Autor Thema: [Pro und Contra]Detaillierte Hintergründe  (Gelesen 5957 mal)

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Offline Edorian

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Re: [Pro und Contra]Detaillierte Hintergründe
« Antwort #25 am: 6.04.2007 | 00:47 »
Ich versuche immer zu erreichen, dass die Leute einen Hintergrund für ihre Charaktere schreiben, einfach weil ich gern lese und so hoffentich einen Einblick bekomme, was der jeweilige Spieler sich bei seinem Char gedacht hat. Dort können dann grundlegende Sachen festgemacht werden:
- klassische Vita (geboren dort, Familie XY, Ausbildung)
- Aussehen und Verhalten (Standardsituationen vorausgesetzt)
- moralische Ansichten und persönlicher Codex
- angestrebte Ziele, kleine wie große

Es müssen nicht direkt zehn Seiten für jeden Char sein. Ich schreibe nur für solche Chars was auf, wenn ich davon ausgehen kann, dass sie öfter zum Einsatz kommen. Aber das große Plus an solchen Texten ist einfach die Erinnerungshilfe, wenn ich einen Char länger nicht gespielt habe. Als SL erleichtert mir ein Hintergund die Vergabe von Boni für gutes RollenspielTM.
Wer natürlich den Überhintergrund zusammendichtet, wo der Char schon Hui die Mörderaktionen gerissen hat, dann sollte man vorher nochmal das System überprüfen, denn meist sind es Frischlinge, die da ins Rennen geschickt werden. Also stückweit selbst schuld, wenn man sich auf die Nase legt  ;) Weiterhin gehe ich immer davon aus, dass ich nichts vorgebe, was ich nicht auch rüberbringen kann. Da bin ich wiederum selbst schuld, wenn das Ein-Mann-Unterhaltungsunternehmen nach hinten losgeht, weil mir kein guter Spruch oder ein Lied o.ä einfällt und ich deswegen den Fisch mache (schweigen und gucken).

Als Orientierung sind die Texte in meinen Augen sehr nützlich und ich bin froh, wenn ich mal was in die Hand gedrückt bekomme und dann feststelle, dass da mehr drinsteckt als "irgendwas muss ja da stehen und ich erkläre auch gleich noch meine Skills/ Ausrüstung/ tolle Boni". Leider komme ich nur selten in diesen Genuss. Inwieweit es meinen SLs wichtig, wenn ich mich hinsetze und mir Gedanken um meinen Char mache und ihnen dann mein Geschreibsel zumute, weiß ich nicht, aber da bin ich guter Hoffnung. Schließlich biete ich direkt ein paar Ansätze für Abenteuer und Szenen.

@ Dom: Wo finde ich das mit den 50 Wörtern bzw. kannst du mir da was schicken?
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Offline Roland

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Re: [Pro und Contra]Detaillierte Hintergründe
« Antwort #26 am: 6.04.2007 | 09:23 »
The Pool und sein 50 Worte Hintergrund. Es gibts allerdings kein Geheimnis bei der Sache. Die Hintergrundgeschichte muss einfach mit 50 Worten erzählt werden.
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Offline Dom

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Re: [Pro und Contra]Detaillierte Hintergründe
« Antwort #27 am: 6.04.2007 | 09:30 »
Ergänzung: Pro Session darf die Geschichte um 15 Wörter verlängert werden.

Dom

Offline Ingo

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Re: [Pro und Contra]Detaillierte Hintergründe
« Antwort #28 am: 6.04.2007 | 11:42 »
Ob meine Spieler einen detaillierten Hintergrund für ihren Charakter schreiben oder nicht ist mir egal. Das überlasse ich ihnen (obwohl ich mich immer freue eine Geschichte lesen zu dürfen). Was ich von ihnen verlange sind jeweils zwei bis drei Sätze (nicht mehr), zum einen wie sich der Charakter sieht und zum anderen, wie er von anderen wahrgenommen wird, so nach der Art:

Umpf ist ein großer Barbarenkrieger, der für die schwachen kämpft und sich kein Abenteuer und keine Wirtshausschlägerrei entgehen läßt. Seine Axt bedient er mit Bravur.

Umpf ist ein Sauf- und Raubbold, auf den kein Verlaß ist. Außer es gibt einen Grund seine Fäuste oder seine Axt zu schwingen, dann ist er immer feste dabei.

