Autor Thema: Entwicklungen auf dem (dt) Buchmarkt  (Gelesen 6268 mal)

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Offline AlexW

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Re: Entwicklungen auf dem (dt) Buchmarkt
« Antwort #25 am: 27.08.2007 | 22:18 »
Es mag natürlich sein, daß die Setting-Romane für viele Leser der Einstieg in das Genre sind. Mir kam es nur in den letzten Jahren so vor, als wenn fast nur noch RPG-Romane im Regal stehen und natürlich sehr lange Reihen von erfolgreichen Fantasyromanen, die kein Ende finden, da Trilogien scheinbar schon lange nicht mehr reichen.

Ja, du hast recht. Es stehen viele Settingromane im Regal - weil die vergleichsweise viel gekauft werden. Ich hab damals meine bei Heyne erschienenen DSA-Romane in jedem Bahnhofsbuchhandel gesehen. Auf's ganze gerechnet verkaufen sich SR-Romane/DSA-Romane/WH-Romane besser/oefter als NoName Fantasy-Debuet X. Das hat mit der Optimierung der Verkaufsflaeche zu tun, wie gerade Ketten sie betreiben.

Damit machen wir wieder ne andere Dose Wuermer auf: Die Supermarkt-artigen Ketten interessiert nur, ihre Flaeche zu maximieren. Buchhaendler mit Leib und Seele (die einen vielleicht auch beraten koennten!) sterben zunehmend weg. Die Misere ist also hausgemacht, *gerade* in der "Geiz-ist-geil"-Gesellschaft (aber in UK isses noch viel schlimmer, man muss nur bei Borders und Books ETC reinschauen ... wenn ich abseits vom Mainstream kaufe, gehe ich zu Foyles - ca 10-20% teurer, aber unabhaengig, und bevoelkert von Buch-Menschen, und nicht Ausstellungsflaeche-Optimierern, die selbst nicht lesen).

Die sehr langen Reihen sind ein amerikanisches Problem. Robert Jordan wird nach Woertern bezahlt (und hat sich mittlerweile in seinem eigenen Plot total verlaufen). Verlage zwingen Autoren, X-Teiler zu machen - urspruenglich auf drei Teile angelegte Buecher werden dann zu 5-Teilern aufgepumpt, weil man die Kuh melken muss, solange sie lebt.

Da stecken auch wirtschaftliche Erwaegungen hinter: Bloomburys Aktienwert ist nach Veroeffentlichung des letzten Heinrich Toepfer-Teils um 150 MILLIONEN gesunken - Logik dahinter: Bloomsbury hat ihr wertvollstes Produkt "verloren" und wird so schnell so einen Monster-Bestseller nicht mehr kriegen.

Das passiert, wenn man Buecher wie Deodorants und Tuetensuppen verkauft.

Zitat
Noch ein Wort zu Wolfgang Hohlbein. Er ist vielleicht der bekannteste deutsche Phantastikautor und schreibt seit den frühen 80ern ununterbrochen - das erkenne ich in jedem Fall an. Seine eigenständigen Indiana Jones Bücher und den Hexer von Salem habe ich gelesen und fand den Stoff durchaus unterhaltsam. Stilistisch (und das ist mein Hauptkritikpunkt) finde ich ihn jedoch nicht sonderlich weit vom Groschenromanniveau entfernt, natürlich schon noch besser als Jason Dark, aber das ist auch keine große Kunst.


Helmut Rellergend AKA Jason Dark ist wenigstens so ehrlich, und fuettert nicht noch 5 Ghostwriter mit durch.

Pfui, jetzt hab ich's gesagt.

Oder ist dir noch nie aufgefallen, dass "Wolfgang Hohlbein" von Buch zu Buch total anders schreibt? Ueber "seinen" Stil zu reden ist muessig, denn, wie ich schrieb, Wolfgang Hohlbein ist viele.
« Letzte Änderung: 27.08.2007 | 22:22 von AlexW »

Plansch-Ente

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Re: Entwicklungen auf dem (dt) Buchmarkt
« Antwort #26 am: 28.08.2007 | 12:49 »
Ich halte es allgemein für nicht sonderlich gut, irgendwie zu sagen "Der und der Autor ist schlecht". Das kann niemals eine allgemeingültige Aussage sein. Ich sage das vor allem, weil hier schon mehrfach Markus Heitz genannt wurde und ich den Stil von Heitz wirklich sehr mag. Warum jetzt meine Aussage "Markus Heitz ist wirklich gut" weniger richtig sein soll als Haukrinns Aussage: "Heitz ist Mist", ist mir schleierhaft.

Auch habe ich schon einige Romane von Hohlbein gelesen und seltenst habe ich danach gedacht: Oh man, war das jetzt schlecht. Sicherlich wird es einige Bücher geben, die nicht so super toll sind, aber deswegen gleich den Autor als "schlecht" zu betiteln, halte ich für sehr fragwürdig. Midgard und Drachenfeuer beispielsweise, haben mir eigentlich sehr gut gefallen. Midgard zählt sogar zu meiner "All Time Fave" Liste.

