Autor Thema: Wieviel Komik verträgt der Horror?  (Gelesen 2922 mal)

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Offline Niniane

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Wieviel Komik verträgt der Horror?
« am: 3.08.2007 | 12:42 »
Eine Frage, die mich seit dem letzten Spieleabend beschäftigt: Wie lustig darf es bei CoC sein?
Das klingt jetzt glaub ich schlimmer, als es ist, aber ich frage mich, ist dieses Spiel eine bierernste Angelegenheit, bei der man nicht lachen darf und sich nur gruseln sollte, oder darf man (auch als SL) witzige Situationen herbeiführen?
Konkretes Beispiel: Meine Gruppe sollte ein Ritual durchführen, um einen Geist/Kreatur/whatever zu bannen. Im Verlauf dieses Rituals ist eine der Spielerinnen wahnsinnig geworden und hat versucht, ihren Kollegen "aufzufressen". Anstatt sich zu gruseln oder zu erschrecken, haben alle angefangen zu lachen, was der Stimmung nun nicht gerade zuträglich war. Aber muss ich da als SL eingreifen und was sagen, oder muss man das so hinnehmen?
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Re: Wieviel Komik verträgt der Horror?
« Antwort #1 am: 3.08.2007 | 12:57 »
Also wenn ich mich recht erinnere, waren ja die Auswirkungen des Wahnsinns bei CoC recht willkürlich, da sie ausgewürfelt wurden. Und wenn da ein Spieler plötzlich den anderen auffressen will, dann hat das natürlich schon eine gewisse Komik.
Ich persönlich finde das nicht so tragisch, wenn die Gesamtstimmung passt. Wir haben z.B. mal eines der Abenteuer aus dem Grundbuch gespielt, in dem in einer verlassenen Hütte irgendein Wesen auf dem Dachboden war und regelmäßig nachts Leute aus dem nahen Dorf gefressen hat.
Meine Spieler haben sich zum Showdown in der Hütte versammelt, um das Wesen mit einem Ritual zu bannen, während draussen die Zombiediener des Wesens an Fenstern und Türen kratzten. Also eine durchaus stressige Situation. Als dann einer der Spieler überschnappte und einen anderen SC plötzlich als Monster sah und ihn angriff, hatte das Ganze schon auch eine Art von Galgenhumor. Nichtsdestotrotz haben wir uns gut gegruselt und das Gelächter am Tisch war eher diese Art von nervösem Gekicher, als Schenkelklopfer-Lachen.

Kommt natürlich immer auf die Situation an... Wenn man als Spielleiter in den schillerndsten Farben (hauptsächlich rot) beschreibt, wie die geliebte Frau eines SCs von einem Monster in Stücke gerissen wird, ist es natürlich tödlich für die Stimmung, wenn einer der Spieler mit "Matsch"-Geräuschen angfängt und lacht. In solchen Situationen würd ich dann auch drauf hinweisen.
Ein wenig Gekicher hier und da find ich allerdings ganz angenehm und zeigt halt nur, dass alle Spaß haben.

Offline Niniane

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Re: Wieviel Komik verträgt der Horror?
« Antwort #2 am: 3.08.2007 | 13:02 »
@Uebelator: war das das Abenteuer, wo der Professor die SCs in das Dorf schickt, nachdem er mit seinen Jugendfreunden das Vieh raufbeschworen hat? Das haben wir auch gespielt.

Vielleicht war meine Gruppe mit sechs Spielern auch einfach zu gross. Ich hatte auch Schwierigkeiten, die Stimmung zu halten, wenn ich auch noch an zwei Schauplätzen den Leuten sagen muss, "ja, du kannst den Wahnsinnigen von der Tür wegziehen" und "Ja, du siehst dabei auch die belebte Leiche!"
Es wurde nach dem Spiel auch angemerkt, das die Runde zu "kicherig" war, aber ich finde, das sollte der SL schon in den Griff bekommen.

Noch eine Frage zum Wahnsinn: wer würfelt denn die Nebenwirkungen mit dem W10 aus? Der Spieler selbst oder die SL?
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Offline Boba Fett

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Re: Wieviel Komik verträgt der Horror?
« Antwort #3 am: 3.08.2007 | 13:10 »
Eine Frage, die mich seit dem letzten Spieleabend beschäftigt: Wie lustig darf es bei CoC sein?
Das klingt jetzt glaub ich schlimmer, als es ist, aber ich frage mich, ist dieses Spiel eine bierernste Angelegenheit, bei der man nicht lachen darf und sich nur gruseln sollte, oder darf man (auch als SL) witzige Situationen herbeiführen?
Ist das nicht eine Frage, die in der betreffenden Spielrunde gestellt werden sollte?
Sprich: Frag Doch die Runde, wie sie es am liebsten hätte.
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Offline Niniane