Ich habe festgestellt, daß viele ihren Charakterhintergrund gerne mal vergessen und sich nicht mehr an bestimmte Nachteile erinnern wollen. Bei diesen Kurzbeschreibungen halten sie sich viel eher dran und wenn es eine Änderung in den Wesenszügen kommt, dann ist es nicht so wechselhaft sondern eher begründet. In solch einem Fall dürfen diese Sichtweisen dann angepaßt werden  ::)

Viele Grüße,
Ingo
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Irrsinniger

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Re: [Pro und Contra]Detaillierte Hintergründe
« Antwort #29 am: 6.04.2007 | 12:00 »
Ich les die eh' nicht.
Oh, Mann!

Irrsinniger

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Re: [Pro und Contra]Detaillierte Hintergründe
« Antwort #30 am: 6.04.2007 | 12:12 »
Was spricht gegen die schönen seitenlange Charakterhintergründe und was spricht dafür?

Gleich voraus: Ich bin ein Mensch, der sehr gern eine ordentliche und gut lesbare Hintergrundgeschichte zu seinen Charakteren hinkleistert. Und ich freue mich als Spielleiter SEHR, wenn jemand anders das auch macht. Ich lese Charakterhintergründe mit großem Interesse und bin oft enttäuscht, dass die meisten Spieler nichts als eine Ansammlung von Zahlen ins Gemetzel schicken und erst auf Zuruf einen Namen (Ach ja ... Na gut .. äh: "Joe") oben drüberkritzeln.

- Der SL merkt, daß sich der Spieler Gedanken über seinen SC macht und kann sich auf die Spielweise einstellen
- Ein detaillierter Hintergrund bietet Ansätze für viele Plots um den Charakter sogar neben dem Hauptplot
Ja, genau. Oder sogar Ansätze, den Charakter persönlich in den Hauptplot zu involvieren, sodass er ein anderes als ein rein monetäres Interesse daran entwickelt...

- Der Spieler findet sich leichter in den Charakter hinein, weil er sich im Vorfeld so viele Gedanken gemacht hat
Das sehe ich nicht so, vor allem, weil vieles in einer detaillierten Hintergrundstory nicht hält und geändert wird, sobald man ins Spielen kommt und feststellt, dass einem diese oder jene Idee, die am grünen Tisch gut aussah, jetzt nicht so recht in die Stimmung passt.

Contra:
- Die Gefahr ist groß, daß es eine reine Rechtfertigungen für die Wahl an Fähigkeiten und Skills des SC zu sein (und sich ebenso liest).
Das passiert aber nie bei ordentlich ausformulierten Hintergründen sondern nur bei rasch hingetexteten zehn-Zeilen-Stories. ("Waise, aufgewachsen bei Ninja-Clan, Special Forces nach Schulabbruch, 38.Dan Ninjutsu und 46. Dan Karate.")

- Die Lesbarkeit hängt stark von den schriftstellerischen Fähigkeiten und der Motivation des Spielers ab.
- Es kostet Zeit, sich durchzuarbeiten.
Stimmt, stört mich aber nicht - es ist der gute Wille, der zählt. Da verzeihe ich EINE MENGE!

- Der Spieler läuft Gefahr, seinen Charakter zu strikt und unflexibel auszuspielen.
Sehe ich nicht so: Eher vergisst der Spieler Teile seines Hintergrundes und passt diesen danach an. Außerdem habe ich die Erfahrung gemacht, dass Leute mit HIntergrundgeschichte eher zu wandelbaren Charakteren neigen, die durch Erlebnisse geformt werden, zu runden Figuren also, während "Ninja-Meister" einfach das bleiben: Ninja-Meister.

- Die Erwartungshaltung des Spielers ist oftmals, daß der Plot des SL sich vorrangig um diesen Hintergrund dreht (ist ja auch sein gutes Recht. Er hat immerhin viel Zeit reingesteckt).
"Vorrangig" wohl nur bei selbstsüchtigen Narren. Aber dass der Plot dann irgendwie vorkommt, das versteht sich m.A. nach von selbst. Zumindest, wenn ich leite.

Kurz gesagt: Ich wünsche mir detaillierte Hintergründe, ich schreibe selber welche, und ich sehe keine echten Probleme dabei.

TheHoodedMan

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Re: [Pro und Contra]Detaillierte Hintergründe
« Antwort #31 am: 17.04.2007 | 17:07 »
Ich habe festgestellt, daß viele ihren Charakterhintergrund gerne mal vergessen und sich nicht mehr an bestimmte Nachteile erinnern wollen. Bei diesen Kurzbeschreibungen halten sie sich viel eher dran und wenn es eine Änderung in den Wesenszügen kommt, dann ist es nicht so wechselhaft sondern eher begründet. In solch einem Fall dürfen diese Sichtweisen dann angepaßt werden  ::)


Die "Nachteile" machen den Charakter doch erst interessant. Sowohl als Spieler als auch als SL hatte ich bisher immer mehr Spaß mit Charakteren, die nicht absolut perfekt waren. Ich halte einen detaillierten Hintergrund für recht wichtig, wobei nicht alle Details von Anfang an feststehen müssen. Beispiel:

Spieler X spielt einen Zauberer, der in seiner Jugend von seinem Meister gequält wurde. Nach mehreren Sitzungen ergänzt er den Hintergrund mit Details über die damaligen Geschehnisse, Name und Persönlichkeit des Meisters, ein Ereignis, das dem Charakter besonders im Gedächtnis blieb und ihn prägte, usw.

