Autor Thema: [PTA] Die Station  (Gelesen 1064 mal)

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Offline Nocturama

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[PTA] Die Station
« am: 25.04.2008 | 21:48 »
Inzwischen haben wir das erste Mal PTA gespielt und ich habe mir die Mühe gemacht, ein Diary für die Sitzung zu verfassen. Feedback zu Problemen (siehe ganz unten) ist natürlich willkommen!

Aber vorangestellt schon mal: der Abend hat sich auf jeden Fall gelohnt und das System hat auch gehalten, was es versprochen hat. Einige Sachen liefen noch etwas holperig, aber das lag imho vor allem daran, dass wir noch gar keine Erfahrung mit dem System hatten. Nun ja, unsere ersten Schritte in „traditionelleren“ Rollenspielen waren ja auch nicht eben einfach :P
Aus dem gleichen Grund war die Spielgeschwindigkeit relativ langsam: ich musste häufiger mal auf die Regeln hinweisen oder man hat sich über das weitere Vorgehen besprochen.
Leider konnten wir unseren Pilotfilm nicht fertigdrehen, da hat das Brainstorming zur Prämisse doch zu viel Zeit beansprucht ;) Nun ja, wir werden den zweiten Teil noch nachholen.

Prämisse: Eine Gruppe von Wissenschaftlern übernimmt eine alte russische Forschungsstation auf einer kargen Insel. Doch ist die Station so verlassen, wie berichtet wurde? Und kann sich eine Gruppe von Einzelgängern zu einem Team zusammenraufen?

Tone: Ernsthaft, aber durchaus mit „Comic Relief“ dazwischen.

Protagonisten:

Brigit O’Connor: die enthusiastische, etwas naive Zoologin. Amerikanerin irischer Abstammung. Issue: Aus dem Schatten des Vaters heraustreten (der ein berühmter Wissenschaftler ist)

Chaya: Israelische Geologin und Outdoor-Experte. Die toughe, selbstbewusste Frau. Issue: Angst davor, verletzlich zu sein.

Thorulfur Ketillson: Isländischer Techniker. Wurde dazu verdonnert, bei dem Projekt mitzumachen. Grummeliger Einzelgänger, der gerne provoziert. Issue: Will nicht versagen.

Nathan Yarro: Britischer Botaniker. Schüchtern und menschenscheu, redet lieber mit seinen Pflanzen als mit echten Personen. Issue: Möchte mit Menschen klar kommen.


Szene 1 (Einführungsszene): Das Team setzt vom Forschungsschiff zur Station über. Die Kamera schweift kurz über jeden der Protagonisten und vermittelt so einen ersten Eindruck. Die Wissenschaftler werden am Ufer abgesetzt, während ihnen der Matrose am Heckmotor noch zuruft: „Viel Glück. In zwei Monaten bringen wir die neuen Vorräte…“
Auf einen begeisterten Ausruf von Brigit („Ich freue mich schon darauf, die Arbeit zu beginnen! Was für eine großartige Chance!“) kanzelt sie Thorulfur knapp ab.
Das nutzten wir als unseren ersten Conflict: Kann Brigit selbst daran glauben, dass die Forschungsarbeit großartig und erfolgreich wird, indem sie die anderen davon überzeugt? Kann Thorulfur sich als Einzelgänger positionieren und die anderen dazu bringen, ihn alleine zu lassen (Verbindung zum Issue eher vage, aber macht ja nichts)?
Beide verlieren. Brigit geht auf Thorulfur zu, um ihn zu unterstützen, knickt aber kurz davor ein, weil sie Selbstzweifel hat (erzählt von Brigits Spieler).

