielt. Aber was du vielleicht nicht weißt ist wie man Texas Hold Em spielt oder Bohnanza oder Chez Geek oder Munchkin spielt.

Du brauchst eine Einleitung für jedes einzelne Kartenspiel. Das ist bei Rollenspielen genau so. Die Vorstellung, dass man nur wissen muss wie man "Rollenspiele" spielt und danach kann man sich bei jedem Regelwerk getrost nur dem Regelmechanismus zuwenden, halte ich für einen gravierenden Fehler. Er ist auch der Grund, weshalb so viele "Rollenspieler" bei Primetime Adventures (oder Sorcerer oder With Great Power...) wie der Ochse vor'm Scheunentor stehen.

Man lernt nicht zu spielen, man erlernt Spiele.

Du hast damit nicht Unrecht, aber drücke ich mich wirklich so unklar aus? Natürlich kann man auf eine andere Art spielen wollen und sich der Art, die der Autor vorsieht, unterwerfen: dann spiele ich CoC nach CoC-Regeln, anschließend Vampire nach Storyteller-Regeln und schließlich PtA nach PtA-Regeln. Das entspricht den unterschiedlichen Verkehrsmitteln in meinem Beispiel. Wem das gefällt, bitteschön; das ist eine mögliche Herangehensweise, aber nicht die einzige. Und sie ist auch nicht unbedingt immer die richtige, sonst wäre ja niemals jemand mit dem System, das er gerade spielt, unzufrieden; schließlich macht er das, was der Autor will. Aber wenn jemand einen bestimmten Spielstil vorzieht und sich für andere nicht interessiert, dann ist es Unsinn, das System zu wechseln, wenn das perfekte System bereits vorliegt. Ich bin eben so eindimensional: mich interessiert keine andere Herangehensweise an das Rollenspiel als plausible Simulation der Lebenserfahrung eines fiktionalen Charakters in einer fiktionalen Realität. Das ist nicht der Königsweg und muss weder dir noch jemand anderem hier gefallen, aber es gefällt mir und meinen Spielern. Rollenspiele kaufe ich ausschließlich der Settings wegen, das System wird nur so weit beachtet, wie ich es brauche, um Zusatzregeln für mein eigenes System zu backen (z.B. Mentale Balance für Kult). Selbst wenn jetzt ein supertolles narratives System mit einem geilen Setting herauskäme, würde ich das Setting trotzdem mit meinen eigenen Regeln spielen, weil ich an keiner anderen Art zu spielen Interesse habe. Ohne mich jetzt auf das Glatteis der Behauptung begeben zu wollen, es sei narrativ, aber das Arcana-System von Engel unterscheidet sich offensichtlich von der klassischen Herangehensweise. Engel ist vermutlich ein gutes Beispiel, da es auch d20-Regeln enthält: ich wette, das jeweilige Look and Feel von Engel mit dem einen oder anderen System dürfte sich beträchtlich unterscheiden. Und dennoch habe ich Engel nur wegen des Settings gekauft und werde es, wenn ich es irgendwann spiele, mit meinem eigenen System spielen, weil nur dieses System genau das tut, was es meiner Meinung nach soll.

@Thalamus: Nein, den Weg gibt es nicht, da hast du Recht. Statt eines allgemeinen 'man' hätte ich vielleicht 'ich' schreiben sollen: ich weiß, wie ich spielen will, und brauche mir das von keinem Autoren erklären zu lassen. Seine Vision ist nicht meine Vision.

@Roland:

Zitat
Oder man wird zu jemandem, der glaubt seine Art (oder die seiner Gruppe) zu spielen, sei die einzig existierende Methode. Oder schlimmer noch, die einzig Vernünftige. Ich sehe ab und zu immer noch verwunderte oder sogar verärgerte Gesichter, wenn ich als SL Spieler nach ihren Wunschszenen frage, oder als Spieler andere Spieler ooc bitte, ihren Charakter auf eine bestimmte Weise handeln zu lassen.