So ergibt sich nach und nach ein plastisches Bild für Spieler und Spielleiter.
Ein sehr gutes Beispiel für ein System, das solche Gedanken bei Spielern fördert ist "Ars Magica", bei dem bei der Charaktererschaffung sogenannte "Story Flaws" gewählt werden können. Diese "Nachteile", wie z.b. "Feinde", "Dunkles Geheimnis", "Verflucht" usw. erlauben dem SC einerseits spieltechnische Vorteile, andererseits fördern sie (auch gemeinsame) Überlegungen von Spielern und Spielleiter über die Ursache dieser "Flaws", ohne zu sehr zu gängeln.
Aufhänger für zukünftige Plots ergeben sich zwangsläufig und der SL wird nicht zum Alleinunterhalter.
« Letzte Änderung: 17.04.2007 | 17:19 von TheHoodedMan »

Offline Bad Horse

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Re: [Pro und Contra]Detaillierte Hintergründe
« Antwort #32 am: 18.04.2007 | 12:42 »
Ich muß mal erwähnen, daß Slobo einen der NSCs aus der Hintergrundgeschichte meines Chars geklaut und in der Gegend herumgeklont hat... und das war in der Phase, in der ich noch mit Begeisterung 10-Seiten-Hintergründe verfasst habe.  ;)

... das mach ich heute nur noch, wenn ich den Eindruck habe, den SL interessiert´s. Oder wenn ich nicht weiß, wie mein Char auf eine Situation reagieren soll, dann fang ich meistens auch an, den Konflikt auszuschreiben (wenn das aus irgendwelchen Gründen zuviel Zeit im eigentlichen Spiel fressen sollte).  ;)
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Offline Wawoozle

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Re: [Pro und Contra]Detaillierte Hintergründe
« Antwort #33 am: 18.04.2007 | 12:52 »
Ich hab mich mittlerweile eigentlich von grossen Charakterhintergründen verabschiedet.
Meistens entscheide ich eher spontan während des Spiels wie sich ein Charakter verhalten sollte.
Entweder merk ich mir die Verhaltensweisen dann, oder ich schreibe sie auf.

Aber 100% definiert ist bei mir sowieso kein Charakter, da wird immer ausprobiert und getestet.
Ihr wollt doch alle den Nachtisch zuerst !

Offline Bad Horse

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Re: [Pro und Contra]Detaillierte Hintergründe
« Antwort #34 am: 18.04.2007 | 17:50 »
...und das von dem Mann, der mit einer Bewerbungsmappe zur ersten UA-Runde kam...  ;)

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Offline Meister Analion

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Re: [Pro und Contra]Detaillierte Hintergründe
« Antwort #35 am: 20.04.2007 | 13:57 »
Also ich finde kurze knappe Hintergründe besser.
Bsp: "Eltern von Baron wegen nicht gezahlter Steuern getötet. Hat den Baron aus Rache erschossen"
Da liegt es dann völlig im ermessen des SLs ob der Baron (à la Sheriff von Nottingham) böse war oder einfach nur seine Pflicht getan hat, ob der PC erkannt wurde und nun gesuchter Schwerverbecher ist oder nicht.

Im verlauf der Kampangne wurde der PC dann von seinem intelligenten Schwert dazu animiert, Paladin zu werden. Dazu habe ich dann eine 2 Seiten Geschichte geschrieben, in der der PC sein ganzes Leben (inc. der Abenteuer) nochmal Revue passieren läßt und sich dann entscheidet.

Außerdem ist es mir schon oft passiert, daß ich mir Chars im Vorfeld ganz anders vorgestellt hab als sie dann im Spiel waren. Z.B wollte ich mal einen düsteren, humorlosen Söldner spielen, aber in der Runde konnte ich es mir einfach nicht verkneifen dauernd dumme Sprüche zu machen.

PS: die gesamte Vorgeschichte war natürlich länger, da war noch ein Satz davor und 3 Sätze danach  ;D
PS: alle Aussagen sind nur meine persönliche Meinung. Ihr habt meine ausdrückliche Erlaubnis, eine andere Meinung zu vertreten.

A government is a body of people usualy notably ungoverned.