Autor Thema: [TSOY] Vipern in den Schatten (hspielt! 14)  (Gelesen 2181 mal)

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oliof

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[TSOY] Vipern in den Schatten (hspielt! 14)
« am: 2.04.2007 | 19:21 »
Auf der diesjährigen hspielt! habe ich natürlich eine Runde TSoY angeboten, nicht zuletzt um die von mir gewählten Begriffe für die Übersetzung auch im Spiel zu testen.

Als Abenteuer habe ich Vermis Snakes in the Shadows gewählt und entsprechend seiner Kritik am Elfen Amoux und einem Gespräch darüber Amoux den Pfad des Selbst und den Pfad der Blutlinie gegeben.

Die Ausgangssituation des Szenarios läßt sich einfach zusammenfassen:

Der junge Lord Dancian de Marnee hat in den Augen seines Vaters zu lange auf der faulen Haut gelegen und sich mit Frauen und Völlerei statt Intrigen und Krieg beschäftigt. Vielleicht sind es auch die politischen Gegner, die Dancian Sr. dazu bringen, seinen Sohn auf eine wichtige Mission zu schicken: Er soll Mondsilber rauben und so der Familie de Marnee den Ruhm einbringen, als erstes ammenitisches Haus über dieses sagenumwobene Material zu verfügen. Da der Vater seinem Sohn nicht traut, schickt er Edmund, den Leibkoch, Giftmischer und Foltermeister als Wachhund mit. Das ist auch nicht schwer zu verkaufen, da Edmund Dancian Jr's Lieblingskoch ist. Außerdem hat sich der Elf Amoux, ein Berater des Vaters der Mission angeschlossen. Natürlich verfolgt Amoux seine eigenen Interessen. Ob dies nur das Mondsilber ist, oder ob er einen seiner Nachfahren schützen will, weiß allein das Schicksal. Letztes "Mitglied" des Hauses de Marnee, das den Kern der Truppe stellt, ist Kiana, eine junge Sklavin, in die Edmund verliebt ist. Was niemand weiß: Kiana ist ein Mitglied der Wächter und hat die Aufgabe, Amoux die Worte der Macht zu entreißen, die er gestohlen hat. Und dann ist da natürlich noch Bowdyn, der khaleanische Ausgestoßene, der die ganze Sache erst möglich macht. Er will sich am Pantherklan rächen, weil er zu Unrecht verbannt wurde, und wie kann man die Khaleaner schlimmer treffen, als den Ammeniten Zugang zum Mondsilber zu verschaffen? Begleitet wird die Gruppe noch von einer Elite-Einheit Bambuskrieger. die 30 Soldaten werden von Sergeant Philippe angeführt, der aus unerfindlichen Gründen mit dieser Aufgabe mehr als unzufrieden ist.

Es ist leicht zu erkennen, dass die Situation schon von Anbeginn sehr explosiv ist. Dazu kommt noch der Aufenthalt in einer von Guerillas, wilden Tieren und weiteren unbekannten Gefahren verseuchten Gegend, und der einzige Führer ist nur bedingt vertrauenswürdig - man sieht schon, dass es hier kein Happy End geben kann.

Vorweg: Das Abenteuer ist bei den Spielern sehr gut angekommen. Auch wenn ich viele bekannte Gesichter in der Runde sitzen hatte, waren alle außer mir mit dem System und der Welt nicht vertraut. Also habe ich in einer halben Stunde etwas über die Welt erzählt ("kannst Du ne Karte zeigen?" "Klar, aber die ist nicht so wichtig - hier habt ihr..." "Oh stimmt, die ist wirklich nicht soo aussagekräftig") und die Basis des Systems erklärt (alles ausser erweiterten Konflikten, da bin ich erst drauf eingegangen, als ein Spieler mit seinem Ergebnis in einem einfachen Konflikt nicht zufrieden war).

Vielleicht erkennt man am Besten, wie vielschichtig das Abenteuer war, wenn ich die Endsituation beschreibe: Kiana hatte ihr Mitgefühl mit Hilflosen überwunden, nachdem der Rest der Gruppe auf der Lichtung mit dem Mondsilberbaum vom fünffach überlegenen Pantherklan umzingelt war. Bowdyn hatte Deirdre für sich gewinnen können und seinen Platz im Pantherklan wiedergewonnen (doch die Rachsucht war nicht gestillt...). Edmund hat in der Verwirrung des Kampfes auf der Lichtung Mondsilber in sich aufgenommen (coole Nutzung einer offenen Steigerung), Amoux hatte eine Karte zu dieser Lichtung, Dancian wurde von Deirdre im Duell besiegt und gedemütigt und anschließend vom Pantherklan aus dem Wald gejagt, um geschlagen und entehrt nach Hause zurückzukehren. Philippe (NSC) hatte schon früher mit den Überresten seiner Leute rebelliert und ist auf eigene Faust nach Ammeni zurückgekehrt. Viele Fragen sind ungeklärt: Wird Edmund in die khaleanischen Wälder zurückkehren, um nach Kiana zu suchen? Wird Amoux mit der Karte auf eigene Faust zurückkehren? Was macht Dancian Sr, wenn er erfährt, dass Edmund Mondsilber in sich trägt? Was macht Amoux (der in unserer Runde Edmund als seinen Nachfahren wählte) - wird er seiner eigenen Gier nach Mondsilber nachgehen oder Edmund vor der Foltermaschinerie der de Marnees schützen? Wie wird Bowdyns Rache an Klanshüptling Cathair aussehen? Was passiert mit dem jungen Dancian, der nach Ammeni zurückkehrt und nun von süßer Rache an Phillipe und Bowdyn träumt?