Szene 2: Das Team betritt die Station durch eine Luftschleuse. Jeder Protagonist bekommt eine kurze Szene, in der sie ihre Zimmer/Bereiche beziehen. Außerdem gibt es für jeden einen Conflict (den wieder alle verlieren ;) Der Ausgang wird vom Producer, also mir, erzählt).
Brigit bezieht ihr Zimmer und stellt ein Bild von ihrem Vater auf. Sie fragt sich, ob die Mission wirklich ein Erfolg wird und sie sich beweisen kann. So recht kann sie aber nicht daran glauben und um seinem Blick zu entgehen, dreht sie das Bild ihres Vaters um.
Chaya richtet sich auch ein und setzt sich auf ihre Liege. Dabei kommen ihr die Tränen. Kann sie stark bleiben und sich beherrschen? Sie versucht, ihre Tränen wegzuwischen, aber es kommen immer mehr.
In Thorulfurs Zimmer bricht als erstes die Liege unter seiner Tasche zusammen. Geht er seinem Perfektionsdrang nach und repariert als erstes die Liege oder sucht er Kontakt zu den anderen? Nach einem Moment des Zweifels kniet er sich neben seine Liege und beginnt mit der Reparatur.
Nathan packt im Gewächshaus seine Pflänzchen aus und redet liebevoll mit ihnen. Dabei fällt ihm auf, dass noch ein paar alte Töpfe mit Pflanzen dort stehen – die seltsamerweise nicht vertrocknet, sondern grün und saftig sind.
Traut er sich, sein Refugium zu verlassen und mit den anderen zu reden? Doch sein Lieblings-Bonsai geht natürlich vor, was Nathan ihm auch erklärt.

Szene 3: Chaya unterhält sich mit Brigit und äußert ihren Verdacht, dass dies nicht nur eine einfache Beobachtungsstation gewesen sein konnte. Die Station scheint hermetisch verschließbar zu sein und ihre Ausstattung erinnert mehr an ein Labor. Im gleichen Augenblick kann man ein seltsames Schleifen. Die beiden glauben erst, dass es wieder ein Geräusch aus Thorulfurs Zimmer wäre und rufen auf den Gang, ob alles in Ordnung sei. Und natürlich kommt Thorulfurs Antwort aus einer ganz anderen Ecke…
In dieser Szene ist uns spontan kein Conflict eingefallen, also haben wir darauf verzichtet.

Szene 4: Das Team sitzt beim Abendessen in der Kantine. Man tauscht sich über die Vermutung aus, dass es sich bei der Station um ein Labor handelt und über die seltsamen Pflanzen.
Nach einer positiven Bemerkung von Brigit will Thorulfur provozieren und haut jedem eine beleidigende Bemerkung vor den Latz. Chaya hält dagegen.
Conflict: Kann sich Chaya damit als starke Führungspersönlichkeit profilieren? Kann Thorulfur die anderen mit seiner Bemerkung aus der Reserve locken? Beide gewinnen und der Ausgang muss von mir erzählt werden. Chaya verweist Thorulfur in seine Schranken, indem sie auf die Bedeutung von Teamarbeit bei einer anderen Expedition hinweist. Nathan zeigt, was er für ein zurückhaltender Typ ist und beugt sich stumm über seine Erbsensuppe.
Nach einer mysteriösen Bemerkung (die ich leider vergessen habe), fährt die Kamera, immer den hellen Türeingang im Zentrum, zurück auf den dunklen Gang.

Szene 5: Plötzlicher Schnitt ins Helle. Es ist der nächste Tag und die Wissenschaftler (ohne den Techniker) machen einen Rundgang über die Insel. Am Wegesrand finden sie ein verwestes Tier. Es ist offensichtlich kein Vogel (außer denen es nichts auf der Insel geben sollte). Die Zoologin untersucht das Tier.
Conflict: Kann Brigit den anderen (und sich selbst) beweisen, was für eine tolle Zoologin sie ist? Sie gewinnt den Conflict und die Erzählrechte. Sie sieht sich das Gebiss an und meint, dass es eindeutig ein Karnivore war – dessen kräftige Kiefer und scharfe Zähne gut geeignet wären, um Muskeln zu zerteilen und Knochen zu zerbrechen (duuuuhduuuuh!).