Richtig, das kann passieren. Missionieren gehen muss man mit der persönlichen Methode nicht unbedingt (ich weiß, habe ich schon gelegentlich getan, mea culpa). Aber du würdest auch bei mir auf Ablehnung stoßen, wenn du mir mit Wunschszenen kommst oder mir Charaktertipps geben würdest - und zwar deshalb, weil mich das von der Identifikation mit meinem Charakter abhält. Ich spiele Rollenspiele wegen dieser Identifikation, und die wird durch alles, was nicht unmittelbar aus der Handlungsgewalt des Charakters erwächst, gestört. Das ist Teil eines Spielstils, und nicht unbedingt eine Schwäche. Wer eine schönere / spannendere Story generieren will, soll solche Mechanismen anwenden; aber anzunehmen, die Adoption solcher Mechanismen würde auf jeden Fall zu einem befriedigenderen Spiel führen, ist schlichtweg falsch.

Robin
« Letzte Änderung: 24.02.2006 | 18:56 von Bitpicker »
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Re: [Offen] Müssen Regeln eine Anleitung sein?
« Antwort #54 am: 24.02.2006 | 19:30 »
Die Diskussion erinnert mich an ein anderes Thema, nämlich den Unterschied zwischen Spielen und Spielzeug.

Spiele brauchen eine Anleitung. Spiele bestehen ja daraus, dass man z.B. erklärt, was zu diesem Spiel gehört und wie man gewinnen kann.
Spielzeug braucht keine Anleitung. Man kann sie für alle möglichen Spiele benutzen.

Will man ein Spiel, dann will man auch eine Anleitung.
Will man ein Spielzeug, dann kann man auf die Anleitung getrost verzichten (manchmal blokiert die sogar die Fantasie).

Das Problem ergibt sich, wenn man beides mischt und sich nicht so ganz klar ist, was man den nun will und auch den Kunden im Unklaren lässt.
Nicht weil die Dinge schwierig sind, wagen wir sie nicht,
sondern weil wir sie nicht wagen, sind sie schwierig.

aga g.

Pyromancer

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Re: [Offen] Müssen Regeln eine Anleitung sein?
« Antwort #55 am: 24.02.2006 | 19:31 »
Du hast damit nicht Unrecht, aber drücke ich mich wirklich so unklar aus? Natürlich kann man auf eine andere Art spielen wollen und sich der Art, die der Autor vorsieht, unterwerfen: dann spiele ich CoC nach CoC-Regeln, anschließend Vampire nach Storyteller-Regeln und schließlich PtA nach PtA-Regeln. Das entspricht den unterschiedlichen Verkehrsmitteln in meinem Beispiel. Wem das gefällt, bitteschön; das ist eine mögliche Herangehensweise, aber nicht die einzige. Und sie ist auch nicht unbedingt immer die richtige, sonst wäre ja niemals jemand mit dem System, das er gerade spielt, unzufrieden; schließlich macht er das, was der Autor will.

Äh, nein.
Das ist doch genau der Knackpunkt. Die meisten Rollenspiele enthalten nämlich überhaupt keine Anleitung, sondern nur einen Haufen Regeln; und nirgends wird genau erklärt, was man denn mit diesen Regeln machen soll. Und das birgt Frustpotential. Weil ich irgend etwas machen will, der Autor mit seinen Regeln aber etwas anderes. Und er sagt es mir nicht. Ich muss es erst mühsam herausfinden.

Zitat
Aber wenn jemand einen bestimmten Spielstil vorzieht und sich für andere nicht interessiert, dann ist es Unsinn, das System zu wechseln, wenn das perfekte System bereits vorliegt.

Wenn du bereits das perfekte System für deinen Spielstil hast, dann wäre es natürlich unsinnig, dieses System zu wechseln.
Aber das ist doch gar nicht das Thema hier, oder?

Offline Bitpicker

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Re: [Offen] Müssen Regeln eine Anleitung sein?
« Antwort #56 am: 24.02.2006 | 19:54 »
Äh, nein.
Das ist doch genau der Knackpunkt. Die meisten Rollenspiele enthalten nämlich überhaupt keine Anleitung, sondern nur einen Haufen Regeln; und nirgends wird genau erklärt, was man denn mit diesen Regeln machen soll. Und das birgt Frustpotential. Weil ich irgend etwas machen will, der Autor mit seinen Regeln aber etwas anderes. Und er sagt es mir nicht. Ich muss es erst mühsam herausfinden.