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Re: Wieviel Komik verträgt der Horror?
« Antwort #4 am: 3.08.2007 | 13:23 »
Ich habe die Gruppe gefragt, und da kam von einem der Spieler (übrigens der einzige, der schon vorher mal CoC gespielt hatte) die Bemerkung, es sei  ihm zu "verkichert" gewesen. Und meine Frage zielt darauf, muss man dann als SL auf den Tisch hauen (verbal) und die Spieler zur Räson bringen, oder muss man es hinnehmen?
Den Spielern war das auch klar, das sie eigentlich nicht hätten kichern sollen, aber sie meinten, das wäre nun mal menschlich, und im Grunde genommen soll das ganze ja auch Spass machen, wir proben ja nicht für ein Theaterstück oder einen Film. Aber wenn ich mir als SL richtig Mühe gebe mit meiner Beschreibung und einer fängt an, ot-Witze zu reissen oder eben zu lachen, ist es auch mit meiner Konzentration vorbei

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Re: Wieviel Komik verträgt der Horror?
« Antwort #5 am: 3.08.2007 | 13:40 »
war das das Abenteuer, wo der Professor die SCs in das Dorf schickt, nachdem er mit seinen Jugendfreunden das Vieh raufbeschworen hat?

Ja genau das wars...  :) Auch wenn das Abenteuer von der Story her gar nicht so doll ist, ist es meinen Spielern trotz gelegentlichem Kichern als einer der stimmungsvollsten Rollenspielabende in Erinnerung geblieben.

Noch eine Frage zum Wahnsinn: wer würfelt denn die Nebenwirkungen mit dem W10 aus? Der Spieler selbst oder die SL?

Ich glaube, so im Nachhinein würde ich das als SL einfach entscheiden und der Situation anpassen. Die Würfeltabelle kann man ja gern als Anhaltspunkt nehmen, aber was letztlich passiert, würde ich dem Willen des SL überlassen.

Offline Boba Fett

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Re: Wieviel Komik verträgt der Horror?
« Antwort #6 am: 3.08.2007 | 13:46 »
Die Frage ist immer noch, was die Mehrheit der Mitspieler will.

Wenn es zu albern wird, würde ich das Rumalbern nicht unterbinden - das klappt sowieso nur selten.
Ich würde statt dessen, das Spiel unterbrechen, rumblödeln und nach dem Blödeln kurz eine Besinnung versuchen und dann weiterspielen.
Als Besinnung kann man eine kurze Pause mit Abkehr vom Tisch (auf Toilette gehen, Raucherpause, etc.) nutzen und danach kurz verinnerlichen, wo man war und weitermachen.
Am Besten würde ich den Zweck der Übung auch erklären, damit jeder weiss warum das passiert und damit auch jeder weiss, dass danach wieder ernst angesagt ist.
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Offline Vanis

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Re: Wieviel Komik verträgt der Horror?
« Antwort #7 am: 3.08.2007 | 14:14 »
Und meine Frage zielt darauf, muss man dann als SL auf den Tisch hauen (verbal) und die Spieler zur Räson bringen, oder muss man es hinnehmen?

Du kannst den Spielern schlecht verbieten, manche Situationen komisch zu finden. Der Horror entsteht für mich, indem sich die Spieler sehr mit ihren Firguren identifizieren und sie als reale Personen ansehen können. Wenn denen nun sowas passiert, wie dass ein Freund den anderen "auffressen" möchte, wäre das aus meiner Sicht alles andere als witzig. Es muss dann halt entsprechend ausgespielt werden. Das hängt dann einerseits am SL, die Situation entsprechend zu beschreiben. Also nicht: "Hans knabbert an Tony rum". Dann liegt es aber auch an den Spielern, wie sie den Wahnsinn ausspielen.

Da würd ich mit der Gruppe drüber reden und sie darauf hinweisen, dass du als SL die Grundvoraussetzungen für den Horror stellen kannst, sie als Spieler aber ihre Reaktionen entsprechend ausspielen sollten, bzw. sich in die Lage ihrer Figuren hineinversetzen sollten.
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Daheon

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Re: Wieviel Komik verträgt der Horror?
« Antwort #8 am: 3.08.2007 | 15:08 »
Lachen kann ja auch ein Ventil sein.
Wenn du also das Gefühl hast, es werden Scherze gemacht, um ein wenig Druck abzubauen, hast du als Spielleiterin alles richtig gemacht. ;)

Ansonsten kann ich meinen Vorrednern nur beipflichten: wenn's zu sehr ot wird, einfach ne kurze Pause einlegen.

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Offline Greifenklaue

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Re: Wieviel Komik verträgt der Horror?
« Antwort #9 am: 3.08.2007 | 15:14 »
Also, wenn Du 8 Stunden zusammensitzt und Rollenspiele spielst, wird es sich nicht vermeiden lassen, auch mal zu lachen - schließlich macht das Spiel Spaß  :D

Wenn das Lachen natürlich genau auf den Endhöhepunkt fällt, hat sich vorher vielleicht zuviel aufgestaut?

