Thema: Guter Charakterhintergrund

[Pendragon]

hallo,

bin sowohl als Spieler als auch SL ein Freund von Charakterhintergründen. Aber immer wieder stelle ich fest das es garnicht so einfach ist einen guten Charakterhintergrund zu konzipieren. Mit gut meine ich nicht wie spannend er sich liest sondern wie gut er das Spiel verbessert.
Was gehört für euch hinein in einen guten Charakterhintergrund?

gruß Pendragon

[Huckleberry]

For what it's worth:

Ich mag auch gerne detaillierte Hintergrundgeschichten, und hab mich bei meinen ersten Charakteren immer gewundert, warum die schön ausgearbeiteten Hitnergrundgeschichten im Spiel dann de facto keine Rolle gespielt haben. Bis ich dann verstanden habe, daß ich den Hintergrund zu geschlossen angelegt hatte: ich hab die Konflikte, die darin angelegt waren, auch gleich alle zuende erzählt, statt sie offen zu lassen und zu sehen, was der Spielleiter daraus macht. Das hängt natürlich ein bisschen mit dem Gefühl zusammen, denn eigenen Helden unter seiner eigenen Kontrolle haben zu wollen; aber wenn man möchte, daß der Hintergrund ins Spiel einfließt, dann führt, denke ich, kein Weg daran vorbei, Konflikte einzuführen und offenzulassen.

[Dai]

Ich schätze ich bin da ziemlih White-Wolf versaut. Die Art wie sie ihre Templates in den verschieden Clans-, Stammes-, und Waßweißichnichnochallesan-Büchern vorstellen gefällt mir wirklich Prima. Das heißt eine Seite mit gutem Hintergrund und ende. Mehr braucht es für mein Empfinden garnicht, nur ein kurzer Abbriß des Chars, wo kommt er her und wo geht er hin, dann vieleicht noch ein Prägendes Ereignis in seinem Leben.

Leider hat das anscheinend kaum Einfluß auf die Spieler wie ich finde. Aus eigener Erfahrung weiß ich das man die Beine in die Hand nehmen sollte sobald der Hintergrund mehr als 2 Seiten hat, dann hat man's nämlich mit dem momentanen Lieblingscharakter des Spielers zu tun.
Und bei Vampire ist dann so das die alten Vampire bei jedem wichtigen, geschichtlichen Ereignis Live dabei waren...

[Skele-Surtur]

1. Motivation des Charakters (warum tut er was er tut)

2. grobe Übersicht über sein bisheriges Leben, (er wird kaum in seinen Lebenslauf schreiben "ich bin am Xten Xten 19hunder X als Zauberer erstellt worden).

3. Kurzer Abriss über das "Wer und Wo" seines bisherigen sozialen Umfelds (Ja, es gibt auch Charkatere deren Eltern nicht tot oder verschwunden sind! Sogar bei ShadowRun!)

Alles weitere kann rein, muss aber nicht.
Der Hintergrund eines Charakters lässt sich auch problemlos in 3-5 Sätzen abhandeln. Beispiel wäre einer meiner alten StarWars Charaktere.

"Geboren in einem Dreckskaff im OuterRim arbeitete er in der TechWerkstatt seines Vaters (Wer und Wo des Sozialen Umfelds), ballerte aber lieber auf alte Blechdosen und träumte vom Abenteuerlichen Leben eines Blasterslingers, als Schrott zu sortieren und veraltete Geräte zu warten (Motivation und Erklärung der Kentnisse). Kaum 16 heuerte er als Wartungstechnikergehilfe auf einem Transporter an und versucht sich seit dem als Blasterslinger einen Namen zu machen (Bisheriges Leben)."

Nicht mal 4 Sätze, alles drin, man kann sofort anfangen. Was ich überhaupt nicht leiden kann, sind 10-Seitige Abhandlungen die ich mir als SL dann noch durchlesen soll und in denen letztendlich auch nicht viel mehr drinsteht...

[Dai]

Nicht mal 4 Sätze, alles drin, man kann sofort anfangen. Was ich überhaupt nicht leiden kann, sind 10-Seitige Abhandlungen die ich mir als SL dann noch durchlesen soll und in denen letztendlich auch nicht viel mehr drinsteht...