Ich habe so ein bisschen das Gefühl, dass es sich hierbei um einen urbanen Mythos des Rollenspiels handelt. Vielleicht kenne ich aber auch nur die falschen Spiele. Ich hatte jedenfalls bisher noch nicht den Eindruck, dass bei der Lektüre nicht klar wurde, was das Regelsystem eigentlich von mir wollte. Wohlgemerkt, ich spreche von den Regeln, also der Mechanik; bei Settings war das schon anders, ich kriege z.B. keinen brauchbaren Zugang zu Unknown Armies, aber da ist es vollkommen unerheblich, ob ich meine oder die Originalregeln verwende, nicht zuletzt, weil sich beide Systeme sehr ähneln.

Zitat
Wenn du bereits das perfekte System für deinen Spielstil hast, dann wäre es natürlich unsinnig, dieses System zu wechseln.
Aber das ist doch gar nicht das Thema hier, oder?

Nein, eigentlich war das Thema, ob das System eine Anleitung zum Wesen des Spiels sein muss oder auch etwas anderes sein kann. Ich sehe weiterhin die Möglichkeit, es als anleitungsfreies Werkzeug anzulegen. Ob es noch eine dritte Ansicht gibt, bleibt abzuwarten.

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Re: [Offen] Müssen Regeln eine Anleitung sein?
« Antwort #57 am: 24.02.2006 | 20:45 »
Stimmt, dafür gibts die Strategy Guides. Die werden separat verkauft.  ;)
Beim Rollenspiel nennen die sich dann Kaufabenteuer oder -kampagnen ;)
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Re: [Offen] Müssen Regeln eine Anleitung sein?
« Antwort #58 am: 24.02.2006 | 21:15 »
@Roland:

Richtig, das kann passieren. Missionieren gehen muss man mit der persönlichen Methode nicht unbedingt (ich weiß, habe ich schon gelegentlich getan, mea culpa). Aber du würdest auch bei mir auf Ablehnung stoßen, wenn du mir mit Wunschszenen kommst oder mir Charaktertipps geben würdest - und zwar deshalb, weil mich das von der Identifikation mit meinem Charakter abhält. Ich spiele Rollenspiele wegen dieser Identifikation, und die wird durch alles, was nicht unmittelbar aus der Handlungsgewalt des Charakters erwächst, gestört. Das ist Teil eines Spielstils, und nicht unbedingt eine Schwäche. Wer eine schönere / spannendere Story generieren will, soll solche Mechanismen anwenden; aber anzunehmen, die Adoption solcher Mechanismen würde auf jeden Fall zu einem befriedigenderen Spiel führen, ist schlichtweg falsch.

Nicht auf jeden Fall, sie helfen aber oft.

Ich habe so ein bisschen das Gefühl, dass es sich hierbei um einen urbanen Mythos des Rollenspiels handelt. Vielleicht kenne ich aber auch nur die falschen Spiele. Ich hatte jedenfalls bisher noch nicht den Eindruck, dass bei der Lektüre nicht klar wurde, was das Regelsystem eigentlich von mir wollte.

Das könnte allerdings auch daran liegen, dass Du schon weißt wie man spielt. Wenn ich einem Neuling Vampire in die Hand drücken würde, verstünde er die Regeln wahrscheinlich nach kurzer Anleitung, ob er dass mit dem "Storytelling Game of Personal Horror" aber hinkriegen würde, bezweifliche ich. 