Manche reagieren auch abwehrend auf Horror mit Humor, dass kann man auch bei Horrorfolmen in großer Runde beobachten (übrigens auch ein Horror...).

Ich würde versuchen ab und an Entspannungspunkte setzen und ggf. ne Zotenkasse aufmachen - wenn alle damit einverstanden sind - damit klar sanktioniert ist, keine Lacher bei Cthulhu. Dann brauchst Du nicht am Tisch rumzutoben, zu erziehen oder sonstwas (, was die Stimmung nach dem Lacher gleich nochmal versalzt), sondern nur einmal auf das Sparschwein deuten...

(PS.: Davon dann etwas gruppentaugliches kaufen, wie die nächste Getränkekiste oder die Gemeinschaftspizza)
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Re: Wieviel Komik verträgt der Horror?
« Antwort #10 am: 4.08.2007 | 00:08 »
Vielen Dank für eure Ratschläge.
Ich hoffe, es entsteht hier nicht der Eindruck, daß ich meinen Spielern generell das Lachen beim CoC verbieten will, aber es hat mich eben in der Situation gestört. Vielleicht müssen sich die Spieler auch in das System einfühlen, damit alle sich gruseln. Der arme Mann, der aufgefressen werden sollte, fand das übrigens gar nicht komisch ;)
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Pyromancer

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Re: Wieviel Komik verträgt der Horror?
« Antwort #11 am: 4.08.2007 | 08:15 »
Eine Frage, die mich seit dem letzten Spieleabend beschäftigt: Wie lustig darf es bei CoC sein?

Lustig!

Du kannst nicht ernsthaft erwarten, dass über die normale Dauer eines Rollenspielabenteuers die Stimmung immer gruselig ist. Das geht nicht, rein physikalisch. Und von Kampagnen brauchen wir da gar nicht erst reden.

Grusel ist auch eine der am schwersten zu erzeugenden Stimmungen, eben weil dabei alle Spieler wirklich mitziehen und sich darauf einlassen müssen. In meinen Augen die große Kunst beim Cthulhu-Leiten ist es, den Spielern zu vermitteln, wann sie sich gefälligst gruseln sollen. Das sind maximal 10% der Spielzeit. Eben, weil viel mehr gar nicht geht.
Und es besteht ein himmelweiter Unterschied zwischen nervösem Gekicher, um emotionale Distanz zu dem Intime-Geschehen zu schaffen, dass einem gerade ein wenig zu sehr an die Nieren geht, und sinnlosem Outtime-Geblödel. Was letzteres angeht, muss man einfach vorher mit den Spielern abklären, dass sie das während des Höhepunktes des Abenteuers doch bitte lassen sollen.

Offline Chaosdada

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Re: Wieviel Komik verträgt der Horror?
« Antwort #12 am: 13.08.2007 | 19:50 »
Ich würde auf jeden Fall  mal mehr entspannende Szenen und Comic Relief einbauen und schauen, ob dann bei den Szenen die richtig gruselig sein sollen weniger rumgealbert wird.

Offline Crenshaw

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Re: Wieviel Komik verträgt der Horror?
« Antwort #13 am: 19.08.2007 | 00:41 »
hmm, das ist eine gute frage.

schallendes gelächter kann jede noch so gute CoC-runde zerstören, die ja mühsam den horror heraufbeschwören muss.

in meiner runde (1920s, Deutschland, wir spielen grade "Auf den Inseln") halten wir es generell sehr lustig, das grundschema ist alles andere als bierernst, dh die spieler blödeln mit ihren chars umher, wir alle haben spass und die stimmung ist unkompliziert-Mel Brooks-artig. es dauert immer ein bisschen, bis wir in das AB richtig ernsterweise hineinfinden, aber ich mache schluss mit allen witzeleien, sobald es den Mythos anschneidet und bringe dann etwas, was die Sanity tüchtig runtermacht.
dies geschieht stets untermalt von der entsprechenden musik.

ich muss allerdings dazu sagen, dass meine runde aus erfahrenen spielern besteht, die schon in der lage sind, nebst all ihrer ungebremsten freude am schabernack auch wissen, sobald es ans eingemachte geht und dann entsprechend ruhiger werden.

ich bemühe mich auch, möglichst keine krassen widersprüche in der spielgestaltung zu haben, zB arktis-abenteuer bei ca.35°C hitze, darstellung von "absoluter finsternis" bei (noch) hellem sonnenlicht draussen, etc. hässliche sachen werden bei uns übrigens immer bei gedimmtem licht geschildert.

ich meine, unser schema kontrastiert ganz gut zwischen allgemeiner unterhaltung und den zäsuren bei den unheimlichen stellen. so amüsieren wir uns im lockeren spielfluss und die gruseligen stellen kommen dadurch viel besser zur geltung.

"These NO-NONSENSE solutions of yours just don't hold water in a complex world of dimension gates, flying cyber-apes and time travel."