Volle Zustimmung. So kann das aussehen. Viele Spieler scheinen ihren Hintergrund mit einem Roman zu verwechseln (wenns den wenigstens genauso spannend zu lesen wäre  )

[Bad Horse]

Ein Charakterhintergrund ist meistens sogar besser, wenn er noch ein paar Löcher hat. Dann kann man später noch Sachen einfügen, die vielleicht im augenblicklichen Abenteuer relevant sind... ("hey, mein Char war früher eigentlich mal in der Anti-Waffen-Liga... aber jetzt ist er gezwungen, herumzuballern, um zu überleben." -> mehr Konflikt!)

Obwohl ich auch schon gaaaaanz viele Seiten mit Char-Hintergrund gefüllt habe. Naja, wenn man nur aller zwei Monate spielt, den Char aber grade furchtbar interessant findet, muß man sich ja irgendwie austoben. 

[Wodisch]

Gegen die "Löcher" habe ich nichts, aber mit vier Sätzen komme ich da nicht aus (und dabei verwende ich eigentlich nur Stichworte, keine tollen Formulierungen).
Aber ich möchte Kanten und Ecken in meinen Figuren haben, eine in sich stimmige Weiterentwicklung und die Chance, in bestimmten Situationen aus diesem Hintergrund heraus "anders" reagieren zu können, als immer nur "weitermachen wie vorher".
Und dann nutze ich das auch noch als Gedächtnis, indem ich die wichtigen Sachen dort notiere (bei Figuren mit über 20 Realjahren gar keine schlechte Idee)...

[Haukrinn]

Ich mag Charakterhintergründe nicht so sonderlich. Die kosten einerseits sehr viel Zeit (und zwar nicht nur den Spieler, der sie sich ausdenkt, sondern auch die Mitspieler, die sich danach mit dem Machwerk auseinander setzen müssen), andererseits ist der Nutzen für's Spiel nicht sonderlich groß. Deshalb beschränke ich mich bei so etwas meist auf die Kernpunkte meines Charakterkonzepts, die ich dann in ein bis zwei Sätzen ausformuliere. Alles andere definiere ich lieber erst während des Spiels, wenn ich denke, einen interessanten Punkt gefunden zu haben, zu dem ich eine Verknüpfung mit der Vergangenheit meines Charakters herstellen kann. Dadurch wird dann der Charakter tiefer in die Story gezogen.

[Roland]

Ich lege auf detaillierte Charakterhintergründe immer weniger Wert. Im besten Fall liefern sie Handlungsanstösse, die man auch wesentlich kürzer und eindeutiger formulieren kann, als in einer langen Hintergrundgeschichte, im schlechtesten Fall nur einen Vorwand für allerlei unnützes Zeug.

Kurz und gehaltvoll, so muss ein Charakterhintergrund sein.

[Merlin Emrys]

bin sowohl als Spieler als auch SL ein Freund von Charakterhintergründen. Aber immer wieder stelle ich fest das es garnicht so einfach ist einen guten Charakterhintergrund zu konzipieren. Mit gut meine ich nicht wie spannend er sich liest sondern wie gut er das Spiel verbessert.
Was gehört für euch hinein in einen guten Charakterhintergrund?

Hm, was muss man unter "Verbesserung des Spiels" verstehen? Für mich ist ein Charakterhintergrund Teil des Charakters, und er verbessert das Spiel, indem er mir erlaubt, auf seiner Basis konsistente Entscheidungen zu treffen. Dadurch wirkt der Charakter auf mich "authentischer".
Was in ihn hineingehört, ist also alles, was Werdegang und Entscheidungen des Charakters massgeblich mit beeinflusst. Aber ich gebe meine Charakterhintergründe in der Regel nie aus der Hand - sie beeinflussen das Spiel über mich, nicht selbst. Entsprechend spreche ich gerne über die Hintergründe der Charaktere meiner Mitspieler (und würde sie, schriftliche Fixierung vorausgesetzt, auch lesen), betrachte sie aber, wenn ich leite, weniger als "Wühlbox für weitere Ideen" denn als etwas, was mir hilft, sie und ihre Verhaltensweisen zu verstehen und ein Stück weit auch vorherzusehen. Wenn ich auf bestimmte Elemente eingehen möchte, kläre ich die notwendigen Details zunächst mit dem Spieler, damit es nicht im Spiel zu Schwierigkeiten wegen Sichtweisendifferenzen kommt, oder ich gebe dem Spieler Hinweise, worum es mir geht, und überlasse alle weiteren Ausfürungen dem Spieler direkt. (D.h. wenn ein Spieler seine Eltern aufsucht, wird er die Szenen soweit wie möglich unter seiner Regie führen.)