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Offline Thalamus Grondak

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Re: [Offen] Müssen Regeln eine Anleitung sein?
« Antwort #59 am: 25.02.2006 | 00:36 »
Das ist doch genau der Knackpunkt. Die meisten Rollenspiele enthalten nämlich überhaupt keine Anleitung, sondern nur einen Haufen Regeln; und nirgends wird genau erklärt, was man denn mit diesen Regeln machen soll. Und das birgt Frustpotential. Weil ich irgend etwas machen will, der Autor mit seinen Regeln aber etwas anderes. Und er sagt es mir nicht. Ich muss es erst mühsam herausfinden.
Man mag mir verstocktheit vorwerfen (ach wurde ja schon  ;))
Aber wo ist das Problem bei etwas, das 30 Jahre Funktioniert hat?
Ich fand es nie Mühsam. Ich hatte auch selten das gefühl, das ein Rollenspielautor mir seine Art zu spielen aufdoktrinieren wollte.
Ich denke man sollte sich erstmal bewusst machen, das es Grundsätzlich unterschiedliche Ansätze für Rollenspiele gibt. Wenn man denen dann unerschiedliche Namen gibt, wird man auch schneller auf einen Nenner bei solchen Diskussionen kommen.
Meine Passion gehört auf jedenfall den klassischen Rollenspielen, und diese brauchen IMHO keine Anleitung wie man Rollenspiel betreibt(bis auf die Allgemeinen Beschreibungen "Was ist ein Rollenspiel" für die Einsteiger)
Dann gibt es Rollenspiele die den Fokus nicht auf den Char oder die Geschichte legen, sondern auf innere Konflikte und deren ausspielen. Diese benötigen wohl eine genauere Anleitung, wie sie zu spielen sind.
Als drittes gibt es dann noch die Systeme in denen es um die Story geht, und bei denen der Char nur ein Vehikel ist. Diese brauchen auch eine Anleitung aber es sind auch keine Rollenspiele sondern DAGs(wessen Wortschöpfung wahr das nochmal?)

.....verärgerte Gesichter wenn ich als Spieler andere Spieler ooc bitte, ihren Charakter auf eine bestimmte Weise handeln zu lassen......
Etwas was ich sehr gut nachvollziehen kann.
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Pyromancer

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Re: [Offen] Müssen Regeln eine Anleitung sein?
« Antwort #60 am: 25.02.2006 | 00:41 »
Man mag mir verstocktheit vorwerfen (ach wurde ja schon  ;))
Aber wo ist das Problem bei etwas, das 30 Jahre Funktioniert hat?

Der Sozialismus hat auch 30 Jahre funktioniert.

Offline Thalamus Grondak

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Re: [Offen] Müssen Regeln eine Anleitung sein?
« Antwort #61 am: 25.02.2006 | 00:42 »
Der Sozialismus hat auch 30 Jahre funktioniert.
Hat er der Mehrheit Spaß gemacht?
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Joe Dizzy

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Re: [Offen] Müssen Regeln eine Anleitung sein?
« Antwort #62 am: 25.02.2006 | 01:19 »
Trotzdem erklären sie Dir nicht was Du zu tun hast

Sie sagen dir nicht was du tun musst um Spaß zu haben.
Sie sagen dir sehr wohl was du tun must, um sie zu benutzen. Denn wenn du sie noch nicht einmal benutzen kannst, ist die Wahrscheinlichkeit dass du damit Spaß hast.. eher gering.

Joe Dizzy

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Re: [Offen] Müssen Regeln eine Anleitung sein?
« Antwort #63 am: 25.02.2006 | 01:20 »
Und sie ist auch nicht unbedingt immer die richtige, sonst wäre ja niemals jemand mit dem System, das er gerade spielt, unzufrieden; schließlich macht er das, was der Autor will.

Was der Autor will und was mir Spaß macht sind zwei Paar Schuhe.

Zitat
Aber wenn jemand einen bestimmten Spielstil vorzieht und sich für andere nicht interessiert, dann ist es Unsinn, das System zu wechseln, wenn das perfekte System bereits vorliegt.

Wie kann das System perfekt sein, wenn seine (beabsichtigte) Nutzung dir nicht dabei hilft Spaß zu haben?

Offline Bitpicker

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Re: [Offen] Müssen Regeln eine Anleitung sein?
« Antwort #64 am: 25.02.2006 | 08:11 »
Was der Autor will und was mir Spaß macht sind zwei Paar Schuhe.

Äh - genau? Und deshalb brauche ich seine Anleitung nicht...

Zitat
Wie kann das System perfekt sein, wenn seine (beabsichtigte) Nutzung dir nicht dabei hilft Spaß zu haben?

Habe ich irgendwas von mangelndem Spaß gesagt? Ich habe gesagt, dass ein Systemwechsel unnötig ist, wenn das perfekte System bereits vorliegt. 'Perfekt' impliziert natürlich auch, dass es Spaß macht.

