Hallo Freunde der leichten Unterhaltung,
ich hatte seinerseits einige Spielleitertipps in Funky Colts eingebaut, die man eigentlich auch ganz gut für andere Rollenspiele nutzen kann. Die beiden ersten habe ich übrigens von der Schreiberei entliehen, die - ähnlich wie Filmemacherei - imho viele nützliche Dinge beinhaltet, die man auch in Erzähltechniken für das Rollenspiel umsetzen kann. Vielleicht dazu später mehr.
Sprechen Sie alle Sinne an
Menschen nehmen nun mal ihre Umwelt mit allen Sinnen wahr und so sollten es auch Rollenspiel Charaktere tun. Neben dem, was diese sehen, sollten Sie ruhig auch die Geräuschkulisse erwähnen, die in einer bestimmten Szene vorkommt oder die Gerüche, die der Charakter wahrnimmt. Ein Charakter, der am Hafen von San Francisco steht und heimlich die Entladung eines Frachtschiffes beobachtet, nimmt – obwohl er die Verladung fixiert – gleichzeitig eine ganze Palette an anderen Sinneseindrücken wahr: Er hört das Kreischen der Möwen, während der Gestank von Fisch sich in seine Nase frisst und er den typisch salzigen Geschmack des Meeres auf der Zunge schmeckt. Natürlich muss der Spielleiter nicht in jeder Szene die komplette Palette an Sinneseindrücken auspacken, das würde das Spiel nur unnötig in die Länge ziehen, doch gelegentlich sollten die Spieler daran erinnert werden, dass ihre Charaktere mehr Sinne besitzen, als nur die Sicht.
Lassen Sie Bilder entstehen
Nicht jeder Spielleiter ist gleich ein Erzählgenie, der durch seine Beschreibungen seine ganze Gruppe in Verzückung geraten lässt. Wer Probleme dabei hat bildhaft zu beschreiben, sollte nicht davor zurückschrecken Vergleiche zu ziehen. Früher einmal – als es noch kein Fernsehen gab und Fotos noch etwas seltsames, fast magisches waren – war es wichtig, dass Autoren und Geschichtenerzähler besonders anschaulich erzählten, damit die Leser oder Zuhörer sich das Beschriebene vorstellen können. Heutzutage besitzt aber fast jeder Mensch einen Fernseher und hat beispielsweise schon die Häuserschluchten von Manhattan oder die Wüste gesehen, obwohl er selbst nie dort war. Die modernen Menschen haben durch die Möglichkeiten der Medien einen immensen Schatz an Wissen und vor allem an Bildern im Kopf, auf die man als Spielleiter zurückgreifen kann. Wenn Sie also eine Szene beschreiben wollen, ziehen Sie ruhig Vergleiche aus Serien und Filmen heran, das gilt natürlich auch für die Nebenrollen. Sie haben in Ihrer Folge eine Angst einflößende Frau slawischen Typs: „Die Frau sieht aus, wie eine Mischung aus Brigitte Nielsen und einem Silberrücken“.
Vergleiche sind schnell, nützlich und relativ einfach einzubauen, aber auch hier gilt die Empfehlung es nicht zu übertreiben, denn eine Szenenbeschreibung, die nur aus Vergleichen besteht, vermittelt zwar einzelne Bilder, aber der Zusammenhang kann dabei verloren gehen.
Seien Sie laut
Nichts ist beim Rollenspiel langweiliger, als ein Spielleiter, der seine Abenteuer stets in der gleichen monotonen Stimmlage vorträgt, egal ob er gerade eine spannende Schießerei beschreibt oder in die Rolle einer scharfen Braut geschlüpft ist. Das macht dann in etwa genauso viel Spaß, wie ein Vortrag über partielle Differentialgleichungen; deswegen sollten Sie als Spielleiter versuchen, aus sich raus zu gehen. Verstellen Sie die Stimme, wenn Sie eine Nebenrolle darstellen. Lassen Sie die Hand auf den Tisch knallen, wenn gerade unerwartet jemand den Wagen der Helden rammt. Schreien Sie, wenn jemand in Ihrem Abenteuer schreit. Machen Sie Geräusche nach, bewegen Sie sich, bringen Sie Leben in Ihr Spiel.
Machen Sie Action
Action ist ein wichtiger Bestandteil der meisten Rollenspiele. Immer wenn es zu einer Szene kommt, in der der Adrenalinspiegel der Protagonisten in die Höhe schießen soll, ist es die Aufgabe des Spielleiters dieses Gefühl auch ein wenig den Spielern zu vermitteln. Wenn es zu einer Verfolgungsjagd, einer Schießerei oder einer anderen Actionszene kommt, ist es wichtig, dass Sie das Tempo des Spiels anziehen, die Spieler nicht zu Atem kommen lassen, sie einspannen und immer auf Trab halten. Wenn Sie sich unsicher sind, wie eine Regel funktioniert oder was für ein Modifikator ein besonderer Umstand verleiht, schauen Sie nicht in die Regeln, improvisieren Sie erst einmal und schauen in einer ruhigen Minute nach. Vermeiden Sie alles, was das Spiel verlangsamt, alles was den Schwung aus der Szene nimmt.
Die Geschichte ist wichtig, die Spieler sind wichtiger
Denken Sie daran, dass Ihr oberstes Ziel als Spielleiter das Spielvergnügen der Gruppe ist. Ihr Spielvergnügen und das der Spieler. Es gibt nichts, dass diesem Spielspaß abträglicher ist, als die Tatsache, dass Spieler merken, dass sie keinen Einfluss auf die Geschehnisse nehmen können und ganz der Geschichte, die der Spielleiter erzählen möchte, ausgeliefert sind. Der Spielleiter sollte stets vor Augen haben, dass er kein Märchenonkel ist, sondern ein Regisseur, der es mit improvisierenden Schauspielern zu tun hat, auf deren Taten er reagieren muss. Lassen Sie den Spielern ihre Freiheit, drängen Sie Ihre Gruppe nicht in eine Richtung, in die sie nicht will aber wenn Sie das tun, agieren Sie dabei so diskret wie möglich. Manchmal hilft ein Wink mit dem Zaunpfahl mehr, als eine verschlossene Tür, die sich nicht öffnen lässt, egal was die Spieler auch versuchen.
Meinungen und Kritiken sind natürlich Willkommen!