Insgesamt also ein Abenteuer, dass mit mehr offenen Fragen endete als es begann - ich denke, das ist ganz im Sinne von TSOY. BDTP/erweiterte Konflikte gab es zwischen Kiana und Amoux um die Worte der Macht und natürlich bei den verschiedenen Kämpfen. Dadurch, dass ich die Spieler nicht mit der Unterscheidung zwischen parallelen, gegenläufigen und passiven Handlungen verwirrt habe, sondern eher mit "was hast Du vor" abgeklopft habe, ob die gewählte Absicht noch verfolgt wird und dann festgelegt habe, wie die einzelnen Proben der Beteiligten zueinander stehen, lief das ganze sehr flott. Außerdem war meistens schnell abzusehen, wer auf lange Sicht gewinnen wird, und dann habe ich darauf gedrängt, dass die offensichtlich unterlegene Spielfigur aufgibt. Nur der Endkampf zwischen Dancian und Deirdre lief auf persönlichen Wunsch des Spielers bis zum bitteren Ende, aber das war durchaus angemessen.

Im Nachhinein betrachtet hätte man die ganze Geschichte auch in medias res beginnen können lassen: Die Gruppe steckt im tiefsten Khale, hat schon seit mindestens einer Woche kein Zeichen ammenitischer Zivilisation gesehen, der dauernde Regen macht alle mürbe, und der Pantherklan wartet natürlich auf Philippes Aufbegehren, um die Eindringlinge aus dem Hinterhalt anzugreifen... Naja, beim nächsten Mal. Dieses Abenteuer ist hervorragend für Cons geeignet.

Vermi, vielen Dank für dieses tolle Abenteuer - Du hast einem Spielleiter und seiner Gruppe fünf tolle Stunden beschert! Oder, um es wie die khaleanischen Ghetto-Gangsta zu sagen: "Respect, Digga!"

Offline [tob]ias

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Re: [TSOY] Vipern in den Schatten (hspielt! 14)
« Antwort #1 am: 3.04.2007 | 03:13 »
Interessanter Bericht, danke dafür :).

Was hast du denn für dich noch für Erfahrungen aus dem Abenteuer rausziehen können?


[size=8t]Was ich immer shonmal sagen wollte: Das mit der Karte gefällt mir sehr gut. Das passt auch wirklich gut zu TsoY, denke ich. Ich mochte diese Kartenfixiertheit bei anderen Spielen auch noch nie.[/size]
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Offline Jens

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Re: [TSOY] Vipern in den Schatten (hspielt! 14)
« Antwort #2 am: 3.04.2007 | 07:42 »
Wäre ich nur dabei gewesen! Aber für eine Runde hätte sich die Anfahrt nicht gelohnt. Oh Anbieter der einzigen interessanten Runde auf der Con!
[size=8t]
Du willst also mit wahrer Größe schreiben? ;D

oliof

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Re: [TSOY] Vipern in den Schatten (hspielt! 14)
« Antwort #3 am: 3.04.2007 | 08:37 »
Ach was, da gabs auch andere interessante Sachen, z.B. meine Avatar-Runde am Sonntag (ha!), Clemens' altkirchenslavisch-Runde, Martin's AGON, Martin Volkmanns Extreme Vengeance… und es gab auch noch Leute, die sich mit Freuden in weitere Runden gesetzt hätten.

Was ich gelernt habe: BDTP/erweiterte Konflikte funktionieren besser, wenn man sie nicht allzu theoretisch angeht und sie mehr spielt als zerregelt; Charakterblätter bauen ist nicht einfach; Pfade treiben das Spiel und leiten nicht nur den SL, sondern auch die Spieler (zumindest in Con-Szenarios).

Convention-technische Anmerkungen: Ein Indie-Event stemmt man nur schwer allein; Con-Tourismus-Gruppen, die wie zu Hause in der üblichen Zusammensetzung 8-Stunden-Szenarios spielen sind schlecht für die Con-Kultur; wenn sich Fremde in Deine Runde setzen, nimm es positiv; Nischenwissen hilft auch beim Fancy-Tablequiz; die hspielt-Orga hats drauf.

Offline Lord Verminaard

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Re: [TSOY] Vipern in den Schatten (hspielt! 14)
« Antwort #4 am: 3.04.2007 | 11:00 »
Sehr cool! Danke für das Lob. :D Wobei es zur Hälfte Clinton Nixon gebührt, denn ich habe bei dem Szenario nicht viel mehr getan, als möglichst viele Standard-Konflikte von Near zu personifizieren, in einen Kochtopf zu schmeißen und Feuer drunter zu machen. Schön, dass deine Modifikation funktioniert hat. Dass Amoux ein Vorfahre von Edmund ist, ist in der Tat cool. Viel cooler, als wenn er ein Vorfahre von Dancian wäre.