Markus Heitz "Zwerge-Trilogie" ist durchgehend hervorragend und spannend geschrieben. Nur weil es (ich nenn jetzt einfach mal stellvertretend dich @haukrinn) dir nicht gefallen hat, ist Heitz nicht gleich Mist.

Ein Kollege von mir mag den Schreibstil von Walter Moers nicht. Deshalb ist Walter Moers aber noch lange kein Mist.

EDIT: So lange ein Autor es schafft, mich zu unterhalten und ich das Gefühl habe: "Boah, ich muss UNBEDINGT weiterlesen" ist der Autor nicht schlecht. Das haben schon viele Autoren bei mir geschafft. Große Namen wie Stephen King und J.R.R. Tolkien genauso wie Groschenroman-Autoren wie Jason Dark (Der ein oder andere John Sinclair Roman war echt spannend). Und ob ein Autor dafür jetzt ganz tolle Worte benutzt und ganz schön mit Sätzen spielen kann oder ob er normale Sprache benutzt wie Ich und Du, ist mir dabei herzlich egal - solang es mich unterhält
« Letzte Änderung: 28.08.2007 | 12:55 von Noir »

Offline Smaug18

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Re: Entwicklungen auf dem (dt) Buchmarkt
« Antwort #27 am: 28.08.2007 | 13:44 »
Zum deutschen Buchmarkt kann ich nicht allzuviel sagen außer, dass ich mich im wesentlichen von ihm verabschiedet habe und oftmals lieber zum englischsprachigen Original greife. Deutschsprachige Autoren mit aktuellen Veröffentlichungen lese ich nur sehr wenige (Walter Moers wäre z.B. einer).

Die sehr langen Reihen sind ein amerikanisches Problem. Robert Jordan wird nach Woertern bezahlt.

Ich will dir ja in deinem Grundtenor noch nicht einmal widersprechen aber schon Charles Dickens wurde nach Wörtern bezahlt, das Problem des ausufernden Schreibens (welches man imho auch gut an Dickens sehen kann) ist daher also nicht unbedingt so neu. ;) Dass es sich seit einiger Zeit in Form epischer Fantasy manifestiert ist wahr, allerdings fing das schon vor Robert Jordan an (Terry Brooks z.B.).
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Offline AlexW

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Re: Entwicklungen auf dem (dt) Buchmarkt
« Antwort #28 am: 28.08.2007 | 14:42 »
Zum deutschen Buchmarkt kann ich nicht allzuviel sagen außer, dass ich mich im wesentlichen von ihm verabschiedet habe und oftmals lieber zum englischsprachigen Original greife. Deutschsprachige Autoren mit aktuellen Veröffentlichungen lese ich nur sehr wenige (Walter Moers wäre z.B. einer).

Ich will dir ja in deinem Grundtenor noch nicht einmal widersprechen aber schon Charles Dickens wurde nach Wörtern bezahlt, das Problem des ausufernden Schreibens (welches man imho auch gut an Dickens sehen kann) ist daher also nicht unbedingt so neu. ;) Dass es sich seit einiger Zeit in Form epischer Fantasy manifestiert ist wahr, allerdings fing das schon vor Robert Jordan an (Terry Brooks z.B.).

Ich lese zumindest keine Uebersetzungen mehr - die snd in der Regel so schlecht, dass ich das besser koennte. (Und um viele Witze zu verstehen muss man sie dann Wort fuer Wort ins Englische zurueckuebersetzen) Das ist wieder ein Spar-Problem bei den Verlagen. Es gibt gute Uebersetzer, die will nur keiner bezahlen.

@Smaug: Du hast recht. Aber Dickens war wenigstens richtig gut. :)

Offline Doc Letterwood

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Re: Entwicklungen auf dem (dt) Buchmarkt
« Antwort #29 am: 28.08.2007 | 14:47 »
Wieviele Kilometer Robert Jordan gibt es denn schon?  ::)

Mit der Frage "deutsche Übersetzung oder englisches Original lesen" habe ich mich auch schon oft beschäftigt - gescheitert ist es letzten Endes doch wieder an meiner Faulheit, unbekannte Wörter nachzuschlagen. Also bleibe ich erst einmal beim deutschen Markt und suche dort weiter nach den raren Goldnuggets...
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Offline Smaug18

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Re: Entwicklungen auf dem (dt) Buchmarkt
« Antwort #30 am: 28.08.2007 | 15:05 »
Ich lese zumindest keine Uebersetzungen mehr - die snd in der Regel so schlecht, dass ich das besser koennte. (Und um viele Witze zu verstehen muss man sie dann Wort fuer Wort ins Englische zurueckuebersetzen) Das ist wieder ein Spar-Problem bei den Verlagen. Es gibt gute Uebersetzer, die will nur keiner bezahlen.

Ja, sehe ich genauso (gilt imho auch für Filme und Fernsehserien). Vielleicht führt diese Ausweichbewegung ja irgendwann mal zu einem Umdenken bei den Verlagen, so dass sie zumindest bessere Übersetzungen anfertigen lassen oder gleich mehr inländische Talente publizieren/promoten. Aber dafür sind es dann doch wohl viel zu wenige, die sich an der Sprachbarriere nicht stören...