Tja, und da war die Zeit leider vorbei ;)

Fazit:

Meiner Meinung nach gut geklappt hat:

- gemeinsam überlegen, was passieren soll und welche Szenen passen. Ich hatte nicht den Eindruck, dass da jemand zu kurz kam oder sich nicht getraut hat, seine Meinung zu sagen. Auch wenn das den Fortlauf der Handlung etwas verlangsamt hat, waren doch die „was wäre jetzt cool“-Gespräche spannend und sinnvoll.
- Ideen von anderen aufnehmen und weiterverarbeiten: ich musste inhaltlich nur wenige Anregungen geben, die Entwicklung der Geschichte lief von ganz alleine. Es fiel auch erstaunlich leicht, sich eine „Fernsehsprache“ anzugewöhnen, also von Kameradrehungen, Schnitten und ähnlichem zu reden. Das Ergebnis waren sehr gut vorstellbare, visuell prägnante Szenen.

Noch holprig war:

- Szenen ankündigen: viele Spieler wollten lieber gleich loslegen und nahmen ihre Szenen mehr als „jetzt bin ich dran“. Ich denke aber, dass das mit etwas Gewöhnung ganz gut klappen sollte.
- Conflicts: Da muss ich noch etwas üben: wie lange soll man eine Szene laufen lassen, bevor man einen Conflict provoziert? Wie lange kann sie danach noch weitergehen? Bisher wurden noch nicht oft Szenen verlangt, in denen der Conflict schon angelegt ist. In einer Szene haben wir deshalb auch auf den Conflict verzichtet, weil uns nichts Tolles eingefallen ist. Die Conflicts waren manchmal nur schwer auf das Issue zu beziehen und wenn man sie direkt darauf bezogen hat, waren sie recht ähnlich. Auch da denke ich, dass es vor allem eine Übungs- und Erfahrungssache ist.
- Auch als Producer muss ich noch etwas umdenken: weniger überlegen, was als nächstes passieren könnte, sondern mehr darauf achten, Aufhänger für Conflicts mit klarem Bezug auf die Issues zu einzubauen
- Fanmail: Tja, was soll ich sagen? Es wurde kein einziger Punkt verteilt! Ich glaube, es liegt daran, dass die meisten Spieler erstmal nur für den „unglaublich tollen Augenblick“ warten – und natürlich, weil sie das Konzept noch nicht wirklich gewohnt sind. Bei unserer M&M-Runde hat es auch eine Weile gedauert, bis das halbwegs gefunzt hat…
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Offline Tele-Chinese

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Re: [PTA] Die Station
« Antwort #1 am: 26.04.2008 | 00:38 »
Also zum Thema Fanmail kann ich dir sagen: Gehe mit guten Beispiel vorran und ermutige deine Leute zur Fanmail vergabe. Fredi macht das zum Beispiel so, dass er als Producer öf ters mal in die Runde wirft "also wenn ich jetzt Fanmail verteilen könnte, dann...". Das wirkt! Die Spieler müssen am Anfang genau die von dir beschriebene Hemmschwelle überwinden (und ab und zu vielleicht nochmal daran erinnert werden) und dann sollte es klappen. Hilfreich kann noch sein, wenn du erklärst, dass alles was man als Spieler am Tisch cool fand auch mit Fanmail honoriert werden darf. Also nicht nur die geilste SZene, sondern auch einfach ein cooler Spruch der gar nicht zum Rollenspiel gehört hat. HAben die Mitspieler das erstmal begriffen läuft die ganze Sache von alleine.

Und ansonsten bist du ja auf einem guten Weg was PTA betrifft. Will sagen, du hast selbst schon erkannt auf was du dich als Producer konzentrieren musst und was mit Erfahrung einhergeht. Von daher kann ich dir nur raten: Bleib dabei (es lohnt sich). PTA macht soviel Spass, wenn alle begriffen haben um was es geht und sich voll einbringen können.

Toast
Toastbrot (von englisch toast, „rösten“ aus lateinisch tostus, „getrocknet“) oder Röstbrot ist ein spezielles, feinporiges Kastenweißbrot mit dünner Kruste, das vor dem Verzehr scheibenweise geröstet wird, heute üblicherweise mit einem Toaster.

Brot kann schimmeln, was kannst du?