Von mir erst einmal ein ganz großes Lob für die richtige Benutzung von Theorie-Begriffen (neben dem „Willkommen im Theorie-Channel)! Narrativismus auf Anhieb richtig… das passiert selten.
Und jetzt zur Verwirrung: ich sehe das anders als 1of3. Warum?
Das klassische Horror-Genre (wie gesagt, wenn man nicht von Personal Horror redet) zielt nicht auf die klassische literarische Prämisse (im Sinne von Egri). Es geht bei Horror üblicherweise nicht um moralische Standpunkte, ethische Entscheidungen und Dilemmata. Es geht um Terror, Schockmomente, Spannung. Der Zombie frisst dich oder er frisst dich nicht. Der Slasher erwischt dich oder du entkommst knapp. Da wird nicht lange gegrübelt, da wird gehandelt.
Dementsprechend sehe ich bei klassischem Horror im Rollenspiel auch wenig Sinn darin, solche Elemente einzubauen. Es geht tatsächlich um Gam (wer überlebt, gewinnt oder so) oder Sim (Nachbau des Genres „Horror“).
Dementsprechend hat 1of3 theoretisch Recht: Aus „Wenn du machtlos wärst, was würdest du tun?“ könnte man was mit Prämisse (im Nar-Sinn) machen. Praktisch gesehen wird es aber vermutlich eher auf Sim (im Sinn von: Stell dir vor XY mit Genre-Konvention Z – Go!) rauslaufen.
Zwei Dinge könnten erleichtern, dass man so etwas narrativistisch aufziehen kann:
1. Die Machtlosigkeit sollte nicht vorher feststehen. Wenn sie das tut, schränkt sie die Menge der möglichen Themen, die durch das Spiel entstehen können, stark ein. Das macht N nicht unmöglich, aber reduziert doch sicher die Möglichkeiten stark.
2. Der SL darf nicht alleine entscheiden. Wie und wo sich die Machtlosigkeit auswirkt, sollten die Spieler mit in der Hand haben.
3. Man muss den Spielern wichtige Entscheidungen in die Hand geben. Die Charaktere dürfen machtlos sein, die Spieler nicht.
Insgesamt ist es also sicher durchaus möglich, klassischen Horror mit Nar-Elementen zu koppeln. Es wird nur sehr schwierig. (weswegen es da vermutlich auch noch nichts von Forge gibt) Also würde ich dir für den Fall lieber Personal Horror empfehlen. Das trieft vor Nar.