Um mal zu zeigen, wie ergebnisoffen das Szenario ist, hier die Endsituation unserer NordCon-Runde. Da Bowdyn als NSC mitlief, habe ich den Part mit der Rache ausgeblendet, sodass Deidre und ihr Vater als NSCs wegfielen, und statt dessen Öl ins Feuer der Zu-Geschichte gegossen, indem ich einen Stoßtrupp der Söhne Hanishs auftauchen ließ.

Nachdem Dancian mit seinen Allüren alle zur Weißglut trieb und Philipe mehrere Male kurz vor der Meuterei stand; nachdem Kiana trotzdem einen Narren an Dancian gefressen hatte und ihn pflegte, nachdem er bei einem Überfall des Panther-Clans verwundet wurde; nachdem Dancian bei besagtem Überfall wimmernd und auf allen vieren vor einem Angreifer floh; nachdem Edmund Dancian eine Substanz ins Essen mischte, die ihn impotent machen sollte, da er seine Pools mit Kiana auffrischte; nachdem die Söhne Hanishs alle Sklaven befreiten und Kiana dennoch bei Dancian blieb; nachdem Dancian eigenhändig mit einer Axt die Sänfte in Stücke hackte, ob derer Philipe zuvor beinahe rebelliert hatte; nachdem Edmund, Amoux und Philipe sich gegen Dancian verschworen:

Erreichte die Gruppe den Mondsilberhain, tötete Dancian (in Abkehr vom Pfad des Feiglings) Philipe und Edmund (wobei Edmunds Spieler auf BDTP freiwillig verzichtete), legte Dancian die verwundete Kiana auf ein Pferd und verschwand mit ihr in den Wäldern, übernahm Amoux das Kommando über den verbleibenden Trupp und sicherte sich das Mondsilber. Offene Fragen: Würde es dem Elfen gelingen, mit der kostbaren Beute aus dem Revier des Panther-Clans zu entkommen? Würde Dancian nach allem was passiert war zu seiner Familie zurückkehren? Und was würde dann aus seiner Liebe zu dem Sklavenmädchen? Würde Kiana ihren Dienst bei den Wächtern für immer aufgeben, um mit dem gehassten Feind zusammen zu sein?

TSoY rocks! :8)
« Letzte Änderung: 3.04.2007 | 11:02 von Lord Verminaard »
We are all just prisoners here, of our own device
Danger Zone Blog - Vermi bloggt über Rollenspiel und Blood Bowl

oliof

  • Gast
Re: [TSOY] Vipern in den Schatten (hspielt! 14)
« Antwort #5 am: 3.04.2007 | 12:34 »
Sehr cool! Danke für das Lob. :D Wobei es zur Hälfte Clinton Nixon gebührt, denn ich habe bei dem Szenario nicht viel mehr getan, als möglichst viele Standard-Konflikte von Near zu personifizieren, in einen Kochtopf zu schmeißen und Feuer drunter zu machen. Schön, dass deine Modifikation funktioniert hat. Dass Amoux ein Vorfahre von Edmund ist, ist in der Tat cool. Viel cooler, als wenn er ein Vorfahre von Dancian wäre.

Das kommt noch dazu: Obwohl das Abenteuer auf Cons zugeschnitten ist, zeigt es was TSOY auch in einer normalen Spielrunde mit Kampagnencharakter leisten kann. Den Nachfahren des Elfen habe ich übrigens den Spieler selbst wählen lassen, in der Hoffnung, dass eine persönliche Affinität zwischen Spielern diesen Pfad noch verstärkt, und auch das hat hervorragend geklappt. Rainer (der Spieler Amoux') hat mir hinterher erzählt, wie beeindruckt war, dass er sich immer für eine der beiden Seiten des Elfen entscheiden mußte, und es auf jeden Fall Erfahrungspunkte dafür gab.

Da Du ja lieber segeln gehst, als auf dem Nordcon Deiner Pflicht nachzukommen, habe ich ja freie Hand, das Szenario dort nochmal anzubieten. Ein, zwei Abwandlungen habe ich dabei schon im Kopf. Auf Anregung eines Spielers werde ich bei den Charakteren mehr freie Wahl des Geschlechts einbauen. Bei Amoux , Kiana und Edmund ist das unproblematisch; Bowdyn könnte auch eine Frau sein (und dann wegen Diebstahl des Stammes-Speers verbannt worden sein), und eigentlich spricht in Ammeni nix dagegen, dass Dancian eine Dame namens Danielle ist, die sich beweisen will (um ein anderes Geschlechtercliché aufzugreifen).

oliof

  • Gast
Re: [TSOY] Vipern in den Schatten (hspielt! 14)
« Antwort #6 am: 3.04.2007 | 12:39 »
Zum Thema Buch: Die schlimmsten Übersetzungsklopfer findet man natürlich nur, wenn man das Buch zum Spielen übersetzt. Ohje, das wird noch ein hartes Stück Arbeit...