Was ich allerdings bei manchen Spielern dringend empfehle: Es sollte drinstehen, warum der Charakter sich einer Gruppe anschliessen möchte und warum er zu diesem Zweck bestimmte seiner Verhaltensweisen modifizieren kann...

[Wodisch]

Mir scheint, wir sollten erstmal klären, für wen wir etwas über unsere Charactere schreiben.
Erst wenn das Zielpublikum feststeht, kann man vernünftig/sinnvoll/verständlich über das "wie und warum" diskutieren.
Und da gilt für mich, was Merlin geschrieben hat: der Hintergrund ist für mich, auch wenn die Mitspieler und der SL (soweit vorhanden) es gerne lesen dürfen.
Ich halte darin fest, wie ich die Figur spielen will und warum ich sie so spielen will. Und wann und warum sie wie agieren/reagieren soll.

Wer für andere schreibt, braucht sicherlich viel mehr Details und größere Sorgfalt in der Formulierung!
Aber für mich selber kann ich mich kurz fassen...

[Meister Analion]

Also ich gehöre auch zur Vier-Satz-Fraktion. Den "Charakter des Charkters"  entwickle ich erst im Spiel, aus seinen Reaktion leite ich ein Allgemeinbild ab. Der Hintergrund wird auch im Spiel ergänzt, da ich meistens in Welten spiele, von denen ich keine Ahnung habe, außerdem haben verscheidene SLs ja auch verschiedene Interpretationen der selben Welt.
Gründe, warum man sich der Gruppe anschließen will kann ich eigentlich nie geben da ich die Gruppe ja vorher noch nicht kenne 

[Bentley Silberschatten]

Bei den meisten Charakteren ist der Hintergrund offen bzw. in kurzer Form erdacht aber nicht niedergeschrieben, was bei selten gespielten schon mal dazu führen kann das sich Ansichten ändern. Ja ist eher schlecht, geb ich zu, aber wenn ich einen Charakter nur einmal im Jahr spiele ist mir das einfach nicht so wichtig.
Anders sieht es aus bei Charakteren die ich häufig spiele, die besitzen in der Regeln einen Hintergrund, aber mit Scheunentor großen Lücken und das finde ich gut, sowohl das ich selbst als auch der SL etwas erweitern kann.
Hier kanns auch mal länger ausfallen was bei mir meist 2 Seiten nicht übersteigt. Ich versuche darin die Entwicklung und die Motivation der Charakter zu erklären was, und so ist es gedacht und erwünscht, viele Ansätze für den SL bieten soll.

Ich sehe das als Mitarbeit wenn ein Spieler mir sowas bringt und ich bin als SL erfreut. Bei Kampagnen fordere ich das auch, aber den Umfang überlasse ich in der Regel den Spielern, gegebenfalls hacke ich noch etwas nach um ein paar weitere Details zu erfahren.
Bei OneShots ist es mir egal, aber ich denke das ne Story immer die Möglichkeit bietet das der SL ein Abenteuer persönlicher machen kann, weshalb es auch da nicht vergebens ist.

[Vanis]

Ich mache mir eigentlich auch nur noch kurze Notizen. Seitenlange Charakterhintergründe kann man im Spiel finde ich eh nicht gebrauchen. Was bringt es mir, wenn ich haarklein weiß, wie der Charakter denkt und fühlt, wenn ich es dann nicht im Rollenspiel umsetzen kann. Deshalb reichen mir ein paar Notizen, die den Charakter gron umreißen. Dazu gehört für mich:

- Was für ein Mensch ist er? Ruhig, aggressiv, aufgedreht, hilfsbereit, rebellisch...?
- Was macht der Charakter zur Zeit und was hat ihn dazu gebracht?
- Welche Ziele bzw. Motivationen hat er?
- Wer sind seine Familie, Freunde, Bekannte? Wo ist er aufgewachsen?
- Wie wirkt er auf andere Menschen bzw. wie möchte er wahrgenommen werden?
- Welchen Grund hat er, mit den Leuten aus der Gruppe zusammen  zu arbeiten?
- Was ist das schönste Erlebnis, dass er bisher hatte?
- Was ist das schlimmste Erlebnis, dass er bisher hatte?