Man muss nicht immer auf Teufel komm raus widersprechen und dafür notfalls Argumente an den Haaren herbeiziehen.

Robin
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Re: [Offen] Müssen Regeln eine Anleitung sein?
« Antwort #65 am: 25.02.2006 | 10:06 »


Etwas was ich sehr gut nachvollziehen kann.

Würdest Du Dich wirklich ärgern, wenn ich sowas sage wie "Hey, wie wär's wenn Du uns über [füge beliebige, für alle Spieler wichtigen Informationen ein, deren Kenntnis dazu führen würden dass der Rest der Gruppe für die nächste halbe Stunde nicht untätig 'rumsitzen muss] informierst," oder "Köntet ihr euch etwas kürzer fassen, wir haben nur noch eine halbe Stunde Zeit und wollten ja noch ... ."? Ich hoffe nicht.
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Re: [Offen] Müssen Regeln eine Anleitung sein?
« Antwort #66 am: 25.02.2006 | 10:20 »
Würdest Du Dich wirklich ärgern, wenn ich sowas sage wie "Hey, wie wär's wenn Du uns über [füge beliebige, für alle Spieler wichtigen Informationen ein, deren Kenntnis dazu führen würden dass der Rest der Gruppe für die nächste halbe Stunde nicht untätig 'rumsitzen muss] informierst," oder "Köntet ihr euch etwas kürzer fassen, wir haben nur noch eine halbe Stunde Zeit und wollten ja noch ... ."? Ich hoffe nicht.
Nicht, wenn es berechtigt ist, aber da kann ich auch keinen Bezug zu Rollenspielen ziehen, die einem sagen, wie man zu spielen hat. Das sind reine Outtime Probleme, die natürlich geklärt werden müssen.
Wenn du in Verbindung mit "Regeln müssen eine Anleitung zum Rollenspielen enthalten" sagst, das du Spieler bittest ihre Chars anders zu spielen, dann rechne ich mit Aussagen wie "Aber dein Char sollte viel größere Probleme mit diesem Konflikt haben, weil ja in den Regen steht, das ...."
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Offline Roland

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Re: [Offen] Müssen Regeln eine Anleitung sein?
« Antwort #67 am: 25.02.2006 | 10:55 »
Thalamus - Wenn ich fordere, dass in einem Produkt das sich "Rollenspiel" nennt, eine Anleitung zum Spiel enthalten sein muss, dann meine ich damit nicht, dass unbedingt genaue Anweisungen zur Gestaltung der Psyche oder des Gebaren eines Charakters enthalten sein sollen. "Rollenspiel" ist nicht nur das Spielen einer Rolle, sondern (fast) der gesamte aufs Spiel bezogene Kommunikations- und Verhandlungsablauf.


Ein gutes Beispiel, wie man einen Teil solch einer Anleitung verfassen könnte, ist der letzte Abschnitt in Vincent Bakers anyway blog (nach ganz unten scrollen).
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Re: [Offen] Müssen Regeln eine Anleitung sein?
« Antwort #68 am: 25.02.2006 | 11:02 »
Man muss nicht immer auf Teufel komm raus widersprechen und dafür notfalls Argumente an den Haaren herbeiziehen.

Stimmt genau.

Ich denke unsere verschiedenen Ansätze lassen sich vielleicht so erklären:

Ich bin der Meinung, dass eine Rollenspiel-anleitung mir nicht sagt wie ich mit dem Rollenspiel Spaß habe. Es sagt mir nur, wie ich es benutze. Ob es mir Spaß macht hängt allein von meinen Vorlieben ab. Genauso wie eine Anleitung zu Word mir nicht sagt wie ich eine packende Geschichte schreibe, oder überhaupt schreibe... sondern nur wie ich Word benutze um etwas zu schreiben.