Mit der Frage "deutsche Übersetzung oder englisches Original lesen" habe ich mich auch schon oft beschäftigt - gescheitert ist es letzten Endes doch wieder an meiner Faulheit, unbekannte Wörter nachzuschlagen. Also bleibe ich erst einmal beim deutschen Markt und suche dort weiter nach den raren Goldnuggets...

Ich schlage eigentlich nie was nach. Einzelne Wörter ergeben sich fast immer aus dem Zusammenhang. Man muss nicht jedes einzelne Wort eines Textes im Geiste übersetzen können um ihn flüssig zu lesen. Auch bei Autoren, die ein anspruchsvolles englisch schreiben liest man sich meistens nach einer Weile ein und gewöhnt sich daran (China Miéville fand ich da persönlich recht heftig).

Ich würds an deiner Stelle einfach mal versuchen, ich war auch lange zu faul und kann es im nachhinein gar nicht mehr verstehen. Fang vielleicht mir einem Buch an, dass du vor einer Weile schonmal auf deutsch gelesen hast oder zumindest nicht gleich mit Shakespeare oder Chaucer. ;)
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Re: Entwicklungen auf dem (dt) Buchmarkt
« Antwort #31 am: 28.08.2007 | 15:23 »
Bei China Miéville nutzt das Nachschlagen in der Regel sowieso nichts. Sorry fürs Off-Topic.

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Offline Haukrinn

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Re: Entwicklungen auf dem (dt) Buchmarkt
« Antwort #32 am: 28.08.2007 | 15:37 »
Mit der Frage "deutsche Übersetzung oder englisches Original lesen" habe ich mich auch schon oft beschäftigt - gescheitert ist es letzten Endes doch wieder an meiner Faulheit, unbekannte Wörter nachzuschlagen. Also bleibe ich erst einmal beim deutschen Markt und suche dort weiter nach den raren Goldnuggets...

Bei mir war's auch früher Faulheit. Da die Originale aber in der Regel nicht nur sprachlich wesentlich besser, sondern vor allem auch viel preiswerter als die hanebüchenen deutschen Übersetzungen sind (z.B. Neverwhere Original 4 Euro, Übersetzung (dazu noch ganz besonders dilettantisch) 12 Euro, ham' die den Schuss nicht gehört? :gaga:), lese ich zumindest die britischen und amerikanischen Autoren mittlerweile fast ausschließlich im Original. Es sei denn, meine Frau will die Bücher auch unbedingt lesen...
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Offline Doc Letterwood

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Re: Entwicklungen auf dem (dt) Buchmarkt
« Antwort #33 am: 28.08.2007 | 15:57 »
Na denn. Dann schau ich nächste Woche mal, was die Frankfurter Bahnhofsbuchhandlung alles an interessanten englischen Titeln da hat, wenn ich schon 35 Minuten auf meinen Anschlusszug warten muss :)
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Offline Lyonesse

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Re: Entwicklungen auf dem (dt) Buchmarkt
« Antwort #34 am: 28.08.2007 | 16:59 »
Jack Vance wurde früher als 'Eine Million Worte pro Jahr-Mann' bezeichnet, denn so viele mußte man in den 60ern im Jahr zu Papier bringen, um davon leben zu können; dennoch würde ich sein Werk nicht als ausufernd bezeichnen, da er in der Regel immer etwas Neues schreibt und seine Reihen selten mehr als 3 Teile umfassen. Diesen Autor halte ich aber auch für einen ganz großen Künstler.
Was die Meinungsäußerung über Autoren angeht, so halte ich diese für legitim. Ich hindere ja niemanden daran Hohlbein, Dark oder wen auch immer zu lesen, aber ich habe selbst genug Schund und tolle Sachen gelesen um beurteilen zu können, was mir gefällt oder was nicht und dies hier zum Besten zu geben. Das meine Meinung irgendeine Relevanz hat, kann ich mir sowieso nicht vorstellen - was kann es also schaden?!
Die Tendenz zum Original halte ich für eine natürliche Entwicklung bei Genrefans, denn wer wartet schon gerne Jahre lang auf eine (oftmals schwache) Übersetzung? Außerdem sind die Preise für amerikanische Bücher inzwischen in Ordnung bzw. durch den € sogar günstig und nicht mehr überteuert und die Coverillustrationen sind meistens auch schöner.
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Offline Würfelheld

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Re: Entwicklungen auf dem (dt) Buchmarkt
« Antwort #35 am: 28.08.2007 | 22:30 »
Was die Meinungsäußerung über Autoren angeht, so halte ich diese für legitim. Ich hindere ja niemanden daran Hohlbein, Dark oder wen auch immer zu lesen

Gegen eine sachliche Meinungsdarstellung und Ausführung sollte auch nichts sprechen.
Inwieweit allerding der entsprechende Autor/Verlag daraus was brauchbares zieht oder ziehen will ist immer die Frage!