[Lord Verminaard]

Provokante These: Ein guter Charakterhintergrund (im Sinne von Pendragons Definition) ist ein solcher, der den Charakter verwundbar macht.

[Meister Analion]

Provokante These: Ein guter Charakterhintergrund (im Sinne von Pendragons Definition) ist ein solcher, der den Charakter verwundbar macht.

Da stimm ich dir zu. Was nützt der längste Hintergrund wenn der SL daraus nicht einen Plot bauen kann. Und wenn dieser Plot nur um die Friede Freude Eierkuchen Hochzeit mit nem NPC geht werden sich die anderen Spieler langweilen. Kommt dann aber eine Entführung ins Spiel wirds wieder für alel interessant.

Und 2 Seiten gefassel über die Beziehung zum längst verstorbenen Mentor bringt auch rein gar nichts verwertbares fürs Spiel.

[Merlin Emrys]

Was nützt der längste Hintergrund wenn der SL daraus nicht einen Plot bauen kann.

Kann man an und fuer sich hier schon nachlesen... oder verletze ich damit, ohne es zu wissen, irgendeine mir unbekannte gesetzliche Regelung?

[Meister Analion]

Hintergrund ist für mich das, was man dem SL vorlegt, und das sollte möglichst knapp aber ausbaufähig sein. Was man dann noch für sich selber zusammenspinnt ist irrelevant.
Aber wie schon mal gesagt, ich lass den Charakter sich lieber im Spiel entwickeln als irgendwas im Vorfeld festzulegen, nur um dann festzustellen, daß es überhaupt  nicht in die Gruppe oder Kampagne passt.

[Merlin Emrys]

Was man dann noch für sich selber zusammenspinnt ist irrelevant.

Steht das irgendwo im Grundgesetz? Oder wo?

[Meister Analion]

Steht das irgendwo im Grundgesetz? Oder wo?

Siehe meine Sig 

[Merlin Emrys]

Siehe meine Sig 

Nicht so einfach... Dazu muss ich jedesmal auf die Seite mit den Angaben zu Deiner Person wechseln, was ich normalerweise halt nicht unbedingt tue. Aber okay, es steht schon da... ich seh's ein.

[Skele-Surtur]

Die wirkliche Charakterentwicklung spielt sich normalerweise während des spiels ab, nicht davor. Und dat is auch jut so.

[Plansch-Ente]

Die wirkliche Charakterentwicklung spielt sich normalerweise während des spiels ab, nicht davor. Und dat is auch jut so.

Exakt das wollte ich schreiben als ich die ersten Posts gelesen habe...ich mag zwar auch hin und wieder mal ne nette Hintergrundgeschichte, aber da passiert bei mir meistens (!) nicht sehr viel. Wo kommt der Char her, wo will er hin...das ist alles was man braucht. Der Rest entwickelt sich in seinem Abenteurerleben...

[Meisterdieb]

Wieviel Seiten Hintergrund jemand für seinen Char schreiben möchte oder braucht, ist mir -vor allem als SL- egal.
Ich finds gut, wenn sich Spieler intensive mit ihren Charakteren auseinandersetzen, aber das muss nicht unbedingt über den Hintergrund ablaufen; im Rollenspiel ist bei mir dafür auch so Platz.

Ich will diese X- Seiten aber nicht lesen müssen (vielelicht schmöker ich drin, wenn ich darf, aber es bleibt wahrscheinlich beim Überfliegen). Wenn der Spieler , diese Menge an Hintergrund braucht...mir solls recht sein.
Was ich als SL brauche, ist ersteinmal nur die Motivation des Chars.
Warum zieht er auf Abenteuer? Warum mit dieser Gruppe? etc
Danach kommen die Haken: also die Sachen, die ich als SL ins Spiel/Abneteuer einbauen kann. ALso sowas wie Ziele, Ängste, Loyalitäten, Zugehörigkeit etc.
Da Ganze sollte mit max. 4 oder 5 Zeilen abgeschlossen sein.

Für den Anfang.

Wenn sich dann später mehr entwickeln soll, vielleicht weil einer der Charakter-hooks schon gelöst wurde, kann man ja neue einführen.
Hier gilt: So kompliziert und komplex, wie es uns gefällt.
Wenn wir es lustig finden, dass die Gruppe Fheden mit 100 verschiedenen Adelshäusern hat, dann gut. Oder aber gar keine, und wir konzentrieren uns aufs Dungeoncrawling.