Besser kann ich es denke ich nicht erklären. Wenn das trotzdem noch unklar ist, beantworte ich gerne Fragen. Aber ob diese Einstellung "richtig", "logisch" oder "sinnvoll" ist, muss denke ich nicht in diesem Thread oder Forum geklärt werden. :)

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Re: [Offen] Müssen Regeln eine Anleitung sein?
« Antwort #69 am: 25.02.2006 | 11:24 »
Sie sagen dir nicht was du tun musst um Spaß zu haben.
Das ist doch genau der Punkt bei einem handelsüblichen Spiel. Es erklärt Dir was Du nach Meinung des Autors machen musst, um Spass zu haben. z.B. Mensch Ärgere Nicht. "Du musst Deine Pöppel ins Ziel bringen, während Du die gegnerischen Pöppel daran hindern musst. Das macht Spass." während bei Spielzeugen der Autor oder der Produzent Dir höchstens erklärt welche Optionen das Spielzeug hat.
Word ist dabei übrigens eher vergleichbar mit einem Spiel als mit einem Spielzeug. Du hast für alle Anwendungsmöglichkeiten eigene Assistenten, sodass Du quasi zu Deinem Endergebnis (hier z.B. einen Serienbrief zu erstellen) geführt wirst.
Bei anderen Softwareprodukten wie z.B. Softwareentwicklungsumgebungen sind diese Assistenten eher hinderlich, weil sie niemals so elegant programmieren können wie ein normaler Vollzeitprogrammierer. Du bekommst zwar erklärt, welche Syntax sie verwenden, aber nicht wie Du Dein Programm schreiben musst und auf welche Konventionen Du achten musst. Diese Produkte sind eher Werkzeuge für "Profis" als "Spiele" für "Gelegenheitsanwender" wie beim Word.
Und so ähnlich sehe ich (und ich glaube auch Robin) es bei Rollenspielwerkzeugen.
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Re: [Offen] Müssen Regeln eine Anleitung sein?
« Antwort #70 am: 25.02.2006 | 15:37 »
Ein gutes Beispiel, wie man einen Teil solch einer Anleitung verfassen könnte, ist der letzte Abschnitt in Vincent Bakers anyway blog (nach ganz unten scrollen).
Das ist eine brauchbare Beschreibung, da stimme ich zu, doch beschreibt sie nur eine art und weise zu spielen, und mir würde der Abschnitt "Roleplaying's Fundamental Act" vollkommen ausreichen. Er macht Spielern die noch nie zuvor etwas von RPG gehört haben klar, worum es geht, und lässt ihnen alle Freiheiten, das ganze auf ihre Art zu machen.
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Re: [Offen] Müssen Regeln eine Anleitung sein?
« Antwort #71 am: 25.02.2006 | 16:49 »
Das ist eine brauchbare Beschreibung, da stimme ich zu, doch beschreibt sie nur eine art und weise zu spielen.

Ja, genau. Das will ich doch. Wenn ich mir Mensch ärger dich nicht kaufe, dann soll da keine Anleitung für alle möglichen Spiele dabei sein, sondern für Mensch ärger dich nicht. Wie man Monopoly oder Skat oder Schach spielt, das interessiert mich in dem Moment doch gar nicht.
Und wenn ich Schach oder Skat spielen will, dann hab ich mit Mensch ärger dich nicht einen Fehlkauf getan.

Offline Thalamus Grondak

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Re: [Offen] Müssen Regeln eine Anleitung sein?
« Antwort #72 am: 25.02.2006 | 17:31 »
Ja, genau. Das will ich doch. Wenn ich mir Mensch ärger dich nicht kaufe, dann soll da keine Anleitung für alle möglichen Spiele dabei sein, sondern für Mensch ärger dich nicht. Wie man Monopoly oder Skat oder Schach spielt, das interessiert mich in dem Moment doch gar nicht.
Und wenn ich Schach oder Skat spielen will, dann hab ich mit Mensch ärger dich nicht einen Fehlkauf getan.
Schach verhält sich aber nciht zu Skat, wie D&D zu DitV.
Allein die verschiedenen Möglichkeiten D&D zu spielen sprengen jede Gesellschaftspielsammlung um Äonen.
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Re: [Offen] Müssen Regeln eine Anleitung sein?
« Antwort #73 am: 25.02.2006 | 22:14 »
Ah, Roland, ich danke dir, dass du mir die Arbeit abnimmst. Volle Zustimmung zu allem! :d
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